"Neue Perspektive" Österreichischer Immobilienmarkt - Country Facts - Bank Austria Real Invest

Die Seite wird erstellt Finn-Luca Schwarz
 
WEITER LESEN
"Neue Perspektive" Österreichischer Immobilienmarkt - Country Facts - Bank Austria Real Invest
Country
                                      Facts

                                   REAL ESTATE
Österreichischer Immobilienmarkt
„Neue Perspektive“

09 / 2020
"Neue Perspektive" Österreichischer Immobilienmarkt - Country Facts - Bank Austria Real Invest
Real Estate Country Facts

 Impressum:
 Herausgeber und Medieninhaber: UniCredit Bank Austria AG
 http: //www.bankaustria.at
 Redaktion: Bank Austria Real Estate, Walter Bödenauer, Tel. +43 (0)50505-55499
 Produktion: www.horvath.co.at

 Stand: 28. Oktober 2020

 Eine gemeinsame Produktion von UniCredit Bank Austria Real Estate, Economics & Market Analysis und
 Real Estate Appraisal Austria

 Impressum und Offenlegung gemäß §§ 24, 25 MedienG sind auf der Website der UniCredit Bank Austria unter http://www.bankaustria.at/
 rechtliches-impressum.jsp zu finden.

 Wichtige rechtliche Information – bitte lesen:
 Diese Publikation stellt weder eine Marketingmitteilung noch eine Finanzanalyse dar. Es handelt sich lediglich um Informationen über allgemeine
 Wirtschafts- und Immobilienmarktdaten sowie daraus abgeleitete Immobilienmarkteinschätzungen. Trotz sorgfältiger Recherche und der
 Verwendung verlässlicher Quellen kann keine Verantwortung für Vollständigkeit, Richtigkeit, Aktualität und Genauigkeit übernommen werden.

 Die Publikation wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und
 unterliegt nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

 Diese Informationen sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder als Aufforderung, ein solches A­ ngebot
 zu stellen, zu verstehen. Diese Publikation dient lediglich der Information und ersetzt keinesfalls eine individuelle, auf die p­ ersönlichen
 Verhältnisse der Anlegerin bzw. des Anlegers (z. B. Risikobereitschaft, Kenntnisse und Erfahrungen, Anlageziele und fi­ nanzielle Verhältnisse)
 abgestimmte Beratung.

 Wertentwicklungen in der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Es ist zu bedenken, dass Wert und
 Rendite einer Anlage steigen und fallen können und dass jede Anlage mit Risiko verbunden ist.

 Die nachstehenden Inhalte enthalten kurzfristige Markteinschätzungen. Die Wertangaben und sonstigen Informationen haben wir aus Quellen
 bezogen, die wir für zuverlässig erachten. Unsere Informationen und Einschätzungen können sich ändern, ohne dass wir dies bekannt geben.

 2 I Real Estate Country Facts 09/2020
"Neue Perspektive" Österreichischer Immobilienmarkt - Country Facts - Bank Austria Real Invest
Kursänderung in der Immobilienbranche
                             Zu den vergangenen Monaten gibt es          In den letzten Jahren wurden, getrieben durch Investoren, in der Stadt-
                             keinen Vergleich. Unser Leben wurde         hotellerie viele Zimmer errichtet, die nun zum großen Teil leer stehen.
                             beeinträchtigt, dieses Jahr zwingt uns      Der Kongress- und Städtetourismus wird noch einige Zeit für eine
                             immer wieder zum Umdenken, zur Neu-         nachhaltige Erholung benötigen, was zu einer nicht unerheblichen
                             ausrichtung. In dieser Ausgabe versuchen    Marktbereinigung im Hotelsektor führen kann. Die Auswirkungen der
                             wir uns an einer Zwischenbilanz: Wie        Pandemie könnten zu einem Konzentrationsprozess führen sowie die
“DIE KARTEN                  verändern sich Marktzugänge, Asset-         Implementierung kreativer Umnutzung von Hotels notwendig machen.
                             Klassen, Immobilienwerte und wo wer-
 WERDEN NEU                  den wir zum Jahresende 2020 stehen?         Was können wir für Sie tun?
 GEMISCHT –                                                              Die von der Pandemie verursachten Marktturbulenzen haben gezeigt,
 DAS VIRUS                 Die Covid-19 Pandemie schlägt sich            dass wir besonders im herausfordernden 2. Quartal ein kundenorien-
                           auch auf dem Immobilienmarkt nieder           tierter, verlässlicher Partner waren und weiterhin sein werden. Rasche
 MACHT ES                  und trifft den Dienstleistungssektor be-      Umsetzung der Kundenwünsche bei hoher Flexibilität im engen
 NOTWENDIG!”               sonders stark. Nach einer kurzen              Zeitrahmen durch ein professionelles Team sind unsere Stärke.
                           Schockstarre im März hat sich der Markt
wider Erwarten robust entwickelt – vor allem bei Kleinwohnungen.         Unseren Real-Estate-Kunden steht die gesamte Leistungspalette der
Es werden deutlich mehr Mietwohnungen angeboten und auch                 UniCredit zur Verfügung. Wir präsentieren Ihnen auch gerne die Ab-
deutlich mehr gesucht. Eigentumswohnungen in guten Lagen ver-            sicherungsmöglichkeiten Ihrer Kreditzinsen sowohl bei Neufinanzie-
zeichnen Preisanstiege, während Miethöhen durch vermehrtes Flä-          rungen als auch bei bestehenden Kreditlinien, die auf dem derzeit
chenangebot unter Druck geraten könnten.                                 niedrigen Niveau günstig bleiben werden.

Ein Fertigstellungsrekord ist heuer im Wohnbau trotz Pandemie zu         Immobilienzyklus – Prolongation hält an!
verzeichnen, jedoch wird ab 2021 die Bauleistung auch in diesem          Die Rezession ist im Hinblick auf ihre Ursachen einmalig und des-
Segment spürbar zurückgehen.                                             halb schwer einzuschätzen. Dennoch ist der Ausblick für den öster-
                                                                         reichischen Immobilienmarkt weiterhin positiv. In Summe sollte es
Auch der Arbeitsalltag wurde durch die Pandemie radikal geändert,        durch Covid-19 keine allzu großen Verwerfungen in den Asset-Klas-
was sich auf die Bürolandschaft auswirkt. Das Homeoffice hat sich        sen geben, wohl aber mittelfristig Anpassungen was Qualität und
bewährt, Großraumbüros sind wegen der hohen Ansteckungsgefahr            Nutzung anbelangt. Einzig das Segment der Stadthotels wird kurz-
problematisch, Abstandsregeln bleiben wichtig und der Trend geht         fristig eine Marktbereinigung erfahren. Opportunity Investments
in Richtung Klein- und Gruppenbüros. Vermietungsgespräche sind           werden in einem engen Zeitfenster möglich sein, denn das konven-
vielfach „on hold“, die Neuflächen auf dem Wiener Büromarkt sind         tionelle Investmentgeschäft beginnt wieder Fahrt aufzunehmen.
aber zu rund 70 Prozent vorvermietet. Die Leerstandsrate bleibt da-      Wobei das Marktgeschehen die Schwäche bestimmter Assets scho-
her auf dem niedrigen Niveau von rund 4,70 Prozent. Doch ersetz-         nungslos aufdeckt und sich dies teilweise in den an sich stabilen
bar ist die Büroimmobilie nach wie vor nicht. Denn trotz erfolgrei-      Renditen niederschlagen wird.
cher Homeoffice-Phase und bestmöglicher Digitalisierung ist der
persönliche Kontakt unersetzlich und mögliche Kundentermine              Durch den Einsatz der Bauindustrie kam es zu relativ kurzen Still-
führt man in Zukunft auch nicht von zu Hause aus. Es bedarf weiter-      ständen bei zahlreichen Baustellen.
hin gewisser Repräsentationsflächen.
                                                                         Die Hochbauindustrie ist noch gut ausgelastet, die Covid-19-beding-
Pandemie-bedingt haben sich Einkaufsgewohnheiten ebenso wie              te Streckung der Projekt-Pipeline hilft einen drohenden Auftragsein-
Reiseverhalten zum Teil spürbar geändert. Per Regierungsverordnung       bruch ab 2022 zu glätten und die Baupreise zu stabilisieren.
wurde das Einkaufserlebnis zeitweilig auf reine Bedarfsdeckung re-
duziert, was Auswirkungen auf die Ertragskraft von Retail-Immobili-      Geldpolitische Maßnahmen werden den Immobilienzyklus noch
en hatte. Lokale Versorgerzentren mit geringem Entertainmentanteil       einmal verlängern. Aktuell scheint auf Basis der gegebenen Rah-
kamen bislang erfreulich gut durch die Krise. Baumärkte, Elektro-        menbedingungen eine Fortsetzung der Rallye zunehmend wahr-
und Möbelhandel waren die bisherigen Profiteure der Pandemie, auf        scheinlich und mit jedem Quartal tragfähiger.
der Verliererseite steht der Textil- und Schuhhandel. Die Neuflächen-
produktion im Retail-Segment kam bereits im Vorjahr zu einem fak-        Doch auch dieser Zyklus wird enden, denn der schwarze Schwan
tischen Stillstand, nun steht die Justierung der Marktwerte an.          brütet bereits wieder irgendwo …
                                                                         Bleiben Sie gesund!
Ausgelöst durch die stark steigenden Online-Einkäufe hat das Logistik-
Segment spürbar profitiert, nun verfestigt sich dieser Einkaufstrend     Mit freundlichen Grüßen
zum Nachteil bestimmter Warengruppen des stationären Handels.            Die Redaktion

