Wirtschaft - IM FOKUS: Zukunftstechnologie Robotik

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Wirtschaft - IM FOKUS: Zukunftstechnologie Robotik
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                        wirtschaft

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                                         SÜ DWE S T SACHSEN

                                                            IM FOKUS:
                                Zukunftstechnologie Robotik
www.chemnitz.ihk24.de

                          16                 18                   22
                          Nord Stream 2      Interview mit        IHK-Ehrenamt
                          ans Netz bringen   Präsident Pfortner   ausgezeichnet
Wirtschaft - IM FOKUS: Zukunftstechnologie Robotik
VORWORT

               “   Nach Angaben der
         Wirtschaftsförderung Sachsen
           arbeiten bereits über 35.000
        Fachkräfte in Projekten rund um
          Robotik und Automatisierung
           im Freistaat. Die Tendenz ist
         stark steigend, doch dominiert
            in der Chemnitzer Region
        die Entwicklung und Produktion
          des Exportschlagers Roboter.

    Dr. Jens Trepte
    Mitglied im DIHK-Industrie- und
    Forschungsausschuss

35.000 sächsische                                           Hier ist Sachsen durchaus vergleichbar mit den In-
                                                            dustriehochburgen in Bayern und Baden-Württem-
Robotik-Beschäftigte                                        berg.
                                                            Das gesamte Thema bekommt erneut Schub durch
                                                            günstige Rahmenbedingungen, wie der Aufbau von
    Vor über 100 Jahren veröffentlichte der tschechische    5G Funknetzen, Fortschritte in der Sensortechnik
    Schriftsteller Karel Capek das Drama R.U.R. - Ros-      oder das Institut für Robotik und Mensch-Technik-
    sums Universal Robots. Es handelte von einem Un-        Interaktion der Technischen Universität Chemnitz.
    ternehmen, das künstliche Menschen in der Produk-       Nach Angaben der Wirtschaftsförderung Sachsen
    tion einsetzt.                                          arbeiten bereits über 35.000 Fachkräfte in Projekten
    Das in der Abkürzung enthaltene westslawische           rund um Robotik und Automatisierung im Freistaat.
    Wort „robota“ leitet sich von Fronarbeit ab und wird    Die Tendenz ist stark steigend, doch dominiert in der
    auch im heutigen Sprachgebrauch für eine Vielzahl       Chemnitzer Region die Entwicklung und Produktion
    von autonom arbeitenden Maschinen genutzt. Die          des Exportschlagers Roboter. Der Einsatz vor Ort
    Roboterevolution setzte sich über Isaac Asimovs vi-     hinkt etwas nach. Gleichzeitig wächst aber der Druck
    sionäre Science Fiction Romane fort und wurde mit       aus dem heimischen Arbeitsmarkt, weil Arbeitskräf-
    der Entwicklung von mikroelektronischen Bauteilen       te fehlen und Ressourcen immer effizienter geplant
    nach den Weltkriegen erstmals Realität.                 werden müssen. Damit steigt der Druck für die säch-
    Seit den 70er Jahren kommen Industrieroboter in         sischen Unternehmen, sich intensiv mit dem Einsatz
    der Massenproduktion, wie sie in unserer Region aus     und der Wertschöpfung durch Roboter in Sachsen
    Automobilwerken bekannt sind, zum Einsatz. Doch         auseinandersetzen zu müssen. Ganz im Sinne der
    die Fortentwicklung steht nicht still. Weltweit sehen   ursprünglichen, literarischen Vision, den Menschen
    Entwickler und Tüftler die gleichrangige und kolla-     in Gefahrensituationen sowie bei monotonen und
    borative Zusammenarbeit von menschlichen Fach-          schweren Arbeiten zu unterstützen.
    kräften und autonomen Maschinen als produktiven
    Entwicklungsschritt. Dem schließen sich die sächsi-
    schen Maschinenbauer, Elektroniker und Informati-
    ker an und vereinen die hochqualifizierten Kompe-
    tenzen unter dem Label „Robot Valley Saxony“.

