Wo steht die Integration der Geflüchteten Anfang 2019? - vhw
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Nummer 27 Januar 2019 vhw werkSTADT Wo steht die Integration der Geflüchteten Anfang 2019? Teil 1: Bildungsstand, Integrationskurse und Sprache Teil 2: Einstiegsförderung, Brückenbauer und Berufsausbildung Teil 3: Die Entwicklung am Arbeitsmarkt und die Wohnungsversorgung Bernd Hallenberg
Der erste Teil der aktuellen Bestandsauf- Gleichwohl geben die vorliegenden Informati- nahme zur „strukturellen“ Integration der in onen Anlass zu vorsichtigem Optimismus, zu- den letzten Jahren Geflüchteten hat sich im mal die Unternehmen immer stärker den Wert Schwerpunkt mit den Sprach- und Integrati- von gut ausgebildeten Geflüchteten ange- onskursen, deren Struktur und Ergebnissen sichts des breiten Nachwuchsmangels erken- nen und diesen Weg auf verschiedene Weise beschäftigt, die im Fokus des zweiten Teils aktiv fördern. der Bestandsaufnahme stehen. Einbezogen werden dazu auch die Initiativen und Netz- werke der Wirtschaft und der Zivilgesell- Arbeitsmarktpolitische schaft. Integrationsförderung Neben den vom BAMF gestalteten Integrati- Vom Sprachkurs zum Berufs- ons- und Sprachkursen gibt es ein breites einstieg Spektrum von verschiedenen arbeitsmarktpo- litischen Maßnahmen der Bundesagentur für Integrations- und Sprachkurse bilden die ent- Arbeit (BA) und weiterer angeschlossener Or- scheidende Voraussetzung für die nächste ganisationen. Im Oktober 2018 wurden Stufe der „strukturellen“ Integration: die be- 82.000 geflüchtete Personen in arbeitsmarkt- rufliche Ausbildung und den Einstieg in eine – politischen Maßnahmen gefördert – fast möglichst nachhaltige – Beschäftigung. Dabei 9.000 mehr als ein Jahr zuvor. In der Grundsi- entscheidet das erreichte Sprachniveau zum cherung für Arbeitsuchende waren es 18 Pro- einen darüber, ob die Bewerber*innen eine zent mehr, während die Förderung in der Ar- Berufsausbildung im dualen System nach den beitslosenversicherung um ein Achtel zurück- in Deutschland geltenden Regeln überhaupt ging. Fast die Hälfte der geförderten Geflüch- aufnehmen können. teten nahm an einer Maßnahme zur Aktivie- Zum anderen stehen viele Geflüchtete an die- rung und beruflichen Eingliederung teil 2. ser Stelle vor der schwierigen Entscheidung, ob sie sofort eine schlecht bezahlte Beschäf- • Perspektiven für Flüchtlinge (PerF) tigung – meist auf „Helfer“-Niveau im Niedrig- Ziele: In 6 Wochen werden die Kompeten- lohnsektor – aufnehmen sollen (und damit zen in Betrieben oder – in Ausnahmen – in auch sofort Angehörige unterstützen können) Werkstätten festgestellt: Vermittlung von oder ob sie den schwierigen, aber mittelfristig 1 berufsbezogenen Deutschkenntnissen, erfolgversprechenderen Weg über eine Be- Orientierung und Beratung auf dem deut- rufsausbildung einschlagen wollen. schen Arbeitsmarkt, Erstellung von Bewer- Die vorliegenden Zahlen deuten auf eine sich bungsunterlagen und Strategien für die Be- langsam verschiebende Entwicklung zuguns- werbung. Am Ende erhalten die Teilneh- ten des Ausbildungsweges hin, ohne dass be- menden einen Bericht über ihre Kenntnisse reits von einem breiten Umschwung gespro- und Fähigkeiten. Zeitraum: 12 Wochen In- chen werden kann, der zudem durch die anspruchnahme von September 2016 bis Sprachvoraussetzungen gebremst wird. August 2017: 41.496 Teilnehmende im Kontext von Fluchtmigration. 1 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
• Perspektiven für junge Flüchtlinge (Per- Handwerks, z. B. Metall, Elektrotechnik juF) mit 6.658 Teilnehmenden im gleichen oder Holzverarbeitung, vermittelt. Zeitraum. Die Maßnahme verfolgt das Ziel, • Perspektiven für weibliche Flüchtlinge junge Flüchtlinge an den Ausbildungsmarkt (PerF-W). Spezialisierung des PerF für heranzuführen. Wichtige Bestandteile der weibliche Flüchtlingen: Berücksichtigung auf sechs bis acht Monate angelegten der besonderen Interessen von Frauen (Kin- Maßnahme sind dabei z. B. die Feststellung derbetreuung, Kompetenz- und Ressour- von Kompetenzen und Neigungen, die Ver- censtärkung), sozialpädagogische Beglei- mittlung von berufsbezogenen Sprach- tung, Zeitraum: vier Monate in Teilzeit kenntnissen, Bewerbungstraining, Sucht- • KompAS: Kompetenzfeststellung, und Schuldenprävention und Grundlagen frühzeitige Aktivierung und Spracher- gesunder Lebensführung. Vorgesehen sind werb. KompAS beinhaltet je nach Ausge- dabei auch betriebliche Einsätze, in denen staltung vor Ort u. a. Aktivitäten zur Kom- die Teilnehmer*innen praktische Erfahrun- petenzfeststellung und zum Heranführen gen sammeln. an das deutsche Ausbildungs- und Beschäf- • Perspektiven für junge Flüchtlinge im tigungssystem sowie an die hiesigen Nor- Handwerk (PerjuF-H). Die Maßnahme ist men und Kultur. Weiterhin sollen Kontakte Teil der Initiative „Wege in Ausbildung für zu