                                                                                                     Real Estate Country Facts 09/2020 I 3
"Neue Perspektive" Österreichischer Immobilienmarkt - Country Facts - Bank Austria Real Invest
Real Estate Country Facts

 Konjunktur in Österreich
 von der Pandemie gezeichnet
 Globaler Konjunkturabschwung setzte 2019 ein
 Aufgrund anhaltender politischer Unsicherheiten und zunehmenden            Inflation und Zinsen
 protektionistischen Tendenzen im internationalen Handel im Gefolge
                                                                             3,0
 des Konflikts zwischen den USA und China sowie der Verhandlungen                      CPI        10-jährige Bundesanleihe-Rendite          Euribor 3M
                                                                                                                                                          Prognose
 um den Brexit hat sich die globale Konjunkturstimmung im Verlauf            2,5

 des Jahres 2019 spürbar verschlechtert und zu einer Abschwächung            2,0

 des Wachstums der Weltwirtschaft geführt. Mit knapp 3,0% sank die           1,5
 Dynamik der Weltwirtschaft auf den niedrigsten Wert seit der Finanz-
                                                                             1,0
 krise 2009. Eine Kombination aus den ungünstigen globalen Handel-
 strends, niedrigeren Rohstoffpreisen und volatilen Kapitalströmen           0,5

 haben mehrere größere Wachstumsmärkte gleichzeitig in eine Rezes-           0,0

 sion schlittern lassen. Auch in den Industrieländern verlangsamte          – 0,5
 sich die Konjunkturdynamik. In den USA sank das Wirtschaftswachs-
                                                                            – 1,0
 tum von 3% 2018 auf 2,2%. In der Eurozone waren die Folgen der                        2017              2018             2019              2020         2021

 globalen Handelsschwäche aufgrund der vergleichsweise stärkeren            Quelle: Thomson Reuters Datastream, Statistik Austria, UniCredit Research

 Exportabhängigkeit deutlicher zu spüren und führten zu einem Rück-
 gang des Wirtschaftswachstums von 1,9% auf 1,3% im Jahr 2019. In        zu Jahresbeginn. Aufgrund der geringeren Infektionshäufigkeit und
 Österreich sank unter diesen globalen Rahmenbedingungen das Wirt-       der früheren Öffnungsmaßnahmen ist die österreichische Wirtschaft
 schaftswachstum im Gesamtjahr 2019 auf 1,4%.                            von der Coronakrise weniger stark betroffen als andere europäische
                                                                         Länder. Die Konsum- und Investitionsnachfrage kommt jedoch vorerst
 Stillstand der Wirtschaft zur                                           nur schwer in Schwung. Im ersten Halbjahr 2020 ist die österreichi-
 Eindämmung der Pandemie                                                 sche Wirtschaft daher um rund 9% im Jahresvergleich geschrumpft.
 Die Weltwirtschaft steht seit Beginn des Jahres 2020 im Banne der
 Ausbreitung von Covid-19. Zur Eindämmung der Pandemie erfolgten         Trotz des virusbedingten Shutdowns blieb die hohe Dynamik der
 – zeitlich abgestimmt auf die jeweiligen Infektionsverläufe – Be-       Wohnbaudarlehen für Haushalte von durchschnittlich knapp mehr als
 schränkungen des öffentlichen Lebens. In China wurde bereits zu Be-     5% im Jahresvergleich auch im ersten Halbjahr 2020 aufrecht und
 ginn des Jahres ein Lockdown umgesetzt. In Europa und den USA be-       war daher neben der gestiegenen Nachfrage bei Firmenkrediten zur
 gannen die Beschränkungen des Wirtschaftslebens im März. Die            Liquiditätsdeckung, die um rund 6% zulegten, der bestimmende Trei-
 Weltwirtschaft schlitterte infolge in die stärkste Rezession seit dem   ber des erneut starken Kreditwachstums von knapp über 4% in Öster-
 Zweiten Weltkrieg. Während sich in China und dem übrigen Asien im       reich im ersten Halbjahr 2020. Konsumkredite erlebten jedoch einen
 zweiten Quartal allmählich Erholungstendenzen zu zeigen begannen,       deutlichen Einbruch und das ausstehende Volumen sank um fast 4%.
 trafen die Folgen der Schutzmaßnahmen gegen die weitere Ausbrei-
 tung der Pandemie die US- und die europäische Wirtschaft erst im        Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2020
 zweiten Quartal mit voller Wucht. Ab April ermöglichten erste Locke-    Die globale Wirtschaft scheint den durch die Pandemie verursachten
 rungsschritte auch in den USA und Europa den Beginn einer Erholung.     Tiefpunkt mittlerweile durchschritten zu haben. Der Weg zurück in die
 Dennoch ist die US-Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2020 um        wirtschaftliche Normalität wird jedoch voraussichtlich längere Zeit in
 mehr als 4,5% im Jahresvergleich geschrumpft. Im Euroraum hat die       Anspruch nehmen. Die Weltwirtschaft dürfte 2020 insgesamt um
 Wirtschaft aufgrund längerer und restriktiverer Beschränkungen und      rund 3,5% schrumpfen, trotz der zu erwartenden Erholung in der
 der höheren Exportorientierung mit einem Rückgang des BIP um 9%         zweiten Jahreshälfte. Nach einem starken Rebound im dritten Quartal
 gegenüber dem Vorjahr einen stärkeren Rückschlag erlitten.              wird sich das Erholungstempo jedoch voraussichtlich wieder ein-
                                                                         bremsen, da die Folgen der Krise stärker zu Tage treten werden. Eine
 Nach einem guten Start ins Jahr 2020 kam es durch den Shutdown          zunehmende Anzahl von Unternehmensinsolvenzen mit folglich län-
 ab Mitte März zur Eindämmung der Pandemie auch in Österreich zu         gerfristig höherer Arbeitslosigkeit sowie die steigende öffentliche und
 einem abrupten und massiven Einbruch der Wirtschaft. Im ersten          private Verschuldung werden die Nachfrage dämpfen. Darüber hinaus
 Quartal 2020 sank die Wirtschaftsleistung um fast 2,5% im Jahres-       sorgen die Ungewissheit über den weiteren Pandemieverlauf sowie
 vergleich. Die allmähliche Lockerung der Maßnahmen mit der schritt-     die Anpassung des Konsumenten- und Unternehmerverhaltens an die
 weisen Öffnung einiger Bereiche der Wirtschaft ermöglichte auch in      neuen Rahmenbedingungen für hohe konjunkturelle Unsicherheit. Für
 Österreich nach dem Tiefpunkt im April in den folgenden Monaten         die USA, die einen relativ kurzen und weniger scharfen Lockdown
 bereits eine leichte konjunkturelle Verbesserung. Im zweiten Quartal    durchführten, wird aufgrund der weiterhin hohen Infektionszahlen im
 verringerte sich die Wirtschaftsleistung dennoch deutlich stärker als   zweiten Halbjahr nur eine maßvolle Erholung möglich sein, die den

 4 I Real Estate Country Facts 09/2020
"Neue Perspektive" Österreichischer Immobilienmarkt - Country Facts - Bank Austria Real Invest
Rückgang der Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr 2020 auf etwa
3,5% begrenzen dürfte. Für die europäische Wirtschaft, die unter ei-                                        Wirtschaftswachstum
nem schärferen Lockdown litt, ist hingegen mit einem Einbruch des                                           (Reale Vrdg. zum Vorjahr in %)
BIP um rund 8% zu rechnen.                                                                                                                                                   Euroraum     Österreich        Wien
                                                                                                              6,0%
                                                                                                              5,0%
Nach der schrittweisen Öffnung der Wirtschaft wird die zweite                                                 4,0 %

