Wirtschaft nachhaltig gestalten - Zweiter Ressortbericht Nachhaltigkeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
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Wirtschaft nachhaltig gestalten Zweiter Ressortbericht Nachhaltigkeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie bmwi.de
Impressum Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit 11019 Berlin www.bmwi.de Stand April 2021 Diese Publikation wird ausschließlich als Download angeboten. Gestaltung PRpetuum GmbH, 80801 München Bildnachweis istock: Ballun / S. 5 troyek / S.20 Adobe Stock: Oleksii Sergieiev / S. 12 VRD / S. 28 BMWi / S. 4, 38 Zentraler Bestellservice für Publikationen der Bundesregierung: E-Mail: publikationen@bundesregierung.de Telefon: 030 182722721 Bestellfax: 030 18102722721 Diese Publikation wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Die Publikation wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahl- kampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen zum Europäischen Parlament.
1 Inhalt Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................................................................................................................................................................................................... 2 Einleitung................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 3 Kapitel 1: W irtschaftspolitik setzt Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeitsziele .............................. 5 Kapitel 2: U nternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen .................................................................................................................................................................................................................................................................... 12 Kapitel 3: I nnovationen und Digitalisierung als Treiber nachhaltiger Entwicklung ......................................................................................................................................................................................................... 20 Kapitel 4: Klima schützen und saubere Energie bereitstellen .................................................................................... 28 Kapitel 5: N achhaltigkeit im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie .................................................................................................................................................................................................................... 38
2 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Das gesamtdeutsche Fördersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Abbildung 2: Maßnahmen des „Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Abbildung 3: Schema der „circular economy“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Abbildung 4: GAIA-X soll Datensouveränität, Datensicherheit und Datenschutz stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Abbildung 5: Digitalisierung als Stütze der Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Abbildung 6: A nteil der erneuerbaren Energien am Brutto-Stromverbrauch (2008 bis 2020) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30 Abbildung 7: Ausbauziele von Wind- und Solarenergie bis 2030 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Abbildung 8: E ntwicklung von Primärenergieverbrauch, Stromerzeugung, Energieeffizienz und Wirtschaftswachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3 Einleitung Deutschland und Europa stehen vor großen Her- keitsstrategie beschlossen. Das Bundesministerium ausforderungen: Für den Schutz des Klimas und für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat aktiv zur der Umwelt ist entschlossenes Handeln notwendig. Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeits Die digitale Transformation verändert die Wirt- strategie beigetragen. Die Umsetzung der Deutschen schafts- und Arbeitswelt sowie die Gesellschaft als Nachhaltigkeitsstrategie erfolgt vor dem Hinter- Ganzes auf grundlegende Weise. Der demografi- grund des European Green Deal der Europäischen sche Wandel verstärkt den Handlungsbedarf bei Kommission, in dessen Mittelpunkt das Ziel einer der Gewinnung von Fachkräften und stellt die klimaneutralen Europäischen Union bis 2050 und sozialen Sicherungssysteme vor neue Aufgaben. sektorspezifische Initiativen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft stehen. Der European Green Deal ist Zudem bringt die Bewältigung der Corona-Pandemie zugleich eine umfassende Wachstumsstrategie, die immense Herausforderungen für Deutschland, Klima- und Umweltschutz mit Wachstumsimpulsen Europa und die internationale Staatengemeinschaft für eine wettbewerbs- und widerstandsfähige Wirt- mit sich. Gleichzeitig liegt darin auch eine große schaft verbindet. Chance, die Herausforderungen für die nachhaltige Transformation zu nutzen. Nachhaltiges Handeln Um den großen Herausforderungen zu begegnen kann dazu beitragen, möglichen künftigen Krisen und gleichzeitig die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, vorzubeugen sowie Wirtschaft und Gesellschaft braucht es Innovationen und Investitionen. So kann resilienter zu machen. Insgesamt gilt es, das Wirt- Wertschöpfung generiert und Wohlstand erhalten schaftswachstum nachhaltig zu gestalten. Dies um werden. Marktwirtschaftliche Ansätze können an fasst ökonomische, ökologische und soziale Aspekte. vielen Stellen dazu beitragen, das SDG 8 („Menschen Dabei sollen ein menschenwürdiges Leben ermög- würdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“) mit den licht und gleichsam die natürlichen Lebensgrund- anderen Nachhaltigkeitszielen zu verknüpfen. Ein lagen dauerhaft bewahrt werden. Beispiel hierfür ist das europäische Emissionshan- delssystem, bei dem auf marktwirtschaftliche Weise Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Anreize für mehr Klimaschutz (SDG 13 – „Maßnah- Vereinten Nationen mit ihren 17 Nachhaltigkeits- men zum Klimaschutz“) geschaffen werden. Eine zielen (Sustainable Development Goals, SDG) bil Politik zur nachhaltigen Transformation der Wirt- det eine Richtschnur für die Bewältigung dieser schaft befördert nicht nur das Erreichen der öko- Herausforderungen. Für die Umsetzung der Agenda nomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltig- 2030-Ziele hat die Bundesregierung im März 2021 keitsziele, sondern bedeutet gleichzeitig auch eine die Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltig- Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.
4 EINLEITUNG Innerhalb der Bundesregierung ist das BMWi für Entwicklung insgesamt befördert wird. Kapitel 2 die Umsetzung der SDGs 7 („Bezahlbare und sau- zeigt, mit welchen vielfältigen Maßnahmen das bere Energie“) und 8 („Menschenwürdige Arbeit BMWi einzelne Wirtschaftsbereiche bei der Trans- und Wirtschaftswachstum“) vornehmlich zustän- formation zu mehr Nachhaltigkeit unterstützt. dig. Das BMWi ist darüber hinaus aber auch allen Aufgrund der besonderen Bedeutung von Innova- anderen SDGs verpflichtet und leistet zahlreiche tionen und Digitalisierung widmet sich Kapitel 3 konkrete Beiträge zu deren Umsetzung, wie dieser den Initiativen des BMWi in diesem Bereich. Im Bericht zeigt. Anschluss daran zeigt Kapitel 4 die umfangreichen Aktivitäten des BMWi bei dem Umbau unseres Alle Kapitel dieses Berichts stellen Aktivitäten des Energiesystems, um das SDG 7 zu erreichen. BMWi dar, mit denen ein Beitrag zur Umsetzung Schließlich wird in Kapitel 5 erläutert, wie das von SDG 8 geleistet wird. So erläutert Kapitel 1, BMWi selbst in seinem eigenen Verwaltungshan- mit welchen wirtschaftspolitischen Rahmenbe deln und in den Liegenschaften der Verpflichtung dingungen in Deutschland eine nachhaltige zu mehr Nachhaltigkeit nachkommt.