verschiedenen Organisationen, wie z. B. Flüchtlinge“ des Bundesministeriums für Betriebe, Behörden, Beratungsstellen oder Bildung und Forschung (BMBF), der Bundesagentur für Arbeit (BA) und des Zentral- verbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Die Initiative verfolgt das Ziel, junge Geflüch- tete auf eine Be- rufsausbildung im Handwerk vorzubereiten. Im Rahmen von PerjuF-H werden den Teil- Abb. 1: Zusammenwirken verschiedener nehmern und Teilnehmerinnen im Laufe Maßnahmen und Träger am Beispiel des von vier bis sechs Monaten in einem Betrieb Handwerks, Quellen: Kompetenzzentrum erste Erfahrungen in Berufsfeldern des Fachkräftesicherung für kleine und mittlere Unternehmen (KOFA), Handwerkskammern 2 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
Kammern, hergestellt werden. Der zeitliche Umfang beträgt 200 bis 400 Zeitstunden. Die Teilnahme findet parallel zu einem Integrati- onskurs des BAMF statt. Inanspruchnahme: 16.350 Teilnehmende von September 2016 bis August 2017. Allerdings sind nach frühen Erfahrungen Defizite bei einigen dieser Ange- bote sichtbar geworden. So lag bei KompAS- Kursen die Auslastung in Städten wie Ham- burg oder Kiel nur zwischen 10 und 30 Pro- zent. „Starre Behördenvorgaben und Fehlkal- kulationen“ der federführenden Arbeitsagen- tur seien für den Verlust „von Millionen Euro“ verantwortlich 3. Auch Zugangsbeschränkun- gen oder die fehlende Berücksichtigung unter- schiedlicher Integrationsverläufe wurden kriti- siert 4. • Kommit – Kooperationsmodell mit be- rufsanschlussfähiger Weiterbildung. Das wesentliche Element von „Kommit“ ist eine vier- bis zwölfwöchige betriebliche Er- probung, um Kompetenzen der Teilneh- menden festzustellen und diese an eine Tä- tigkeit bei einem Arbeitgeber heranzufüh- Abb. 2: Befragung von Jobvermittlern zu ren. Der betrieblichen Erprobung geht eine Maßnahmen, die die Einstellungsbereit- zweiwöchige Vorbereitungsphase beim schaft der Betriebe erhöhen Teilnehmer an BA-Programmen, Monatszahlen (Bestand)* - 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 Perspektiven für Flüchtlinge 672 3.019 Perspektiven für junge Flüchtlinge 754 1.470 Perspektiven für junge Flüchtlinge im… 353 256 Perspektiven für weibliche Flüchtlinge 297 119 KompAS 403 3.240 Abb. 3: Teilnehmende Kombination berufsbezogene Sprachförderung - 1.659 an Berufsausbildungs- Kommit 772 324 programme, Quelle: Statistik der Arbeits- September 2017 September 2018 agentur, 2017 und 2019, eigene Grafik 3 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
Maßnahmeträger voraus. Während der Tätig- Mehrere Untersuchungen haben verdeutlicht, keit im Betrieb wird der/die Teilnehmende per- dass eine Reihe von Unterstützungsmaßnah- sönlich betreut. Es wird angestrebt, dass der men ineinandergreifen müssen – bis hin zur in- Arbeitgeber den Teilnehmenden im Anschluss dividuellen Betreuung der Betroffenen. Nach- in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäfti- folgend werden einige jener Programme und gungsverhältnis übernimmt, 5 etwa 1.500 Teil- Netzwerke zum Übergang in Ausbildung oder nehmende im August 2017. Beschäftigung skizziert. Ansatz der Netzwerke ist der Gedanke, dass • Weitere bekannte Programme: WeGebAU vor allem Ausbildung und Arbeit einen Beitrag – Weiterbildung Geringqualifizierter Be- zur gelungenen Integration leisten können. schäftigter und Beschäftigter in Klein- und Die Wirtschaft, vor allem kleinere Unterneh- Mittelbetrieben; Maßnahmen zur Aktivie- men, benötigt jedoch auch Hilfe von den Netz- rung und beruflichen Eingliederung, darun- werken – etwa beim bürokratischen Aufwand, ter Maßnahmen bei einem Arbeitgeber einen Flüchtling auszubilden oder einzustellen, (MAG); Eingliederungszuschuss (EGZ), Fi- und vor allem auch dann, wenn es um eine nanzielle Unterstützung des Arbeitgebers, mögliche Abschiebung geht 7. Förderung der beruflichen Weiterbildung, Trotz ihrer überschaubaren Zahl können die Förderung von Selbstständigkeit, Modulare Willkommens- oder Joblotsen aus dem ge- Teilzeitqualifizierungen. meinsamen Programm von BMWi und Wirt- schaft eine gute Bilanz vorweisen. Im Herbst Wie Abbildung 3 zeigt, sind die Teilnehmer- 2018 waren 178 Willkommenslotsen an 114 zahlen (Monatsbasis) in 2018 allerdings rück- Handwerkskammern, Industrie- und Handels- läufig. Zusammen erreichten die sechs Haupt- kammern, Kammern der freien Berufe und maßnahmen im September knapp aktuell sonstigen Organisationen der Wirtschaft im 4.200 Teilnehmende, was allerdings auch ein gesamten Bundesgebiet tätig 8. Indiz für den wachsenden Übergang in regu- läre Beschäftigungsverhältnisse ist. Seit Beginn des Programms im Frühjahr 2016 konnten rund 16.500 Flüchtlinge in Ausbil- dung, Arbeit, Praktikum, Hospitation oder Ein- Willkommenslotsen und stiegsqualifizierung vermittelt werden, allein Netzwerke – Brückenbauer zur Beschäftigung Drei Jahre nach dem großen Zuwanderungs- schub 2015 wirken neben BAMF und Ar- beitsagentur eine ganze Reihe weiterer Pro- gramme und Initiativen sowie Ehrenamtliche dabei mit, den Geflüchteten den Weg in die Beschäftigung zu ebnen. Inzwischen haben sich auch Start-Ups etabliert, die sich um die Vermittlung, Behördenkontakte oder Sprach- kurse für Geflüchtete kümmern6. 4 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