Jahreshälfte 2020 auch in Österreich von einer wirtschaftlichen                                               3,0 %
                                                                                                              2,0 %
Erholung mit hohen Wachstumszahlen geprägt sein. Diese ho-                                                    1,0 %
hen Werte sind dem scharfen Einbruch davor geschuldet und                                                     0,0 %
                                                                                                            – 1,0 %
dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Erholung in ei-                                               – 2,0%
nem einschränkenden Umfeld erfolgen wird. Dennoch könnte es                                                 – 3,0%

gelingen – unterstützt durch das Maßnahmenpaket der Regie-                                                  – 4,0%
                                                                                                            – 5,0%
rung von mittlerweile 50 Mrd. Euro – das begonnene v-förmige                                                – 6,0%
Erholungsszenario bei gutem Verlauf der Infektionszahlen weiter                                             – 7,0%
                                                                                                                                                                                          Prognose
                                                                                                            – 8,0%
fortzusetzen. Die Wirtschaftsleistung wird zum Jahresende 2020                                                              2017                2018            2019               2020              2021

angesichts eines Rückgangs des BIP im Jahresdurchschnitt von                                                 Quelle: Eurostat, Statistik Austria, UniCredit Research
mehr als 6 % jedoch noch um einige Prozentpunkte unter dem
realen Niveau vor Ausbruch der Coronaviruskrise liegen.
                                                                                                         Lockerungsmaßnahmen. Um die günstigen Finanzierungsbedingun-
Geld- und Fiskalpolitik gegen die                                                                        gen zu erhalten sowie die Transmission der Geldpolitik zu sichern, hat
wirtschaftlichen Folgen der Pandemie                                                                     die EZB neben regulatorischen Erleichterungen für die Geschäftsban-
Zur Abfederung der wirtschaftlichen Belastungen der Pandemie-                                            ken ein zusätzliches längerfristiges Refinanzierungsgeschäft (TLTRO-
schutzmaßnahmen und zur Unterstützung der Konjunktur haben                                               III) zur Unterstützung der Kreditvergaben an Klein- und Mittelbetriebe
weltweit sowohl die Regierungen fiskalpolitische Initiativen gesetzt                                     sowie ein zusätzliches Notfall-Anleihekaufprogramm (PEPP: Pande-
als auch die Notenbanken ihren geldpolitischen Rahmen angepasst.                                         mic Emergency Purchase Programme) über 750 Mrd. Euro bis Ende
In der Europäischen Union erfolgte die Einigung auf ein Entwicklungs-                                    2020 gestartet. Angesichts niedriger Inflationserwartungen wurde
programm unter dem Titel „Next Generation EU“ mit einem Umfang                                           dieses Programm Anfang Juni um 600 Mrd. Euro aufgestockt.
von 750 Mrd. Euro, das gemeinsame finanzielle Ressourcen vor allem
den am stärksten betroffenen Staaten zur Verfügung stellen wird.                                         Die Leitzinsen werden sowohl in den USA als auch im Euroraum
Während die US-Notenbank Fed in Reaktion auf die wirtschaftlichen                                        angesichts der noch länger bestehenden Outputlücken und niedri-
Folgen der Pandemie den Leitzins, die Fed Funds Target Rate, um 150                                      ger Inflationserwartungen noch einige Zeit auf dem aktuell tiefen
Basispunkte bis zur Jahresmitte 2020 auf eine Spanne von 0 bis                                           Niveau verbleiben. Die Europäische Zentralbank dürfte im zweiten
0,25% senkte, beließ die Europäische Zentralbank den Leitzinssatz                                        Halbjahr 2020 ihre Bestrebungen noch intensivieren, günstige Fi-
mangels Spielraum bei 0% bzw. den Einlagenzinssatz bei minus                                             nanzierungsbedingungen für Unternehmen und die öffentliche
0,5%. Ebenso wie die Fed setzte die EZB allerdings im Verlauf der                                        Hand, die die Emission von Anleihen vorantreiben werden, zu erhal-
ersten Jahreshälfte 2020 eine Reihe unkonventioneller geldpolitischer                                    ten. Der US-Dollar, der im ersten Halbjahr von seinem Status als

  Österreich im Überblick
                                                                                                                                                                                                     Prognose
                                                                    2010         2011      2012   2013      2014         2015          2016            2017      2018           2019        2020         2021
  Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr)                          1,8          2,9     0,7    0,0         0,7           1,0          2,0           2,4            2,6         1,4       –6,3            5,0
  Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %)                         1,0          1,3     0,5   –0,1         0,3           0,5          1,5           1,9            1,1         0,8       –6,8            6,7
  Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %)1                        –2,6           6,6     0,9    1,6       –0,4            2,3          4,3           4,1            3,9         4,0       –4,2            5,1
  Exporte i.w.S. (real, Vdg. z. Vorjahr in %)                        13,1           5,9     1,4    0,6         2,9           3,0          3,0           4,9            5,5         2,9       – 9,7           5,3
  Importe i.w.S. (real, Vdg. z. Vorjahr in %)                        12,0           6,0     0,9    0,7         3,0           3,6          3,7           5,3            5,0         2,3       –8,9            4,0
  Leistungsbilanzsaldo (in % des BIP)                                  3,3          1,6     1,5    1,9         2,5           1,7          2,7           1,6            2,3         2,6        1,3            2,0
  Inflationsrate (Vdg. zum Vorjahr in %)                               1,9          3,3     2,4    2,0         1,7           0,9          0,9           2,1            2,0         1,5        1,4            1,6
  Arbeitslosenquote (nationale Definition)                             6,9          6,7     7,0    7,6         8,4           9,1          9,1           8,5            7,7         7,4       10,0            8,8
  Arbeitslosenquote (Eurostat)                                         4,8          4,6     4,9    5,3         5,6           5,7          6,0           5,5            4,9         4,5        5,0            5,2
  Beschäftigung (Vdg. zum Vorjahr in %)2                               0,6          1,8     1,3    0,5         0,6           0,9          1,5           1,9            2,4         1,5       –2,1            1,5
  Öff. Haushaltssaldo (in % des BIP)                                 –4,4         –2,6     –2,2   –2,0       –2,7          –1,0         –1,5           –0,8            0,2         0,7     –10,0            –4,2
  Öff. Verschuldung (in % des BIP)                                   82,7         82,4     81,9   81,3        84,0         84,9         82,8           78,5        74,0          70,5        83,9           82,9
  1) Bruttoanlageinvestitionen, 2) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen
  Quelle: Statistik Austria, ÖNB, UniCredit Research

                                                                                                                                                   Real Estate Country Facts 09/2020 I 5
"Neue Perspektive" Österreichischer Immobilienmarkt - Country Facts - Bank Austria Real Invest
Real Estate Country Facts

                                                                                                                  wird sich die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in Grenzen
     Wiener Anteil an                                                                                             halten. Dem stehen die massiven Konjunkturprogramme sowohl auf
                                                                                                                  europäischer Ebene als auch in Österreich gegenüber, die wichtige
     österreichischer Wertschöpfung (in %)                                                                        Nachfrageimpulse setzen sollten. Damit sollte es gelingen, die In-
                                    aktuell        Veränderung gegenüber 2000 in Prozentpunkten                   vestitionen trotz steigender Insolvenzen und auch den Konsum zu
             Primärbereich1                                                                              1,8      stärken, dennoch werden die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie
                   Sachgüter                                                    –5,4                              noch längere Zeit spürbar bleiben. Trotz eines zahlenmäßig beein-
                  Bauwesen                                                             –2,9                       druckenden Wirtschaftswachstums von bis zu 5% dürfte die öster-
                 Tourismus2                                                                            0,8        reichische Wirtschaft auch Ende 2021 noch nicht das Auslastungs-
                      Handel                                                  – 6,7
                                                                                                                  niveau von vor der Coronakrise erreicht haben, was auch in einer
                                                                                                                  weiterhin erhöhten Arbeitslosenquote von durchschnittlich 8% im
                 Untern. DL3                                                                –1,7
                                                                                                                  Jahr 2021 zum Ausdruck kommt.
                   Sonst. DL4                                                                 – 0,3

                                                                                                                  Wiener Wirtschaft von Pandemie
                     Gesamt                                                                 –2,0                  unterdurchschnittlich stark betroffen
                                0     5       10      15    20    25     30      35                               Wien als Stadtwirtschaft hat einen relativ geringen Industrieanteil
                                                                                                                  an der regionalen Wertschöpfung. Deshalb war die Bundeshaupt-
     1) Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Energie- und Wasserversorgung
     2) Beherbergungs- und Gaststättenwesen                                                                       stadt nicht so massiv von der einsetzenden Eintrübung der globalen
     3) Unternehmensnahe Dienstleistungen i.w.S: Verkehr,
     Kredit- und Versicherungswesen, Realitätenwesen
                                                                                                                  Konjunktur 2019 betroffen wie stärker industrieorientierte Bundes-
     4) Öffentliche Dienste, Unterrichts- und Gesundheitswesen, private Dienste                                   länder. Zudem sorgten die unternehmensnahen Dienstleistungen,
     Quelle: Statistik Austria, UniCredit Research
                                                                                                                  die Informationstechnologie und der Tourismus für starke Wachs-
                                                                                                                  tumsunterstützung. Aufgrund der weiterhin kräftigen Nachfrage
 sicherer Hafen profitiert hat, blieb gegenüber dem Euro mit einem                                                nach Wohnungen gab es auch positive Impulse von Seiten der Bau-
 Wechselkurs von 1,12 stabil. Im zweiten Halbjahr 2020 sprechen                                                   wirtschaft. Daher fiel das Wirtschaftswachstum mit 1,8% in Wien
 die Schwäche der US-Wirtschaft und die verringerte Zinsdifferenz                                                 im Gesamtjahr 2019 auch höher als im Österreichschnitt aus.
 zwischen den USA und dem Euroraum tendenziell für eine Stärkung
 des Euros. Das Aufwärtspotenzial dürfte allerdings mit einem An-                                                 In der ersten Jahreshälfte 2020 verzeichnete die Wiener Wirtschaft
 stieg in Richtung 1,22 US-Dollar für einen Euro bis Ende 2020 be-                                                infolge der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und der
 grenzt sein.                                                                                                     globalen Rezession massive Einbußen. Mittlerweile hat in Wien je-
                                                                                                                  doch eine Erholung eingesetzt. Dennoch ist im Gesamtjahr 2020
 Schwierige Rahmenbedingungen für 2021                                                                            mit einem beispiellosen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,5%
 Die Erholung aus dem Shutdown im zweiten Halbjahr 2020 sollte                                                    zu rechnen, stark geprägt durch die Industrie. Die Bauwirtschaft
 sich weltweit im kommenden Jahr 2021 fortsetzen. Nach dem an-                                                    wird besser abschneiden, wobei alle drei Teilsparten (Hochbau, Tief-
 fänglich starken Aufholmoment wird sich das Erholungstempo je-                                                   bau und Baunebengewerbe) 2020 in Wien weniger Umsatz als im
 doch zunehmend einschleifen. Der globale Handel wird voraussicht-                                                Vorjahr generieren werden. Die Wiener Wirtschaft wird damit vor
 lich nur zögerlich wieder auf einen soliden Wachstumspfad ein-                                                   allem dank ihrer starken Dienstleistungsorientierung im Österreich-
 schwenken. Politische Unsicherheiten und die wirtschaftlichen Un-                                                vergleich noch verhältnismäßig gut abschneiden, wenn auch der
 abwägbarkeiten infolge der andauernden Pandemiegefahr werden                                                     Tourismus, der in Wien vom hohen Anteil ausländischer Gäste sowie
 viele Teile der exportstarken österreichischen Industrie daher noch                                              durch Kongressveranstaltungen geprägt ist, besonders stark belas-
 nachhaltig belasten. Aufgrund der verhaltenen globalen Nachfrage                                                 tet sein wird.

