Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend

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Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Unabhängig und auf Augenhöhe_Nr. 01_09.2013

Wirtschaftlich
stark: Die Betriebe   Wegweisend                                 Bewegt
des SPJWH Linz
                      Das SPJWH erhält eine                      Die SPJWH Linz
                      Intensivgruppe                             Sport-Woche
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Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

WIRTSCHAFT

Überzeugender Erfolg der SPJWH-Werkstätten
beim Ostermarkt im LDZ
                                         Heuer nahm das SPJWH mit seinen Werkstätten erstmals am Ostermarkt im LDZ teil. Die
                                         vielfältigen Arbeiten der Jugendlichen aus unserer Bäckerei, Konditorei, Schlosserei und
                                         Tischlerei fanden großen Anklang.

    Seit einigen Jahren findet im        Frau zu bringen. Schließlich war        Sessel. Die Schlosserei zeigte ihre    chend haben sich bereits Folge-Auf-
Landes Dienstleistungszentrum            auch noch die Tischlerei am Oster-      Zukunfts- bzw. Metallfiguren, und      träge aus diesen positiven Kontak-
(LDZ, Linz), ein Ostermarkt statt.       markt mit dabei. „Durch Veranstal-      die Malerei verschiedene Bilder, die   ten ergeben.
Teilnehmer sind Organisationen           tungen wie diese“, so Werkstattleiter   selbst hergestellt worden waren. Mit
aus verschiedensten Bereichen, die       Dipl.Ing. Schwärzler, „kann einer       äußerst positivem Echo, wie Maler-         Top 2: Der Bäckerlehrling Georg
gewönlich in der Osterwoche ihre         größeren Öffentlichkeit verdeutlicht    meister Steindl zu berichten weiß:     Kreuzer, seit Juli 2009 im SPJWH
Erzeugnisse präsentieren. Da laut        werden, was im SPJWH Linz und           „Es besuchten derart viele Personen    tätig, konnte im Jahr 2012 den ober-
Angaben der Organisation an den          in seinen Werkstätten alles geleistet   die Ausstellung, dass kaum noch        österreichischen Lehrlingswettbe-
Markttagen neben den Mitarbeiten im      wird“.                                  Platz in den Gängen war“. Dabei        werb für sich entscheiden; bald dar-
LDZ auch noch sehr viele Mitarbeiter          Der Verkauf der Produkte wur-      merkte ein Besucher etwa an, dass      aufhin erreichte er im Rahmen des
des Landes Oberösterreich gustieren      de im Übrigen von und mit den Ju-       seine eigenen vier Wände dringend      Bundeslehrlingswettbewerbs       de-
kommen, hat sich die Veranstaltung       gendlichen der Werkstätten gestal-      einen fachmännischen Anstrich          nausgezeichneten 3. Gesamtplatz.
als einer der Fixpunkte der Linzer       tet. Wodurch diese den Erfolg ihrer     benötigen würden. Dementspre-
Vor-Osterzeit etabliert. Um so erfreu-   eigener Arbeit hautnah miterleben
licher ist die Tatsache zu bewerten,     konnten.
dass die heurige erstmalige Teilnah-
me der Werkstätten des SPJWH Linz        Weitere SPJWH-Erfolge
am LDZ Ostermarkt ein voller Er-             Erfolgsgeschichten wie jene vom
folg war: Sowohl Konditorei als auch     LDZ Ostermarkt rücken ins Blickfeld,
Bäckerei konnten ihr gesamtes            für das was nur allzu oft übersehen

Oster-Sortiment verkaufen; sogar         wird. Nämlich wieviel Anerkennung
Schlosserei wie Tischlerei mussten       dem SPJWH und seinen Jugendli-
Sonderschichten einlegen, um der         chen entgegengebracht wird. Und
Nachfrage gerecht zu werden.             welche „Top-Performances“ von den
                                         HeimbewohnerInnen im regionalen
Gefragte Handwerkskunst                  wie überregionalen Bereich immer
    Konkret waren es im Falle der        wieder für Aufmerksamkeit sorgen:
Schlosserei kleine, aus Stein und
Metall gemachte Vögel, die für gro-          Top 1: Schon im vergangen
ße Begeisterung sorgten.                 Herbst konnten sich die Mitarbeiter
    Ähnlich erfolgreich war die Bä-      des LDZ von den Fertigkeiten der
ckerei mit ihren Osterstriezlen, Os-     SPJWH-Jugendlichen überzeugen.
terlämmern und mit ihrem Brioche-        Denn im so genannten „Hauserhof“,
Gebäck, von dem nichts mehr für          also in dem an das LDZ anschlie-
den Rücktransport übrig blieb.           ßenden Gebäude, fand eine Ausstel-                                             Das alles macht deutlich, dass das
                                         lung der Werkstätten des SPJWH                                                 SPJWH Linz mit seinen Werkstätten
    Nicht anders auch die Ergebnis-      statt. Das SPJWH war dort durch die                                            nicht nur einen Ausbildungs-Auftrag
se der Konditorei, neben der Bäcke-      Malerei, Schlosserei und Tischlerei                                            realisiert, sondern auch eine starke
rei die zweite „Genuss-Werkstatt“        mit ihren Werken vertreten. Die                                                realwirtschaftliche Anbindung hat.
des SPJWHs, die am Ende der Fas-         Tischlerei beispielsweise präsen-                                              Deren Potenziale noch keineswegs
tenzeit keine Mühe hatte, ihre Köst-     tierte Holzskulpturen, Holzschalen,                                            voll ausgeschöpft sind.
lichkeiten an den Mann bzw. an die       Kochlöffel, Boomerangs, Bilder und                                                               (MS, Redaktionsteam)

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Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

Chronik                                                                                                                                     EDITORIAL

                                                                                                                                            Die /S/Chanze,
                                                                                                                                            unser neues
                                                                                                                                            Medium nach
                                                                                                                                            Innen wie nach
                                                                                                                                            Außen
                                                                                                                                            Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                                                            liebe Kolleginnen und Kollegen!

                                                                                                                                            Es freut mich sehr, Ihnen die erste Ausgabe der /S/Chanze
                                                                                                                                            präsentieren zu dürfen, unseres neuen Mediums der Haus-
                                                                                                                                            Kommunikation. Ein solches zu etablieren erscheint uns
                                                                                                                                            wichtig, weil es für nicht wenige Menschen wohl nicht im-
                                                                                                                                            mer ganz erkennbar ist, was in einem Haus wie dem SPJWH
                                                                                                                                            eigentlich passiert: Was wird hier getan und geleistet?,
                                                                                                                                            Was sind die Aufgaben und Probleme in einer solchen Ein-
                                                                                                                                            richtung?, Wie geht es den MitarbeiterInnen, aber auch den
                                                                                                                                            Jugendlichen, die hier leben und arbeiten?

