STAR*K - Sensibilisierung gegen Gewalt an Frauen und Mädchen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Asyl & Integration STAR*K – Sensibilisierung gegen Gewalt an Frauen und Mädchen Caritas Erzdiözese Wien www.caritas-wien.at/stark 1
Inhalt Einleitung Seite 4 Über das Projekt 2020/2021 Seite 6 STAR*K während Corona Seite 8 Evaluierung & Erfahrungsberichte der Teilnehmer*innen Seite 10 STAR*K Peer-Projekte Seite 13 1. Statistik-Kampagne 2. Bist du ein Täter? 3. Quiz 4. Umfrage 5. Freecards 6. Mona Lisas Lächeln/Leiden 7. Videoprojekt Cybergewalt 8. Reportage Relevante Begriffe Seite 17 Links und Anlaufstellen Seite 19 Für den Inhalt verantwortlich: Caritas der Erzdiözese Wien, Hilfe in Not, Missing Link, Kempelengasse 1, Bauteil 1, 4. Stock, 1100 Wien Projekt STAR*K: Sören Appel, Pelin Özmen, Margerita Piatti. Wien, Dezember 2021 3
Einleitung Die vorliegende Informationsbroschüre Seit drei Jahren nimmt sich das dient der Dokumentation und STAR*K Projektteam der Problematik Präsentation des Integrations- von genderbasierter Gewalt an und und Jugendprojekts „STAR*K – sensibilisiert und bestärkt die junge Sensibilisierung gegen Gewalt an Frauen Generation gegen Gewalt an Frauen und und Mädchen“ sowie der Information von Mädchen entschieden aufzutreten. Multiplikator*innen im Bereich Bildung, Jugend- und Sozialarbeit. In den letzten zwei Jahren hat sich die Corona-Pandemie als große Seit 2019 ist das Caritas Projekt „STAR*K“ Herausforderung für das Projekt im Projektgebiet Niederösterreich und dargestellt. Neben den veränderten Wien (anfangs auch Burgenland) tätig. und teils erschwerten Möglichkeiten die Das Peer-Projekt zielt insbesondere auf Jugendlichen zu erreichen, hat sich auch Aufklärung und Sensibilisierung gegen der thematische Schwerpunkt verlagert. Gewalt an Frauen und Mädchen unter So wurden die Themen häusliche Gewalt jungen Menschen ab. und Gewalt im Netz verstärkt nachgefragt und diskutiert. Genderbasierte Gewalt ist nicht nur in Österreich, wo jede fünfte Frau ab Die neue Situation konnte vom Projekt ihrem 15. Lebensjahr von körperlicher jedoch gut aufgegriffen werden, wodurch oder sexualisierter Gewalt betroffen es durch die nötige Flexibilität kaum zu ist, sondern auch international qualitativen Einschränkungen kam. hochaktuell. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen steigt weltweit die Nach einer intensiven Phase des jährliche Anzahl der weiblichen Opfer, Ausführens, Lernens und Tuns die durch Mord im engen Umfeld wollen wir nun mit der vorliegenden sterben, und auch in Österreich Informationsbroschüre die bisherigen steigt die Zahl der Tötungsdelikte Aktivitäten und Ergebnisse aus den an Frauen (= Femizide). Dies führt Projektjahren 2020 und 2021 einer zu einer gesamtgesellschaftlichen interessierten Öffentlichkeit, sowie Debatte in Österreich, die auch in den Multiplikator*innen im Bereich Bildung, STAR*K Workshops sichtbar wurde. Jugend- und Sozialarbeit als auch Bemerkbar war das anhand des starken unseren Kooperationspartner*innen Diskussionsbedarfs zu diesem Thema präsentieren. und der großen emotionalen Betroffenheit der Jugendlichen. 4