   Wien im Überblick
                                                                                                                                                                  Bundesländerschnitt
                                                                                                                                                                     (bzw. Österreich)
                                                                               2013                   2014      2015      2016       2017     2018s      2019p     2020p       2020p
   BIP pro Kopf (in EUR)                                                      47.400               47.600      48.100    49.400     49.500    51.000     52.500    50.000      42.400
   BIP pro Kopf (in % von Österreich)                                          124,1                  122,1     120,6     120,9      117,6     116,8      116,9     117,9       100,0
   BIP (reale Vrdg. zum VJ in %)                                                 –0,5                 –0,5        0,6       2,4        1,4       2,0        1,8      –5,5        –6,3
   Arbeitslosenquote (Jahresdurchschnitt in %)                                   10,2                  11,6      13,5      13,6       13,0      12,3       11,7      15,0        10,0
   Beschäftigung (Vrdg. zum VJ in %)                                                  0,6               0,6       0,8       1,5        1,9       2,4        1,8      –2,0        –2,1
   Warenexporte in Mio. EUR                                                   18.641               18.995      18.642    17.847     19.497    19.069     20.433    20.300     141.000
   Warenexporte (Anteil an österr. Exporten)                                     14,8                  14,8      14,2      13,6       13,7      12,4       13,0      14,4       100,0
   Exportquote (Warenexporte in % des BIP)                                       22,4                  22,4      21,4      19,5       21,0      19,8       20,5      21,2        37,3
   Verschuldung pro Kopf (in EUR)                                              3.216                  3.273     3.550     3.753      3.882     3.960      3.924     4.200       3.350
   Quelle: Statistik Austria, UniCredit Research

 6 I Real Estate Country Facts 09/2020
"Neue Perspektive" Österreichischer Immobilienmarkt - Country Facts - Bank Austria Real Invest
Nachfrage nach kommerziellen
Immobilien trotzt Covid-19
Mit einem sprichwörtlichen blauen Auge ist lt. einer Analyse von                          Mrd. Euro investiert, das ist im Vergleich mit dem Vorjahreszeit-
CBRE der Investmentmarkt für kommerzielle Immobilien in Ös-                               raum ein Rückgang von ca. 30 %. Damit konnte sich der Invest-
terreich im ersten Halbjahr 2020 davongekommen. Trotz der                                 mentmarkt in Österreich und allem voran die österreichische
Corona-Pandemie blieb der Rückgang des Gesamtinvestment­                                  Hauptstadt Wien, auf die rund zwei Drittel aller Investments ent-
volumens gegenüber dem Vorjahr in einem überschaubaren Rah-                               fielen, trotz Corona als vergleichsweise stabiler und selbst in
men, was umso mehr erstaunt, wenn man das Gesamtjahr 2019                                 Krisenzeiten relativ sicherer Markt behaupten. Fast drei Viertel
genauer betrachtet.                                                                       der Investoren kamen im ersten Halbjahr 2020 aus dem Aus-
                                                                                          land, ein weiteres Indiz für die ungebrochene Attraktivität des
Lt. CBRE wurde nämlich im vergangenen Jahr der bisherige ös-                              österreichischen Investmentmarktes. Zahlreiche Immobilien­
terreichische Allzeitrekord bei kommerziellen Immobilieninvesti-                          investments haben sich durch den Lockdown hinausgezögert
tionen von 2017 noch einmal deutlich übertroffen und das er-                              oder verschoben, so dass nach Expertensicht das zweite Halbjahr
zielte Transaktionsvolumen erreichte mit 5,9 Mrd. Euro einen                              voraussichtlich wieder stärker ausfallen dürfte. 34 % des Trans-
neuen Spitzenwert. Neben Büro und Wohnen waren im vergan-                                 aktionsvolumens entfielen in der ersten Jahreshälfte auf Woh-
genen Jahr auch die Segmente Hotel sowie Lager und Logistik                               nimmobilien, gefolgt von Büroimmobilien mit rund 30 % sowie
stark nachgefragt, mehr als die Hälfte der Investoren kamen                               Lager- und Logistikimmobilien mit etwa 17 %.
2019 aus dem Ausland.
                                                                                          Die Bautätigkeit im Bürobereich war in den letzten Jahren recht
                                                                                          unterschiedlich, nach starken Jahren wie 2017 mit 190.000 m²
   Investitionsvolumen kommerzielle                                                       und 2018 mit fast 300.000 m² stagnierte im Vorjahr die Neuflä-
   Immobilien Österreich (in Mrd. €)                                                      chenproduktion und fiel auf einen Wert von ca. 40.000 m² zu-
   7
                                                                                          rück. In diesem Jahr könnten rd. 160.000 m² neu gebaut bzw.
                                                                                          saniert werden.
   6

   5                                                                                      Investoren werden trotz oder gerade wegen Covid-19 unter Druck
                                                                                          stehen, weiterhin geeignete Objekte für das nach wie vor ausrei-
   4
                                                                                          chend vorhandene Investitionskapital zu finden, der stabile Wie-
   3                                                                                      ner Büromarkt dürfte daher auch weiterhin auf dem Radar der
                                                                                          Anleger bleiben.
   2

   1                                                                                      Spitzenrenditen uneinheitlich
   0
                                                                                          Dieser Umstand wirkt sich auch auf die Renditen aus. Die mit
       2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 1. HJ
                                                                                  2020    Immobilien zu erzielenden Spitzenrenditen im Bürobereich wa-
   Quelle: CBRE                                                                           ren bereits mit Ende 2019 bis ca. 3,5 % gelandet. Im SC-Bereich
                                                                                          hingegen wurde zum Halbjahr 2020 mit rd. 4,25 % eine weitere
                                                                                          leichte Steigerung beobachtet. Allerdings flacht das Nachgeben
Hotelinvestments boomen                                                                   der Renditekurve für einzelne Asset-Klassen insgesamt mehr und
Heuer ist die Investmenttätigkeit nicht überraschend schwächer                            mehr ab bzw. hat, wie eben im Shopping-Center-Bereich, sogar
ausgefallen, im ersten Halbjahr 2020 wurden lt. CBRE ca. 1,6                              wieder leicht angezogen.

                                                                                                                    Real Estate Country Facts 09/2020 I 7
Real Estate Country Facts

 Wohnbau 2020:
 Wirtschaftskrise verändert die
 Wohnungsnachfrage
 Die Wohnbauleistung in Österreich hat in den letzten Jahren
 dem stark gestiegenen Bedarf an Wohnraum weitgehend Rech-              Wohnbau in Österreich
 nung getragen. Aufgrund der schwachen Bautätigkeit in den 90er         Baubewilligungen u. Fertigstellungen, in 1.000 Wohnungen
 Jahren und der überdurchschnittlich starken Zuwanderung seit                   Bewilligte Wohnungen           Fertiggestellte Wohnungen
                                                                        80
 2012 hat sich ein hoher Nachfrageüberhang am Wohnungsmarkt
 aufgebaut. Gleichzeitig sind die Immobilienpreise massiv gestie-
                                                                        70
 gen. Die Faktoren, begleitet von sehr günstigen Finanzierungsbe-
 dingungen, lösten dann einen veritablen Wohnbauboom aus.
                                                                        60
 Von 2013 bis 2019 wurden in Österreich durchschnittlich 61.000
 neue Wohnungen pro Jahr errichtet, deutlich mehr als in den
                                                                        50
 drei Jahrzehnten davor, mit durchschnittlich 47.000 fertigge-
 stellten Einheiten pro Jahr. Damit dürfte der laufende Neubaube-
                                                                        40
 darf gedeckt worden sein. Allerdings wurde der Nachfrageüber-
 hang in einzelnen Marktsegmenten, vor allem bei günstigen
                                                                        30
 Mietwohnungen, wahrscheinlich nur zum Teil abgebaut. Die                    82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20
                                                                                                                                  geschätzt
 Wirtschaftskrise 2020 wird in dem Segment die Nachfrage noch           Quelle: GBV, Statistik Austria, UniCredit Research
 verstärken.