Nach der Personalkrise 2012:                                                                                                                Darüber will unsere Zeitung zukünftig 2 bis 3 Mal pro Jahr
                                                                                                                                            berichten. Und zwar in Form von Nachrichten, Reportagen,

Ein Haus der „neuen Gesichter“                                                                                                              Interviews und Bildstrecken, die Erfolge, aber auch Krisen
                                                                                                                                            thematisieren. Und so zur Diskussion anregen sollen -
                                                                                                                                            durchaus auch nach innen. Denn, dass ein sozialpädagogi-
                                                                                                                                            sches Jugendwohnheim viele Fragen und Probleme aufwirft,
    Selten war die MitarbeiterInnen-Fluktuation                       auch die Jugendlichen, deren Probleme - einer im-
                                                                                                                                            liegt auf der Hand. Viele davon lassen sich nur lösen, wenn
im SPJWH Linz so groß wie im vergangenen Jahr:                        mer komplexeren Gesellschaft entsprechend - viel-
                                                                                                                                            sich alle Beteiligten einbringen; nämlich gut informiert auf
Nicht weniger als 30 % der Betreuerinnen und Be-                      schichtiger und betreuungsintensiver werden.
                                                                                                                                            einer praktischen Ebene der Zusammenarbeit, auf der sie
treuer verließen das Haus; einige von ihnen nach                                                                                            dort ihre Erfahrungen, Ideen und Lösungsvorschläge ein-
mehr als einem Jahrzehnt, das sie im Heim als Pä-                         Die Personal-Entwicklung, die damit in Gang                       bringen, wo sie gerade gebraucht werden.
dagogInnen oder in der Verwaltung verbracht hat-                      kam, dürfte das Haus bereits mittelfristig tiefgrei-
ten. Mittlerweile scheint die Krise, die aus diesen                   fend verändern: Ein junges Team ist gerade am                         Dieser „doppelten Logik“ - Information nach außen, aber
massiven Abgängen resultierte, gemeistert:                            Entstehen, das von der - nicht immer einfachen -                      auch „Anregung“ nach innen - ist schon die erste Ausgabe
                                                                      Geschichte des Hauses unbelastet (aber nicht un-                      der /S/Chanze verpflichtet: Die Titel-Story etwa zeigt auf,
   Viele neue Gesichter sind im SPJWH zu sehen.                       berührt) das SPJWH zu entdecken und in Besitz zu                      wie sich die Werkstätten des Hauses nicht nur als Ausbil-
Wobei besonders auffällig ist, dass sich das Haus                     nehmen beginnt.                                                       dungsstätten, sondern auch als Produktionsbetriebe bewäh-
deutlich verjüngt und „verweiblicht“ hat.                                                                                                   ren - ein Faktum, das von Nicht-Kennern von Einrichtungen
                                                                          Die vielen jüngeren Mitarbeiter bringen auch                      dieser Art wohl des öfteren übersehen wird. Die
    Jose Gonzales, Sozialpädagogischer Werkstät-                      eine neue Dynamik in die Gemeinschaft und                             Überlegungen zur adäquaten Nutzung von Medien, wie sie
                                                                                                                                            auf Seite 6 zu finden sind, richten sich hingegen primär
ten Assistent denkt noch an den Sommer des Vor-                       frische Wege der Auseinandersetzung ein. Den
                                                                                                                                            nach innen (aber freilich nicht nur), weil immer wieder die
jahres zurück, in dem als er mehrere Wochenen-                        Konflikt zu stehen und die Regeln einzuhalten,
                                                                                                                                            schwierige Frage auftaucht, welche Mediennutzung heute
den lang als Pädagoge allein gleich zwei Gruppen                      dafür stehen die auch die Neuen.
                                                                                                                                            Jugendlichen zu vermitteln ist. Doch dazu ist es einmal für
betreut hat.: „Dies ging nur unter der Vorausset-
                                                                                                                                            die Erwachsenen notwendig, zu verstehen, was die so
zung der vielen hilfsbereiten Kollegen auch aus                            Vollständig ist die Belegschaft des Hauses da-                   genannten „neuen Medien“ eigentlich sind, wollen und
den Werkstätten und der Tagesstruktur und ganz                        mit aber noch nicht. In den Gruppen fehlen leider                     können - was nicht immer ganz einfach ist. Der kleine Essay
wichtig aufgrund der positiven Stimmung der Ju-                       immer noch PädagogInen. In der Saphir, der dis-                       „Wir schreiben einander“ soll dazu einen Beitrag leisten.
gendlichen.“, erinnert sich Gonzales an diese Zeit,                   lozierten Wohngruppe des SPJWHs in Traun, ist                         Eine Freude nach innen wie nach außen ist es schließlich zu
die für ihn „zu den .Herausforderungen des Jobs                       auch noch eine feine Stelle zu besetzen. Dennoch                      vermitteln, was Jugendliche aus diesem Haus mit Sprache
gehören“. Zudem war es beeindruckend gewesen,                         ist die Situation nicht mit der des Vorjahres zu ver-                 oder auch anderen künstlerischen Mitteln zu leisten im
wie die verbliebene Belegschaft zusammengehal-                        gleichen; im Gegenteil: Eine Art „Aufbruchsstim-                      Stande sind; die Seite 11 gibt davon einen Eindruck.
ten hat. Ganz selbstverständlich sei es gewesen,                      mung“ ist im Haus zu verzeichnen, die wohl
füreinander einzuspringen; über die Grenzen von                       auch mit dem neuen Altersdurchschnitt im Haus                         So gesehen ist im SPJWH Linz also vieles möglich und
Gruppen, Tagesstruktur und Werkstätten hinweg.                        zu tun hat. Dieser ist von um etliche Jahre abge-                     vielleicht sogar noch mehr bereits Wirklichkeit. Worauf auch
Und unter Leistung nicht weniger Überstunden.                         sunken.                                                               der Titel unseres neuen Mediums verweist, der ein Wort-
                                                                                                                                            spiel aus „Schanze“ und „Chance“ darstellt; ist das Haus
                                                                                                                                            doch für viele Jugendliche beides.
    Die Ursachen für die Personalkrise von 2012                           Ergänzt wird dieses Bild eines „neuen SPJWH“
sind dabei vielfältig. In der Regel wird der hohe                     noch dadurch, dass der weibliche Anteil der Mit-
                                                                                                                                            Ansonsten bleibt mir nur, Ihnen viel Spaß bei der Lektüre
Druck im Heim als Ursache dafür betrachtet, wes-                      arbeiterinnen nun bei und 55 Prozent liegt. Was
                                                                                                                                            unserer Ausgabe Nr. 1 zu wünschen - und mich beim Redak-
halb in den Teams und Gruppen Langzeit-Mit-                           nicht nur ein Novum im Haus ist, sondern wohl ei-                     tionsteam für die viele Arbeit zu bedanken, die dieses in
arbeiterInnen immer seltener werden: Gehäufte                         nen Trend im Gesamtbereich der Jugendwohlfahrt                        die Realisierung unserer Zeitung investiert hat. DANKE!
Nachtdienste in Folge von Krankenständen oder                         widerspiegelt, nämlich den der „Verweiblichung“                       Falls es Sie interessiert, wer diesem Team alles angehört,
Personalabgängen zehren ebenso an den Kräften                         dieses Feldes. Was vielleicht, nach der „Personal-                    das großen Wert darauf legt, als eine „Arbeitsgruppe“
der Betreuer und Betreuerinnen wie ein steigen-                       Krise“ des SPJWH, die große Herausforderung für                       aufzutreten, lege ich Ihnen einen Blick auf das Impressum
der Verwaltungsaufwand. Und natürlich sind da                         2013 und darüber hinaus darstellen wird.                              nahe; dort sind die einzelnen Namen aufgelistet.
                                                                                                            (MS, LH, Redaktionsteam)
                                                                                                                                            Bis zum nächsten Mal,
                                                                                                                                            Ihr Josef M. Trimmel
IMPRESSUM: Die /S/Chanze ist das nach außen wie nach innen gerichtete Medium der Kommunikation und Diskussion des SPJWH Linz.
Für den Inhalt verantwortlich: SPJWH Linz/Redaktionsteam: Jose Gonzales (JG), Markus Schiller (MS), Leopold Haider (LH), Damira Dedic
(DD), Karin Lugmair-Pilsl (KP), Christian Eigner (CE); Lektorat: Tanja Grassmugg. Adresse: Bäckermühlweg 39, 4030 Linz, Tel.: +43 732 380
6510, eMail: spjwh-linz.post@ooe.gv.at. Die /S/Chanze wurde im Rahmen der Hausklausur 2013 gegründet; Gründungsmitglieder: Jose Gonza-
lez, Damira Dedić‚ Richard Muehlbachler‚ Gerhard Kaeferboeck‚ Karin.Lugmair-Pilsl‚ Leopold Haider‚ Markus Schiller‚ Karin Randolf‚ Peter
Hemmelmayr‚ Gerhard Schwaerzler, Christian Eigner
                                                                                                                                                                                             3
Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

Ausblick und Aktuelles

Alle für eine/n!
Das SPJWH Linz soll eine so genannte „Intensivgruppe“ be-
kommen. Doch deren Errichtung stagniert aufgrund fachli-
cher Grundlagen-Diskussionen.