5 Kapitel 1 Wirtschaftspolitik setzt Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeitsziele
6 K A P I T E L 1: W I RT S C H A F T S P O L I T I K S E T Z T R A H M E N B E D I N G U N G E N F Ü R E I N E W I RT S C H A F T L I C H E E N T W I C K LU N G I M S I N N E D E R N A C H H A LT I G K E I T S Z I E L E Ziel der Wirtschaftspolitik ist es, Rahmenbedingungen zu setzen, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie den demografischen Wandel, den Klimaschutz sowie die Digitalisierung erfolgreich zu bewältigen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu sichern. Vor dem externen Schock durch die Corona-Pan- zudem die notwendige Transformation hin zu demie verzeichnete Deutschland ein Jahrzehnt mit einer klimaneutralen Volkswirtschaft, denn es stetigem Wirtschaftswachstum. So wuchs das Brut- erhöht die dafür erforderliche Akzeptanz in der toinlandsprodukt von 2010 bis 2019 preisbereinigt Bevölkerung und bei Unternehmen und schafft die durchschnittlich um 1,9 Prozent pro Jahr. Diese gute notwendigen technischen und finanziellen Kapazi- Entwicklung zeigte sich auch an weiteren Indika- täten. Wirtschaftswachstum entsteht im Kern toren der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zur durch Innovationen und Investitionen. Es ist Aus- Messung der Zielerreichung von SDG 8 wie dem druck von wirtschaftlicher Aktivität und dem Be öffentlichen Schuldenstand. Deutschland ist es mühen, Geschäftsmodelle, Prozesse und Produkte gelungen, seine Verschuldung im selben Zeitraum zu verbessern, weiterzuentwickeln und neue zu von 82,4 Prozent auf 59,8 Prozent zu senken. Damit schaffen. Ohne Innovation und technischen Fort- hat Deutschland erstmals seit 2002 die Maastricht- schritt werden sich die vor uns liegenden Heraus- Schuldenregel eingehalten, die gleichzeitig auch forderungen nicht meistern lassen. Dies gilt beson- der Zielwert für diesen Indikator ist. ders für die ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Wirtschaftliches Wachstum als Basis für Die Wirtschaftspolitik hat jedoch nicht nur das eine nachhaltige Entwicklung Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und die weiteren Indikatoren des SDG 8, wie das Staats Für eine auch in Zukunft ökonomisch und ökolo- defizit, den Schuldenstand oder die Erwerbstäti- gisch tragfähige Entwicklung setzt sich das BMWi genquote, im Blick. Der Begriff „Wohlfahrt“ hat für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Wirt- darüber hinaus viele weitere Ausprägungen – wie schaftspolitik ein. Wirtschaftliches Wachstum leis- unter anderem soziale und ökologische Entwick- tet einen entscheidenden Beitrag zu Wohlstand lungen, die bei wirtschaftspolitischen Entscheidun- und Lebensqualität einer Gesellschaft: Es ist eine gen eine wesentliche Rolle spielen. Daher setzt sich wesentliche Grundlage für steigende Erwerbsein- das BMWi dafür ein, dass die volkswirtschaftliche kommen, neue und sichere Arbeitsplätze sowie für Berichterstattung, unter anderem im Jahreswirt- einen leistungsfähigen Sozialstaat und erhöht die schaftsbericht, neben der Darstellung der Entwick- Handlungsspielräume der öffentlichen Hand. Wirt- lung des Bruttoinlandsprodukts um weitere schaftswachstum mit hohem Beschäftigungsstand Aspekte ergänzt wird. und wettbewerbsfähigen Unternehmen erleichtert
K A P I T E L 1: W I RT S C H A F T S P O L I T I K S E T Z T R A H M E N B E D I N G U N G E N F Ü R E I N E W I RT S C H A F T L I C H E 7 E N T W I C K LU N G I M S I N N E D E R N A C H H A LT I G K E I T S Z I E L E Öffentliche Beschaffung nachhaltig Mit der neuen bundesweiten Vergabestatistik wer- gestalten den seit Oktober 2020 unter anderem Daten dazu erhoben, ob die neu geschaffenen Spielräume zur Die öffentliche Hand als großer Nachfrager von Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien von Produkten und Dienstleistungen ist ein wichtiger den Vergabestellen tatsächlich genutzt werden. Marktteilnehmer mit Vorbildfunktion für private Akteure. Daher setzt sich das BMWi dafür ein, das Um darüber hinaus öffentlichen Auftraggebern die Vergaberecht so zu gestalten, dass Nachhaltigkeits- notwendigen Informationen zu möglichen vergabe- aspekte bei der Beschaffung von Produkten und rechtlichen Ausschlussgründen – wie zum Beispiel Dienstleistungen für die öffentliche Hand berück- zu Wirtschaftsdelikten oder anderen erheblichen sichtigt werden. Die Bundesregierung hat im Straftaten – zur Verfügung zu stellen, wird das Wett- März 2020 die vom BMWi vorgelegte Neufassung bewerbsregister beim Bundeskartellamt aufgebaut der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Be und soll im Laufe des Jahres 2021 seine Arbeit auf- schaffung energieeffizienter Leistungen beschlossen. nehmen. Das Wettbewerbsregister dient insoweit Durch die Neufassung der Verwaltungsvorschrift unmittelbar der Umsetzung von SDG 16.3 zur Kor- sichert die Bundesregierung ein hohes Maß an ruptionsprävention. Energieeffizienz bei den Beschaffungsvorgängen des Bundes. Die Beschafferinnen und Beschaffer müssen grundsätzlich Waren und Produkte mit der Regionale Entwicklung unterstützen höchsten verfügbaren Effizienzklasse im Sinne der EU-Verordnung über die Energieverbrauchskenn- Das BMWi unterstützt mit seinen regionalpoliti- zeichnung einkaufen. Sofern ein solches Leistungs- schen Instrumenten strukturschwache Regionen, niveau an Energieeffizienz (noch) nicht erreicht wird, um so gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz ist alternativ auf das höchste erreichbare Leistungs Deutschland zu schaffen. Durch die Förderung von niveau an Energieeffizienz abzustellen. Diese Ver- gewerblichen Investitionen und wirtschaftsnaher pflichtung gilt unabhängig davon, ob es sich um Infrastruktur sollen Standortnachteile struktur- einen rein national oder um einen europaweit aus- schwacher Regionen ausgeglichen werden und so geschriebenen Auftrag handelt. regionale Entwicklungsunterschiede abgebaut wer- den. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Umset- Um einen weiteren Auftrag aus dem Klimaschutz- zung der SDGs 8 und 11 sowie insbesondere auch programm 2030 umzusetzen, ist es das Ziel, bis zum von SDG 10 geleistet. Am 1. Januar 2020 startete das Ende der 19. Legislaturperiode eine Allgemeine Ver gesamtdeutsche Fördersystem für strukturschwa- waltungsvorschrift zu erarbeiten, die öffentliche Ver che Regionen. Die Bundesregierung stellt damit die gabestellen auf Bundesebene zu einer klimafreund- Regionalförderung neu auf und bündelt sie erstmals lichen Beschaffung bei besonders klimarelevanten unter einem Dach. Dabei werden bislang auf Ost- Produkten und Dienstleistungen verpflichten soll. deutschland beschränkte Förderprogramme auf
