NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...

 
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NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...
5/2020
         N
OrdensNachrichten
          ISSN 2310-2454

                                   #einfach
                                  Ubergange
                                   begleiten

www.ordensgemeinschaften.at   #EinfachGemeinsamWach
NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...
Was mich bewegt ...                                                                                                              Im Porträt:
                                                                                                                                                                                                          Redemptoristen - Kongregation vom allerheiligsten Erlöser
                                                                         Mag. Peter Bohynik
                                                                         Geschäftsführer der Österreichischen Ordenskonferenz
Foto: Magdalena Schauer

                                                                         Das Warten auf die Rückkehr zur „alten Normalität“ prägt die Zeit, die viele bereits
                                                                         als die „Post-Corona-Zeit“ bezeichnen, obwohl wir noch mittendrin im Umbruch sind.
                                                                         Was stellen wir uns unter dieser Rückkehr vor? Alles soll wieder so sein, wie es einmal
                                                                         war? Die einzige Konstante in unserem Leben ist das Werden. Wir werden sowohl ge-
                                                                         sellschaftlich als auch persönlich mit neuen herausfordernden Situationen konfrontiert.
                                                                         Bei der Reflexion der heutigen Situation kommt mir der Begriff der Metanoia in den
                                                                         Sinn, den wir eher der Fastenzeit zuordnen. Metanoia ist nicht nur als innere Umkehr zu
                                                                         übersetzen, sondern auch als Änderung der eigenen Auffassung oder Gewinnung einer
                                                                         neuen Weltsicht.
                                                                         Wenn wir das Werden als die einzige Konstante in unserem Leben begreifen, dann ist
                                                                         die Metanoia jene Haltung, in der wir dieser Welt begegnen. Es gibt dann keine Rück-
                                                                         kehr zur „alten Normalität“, sondern die Gestaltung einer neuen. Der Verlust der „Nor-
                                                                         malität“, wie wir sie bisher erfahren haben, schmerzt viele und ist in vielen Bereichen der
                                                                         Gesellschaft mit existenziellen Ängsten verbunden. Diese müssen wir ernst nehmen,
                                                                         damit wir ehrlich an der neuen Realität arbeiten können. Es gibt keine alte und gewohn-
                                                                         te Normalität, sondern neue und werdende Realität. Wir können und sollen als Christen
                                                                         aus unserem Glauben heraus diese Übergänge aktiv begleiten. Wir können und sollen
                                                                         Menschen in eine Zukunft begleiten, die mehr vom Vertrauen als von der Angst geprägt
                                                                         ist. Die neue Realität unseres Lebens muss von der Hoffnung geprägt sein, die nicht nur
                                                                         zugesprochen, sondern ansatzweise in unserem Leben spürbar wird. Metanoia als die
                                                                         Gewinnung einer neuen Weltsicht bewirkt, dass die innere Umkehr zu einer Haltung der
                                                                         neuen Realität wird. Aus christlicher Sicht gelingt diese Veränderung, wenn wir die spiri-

                                                                                                                                                                                   Foto: Redemptoristen
                                                                         tuellen Quellen, aus denen wir leben, auch als Quelle der Veränderung in der Kirche und
                                                                         Gesellschaft begreifen. Die Versuchung der Rückkehr zum Bewährten bleibt groß – das
                                                                         ist und bleibt die Versuchung der Zeit der Übergänge.

                                                                                                                                                                                                          Bereits mit 16 Jahren wurde Alfonso Maria de’ Liguori (1696      kam Hofbauer (seit 1914 Stadtpatron von Wien) aufgrund der
                                                                                                                                                                                                          – 1787) zum Doktor beider Rechte promoviert. Geboren in          Verfolgung der Gemeinschaft durch Napoleon nach Wien, wo

                          OrdensNachrichten 05/2020
                                                                                                                                                                                                          Marianella bei Neapel schien dem musikalisch und schriftstel-    er als Prediger tätig war. 1820 wurde der Kongregation der
                                                                                                                                                                                                          lerisch hochtalentierten jungen Adeligen aus bestem Hause        Redemptoristen die Kirche Maria am Gestade (heute Wien I)
                                                                                                                                                                                                          eine glanzvolle Karriere als Jurist bevorzustehen. Doch 1723     für die Seelsorge der Böhmen in Wien übertragen. Bis heute
                                                                                                                                                                                                          verlor er durch eine Intrige der gegnerischen Seite einen auf-   ist es Tradition, auch Messen in tschechischer Sprache zu fei-
                          02      Was mich bewegt                        09       Die Elisabethinen in Linz                    16 | 17 Beethovens letzter Gang                                            sehenerregenden Prozess, was ihn tief in seinem Stolz ver-       ern. Die Geschichte ist wechselvoll: 1848 wurden die als reak-
                                  Mag. Peter Bohynik                                                                                                                                                      letzte. Angewidert legte er seinen Degen als Zeichen seines      tionär verschrienen Redemptoristen von Kaiser Ferdinand I.
                                                                         10 | 11 Zimmer mit Weitblick                          18 | 19 Kein Haus des Todes, sondern                                       Adelsstandes auf dem Altar einer Kirche ab und beschloss,        aus Österreich ausgewiesen, jedoch vier Jahre später durften
                          03      Im Porträt:                                    Studentenheime                                        des Lebens                                                         sein Leben radikal zu ändern und Theologie zu studieren. Als     sie unter Kaiser Franz Joseph wieder nach Maria am Gesta-
                                  Redemptoristen                                 der Akademikerhilfe                                   Das Hospiz der Caritas Socialis                                    Priester stellte er sich die Aufgabe, den armen und in Glau-     de zurückkehren. Von hier aus gründeten sie Klöster (u. a. in
                                                                                                                                                                                                          bensinhalten ungebildeten Hirten im Bergland von Neapel          Eggenburg, Oberpullendorf, Leoben), aber auch eine Schule
                          04 | 05 Ein #einfach anderer Sommer            12 l 13 Wir sind wie ein Schuhlöffel                  20 | 21 Gemeinschaft ist das Erleben des 		                                „das Evangelium zu verkünden“. 1731 gründete er gemein-          (Katzelsdorf, seit 1997 Teil der VOSÖ) oder ein Exerzitienhaus
                                  Videoserie 2020                                für unsere Bewohner                                   gemeinsamen Geistes                                                sam mit der Ordensfrau und Mystikerin Maria Celeste Crosta-      (Schloss Puchheim).
                                                                                 Interview Bernd Tschrepitsch                          Interview mit Sr. Agnes Lanfermann                                 rosa (1696 – 1755) den Orden der Redemptoristinnen und ein       2015 wurden die Süddeutsche Provinz (Provinz München) und
                          04      #einfach - das bedeutet für mich ...                                                                                                                                    Jahr später die „Kongregation vom allerheiligsten Erlöser“,      die Österreichische Provinz (Provinz Wien), die bis dahin zu
                                                                         14 l 15 Den Weg der Orden weiter-                     22        Termine | Preis der Orden 2020                                   kurz Redemptoristen genannt; die Volksmission sollte das         einer Föderation zusammengeschlossen waren, zur „Provinz
                          07 | 08 Die Firma sauber & partner                     gehen                                                                                                                    prägende Merkmal seines Ordens werden. 1839 wurde Alfon-         Wien-München“ zusammengelegt, Sitz des Provinzialats ist
                                                                                 Wege der VOSÖ zum Erleben                     23        Personalia                                                       so Maria de’ Liguori heiliggesprochen und 1871 zum „Doctor       München. In Österreich leben zurzeit ungefähr 60 Redemp-
                                                                                 des Ordenscharismas                                                                                                      ecclesiae“ erklärt.                                              toristen, auch Redemptoristinnen sind hier beheimatet. Die
                                                                                                                               24        #einfach NOTIERT                                                 Bis heute ist die Gemeinschaft auf rund 5.600 Mitglieder an-     seelsorglichen Schwerpunkte sind Glaubensmissionen, Ge-
                                                                                                                                                                                                          gewachsen und wirkt rund um den Erdball – auch in Öster-         meindeerneuerung und Exerzitien; sie arbeiten aber auch in
                                               Zum Titelbild: In der Geschäftsordnung der Österreichischen Ordenskonferenz wurde „Übergänge                                                               reich. Wesentlichen Anteil hat hier der Priester Klemens Maria   der Pfarr- und Krankenhausseelsorge.
                                               begleiten“ als ein Ziel verankert. Sr. Cäcilia Kotzenmacher und Kollegin Magdalena Schauer bringen es                                                      Hofbauer (1751–1820), der als erster Nichtitaliener in den
                                               zusammen ins Bild #einfach.                                                                                                                                Orden eingetreten war. Nach einem Aufenthalt in Warschau                                                  [robert sonnleitner]

                                                                                                                                                                             2 3
NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...
Ein #einfach anderer Sommer                                                                                                               P. Sandesh Manuel von den Franziskanern hatte diesen
                                                                                                                                          Sommer andere Pläne: Nicht nur, dass durch Corona viele Kon-
2020                                                                                                                                      zert-Termine abgesagt worden sind, konnte auch seine Reise
                                                                                                                                          nach Indien nicht stattfinden. „Aber durch diese Änderung bin
                                                                                                                                          ich nach Kärnten gefahren und etwas Gutes ist da passiert.“
                                                                                                                                          Sein dort komponiertes „Kärnten-Lied“ hat ihn über die Lan-
                                                                                                                                          desgrenzen hinaus bekannt gemacht.