    Foto: imk automotive GmbH                                                       01-02-2022 · Wirtschaft Südwestsachsen   3
Wirtschaft - IM FOKUS: Zukunftstechnologie Robotik
“    Wir wollen
                                                     die Vorteile von
                                                       Robotik und
                                                    Automatisierung
                                                   zu den kleinen und
                                                   mittelständischen
                                                      Unternehmen
                                                        der Region
                                                         bringen.

    Danny Schmiedel und Björn Schüller, Gründer ID: Industrial Dynamics GmbH

    Volker Tzschucke

    Besser gestern als heute
    Roboter machen Produktion effizienter und ersetzen
    ausscheidende Arbeitskräfte. Die Technik ist bereit für den
    Einsatz in kleinen und mittelständischen Unternehmen.

    In Südkorea kamen 2019                      Das junge Unternehmen ID: Industrial       gen, dass sie in einem Zukunftsfeld un-
    auf 10.000 Beschäftigte                     Dynamics GmbH legte einen Raketen-         terwegs sind: „Wir wollen die Vorteile
    855 Industrieroboter –                      start hin. Am 1. August 2019 in Chem-      von Robotik und Automatisierung zu
    in Deutschland waren es                     nitz gegründet und zunächst als Zwei-      den kleinen und mittelständischen Un-
    gerade einmal 346:                          Mann-Betrieb in Räumlichkeiten des         ternehmen der Region bringen“, erklärt
                                                Technologie Centrum Chemnitz behei-        Danny Schmiedel. Die Idee dahinter:
    Die produzierenden Gewerbe                  matet, musste ID: Industrial Dynamics      Auch bei großer Produkt- und Pro-
    in der Bundesrepublik haben                 den Standort im kommunalen Gründer-        zessvielfalt oder bei hochflexiblen Pro-
    in punkto Automatisierung                   zentrum schnell verlassen: Es wurde zu     zessen mit kleinen Stückzahlen gibt es
    einen enormen Nachholbedarf.                groß. Binnen zweier Jahre war die Be-      Ansätze, Arbeitsschritte automatisiert
                                                legschaft des Start-ups auf 20 Mitarbei-   abzubilden. „Kreativität, Offenheit und
    Der Wirtschaftsstandort Sachsen             ter gewachsen – und suchte sich einen      das Streben nach dem Idealen motivie-
    hat beste Voraussetzungen für               neuen Unternehmenssitz im erzgebirgi-      ren uns, die Extrameile zu gehen, um
    die Aufholjagd – und eine Reihe             schen Lößnitz.                             dann in den betreuten Unternehmen
    von Akteuren, die sich auf den              Zum Erfolg der Gründer Danny Schmie-       das vorerst Mögliche zu erreichen“, so
    Weg gemacht haben.                          del und Björn Schüller hat beigetra-       Geschäftsführer Danny Schmiedel.

6     01-02-2022 · Wirtschaft Südwestsachsen                                                                            Foto: ID GmbH
Wirtschaft - IM FOKUS: Zukunftstechnologie Robotik
IM FOKUS

                 “
             Der Einsatz von Robotern ist eine
 der möglichen Antworten auf den Fachkräftemangel,
      dem wir in Sachsen schon heute begegnen.

