Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...

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Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
Ostthüringer
                                                                            Wirtschaft                           Ausgabe 05/2021
                                                                                                                 www.gera.ihk.de

                                                                            Wir wollen Ideen
                                                                            in die Politik ­
                                                                            tragen
                                                                            Seite 5

                                                                            „08/15“
                                                                            kann jeder
                                                                            Seite 16

                                                                            Was kommt
                                                                            nach Corona?
                                                                            Seite 20
Titelbild: ©Adobe Stock/Stockwerk-Fotodesign/Marofke Kommunikationsdesign

                                                                                                Titelthema

                                                                                               Energie
                                                                                               Zukunftsthema mit Brisanz

                                                                                               Seite 6
Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
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Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
Editorial

Peter Höhne
Hauptgeschäfts-
führer der
IHK Ostthüringen

                   Corona ausbremsen –
                   nicht die Unternehmen!
                   Pflichten, Verbote und Misstrauen in die Wirtschaft kennzeichnen die jüngsten
                   Corona-Maßnahmen der Bundesregierung. Das wirkt wie ein Schlag ins Gesicht
                   für viele engagierte Unternehmen.

                   Pflicht zu Corona-Testangeboten: Viele machen das nicht erst seit gestern
                   ­freiwillig – aus Verantwortung für die Gesundheit der Mitarbeiter, ihrer Familien
                    und um das eigene Unternehmen nicht existenziell zu gefährden.

                   Bundes-Notbremse allein auf Basis des Inzidenzfaktors 100: Das bedeutet
                   derzeit einen flächendeckenden Dauer-Lockdown für Ostthüringer Gastronomie
                   und Beherbergung, Freizeit, Event, Kultur, Sport oder Messe.

                   Homeoffice-Pflicht: Wo das technisch und organisatorisch geht, wird das schon
                   gemacht. Doch eine Werkzeugmaschine oder ein Baukran lassen sich nicht vom
                   Küchentisch aus steuern.

                   Wir brauchen keine weiteren Zwänge, sondern andere Prioritäten. Inzidenz­werte
                   als alleinige Kriterien für Lockdown oder Lockerung stehen schon seit langem in
                   der Kritik. Die Impfkampagne könnte mit mobilen Teams, die Beschäftigte direkt
                   in den Unternehmen impfen, deutlich an Fahrt gewinnen.

                   Bis heute hat die Politik jedoch weder einen Fahrplan, noch bietet sie verlässliche
                   Perspektiven an. Corona wird damit nicht ausgebremst, die Unternehmen aber
                   schon. Vielen der betroffenen Firmen fehlt bei all den Verboten und Pflichten
                   ­jedwede Perspektive und – trotz Hilfsgeldern – demnächst auch die Kraft zum
                    Weitermachen und weiter Steuern zahlen. Die Wirtschaft drängt auf wirksame
                    Maßnahmen!

                                                                                                  Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021   1
Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
Inhalt

                                                           5
    1   Editorial

 3      IHK aktuell
 3      Bürokratieabbau in Aussicht
 3      Konflikte ohne Gericht lösen
 4      IHK-Veranstaltungen (Auswahl)              Wir wollen Ideen
 4      Arbeitsrecht: Personalabbau rechts­            in die Politik
        sicher umsetzen                                       ­tragen
 4      Lohnsteuer: Grundlagen
 5      Wir wollen Ideen in die Politik tragen

 6       Titelthema
 7       Energiewende: Mehr Risiken als Chancen?

                                                                                                                               16
 8       IHK-Positionen
                                                                        Foto: © 2021 Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.
 9       Energieverbrauch immer im Blick
10       Ostthüringer Firmen arbeiten nachhaltig
11       Neue Impulse für Wasserstoff-Forschung
         in Thüringen
12      Wie sieht die Energieversorgung der
        ­Zukunft aus?
12      Energieatlas Thüringen                                                                                                 „08/15“ kann jeder
12      Innovationspreis Klima / Umwelt
13      Information, Beratung und Erfahrungs-
        austausch

14      Wirtschaft und Menschen
14      Vertriebspartnerschaft für Krebstest
        aus Jena
14      Jenoptik erwartet Wachstum
14      Sparkasse hilft beim Einstieg in
        Onlinehandel
16      „08/15“ kann jeder
18      Innovative Lösungen für Infrastruktur
18      Raum für Produktion und Forschung

                                                   20
18      Erdgas statt Biomasse
18      Weltoffenes und buntes Gera
19      120 Jahre Jenaer Nahverkehr
20      Was kommt nach Corona?
23      LUCAS instruments investiert in Jena

24       Fachkräfte
24       Guter Rat zur Berufswahl von der IHK      Was kommt nach
25      Motiviertes Team und hochmoderne                  Corona?
        Technik
26      Jetzt erst recht: „Der Klügere macht
        ­weiter!“
27      Weiterbildung mit Maske und Test

28      Tipps
28      Ziel des Insolvenzrechts ist der Erhalt
        des Unternehmens
31      Steuerliche Forschungsförderung
32      Betriebsrisiko Corona
32      Mehr Förderung für Investitionen
32      Infos zum mobilen Arbeiten
                                                                                                                                       Foto: Peshkova/shutterstock.com

2       Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
Corona:
Informationen
und Links
Die IHK informiert weiterhin im Internet
tagesaktuell über die wichtigsten Neuig-
keiten rund um Corona. Dort sind unter
anderem Hinweise zu den aktuellen Hilfs-
programmen, Beratungsangeboten in der
                                                                                                                   Foto: smolaw/shutterstock.com
Krise sowie zum Arbeits- und Vertragsrecht
zusammengestellt. Per Link kann man
gleich Detailinformationen und ggf.
­Musteranträge aufrufen. Außerdem wird
 auf IHK-Ansprechpartner verwiesen.
                                              Bürokratieabbau in Aussicht
       gera.ihk.de/coronavirus                Vom Abgaberecht bis Vergabeverfahren:         Maßnahmen: die Umsetzung eines Basis-
                                              Insgesamt 22 Punkte umfasst das Maß­          registers für Unternehmensstammdaten.
                                              nahmenpaket zum Bürokratieabbau, das          Der Kabinettsbeschluss ist aber zumindest
                                              das Bundeskabinett am 13. April beschlos-     eine Selbstverpflichtung der Ministerien,
                                              sen hat.                                      die das Bundeskanzleramt regelmäßig
                                                                                            kontrollieren wird.

Konflikte ohne
                                              Viele der Vorhaben greifen Vorschläge aus
                                              der IHK-Organisation auf. Dazu zählen         „Die Wirkung des Pakets und damit die

Gericht lösen
                                              ­insbesondere zeitnahe Betriebsprüfungen      Qualität der Umsetzung hängen vom
                                               durch die Finanzbehörden, schnellere ver-    ­Tempo und vom frühzeitigen Einbinden
                                               bindliche Auskünfte bei Steuerfragen und      der Wirtschaft ab. Nur mit den Erfah­
                                               die Erleichterung von Unternehmens­           rungen aus der unternehmerischen Praxis
Die außergerichtliche Streitbeilegung          übergaben. Aber auch die Harmonisierung       kann es gelingen, effiziente Verfahren zu
durch Mediation, Schlichtung oder Ombuds­      steuergesetzlicher Berechnungsmethoden,       gestalten und unnötige neue Pflichten zu
stelle gewinnt zunehmend an Bedeutung.         der vermehrte Einsatz digitaler Methoden      vermeiden“, betont Almut Weinert, Leite-
Ausstehende Zahlungen, Terminüber-             (im Planungsrecht oder bei der Verknüp-       rin Wirtschaft und Technologie der IHK.
schreitungen bei Bauprojekten oder Waren­      fung von Datenregistern zur Vermeidung        Die Wirtschaft dränge angesichts des an-
lieferungen sowie Streit zwischen Gesell-      von Doppelmeldungen) sowie Erleichte-         haltenden Krisenmodus mehr denn je auf
schaftern: Das sind nur beispielhafte Kon-     rungen bei Vergabe- und Förderverfahren       einen modernen Rechtsrahmen und das
flikte, die häufig in Gerichtsverfahren        sind Schritte hin zu spürbar weniger Büro-    zügige Anpacken aller dafür nötigen Haus-
ausgetragen werden.                            kratie.                                       aufgaben.