An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei allen Teilnehmer*innen, Schon gewusst? bei den STAR*K-Peers, den Schüler*innen und Lehrer*innen STAR*K bietet jungen der beteiligten Schulen und Menschen im Alter von 15 bis 25 Bildungseinrichtungen, an denen Workshops stattfanden, sowie an Schulen und anderen Bildungs- allen Kooperationspartner*innen, bzw. Jugendeinrichtungen in Fördergeber*innen und Expert*innen Wien & NÖ kostenlos Workshops bedanken, die das Projekt möglich zur Sensibilisierung gegen gemacht und mit Leben gefüllt haben! Gewalt an Frauen und Mädchen „STAR*K – Sensibilisierung gegen an. Gewalt an Frauen“ ist ein Projekt der Caritas Wien (Missing Link). Es wird Zudem bietet STAR*K vom Bundeskanzleramt sowie dem Fortbildungen für Pädagog*innen Land Niederösterreich gefördert. und andere Multiplikator*innen im Integrations-, Jugend- und Bildungsbereich an. Das STAR*K Außerdem sucht STAR*K junge Projektteam Menschen in Wien & NÖ, die Diese Broschüre ist downloadbar sich gegen Gewalt an Frauen unter www.caritas-wien.at/stark und Mädchen engagieren und an einer STAR*K-Peer Ausbildung teilnehmen möchten. Bei Fragen und Interesse: stark@caritas-wien.at 5
Das Projekt STAR*K im Jahr 2020/21 Das Peer-Projekt STAR*K hat zum diese Gewaltformen zu stärken. Um dies Ziel, sowohl junge Frauen als auch mit den Teilnehmer*innen jugendgerecht junge Männer, vorwiegend mit zu bearbeiten, bezieht sich das Flucht- und Migrationsgeschichte, Projektteam unter anderem auf das in Bezug auf familiär, kulturell oder Konzept der Gewaltpyramide.1 gesellschaftlich geprägte Haltungen und Machtstrukturen, die zu Gewalt Gewalt nicht als Gewalt erkannt gegen Frauen und Mädchen führen, Gemeinsam mit den jungen zu sensibilisieren. Gleichzeitig werden Teilnehmer*innen wird darüber reflektiert, sie ermächtigt, sich gegen Gewalt dass die am häufigsten vorkommenden „STAR*K“ zu machen. Im Rahmen einer Gewalttaten oft kaum als Gewalt aner- Peer-Ausbildung lernen ausgewählte kannt sind (daher in der Pyramide unten Jugendliche und junge Erwachsene zu finden) und sich diese Parameter zwischen 15 und 24 Jahren (STAR*K- zur Spitze hin gegenteilig verändern Peers) genderbasierte Gewaltformen zu – also stark anerkannt sind, jedoch erkennen und Handlungsmöglichkeiten seltener vorkommen. In der Basisarbeit dagegen zu entwickeln. von STAR*K geht es darum, gerade die häufigeren, aber nicht als Gewalt Gewalt hat viele Gesichter anerkannten Formen (z.B. sexistische Hört man über Gewalt an Frauen, denkt Witze, frauenfeindliche Spache) sichtbar man meist an körperliche oder häusliche zu machen. Quelle: Frauenpolitische Kommission, SJ Österreich Gewalt. Gewalt hat aber viele Gesichter, weshalb sich im Rahmen des Projekts STAR*K die Teilnehmer*innen mit den unterschiedlichsten Formen von Gewalt auseinandersetzen, darunter: physische Gewalt, sexualisierte Gewalt, psychische Gewalt, soziale Gewalt, ökonomische Gewalt, strukturelle Gewalt, Cybergewalt Wichtig ist dem Projekt STAR*K, auf niederschwellige Art und Weise das Verständnis der jungen Menschen für 1 Anti Defamation League: https://www.adl.org/ sites/default/files/documents/pyramid-of-hate.pdf 6
Zudem wird die weite Verbreitung von • Cybergewalt Gewalt sowie auch die Entwicklung • Gewaltschutzgesetz und weitere hin zu ihren radikalsten Formen, wie rechtliche Grundlagen Vergewaltigung und Mord, anschaulich • Projektplanung und -management gemacht. Dadurch entsteht bei den Teilnehmer*innen ein Verständnis für die Nach Beendigung der Peer-Ausbildung unterschiedlichen Formen von Gewalt nahmen die STAR*K Peers an und sie werden befähigt, die teils geringe Projekttagen teil, bei denen sie das Anerkennung von Gewalt seitens der Gelernte in die Praxis umsetzten und Gesellschaft in Frage zu stellen und neu an der Entwicklung ihrer eigenen zu bewerten. Kleinprojekte arbeiteten, um andere junge Menschen zum Thema Gewalt gegen Expert*innen mit an Bord Frauen und Mädchen zu