"Wieso kann ein Navi so genau rechnen?" - Mit Linearen Funktionen modellieren

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"Wieso kann ein Navi so genau rechnen?" - Mit Linearen Funktionen modellieren
Hußmann, S. & Richter, V. (2012). Wieso kann ein Navi so genau rechnen? Mit Linearen Funktionen modellieren (7.-8.
Klasse). In: Praxis der Mathematik in der Schule 44, 15-19.

       „Wieso kann ein Navi so genau rechnen?“
       – Mit Linearen Funktionen modellieren
       Stephan Hußmann & Vanessa Richter

       „Der Routenplaner hat für eine Strecke von 756 km genau 7 Stunden Fahrtzeit vorausgesagt. Und als
       wir dann gefahren sind, waren es tatsächlich fast genau 7 Stunden. Das ist faszinierend. Wie macht der
       das? Der weiß doch gar nicht, was auf der Strecke los ist.“
       Diese Frage kann bei der Erkundung der Linearität handlungsleitend sein, denn auch wenn die
       tatsächliche Fahrt auf Grund von Staus und Pausen nicht linear verläuft, lässt sich mit einem linearen
       Modell die Fahrtzeit relativ exakt voraussagen. Mit diesem Zugang zu Linearität wird ein Konzept
       erschlossen, das sich im alltäglichen Leben in vielen unterschiedlichen Situationen zeigt, sei es auf der
       Bowlingbahn (Kosten für geliehene Bowlingschuhe und Festbetrag pro Spiel), bei der Wahl eines
       passenden Handytarifs oder auf einer Taxifahrt.
       Am Beispiel der Lernumgebung ‚Voraussagen mit dem Routenplaner – Mit Funktionen modellieren‘
       (Hußmann et al. 2012) wird in diesem Beitrag eine Möglichkeit vorgestellt, den Begriff der linearen
       Funktionen einzuführen. Für das Phänomen der Linearität wird in dieser Lernumgebung die Thematik
       der Routenplanung als sinnstiftender Kontext genutzt, da hierbei zur Berechnung der Dauer einer
       Strecke     stückweise      lineare    Funktionen      verwendet      werden      und     mit      festen
                                                                              1
       Durchschnittsgeschwindigkeiten je Streckenabschnitt gerechnet wird. Kennen die Schülerinnen und
       Schüler einige wenige Werte einer Reisestrecke, so ist es das Ziel weitere Werte, z.B. für
       Durchfahrtszeiten an sehenswerten Städten entlang des Reiseweges, berechnen zu können. Eine
       Erkenntnis, die Schülerinnen und Schüler erarbeiten können, ist, dass proportionale Rechenstrategien
       als Lösungsansatz nicht in Frage kommen, da der Startwert nicht zwangsläufig der Ursprung ist. Auf
       der Suche nach neuen Rechenstrategien können sie sowohl den Startwert als auch das gleichmäßige
       Anwachsen selbstständig entdecken.

       Das Besondere im Linearen
       Was macht das Phänomen der Linearität so besonders und was können die Schülerinnen und Schüler
       darüber lernen? Im Kontext des Routenplaners liegt die Besonderheit darin, dass sich Voraussagen
       nahezu exakt treffen lassen, auch wenn die zu modellierende Wirklichkeit nicht linear ist. Über
       verschiedene Kontexte hinweg betrachtet, liegt die Besonderheit des Linearen darin, dass man aus
       wenigen Rahmendaten beliebig viele weitere Werte bestimmen kann. Die zentrale Eigenschaft linearer
       und damit auch proportionaler Wachstumsprozesse, die dabei genutzt wird, liegt in ihrer
       gleichmäßigen Änderung: wird die Ausgangsgröße um einen Schritt erhöht, so wächst die abhängige
       Größe jeweils gleichmäßig an. Dies erlaubt ein besonders einfaches Berechnen von Zwischenwerten
       und zukünftigen Werten, wie es bei kaum einer anderen Funktionsklasse möglich ist. Die Möglichkeit
       Vorhersagen für Entwicklungsverläufe besonders einfach treffen zu können, ist die große Stärke des
       Phänomens Linearität. So kann einerseits der Interessent eines Handyvertrags abschätzen, welche
       Kosten auf ihn zukommen (monatlicher Grundpreis plus Preis je Gesprächsminute/SMS), große