Gemeinsam mit weiteren Partnern hat die       In konkrete Gesetzesvorhaben mündet                  dihk.de
IHK deshalb zahlreiche regionale An-          ­zunächst jedoch nur eine der geplanten              (Bürokratieabbau)
sprechpartner zu alternativen Konflikt­
lösungen unter thueringen-schlichtet.de
zusammengefasst. Außerdem gibt es In-
formationen zu den verschiedenen Mög-

                                                  25 %
lichkeiten einer außergerichtlichen Streit­               Zahl des Monats                   … der deutschen Unternehmen erzeugen
beilegung. Auch potenzielle Anbieter, wie                                                   eigenen Ökostrom. Weitere 25 Prozent
­Mediatoren, Schiedsstellen oder Gütestel-                                                  sind an solchen Projekten dran. Das zeigt
 len können sich dort registrieren lassen.                                                  das IHK-Energiewendebarometer.

       gera.ihk.de                                                                                 dihk.de
       (Dok.-Nr. 3396666)                                                                          (Themen und Positionen –
       thueringen-schlichtet.de                                                                    Wirtschaftspolitik – Energie)

                                                                                                    Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021         3
Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
IHK aktuell

IHK-Veranstaltungen
Auswahl Webinare für Mai und Juni*

Auftragsdatenverarbeitung                Nachhaltige Mobilität
(und weitere Themen)                     Ladeinfrastruktur u. Technik
Webinar, 18. bis 19. Mai                 Online-Vortragsreihe,
154125078                                16. Juni
                                         154148970
                                                                                                                              Foto: Freedomz/shutterstock.com
Professionelle Chefassistenz
Webinar, 19. Mai                         Nachhaltige Mobilität

                                                                                Arbeitsrecht: Personalab-
154148236                                Best Practice
                                         Online-Vortragsreihe,

                                                                                bau rechtssicher umsetzen
Lean Management und                      17. Juni
­Ressourceneffizienz                     154148970
 Online-Veranstaltung,
 26. Mai                                 Fachwirt im Gesundheits-
 154147687                               und Sozialwesen                        Die Kündigung eines Arbeitsverhältnisses ist schwer und wird als
                                         Online-Infoveranstaltung,              Folge der Corona-Pandemie – trotz aller Bemühungen – für
Kreditorenbuchhaltung                    23. Juni                               ­manchen Arbeitgeber unumgänglich sein. Neben den zahlreichen
Webinar, 1. bis 2. Juni                  15449514                                arbeitsrechtlichen Aspekten, die es beim Abbau von Personal zu be-
154148539                                                                        rücksichtigen gilt, will auch die Führung des Kündigungsgesprächs
                                         Neues im Energierecht (1)               gelernt sein. Rechtliche Fehler können im Nachhinein meist nicht
Lohnpfändung und Gehalts-                Webinar, 23. Juni                       mehr geheilt werden und den Arbeitgeber vor dem Arbeitsgericht
abtretung                                154149592                               oftmals viel Geld kosten.
Webinar, 9. Juni
154148022                                Neues im Energierecht (2)              In einem IHK-Seminar am 15. Juni vermittelt Rechtanwalt Dr.
                                         Webinar, 24. Juni                      ­Christopher von Harbou juristisches Grundwissen über die Kündi-
Briefe und E-Mails richtig               154149592                               gungsvoraussetzungen. Das Seminar richtet sich vor allem an
schreiben                                                                        ­Personalleiter und -referenten, Fachkräfte in Personalabteilungen
Webinar, 9. Juni                         Vertriebsspezialist (IHK)                sowie Personalberater.
154149151                                Online- Zertifikatslehrgang
                                         24. Juni bis 28. Oktober                      klug-macht-weiter.de/event/154147195
Mietrecht für Immobilien-                154138480
praktiker
Webinar, 9. bis 10. Juni
154149225
                                         Ausblick
Geprüfter Bilanzbuchhalter                                                      Lohnsteuer: Grundlagen
Online-Infoveranstaltung,
16. Juni                                 Briefe und E-Mails – unter-
15446863                                 schätzte Markenbotschafter             Die Lohnsteuer ist durch eine Vielzahl komplizierter Details und
                                         Webinar, 6. Juli                       Einzelregelungen gekennzeichnet, die sich ständig und schnell
                                         154149171                              ­wandeln. Die Anfälligkeit für teure Fehler ist hoch.

                                                           * Stand: 27. April
                                                                                Rechtsanwalt Dr. Harald Hendel informiert in einem IHK-Seminar
                                                                                am 1. Juni praxisbezogen vor allem über die rechtlichen und die
                                                                                ­daraus folgenden abrechnungstechnischen Grundlagen des Lohn-
Bitte unbedingt auf die aktuellen C
                                  ­ orona-Hinweise achten!                       steuerrechts sowie über aktuelle Entwicklungen.

       klug-macht-weiter.de/event/(Veranst.-Nr.)                                       klug-macht-weiter.de/event/15499792

4    Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
IHK aktuell

Wir wollen Ideen
                                                                                                           „Hunderttausende Unternehmerinnen und Unterneh-
                                                                                                           mer stehen mit dem Rücken an der Wand“, sagte er in
                                                                                                           seiner Antrittsrede vor der virtuell tagenden Vollver-

in die Politik tragen
                                                                                                           sammlung. „Viele haben ihre R   ­ eserven für das Über­
                                                                                                           leben einst kerngesunder ­Betriebe aufgebraucht.“ ­Diese
                                                                                                           Unternehmen und mit ihnen die Menschen im ganzen
                                                                                                           Land bräuchten jetzt wieder mehr Zukunftsperspek­
                                                                                                           tiven.

                                                                                                           Perspektiven schaffen und pragmatisch nach vorn
                                                                                                           ­gehen, klingt als Motto des neuen DIHK-Präsidenten
                                                                                                            durch: „Unsere Wirtschaft braucht Menschen, die
                                                                                                            ­wieder neu anfangen. Wir brauchen Betriebe, die ihre
                                                                                                             Azubis durch die Krise bringen. Wir brauchen Gründe-
                                                                                                             rinnen und Gründer, die an die Zukunft glauben und
                                                                                                             hart am Aufbau arbeiten. Und wir brauchen auch inno-
                                                                                                             vative Familienunternehmen, die jetzt und hier inves-
                                                                                                             tieren“, so der 64-Jährige. „Es ist unsere Aufgabe, d
                                                                                                                                                                 ­ iese
                                                                                                             Zuversicht in der deutschen Wirtschaft zu stärken. So
                                                                                                             verstehe ich auch meine Aufgabe als Ihr DIHK-Präsi-
                                                                                                             dent. Wir müssen dazu unsere Ideen in die Politik
                                                                                                             ­tragen. Und dafür müssen wir gemeinsam in Gesell-
                                                                                                              schaft, Öffentlichkeit und bei unseren Mitgliedern
                                         Foto: © 2021 Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.
                                                                                                              wahrgenommen werden.“

DIHK-Präsident             Peter Adrian wurde am 24. März von den 79 IHKs der                              Dass es dabei nicht bloß darum geht, Forderungen an
Peter Adrian:             DIHK-Vollversammlung zu ihrem DIHK-Präsidenten                                   die Politik zu senden, erklärt Adrian in bewusster
Vorstandsvorsit-          gewählt. Es sind bewegte Zeiten – durch die nicht e­ nden                        ­Anlehnung an eine Formulierung von DIHK-Ehren­
zender TRIWO AG           wollende Corona-Pandemie und die anstehenden                                      präsident Ludwig Georg Braun: „Wir wollen aber ­immer
                          ­Parlamentsberatungen zum IHK-Gesetz. Manchen mag                                 auch Teil von Lösungen sein.“ Deshalb werde er die
                           so eine Aufgabe abschrecken, für Adrian selbst scheint                           nächsten Wochen intensiv nutzen, um die Perspekti-
                           genau das zu passen. Denn auch als Unternehmer habe                              ven und Bedürfnisse der Unternehmen in den Berliner
                           er sich „von Anfang an immer darauf gefreut, schwie-                             Politikprozess einbringen zu können.
dihk.de                    rige Geschäftsfelder aufzugreifen“.

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  Tel. +49 36202 707-0, erfurt@goldbeck.de                                           goldbeck.de
Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
Titelbild: ©Adobe Stock/Stockwerk-Fotodesign/Marofke Kommunikationsdesign

                                                                                                              Titelthema

                                                                                                        Energie
                                                                            Zukunftsthema mit Brisanz
Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
Titelthema

                       Energiewende:
                       mehr Risiken als Chancen?
25
Prozent der Unter-
nehmen erzeugen
eigenen Ökostrom.
Weitere 25 Prozent
sind an solchen
Projekten dran.