sensibilisieren. Die inhaltliche Auseinandersetzung Siehe auch „Peer-Projekte“, Seite 13. der jungen Teilnehmer*innen mit den Themen Gleichberechtigung der Mehr als 1.200 Jugendliche erreicht Geschlechter und Gewalt wird im Seit Beginn des Projekts STAR*K Projekt nicht nur durch Diskussion wurden durch Workshops an Schulen und Reflexion von unterschiedlichen und Bildungseinrichtungen schon Methoden und Konzepten, sondern mehr als 1.200 junge Menschen in auch durch Expert*innenbesuche Niederösterreich, Wien und dem erreicht. Im Rahmen der Peer-Ausbildung Burgenland erreicht. An folgenden wurden Vorträge von der Polizei und Schulen wurden Workshops gehalten von Mitarbeiter*innen der Frauen- und Männerberatung gehalten, die über • AHS Franklinstraße ihre alltägliche Arbeit gegen häusliche • BAfEP Oberwart Gewalt sowie über Aufklärungs- und • BACH Bildungszentrum Mödling Präventionsarbeit berichteten. • BISOP Baden • Business Academy Donaustadt Des Weiteren haben sich die 23 STAR*K- • Caritas Schule Wien Peers im Rahmen ihrer Ausbildung mit • Caritas Schule Wiener Neustadt folgenden Themen beschäftigt: • Interface Wien (Jugendcollege) • LBS Stockerau • Identität, Vorurteile und Kultur • Lobby16 Wien • Geschlechterrollen und Gender • *peppa Mädchenzentrum Wien • Theorien und Definitionen zu Gewalt • Produktionsschule spacelab Wien • Gewaltpräventionsmethoden • WUK work.space Wien • Häusliche Gewalt 7
STAR*K während Corona Die Corona-Pandemie wirkt sich auf Herausforderung der Arbeitstätigkeit zu mehreren Ebenen auf die Zielgruppe Hause, also im Homeoffice, dazu. Das von STAR*K – männliche und weibliche Organisieren der Kinder und der Arbeit Jugendliche – aus.2 Ausgangssperren zur gleichen Zeit am selben Ort war eine und Schulschließungen erschweren ernorme Belastung. insbesondere jungen Menschen den Zugang zu den nötigen Betreuungs- Darüber hinaus sind Frauen in Krisenzeit und Unterstützungsmöglichkeiten und weniger vor häuslicher und sexualisierter beschränken den in dieser Lebensphase Gewalt geschützt.3 Dementsprechend so wichtigen Austausch mit ihren Peers. haben sich während der Corona-Krise Gewaltsituationen leider gehäuft. Die Corona verstärkt Ungleichheiten psychischen Belastungen, durch Umso wichtiger sind daher Peer-to- Unsicherheiten wie Arbeitslosigkeit, Peer Projekte wie STAR*K, die junge gesundheitliche Befürchtungen etc. Menschen in ihrer Selbstwirksamkeit ausgelöst, haben in vielen Beziehungen stärken und sie ermächtigen, sich für zu erhöhtem Stress und in weiterer Folge andere vulnerable Gruppen einzusetzen. auch zu häuslicher Gewalt geführt.4 Wie so viele Krisen verstärkte auch die Corona-Krise bereits bestehende Bei den STAR*K-Workshops der Ungleichheiten in der Gesellschaft. letzten Monate konnte seitens der Vor allem die Lockdowns erhöhten teilnehmenden Jugendlichen ein die Belastungen für Frauen und verstärktes Interesse am Austausch mit Mädchen und führten so zu direkten ihren Peers, aber auch an Themen wie gesundheitlichen und ökonomischen häuslicher Gewalt festgestellt werden. Folgen. Die geschlossenen Schulen, Fragen zu rechtlichen Aspekten wie und der damit einhergehende Wegweisungen oder strafrechtlichen Fernunterricht brachten eine weitaus Folgen von Gewalt in der Familie stärkere Verpflichtung gegenüber den drängten sich in den Vordergrund. Kindern und deren Lernfortschritt mit sich. Bei vielen kam die zusätzliche 2 ertelsmann Stiftung https://www. B 4 rankfurter Allgemeine Zeitung: https://www. F bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle- faz.net/aktuell/politik/ausland/un-bericht- meldungen/2021/maerz/jugendliche-fuehlen- gewalt-gegen-frauen-in-corona-krise-stark- sich-durch-corona-stark-belastet-und-zu-wenig- gestiegen-17293180.html; UN Women: https:// gehoert www.unwomen.org/en/news/in-focus/in-focus- 3 UN Women: https://www.unwomen.de/aktuelles/ gender-equality-in-covid-19-response/violence- corona-eine-krise-der-frauen.html against-women-during-covid-19 8
