WIEN Top-Unternehmer 2020 ausgezeichnet - Industriellenvereinigung
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DAS MAGAZIN DER INDUSTRIE November 2020 WELTHANDEL AM WENDEPUNKT? Die Corona-Pandemie zeigt deutlich, warum offene Märkte entscheidend für Arbeitsplätze und Wohlstand in Österreich sind. Vereinigung der österreichischen Industrie, Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien Österreichische Post AG, MZ 03Z034897 M ECONOMICS CORNER INDUSTRIE WIEN Wo sind die Grenzen Produktion sicherstellen, Top-Unternehmer 2020 der Staatsverschuldung? Seite 2 Österreich am Laufen halten Seite 5 ausgezeichnet Seite 10
economics corner/Gastkommentar Die Grenzen der Staatsverschuldung? Die langfristigen Auswirkungen der COVID-19-Krise auf das Budget sind noch nicht absehbar. Aber schon vor der Pandemie war die Schuldendynamik ein veritables Problem für das Land. D ie Corona-Krise wird in den öf- Willen aller lauteren und redlichen Ökono- eingesetzt, wenn ein Land in einen Krieg dass bereits vor der Krise aufgrund der de- fentlichen Finanzen markante men nicht vorherzusehen. Wir befinden uns eintrat und der Patriotismus der Anleger mografischen Entwicklung die Grenzen der Spuren hinterlassen. Mit einer also quasi im Blindflug, was die öffentlichen schier grenzenlos war. Staatsverschuldung in Österreich erreicht historischen Defizitquote von Finanzen betrifft. wurden. Eine Prognose aus der „Prä-Coro- heuer knapp 10 Prozent des Öffentliche Investitionen überprüfen na-Zeit“ verdeutlicht den Handlungsbedarf: BIP werden die Staatsschulden nach derzei- Auf der Haben-Seite dieser Bilanz steht Österreich erlebt keinen kriegsähnlichen Zu- Ohne Reformen im Pensions-, Gesund- tiger Prognose von 70 auf knapp 85 Prozent die aktuelle Situation am Geldmarkt. Der- stand, aber diese historische Ausnahmesitua- heits- und Pflegesystem steigen die Staats- des BIP steigen und dann auf diesem Niveau zeit können 10-jährige Staatsanleihen mit tion einer de facto „Gratis“-Neuverschuldung schulden auf 137 Prozent des BIP bis 2060. bis mindestens 2023 verharren. Konkret einer negativen Verzinsung aufgenommen sollte nicht überstrapaziert werden. Auch geht das Finanzministerium davon aus, dass werden. Die Republik konnte im Juni sogar während der Corona-Krise dürfen wir nicht nach derzeitigem Stand inklusive Kurzarbeit eine 100-jährige Anleihe mit einem jähr- alle Gesetzmäßigkeiten der zwischenzeitli- „Fremdfinanzierte mehr als 26 Mrd. Euro an Mehrausgaben ge- tätigt werden. Gleichzeitig muss mit Minder- lichen Fixzins von 0,85 Prozent erfolgreich am Kapitalmarkt platzieren. Derartige Ins- chen Budgetbeschränkungen über Bord wer- fen. Ein zinsenloses Darlehen bedeutet zwar, Investitionen einnahmen von mindestens 6 Mrd. Euro ge- rechnet werden. Mehr ist derzeit bei bestem trumente einer fast unbegrenzten Laufzeit wurden in der Vergangenheit vor allem dann dass der Zinsendienst nichts kostet, aber fremdfinanzierte Investitionen müssen trotz- müssen eine dem eine volkswirtschaftliche Rendite ein- volkswirtschaftliche Quo vadis Austria? bringen, um wieder zurückgezahlt zu werden. Langfrisge Staatsschuldenentwicklung in Österreich in % des BIP Rendite einbringen, 160% Notwendig ist daher im Sinne eines mo- 137,3% dernen „Spending Reviews“ erstens eine um wieder zurück- genaue Überprüfung von öffentlichen In- ? 140% vestitionen nach ihrem Nutzen und zwei- gezahlt zu werden.“ 120% tens auch ein konkreter wie verbindlicher na Konsolidierungsplan. Vorbild könnte hier 100% Coro 85,0% nach Deutschland sein. Österreichs größtes Mit einem derzeitigen Ausblenden dieser 80% ? Nachbarland hat ein „Corona-Subkonto“ der Staatsschulden gebildet und dessen „Schuldendynamik“ hat der Reformbedarf eine kurze Atempause erhalten. Die Coro- n a 70,5% Coro 60% vor konkreter Tilgungsplan sieht vor, dass die na-Hilfspakete könnten jedenfalls auch ein über die „regulären“ Schulden hinausgehen- Weckruf sein, endlich diesen Tatsachen ins 40% den 100 Mrd. Euro an „Corona-Schulden“ Auge zu schauen und zu handeln. Quelle: EcoAustria, BMF 20% ab 2023 innerhalb von 20 Jahren zurückge- führt werden, also fünf Mrd. Euro pro Jahr. 0% KONTAKT Ohne Reformen steigen Schulden 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035 2036 2037 2038 2039 2040 2041 2042 2043 2044 2045 2046 2047 2048 2049 2050 2051 2052 2053 2054 2055 2056 2057 2058 2059 2060 Clemens Wallner, Diesen Tilgungsplan auch in Österreich Wirtschaftspolitischer Koordinator Bereits vor der Corona-Krise wurden wegen der demografischen Entwicklung die Grenzen der einzurichten, wäre ein Gebot der Stunde. Staatsverschuldung erreicht: Ohne Reformen im Pensions-, Gesundheits- und Pflegesystem steigen der IV: clemens.wallner@iv.at Denn es wird gerne offiziell verschwiegen, die Staatsschulden auf 137 Prozent des BIP bis 2060. GASTKOMMENTAR Mit neuen Koalitionen gegen die große Krise In der Corona-Ausnahmesituation verfestigt sich, was sich schon länger abzeichnet: Rot-schwarze Regierungs-Tanker sind ein Auslaufmodell. Stattdessen suchen und finden beide Lager kleinere Alternativen. G roße Projekte brauchen breit war aber noch unbeeinflusst von PCR-Tests halten. Ob daraus ein überregionales Mo- Abschluss der Metaller-Lohnrunde in Rekord- aufgestellte Regierungen. In Ös- oder 7-Tage-Inzidenzen. Für die ÖVP war es dell werden kann, bleibt zu beobachten. zeit erinnert. Das war nicht nur ein kräftiges terreich führte diese Logik lange die Abkehr vom Prinzip des exzessiven Ab- Lebenszeichen einer Sozialpartnerschaft, dazu, dass Sozialdemokraten tausches zweier Großparteien mit univer- Aktuell geht es um das türkis-grüne Ge- die sich in rot-schwarzer Vergangenheit den und Konservative, die beiden sellem Gestaltungsanspruch. Was im Alltag schäftsmodell. Mit einer ÖVP, die im Sinne Ruf als kontraproduktive Nebenregierung großen, aber auch antagonistischen Kräfte stets den Preis treibt und Wirkung kostet. von Kurz ihren Markenkern als migrations- erworben hat. Ihr ist im nächsten Jahr ein des Landes, gemeinsam auf der Regierungs- Dass Kurz‘ Erstversuch für eine Groß/Klein- kritische Wirtschaftspartei auslebt, auch wesentlicher Sanierungsbeitrag zuzutrauen bank Platz nahmen. Das war vor dem EU- wenn das die Grünen immer wieder in und zuzumuten. Ausgerechnet in der Zeit Beitritt so und das war auch noch nach der Finanzkrise 2008 der Kitt. Ausgerechnet im „Ausgerechnet in der Gewissenskonflikte bringt. Der Status als Regierungspartei und Gestaltungsspiel- des größten Ausnahmezustandes verfestigt sich in Österreich also eine demokratische Seuchenjahr ist aber alles anders. Ein türkis- grünes Experiment navigiert das Land durch Zeit des größten räume in Klimaschutz und Ökologisierung der Infrastruktur scheinen aber die Partei- Normalität. Das Spiel der wechselnden Kräf- te, das bunter geworden ist. die Corona-Krise. Und das ist gut so. Ausnahmezustandes familie des Juniorpartners bei Laune zu hal- ten. Zumindest lässt die erste Testwahl mit Um Missverständnissen vorzubeugen: Na- verfestigt sich in einem grünen Plus in Wien diesen Schluss türlich ist längst nicht alles gut, was uns zu. Auch in Wien hat sich Bürgermeister Sebastian Kurz und sein zahlenverliebter Österreich eine demo- Michael Ludwig frühzeitig von einer groß- Gesundheitsminister Rudi Anschober zumu- koalitionären Variante distanziert. In der ten. Pannen, verwirrende Verordnungen und kratische Normalität.