                                                                                                                     Foto: KornT/shutterstock.com

                       Die Wirtschaft fährt ihre Aktivitäten für den Klima-     Auswirkungen der Energiewende auf die
                       schutz deutlich hoch – das zeigt das „IHK-Energie­       ­Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen
                       wendebarometer“, das im Dezember 2020 veröffent-
dihk.de
(Themen und            licht wurde. Jedes Jahr werden Unternehmen dazu          Über alle Branchen, Betriebsgrößen und Regionen hin-
­Positionen –          ­befragt, wie sie die Energiewende bewerten, wie sich    weg sehen die Unternehmen in Deutschland wie in den
 Wirtschaftspolitik-    ihre Energie- und Stromkosten entwickeln und welche     Jahren zuvor mehr Risiken als Chancen für die eigene
 Energie)               Energiewende- und Klimaschutzmaßnahmen sie in           Wettbewerbsfähigkeit: Auf einer Skala von minus 100
                        ­ihren Betrieben umsetzen. An der Umfrage haben sich    („sehr negativ“) bis plus 100 („sehr positiv“) bewerten
                         knapp 2.600 Betriebe beteiligt. Sie ermöglichen mit    die Unternehmen die Auswirkungen der Energie­wende
                         ­ihren Antworten ein ausgewogenes Bild der Lage nach   auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit durchschnittlich
                          Branchen, Unternehmensgrößen und Regionen.            mit minus 2,5.

                                                                                                     Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021         7
Wirtschaft - IHK Ostthüringen ...
Titelthema

                                                                                       IHK-Positionen
                           Entwicklung der Strom- und Energiepreise

                           Mit Beginn der coronabedingten Einschränkungen im
                           März 2020 sind die Großhandelspreise für Strom und
                           andere Energieträger wie Kohle, Öl und Gas deutlich         Die Sicherheit der Energie- und Rohstoffversorgung
                           gesunken. Die niedrigeren Preise erreichen die Unter-       sowie die Kosten für Energie und Rohstoffe sind
                                                                                       ­
                           nehmen im Bereich Strom aber kaum. Lediglich sieben         ­wichtige Standortfaktoren. Daneben sind verlässliche
                           Prozent geben an, dass sie aktuell weniger bezahlen          politische Rahmenbedingungen nötig, damit Unter­
                           müssen, 46 Prozent berichten von Mehrkosten. Unter           nehmen wirtschaftlich erfolgreich und zugleich verant-
                           dem Strich gibt es auch bei den Energiepreisen nur           wortlich handeln können. In einem überregulierten
                           ­wenig Entspannung: Während 32 Prozent der Betriebe          Umfeld hingegen können Markt und Wettbewerb ihre
                            von gefallenen Preisen berichten, sagen 25 Prozent,         positiven Effekte kaum entfalten.
                            dass sie mehr bezahlen müssen. Auf breiter Front
                            ­sinkende Energiepreise fallen als Konjunkturimpuls
                             also aus.

                           Firmen reagieren mit mehr Energieeffizienz

                           Die Ermittlung des eigenen CO2-Fußabdrucks wird
                           ­allmählich zum Standard: Knapp über die Hälfte der
                            Betriebe beschäftigt sich bereits damit, auch wenn erst
                            14 Prozent diese Maßnahme abgeschlossen haben.
                            CO2-Vermeidung wird damit zunehmend zu einer
                              Leitgröße unternehmerischen Handelns. Zugleich
                              ­
                            ­geben immer mehr Firmen an, bereits Energieeffizienz-
                             maßnahmen abgeschlossen zu haben. Nur noch 17             Die IHK fordert:
                             ­Prozent haben keine Energieeffizienzmaßnahmen in
                              Planung.                                                  die zur Erreichung der Klimaschutzziele not­
                                                                                        wendige Effizienzsteigerung zu fördern, statt Ein­
                           Gestärktes Bewusstsein für erneuerbare Energien             sparungen vorzuschreiben. Die Ziele Thüringens zur
                                                                                       ­Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien sind an
                           Strom aus erneuerbaren Energien wird immer verbrei-          den Bundeszielen zu orientieren. Bei der Umsetzung
                           teter in der Wirtschaft: So bezieht heute ein Drittel der    muss die Landesregierung die Wettbewerbsfähigkeit
                           Unternehmen Ökostrom. Zahlreiche weitere Vorhaben            der Unternehmen erhalten.
                           sind angedacht oder in der Umsetzung. Jedes vierte
                           ­Unternehmen setzt Anlagen zur Erzeugung von Öko-           die Beschleunigung des Netzausbaus, den Erhalt der
                            strom vor Ort ein. Weitere 25 Prozent sind an solchen      Versorgungssicherheit sowie den Ausbau der dezent-
                            Projekten dran. Im Kommen ist das Thema Strom­             ralen Stromversorgung bei gleichzeitiger Begrenzung
                            speicher in den Unternehmen. Neben dem Strom               regionaler Kostennachteile bei Netzentgelten.
                            ­gewinnt die Nutzung erneuerbarer Energien auch im
                             Wärmebereich immer mehr an Bedeutung, zum B   ­ eispiel   die Reduzierung der staatlichen Strompreisbe-
                             Solarthermie oder Biomasse.                               standteile. Insbesondere dürfen die Entschädigungen
                                                                                       für die Stilllegungen von Kohlekraftwerken nicht auf
                           CO2-Bepreisung: geeignet, aber Entlastungs­bedarf           den Strompreis umgelegt werden. Klimaschutz darf
                                                                                       nicht zu einer weiteren Steigerung der Strompreise
                             Mit der CO2-Bepreisung werden ab dem 1. Januar 2021       ­führen.
                           die Kosten für Brennstoffe wie Benzin, Diesel, Heizöl
                           und Erdgas steigen. Nichtsdestotrotz ist die CO2-Be-        die erneuerbare Eigenversorgung wieder von der
                           preisung nach Einschätzung vieler Unternehmen ein           EEG-Umlage freizustellen. Regelungen für die Ab-
                           geeignetes Instrument, um den Klimaschutz in der            grenzung von Drittstrommengen müssen rechtssicher
                           Wirtschaft voranzubringen. Mehr als ein Drittel der         und praktikabel gestaltet werden.
                           Industrieunternehmen sehen aber zugleich eine
                           ­
                           ­Gefährdung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und für 46
ihk.de/co2-preis-           ­Prozent ist Entlastung der eigenen Branche bei der CO2-          gera.ihk.de/positionen
rechner                      Bepreisung erforderlich.

8    Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
Titelthema

Energieverbrauch
                                                                                                  nicht nur die seinerzeit geforderten Werte aus der
                                                                                                  Energie­ einsparungsverordnung um gut ein Drittel
                                                                                                  ­unterbieten, sondern insgesamt auch 100.000 Euro

immer im Blick
                                                                                                   Energiekosten einsparen“, verweist er auf den Nutzen
                                                                                                   der Investitionen.

                                                                                                  Energieeffizienz muss sich auch rechnen

                                                                                                  Mit einem Monitoring behält der firmeneigene Energie­
                                                                                                  beauftragte Markus Rößler die größten Energieverbrau-
                                                                                                  cher im Blick. „Wir sehen uns regelmäßig die Produk-
                                                                                                  tionsabläufe an, um weitere Einsparungsmöglichkei-
                                                                                                  ten zu erschließen“, sagt er. Vieles sei b
                                                                                                                                           ­ ereits umgesetzt.
                                                                                                  Aktuelles Projekt sei, eine sehr ­energieintensive Vor-
                                                                                                  behandlungsanlage für die Pulverbeschichtung von
                                                                                                  Aluminiumbauteilen von Strom auf Erdgas­betrieb um-
                                                                                                  zustellen. Auch ein neuer Pulver­beschichtungsofen auf
                                                                                                  Erdgasbasis sei geplant.

                                                                                                  Wichtiger Aspekt bei allen Investitionen in mehr Ener-
                                                                                                  gieeffizienz sei auch die ökonomische Seite, betont
                                                                                                  Matthias Wetzel. „Wir prüfen genau die Finanzierungs-
                                                                                                  möglichkeiten und die Amortisationszeiten und tref-
                                                                                                  fen erst dann eine Entscheidung.“ Die kann dann auch
                                                           Foto: Wetzel Industriebeschriftungen
                                                                                                  schon mal gegen ein Projekt ausfallen, wie zum ­Beispiel
                                                                                                  bei einer eigenen Photovoltaikanlage auf dem Firmen-
Energieeffizienz ist für Matthias Wetzel ein wichtiges              Erdgas statt Strom            dach.
Thema. Der Jenaer Unternehmer hat seit 2014 ein                     bringt Einsparun-
Energie­managementsystem und viele Effizienzmaß-                    gen bei energie­              Hohe Energieeffizienz – weniger Einsparpotenzial
nahmen umgesetzt – nicht nur umfang­reiche, ­sondern                intensiven Anlagen.
auch kleine, das aber mit großem Erfolg. 2013 ist er mit                                          „Wir haben jetzt nur noch ein Drittel der Energie­kosten,
seiner Firma Matthias Wetzel INDUSTRIEBESCHRIF-                                                   die wir vor unserem Umzug tragen mussten“, zieht
TUNGEN GmbH in ein neues Firmenge­bäude umge­                                                     ­Matthias Wetzel ein positives Fazit. Er hat sich trotz-
zogen. „Wir haben die Chance genutzt und den Neubau                                                dem gegen eine erneute Zertifizierung seines Energie-
auch unter energetischen Aspekten geplant und um-                                                  managementsystems entschieden – nicht, weil ihm das
gesetzt“, erzählt er. So verfügen sowohl Produktions-                                              Thema nicht mehr wichtig ist. „Wir haben ein hohes
als auch Büroräume über eine Fußbodenheizung, die                                                  Niveau der Energieeffizienz erreicht. Neue Einspar­
mittels Wärmetauscher und Pufferspeicher mit der Ab-                                               potenziale sind in der von der Norm geforderten Höhe
wärme der neuen Druckluftanlage betrieben wird. Eine                                               nicht mehr drin“, begründet er diesen Schritt. Trotz-
effektive Dämmung der Wände und die Anordnung der                                                  dem wolle er weiter mit dem etablierten Energie­
Fenster sorgen dafür, dass Außentemperaturen ­wenig                                                management arbeiten, denn Energieeffizienz bleibt für
Einfluss auf das Raumklima haben. „So konnten wir                   mwib.de                        Matthias Wetzel weiterhin ein wichtiges Thema.