Hin zum Robot Valley Saxony
Geschichten wie diese sind es, die das    möglichen Antworten auf den Fachkräf-
Herz von Dr. Uwe Lienig höherschlagen     temangel, dem wir in Sachsen schon
lassen. Als Abteilungsleiter Strategie,   heute begegnen.“ Denn zum einen
Branchen, Marketing der Wirtschafts-      könne man ausscheidende Arbeitskräf-                     Dr. Uwe Lienig
förderung Sachsen ist ihm selbstre-       te an immer mehr Stellen durch Roboter             Abteilungsleiter Strategie,
dend jede Wachstumsstory wichtig;         ersetzen.                                          Branchen, Marketing der
doch Erfolge im Bereich der Robotik       Zum anderen mache man sich als Unter-            Wirtschaftsförderung Sachsen
erfreuen ihn noch ein bisschen mehr.      nehmen mit einem hochmodernen und
Das Thema ist für die Wirtschaftsför-     auch automatisierten Arbeitsumfeld at-
derung des Freistaats gleich aus zwei     traktiver im Wettstreit um Mitarbeiter      „Gut 330 Unternehmen und Institute
Blickrichtungen interessant: „Wir haben   der Zukunft: „All diese Gesichtspunkte      mit 35.000 Mitarbeitenden beschäfti-
in Sachsen noch keinen etablierten Her-   spielen im Hinblick auf die Produktivität   gen sich in Sachsen im weiteren Sinn
steller von Robotern – aber wir haben     und damit die Zukunftssicherheit des        mit Robotikprojekten“, weiß Lienig:
immens viel Expertise darin, wie man      Wirtschaftsstandorts Sachsen eine gro-      „Diese Akteure erwirtschaften in Sach-
einen Roboter zum Arbeiten bringt. Wir    ße Rolle“, weiß Lienig.                     sen knapp 6 Milliarden Euro jährlich.“
Sachsen sorgen dafür, dass Roboter ihr    Entsprechend forcierte die Wirtschafts-     Sie sollen in einem Cluster miteinander
Betriebssystem erhalten.“                 förderung Sachsen das Thema in den          verbunden werden, sich in Projektwerk-
Andererseits sei das Thema Automa-        vergangenen Monaten: Ähnlich dem            stätten miteinander vernetzen, gemein-
tisierung aber auch für bestehende        Netzwerk Silicon Saxony arbeiten die        sam Forschung und Entwicklung voran-
produzierende Unternehmen wichtig:        obersten Wirtschaftsförderer des Frei-      treiben.
„Der Einsatz von Robotern ist eine der    staats an einem „Robot Valley Saxony“:      Mit dem im September 2021 erstmals
                                                                                      durchgeführten „Dresden Robotics
                                                                                      Festival“ wurde ein Auftakt für das
                                                                                      Kompetenznetzwerk gesetzt, mit einer
                                                                                      Pressereise die Aufmerksamkeit auch
                                                                                      außerhalb Sachsens geweckt: „Hier
                                                                                      gilt es, in den kommenden Jahren an-
                                                                                      zuknüpfen“, sagt Lienig. Die Voraus-
                                                                                      setzungen seien da – auch, weil viele
                                                                                      Unternehmen und Forschungseinrich-
                                                                                      tungen bereits heute in gut geknüpften
                                                                                      Branchennetzwerken regelmäßig zu-
                                                                                      sammenarbeiten. Dies erleichtere auch
                                                                                      den Know-how-Transfer im Bereich der
                                                                                      Robotik.
                                                                                      Bereits heute sind viele sächsische Ak-
                                                                                      teure vor allem an der Schnittstelle
                                                                                      zwischen Robotikherstellern und den
                                                                                      Anwendern aktiv: „Viele liefern indivi-
                                                                                      duelle, maßgeschneiderte Lösungen
                                                                                      für die verschiedensten Branchen und
                                                                                      zunehmend auch für den Mittelstand“,
                                                                                      weiß Lienig. Der entdecke Schritt für
                                                                                      Schritt die Vorteile der Automatisierung
                                                                                      – bis hinein ins Handwerk.

Fotos: Wirtschaftsförderung Sachsen                                                              01-02-2022 · Wirtschaft Südwestsachsen   7
Wirtschaft - IM FOKUS: Zukunftstechnologie Robotik
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         “   Wir wollen gemeinsam mit Partnern flexibel
         einsetzbare Robotersysteme für kleine Betriebe
     erschaffen – immer im Bewusstsein, dass dort andere
            Voraussetzungen gelten als in Konzernen.