Elisabeth Mayr und Magdalena Schauer vom Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich
                                                                                                                                                                                                            Sr. Johanna Theresia Aichhorn von den Hartmann-
haben diesen Sommer bei neun Ordensleuten in Wien nachgefragt, was für sie persönlich durch                                                                                                                 schwestern ist einfach gern unter Leuten und tut sich mit dem
Corona dieses Jahr #einfach anders ist. Erste Aufgabe an die InterviewpartnerInnen war, die                                                                                                                 Abstand, der jetzt eingehalten werden muss, schwer. Auch ihre
eigenen Erfahrungen pantomimisch oder zeichnerisch darzustellen. Eines ist klar: Kreativität ist                                                                                                            Arbeit in der Krankenhausseelsorge leidet: Dadurch, dass sie
eine absolute Stärke unserer Ordensleute!                                                                                                                                                                   dort ehrenamtlich tätig ist, darf sie nicht mehr ins Spital hinein
                                                                                                                                                                                                            und das „gerade jetzt, wo die Patienten die Seelsorge beson-
                                                                                                                                                                                                            ders bräuchten.“
Für Sr. Cordula Kreinecker von den Barmherzigen
Schwestern bedeutet das Covid-19-Jahr vor allem mehr Stille,
Ruhe und weniger Umtriebigkeit. Während des Lockdowns wur-
de etwa der Dachgarten der Schwestern mitten im 6. Bezirk zu
einer Ruheoase wie nie davor - vor allem ohne jeglichen Flug-
verkehr hörte man plötzlich Vögel zwitschern, Grillen zirpen und                                                                          Sr. Edith Bramberger von            den Salvatorianerinnen hat
den Wind wehen.                                                                                                                           gemerkt, dass das Wegfallen von zwischenmenschlichen Ritua-
                                                                                                                                          len – wie etwa Händeschütteln oder Umarmen beim Begrüßen
                                                                                                                                          – viele Menschen verunsichert hat. „Dabei wird auch viel Unaus-
                                                                                                                                          gesprochenes kommuniziert und plötzlich weiß man nicht, was
                                                                                                                                          beim Gegenüber ankommt. Ist es das, was ich auch gerne ver-
                                                                                                                                          mitteln möchte?“
                                                                   Für den Salesianer Don Bosco P. Johannes Haas hatte
                                                                   der Corona-Lockdown für die Gemeinschaft einen unverhoff-
                                                                   ten Nebeneffekt: „Durch die vielen Pfarraktivitäten ist unser
                                                                   Gemeinschaftsleben als Salesianer oft etwas hintangestanden,
                                                                   das hat sich im Lockdown geändert.“ Mit der Pfarrgemeinde
                                                                   – vor allem mit der Jugend – blieben sie trotzdem digital ver-                                                                           Für P. Vaclav Sladek, Kreuzherr mit dem Roten Stern, ist
                                                                   bunden.                                                                                                                                  es der erste Sommer in Wien. Der gebürtige Tscheche wurde
                                                                                                                                                                                                            2018 zum Priester geweiht und hat heuer in Wien seine zweite
                                                                                                                                                                                                            Stelle übernommen. „Für mich hat sich durch Corona nichts ver-
                                                                                                                                                                                                            ändert. Ich bin jeden Tag Priester, ich arbeite also quasi immer,
                                                                                                                                                                                                            egal ob Lockdown oder nicht“, erklärt er mit einem verschmitz-
                                                                                                                                                                                                            ten Lächeln.
Für den Jesuiten und Leiter des Kardinal König Hauses in Wien,
P. Friedrich Prassl, ist schon seit dem 13. März alles an-
ders: „Wir haben uns noch vor dem offiziellen Lockdown dazu
entschieden, das Haus zu schließen und die Mitarbeiter in Kurz-
arbeit zu schicken.“ Danach kehrte für zweieinhalb Monate im
sonst so lebendigen Bildungshaus eine gespenstische Ruhe ein.                                                                             P. Hans Hütter ist Redemptorist und empfindet die mo-
Die Freude, dass die Normalität wieder Einkehr hält und sich                                                                              mentane Zeit als sehr gegensätzlich: „Einerseits laden wir die
das Haus wieder mit Leben füllt, ist jetzt umso größer.                                                                                   Menschen zu uns in die Kirche ein, und sie sollen ja auch kom-
                                                                                                                                          men! Andererseits müssen wir ihnen gleich am Eingang sagen,
                                                                                                                                          dass sie Abstand halten sollen und den Mund- und Nasenschutz
                                                                                                                                          tragen müssen.“

                                                                                                                                                                                                                                                       Alle Fotos: Magdalena Schauer
                                                                   Sr. Gudrun Schellner von den in Wien Simmering ist
                                                                   eigentlich viel unterwegs: In der Schule, in den Pfarren aber
                                                                   auch in anderen Ländern bei ihren Mitschwestern. Coronabe-
                                                                   dingt wurde das jetzt alles ins Netz verlegt. Das brachte die
                                                                   Herausforderung mit sich, trotz der Ferne nah bei den Men-
                                                                   schen zu bleiben.

                                                                                                                                          www.ordensgemeinschaften.at                                                                                                                  [elisabeth mayr]

                                                                                                                                    4 5
NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...
#einfach                                      Das bedeutet für mich …                                                                                                 „Innovativ und tatkräftig, wie bisher“
                                                                                                                                                                      Die Firma sauber & partner

                                                                        Foto: Ordensklinikum Linz GmbH

                                                                                                                                      Foto: Diözese Innsbruck
                                                                                                                                                                      Ein Besuch bei der Firma sauber & partner, die probiotische Reinigungsmittel bis hin
                          Foto: Marcel Peda

                                                                                                                                                                      zum Einsatz im OP-Raum bringen möchte. Es ist ein Unternehmen der Elisabethinen
                                                                                                                                                                      in Linz, die dieses Jahr 275 Jahre ihrer Gründung feiern.

P. Maximilian Schiefermüller OSB              Raimund Kaplinger                                          Sr. Ilsemarie Weiffen rscj                                   Unweit des historischen Kerns der Linzer Altstadt hat
Prior des                                     Geschäftsführer                                            Referentin für Ordensgemeinschaften                          sich seit den 1950er Jahren das medizinische Kompe-
Stift Admont                                  Ordensklinikum Linz GmbH                                   Diözese Innsbruck                                            tenzzentrum der Elisabethinen entfaltet. Gleich über
                                                                                                                                                                      dem Therapie- und Fitnesscenter „health“ in der Mu-
                                                                                                                                                                      seumsstraße, das auch zu den Elisabethinen gehört,
#einfach spannend                             Leben genießen können                                      Freiheit, die die Welt                                       ist die Zentrale von sauber & partner. Max Kolmbau-
                                                                                                         verändert                                                    er, einer der beiden Geschäftsführer von sauber &
                                                                                                                                                                      partner, erzählt von der Gründung: „Vor zehn Jahren,
                                                                                                                                                                      ich war keine drei Wochen bei den Elisabethinen, hat
Die Klöster und Stifte, zumal wenn sie        Einfachheit – ein einfaches Wort – des-                    Die Jagd nach immer Mehr und im-                             die damalige Geschäftsführung Franz Geiselmayr und