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                             gera.ihk.de/azubiapp

                                                                                                                         Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021   9
Titelthema

Ostthüringer Firmen
arbeiten nachhaltig
                                                                                 Unternehmen ganzheitlich sehen

                                                                                 Dr. Ute Bergner erhielt bereits zum fünften Mal die Ur-
                                                                                 kunde zur Aufnahme in das Nachhaltigkeitsabkommen
                                                                                 Thüringen. Damit ist ihre Firma VACOM Vakuum Kom-
                                                                                 ponenten & Messtechnik GmbH dauerhaftes Mitglied
                                                                                 im Netzwerk.

                                                                                 Nachhaltigkeit ist Teil der Firmenphilosophie von
                                                                                 ­Vacom und Dr. Ute Bergner ein sehr wichtiges Anlie-
                                                                                  gen. Energieeffizienz und Umweltaspekte flossen nicht
                                                                                  nur beim Bau der vor zwei Jahren eingeweihten neuen
                                                                                  Produktionshalle ein, sondern auch in die Produkt­
                                                                                  entwicklung. So wird immer wieder über Material­
                                                                                  substitution nachgedacht – zum Beispiel Edelstahl
                                                                                  durch Aluminium ersetzen, das weniger (energie)auf-
                                                                                  wendig für Anforderungen von Vakuumtechnik aufbe-
                                                                                  reitet werden muss, aber andere Anforderungen an die
                                                                                  Verarbeitung stellt. Die Nachhaltigkeit des Familien-
                                                                                  unternehmens zeigt sich zum Beispiel auch bei der Aus-
Intelligente Filtertechnik gegen Aerosole                                         bildung eigenen Fachkräftenachwuchses und der längst
                                                                                  geregelten Unternehmensnachfolge. „Nachhaltigkeit
Dennis Sippach freut sich über die Aufnahme seiner            ivoc-x.de           heißt für mich auch, gesund und stressfrei leben und
Firma IVOC-X GmbH in das Nachhaltigkeitsabkommen                                  arbeiten“, sagt Dr. Ute Bergner. So können Mitarbeiter
                                                              vacom.de
Thüringen (NAT). Für ihn ist es das erste Mal, dass er                            ihre Kinder im betriebseigenen Kindergarten betreuen
                                                              nachhaltigkeits­
in das Netzwerk von derzeit 643 Thüringer Firmen                                  lassen und sich täglich auf ein selbstgekochtes gesun-
                                                              abkommen.de
­aufgenommen wurde. Das NAT ist eine freiwillige                                  des Mittagessen oder eine große Auswahl Tees freuen.
 ­Vereinbarung zwischen der Landesregierung und der
  Wirtschaft für Klima- und Umweltschutz, Ressourcen-
  schonung, Energieeffizienz und soziale Nachhaltigkeit.

Die vor zwei Jahren gegründete Jenaer Firma entwickelt
und produziert intelligente Luftreinigungs- und Sen-
sortechnik, die nicht nur für saubere Luft sorgt, s­ ondern
auch Energie spart. Sie kommt in komplexen Industrie­
anlagen zum Einsatz, um organische Schadstoffe zu
neutralisieren, die zum Beispiel beim Lackieren, bei der
Kunststoffbearbeitung oder in der Chemiebranche ent-
stehen. Sie kann aber auch in kompakten Luftreinigern
Viren und Bakterien aus der Raumluft filtern, nach-
weislich e ­ ffektiver als Masken, wie Dennis Sippach
­betont. ­Deshalb stehen die Geräte von IVOC-X auch
 schon in zahlreichen Klassenzimmern, Kitas, Arztpra-
 xen und Konferenzräumen. Nachhaltig auch: Die Filter
 haben eine lange Lebensdauer, lassen sich leicht aus-
 tauschen und sind einfach zu entsorgen.

10   Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
Titelthema

Neue Impulse für Wasserstoff-
Forschung in Thüringen

                                                                                                              Foto: Wirestock Creators/shutterstock.com

                     Im Februar wurde das HySON Institut für Angewandte           Institutsgebäude mit Laboren und Technikum auf dem
                     Wasserstoffforschung Sonneberg gegründet. Damit              Gelände des alten Sonneberger Güterbahnhofs zu er-
                     wurde die bestehende Lücke zwischen Forschung und            richten.“
DIHK-Faktenpapier
                     Anwendung in Thüringen geschlossen. Die Forschungs-
„Wasserstoff“
                     infrastruktur soll in der Thüringer Industrie fest ver­      Schwerpunkte: Antriebslösungen und
gera.ihk.de
                     ankert werden. Die Entwicklung des Wasserstoff­clusters      ­Herstellung
(Dok.-Nr. 3518264)
                     wird von mehreren Partnern unterstützt. Vom Freistaat
Wasserstoff­         Thüringen gibt es drei Mio. Euro für die nächsten drei        HySON arbeitet zum Beispiel an der Neuentwicklung
strategie            Jahre.                                                       von wasserstoffbasierten Antriebslösungen für Sonder-
des Bundes                                                                        fahrzeuge und Wasserstoffmotoren für die stationäre
gera.ihk.de          Labore und Technikum geplant                                 Anwendung. Ein weiteres Forschungsthema ist die
(Dok.-Nr. 4830174)                                                                ­Umrüstung von Biogasanlagen zur Herstellung von
                     „Nach intensiven, mehrjährigen Vorbereitungen erfüllt         Wasserstoff über Dampfreformierung (Biomethan).
                     sich jetzt unsere Vision. Der Freistaat Thüringen hat
                     die Chance im Ausbau der Wasserstoffwirtschaft in der        Netzwerk erweitern
                     Region als Zentrum eines Zukunftsmarktes erkannt.
                     Wir freuen uns, dass wir seitens des Landes eine ­breite     Bereits 2014 und 2015 hat HySON in Sonneberg ein
                     Unterstützung erfahren“, sagt der neue Instituts­            ­Akteurs-Netzwerk Wasserstoff etabliert. Die Kumatec
                     direktor Dr.-Ing. Ulrich Palzer. „Unser Start-Team,           Hydrogen GmbH aus Neuhaus-Schierschnitz, der kom-
                     ­sieben Wissenschaftler und Ingenieure, wird seine            munale Zweckverband Wasserwerke Sonneberg und
                      ­wissenschaftliche Arbeit zunächst in den von der IHK        ­andere sind darin wichtige Akteure. Neue Partner wer-
                       Südthüringen zur Verfügung gestellten Räumlichkei-           ten das Netzwerk weiter auf. Enge Kontakte konnten
hyson.de               ten realisieren. Parallel laufen die Vorbereitungen, ein     auch zur Bauhaus Universität Weimar aufgebaut werden.