 Wohnungsneubau wächst 2019 in Rekordtempo                           von März bis Mai zwar viele Baustellen geschlossen und der Hoch-
 und bleibt 2020 zumindest stabil                                    bauumsatz ist in diesen drei Monaten preisbereinigt um rund 7 %
 Die Zahl der Wohnbaubewilligungen erreichte 2017 ihr bisher         gesunken. Allerdings verbesserten sich die Konjunktureinschätzun-
 höchstes Niveau (vgl. Grafik). Seitdem sinkt die Zahl der Neubau-   gen der Hochbauunternehmen bereits im Juni wieder; ebenso ist
 bewilligungen, wobei ein abrupter starker Rückgang der Anträge      die Zahl der Beschäftigten im Vorjahresvergleich wieder gestiegen,
 vorerst unwahrscheinlich ist. Nicht nur weil die Bevölkerungs-      zuletzt im Juni und Juli um durchschnittlich 1,6 %.
 zahl, wenn auch in vermindertem Tempo, weiter wächst, son-
 dern auch die Nachfrage nach Zweitwohnsitzen und Wohnungs-          Gegen einen stärkeren Rückgang im Wohnungsneubau 2020 in
 käufen zu Investitionszwecken. Ein Indikator dafür sind die wei-    Österreich sprechen sowohl die verfügbaren Konjunkturindikato-
 terhin steigenden Immobilienpreise (2019 wurden Einfamilien-        ren und der weiterhin hohe Bestand an bewilligten Einheiten als
 häuser und Eigentumswohnungen in Österreich im Durchschnitt         auch die Ankündigung der gemeinnützigen Bauvereinigungen
 um knapp 3 % und im ersten Quartal 2020 noch um 2,5 % teu-          vom Mai, 2020 und 2021 zwischen 17.000 und 18.000 neue
 rer; Q.: OeNB). Auf jeden Fall wird der Neubaubedarf in den         Wohnungen fertigzustellen. Das wären um fast 2.000 Einheiten
 nächsten Jahren geringer und voraussichtlich unter 50.000 Woh-      mehr als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
 nungen pro Jahr sinken (Q.: UniCredit Bank Austria Real Estate
 Country Facts. 2019).                                               Österreichs Wohnbau bleibt 2020 in Europa einer der wachstums-
                                                                     stärksten Sektoren, mit einer Bauleistung von voraussichtlich 8
 Die Baufertigstellungen folgen der Entwicklung der Baubewilli-      Wohnungen pro 1.000 Einwohner im Vergleich zu knapp 4 Woh-
 gungen etwas verzögert. Das heißt, dass die Neubaubauleistung       nungen im Durchschnitt der 19 Euroconstruct-Mitgliedsländer.
 in Österreich 2019 wahrscheinlich ihr Allzeithoch erreicht hat
 (Daten für den Gesamtmarkt sind noch nicht verfügbar). Indika-      Mittelfristig wird die Wohnungsfertigstellungsquote sinken, nicht
 toren dafür sind zusätzlich zur Zahl der genehmigten Wohnun-        nur aufgrund des geringeren Bedarfs an neuem Wohnraum. Zu-
 gen der Anstieg des Bauproduktionswertes der Sparte Wohnbau         dem verlieren die hohen Immmobilienpreise ihre Funktion als trei-
 von rund 4 % preisbereinigt und die um rund 8 % höhere Zahl         bende Kraft für den Wohnungsneubau, da die positiven Effekte
 fertiggestellter Genossenschaftswohnungen. Insgesamt dürften        des Wertsteigerungspotenzials von Immobilien zunehmend von
 etwa 72.000 neue Wohnungen errichtet worden sein.                   den Nachteilen sinkender Vermietungsrenditen aufgehoben wer-
                                                                     den. Die Preise für Eigentumswohnungen sind in Österreich ohne
 Voraussichtlich wird der Wohnungsneubau auch 2020, wenn über-       Wien ab 2016, in Wien schon ab 2009 zum Teil deutlich rascher
 haupt, nur moderat schrumpfen. Aufgrund des Lockdown wurden         als die Wohnungsmieten gestiegen. In den letzten Jahren hat sich

 8 I Real Estate Country Facts 09/2020
der Mietpreisanstieg zwar beschleunigt. Da aber die Immobilien-              Hintergrund der Entwicklung sind die hohe Neubautätigkeit, wie
preise ähnlich rasch zulegten, konnten sich die Renditen am Woh-             die stark gestiegenen Grundstückspreise und Baukosten.
nungsmarkt im Durchschnitt nicht erholen (auch wenn der Ver-                 Private Bestandsmieten verteuerten sich seit 2009 um 41 %, wozu
gleich der Daten abgrenzungsbedingt problematisch ist und die                die lebhafte Marktentwicklung und immer kürzere Vertragslaufzei-
Daten nur Marktdurchschnitte abbilden, ist die Entwicklung des               ten maßgeblich beigetragen haben. Der Anteil befristeter Mietver-
Immobilienpreis-Mietenindex zumindest ein Indikator für die mög-             träge, die im Wesentlichen nur im privaten Mietsektor vorkom-
lichen Renditen im Wohnimmobiliensektor).                                    men, ist in dem Segment von 31 % 2009 auf 45 % 2019 gestie-
                                                                             gen. Die Entwicklung ist ein deutlicher Hinweis auf die überdurch-
                                                                             schnittlich rasche Verteuerung neu vermieteter Wohnungen in
   Immobilienpreis-Mietenindex*                                              Österreich (darüber hinaus stehen für Neuvermietungen keine
   Ø 2000 = 100                                                              langfristig vergleichbaren Preisdaten zur Verfügung).
            Wien         Österreich (ohne Wien)
   140

   130                                                                          Hohe Mietpreisunterschiede
                                                                                Hauptmieten* in Österreich, 2009 und 2019 in Euro pro m²
   120
                                                                                                                                                           2009     2019
                                                                                11
   110
                                                                                10                             10,3
                                                                                                                                                                  9,6
   100                                                                                        9,3
                                                                                 9

                                                                                                       +31%
    90                                                                           8
                                                                                                                                                           +33%
    80                                                                           7   +41%                                         7,2
         00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20                                                                              6,8
                                                                 geschätzt
                                                                                 6
   *) Preise für neue und gebrauchte Eigentumswohnungen;                                                                  +33%              +28%
   Wohnungsmieten laut Verbraucherpreisindex
                                                                                 5
   Quelle: OeNB, Statistik Austria; UniCredit Research

                                                                                 4
                                                                                         Private        dav. befristete Genossenschafts-     Gemeinde-     Mietverträge
                                                                                        Vermieter         Verträge        wohnungen          wohnungen       < 2 J.**
Laut CBRE-Erhebungen sind die Spitzenrenditen institutioneller
Investoren für neu errichtete Wohnimmobilien in Wien schon                      *) im Bestand und Neuvermietungen; inklusive Betriebskosten
                                                                                **) Mietverträge, die in den letzten 2 Jahren abgeschlossen wurden
seit 2015 kontinuierlich gesunken, bis 2019 in den inneren Be-                  Quelle: Statistik Austria Mikrozensus; UniCredit Research