                                                                                                                                                                                                                                                                                         Fotos: Martin Gsellmann
auf ein so hohes Alter wie mein Stift         sen Wert und Bedeutung in unserer                          mer Besserem, die Suche nach dem ei-                         mich beauftragt, mit den Kreuzschwestern im Kranken-
zurückschauen, können mit Archiven,           Medien- und Konsumgesellschaft mas-                        genen Vorteil – koste es, was es wol-                        haus in Linz eine eigene Firma für die Reinigung der
Bibliotheken und Kunstschätzen auf-           siv unterschätzt wird. Dabei trägt die                     le - scheint unsere Gesellschaft heute                       Krankenhäuser zu gründen.“
warten. Ich sehe meine Aufgabe als            Einfachheit ein großes Potenzial für                       zu prägen. Wie ist es möglich, aus al-
Historiker in einem Haus wie Admont           Lebenszufriedenheit in sich. Einfach-                      lem noch einen Profit zu gewinnen –
als Geschenk. Im wahrsten Sinne des           heit heißt, das Leben richtig genießen                     selbst aus einer Krise wie der Gegen-
Wortes einfach spannend. Als Mönch            zu können, sich ganz auf das einzulas-                     wärtigen?
ist das eigene Forschen und Recher-           sen was man gerade tut. Drukpa Rin-                        Madeleine Sophie Barat, die Gründe-
chieren, die Arbeit mit interessierten        poche beschreibt die Einfachheit tref-                     rin unserer Ordensgemeinschaft, warn-
Benutzern und das Ordnen und Er-              fend als „Schlüssel zum Augenblick. Sie                    te in unseren Konstitutionen schon vor                                                                                 Langfristige Beziehungen ermöglichen gegenseitiges
schließen unserer Bestände eine täg-          verschafft Zugang zu den wunderbars-                       200 Jahren vor einem Streben, das den                                                                                  Vertrauen und helfen damit weniger in Kontrolle inves-
liche Bereicherung. Freilich: Auch ich        ten Reichtümern“. Es gibt Kulturen, in                     Blick nur auf sich selbst richtet. Sie be-                                                                             tieren zu müssen. Der Erfolg gibt dem Konzept Recht:
werde es (wie meine Vorgänger) nicht          denen man sich nicht daran freut, wie                      tonte dagegen eine Einfachheit, die of-                                                                                Die Kundenzufriedenheit liegt bei der Schulnote 1,03
schaffen, alles aufzuarbeiten, alles zu       viel man besitzt, sondern darüber, wie                     fen und ungezwungen, ohne Hinterge-                                                                                    und dies sei der Grundstock für eine Weiterempfeh-
ordnen und vor allem alles zu wissen.         wenig man braucht um glücklich zu                          danken und Verstellung aufeinander                                                                                     lung, obwohl man eigentlich von der Preisgestaltung
Aber es ist und bleibt einfach span-          sein. Einfachheit und Genügsamkeit                         zugeht und die dem und der anderen                                                                                     etwas über Marktniveau liege, so der Geschäftsführer.
nend und eine stete (auch zeitliche)          sind wichtige Wege zum Glücklich wer-                      mit Wohlwollen und Aufrichtigkeit be-                                                                                  Tätig ist die Firma, bei der auch vor drei Jahren die
Herausforderung. Wenn der heilige             den oder um mit Federico Garcia Lor-                       gegnet.                                                                                                                Vinzenz-Gruppe miteingestiegen ist, mit über 200 Mit-
Benedikt schreibt, dass der Mönch sein        ca zu sprechen „je weniger Dinge man                       Mir kommt vor, dass diese Haltung                                                                                      arbeiterInnen aus 29 Nationen in Linz, Wels, Wien und
Leben lang ein Schüler bleibt, bin ich        auf Erden wichtig nimmt, desto näher                       eine gewissen Freiheit atmet, eine Frei-                                                                               mit einer Schwesterfirma seit Kurzem auch in Graz. Die
dankbar in diese Schule des Wissens           kommt man den wirklich wichtigen                           heit, die uns Ordenschristen und Chris-                                                                                Mitarbeiterzufriedenheit steht an oberster Stelle. Das
und der Geschichte gehen zu dürfen            Dingen“.                                                   tinnen geschenkt ist, und mit der wir                                                                                  beginnt bei der Bezeichnung als „Reinigungsdamen“,
und mit vielen anderen Menschen die-                                                                     unsere Welt ein Stück weit verändern                                                                                   die man auch Kunden gegenüber einfordere, bis hin
ses Wissen teilen zu dürfen. Auch das                                                                    können.                                                                                                                zu Weihnachtsgeschenken, persönlichen Gratulationen
ist eine Form der Seelsorge.                                                                                                                                                                                                    und dem gemeinsamen internationalen Kochen, das
                                                                                                                                                                                   Geschichte mit Wachstum                      zweimal pro Jahr abgehalten wird. Bemerkenswert ist
                                                                                                                                                                                                                                auch die über den Betriebsrat zur Verfügung gestell-
                                                                                                                                                                      Zu Beginn bestand die Firma aus lediglich 20 Mitarbei-    te niederschwellige Lebens- und Sozialberatung, da
                                                                                                                                                                      terInnen und nannte sich „eli-rein“. Nach nur zwei Jah-   MitarbeiterInnen mitunter auch belastenden familiären
                                                                                                                                                                      ren drängte die Firma auf den freien Markt und wurde      Situationen und/oder kulturell bedingten Beziehungs-
                                                                                                                                                                      zu „sauber & partner (sup)“. „Sauber versteht sich von    mustern ausgesetzt sind. Diese Werteorientierung lässt
                                                                                                                                                                      selbst. Partner meint unseren partnerschaftlichen Um-     sich mit „besser-fairer-ORDENtlich“ zusammenfassen,
                                                                                                                                                                      gang mit MitarbeiterInnen, KundInnen, Lieferanten und     die durchaus sich bewusst von der Branche abhebt.
                                                                                                                                                                      natürlich mit der Umwelt“, erzählt Kolmbauer.             Dazu wurde auch ein Leitbild erarbeitet.

                                                                                                                                                                6 7
NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...
Die Elisabethinen in Linz
                                                                       275 Jahre
                      Betriebskultur

Führungskräfte werden ausschließlich aus den eigenen
Reihen rekrutiert. Ein gutes Zeichen für das erfolgrei-
che Wachstum ist, dass man derzeit wieder auf der
Suche nach neuen Räumlichkeiten ist. Wichtig für die
Suche sei die Anbindung an den öffentlichen Verkehr,
nicht nur wegen der vielen Teilzeitkräfte, sondern auch                Am 17. Juli 2020 war es 275 Jahre her als Ernestine von Sternegg mit den Elisabethinen nach Linz kam.
wegen der grundlegenden ökologischen Orientierung
des Unternehmens. Seit wenigen Monaten ist man
Klimabündnis-Betrieb und man wisse sich der Schöp-
fungsverantwortung verpflichtet, so Kolmbauer. Die
franziskanische Prägung zeige sich im partnerschaftli-                 Die Initiative der Klostergründung 1745 war von der jungen        der Titel „Öffentliches Krankenhaus der Elisabethinen“ verlie-
chen Verständnis zu Umwelt und Gesellschaft.                           Elisabethinerin Maria Innocentia – geborene Ernestine von         hen. Während des Zweiten Weltkrieges blieb das Krankenhaus
                                                                       Sternegg – ausgegangen. Die Tochter einer alteingesessenen        von jeder gesundheitspolitischen Vereinnahmung verschont,
                                                                       Wiener Apothekersfamilie begab sich im Alter von 27 Jahren        doch war der Einfluss auf das tägliche Leben groß. Neben der
           Pionier probiotischer Reinigung                             in das Wiener Elisabethinenkloster. Beindruckt von der hinge-     Knappheit der Mittel waren es vor allem die hohen Aufwände
                                                                       bungsvollen Krankenpflege ihrer Mitschwester Maria Viktoria       für den Luftschutz, die Krankenhaus und Konvent belasteten.
Vor eineinhalb Jahren habe man das Angebot erhalten                    vom heiligen Joseph, reifte in Innocentia der Plan, ihr von ih-   Heute sind die Elisabethinen in Linz, die sogenannten "Lisln",
den Generalvertrieb für die Technologie „Bactogreen“                   rem Vater geerbtes Vermögen für die Stiftung eines Klosters       ein hochmodernes Krankenhaus, in den letzten Jahren hat
zu übernehmen. Die Idee des vollkommen biologischen                    und Krankenhauses zu verwenden. Als mögliche Standorte            man aber auch andere Bereiche neu aufgebaut.
Reinigers erklärt Kolmbauer so: „Probiotische Bakteri-                 kamen die Städte Brünn, Ölmütz und Linz in Frage. Das Los
en – wie in einigen Joghurts vorhanden – arbeiten ge-                  entschied zugunsten von Linz.                                     Ein besonderer Fokus liegt zurzeit auf den Bereich der Ge-
gen die Bakterien, die ich nicht haben will, weil diese                                                                                  sundheit bis ins hohe Alter - wovon das medizinische Fitness-
unangenehme Gerüche verursachen“. Dieser andere                        Die Idee, ein neues Kloster mit angeschlossenem Krankenhaus       studio "health" und das Zentrum für ganzheitliche Gesund-
Zugang zum Thema „klinisch rein“ werde derzeit in                      zu errichten, wurde zu Beginn, aus Angst vor einer Belastung      heit "elisana" zeugen. Aber es wurde auch in Wohnprojekte
Deutschland auf seine Krankenhaus-Einsatzmöglichkeit                   der öffentlichen Hand, seitens der Stadt Linz abgelehnt. Trotz    investiert, wo bewusst Wohnformen für mehrere Generatio-
hin an der Charité Berlin getestet. Mit Ende des Jah-                  dieser Vorbehalte erteilte der Passauer Bischof völlig überra-    nen geschaffen werden. „Das 275-jährige Jubiläum erfüllt uns
res 2020 erwarte man sich davon Ergebnisse. Im nicht                   schend am 6. Jänner 1745 in Einverständnis mit dem Linzer         gleichermaßen mit Demut und Dankbarkeit. Dankbarkeit im
klinischen Bereich gibt es mittlerweile zahlreiche hoch-               Klerus doch den Konsens zur Klostergründung. Dieser Stim-         Hinblick auf die Gründerin, ihren Auftrag, der uns tagtäglich
zufriedene Kunden. Die Vorteile einer probiotischen                    mungsumschwung war wohl durch mehr oder weniger starken           erfüllt und auf all das, was die Generationen von Elisabethi-
Reinigung gegenüber einer herkömmlichen Reinigung                      Druck des Wiener Kaiserhofes zustande gekommen. Am 26.            nen bisher geschaffen haben. Und mit Demut gehen wir an
und Desinfektion: Statt Bakterien im Gesamt abzutöten                  April 1745 erfolgte schließlich die landesfürstliche Zustim-      alle zukünftigen Herausforderungen heran und freuen uns was
sorgt ein mikrobielles Management dafür, dass keine                    mung für das Bauvorhaben, mit dem am 1. September 1745            daraus entstehen wird“, so Sr. Barbara Lehner, Generaloberin
Resistenzen und auch deutlich weniger Keiminfektio-                    bereits gestartet wurde. Im April 1749 wurde das Kloster fei-     und Geschäftsführerin der Elisabethinen Linz-Wien. Die Feier-
nen entstehen. Und ganz nebenbei ist im Unterschied                    erlich eröffnet und seiner tatsächlichen Bestimmung überge-       lichkeiten wurden coronabedingt in das Jahr 2021 verlegt.
zu den für die Umwelt schädlichen Chemikalien der Ein-                 ben. Am 29. April 1762 starb die Stifterin des Linzer Konvents
satz der probiotischen, gutartigen Mikroorganismen                     Ernestine von Sternegg im Alter von nur 51 Jahren. Nach dem                                                  [martin gsellmann]
nachhaltiger und umweltfreundlich.                                     Tod der Ernestine von Sternegg war die Präsenz der zweiten
                                                                       Stifterin Maria Anna von Baumbach sowohl finanziell wie auch
                                                                       moralisch eine wichtige Stütze der Ordensgemeinschaft. Dank
                   Weiterhin innovativ                                 dem von ihr gestifteten Vermögen konnte ein weiteres wichti-
                                                                       ges Bauprojekt realisiert werden – die Errichtung der Kloster-
Bereits jetzt sind Produkte der Bactogreen-Technologie                 kirche. Die josephinischen Reformen im letzten Drittel des 18.
für den Einzelkonsumenten im eigenen Webshop unter htt-                Jahrhunderts lösten auch bei den Elisabethinen große Ängste
ps://handel.sup.or.at/ erhältlich. Auch mit Großkunden, wie            aus. Die Aufhebung blieb dem wohltätigen Orden erspart, die
Umweltreferenten von Diözesen stehe man derzeit in Kontakt,            neue Bezeichnung als das „Allgemeine weibliche Kranken-
um weitere Anwendungsmöglichkeiten zu erschließen. Die                 haus“ der Stadt Linz war Auftrag und Bestätigung zugleich.
Aktivierung der Bakterien geschieht durch eine Verdünnung              An der Schwelle zum 20. Jahrhundert setzte ein Modernisie-
mit lauwarmem Wasser im Verhältnis 1:100. Das Produkt, es              rungsschub ein, der das Gesicht des Krankenhauses nachhal-