4.800 im ersten Halbjahr 2018. In diesem Zeit- Handwerks (ZDH). Im September 2018 kün- raum gelang es den Willkommenslotsen, rund digte das BMWI die Verlängerung der Unter- 1.300 Ausbildungsplätze zu besetzen, zudem stützung bis Ende 2019 an 10. wurden mehr als 2.100 Praktika, 760 Ein- stiegsqualifizierungen und über 600 Beschäf- Auch die Unternehmen selbst sind seit 2015/ tigungsplätze vermittelt. Die Lotsen werden 2016 mit einer Reihe von Initiativen bei der In- auf ihre Aufgabe durch Schulungen des Kom- tegration der Zugewanderten aktiv. Zu erwäh- petenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) nen sind dabei das NETZWERK „Unternehmen vorbereitet. integrieren Flüchtlinge“ sowie die vornehmlich von Großunternehmen getragene Initiative Auch werden ihnen dort Informationsmateria- „Wir zusammen“, der sich Unternehmen wie lien für die Beratung der kleinen und mittleren der Versicherungskonzern Allianz, die Auto- Unternehmen zur Verfügung gestellt 9. Kon- bauer Opel, VW und Daimler 11 sowie Siemens, kret bedeutet dies: Airbus und DHL, aber auch die Berliner Ver- kehrsbetriebe und der Kekshersteller Bahlsen • Besetzung von offenen Stellen und Erar- angeschlossen haben. beitung von Anforderungsprofilen für Auszubildende bzw. Mitarbeiter, Das NETZWERK „Unternehmen integrieren • Vorauswahl passender Bewerberinnen und Flüchtlinge“ ist eine Initiative des Deutschen Bewerber aus dem Kreis der Geflüchteten, Industrie- und Handelskammertages (DIHK), • Beratung bei rechtlichen und praktischen gefördert durch das BMWi, und zählte im Ja- Fragen zur Integration, nuar 2019 annähernd 2.000 Mitgliedsunter- • Hilfe bei verwaltungstechnischem Auf- nehmen. Drei Viertel der Mitglieder sind kleine wand, und mittlere Unternehmen. • Beratung zu regionalen oder nationalen Das Netzwerk will seinen Mitgliedern vermit- Förderungs- und Unterstützungsprogram- teln, wie man Integration ganz praktisch und men für Unternehmen, die Geflüchtete erfolgreich angeht. Gemeinsam soll nach Ant- ausbilden und beschäftigen, worten auf Fragen gesucht werden: Wie kann • Vermittlung von Kontakten zu relevanten man geflüchtete Menschen kennenlernen und regionalen Institutionen, Organisationen ihre Qualifikationen einschätzen? Was muss und Projekten, die bei einer Ausbildung man bei ihrer Aus- und Weiterbildung beach- unterstützen. ten? Welche Begleitung brauchen sie im Ar- beitsalltag? Was braucht die Stammbeleg- Das Bundeswirtschaftsministerium fördert die schaft, um die neuen Kollegen gut aufzuneh- Willkommenslotsen als Teil der Maßnahmen men? zur Integration von Geflüchteten in Arbeit und „Wir entwickeln das NETZWERK zu einer prag- Ausbildung; die Wirtschaft beteiligt sich mit matischen Plattform. Dabei verschweigen wir 30 Prozent an den Kosten von rund 10 Millio- Probleme nicht, sondern packen die Integra- nen Euro. Leitstelle der Programmdurchfüh- tion von Geflüchteten aktiv an“ 12. rung ist der Zentralverband des Deutschen 5 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
Den Mitgliedern werden etwa Informations- Stamp 17. Er fügte allerdings hinzu, „dass gute materialien und Checklisten, Praxistipps und Kontakte und umfangreiche Pläne zur Integra- Erfahrungsaustausch 13, Veranstaltungen und tion von Geflüchteten noch lange keine Ga- Webinare sowie regelmäßige Updates zu rantie für Erfolg sind. Oft macht das System wichtigen Regularien und Gesetzesänderun- den Unternehmen einen Strich durch die gen angeboten. Die Mitgliedschaft ist kosten- Rechnung“, da Geflüchtete in Ausbildung ab- los. Das Netzwerk engagiert sich auch bei geschoben werden sollen. politischen Fragen, wie etwa zum Bleiberecht für in Ausbildung befindliche, aber abgelehnte Wichtiger werden auch lokal organisierte Asylbewerber 14. Netzwerke. So ging zum Beispiel im November 2018 die Integrationskonferenz im Essener Am Netzwerk „Wir zusammen“ beteiligen Stadtbezirk III in die dritte Runde. Schwer- sich überwiegend große Unternehmen, die durch eigene Integrations-Initiativen tätig ge- punktthema war, wie „Integration in und worden sind. Bis Mitte 2018 konnten durch durch Arbeit“ besser gelingen kann. Zukünftig Unternehmen aus der Initiative mehr als soll für den besseren Arbeitsmarkteinstieg eine 33.500 Geflüchtete qualifiziert werden. stärkere Information und Einbindung ortsan- Gegen Ende 2018 wurde von 233 erfolgrei- sässiger Unternehmen im Fokus stehen 18. chen Integrations-Initiativen im