Online Workshop der STAR*K- Peers mit einer Mitarbeiterin des Vereins Wendepunkt in Wiener Neustadt Cybergewalt gewinnt an Bedeutung Wahrscheinlichkeit von Cybergewalt Zudem hat sich gezeigt, dass viele betroffen zu sein, ist bei Frauen 27-mal Gewalterfahrungen in die vermeintliche höher als bei Männern, insbesondere Anonymität des Internets verlagert bei Frauen im Alter von 18-24 Jahren5. wurden. Diese Dynamiken fördern eine Gleichzeitig werden die häufigsten politische und soziale Polarisierung Belästigungen im virtuellen Raum von und erschweren ein respektvolles Männern (61%) getätigt6. Miteinander. Neue Technologien können hierbei vor allem von der jungen Daher hat STAR*K das Thema Generation als Mittel eingesetzt werden, Cybergewalt in sein Programm um gewalttätige Inhalte und Taten im aufgenommen, was von den virtuellen Raum zu reproduzieren. Teilnehmer*innen gut angenommen wurde, wie sich anhand einiger Peer- Cybergewalt ist – nicht zuletzt durch Projekte zu den unterschiedlichen die Pandemie – ein steigendes Phänomenen von Gewalt im Netz zeigte. Phänomen, das disproportional mehr Frauen und Mädchen betrifft und Schließlich wirkte sich die Pandemie besorgniserregende Auswirkungen, auch auf die organisatorische Arbeit wie abnehmende Leistungsfähigkeit, aus. Viele Workshops wurden online seelische Belastung, Depression, abgehalten, doch der Einsatz innovativer Selbstmord etc. auslösen kann. Die Methoden verhinderte Qualitätseinbußen. 5 nited Nations Human Rights Council: https:// U 6 N Women: http://www.unwomen.org/~/media/ U www.ohchr.org/EN/HRBodies/HRC/Pages/ headquarters/attachments/sections/library/ NewsDetail.aspx?NewsID=23248&LangID=E publications/2015/cyber_violence_gender%20 report.pdf?v=1&d=20150924T154259 9
Evaluierung und Erfahrungsberichte Die Peer-Ausbildung 2020/2021 „Mir haben die Workshops generell wurde von den Teilnehmer*innen sehr alle sehr gut gefallen und ich habe positiv angenommen. Die STAR*K- sehr viel über die verschiedenen Peers meldeten mehrfach zurück, Arten von Gewalt erfahren.“ dass innerhalb der Gruppe eine angenehme und wertschätzende Atmosphäre bestand, in der man offen diskutieren konnte. Die Peers fühlten sich willkommen und fanden ausreichend Raum, um eigene Anregungen und „Mir hat besonders gut gefallen, dass Ideen einzubringen. Zudem nahmen die wir auch in den Workshops unsere Teilnehmer*innen aus den Workshops eigenen Erfahrungen und Geschichten einiges mit, da die Übungen und erzählen und mit den anderen teilen Methoden als praxisnah wahrgenommen durften. Was ich zum Beispiel nicht wurden und auch als Inspiration dienten, wusste, ist, dass man auch nach der um eigene Projektideen zu entwickeln. Tat mit dem Täter arbeiten muss und Öfter wurde ein Mangel an Zeit sowie der man mit Täter und Opfer Gespräche Wunsch nach mehr Diskussionsrunden führen muss.