                                  Bereits der Name klingt nach        der Clou dieser neuen Einheit des        schweren Störungen nutzen diese
                              einer Herausforderung: „Intensiv-       Hauses sein: Verschiedene Entwick-       Parallel-Angebote dann für sich, so-
                              gruppe“ soll eine neue Einheit des      lungs-Kontexte für die Jugendlichen      zusagen für die Bestätigung ihrer
                              SPJWH Linz heißen, die, wenn alles      operieren nicht parallel und neben-      Emotions- und Verhaltensmuster“,
                              klappt, ab Ende 2014 oder mit Be-       einander, sondern agieren insofern       wie Trimmel darstellt, entwickeln
                              ginn des Jahres 2015 errichtet, res-    als eine Einheit, als man sich als ein   sich aber nicht weiter. Und um Ju-
                              pektive etabliert werden soll.          großes Team betrachtet, das sich         gendliche mit schweren Störungen
                                                                      über seine Schützlinge austauscht.       soll es in der „Intensivgruppe“ ja ge-
                                                                      „Die LehrerInnen machen also             hen; konkret um männliche Pflicht-
                                                                      in gewissem Sinn dort weiter, wo         schüler, die sich im 10. Lebensjahr
                                                                      das Betreuungspersonal aufgehört         und in der 5ten Schulstufe befinden;
                                                                      hat“. Womit Trimmel meint, dass          zumindest vorerst: Eine Weiter-
                                                                      beispielsweise ein Jugendlicher,         entwicklung des Konzepts hin zu
                                                                      der gerade wieder einer stärkeren        einer bzw. weiteren Gruppe/n, die
                                                                      Fremdregulierung bedarf, diese so-       sich u.a. der Altersklasse „15+“ wid-
                                                                      wohl von seinen BetreuerInnen wie        men wird, wäre Trimmels großes
                                                                      auch von seinen schulischen Erzie-       Wunschziel.
                                                                      herInnen erfahren wird - einfach,
                                                                      weil sich diese abgesprochen haben.          Allerdings gilt es vorerst einmal
                                                                                                               die erste Gruppe mit den Zehnjähri-
                                                                          Das ist eine nahe liegende, aber     gen zu realisieren. Was gar nicht so
                                                                      doch neue Vorgehensweise - die           einfach ist, weil es gewissermaßen
                                                                      gleichsam „noch neuer“ wird, wenn        politische Bedenken gibt. Die gelten
                                                                      das aufgeht, was sich Josef M. Trim-     dabei nicht den Umbaukosten, die
                                                                      mel für die an der „Intensivgrup-        bei rund 800.000 EURO liegen und
                                                                      pe“ beteiligten TherapeutInnen           bereits seit geraumer Zeit gesichert
                                                                      vorstellt: Nicht nur sollen zwei fixe    sind. Das Problem sind vielmehr
                                                                      TherapeutInnen in der Gruppe wie         die grundsätzlichen Zweifel, die
                                                                      BetreuerInnen angestellt sein und        es heute an Institutionen wie dem
                                                                      arbeiten; auch von ihnen wird gefor-     SPJWH generell gibt. „Immer wie-
                                                                      dert sein, sich in dieses System des     der“, führt Josef M. Trimmel aus,
                                                                      Austausches einzubringen. Was den        „wird die Frage gestellt, ob solche
                                  Und eine Herausforderung wird       beteiligten TherapeutInnen einen         Häuser noch ökonomisch geführt
                              diese Gruppe in der Tat sein, wie       feinen Grenzgang zwischen Wah-           werden können“. Und zwar genau
                              Josef M. Trimmel, Leiter des Hau-       rung des Therapiegeheimnisses und        dann, wenn sie sich in die Richtung
                              ses, ausführt: „Es geht um nicht        kontextübergreifender Kooperation
                              mehr und nicht weniger als um die       zwecks Förderung der Entwicklung
                              Realisierung eines Konzepts, das        des anvertrauten Jugendlichen ab-
                              es aktuell in Österreich noch nicht     verlangen wird.
                              gibt“, erklärt er im Gespräch mit der
                              S/Chanze, „nämlich um eine Grup-            Wo eine solche systemische Stra-
                              pe, in der gleichsam die gesamte        tegie des „Alle für einen!“ bislang
                              jugendliche Entwicklung betreut         verfolgt wurde, hat sie sich durch-
                              wird“.                                  aus bewährt, wie etwa im „Verein
                                                                      für psychoanalytische Sozialarbeit“,
                                  Sprich: In der „Intensivgruppe“     der laut Trimmel in Rottenburg an
                              werden Jugendliche nicht nur sozi-      der Neckar beheimatet ist. Dort geht
                              alpädagogisch, sondern auch lern-       man diesen Weg der „Zusammen-
                              pädagogisch wie auch therapeutisch      schau“; u.a. deshalb, weil man ge-
                              gefördert. „Nicht zuletzt deshalb“,     lernt hat, dass der gängige Weg der
                              so Trimmel weiter, „wurde bereits       „Aufsplitterung“ (der Jugendliche
                              vor einigen Jahren die SPJWH-eige-      kann und soll in verschiedenen pa-
                              ne Schule wieder ins Leben gerufen,     rallelen Entwicklungskontexten zu-
                              damit eine enge Kooperation zwi-        gleich präsent sein) bei Jugendlichen
                              schen BetreuerInnen und LehrerIn-       mit schweren Störungen am Ende
                              nen möglich wird“. Denn das sollte      eine Sackgasse ist: „Jugendliche mit

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Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