    „Robotik ist in allen Branchen nicht        arbeitet Pfeifer deshalb gleichermaßen                    Marko Pfeifer
    mehr wegzudenken“, glaubt auch Mar-         mit der IHK Chemnitz wie mit der Hand-            verantwortlich für Branchen-,
    ko Pfeifer, verantwortlich für Branchen-,   werkskammer zusammen.                             Innovations- und Technologie-
    Innovations- und Technologietransfer-                                                             transfermanagement
    management beim Fraunhofer Institut         Ein wichtiges Hindernis beim Einsatz                  am Fraunhofer Institut
    für Werkzeugmaschinen und Umform-           von Robotern sei oft mangelndes Wis-
    technik IWU in Chemnitz.                    sen: „Wer an Roboter denkt, denkt an
                                                die Automobilindustrie, in der viele         len zeigen, was Robotik heute ist – und
    „Wir erleben in der Wirtschaft, dass        schwere Roboter in Reihe geschaltet          wie Unternehmen sie für sich nutzen
    die Produktion stetig flexibler wird. Die    die Arbeit des Menschen übernommen           können.“ In kundenspezifischen Work-
    Variantenvielfalt von Produkten steigt,     haben. Dieses Bild müssen wir aus den        shops werden dann innerhalb von ein
    die Losgrößen für einzelne Produkte         Köpfen bekommen“, ist er sich sicher.        bis zwei Tagen Möglichkeiten eruiert,
    werden immer kleiner.“ Wer da mithal-       Schließlich gäbe es heute nicht mehr         die Automatisierung auch in die eige-
    ten will, braucht wandelbare Prozesse.      nur den einen Roboter, der – einmal pro-     ne Produktionshalle zu bringen. Das
    Deshalb beantwortet Pfeifer die Frage,      grammiert – je nach Anwendungsszena-         Fraunhofer IWU steht als Entwicklungs-
    wer sich mit dem Thema Robotik ausei-       rio schweißen oder schwere Sachen he-        partner bereit: „Wir wollen gemeinsam
    nandersetzen sollte, sehr knapp: „Jeder.    ben kann und dem der Mensch nur ja           mit Partnern flexibel einsetzbare Robo-
    Und zwar besser gestern als heute.“ Als     nicht zu nah kommen darf: „Es gibt eine      tersysteme für kleine Betriebe erschaf-
    Ansprechpartner des Fraunhofer IWU          Vielzahl innovativer Systeme, die auch       fen – immer im Bewusstsein, dass dort
                                                die hautnahe Zusammenarbeit zwischen         andere Voraussetzungen gelten als in
                                                Mensch und Roboter ermöglichen. Da-          Konzernen: Es gibt andere Sicherheits-
                                                bei muss es sich nicht nur um sogenann-      anforderungen, es gibt andere räum-
                                                te Cobots handeln. Selbst die wirklich       liche Bedingungen, die vorhandenen
                                                großen Industrieroboter sind in solchen      Kompetenzen in der Belegschaft sind
                                                Szenarien einsetzbar: Das Fraunhofer         anders.
                                                IWU hat hierfür zum Beispiel eine spe-
                                                zielle Technologie entwickelt“, führt er     Und doch gibt es genügend Punkte, die
                                                aus: „Zudem helfen intuitive Program-        für den Einsatz von Robotern sprechen.“
                                                mierlösungen all den Unternehmen, die        Neben Aspekten der Arbeitseffektivität,
                                                keinen Ingenieur zur Verfügung haben.        der Arbeitgeberattraktivität oder des
                                                Das Feld ist riesig.“                        Gesundheitsschutzes sieht Pfeifer auch
                                                                                             völlig neue Geschäftsmodelle, die Un-
                                                Das Fraunhofer IWU will dieses Wissen        ternehmen dank der modernen Tech-
                                                in die Breite tragen: „Wir entwickeln        nik für sich entwickeln könnten: „Das
                                                derzeit ein Demo- und Applikationszen-       bringt einen echten Qualitätsschub“, ist
                                                trum. Ziel ist, dass sich Unternehmen live   er überzeugt: „Wenn wir wollen, dass
                                                ein Bild über unterschiedliche moderne       in Sachsen auch in Zukunft die Musik
                                                Programmierstrategien von Robotern           spielt, dann brauchen wir Unternehmen,
                                                machen können – ausgerichtet auf klei-       die innovative Robotiktechnologien als
                                                ne und mittelständische Unternehmen.         eine der Zukunftstechnologien entwi-
    Smart Production Professional.              Wir wollen an möglichst vielen Beispie-      ckeln und einsetzen.“