“ und Gruppenarbeiten geäußert. Generelles Feedback Angemerkt wurde, dass den STAR*K- Peers besonders „die Offenheit“, „die „Mir hat besonders gut gefallen, dass Spiele“, „das eigene Überlegen“, die Workshops von der Länge her „die praktischen Übungen“, „das nicht zu lange, aber trotzdem sehr Projekte planen“, „die Rollenspiele“, informativ waren. Außerdem wurden „Informationen über die gesetzliche alle bei der Verwirklichung ihrer Lage“ gefallen haben. Zudem wurde Projekte ausreichend unterstützt. Es positiv bewertet, „dass man viel war im Großen und Ganzen eine sehr eigenständig machen konnte“ und über amüsante und ergiebige Erfahrung.“ „eigene Erlebnisse erzählen“ konnte. Negativ bewertet wurden vor allem organisatorische Punkte, etwa dass die Workshops „zu lang“, die Pause „zu kurz“ und die „Masken“ (COVID-19 Maßnahme) „Mir haben besonders die abwechs- hinderlich waren. Zu kurz gekommen lungsreichen Workshops und die Arbeit sind den Peers die Themen „Abtreibung“, mit den tollen Expert*innen gefallen.“ „Sexualität“ und „Selbstverteidigung“. 10
Femizide als Thema „Mir hat gefallen, dass im Projekt so In den Workshops an Schulen viele Menschen aus unterschiedlichen und Bildungseinrichtungen konnte Kulturen zusammenkommen. Es ist naturgemäß eine Parallele zu jenen interessant, andere Lebenswelten Themen festgestellt werden, welche kennenzulernen und sich mit anderen auch im breiten öffentlichen Diskurs auszutauschen. Als Sozialarbeiterin (traditionelle Medien, Social Media etc.) erlebe ich immer wieder, wie Frauen Eingang gefunden haben. Besonders unter Druck gesetzt oder psychischer emotional und intensiv wurden die Gewalt ausgesetzt werden. Wie sie in Hintergründe zu der steigenden Zahl an solchen Situationen reagieren können, Femiziden und die damit einhergehende wird an der Schule nicht gelehrt. Des- mediale Berichterstattung wie bspw. im halb fand ich es vor allem bereichernd, „Fall Leonie“ debattiert. Handlungsspielräume aufgezeigt zu bekommen: Was ist Zivilcourage? Wie Auch viel Diskussionsbedarf und kann man sich wehren? Wie sagt man Fragen gab es rund um die strukturelle ‚Nein‘? In den Workshops wird gezeigt, Benachteiligung von Frauen in der dass frau lernen kann, für sich einzu- Gesellschaft, besonders das Thema stehen.“ „Gender-Pay-Gap“ war für viele Teilnehmer*innen sehr spannend. Kontroverse Freizügigkeit „Mir ist es als Freizeitpädagogin Merklich kontrovers wurde es nach wichtig, Kindern schon im jungen eingeholten Stimmungsbildern bzgl. Alter diese Themen bewusst zu der Kausalität zwischen freizügiger machen. Durch die positive Energie Kleidung von Frauen/Mädchen und damit der Gruppenarbeit im Projekt STAR*K einhergehender sexueller Belästigung bin ich nun in den sozialen Medien und mehr. Die Frage nach der „Schuld“ aktiv geworden und freue mich schon bzw. „Prävention“ von Übergriffen war darauf, an meiner Schule selbst ein Punkt, der viel Raum eingenommen Workshops und Gespräche zu leiten. hat – und selbst wenn der Grundtenor Ich möchte den Kindern von klein auf der teilnehmenden, nämlich dass der zeigen, was Offenheit, Aufmerksamkeit Kleidungsstil niemals Gewalttaten und Respekt gegenüber allen rechtfertigen darf, prinzipiell einstimmig Menschen und Geschlechtern war, wurde die Tatsache, dass es bedeutet.“ dennoch dazu kommt, sowie die Gründe dafür, teils hitzig diskutiert. Viele Frauen/ Mädchen reagierten auf Grund der 11