                                                                                                                                                                                                          Foto: Archiv der Elisabethinnen
gibt auch Hautpflegeprodukte basierend auf der Bactogreen-             tig verändern sollte: Durch das Engagement des damaligen
Technologie, sei derzeit aber noch zu unbekannt für einen Ver-         Primars Dr. Friedrich Ehrl und der Oberin Sr. Johanna Vögerl
trieb über Supermärkte oder Apotheken, so Kolmbauer.                   fanden die „Lisln“ Anschluss an die moderne Chirurgie und
Auf die Frage was er den Elisabethinen Linz wünsche, sagt              die damals geltenden Hygienestandards. Der Ausbruch des
Max Kolmbauer:                                                         Ersten Weltkrieges und die wirtschaftlich prekäre Nachkriegs-
„Dass sie weiterhin so innovativ und tatkräftig bleiben, wie           zeit stellten den Orden und sein Krankenhaus in der Folge
bisher.“                                                               vor große finanzielle Probleme, die erst durch Erlangung des
                                                                       Öffentlichkeitsrecht ein Ende fanden: Mit Dekret der OÖ.
                                           [martin gsellmann]          Landesregierung vom 13. Juli 1926 wurde dem Krankenhaus

                                                                 8 9
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Zimmer mit Weitblick                                                                                                                                                                       Mitten im Neunten

Die Studentenheime der Akademikerhilfe
                                                                                                                                                                       „Kommen Sie. Ich zeige Ihnen mein Zimmer mit den großen
                                                                                                                                                                       Fenstern“, sagt Jerome stolz und nimmt die Stiegen in den ers-
                                                                                                                                                                       ten Stock. Jerome ist 22 Jahre alt und wohnt seit 2017 im Ca-
                                                                                                                                                                       nisiushaus. Der gebürtige Linzer studiert Bauingenieurwesen
                                                                                                                                                                       an der Technischen Universität Wien (TU Wien) und Internatio-
                                                                                                                                                                       nale Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU
                                                                                                                                                                       Wien). Auch seine große Schwester wohne im selben Haus. Von
                                                                                                                                                                       ihr erfuhr er, dass es neu renoviert wurde und nicht so groß wie
                                                                                                                                                                       andere ist. Viel Zeit verbringe er etwa im Gemeinschaftsraum
                                                                                                                                                                       des Hauses, sagt Jerome. Gerne ziehe er sich nach einem inten-
                                                                                                                                                                       siven Uni-Tag in den Lernraum zurück, der sich in der ehemali-
                                                                                                                                                                       gen Kapelle befindet.
                                                                                                                                                                       Bereits sein Vater erzählte Jerome begeistert von der Akademi-
                                                                                                                                                                       kerhilfe und deren Studierendenhäusern. Als er in Wien Medizin                         Heiß begehrte Plätze
                                                                                                                                                                       studierte, hatte er im Pfeilheim gewohnt, das damals wie heu-
                                                                                                                                                                       te das Stammhaus der Organisation ist. „Wir leben heute zu 95
                                                                                                                                                                       Prozent von Empfehlungen von früheren Bewohnern oder von             Kirchenglocken von der nahen Canisiuskirche sind zu hören.
Viele verbinden mit einem Studierendenhaus abgewohnte und alte Zimmer. Dass dem nicht                                                                                  den Eltern der Studierenden, die früher in einem der Häuser          „Das Haus gehört weiterhin uns“, erklärt Provinzial Bürgler und
so ist, beweist ein Besuch im Canisiushaus der Jesuiten in Wien. Der Geist der Orden lebt in                                                                           wohnten“, sagt Bernhard Tschrepitsch von der Akademikerhilfe.        bestätigt die hervorragende Zusammenarbeit mit der Akade-
vielen von der Akademikerhilfe betriebenen Häuser weiter.                                                                                                              „Oft sind es auch jene, die sich für ihre Kinder für ein Haus der    mikerhilfe, die es heute für den Orden betreibt. Über 91 Stu-
                                                                                                                                                                       Akademikerhilfe entscheiden.“                                        dierende wohnen derzeit im Canisiushaus. Voll besetzt sei es
                                                                                                                                                                       34 Einbettzimmer-Garçonnière und 28 Zweizimmer-Wohnein-              immer – ebenso die Warteliste für ein Zimmer in den denkmal-
Laut schnarrt der Türöffner. Ein Mann mittleren Alters öffnet      Über 40 Studentenheime mit knapp 4.500 Heimplätzen be-                                              heiten befinden sich im Canisiushaus im neunten Bezirk auf vier      geschützten Mauern. Bis zu zwei Jahre müssen Studierende
die hohe Eingangstür. „Grüß Gott – ich bin Erwin Kos“, sagt        treibt heute die Akademikerhilfe in den Universitätsstädten                                         Stockwerken. Die Preise variieren je nach deren Größe. Nicht         durchschnittlich auf einen Platz warten. Die Freude sei daher
er. „Folgen Sie mir.“ Über einen schmalen Gang führt er den        Wien, Eisenstadt, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Leoben, Linz und                                     nur hier, sondern in jedem Zimmer und sogar im Fitnessraum im        besonders groß, einen zu erhalten. „Nicht nur das Canisiushaus
Besucher in das Refektorium; vorbei an seinem Büro und einer       Salzburg. Darüber hinaus führt sie Studentenheime für das Be-                                       Keller hängen Kreuze und zeigen die christliche Verbundenheit        hat einen sehr guten Ruf“, weiß Heimleiter Erwin Kos. „Auch
Wand, auf der bunte Folder und Ankündigungen hängen. „Ich          nediktinerstift Admont in Graz, Innsbruck und Leoben; für den                                       des Hauses. Jedes Akademikerhilfe-Haus sei hinsichtlich sei-         die vielen anderen der Akademikerhilfe.“
bin der Heimleiter des Canisiushauses.“ Seit über drei Jahren      Jesuitenorden in Wien und Innsbruck, für die Vereinigung Ös-                                        ner Ausstattung zwar anders, so Bernhard Tschrepitsch. „Doch
arbeite er hier, erfahren wir von ihm. Aber nicht nur in diesem    terreichischer Ordensschulen in Wien und für eine private Ge-                                       bemühen wir uns, dass in den Zimmern der Studierenden ein
betreue er die jungen BewohnerInnen – auch in vier weiteren        sellschaft in Klagenfurt. Sie ist damit der größte Studenten-                                       Kreuz hängt.“                                                                                                    [christopher erben]
Studentenwohnhäusern, die in der Umgebung des Canisius-            wohnheimbetreiber Österreichs.
hauses im 9. Wiener Gemeindebezirk liegen. „Meine Tür ist für
jeden Studierenden, der in einem der Häuser wohnt, offen.“ Für                                                                                                                         Traditionen leben weiter
sie sei er immer erreichbar, betont Erwin Kos.

                                                                                                                                                                       Jesuiten gehen im Canisiushaus heute seltener ein und aus als
              Einzigartiger Zusammenhalt                                                                                                                               früher. Bis 2008 lebten noch einige Mitbrüder im Haus. Es gab