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          Diese Lerneinheit wurde im Rahmen der Mathewerkstatt (Barzel et al. 2011) entwickelt. Ihr
       vorausgegangen ist die Auseinandersetzung mit proportionalem Denken und verschiedenen
       Möglichkeiten, funktionale Zusammenhänge darzustellen.
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         Je nach Routenplaner können auch aktuelle Verkehrsdaten o.ä. hinzugezogen werden, dies wird
       aber im Sinne des Gegenstandes hier nicht berücksichtigt.
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Unternehmen können andererseits Kosten- und Nutzenrechnungen mithilfe von Approximationen an
lineare Funktionen durchführen. Damit es bei einer solch starken Präsenz eines Phänomens nicht zu
Übergeneralisierungstendenzen bei der Modellierung anderer Situationen kommt (vgl. u.a. Van
Dooren et al. 2004; Van Dooren & Greer 2010, s. auch den Beitrag von De Bock, Van Dooren &
Verschaffel im vorliegenden Heft), thematisiert die hier vorgestellte Lernumgebung auch andere
Funktionsklassen, um den Rahmen der angemessenen Anwendung des linearen Modells erfahrbar zu
machen.
Es ist nicht verwunderlich, dass Linearität eines der Kernkonzepte der Sekundarstufe I ist und eine
wesentliche Grundlage für weitergehende komplexere Konzepte (wie z.B. Änderungsverhalten
verschiedener Funktionenklassen) darstellt (vgl. NCTM 2000).
Gleichzeitig deuten die Probleme der Übergeneralisierung proportionaler Zusammenhänge und
weitere Hürden in der Vorstellungsentwicklung zu linearen Funktionen (vgl. Schoenfeld 1993;
Greenes et al. 2007) auf einen dringenden Handlungsbedarf bzgl. angebotener Lerngelegenheiten hin.
Bereits in der Grundschule sammeln Schülerinnen und Schüler erste Erfahrungen zu gleichmäßigen
Änderungen im Rahmen proportionaler Rechenstrategien, aber auch in ihrem Alltag begegnen sie
ihnen fortwährend. Aufgrund dieser Tatsache, scheint es naheliegend - und dies bestätigen
verschiedene empirische Studien - (vgl. z.B. De Bock et al 2002; Estely et al 2004), dass Lernende
häufig die Vorstellung entwickeln, jede Relation sei proportional. Die proportionale Annahme scheint
damit zur Denkgrundlage jeglicher Problemlöseprozesse zu werden und taucht bei Lernenden sowohl
in verschiedenen Altersstufen, als auch bei einer Vielzahl von mathematischen Teilgebieten
(Geometrie, Wahrscheinlichkeit, Algebra) auf (vgl. Van Dooren et al. 2003). Umso wichtiger ist es,
dass Schülerinnen und Schüler das Konzept der Linearität in seiner Spezifität kennen lernen, d.h.

(1) als spezifische und tragfähige Modellierung von Alltagssituationen;
(2) als Voraussagemodell, das Berechenbarkeit von Zwischenwerten und weiteren Werten ermöglicht;
(3) in expliziter Abgrenzung / Erweiterung von proportionalen Zusammenhängen.

Eine mögliche Ursache der ‚Illusion of Linearity‘ (vgl. Van Dooren et al. 2003) wird hinter den im
Unterricht verwendeten Aufgabenformaten vermutet: proportional formulierte Problemstellungen
begegnen den Lernenden nicht selten in einem ‚missing value‘-Format. Das bedeutet, dass drei
Größen in Form von Zahlen vorgegeben sind und nach einer vierten Zahl gesucht wird. Durch ein
Überangebot dieser Formulierungen, schleifen sich Automatisierungsprozesse ein, die auf die
Anwendung bekannter Rechenstrategien ausgerichtet sind, jedoch nicht die Eigenschaften der
Wertepaare berücksichtigen.
Weiter zeigt eine Studie von De Bock et al (2010), dass das Vorhandensein eines Kontextes die
Problemlösestrategien von Lernenden entscheidend beeinflussen kann: bei Aufgaben in
naturwissenschaftlichen Kontexten neigten die Lernenden signifikant weniger häufig dazu,
proportionale Rechenstrategien nicht-proportionalen Situationen aufzudrängen, als bei rein
innermathematischen Problemstellungen.
Weitere Ursachen für die Grundannahme, ‚alles‘ sei proportional, werden aber auch hinter Defiziten
im geometrischen Wissensbereich und der Intuition linearer Beziehungen (taucht in einfachster Form
schon in früher Kindheit auf und begegnet den Schülerinnen und Schülern explizit und implizit
fortlaufend in der Grundschule und Sekundarstufe I) vermutet. So verbinden viele Lernende die Hälfte
einer Reisestrecke direkt mit der Hälfte der Reisezeit. Um auf die nicht tragfähigen Vorstellungen
angemessen zu reagieren, müssen genau diese vermeintlich intuitiven Erklärungsansätze benutzt
werden, um die Unterschiede zwischen Proportionalität und Linearität explizit zu machen.
Zwei zentrale Aspekte von Proportionalität lassen sich am Beispiel der Reise gut herausarbeiten:
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   Bei Zunahme der Reisezeit um die gleiche ‚Portion‘ Zeit, wächst die Reisestrecke jeweils
    gleichmäßig an.
   Die Parameter Reisezeit und Reisestrecke sind zur selben Zeit Null.