“ dominanten SPÖ standen ab dem Wahl- halbherzige Lösungen haben das Bild von der sonntag nur die Abwägungen zwischen anfangs souveränen Krisenintervention ge- dem erprobten grünen Partner und den trübt. Dennoch käme angesichts einer Pan- Variante mit der FPÖ auf Ibiza geplatzt ist, Neos im Vordergrund. Zumindest mittel- demie, für die es keine Erfahrungswerte gibt, war eine glückliche Fügung des Schicksals. fristig sollte die strategische Umorientie- kaum jemand zum Schluss, dass eine große Rund um den Globus beweisen gerade rung der beiden Großparteien auch der Koalition alleine wegen ihrer historischen Ver- (Rechts-)Populisten, deren Kraftquelle das wirtschaftsliberalen Kleinpartei auf allen dienste vor solchen Fehlern gefeit wäre. Das, Verstärken von Unzufriedenheit ist, dass Ebenen Chancen bringen – womöglich so- und Österreichs passable Corona-Eckdaten sie in der Pandemie die denkbar schlech- gar als Teil von Dreierkonstellationen. im europäischen Vergleich, trägt zu weiter so- teste Besetzung sind. Spannend ist deshalb liden Umfragewerten für die Koalitionäre bei. der Blick nach Oberösterreich, wo Manfred Wer angesichts der Aufräumarbeiten nach Lucian Mayringer beschreibt und kommentiert Die Entscheidung von Kurz und Grünen-Chef Haimbuchner versucht, seine Blauen aus der Corona-Krise um den Schulterschluss Foto: OÖN für die „OÖNachrichten“ von Wien aus die Werner Kogler, es gemeinsam zu versuchen, diesem Eck des Rabaukentums herauszu- der großen Kräfte bangt, sei an den jüngsten österreichische Innenpolitik. 2 November 2020 | iv-positionen
Leitartikel/Aktuelles Die Industrie und ihre Partner halten Österreich „Österreich ist bis zu 60 Prozent weiter am Laufen vom Export abhängig. Wenn die Firmen nicht reisen, können sie Projekte nicht fertigstellen, können Anlagen nicht servicieren Im Lockdown Nummer 2 läuft die Produktion weiter – und, vor allem, keine neuen das wird mit dafür sorgen, dass sich die ökonomischen Aus- Aufträge akquirieren. Da entstehen IV-MEINUNG wirkungen für Österreich diesmal in Grenzen halten werden. die Arbeitslosen von morgen.“ U Günther Ofner nsere Unternehmen haben in Das Learning aus den vergangenen Monaten Flughafen Wien-Vorstand den vergangenen Monaten be- ist zudem, dass es auch und insbesondere auf eindruckend bewiesen, dass regionaler Ebene ein mit Menschen und Be- sie durch höchste Sicherheits- trieben gut abgestimmtes Krisenmanagement standards ihre Mitarbeiterinnen geben muss. Die Auswirkungen der regiona- und Mitarbeiter schützen. Arbeitgeber und len Maßnahmen für Wirtschaft und Industrie Arbeitnehmer haben gemeinsam Verant- müssen mitbedacht und berücksichtigt wer- wortung übernommen – umso richtiger war den. Auch für Unternehmen in umliegenden die Entscheidung der Bundesregierung, die Gemeinden hätten etwa Quarantäne-Situa- „Gesellschaftlich ist deutlich Produktion in Österreich – ebenso wie den tionen massive Konsequenzen und würden Handel – unter Sicherheitsvorkehrungen die Produktion wesentlich beeinträchtigen. geworden, wie wichtig die weiter arbeiten zu lassen. Dazu kommt, dass Herstellung von systemrelevanten Der Weg aus der Krise führt über ein ver- Produkten und technisches Know- • der Personen- und Warenverkehr weiter- nünftiges und verantwortungsvolles Mitei- how in Österreich und Europa sind.“ läuft und keine Grenzen für Geschäfts- nander von Bürgern, Politik und Betrieben. reisende geschlossen werden; Dann können Unternehmen ihren Beitrag für Sabine Herlitschka • auch während der nächtlichen Ausgangs- den Wiederaufschwung und die Sicherheit in IV-Vizepräsidentin und beschränkung zum Arbeitsplatz gefahren Österreich leisten – ein Gut, das angesichts Infineon Österreich-Chefin werden darf und somit beispielsweise von Terror und den Herausforderungen durch die Schichtarbeit aufrechterhalten wer- COVID-19 wieder wichtiger geworden ist. den kann; • „Working from Home“ eine Empfehlung, aber nicht vorgeschrieben ist; Ihr • Kindergärten und Schulen geöffnet blei- ben, um auch die Kinderbetreuung bzw. den Bildungsfortschritt zu sichern. „Der Ansatz ist der richtige, auch wenn es an der Abwicklung oft Was allerdings (noch) fehlt, ist eine von vielen hapert. Kurzarbeit, Liquiditätsunter- Virologen empfohlene Verkürzung der Qua- stützung, Investitionsprämie oder rantänezeit für Kontaktpersonen 1 auf zumin- das Impulsprogramm des Landes dest 7 bzw. 8 Tage und ein damit verbunde- nes „heraustesten“. Dies würde eine frühere Christoph Neumayer, sind wichtige Maßnahmen. Denn Rückkehr an den Arbeitsplatz ermöglichen. IV-Generalsekretär wenn die Wirtschaft schwächelt, haben wir weniger Arbeitsplätze und Wohlstand im Land. Die Redaktion weist darauf hin, dass Redaktionsschluss der vorliegenden Ausgabe der iv-positionen der 3. November war. Aktuelle Informationen über spätere Entwicklungen Markus Comploj im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie finden Sie unter www.iv.at. CEO Getzner Holding AKTUELLES IN KÜRZE POSTING DES MONATS GRAFIK DES MONATS ZAHL DES MONATS 20,04 Die COVID-19-Maßnahmen prägen auch vergangenheitsbezogenen Ausgaben (u.a. die Verteilung der Ausgaben im Bundes- Zuschüsse an Pensionsversicherungsträ- budget nach ihrer zeitlichen Orientierung. ger, Schuldengebarung) und zukunftsbezo- Der Anteil der gegenwartsbezogenen Aus- genen Ausgaben (u.a. Familie, Unterricht, gaben (u.a. Recht und Sicherheit, Arbeit, Wissenschaft und Forschung), Verkehr, Konkrete Investitionsanreize sind das beste Soziales, Gesundheit) wächst nächs- Innovation und Technologie (Forschungs- Mittel, um die durch COVID-19 ausgelöste tes Jahr überdurchschnittlich. Dennoch ausgaben) eine Herausforderung für Wirtschaftskrise zu überwinden. Nur so lässt bleibt das Ungleichgewicht zwischen den Standort. sich nachhaltiges Wachstum stimulieren, das wir für die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen brauchen. Rund 2 Mrd. Euro Vergangenheits- und zukunsbezogene Ausgaben Investitionsprämie lösten innerhalb von etwa des Bundeshaushalts im Vergleich 2 Monaten 20,04 Mrd. Euro an Investitio- Anteile in % nen aus. Insofern wäre die im Oktober an- 60% Bundesrechnungs- Bundesfinanzrahmen- Bundesfinanzrahmen- gekündigte weitere Erhöhung der Mittel für abschluss 2002 gesetz 2021 gesetz 2024 50% die Investitionsprämie für Unternehmen die richtige Maßnahme zur richtigen Zeit. Quelle: Bundesfinanzrahmengesetz 2021 bis 2024 40% 30% Fotos: AdobeStock, Gettyimage, IV/Michalski 20% 10% 0% vergangenheitsbezogen zukunsbezogen gegenwartsbezogen November 2020 | iv-positionen 3