Netzwerk be- Auch andere Kontakt- und Vermittlungsfor- richtet 15. In Studien, die vom Netzwerk unter- men finden regen Zulauf. Auf Jobmessen stützt werden, wurden die Erfolgsfaktoren für suchen unterschiedlichste Firmen den Kontakt die Integration der Geflüchteten zusammen- mit Geflüchteten, wie im Januar 2019 in Ber- gefasst 16. lin, wo etwa 180 potentielle Arbeitgeber von Die Politik unterstützt die Initiativen der Wirt- Amazon, McDonald's über die AWO bis zur schaft. „Vernetzung ist eine wesentliche Vo- Deutschen Bahn oder Daimler sich Arbeitssu- raussetzung dafür, als Unternehmen bei der chenden vorstellten und insgesamt rund 3.500 Integration von Geflüchteten erfolgreich zu freie Stellen anzubieten hatten. sein“, meinte NRW-Integrationsminister 6 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
Liqaa Alshammry kam vor gut drei Jahren Doch die breite Skepsis, die zeitweise vorherr- nach Berlin. Gemeinsam mit ihrem kleinen schend war, ist deutlich zurückgegangen. Sohn floh sie vor dem Bürgerkrieg im Irak. Noch Ende 2017 hatte „Die Welt“ unter Hin- Dort hatte sie studiert und einen Job als weis auf den Ausbildungsstand der Zugewan- Lebensmitteltechnologie-Ingenieurin. In derten und die (vom IW Köln untersuchten) Ausbildungssysteme der wichtigsten Asylher- Deutschland war diese Ausbildung dann kunftsländer 21, insbesondere das Fehlen der aber nichts mehr wert – Alshammry musste dualen Berufsausbildung, geurteilt: „Flücht- wieder von vorne beginnen. Mittlerweile linge passen nicht zum deutschen Ausbil- spricht die junge Mutter fließend Deutsch dungssystem“ 22. Zudem würden sich, so eine und überlegt zu studieren. Aber zuerst weitere Beobachtung 2017, viele Geflüchtete braucht sie Arbeit. Denn ihr winkt eine Dul- bewusst für zunächst höhere, später aber be- dung. „Aber um eine Chance darauf zu ha- deutend niedrigere Löhne und damit gegen ben, brauche ich jetzt unbedingt einen eine berufliche Qualifikation und vielmehr für Job“, erzählt sie. Alshammry hat sich auf Helfer-Jobs entscheiden. Ihnen sei der Mehr- der Jobmesse einen Bewerbungsbogen von wert einer Ausbildung gegenüber einer zu- Vivantes Gastronomie mitgenommen. nächst vielleicht höher vergüteten Hilfsstelle Gerne würde sie im Labor arbeiten und nicht bewusst 23. passende Mahlzeiten etwa für Diabetes- 2015-2016 2016-2017 2017-2018 kranke zusammenstellen. „Das wäre mein Bewerber insg. 10.300 26.400 38.300 Traum“, sagt sie. „Ich bin Stier vom Stern- darunter unver- 900 2.400 3.500 zeichen, ich bin ein Sturkopf. Ich habe ein sorgt Ziel – also schaffe ich das auch, was ich mir Abb. 4: Entwicklung gemeldete Ausbil- vornehme“, sagt sie und lacht 19. dungsstellenbewerber im Kontext von Inzwischen haben sich zudem auch Ausbil- Fluchtmigration, bis September 2018, dungs- und Arbeitsplatzbörsen wie Workeer Quelle: Bundesagentur für Arbeit etabliert, die sich speziell an Geflüchtete rich- Sichtbare Fortschritte 2018… ten. „Durch die Plattform soll ein geeignetes Umfeld geschaffen werden, in dem diese be- Für manche Geflüchtete sei es verlockend ge- sondere Gruppe von Arbeitssuchenden auf wesen, direkt einen Job anzunehmen, in dem ihnen gegenüber positiv eingestellte Arbeitge- man „anfangs mehr verdient als in einer Aus- ber trifft“ 20. bildung“, so ein Koordinator in Bayern. „Ge- rade afrikanische Flüchtlinge stehen oft unter Zum Stand der beruflichen Aus- großem Druck, ihren Familien schnell Geld bildung von Geflüchteten nach Hause zu schicken, weil das ganze Dorf für ihre Reise gesammelt hat“, berichtet ein Deutliche Fortschritte hat 2018 die Berufsaus- anderer. bildung von Geflüchteten gemacht – obwohl etliche Hürden und Hemmnisse fortbestehen. 7 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
So manchem Schüler gelte es zu erklären, dass berichtete im Juli 2018 auf Basis seiner Ausbil- eine Ausbildung langfristig bessere Perspekti- dungsumfrage, dass aktuell im IHK-Bereich ven eröffne. 24 rund 14 Prozent (2017: 7 Prozent) der Unter- nehmen Flüchtlinge ausbilden. Damit befän- den sich ca. 20.000 Ge- flüchtete (im Vorjahr 15.000 Personen) in einer IHK-Ausbildung 27. Der deutliche Aufwärtstrend im Ausbildungsbereich hat mehrere Ursachen, bei denen neben dem wach- senden Wunsch vieler Ge- flüchteter nach einer soli- den Berufsausbildung auch die Perspektiven und Erfahrungen der ausbil- denden Unternehmen eine zentrale Rolle spielen. Zum einen geht es um den Abbau des sich ver- Abb. 5: Auszubildende nach allgemeinbil- stärkenden Nachwuchsmangel 28 in vielen denden Schulabschlüssen und Staatsange- Branchen und Berufen, etwa im Handwerk, hörigkeitsgruppierungen, Neuabschlüsse Gastgewerbe oder am Bau. Zum anderen wer- Deutschland 2017 (in Prozent)25, Quelle: den durch die weithin sehr positiven Erfah- Bundesinstitut für Berufsausbildung (BIBB) rungen bei der Ausbildung Geflüchteter zu- Doch schrittweise bahnt sich ein Wandel an, nehmend anfänglich vorhandene Vorbehalte wie es angesichts der neuen Zahlen zu den vieler Unternehmen abgebaut. Mittelständler Auszubildenden im Frühjahr 2018 hieß: „Viele berichten, dass Flüchtlinge als Auszubildende Flüchtlinge verdienen als Leiharbeiter Geld. motiviert, lernfähig, fleißig und loyal dem Un- Doch immer mehr setzen auf eine Berufsaus- ternehmen gegenüber seien. „Die Motivation bildung“ 26. Der deutliche Zuwachs an Auszu- und Begeisterung dieser Menschen ist ein bildenden mit Fluchthintergrund zeigt sich in wertvolles Kapital für die Betriebe“, so das „In- Abbildung 5. Allein vom Ausbildungsjahr novationscluster Handwerk“ im Sauerland 29. 