Die Sollbruchstelle vom proportionalen zum linearen Denken liegt in der Fokussierung des ersten und
der Vernachlässigung des zweiten Aspekts, dessen Gültigkeit nicht direkt sichtbar ist, einfach als
gültig angenommen oder - nicht selten - sogar überhaupt nicht reflektiert wird. Dadurch, dass lineare
Funktionen nicht zwangsläufig durch den Ursprung verlaufen, sind proportionale Rechenstrategien auf
allgemeine lineare Problemstellungen nicht übertragbar (vgl. Abb. 1).

Zeilenweise Multiplikation/Division (evtl. mit    Spaltenweise Multiplikation mit einem
Zwischenschritt)                                  festen Faktor

                              Zeilenweise Addition einzelner
                                     Zwischenwerte

Abb. 1: Proportionale Rechenstrategien (in Anlehnung an: mathewerkstatt 8, Cornelsen, Berlin)

Genau diese Gelenkstelle zwischen Proportionalität und Linearität stellt einen entscheidenden
Stolperstein in der Vorstellungsentwicklung dar.
Wie auf die in (1) bis (3) dargestellten Probleme durch eine geeignete Lernumgebung reagiert werden
kann, soll an dem folgenden Beispiel diskutiert werden.
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Linearität in mehreren Schritten erleben

1. Schritt: Proportionalität als Modell zur Voraussage von Reisestrecken und Reisedauern
Zum Einstieg erhalten die Lernenden die Gelegenheit die Funktionsweise eines Routenplaners kennen
zu lernen. Dazu steht ein Java-Applet mit drei Straßentypen zur Verfügung: Landstraße (64 km/h),
Autobahn (112 km/h) und Stadtstraße (32 km/h). Die Zahlenangaben stellen die angenommenen
Durchschnittsgeschwindigkeiten dar, sind den Schülerinnen und Schülern aber nicht bekannt. Mit dem
Applet können Streckenlängen frei von den Lernenden variiert werden und als Output erhält man die
Reisedauer. Darüber hinaus lassen sich Tabellen mit den entsprechenden Wertepaaren generieren.
Dazu erstellen die Lernenden Graphen und Terme, um Charakteristika der Situation zu explorieren
und an ihr Wissen zu proportionalen Zusammenhängen anzuschließen. Alternativ kann auch ein
Ausdruck aus einem Routenplaner zur Verfügung gestellt werden, auf dessen Grundlage weitere
Reisezeiten bestimmt werden und vergleichbare Tätigkeiten wie beim Applet durchgeführt werden
können (vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Ausschnitt aus einer Routenplanung © 2012 Google – Kartendaten © GeoBasis – DE/BKG (© 2009)
Google, Tele Atlas

2. Schritt: Proportionalität bzw. Linearität als maßgeblich für ein Voraussagemodell, aber nicht als
tatsächliches Abbild der Realität
Anhand eigener Überlegungen zu einem tatsächlichen Reiseverlauf wird im zweiten Schritt die
Besonderheit der Vorhersagekraft des Modells herausgearbeitet, wobei Erfahrungen zu Darstellungen
funktionaler Zusammenhänge aktiviert und die typische Gestalt von proportionalen Zusammenhängen
an Tabelle und Graph genutzt werden. Um deutlich zu machen, dass Linearität nur als
Voraussagemodell tragfähig, aber nicht geeignet ist, tatsächliche Reiseverläufe zu beschreiben, wird
die dafür notwendige Unterscheidung explizit thematisiert (vgl. Abb. 3).