                                                                                                                                     Fotos: Martin Gsellmann
                                                                                                                                                                       danach mehrere Überlegungen, es zu nutzen. Der Orden ent-
                                                                                                                                                                       schied sich bewusst für einen Umbau in ein Studierendenhaus
Für Emily veränderte sich im vergangenen Oktober vieles in ih-                                                                                                         und die Vermietung an die Akademikerhilfe. Bei der Sanierung
rem jungen Leben: Sie verließ ihren Heimatort, zog in ein Stu-                                                                                                         und Adaptierung des Hauses war er involviert, um seine An-
dentenheim und begann ein Pharmaziestudium. „Ja, hier fühlte                                                                                                           forderungen und Erfahrungen einfließen zu lassen, erzählt Pro-
ich mich von Anfang an zuhause und geborgen.“ An das Leben                                                                                                             vinzial P. Bernhard Bürgler. „Raum schaffen fürs Private und in
in einer Großstadt gewöhnte sie sich sehr rasch – dank der fami-                                                                                                       Gemeinschaft leben – das ist für uns Jesuiten seit jeher ein wich-
liären Atmosphäre im Canisiushaus. Jeder grüßt hier jeden, alle                                                                                                        tiges Anliegen.“ Etwas vom Geist des Ordens wehe hier nach
sind sehr freundlich, erzählt die Studentin im Gespräch. „Hier                                                                                                         wie vor, freut sich Provinzial P. Bernhard Bürgler SJ. Alle Be-
kann ich auf jede und jeden zählen.“ In einer eigenen Whats-                                                                                                           wohnerInnen erhalten von ihm immer ein Schreiben beim Ein-
App-Gruppe tauschen sie sich untereinander aus und unterstüt-                                                                                                          und Auszug. Auch die Tafel beim Hauseingang erinnert an die
zen sich gegenseitig. Splittergruppen gebe es hier keine. Die                                                                                                          Geschichte des Hauses und deren Verbindung zum Jesuiten-
Erreichbarkeit sowie die Lage in der Nähe ihrer Fakultät seien                                                                                                         orden. Eine Statue des heiligen Canisius steht im alten Refek-
gut. Als sie davon erfuhr, dass sie hier bald einen Platz bekom-                                                                                                       torium, das von vielen Studierenden auch als „Wohnzimmer“
me, machte sie „einen Luftsprung“, so die 19-Jährige. „Nein,       Über 40 Studentenheime mit knapp 4.500 Heimplätzen be-                                              genutzt wird. Tischfußballtisch und Billardtisch laden zu Turnie-    Akademikerhilfe
ich kann mir heute nicht vorstellen, in einem anderen Studen-      treibt heute die Akademikerhilfe in den Universitätsstädten                                         ren ein. „Im Dezember gibt es im Refektorium auch die tradi-
tenhaus in Wien zu wohnen.“                                        Wien, Eisenstadt, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Leoben, Linz                                         tionelle Adventfeier“, erzählt Heimleiter Kos. „Jeder Studie-        Die Akademikerhilfe betreibt über 40 Studentenwohnhäuser
Junge Menschen sollen in den Häusern der Akademikerhilfe in        und Salzburg. Darüber hinaus führt sie Studentenheime für das                                       rende muss eine Christbaumkugel bemalen und am drei Meter            in den österreichischen Universitätsstädten. Über 1.700 der
selbstbestimmter Freiheit und Eigenverantwortung miteinander       Benediktinerstift Admont in Graz, Innsbruck und Leoben; für                                         großen Baum aufhängen.“ Auch liest der Heimleiter jedes Jahr         4.500 Plätze befinden sich in Häusern von Ordensgemeinschaf-
wohnen. „Das ist unser Mission Statement“, sagt Generalsekre-      den Jesuitenorden in Wien und Innsbruck, für die Vereinigung                                        eine Weihnachtsgeschichte vor, in der die anwesenden Studie-         ten. Gegründet wurde die Akademikerhilfe im Jahr 1921 als
tär Bernhard Tschreptisch im Interview mit ON. „Sowohl Eltern      Österreichischer Ordensschulen in Wien und für eine private                                         renden vorkommen.                                                    katholischer Verein von Hochschulseelsorger Prälat Karl Rudolf
als auch ihren Kindern geben wir die Sicherheit, durch ein gutes   Gesellschaft in Klagenfurt. Sie ist damit der größte Studenten-                                                                                                          unter Mitwirkung des damaligen Erzbischofs von Wien, Friedrich
Umfeld aufgefangen zu sein, das katholisch-christlich geprägt      wohnheimbetreiber Österreichs.                                                                                                                                           Gustav Kardinal Piffl.
ist.“

                                                                                                                                                               10 11
NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...
„Wir sind wie ein Schuhlöffel für unsere Bewohner.“
Interview mit Bernhard Tschrepitsch

Seit 15 Jahren führt Bernhard Tschrepitsch als Generalsekretär die Akademikerhilfe. Im Ge-                                                     Wodurch überzeugen Sie Studierende, in einem Ihrer Häu-            Ein Zimmer kostet in einem Haus der Akademikerhilfe rund
spräch mit den ON erzählt er, wie der Betreiber das Ordenscharisma weiterführt und weshalb                                                     ser zu wohnen?                                                     400 Euro. Wie kommen Sie Studierenden aus Familien mit
es keinen Widerspruch zwischen einem wirtschaftlichen Betrieb und einer ethisch-religiösen                                                                                                                        weniger finanziellen Mittel entgegen?
                                                                                                                                                  Studentenheime sind für mich „Sozialisationshäuser“. Viele
Anschauung gibt.                                                                                                                                  Menschen, die aus den Bundesländern oder vom Land                  Wir wurden als katholischer Hilfsverein gegründet. Nach wie
                                                                                                                                                  kommen, kennen die Universitätsstädte kaum. Junge Men-             vor wollen wir Studierenden so günstig wie möglich Wohn-
                                                                                                                                                  schen haben eine ähnliche Ausgangssituation: Sie sind              raum zur Verfügung stellen. Dafür greifen wir den Studieren-
Sie übernehmen Häuser von den Orden und betreiben sie in            Werden darüber hinaus noch weitere Akzente gesetzt?                           alleine, müssen sich am neuen Ort zurechtfinden und leben          den oder ihren Familien direkt finanziell unter die Arme. Wir
deren Sinne weiter. Was kann man darunter verstehen?                                                                                              hier auch in einer neuen Freiheit weg von zuhause. Als Aka-        leben heute zu 95 Prozent von Empfehlungen von früheren
                                                                       Wir haben auch Häuser übernommen, in denen es keine Sa-                    demikerhilfe sind wir für sie wie ein Schuhlöffel, der ihnen       Bewohnern.
   Die Akademikerhilfe ist nicht nur ein Betreiber von Studen-         kralräume gibt. Aber wir versuchen, sie dort nachzurüsten.                 dabei hilft, den neuen Wohnort besser kennenzulernen und
   tenwohnheimen, sondern führt auch Häuser, die früher von            Wir bauen in jedes neue Haus eine Kapelle. Damit setzen wir                dabei nicht verlorenzugehen. Bei der Akademikerhilfe wird       Was ist das Mission Statement der Akademikerhilfe Ihrer
   Orden unterhalten wurden, erfolgreich weiter. Uns ist wich-         nach außen hin ein Zeichen, dass wir eine christliche Organi-              das gemeinschaftliche Miteinander wie in keinem anderen         Meinung nach?
   tig, dass das jeweilige Charisma des Hauses nach der Über-          sation sind. Wir leben eine Einladungs- und keine Verpflich-               Haus gelebt.
   nahme erhalten bleibt. 1.700 Plätze befinden sich in Häu-           tungspastoral. Wir versuchen junge Menschen dort abzuho-                                                                                      Wir laden junge Menschen ein, hier in selbstbestimmter
   sern der Ordensgemeinschaften. 2.800 betreiben wir selbst.          len, wo sie stehen und laden sie ein, am christlichen Leben             Studentenheime zeichnen sich häufig durch einen bunten                Freiheit und Eigenverantwortung miteinander zu wohnen.
   Auch kleinere Häuser – etwa mit 20 Plätzen – können wir             teilzunehmen. Ob sie diese Einladung annehmen, überlas-                 Mix an Bewohnern aus verschiedenen Ländern aus. Wie ist               Sowohl Eltern als auch Kindern geben wir damit die Sicher-
   mitbewirtschaften. Der Hausverwalter in der Canisiusgasse           sen wir aber ihnen.                                                     das in Ihren Häusern?                                                 heit, durch ein gutes Umfeld aufgefangen zu sein, das ka-
   betreut vier weitere Häuser mit.                                                                                                                                                                                  tholisch-christlich geprägt ist.
                                                                    Das Stammhaus in der Pfeilgasse gehörte nie einem Orden.                      Je nach Lage und Qualität der 40 Häuser variiert auch die
Wie arbeiten Orden und Akademikerhilfe zusammen?                    Wie schafften sie hier ein religiöses Umfeld?                                 Bewohnerschaft. In neuen, sanierten Häusern wohnen auch         Die Akademikerhilfe betreibt derzeit über 40 Studenten-
                                                                                                                                                  mehr Österreicher, weil es die Aufgabe der Akademikerhil-       wohnhäuser. Mit welchen aktuellen Projekten blicken Sie in
   Wir sehen uns als Dienstleister für die Orden. Die Orden            Im Haus in der Pfeilgasse in Wien lebten über zehn Jahre                   fe ist, katholischen, inländischen Studierenden einen Platz     die Zukunft?
   bleiben weiterhin Eigentümer und wir sind für den laufen-           lang drei Don BoscoSchwestern gemeinsam mit den Studie-                    zur Verfügung zu stellen. Wenn die Nachfrage geringer ist,
   den Betrieb verantwortlich. Es hängt vom Vertrag ab, in             renden. Unser Ziel war es, dass sie im Haus für die Bewoh-                 gibt es eine Durchmischung mit anderen Nationalitäten und          Im vergangenen Juli übernahmen wir das Haupthaus der
   welchem Umfang wir das Ordenshaus bewirtschaften: Von               ner da sind. Wir sahen darin eine Form von Jugendarbeit                    Religionen im Haus. Oft haben wir auch Wartelisten für die         Herz-Jesu-Missionare in Innsbruck. In Klagenfurt wird in den
   einfacher Verwaltung bis hin zur Gesamtverwaltung des Ob-           und ein besonderes Angebot. In einem der drei „Pfeilhäu-                   Häuser. Allein die Zimmer in der Pfeilgasse oder Canisius-         nächsten Jahren ein Eigenhaus saniert. Gemeinsam mit dem
   jekts. Die Verträge mit den Studierenden schließen wir ab.          ser“ gibt es auch die Heiligen-Geist-Kapelle mit einem ei-                 gasse könnten wir öfters vermieten. Stolz sind wir auf die         Stift Admont sanieren wir derzeit das Haus des ehemaligen
   Auch das Tagesgeschäft nehmen wir den Orden ab. Von den             genen Rektoratspfarrer von der Katholischen Hochschulge-                   mancherorts gute Durchmischung der Häuser mit anderen              Redemptoristenklosters in Innsbruck. Hier entstehen über
   Einnahmen ziehen wir unsere Kosten ab und geben einen               meinde (KHG).                                                              Nationalitäten.                                                    170 Wohneinheiten direkt neben der Medizinischen Univer-
   Anteil an die Orden als Eigentümer der Liegenschaft weiter.                                                                                                                                                       sität der Landeshauptstadt.
                                                                    Abgewohnte Zimmer, schimmelige Küchen und Sanitäran-                       Wie gut sind die Studierenden untereinander vernetzt?
   In Graz zum Beispiel betreiben wir ein Haus des Stiftes Ad-      lagen. Was hat sich in den vergangenen Jahren in den Häu-
   mont. Hier kommt regelmäßig ein Benediktiner vorbei, der         sern verändert?                                                               Viele Studierende sind bei uns besser vernetzt als über sozi-                                              [christopher erben]
   für die Studierenden seelsorgerisch da ist und heilige Mes-                                                                                    ale Netzwerke. Wir wissen, dass die meisten Freundschaften
   sen für sie hält. Im Haus in der Fasangasse in Wien-Land-           Die Bedürfnisse sind gestiegen. Die Folge ist, dass sich die               aus der Zeit im Studentenheim oft ein Leben lang halten.
   straße erinnert ein Bild im Hauseingang an die vor Jahren           Zimmerstrukturen geändert haben. Noch vor 15 Jahren
   verstorbene Ordensgründerin. In der Kapelle wird hier auch          konnten wir Doppelzimmer an Österreicher vermieten, die
   regelmäßig eine heilige Messe gefeiert.                             sich vorher nie gesehen haben. Heute ist das denkunmög-
                                                                       lich. Großes Thema sind Zimmer mit Küche und Sanitärbe-                                                                                    Bernhard Tschrepitsch (49) führt seit 2005 als Generalsekretär
Studentenheime gibt es viele. Woran merken BewohnerI                   reich. Doppelzimmer werden entweder von ausländischen                                                                                      den Verein Akademikerhilfe. Der gebürtige Kärntner kommt
nnen, dass sie sich in einem christlichen Haus befinden?               Studierenden aus ökonomischen Gründen bewohnt oder als                                                                                     aus dem Lavanttal und studierte Theologie und Betriebswirt-
                                                                       Einzelzimmer genutzt.                                                                                                                      schaft in Wien. Als Student wohnte er in einem Studenten-
   Jedes der über 40 Akademikerhilfe-Häuser ist hinsichtlich                                                                                                                                                      heim der Akademikerhilfe in der Pfeil-gasse 3 im achten Bezirk