2016/2017 bis zum Jahr 2017/2018 ist die Dieser Eindruck wird von Berufsbildungsein- Zahl um fast 50 Prozent angestiegen, aller- richtungen bestätigt: „Die Jugendlichen an un- dings von einem relativ niedrigen Ausgangsni- veau aus. Im September 2018 befanden sich serer Schule sind hoch motiviert, sie sind loyal, etwa 35.000 Zugewanderte aus den Asylher- leistungsbereit und sehr gute Teamplayer“, so kunftsländern in einer beruflichen Ausbildung. die Abteilungsleiterin Fachkräfte im Hambur- Das Deutsche Hochschulkonsortium (DIHK) ger Gastgewerbe 30. 8 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
Ähnlich Ergebnisse hatte bereits 2016/2017 Fachkräfteeinwanderungsgesetz aufzuneh- eine Unternehmensbefragung für das Kompe- men . Das Bundeskabinett hat Ende 2018 be- 34 tenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) er- schlossen, für geduldete Flüchtlinge mit Job in bracht, als fast 90 Prozent der Befragten die einem eigenen Gesetz, das am 1.1.2020 in Einsatzbereitschaft und Motivation sowie den Kraft treten soll, einen verlässlichen Status zu Lerneifer der Geflüchteten hervorhoben. 31 schaffen. Wer seit zwölf Monaten geduldet Folgerichtig zeigten sich 66 Prozent jener Fir- ist, seit 18 Monaten einen sozialversicherungs- men, die bereits Flüchtlinge in der Belegschaft pflichtigen Vollzeitjob hat und sich nichts hat gehabt haben bereit, erneut Geflüchtete ein- zuschulden kommen lassen, kann eine soge- zustellen – aber nur 25 Prozent der Betriebe nannte Beschäftigungsduldung für 30 Monate ohne solche Erfahrungen. Häufig betont wird beantragen. zugleich die neue Vielfalt, welche durch die Ist er in dieser Zeit weiter weitgehend lücken- neuen Auszubildenden in die Unternehmen los beschäftigt, erhält er anschließend ein Blei- gelangt sei. berecht. Die Beschäftigungsduldung soll aller- dings bis Mitte 2022 befristet werden 35 und … fortbestehende Hürden muss 2019 durch den parlamentarischen Pro- zess. Die positive Entwicklungstendenz wird aller- dings durch fortbestehende Hindernisse ge- Neben der Bleiberecht-Thematik für Gedul- bremst. So stellt für viele Unternehmen – und dete gibt es eine Reihe weiterer Hürden, wel- die Betroffenen – die noch nicht gesicherte che die Ausbildungsaufnahme erschweren. Im Perspektive für Auszubildende mit abgelehn- Sommer 2018 lag die mittlere Übergangs- tem Asylantrag ein erhebliches Hindernis dar. dauer zwischen der Ankunft in Deutschland Die sogenannte 3+2-Regelung sieht vor, dass und dem Beginn einer Ausbildung laut DIHK- Asylbewerber während ihrer dreijährigen Aus- bildung und einer anschließenden zweijähri- gen Berufstätigkeit Bleiberecht genießen und nicht abgeschoben werden dürfen, auch wenn ihr Asylantrag abgelehnt wird. Für die Prüfung, ob die 3+2-Regelung zum Tragen kommt, sind jeweils die Ausländerbehörden zuständig 32. Das Bundeswirtschaftsministe- rium musste allerdings einräumen, dass es eine „uneinheitliche Anwendung“ dieser Re- gelung gebe, da sich die Ausländerbehörden in Bayern und Baden-Württemberg oft nicht daran hielten 33. Die Wirtschaft forderte daher seit längerem, ein Bleiberecht für die Betroffenen in das neue 9 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
Umfrage in 2018 bei 19,2 Monaten, nur ge- Ressourcen 41. Insofern sehen die meisten Be- ringfügig weniger als 2016 mit damals 22 Mo- triebe Unterstützungsbedarf bei der Aus- naten 36. bildung von Bewerber*innen mit Fluchthinter- grund 42. Diese Übergangszeit dient für die Betroffenen insbesondere dazu, eine der wichtigsten Eng- Auswirkungen auf den Ausbildungsbereich für stellen auf dem Weg zur Ausbildung zu bewäl- Geflüchtete hat auch die Frage der Anerken- tigen, nämlich die notwendige „Ausbil- nung beruflicher Qualifikationen, die in dungsreife“ zu gewinnen 37. Die Ausbildungs- den Herkunftsländern gewonnen wurden. reife erfordert ausreichende Sprachkenntnisse Diese Frage wird im Kontext des neuen Fach- sowie weitere für eine Ausbildung notwen- kräftezuwanderungsgesetzes diskutiert und dige schulische Grundlagen, etwa in Mathe- im Folgekapitel aufgegriffen 43. matik. Hier beginnen die Probleme für viele Geflüchtete: „Es passiert, dass die Geflüchte- Insgesamt wird eine Reihe von Faktoren ge- ten in der Ausbildung sehr gut sind, aber dann nannt, die für den erfolgreichen Einstieg in die aus der Berufsschule Fünfen und Sechsen mit- Berufsausbildung relevant sind: bringen.