8 K A P I T E L 1: W I RT S C H A F T S P O L I T I K S E T Z T R A H M E N B E D I N G U N G E N F Ü R E I N E W I RT S C H A F T L I C H E E N T W I C K LU N G I M S I N N E D E R N A C H H A LT I G K E I T S Z I E L E Abbildung 1: Das gesamtdeutsche Fördersystem Gemeinsame Definition Gemeinsame Koordinierung strukturschwacher Regionen und Berichterstattung (GRW-Regionalindikatorenmodell) Gesamtdeutsches Fördersystem für strukturschwache Regionen: Mehr als 20 Förderprogramme Neu entwickelte Programme Bestehende Förderprogramme Räumliche Ausweitung und Neuausrichtung auf alle strukturschwachen Regionen Förderpräferenzen für strukturschwache Regionen Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie alle strukturschwachen Regionen in Ost und West bedeutsame Investitionen. Zudem unterstützt der ausgeweitet. Zudem erhalten bundesweit angebo- Bund die Regionen durch weitere Maßnahmen in tene Fördermaßnahmen besondere Förderkonditi- seiner eigenen Zuständigkeit mit bis zu 26 Milliar- onen, mit denen die wirtschaftliche Entwicklung den Euro, etwa durch Erweiterung von Forschungs- der Regionen gezielt unterstützt wird (vgl. Abbil- und Förderprogrammen, den Ausbau von Verkehrs- dung 1). infrastrukturprojekten oder die Ansiedlung von Bundeseinrichtungen. Außerdem erhalten ausge- Der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist einer der wählte Steinkohlekraftwerksstandorte und das wichtigsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen ehemalige Revier Helmstedt bis zu 1,09 Milliarden Prozesse der kommenden Jahrzehnte. Im Sinne einer Euro. Für den Landkreis Altenburger Land erhält nachhaltigen Entwicklung, die ökologische, ökono- der Freistaat Thüringen bis zu 90 Millionen Euro mische und soziale Aspekte vereint, öffnet die Bun- aus den Mitteln für das Mitteldeutsche Revier. Der desregierung mit dem „Strukturstärkungsgesetz Mittelabfluss der bereitgestellten Gelder für die Kohleregionen“ langfristige Perspektiven für die Braunkohlereviere wird durch ein gemeinsames vom Strukturwandel betroffenen Kohleregionen. Bund-Länder-Koordinierungsgremium sicherge- Zur Unterstützung des Strukturwandels erhalten stellt. Abbildung 2 zeigt eine Übersicht der Maß- die Braunkohleregionen bis zum Jahr 2038 Finanz- nahmen. hilfen von bis zu 14 Milliarden Euro für besonders
K A P I T E L 1: W I RT S C H A F T S P O L I T I K S E T Z T R A H M E N B E D I N G U N G E N F Ü R E I N E W I RT S C H A F T L I C H E 9 E N T W I C K LU N G I M S I N N E D E R N A C H H A LT I G K E I T S Z I E L E Abbildung 2: Maßnahmen des „Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen“ 1. Säule 2. Säule Finanzhilfen Bundesmaßnahmen Bis zu 1 Milliarde Euro für besonders betroffene Stein- kohlekraftwerksstandorte Finanzhilfen (nach Art. 104b Maßnahmen des Bundes und bis zu 90 Millionen Euro Grundgesetz) von bis zu durch neue Programme und für das Altenburger Land1 + 14 Milliarden Euro bis spätes- Projekte sowie die Aufstockung tens 2038 für besonders bestehender Programme in Bund-Länder-Koordinierungs- bedeutsame Investitionen der Höhe von bis zu 26 Milliarden gremium Länder und Gemeinden. Euro bis spätestens 2038. Maßnahmen zur Planungs- Die Länder entscheiden Die Ressorts entscheiden beschleunigung über die Projekte. über die Projekte. Beispiel: Ausbau von Gewerbe- Beispiel: Bundeseinrichtungen, Kopplung an Kohleausstieg parks oder Umweltsanierungen Bundesprogramme und Infrastruktur 1 aus Mitteln für das Mitteldeutsche Revier gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 3 Investitionsgesetz Kohleregionen Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Mit den regional- und strukturpolitischen Maß- Mittelstand fördern, Unternehmen nahmen stärkt das BMWi auch das sogenannte von Bürokratie entlasten und Fach „Leave-no-one-behind-Prinzip“ (LNOB, „nieman- kräftebedarf sichern den zurücklassen“) der Agenda 2030 für nachhal- tige Entwicklung. Dieses Prinzip beschreibt die Ein charakteristisches Merkmal der deutschen Wirt gesellschaftliche Verantwortung, alle Menschen auf schaft ist die Bedeutung des Mittelstandes: Über dem Weg zu nachhaltiger Entwicklung mitzuneh- 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind men. LNOB zielt darauf ab, allen Menschen soziale, kleine und mittlere Unternehmen. Sie erwirtschaf- wirtschaftliche und politische Teilhabe zu ermögli- ten mehr als die Hälfte der Wertschöpfung, stellen chen und Chancengleichheit zu fördern. fast 60 Prozent aller Arbeitsplätze und rund 82 Pro- zent der betrieblichen Ausbildungsplätze. Die Ge schäftspolitik mittelständischer Unternehmen zeichnet sich durch Kontinuität und Langfristigkeit aus. Dies findet seinen Ausdruck im verantwortungs- vollen Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitar- beitern, Kundinnen und Kunden und Geschäfts- partnerinnen und Geschäftspartnern sowie einer
10 K A P I T E L 1 : W I RT S C H A F T S P O L I T I K S E T Z T R A H M E N B E D I N G U N G E N F Ü R E I N E W I RT S C H A F T L I C H E E N T W I C K LU N G I M S I N N E D E R N A C H H A LT I G K E I T S Z I E L E engen Verwurzelung in der Region, in der die Unter wiegende Teil des Gesetzes ist im Januar 2020 in nehmen ansässig sind. Zudem schneiden deutsche Kraft getreten, einzelne Bestimmungen folgen suk- Mittelständler bei Innovationstätigkeiten sehr gut zessive bis Januar 2022. ab. Der Mittelstand leistet daher vielfältige Beiträge zur Umsetzung der SDGs 8, 9, 11 und 12. Damit der Angesichts des demografischen Wandels und der deutsche Mittelstand angesichts der künftigen Her- fortschreitenden Digitalisierung ist die Sicherung ausforderungen vital, stark und innovativ bleibt, des Fachkräftebedarfs eine der großen Herausfor- setzt das BMWi an vielen verschiedenen Hebeln an, derungen der kommenden Jahrzehnte für den Wirt um Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und schaftsstandort Deutschland und für alle seine Beschäftigung in der mittelständischen Wirtschaft Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. weiter zu stärken. Damit wird die weitere Umset- Der Bereich der Fachkräftesicherung berührt neben zung der SDGs 8 und 9 befördert. den SDGs 8 und 9 auch die SDGs 1, 2, 4 und 10. Fachkräfteengpässe führen in zahlreichen Bran- Um die Wirtschaft zu entlasten, setzt sich das BMWi chen und Regionen zu einem Wachstumshemmnis. dafür ein, die bürokratischen Belastungen von Die