                                                                                  Ausblick und Aktuelles

                                                                                                                                   Porträts

                                                                                  Mein Name ist Birgit Aschenberger; ich
                                                                                  bin seit Jänner 2013 Sozialpädagogin in
                                                                                  der Gruppe 1 des SPJWH Linz. Neben
                                                                                  dem Erziehungswissenschaftsstudium
                                                                                  in Salzburg war ich in verschiedenen
                                                                                  pädagogischen Bereichen tätig; z.B. in
                                                                                  der mobilen Spielplatzanimation, in         Bettina Schinninger, Geburtsdatum: 8.4.84,
                                                                                  internationalen friedenspädagogischen       Familienstand: in Lebensgemeinschaft,
weiter entwickeln, die u.a. von der     Womit keine Unterwerfung unter            Projekten des Vereines CISV, in einem       Geschwister: 2 jüngere Brüder, Wohn-
Menschenrechtskommission,        die    den gesellschaftlichen Status quo         Jugendzentrum usw. Ich reise sehr gerne     ort: Linz, Im SPJWH seit: November 2012
sich seit geraumer Zeit mit Häusern     gemeint ist, aber die Kompetenz, die      und bin ein großer Island-Fan. Leben        in Gruppe 1, Schulkarriere: Borg Perg,
                                                                                  kann ich nicht ohne - Schokolade, Musik     Fachhochschule für Sozialarbeit, Master-
wie dem SPJWH auseinandersetzt,         eigene Freiheit in den Grenzen der
                                                                                  und Bücher!                                 studium Politische Bildung, Arbeitskarriere:
vorgeschlagen wird. Zur Steigerung      Freiheit der anderen realisieren zu
                                                                                                                              Kinderfreunde OÖ, Flüchtlingswohnheim
der Qualität begrüßt diese ja Schrit-   können. Um das zu lernen bedarf es
                                                                                                                              SOS Menschenrechte, Referentin für Men-
te wie die Etablierung einer Inten-     mehr als nur eines betreuten Woh-                                                     schenrechtsworkshops und Ausbildungen
sivgruppe, öffnet damit aber auch       nens oder dergleichen, in dessen                                                      von ehrenamtlichen Kinder- und Jugend-
einer Kostensteigerung in der stati-    Rahmen Jugendliche auf sich allein                                                    gruppenleiterInnen
onären Jugendarbeit das Tor.            gestellt sind, aber stundenweise von                                                  Hobbies: Kinderfreunde Gruppe in der
                                                                                                                              Schiffswerft, Lesen, Schwimmen, Handar-
                                        SozialpädagogInnen         unterstützt
                                                                                                                              beiten, Zelten
    Denn wenn - wie für die Inten-      werden: Solche Strukturen fördern
sivgruppe des SPJWHs angedacht -        nur allzu schnell die Illusion einer
6 Jugendliche von 8 BetreuerInnen       „Privatheit“, in der der andere nur       Ich heiße Matthias Brandl, bin 26 Jahre
(inkl. Leitung und TherapeutInnen)      mehr - gleich einer Fernseh-Figur         jung, komme ursprünglich aus Geinberg
                                                                                  im Innviertel und wohne seit April 2012
und einer HaushälterIn begleitet        - als Imagination und Phantasie
                                                                                  in Linz. Berufliche Erfahrungen sammel-
werden, lässt das den Kosten-Tag-       vorkommt. In Strukturen dieser Art
                                                                                  te ich als gelernter Produktionstechniker
satz pro Jugendlichen auf über 200      kollabiert dann die Idee der Freiheit     in handwerklichen Betrieben wie Ski
EURO klettern und damit eine Art        rasch zum narzisstischen Phan-            Fischer, Wiesner&Hager sowie Facc.
„magische Grenzen“ durchbrechen,        tasma der „Ich bin ich“-Mentalität,       Als Sozialpädagoge war ich vor meiner
die seit Jahr und Tag von Seiten der    das ungebremsten Egoismus mit             Zeit im SPJWH bei der Sozialen Initiative   Silvia Haider, Beruf: Dipl. Behindertenpäda-
                                                                                  und als Langzeitpraktikant im Landes-       gogin berufl. Werdegang: 1 Jahr Volontariat
öffentlichen Hand etabliert wurde.      Freiheit verwechselt. Letztere kann
                                                                                  kinderheim Schloss Neuhaus, sowie ein       Tagesheimstätte Lebenshilfe; 15 Jahre St.
Dennoch ist Trimmel optimistisch        sich aber nur dort entfalten, wo Bin-
                                                                                  halbes Jahr in einem Braunauer Jugend-      Isidor, davon 3 Jahre
und glaubt, dass es zu einem offizi-    dungs-Erfahrungen u.a. gewisser-          zentrum tätig. Zu meinen Hobbys zählen      Hausleitung; seit Jänner 2013 SPJWH Linz.
ellen „Go!“ für                         maßen nachgeholt werden können,           diverse Ballsportarten, vor allem aber
die Errichtung der Einheit kommen       was jedoch ein „Re-Parenting“, eine       Fußball und Tennis, sowie Entspannung
wird. Einfach, weil der Bedarf nach     begrenzte elterlicher Fürsorge, und       bei guter Musik oder einem guten Film.

einer solchen Einrichtung groß ist:     wenigstens die „Simulation“ famili-
                                        ärer Funktionalitäten als Mechanis-
    Immer mehr Jugendliche leiden       men des Verstehens wie Begrenzens
heute an Regulationsschwierig-          Jugendlicher voraussetzt. Dass ge-
keiten, Bindungs- und Persönlich-       rade eine „Intensivgruppe“ dieses
keitsstörungen, sowie an der Un-        Angebot am ehesten zu leisten im
fähigkeit, sich an gesellschaftliche    Stande ist, liegt auf der Hand.                                                       Linda Stummer, Geburtsdatum: 11.05.1989,
                                                                                                                              Geschwister: 1 älterer Bruder, Im SPJWH
Realitäten anpassen zu können.
                                                                                                                              seit: Jänner 2013; Gruppe 1, Schulkarriere:
                                            Josef M. Trimmel ist deshalb          Damira Dedic, Geburtsdatum: 12.11.1987,     Gymnasium der Abtei Schlierbach, HAK 2
                                        durchaus bereit, für die Errichtung       Tätigkeitsbereich: Sozialpädagogin in der   Wels, FH-Lehrgang „Sozialpädagogische
                                        dieser Gruppe zu kämpfen. Letztlich       Gruppe 2 (seit Januar 2013), Studium:       Fachbetreuerin der Jugendwohlfahrt“, Hob-
                                        nicht nur aus gesellschaftspoliti-        Magister Schulpädagogik, Soziologie und     bies: meine Tiere, Reiten, Laufen, Wandern,
                                                                                  Europäische Ethnologie, Hobby: Lesen        Lesen
                                        schen Gründen: Für ihn wäre eine
                                        solche Einheit auch eine Art Lehr-
                                        beispiel, wie heute sozialpädagogi-
                                        sches Arbeiten überhaupt erfolgen
                                        sollte. Im SPJWH selbst, aber auch
                                        darüber hinaus. Denn tatsächlich
                                        hat die „neue Unübersichtlichkeit
                                        und Komplexität“, die die postin-
                                        dustrielle Gesellschaft auszeichnet,
                                        längst auch den Sozialbereich er-         Melanie Nordvik, Geburtsort: Vöckla-
                                        reicht. „Und auf diese Herausfor-         bruck, Geburtsdatum: 10.08.1986,
                                        derung zu reagieren“, so Josef M.         Wohnort: Linz, Ausbildung: Uni Salz-
                                                                                  burg; Erziehungswissenschaft
                                        Trimmel abschließend, „ist eine der
                                                                                  Psychotherapeutisches Propädeutikum in
                                        entscheidenden Aufgaben, denen
                                                                                  Salzburg, derzeit; Fachspezifikum; Syste-
                                        sich ein Haus wie das SPJWH heute         mische Familientherapie in Salzburg; vo-
                                        zu stellen hat“.                          raussichtliches Ende: 2016, In Wegscheid
                                                           (CE, Redaktionsteam)   arbeite ich seit Februar 2013.

                                                                                                                                                                     5
Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

JUGENDPOLITIK

„Wir schreiben miteinander“:
Liebe und Beziehungen im FaceBook-Zeitalter
Spätestens seit der so genannten „Prism“-Affäre, die das Ausmaß an Internet-Überwachung verdeutlichte, die Regierungen
wie jene der USA bereits heute noch betreiben, wird wieder verstärkt über die „Sicherheit“ von FaceBook und Co. nach-
gedacht. Genau so wichtig ist aber eine Auseinandersetzung mit der Frage, was etwa FaceBook emotional mit uns macht.
Denn dank Plattformen wie dieser besteht in der Geschichte des Menschen erstmals die Möglichkeit, dauernd einander
„ganz nah“ und doch auch weit voneinander entfernt zu sein. Was, wie die praktische Erfahrung zeigt, u.a. die Tendenz zu
„phantastischen“ Liebesbeziehungen verstärkt.

