GEMEINSAM FÜR DIE NACHHALTIGKEIT
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GEMEINSAM FÜR DIE NACHHALTIGKEIT
INHALT
Seite 02 Die Chance: Südtirols Weg in die Nachhaltigkeit
Seite 04 Nachhaltigkeit in Südtirol, 2030
Seite 06 Die Welt unserer Kinder
Seite 07 Wir sind nicht allein!
Seite 08 Der Ordnungsrahmen
Seite 12 Handlungsfelder für Südtirol
Seite 16 Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen,
aber wir fangen nicht bei null an
Seite 18 Messen, evaluieren, anpassen
Seite 20 Beteiligung der Gesellschaft
Seite 22 Politische Prioritäten und Ziele der Ressorts
Seite 28 Erste konkrete Verpflichtungen
Seite 32 Ausblick auf die weitere Entwicklung
DIE CHANCE: SÜDTIROLS WEG
IN DIE NACHHALTIGKEIT
Wir wollen unseren Kindern einen Planeten hinter- schen, die es sich nicht leisten können, Lebensmittel für eine nachhaltige Entwicklung prägt. Die gemein- Die Pandemie hat gezeigt, welche Kraft in uns Men-
lassen, auf dem es möglich ist, gut zu leben. Als in Geschäften oder auf Märkten zu kaufen. Sie müssen samen Ziele in ökologischen, gesellschaftlichen und schen steckt, um Veränderungen anzugehen. Gegen
Menschheit müssen wir dafür große Herausfor- selbst anbauen, was sie essen, eine schlechte Ernte wirtschaftlichen Bereichen schaffen die notwendige äußere und innere Widerstände. Sie hat Menschen
derungen meistern und alle Chancen nutzen. Es kann den Hungertod der ganzen Familie bedeuten. Verbundenheit im Handeln und legen wichtige Zusam- und Länder zusammengeführt, hat die Wissenschaft zu
gilt, die Abkehr von fossilen, endlichen Energie- menhänge offen. Wird nur ein Ziel erreicht, oder set- unglaublichen Höchstleistungen angespornt und der
trägern zu bewältigen und den Aufbau einer nach- Weiteren drei Milliarden Menschen geht es etwas, aber zen wir nur einige um, ohne Rücksicht auf die anderen Politik gezeigt, dass manchmal auch unpopuläre Maß-
haltigen Energieversorgung voranzutreiben, die nicht viel besser. Am anderen Ende der Fahnenstange, Ziele, dann sind die Bemühungen insgesamt betrach- nahmen notwendig sind, um eine Wende zu schaffen.
Artenvielfalt zu schützen und zu bewahren, das an der oberen Grenze, lebt eine Milliarde Menschen. tet unzureichend. Wir können kein Wirtschaftswachs- Lassen Sie uns diesen Schwung mitnehmen in einen
Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch Dazu gehören auch wir in Südtirol. Wir leben in den tum vorantreiben, ohne die ökologischen und sozia- neuen Zeitabschnitt, in die Ära der Nachhaltigkeit.
abzukoppeln und ein gesundes Kreislaufdenken sogenannten entwickelten Ländern. Diese privilegier- len Auswirkungen mitzuberücksichtigen. Wir können
zu fördern. Dabei darf niemand zurückgelassen te Position bedeutet, dass wir, auch als sehr kleines Wirtschaftssysteme aber auch nicht einfach abschal- Landeshauptmann
oder sozial benachteiligt werden. Die ganze Bevöl- Land, Verantwortung für den Rest der Welt überneh- ten und erwarten, dass alles weitergeht wie bisher. Die Arno Kompatscher
kerung muss an dieser nachhaltigen Entwicklung men müssen. Covid-19-Pandemie hat uns klar gezeigt, was ein Lock-
mitwirken und an ihren Früchten teilhaben. down alles anrichten kann. Denn nicht nur die Wirt-
Nachhaltigkeit bedeutet auch, das Ganze zu sehen, das schaft leidet - die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen
Diesen Prioritäten der Nachhaltigkeit können und müs- heißt die Zusammenhänge auf diesem kleinen Plane- und sozialen Effekte wirken in jede Familie hinein. Wir
sen wir uns als Land Südtirol mit aller Kraft und Energie ten und die Verbundenheit der gesamten Menschheit. können nur dann voll vom Trend zu einer nachhaltigen
stellen. Den entsprechenden Aufgaben und Zielen ha- Gleichzeitig müssen wir unsere begrenzten Möglich- Welt profitieren, wenn wir unsere Art zu wirtschaften
ben sich unsere Vorgängerinnen und Vorgänger eben- keiten akzeptieren. Wir können unser Verhalten, unsere und zu leben ändern.
so wie wir in weiten Teilen auch schon gestellt, da die Art und Weise, in diesem Land zu leben, ändern. Wir
Suche nach einer ausgewogenen Balance zwischen können versuchen, auch andere dazu zu inspirieren, mit Es gilt, die Bemühungen um Nachhaltigkeit noch ganz-
Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt in einem so klei- dem Blick auch auf das große Ganze und mit offenen heitlicher und strategischer anzugehen. Dabei müssen
nen Land wie dem unseren, auf teilweise sehr engem Augen für die vielen Herausforderungen, denen wir nur viele Dinge zusammenkommen. Es müssen klare Ziele
Raum, seit jeher zu den Grundüberlegungen jeden gemeinsam begegnen können. Das Ermutigende dar- gesetzt werden, die Ziele müssen aber von allen, die sie
Handelns gehört. Unser Land ist nur zu sechs Prozent an ist, dass die Neuausrichtung von Gesellschaft und betreffen, geteilt werden. Diese Ziele, sowie die Strate-
besiedelbar. Dieser knappe Raum sowie der offensicht- Wirtschaft ungeheure Chancen bietet. Die technischen gien und Maßnahmen zu deren Umsetzung, müssen
liche Wert und die Schönheit der natürlichen Ressour- Voraussetzungen sind schon heute weitgehend gege- zudem unterfüttert werden mit wissenschaftlichen Er-
cen legen nahe, klug zu handeln und eine Übernutzung ben. Nutzen wir sie! Verfolgen wir die Ziele konsequent kenntnissen, sie müssen laufend gemessen, evaluiert
zu vermeiden. und solidarisch! Dann wird es der nächsten Generation und ausgewertet werden. Denn selten ist etwas im
auch in Südtirol noch besser gehen als heute. ersten Anlauf schon perfekt. Wir können es aber Stück
Nicht alle auf diesem Planeten starten aus einer ähn- für Stück verbessern und uns so Schritt für Schritt auf
lich komfortablen Lage. Eine Milliarde von den derzeit Genau hier setzen die 17 Ziele der Vereinten Na- den richtigen Weg begeben. Auf diesem Weg brau-
fast acht Milliarden Menschen leben in extremer Ar- tionen für eine nachhaltige Entwicklung an. Ein sehr chen wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt und
mut. Selbst die Befriedigung ihrer grundlegenden Be- aufwendiger partizipativer Prozess von 193 Nationen die Innovationskraft unserer Wirtschaft. Beides wurde
dürfnisse ist ein Kampf, vom Wassertrinken an heißen hat 2015 einen Rahmen geschaffen, der auch unser in der Vergangenheit Südtirols schon mehrfach unter
Tagen bis zum Trockenbleiben bei Regen. Es sind Men- Bild der Nachhaltigkeit einfasst, und unsere Leitlinie Beweis gestellt.
2 3
NACHHALTIGKEIT CO2 - EMISSIONEN
Reduktion der jährlichen energiebedingten
CO2-Emissionen auf 3,0 t pro Kopf, bzw. 40%
IN SÜDTIROL seit 2008 und Ausgleich von weiteren 2,0 t
durch Klimaschutzprojekte
2030 20%
Die Südtirolerinnen und Südtiroler nutzen
für 20% der täglichen Wege das Fahrrad
75 %
75% aller neuzugelassenen PKW fahren
mit emissionsarmem Antrieb
KREISLAUFWIRTSCHAFT
Südtirol ist gemeinsam mit europäischen
Partnern Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft
30%
Erhöhung der geschützten Flächen
des Landes auf 30%
Details und weitere konkrete Verpflichtungen
am Ende dieses Dokumentes.