Auswirkungen der Corona-Pandemie verän- Bürgern und Wirtschaft zu reduzieren. Das dritte dern diese Situation perspektivisch nicht grund- Bürokratieentlastungsgesetz (BEG III) entlastet die sätzlich. Auch wenn zunächst in vielen Wirtschafts- Unternehmen um mehr als 1,1 Milliarden Euro im bereichen die Arbeitsnachfrage eingebrochen ist, Jahr. Das Gesetz nutzt die Chancen der Digitalisie- zeigt sich, dass die Krise Berufe mit Fachkräfteeng- rung, um die mühsame „Zettelwirtschaft“ in vielen pässen wenig erfasst (zum Beispiel Bauberufe, Soft- Bereichen zu erleichtern. Zentrale Bausteine sind ware- und IT-Dienstleistungen). Damit Unterneh- die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähig- men auch künftig ihre Potenziale voll ausschöpfen keitsmeldung, Erleichterungen bei der Vorhaltung können, verstärkt die Bundesregierung mit Blick von Datenverarbeitungssystemen für steuerliche auf die inländischen Fachkräfte ihren Fokus auf Zwecke und digitale Alternativen zu den Melde- Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung und die scheinen aus Papier im Hotelgewerbe. Zudem müs- Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und sen Gründerinnen und Gründer zukünftig nur noch Familie. Hierbei ist das vom BMWi geförderte vierteljährlich – statt wie bisher monatlich – ihre Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) Umsatzsteuervoranmeldung abgeben. Der über- Ansprechpartner insbesondere für die speziellen
K A P I T E L 1 : W I RT S C H A F T S P O L I T I K S E T Z T R A H M E N B E D I N G U N G E N F Ü R E I N E W I RT S C H A F T L I C H E 11 E N T W I C K LU N G I M S I N N E D E R N A C H H A LT I G K E I T S Z I E L E Herausforderungen von kleinen und mittleren Für die Wirtschaft praktikable Nach Unternehmen bei allen Fragen zu den Themen haltigkeitsberichterstattung entwickeln Finden, Binden und Qualifizieren von Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern. Eine weitere Säule der Ein wichtiger Hebel, um nachhaltige Entwicklung Fachkräftesicherung ist die Gewinnung von neuen voranzutreiben, ist die Nachhaltigkeitsberichter- Arbeitskräften aus der Europäischen Union. Zudem stattung von Unternehmen. Nachhaltigkeitsberichte soll die Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaa- informieren Geschäftspartner, Investoren und ten weiter ausgebaut werden. Wichtige Maßnahmen Öffentlichkeit – ergänzend zu der verpflichtenden hierfür sind etwa das Portal „Make it in Germany“ finanziellen Berichterstattung – über Aktivitäten als zentrale Informations- und Anlaufstelle für in und Auswirkungen des unternehmerischen Handelns teressierte Fachkräfte und Unternehmen, die Bera- auf Umwelt und Gesellschaft in ökonomischer, tung und Begleitung zuwanderungsinteressierter sozialer und ökologischer Hinsicht sowie über Aus- Fachkräfte im Ausland durch die Zentrale Service- wirkungen externer Veränderungen wie dem Klima- stelle Berufsanerkennung sowie die Durchführung wandel auf die Unternehmenstätigkeit beziehungs- von Pilotprojekten zur aktiven Fachkräftegewin- weise das Geschäftsmodell. Dabei handelt es sich nung aus Drittstaaten. vielfach um gesonderte Berichte, die über die nicht- finanziellen Informationen im Lagebericht hinaus- gehen. Teilweise handelt es sich hierbei um die Er füllung gesetzlicher Pflichten, zum Beispiel Pflichten aus dem Gesetz zur Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung der Unternehmen in ihren Lage- und Konzernlageberichten (CSR-Richtlinie-Umset- zungsgesetz), teilweise um eine freiwillige Bericht- erstattung.
12 Kapitel 2 Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen
K A P I T E L 2: U N T E R N E H M E N AU F I H R E M W E G Z U M E H R N A C H H A LT I G K E I T U N T E R S T Ü T Z E N 13 Initiativen von einzelnen Wirtschaftsbe- entwickeln. Durch Innovationen im Bereich der reichen für eine nachhaltige Wirtschaft Fahrzeuge, Antriebe und Komponenten sowie mit fördern der Einbindung dieser Fahrzeuge in die Strom- und Verkehrsnetze kann sich Deutschland auch als Leit Die Industrie ist in Deutschland seit Jahrzehnten anbieter für Elektromobilität etablieren. Dabei ist das Fundament für Wirtschaftswachstum und die deutsche Industrie gefordert, ihre technologische zukunftssichere Arbeitsplätze. Durch die starke Spitzenstellung auch im Bereich der Elektromobi- industrielle Forschung entwickelt sie innovative lität zu sichern und ihre Elektrofahrzeuge mit den und hochwertige Produkte, die in der ganzen Welt dazugehörigen Systemen, Komponenten und Dienst- nachgefragt werden. Sie leistet damit einen wichti- leistungen in Deutschland und auf den Weltmärkten gen Beitrag zur Erreichung der SDGs 8, 9 und 12. erfolgreich zu vermarkten. Der Ausbau der Lade- Aufgrund der besonderen Bedeutung der Industrie säuleninfrastruktur schafft die Voraussetzung für für die deutsche Wirtschaft ist sie auch maßgeblich eine erfolgreiche Elektromobilität. Dazu gehört das gefordert, den globalen Herausforderungen wie zum Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz Beispiel dem Klimaschutz (SDG 13) zu begegnen. (GEIG) zur Ausstattung von Gebäuden mit Leitungs- Das BMWi unterstützt die industriellen Branchen und Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität. Es dabei, sich an diese Herausforderungen anzupassen. wird einen Beitrag dazu leisten, die Nutzung von Ein Beispiel hierfür ist das „Handlungskonzept Stahl“. Elektrofahrzeugen zu fördern. Zielgerichtete Flotten- Ziel dieser Initiative ist es, eine langfristig starke, austauschprogramme und Prämien für Elektro- international wettbewerbsfähige und klimaneut- fahrzeuge erleichtern den Wechsel auf emissions- rale Stahlproduktion am Standort Deutschland zu ärmere Fahrzeuge. Gezielte Anreize für Investitionen erreichen. Die Umstellung der Produktionsprozesse in neue Technologien werden auch durch die zusätz in der Stahlindustrie ist ein wichtiger Schritt auf dem liche Förderung von Forschung und Innovationen in Weg hin zu einer treibhausgasneutralen Industrie der Batteriezellfertigung, in der Fahrzeugzuliefer und eine strukturpolitische Chance zur nachhaltigen industrie, in der Schifffahrt und im Luftverkehrs- Sicherung des Stahlstandortes Deutschland. Die Bun- bereich gesetzt. Diese Maßnahmen leisten einen desregierung unterstützt daher die deutsche Stahl- Beitrag zur Umsetzung insbesondere von SDG 13, wirtschaft bei Projekten zur nachhaltig CO2-armen, aber auch der SDGs 9 und 11. CO2-neutralen und CO2-freien Stahlerzeugung. Mit dem seit 2000 im BMWi verankerten Maritimen Klimaschutz erfordert den Umstieg auf eine emis- Koordinator der Bundesregierung setzt sich das sionsarme Mobilität. Die Automobilindustrie steht BMWi für mehr Nachhaltigkeit im Seeverkehr ein. vor einem großen Umbruch, den sie mit Hilfe von Dafür fördert es gezielt die Einführung klimafreund Innovationen meistern muss. Deutschland möchte licher Kraftstoffe und Antriebstechnologien für sich nicht nur zum Leitmarkt für Elektromobilität Schiffe. Um dem Klimawandel entgegenzutreten