8     01-02-2022 · Wirtschaft Südwestsachsen                                                                          Fotos: Fraunhofer IWU
Wirtschaft - IM FOKUS: Zukunftstechnologie Robotik
IM FOKUS

Lösungen gesucht,
Know-how gefunden
Bereits in Bewegung gesetzt hat sich       se spricht man bei Investitionen davon,
die BEAS Technology GmbH in Chem-          dass sie sich innerhalb von zwei Jahren
nitz. Vor der Corona-Pandemie löste        amortisieren sollen. Unsere Kunden sind
das Unternehmen Konstruktions-, Ro-        preissensibler – deshalb streben wir den
botik- und Automatisierungsaufgaben        Return of Investment nach einem Jahr
für regionale und internationale Kun-      an. Und manchmal geht es noch schnel-
den. Als im Jahr 2020 durch das Virus      ler“, sagt Fuchs.
das internationale Geschäft stark in
Mitleidenschaft gezogen wurde, erfand      Doch mit der Entwicklung automatisier-                          Carsten Fuchs
sich BEAS ein Stück weit neu: Das Un-      ter Arbeitsplätze ist es nicht getan: „Au-                    Geschäftsführer
ternehmen, das seinen Sitz im Chemnit-     tomatisierung ist nicht damit vollzogen,                   BEAS Technology GmbH
zer Technologie Centrum auf der Anna-      dass einmalig ein Roboter hingestellt                              Chemnitz
berger Straße hat, fokussierte sich auf    wird. Die Mitarbeiter müssen damit
Kunden aus der Region, um diese auf        auch umgehen können“, weiß Fuchs.

                                                                                             “
dem Weg zu höherer Automatisierung         Deshalb bietet BEAS auch zertifizierte
zu unterstützen.                           Weiterbildungskurse an, zum Beispiel
                                           für die Programmierung von Robotern.                        Automatisierung
Dafür baute BEAS in den vergangenen                                                                      ist nicht damit
Monaten eigens sein vorhandenes Ro-        „Wir sind stolz auf unser neues Robotik-
botik-Studio aus. Es bezog neue Räum-      Studio“, sagt Fuchs: „Mit der offiziellen                     vollzogen, dass
lichkeiten, in denen mittlerweile Indus-   Eröffnung im Frühjahr dieses Jahres                       einmalig ein Roboter
trieroboter und Cobots verschiedener       steht der Industrie und dem Handwerk
Hersteller stehen. Weitere Roboterher-     in der Region Südwestsachsen ein her-
                                                                                                        hingestellt wird.
steller haben bereits ihr Interesse be-    stellerunabhängiges      Roboteranwen-                       Die Mitarbeiter
kundet. „Wir merken bei den Kunden,        dungs- und Schulungszentrum zur Ver-
die wir ansprechen, häufig eine Hemm-       fügung. Wir freuen uns auf zahlreiche
                                                                                                     müssen damit auch
schwelle. Diese können wir in unserem      Gespräche und spannende Projekte.“                         umgehen können.
Robotik-Studio überwinden helfen“,
erklärt Geschäftsführer Carsten Fuchs:
„Hier können wir ganz unterschiedliche
Prozesse simulieren, von klassischen
Fügetechniken übers Handling bis hin
zu kameragestütztem Bin-Picking, also
dem Greifen von Schüttgut.“

Viele Kunden kommen auf diese Weise
erstmals näher mit dem Thema Robotik
in Kontakt – in Workshops werden dann
gemeinsam Anwendungsszenarien ent-
wickelt: „Unser Studio hat zugleich auch
die Funktion, Lösungen auszuprobieren
und zu testen – damit beim Kunden
selbst möglichst wenig Zeit verloren
geht, wenn er die Anwendung schließ-
lich installiert.“

All dies soll Umstellungsprozesse in re-
gionalen KMUs verkürzen – und damit        René Schubert, Leiter des Robotikstudios, und Darpan Topiya, Diplomand,
kostengünstiger machen: „Üblicherwei-      bei der Erklärung eines Roboters in der Schulungszelle.

