WISSENSCHAFT Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen - ORIGINALIA - Arbeitsmedizin

 
WEITER LESEN
WISSENSCHAFT Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen - ORIGINALIA - Arbeitsmedizin
WISSENSCHAFT

ORIGINALIA

Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen

ORIGINALIA

COVID-19-Infektionsquote im Bau- und
Reinigungs­gewerbe: bekannte Infektionen
und Dunkelziffer

AKTUELL

Arbeitsmedizin an den Hochschulen
Deutschlands 2022
ORIGINALIA

Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen
Eine explorative Analyse zu Stressbelastung, Coping und Persönlichkeit

H. Schuffenhauer               FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige Gesellschaft mbH,
R. Hettmannsperger-Lippolt     Fachbereich Pflege und Gesundheitz

(eingegangen am 06.10.2021, angenommen am 09.12.2021)

ABSTRACT / ZUSAMMENFASSUNG

Violence against nurses in emergency departments. An ex-                         Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen. Eine explorative
plorative analysis of stress, coping strategies and personality                  Analyse zu Stressbelastung, Coping und Persönlichkeit
Objectives: The aim of this work is to determine the prevalence and type         Zielstellungen: Ziel dieser Arbeit ist es, die Prävalenz und Art der Gewalt,
of violence, feelings of stress, stress symptomatology, coping strategies        Belastungsempfinden, Stresssymptomatik sowie Copingstrategien und Per-
and personality traits and to examine correlations between these variables.      sönlichkeitsmerkmale zu ermitteln und Zusammenhänge dieser Variablen
Methods: The nationwide survey targeted nurses in accordance with the            zu untersuchen.
German Nursing Professions Act who worked in the emergency depart-               Methoden: Die bundesweite Befragung richtete sich an Pflegende gemäß
ment. Hospitals with emergency departments were contacted via an elec-           dem Pflegeberufegesetz am Arbeitsplatz Notaufnahme. Der Kontakt erfolgte
tronic cover letter (n = 1479). The online questionnaire Ied items on the        über ein elektronisches Anschreiben aller Krankenhäuser mit Notaufnahme
prevalence of verbal, physical and sexual violence, reporting behaviour,         (n = 1479). Der Onlinefragebogen beinhaltet Items zu Prävalenz von verba-
perception of stress, stress symptomatology, coping strategies, personality      ler, körperlicher und sexualisierter Gewalt, Meldeverhalten, Belastungsemp-
traits and socio-demographic information. Hypotheses were tested with re-        finden, Stresssymptomatik, Copingstrategien, Persönlichkeitsmerkmalen
gression analyses. In addition, guided expert interviews were conducted          und soziodemografischen Angaben. Die Hypothesen wurden mit Regres-
(mixed methods).                                                                 sionsanalysen überprüft. Ergänzend wurden leitfadengestützte Experten­
Results: 250 nurses participated in the survey. Violence against nurses in       interviews geführt (Methodenmix).
the emergency department workplace is common, places great stress on             Ergebnisse: An der Befragung nahmen 250 Pflegekräfte teil. Gewalt gegen
most victims and correlates significantly with stress. The central coping        Pflegekräfte am Arbeitsplatz Notaufnahme kommt häufig vor, belastet die
strategies of positive thinking, active stress management and social sup-        meisten Betroffenen sehr und korreliert signifikant mit Stress. Die zentralen
port are above average, but have no influence on the stress sympIbecause         Copingstrategien positives Denken, aktive Stressbewältigung und soziale
affected persons do notIut experienced violence due to fear, shame and           Unterstützung sind überdurchschnittlich ausgeprägt, haben jedoch keinen
feelings of guiIfactors for experienIence are little work experience, victim     Einfluss auf die Stresssymptomatik, denn Betroffene sprechen aus Angst,
behaviour and female gender. No correlaIfound between personality and            Scham und Schuldgefühlen nicht über erlebte Gewalt. Risikofaktoren für
experienced violence.                                                            Gewalterfahrung sind wenig Berufserfahrung, Opferverhalten und weibliches
Conclusion: Organisations and managers should take more responsibility for       Geschlecht. Es wurde kein Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und
this issue, comply with regulations of the Occupational Safety and Health        erlebter Gewalt festgestellt.
Act and introduce measures for prevention and aftercare in a targeted man-       Schlussfolgerung: Organisationen und Führungskräfte müssen Verantwor-
ner based on a risk assessment involving employees. Patient assaults should      tung für dieses Thema übernehmen, Vorschriften des Arbeitsschutzgeset-
be reported to the employers’ liability insurance association as an occupa-      zes einhalten und Maßnahmen zur Prävention und Nachsorge anhand einer
tional accident. Even if there are no injuries, patient assaults should always   Gefährdungsbeurteilung unter Einbindung der Mitarbeiter zielgerichtet ein-
be documented confidentially within the company. Employees should be             führen. Übergriffe von Patientinnen und Patienten sollten der Unfallversi-
made more aware that violence is not part of their job, reject the role of       cherung konsequent als Arbeitsunfall angezeigt und auch bei fehlenden
victim, not be afraid to report assaults and seek help.                          Verletzungen immer vertraulich betriebsintern dokumentiert werden. Be-
Keywords: workplace violence – emergency department – coping strategies          schäftigte sollten in ihrem Bewusstsein gefördert werden, dass Gewalt nicht
– personality – health consequences                                              zu ihrem Job gehört, die Opferrolle verlassen und sich trauen, Übergriffe zu
                                                                                 kommunizieren und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2022; 57: 98–105                              Schlüsselwörter: Gewalt am Arbeitsplatz – Notaufnahme – Copingstrategien
doi:10.17147/asu-1-167090                                                        – Persönlichkeit – Gesundheitsfolgen
Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen . WISSENSCHAFT                                    | ­
                                                                                                                                                    99