Wirtschaftspolitik Der globale Wettbewerb nimmt keine Rücksicht auf die Vergangenheit Im Oktober wurde F. Peter Mitterbauer zum Vize-Präsidenten der Industriellenvereinigung gewählt. Was ihn an der Industrie fasziniert und an welchen standortpolitischen Schrauben gedreht werden sollte, darüber sprach er mit den iv-positionen. Welche sind Ihre ersten Digitalisierung, egal ob in der Infrastruktur schwierigen Zeiten einen zukunftsorien- Erinnerungen an die Industrie? oder in der Ausbildung. Durch Bildungs- tierten Zusammenhalt von Industrieunter- Die MIBA ist ein Familienunternehmen. ideen, die jungen Menschen Lust auf Tech- nehmen, Arbeitnehmervertretungen und Mein Großvater war Schlosserlehrling und nik und Innovation machen. Und durch eine Politik. Nur gemeinsam werden wir die rich- hat sich 1927 mit einer Werkstatt selbst- unideologische und faktenbasierte Klimadis- tigen Rahmenbedingungen für die aktuellen ständig gemacht. Nach dem 2. Weltkrieg kussion, bei der wir CO2-Reduktion voran- Herausforderungen schaffen. hat er daraus ein Industrieunternehmen treiben – jedoch so, dass wir in Österreich geformt, das von meinem Vater zu einer und Europa auch weiterhin Wettbewerbsfä- Warum engagieren Sie sich, weltweit tätigen Technologiegruppe wei- higkeit und somit auch Wohlstand langfristig neben Ihrer Tätigkeit als Unternehmer, terentwickelt wurde. Ich bin daher im sicherstellen können. in der Industriellenvereinigung? wahrsten Sinn des Wortes in der Industrie Kein Unternehmen steht für sich allein. Wir aufgewachsen und war schon früh als Kind Wo sehen Sie die Zukunft alle sind eingebettet in gesellschaftliche, in unseren Werken. Zwei frühe Erinnerun- der Industrie in Österreich? wirtschaftliche und politische Rahmen- gen aus meiner Kindheit habe ich: erstens, Wenn es uns gelingt, die vielen Veränderun- bedingungen. Ich möchte mich für einen wie Geschäftspartner bei uns privat zum gen unserer Zeit proaktiv mitzugestalten, Industriestandort einsetzen, der nachhal- Abendessen geladen waren und wir Kinder dann sehe ich für die österreichische In- tiges Wachstum ermöglicht und somit zu- zuhören durften. Die andere ist, wie mein dustrie eine sehr gute, erfolgreiche Zukunft. kunftsweisende Arbeitsplätze sowie Wohl- Vater immer gesagt hat, dass Industrie vom Dazu braucht es gerade jetzt in diesen stand sichert. lateinischen Wort „industria“ kommt und dies „Fleiß“ bedeutet. Was mich zudem immer fasziniert hat: die Nähe und Verbun- denheit und der Zusammenhalt zwischen Mitarbeitern, Management und Eigen- tümerfamilie. Das macht familiengeführte Industrieunternehmen wie unseres aus. ZUR PERSON: Dipl. Ing. F. Peter Mitterbauer, MBA, Was sind derzeit die wichtigsten ist seit 2013 Vorstandsvorsitzender des standortpolitischen Herausforderungen? Industrie- und Technologieunterneh- Der Standort Österreich und die österrei- mens MIBA AG, einem der führenden chische Industrie stehen im globalen Wett- strategischen Partner der internationalen bewerb. Und der nimmt keine Rücksicht Motoren- und Fahrzeugindustrie mit auf Errungenschaften der Vergangenheit. Sitz in Laakirchen. In der IV war er im Vielmehr fordern uns erfolgshungrige Mit- Vorstand der Jungen Industrie Oberös- bewerber aus aller Welt täglich aufs Neue terreich aktiv, zudem fungiert er in der heraus. Um weiter erfolgreich zu sein, müs- IV-Oberösterreich als Vize-Präsident. sen wir für die österreichische Industrie die Auf Bundesebene ist er seit Jahren im richtigen Voraussetzungen schaffen. Das IV-Bundesvorstand tätig. Neben IV-Präsident Georg Knill und F. Peter Mitterbauer bilden Vize-Präsidentin Sabine Herlitschka sehe ich durch noch mehr Tempo bei der und Vize-Präsident Philipp von Lattorff das Leitungsgremium der IV. IV-KONJUNKTURBAROMETER WIRTSCHAFTLICHE ERHOLUNG VERLANGSAMTE SICH IM 3. QUARTAL Die Industrie zählte bis November zu den den drei von COVID-19 am stärksten be- geöffnet. Zudem nennt er „eine hohe An- Frühjahr hinein ist nur mit einer geringfügi- am stärksten betroffenen Wirtschaftsbe- troffenen Wirtschaftsbereichen zählt – nach passungseffizienz auf betrieblicher Ebene, gen weiteren Verbesserung des Geschäfts- reichen. Warum der neuerliche Lockdown den sonstigen Dienstleistungssektoren (per- um Umsatzeinbußen zu verringern“. Ein ganges zu rechnen. Dies ist vor allem darauf für die Volkswirtschaft weniger schädlich sönliche Dienstleistungen, Transport, Kultur, Beispiel aus der Gastronimie wäre etwa das zurückzuführen, dass der Anteil der optimis- als der erste ist, erklärt IV-Chefökonom Sport) und noch vor der Tourismuswirtschaft Lieferservice. Zudem verweist Helmenstein tisch gestimmten Unternehmen von einem Christian Helmenstein. (Gastronomie, Beherbergung). Letztere ver- auf Verhaltensveränderungen bei Konsu- Drittel auf unter ein Viertel zurückgegangen zeichnete bisher Wertschöpfungsverluste in menten. So sind Gewöhnungseffekte ein- ist. Der Indikator „Beschäftigtenstand“ ver- Bereits seit August verzeichnete IV-Cheföko- ähnlicher Größenordnung. getreten, etwa beim Einkaufen mit Mund- harrt in deutlich negativem Terrain. Der ak- nom Christian Helmenstein eine „Seitwärts- Nase-Schutz. Damit weicht die aktualisierte tuelle Wert beträgt -23 Punkte nach zuvor bewegung der wirtschaftlichen Aktivität“. Be- Wie wirkt sich der zweite Lockdown auf IV-Prognose geringfügig von der bisherigen -22 Punkten. Mittels „Corona-Kurzarbeit“ die Volkswirtschaft aus? Helmenstein er- rechnungen vor dem neuerlichen Lockdown ab: Für 2019 erwartet die IV einen BIP- konnte zwar – bei hohem budgetären Auf- wartet einen „nicht annähernd so hohen im November zeigten, dass die Industrie mit Rückgang um 7,8 Prozent im Vergleich zum wand – ein ansonsten dramatischer Anstieg wirtschaftlichen Schaden“, wie beim ersten einem Schaden von mehr als 8 Mrd. Euro zu Vorjahr (statt bisher -7,6 Prozent). der Arbeitslosigkeit vermieden werden, doch Lockdown im Frühjahr. stehen weitere Beschäftigungsverluste in KONJUNKTURBAROMETER Als Gründe nennt der IV-Konjunkturbarometer der Industrie bevor. Positiv ist zu vermerken, Ökonom „die geringere auf niedrigem Niveau dass zum letzten Termin immerhin jedes 25. 80 Maßnahmenintensität“, Das IV-Konjunkturbarometer, das als Mittel- Industrieunternehmen seinen Personalstand 70 etwa bleibt der Grenz- wert aus den Beurteilungen der gegenwärti- auszuweiten beabsichtigte und dies inzwi- 60 übertritt aus berufli- gen Geschäftslage und der Geschäftslage in schen sogar auf jedes 14. Unternehmen 50 chen Gründen gestat- sechs Monaten bestimmt wird, verbesserte zutrifft. Helmenstein schlussfolgert: „Diese 40 tet, Dienstleitungen sich im dritten Quartal von -9,0 Punkten auf Entwicklung unterstreicht das Paradoxon wie Friseure bleiben +6,1 Punkte. Dieser Vorzeichenwechsel auf der Parallelität von hoher Arbeitslosigkeit 30 ebenso wie Schulen niedrigem Niveau ist allerdings auf die deut- einerseits und einem Fachkräftemangel vor 20 liche Verbesserung des Geschäftsganges im allem in Bezug auf digitale Kompetenzen 10 Vergleich zum zweiten Quartal zurückzufüh- andererseits, der sich im Wiederaufschwung Fotos: Hermann Wakolbinger, Alexander Müller 0 ren. Die Aussichten trüben sich sogar wieder wachstumshemmend auswirken wird." Vorzeichenwechsel auf -10 niedrigem Niveau: Das etwas ein. IV-Konjunkturbarometer -20 kletterte im 3. Quartal in Hohe Arbeitslosigkeit WEBTIPP -30 den positiven Bereich. Ausführliche Informationen über das Dennoch ist die Industrie und Fachkräftemangel -40 IV-Konjunkturbarometer finden Sie unter noch weit unterhalb der Wie schätzen die Unternehmen die Entwick- 03/15 06/15 09/15 12/15 03/16 06/16 09/16 12/16 03/17 06/17 09/17 12/17 03/18 06/18 09/18 12/18 03/19 06/19 09/19 12/19 03/20 06/20 09/20 www.iv.at Normalauslastung. lung in den nächsten Monaten ein? Bis in das 4 November 2020 | iv-positionen