                                                                                                                                                                                        Foto: Christopher Erben
   seiner Ausstattung anders. Doch bemühen wir uns, dass in                                                                                                                                                       in Wien. Der Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern
   den Zimmern der Studierenden ein Kreuz hängt und setzen                                                                                                                                                        ist auch Mitglied des ORF-Stiftungsrats und im Vorstand der
   so bewusst ein Zeichen der Identifikation. Wenn jemand ein                                                                                                                                                     Katholischen Medienakademie (KMA).
   Haus von uns betritt, dann soll er sofort merken, dass es frü-
   her vielleicht einem Orden gehörte. Auch durch die Archi-
   tektur wie in etwa jene des Canisiushauses in Wien-Alser-
   grund lebt der Ordensgeist weiter.

                                                                                                                                       12 13
NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...
Den Weg der Orden weitergehen
Wege der VOSÖ zum Erleben des Ordenscharismas                                                                                                                                                            Kollegium
                                                                                                                                                                                                         Kalksburg

                                                                                                                                                                                       Krems

                                                                                                                                                                                   St. Pölten         Wien

                                                                                                                                                                                                            Neusiedl
                                                                                                                                                                    Steyr
                                                                                                                                                                                              Katzelsdorf

Die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs (VOSÖ) hat es                        Brengenz                                                       Bischofshofen
sich zum Ziel gesetzt, die jeweilige spirituelle Tradition ihrer ös-
                                                                                                         Innsbruck            Volders             St Johann i. Pg.                                                               Die Klosterschule
terreichweit 17 Bildungsstandorte von insgesamt 13 Orden fort-                                                                                                                                                                      in Neusiedl am See

zuführen.                                                                                                                                                                             Graz

In der Nachfolge der Ordensleute schöpfen PädagogInnen an
den Bildungseinrichtungen der VOSÖ aus deren spirituellem
Erbe und erleben und beleben das jeweilige Ordenscharisma
neu im täglichen Miteinander an den Standorten. Auf vielfälti-
gen Wegen werden die pädagogischen LeiterInnen dabei von
der VOSÖ unterstützt und JungpädagogInnen ins Ordenscha-
risma eingeführt.

Wie können Laien-Christen das Spezifische des
Ordenscharismas in der Nachfolge von Ordens-
Christen weitergeben?

Für die VOSÖ ist diese Frage zum Anliegen geworden: „Dem               „Modul 13+"                                                              Oasentage für PädagogInnen:                                          Maria Habersack, Geschäftsführerin der VOSÖ, hält zum Or-
Besonderen eines jeden Standortes, der je eigenen Ordens-              soll zu einer Vertiefung im Ordenscharisma für MitarbeiterIn-            Auch für PädagogInnen wurde ein Angebot unter Begleitung             denscharisma, einer Kernaufgabe der VOSÖ, fest: „Wir ar-
spiritualität und Tradition fühlen wir uns verpflichtet. An den        nen ab fünf Dienstjahren führen. In Form einer Veranstaltung             von Johannes Hessler erarbeitet.                                     beiten nicht nur laufend daran, die Zukunft mit den besten
meisten unserer Standorte sind die Ordens-Christen nicht               am jeweiligen Bildungsstandort sollen langjährige Mitarbeite-                                                                                 pädagogischen Kräften und Mitteln zu sichern, sondern unser
mehr präsent. Deshalb sehen wir unsere Herausforderung                 rInnen nicht nur ihr Wissen über das jeweilige Ordenscharisma                                                                                 Bestreben wie auch Überzeugung ist es, aus der Geschichte
darin, die jeweiligen Bildungseinrichtungen im Geiste der              auffrischen können, sondern sich auch als Teilder Ordensge-              Kirchenpädagogik:                                                    und dem Charisma jeder Ordensschule einen guten Weg in
Ordensgründerinnen und Ordensgründer zu führen und zu                  meinschaft erfahren und wahrnehmen. Weil derzeit 13 Or-                  Wie kein anderer Ort sind die Kapellen und Kirchen an den            eine gelingende Zukunft zu gestalten.“
gestalten“, sagt Rudolf Luftensteiner, der Vorsitzende des Vor-        densgemeinschaften in der VOSÖ vertreten sind, wurde der                 Bildungsstandorten der VOSÖ ein Brennglas des spirituellen           Doris Ziniel, Religionslehrerin an der Klosterschule Neusiedl
standes der VOSÖ.                                                      Titel „Modul 13+“ gewählt.                                               Lebens der Bildungsgemeinschaft und Ausdruck des jewei-              am See, sieht im Ordenscharisma eine kostbare Quelle für die
                                                                                                                                                ligen Ordenscharismas. Mag.a Theresa Stampler fungiert als           Persönlichkeitsentwicklung ihrer SchülerInnen: „Das Ordens-
                                                                                                                                                Projektbegleiterin für Kirchenpädagogik und ist Bindeglied           charisma an unserer Schule lebendig zu halten, ist ganz einfach
Welcome-Module                                                         Oasentage für LeiterInnen                                                zum Bereich Kultur und Dokumentation der Österreichischen            das, was unsere Schule ausmacht. Es ist die Auseinanderset-
An allen 17 Standorten der VOSÖ werden neuen Mitarbeite-               im Kloster: Seit diesem Schuljahr (2019/20) werden für alle              Ordenskonferenz. Mit dem Projekt „Blickpunkt Ordenskirche“           zung mit dem Leben einer Ordensgründerin, eines Ordens-
rInnen durch das erste Dienstjahr am Standort hindurch ve-             LeiterInnen der mehr als 60 Bildungseinrichtungen – Schulen,             versucht sie gezielt, mit PädagogInnen die Gründungs- und            gründers, wo viel auch eine Vorbildhaltung dahintersteckt. Un-
geleitet. Dazu gibt es am Anfang, in der Mitte und am Ende             Kindergärten, Nachmittagsbetreuungen und Horte – Oasen-                  Ordensgeschichte zu erkunden. Diese kirchenpädagogischen             sere Ordensgründerin hat versucht, christliche Werte in ihrem
des Schuljahres je ein Modul, in dessen Mitte das je eigene            tage zum inneren Auftanken und zur Förderung des Gemein-                 „Entdeckungen“ werden im „MiKO“, den Mitteilungen zu den             damaligen Lebensumfeld zu leben und an junge Menschen
Ordenscharisma steht.                                                  schaftsgefühls angeboten. Br. Thomas Hessler OSB vom Eu-                 Kulturgütern der Orden, publiziert (www.ordensgemeinschaf-           weiterzugeben. So wie sie sich damit auseinandergesetzt hat,
                                                                       ropakloster Gut Aich, der diese Tage begleitete, meint dazu:             ten.at/miko).                                                        sind auch wir immer wieder aufgefordert, das zu tun und diese
                                                                       „Den eigenen spirituellen Weg sich bewusst machen, ist ein                                                                                    Haltungen auch zu leben. Also einerseits ist es das Vorbild für
                                                                       Ziel dieser Tage. Erfahrungsräume zu öffnen, die die Mitte im                                                                                 uns, und andererseits auch immer wieder die Motivation, an
                                                                       eigenen Leben spürbar werden lassen. Stärkung erfahren und               Ausbildungskurs „Feiern feiern lernen“:                              uns selbst diesbezüglich zu arbeiten.“
                                                                       voll Vertrauen und Zuversicht dem anzuvertrauen, was dem                 Ab nächstem Schuljahr 2020/21 steht diese Fortbildungsreihe
                                                                       Leben dient.“                                                            PädagogInnen zur Verfügung, die in Bildungseinrichtungen
                                                                                                                                                liturgische Feiern kind- und jugendgerecht gestalten. Die Er-                                      [josef prikoszovits/martin gsellmann]
                                                                                                                                                arbeitung der fünf Wochenendeinheiten erfolgte gemeinsam
                                                                                                                                                mit ExpertInnen an Hochschulen und Universitäten.