    Die Zahlen sind in der Tat überwältigend.
Allein in Österreich hat FaceBook knapp 2,8 Mil-
lionen Mitglieder; in Deutschland sind es nicht
weniger als 21 Millionen. Und laut dem Face-
Book Geschäftsbericht von Ende 2012 sind welt-
weit mehr als 1 Milliarde Menschen als Nutzer
der Kommunikationsplattform aktiv. Natürlich
ermöglicht das tendenziell Kontakte ohne Ende.
Aber auch eine „Durchsichtigkeit“ von Menschen,
die bislang unbekannt war: De facto wird jede
Kommunikation, jede „Bewegung“, die man auf
FaceBook vollzieht (also mit wem man am Mor-             Gegenüber wird gleichsam „nie real“; wird nicht       Übrigen ein Blick auf das, was TherapeutInnen
gen Kontakt hat, mit wem am Nachmittag; mit              in seiner ganzen „Komplexität“ fassbar, zu der        aus ihrem Arbeitskontext zu berichten wissen:
wem dreimal am Tag, mit wem fünfmal, usw.),              ja auch immer viele Momente gehören, die sich         Schon vor 10 Jahren erschienen Analysen von
aufgezeichnet und buchstäblich „verewigt“. Was           erst dann auftun, wenn man mit jemandem zu-           Depressionen, die aus gescheiterten Beziehun-
zur Folge hat, dass sich zumindest die FaceBook-         sammen etwas macht. Dann kommt oft die „böse          gen resultierten, die sich zu einem guten Teil via
Betreiber sehr ausführlich über ihre einzelnen           Überraschung“, weil sich Seiten zeigen, die nicht     SMS abgespielt hatten - und gerade auch deshalb
Benutzer und deren Interessen, Vorlieben, Tages-         einmal in Ansätzen in den Botschaften, die man        mit so vielen (dann enttäuschten) Hoffnungen
abläufe und vieles mehr informieren können.              einander via FaceBook, SMS oder anderer Kom-          überladen waren. Und nicht weniger aufschluss-
                                                         munikationsstrukturen dieser Art hat zukom-           reich sind die vielen aktuellen Erzählungen aus
    Und, wie man mittlerweile weiß, nicht nur            men lassen.                                           Stunden, in denen KlientInnen glücklich davon
diese: Auch die US-Regierung, oder genauer ge-                                                                 berichten, dass „Wir einander jetzt schreiben“,
sagt: deren Nachrichtendienst NSA (National Se-              Allerdings ist es dann oft schon „zu spät“; und   um sich dann zunehmend in Begeisterung für je-
curity Agency) liest und schaut mit, wenn Face-          zwar in dem Sinn, dass man sich beispielswei-         manden zu verfransen, den man eigentlich nur
Book- Benutzer sich untereinander austauschen.           se buchstäblich in ein „Phantasma“ verliebt hat,      als „Abwesenden“ oder lediglich temporär „An-
Was aber letztlich nicht nur FaceBook betrifft.          sprich: in einen Anderen, den es jenseits der vir-    wesenden“ liebt - und damit wie etwa Mama, die
Schon der Film „Staatsfeind Nr. 1“ zeigte vor bald       tuellen Kommunikationsstruktur gar nicht gibt.        dann - mitsamt der Beziehung, die man zu ihr
anderthalb Jahrzehnten auf, wie das Internet             Und der noch dazu mit unzähligen unbewussten          hatte - reaktiviert wird.
grundsätzlich zur Überwachung und Verfolgung             Hoffnungen und Wünschen aufgeladen ist. Näm-
einzelner Personen genutzt werden kann - wenn            lich einfach deshalb, weil die Struktur von Face-         Nichts desto Trotz kann FaceBook aber frei-
es denn staatliche Behörden darauf anlegen.              Book oder schon die simple SMSKommunikation           lich auch sehr viel: Viele Menschen nutzen die
Dass schon damals im Film die NSA den Haupt-             frühkindliche Emotions-Muster wieder aufleben         Plattform etwa, um mit Freunden zu kommuni-
akteur dieser „Bespitzelungen“ darstellte, ist da-       lässt: Man sendet eine Nachricht, bekommt eine        zieren, oder um mit ihnen Informationen auszu-
bei wohl kein Zufall, sondern eher dem Faktum            Nettigkeit zurück, schickt noch eine, erhält wie-     tauschen. Sie freuen sich ebenfalls, wenn sie alte
zu verdanken, dass von Institutionen wie der NSA         der ein Küsschen oder irgendeine Anspielung           Schulfreunde, die sie lange nicht gesehen haben,
offensichtlich schon frühzeitig mit Kontroll-Maß-        - und schon ist man mitten in einem Spiel von         finden. Oder sie haben Spaß daran, ihren Freun-
nahmen zu rechnen war.                                   Bekommen, Haben-Wollen, mehr fordern; und             den Bilder von sich selbst zu zeigen; Urlaubsbil-
                                                         zwar von einem Anderen, der meist nicht da ist        der, beispielsweise, oder Bilder, die ihre Inte-
    Noch interessanter ist aber vielleicht, was wir      und sich so ganz rasch zu einem Objekt der ganz       ressen spiegeln. Wie immer geht es bei Medien
selber aus uns machen, wenn wir FaceBook und             großen Sehnsucht aufblähen kann; ganz so wie          letztlich darum, sie reflektiert und „erwachsen“
Co. exzessiv nutzen. Denn tatsächlich schaffen           der abwesende Eltern-Teil, der für das kleine         zu benutzen. Speziell dann, wenn sie uns von un-
wir damit auf der Ebene der Beziehungen etwas            Kind zum Hoffnungsträger von allem möglichen          seren Strukturen her zu einem ganz anderen Ver-
ganz Neues: Der „abwesende“ und doch zugleich            wird („wenn Mama erst wieder da ist, dann...“).       halten verführen. Diese Strukturen überhaupt
„anwesende“ „Andere“ wird auf diese Weise mög-           So ist es dann auch nicht verwunderlich, wenn         entdecken zu können, ist dabei ein erster Schritt
lich. Also ein Gegenüber, zu dem es viel Kontakt         mit fast schon kindlicher Gier FaceBook Accounts      in diese Richtung.
und zugleich doch auch wieder überhaupt keine            gecheckt und Handys in der dauernden Hoffnung                                          (JG, DD, Redaktionsteam)

„Bezogenheit“ gibt.                                      auf neue Nachrichten auf und zu geklappt wer-
                                                         den: Hier hat, wie es ein bekannter zeitgenössi-
    Anders formuliert spielt sich auf FaceBook           scher Denker einmal formuliert hat, die „Pest der
                                                                                                                   Facebook als Mobbing-Werkzeug
sehr viel - aber freilich nicht alles - auf einer Ebe-   Phantasmen“ zugeschlagen, in der wir alle zu be-          Facebook wird immer wieder auch dazu benutzt, um
ne des „Kontakt-Aufnehmens“ und - modernisier-           dürftigen Kindern werden, die am anderen hän-             negative Botschaften oder Drohungen zu verbreiten. In
ten - brieflichen Austauschens ab. Wogegen prin-         gen wie das Baby an der Brust.                            diesen Fällen wird Facebook missbraucht, das heißt die
zipiell nichts einzuwenden ist. Doch es gilt nicht                                                                 Funktion, die Facebook eigentlich hat, wird nicht ver-
zu übersehen, dass hiermit auch stets die Gefahr            Dass das alles nicht nur Einzelerfahrungen             standen. Im Grunde wird das Medium in solchen Fällen
besteht, dass sich die Beteiligten in einer Welt der     oder überzogene Ideen zur Rolle der modernen              dazu verwendet, um Macht bzw. Gewalt auszuüben. Dro-

Phantasie und des Phantasierens festfressen: Das         Medien in unserem Liebes-Leben sind, zeigt im             hungen und Beleidigungen haben im Facebook jedoch
                                                                                                                   nichts zu suchen! Diejenigen, die das Medium dazu ver-
                                                                                                                   wenden, um andere zu beleidigen oder ihnen zu drohen,
                                                                                                                   sollten am besten die Finger davon lassen.
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Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