                           Der Graph der tatsächlichen
                              Reise sieht krumm und          Das ist doch kein Wunder,
                            schief aus, ganz anders als            das eine ist eine
                              der Voraussage-Graph.         Voraussage und das andere
                                                             ist die tatsächliche Reise.

Abb. 3: Tatsächlich gefahrene Strecke (in Anlehnung an mathewerkstatt 8, Cornelsen, Berlin)

3. Schritt: Gegenüberstellung von proportionalen und linearen Zusammenhängen, Ermittlung von
Rechenwegen zur Bestimmung weiterer Werte in linearen Zusammenhängen
Nun wird ausgehend von einem festen Tachostand die Reisedauer berechnet. Um weitere Werte zu
bestimmen, reichen proportionale Rechenstrategien nicht mehr aus. Dies wird für die Schülerinnen
und Schüler erfahrbar, wenn sie mit den bekannten Rechenstrategien selbst Voraussagen treffen und
diese mit dem Applet überprüfen. Diese Erfahrungen bilden die Grundlage, die zentralen Aspekte der
Linearität (Startwert und der ‚Änderung pro Portion’) eigenständig zu entdecken und gegenüber den
proportionalen Besonderheiten abzugrenzen.
Abb. 4: Applet mit festem Tachostand (© http://www.ko-si-ma.de/front_content.php?idcat=585&lang=12)

Die bis zum Startpunkt der Strecke zurückgelegten Kilometer und damit die additive Konstante des
algebraischen Ausdrucks (bzw. der y-Achsenabschnitt der graphischen Darstellungsform) können bei
dieser Aufgabe entdeckt und als Grund für die Notwendigkeit einer neuen Rechenstrategie (alle
proportionalen Strategien versagen, vgl. Abb. 1) identifiziert werden. Die zugrunde liegenden
Strukturen des Kontextes der Routenplanung sollen dabei Schritt für Schritt mit den mathematischen
Werkzeugen gedeutet werden. In diesem Zuge begegnen den Lernenden auch negative Steigungen
linearer Funktionen (Wie viele Kilometer sind noch zu fahren?) und stückweise definierte lineare
Funktionen (Mit welchem Straßentyp (Autobahn, Landstraße) hat der Routenplaner wo gerechnet?).

Linear denken mit verschiedenen Vorstellungen und Darstellungen
Neben den grundlegenden Hürden im Aufbau des Linearitätskonzepts, sollten auch
Grundvorstellungen und Darstellungsformen bei der Begriffsbildung Berücksichtigung finden.
Der Vorstellungsaufbau dieser Lernumgebung orientiert sich dabei an den drei für funktionales
Denken formulierten Grundvorstellungen (Zuordnung, Kovariation, Funktion als Ganzes) und ihren
verschiedenen Darstellungsformen (tabellarisch, graphisch, symbolisch, verbal). Eine ausführliche
Beschreibung und Systematisierung der Verbindungen, die zwischen Grundvorstellungen und
Darstellungsformen bestehen, lässt sich bei Hußmann & Laakmann (2011) nachlesen.
Gerade beim Wechsel zwischen den verschiedenen Darstellungen einer linearen Funktion,
insbesondere bei der Entwicklung des Steigungskonzepts kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten
in der Vorstellungsentwicklung: sei es in Bezug zum Koeffizienten vor der Variablen (Was bedeutet
das Vorzeichen des Koeffizienten im algebraischen Ausdruck?) oder bei der Identifizierung der
Steigung anhand der graphischen Darstellung, insbesondere dann, wenn die Achsen nicht in Einer-
Schritten skaliert wurden (vgl. Greenes et al. 2008). Daher sollte in jeder Lernumgebung für die
Verwendung der verschiedenen Darstellungen zum funktionalen Denken eine entsprechende
Schwerpunktsetzung vorhanden sein. In dem hier vorgestellten Lernarrangement werden die einzelnen
‚Gesichter‘ einer linearen Funktion und die Wechsel zwischen ihnen, gemeinsam mit den
Schülerinnen und Schülern erarbeitet und anschließend gesichert. Dabei wird immer wieder darauf
geachtet, dass Verbindungen (z.B.: Wo finde ich das m aus dem Term im Graphen, wo in der
Tabelle?) zwischen den einzelnen Darstellungen entdeckt werden und realisiert wird, dass dies
Repräsentationsformen ein und desselben mathematischen Phänomens sind (vgl. Abb. 5).