Wirtschaftspolitik Produktion sicherstellen, Österreich am Laufen halten Die notwendigen Corona-Maßnahmen sind ein schwieriger Balanceakt zwischen Gesundheit und Wirtschaft. Entscheidend ist, dass die produzierende Wirtschaft weiterarbeiten kann. W as lange Zeit befürchtet aber der Einzelhandel. Auch die gesamte Corona-Kurzarbeit etwa sind ein wichtiger kürzere Quarantänezeiten (wenn medizinisch wurde, ist Anfang No- produzierende Wirtschaft bleibt geöffnet. Schritt, der Unternehmen die notwendige vertretbar) bei der Absonderung von K1- vember Realität gewor- Flexibilität, Rechtssicherheit und Planbar- Kontaktpersonen sowie eine klare Kommuni- den – eine zweite Welle Gerade für Letzteres hat sich die Industriel- keit ermöglicht. kation und flexible Regelungen auf Betriebs- der COVID-19-Pande- lenvereinigung eingesetzt. Denn die öster- ebene beim Thema „Working from Home“ mie hat Österreich fest im Griff und neue, reichische Industrie bekennt sich selbstver- Diskussion über müssen daher Priorität haben. Auch regte die verschärfte Eindämmungsmaßnahmen not- ständlich zum Schutz von Gesundheit und kürzere Quarantänezeiten Industrie die Möglichkeit des „Freitestens“ wendig gemacht. Mit Monatsbeginn hat Leben der Menschen als oberste Priorität Jetzt gilt es, die Versorgungssicherheit der aus der Quarantäne an, denn aufgrund stei- die Bundesregierung daher die Notbremse und trägt daher die erforderlichen Maß- Menschen aufrecht- sowie das Land und den gender Infektionszahlen wächst die Gefahr, gezogen und einen zweiten Lockdown inklu- nahmen entsprechend mit. Gleichzeitig Wirtschaftsstandort am Laufen zu halten. den Betrieb mancherorts nicht aufrechterhal- sive nächtlicher Ausgangsbeschränkungen müssen aber weitreichende Auswirkungen Unerlässlich dafür ist eine funktionierende ten zu können. Wenn all das gewährleistet ist, über das Land verhängt. Anders als im Früh- für Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze Industrie. Die Aufrechterhaltung von Liefer- dann wird Österreichs Industrie auch weiter- ling sind dieses Mal allerdings „nur“ die Gas- mitbedacht und entsprechend rasch und ketten und Sicherstellung eines freien Gü- hin – und auch unter den herausfordernds- tronomie-, Tourismus- und Freizeitwirtschaft unbürokratisch Maßnahmen getroffen ter- und Personenverkehrs über die Grenzen ten Bedingungen – ihrer Verantwortung für sowie der Kulturbereich betroffen – nicht werden. Die erfolgten Anpassungen bei der hinweg, eine pragmatische Regelung und Standort und Arbeitsplätze gerecht werden. DIGITALES IV-FORMAT „INDUSTRIE-TALK“ GESTARTET Der Austausch zwischen Industrie und Politik sowie aktuelle Informationen über geplante Ent- scheidungen und Maßnahmen sind vor allem in stark herausfordernden Zeiten entscheidend. Aus diesem Grund hat die IV im Oktober für IV-Mitglieder das digitale Diskussions-Format „Industrie-Talk“ gestartet. Den Beginn machte Bundeskanzler Sebastian Kurz, der im Gespräch mit IV-Präsident Georg Knill auf die Corona-Krise und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen ein- ging. Ausdrückliches Lob seitens der Politik erhielten etwa die Arbeitsplatz-Sicherheitskonzep- te in den heimischen Industriebetrieben, wodurch Ansteckungen dort praktisch nicht stattfin- den würden. Problem sei, dass die meisten Infektionen im privaten Bereich erfolgen. Beim Thema Klimapolitik sprach Knill die bisherigen Leistungen der heimischen Industrie an: „Wir gehören heute zu den weltweit Führenden, was klimafreundliche Produktion betrifft und haben uns auch immer schon zu ambitionierten Klimaschutzzielen bekannt, wenn sie realistisch sind und die Umsetzung darstellbar ist.“ Kontraproduktiv sei jedoch der derzeitige „europäische Wettbewerb“ nach dem Motto „Wer bietet mehr?“. Hier stellte der Bundes- kanzler klar, dass es nicht das Ziel sein könne, die Industrie aus Europa zu vertreiben. Zen- trales Thema war zudem die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt, das ebenfalls im 2. „Industrie-Talk“ mit Arbeitsministerin Christine Aschbacher erörtert wurde. Aus IV-Sicht muss der Fokus auf betriebsnahe Qualifizierung gerichtet werden. Die neue Arbeitswelt mit „Working from Home“ darf keinesfalls zu bürokratischen Hürden führen, sondern muss die gelebte Praxis stärken. IV-INFO Bund setzt finanziellen Schwerpunkt bei Hochschulen I m Oktober wurden die Eckpunkte für das ist die größte beitragsmäßige Erhöhung seit Bundesbudget für das kommende Jahr vor- 25 Jahren und ein wichtiger Schritt, für den gelegt. Die COVID-19-Maßnahmen schla- sich die Industrie intensiv eingesetzt hat. gen sich naturgemäß deutlich im Budget 2020/21 nieder. Um die Krise bewältigen Die Budgetsteigerung ermöglicht, dass die Fachhochschulen notwendige Investitionen Unternehmen nutzen zu können, sind – neben wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen – die richtigen in Digitalisierung, Internationalisierung und Innovation und die hochschulische Lehre die Forschungsprämie D Schwerpunktsetzungen notwendig. Das ist tätigen können. ie Forschungsprämie ist ein wich- Zudem ist für die IV wichtig, dass das aus Sicht der Industrie im Großen und Gan- tiges Instrument, um F&E und Pro- Budget 2020/21 nicht nur den Ausbau von zen gelungen. → Plus von 1,3 Mrd. Euro duktion in Österreich zu stärken klimafreundlichen Technologien vorsieht, für Universitäten bzw. nach Österreich zu ziehen. Das im Ok- sondern auch die F&E-Mittel für sämtliche Die Industrie hat sich dafür eingesetzt, dass Eine weitere Erfolgsnachricht ist aus Sicht tober vorgelegte Budget für 2021 bestätigt standortrelevante Stärke- und Zukunftsfel- die Weichen für die post-COVID-Zeit jetzt der Industrie das beachtlich gestiegene deren Bedeutung für die Industrie. Für das der abgesichert werden. Deshalb braucht gestellt werden. In diesem Zusammenhang Universitätsbudget. So stehen den 22 Uni- laufende Jahr rechnet das Finanzministe- es zusätzlich eine umfassende Technolo- ist ein Mehr für Schulungs- und Qualifizie- versitäten für die kommende Leistungsver- rium damit, dass forschende Unternehmen gieoffensive für die angewandte Forschung rungsmaßnahmen wichtig, um die Folgen einbarungsperiode 2022 bis 2024 um 1,3 über die Prämie rund 800 Mio. Euro geltend in Höhe von einer Mrd. Euro in den kom- auf dem Arbeitsmarkt bewältigen zu können. Mrd. Euro mehr zur Verfügung. Das bedeu- machen – das entspricht rund 6 Prozent der menden Jahren, die insbesondere die Positiv hervorzuheben sind außerdem die tet eine Budgetsteigerung von 12,6 Prozent gesamten rot-weiß-roten F&E-Ausgaben. digitale Transformation