                                                                                                       Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021           11
Energieatlas
                                                                                                           Thüringen
                                                                                                           Über 35.000 Solar-, 189 Wasserkraft-, 380
                                                                                                           Bioenergie- und 833 Windenergie-Anlagen
                                                                                                           erzeugen in Thüringen Strom. E-Autos
                                                                                                           können derzeit 853 öffentliche Lade­punkte
                                                                                                           ansteuern. Diese und viele weitere Infor-
                                                                                                           mationen liefert das digitale Informations-

Wie sieht die Energie­                                                                                     portal „Energieatlas Thüringen“.

versorgung der Zukunft aus?                                                                                       energieatlas-thueringen.de

Ambitioniertes Ziel der Energiewende ist    ZO.RRO will Optionen in Industrie und

                                                                                                           Innovationspreis
eine Stromversorgung ausschließlich aus     ­Gewerbe erschließen, die eine CO2-freie
erneuerbaren Energiequellen. Emissions-      und ökonomische Nutzung von Energie

                                                                                                           Klima / Umwelt
minderung ist das Stichwort. Doch wie        ­ermöglichen und gleichzeitig zur Netz­
kann eine stabile Stromversorgung mit         stabilität beitragen. Experten analysieren
­erneuerbaren Energien ohne den stabili-      vor Ort, wie Unternehmen ihre Verbräuche
 sierenden Einsatz herkömmlicher Kohle-       an die zukünftige Energieversorgung an-
 kraftwerke gelingen? Das Verbundprojekt      passen können und entwickeln i­ ndividuelle                  Mit dem Deutschen Innovationspreis für
 ZO.RRO unter Leitung der Technischen         Konzepte zur Reduktion von CO2-Emis­                         Klima und Umwelt (IKU) werden innova­
 Universität Ilmenau erforscht neuartige      sionen. Für die Praxisphase des Projektes                    tive Technologien, Produkte, Dienstleis-
 Ansätze und Lösungen für die systemische     ab 2022 entwickelt die KoCoS Messtechnik                     tungen und Geschäftsmodelle für den
 Energiewende. Dabei bindet ZO.RRO wich-      AG gemeinsam mit dem Fraunhofer IOSB-                        ­Klima- und Umweltschutz ausgezeichnet.
 tige Thüringer Experten, Multiplikatoren     AST passende IT-Systeme für ­smartes CO2-                     Die Bewerbungsphase endet am 21. Juni.
 und Unternehmen in das Projekt ein. Die      Monitoring.
 Forschungsarbeiten könnten zukünftig als
 Modell für andere Regionen in Deutsch-             zorro-thueringen.de                                           iku-innovationspreis.de
 land dienen.

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12   Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
Titelthema

Information, Beratung
und Erfahrungsaustausch
Welche Leistungen bietet
die IHK den Unternehmen
rund um das Thema Energie?

Individuelle Energie-Aufschlussberatung

Persönliche Beratung im Unternehmen zu allen Fragen
rund um das Thema Energie, z. B. in Vorbereitung der
Errichtung dezentraler Energieerzeugungsanlagen.
IHK-Berater informieren über den Energiemarkt, tech-
nologische Entwicklungen, aktuelle Gesetzgebungs­
verfahren, rechtliche Rahmenbedingungen, Energie­
steuern und Förderprogramme.

Aktuelle Informationen

Die Umsetzung der Energiewende stellt Verbraucher,
Energieversorger, Netzbetreiber und die Wirtschaft vor
große Herausforderungen. Da kann leicht der Überblick
verloren gehen. Die IHK stellt eine ganze Reihe von
Faktenpapieren und Informationsblättern zur Verfü-                                 wichtige Fachinformationen vermitteln. Die Themen
gung, zum Beispiel zu Strompreisbestandteilen, Eigen-                              reichen von Druckluft über Beleuchtung bis hin zu
erzeugung, Netznutzung, Emissionshandel oder Förder­                               Energiemanagementsystemen oder Abwärmenutzung.
programmen. Darüber hinaus gibt es regelmäßig                                      So lassen sich Fehler vermeiden, zusätzliche Poten­ziale
­aktuelle Informationen im IHK-Newsletter.                                         heben und die Maßnahmen schneller und ggf. kosten-
                                                                                   günstiger umsetzen. So gelingt es den Netzwerk­
                                                           Mathias Prieske
Informationsveranstaltungen und Seminare                                           partnern, ihre Energieeffizienz zu erhöhen und den
                                                           +49 365 8553-122
                                                                                   Energieverbrauch zu reduzieren.
                                                           prieske@gera.ihk.de
Die IHK bietet zu den Themen Energie und Energie­
effizienz Informationsveranstaltungen, Seminare und                                Fachausschuss für Energie und Umwelt
digitale Formate an, aktuell zum Energierecht (15. Juni)
oder zu Elektromobilität.                                                          Im Energie- und Umweltausschuss engagieren sich
                                                           gera.ihk.de             ­Unternehmer ­ehrenamtlich. Gemeinsam mit den Fach-
Netzwerkarbeit                                             (Dok.-Nr. 3518264)       kollegen der IHK werden Positionen zu den aktuellen
                                                           (Faktenpapiere)          Energie- und Umweltthemen diskutiert. Darüber hin-
Die Zusammenarbeit in einem Netzwerk bringt ­Vorteile                               aus werden Stellungnahmen zu aktuellen Gesetz­
und Erfolge. Das belegen nicht nur Studien, sondern                                 gebungsverfahren von Land und Bund erarbeitet mit
auch die praktischen Erfahrungen, bspw. im Netzwerk                                 dem Ziel, Gesetze und Verordnungen praktikabel,
Energie Effizienz Ostthüringen II (NEEO II).                                        ­unternehmensfreundlich und unbürokratisch zu ge-
                                                           Webinare zum              stalten.
Das Ostthüringer Netzwerk besteht aus 20 Industrie-        ­Energierecht
unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen.         23. und 24. Juni
Grundlage der Arbeit sind regelmäßige Netzwerk­            klug-macht-weiter.de/
treffen, die dem Erfahrungsaustausch dienen, aber auch     event/154149592

                                                                                                        Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021   13
Wirtschaft und Menschen

Vertriebspartnerschaft                                                                               Sparkasse hilft
für Krebstest aus Jena                                                                               beim Einstieg
                                                                                                     in Onlinehandel
                                                                                                     Während zahlreiche Geschäfte aufgrund
                                                                                                     der Corona-Maßnahmen nicht oder nur
                                                                                                     stark eingeschränkt öffnen dürfen, über-
                                                                                                     rollen die großen Onlinehändler den Markt.
                                                                                                     Die Sparkasse Gera-Greiz hilft dem ein­
                                                                                                     heimischen Handel. Sie unterstützt die
                                                                                                     Unternehmer tatkräftig und finanziell
                                                                                                     ­
                                                                                                     beim Einrichten und Betreiben ihres eige-
                                                                                                     nen Onlineshops. „Es gehört zur DNA
                                                                                                     ­unserer Sparkasse, die einheimische Wirt-
                                                                                                      schaft zu unterstützen. Der Onlinehandel
                                                                                                      eröffnet einen zusätzlichen Einkaufskanal
                                                                            Foto: oncgnostics GmbH
                                                                                                      und damit dauerhaft neue Chancen, ist er
                                                                                                      doch 24 Stunden am Tag und sieben Tage
Der von der Jenaer oncgnostics GmbH ent-         „Die Bekämpfung von Gebärmutterhals-                 in der Woche geöffnet“, hebt Dr. Hendrik
wickelte Gebärmutterhalskrebstest „Gyn-          krebs begreifen wir als globale Herausfor-           Ziegenbein, Vorstandsvorsitzender der
Tect“ soll nun auch in den europäischen          derung. Neben der flächendeckenden Imp-              Sparkasse Gera-Greiz, hervor.
Ländern Portugal, Italien, Türkei und P ­ olen   fung spielen präzise Vorsorge-Tests hier
vertrieben werden. Es wird außerdem              eine große Rolle. Wir freuen uns sehr, dass
­erwartet, dass der Test bis Ende 2021 in        wir über die Partnerschaft Zugang zu
 ­Kanada zugelassen wird. Parallel soll der      ­einem gut ausgebauten Vertriebsnetzwerk
  ­GynTect schrittweise in weitere EU-­Märkte     erhalten“, sagt Geschäftsführerin Dr. Mar-
   eingeführt werden. Dafür ist das Bio­          tina Schmitz.
   technologieunternehmen eine Vertriebs­
   partnerschaft mit dem Diagnostikkonzern
   ­EUROIMMUN Medizinische Labordiagnos-                oncgnostics.com
    tika AG eingegangen.

                                                                                                                   Foto: Sparkasse Gera-Greiz/Daniela Pfeiffer

Jenoptik erwartet 2021 Wachstum
                                                                                                     Professionelle Unterstützung der Spar­
                                                                                                     kasse erlebt Manuela Voigt. Die Inhaberin
                                                                                                     von Top Hair & Boutique Salon in Gera
                                                                                                     wagte gut 20 Jahre nach ihrer erfolgreichen
Jenoptik hat nach eigenen Angaben das            durch das Corona-Jahr 2020 gekommen.                Existenzgründung den Schritt in die digi-
Berichtsjahr 2020 mit einem starken 4.           Für 2021 sind wir dank einer anziehenden            tale Welt und schuf mit ihrem Onlineshop
Quartal abgeschlossen und konnte seine           Nachfrage, einer verbesserten Kosteneffi-           ein zweites Standbein für ihr Unterneh-
Profitabilität 2020 deutlich steigern. Ge-       zienz und externen Wachstums zuversicht-            men. „Es ist gut zu wissen, vor Ort einen
stützt wurde die positive Entwicklung            lich. Wir wollen beim Konzernumsatz im              professionellen Partner an der Seite zu
durch eine anhaltend hohe Nachfrage aus          niedrigen zweistelligen Prozentbereich              haben“, freut sich Manuela Voigt. Zur
                                                                                                     ­
der Halbleiterausrüstungsindustrie, der          zulegen“, kommentiert der Vorstands­
                                                 ­                                                   ­Eröffnung gratulierten für die Sparkasse
Akquisition von TRIOPTICS und einem              vorsitzende der JENOPTIK AG, Dr. Stefan              Verwaltungsratsvorsitzender Julian Vonarb
weitgehend stabilen Investitionsverhalten        ­Traeger, die Entwicklung.                           (r.) und Vorstandsvorsitzender Dr. Hendrik
der Kunden aus dem öffentlichen Sektor.                                                               Ziegenbein (l.).