4 5
03 EINE SOLIDARISCHE
DIE WELT
mittragen. Südtirol hat durch seinen hohen Lebens- Einen entscheidenden Schub hat diese Entwicklung
standard und dank seiner Autonomie eine besonde- durch die Graswurzelbewegung Fridays for Future er-
UND KULTURELL VIELFÄLTIGE re Verantwortung, aber auch eine ungemein große
Chance. Können wir einen solchen Wandel schaffen?
halten, die auch in Südtirol aktiv ist.4 Hier werden die
Vorstellungen junger Menschen für ihre Zukunft und
GESELLSCHAFT MIT SOZIALER
UNSERER KINDER
Zwischen 1950 und 1970 – also in nur 20 Jahren, ist ihre Forderungen an die aktuelle Politik extrem klar
der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft von formuliert.
SICHERUNG UND EINER HOHEN rund 70% auf 6,5% zurückgegangen. Wir haben also
SOZIALEN MOBILITÄT. Erfahrung mit massivem Strukturwandel. Natürlich
schaffen wir den Wandel nicht allein, aber wir sind in
Diese internationalen Bewegungen sind auch für
Südtirol von großer Bedeutung. Erstens handelt es sich
Jede Generation wünscht sich, unabhängig von je- guter Gesellschaft. um einen sehr relevanten Megatrend, dem sich Südtirol
der politischen Richtung, dass es den Kindern ein- Der Mensch lebt nicht nur in einem natürlichen, son- weder entziehen kann noch soll. Gleichzeitig liefern die
mal besser geht, dass die Kinder mehr Möglich- dern auch in einem sozialen Habitat. Sicherheit und Diskussionen, Ideen und Forderungen eine Vorstellung
keiten haben, ihr Leben zu gestalten. Es ist eine soziale Netze gehören zu einem guten Leben zentral davon, wohin sich unser gesellschaftliches und wirt-
Selbstverständlichkeit, dass man sich dies nicht dazu. Die Verteidigung kultureller Vielfalt unter Wah- schaftliches System entwickelt. Es ist zwar keine Prog-
nur für die eigenen Kinder, sondern für alle jun- rung der grundlegenden Menschenrechte ist auch ein nose im engeren Sinn, aber es lässt uns erahnen, welche
gen Menschen in einer Gesellschaft wünscht. Die ethischer Imperativ zur Achtung und Förderung der Branchen und Tätigkeiten auf
WIR SIND DER KLIMAWANDEL
Welt endet aber heute weniger denn je an Gren- Menschenwürde. einem absteigenden Ast sind
zen: Verantwortung bedeutet daher, dass man und welche Zukunft haben.
diesen Wunsch auf die nächsten Generationen der Hier und dort werden Tätig- EXISTIERT UND IST
ganzen Welt bezieht. Nachhaltiges Handeln bedeu-
04 EINE GERECHTE VERTEILUNG keitsbereiche vorausgedacht,
NICHT ALLEIN! VOM MENSCHEN
tet nichts anderes als diesen Gestaltungsspielraum zu die heute noch gar nicht exis-
schaffen, zu erhalten und, falls notwendig, wieder her-
zustellen. Es besteht kein Zweifel, dass weder Südtirol VON RESSOURCEN, EINKOMMEN tieren. Diese Entwicklung zu
verfolgen, darauf zu reagieren VERURSACHT.
noch die Welt derzeit nachhaltig lebt und wirtschaftet,
im Gegenteil: wir leben weit über unsere Verhältnisse
UND CHANCEN. und daran teilzuhaben wird
nicht nur den Grad an Nachhaltigkeit bestimmen, son-
und damit auf Kosten unserer Kinder. Hier ist eine tief- Das Bewusstsein, dass es notwendig ist, nachhaltiger dern auch langfristige Auswirkungen auf unsere Wett-
greifende Veränderung erforderlich. Wir müssen uns Zu große Ungleichheit zerstört die allgemeine Zufrie- zu werden, zieht sich wie ein roter Faden durch die letz- bewerbsfähigkeit haben. Damit ein Land wie Südtirol
dringend Gedanken machen, was wirklich wichtig ist, denheit, schürt Konflikte und verbraucht unnötig viele ten 50 Jahre. Das traumatischste Ereignis war vielleicht sich in diese Entwicklung zur Nachhaltigkeit einfügen
damit die nächste Generation (für die Jüngeren durch- natürliche Ressourcen. Es geht darum, den Wohlstand die Ölkrise von 1973. Plötzlich wurde vielen bewusst, und davon profitieren kann, braucht es einen geeigne-
aus auch diese Generation) die Voraussetzungen hat, und die soziale Sicherung aller Bevölkerungsgruppen dass Rohstoffe nicht unendlich zur Verfügung stehen ten Ordnungsrahmen und ein konsequentes Monitoring
um ein gutes, eigenverantwortliches Leben zu gestal- und Altersgruppen dauerhaft zu garantieren. Dafür be- und dass sie sich durchaus auch zu politischer Er- der eigenen Entwicklung, auch im Vergleich zu anderen
ten. Hier die wichtigsten Ziele: darf es des sozialen Ausgleichs, der als zentrales Ziel pressung eignen. Der CLUB of Rome1 hat mit seinem Regionen, Staaten und der Welt. Einen solchen Ord-
der Nachhaltigkeit definiert und wahrgenommen wird. Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ die Problema- nungsrahmen haben die Vereinten Nationen mit den
tik auf den Punkt gebracht: bleibt das Bevölkerungs- Nachhaltigkeitszielen bereitgestellt.
01 DIE RASCHE EINDÄMMUNG wachstum so, wie es ist, und verbrauchen wir weiter
DES KLIMAWANDELS. 05 EINE WETTBEWERBSFÄHIGE dieselbe Menge an Rohstoffen wie bisher, dann werden
diese nicht irgendwann ausgehen, sondern bereits in-
WIRTSCHAFT SCHAFFT DIE nerhalb weniger Generationen.
Die gigantische Abgabe von Treibhausgasen verändert
ein System, das wir erst erahnen und nur am Rande
GRUNDLAGEN FÜR DEN MATERIELLEN Die Erkenntnis, dass nicht nur die Rohstoffe endlich
sind, sondern auch die Aufnahmekapazität der Atmo-
verstehen. Einfach weitermachen wie bisher wäre mehr
als fahrlässig. Je mehr wir auf die Nutzung nicht erneu-
WOHLSTAND EINER GESELLSCHAFT. sphäre und der Biosphäre begrenzt sind, kam schlag-
artig in Zusammenhang mit dem Waldsterben, dem
erbarer Ressourcen verzichten und so zur Verminde- Ozonloch und kürzlich erst mit dem Problem des Plas-
rung der Treibhausgase beitragen, desto wirtschaftlich Der Umbau in eine nachhaltige Gesellschaft birgt enor- tikmülls in unseren Meeren ans Licht.