zirken um 40 Basispunkte auf 3,1 % und in den Flächenbezirken
um 90 Basispunkte auf 3,4 %. Erst im ersten Halbjahr 2020, als
sich die Nachfrage nach Wohnimmobilien abkühlte, stoppte der                 Wie teuer der Neueinstieg in den österreichischen (Miet)Woh-
Rückgang der Renditen in dem Segment (Q.: CBRE Juli 2020).                   nungsmarkt eigentlich ist, lässt der Vergleich der Mieten nach
                                                                             Mietvertragsdauer zumindest erahnen. Demnach kosteten
Starker Zuwachs der Kosten für                                               Hauptmietwohnungen, die in den letzten zwei Jahren neu ange-
Mietwohnungen in allen Segmenten                                             mietet wurden beziehungsweise für die ein befristeter Vertrag
Der stärkere Mietpreisanstieg, wie er in den letzten Jahren nicht            verlängert wurde, 2019 im Durchschnitt 9,6 € / m², Wohnungen
nur bei der Neuvermietung frei finanzierter Objekte, sondern                 mit Mietverträgen, die seit über zehn Jahren bestanden haben,
auch im preisgünstigeren kommunalen und gemeinnützigen                       nur 7 € / m². Die Mieten bei „jungen“ Mietverträgen im privaten
Wohnungssegment zu beobachten war, stützt zwar die Renditen                  Wohnungssegment liegen wahrscheinlich noch weit über dem
der Immobilieninvestoren, erhöht aber gleichzeitig die finanziel-            Durchschnittswert. Letztendlich ist die Mehrzahl der Wohnungs-
le Belastung der Wohnungssuchenden. Vor allem einkommens-                    suchenden im Mietensegment in Österreich auf den freien Markt
schwächere Haushalte leiden zudem unter der Tatsache, dass                   angewiesen, gemessen daran, dass 62 % aller „jungen“ Mietver-
schlecht ausgestattete und damit günstigere Objekte praktisch                träge auf private Mietwohnungen entfallen.
vom Markt verschwunden sind.
                                                                             Problematisch ist vor allem die Tatsache, dass fast die Hälfte der
Die durchschnittlichen Kosten einer Mietwohnung in Österreich                einkommensschwachen, armutsgefährdeten Haushalte in frei
erhöhten sich in den vergangenen zehn Jahren um 35 %, im Ver-                finanzierten Mietobjekten leben. In dem Segment müssen 43 %
gleich dazu die mittleren verfügbaren Haushaltseinkommen um                  der verfügbaren Einkommen fürs Wohnen ausgeben werden. Im
25 % und die Verbraucherpreise um 20 %. (Inklusive Betriebskos-              Vergleich dazu wohnen nur rund 30 % aller österreichischen
ten und Umsatzsteuer kostete eine „durchschnittliche“ Haupt-                 Haushalte in privaten Mietwohnungen und mehr als die Hälfte in
mietwohnung 2019 535 € bzw. 8 € / m².) Im selben Zeitraum                    Eigentumsobjekten. Ihre Wohnkosten belaufen sich in Summe
sind die Mieten für Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen                   auf 18 % der verfügbaren Einkommen. Mit überdurchschnittlich
zwar unterdurchschnittlich, aber auch noch rascher als die Ver-              hohen Wohnkosten belastet sind neben den Haushalten, die
braucherpreise gestiegen. Vor allem in den letzten fünf Jahren               ­armutsgefährdert sind beziehungsweise Marktmieten bezahlen,
hat die Mietkostendynamik im gemeinnützigen Segment deut-                     vor allem Haushalte, wo der Hauptverdiener im Erhebungsjahr
lich zugelegt und in etwa das Tempo im privaten Sektor erreicht.              ohne Beschäftigung war.

                                                                                                                      Real Estate Country Facts 09/2020 I 9
Real Estate Country Facts

 (Anmerkung: Armutsgefährdet sind Haushalte mit weniger als                                   Andererseits ist zu befürchten, dass die Bevölkerungsgruppe, die
 60 % des Medians des äquivalisierten Nettohaushaltseinkom-                                   schon bisher ihr grundsätzliches Wohnbedürfnis nicht „ausrei-
 mens; in Österreich fallen darunter 1,2 Millionen Menschen, die                              chend“ decken konnte, wächst. Vor allem sind das Personen mit
 in Einpersonenhaushalten mit weniger als 15.400 € Jahresein-                                 geringen Einkommen, die erwartungsgemäß mit ihrer Wohnsitua-
 kommen leben; Q.: EU-SILC.).                                                                 tion am wenigsten zufrieden sind. In einer tieferen Gliederung zei-
                                                                                              gen die Erhebungen, dass die Wohnzufriedenheit unabhängig vom
                                                                                              Einkommenssegment sinkt, wenn die Befragten in Mietwohnun-
    Wohnkostenbelastung                                                                       gen leben und hier im Speziellen in privat vermieteten Objekten,
    Anteile der Wohnkosten an den Äquivalenzeinkommen*                                        aber auch in Gemeindewohnungen. Im Vergleich dazu sind selbst
    40 %
            2009        2019                                                           43 %   einkommensschwache Haushalte in Eigentums- oder Genossen-
    35 %
                                                                                              schaftswohnungen mit ihrer Wohnsituation zufriedener (Q.: EU-
                                                                                              SILC). Infolge der Wirtschaftskrise und der zu erwartenden Erosion
    30 %                                     31%
                                                                         29%
                                                                                              der Einkommen 2020 muss damit gerechnet werden, dass die
    25 %                                                                                      Zahl finanziell schlechter ausgestatteter Haushalte steigt und da-
                                24%
    20 %                                                                                      mit den Bedarf nach günstigen (Miet)wohnungen antreibt.
                  18%
    15 %                                                    17%
                                                                                              Mit der Krise endete eine mehrjährige erfreuliche Entwicklung
    10 %
                                                                                              des Arbeitsmarktes und der Einkommenssituation privater Haus-
     5%                                                                                       halte. Im Jahresdurchschnitt 2020 wird die Beschäftigung in Ös-
            18%           24%          28%           16 %          26%           39%
     0%                                                                                       terreich um zumindest 2 % sinken und die Zahl der Arbeitslosen
           Insgesamt      Ermäßigte    Marktmiete   Erwerbstätig   Arbeitslos     Armuts-
                            Miete                                                gefährdet    um wenigstens ein Drittel beziehungsweise um mehr als
                                                                                              100.000 Personen zunehmen. Voraussichtlich werden sie 2021
    *) nach ausgewählten Merkmalsgruppen; äquivalisierte Wohnkosten (gewichtet für alle
    Rechtsverhältnisse inkl. Betriebskosten) und Äquivalenzeinkommen (verfügbares Einkommen   nur zum Teil wieder in den Arbeitsprozess zurückkehren können.
    gewichtet mit der Zahl der Haushaltsmitglieder)
    Quelle: Statistik Austria; UniCredit Research
                                                                                              Auch wenn die Einkommensverluste im laufenden Jahr zumin-
                                                                                              dest teilweise durch Transferleistungen abgedeckt werden, kann
                                                                                              aufgrund des hohen Rückgangs der Arbeitsentgelte nur mit einer
 Krise vergrößert die Angebotslücke bei                                                       Stagnation der Haushaltseinkommen gerechnet werden.
 preiswertem Wohnraum
 Wahrscheinlich wird die Wirtschaftskrise 2020 im österreichi-                                Gleichzeitig steigen aber die Wohnkosten in Österreich 2020
 schen Wohnbau keine tiefen Kerben hinterlassen. Allerdings wird                              kaum langsamer als in den Vorjahren: Im ersten Halbjahr wur-
 die Krise die Wohnungsnachfrage verändern. Und auf jeden Fall                                den die Wohnungsmieten laut Verbraucherpreiserhebungen um
 bedeutet die Krise für den Immobiliensektor auf allen Ebenen                                 durchschnittlich 3 % teurer (im Vergleich dazu seit 2009 um
 eine wirtschaftliche Herausforderung. Einerseits rechnet die Im-                             durchschnittlich 3,7 % pro Jahr, zuletzt 2019 um 3 %). Das heißt,
 mobilienwirtschaft damit, dass von den Haushalten und Unter-                                 dass der Wohnkostenanteil an den Einkommen wieder wächst,
 nehmen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, ver-                                voraussichtlich auch 2021. Einkommensschwächere Haushalte
 stärkt Eigentumsobjekte angeboten beziehungsweise die Ver-                                   werden davon relativ stärker betroffen sein und es wird für sie
 mietungsprobleme zunehmen werden.                                                            nochmals schwieriger, das Gut Wohnen zu finanzieren.

 10 I Real Estate Country Facts 09/2020
Büromarkt Wien: Covid-19 bremst
Neuvermietung, Markt bleibt aber
(vorerst?) noch stabil
Der Wiener Büromarkt kann auch in Zeiten der weltweiten Covid-        dert werden, die als Coworking Spaces in veränderter Form wie-
19-Pandemie im europäischen Vergleich von seiner seit langer          der der Büronutzung zugeführt werden können. Generell wird
Zeit stabilen Positionierung profitieren und den neuen Marktbe-       allgemein davon ausgegangen, dass sich durch die Corona-Pan-
dingungen mit guten Grundvoraussetzungen entgegentreten.              demie die Ausrichtung des Büroflächenangebotes verändern
Dennoch sind die Auswirkungen der Coronakrise auch in Wien            könnte und die bisher üblichen Bürokonzepte mit vielen offenen
nicht zu übersehen.                                                   großraumartigen Flächen überdacht und andere Gestaltungs-
                                                                      möglichkeiten entwickelt werden.
Gleichzeitig aber beweist das im Vergleich zum Vorjahr weit we-
niger stark als zu befürchten zurückgegangene Gesamtinvest-           In Wien gibt es derzeit einen Bestand von rund 11,3 Millionen
mentvolumen im ersten Halbjahr 2020, obwohl es bereits die            m² Büroflächen. In dieser Zahl enthalten sind dabei u. a. auch
Monate nach dem Ausbruch der Pandemie beinhaltet, ein hohes           ältere Standorte und Flächen, die nicht vollumfänglich moder-
Vertrauen der Investoren nicht nur in den Büromarkt der öster-        nen Bürostandards entsprechen, Kleinflächen und darüber hin-
reichischen Hauptstadt.                                               aus auch Flächen in Schulen und Universitäten.