14 K A P I T E L 2 : U N T E R N E H M E N AU F I H R E M W E G Z U M E H R N A C H H A LT I G K E I T U N T E R S T Ü T Z E N und die Grenzwerte der Internationalen Maritimen nahmen unterstützen insbesondere SDG 13, aber Organisation (IMO) zu erfüllen, müssen innovative auch SDG 9. Motoren entwickelt werden, die auch neue CO2- ärmere oder CO2-freie Kraftstoffe verarbeiten kön- Ein anderer wichtiger Wirtschaftsbereich in Deutsch nen. Der Maritime Koordinator setzt sich dafür ein, land – insbesondere mit Blick auf Arbeits- und dass die Technologieentwicklung in Deutschland Ausbildungsplätze sowie für die Entwicklung des vorangetrieben wird und dafür Fördergelder bereit- ländlichen Raumes – ist der Tourismus. Die Corona- gestellt werden. Für das Maritime Forschungspro- Pandemie hat weltweit und auch in Deutschland gramm stehen 54 Millionen Euro für Forschungs- zu starken Einbußen in diesem Sektor geführt. und Entwicklungsprojekte für das Jahr 2021 zur Daher wird das BMWi die Entwicklung in dieser Verfügung und für das Förderprogramm „Innovati- Branche im Blick behalten und unterstützen. Der ver Schiffbau sichert wettbewerbsfähige Arbeits- Tourismus kann dazu beitragen, andere Wirtschafts plätze“ 30 Millionen Euro. Zudem sieht die Maritime bereiche wie zum Beispiel das Gastgewerbe oder Agenda 2025 vor, Regelungen zum Umweltschutz den Einzelhandel sowie die gesamte Kette örtlicher auf internationaler Ebene zu entwickeln, um Wett- Versorgungsstrukturen zu beleben. Aus diesem bewerbsverzerrungen für die Branche zu vermei- Grund trägt die Entwicklung des Tourismus nicht den. Auch mit diesen Maßnahmen wird insbeson- nur zur Erreichung von SDG 8, sondern auch der dere ein Beitrag zur Umsetzung der SDGs 9 und 13 SDGs 10 und 11 bei. Auch wenn für die Entwick- geleistet; zudem wird die Zielerreichung von SDG lung des Tourismus vor Ort die Länder zuständig 14 unterstützt. sind, wurde aufgrund zahlreicher Aspekte mit bun- desweiter Bedeutung Ende 2005 das Amt des/der Das BMWi, insbesondere durch den Koordinator Beauftragten der Bundesregierung für Tourismus der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, geschaffen, das beim BMWi angesiedelt ist. Um den unterstützt die aufgrund der Corona-Pandemie Erfolg des Tourismusstandorts Deutschland nach- stark belastete Luftfahrtindustrie bei der Transfor- haltig zu sichern, wurden im Jahr 2019 Eckpunkte mation zu Technologien, die besser dem Klimaschutz einer nationalen Tourismusstrategie beschlossen. dienen. Hier ist insbesondere das Luftfahrtforschungs- Sie orientiert sich an drei Zielen: Erstens soll die programm LuFo VI der Bundesregierung zu nennen. inländische Wertschöpfung erhöht und damit Ein technologischer Schwerpunkt liegt auf klima wirtschaftliches Wachstum vorangetrieben werden. freundlichen Technologien, zum Beispiel im Bereich Zweitens soll die Lebensqualität der in Deutsch- des (hybrid-)elektrischen Fliegens. Hybride Antriebs land lebenden Menschen nachhaltig gesteigert systeme auf Basis von Wasserstoff in Kombination werden. Drittens soll Tourismus international zu mit Brennstoffzellen und Batteriesystemen sind wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Stabilität wichtige Schlüsseltechnologien. Auch diese Maß- beitragen.
K A P I T E L 2 : U N T E R N E H M E N A U F I H R E M W E G Z U M E H R N A C H H A LT I G K E I T U N T E R S T Ü T Z E N 15 Mit Blick auf die nachhaltige Entwicklung von Ressourcen effizient nutzen und eine Städten und Kommunen ist die Entwicklung des zirkuläre Wirtschaft voranbringen Einzelhandels zentral. Schon vor der Corona-Pan- demie befand sich der Einzelhandel durch den Der Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Ent- demografischen Wandel, geändertes Verbraucher- wicklung hat in seinem Beschluss vom 26. Okto- verhalten, technologische Neuerungen und Digita- ber 2020 das BMWi darum gebeten, „unter Berück- lisierung in einem Strukturwandel. Dieser wurde sichtigung der bereits bestehenden zahlreichen durch die Corona-Pandemie nochmals verstärkt. Vorhaben und Strategien, darunter Normen und Um in diesem Strukturwandel neue Perspektiven Standards, und unter Beteiligung der anderen Res- aufzuzeigen, hat das BMWi die Dialogplattform sorts und von Wirtschafts- und Fachverbänden Einzelhandel entwickelt und mit dem Runden wirtschaftspolitische Grundsatzfragen für möglichen Tisch zur „Wiederbelebung der Innenstädte“ im Handlungsbedarf auf dem Weg zur Kreislaufwirt- Oktober 2020 einen Prozess aufgesetzt, um einer schaft zu identifizieren“. Bei der Kreislaufwirtschaft Verödung der Innenstädte und einer Unterversor- geht es darum, im Rahmen des technisch und öko- gung im ländlichen Raum entgegenzuwirken. Die nomisch Möglichen Materialkreisläufe zu etablieren vom BMWi organisierten Workshops fördern die und zu schließen und so den Einsatz nicht erneu- Entwicklung kreativer Lösungsansätze, den Aus- erbarer Ressourcen sowie Abfall und schädliche tausch von Best-Practice-Beispielen und die Ver- Emissionen zu minimieren. In seiner umfassende- netzung der verschiedenen in den Innenstädten ren Bedeutung beinhaltet Kreislaufwirtschaft neben tätigen Akteure. Da der digitale Wandel insbeson- technischen Aspekten auch ökonomische Fragen, dere kleine und mittlere stationäre Einzelhändler zum Beispiel zu Geschäftsmodellen (Sharing Eco- vor große Herausforderungen stellt, bietet das im nomy/Plattformökonomie), (geistigem) Eigentum, Juli 2019 gegründete Mittelstand 4.0-Kompetenz- Datenwirtschaft, regionalen Wirtschaftsstrukturen zentrum Handel interessierten Unternehmerinnen und öffentlicher Beschaffung. In dieser Breite wird und Unternehmern kostenlose Unterstützung in dann häufig auch der englische Begriff „circular Form von Onlineseminaren, Workshops, Unter- economy“ benutzt. Abbildung 3 veranschaulicht das nehmersprechstunden und Podcasts bei der Digi- Schema der Kreislaufwirtschaft. Das BMWi arbeitet talisierung ihrer Unternehmen an. Damit wird die an der Umsetzung des Beschlusses des Staatssekre- Erreichung der SDGs 8, 10, 11 und 12 unterstützt. tärsausschusses.