gesprochen haben“ „Ich muss sagen, STAR*K war eine • „dass man Frauen und Männer gleich sehr schöne Erfahrung und wir behandelt“ haben viele neue Sachen gelernt. • „dass wir alle zusammen reden und Das Programm ist wirklich einzigartig diskutieren können“ und ich würde allen Jugendlichen empfehlen, an diesem Projekt Nicht gefallen hat den Teilnehmer*innen teilzunehmen.“ • meist die Dauer („zu lang“) • dass „manche aus der Klasse es nicht ernst genommen haben“ • dass der Workshop „online“ abgehalten persönlichen Erfahrungen (welche, wurde, da das Internet manchmal nicht wie auch in den Workshops sichtbar stark genug war wurden, den Großteil betreffen) teils sehr • Manche Teilnehmer*innen haben emotional und wütend. Diese Reaktionen auch angemerkt, dass ihr Wortschatz zuzulassen und ihnen gegebenenfalls manchmal nicht ganz ausgereicht hat: einen adäquaten Rahmen zu bieten „es gab Wörter, die ich nicht verstanden war ebenfalls Aufgabe des STAR*K habe.“ Projektteams. Zu kurz gekommen ist den jungen Feedback im Detail Menschen: Auch die Evaluierung der anonymen Feedbacks zeigt mehrheitlich • das Thema „Gender“ positive Rückmeldungen von den • „Häusliche Gewalt“ Workshopteilnehmer*innen an Schulen • „Belästigung von Frauen“ und Bildungseinrichtungen. Hier einige • „Frauen- und Männerrechte“ Aspekte, welche den Teilnehmer*innen • „mehr über Rechte in Österreich“ besonders gut gefallen haben: • „mehr über Rassismus gegen ausländische Personen“ zu diskutieren • „neue und interessante Sachen gelernt“ • „mehr über die Gleichberechtigung • „dass man seine Meinung aussprechen bei der Kindererziehung“, denn: konnte ohne verurteilt zu werden“ „Nur so können wir in Zukunft die • „dass wir alle gut diskutiert haben“ Gleichberechtigung von Frauen • „sehr gut erklärt, interessante Themen schaffen“. an die ich nie privat gedacht haben“ • „das Interaktive (trotz Online-Meeting)“ • „dass wir über Gleichberechtigung 12
Projekte der STAR*K-Peers Die Projekte der ausgebildeten STAR*K-Peers widmeten sich der Aufklärung rund um das Thema Gewalt an Frauen und Mädchen. Trotz „social distancing“ und mehrerer Lockdowns konnten die jungen Peers ihre Projekte im Zeichen der Sensibilisierung gegen Gewalt an Frauen und Mädchen an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen mit Erfolg umsetzen. 1. Statistik-Kampagne Zwei STAR*K-Peers erstellten 2021 eine Plakat-Kampagne, in der die vorhandenen Statistiken rund um das Thema direkt und auffällig kommuniziert werden. Es wurden fünf Sujets entworfen, mit denen Zahlen und Fakten zu den Themen Gewalt, sexuelle Belästigung, Vergewaltigungen und weiteres transportiert werden. Die Poster wurden im Rahmen der „Orange the World“-Kampagne, in welcher zwischen 25.11. (Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen) und 10.12.2021 weltweit auf die Thematik aufmerksam gemacht wurde, insbesondere an Schulen in Wien und Niederösterreich verteilt. 13
2. Bist du ein Täter? „Bist du ein Täter?“ – diese Frage wird von einer anderen Peergruppe 2021 bewusst und provokant in den Raum gestellt. Da geschlechtsspezifische Gewalt in fast allen Fällen von Männern ausgeht, sollen eben jene durch diese Frage sensibilisiert werden. Erreicht werden sollen sie mittels eines Plakates, welche präsent an unterschiedlichen Orten wie Bildungseinrichtungen, wenn möglich aber auch an Veranstaltungsorten und in der Gastronomie veröffentlicht wurden. 3. Quiz Eine dritte Gruppe von Peers 2021 zielte darauf ab, Jugendlichen mittels eines Quiz zu verdeutlichen, wie weit verbreitet das Thema Gewalt an Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft ist und den Teilnehmer*innen eventuelle 4. Umfrage Wissenslücken vor Augen zu Die Umfrage, welche an einer Schule führen. So wurden Statistiken anonym 2021 durchgeführt wurde, versuchte und Fakten abgefragt, die aufzuzeigen, wie weit verbreitet Gewalt auch auf Ausmaß und Verbreitung in einem abgeschlossenen, mittelgroßen des Themas abzielen sowie Umfeld – wie eben einer Schule – ist. Die spezifische Begriffe, die teils Ergebnisse wurden intern weiterverarbeitet neuen Ursprungs sind. und ausgewertet bzw. dem Projektteam zur Verfügung gestellt, um sie bei zukünftigen Workshops einfließen zu lassen. 14