und politisch unabhängiger werden wir von schwer me Chancen für innovative Unternehmen, die nicht nur
berechenbaren Partnern, die uns bislang mit diesen gerechte Einkommen für alle am Prozess beteiligten er- Dass hier die Menschheit ein ernsthaftes Problem hat,
Ressourcen versorgt haben. Rohstoffe, die, einmal ver- wirtschaften, sondern die Umsetzung weiterer Nach- wurde international im Bericht der Vereinten Nationen,
braucht, nicht mehr zur Verfügung stehen. Ihr Ersatz haltigkeitsziele erst möglich werden lassen, wobei der dem Brundland Report2, formuliert und politisch an-
durch erneuerbare Ressourcen oder das Potential der Schwerpunkt auf der aktiven Bürgerschaft und der wis- erkannt (1987). Fast gleichzeitig setzte sich in der Wis-
Kreislaufwirtschaft sind hier die Handlungsansätze. sensbasierten Wirtschaft liegt. In diesem Sinne gene- senschaft der Konsens durch, dass der Klimawandel
riert eine wettbewerbsfähige Wirtschaft Wohlstand für effektiv existiert und zudem menschengemacht ist. Zur
alle Mitglieder der Gesellschaft. Analyse der relevanten Literatur wurde 1988 das IPCC
02 DER ERHALT DER ARTENVIELFALT. (Intergovernmental Panel on Climate Change3) gegrün-
det. Eine ganze Reihe von einschlägigen Konferenzen,
Hier stehen wir vor einer großen Herausforderung, an von Rio de Janeiro 1992 über Kyoto 1997 bis hin zur
Eigentlich handelt es sich auch dabei um eine Art nicht deren Bewältigung viele politische und gesellschaft- Konferenz von Paris 2015 folgten. Obwohl dieser multi-
erneuerbarer Ressourcen, denn, einmal ausgestorben, liche Ebenen mitwirken müssen: Multilaterale Organi- laterale Prozess mühselig und langsam verläuft, schafft
ist eine Art für immer verloren. Um ein Artensterben sationen, Staaten und Staatenbünde, Regionen, Unter- er ein Diskussionsklima, das Nachhaltigkeit bewusst 1 Vgl. Meadows, Dennis; Meadows, Donella; Zahn, Erich; Milling, Peter:
zu vermeiden, müssen artenreiche Flächen geschützt, nehmen, die Zivilgesellschaft, Familien und natürlich macht. Er hat schließlich zu quantifizierten Zielen ge- Die Grenzen des Wachstums, 1972
2 Der Report kann auf der Dokumenten-Seite der UN eingesehen werden:
Inseln der Artenvielfalt miteinander vernetzt und arten- jeder und jede Einzelne. Südtirol wird die internatio- führt, zu denen sich wichtige Industriestaaten auf na- www.un-documents.net/wced-ocf.htm
3 www.ipcc.ch
arme Flächen nach Möglichkeit umgestaltet werden. nalen und nationalen Bemühungen unterstützen und tionaler Ebene verpflichtet haben. 4 www.future.bz.it/netzwerkpartner/alle-partner/fridays-for-future-south-tyrol
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DER ORDNUNGS-
RAHMEN
Armut beenden – Bildung für alle – inklusive, Wasser und Sanitärversorgung Widerstandsfähige
Armut in all ihren Formen gerechte und hochwertige für alle – Verfügbarkeit und Infrastruktur und nachhaltige
und überall beenden Bildung gewährleisten und nachhaltige Bewirtschaftung von Industrialisierung –
Auch in reichen Ländern wie Süd- Möglichkeiten des lebenslangen Wasser- und Sanitärversorgung eine widerstandsfähige
tirol gibt es Armut und soziale Aus- Lernens für alle fördern für alle gewährleisten Infrastruktur aufbauen, eine
Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 für grenzung. Die Bekämpfung dieser Italien hat durch die Einheitsmittel- Derzeit ist dieses Ziel in Südtirol breitenwirksame und nachhaltige
Nachhaltige Entwicklung und den 17 Nachhaltig- Armut und eine Wirtschafts- und schule ein im Vergleich sehr durch- weitgehend erreicht. Der Klimawan- Industrialisierung fördern und
keitszielen (Sustainable Development Goals - kurz Konsumkultur, die Armut in anderen lässiges Bildungssystem. Dennoch del und die erforderliche Nutzung Innovationen unterstützen
SDG genannt) im Jahr 20155 bekräftigte die Welt- Ländern nicht begünstigt, sondern bestimmt auch hierzulande die so- werden dies aber in Zukunft unter Widerstandsfähigkeit bedeutet, we-
gemeinschaft ihr Engagement für diese Entwick- reduziert, ist Teil des nachhaltigen ziale Herkunft den Berufsweg. Die Druck setzen und uns vor neue Her- niger von externen Schocks betrof-
lung. 193 UN-Mitgliedsstaaten haben sich auf der Handelns. Sprachgruppen und die Zuwande- ausforderungen stellen fen zu sein und sich schneller davon
Grundlage zuvor getroffener Vereinbarungen wie rung erfordern in Südtirol beson- zu erholen. Eine wesentliche Kom-
die „Agenda 21“ oder den darauffolgenden „Millen- dere Anstrengungen zur Förderung ponente, um resilienter auf Markt-
nium Development Goals“ einen erweiterten Rah- der Kulturen, um den Bildungsweg schwankungen reagieren zu können,
men geschaffen, der für eine nachhaltige Entwick- durchlässig zu halten und allen die ist die Diversifizierung der Wirtschaft
lung sorgen soll. Die SDG sind die Richtschnur für gleichen Zukunftschancen zu ge- und eine leistungsfähige Verwaltung.
das private, gesellschaftliche und politische Han- währen. Das Engagement für lebens- Der Branchenmix wird sich unter
deln im Zeitraum 2015-2030 und darüber hinaus. Ernährung sichern – langes Lernen muss erhöht werden. Nachhaltige und moderne dem Druck des Megatrends Nach-
den Hunger beenden Energie für alle – den Zugang haltigkeit verändern. Diese Verän-
Alle Ziele sind global von großer Bedeutung für eine Hunger ist kein primäres Problem in zu bezahlbarer, verlässlicher, derung muss durch entsprechende
nachhaltige Welt. Die Ziele müssen aber von den ärms- Südtirol, aber eine krisenfeste Ver- nachhaltiger und zeitgemäßer Innovationen unterstützt werden.
ten Ländern bis zu den reichsten das volle Spektrum sorgung mit gesunden Lebensmit- Energie für alle sichern
weltweit umfassen. Deshalb haben für eine kleine Re- teln und eine nachhaltige und resi- Eine zuverlässige Energieversorgung
gion wie Südtirol nicht alle Ziele dieselbe Bedeutung. liente Landwirtschaft sind Aspekte, und eine geringe Störanfälligkeit sind
Es gilt, Prioritäten zu setzen, auch um zu vermeiden, die auch uns berühren. Gleichstellung der Geschlechter – von grundlegender Bedeutung. Die
dass zu viel verlangt wird und wir uns dann in einer Un- die Gleichbehandlung der Energie sollte aber möglichst voll-
menge einzelner Aktivitäten verlieren. Dies bedeutet Geschlechter konkret umsetzen ständig aus nachhaltigen Quellen
nicht, auf die Umsetzung des einen oder anderen Ziels und darauf hinarbeiten, dass stammen. Ein gerechter Zugang zu Ungleichheit verringern –
zu verzichten, und ebenso wenig, dass die Prioritäten Frauen und Mädchen überall sauberer Energie, den sich alle leisten Ungleichheit in und zwischen
nicht auch anders gesetzt werden können. Doch die und jederzeit selbstbestimmt können, ist für das Gedeihen der Ge- Ländern verringern
im folgenden Abschnitt angeführten Zielgruppen und handeln können sellschaft von unschätzbarem Wert. Ungleichheit wurde lange als not-
Handlungsfelder sollten im Vordergrund stehen. Gesundes Leben für alle – Männer und Frauen in sämtlichen wendiges Übel eines hohen Wachs-
ein gesundes Leben für Bereichen und auf sämtlichen Ebe- tums gesehen. Dies war selbst aus
alle Menschen jeden Alters nen gleich zu stellen und allen die- der aktuellen Sicht der OECD ein
gewährleisten und ihr selben Möglichkeiten zu bieten, sollte Fehler6. Ein unteres Limit, unter das
Wohlergehen fördern eine Selbstverständlichkeit sein. Ob- niemand fallen kann (siehe Ziel 1) und
Der Zugang zur Gesundheitsver- wohl dem immer weniger Menschen Entlohnungen, mit denen sich an-
sorgung, ebenso wie zu sozialen widersprechen, haben wir noch einen Nachhaltiges Wirtschafts gemessen leben lässt, sind der Kitt,
und sozio-sanitären Diensten, ist langen Weg vor uns, bis der Wille wachstum und menschenwürdige der eine Gesellschaft zusammenhält.