in der Industrie entsprechenden Schwerpunktsetzungen bei im Vergleich zur aktuellen Leistungsverein- Im Vorjahr waren es 758 Mio. Euro. Für die und Zukunftstechnologien konsequent Forschung und Entwicklung sowie im Bereich barungsperiode. Wichtiges IV-Anliegen ist Anhebung des Prämiensatzes auf 14 Pro- vorantreibt, um damit den nötigen Schub der Hochschulfinanzierung, wo konkrete Ver- dabei, dass die „Universitäts-Finanzierung zent ab 2018 hatte sich die IV erfolgreich nach vorne zu erzeugen und Österreichs besserungen umgesetzt werden konnten: NEU mit Schwerpunkt MINT“ erfolgreich eingesetzt. Die Forschungsprämie stärkt die technologische Kompetenzführerschaft fortgeführt werden kann, um die Betreu- Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unter- auszubauen. Von maßgeblicher Bedeu- Fotos: BKA/Tadic, Schweitzer/IV → Erhöhung der bundesfinanzierten ungsverhältnisse zu verbessern, Studienab- nehmen, weil sie allen forschungsaktiven tung ist zudem die Absicherung der F&E- FH-Fördersätze erreicht brüche zu vermeiden und Studienabschluss- Unternehmen zugutekommt. Evaluierungen Mittel aus der Nationalstiftung und des Ab 2021 ist eine Erhöhung der Fördersätze quoten zu erhöhen – insbesondere in dem haben bisher die positiven Effekte der For- Österreich-Fonds über 2020 hinaus und für die bundesfinanzierten FH-Studienplätze für die heimische Industrie so bedeutsamen schungsprämie für Arbeitsplätze und F&E- dass diese als „Fonds Zukunft Österreich“ um 10 Prozent vorgesehen. Diese Anhebung MINT-Bereich. Aktivitäten eindrucksvoll gezeigt. weitergeführt werden. November 2020 | iv-positionen 5
COVERSTORY Wohlstand braucht offene Märkte Die Corona-Pandemie zeigt deutlich, warum offene Märkte entscheidend für Arbeitsplätze und Wohlstand in Österreich sind. Die Industriellenvereinigung bringt auf den Punkt, wie die internationalen Rahmenbedingungen für europäische und österreichische Betriebe verbessert werden müssen. D ie Corona-Pandemie vermit- telt als unfreiwilliges Realex- ersten Lockdowns sollten uns nicht zum fal- schen Schluss führen, dass Protektionismus „Nicht vergessen periment sehr klar, wie stark Wohlstand und Arbeitsplätze und Renationalisierung Antworten liefern können. Gerade für ein kleines Land wie werden darf, in Österreich am Erfolg der Österreich ist es essenziell, dass die Unter- dass Freihandel die Exportwirtschaft hängen. „Der Zugang zu nehmen ungehindert weltweit aktiv sein Märkten sowie faire Wettbewerbsbedin- können.“ Und IV-Generalsekretär Christoph Konsumentenpreise gungen für Österreich sind daher in Zukunft Neumayer unterstreicht: „Bei aller Romantik wichtiger denn je“, erklärt IV-Präsident Georg rund um Regionalisierung und Nationalisie- senkt, die Produkt- vielfalt erhöht, das Knill. Die Zahlen sprechen diesbezüglich rung sollte niemand vergessen, dass Frei- eine klare Sprache: Für 2020 prognostiziert handel die Konsumentenpreise senkt, die die Europäische Kommission eine Reduktion des globalen Handels um 9,7 Prozent. Die Produktvielfalt erhöht, das Einkommensni- veau einer Volkswirtschaft hebt und Unter- Einkommensniveau heimischen Ausfuhren sind heuer bis Juli um 10,5 Prozent auf 81,5 Mrd. Euro eingebro- nehmen produktiver macht.“ einer Volkswirtschaft chen, die für Exporte wichtigen Importe sind Erleichterungen für hebt und um 13,1 Prozent auf 82 Mrd. Euro zurückge- das Exportgeschäft gangen. Österreichs Exportmärkte dürften Um es den heimischen Industriebetrieben Unternehmen um 9,0 Prozent schrumpfen. Unmittelbare trotz Corona-Pandemie zu ermöglichen, Entspannung ist nicht in Sicht: Eine IV-Er- internationale Märkte zu bearbeiten und produktiver macht.“ hebung zeigt, dass Wirtschaftsbereiche mit Kunden aufzusuchen, hat die Industriel- hohem Exportanteil die nächsten Monate lenvereinigung wichtige Erfolge erzielt. Die Christoph Neumayer kritischer sehen als andere Sektoren. 2021 Einreisebestimmungen wurden adaptiert, IV-Generalsekretär soll es laut IHS und WIFO bei den Exporten damit Personen aus Drittstaaten aus be- um rund sechs Prozent hinaufgehen. ruflichen Zwecken nach Österreich einrei- sen können. „Dadurch konnte die Ein- und Ausreisesituation signifikant verbessert Genauso dürfen die Landeverbote nicht werden. Uns war wichtig, dass der Berufs- wieder in Kraft gesetzt werden. „Der Zugang zu verkehr wieder möglich ist. Aber uns ist Märkten sowie faire auch bewusst, dass die international stren- gen Quarantäne-Bestimmungen weiterhin Neuer Wachstumsgeografie Rechnung tragen Wettbewerbsbedin- ein Problem sein werden“, so IV-Präsident Knill. Für die Industrie sind gerade in der Klar ist für die Industrie aber auch, dass der Welthandel grundsätzliche neue Im- gungen für Österreich aktuellen Situation planbare Rahmenbedin- pulse braucht – und dass sich Europa und gungen bei den Einreiseregelungen wichtig. Österreich dabei deutlich positionieren sind in Zukunft Die Bestimmungen bezüglich der Einreise müssen. Die weltweite Wachstumsgeo- nach Österreich aus wirtschaftlichen Grün- grafie hat sich schließlich massiv verändert. wichtiger denn je.“ den dürfen nicht wieder verschärft werden, Während der Anteil der USA und der EU wünscht sich die Industriellenvereinigung. am Welt-BIP (in Kaufkraftparitäten) seit der Georg Knill IV-Präsident Anteil der EU am Welt-BIP sinkt stärker als jener anderer Wirtschaftsräume in Prozent des Welt-BIP (in Kaufkraftparität) Vorsicht vor Regional-Romantik 35 Wichtig ist es nun aus Sicht der Industrie, aus diesen Entwicklungen die richtigen 30 Schlüsse zu ziehen. Und die heißen nicht weniger, sondern mehr und regelbasierter 25 Welthandel. Karin Exner-Wöhrer, CEO der Quelle: International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, October 2020 Salzburger Aluminium Group – mit einem 20 Exportanteil von 90 Prozent – und Vorsit- zende des neuen IV-Ausschusses „Europa & Internationale Märkte“: „Die Unterbrechun- 15 gen von globalen Lieferketten während des 10 5 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 EU27 Rest der Welt Industrieländer ohne EU, USA Indien USA China Die weltweite Wachstumsgeografie hat sich massiv verändert. Während der Anteil der USA und der EU am Welt-BIP (in Kaufkraftparitäten) seit der Jahrtausendwende deutlich zurückgeht, ist jener Indiens und Chinas geradezu explodiert. 6 November 2020 | iv-positionen