5. Freecards Einen Beitrag zur Prävention von Gewalt an Frauen und Mädchen stellten die von einem STAR*K Peer 2020 erstellten Freecards dar. Auf ihnen waren realistisch nachgestellte Chatverläufe zu sehen, welche vielen – meist weiblichen – Jugendlichen bekannt sind. Während auf den Vorderseiten die Chats abgebildet sind, befindet sich auf den Rückseiten der Karten die jeweilige Aufklärung, um auf die Gefahr und auch auf die strafrechtliche Relevanz von Cybergrooming und Cyberstalking aufmerksam zu machen. 6. Mona Lisas Lächeln/Leiden Das Lächeln von Mona Lisa sorgt seit langer Zeit für Rätsel. Dieses Rätsel nutzte ein STAR*K-Peer 2020 für seine eigene kreative Ausführung zum Thema Gewalt an Frauen und Mädchen. Oftmals verheimlichen Opfer von Gewalt ihre Erfahrungen – nicht selten mit einem Lächeln. Dass hinter solchen Fassaden auch starke Gewalterfahrungen verborgen sein können, zeigt diese veröffentlichte Illustration mit dem Begleitsatz: „Gewalt bleibt – auch wenn sie trotzdem lächelt“. 15
7. Videoprojekt Cybergewalt In ihrem Video- Projekt fanden sich vier STAR*K-Peers 2020 zusammen, um ein Zeichen gegen Cybergewalt an Frauen und Mädchen zu setzen. Mit einem Kurzfilm zeigen sie die verheerenden Folgen von Cybermobbing auf junge Menschen auf. Mithilfe eines weiblichen STAR*K-Peers drehten die drei jungen Männer das Video, um Jugendliche zu informieren und so einen wichtigen Beitrag gegen Cybergewalt zu leisten.7 8. Reportage In ihrer zweiteiligen kurzen Reportage befragen STAR*K- Peers 2020 junge Wiener Passantinnen zu ihren Erfahrungen zu sexualisierter Gewalt, der sie im Alltag auf den Straßen Wiens begegnen. Die Passantinnen berichten in den Videos offen von ihren Erlebnissen und den Auswirkungen, die sexuelle Belästigungen und andere Formen von genderbasierter Gewalt auf sie haben.8 7 as Video wurde wegen Datenschutzgründen nur intern verbreitet. D 8 Das Video wurde wegen Datenschutzgründen nur intern verbreitet. 16
Relevante Begriffe Shitstorm Toxic masculinity Starke Welle negativer Kritik gegen eine Toxische Männlichkeit ist eine Person oder ein Unternehmen innerhalb Bezeichnung für ein Verhalten von sozialer Netzwerke, Blogs oder anderer Männern, das als schädlich für die Kommunikationsforen im Internet. Gesellschaft oder Männer selbst gesehen wird. Victim blaming „Täter-Opfer-Umkehr“: bei einem Cybergrooming Übergriff wird die Schuld dem Opfer Sexuell orientierte Kontaktaufnahme mit zugewiesen. Personen im Internet (der Begriff bezieht sich eher auf Minderjährige und ist daher Incel eher negativ besetzt) Leitet sich von involuntary celibate ab und ist die Selbstbezeichnung einer Cyber hate speech Internet-Subkultur von heterosexuellen Eine Art Hassrede, die gezielt online Männern, die nach Eigenaussage gegen eine Person oder Gruppe unfreiwillig keinen Geschlechtsverkehr aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, bzw. keine romantische Beziehung Religion oder anderer Merkmale, haben. Von Incels ausgedrückte gerichtet ist. Überzeugungen und Gefühle sind geprägt von Misogynie und der Billigung Non-consensual porn und Anwendung von Gewalt gegen Veröffentlichte pornografische bzw. Frauen und LGBTQIA+. freizügige Videos oder Bilder einer Person ohne deren Einwilligung. Cyberstalking Stalking: wiederholende unerwünschte Mansplaining Kontaktaufnahme oder Verfolgung von Die selbstverständliche Annahme Personen. Geschieht dies im Internet eines Mannes über einen Gesprächs- spricht man von Cyberstalking. gegenstand mehr zu wissen als die Person (meist weiblich) mit der er Doxing spricht. Zusammenfassen von Daten, welche man aus dem Internet hat und diese anschließend meist mit bösartiger Absicht veröffentlicht. 17