gut, aber auch dieser muss weiter- zur Tatsache wird. Gleichzeitig soll Arbeit für alle – dauerhaftes, Auch Südtirol ist vom Phänomen
entwickelt werden. Dabei sollte der sich die Unterstützung nicht nur auf breitenwirksames und nach- ungleicher Einkommen und Vermö-
Schwerpunkt immer stärker auf die Frauen beziehen, sondern auf alle, die haltiges Wirtschaftswachstum, gensverteilung betroffen. Diese zu
Prävention verlagert werden, um aufgrund ihres Geschlechts oder an- produktive Vollbeschäftigung, reduzieren ist Aufgabe einer nach-
Krankheiten gar nicht erst aufkei- derer Merkmale diskriminiert werden. menschenwürdige Arbeit für haltigen Gesellschaft.
men zu lassen. Angesichts der de- alle fördern
mographischen Entwicklung wird In dieses Ziel wurden viele Kompo-
die Versorgung älterer Menschen nenten gepackt: Vollbeschäftigung,
eine große Herausforderung sein. menschenwürdige Arbeit unter ge-
Dabei gilt es immer die personelle rechten Bedingungen über die ge-
und strukturelle Aufwertung des samte Wertschöpfungskette und eine
Territoriums im Blick zu behalten. Produktivität, die eine angemessene
Entlohnung ermöglicht. Wirtschafts-
wachstum steht zwar in der Kritik,
wenn es jedoch vom Ressourcen-
verbrauch abgekoppelt ist oder Res-
sourcen sogar rückgewinnt, ist es ein
unverzichtbarer und entscheidender
5 Deutscher Text zur Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen, verabschie-
det am 25. September 2015: www.un.org/Depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf
Teil einer wirkungsvollen Nachhaltig-
6 Vgl. OECD ,Beyond Growth: Towards a New Economic Approach, New Approaches to keitsstrategie.
Economic Challenges, OECD Publishing, Paris, 2020
8 9
Wir tragen Verantwortung
für Mensch und Natur.
Nachhaltige Städte Sofortmaßnahmen ergreifen, Frieden, Gerechtigkeit und
und Siedlungen – Städte und um den Klimawandel mit seinen starke Institutionen. Friedliche Uns eint das Ziel, auf der Grundlage
Siedlungen inklusiv, sicher, Folgen zu bekämpfen und inklusive Gesellschaften für unserer autonomen Zuständigkeiten
widerstandsfähig und nachhaltig Dies ist ein zentraler Punkt, in dem eine nachhaltige Entwicklung
gestalten auch Südtirol durch die Reduktion fördern, allen Menschen eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen,
Unter diesem Ziel sind die Raum- von Treibhausgasemissionen und Zugang zum Recht ermöglichen die Vielfalt und Zusammenhalt pflegt.
ordnung, die Bauordnungen und die Produktion von erneuerbarer und leistungsfähige,
natürlich die Mobilität sowie die Energie, sowie durch eine Senkung rechenschaftspflichtige Friedliches Zusammenleben schafft eine
leitungsgebundenen Ver- und Ent-
sorgungsleistungen gefordert. Die
des so genannten „grauen Energie-
konsums“ (z.B. in Form importierten
und inklusive Institutionen
auf allen Ebenen aufbauen
lebenswerte Heimat, ein kleines Europa
neuen Technologien (Digitalisierung) Verpackungsmaterials) einen be- Wie wichtig für ein individuelles und in Europa.
eröffnen große Chancen. Die Mobi- deutenden Beitrag leisten kann. kollektives Sicherheitsgefühl nicht
lisierung von Leerständen im Woh- nur die friedliche Koexistenz, son-
nungs- und im Gewerbebereich zur dern auch die aktive Zusammen- Südtirol nachhaltig zu entwickeln ist
Vermeidung weiterer Bodenversie- arbeit z.B. zwischen zusammenle-
gelungen, die Schaffung von bezahl- benden Volksgruppen ist, wissen wir unser Anspruch. Mutige Entscheidungen
barem Wohnraum sowie die Gestal- in Südtirol aus eigener Erfahrung. In- sind notwendig und gemeinsam zu tragen,
tung des öffentlichen Raumes sind klusive Gesellschaften bauen auf das
dafür die wichtigsten Instrumente. Bewahrung und nachhaltige gemeinsame Wertegerüst eines ge- um Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt
Nutzung der Ozeane, Meere genseitigen Toleranz- und Respekt- möglichst in Einklang zu bringen,
und Meeresressourcen verständnisses auf, welches auch
Auf dieses Ziel haben die Südtiroler durch schwierige Zeiten trägt. Diese der Klimakrise zu begegnen, ihre Folgen
und Südtirolerinnen einen indirekten
Einfluss, vor allem über ihre Kon-
Errungenschaften weiter auszubau-
en und auch die neu Zugezogenen,
zu bewältigen und die Herausforderungen
sumgewohnheiten. die keiner der drei Sprachgruppen möglichst in Chancen umzuwandeln.
Nachhaltige Konsum- und angehören, nicht zu vergessen, ist
Produktionsweisen – nachhaltige nicht nur ein Beitrag zur Nachhal- Im März 2019 verabschiedete die Landesregierung
Konsum- und Produktionsmuster tigkeit, sondern, wie die Forschung diesen Grundsatz, der ihr Handeln leiten soll.
sicherstellen zeigt, auch ein Beitrag zur allgemei-
In diesem Bereich sind die Heraus- nen Lebenszufriedenheit.
forderungen besonders groß: spar-
samer Energie- und Rohstoffeinsatz, Landökosysteme schützen,
Vermeidung problematischer Stoffe, wiederherstellen und
Reduktion von Abfällen und Abga- ihre nachhaltige Nutzung
sen, Reparaturmöglichkeiten durch fördern, Wälder nachhaltig
Industriedesign sind nur einige An- bewirtschaften, Wüstenbildung
sätze. Haushalte, Unternehmen und bekämpfen, Bodendegradation Umsetzungsmittel und globale
die öffentliche Verwaltung sind glei- beenden und umkehren und Partnerschaft stärken –
chermaßen gefordert. dem Verlust der biologischen Umsetzungsmittel stärken und
Vielfalt ein Ende setzen die globale Partnerschaft für
Hier ist Südtirol stark gefordert: ei- eine nachhaltige Entwicklung
nerseits haben wir eine sehr vielfäl- mit neuem Leben füllen
tige und wertvolle Landschaft, ande- Dieser Punkt zielt nicht nur auf die
rerseits nutzen wir diese Landschaft multilaterale Zusammenarbeit zwi-
extrem: intensivste Landwirtschaft, schen Staaten ab, sondern auch auf
Aufstiegshilfen bis auf die höchsten die Solidarität und Zusammenarbeit
Gipfel und ein immer noch wach- der regionalen Gebiete untereinan-
sender Flächenverbrauch durch Ver- der. Südtirol nimmt im Rahmen der
siegelung. Aufgaben im Rahmen der grenzüberschreitenden EU-Program-
Nachhaltigkeitsstrategie sind hier me seine Verantwortung wahr, einen
der Schutz des Siedlungsraumes Beitrag zur Vernetzung zu leisten, der
und eine nachhaltige Flächenbewirt- letztendlich einen Beitrag zur Nach-
schaftung (nicht nur der Wälder); haltigkeit darstellt.
zudem muss der Artenvielfalt be-
sondere Aufmerksamkeit geschenkt
werden.