“ Die Kammern, so das DIHK, versuch- • So könnte etwa nach Ansicht von Beobach- ten zu helfen, könnten jedoch auch nicht ein- tern die lange Dauer des Spracherwerbs ge- fach so bestehende Standards aufweichen 38. zielt durch Training-on-the-Job-Maßnah- Der Erwerb des erforderlichen Sprachniveaus men umgangen werden 44. B1 ist nicht nur eine Hürde für den Ausbil- dungseinstieg, sondern auch Voraussetzung • Wichtig für den erfolgreichen Einstieg in für die Teilnahme an der zusätzlichen berufs- eine Ausbildung sind praktische Erfahrun- bezogenen Sprachförderung des BAMF 39. gen im Betrieb, etwa durch Einstiegsquali- Mangelnde Deutschkenntnisse bleiben also bis fizierungen, Praktika oder Probearbeiten. heute die mit Abstand größte Hürde – auch für Gefordert wird in diesem Zusammenhang, die berufliche Ausbildung von Flüchtlingen –, die komplexe Angebotsstruktur an Förder- wie es in einer Umfrage der Unternehmensbe- möglichkeiten für die Geflüchteten zu- ratung Ernst & Young 83 Prozent der befrag- gänglich und transparent zu gestalten und ten Unternehmen angegeben haben 40. Sei- ihnen aufzuzeigen, welche Angebote unter tens der Betriebe besteht jedoch ein großer welchen Bedingungen in Anspruch genom- Bedarf daran, dass Geflüchtete zunächst sys- men werden können. tematische und berufsbezogene Deutsch- kenntnisse erwerben sowie teils auch schuli- • Zudem profitieren nach den Erkenntnissen sche und berufliche Qualifikationen mitbrin- des Bundesinstituts für Berufliche Bildung gen. Deren Vermittlung ist sehr zeitintensiv. (BiBB) Bewerber*innen mit Fluchthinter- Vor allem Klein- und Kleinstbetriebe haben da grund davon, wenn sie individuell, etwa in oftmals trotz ihres Interesses, auch junge Men- Alltagsangelegenheiten oder direkt im Be- schen mit Fluchthintergrund auszubilden, trieb, durch Mentoren oder Paten betreut nicht die nötigen zeitlichen und personellen werden. 45 10 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
Auf andere Hindernisse, etwa die Unterbrin- Personen im Kontext von Fluchtmigration, gung der Auszubildenden oder regionale 11/2017 und 12/2018; eigene Darstellung Probleme im Transport/ÖPNV kann hier nicht weiter eingegangen werden. Laut der Befragung im Rahmen des BiBB-Qua- lifizierungspanels 2017, an der sich 12.000 Be- triebe beteiligten, bilden drei Viertel der be- fragten Betriebe nur einen einzigen Flüchtling Wer sind die Auszubildenden und aus. Dies gilt sowohl für kleinere wie auch grö- in welche Berufe gehen sie? ßere Betriebe. Nur in Betrieben mit 20 bis 99 Während die Zahl der Auszubildenden mit Prozent sozialversicherungspflichtig Beschäf- einem Fluchthintergrund deutlich angestiegen tigten (SVB) sind es ein bis zwei Flüchtlinge ist, hat sich deren soziodemografische Struk- (Durchschnittswert 1,5) pro Betrieb 47. tur kaum verändert. Die große Mehrheit ist männlich; für Bewerberinnen, die nur 15 Pro- Branchen, in denen eine hohe Sprachfertigkeit zent stellen, bestehen Benachteiligungen auf- zur Ausbildung benötigt wird, sind auch 2018 grund schlechterer Schulbildung oder familiä- noch unterrepräsentiert, wie etwa der Immo- rer Hemmnisse fort 46. Ein gutes Drittel ist noch biliensektor, der Medienbereich oder Banken unter zwanzig Jahre alt, knapp 40 Prozent sind und Versicherungen. Weitere Informationen zwischen 20 und 25 Jahre, ein Viertel ist älter über die Branchen und Wirtschaftszweige der als 25 Jahre. Die meisten weisen einen Haupt- Auszubildenden liefern die Ausbildungsum- schulabschluss – oder entsprechendes – auf. frage des DIHK in den angeschlossenen Unter- Jeweils 17 bis 18 Prozent der Auszubildenden nehmen und die Zahlen der Arbeitsagentur für verfügen über einen Realschulabschluss oder Mitte 2018 48. die allgemeine Hochschulreife. Nach Auswertung der Bundesagentur für Ar- beit entfallen mehr als 70 Prozent der Ausbil- dungsverhältnisse mit Geflüchteten auf fünf Wirtschaftszweige. Gerade diese Branchen ha- ben nach der DIHK-Befragung ihr Engagement 2018 verstärkt: • Im Gastgewerbe mit den vielen kleinen und mittelgroßen Betrieben bilden inzwi- schen 28 Prozent (2017: 18 Prozent) der Unternehmen Flüchtlinge aus. Eine Studie über die Erfahrungen von und mit syrischen Flüchtlingen in der Gastronomie nennt mehrere Erfolgsfaktoren: Eine hohe wech- selseitige Wertschätzung, der respektvolle Abb. 6: Merkmale der versorgten Berufs- Umgang miteinander sowie die Integration auszubildenden, Quellen: Statistik der Bun- im Umfeld – etwa die Teilhabe in Vereinen desagentur für Arbeit, Migrations-Monitor: 11 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