JUGENDPOLITIK                                                                      JUGENDPOLITIK

Jugendparlament
Wer ist Vorbild im Haus?                                                           Jugendparlament
    Dies war ein Thema bei der letz-        Das Jugendparlament bietet den
ten Jugendparlamentssitzung im          Jugendlichen die Möglichkeit bei
SPJWH Linz. Das Jugendparlament         wichtigen Entscheidungen ihre eige-
gibt es im SPJWH seit April 2008.       nen Ideen, Wünsche und Meinungen
Sein Initiator ist die Heimleitung      einzubinden. Somit können sie auch
gewesen. Es findet seither regelmä-     im Haus mitgestalten und dazu bei-
ßig einmal im Monat statt. Im Laufe     tragen, dass es zu Veränderungen
der Jahre hat es somit an Tradition     im Haus kommt. Ebenso lernen
gewonnen und ist heute nicht mehr       die Jugendlichen in den Sitzungen,
wegdenkbar. Neben der Heimlei-          aber auch in den Gruppenabenden,
tung und der Pädagogischen Assis-       richtig zu diskutieren. Häufig gibt es
tenz sind die Jugendlichen, die als     auch Diskussionen über Regeln oder
Gruppensprechen ausgesucht wor-         über Konsequenzen.
den sind, verpflichtet teilzunehmen.
Die Sitzungen dauern jeweils 1-2        Wer wählt die
Stunden. Es gibt keine feste Sitzord-   Gruppensprecher aus?
nung, man sitzt an einem großen             Jede Gruppe wählt für sich ei-
runden Tisch. Die Themen brnigen        nen Gruppensprecher/eine Grup-
die jeweiligen Gruppensprecher zu       pensprecherin aus, der/die an den
den Sitzungen mit. Sie kommen aus       Parlamentssitzungen      teilnehmen
den Gruppenabenden, die einmal          muss. Die Wahl ist immer eine ge-              Das Jugendparlament ist eine     umzusetzen.
wöchentlich in jeder Gruppe statt-      heime Wahl. Es wird durch sie              Versammlung von den vereinzelt           Falls ein Vorschlag anerkannt
finden. Die Gruppensprecher sind        immer ein Gruppensprecher/eine             gewählten       Gruppensprechern     wird, dauert es meist eine lange
nach den Sitzungen verpflichtet die     Gruppensprecherin und ihre/seine           und dem Heimleiter mit seiner        Zeit bis er verwirklicht wird. Das
besprochenen Themen/Ideen in die        Stellvertretung gewählt.                   Stellvertreterin, um vorliegende     Thema wird zuerst intern mit den
Gruppen wieder zurück zu bringen.                                                  Themen der Gruppen und des           Betreuern besprochen ob dieses In-
Hier einige Beispiele der Themen im     Wie wichtig ist das                        Hauses zu besprechen.                teresse von Bedeutung ist und ob es
Jugendparlament:                        Jugendparlament?                                                                der sozialpädagogischen Erziehung
• Alkohol                                   Das Jugendparlament gewinnt                Einmal im Monat treffen sich     der Jugendlichen dient. Wenn dies
• Drogen                                immer mehr und mehr an Bedeu-              alle um sich zusammenzusetzen        befürwortet wird muss überprüft
• Gruppendynamik                        tung. Die Bereitschaft der Jugend-         und unsere Interessen zu bespre-     werden ob das Budget reicht. Wenn
• Handy                                 lichen an den Sitzungen teilzu-            chen. Beschwerden, Wünsche,          alles geklärt ist werden die zustän-
• Beziehungen/                        nehmen wird spürbar größer. Sie            Anliegen und Vorschläge zur Ver-     digen Betreuer für dieses Projekt be-
    Begegnungen in der Gruppe           wissen, dass sie mit ihrem Engage-         besserung unserer Regeln. Nicht      stimmt. Wenn das getan ist werden
• Freizeitgestaltung                    ment viel erreichen können. Ebenso         nur Regeln sondern auch Wün-         erste Pläne erstellt um das Projekt
• Taschengeld                           ermöglicht das Jugendparlament,            sche um es uns erträglicher zu       zu verwirklichen.
•Punkteverteilung in den               dass auf ihre Interessen flexibel re-      gestalten werden diskutiert.                          (Stefan Seidl, Gruppe 1)
    Werkstätten                         agiert werden kann. Es öffnen sich
• Gruppenausstattung/                 somit auch neue Chancen für unse-              Zum Beispiel einen Computer
    Hausausstattung                     re Jugendlichen!                           in jeder Gruppe aufzustellen, ei-
• Konflikte zwischen                                  (JG, DD, Redaktionsteam)
                                                                                   nen Tischtennistisch im Freien zu
    den Jugendlichen                                                               errichten usw. Der Ablauf ist sehr
• Umgang mit Essen                                                                 simpel: Zuerst besprechen wir die
• Ernährung                                                                        Diskussionspunkte des Heimlei-
• Politische Themen                                                                ters und danach die unseren.

                                                                                       Wenn ein Thema angespro-
                                                                                   chen wird hat jeder die Mög-
                                                                                   lichkeit seine Meinung dazu zu
                                                                                   äußern. Wenn unser Heimleiter
                                                                                   einen Vorschlag einbringt ist es
                                                                                   meist eine Mitteilung, da wir es
                                                                                   uns nicht aussuchen können ob
                                                                                   diesem Punkt zugestimmt wird
                                                                                   oder nicht. Es sind Mitteilungen
                                                                                   über neue Regeln und Vereinba-
                                                                                   rungen, die meist das ganze Haus
                                                                                   betreffen.

                                                                                       Wenn ein Jugendlicher ein
                                                                                   Thema, das uns wichtig ist, vor-
                                                                                   trägt, müssen wir gute Argumen-
                                                                                   te finden um unseren Heimleiter
                                                                                   zu überzeugen, dies in die Tat