16 K A P I T E L 2: U N T E R N E H M E N A U F I H R E M W E G Z U M E H R N A C H H A LT I G K E I T U N T E R S T Ü T Z E N Abbildung 3: Schema der „circular economy“ Quelle: Weber, T./Stuchtey, M. (Hrsg.): Deutschland auf dem Weg zur Circular Economy – Erkenntnisse aus europäischen Strategien (Vorstudie), München 2019 Die Schlüsseltechnologie Leichtbau ist eine Kon relevanten Fragen. Das Angebot wird durch weitere struktionsphilosophie, die auf eine Reduktion des gezielte Fördermaßnahmen sowie das Forum Leicht- Gewichts von Produkten bei gleichzeitiger Verbes- bau ergänzt. Mit diesen Maßnahmen leistet das serung der Produkteigenschaften abzielt. Dadurch BMWi einen weiteren Beitrag zur Erreichung des wird ein schonender Umgang mit Ressourcen ge SDG 12. fördert. Das BMWi unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung des Leichtbaus und fördert daher Weiterhin unterstützt das BMWi mit dem Förder- den technologieübergreifenden und effizienten programm Industrielle Bioökonomie den Transfer Wissenstransfer zwischen den verschiedenen Akteu- bioökonomischer Produkte und Verfahren in die ren in diesem Bereich. Mit der Initiative Leichtbau industrielle Praxis. Die industrielle Bioökonomie, und ihren diversen Gremien und Vernetzungstools eine sogenannte Game-Changer-Technologie, kann haben Unternehmerinnen und Unternehmer bun- ein wichtiger Treiber für eine geschlossene und desweit einen zentralen Ansprechpartner für alle klimaschonende Kreislaufwirtschaft sein.
K A P I T E L 2 : U N T E R N E H M E N A U F I H R E M W E G Z U M E H R N A C H H A LT I G K E I T U N T E R S T Ü T Z E N 17 Sie ermöglicht vollkommen neue Produkte und tung des internationalen Handels für die Beschäfti- Produktionsverfahren, die auf der nachhaltigen gung zeigt. So hängt gut jeder vierte Arbeitsplatz Nutzung von Ressourcen, der Substitution von fos- direkt oder indirekt vom Export ab. Das BMWi tritt silen durch biologische Rohstoffe sowie der Nutzung daher für offene Märkte mit klaren Regeln ein. von Abfällen basieren. Mit dieser Initiative wird Bei der Gestaltung der Handelspolitik, die zu den insbesondere die Erreichung der SDGs 12 und 13 Gemeinschaftskompetenzen der EU gehört, ist das unterstützt. BMWi federführend dafür verantwortlich, die deut- sche Position zu erarbeiten und diese auf europäischer Rohstoffe bilden die elementare Grundlage für die und internationaler Ebene zu vertreten. Mit ihrer industrielle Wertschöpfung in Deutschland und neuen Handelsstrategie vom Februar 2021 möchte Europa. Eine sichere Rohstoffversorgung ist grund- die Europäische Kommission die wirtschaftliche legend für den Technologiestandort Deutschland. Erholung der Europäischen Union vor dem Hinter- Damit geht auch die Verantwortung einher, sich grund der Corona-Pandemie unterstützen. Neben für eine nachhaltige und sozial verträgliche Gewin- der Modernisierung der Welthandelsorganisation nung sowie schonende Nutzung von Rohstoffen (WTO) legt sie den Fokus zugleich auf die Stärkung einzusetzen. Hierfür hat die Bundesregierung im der bilateralen Handelsagenda und adressiert auch Januar 2020 die Rohstoffstrategie der Bundesregie- die Themen Umwelt und Digitales. Dies unterstützt rung beschlossen. Ziel der Rohstoffstrategie ist es das BMWi im Rahmen seiner handelspolitischen unter anderem, Unternehmen bei einer sicheren Zuständigkeit mit Nachdruck und leistet damit Bei- und nachhaltigen Rohstoffversorgung zu unter- träge zur Erreichung diverser SDGs auf internatio- stützen. Hiermit wird ein Beitrag zur Erreichung naler Ebene. diverser SDGs geleistet (insbesondere SDG 12, aber auch SDGs 1, 3, 14 und 15). Im Rahmen internationaler Wirtschaftsbeziehungen tragen auch Unternehmen eine Verantwortung für die Einhaltung von Nachhaltigkeits- und Menschen- Verantwortung für nachhaltige rechtsstandards. Dies ist auch in den UN-Leitprin- Entwicklung in internationalen zipien für Wirtschaft und Menschenrechte festge- Handelsbeziehungen wahrnehmen schrieben. Daher hat die Bundesregierung 2016 mit dem Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Deutschland ist seit vielen Jahren eines der weltweit Menschenrechte (NAP) die klare Erwartungshaltung führenden Länder beim weltweiten Austausch von festgeschrieben, dass Unternehmen ihrer menschen- Waren und Dienstleistungen. Am weltweiten Handel rechtlichen Verantwortung auch entlang ihrer glo- hat Deutschland einen Anteil von über 7 Prozent. balen Lieferketten gerecht werden. Das BMWi bringt Zudem sind große Teile der deutschen Wirtschaft sich aktiv in entsprechende Gesetzgebungsaktivitä- vom Export abhängig, was sich auch an der Bedeu- ten auf nationaler und europäischer Ebene ein mit
18 K A P I T E L 2: U N T E R N E H M E N A U F I H R E M W E G Z U M E H R N A C H H A LT I G K E I T U N T E R S T Ü T Z E N dem Ziel, durch klare und praktikable Regeln ein Märkte zu sichern und eine nachhaltige Präsenz gemeinsames internationales Verständnis von sowie Netzwerke aufzubauen. Ein weiteres wesent- unternehmerischen Sorgfaltspflichten mit Blick liches Ziel der Exportinitiativen ist der Transfer auf Menschenrechte zu fördern, Rechtsklarheit für von nachhaltigen Innovationen in neue Märkte Unternehmen zu schaffen, die Rechte Betroffener und Zielregionen. Auf diese Weise werden im In- zu stärken und gleiche Wettbewerbsbedingungen und Ausland neue Arbeitsplätze geschaffen. Hier- zu erzielen. Damit leistet das BMWi unter anderem durch unterstützt das BMWi die Umsetzung insbe- einen Beitrag zur Umsetzung der SDGs 8 und 17. sondere der SDGs 3, 6, 7 und 13, mittelbar jedoch auch weitere SDGs wie beispielsweise die SDGs 1, 8 Die Bundesregierung unterstützt die Aktivitäten und 9. So werden mit der Exportinitiative Umwelt- deutscher Unternehmen auf ausländischen Märk- technologien Produzenten und Dienstleister der ten. In diesem Bereich hat das BMWi eine breite Bereiche nachhaltige Wasserwirtschaft, Kreislauf- Palette von Instrumenten. Die durch das BMWi wirtschaft, nachhaltige Mobilität sowie Luftrein- geförderten deutschen Auslandshandelskammern haltung und Lärmbekämpfung dabei unterstützt, sind durch ihr Netzwerk und ihre Expertise vor Ort Auslandsmärkte insbesondere in Schwellen- und die ersten Ansprechpartner für Marktentwicklungen