Jahrtausendwende deutlich zurückgeht, ist jener Indiens und Chinas geradezu explo- „Gerade für ein kleines rende Subventionen stärker in den Vorder- grund gerückt werden. „Die Kategorie der zent bis zum Jahr 2030 gegenüber 1990, fordert aber eine Umsetzung dieser Ziele, diert. Wirtschaftsregionen, wie insbeson- dere Südostasien, aber auch Teile Afrikas Land wie Österreich verbotenen WTO-Exportsubventionen soll- te erweitert werden. Werden Kapazitäten die Probleme tatsächlich löst – und nicht neue schafft. Exner-Wöhrer: „Um Wett- oder Südamerikas, haben an Bedeutung ist es essenziell, für den Weltmarkt produziert, die nicht be- bewerbsnachteile für europäische Unter- gewonnen. Exner-Wöhrer: „In einer Zeit, nötigt werden, sondern Produktpreise deut- nehmen zu verringern sowie um die kli- in der Wirtschaftswachstum, Investitionen dass die Unternehmen lich senken bzw. Mitbewerber verdrängen mapolitisch ambitionierte Position der EU und Handel zunehmend außerhalb Europas sollen, entstehen sogenannte Überkapazi- gegenüber anderen Staaten glaubwürdig stattfinden, brauchen wir eine aktive euro- ungehindert weltweit täten gegen die entschieden vorzugehen zu untermauern, sind Mechanismen und päische und österreichische Handelspolitik, ist“, schlägt IV-Ausschussvorsitzende Exner- Instrumente in Form von Abgaben einzu- die weltweiten Marktzugang schafft und aktiv sein können.“ Wöhrer vor. führen, die auf die Treibhausgas-Emissions- faire Handels- und Investitionsregeln durch- last von Importen abstellen.“ Vorstellbar setzt.“ Nachfolgend ein Überblick über die Karin Exner-Wöhrer Fairness bei Investitionskontrollen sind für die Industrie Instrumente, wel- wichtigsten Handlungsfelder und Maßnah- Vorsitzende des IV-Ausschusses Die EU hat vor allem mit Blick auf China che die mit Produktion und Transport von men aus Sicht der IV. „Europa & Internationale Märkte“ neue Regeln beschlossen, wie in Europa konkreten Gütern verbundene Treibhaus- Firmenbeteiligungen bzw. Übernahmen gas-Emissionslast mitberücksichtigen (z.B. Weltweiter Marktzugang von Investoren aus Drittstaaten überwacht Border Tax Adjustments). Eine Option sind durch EU-Wirtschaftsabkommen Dienstleistungsmarkt, keine Restriktionen werden können. Aus Sicht der Industriel- auch Mechanismen, die sich an den Ge- Für den österreichischen Wirtschafts- für Direktinvestitionen und die gegensei- lenvereinigung sind diese Regeln aber nicht samt-Treibhausgasemissionen eines Dritt- standort ist der bestmögliche Zugang zu tige Anerkennung technischer Standards ausreichend genug, um faire Wettbewerbs- landes – bezogen auf dessen Wirtschafts- den internationalen Exportmärkten ein gibt, fordert die Industrie. Ebenso ist das in bedingungen zu schaffen. So hat China 33 leistung (CO2-Äquivalente bezogen auf die wesentlicher Wettbewerbsfaktor. Die EU Verhandlung befindliche EU-China-Investi- Sektoren für ausländische Investitionen Wirtschaftsleistung) – orientieren. hat bereits 43 Wirtschaftsabkommen ab- tionsabkommen von hoher Bedeutung. ganz oder teilweise gesperrt und erzwingt geschlossen, die überaus positive Wirkung dadurch Joint Ventures und damit verbun- Modernes Vergabe- und Beihilfenrecht entfalten. 2011 trat etwa das Freihandels- WTO zukunftsfit machen denen Technologietransfer. Die IV fordert Ein wichtiges Instrument für faire Wett- abkommen EU-Korea in Kraft. Seitdem ha- Ein wichtiges Thema für die Zukunft des daher einen institutionalisierten EU-Me- bewerbsbedingungen auf den globalen ben europäische Exporte nach Korea um Welthandels ist die künftige Rolle der Welt- chanismus zur Kontrolle drittstaatlicher Märkten ist aus Sicht der Industrie auch das 76 Prozent zugenommen, die heimischen handelsorganisation (WTO). Als Hüterin Direktinvestitionen und die Anwendung österreichische und europäische Vergabe- um 10 Prozent. „Die EU-Kommission und des multilateralen Handelssystems muss des Reziprozitätsprinzips: Wenn etwa nur und Beihilfenrecht. So haben EU-Unter- die Bundesregierung sind gemeinsam ge- sie gerade angesichts zunehmender Han- ein teilweiser oder kein Marktzugang für nehmen in manchen Drittstaaten nur sehr fordert, die positiven Effekte der Abkom- delsdispute gestärkt werden. Für eine Mo- europäische Investoren gegeben ist, soll beschränkten Zugang zum öffentlichen Be- men stärker in das Bewusstsein der Men- dernisierung der WTO und mehr Effektivi- dies auch entscheidendes Kriterium bei der schaffungsmarkt, während Drittstaatsunter- schen zu bringen“, so IV-Generalsekretär tät empfiehlt die Industrie die Abkehr vom Kontrolle drittstaatlicher Investitionen sein. nehmen in der EU ohne wesentliche Be- Christoph Neumayer. Europäisches und ös- Konsensverfahren und die Anwendung des schränkungen an Vergabeverfahren – auch terreichisches Ziel muss es sein, durch eine Mehrheitsprinzips. Reformiert werden muss Problemlösungsorientierte an solchen mit hoher Ko-Finanzierung durch aktive Handelspolitik die internationalen auch der Streitbeilegungsmechanismus: Es Klimapolitik die EU – teilnehmen können. Um einen ver- Standards des globalen Handels mitzuge- braucht mehr Richter und mehr Kompetenz, Österreichs Industrie bekennt sich zur im besserten Zugang zu Beschaffungsmärkten stalten – und bestmöglichen Marktzugang um die zunehmend komplexen Fälle abzu- Pariser Klimaschutzabkommen verankerten herzustellen, soll die EU Verhandlungen u.a. für die österreichische und europäische In- wickeln. Zudem sollen wettbewerbsverzer- Gesamt-Emissionsreduktion von 40 Pro- mit China, Russland und Indien über einen dustrie zu schaffen. Dabei spielt auch das Beitritt zum Government Procurement Ag- Mercosur-Abkommen eine wichtige Rolle. reement (GPA) der WTO vorantreiben. Bis Neumayer in Richtung Kritiker: „Das Ab- zum Beitritt dieser Drittstaaten zum GPA kommen ist kein Allheilmittel, kann aber als WAS DER INTERNATIONALE HANDEL sollen bilaterale Zugangserleichterungen Hebel für den Klimaschutz wirken. Denn FÜR ÖSTERREICH BEDEUTET zu internationalen Beschaffungsmärkten – darin ist eine klare Verpflichtung zum Pa- etwa über Freihandelsabkommen – umge- riser Klimaabkommen, zur Aufforstung des setzt werden. • 54 Prozent des österreichischen BIP werden durch Exporte generiert. Regenwaldes und zum Vorgehen gegen il- legale Brandrodungen enthalten. Ohne Ab- • Im produzierenden Sektor (ohne Bauwesen) beträgt IV-Präsident Georg Knill: „Für wieder sta- kommen gibt es diese Chance nicht.“ Die die Exportquote 57 Prozent. biles Wachstum, Wohlstand und Arbeits- transatlantische Partnerschaft soll durch plätze ist der Welthandel nicht das Problem, ein eigenes Wirtschaftsabkommen vertieft • 2019 hat Österreich Waren für 157,8 Mrd. Euro importiert (Top-3-Ursprungs- sondern die Lösung. Umso wichtiger ist es, werden. Im EU-UK-Handelsabkommen länder: D, ITA, CHI) und für 153,5 Mrd. Euro exportiert (Top-3-Destinationen: dass der Zugang zu Märkten sowie faire muss verankert sein, dass es keine Zölle im D, USA, ITA) sowie Dienstleistungen im Wert von 68,2 Mrd. Euro ausgeführt Wettbewerbsbedingungen für Österreich Warenverkehr, einen weiterhin offenen Zu- (Top-3-Destinationen: D, CH, UK) und für 58,4 Mrd. Euro eingeführt und Europa gerade jetzt Top-Ziele der wirt- gang zum öffentlichen Beschaffungs- sowie (Top-3-Ursprungsländer: D, UK, ITA). schaftspolitischen Agenda sind.“ • 1,7 Mio. Menschen arbeiten in Österreich in exportorientierten Unternehmen – damit hängt jeder zweite Arbeitsplatz direkt am Welthandel. • 659.000 Jobs werden in Österreich durch EU-Exporte in Drittstaaten gesichert. • Die Investitionen heimischer Betriebe im Ausland betragen 209,2 Mrd. Euro (Top-3-Märkte: D, NED, CZE), ausländische Direktinvestitionen in Österreich 175,1 Mrd. Euro (Top 3-Investoren: D, R, USA). November 2020 | iv-positionen 7