In den vergangenen Jahren lag die Vermietungsleistung in der Regel
deutlich über dem Neuflächenzuwachs, worin sich die stabile Lage          Bürofläche in m² pro Einwohner 2020
am Wiener Büromarkt begründet. Zusätzlich kamen in den Jahren                              20
2016 und auch 2019 vergleichsweise sehr wenige neue Büroflächen                            18
auf den Markt, so dass sich das im ersten Halbjahr 2020 deutlich                           16
eingebrochene Neuvermietungsvolumen derzeit noch nur sehr mo-                              14
derat auf die Gesamtmarktsituation auszuwirken scheint.
                                                                         Bürofläche in m²

                                                                                           12
                                                                                           10
Allerdings verstärkt die gegenwärtige Marktstimmung in jedem Fall                           8
den ohnehin seit längerem bestehenden Druck auf Bürostandorte                               6
abseits der gängigen Büroachsen und Flächen, die den gewachse-                              4
nen Anforderungen auf Grund der veränderten Nutzungsgewohnhei-                              2
ten nicht mehr entsprechen. Sie sind vor dem Hintergrund des ho-                            0
hen Angebotes an qualitativ hochwertigem Büroraum nicht mehr
                                                                                                   Zü f
                                                                                               Fr rich

                                                                                            Ko ünc rt
                                                                                                 nh n
                                                                                                M gen
                                                                                                st nd
                                                                                               Ha dam

                                                                                                          rg
                                                                                                         ris

                                                                                                    B n
                                                                                                 at n
                                                                                                           a
                                                                                                 ar g
                                                                                                  da u
                                                                                                          st
                                                                                                Bu ofia
                                                                                                 M est
                                                                                                  Za au
                                                                                                 Be eb
                                                                                                           d
                                                                                                         n

                                                                                                       av
                                                                                              W Pra
                                                                                               Bu ha

                                                                                                        ra
                                                                                              pe he

                                                                                                        ie
                                                                                              Br erli
                                                                                               M kfu

                                                                                                      pe
                                                                                                      bu
                                                                                           Ge

                                                                                                     Pa

                                                                                                      gr
                                                                                                       k
                                                                                             Am aila

                                                                                                       r
                                                                                                     W

                                                                                                     lg
                                                                                                    isl

                                                                                                    os
                                                                                                     a

                                                                                                     S
                                                                                                    sc

                                                                                                   ka
                                                                                                   er
                                                                                                  m
                                                                                                  an

wettbewerbsfähig. Zahlreiche derartige Flächen sind bereits vom
Büromarkt verschwunden, wurden durch Neubauten ersetzt oder es              Quelle: Bank Austria
wurde eine Nach- oder Umnutzung angestrebt. Allerdings lässt sich
das Refurbishment eines Altbestandes nicht immer wirtschaftlich
sinnvoll umsetzen und geeigente Alternativen müssen angestrebt        Neuflächenproduktion zieht nach
werden. Vor dem Hintergrund der hohen Nachfrage nach Wohnraum         Rekordtiefststand wieder an
wird daher versucht, bei baulicher Eignung eine Umwandlung ehe-       Die Neuproduktion von Büroflächen in Wien war im Jahr 2019 auf
malige Büroräumlichkeiten in Wohnungen vorzunehmen, wobei             einen Tiefststand von nur knapp 40.000 m² gesunken. Für dieses
jedoch auch häufig ein Abbruch von bestimmten Gebäudestrukturen       Jahr wird ein deutliches Anziehen bei der Neuproduktion erwartet,
oder Teilen davon nötig wird. Auch die Umwandlungen von ehema-        derzeit geht man von einem Neubauvolumen von rd. 160.000 m²
ligen Büros in Hotelflächen war und ist neben studentischem Woh-      aus. Allerdings ist dieser Wert etwas abhängig davon, ob bereits in
nen oder Serviced Apartments in den letzten Jahren als mögliches      Bau befindliche Projekte tatsächlich noch in diesem Jahr fertig
Nachnutzungskonzept zu beobachten. Allerdings wird auch hier in       gestellt werden, sich ins nächste Jahr verschieben oder aber in
Zukunft genau abgewogen werden müssen, wie viele derartige Kon-       manchen Fällen vielleicht für kommendes Jahr angekündigte Pro-
zepte der Markt noch bereit ist zu tragen, da gerade der Hotelmarkt   jekte möglicherweise schon heuer abgeschlossen werden können.
sehr stark mit den Auswirkungen von Covid-19 konfrontiert wurde.
                                                                      Der überwiegende Teil der für dieses Jahr konzeptionierten Flä-
Mittlerweile ist ein weiterer neuer Trend entstanden, bei dem in      chen wird neu errichtet, ein kleinerer Teil stammt aus Umbauten
die Jahre gekommene Büroobjekte in guten Lagen einem Refur-           und Sanierungen. Auch Coworking-Flächen finden sich unter den
bishment unterzogen und in geeignete kleine Einheiten geglie-         2020 neu auf den Markt kommenden Projekten.

                                                                                                   Real Estate Country Facts 09/2020 I 11
Real Estate Country Facts

 Vermietungsleistung 2019 auf                                              re Projekte, die sich derzeit in Bau befinden, wovon auch noch in
 ähnlichem Niveau wie 2018                                                 diesem Jahr das gemischt genutzte Projekt Bel & Main mit rd.
 Im vergangenen Jahr lag der Take-up von Büroflächen bei ca.               17.000m² Büronutzfläche fertig gestellt werden sollte.
 220.000 m² und damit nur leicht unter dem Niveau von 2018. Im
 ersten Halbjahr 2020 wurden rund 60.000 m² neu vermietet, das ist
 ein klarer Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als das Vermietungsvo-           Flächenerwartung 2020 (Auswahl)
 lumen im ersten Halbjahr 110.000 m² erreicht hatte. Es bleibt heu-
 er vor dem Hintergrund von Covid-19 abzuwarten, wie sich das Neu-           Büroprojekt             Büronutzfläche in m²               Status
 vermietungsvolumen bis Jahresende weiterentwickelt. Genaue Pro-             Quartier Belvedere,                  36.000       in Fertigstellung
                                                                             QBC 1 und 2
 gnosen sind aus der derzeitigen Unsicherheit der weiteren Entwick-
                                                                             Office Park 4                        21.000       in Fertigstellung
 lungen heraus nur schwer möglich, Schätzungen liegen bei rund
                                                                             Bel & Main                           17.000                 in Bau
 180.000 m². Ein großer Teil der heuer fertig gestellten Flächen soll
                                                                             BUWOG Zentrale                        9.000         fertig gestellt
 aber bereits vorvermietet sein.                                             (ehem. „Glaspalast“)
                                                                             Quelle: Bank Austria

    Neuproduktion und Vermietungsleistung
    Büroflächen Wien 2001–2020p                                             Ein weiteres Büroprojekt für den
    500.000
                                                                           Flughafen Wien-Schwechat
                                               Neuflächenproduktion in m²   Auch am Wiener Flughafen wird wieder gebaut. Mit der Erweite-
    450.000                                    Vermietungsleistung in m²
                                                                           rung des Vienna Airport Office Parks mit dem Bauteil Office Park 4
    400.000
                                                                           werden auf rd. 21.000m² weitere Büroflächen, darüber hinaus Co-
    350.000
                                                                           working Areas, Meeting-Räume in verschiedenen Größen, ein
    300.000
                                                                           Event- und Showroom-Bereich sowie Gastronomieflächen gebaut,
    250.000
                                                                           das Projekt soll im Laufe dieses Jahres fertig gestellt werden.
    200.000
    150.000
                                                                           Die Seestadt Aspern hat weiterhin eine umfangreiche Projekt­
    100.000
                                                                           liste aufzuweisen, darunter den Seeparkcampus Ost oder das
     50.000
                                                                           gemischte Projekt Am Seebogen, bei denen auch neue Büroflä-
          0
                                                                           chen in Planung sind.
              01
              02
              03
              04
              05
              06
              07
              08
              09
              10
              11
              12
              13
              14
              15
              16
              17
              18

          20 9
                p
            20
              1
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20
           20

    Quelle: Bank Austria, CBRE, EHL                                        Generell ist neben den schon in Bau befindlichen Projekten die
                                                                           Büroprojektpipeline für die kommenden Jahre recht gut gefüllt,
                                                                           allerdings gibt es bei zahlreichen Projekten noch keinen konkre-
 Generell ist die Neuflächenabnahme vielfach gekennzeichnet                ten Zeitrahmen und nicht bei allen Projekten ist auch der ge-
 von einem Wechsel von älteren Flächen hin zu moderneren und               naue Anteil an Büroflächen bereits endgültig fixiert.
 der Zusammenlegung mehrere Standorte in einem neuen, mo-
 dernen und oft auch architektonisch ansprechenden Bürogebäu-
 de. Generell haben durch die Umsetzung von Shared-Desk-Lö-                  Flächenerwartung 2021ff (Auswahl)
 sungen in der Vergangenheit die Büroflächen pro Mitarbeiter
 stetig abgenommen. Inzwischen allerdings dürfte ein gewisses                Büroprojekt             Büronutzfläche in m²               Status
 Umdenken einsetzen, da sich in der Corona-Pandemie fehlende                 Austro Control Tower                 28.000                 in Bau
 räumliche Trennmöglichkeiten als Problem erwiesen haben.                    Seeparkcampus Ost                     9.000            in Planung
                                                                             silo next                             9.000            in Planung
 Bauteile QBC 1 und 2 runden                                                 VIENNA TWENTYTWO                      8.000                 in Bau
                                                                             (Forum Donaustadt)
 das Quartier Belvedere ab                                                   Bauabschnitt 1
 Im Gegensatz zum Vorjahr, als nur kleinere Büroprojekte neu auf             Quelle: Bank Austria
 den Markt gekommen waren, sind in diesem Jahr rund 160.000 m²
 bereits in Bau und sollten bis Jahresende fertiggestellt werden,
 trotz Covid-19 konnten bisher keine auffälligen Verzögerungen             Spitzenmieten am Wiener Büromarkt
 bei den Projekten festgestellt werden.                                    bleiben weitgehend stabil
                                                                           Die Mieten für Büroflächen in Wien sind im ersten Halbjahr 2020
 Zu den für 2020 angekündigten und in Bau befindlichen Büropro-            weitgehend stabil geblieben. Spitzenmieten für Class A Büroflä-
 jekten zählen u. a. die beiden Bauteile Quartier Belvedere QBC 1          chen in guter Lage erreichten Mitte 2020 ca. 26 Euro / m²/ Monat.
 und 2 mit zusammen rd. 36.000m² Bürofläche, womit der Stand-
 ort Quartier Belvedere mit seinen Bauteilen QBC 1 – 6 abgeschlos-         Für spezielle Flächen in einzelnen Top-Objekten wie beispiels-
 sen wird. Dennoch gibt es am Standort Hauptbahnhof noch weite-            weise den oberen Etagen von Bürotürmen oder für außerge-