10 11HANDLUNGS
Im März 2019 wurden bei einer Klausurtagung die Wei-
chen für ein gemeinsames Vorgehen der Landesregie- 01 BEITRAG ZUR REDUKTION 03 SOZIALE ABSICHERUNG
rung gestellt. Gemeinsam verabschiedete die Landes-
regierung den Grundsatz, der ihr Handeln leiten soll. DER TREIBHAUSGASEMISSION UND CHANCENGERECHTIGKEIT
FELDER FÜR
Alle Bemühungen der Südtiroler Landesregierung und
Landesverwaltung werden nun kontinuierlich im Sinne Südtirol hat das Potential, deutlich mehr erneuerba- Um die Lebensqualität zu sichern, muss die durch die
der Nachhaltigkeitsstrategie unter die Lupe genom- re Energie (Strom, Wärme) zu produzieren als es ver- Wettbewerbsfähigkeit geschaffene Grundlage auch
men, das Gute wird vorangetrieben und das weniger braucht. Dies ist notwendig, wenn wir die CO2-Neu- breit gestreut werden. In einer sozialen Marktwirtschaft
SÜDTIROL Gute verbessert, verändert oder aufgelassen. Bezugs-
rahmen ist immer jener der 17 Ziele der Vereinten Na-
tionen. Diese Ziele sind die Leitplanken einer nachhal-
tigen Entwicklung, an der es sich zu orientieren gilt. In
tralität ernst nehmen, weil wir durch den Import von
Gütern eine große Menge grauer Energie importieren.
Diese Position werden wir aber nur dann erreichen,
wenn wir unseren eigenen Energieverbrauch senken,
bedeutet das in erster Linie eine gerechte Verteilung der
Chancen unabhängig von Herkunft und Geschlecht,
ebenso wie die gesellschaftliche Teilhabe, der soziale
Ausgleich und der Wohlstand für alle. Auf der zweiten
den folgenden sieben Handlungsfeldern wird versucht, nicht nachhaltige Energie durch nachhaltige Energie Ebene heißt es, über ein starkes soziales Netz zu ver-
Das Setzen von Prioritäten ist immer auch mit einem jene Aspekte herauszugreifen, die für Südtirol beson- ersetzen und nachhaltige Energie in unterschiedlichs- fügen, das die Schwächeren innerhalb der Gesellschaft
Werturteil verbunden. Die Südtiroler Landesregierung ders relevant sind, jene, für die wir vor Ort effektiv die ter Form exportieren. Neben den offensichtlichen An- in Notlagen auffängt, so dass niemand unterhalb eines
hat sich im Regierungsprogramm 2018-2023 dazu be- Möglichkeit haben, etwas zu verändern, Ziele, welche sätzen (Wind-, Wasser- und Solarenergie, thermische menschenwürdigen Niveaus leben muss. Ein Bildungs-
kannt, sämtliche Anstrengungen auf die nachhaltigen die Politik und die Landesverwaltung vor eine beson- Sanierung, Erhöhung der Energieeffizienz und Substi- system, das alle Talente nutzt und fördert und ein Wirt-
Entwicklungsziele der Vereinten Nationen auszurichten. dere Herausforderung stellen. tution von Gütern und Diensten gehört hier auch die schaftssystem, das angemessen bezahlte Arbeitsplätze
Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft dazu. garantieren kann, sind nicht nur der beste Schutz vor Ar-
Regierungsprogramm 2018-2023 Die angeführten Handlungsfelder könnten zu der An- mut, sondern auch die Grundlage für die selbstbestimm-
Für ein nachhaltiges und innovatives Südtirol nahme verleiten, dass diese keine oder nur geringfügi- te Entwicklung aller, die in einer Gesellschaft leben. In
Wir tragen Verantwortung für die Bewahrung der ge Konflikte bergen. Dem ist aber leider nicht so, und eine Notlage können wir dennoch alle geraten. Daher
Schöpfung und für die Lebensbedingungen nicht zahlreiche Diskussionen und Kompromisse werden ist es beruhigend für uns zu wissen, dass wir im System
nur der heutigen, sondern auch der kommenden nötig sein, um den Prozess auf dem Weg zur Nachhal- Südtirol nicht unter eine sozial vertretbare Mindestsiche-
Generationen. Ein schonender Umgang mit den tigkeit voranzubringen. Es vereinfacht diesen Diskurs rung fallen können, da sozialer Ausgleich und soziale Ab-
natürlichen Ressourcen, der Erhalt der Biodiver- aber schon wesentlich, wenn klar ist, dass die Konflikte sicherung als Basiswerte festgeschrieben sind. Ganz be-
sität, die Bewahrung von Luft, Wasser und Boden im Rahmen der strategischen Nachhaltigkeits-Hand- sonderes Augenmerk gilt dabei dem Wohl von Kindern,
vor (weiterer) Verschmutzung, der Schutz von lungsfelder zu führen sind. deren Eltern einer solchen Situation ausgesetzt sind.
Natur- und Kulturlandschaft sind für uns deshalb
Verpflichtung und Auftrag. Nachhaltige Entwick-
lung ist ein Querschnittsthema und bedarf des 02 WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
Einsatzes in vielen Politikfeldern. In diesem Sinne
bekennt sich die Landesregierung zu den Nach- Wettbewerbsfähigkeit ist die Grundlage für den mate-
haltigkeitszielen der Vereinten Nationen (UN sus- riellen Wohlstand einer Gesellschaft. Sie ist eine not-
tainable development goals - sdg). Zur Erreichung wendige, obgleich keine hinreichende Voraussetzung,
dieser Ziele übernimmt Südtirol durch aktive Be- um Armut und soziale Exklusion zu verhindern. Die
teiligung an Kooperationsprojekten und Entwick- Umgestaltung der Gesellschaft in Richtung Nachhal-
lungszusammenarbeit auch überregionale und tigkeit wird die Branchenstruktur und die Faktoren der
internationale Verantwortung. Wettbewerbsfähigkeit stark verändern. Im Rahmen die-
ser Veränderung die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, 04 DIE ERHALTUNG DES NATUR
Südtirol wird die internationalen und nationalen Bemü-
hungen unterstützen und mittragen, auch wenn wir nur
neue Chancen zu nutzen und dabei die Produktion
nachhaltiger zu gestalten, ist eine der Prioritäten der RAUMES UND DER ARTENVIELFALT
ein winziger Teil des Ganzen sind. Die Politik wird die Südtiroler Wirtschaftspolitik. Dabei wird es entschei-
Einzelnen, die Zivilgesellschaft und die Unternehmen dend sein, immer mehr auf einen ordnungspolitischen Die menschliche Aktivität verwandelt Natur- in Kultur-
durch Anreize und Informationen, durch Bildung und Rahmen zu setzen, in dem es auch für die Wirtschaft raum, Wirtschafts- und Siedlungsraum. In vielen Fäl-
Diskussionsplattformen auf dem Weg zu einer nach- rational und effizient ist, alle Säulen der Nachhaltigkeit len verliert die Fläche an ökologischem Wert. In einer
haltigen Gesellschaft unterstützen. Südtirol wird aber im Blick zu haben und auf den langfristigen Erfolg zu Gesellschaft ohne hohem Bevölkerungswachstum gibt
ganz besonders sein eigenes politisches Handeln auf setzen anstatt auf kurzfristige Gewinne. Externe Kos- es wenig Grund, den Nutzungsdruck auf Flächen wei-
eine nachhaltige Gesellschaft ausrichten. Wir wollen ten müssen internalisiert werden, um Kostenwahrheit ter zu steigern. Der Erhalt ökologisch wertvoller Flä-
dort Verantwortung übernehmen, wo wir Gestaltungs- herzustellen und damit auch einen fairen Wettbewerb chen, die Renaturierung von Flächen und Gewässern,
kompetenz haben. zu garantieren. die Vernetzung wertvoller Lebensräume, die radikale
Reduktion der Bewirtschaftungsintensität bilden das
Rückgrat für eine nachhaltige Entwicklung. Naturräu-
me haben nicht nur einen hohen Wert für unterschied-
lichste Ökosystemdienste sondern sie erhöhen nach-
gewiesenermaßen auch die Lebensqualität und sind
die unverzichtbare Grundlage für einen langfristig er-
folgreichen und attraktiven Tourismus.