                                                                                                                                        14 15
NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...
Die Weißspanier:                                                  Die Minoriten:
Beethovens letzter Gang                                                                                                                            Erbauer der Kirche                                                Nachfolger wider Willen

Wien, Alser Vostadt 1827                                                                                                                           In direkter Nachbarschaft zu den Schwarzspaniern ließen sich      Gegenüber dem Trinitarierkloster lag das alte „Allgemeine
                                                                                                                                                   etwa zur gleichen Zeit die „Weißspanier“ nieder: Der Orden        Krankenhaus“. Joseph II. bat nun 1783 die Minoriten in das
                                                                                                                                                   der Trinitarier, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die von   leerstehende Gebäude zu ziehen und die Seelsorge im Kran-
                                                                                                                                                   den Türken gefangenen Christen freizukaufen. Sie errichteten      kenhaus zu übernehmen. Der Orden lebte davor in einem Klos-
                                                                                                                                                   neben der Alser Straße ein Klostergebäude und die Trinitarier-    tergebäude nahe der Minoritenkirche und Hofburg im 1. Bezirk
                                                                                                                                                   kirche oder „Kirche zu den Weißspaniern“ (heute auch Alser        Wiens. Es kursierten damals Gerüchte, dass der eigentliche
                                                                                                                                                   Kirche, Pfarrkirche Allerheiligste Dreifaltigkeit).               Grund des Umzugs der ständig steigende Platzbedarf des Wie-
Ludwig van Beethovens Leichenzug führte an Orte, die eng mit dem Schicksal dreier Ordensge-                                                        Der Orden erlitt dasselbe Schicksal wie seine Nachbarn: 1783      ner Hofes war.
meinschaften verbunden sind. Auch eine zweite, bis dato unbekannte Totenmaske ist aufgetaucht.                                                     verfügte Joseph II. über seine Aufhebung. Als Beethovens          Für die Minoriten, die seit dem 13. Jahrhundert an dem Platz
                                                                                                                                                   Leichenzug 1827 vor der Kirche haltmache, erinnerte also nur      ansässig waren, vielfach an der Universität lehrten und sogar
                                                                                                                                                   mehr der Name der Kirche an die Ordensgemeinschaft, die           eine eigene Bildungshochschule betrieben, bedeutete es eine
                                                                                                                                                   übrigens erst 1900 wieder nach Österreich zurückkam und           komplette Umkehr ihrer Tätigkeit. Aber ein Weigern schien an-
                                                                                                                                                   heute am Mexikoplatz (Wien II) angesiedelt ist.                   gesichts der damaligen Umstände und bereits erfolgten Klos-
Eine Lungenentzündung kann für einen gesunden Menschen           Nur wenige wissen, dass Beethovens letzter Gang durch die Al-                                                                                       terschließungen undenkbar. 1784 bezogen die Minoriten das
schon eine Gefahr darstellen. Für den chronisch leberkranken     ser Vorstadt eng mit der Geschichte von drei Ordensgemein-                                                                                          ehemalige Weißspanierkloster und wirken dort bis heute. Im
Beethoven, durch seine Alkoholsucht gesundheitlich schwer        schaften verknüpft ist, die dort entweder ihr Ende oder ihren                                                                                       selben Jahr wurde die Trinitarierkirche Sitz der Pfarre Alser Vor-
vorbelastet, stellte sie eine Herausforderung dar, der er        Anfang fanden.                                                                                                                                      stadt und das Sterbehaus Beethovens wurde Teil des Pfarrge-
schlussendlich nicht gewachsen war. Bald war absehbar, dass                                                                                                                                                          bietes.
keine Behandlung mehr zum nötigen Erfolg führen wurde. Am                                                                                                                                                            1827 stoppte der Leichenzug Beehovens vor der Trinitarierkir-
24. März 1827 fiel er, versehen mit den Sterbesakramenten, in    Die Schwarzspanier:                                                                                                                                 che, Minoritenpriester nahmen die Einsegnung vor. Auch ist
ein Koma, zwei Tage später starb er während eines schweren       Sterbehaus Beethovens                                                                                                                               Beethovens Tod in der dortigen Sterbematrik vermerkt: „Lud-
Wintergewitters.                                                                                                                                                                                                     wig van Beethoven, lediger Tonsetzer, zu Bonn im Reich geb.,
Schon seinen Zeitgenossen war klar, dass jetzt einer der Gro-    Das Sterbezimmer Beethovens lag im zweiten Stock des so-                                                                                            57 Jahre alt, gest. an Wassersucht, begraben am 29. März auf
ßen gegangen war. Stark war daher der Andrang zu seinem          genannten Schwarzspanierhauses mit Blick gen Osten auf dem                                                                                          dem Gottesacker des Dorfes Währing.“
Leichengang: Zeitgenossen sprachen von 20.000 Menschen,          Glacis. Das Haus war Teil des vormaligen Klosters der Benedik-                                                                                      Nach der Einsegnung zog der Leichenzug weiter zum Währin-
die zum Glacis* kamen, um ihn die letzte Ehre zu erweisen.       tiner von Montserrat in Katalonien, die es bis 1780 bewohnten.                                                                                      ger Ortsfriedhof, wo Beethoven begraben wurde Der Friedhof
Der Leichenzug brauchte vom Sterbehaus in der Schwarzspa-        Die Mönche mit dem schwarzen Habit wurden von den Leuten                                                                                            wurde 1873 geschlossen und nach dem Ersten Weltkrieg in
nierstraße bis zur 500 Meter entfernten Alser Kirche, wo die     bald schon „Schwarzspanier“ gerufen – auch um sie von den                                                                                           eine Parkanlage umgewandelt – heute heißt der Park „Schu-
Einsegnung stattfinden sollte, ungefähr 1,5 Stunden. Den Sarg    ebenfalls aus Spanien stammenden Trinitariern mit dem wei-                                                                                          bertpark“ und Besucher können dort vor der Nachbildung des
begleiteten weitere Große dieser Zeit: Franz Schubert, der ein   ßen Habit („Weißspanier“) unterscheiden zu können. Der Name                                                                                         Grabsteins stehenbleiben.
Jahr später auf testamentarischen Wunsch hin nahe Beetho-        blieb und prägt bis heute das dortige Wiener „Grätzel“.
ven begraben wurde, Karl Czerny und Franz Grillparzer. Letz-     Die Schwarzspanier wurden während des Dreißigjährigen Krie-                                                                                                                                          [elisabeth mayr]
ter verfasste auch die Grabrede.                                 ges zum Gedenken an den Sieg über Gustav Adolf nach Wien
Der Leichenzug endete am Währinger Ortsfriedhof, wo Beet-        gerufen und wirkten im neu errichteten Konventsgebäude mit
hoven bis zu seiner Überführung in ein Ehrengrab am Wiener       Kirche in der Alser Vorstadt, bis Joseph II. 1780 die Auflösung
Zentralfriedhof 1888 ruhte.                                      der Gemeinschaft befahl.
                                                                 Die Kirche wurde profaniert und das Schwarzspanierhaus an
                                                                 private Investoren versteigert, um Wohneinheiten für Bürger
                                                                 darin zu errichten – in einer davon wohnte und starb Beetho-
                                                                 ven. Das Haus kam Mitte des 19. Jahrhundert an das Zisterzi-
                                                                 enserstift Heiligenstadt, das 1903 trotz heftigster Proteste aus
                                                                 der Bevölkerung beschloss, es abzureißen und neu zu bauen.
                                                                 Sämtliche Überreste der Beethoven-Wohnung übergab das Stift
                                                                 der Stadt Wien. Heute erinnern eine Gedenktafel am Haus an
                        4                                        den berühmten Musiker und der Straßenname an die ehemalige
                                                                 Ordensgemeinschaft.
                                                                 Am 29. März 1827 wurde Beethovens Leichnam im Schwarzspa-
                                                                 nierhaus aufgebahrt, auch der Leichenzug setzte sich von hier
                                       5                         aus in Bewegung. Nächster Halt: Trinitarierkriche.

                                                                 *Das Wiener Glacis war eine von 1529 bis 1858 existierende Freifläche
                                                                 zwischen den Wiener Stadtmauern und den Vorstädten um im Falle
                                                                 eines Angriffs eine freie Schussfläche zu haben. Es wurde aber mehr und
                                                                 mehr ein beliebter Treffpunkt für Wiener und Händler.

   6                                                                 1.   Sterbehaus "Schwarzspanierhaus"
                                                                     2.   Schwarzspanische Kirche                                                  Beethovens Totenmasken
                                               3                     3.   Schwarzspanisches Kloster (Teil)                                         Heute kann man im Wiener Bestattungsmuseum Beethovens Totenmaske besichtigen: sie wurde nach der Obduktion von Maler-
                                                                     4.   Trinitarierkirche, Alser Kirche                                          meister Josef Danhauser angefertigt, deswegen ist das Antlitz teilweise entstellt.
                                                                     5.   Altes AKH                                                                Im Archiv der Minoriten hängt eine zweite Totenmaske von Beethoven – unverstellt und bis dato kaum von der Forschung beachtet.
                       2                                             6.   Glacis                                                                   Die Entstehung und Hintergründe der Maske liegen noch im Dunkeln und sind zurzeit Forschungsgegenstand.
                                 1
                                                                                                                                           16 17
NN - #einfach Ubergange begleiten - Ordensgemeinschaften ...
Kein Haus des Todes, sondern des Lebens
                           Das Hospiz der Caritas Socialis

                           Menschen, die hier leben, leben nicht mehr lange – das Hospiz der Caritas Socialis in Wien III ist
                           für viele Todkranke das letzte Zuhause. ON-Redakteur Robert Sonnleitner sprach mit Hospizlei-
                           terin Andrea Schwarz, wie sie den Übergang vom Leben zum Tod erlebt.