Einleitung                                                                   Psychopathologie (Kotov et al. 2010; Malouff et al. 2005). So stehen
                                                                             Persönlichkeitsmerkmale signifikant im Zusammenhang mit dem ge-
In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen treffen viele Menschen             meinsamen Auftreten von psychischen Störungen (Khan et al. 2005;
mit unterschiedlichen Erwartungen und Rollenverständnissen aufein-           Krueger et al. 1996), Job Burnout (Bakker et al. 2006; Rössler et al. 2013),
ander, die es in der pflegerischen Beziehungsarbeit zu harmonisieren         psychotischen Symptomen (Rössler et al. 2015) und Anfälligkeit für
gilt. Dabei spielt der Faktor Macht eine zentrale Rolle, da zwischen         Stimmungsstörungen (De Graaf et al. 2002; Kendler et al. 2006). Insbe-
Pflegekräften und Patientinnen/Patienten ein Machtgefälle, vorerst zu-       sondere gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Neuro-
gunsten der Pflegenden, besteht, das Gewalthandlungen durch Nicht-           tizismus und akuter Angst, traumatischer Belastung und maladaptiver
beachten, verbale Gewalt bis hin zu Misshandlung und Patiententötung         Stressbewältigung, während Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit
begünstigen kann (Schreiner 2001). Öffentlichkeitswirksame Fälle in          in einem positiven Zusammenhang mit sozialer Aktivität nach einem
der jüngeren Vergangenheit sind beispielsweise der im Jahr 2019 wegen        kritischen Ereignis stehen (Hengartner et al. 2017).
Mordes an 85 Patientinnen und Patienten zu lebenslanger Freiheitstrafe
verurteilte Krankenpfleger Niels H. (Spiegel 2019) und gegenwärtig           Ziel
laufende Ermittlungen gegen einen Pfleger, der in einem Münchener
Krankenhaus mindestens drei Erkrankte mit Medikamentenüberdosen              Ziel der vorliegenden Studie war es, die Prävalenz und Art der Ge-
in lebensgefährliche Situationen gebracht haben soll (Stern 2020). Aber      walt, Belastungsempfinden, Stresssymptomatik, Copingstrategien
auch Patientinnen und Patienten haben viele mitunter subtile Möglich-        und Persönlichkeitsmerkmale zu ermitteln und Zusammenhänge
keiten, Macht auszuüben (Schreiner 2001). Weiterhin ist auch Mobbing         dieser Variablen zu untersuchen. Folgende Hypothesen wurden ge-
als eine Form von Gewalt unter Pflegekräften virulent, da Stress und         prüft:
extremer Leistungsdruck die Entstehung von Konflikten fördern und zu         H1: Die zum Umgang mit Übergriffen von Patientinnen und Patienten
Machtspielen in einem kranken System führen, in dem kaum Konflikt-                eingesetzten Copingstrategien wirken sich auf die Stresssymp-
management durchgeführt und Frühsignale ignoriert oder übersehen                  tomatik aus.
werden (pflegen-online 2020). In dieser Arbeit richtet sich der Fokus        H2: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerk-
auf von Patientinnen und Patienten ausgehende Gewalthandlungen                    malen und der Prävalenz von Gewaltereignissen.
im Setting Notaufnahme.                                                      H3: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerk-
    Nachdem das Thema Gewalt gegen Pflegekräfte lange Zeit von                    malen und Stress.
Betroffenen und Organisationen bagatellisiert und tabuisiert wurde
und insbesondere Notaufnahmen als Hochrisikobereiche gelten                  Methoden
(Schuffenhauer u. Güzel-Freudenstein 2019), ist nun der Beginn ei-
nes Umdenkens zu beobachten. Schablon und Kollegen (2018) stellen            Die explorative Untersuchung wurde als Methodenmix durchge-
fest, dass inzwischen Präventionsangebote geschaffen wurden und              führt. Bei der quantitativen Datenerhebung mittels eigens für die
wahrgenommen werden. Inzwischen wurde, wie auch von Schuffen-                Zielgruppe entwickeltem Fragebogen wurde das Pflegepersonal
hauer u. Güzel-Freudenstein (2019) empfohlen, Gewalt gegen diese             der Notaufnahmen der beteiligten Kliniken zu den Kategorien
Personengruppe unter denselben Schutz gestellt, wie dies bei Polizei-        „Vorkommen und Art von Gewalt am Arbeitsplatz“, „Belastungs-
und Vollstreckungsbeamten der Fall ist (StGB § 115 Abs. 3). Auch wer-        empfinden“ und „Meldeverhalten“ befragt. Zudem wurden Bean-
den vermutlich durch die Sensibilisierung gewalttätige Übergriffe öfter      spruchung, Coping und Persönlichkeitsmerkmale mit den standar-
dem Unfallversicherer gemeldet (Schablon et al. 2018). Darüber hinaus        disierten Test­instrumenten „SCI“ und „B5T“ (Satow 2012) erhoben
wurde in ersten Untersuchungen ein positiver Effekt auf das Belas-           und jeweils auf einer Skala von 1 (geringe Ausprägung) bis 9 (starke
tungsempfinden der Betroffenen durch eine gute Vorbereitung der Or-          Ausprägung) gemessen. Eingeschlossen wurden in der explorati-
ganisation festgestellt (Schablon et al. 2012, 2018). Zwei Metaanalysen      ven Studie, die im Rahmen einer Abschlussarbeit des Masterstu-
belegen den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und               diengangs Wirtschaftspsychologie entstand, Pflegende gemäß dem
                                                                             Pflegeberufe­gesetz (PflBG) am Arbeitsplatz Notaufnahme in allen
                                                                             Bundesländern. Der Feldzugang erfolgte mit einem elektronischen
  KERNAUSSAGEN                                                               Anschreiben aller Krankenhäuser mit Notaufnahme und aller Ver-
                                                                             sorgungsstufen in Deutschland (n = 1479), die über das Deutsche
 •   Gewalt gegen Pflegekräfte am Arbeitsplatz Notaufnahme kommt
     häufig vor, belastet die meisten Betroffenen sehr und korreliert sig-   Krankenhausverzeichnis identifiziert wurden. In dem Anschreiben
     nifikant mit Stress.                                                    wurde den Entscheidungsträgern der Einrichtungen das Forschungs-
 •   Die zentralen Copingstrategien positives Denken, aktive Stressbewäl-    vorhaben vorgestellt, verbunden mit der Bitte, den Link der Online-
     tigung und soziale Unterstützung sind überdurchschnittlich ausge-       befragung an die Pflegekräfte in der Notaufnahme weiterzuleiten.
     prägt, haben jedoch keinen Einfluss auf die Stresssymptomatik, denn     War die jeweilige Klinikleitung grundsätzlich mit der Durchführung
     Betroffene sprechen aus Angst, Scham und Schuldgefühlen nicht           der Befragung einverstanden, wurde der Link der Onlinebefragung
     über erlebte Gewalt.
                                                                             von diesen an die Pflegekräfte der Notaufnahme weitergeleitet. In
 •   Risikofaktoren für Gewalterfahrung sind wenig Berufserfahrung, Op-
                                                                             der Einleitung des Online-Fragebogens wurden die potenziellen
     ferverhalten und weibliches Geschlecht.
                                                                             Teilnehmenden zunächst über das Forschungsvorhaben und die
 •   Es wurde kein Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und erleb-
     ter Gewalt festgestellt.
                                                                             Verwendung der Befragungsergebnisse informiert sowie darüber
                                                                             aufgeklärt, dass die Teilnahme freiwillig ist und anonym erfolgt. Da-

                                                                                                     ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 57 | 02.2022
­1 00   |   WISSENSCHAFT . Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen

her wurden zu keinem Zeitpunkt personenbezogenen Daten oder
                                                                                                           Gewalt: 12-Monats-Prävalenz
zur Einrichtung erfragt, so dass weder Rückschlüsse auf Personen                    100
oder Kliniken möglich sind. Das Einverständnis wurde jeweils von                     90
                                                                                           81,11                                       Frauen       Männer
den Teilnehmenden mit dem Absenden des Fragebogens gegeben.                          80            74,76
                                                                                     70
Insgesamt haben 250 Pflegende aus allen Bundesländern, außer Bre-                    60