Entwicklungsländern zu erschließen. Die Exportini- und -potenziale im Ausland. Dies gilt insbesondere tiative Gesundheitswirtschaft ermöglicht es kleinen auch für wachsende und neue Märkte im Bereich und mittleren Unternehmen, bei einer weltweit Nachhaltigkeit. Sie knüpfen Netzwerke mit zentra- zunehmenden Regulierung der Gesundheitssysteme len Akteuren aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft die Marktmechanismen im Ausland zu durchdrin- und bringen diese mit passenden deutschen Ex gen und so ihre innovativen Güter und Dienstleis- perten und Expertinnen zusammen. So entstehen tungen auf ausländischen Märkten anzubieten. unter anderem Leuchtturmprojekte und stabile Dadurch trägt sie zu einer nachhaltigen Moderni- Kooperationen, die die Förderaktivitäten der Bun- sierung und einem Ausbau der Gesundheitssys- desregierung sinnvoll ergänzen und verstärken. teme weltweit bei. Mit der Exportinitiative Energie Mit dem Markterschließungsprogramm (MEP) und unterstützt das BMWi schließlich deutsche Anbie- den Exportinitiativen unterstützt das BMWi zudem ter klimafreundlicher Energielösungen bei der vor allem kleine und mittlere Unternehmen, neue Erschließung von Auslandsmärkten. Der Deutsche Märkte zu erschließen beziehungsweise bestehende Bundestag hat bei seinem Beschluss zur Einsetzung
K A P I T E L 2: U N T E R N E H M E N A U F I H R E M W E G Z U M E H R N A C H H A LT I G K E I T U N T E R S T Ü T Z E N 19 der Initiative als wichtiges Ziel einen Beitrag zum bei der Finanzierung ihrer Exportvorhaben. Bei der Klimaschutz benannt, den die weltweiten Exporte Prüfung, ob ein Exportvorhaben förderungswürdig deutscher Technologien und Dienstleistungen im ist, spielen schon seit langem Nachhaltigkeitserwä- Bereich klimafreundlicher Energietechnologien gungen eine wichtige Rolle. Im Mittelpunkt stehen leisten sollen. Projekte des Wirtschaftsnetzwerks dabei die SDGs 8 und 9, aber auch die SDGs 7 und Afrika fördern den Export innovativer nachhaltiger 10 sind von Bedeutung. Zugleich wird im Wege der Technologien nach Afrika, etwa die Projekte zur sogenannten Umwelt-, Sozial- und Menschen- Gesundheitswirtschaft in Nordafrika, zur Lebens- rechtsstandards sichergestellt, dass dies nicht zu mittelverarbeitung in Westafrika und der Bran- Lasten anderer SDGs geht. Zur Zeit der Abfassung chenexperte zur Wasserwirtschaft an der Außen- dieses Berichts laufen umfangreiche Arbeiten, um handelskammer Kairo. das Instrument insbesondere an die klimapolitischen Ziele Deutschlands anzupassen (SDG 13). Hervor- Mit ihren Exportkreditgarantien (teils besser zuheben ist, dass das Instrument selbsttragend ist bekannt als sogenannte „Hermes-Deckungen“) und damit nachhaltig im finanziellen Sinne. unterstützt die Bundesregierung Unternehmen
20 Kapitel 3 Innovationen und Digitalisierung als Treiber nachhaltiger Entwicklung
K A P I T E L 3: I N N O VAT I O N E N U N D D I G I TA L I S I E R U N G A L S T R E I B E R N A C H H A LT I G E R E N T W I C K LU N G 21 Der Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Ent- deutlichen Anstieg an Rechen- und Speicherleistung wicklung hat schon im November 2019 unterstrichen, und damit einem verstärkten Ausbau der Rechen- dass Nachhaltigkeitsaspekte bei Innovationspro- zentrumsinfrastruktur zusammenhängt. Damit die zessen, insbesondere im Kontext der Digitalisierung, zunehmende Digitalisierung nicht die Klimaziele von Beginn an konsequent zu berücksichtigen sind. konterkariert, muss die digitale Infrastruktur hoch- Damit soll erreicht werden, dass Chancen für eine gradig energieeffizient ausgestaltet werden. Das nachhaltige Entwicklung genutzt und Risiken für BMWi will deshalb in enger Abstimmung mit der Mensch und Umwelt vermieden werden können. Branche ein freiwilliges Register für Rechenzentren Gleichzeitig soll Innovationsfreudigkeit und -reich- aufbauen. Damit will das BMWi Energieverbrauch weite gestärkt werden. Die Digitalisierung bietet und Energieeffizienz der großen Rechenzentren in große Chancen für eine nachhaltige Entwicklung. Deutschland und möglichst auch in Europa trans- Durch den Einsatz digitaler Technologien können parent machen und einen Wettbewerb um mög Veränderungen mit Blick auf die Ziele der Deutschen lichst hohe Effizienzleistungen unter den Betrei- Nachhaltigkeitsstrategie erreicht werden. Digitale bern auslösen. Technologien machen die Energie- und Verkehrs- wende erst möglich. Sie ermöglichen energie- und Ein funktionierender Wettbewerb ist aus Sicht des ressourcensparende Produktionsverfahren, helfen, BMWi zentral für eine positive Wirtschaftsentwick mehr Kreislaufwirtschaft zu organisieren, sorgen lung und damit auch für die Umsetzung von SDG 8. für mehr Sicherheit und ermöglichen älteren Men- Die steigende Digitalisierung führt zu Verschiebun- schen ein längeres, selbstbestimmtes Leben in den gen wirtschaftlicher Machtverhältnisse und stellt eigenen vier Wänden. Allerdings können die Aus- die Wettbewerbspolitik deshalb vor neue Heraus- wirkungen neuer Technologien ambivalent sein forderungen. Große Digital- und Plattformunter- und wirtschaftliche, soziale und ökologische Kon- nehmen können aufgrund starker Netzwerkeffekte sequenzen nach sich ziehen, die im Widerspruch und Skalenvorteile eine erhebliche Marktmacht zu den Nachhaltigkeitszielen stehen. erreichen und diese Position über Marktgrenzen hinweg ausdehnen beziehungsweise absichern. Als Der Digital-Gipfel und sein großes Netzwerk haben Resultat tendieren viele digitale Märkte zur Mono- sich deshalb im Jahr 2020 der Frage gewidmet, wie polisierung. Um wirksamen Wettbewerb und den Digitalisierung zum Treiber von Nachhaltigkeit wer- freien Zugang zu digitalen Märkten zu erhalten, hat den kann. Der Digital-Gipfel hat für die Möglich- das BMWi das GWB-Digitalisierungsgesetz erarbei- keiten der Digitalisierung in ihrer ganzen Breite tet, das Anfang 2021 in Kraft getreten ist. Es schafft sensibilisiert, in Veranstaltungen, durch Exponate ein fokussiertes, proaktives und digitales Wettbe- und Showcases zur Nachahmung inspiriert. Disku- werbsrecht. Auch in der Digitalwirtschaft sollen tiert wurde auch der Energie- und Ressourcenver- Marktpositionen bestreitbar bleiben. Zudem müssen brauch der digitalen Systeme selbst, der mit einem Wettbewerbsregeln wirksam und effektiv durchge- setzt werden können. So sind im GWB-Digitalisie- rungsgesetz unter anderem strengere Regeln für Plattformen mit überragender marktübergreifen- der Bedeutung sowie ein verbesserter Datenzugang für Wettbewerber vorgesehen. Durch die Gewähr- leistung der Offenheit und Bestreitbarkeit digitaler Märkte sowie durch den verbesserten Datenzugang