                                                                                                                                                               7
Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

KOMMENTAR

Kommentar der anderen
von Christian Eigner
    Im Rahmen der Hausklausur, die heuer An-         on reagiert; also mit Organisationsstrukturen,       3. Weil Punkt 2 fast notgedrungen immer wie-
fang April stattfand, wurde eine spannende Fra-      die Teams und Gruppen die Möglichkeit eröff-         der einmal zu Konflikten führen wird, ist es eine
ge an mich herangetragen: Wie ich denn - als im      nen, schnell und ohne große Abstimmung mit           absolute Notwendigkeit, dass in einer Kultur der
SPJWH tätiger Supervisor - die Entwicklung des       Führungskräften der nächsthöheren Ebene zur          Selbstorganisation auch eine Kultur des Lernens
Heims seit der letzten Klausur vor zwei Jahren       Lösung entstandenen Probleme zu finden. Was          und der Fehler-Korrektur realisiert wird; und
einschätzen würde, wollte eine Kollegin von mir      allerdings voraussetzt, dass es eine ganze „Kul-     zwar im Sinne eines Problemlösungsverhaltens,
wissen.                                              tur der Selbstorganisation“ gibt, damit nicht ein    das nicht an Besserwisserei, aber an durchaus
                                                     Zersplitterungs-Prozess der Institution einsetzt,    rationaler Beurteilung von Lösungsvorschlägen
    Da ich damals noch nicht dabei war, konnte       oder einfach das, was man im Volksmund einen         bzw. realisierten Lösungen interessiert ist, allen
ich keine seriöse Antwort auf diese Frage geben.     „fröhlichen Wildwuchs“ (von Vorgehensweisen,         modischen Subjektivismen zum Trotz. „Gemein-
Dennoch verspüre ich große Lust, auf Letztere        Zielen, Grundanliegen u.dergl.) nennt.               sam besser werden” ist die Devise, wobei nie-
etwas zu erwidern; wenn auch nicht aus dem                                                                mand aufgrund eines Fehlers in ein Eck gedrängt
„von Klausur zur Klausur“-Blick, als eher aus der         De facto hat sich meinen Eindrücken zu fol-     werden darf: Nur durch Fehler kann in einer Kul-
Perspektive eines selbstständigen Therapeuten,       ge auch das SPJWH schon längst einer solchen         tur der Selbstorganisation gelernt werden; sie in
Supervisors und Beraters, der seit nunmehr zwei      „Strategie der Selbst-Organisation“ verschrieben,    übersichtlichem Maß zuzulassen ist deshalb ein
Jahren zwei Mal in der Woche ins Haus kommt.         ist aber noch ein wenig unsicher darin, wie diese    Muss in einer solchen Kultur. Von meinen Ein-
Und als Organisationsentwickler zugleich auch        wirklich zu leben ist. Oder um es ganz einfach zu    drücken her ist nun eben vieles von diesen Eck-
die Möglichkeit hat, die Entwicklungen des           formulieren: Die angestrebte Selbstorganisation      pfeilern im SPJWH bereits realisiert:
SPJWHs mit denen in anderen Institutionen und        ist noch nicht zur Kultur geworden.
Organisationen zu vergleichen.                                                                            - Dank der Leitbild-Arbeit ist eine Verfassung er-
                                                         Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, kurz          arbeitet worden; sie müsste aber, wie ich meine,
    Nun, was das Haus kennzeichnet, aber mei-        zu überlegen, was denn die Eckpfeiler einer Kul-        an einigen Stellen verfeinert werden, und vor
ner Erfahrung nach keineswegs „singulär“             tur der Selbstorganisation sind. Ich würde mei-         allem: Sie müsste noch viel mehr in den Köpfen
macht, ist seine ausgeprägte Entwicklungs-Dy-        nen, es sind ihrer drei:                                aller MitarbeiterInnen verankert werden. Es ist
namik: Langfristige Beschäftigungsverhältnis-                                                                hier nicht der Ort, das alles genauer auszufüh-
se sind aus Institutionen-Sicht nur schwer zu        1. Eine gelingende Kultur der Selbstorganisati-         ren, aber es ist wohl nicht verkehrt zu sagen,
erreichen; MitarbeiterInnen-Fluktuation gehört       on benötigt einen klaren Rahmen, d.h. ein sehr          dass das so etwas wie einen „next step“ dar-
strukturell förmlich dazu. „Dynamisch“ verhält       konkretes Bild davon, wohin sich die Institution        stellt, der im SPJWH ansteht.
sich zudem das „Klientel“ des Heims, also die Ju-    entwickeln will, bzw. was ihre fundamentalen
gendlichen, die nicht nur ebenfalls „fluktuieren“,   Grundregeln (des Zusammenlebens, der Zieler-         - Die Leitung ist wohl bereits zu einem Repräsen-
sondern auch noch als Personen meist um eine         reichung, des Umgangs mit Problemen usw.) ist.          tanten der Verfassung wie zu einem „Letzt-Pro-
Spur facetten- und emotionsreicher als andere        Sie braucht also so etwas wie ein „Grundgesetz“         blem-Löser“ geworden. Allerdings fehlt es mit-
Menschen sind; sprich: überschießende Emoti-         oder eine „Verfassung“, wie es sich ein wenig           unter einfach an Zeit, speziell letztere Tätigkeit
onen und Überkompensationen aller Art in das         staatstragend formulieren lässt.                        zu realisieren. Auch hieran wird zukünftig zu
SPJWH mitbringen.                                                                                            arbeiten sein.
                                                     2. Des weiteren bedarf eine Kultur der gelingen-
    Das macht für alle Beteiligten Arbeit und        den Selbstorganisation eines „neuen“ Führungs-       -
                                                                                                           Eine - tolerante - Kultur der gemeinsa-
stellt gleich auf mehreren Ebenen eine organi-       stils. In Strukturen dieser Art ist eine Leitungs-    men Fehler-Suche und -Korrektur, so meine
satorische Herausforderung dar, die alles ande-      kraft gefragt, die nicht nur das Grundgesetz nach     ich in den Supervisionen zu sehen, beginnt sich
re als einfach zu bewältigen ist. In den meisten     innen wie außen repräsentiert, sondern als ein        systematisch zu entwickeln, bedarf aber eben-
Institutionen und Unternehmen wird heute auf         „Letzt-Entscheider“ oder „Letzt-Problemlöser“         falls noch des Weiterausbaus und der Pflege.
Bedingungen dieser Art - und diese sind gar          immer wieder dort aktiv wird, wo die selbstor-        Was ich u.a. als eine meiner zentralen Aufgaben
nicht so selten; speziell dort nicht, wo sich etwa   ganisierten AkteurInnen darüber in Zweifel ge-        sehe.
eine Firma auf das Abenteuer transkontinenta-        raten, ob sich ihre Entscheidungen noch im Rah-
ler und kulturübergreifender Fertigungsstätten       men des „Grundgesetzes“ bewegen.                     Wie hat sich das Haus also entwickelt?
einlässt - mit Konzepten von Selbstorganisati-                                                                Vor dem Hintergrund des Gesagten liegt mei-
                                                                                                          ne Antwort auf der Hand: So weit ich das sehen
                                                                                                          kann, entwickelt sich das Haus gut. Es durchläuft
                                                                                                          gerade den Prozess hin zu einer modernen Orga-
                                                                                                          nisationsstruktur, wie sie heute in vielen komple-
                                                                                                          xen Arbeitsfeldern üblich ist. Diese Entwicklung
                                                                                                          wird noch länger nicht abgeschlossen sein, ja:
                                                                                                          kann es per definitionem nicht, weil wir hier von
                                                                                                          Selbstorganisation und damit von kontinuierli-
                                                                                                          cher Erneuerung reden.

                                                                                                          Für die Organisation ist das gut, für die Mitar-
                                                                                                          beiterInnen oft sehr anstrengend. Deshalb gehört
                                                                                                          zu einer Kultur der Selbstorganisation auch eine
                                                                                                          Kultur der „Sorge um sich“, die die einzelnen
                                                                                                          MitarbeiterInnen von Selbstorganisationseinhei-
                                                                                                          ten zu realisieren haben. Doch das ist wieder ein
                                                                                                          anderes Thema, dem vielleicht an anderer Stelle
                                                                                                          einige Zeilen zu widmen sind.

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Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

             Das Haus
    durchläuft gerade
   den Prozess hin zu
      einer modernen
Organisationsstruktur,
       wie sie heute in
     vielen komplexen
        Arbeitsfeldern
             üblich ist.

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Wirtschaftlich stark: Die Betriebe des SPJWH Linz - Wegweisend
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

 SPORT

Die SPJWH-Linz
Sportwoche
Ein - ganz persönlicher - „Steckbrief“
von Jose Pedro González de Lara Casado