12 1305 VERÄNDERUNG VON KONSUM- 07 TRANSPARENZ
VERHALTEN UND PRODUKTION UND GERECHTIGKEIT
Nachhaltigkeit wird nicht nur durch die Entscheidun- Eine erfolgreiche Gesellschaft lebt davon, dass ihre
gen von Politik und Verwaltung erreicht. Um erfolgreich Mitglieder wissen, dass sie Entwicklungschancen er-
nachhaltig zu sein, braucht es den Willen, die Überzeu- halten und gleichberechtigten Zugang zu Einrichtun-
gung, das Wissen, das Know-how und die Innovations- gen haben, die ihnen gegenüber transparent sind und
kraft aller, die in der Gesellschaft leben und arbeiten, Rechenschaft ablegen. Dass die berechtigten Interes-
aller Organisationen, aller, die ein Unternehmen führen. sen von jeder Art von Minderheit berücksichtigt wer-
Die Landesregierung sieht ihre Aufgabe darin, alle Ak- den, sollte Bestandteil der Südtiroler DNA sein. Ohne
teure und Interessensgruppierungen einzubinden und dieses Vertrauen in eine Politik und in eine Verwaltung,
ihren Einsatz für ein nachhaltigeres Konsumverhalten die Interessenskonflikte und unterschiedliche Welt- BEWUSST
durch Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen zu anschauungen nicht scheuen, kann eine Gesellschaft
unterstützen. Dabei gilt es, einerseits bestimmte Inte- nicht gedeihen. Eine gespaltene und im Misstrauen ge-
ressen zu berücksichtigen, andererseits aber auch auf fangene Gesellschaft ist nicht entwicklungsfähig.
den Rahmen der Nachhaltigkeitsziele hinzuweisen. Die
durch diese partizipativen Prozesse gewonnenen Er-
gebnisse werden in eine kohärente Ordnungs- und An-
reizpolitik umgesetzt.
06 HOCHWERTIGE KONKRET
ÖFFENTLICHE DIENSTE
Die öffentliche Hand spielt in vielen Aktivitätsfeldern
eine wichtige Rolle und hat einen großen Gestaltungs-
spielraum: im Bildungsbereich, im Gesundheitswesen,
bei sozialen und familienbezogenen Diensten, bei der
Wasser- und Energieversorgung, bei der Abfallentsor-
gung und in Zukunft auch bei der Abfallwiederverwen-
dung, im Bereich der Mobilität, bei der Gestaltung des
öffentlichen Raums, besonders in den Städten. Alle die-
se Dienste sind den Nachhaltigkeitszielen verpflichtet
und werden entsprechend geplant und überwacht. Der
gut entwickelte Bereich der öffentlichen Dienstleistun-
gen fordert Südtirol heraus, im Rahmen der staatlichen
Möglichkeiten und der eigenen Autonomie den bereits
eingeschlagenen Weg weiterzugehen. TRANSPARENT
14 15WIR SIND NOCH
Grundlage für die soziale Nachhaltigkeit sind un- Wir können ein Land der Innovation sein und in die-
terschiedliche Maßnahmen, die Gleichberechtigung sem Sinne wird der Besuch von Museen, Bibliotheken,
und Chancengerechtigkeit ermöglichen. Dazu zählen Bildungseinrichtungen und Jugendzentren, die oft eine
unterstützende Einrichtungen der Vereinbarkeit von Synthese verschiedener Traditionen darstellen, eine
NICHT DORT, WO
Familie und Beruf und soziale Ausgleichsmaßnahmen, treibende Kraft sein. Gerade die Bibliotheken als „Orte
ebenso wie die Unterstützung bei der Realisierung des Wissens und der Begegnung“ sind in ganz Europa
von Wohnraum. Einen wichtigen Beitrag leistet zudem eine gemeinsame und wichtige Basis für die Verbrei-
das Bildungswesen, das durch die Einheitsmittelschu- tung der Agenda 2030.
NACHHALTIGKEIT
WIR SEIN WOLLEN, le der ganzen Bevölkerung einen einheitlichen Zugang
zur Bildung ermöglicht. Das Verständnis von Kinder-
garten und Schule als inklusive Einrichtung verstärkt
Ein wichtiges Element, das den Zusammenhalt in der
Gesellschaft stärkt, sind die vielfältigen zivilgesell-
ABER WIR
diese Wirkung. Die Positionierung der dualen Ausbil- schaftlichen Organisationen, von der Feuerwehr bis zu
ökologisch dung als gleichwertiges Bildungssystem, und nicht als den Sportvereinen. Sie sind für eine Gesellschaft un-
sozial Notlösung, runden dieses wichtige Element ab. Die erlässlich, und gerade Südtirol kann auf diese „Infra-
wirtschaftlich Herausforderungen an dieses System werden durch struktur“ zurecht stolz sein.
FANGEN NICHT DIE ANERKENNUNG
kulturell die gesellschaftlichen Veränderungen nicht kleiner, Sie leistet heute bereits
sondern sicher größer. Wir können aber mit Selbst- einen großen Dienst in der
bewusstsein von dieser Ausgangsbasis aus die Ent-
wicklung vorantreiben – an dieser Stelle ein ganz be-
Verbindung zwischen den
sozialen Gruppen und den
DES GELEISTETEN UND
BEI NULL AN DIE KREATIVE NUTZUNG
sonderer Dank an die Pädagoginnen und Pädagogen Sprachgruppen. Wir wer-
aller Stufen, von der Kleinkindbetreuung, den Kinder- den sie noch mehr brau-
gärten, über die Grund- und Mittelschulen bis hin zu
den Berufsschulen und den Oberschulen.
chen, damit sich auch neu
Zugezogene wirklich bei
DES BESTEHENDEN.
uns zuhause fühlen. Wenn uns das gelingt, gewinnt
Eine Strategie, die nicht auf Bestehendem aufbaut, ist Ein Beispiel für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit unsere Gesellschaft an Flexibilität und Innovativität, die
meist wenig erfolgreich. Viel Energie lässt sich sparen, ist die erfolgreiche Transformation Südtirols von einem wichtigsten Fähigkeiten, die wir in einer im ständigen
wenn Erfahrungen genutzt werden und die Ergebnisse Agrarland mit hohem Abwanderungssaldo zu einer Wandel befindlichen Welt brauchen.
oft langwieriger und schwieriger Kompromissfindung äußerst stabilen modernen Volkswirtschaft. Die Ent-
als Ausgangspunkt dienen. Das bedeutet nicht, dass wicklung von der Zimmervermietung zum Qualitäts- Es gibt noch viele weitere Einzelbeispiele unter den
alles Bestehende unkritisch übernommen werden soll, tourismus entstand autonom aus Südtiroler Wurzeln. drei bzw. vier Säulen der Nachhaltigkeit, und noch
mit der Gefahr, es überzubewerten; es bedeutet viel- In der Industrie waren die Ansiedlungen der siebziger genauer aufgeteilt auf die 17 SDG, die aufzeigen, was
mehr Anerkennung des Geleisteten und kreative Nut- Jahre ein wichtiger Impuls. Bald kamen lokale Ent- in unserem Land in die richtige Richtung weist. Aber
zung der bestehenden Dynamik. Erfolg ist kein Grund wicklungen dazu und heute hat Südtirol eine ansehn- auch, wo es projektinterne Zielkonflikte gibt. Mit der
zum Ausruhen, sondern verpflichtet, den eingeschla- liche Zahl von Leitbetrieben, die sich international oder Nachhaltigkeitsstrategie wollen wir beginnen, diese
genen Weg weiter zu beschreiten. Die Südtiroler Be- auch weltweit behaupten. Dazu gesellen sich zahlrei- systematisch und transparent aufzuzeigen. Auf der
völkerung hat in den letzten Jahrzehnten Grundlagen che kleinere Betriebe, die auf das gesamte Landesge- Webseite der Landesverwaltung zur Nachhaltigkeits-
geschaffen, die ein stabiles Fundament für die bevor- biet verteilt sind und das Gesamtbild optimal ergänzen. strategie (nachhaltigkeit.provinz.bz.it) werden diese in
stehenden Herausforderungen bilden. Hier können In allen Konjunkturkrisen seit 1980 hat die Südtiroler einer Datenbank übersichtlich dargestellt und immer
nicht alle Grundlagen aufgezählt werden, deshalb sol- Wirtschaft ihre Stabilität bewiesen. Und sie wird, wenn wieder aktualisiert.
len für jede Nachhaltigkeitssäule Soziales, Ökonomie sie sich entsprechend weiterentwickelt, auch in Zu-
und Ökologie (wobei die Kultur zu den drei klassischen kunft resilient sein.