oder am Ortsgeschehen – ist eine Voraus- Flüchtlingsländern angesichts des Mangels setzung für ein gutes Arbeitsverhältnis. Na- eine entscheidende Rolle bei der Beset- tionalität oder Religionszugehörigkeit (Is- zung von Ausbildungsplätzen zu 50. lam) machen sich dagegen kaum bemerk- Struktur der Auszubildenden im Juni 2018, nach Herkunft und Wirtschaftszweigen, Anteile in Prozent - 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 G,Handel; Instandhalt. u. Rep. v. Kfz 19,6 17,4 F,Baugewerbe 18,1 9,3 C,Verarbeitendes Gewerbe 17,9 21,6 86,Gesundheitswesen 8,0 10,7 I,Gastgewerbe 7,4 3,0 R, S, T_sonstige Dienstleistungen; private… 6,9 3,4 87, 88_Heime und Sozialwesen 5,5 5,8 P,Erziehung und Unterricht 3,4 3,6 L, M_Immobilien;freiberufliche, wissenschaftliche… 3,3 7,0 H,Verkehr und Lagerei 2,8 3,1 J,Information und Kommunikation 1,9 2,5 Asylherkunftsl. N,Sonstige wirtschaftliche DL ohne ANÜ 1,5 2,3 1,5 Ausländer O, U_Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Soz.-… 4,7 B, D, E_Bergbau, Energie- u. Wasservers.,… 0,8 1,4 Deutsche K,Finanz- u. Versicherungs-DL 0,7 2,6 782, 783_Arbeitnehmerüberlassung 0,4 0,2 A,Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 0,3 1,2 bar. Stark bemängelt haben Arbeitgeber Geflüchtete wie Bek Mohammad und Geflüchtete laut Studie die Qualität der Moghimi (Afghane, 30) werden drin- Deutschkurse 49. gend gebraucht. Doch auch seine Er- folgsgeschichte ist voller Hindernisse. Er Abb. 6: Auszubildendenstruktur, Quelle: BA, ist einer der „ganz tollen Jungs“, so sein Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten Betreuer, einer der Gründe, warum ihm (Quartalszahlen), 30.06.2018, Nürnberg, um die Baubranche auch in Zei- Januar 2019 ten schwindender Fachkräfte nicht bange sei. Moghimi ist einer von etwa • Deutlich zugelegt hat 2018 auch das Bau- 600 Auszubildenden am Ausbildungs- gewerbe. Dort bildet fast jeder fünfte Be- zentrum Bau (AZB) in Hamburg. Jeder trieb Flüchtlinge aus (2017: 9 Prozent). In fünfte Baulehrling ist hier Flüchtling. In den Bauberufen konnte der Rückgang der Afghanistan hat Moghimi mal hier und übrigen Bewerberzahlen bereits 2017 dort im Bau angepackt, eine richtige überkompensiert werden; der Großteil der Ausbildung war nicht drin: „Ich habe Bewerber hat einen Ausbildungsplatz er- dort einfach losgelegt und währenddes- halten. Damit kommt den Bewerbern aus 12 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
sen gelernt“. Seit September ist er Aus- zählen Elektroniker, Friseure, Anlagenme- zubildender in der Firma August Prien, chaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klima- er lernt, Betonmischungen anzurühren, technik, Maler und Lackierer sowie Bäcker Schalungen zu bauen und mit Stahlbe- zu den beliebtesten Ausbildungsberufen 52. ton zu arbeiten und wird für seinen spä- • Auch 17 Prozent der Industriebetriebe teren Beruf als Beton- und Stahlbauer und 16 Prozent der Betriebe in der Ver- fitgemacht. Langsam hat er sich an den kehrsbranche bildeten 2018 laut DIHK Beruf herangetastet, nach einem Geflüchtete aus. In einem Modellprojekt in Schnupperpraktikum eine Einstiegsqua- Baden-Württemberg werden derzeit lifizierung der Arbeitsagentur bei der Flüchtlinge in einem weiteren Mangelberuf Baufirma absolviert, nebenbei im Zen- zu Lokführern ausgebildet 53, während in trum berufsbegleitendes Deutsch und Köln die zweite Fahrschule für Busfahrer Mathe gepaukt. Die Firma war zufrie- mit Fluchthintergrund eröffnet wurde; 15 den, nun ist er Auszubildender. Pro- Geflüchtete werden dort geschult. In Berlin bleme gab es reichlich: Der bundesweite Verteilschlüssel für Flüchtlinge führte wurden im Sommer 2018 13 Busfahrer mit Moghimi zuerst nach Neu Wulmstorf in Fluchthintergrund nach einjähriger Ausbil- Niedersachsen vor den Toren Hamburgs, dung von der BVG eingestellt. Auch die dort lebte er mit drei anderen Flüchtlin- Deutsche Bahn hat seit 2016 mehr als 250 gen auf einer Stube, einige arbeiteten Plätze zur Qualifizierung von Flüchtlingen Nachtschicht und kamen, wenn er schla- angeboten und bildet, wenn möglich, im fen wollte. Zur Arbeit bei Prien musste Anschluss aus. Bei der Deutschen Post sind Moghimi in ein anderes Bundesland aktuell 1.702 Geflüchtete aus Syrien, Eri- pendeln und so mühte sich die Firma trea, Somalia, Iran und Irak beschäftigt. Seit monatelang um eine Verlegung. Doch Ende 2015 haben bereits 4.790 Geflüch- ein Antrag sei erst möglich, wenn die tete einen Einblick in den Konzern erhalten. Ausbildung offiziell beginne, so das Ein- wohnerzentralamt. Erst Anfang Novem- Warum er Busfahrer werden will? Roni ber durfte er umziehen, nun lebt der Nasra mag es, unterwegs zu sein: „Ich Afghane in einer Wohnung des Studie- drehe gerne meine Runden in den Stra- rendenwerks in Hamburg. Doch seine ßen und freue mich, neue Leute ken- Zukunft ist offen: Der Asylantrag wurde nenzulernen. Das macht mir Spaß.