                                                                          Prozent
                                                                                                                                                48,70
men, teilgenommen. Es sind Einrichtungen aller Versorgungsstufen                     50                              43,89
                                                                                                                             37,86
mit Notaufnahme vertreten.                                                           40
                                                                                                                                                        29,05
                                                                                     30
    Die Darstellung der Stichproben erfolgte durch deskriptive Sta-                  20
tistik, die Zusammenhänge der Variablen wurden mit logistischen                      10
Regressionsmodellen (Berechnung mit SPSS) überprüft.                                  0
                                                                                          Verbale Gewalt          Körperliche Gewalt      Sexualisierte Gewalt
    Die qualitative Datenerhebung erfolgte anhand leitfadengestütz-
ter Experteninterviews. Ausgehend von den Hypothesen und nach            Abb. 1: Vorkommen von Gewalt gegen die eigene Person (n = 250)
Analyse der zur Fragestellung identifizierten Literatur wurden die      Fig. 1: Occurence of violence against own person (n = 250)
Fragen des halbstrukturierten Interviewleitfadens nach dem SPSS-
Prinzip (Sammeln, Prüfen, Sortieren, Subsumieren) erstellt (Helffe-
rich 2011; Diekmann 2012).                                              registriert. Erste Zielscheiben für Gewalt sind Auszubildende und
    Die Zielgruppe waren Sachverständige mit mindestens 10 Jahre        junge Pflegekräfte, die noch keine Routine haben und „voll reinlau-
Berufserfahrung, die sich in ihrer Funktion in der Prävention und       fen“, das gilt besonders für sexuelle Übergriffeund für Frauen. Dabei
Nachsorge von Gewalt am Arbeitsplatz beschäftigen. Anhand die-          gehört Gewalt nicht zu den Aufgaben der Pflegenden. Sie sind dafür
ser Einschlusskriterien wurden drei Interviews mit Expertinnen und      auch nicht ausgebildet, haben keine Mittel zur Verteidigung und „ste-
Experten aus den Bereichen Arbeitsmedizin, Deeskalationstraining/       hen hier mit der blanken Hand und versuchen dagegen vorzugehen“
Polizei- und Notfallpsychologie durchgeführt.                           (➥ Tabelle 1).
    Die Interviews wurden nach der zusammenfassenden qualita-               Daher kommt der Prävention eine entscheidende Rolle zu. Ob-
tiven Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) ausgewertet. Durch die         wohl von den Expertinnen und Experten in den Einrichtungen ein
deduktive Vorgehensweise konnten die Kategorien „Vorkommen              Umdenken beobachtet wird, ist Gewalt gegen Pflegende oft noch ein
von Patien­tenübergriffen“, „Stressbelastung“, „Ursachen“, „Persön-     Tabuthema und vieles wird verharmlost. Denn aufgrund des wirt-
lichkeit“, „Coping“, „Prävention“, „Nachsorge“ und „Anmerkun-           schaftlichen Drucks kämpfen die Krankenhäuser um ihre Existenz
gen“ auf Grundlage der Basishypothesen gebildet werden (Flick et        und was sie deshalb „gar nicht gebrauchen können“, sind negative
al. 2013). Nach Kodierung durch Zuordnung des Textmaterials der         Beurteilungen durch unzufriedene Patientinnen und Patienten. So
Interviews zu den Kategorien erfolgte die inhaltsanalytische Aus-       sagen Führungskräfte unter anderem zu ihren Beschäftigten, dass
wertung anhand der Interpretation der Interviewaussagen (Mayring        die oder der Erkrankte an erster Stelle stehe und die Beschäftigten
1995).                                                                  sich zurücknehmen sollen, was Unsicherheit erzeugt. In den gesetz-
                                                                        lich verpflichtenden Gefährdungsbeurteilungen wird Gewalt durch
Ergebnisse                                                              Patientinnen und Patienten kaum berücksichtigt. Deeskalationstrai-
                                                                        ning sollte aus Expertensicht fest in die Ausbildung implementiert
An der bundesweiten Befragung nahmen n = 250 Pflegende teil, da-        werden. Bedeutend in der Prävention sind auch die Fehlerkultur und
von waren 72 % der teilnehmenden Pflegekräfte weiblich und 28 %         die Kommunikation im Team: Wenn im Team gut kommuniziert wird,
männlich. Am häufigsten vertreten war die Altersgruppe der bis          kann auch nach außen gut aufgetreten werden. Gerade in Notauf-
29-Jährigen sowie der 30- bis 39-Jährigen.                              nahmen muss man als Team geschlossen auftreten und sich nicht
                                                                        als Opfer präsentieren. Auch die ärztlich Rückendeckung und der
Vorkommen von Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen                    Zugang zu Notfallpsychologinenn und -psychologen oder Seelsorge
in den letzten 12 Monaten                                               spielen eine wichtige Rolle (s. Tabelle 1).
Von verbaler Gewalt durch Patientinnen und Patienten in den letz-
ten 12 Monaten berichten 81,11 % der weiblichen und 74,76 %             Arbeitsunfallmeldeverhalten nach Patientenübergriffen
der männlichen Teilnehmenden. Die Prävalenz von körperli-               Lediglich 14 % der Übergriffe wurden dem Arbeitgeber oder der Be-
cher Gewalt in den letzten 12 Monaten beträgt bei den Frauen            rufsgenossenschaft als Arbeitsunfall gemeldet. Eine betriebsinterne
43,89 % und bei den Männern 37,86 %. Die Prävalenz von sexua-           Dokumentation erfolgte bei 33% der Befragten.
lisierter Gewalt in den letzten 12 Monaten beträgt bei den Frauen           In den Experteninterviews wird berichtet, dass sich Beschäftigte
48,70 % und bei den Männern 29,05 %. Damit sind weibliche Pfle-         auch deshalb scheuen, Vorfälle zu dokumentieren, weil in den Ver-
gende häufiger von Gewalt betroffen als ihre männlichen Kollegen        bandsbüchern alle Eintragungen offen eingesehen werden konnten.
(➥ Abb. 1).                                                             Ist eine vertrauliche Dokumentation gewährleistet, öffnen sich auch
    Auch in den Experteninterviews wird berichtet, dass Gewalt gegen    die Beschäftigte (s. Tabelle 1).
Pflegende in Notaufnahmen häufig vorkommt und jede Pflegekraft
bereits Gewalt erlebt hat. Weiterhin hat die Gewaltbereitschaft zuge-   Belastungsempfinden und negative Beanspruchung
nommen und das Ausmaß der Übergriffe sei „schon heftig“. Verbale        Von den Teilnehmenden gaben 9,64 % der Frauen und 25,71 % der
Gewalt gehört zum Alltag und wird von den Betroffenen nicht mehr        Männer an, sich durch erlebten Gewaltvorfälle nicht beziehungs-

ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 57 | 02.2022
Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen . WISSENSCHAFT                                                                 | ­
                                                                                                                                                                                            1 01

 Tabelle 1: Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen der Interviews
Table 1: Summary of significant statements qualitative questionnaire