Säulen dazu genommen wird) einige wenige, aber be-
sonders wichtige Aspekte erwähnt werden: Das vielleicht wichtigste kulturstiftende Element in
unserem Land ist das friedliche Zusammenleben dreier
Ähnlich wie die meisten entwickelten Volkswirtschaf- Sprachgruppen. Bei allen Problemen, die auch heute
ten hinterlässt auch Südtirol einen immer größeren noch gelegentlich spürbar sind, haben die Menschen
ökologischen Fußabdruck. Der hohe Anteil an er- und ihre Institutionen gelernt, Interessensgegensätze,
neuerbarer Energie ist hauptsächlich den vorhande- auch existentieller Art, friedlich und respektvoll zu lö-
nen natürlichen Ressourcen zu verdanken. Allerdings sen. Mit jedem Grad, um den die Konfliktträchtigkeit
wurden und werden diese erfolgreich und größtenteils gesunken ist, ist das Potential für einen bereichernden
umweltschonend genutzt. Diese Ergänzung durch Einblick in eine andere Kultur gestiegen. Ein Potential,
Fernheizwerke, Gasnetze, die auch Wasserstoff trans- das bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist.
portieren können, die thermische Sanierung von Ge-
bäuden sowie die Photovoltaik oder das frühe Engage- Für eine nachhaltige Entwicklung ist es nach wie vor
ment in der experimentellen Wasserstofftechnik hat so wesentlich, ein hohes Maß an kultureller Unterstützung
viel Know-how ins Land gebracht, dass die notwendi- für die Bevölkerung und die Familien aufrechtzuerhal-
gen Umwälzungen im Energiesektor nahtlos an diese ten, da der enge Zusammenhang zwischen Kultur und
Entwicklung anschließen können. Bei Maßnahmen, die Wohlergehen sowie zwischen Kultur und Gesundheit
den ökologischen Fußabdruck verbessern, sind nach mittlerweile als wissenschaftlich erwiesen gilt und das
Möglichkeit soziale Ausgleichsmaßnahmen vorzuse- Land Südtirol bei der empirischen und wissenschaft-
hen, vor allem dann, wenn Mehrkosten für Familien lichen Umsetzung dieser Erkenntnis schon früh eine
sowie Bürgerinnen und Bürger anfallen. Vorreiterrolle eingenommen hat.
16 17MESSEN,
Monitoring nachhaltige Entwicklung Südtirol
Stand Juli 2021 Kompetenzzentrum
Nachhaltige Finanzen
Stellungnahmen
EVALUIEREN,
13 Messungen Statistisches
Langfristige Veränderung Monitoring Allianz der Lehre und
Indikatoren Bericht Forschung für eine nachhaltige
Entwicklung Südtirols
ANPASSEN
6 Messungen Forschungsergebnisse
Langfristige Veränderung
Interne
Arbeitsgruppe für
34 Messungen Nachhaltigkeit
BürgerInnen,
Langfristige Veränderung Referent für
Eine Strategie muss immer messbar sein und fortlau- Sektoren, interne
fend evaluiert werden. Die Vereinten Nationen haben Experten Nachhaltigkeit
dafür zu jedem der 17 Ziele einen oder mehrere Indi- 42 Messungen Diskussionsberichte Nachhaltigkeits-
katoren vorgeschlagen. Ausgehend von diesen Vor- Langfristige Veränderung Beauftragte
schlägen hat das ASTAT in enger Anlehnung an das aller Ressorts
ISTAT ein Set von Messgrößen identifiziert, die ent-
sprechenden Werte für Südtirol ausgewiesen und auf 13 Messungen
Langfristige Veränderung Rat der
der Webseite astat.provinz.bz.it/barometro/upload/sdg/ Pa Gemeinden
html/de/index.html veröffentlicht. Diese Messgrößen r tiz Stellungnahmen
orientieren sich an der Intention der Indikatoren und ip
8 Messungen at berichtet
bilden diese, wie vom ASTAT ausdrücklich und trans- io
Langfristige Veränderung n
parent ausgewiesen, mehr oder minder genau ab. Das
Monitoring weist auch die entsprechenden Werte für
Italien sowie die längerfristige Entwicklung für Südtirol 6 Messungen
aus. Durch die Möglichkeit, die Daten auch herunter- Langfristige Veränderung
zuladen, können sich Interessierte mit der Struktur Landes
dieser Werte auseinandersetzen. Das Monitoring dient regierung
der Beobachtung der Umsetzung der Nachhaltigkeits- 35 Messungen
strategie, die sich mit jedem Umsetzungsschritt weiter- Langfristige Veränderung
entwickelt. Derzeit beschränkt sich das Monitoring ab-
sichtlich auf Daten, die auch auf staatlicher Ebene und Landeshauptmann
14 Messungen
lokal verfügbar sind und verwendet werden. Damit soll Langfristige Veränderung
die Vergleichbarkeit gewährleistet sein und die Versu- Landesrat Landesrat Landesrat Landesrätin Landesrätin Landesrat Landesrat Landesrat
chung unterbunden werden „passende Messwerte“ zu
definieren. Unterhalb dieser Ebene werden dann wei- 10 Messungen
tere Messindikatoren festgelegt, die aus bestehenden Langfristige Veränderung
Datenbeständen in Südtirol gewonnen werden können
oder die so wichtig scheinen, dass sie langfristig und
periodisch neu erhoben werden sollen. Viele dieser 21 Messungen
Größen werden heute in den relevanten Planungsdoku- Langfristige Veränderung Zahlen und Indikatoren haben nur dann einen Sinn, Weitere notwendige Schritte:
menten bereits erwähnt und als Handlungsgrundlage wenn sie analysiert und diskutiert werden, wenn effek- - Organisation des entsprechenden Reporting
von Politik und Verwaltung verwendet. Die Einbindung 10 Messungen tiv Schlussfolgerungen daraus gezogen und die not- - Jährliche Fortschrittskontrolle quantitativer und
dieser etablierten Kennwerte bildet gleichzeitig die Ba- Langfristige Veränderung wendigen Maßnahmen getroffen werden. Nur so ist ein qualitativer Art
sis für die Vernetzung der verschiedenen Planungsdo- evolutorischer Lernprozess möglich, der für den Erfolg - Diskussion der Ergebnisse und Anpassung der
kumente und Programme mit der Querschnittsaufgabe der Strategie notwendig ist. Daher werden die gewon- Strategien. Gegebenenfalls werden auch die
Nachhaltige Entwicklung. 6 Messungen nenen Daten in den im folgenden skizzierten Rückkop- Rahmenbedingungen (in erster Linie die recht-
Langfristige Veränderung pelungskreislauf eingespeist. lichen Rahmenbedingungen) angepasst.
Die synthetische Darstellung der von den Indikatoren Dabei werden die verschiedenen Ziele der Landes- Schrittweise entwickelt sich dadurch ein System, das in
gemessenen Veränderung erfolgt durch die Berech- 5 Messungen regierung und der damit zusammenhängenden der Lage ist, innovativ und flexibel, aber auch effizient
nung ihrer Variationen im langfristigen Bezugszeitraum Langfristige Veränderung Maßnahmen mit folgenden Akteuren kontinuier- und konkret die immateriellen Ressourcen Südtirols für
(durch die Zeitreihe längst möglicher Zeitraum) lich diskutiert und reflektiert: die Gestaltung des Landes im Sinne eines nachhaltigen
20 Messungen - Den Ressorts der Landesverwaltung und ande- Gemeinwesens zu nutzen.
Starke Verbesserung Langfristige Veränderung ren Organen der öffentlichen Verwaltungen und
Leichte Verbesserung landesnahen Einrichtungen.