 17 September 2007:                     Der Montag                               schiedene Stufen des Kletterns er-
     Ich bin neu und arbeite im Team        Am Montag haben die Jugend-          lernt und trainiert werden können.
 der Gruppe „StruppI“, also Struktu-    lichen die Möglichkeit, Fußball          Das Highlight dieses Projekts ist die
 rierte päd./psychotherap. Intensiv-    zu spielen. Normalerweise ist die        Kletterwoche in Arco, Italien.
 gruppe. Mir ist Sport wichtig und so   Gruppe „Saphir“ unseres Hauses
 schaue ich mich gleich um: Was hat     für das Training verantwortlich.         Der Donnerstag
 das Haus alles zu bieten; an Anla-     Ziel dabei ist, im Sommer bei ver-           Den Ausklang der Sport-Woche
 gen, an Aktivitäten? Was kann man      schiedenen      Freundschaftsspielen     bildet schließlich ein Tanzkurs, und
 etwa mit den Jugendlichen machen?      teilnehmen zu können. Was im             zwar ein Breakdance-Tanzkurs. Ein
 Mein erster Eindruck bezüglich des     Vorjahr etwa dazu führte, dass wir       eigener Lehrer kommt dazu in die
 SPJWHs fällt positiv aus:              gegen eine Einrichtung aus Steyr         Einrichtung und vermittelt den Ju-
 Hier ist schon vieles; ein Turnsaal,   zwei Spiele organisierten, einmal        gendlichen elementare und fortge-
 ein Fußballplatz, ein Fun Coard,       als Gastgeber und einmal als Gast.       schrittene Breakdance-Fertigkeiten.
 eine Skater Rampe. Außerdem wer-       Für die Jugendlichen war das offen-      Bisheriger Höhepunkt dieses noch
 den Judo-Stunden angeboten, und        sichtlich eine attraktive Möglichkeit,   relativ jungen Trainingsprogramms
 auch Klettern und Schifahren sind      ihre Freizeit zu gestalten: Unsere       - es besteht seit 2011 - bildete ein
 möglich.                               Jugendlichen waren sehr engagiert.       Auftritt der Breakdance-Gruppe
                                        Sie zeigten Teamgeist, Verantwor-        im Rahmen einer internen SPJWH-
     Doch das ist sechs Jahre her.      tungsbewusstsein, Selbstbewusst-         Veranstaltung im Sommer 2012, in
 Seither hat sich vieles verändert.     sein und – was für mich das Wich-        dessen Folge die „Breakdancer“ viel
 Aus Angeboten und Möglichkeiten        tigste war – Fairplay. Obwohl wir        Applaus und positives Feedback
 sind fast schon so etwas wie „Insti-   verloren haben, spielte das keine        ernteten.
 tutionen“ geworden.                    große Rolle und die Stimmung war
                                        bis zum Schluss recht positiv.               Natürlich beschränken sich die
     Sprich: Wir haben eine klar                                                 Sport-Angebote des Heims nicht al-
 strukturierte „Sport-Woche“ etab-      Der Dienstag                             lein auf diese Tätigkeiten - und auch
 liert, die von Montag bis Donners-         Dieser Wochentag ist dem Ae-         nicht auf diese vier Tage in der Wo-
 tag dauert und echte Trainings-        robic und Turnen gewidmet. Ur-           che.
 programme und mehr umfasst.            sprünglich war Aerobic dabei
 Genauer gesagt passiert Folgendes:     Mädchen-Sache, doch immer öfter              Jugendliche und Betreuer haben
                                        gibt es neugierige (und auch muti-       auch schon die Moldau in Tsche-
                                        ge!) Jungs, die ebenfalls das Ange-      chien mit Kanus befahren, sind in
                                        bot nutzen. Und von dieser Art der       Spanien den Jakobsweg gegangen,         Für mich sind die ersten Bausteine
                                        Körper-Arbeit mehr als nur angetan       waren mit den Fahrrädern in Wien        für eine gesunde und sportliche Ein-
                                        sind: Ein Junge beispielsweise er-       und laufen regelmäßig bei Busi-         stellung im SPJWH Linz vorhanden.
                                        zählte mir, dass er in den Aerobic-      ness-Läufen mit, die in Oberöster-      Als Bausteine bezeichne ich einer-
                                        Stunden, schaffte, die er sich vorher    reich stattfinden. Und last but not     seits, das Vorhandensein von geeig-
                                        nicht zugetraut hätte.                   least gehört auch Schifahren zum        neten Plätzen und die dazu passen-
                                                                                 „Standard-Programm“ des SPJWHs,         den Ausrüstungsgegenstände und
                                        Der Mittwoch                             dessen Namens-Kürzel so gesehen         andererseits meine ich die menschli-
                                            Zur Wochenmitte ist Klettern in      durchaus auch als „Sportjugend-         che Konstellation im SPJWH Linz. In
                                        der Kletterhalle Auwiesen angesagt.      wohnheim“ gelesen werden kann.          diesem Artikel habe ich bewusst kei-
                                        Es gibt zwei Gruppen, Anfänger und       Und von dem noch einiges in Sachen      ne spontanen Aktivitäten (Ausflüge,
                                        Fortgeschrittene. Die Jugendlichen       Programm und (Sport-)Programma-         Projekte, Aktivitäten außerhalb des
                                        werden von MitarbeiterInnen des          tik zu erwarten ist.                    Wochenplans) genannt, da dies den
                                        SPJWH Linz dorthin gebracht und                                                  Rahmen dieses Artikels sprengen
                                        wieder abgeholt. Mindestens sechs                                                würde. Und wer weiß, möglicherwei-
                                        Jugendliche nehmen an diesem                                                     se wird das SPJWH Linz zum „Sport-
                                        Programm-Punkt teil, in dem ver-                                                 lichen Jugendwohnheim Linz“...

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Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

Wochentag    Was                    Wann            Wo
Montag       Fußballtraining        19:00           In Fußballplatz des SPWJH Linz
Dienstag     Aerobic - Turnen       19:30 – 21:00   Turnsaal SPJWH Linz
Mittwoch     Klettern               18:00 – 20:00   Kletterhalle - Auwiesen Linz
Donnerstag   Breakdance – Hip Hop   18:00 – 21:00   Turnsaal des SPJWH Linz

                                                                                                             11
Chaos
Die |S|Chanze_Nr.01_09.2013

JUGENDZIMMER

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     Um nur eines vorwegzunehmen, ich hasse
solche fehlbaren Spekulanten, die von vornherein
                                                       Jugend-
                                                       zimmer.
ein persönliches Urteil fällen, obwohl das zutiefst
menschlich zu sein mag. Deshalb spreche ich jetzt
Klartext über meine Gefühlwelt: Meine Seele, ist
ein geschändetes Wrack. Ich fühle nichts mehr.
Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass ich
mich umbringen möchte, nur weil ich ein unbe-
deutendes Ereignis hinter mir habe. Um nicht in
einer lächerlichen Ironie unterzugehen, habe ich
den Ausdruck ,,Schicksalsschlag“ bewusst ver-          Zerborstene Träume, an der sensiblen Oberfläche
mieden. Das war soeben kein Hilfeschrei, keine
Androhung eines Suizids, denn auf eine Einwei-         repräsentiert sie den Tag X. Ich versetze mich mental
sung ins Wagner-Jauregg habe ich auf gar kei-
nen Fall wieder Lust. Innen in mir drin kreische
                                                       in Erinnerungen schweifend zurück.
ich nach Freiheit, ich erhoffe mir nichts sehnli-
cher als die Freiheit schlechthin zu erlangen. Als     Wir schreiben den 11. September 2001. Damals war ich fünf Jahre alt.
Heimkind wird man dabei auf eine harte Probe           Heute schreiben wir den 13. Juli 2013. Mit meinen siebzehn Jahren bin ich
gestellt. Man ist zwar, oder es wird zumindest         weder am Anfang noch am Ende. Was hat das Schicksal meinerseits mit
von einem verlangt, dass man sich alleine durchs
                                                       dem Tag des größten Terrorschlages der Menschheitsgeschichte zu tun?
Leben kämpfen muss. Anderseits wird man zu-
gleich dermaßen bevormundet, worauf man fast
zwanghaft mit einer rebelliösen Aktion reagieren
muss, die natürlich sofort aufs Schärfste verur-
teilt wird.

,,Sebastian, warum machst du dir dein Leben ka-
putt?“

,,Du wirst untergehen wenn du so weiter machst!“

    Aber das Parade Beispiel für eine vorwurfs-
volle Belehrung seitens der Betreuer bleibt immer
noch:

,,Du gehst ins Gymnasium. Von dir hätte ich mir
wirklich mehr erwartet!“

   Was hat meine Geschichte jetzt schließlich
auch nur im Entferntesten mit 9/11 zu tun?

     Nun ja, der Weg zu diesem Ziel scheint höchst
abstrakt zu sein. Diese Zeilen vermögen nichtein-
mal den Ansatz darzustellen, den ich in der Rea-
lität verspüre.

     Wie sollte das denn auch möglich sein?

   Denn jedes Individuum hat sich seine Erleb-
niswelt selbst konstruiert. Bevor ich abschweife,
möchte ich noch rasch zum springenden Punkt
kommen:

    Die Ereignisse vom 11. September sind nur
ein Symbol für mein inneres Desaster. Die ein-
schlagenden Boeings, oder aus meiner Sicht, die
immer gleich bleibenden Probleme, vernichten
das World Trade Center, beziehungsweise mich.

     Ein Traum wird zu Grunde gerichtet.

            (Sebastian Atzlinger, Wohngruppe Saphir)

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