 Kategorie                                    IP 1                                                         IP 2                                                      IP 3
 Vorkommen von       – Kommt häufig vor                                          – Jede Pflegekraft [hat] schon mal Gewalt erlebt            – Frauen besonders betroffen
 Übergriffen durch   – Gewalt gehört nicht zu den Aufgaben der Pflege und       – Gewaltbereitschaft hat zugenommen
 Patientinnen und       [Pflegekräfte] sind dafür auch nicht ausgebildet         – Ausmaß von Übergriffen auf Pflegekräfte in Notauf­
 Patienten                                                                          nahmen „schon heftig“
                                                                                 – Verbale Gewalt gehört zum Alltag und wird nicht mehr
                                                                                    registriert
                                                                                 – erste Zielscheiben für Gewalt sind junge Auszubil­
                                                                                    dende und junge Pflegekräfte, die keine Routine
                                                                                    haben und „voll reinlaufen“, gerade auch bei sexuel­
                                                                                    len Übergriffen
                                                                                 – Pflegekräfte haben keine Mittel zur Verteidigung
                                                                                    und „stehen hier mit der blanken Hand und versuchen
                                                                                    dagegen vorzugehen“
 Belastungs­         – Erlebtes wird oft mit nach Hause getragen                 – Viele Pflegekräfte belastet das sehr                      – Angst vor Übergriffen, da Eingangstüren offen sind
 empfinden           – Eindruck, dass ganz empathische und sehr zuge­           – G eschützter Bereich, Hilfe wird nicht wertgeschätzt,       und jeder jederzeit reinkommen kann
                        wandte Beschäftigte es schwerer ertragen                    sondern mit Gewalt quittiert
                     – Männer schwer beurteilbar, reden nicht so darüber         – G ewaltereignisse können nicht einfach weggedrückt
                                                                                    werden
 Negative            – Ängstlichkeit, somatische Störungen                       – Ängstlichkeit, Schreckhaftigkeit, Aggressionen,
 Beanspruchung                                                                      Intrusionen, Konzentrationsstörungen, sozialer Rück­
                                                                                    zug, Verlust von Sensibilität und Empathie, (lange)
                                                                                    Arbeitsunfähigkeit, Suchtverhalten, Suizid
 Nachsorge           – Es werden viel mehr professionelle Coachings in den      – Wird auch schon mal vergessen oder erfolgt zu spät        – Zeitnahe Durchführung von Nachsorgemaßnahmen
                        Einrichtungen benötigt, um erst mal eine Gesprächs­                                                                     nach einem Gewaltvorfall innerhalb von 5 Tagen,
                        kultur einzuführen und auch den Boden zu ebnen,                                                                         Traumafolgen zu vermeiden
                        dass über Gewaltvorfälle gesprochen werden kann.                                                                     – Professionelles Debriefing
                                                                                                                                             – Peer Support: kollegiale Unterstützung, um soziale
                                                                                                                                                und organisatorische Unterstützung zu gewährleisten
                                                                                                                                             – Offene Kommunikation im Team
                                                                                                                                             – Regelmäßige Teamsupervisionen
                                                                                                                                             – Psychologische Anlaufstelle für Beschäftigte oft
                                                                                                                                                  nicht vorhanden oder ausreichend bekannt
                                                                                                                                             – Beschäftigte müssen die Kriterien kennen, wann sie
                                                                                                                                                Hilfe brauchen und offen dafür sein
                                                                                                                                             – Inanspruchnahme psychologischer Hilfe sollte als
                                                                                                                                                Stärke und nicht als Schwäche gelten
 Prävention          – Seitens der Einrichtungen findet in der Prävention       – A ufgrund wirtschaftlichen Drucks kämpfen die            – Rückendeckung durch Ärztinnen und Ärzte und der
                        von Gewaltereignissen ein Umdenken statt                    Krankenhäuser um ihre Existenz und was sie deshalb          Zugang zu Notfallpsychologen oder Seelsorge
                     – In den gesetzlich verpflichtenden Gefährdungs­              gar nicht gebrauchen können, sind negative Beurtei­      – Akzeptanz für psychologische Angebote fördern:
                        beurteilungen wird Gewalt durch Patientinnen und            lungen durch unzufriedene Patienten, weshalb vieles         Anonymität sicherstellen, indem diese nicht über
                        Patienten kaum berücksichtigt                               verharmlost wird                                            die Personalabteilung koordiniert werden, sondern
                                                                                 – Oft noch ein Tabuthema                                       über eine externe Anlaufstelle und die Telefonnum­
                                                                                 – S o sagen Führungskräfte unter anderem zu ihren Be­         mer Beschäftigten direkt zur Verfügung gestellt
                                                                                    schäftigten, dass die Patientin/der Patient an erster       wird
                                                                                    Stelle stehe und die Beschäftigten sich zurücknehmen
                                                                                    sollen, was Unsicherheit erzeugt
                                                                                 – D eeskalation muss auf alle Fälle bereits in die
                                                                                    Ausbildung implementiert sein
                                                                                 –W  enn im Team gut kommuniziert wird, kann auch
                                                                                    nach außen gut aufgetreten werden. Gerade in
                                                                                    Notaufnahmen muss das Team geschlossen auftreten
                                                                                    und sich nicht als Opfer präsentieren.
 Arbeitsunfall-      – Bislang haben sich die Beschäftigten allerdings
 meldung/Doku­         gescheut, Gewaltvorfälle zu melden, weil man in den
 mentation             Verbandsbüchern sehen konnte, wer was vorher ein­
                       getragen hat. Heute ist eine vertrauliche Dokumenta­
                       tion möglich, wodurch sich die Beschäftigten öffnen.
 Copingstrategien    – Schweigen aus Scham                                       – Schweigen aus Scham, Angst vor Konsequenzen,             – Bagatellisieren zum Eigenschutz, um weiterar­
                     – Thematisieren das Erlebte auch zu Hause nicht und           Schuldgefühlen                                              beiten zu können und um nicht als Schwächling
                        ertragen es lange, bis es nicht mehr geht                – Betroffene glauben, dass sie daran schuld sind und          dazustehen
                     – Schwierig sind vor allem sexuelle Übergriffe, über die      es an ihnen liegt, dass es zu einem gewalttätigen        – Vermeiden bestimmter Situationen und Personen­
                        ganz wenig gesprochen wird                                  Übergriff kommt                                             gruppen oder aggressives Verhalten
                                                                                 – Resilienz entscheidender Faktor
 Persönlichkeits­    – S ehr zugewandte, sehr soziale, wenig burschikose        – Unsicherheit
 merkmale               und sehr liebenswerte Personen                           – Opferverhalten: eingezogene Schultern, Kopf zur Seite,
                     – S ehr zugewandte, sehr soziale, die vielleicht auch         sofort reagieren, sehr schüchtern und zurückhaltend
                        manchmal nicht die Distanz so haben
                     –W  enig burschikos, sehr liebenswert und auch bereit,
                        viel zu ertragen

                                                                                                                                    ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 57 | 02.2022
­1 02        |    WISSENSCHAFT . Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen

                                                                                 wältigung“ beträgt der Mittelwert 6,80 (SD = 1,70) und für „soziale
                                    Belastungsempfinden
            100                                                                  Unterstützung“ beträgt der Mittelwert 7,68 (SD = 1,56). Diese haben
             90
                                                        Frauen       Männer
                                                                                 allerdings sowohl bei Frauen als auch bei Männern keinen Einfluss
             80                                                                  auf die negative Beanspruchung.
             70
             60
                                        54,82 52,86                                  In den Interviews wird berichtet, dass aus Scham, Angst vor Kon-
  Prozent