„Mit der Fokussierung auf Wachstums­                    jenoptik.com                                        sparkasse-gera-greiz.de
felder im Bereich Photonik sind wir gut

14   Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
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Wirtschaft und Menschen

 IHK-Vollversammlungsmitglieder vorgestellt

„08/15“ kann jeder
Frank Seeber ist Geschäftsführer der Martin Seeber Kunststofftechnik GmbH
in Gräfenthal. Er legt großen Wert auf eine kontinuierliche und stabile Firmen­
entwicklung, in deren Mittelpunkt zufriedene Kunden und zufriedene Mitarbeiter
stehen.

16   Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
Wirtschaft und Menschen

                 Frank Seeber ist gern Unternehmer. „Es macht Spaß,
                 sich jeden Tag neuen Herausforderungen zu stellen und
Ein finan­­-     es ist ein gutes Gefühl, selbstbestimmt Entscheidun-
ziell stabiles   gen zu treffen und umzusetzen.“ Es bringe aber auch
­Unternehmen     jede Menge Verantwortung und Pflichten mit sich –
                 ­Herausforderungen, denen er sich gerne stellt. Nur der
 ist wichtiger    extrem zunehmende Papieraufwand für Nachweise,
 als schnelles    ­Berichte und Formulare mindert manchmal den Spaß
 Wachstum.         an der Arbeit.

Frank Seeber     2015 übernahm Frank Seeber die Leitung des von
                 ­seinem Vater gegründeten Familienbetriebes Martin
                  Seeber Kunststofftechnik in Gräfenthal. Der hatte mit
                                                                                                                                  Foto: Seeber
                  zwei Spritzgießautomaten in der eigenen Garage 1990
                  den Grundstein für das Unternehmen gelegt. Frank
                  ­Seeber war da gerade mit seiner Ausbildung als Werk-        individuelle Lösungen aus einer Hand bieten.“ Das sei
                   zeugmacher fertig und begann ein Maschinenbau­              ein großer Marktvorteil, auf den er auch in schwierigen
                   studium. Als er dann 1994 als frischgebackener Inge-        Zeiten nicht verzichten wolle, betont Frank Seeber.
                   nieur in die Firma einstieg, beschäftigte sie bereits elf   „Auch wir sind coronabedingt mit steigenden Mate­
                   Mitarbeiter und war in eine leerstehende Immobilie am       rialpreisen und schwankenden Lieferzeiten konfron-
                   Ortsrand umgezogen. Aus der ehemals überalterten            tiert. Das macht es schwierig zu planen und hat auch
                   ­Fabrikhalle war ein modernes, energieeffizientes Firmen­   Auswirkungen auf unsere Termine und Preise. Nicht
                    gebäude geworden.                                          alle Kunden haben dafür Verständnis“, schildert er die
                                                                               Situation. Er reagiert darauf unter anderem mit der
                 „Ich war anfangs das sprichwörtliche ‚Mädchen für             ­Optimierung der Herstellungsprozesse und des Mate-
                 ­alles‘, kümmerte mich um den Werkzeugbau ebenso wie           rialeinsatzes. Andererseits kommen aber auch neue
                  um das Qualitätsmanagement und um die vielen                  Kunden auf das Unternehmen zu, die genau aus diesen
                  ­Kleinigkeiten des Firmenalltags“, erinnert sich Frank        Gründen ihren Lieferanten wechseln.
                   Seeber. „So konnte ich alle Betriebsabläufe, Produkte,
                   Kunden usw. schrittweise kennenlernen.“ Perspektivi-        Lösungen finden, bevor Probleme entstehen
                   sches Ziel war die Unternehmensnachfolge. Das lang-
                   same Hineinwachsen und nicht schnelle Hineinstürzen         Ebenso wichtig wie zufriedene Kunden sind für Frank
                   in die Aufgaben ist typisch für den Leitungsstil von        Seeber zufriedene Mitarbeiter. „Wir haben nicht nur
                   Martin Seeber, den auch Frank Seeber übernahm:              viele Stammkunden, sondern auch eine gute Stamm-
                   ­Kontinuität und Stabilität. „Ein finanziell stabiles       belegschaft“, sagt er. Ein familiäres Betriebsklima,
                    ­Unternehmen ist wichtiger als schnelles Wachstum“,        regelmäßige Lohnanpassungen und vor allem ein
                                                                               ­
                     bringt er es auf den Punkt.                               ­offenes Ohr sorgen für wenig Fluktuation. „Kritik offen
                                                                                anzusprechen gibt uns die Möglichkeit, Lösungen zu
                 Nachhaltigkeit als Firmenphilosophie                           finden, bevor Probleme entstehen – egal, ob es um
                                                                                Arbeitsabläufe geht oder persönliche Lebensum­
                                                                                ­
                 Die gelebte Nachhaltigkeit zeigt sich nicht nur in             stände.“ In der Produktion beispielsweise könne jeder
                 ­Energieeffizienz und Umweltmanagement. Wichtigs-              jeden vertreten, so dass bei Bedarf auch flexible Arbeits­
                  tes Unternehmensziel sind für Frank Seeber zufrie­dene        zeiten möglich seien.
                  Kunden.
                                                                               „Viele unserer 30 Mitarbeiter haben im Unternehmen
                 Um sich nicht im Preiswettbewerb aufzureiben, setzt           gelernt und sind dann geblieben. Zurzeit bilden wir
                 die Firma von Anfang an auf anspruchsvolle, kunden-           nicht aus“, schränkt Frank Seeber ein. „Zum einen
                 spezifische Produkte, denn 08/15 könne jeder. „Beson-         ­haben wir keinen akuten Nachwuchsbedarf, zum ande-
                 ders unsere Kunden aus dem Bereich Medizintechnik              ren bekommen wir auch immer weniger Bewerbungen
                 legen großen Wert auf Qualität, Genauigkeit und Ober-          für eine Ausbildung.“
                 flächengüte“, so der Unternehmer. „Aktuell arbeiten
                 wir für ein Jenaer Medizintechnikunternehmen an               Ein offenes Ohr haben Vater und Sohn Seeber auch für
                 ­einem Bauteil mit extrem dünnen Wandstärken. Mit             die Menschen in ihrem Heimatort. So unterstützen sie
                  einem eigenen Werkzeugbau und der jahrelangen
                  ­                                                            unter anderem die Feuerwehr, das Heimatmuseum und
                  ­Erfahrung in der Branche können wir unseren Kunden          den Kindergarten.

                                                                                                     Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021    17
Erdgas statt
                                                                                                    ­Biomasse

                                                                           Foto: allroundpictures

Innovative Lösungen
                                                                                                                                Foto: Stadtwerke Jena

für Infrastruktur
                                                                                                    Das Kraftwerk Hermsdorf wird von Bio-
                                                                                                    masse- auf Erdgasbetrieb umgestellt. Hin-
                                                                                                    tergrund sind die gestiegenen Preise für
                                                                                                    Holzhackschnitzel. Mit dem ersten von
                                                                                                    drei geplanten Blockheizkraftwerk-Mo­
Die Sehlhoff GmbH steht für die General­       Ein sehr markantes Projekt der Firma ist             dulen (Foto) kann jetzt rechnerisch ein
planung von Ingenieur- und Architektur­        der Neubau B88 Ortsumgehung Rothen-                  ­Viertel des Wärmebedarfes von Hermsdorf
leistungen im Bauwesen. 1991 gründete          stein, wofür ­innovative Lösungen gefun-              gedeckt und genügend Strom für den
das Unternehmen aus Vilsbiburg (Bayern)        den wurden. „Wir möchten unsere Arbeit                Jahres­bedarf von 4.000 Haushalten erzeugt
­seine Jenaer Niederlassung.                   auch in den kommenden Jahrzehnten er-                 werden. Ziel des Betreibers job Jenaer Ob-
                                               folgreich fortführen“, betont Standortlei-            jektmanagement- und Betriebsgesellschaft
„In den vergangenen 30 Jahren verzeich-        terin Margit Kühn.                                    ist es, mit innovativer Kraft-Wärme-Kopp-
nete Sehlhoff am Standort Jena viele                                                                 lung (iKWK) langfristig stabile und vor
­Erfolge und konnte große Herausforderun-      Heute zählen neben der Jenaer Nieder­                 ­allem wettbewerbsfähige Fernwärme­preise
 gen meistern. Ein Garant dafür war der        lassung mehr als zehn weitere Büros zum                für Hermsdorf zu sichern.
 ­Zusammenhalt der Mitarbeiterinnen und        Standortnetzwerk und der international
  Mitarbeiter. Dieses solidarische Handeln     agie­
                                                   rende Generalplaner will weiter                         stadtwerke-jena.de
  imponiert mir sehr und ich bin mir sicher,   ­wachsen.
  dass wir so auch in Zukunft unsere Ziele
  gemeinsam erreichen werden“, so Uwe                 sehlhoff.eu
  Müller, Geschäftsführer Bereich Ost.