Abb. 5: Sicherung des Wissens über die verschiedenen Darstellungen (bzw. deren Wechsel) einer linearen
Funktion (© mathewerkstatt 8, Cornelsen, Berlin)
Erste Vorstudien zur hier vorgestellten Lernumgebung zeigen, dass sich der Kontext der
Routenplanung sehr motivierend auf die Lernenden auswirkt.
Darüber hinaus lassen sich bei der gleichzeitigen Thematisierung verschiedener Darstellungsformen
(hier: Tabelle und Graph) positive Entwicklungen im Aufbau tragfähiger Vorstellungen zu linearen
Funktionen beobachten (vgl. Abb. 6). Diese Schülerin formuliert eigenständig eine Beschreibung, wie
weitere Zwischenwerte einer linearen Funktion, ausgehend von zwei vorgegebenen Wertepaaren in
einer Tabelle, bestimmt werden können und entwickelt ihr bestehendes Konzept über proportionale
Zusammenhänge weiter, anstatt es unverändert anzuwenden.
Abb. 6: Schülerbearbeitung – Wie bestimmt man weitere Werte bei linearen Funktionen?

Durch die Aktivierung der Lernenden sowohl bei der Begriffsbildung als auch bei der
Systematisierung von Wissen durch die sinnstiftenden Kontexte und das vorstellungsbezogene,
inhaltliche Lernen, wird ein fachlich tragfähiger und vollständiger Vorstellungsaufbau zum Phänomen
der Linearität angestrebt.
Mit Blick auf die möglicherweise versteckten Herausforderungen, die die Linearität an Lehrende und
Lernende stellt, zeigt sich der Kontext des Routenplaners als geeigneter Rahmen dafür, die Lernenden
nicht nur kurzfristig für die Thematik der linearen Funktionen zu motivieren. Diese wird vielmehr als
eine wesentliche Grundlage für einen nachhaltigen Vorstellungsaufbau genutzt und führt zu einem
adäquaten Gebrauch proportionaler und linearer Ansätze.

Literatur
 ar el,   ärbel    ußmann, Stephan          Leuders,   imo   Prediger, Susanne (2011): Kontexte und Kernprozesse – Ein
    theoriegeleitetes und praxiserprobtes Schulbuchkonzept, in: Beiträge zum Mathematikunterricht 2011, WTM Verlag,
    Münster, S. 71-74
De Bock, Dirk / Van Dooren, Wim / Janssens, Dirk / Verschaffel, Lieven (2002). Improper use of linear reasoning: An in-
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De Bock, Dirk / Van Dooren, Wim / Verschaffel, Lieven (2010): Students´ overuse of Linearity: An Exploration in Physics.
    In: Research in Science Education, 41(3), S. 389-412
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Hußmann, Stephan / Laakmann, Heinz (2011): Eine Funktion – viele Gesichter. In: PM 38. S. 2-11
 ußmann, Stephan Mühlenfeld,       do Wit mann, ornelia (         5): Voraussagen mit dem Routenplaner – Mit Funktionen
    modellieren.    rscheint in:   ar el,     ärbel     ußmann, Stephan     Leuders,    imo    Prediger, Susanne ( rsg.):
    mathewerkstatt. Klasse 8. Cornelsen, Berlin
National Council of Teachers of Mathematics (2000). Principles and Standards for School Mathematics representations of
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Van Dooren, Wim / Greer, Brian (2010): Students´ behavior in linear and non-linear situations. In: Mathematical thinking
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    students‘ illusion of linearity: a teaching experiment aiming at conceptual change. In: Learning and Instruction 14(5), S.
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Van Dooren, Wim / De Bock, Dirk / Verschaffel, Lieven / Jannsens, Dirk (2003): Improper Applications of Proportional
    Reasoning. In: Mathematics teaching in the middle school 9(4), S. 204-209

Verfasser/innen
Prof. Dr. Stephan Hußmann
 echnische niversität Dortmund Stephan. ussmann tu-dortmund.de
Vanessa Richter
 echnische niversität Dortmund Vanessa.Richter@math.tu-dortmund.de
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