Fotos: G. U. Dostmann                                                                                   01-02-2022 · Wirtschaft Südwestsachsen   9
Wirtschaft - IM FOKUS: Zukunftstechnologie Robotik
IM FOKUS

Robotik
in der Region                                   AKE automatisiert Fertigung
Roboter in der                                  Über umfassendes Know-how zur Au-            Allein für den neuen Standort der Mele-
Ausbildung                                      tomatisierung von Fertigungsprozessen        ghy Automotive GmbH in Reinsdorf hat
Automatisierung in der Praxis vermit-           verfügt die AKE Systemtechnik GmbH           das Unternehmen vier Fertigungslinien
telt das Berufsschulzentrum „August             Reinsdorf. In den vergangenen 20 Jah-        mit 80 Robotern realisiert. Dort werden
Horch“ Zwickau. An zwei Robotik-                ren hat sich das mittlerweile 80-köpfige      die Längsträger der VW MEB-Plattform
Lernsystemen machen sich ange-                  Unternehmen auf die Entwicklung, Her-        produziert.
hende Metallfacharbeiter und Elekt-             stellung und Integration hochautomati-
roniker mit Technologie, Bedienung,             sierter Fertigungsanlagen spezialisiert.     Über Monate nehmen komplexe Pro-
Programmierung und Funktionser-                 80 Prozent der Projekte für industrielle     jekte die Ingenieure, Techniker und
weiterungen vertraut.                           Großkunden im In- und Ausland bein-          Facharbeiter in Anspruch: z.B. auch an
Beide Systeme können mit dem Ma-                halten dabei Roboterlösungen.                der aktuell entstehenden Fertigungs-
schinenbediener in Mensch-Robo-                                                              linie mit 40 Robotern zur Herstellung
ter-Kooperation (MRK) interagieren.             „In aller Regel kommt der Kunde mit          von LKW-Abgasanlagen des Esslinger
„Panda“ ist ein innovativer MRK-                einem Produkt zu uns, dass er auto-          Automobilzulieferers Eberspächer. Weil
Roboter aus München, „BIMoveo“                  matisiert fertigen möchte“, berichtet        Betriebe zunehmend auf automatisierte
ein echter Zwickauer. Der Roboter               Geschäftsführer Uwe Schneider. „Wir          Lösungen für ihre Produktionsprozesse
wurde im VW-Bildungsinstitut von                helfen dann, den Fertigungsprozess ef-       setzen und um den steigenden Anfor-
einem Ausbilder-Azubi-Team selbst               fizient, prozesssicher und ergonomisch,       derungen Rechnung zu tragen, wird die
hergestellt.                                    in einer automatisierten Anlage umzu-        AKE Systemtechnik im 2. Quartal 2022
„Schüler und Lehrkräfte sind mit Eifer          setzen.“                                     ihren neuen Standort beziehen.
dabei“, freut sich Schulleiter Thomas
Böttger. Landkreis Zwickau, ACOD
GmbH, BSZ und VW-Bildungsinstitut
sind Projektpartner. „RobiLernkoop“
wird von der „Fachkräfteallianz“ ge-
fördert.

Robotik studieren
Autonom operierende Roboter ver-
körpern den technologischen Wan-
del und drängen in das alltägliche
Leben. Sie übernehmen Transport-
oder Überwachungsaufgaben, mä-
hen den Rasen oder steuern uns
durch den Verkehr.
Immer kompliziertere Aufgaben, die
bisher Menschen vorbehalten waren,
lassen sich durch leistungsfähigere
Sensoren, Methoden der künstlichen
Intelligenz, ausgefeilte Mechaniken
und verteilte Algorithmen meistern.
Der Diplomstudiengang Robotik der
TU Bergakademie Freiberg bereitet
angehende Ingenieurinnen und In-
genieure darauf vor, diesen Wandel
mit zu gestalten und als interdiszipli-
näre Herausforderung zu verstehen.              Fertigungsanlagen von AKE Systemtechnik für Längsträgerproduktion bei Meleghy Automotive.