22 K A P I T E L 3: I N N O VAT I O N E N U N D D I G I TA L I S I E R U N G A L S T R E I B E R N A C H H A LT I G E R E N T W I C K LU N G werden darüber hinaus Innovationen in diesem informierte Entscheidung darüber treffen, ob die Bereich und damit auch die Erreichung von SDG 9 jeweiligen GAIA-X-Provider die Mindestanforde- unterstützt. rungen für nachhaltige digitale Services erfüllen oder nach anderen, ihnen wichtigen Kriterien fil- Die stärkere Vernetzung von Wirtschaft und Gesell tern. Da GAIA-X eine europäische Initiative ist, die schaft erhöht auch die Anforderungen an die Sicher- Services und Rechenzentren in ganz Europa, aber heit der digitalen Sphäre. Mit dem Projekt GAIA-X auch darüber hinaus integrieren wird, kommen zur treibt das BMWi den Aufbau eines offenen, sicheren Harmonisierung auch einheitlich geltende Rege- und vernetzten europäischen Daten- und Infra- lungen in Betracht. Damit werden die Nachhaltig- strukturökosystems mit höchsten Ansprüchen an keitskriterien in ganz Europa angewendet. Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung weiter voran (vgl. Abbildung 4). Ziel ist eine sichere Die Industrie nutzt immer mehr digitale Technolo- und vernetzte Dateninfrastruktur, die den höchs- gien, um Produkte und Produktionsprozesse wei- ten Ansprüchen an digitale Souveränität genügt terzuentwickeln. In der Industrie 4.0 verzahnt sich und Innovationen fördert. Mit dem Projekt sollen die Produktion mit modernster Informations- und eine belastbare Infrastruktur aufgebaut, neue Kommunikationstechnik. So können Produkte Geschäftsmodelle in Europa gefördert und so Wert- individuell auf die Bedürfnisse des Kunden ange- schöpfung und Beschäftigung in Deutschland und passt werden. Überproduktion und ein Missver- Europa gesichert werden (SDGs 8 und 9). Voraus- hältnis zwischen Angebot und Nachfrage werden setzung für eine Teilnahme an GAIA-X ist der auf diese Weise reduziert, was den Ressourcen Nachweis der Konformität zu festgelegten verbrauch insgesamt senkt (SDG 12). Technische Kriterien unter anderem in den Bereichen Compli- Grundlage hierfür sind intelligente, digital ver- ance, Informationssicherheit, Datenschutz und netzte Systeme und Produktionsprozesse. Das Energieeffizienz. GAIA-X wird zudem die Umsetzung BMWi unterstützt die Wirtschaft dabei, dass Unter- von Nachhaltigkeitskonzepten in der Branche nehmen die Potenziale der technologischen Ent- beschleunigen. Die Akkreditierung von GAIA-X- wicklungen ausschöpfen können. Mit der Platt- Services im Hinblick auf die Energieeffizienz von form Industrie 4.0 wurde eines der größten Rechenzentren ist durch Transparenz der Energie- Industrie 4.0-Netzwerke der Welt geschaffen, in standards möglich. Es ist bereits jetzt integraler Teil dem Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, des Konzeptes von GAIA-X, Nachhaltigkeits- und Verbänden, Wissenschaft, Gewerkschaften und Effizienzkriterien als Bestandteil der für alle teil- Politik gemeinsam an Lösungsansätzen und Hand- nehmenden Provider verpflichtenden Selbstbe- lungsempfehlungen zu unterschiedlichen Themen schreibung zu benennen. Über einen Katalog kön- arbeiten. Die Plattform hat beim Digital-Gipfel im nen die Anwenderinnen und Anwender sowie Dezember 2020 ein Impulspapier vorgestellt, das Nutzerinnen und Nutzer von GAIA-X somit eine konkrete Anwendungsbeispiele für eine digitale,
K A P I T E L 3: I N N O VAT I O N E N U N D D I G I TA L I S I E R U N G A L S T R E I B E R N A C H H A LT I G E R E N T W I C K LU N G 23 Abbildung 4: GAIA-X soll Datensouveränität, Datensicherheit und Datenschutz stärken Di en • st ve • rm Daten Do m itt le r Ku än Ökosystem nd en en Da sic it he te GAIA-X Aufgaben h l er ns er na er h ou Ka sic Ka ve er en Rahmenbedingungen schaffen na rä er t ni Da l h • Architektur tä sic • Schnittstellen t • Datenklassifikation Ve it • Prozesse zwischen Akteuren rtr e GAIA-X rk au ba • Interoperabilität und en lg ss rfo Interkonnektivität ch ve • Repository ut ch z Na Governanceregeln • Anbieter- und Knoten- verzeichnis ilt • Teilnahmebedingungen te • Identitätsmanagement er • Teilnehmerliste lv O ffe ra • Regeln und „Datenverträge“ • Qualitätsüberwachung nt nh ze • Zertifizierung eit De Betrieb koordinieren In • Notwendige zentrale Dienste ät te lit rk bi sic on ra he ne en pe al re GA an kt ot ro rK er IA ivi Kn te rK Se an Cl et g tä lb -X In un re st -X Infrastruktur ou bi t al eib be Kn he an IA sc da hr sic hr ot ud GA sc eib en nb be Ökosystem lo un iet st -C lb g er Se ge Ed Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie vernetzte und nachhaltige Produktion der Zukunft wickeln und durch Effizienzvorteile ihre Wettbe- darstellt (über 60 Unternehmensbeispiele). Nach- werbsfähigkeit gegenüber großen Unternehmen haltigkeit ist eines der drei zentralen Handlungsfel- zu halten oder auszubauen. Digitalisierung kann der im Leitbild 2030 der Plattform Industrie 4.0 für eine nachhaltige Entwicklung in ökonomischer, und wird im Jahr 2021 anhand konkreter Anwen- sozialer und ökologischer Hinsicht unterstützend dungsbeispiele verstärkt bearbeitet. Im Rahmen wirken (vgl. Abbildung 5). der Industrie 4.0-Kooperation mit China zielt das BMWi darauf ab, die Themen Digitalisierung und Daher unterstützt das BMWi Mittelständler in diesem Nachhaltigkeit der Industrie zukünftig auszubauen. Prozess mit einer Reihe von Förder- und Unterstüt zungsmaßnahmen und begleitet insbesondere Auch für den wirtschaftlichen Erfolg des Mittel- Existenzgründerinnen und Existenzgründer sowie stands werden digitale Technologien immer wich- junge Unternehmen mit einem breiten Informa- tiger. Sie ermöglichen es kleinen und mittleren tions- und Beratungsangebot. Fragen zu den Förder- Unternehmen, neue Geschäftsmodelle zu ent angeboten des BMWi werden vorhabenbezogen
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