Catfishing Upskirting Catfishing ist eine Täuschungsaktivität, Das heimliche Fotografieren intimer bei der eine Person in einem sozialen Stellen ohne Wissen bzw. Einverständnis Netzwerk eine gefälschte Online- der Betroffenen. Identität erstellt und sich in der Regel zielgerichtet ein bestimmtes Opfer Cybermobbing aussucht. Catfishing wird häufig auf „Internet-Mobbing“: Belästigung, Dating-Websites, meist in betrügerischer Beleidigung, Nötigung anderer Absicht, eingesetzt. Menschen durch das Internet. Cyber misogyny Sextortion Jegliche Form von Belästigung, Internetnutzer*innen werden von Beleidigung und Hass gegenüber Unbekannten aufgefordert sich nackt in Frauen im Internet. Videochats zu präsentieren oder sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen. Deadnaming Dabei werden sie illegalerweise gefilmt Das Ansprechen einer Transperson mit und die/der unbekannte Betrüger*in ihrem alten Namen und Pronomen. erpresst dann die betroffene Person mit der Veröffentlichung des Materials und Slutshaming fordert Geld ein. Angriff (besonders) gegen Frauen und Mädchen welcher der gesellschaftlichen Vorstellung von Verhalten und Auftreten nicht entsprechen. Catcalling Bezeichnet sexuell anzügliches Rufen, Reden, Pfeifen oder sonstige Laute im öffentlichen Raum, wie das Hinterherrufen sowie Nachpfeifen für gewöhnlich durch Männer gegenüber Frauen. 18
Links und Anlaufstellen FRAUENNOTRUF, PROJEKTE, GEWALTPRÄVENTION FÜR BERATUNGSSTELLEN KINDER UND JUGENDLICHE Frauennotruf: Caritas-Projekt STAR*K: https://www.wien.gv.at/menschen/frauen/ https://www.caritas-wien.at/stark/ beratung/frauennotruf/index.html *peppa Mädchenzentrum der Caritas Wien: Sammlung von Frauennotrufen in https://www.caritas-wien.at/hilfe- Österreich, Deutschland und der Schweiz: angebote/asyl-integration/miteinander/ https://www.feminy.de/frauennotrufe/ maedchenzentrum-peppa Verein Autonome Österreichische Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauenhäuser: https://www.aoef.at/ Kindern und Jugendlichen: https://selbstlaut.org/ Verein Wendepunkt, Wiener Neustadt: http://www.wendepunkt.or.at/ Verein zur Prävention von (sexualisierter) Gewalt: https://www.praevention-samara.at/ White Ribbon, Männerbewegung gegen Männergewalt: https://whiteribbon.at/ Verein Jugend & Kultur Wiener Neustadt: https://auftrieb.co.at/ Gewaltinfo: https://www.gewaltinfo.at/betroffene/frauen/ POIKA Bubenarbeit: https://www.poika.at Frauenhelpline: Die Möwe Kinderschutzzentren http://www.frauenhelpline.at/ https://www.die-moewe.at/ Bundeskanzleramt Frauen, Familie und Jugend: https://www.frauen-familien- BROSCHÜREN, jugend.bka.gv.at/frauen/gewalt-gegen- STUDIEN frauen.html Gewaltschutzbroschüre der Netzwerk österreichischer Frauen- und Interventionsstelle Wien: Mädchenberatungsstellen: https://www.interventionsstelle-wien.at/ http://www.netzwerk-frauenberatung.at/ gewaltschutzbroschuere-in-20-sprachen/ index.php/gewalt gewaltschutzbroschuere Männerberatung: https://www.maenner.at/ Gewaltprävention in der Schule: https://www.schulische-gewaltpraevention. Land Niederösterreich: Stopp Gewalt: de http://www.land-noe.at/stopp-gewalt 19
20
Sie können auch lesen