 12 I Real Estate Country Facts 09/2020
wöhnlich repräsentative Flächen mit besonderer Ausstattung             se mit geeigneten Refurbishmentmaßnahmen für Mieter attrak-
sind auch Spitzenmieten über diesem Wert möglich, allerdings           tiv zu halten und auch die Nutzungskonzepte den heutigen we-
sind diese Preisspannen als Ausnahme zu betrachten. Trotz der          sentlich flexibleren Anforderungen anzupassen.
relativ hohen Neubautätigkeit sollten die Spitzenmieten bis Jah-
resende auf dem derzeitigen Niveau stabil bleiben.                     Leerstand im Bürobereich ist leicht zurückgegangen
                                                                       Wien gehört im Europavergleich traditionell zu den Städten mit
Nachgefragt bleiben, auch aufgrund der „guten Adresse“, Flä-           niedrigen Leerstandsraten. Der Leerstand im Bürosektor in Wien
chen in der Wiener Innenstadt, sowie zentrale Bürolagen und            war vergangenes Jahr leicht gesunken und betrug Mitte dieses
bekannte Standortcluster. Neuere Standorte wie beispielsweise          Jahres bei modernen Flächen etwa 4,75 % und sollte bis Jahres-
das Viertel Zwei oder besonders in den letzten Jahren das Areal        ende weitgehend stabil bleiben. Allerdings bleibt die künftige
um den neuen Hauptbahnhof haben sich ebenfalls zu gesuchten            Entwicklung der Leerstände am Wiener Büromarkt abzuwarten.
Standorten entwickelt.                                                 Zum einen muss beobachtet werden, wie sich die Neuflächenab-
                                                                       nahme in diesem Jahr weiter entwickeln wird, zudem ist die
Das Interesse an Flächen im mittleren Preissegment ist ungebro-        Neubautätigkeit in diesem Jahr vergleichsweise hoch und auch
chen hoch. Nach wie vor zentrale Bedeutung bei der Auswahl             die Pipelineprojekte dürfen nicht außer Acht gelassen werden.
von Büroflächen bilden neben Lage und Erreichbarkeit Energieef-
fizienz und möglichst geringe Betriebskosten, die neben der            Nicht überraschend weisen ältere Flächen häufig höhere Leer-
Miethöhe zu den wichtigsten Kriterien für potenzielle Mieter bei       stände auf als zentral gelegene und nachgefragte Bürostandorte,
der Entscheidung für oder gegen einen Standort zählen. Es ist          auch in einzelnen (meist älteren) Bürotürmen waren teils über-
nicht die Miethöhe alleine ausschlaggebend, sondern die Ge-            durchschnittliche Leerstandsraten zu beobachten.
samtkosten pro Mitarbeiter.

Da durch Covid-19 die häufig anzutreffenden Desksharing-Büros              Leerstand Büroflächen Europa in % 2020
starken Einschränkungen ausgesetzt waren und zu einem allge-
                                                                                           12
meinen Trend zu Home-Office-Tagen auch in Branchen geführt
haben, in denen dies bisher nicht üblich war, hat sich ein ganz                            10
neuer Themenkomplex entwickelt. Es ist das Problem, wie man
trotz Corona-bedingten Einschränkungen, die noch auf unbe-                                  8
                                                                          Leerstand in %

stimmte Zeit anhalten können, den Arbeitsplatz für seine Mitar-
                                                                                            6
beiter sicher und attraktiv gestaltet kann. Dabei sind sicherlich
einige Änderungen bei den bisher üblichen Bürokonzepten zu                                  4
erwarten, seien es Adaption von offenen Bürolösungen oder die
Beibehaltung / Erweiterung der Home-Office-Angebote bzw. ein                                2

weiterer Schritt in Richtung flexibler Office-Lösungen, um für
                                                                                            0
zukünftige Krisen wie einer möglichen weiteren Covid-Welle vor-
                                                                                                  M ofia
                                                                                                   M and
                                                                                                             u
                                                                                                   at st
                                                                                                    M va
                                                                                                          rid
                                                                                                   ar m
                                                                                              Am Brü u
                                                                                                    er l
                                                                                             Ko Za am
                                                                                             nt nh eb
                                                                                                    on n
                                                                                                            n
                                                                                                    da lo
                                                                                               St P t
                                                                                                    kh g
                                                                                             Ze D m
                                                                                                  ra lin

                                                                                                     sa s
                                                                                                      W n
                                                                                                   Be ien
                                                                                                     Be d
                                                                                                             n
                                                                                                  st sse

                                                                                                           s

                                                                                                 Lis Pari
                                                                                                 oc ra
                                                                                                 Bu ska

                                                                                                         ha

                                                                                                         ra
                                                                                                 l-L e
                                                                                                        do

                                                                                                        bo

                                                                                                         rli
                                                                                                Br kare

                                                                                                       pe
                                                                                                Bu Os
                                                                                                W Ro

                                                                                                        ol
                                                                                                         a

                                                                                           Ze pe gr
                                                                                               ra ag

                                                                                               nt ub
                                                                                                      ad

                                                                                                      lg
                                                                                                       d

bereitet zu sein.
                                                                                                     isl
                                                                                                       S

                                                                                                     sc
                                                                                                     ail
                                                                                                     o

                                                                                                    l-

                                                                             Quelle: Bank Austria, BNP
Unverzichtbar und obligatorisch sind Zertifizierungen wie z. B.
DGNB, ÖGNI, LEED oder BREEAM geworden. Kein Global Player mie-
tet Flächen ohne entsprechendes Label. Hier vermischen sich Um-        Spitzenrenditen haben noch
weltschutzkriterien mit Einsparpotenzial und Firmenpolicy. Auch bei    einmal leicht nachgegeben
Sanierungen und Umbauten wird wenn möglich ein nachhaltiger            Die Spitzenrenditen im Bürosektor in Wien haben im Jahr 2019 noch-
Gebäudestandard angestrebt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In         mals leicht nachgegeben und sich im ersten Halbjahr 2020 stabili-
Studien konnte bestätigt werden, dass als „Green Building“ konzi-      siert, sodass die Spitzenrenditen für absolute Top-Objekte in bester
pierte Bürogebäude u. a. ein messbar geringeres Leerstandsrisiko       Lage Ende des ersten Halbjahres Werte von ca. 3,5% erreichten.
aufweisen als herkömmliche Bauten. Nachhaltigkeitsaspekte und
Umweltthemen spiegeln sich auch in der neuen Arbeitswelt wider:        Signifikante Veränderungen werden bis Jahresende bei den Ren-
Arbeit und Freizeit sollen besser vereinbar werden und die Work-       diten nicht erwartet. Durch anhaltende Investorennachfrage
Life-Balance ist vielen Mitarbeitern, aber auch Arbeitgebern ein ge-   nach Prime-Immobilien kann im Premiumsegment des Wiener
nauso großes Anliegen wie ethische und ökologische Aspekte.            Büromarktes bei den Spitzenrenditen trotz der noch immer nicht
                                                                       ganz sicheren Lage auch ein weiteres leichtes Nachgeben nach
Büros mit schlechtem Vermietungsgrad, unsanierte, alte Flächen         unten weiterhin nicht völlig ausgeschlossen werden.
sowie Büroflächen in unterdurchschnittlichen Lagen abseits gän-
giger Bürostandorte ohne entsprechende Infrastruktur und öf-           Generell ist eine weitgehende Stabilisierung der Bürorenditen zu
fentliche Anbindung bleiben anhaltend unter Druck. Bei älteren         erwarten, während Renditen für suboptimale Objekte etwas an-
Bürogebäuden an guten Standorten sind Entwickler bemüht, die-          ziehen dürften.

                                                                                                         Real Estate Country Facts 09/2020 I 13
Sie können auch lesen