             50                         43,89                                    sequenzen und Schuldgefühlen Betroffene über das Erlebte schwei-
                                                37,86            35,54
             40                                                                  gen: Sie glauben, dass es an ihnen liegt, wenn es zu einem Über-
             30             25,71
                                                                         21,43
             20
                                                                                 griff kommt, sie schuld daran sind und sie allein damit fertig werden
                     9,64
             10                                                                  müssen. Daher thematisieren sie das Erlebte auch zu Hause nicht
              0                                                                  und ertragen es so lange, bis es nicht mehr geht. Schwierig sind vor
                      Niedrig             Mittel                    Hoch
                                                                                 allem sexuelle Übergriffe, über die ganz wenig gesprochen wird. Be-
 Abb. 2: Belastungsempfinden (n = 250)                                           troffene bagatellisieren auch zum Eigenschutz, um weiterarbeiten zu
Fig. 2: Perceived stress (n = 250)                                               können und um nicht als Schwächling dazustehen, vermeiden be-
                                                                                 stimmte Situationen und Personengruppen oder verhalten sich ag-
                                                                                 gressiv. Resilienz wird bei der Bewältigung von Gewalterfahrung als
weise nur gering belastet zu fühlen. Eine mittelstarke Belastung                 entscheidender Faktor genannt. Es werden viel mehr professionelle
berichten 54,82 % der Frauen und 52,86 % der Männer. Als hoch be-                Coachings in den Einrichtungen benötigt, um eine Gesprächskultur
lastend empfinden 35,54 % der Frauen und 21,43 % der Männer im                   einzuführen und den Boden zu ebnen, dass über Gewaltvorfälle ge-
Dienst erlebte Gewalt (➥ Abb. 2).                                                sprochen werden kann. Oft fehlt in den Einrichtungen eine psycho-
    Bei den negativen Beanspruchungsfolgen wurde bei allen Teilneh-              logische Anlaufstelle für die Beschäftigten oder ist nicht ausreichend
menden auf einer Skala von 1 bis 9 ein Mittelwert von 2,45 (SD =                 bekannt. Beschäftigte müssen die Kriterien kennen, wann sie Hilfe
1,64) gemessen.                                                                  brauchen und offen für psychologische Hilfe sein. Die Inanspruch-
    Es wurde ein Zusammenhang zwischen erlebter Gewalt und                       nahme sollte nicht als Schwäche, sondern als Stärke gelten. Um die
Stress festgestellt. Dieser ist für verbale und körperliche Gewalt si-           Akzeptanz für psychologische Angebote zu fördern, ist es wichtig,
gnifikant (b = 0,18, p = 0,002; b = 0,10, p = 0,016) und für sexuali-            Anonymität sicherzustellen, indem diese nicht über die Personalab-
sierte Gewalt hochsignifikant (b = 0,11, p = 0,001). Es gibt keinen              teilung koordiniert werden, sondern über eine externe Anlaufstelle
Unterschied zwischen Männern und Frauen. Außerdem gibt es einen                  und die Telefonnummer Beschäftigten direkt zur Verfügung gestellt
hochsignifikanten Zusammenhang zwischen dem Persönlichkeits-                     wird (s. Tabelle 1).
merkmal Neurotizismus und Stress (b = 0,42, p = 0,001).
    Aus den Experteninterviews geht ebenfalls hervor, dass erlebte               Persönlichkeitsmerkmale
Übergriffe viele Pflegekräfte sehr belasten. Hinzu kommt, dass diese             Kennzeichnend für die Wesenszüge der Teilnehmenden sind emo-
in einem geschützten Bereich geschehen und die Hilfe nicht wert-                 tionale Stabilität, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Auf einer
geschätzt, sondern mit Gewalt quittiert wird. Pflegekräfte in Notauf-            Skala von jeweils 1 bis 9 beträgt der Mittelwert für Neurotizismus
nahmen haben Angst vor Übergriffen, da die Eingangstüren offen                   4,21 (SD = 1,79), für Verträglichkeit beträgt der Mittelwert 5,85 (SD
sind und jeder jederzeit reinkommen kann. Laut der Experteninter-                = 1,72) und für Gewissenhaftigkeit beträgt der Mittelwert 5,70 (SD
views werden diese Erlebnisse häufig mit nach Hause genommen,                    = 1,90). Es wurde kein Zusammenhang zwischen Persönlichkeits-
können aber nicht einfach „weggedrückt“ werden. Als mögliche Fol-                merkmalen der Pflegenden und der Prävalenz von Gewalt festge-
gen von gewalttätigen Übergriffen werden Ängstlichkeit, Schreckhaf-              stellt.
tigkeit, Aggressionen, Intrusionen, somatische Störungen, Konzent-                  In den Interviews werden von Gewalt betroffene Pflegekräfte
rationsstörungen, sozialer Rückzug sowie Verlust Empathie genannt                einerseits als sehr zugewandte, sehr soziale, wenig burschikose und
bis hin zu (langer) Arbeitsunfähigkeit, Suchtverhalten und Suizid                sehr liebenswerte Personen beschrieben. Andererseits wird aber
(s. Tabelle 1).                                                                  auch Unsicherheit und Opferverhalten festgestellt, was anhand
    Aus Sachverständigensicht ist eine zeitnahe Durchführung von                 der Körpersprache in kritischen Situationen wie eingezogenen
Nachsorgemaßnahmen nach einem Gewaltvorfall innerhalb von                        Schultern, Kopf wegdrehen und sofortiges Reagieren beschrieben
5 Tagen sehr wichtig, um Traumafolgen zu vermeiden. In der Praxis                wird. Diese Personen sind oft schüchtern und zurückhaltend (s. Ta-
wird das jedoch mitunter vergessen oder erfolgt zu spät. Neben einem             belle 1).
professionell angeleiteten Debriefing ist die kollegiale Unterstützung
für die soziale und organisatorische Unterstützung bedeutsam. Dazu               Diskussion
zählen neben Peer Support eine offene Kommunikation über Gewalt-
vorfälle und regelmäßige Teamsupervisionen (s. Tabelle 1).                       Im Vergleich mit den Studien zu Gewalt gegen Pflegende in Not-
                                                                                 aufnahmen von Schuffenhauer u. Güzel-Freudenstein (2019) und
Copingstrategien                                                                 der BGW zu Gewalt in Pflege- und Betreuungsberufen (2017) kann
Zentrale problem- und emotionsorientierte Stressbewältigungsstra-                auch diese Untersuchung belegen, dass gewalttätige Übergriffe
tegien sind bei den Teilnehmenden überdurchschnittlich ausgeprägt.               durch Patientinnen und Patienten auf Pflegekräfte in Notaufnah-
Auf einer Skala von jeweils 1 bis 9 beträgt der Mittelwert für die               men ein virulentes Thema sind. Die Experteninterviews ergeben,
Strategie „positives Denken“ 7,06 (SD = 1,69), für „aktive Stressbe-             dass jede Pflegekraft bereits Gewalt erlebt hat und verbale Gewalt

ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 57 | 02.2022
Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen . WISSENSCHAFT                              | ­
                                                                                                                                       1 03

schon gar nicht mehr registriert wird, weil sie so häufig ist und zum   jungen Alter der Belegschaft ein möglicher Grund für ein frühes
Alltag gehört. Auch die Beschäftigtenbefragung dokumentiert, dass       Ausscheiden aus diesem Bereich oder sogar des Berufs sein. Dabei
das Pflegepersonal im Setting Notaufnahme am häufigsten mit             sind die allgemein hohen Belastungen des Pflegeberufs ebenfalls zu
verbaler Gewalt konfrontiert ist. Sowohl bei verbaler, körperlicher     berücksichtigen (BAuA 2005). Unabhängig davon werden Übergriffe
und sexualisierter Gewalt ist die Prävalenz bei Frauen größer als       unterschiedlich empfunden und bewertet. Aus Sicht der Expertin-
bei ihren männlichen Kollegen, was auch aus Sachverständigen-           nen und Expertenbesteht der Eindruck, dass ganz empathische und
sicht so wahrgenommen wird. Besonders gefährdet sind junge              sehr zugewandte Beschäftigte solche Erlebnisse schwerer ertragen.
Auszubildende und junge Pflegekräfte, die keine Routine haben,          Während Männer in der Hinsicht schwierig einzuschätzen sind, weil
vor allem bei sexuellen Übergriffen. Aber auch Personen, die Un-        sie nicht darüber sprechen, empfinden junge Frauen Übergriffe oft
sicherheit ausstrahlen und sich durch ihr Verhalten und ihre Kör-       nicht als solche (s. Tabelle 1). In diesem Zusammenhang zeigen die
persprache als Opfer präsentieren, haben aus Sicht der Expertinnen      Testergebnisse, dass sich das Persönlichkeitsmerkmal Neurotizismus
und Experten ein höheres Risiko für gewalttätige Übergriffe. Dies       ungünstig auf die Stresssymptomatik auswirkt, da bei einer über-
trifft weiterhin auf Personen zu, die manchmal nicht die Distanz        durchschnittlichen Ausprägung Situationen stärker als bedrohlich
haben und bereit sind, viel zu ertragen. Demnach scheint es einen       eingeschätzt werden. Außerdem ist Neurotizismus mit Vermeidungs-
Zusammenhang zwischen Neuro­tizismus und Gewalt zu geben,               verhalten verbunden und verstärkt emotionale Stressfolgen (Bam-
allerdings konnte dies im statistischen Testverfahren nicht belegt      berg et al. 2003).
werden. Je nach den individuellen Leistungsvoraussetzungen und             Problem- und emotionsorientierte Stressbewältigungsstrategien
Ressourcen der Betroffenen können die Belastungen zu negativen          sind bedeutsam für den Umgang mit Gewalterfahrungen, da mit
Beanspruchungsfolgen führen (Bundesverband der Unfallkassen             diesen Ressourcen Belastungen reduziert und mögliche gesund-
2005). Allerdings sind durch die fehlenden Handlungsspielräume          heitliche Auswirkungen kompensiert werden können (Bamberg
und mangelnde Berufserfahrung Ressourcen als wesentliche Vor-           et al. 2003). Dies geschieht beim problemorientierten Coping oft
aussetzungen für effektives Coping limitiert, mit denen Belastungen     durch handlungsorientierte Tätigkeiten. Durch emotionsorientier-
reduziert und deren gesundheitliche Auswirkungen ausgeglichen           tes Coping wird durch eine Regulierung der emotionalen Reaktion
werden können (Bamberg et al. 2003). Darüber hinaus sind un-            eine Anpassung an die Stresssituation bewirkt (Lazarus u. Folkman
günstige Verhaltensweisen, resultierend aus fehlender Vorbereitung      1984). Übereinstimmend mit diesen Befunden haben Schuffenhauer
im Umgang mit Gewalt und bestimmte Wesenszüge potenzielle               u. Güzel-Freudenstein (2019) herausgefunden, dass in der Nachsorge
personenbezogene Risikofaktoren (Bamberg et al. 2003), die die          von Patientenübergriffen bevorzugt Gespräche im Kollegenkreis und
Wahrscheinlichkeit eines Übergriffs erhöhen können. Ähnlich zu          mit Führungskräften stattgefunden haben. Als besonders hilfreich
den Ergebnissen zum Belastungsempfinden von erlebter Gewalt             werden Gespräche mit Personen empfunden, die nicht am Arbeits-
am Arbeitsplatz von Schablon et al. und Schuffenhauer u. Güzel-         platz der Betroffenen sind und die Patientinnen und Patienten nicht
Freudenstein sind auch die Befunde dieser Untersuchung. Demnach         kennen (Schuffenhauer u. Güzel-Freudenstein 2019). Von den Sach-
fühlen sich 90,36 % der weiblichen Pflegekräfte und 74,29 % der         verständigen wird allerdings geschildert, dass Betroffene aus Scham,
männlichen Pflegekräfte mittelstark beziehungsweise stark belastet.     Angst vor Konsequenzen und Schuldgefühlen schweigen anstatt sich
Eine geringe Belastung geben 9,64 % der betroffenen weiblichen          Hilfe zu suchen und über das Erlebte zu sprechen. Besonders die-
Pflegekräfte und 25,71 % der männlichen Pflegekräfte an. Auch           jenigen, die weniger emotional stabil und zurückhaltend sind, the-
aus Sachverständigensicht wird geschildert, dass durch Patientin-       matisieren das Erlebte auch zu Hause nicht und ertragen es lange,
nen und Patienten verübte Gewalt viele Pflegekräfte sehr belastet.      bis es nicht mehr geht. Schwierig sind vor allem sexuelle Übergriffe,
Folglich fühlen sich Pflegende am Arbeitsplatz Notaufnahme nicht        über die ganz wenig gesprochen wird. Weiterhin wird auch aufgrund
sicher und rechnen jederzeit damit, dass ihnen etwas zustoßen kann      von Schuldgefühlen nicht über Gewaltvorfälle gesprochen, weil Be-
(Kowalenko et al. 2012), da zusätzlich unter anderem Eingangstüren      troffene das Gefühl haben, dass sie etwas falsch gemacht haben. Be-
offen sind und jeder jederzeit reinkommen kann.                         troffene bagatellisieren auch zum Eigenschutz, um weiterarbeiten zu
    Ein weiterer Risikofaktor für das hohe Belastungsempfinden ist      können und um nicht als Schwächling dazustehen (s. Tabelle 1). Aus
das häufige Erleben verbaler Gewalt, wonach die Stresssymptomatik       den Schilderungen der Sachverständigen wird deutlich, dass auch in
durch Gewalterfahrung unabhängig vom Geschlecht zunimmt. Dies           der Stressbewältigung der Faktor Neurotizismus eine entscheidende
ist in besonderem Maße für sexualisierte Gewalt zutreffend. Auch        Rolle spielt. Die Gefühle Angst, Schuld und Scham sind bei den Be-
andere Studien zeigen, dass sexuelle Gewalt vorkommt und viele          troffenen so groß, dass sie den Einsatz effektiver Copingstrategien
Pflegende sich nicht den Angeboten ihrer Arbeitgeber bewusst sind       nahezu verhindern, obwohl diese vorhanden sind. Da geeignete Co-
(Adler et al. 2021).Trotzdem sind negative Beanspruchungsfolgen         pingstrategien wesentliche Voraussetzungen sind, um Belastungen zu
gering ausgeprägt, was für eine hohe Resilienz spricht, aber auch für   reduzieren, können diese in Folge nicht adäquat kompensiert werden
die Bereitschaft, viel zu ertragen. Dafür spricht auch, dass zentrale   (Bamberg et al. 2003) und erhöhen damit das Risiko für negative
und gut ausgeprägte Copingstrategien wie soziale Unterstützung          Beanspruchungsfolgen. Das kann beispielsweise Unfälle und Fehler
keinen Einfluss auf die Stresssymptomatik haben. Eine andere Er-        bei der Arbeitsausführung begünstigen oder zu Depressivität, psy-
klärung dafür kann sein, dass die Art, Intensität und/oder die Häu-     chosomatische Beschwerden und Nikotin-/Alkoholkonsum führen
figkeit von Übergriffen dazu führen, dass sie auch mit guten Bewäl-     (Bamberg et al. 2003).
tigungsstrategien nicht kompensiert werden können. Der Grad des            Da eine traumarelevante Situation grundsätzlich jeden treffen
Belastungsempfindens kann auch zusammen mit dem auffallend              und eine akute oder posttraumatische Belastungsstörung auslösen