                                                                                                    Weltoffenes und
Raum für Produktion und Forschung                                                                   buntes Gera
Zwei neue Labor- und Bürogebäude zur           Die Gebäude bieten Personen- und Lasten-             Gera gehört zu den 40 Teilnehmern am
Ansiedlung von forschenden und produ-          aufzüge, erhöhte Deckenlasten und flexi-             Modellprojekt „Weltoffene Kommune“.
zierenden Unternehmen errichten die            ble Grundrisse. Einige Flächen sind bereits          ­Unter anderem mit einem Selbstcheck zum
Stadtwerke Energie Jena-Pößneck im Ge-         vermietet. Die Vermarktung übernimmt die              Thema Weltoffenheit und Toleranz erhofft
werbegebiet Göschwitz. Baubeginn soll im       job Jenaer Objektmanagement- und Be-                  sich die Stadt Impulse für die Fortschrei-
1. Quartal 2021 sein und im 1. Quartal 2023    triebsgesellschaft.                                   bung der Integrationsstrategie.
sollen die ersten Mieter einziehen. Die
Stadtwerke investieren ca. 15 Millionen               stadtwerke-jena.de/
                                                                                                           gera.de
Euro in das Vorhaben.                                 NeubauLaborgebaeude

18   Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
Wirtschaft und Menschen

120 Jahre Jenaer Nahverkehr
                                                           Mobilität damals
                                                           und heute:
                                                           Einer der ersten
                                                           Triebwagen der
                                                           ­Jenaer Straßen-
                                                            bahn und ein
                                                            ­moderner Zug,
                                                             der heute das
                                                             Stadtbild von
                                                             Jena prägt.

                                                                                                                         Fotos: Jenaer Nahverkehr

Ein ganz besonderes Jubiläum beging der Jenaer Nah-                             Mobilitätsangebote weiterentwickeln
verkehr Anfang April: Vor 120 Jahren, am 6. April 1901,
fuhr das erste Mal eine Straßenbahn im Linienbetrieb                            Heute fahren die Straßenbahnen in einem Gleisnetz
durch die Saalestadt.                                                           von über 50 Kilometer Länge. Zum Fuhrpark zählen 38
                                                                                Straßenbahnen sowie 46 Busse. Drei der Busse fahren
Vom kleinen Sraßenbahnbetrieb zum modernen                                      bereits mit elektrischem Antrieb. Ergänzt wird das
Dienstleister                                                                   ­Mobilitätsangebot um 150 evita-E-Roller, die in Jena
                                                                                 verteilt stehen und jederzeit für individuelle Fahrten
„Seit den ersten Linienfahrten mit der Straßenbahn hat                           gemietet werden können.
sich viel verändert. Wir Menschen haben uns verändert
und die Mobilität hat sich an unsere Bedürfnisse ange-                          Steffen Gundermann, Geschäftsführer des Jenaer
passt“, sagt Andreas Möller, Geschäftsführer des ­Jenaer                        Nahverkehrs, sagt: „Unsere Lebenswelt erfordert
                                                                                ­
Nahverkehrs. Der kleine Straßenbahnbetrieb von 1901                             ­Flexibilität und Mobilität, Entscheidungs- und An­
mit fünf Linien, einem Gleisnetz von elf Kilometern                              passungsfähigkeit, permanente Aufmerksamkeit und
und einem Fuhrpark aus 17 Motor- und vier Anhänger-                              ­Erreichbarkeit. Wir wollen uns auch zukünftig mit un-
wagen hat sich über die Jahrzehnte zu einem moder-                                seren ­Mobilitätsangeboten weiterentwickeln und auf
nen Dienstleistungsunternehmen mit über 380 Mit­                                  Veränderungen einstellen.“ Ein weiterer Meilenstein
arbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt, die im                                 dafür sei beispielsweise die Beschaffung der nächsten
24-Stunden-Service täglich tausende Fahrgäste zu­                                 Straßenbahngeneration mit größeren Fahrzeugen und
verlässig an ihre Ziele bringen.                           stadtwerke-jena.de     mehr Platz für mehr Fahrgäste ab Ende 2022.

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                                                                                                     Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021       19
Wirtschaft und Menschen

Was kommt nach Corona?
Interview mit Digitalunternehmer
und Buchautor Dr. Jens-Uwe Meyer:
„Jetzt die Chancen als Unternehmen ergreifen!“

                           „Nach Corona wird nichts mehr so sein wie vorher.“
                           ­Davon ist der Innovationsexperte, Digitalunternehmer
                            und Buchautor Dr. Jens-Uwe Meyer überzeugt. Und:
                            „Mehr denn je brauchen wir jetzt einen kreativen
                            ­Unternehmergeist.“

                           Aktuell hat das Coronavirus Politik und Gesellschaft
                           noch fest im Griff. Es gilt, die Pandemie bis zur flächen-
                           deckenden Impfung der Bevölkerung so gut wie mög-
                           lich in den Griff zu bekommen. Doch viele Unterneh-
                           men sind bereits einen Schritt weiter. Sie haben schon
                           im Blick, was nach Corona kommt.

                           Sicher ist bislang nur eines: Nichts wird mehr so wie
                           vorher sein. Diese radikale Veränderung beinhaltet
                           auch Chancen. Wie können Unternehmen diese nut-
                           zen? Ein Interview dazu mit Dr. Jens-Uwe Meyer. Der
                           Buchautor, Digitalunternehmer und Experte für Inno-          kanischer Cloud-Anbieter wie Amazon Webservices,
                           vation und Digitalisierung ist überzeugt: Mehr denn je       Microsoft, IBM und Google oder solcher Streaming-
                           braucht es nun einen kreativen Unternehmergeist statt        dienste und Social-Media-Anbieter wie Netflix und
                           einer Verwaltung des Bestehenden.                            ­Facebook an. Sie entstand, weil wir in diesem Bereich
                                                                                         über Jahre hinweg keinen wirklichen Innovationsdruck
                           Corona hat uns in die Zukunft geschleudert                    spürten. Wir haben die eigene Entwicklung solcher
                                                                                         Dienste sozusagen verschlafen. Stattdessen haben wir
                           Herr Meyer, Sie betonen: „Nach Corona wird nichts             auf Wachstum durch Bewährtes gesetzt: höher, größer,
                           mehr so sein wie vorher“. Warum?                              schneller, weiter. Das wäre langfristig nicht gut gegan-
                                                                                         gen. Deshalb war Corona ein wichtiger Weckruf.
                           Corona hat im zurückliegenden Jahr wie ein Turbo für
                           die bestehenden Zukunftstrends gewirkt. Die Pande-           Corona beschleunigte den Niedergang der alten
                           mie hat die Wirtschaft und Gesellschaft zum Beispiel         Business-Konzepte
                           bei der Digitalisierung um mindestens fünf Jahre nach
                           vorne geschleudert – binnen weniger Monate. Wir spre-        Wenn Sie von „höher, größer, schneller, weiter“
                           chen heute über Digitalisierung in Bereichen, die wir        sprechen, was meinen Sie damit?
                           ansonsten erst 2025 oder gar 2030 angegangen wären.
                           Diese Entwicklung können wir nach Corona nicht mehr           Wir haben uns in den letzten Jahren darauf speziali-
                           zurückdrehen.                                                 siert, bestehende Technologien immer weiter zu ver-
                                                                                        feinern und effektiver zu nutzen. Ein Symbol hierfür ist
                           Sie sehen die Corona-Krise also eher positiv?                aus meiner Sicht der Airbus A380: ein Meisterwerk der
                                                                                        Ingenieurskunst! Nur eben entwickelt für eine Wirt-
                           Mittel- bis langfristig – bezogen auf die Wirtschaft und     schaft, in der man das Bestehende einfach nur vergrö-
                           technologische Entwicklung – auf jeden Fall. Wir             ßert und optimiert. Schon vor Corona hat sich gezeigt:
                           ­werden aktuell geradezu zur Innovation gezwungen.           Diese Zeit ist vorbei. Die Krise hat den Niedergang
jens-uwe-meyer.de           Schauen Sie sich einmal die heutige Dominanz ameri-         ­dieses alten Business-Konzepts massiv beschleunigt.