10     01-02-2022 · Wirtschaft Südwestsachsen                                                                              Foto: AKE GmbH
IM FOKUS

                                                                                                                  Robotik

“    In aller Regel kommt
    der Kunde mit einem                                                               Servier-Roboter
                                                                                                            in der Region

       Produkt zu uns,                                                                für die Gastronomie
                                                                                      Im vogtländischen Taltitz werden
    dass er automatisiert                                                             Gäste im Landhotel „Zum grünen
      fertigen möchte.                                                                Baum“ von zwei Servier-Robotern
                                                                                      bedient. Für Gastronom Silvio Kuh-
       Wir helfen dann,                                                               nert bedeuten die Roboter Entlas-
   den Fertigungsprozess                                                              tung, denn auch ihm fehlt durch die
                                                                                      Coronapandemie Personal. Gäste
   effizient, prozesssicher
                                                                                      haben die Möglichkeit am Tisch mit-
      und ergonomisch,                                  Uwe Schneider                 tels QR-Codes über ihr Smartphone
                                                                                      zu bestellen. Nach der Zubereitung
  in einer automatisierten                              Geschäftsführer
                                                   AKE Systemtechnik GmbH             in der Küche werden die kleinen Hel-
    Anlage umzusetzen.                                     Reinsdorf                  fer bestückt und navigieren mittels
                                                                                      Sensoren und Kameras Speisen und
                                                                                      Getränke an die Tische. Sie besitzen
„Mit dem Firmenneubau im Gewer-             rige Maschinenbauingenieur. „Unsere       zudem eine individuell programmier-
begebiet Kirchstraße verdoppeln wir         Mitarbeiter dürfen sich auf ein innova-   bare Sprachfunktion.
unsere Produktionsfläche auf 8.000           tives und komfortables Arbeitsumfeld      Selbst die Lieder des als „Singender
Quadratmeter“, informiert der 44-jäh-       freuen.“                                  Gastwirt“ bekannten Vogtländers
                                                                                      spielen sie auf Wunsch vor. Somit un-
                                                                                      terstützen sie nicht nur im Betriebs-
                                                                                      ablauf, sondern bieten gleichzeitig
                                                                                      Unterhaltungswert.
   Roboter sind auf dem Vormarsch
   Anteil der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe
   in Deutschland, die Industrieroboter verwenden                                     Mittelstand-Digital
                                                                                      Das       Mittelstand-Digitalzentrum
                2018                 2020
                                                                                      Chemnitz wird vom Bundesministe-
                                                                                      rium für Wirtschaft und Energie ge-
                                                                                      fördert. Ziel ist es, kleine und mittlere
                                                                                      Unternehmen über die Chancen und
            10 bis 49                       9%                                        Herausforderungen der Digitalisie-
         Beschäftigte                       9%                                        rung zu informieren. Die regionale
                                                                                      Kompetenzzentren helfen vor Ort
                                                                                      dem kleinen Einzelhändler genauso
                                                                                      wie dem größeren Produktionsbe-
           50 bis 249                                  20 %                           trieb mit Expertenwissen, Demonst-
         Beschäftigte                                      27 %                       rationszentren, Netzwerken zum Er-
                                                                                      fahrungsaustausch und praktischen
                                                                                      Beispielen.
                                                                                      Das Bundesministerium für Wirt-
      250 und mehr                                              45 %                  schaft und Energie ermöglicht die
       Beschäftigte                                                 53 %              kostenlose Nutzung aller Angebote
                                                                                      von Mittelstand-Digital. Weitere In-
   Quelle: Statistisches Bundesamt                                                    formationen finden Sie unter:
                                                                                      www.digitalzentrum-chemnitz.de

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