                           In Zeiten von Corona ist alles ein wenig anders. Als ich das                 Zeit – die Königin des Hauses                                    So lange es möglich ist, werden die PatientInnen zu Hause         Das CS Hospiz Rennweg in Wien (entstanden 1995) betreut
                           „CS Hospiz Rennweg“ in der Oberzellergasse 1 im 3. Wiener                                                                                     von Angehörigen und drei mobilen Palliativteams der CS be-        schwerkranke und unheilbarkranke Menschen bis zuletzt. Un-
                           Gemeindebezirk betrete, muss ich beim Eintritt zuerst Fieber    Wer hier im Hospiz lebt, der lebt nicht mehr lange. Die Men-                  treut. Erst wenn es gar nicht mehr anders geht, kommen die        ter einem Dach sind sechs Einrichtungen: Beratungsstelle,
                           messen und dann ausgiebig meine Hände desinfizieren. Hospiz-    schen hier haben, wie es im medizinischen Fachjargon heißt,                   Menschen ins Hospiz, wo sie den Übergang vom Leben zum            Mobiles Palliativteam, Palliativstation, Roter Anker, Hospiz-
                           leiterin Andrea Schwarz heißt mich mit dem „Corona-Ellenbo-     eine begrenzte Lebenserwartung. Die BewohnerInnen sind                        Tod in größtmöglicher Würde begehen können. „Doch nicht           team der Ehrenamtlichen und Begleitung in der Trauer. Finan-
                           gen-Gruß“ herzlich willkommen. Leider könne sie mit mir keine   alle unheilbar krank und es bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit.                wenige unserer Hospizgäste werden hier wieder so aufgepäp-        ziert wird das Hospiz durch Unterstützung der Stadt Wien und
                           Führung durch das Haus machen, sie bitte um Verständnis. Man    Gerade deswegen ist die Zeit die Königin des Hauses; sie wird                 pelt, dass sie, zumindest für eine Weile, wieder nach Hause       durch Spenden.
                           wolle jedes Risiko einer Ansteckung vermeiden. Doch der Gar-    zum Maß aller Dinge. Was man früher im Übermaß zu besitzen                    können“, erzählt Andrea Schwarz.
                           ten sei wunderschön; dort könne unser Gespräch stattfinden.     schien, Lebenszeit, Jahre, Jahrzehnte, hat plötzlich ein Ende,                Für besondere Lebensqualität sorgen auch die rund 105 eh-
                                                                                           das sich unmittelbar abzeichnet. Das Ignorieren seiner eige-                  renamtlichen MitarbeiterInnen. „Sie sind für uns unbezahlbar,
                                                                                           nen Sterblichkeit – diese Flucht gelingt hier nicht mehr. Jeder               weil sie sozusagen die Außenwelt zu uns bringen. Vorlesen,
                                                                                           Atemzug, den man seinem hinfälligen Körper abringt, bringt                    spielen, kaputte Sachen unserer Gäste zur Reparatur bringen
                                                                                           das Ende ein Stückchen näher, und die Zeit rast dahin. Natür-                 zählen zu den Aufgaben der freiwilligen Helferinnen und Hel-
                                                                                           lich unterscheidet sich jeder Hospizgast individuell darin, wie               fer", berichtet Schwarz. Auch Gespräche über Sterben und
                                                                                           er den Rest seiner verbleibenden Zeit gestaltet; natürlich ver-               Tod stehen auf der To-Do-Liste – natürlich nur, wenn der Gast
                                                                                           fallen PatientInnen auch in Depressionen und in Resignation.                  will.
                                                                                           Doch „für die meisten spielt qualitativ hochwertige Zeit noch                 Und weil die Zeit die Königin des Hauses ist, ist auch jeder
                                                                                           eine ganz große Rolle“, weiß Hospizleiterin Andrea Schwarz                    Augenblick kostbar. Das Jetzt zählt; fixe Tagesabläufe wie in
                                                                                           zu berichten.                                                                 einem Krankenhaus gibt es nicht. Der Tag wird vielmehr an die
                                                                                           Wie zur Bestätigung öffnet sich im Erdgeschoß ein Fenster, und                individuellen Gewohnheiten des jeweiligen Gasts angepasst.
                                                                                           wir werden im Garten zufällig Zeugen eines Gesprächs zwischen                 Wer gerne spät schlafen geht, kann das machen. Wer die gan-
                                                                                           einem weiblichen Hospizgast und einer Pflegerin. Die beiden                   ze Nacht lang lesen möchte – kein Problem. Und wer Zuhause
                                                                                           scherzen miteinander, lachen, ja, zerkugeln sich geradezu. Nie-               täglich am Nachmittag ein Bad nahm, kann das auch im Hospiz
                                                                                           mals würde man vermuten, dass eine der beiden Gesprächs-                      machen. „Die Wünsche unserer Gäste sind nicht groß“, erzählt
                                                                                           partnerinnen vom Tode gezeichnet ist. Die Ausgelassenheit der                 Andrea Schwarz. „Wir hatten zum Beispiel einen Bewohner,
                                                                                           beiden ist ansteckend; Andrea Schwarz und ich lachen fröhlich                 der sich jeden Tag einen bestimmten Cocktail zubereitete.
                                                                                           mit. Tatsächlich hatte ich mir das Hospiz als Ort der Traurigkeit             Sollten wir ihm das verbieten?“                                   Gegründet wurde die CS Caritas Socialis 1919 von Hildegard
                                                                                           vorgestellt, doch die Einrichtung erinnert mich eher an ein fami-             Kurz zur Statistik: Das Durchschnittsalter der Hospizgäste be-    Burjan als geistliche Schwesterngemeinschaft mit dem Auf-
                                                                                           liäres Ferienhotel als an ein steriles Krankenhaus – trotz des all-           trägt 73 Jahre, die durchschnittliche Verweildauer 17 Tage;       trag, soziale Not zu lindern. Die Einrichtungen der CS Caritas
                                                                                           gegenwärtigen Coronavirus‘. Küche, Essraum und die Zimmer                     monatlich sterben hier 15 bis 20 Patient*innen. „Wir hatten       Socialis gliedern sich in Einrichtungen, die in GmbHs organi-
                                                                                           der Hospizgäste, soweit ich das beim schnellen Durchgehen                     Gäste, die in der Früh eingeliefert wurden und am Abend star-     siert sind, die alle mit 1.1.2003 in die CS Caritas Socialis Privat-
                                                                                           in den Garten sehen konnte, sind mit bunten Möbeln heimelig                   ben, aber auch Gäste, die bei uns Monate blieben“, berichtet      stiftung eingebracht wurden.
                                                                                           eingerichtet; der Garten selbst lädt zum Lesen, Plaudern oder                 Andrea Schwarz. „Und wir hatten 99-jährige Gäste, aber auch
                                                                                           einfach nur zum Dösen in der Sonne ein.                                       18-jährige. Der unversicherte Obdachlose ist bei uns genauso
                                                                                                                                                                         willkommen wie der wohlhabende Generaldirektor.“ Einzel-
                                                                                                        Lebensqualität im Mittelpunkt                                    und Familienzimmer ermöglichen es, dass Angehörige und
                                                                                                                                                                         Freunde der 12 Hospizgäste jederzeit auf Besuch kommen und
                                                                                           „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, die Menschen, die                     sogar übernachten können. Während der Coronazeit ist es ge-
                                                                                           zu uns kommen, haben keine Angst vor dem Tod, kennen                          setzlich vorgeschrieben, dass nur zwei Angehörige gleichzeitig
                                                                                           keine Verzweiflung oder spüren keine Schmerzen“, erzählt                      im Zimmer sein dürfen. Was manchmal zu tragischen Situatio-
                                                                                           Schwarz. „Aber unsere Ärzte und das Pflegeteam schaffen es                    nen führen kann: „Als ein 35-jähriger Familienvater im Sterben

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Fotos: CS Hospiz Caritas Socialis
                                                                                           mit viel Einfühlungsvermögen, dass solche Symptome bald                       lag, durfte er seine Kinder nicht auf einmal sehen. Das hat mir
                                                                                           verschwinden.“                                                                das Herz gebrochen“, erinnert sich Andrea Schwarz.
Foto: Robert Sonnleitner

                                                                                           Das hat unter anderem auch damit zu tun, dass der Schwer-                     Wie geht sie selbst, die hier als Pflegerin begonnen hat und
                                                                                           punkt der Behandlung nicht auf lebensverlängernden Thera-                     sich zur Heimleiterin hochgearbeitet hat, mit dem allgegen-
                                                                                           pien gelegt wird, sondern darauf, bis zum letzten Atemzug                     wärtigen Sterben um? „Ich bin keine, die jeden Sonntag in die
                                                                                           eine möglichst hohe Lebensqualität zu bieten. Es ist kein Haus                Kirche geht“, sagt sie. „Aber ja, der Glaube hilft!“
                                                                                           des Todes, sondern des Lebens. Strenggenommen ist das
                                                                                           Hospiz der Caritas Socialis eigentlich eine Palliativstation, die
                                                                                           sich auf Stabilisierung und Schmerzlinderung spezialisiert hat.                                                          [robert sonnleitner]

                                                                                                                                                                 18 19
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