20   Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
Foto: Peshkova/shutterstock.com

Was heißt das für Unternehmen?                                             Innovative „Problemlösungen“ und Angebote
                                                                           entwickeln
Die Basis unseres heutigen Wohlstands ist das Wirt-         Eine Welle
schaftswunder in den 1950er Jahren. Damals mussten          kreativen      Wird die nötige Veränderungsdynamik in Deutsch-
die Strukturen in Deutschland komplett neu gedacht          Unterneh-      land entstehen?
werden. Dieser Wiederaufbau setzte eine Welle kreati-
                                                            mergeistes –   Ja, weil sich durch Corona die Rahmenbedingungen des
ven Unternehmergeists frei. Und genau das brauchen
wir jetzt wieder.                                           genau das      wirtschaftlichen Handelns fundamental gewandelt
                                                            brauchen       ­haben. Das stimuliert auch den kreativen Unterneh-
Weil viele Unternehmen zuletzt im Bereich Inno-             wir jetzt.      mergeist.
vation etwas träge waren?
                                                                           Warum sind Sie diesbezüglich so sicher? Werden
Ja, das Geschäftsmodell, das Bestehende durch Opti-                        die Menschen nach Corona nicht eher ihr altes
mierung immer weiter auszubreiten, war einfach zu                          ­Leben wieder fortsetzen wollen?
­erfolgreich. Im europäischen Vergleich waren wir ­damit
 über Jahre die Klassenbesten. Doch bezogen auf ­unsere                    Natürlich werden die Menschen zum Beispiel wieder
 Veränderungsbereitschaft waren wir dies weltweit                          reisen wollen, aber dann in einem Markt, der sich
 ­gesehen schon lange nicht mehr. Für uns war es Anfang                    grundlegend verändert hat. Viele Bedürfnisse, die es
  2021 noch eine „Revolution“, dass der Bundestag s­ eine                  zuvor gab, wird es weiterhin geben. Doch die Ansprü-
  Faxgeräte abschaffte. Dabei hatten andere Länder zu                      che werden sich ändern. Wer sagt denn, dass sich die
  diesem Zeitpunkt bereits ihre komplette Verwaltung                       Menschen nach den Erfahrungen des Lockdown und
  digitalisiert.                                                           des Social Distancing einfach wieder in Pauschalhotels
                                                                           quetschen lassen wie vorher? Mit langen Schlangen am
                                                                           Buffet und überfüllten Touristenattraktionen. K
                                                                                                                         ­ reativer
                                                                           Unternehmergeist bedeutet, sich mit den veränderten
                                                                           Bedürfnissen und Anforderungen im eigenen Markt

                                                                                                Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021        21
Wirtschaft und Menschen

                                                                                              Haben Sie hierfür ein Beispiel?

                                                                                              Viele Personen und Organisationen haben durch ­Corona
                                                                                              gemerkt, dass die Globalisierung an ihre Grenzen stößt.
                                                                                              Wir alle haben gespürt, wie verwundbar unsere Gesell-
                                                                                              schaft ist, wenn nur ein so simples Produkt wie Ge-
                                                                                              sichtsmasken aus China nicht mehr geliefert wird. Das
                                                                                              zieht sich quer durch alle Lieferketten der Unter­
                                                                                              nehmen. Vorher galt: Es muss immer mehr und billiger
                                                                                              werden. Doch unter dem Risikomanagement-Aspekt
                                                                                              wird es künftig unerlässlich sein, Liefersysteme so
                                                                                              ­aufzubauen, dass sie auch noch funktionieren, wenn
                                                                                               die üblichen Wege verstopft sind.

                                                                                              Aber billig werden die Unternehmen doch auch
                                                                                              künftig noch einkaufen und produzieren wollen?

                                                                                              Eher preiswert, denn in vielen Branchen wäre es grob
                                                                        Foto: Innolytics AG
                                                                                              fahrlässig, wenn die Unternehmen ausschließlich
                                                                                              ­darauf bauen würden, ihre alten globalen Lieferketten
Zur Person:                   i­ ntensiv zu befassen und darauf aufbauend innovative           wiederherzustellen. Oder das just-in-time-Konzept
Dr. Jens-Uwe                   Problemlösungen und Angebote zu entwickeln.                     noch weiter auszureizen. Die letzten zwanzig Jahre
­Meyer hat seine                                                                               ­haben uns doch gezeigt: Wir werden immer wieder mit
 Doktorarbeit und             Die Digitalisierung spielt eine Schlüsselrolle                    überraschenden Einbrüchen konfrontiert. 2001 brach
 13 Bücher zur                                                                                  der Neue Markt zusammen, 2008 kam mit der Lehman-
 ­Bedeutung von               Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?                    Pleite die nächste Krise, und jetzt ist Covid 19 da. Es
  ­Innovation in                                                                                wäre naiv zu glauben, wenn Corona vorbei ist, folgen
   ­Unternehmen               Eine Schlüsselrolle. Für viele Unternehmen und Insti-             keine Krisen mehr. Die Unternehmen müssen endlich
    ­verfasst. Als
                              tutionen war die Digitalisierung vor Corona nur eine              begreifen: „Wir leben in einer von rascher Veränderung
     ­Vorstandsvor-
                              Worthülse. Wozu als Betrieb die Schulungs- und Ser-               und sinkender Planbarkeit geprägten VUKA-Welt“ und
      sitzender der
      ­Innolytics AG,         viceprozesse digitalisieren? Warum als Arzt oder                  hieraus die nötigen Schlüsse ziehen.
       Leipzig, entwickelt    Rechtsanwalt eine Online-Sprechstunde oder -Bera-
       er Software, die       tung anbieten? Weshalb digitale Selbstbedienungs­               Die unternehmerischen Chancen erkennen
       Unternehmen im         portale für Kunden einführen, wenn es Filialen gibt?            und nutzen
       Ideen-, Wissens-       Wozu eine Online-Wartung anbieten, wenn im Hof so
       und Qualitäts­         viele Firmenwagen stehen? 2020 ist die Digitalisierung          Überwiegen aus Ihrer Warte in den kommenden
       management             ganz weit in unser Leben vorgedrungen. Wer nach der             Jahren eher die Gefahren oder Chancen?
       ­unterstützt. Zu       Krise weitermacht wie vorher, wird mittelfristig zu den
        diesen Themen         Verlierern zählen. Das zeigen die aktuellen Krisen-­            Gefahren und Chancen sind für mich zwei Seiten der
        ist er auch ein
                              Gewinner: Neben den Testlaboren und meisten Pharma­             gleichen Medaille. Wer träge geworden ist, schaut auf
        ­gefragter Referent
                              unternehmen sind dies fast ausschließlich Unterneh-             die Gefahren. Kreativer Unternehmergeist lebt von der
         und Vortrags­
         redner.              men, die die Digitalisierung radikal und konsequent             anderen Seite, den Chancen. Genau diesen Geist – oder
                              ­vorangetrieben haben – spätestens nach dem ersten              neudeutsch „Mindset“ – gilt es jetzt in den Unterneh-
                               Lockdown im März 2020.                                         men freizusetzen und zu stimulieren. Es gilt, das
                                                                                              ­kreative Potenzial zu nutzen statt es zu unterdrücken.
                              Auf die Corona-Krise werden weitere Krisen                       Es gilt, ungewöhnliche Lösungsansätze zu fördern statt
                              ­folgen                                                          das Erreichte krampfhaft zu verteidigen. Der Innova­
                                                                                               tionsexperte Joseph Alois Schumpeter nannte es ­einmal
                              Wo gibt es nach der Krise neue Chancen?                          das Prinzip der „schöpferischen Zerstörung“. In der
                                                                                               Phase der Zerstörung sind wir gerade; jetzt gilt es die
                              Überall dort, wo sich etwas verändert. Beim Einkaufs-            Kreativität für neue Schöpfungen zu nutzen, um ­daraus
                              verhalten, im Prozessmanagement, in der Logistik, bei            etwas zukunftsfähiges Neues zu bauen.
                              den Kundenbedürfnissen und, und, und. Man muss die
                              Veränderungen nur erkennen bzw. gedanklich vorweg-
                              nehmen.                                                         Lukas Leist

22      Ostthüringer Wirtschaft · 05/2021
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