                                                                                              ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 57 | 02.2022
­1 04   |   WISSENSCHAFT . Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen

kann, ist eine zeitnahe Durchführung von Nachsorgemaßnahmen              2. Prävention: Deeskalationstraining sollten als Mittel der Wahl zur
nach einem Gewaltvorfall wichtig. In der Praxis wird das allerdings         Gewaltprävention und Sicherstellen der Handlungsfähigkeit bei
auch schon einmal vergessen oder erfolgt zu spät. Neben den                 Übergriffen fest in die Ausbildung der Pflegekräfte implementiert
einrichtungsspezifischen Angeboten bieten auch die zuständigen              werden. Ebenso sollten Pflegekräfte regelmäßig und bereits in der
Berufsgenossenschaften und Unfallkassen Unterstützung für ver-              Ausbildung in Kommunikation und Resilienz geschult werden.
sicherte Arbeitnehmer nach einem traumatisierenden Ereignis an,          3. Melden von Übergriffen: Einrichtungen sollten unbedingt die ge-
die unter anderem probatorische Sitzungen bei Psychotherapeuten             setzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung inklusive der
beinhalten (DGUV 2017). Bedeutend ist hierbei auch die kollegiale           psychischen Belastungen erheben und daraus gezielt Maßnah-
Unterstützung, um die soziale und organisatorische Zuwendung                men zum Beschäftigtenschutz ableiten. Des Weiteren sollte ein
zu gewährleisten. Daher ist es entscheidend, zunächst Maßnahmen             Notfallplan erstellt werden, um Handlungsfähigkeit in Akutsitua­
zu treffen, um Angst-, Schuld- und Schamgefühle bei den Betrof-             tionen sicherzustellen. Besonders wichtig ist die Meldung von
fenen zu reduzieren und Vertrauen zu fördern, um das Schweigen              Übergriffen durch Patientinnen und Patienten als Arbeitsunfall
zu brechen (s. Tabelle 1). Die Art und Ausprägung von Beanspru-             beziehungsweise die vertrauliche betriebsinterne Dokumen-
chungsfolgen durch Gewalterfahrung sind unterschiedlich und                 tation, damit die Betroffenen sich trauen, Gewaltereignisse als
abhängig von Vorerfahrung, Geschlecht, Resilienz und Fähigkeiten            Arbeitsunfall anzuzeigen und damit der Unfallversicherer infor-
im Umgang mit Gewalt. Auch hinsichtlich des ausgeprägten Belas-             miert ist.
tungsempfindens durch Gewalterfahrung ist ein erhöhtes Risiko
für mögliche langfristige negative Beanspruchungsfolgen wie post-       Weiterer Forschungsbedarf besteht hinsichtlich einer Evaluation der
traumatische Belastungsstörungen und Burnout gegeben. Andere            Wirksamkeit etablierter Präventions- und Nachsorgemaßnahmen,
Untersuchungen beschreiben ebenfalls die in den Interviews ge-          um diese dem Bedarf weiter anzupassen und auszubauen. Gegen-
schilderten Folgen. Diese sind als unmittelbare Reaktionen auf die      stand weiterer Forschung kann auch sein, mit welchen konkreten
Übergriffe bei den meisten Beschäftigten Angst, Hilflosigkeit, Ent-     Arten sexualisierter Gewalt Pflegende konfrontiert sind. Dies gilt ins-
täuschung, Ärger und Wut. Als Konsequenz haben die Betroffenen          besondere für männliche Pflegekräfte, die ebenfalls von sexualisierter
weniger Freude an der Arbeit mit den Patientinnen und Patienten,        Gewalt berichten. Außerdem sollte die Rolle der Persönlichkeit im
sind vorsichtiger, angespannter und aufmerksamer (Schablon et al.       Kontext Gewaltprävention und Einsatz effektiver Copingstrategien
2018). Weiterhin wird ebenfalls über Gereiztheit, Schlafstörungen,      untersucht werden, da diese Fragen mit dieser Untersuchung nicht
Niedergeschlagenheit und Unruhe berichtet (Schuffenhauer u.             beantwortet werden konnten, aber zu einem besseren Verständnis
Güzel-Freudenstein 2019).                                               beitragen würden und damit Handlungsempfehlungen für die Praxis
    Vor diesem Hintergrund gewinnen Aufklärung, Prävention und          geschaffen werden könnten. Ebenfalls sollte untersucht werden, was
ein professioneller Umgang mit Gewalt zunehmend an Bedeutung            Betroffene daran hindert, Übergriffe zu kommunizieren, um Möglich-
(Schablon et al. 2018). Es liegen außerdem Erkenntnisse vor, dass ein   keiten zu finden, diese hemmenden Faktoren zu reduzieren. In dem
positiver Zusammenhang zwischen guter Vorbereitung auf gewalt-          Zusammenhang sollten auch Führungs- und Unternehmenskultur
tätige Übergriffe der Einrichtung und der Einschätzung der eigenen      berücksichtigt werden.
Arbeitsfähigkeit und dem Belastungsempfinden bei den Betroffenen
besteht (Schablon et al. 2018).                                         Erklärung zum Ethikvotum: Die vorliegende Studie wurde im Rah-
    Da aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Daten von Ein-          men der Masterarbeit der Erstautorin im Studiengang Wirtschafts-
richtungen und Teilnehmenden erfasst wurden, kann keine Rück-           psychologie durchgeführt. Die gültigen Richtlinien der Hochschule
laufquote berechnet werden, so dass die Repräsentativität nicht zu      sehen für die Anfertigung von Abschlussarbeiten kein Ethikvotum
überprüfen ist. Durch den Methodenmix konnten die Ergebnisse der        vor, stimmen aber inhaltlich mit den ethischen Richtlinien überein.
Online-Befragung mit den Interviewergebnissen ergänzt werden, die       Die Einhaltung dieser Richtlinien wurde sowohl von den Gutachtern
darüber hinaus gut zu den quantitativen Ergebnissen passen.             überprüft, wovon eine die Koautorin dieses Artikels ist, als auch vom
                                                                        Prüfungsausschuss der Hochschule.
Schlussfolgerungen

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Gewalt am Arbeits-         Interessenkonflikt: Die Autorinnen geben an, dass keine Interessen-
platz Notaufnahme weiterhin allgegenwärtig ist: Risikofaktoren für      konflikte vorliegen.
Gewalterfahrung sind wenig Berufserfahrung, Opferverhalten und
weibliches Geschlecht.
   Folgende Maßnahmen könnten dazu beitragen, der Problematik           Literatur
von Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen zu begegnen:                 Adler M, Vincent-Höper S, Vaupel C, Gregersen S, Schablon A, Nienhaus A: Sexual
 1. Kommunikation: Einrichtungen und Führungskräfte sollten eine        harassment by patients, clients, and residents: investigating its prevalence, frequency
                                                                        and associations with impaired well-being among social and healthcare workers in
    vertrauensvolle Kommunikationskultur schaffen, damit Betrof-
                                                                        Germany. Int J Environ Res Public Health 2021; 18 (10): o.S.
    fene ihr Schweigen brechen. Führungskräfte sollten ihre Beschäf-
                                                                        ArbSchG (Arbeitsschutzgesetz): Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen
    tigten für dieses Thema sensibilisieren und ermutigen, solche Er-   des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes
    eignisse mitzuteilen.                                               der Beschäftigten bei der Arbeit, 1996.

ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 57 | 02.2022
Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen . WISSENSCHAFT                                              | ­
                                                                                                                                                                     1 05

Bakker AB, Van der Zee KI, Lewig KA, Dollard MF: The relationship between the           Mayring P: Qualitative Interviews in der Sozialforschung. Ein Überblick. In: Flick
Big Five personality factors and burnout: A study among volunteer counselors. J Soc     U, von Kardorff E, Keupp H, von Rosenstiel L, Wolff S (Hrsg.): Handbuch Qualita-
Psychol 2006; 146: 31–35.                                                               tive Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. 2. Aufl.
                                                                                        Weinheim: Beltz, Psychologie-Verlags-Union, 1995.
Bamberg E, Busch C, Ducki A: Stress und Ressourcenmanagement. Strategien und
Methoden für die neue Arbeitswelt. Bern: Hans Huber, 2003.                              Mayring P: Qualitative Inhaltsanalysen, Grundlagen und Techniken. Weinheim,
                                                                                        Basel: Beltz, 2010.
BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) (Hrsg.): Probleme und
Lösungen in der Pflege aus Sicht der Arbeits- und Gesundheitswissenschaften. Dort-      PflBG (Pflegeberufegesetz): Gesetz über die Pflegeberufe: 2017.
mund, Berlin, Dresden: BAuA, 2005.
                                                                                        Pflegen-online: Gedeiht Mobbing in der Pflege besonders gut? 2020, online abrufbar
Bundesverband der Unfallkassen: Psychische Belastungen am Arbeits- und Aus-             unter: www.pflegen-online.de (letzter Zugriff: 10.12.2020).
bildungsplatz – ein Handbuch. Phänomene, Ursachen, Prävention. München, 2005.
                                                                                        Rössler W, Hengartner MP, Ajdacic-Gross V, Angst J: Association between burnout
De Graaf R, Bijl RV, Ravelli A, Smit F, Vollebergh WA: Predictors of first incidence    and personality: Results of the Zurich study. Nervenarzt 2013, 84: 799–805.
of DSM-III-R psychiatric disorders in the general population: Findings from the
                                                                                        Rössler W, Ajdacic-Gross V, Muller M, Rodgers S, Haker H, Hengartner MP: Asses-
Netherlands Mental Health Survey and Incidence Study. Acta Psychiatrica Scandi-
                                                                                        sing sub-clinical psychosis phenotypes in the general population: A multidimensional
navica 2002; 106: 303–313.
                                                                                        approach. Schizophrenia Res 2015, 161: 194–201.
DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung): DGUV Grundsatz 306-001.
                                                                                        Satow L: Big-Five-Persönlichkeitstest (B5T). Testmanual und Normen: 2012.
Traumatische Ereignisse – Prävention und Rehabilitation. Berlin: DGUV, 2017.
                                                                                        Satow L: Stress- und Coping-Inventar (SCI). Testmanual und Normen: 2012.
Diekmann A: Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen.
6. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2012.                         Schablon A, Zeh A, Wendeler D, Peters C, Wohlert C, Harling M, Nienhaus A:
                                                                                        Häufigkeit und Folgen von Gewalt und Aggression gegen Beschäftigte im deutschen
Flick U, von Kardoff E, Steinke I: Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 10. Aufl.
                                                                                        Gesundheitswesen – ein Survey, 2012. In: Nienhaus A (Hrsg.): RiRe – Risiken und
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2013.
                                                                                        Ressourcen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege: Landsberg/Lech: Ecomed
Helfferich C: Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualita-     Medizin 2014: S. 203–221.
tiver Interviews. 4. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag, 2011.
                                                                                        Schablon A, Wendeler D, Kozak A, Nienhaus A, Steinke S: Belastungen durch
Hengartner MP, van der Linden D, Bohleber L, von Wyl A: Big Five personality            Aggression und Gewalt gegenüber Beschäftigten der Pflege- und Betreuungsbranche
traits and the general factor of personality as moderators of stress and coping reac-   in Deutschland - ein Survey. Hamburg: BGW, 2018.
tions following an emergency alarm on a Swiss university campus. Stress & Health
                                                                                        Schreiner P W: Gewalt in der Pflege. PfleGe 2001, 54: 51-63.
2017, 33: 35–44.
                                                                                        Schuffenhauer H, Güzel-Freudenstein G: Gewalt gegen Pflegende in Notaufnahmen.
Kendler KS, Gatz M, Gardner CO, Pedersen NL: Personality and major depression:
                                                                                        ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2019, 54: 386–393.
A Swedish longitudinal, population-based twin study. Arch Gen Psychiatr 2006, 63:
1113–1120.                                                                              Stern: Dreifach versuchter Mord in Klinik: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Pfle-
                                                                                        ger. 2020, online abrufbar unter: www.stern.de (letzter Zugriff: 10.12.2020).
Khan AA, Jacobson KC, Gardner CO, Prescott CA, Kendler KS: Personality and
comorbidity of common psychiatric disorders. Br J Psychiatr 2005, 186: 190–196.         Spiegel Panorama: Urteil gegen Patientenmörder Niels Högel. Unbegreiflich. 2019,
                                                                                        online abrufbar unter: www.spiegel.de (letzter Zugriff: 10.12.2020).
Kotov R, Gamez W, Schmidt F, Watson D: Linking „Big“personality traits to anxie-
ty, depressive and substance use disorders: A metaanalysis. Psychol Bull 2010, 136:     StGB (Strafgesetzbuch): Strafgesetz: 2001.
768–821.
Kowalenko T, Cunningham R, Sachs CJ et al.: Violence: recognition, management,
and prevention. workplace violence in emergency medicine: current knowledge and
future directions. J Emerg Med 2012, 43: 523–531.
Krueger RF, Caspi A, Moffitt TE, Silva PA, McGee R: Personality traits are differen-
tially linked to mental disorders: A multitrait-multidiagnosis study of an adolescent
                                                                                        Kontakt
birth cohort. J Abnorm Psychol 1996, 105: 299–312.
                                                                                        Heidi Schuffenhauer, M. Sc.
Lazarus RS, Folkman S: Stress, appraisal and coping. New York: Springer, 1984.          FOM Hochschule für Oekonomie
Malouff JM, Thorsteinsson EB, Schutte NS: The relationship between the five-factor      & Management gemeinnützige Gesellschaft mbH
model of personality and symptoms of clinical disorders: A meta-analysis. J Psychopa-   Leimkugelstraße 6
thol Behav Assess 2005, 27: 101–114.                                                    45141 Essen

                                                                                                                   ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 57 | 02.2022
Sie können auch lesen