Stabil - Den Interessensvertretungen aus dem Sozialbe-
Leichte Verschlechterung 4 Messungen reich, der Wirtschaft, der Umwelt und der Kultur.
Starke Verschlechterung Langfristige Veränderung - Den Akteuren des wissenschaftlichen Bereichs.
Berechnung der Veränderung nicht möglich - Den Bürgerinnen und Bürgern.
18 19BETEILIGUNG DER
Ziel ist es, die bestehenden Dialogprozesse der siert, etwa im ökonomischen, ökologischen, sozialen
einzelnen Ressorts zu unterstützen und zu ergän- oder kulturellen Bereich. Weit über 50 unterschiedlich
zen, und nicht, sie zu ersetzen. Der partizipative große Interessensgruppierungen sind in Südtirol aktiv.
Prozess für die Themen der Nachhaltigkeitsstrategie In diesem Moment des Partizipationsprozesses wird
GESELLSCHAFT
wird mit Start 2022 jährlich demselben Rhythmus die Meinung dieser organisierten Öffentlichkeit zu be-
folgen. Dabei werden verschiedene Elemente der stimmten Fragen eingeholt, im Rahmen eines mode-
Partizipation miteinander verknüpft und ergänzen rierten Prozesses.
sich gegenseitig. Im Herbst 2021 wird zusätzlich eine
Menschen möchten über die Entscheidungen infor-
Sensibilisierungskampagne für die Nachhaltigkeits-
strategie mit partizipativen Workshops den Gesamt- EINBEZIEHUNG DER NICHT-
miert sein, die sie betreffen. Oder mehr noch - sie wol-
len bei Entwicklungen mitreden, sich aktiv in aktuelle
prozess einleiten. Nach einem klaren Ablauf sind dann
über das Jahr verteilt weitere Module geplant, die sich ORGANISIERTEN ÖFFENTLICHKEIT
Projekte einbringen und wenn möglich auch mitent- gegenseitig ergänzen: Die Webseite zur Nachhaltigkeitsstrategie hat einen
scheiden. All das ist mit Beteiligung, mit Partizipation, eigenen Bereich, wo alle ihre Meinung zu den diver-
gemeint. Beteiligung ist ein Grundprinzip der Demo- sen Themen der Nachhaltigkeit kundtun können, in
kratie. Auch die Teilnahme an Wahlen, an Volksabstim- ausgewählten Zeitfenstern. Dies gilt für alle, also auch
mungen und Volksbefragungen und die Unterstützung für Gruppierungen, die nicht oder nur informell orga-
von Volksbegehren sind Formen der Beteiligung. organisierte Öffentlichkeit nisiert sind. Weiters wird aktuell an Konzepten ge-
arbeitet, die einen kontinuierlichen Dialog zur Nach-
Die Öffentlichkeit bei Entscheidungen miteinzubezie- haltigkeit über das Jahr hinweg mit allen Bürgerinnen
hen, die sie betrifft, ist eine wichtige Voraussetzung und Bürgern ermöglichen.
für eine zukunftsfähige Entwicklung, sie ist Kernele- Sozialorganisationen
Umweltorganisationen
ment eines modernen Politikverständnisses. Um die
Zukunft gemeinsam zu gestalten, bedarf es der Mit- Wirtschaftsorganisationen BEFRAGUNG
Gewerkschaftsorganisationen
wirkung aller gesellschaftlichen Kräfte - der Bürgerin-
nen und Bürger, der Vertreterinnen und Vertreter aus Kulturvereinigungen INTERNER FACHLEUTE
der Wirtschaft und dem Bereich der NGO‘s, ebenso Kirche Auch die Expertinnen und Experten der Landesver-
wie der Politik und der Verwaltung. Entscheidend waltung sorgen kontinuierlich dafür, die Fragestel-
ist dabei die Balance: Nur ein Ausgleich der vielfäl- lungen aus ihrer Sicht einzuordnen, zu bewerten und
tigen Interessen und Ansprüche kann langfristig zu insbesondere auch, mit bestehenden normativen Vor-
einer gesunden und lebenswerten Umwelt führen, zu gaben abzugleichen.
wirtschaftlichem Erfolg, Wohlstand und gesellschaft- Bürgerinnen und Bürger
Zivilgesellschaft
lichem Zusammenhalt.
EINBINDUNG
Nutzen und Grenzen
der Öffentlichkeitsbeteiligung DER WISSENSCHAFT
Beteiligungsprozesse können für alle Interessierten Welche Wissenschaft braucht eine Gesellschaft, die
von großem Nutzen sein. Sie sind aber bei weitem kei- sich eine nachhaltige Entwicklung zum Ziel setzt?
ne Wundermittel. Falsch eingesetzt oder falsch kom- nicht organisierte Öffentlichkeit Welche Forschung ist in den nächsten 10, 20, 30 Jah-
muniziert führen sie zu Missverständnissen, falschen ren notwendig, um den Wandel zu einer gerechten
Erwartungshaltungen, Frustration oder Populismus Welt zu schaffen? Welche Art und Weise der Wis-
und am Ende zu Politikverdrossenheit, verbunden mit sensvermittlung eignet sich hierfür am besten? Die
dem Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Gesellschaft, die Politik, die Wirtschaft - alle Akteure
Partizipationsprozess im Rahmen
PANELERHEBUNG brauchen wissenschaftlich fundierte, verständlich auf-
bereitete Ergebnisse, um Entscheidungen zu treffen.
der Nachhaltigkeitsstrategie
Die Südtiroler Landesregierung hat es sich zum Ziel
„SO DENKT SÜDTIROL“ Bei der Entwicklung von Pfaden und Strategien für
jede Transformation, jede Umsetzung, jedes Monito-
gesetzt, die Menschen in unserem Land auf dem Weg Um ein laufendes Bild der Südtiroler Gesellschaft zu ring, klaffen immer wieder mehr oder weniger große
in eine nachhaltige Entwicklung mitzunehmen. Dafür erhalten, wird unter der Leitung des ASTAT ein Kon- Wissenslücken. Die Wissenschaft muss durch eige-
werden die unterschiedlichsten Gruppierungen auf zept für eine Panelerhebung entwickelt, die Einstellun- ne Forschung aber auch durch die Vermittlung der
vielfältige Art und Weise einbezogen. Ein Partizipa- gen zur Nachhaltigkeit und Verhaltensmuster, die für Ergebnisse der internationalen Forschungsgemein-
tionsmix wird angewandt, um die „nicht organisierte die Nachhaltigkeitsstrategie bedeutend sind, regelmä- schaft dazu beitragen, diese Lücken zu schließen.
Öffentlichkeit“, sprich den Bürger, die Bürgerin, ge- ßig abfragt. Dadurch soll die Nachhaltigkeitsstrategie Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung erfordert
nauso mitzunehmen wie die „organisierte Öffentlich- faktenbasiert sein und wissenschaftlich fundiert. in der Regel inter- bzw. transdisziplinäres Arbeiten.
keit“, also die Verbände und die anderen organisierten „Raus aus den Silos!“ lautet ein oft zitierter Spruch
Interessensvertretungen des Landes.
EINBEZIEHUNG DER von Akteurinnen und Akteuren der diversen Wissen-
schaftsdisziplinen. Zur Unterstützung der Nachhaltig-
ORGANISIERTEN ÖFFENTLICHKEIT keitsstrategie der Südtiroler Landesregierung soll dies
von einer neu zu gründenden „Allianz für Lehre und
Viele Südtirolerinnen und Südtiroler sind in Verbän- Forschung für eine nachhaltige Entwicklung Südtirols“
den mit einer teils sehr großen Mitgliederzahl organi- begleitet werden.
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