Aktuelles Das IV-Netzwerk für junge „High Potentials“ geht in die zweite Runde Mit dem „Young Leaders Circle“ hat die IV ein attraktives Programm für junge Führungskräfte entwickelt. I m vergangenen Jahr hat die IV den „Young Leaders Circle“ initiiert. Der neue Lehrgang bietet jungen Menschen an der Schnittstelle zwischen Industrie, Politik, Public Management und Wirtschaft eine außergewöhnliche Plattform für den Aus- tausch unter diesen verschiedenartigen Arbeitswelten. Im Herbst ist der zweite Jahrgang mit 16 künftigen Führungskräften an den Start gegangen. Austausch mit Top-Unternehmern und Wissenschaftlern Das erste Modul stand ganz im Zeichen des Themas „Leadership“. Dabei profitier- ten die jungen Teilnehmer vom Austausch mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und IV-Personalchef Andreas Prenner und Genetiker Industrie, u.a. mit der Geschäftsführerin der Markus Hengstschläger haben das IV-Programm BUCHTIPP Porr-Tochter Strauss Property Management, für junge Führungskräfte entwickelt. Birgit Wagner. Weiteres Highlight war die Die Fähigkeit, Probleme zu lösen Diskussion mit Unternehmensgründer und Frage der Standortqualität. Unternehmen Digitalexperte Michael Hirschbrich, der wie Organisationen sind auch in Corona- „Das SARS-CoV-2-Virus machte klar, wie unverzichtbar es ist, globale aktuelle Probleme über seine Erfahrungen im Silicon Valley aus Zeiten massiv gefordert, die Führungskräfte anzugehen, zeigte aber auch, wie wichtig es plötzlich sein kann, kleine, vielleicht unter erster Hand berichtete. Ebenfalls auf der von morgen mitzuentwickeln. Die Initiative anderen Umstand banal wirkende Probleme lösen zu können“, schreibt der Genetiker Agenda stand ein Gespräch mit „Kurier“- ‚Young Leaders Circle‘ hat hier in Österreich und wissenschaftliche Leiter des „Young Leader Circle“, Markus Hengstschläger, in sei- Chefredakteurin Martina Salomon. Weitere eine Vorreiterrolle übernommen.“ Als wis- nem aktuellen Buch „Die Begabungslösung“. Die Fähigkeit, Probleme zu lösen, sei wich- Module des „Young Leader Circle“ sind „Or- senschaftlicher Leiter fungiert der Genetiker tiger denn je, doch seien viele Menschen damit überfordert. Unsicherheit und Angst ganisationsentwicklung und -kultur“ sowie Markus Hengstschläger. hemmten die Entscheidungsfähigkeit. Auch Ängste seien genetisch mitbestimmt. Der „Arbeit einer Interessenvertretung“. Instinkt gewinne zu oft die Oberhand über unsere Vernunft. Hengstschläger zeigt in seinem Sachbuch, dass wir nicht auf unsere Gene reduzierbar sind, der Mensch hat sein Projekt-Initiator und IV-Personalchef And- WEBTIPP Leben selbst in der Hand. Informationen über reas Prenner erklärt die Beweggründe für „Young Leaders Circle“ finden Sie unter: Markus Hengstschläger, „Die Lösungsbegabung. Gene sind nur unser Werkzeug. den Lehrgang: „Die Verfügbarkeit von so- https://tylc.at Die Nuss knacken wir selbst.“, Ecowin, 265 Seiten. genannten ‚High Potentials‘ ist heute eine AKTUELLES IN KÜRZE WU4Juniors-Summerschool Zentrales Zukunftsthema Fachkräfte F D ür wirtschaftsinteressierte Jugend- er virtuelle Besuch von Wirtschafts- auf sämtlichen thematisch relevanten liche zwischen 16 bis 19 Jahren bie- ministerin Margarete Schramböck Säulen wie der Aus- und Weiterbildung, tet die WU Wien in Zusammenarbeit im IV-Ausschuss für Bildungs- und der qualifizierten Zuwanderung oder der mit der Berndorf Privatstiftung und IV Gesellschaftspolitik zeigte, dass die Ver- Frauenerwerbsbeteiligung. Durch das öf- im Juli 2021 eine einwöchige WU4Juni- fügbarkeit von Fachkräften wichtiges fentliche Eintreten für die Lehrausbildung ors-Summerschool an. Dabei können Ju- politisches Thema bleiben muss. Durch- und den Entwurf zu einer umfassenden gendliche Uni-Luft schnuppern und in aus vorstellbar ist für die Ministerin eine Migrationsstrategie hat die IV dazu be- die Welt der Wirtschaft eintauchen. Be- „Schirmherrschaft“ ihres Ressorts für eine reits Beiträge geliefert. Die neue IV-Task- werbungen sind bis 31. März 2021 unter Fachkräftestrategie, wie die IV sie vor- force „Fachkräfte und Lehre“ wird weitere https://www.wu.ac.at/wu4juniors möglich. schlägt: vorrausschauend und aufgebaut Akzente setzen. Blackout – Risiko- und Krisenmanagement als Schlüssel zur Bewältigung BLICK VON AUSSEN Während wir alle noch immer mit der COVID-19-Krise beschäftigt sind, könnte möglicherweise schon das nächste Shutdown-Szenario vor der Tür stehen. E xperten rechnen damit, dass in den Naturkatastrophen, menschliches Versagen Unternehmen der kritischen Infrastruktur nächsten fünf Jahren ein sogenannter und vor allem unzureichende Netzstabilität. haben hierbei eine besondere Verantwor- Blackout eintreten wird. Dabei handelt Die Stromversorgung basiert auf Systemen, tung. Die Vorbereitung der lokal zuständigen es sich um einen großflächigen Ausfall der die aufgrund ihrer Komplexität fehleranfällig Behörden und Einsatzorganisationen auf ein Stromversorgung, der den Zusammenbruch sind, wodurch Kettenreaktionen ausgelöst Blackout-Szenario sind österreichweit sehr der gesamten Infrastruktur und damit kata- werden, die dann zu überregionalen Aus- unterschiedlich. Es gibt derzeit keine einheit- strophale Einschränkungen für die gewohn- fällen in der Energieversorgung führen. Alle lichen Regeln oder Vorgehensweisen, vieler- ten Abläufe in unserem Alltag zur Folge diese potenziellen Ursachen dauerhaft aus- orts wurde ein Notfallplan, wenn überhaupt hätte. Denn ohne Strom steht alles still: Te- zuschalten, ist nicht möglich, die Bedrohung vorhanden, noch nie erprobt oder simuliert. lekommunikation, Wasser- und Treibstoffver- durch einen künftigen Blackout ist somit sorgung, Verkehrsleitsysteme, Heizungs- und derzeit sehr real, wenngleich die Wahr- Umso mehr ist die Selbsthilfefähigkeit der ÜBER DEN AUTOR Klimaanlagen, Computersysteme und vieles scheinlichkeit dafür, rein mathematisch be- Bevölkerung eine zentrale Basis für alle an- Johannes Vogl ist Leiter der mehr sind für unbestimmte Zeit nicht verfüg- trachtet, gering ist. deren notwendigen Maßnahmen. Experten GrECo Risk Engineering GmbH in Wien. bar, erhebliche persönliche Einschränkungen gehen hier davon aus, dass diese bis zu zwei Er ist Risiko-Engineer mit mehr als 15 sowie signifikante wirtschaftliche Schäden …die Lösungen im Risiko- und Wochen notwendig sein könnte. Das Be- Jahren Erfahrung im Bereich Large Risk für Unternehmen durch Betriebsunterbre- Versicherungsmanagement auch! wusstsein dafür ist in der Bevölkerung nur Management und Insurance. GrECo ist chungen wären zu erwarten. Blackout-Szenarien sollten deswegen auch in geringem Maße verankert. Wesentlich ist, der führende österreichische Risiko- und bei den Notfall- und Betriebsfortführungs- durch eine offene Sicherheitskommunikation Versicherungsmanager für die Industrie, Die Trigger sind vielfältig… plänen (Business Continuity Management) sowie gezieltes Risiko- und Krisenmanage- den Handel und den öffentlichen Sektor Fotos: GRECO Für einen Blackout kann es viele Ursachen berücksichtigt sein. Besonders Kommu- ment das Gefühl der Sicherheit zu haben, für und in jedem Bundesland mit einer eige- geben: Cyber-Attacken und Terroranschläge, nen und öffentliche Einrichtungen sowie den Ernstfall vorbereitet zu sein. nen Niederlassung vertreten. 8 November 2020 | iv-positionen
Junge Industrie Neues Team für die Junge Industrie Bei einem Online-Talk stellten sich der JI-Vorsitzende und sein Team den JI-Mitgliedern vor. Zudem diskutierte die JI anlässlich der US-Wahlen mit US-Botschafter Trevor Traina. I n der JI-Bundesvorstandssitzung im Ok- Zeitalter der tober wurde ein neues Vorsitzteam für die Funktionsperiode bis 2023 gewählt: Matthias Unger, langjähriger Vorsitzender der Landesgruppe NÖ/Bgld. übernimmt die Agenden des Bundesvorsitzenden von Digitalisierung Andreas Wimmer, der diese Funktion seit Die Zukunft ist digital. Am Weg 2017 innehatte. Als neue Stellvertreterin wurde Katharina Rhomberg-Shebl, Vorsitzen- dorthin müssen wir in Österreich de der JI-Vorarlberg, gewählt. Nikolaus Griller, noch einiges verbessern. Vorsitzender der Wiener Landesgruppe, war bereits in der vergangenen Funktionsperiode First things first: Ich möchte mich an dieser stellvertretender Bundesvorsitzender und Stelle einmal für die Wahl zum JI-Bundes- wurde wieder als solcher bestätigt. vorsitzenden und das damit einhergehende Vertrauen bedanken! Vor allem möchte ich Nach der Bundesvorstandssitzung fand, meinem Vorgänger herzlich für seinen lang- als ein Ausschnitt aus der ursprünglich ge- jährigen Einsatz für die JI, als Salzburger Vor- planten Bundestagung in Krems, ein On- sitzender und zuletzt als Bundesvorsitzender, line-Event statt, bei dem sich das neue V.l.n.r.: Matthias Unger, Katharina Rhomberg-Shebl und Nikolaus Griller danken: „Lieber Andi Wimmer, für Deine Vorsitzteam den Mitgliedern vorstellte. Im nächsten Unternehmungen nur das Bes- Anschluss folgte ein „grenzenloser“ Talk mit te und danke für den intensiven Austausch dem US-Botschafter in Wien, Trevor Traina. vor der Übergabe des JI-Vorsitzes!“ Persön- Zu Beginn der Veranstaltung war Andreas lich möchte ich hier zudem betonen: Meine Wimmer als scheidender Bundesvorsitzen- Stellvertreter, Katharina Rhomberg-Shebl aus der am Wort, der dem neuen Vorsitzteam Vorarlberg und Niki Griller aus Wien, und ich mit auf den Weg gab, „mutig zu sein“ und sind als Team angetreten und werden unsere die „Zeit in der JI zu nutzen“. Funktionsperiode gemeinsam gestalten. Ich bin dankbar, Teil eines starken Teams zu sein! US-Botschafter Trevor Traina, aus familiären Gründen seit Kindheit mit Verbindungen zu Die JI wird einige neue Themen aufgreifen, Wien, erklärte im Talk mit Matthias Unger heute will ich mich auf mein zentrales Anlie- sehr sachlich die aktuellen Prioritäten der gen konzentrieren. Der Titel sagt bereits al- US-Politik gegenüber Europa. Er sah dabei les: Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung auch keinen Bruch der Unterstützung und – wer heute den Anschluss verpasst, wird Partnerschaft zwischen den USA und der morgen nicht mehr erfolgreich sein. Daher EU, wiewohl die US-Regierung aktuell eben sind wir gut beraten, an allen Stellschrauben JI-Vorsitzender Matthias Unger im Gespräch mit US-Botschafter Trevor Traina gewisse Forderungen gegenüber Europa zu drehen – gerade auch in der Industrie. habe. Bilateral sei gerade das Verhältnis Denn Digitalisierung bedeutet nicht einfach zwischen Washington und Wien sehr gut – INFO nur, manche Verwaltungsabläufe, die früher zu beiderlei wirtschaftlichem Nutzen. Infos zum neuen Team und seinen Schwerpunkten findet ihr unter www.jungeindustrie.at analog abliefen, zu digitalisieren. Untersu- chungen zufolge werden aktuell von allen vorhandenen, ständig neu generierten Daten START-UP MEETS gerade einmal zehn Prozent strukturiert und analysiert. Alleine hier ist ein unglaubliches INDUSTRY Wachstumspotenzial vorhanden. In vielen Bereichen wird es auch einen Mentalitäts- Corona-bedingt wurde der „Pitch im wandel brauchen. Nur ein paar Beispiele: In Paternoster“ heuer online abgehalten. Unternehmen in den USA arbeiten im Schnitt Das Start-up UBIRCH konnte die Jury zwei Drittel im Vertrieb/Verkauf, ein Drittel in mit seiner Kryptografie- und Blockchain- der Verwaltung – in Europa ist das Verhältnis Technologie am Ende überzeugen und Auch wenn heuer nicht in den Paternoster- Christian Wolf (Elevator Lab, RBI) und tendenziell umgekehrt. Unsere technischen wurde zum Sieger des „PiP 2020“ gekürt. Kabinen gepitched werden konnte, ließ sich Niki Griller moderierten den Valentin Stalf eine Ehrenrunde mit dem „Pitch im Paternoster 2020“. Universitäten sind durchaus gut – aber viel Aufzug nicht nehmen. zu selten werden gute Ideen auch in neue Neben dem Pitch fand auch ein Start- Produkte, Lösungen oder Geschäftsmodelle up-Talk mit dem Gründer der Online- umgemünzt. Eine „Kultur des Scheiterns“ ist Bank N26, Valentin Stalf, statt, der in Österreich ohnehin eher Mangelware. Das ebenso als Juror fungierte. Der Event gilt auch für das damit zusammenhängende wurde heuer von JI-Bund und JI-Wien Thema Start-ups: Wir haben tolle Frühfi- gemeinsam mit dem Elevator Lab der nanzierungen und geradezu eine Start-up- RBI organisiert. Unterstützung kam Eventkultur – aber in der Spätphase wird es dankenswerterweise auch heuer von IV schwierig, Venture Capital fehlt oft. In Folge und Aktienforum. gehen viele junge, erfolgreiche Unternehmen N26-Gründer Valentin Stalf (r.) im Gespräch UBIRCH gewann den mit JI-Wien Vorstandsmitglied „Pitch im Paternoster 2020“. früher oder später ins Ausland. Alle Infos unter: www.jungeindustrie.at Ludwig Malina-Altzinger Hier müssen wir besser werden. Als Familien- unternehmer denke ich in Generationen, wir IMPRESSUM müssen den Standort Österreich langfristig Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2308, absichern. Das gelingt aber nicht durch Kon- E-Mail: positionen@iv.at, Homepage: www.iv.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; servieren des Status quo, sondern nur, wenn ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen wir jetzt auch neue Wege gehen, um nicht zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. irgendwann am Abstellgleis zu landen. Chefredaktion: Sandra Bijelic, Robert Albrecht, Stefan Tilsner. Lektorat: Brigitte Mayr, Heidi Abentung. Verantwortlich für den Inhalt: Mathias Burtscher, Joachim Haindl-Grutsch, Johannes Höhrhan, Eugen Stark, Claudia Mischensky, Gernot Pagger, Ingrid Puschautz-Meidl, Michaela Roither, Irene Schulte. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Petra Matovic, Nina Mayrberger. Euer Druck: BULU - Buchdruckerei Lustenau GmbH, 6890 Lustenau. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv.at Fotos: JI/Schreiber Fotos (Cover bzw. Coverstory): AdobeStock, IV-Burgenland, IV-Kärnten/Infinieo Technologies Austria AG, IV-NÖ/AdobeStock, IV-OÖ/AdobeStock, IV-Salzburg/AdobeStock, IV-Steiermark/AdobeStock, IV-Tirol/AdobeStock, IV-Vorarlberg, IV-Wien/EY Point of View Matthias Unger, Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter gleichermaßen. Bundesvorsitzender der Jungen Industrie November 2020 | iv-positionen 9
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