“ abgelehnt, er klagte dagegen, nun muss Nasra kam im September 2015 nach er alle sechs Monate einen neuen Auf- Deutschland. Er flüchtete vor dem Krieg enthaltsstatus beantragen und auf ein und hat inzwischen seine Frau und seine Einlenken hoffen 51. drei Kinder nachgeholt. Die Familie fühlt • Eine besonders wichtige Rolle bei der be- sich wohl in Köln. „Meine Nachbarn sind ruflichen Integration spielt das Handwerk. sehr nett. Die Leute lächeln hier sehr viel Bereits 2017 entfiel die Hälfte der gewähl- – und ich lächle zurück“, sagt der 39- ten Ausbildungsberufe auf diesen Zweig. Jährige. Nun will er Busfahrer werden. 2018 wurden etwa 16.000 Flüchtlinge aus- „Das ist eine sichere Arbeit, eine sichere gebildet. Unter den männlichen Bewerbern 13 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
Stelle.“ Dass er dafür einen Beruf ausü- „dass es sich bei den Flüchtlingen überwie- ben muss, der wenig mit seiner vorheri- gend um jüngere Männer handelt, die aus gen Arbeit zu tun hat, bei dem er ganz einem Kulturkreis kommen, in dem Pflege von vorne anfangen muss, nimmt er bil- nicht zu den hoch angesehenen Berufen ligend in Kauf. Der gelernte Elektriker gehört“. Doch angesichts von bereits ak- leitete in Syrien seine eigene Textilfab- tuell etwa 27.000 fehlenden Pflegekräften rik 54. und einer Lücke von 100.000 bis 250.000 in 2025 wird in einer Reihe von Initiativen Naw ar Al Jairudi ist einer der neuen versucht, Geflüchtete für den Job zu ge- Busfahrer in Berlin. Der 38-jährige aus winnen – wenngleich auch in diesem Be- Syrien hatte von einem Freund von dem reich das nötige Sprachniveau B2 eine Pilotprojekt erfahren. „Mein erster Kon- hohe Hürde bleibt. In Berufsfachschulen, takt in Berlin war mit Busfahrern. Als ich etwa der Berliner „Paulo Freire“, wo 100 2015 nach Berlin kam, brauchte ich im- Ausbildungsplätze für Flüchtlinge angebo- mer die Busfahrer zu fragen, wie ich ten werden, oder im NRW-Projekt „Care eine Adresse finden kann. Seitdem for Integration“ werden die Bewerber*in- wollte ich als Busfahrer in dieser Stadt nen ausgebildet 57. Die Landesinitiative arbeiten“, erzählt Al Jairudi. Der Vater „Pflege in Hessen integriert“ richtet sich eines achtjährigen Kindes hätte früher gezielt an Geflüchtete unter 22 Jahren. niemals gedacht, als Busfahrer zu arbei- Ihnen soll durch eine parallele Ausbildung ten, aber heute ist es sein Ziel, ein pro- zu Pflegehelfern und einem zweijährigen duktiver Mann in dieser Gesellschaft zu Lernprogramm mit Hauptschulabschluss sein. „Ich habe zehn Jahre als Rechtsan- der Zugang zur Altenpflege auch ohne walt in Damaskus gearbeitet, aber man bereits vorliegenden Schulabschluss er- muss realistisch sein. Ich denke nie an möglicht werden 58. Auch im Saarland ist die Vergangenheit. Die Vergangenheit ein neues Modellprojekt gestartet worden. ist vergangen“. Heute ist ihm wichtig, Am Universitätsklinikum Essen haben fünf dass er sich um sein Kind kümmern kann, ohne Sozialhilfe zu bekommen. Flüchtlinge vor acht Monaten ihre Berufs- „In Deutschland kann ich nicht in diesem ausbildung zum Gesundheits- und Kran- Alter von Anfang an studieren und als kenpfleger und zur medizinisch-techni- Rechtsanwalt wieder arbeiten“, sagt er. schen Assistentin aufgenommen. Manche „Deshalb bin ich zufrieden, dass ich in Geflüchtete machen bisweilen allerdings kurzer Zeit einen neuen Beruf gefunden auch unangenehme Erfahrungen mit Vor- habe“ 55. urteilen, lassen sich aber nicht gleich aus der Bahn werfen: • Ein hoher Personalbedarf besteht auch im Pflegebereich. Zwar gibt es durchaus Mariama Ba stammt aus der Region Abbrecher unter den Geflüchteten wäh- Casamance im Senegal, hat ihre Eltern rend der Ausbildung – aus den unter- im Krieg verloren. Sie hat die Ausbildung schiedlichsten Gründen 56. Auch gab es zur Pflegefachkraft und schon Erfahrung gewisse Vorbehalte, wie etwa im Deut- mit Patienten. Auch einem, der sich schen Pflegerat, der zu bedenken gab, 14 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
nicht von ihr betreuen lassen wollte und sie stellen Deutschlehrer ein oder führen Inten- unterstellte, so eine wie sie wolle oder sivsprachkurse durch. Und die Geflüchteten könne doch nicht lernen. „Negative Er- bringen sich ein: lebnisse gehören dazu“, sagt Mariama, „man muss daran wachsen.“ Klar ist: Sie Mahmoud Asad macht eine Lehre zum will mit aller Kraft daran wachsen, aber Industriekaufmann bei der Gasag, seine der Angriff hat sie ins Mark getroffen. Zwischenprüfung hat er bereits bestan- Der Patient sah nicht die junge Frau, die den. Der 26-jährige Syrer aus Palmyra trotz ungewisser Bleibeperspektive be- hat zwei Jahre lang Betriebswirtschafts- reit ist, anderen den Hintern zu putzen. lehre in Damaskus studiert. Der Schreib- Nicht den Menschen. Mariama hat den tisch von Mahmoud Asad zeigt – hier Patienten trotzdem gepflegt. Entschul- arbeitet eine strukturierte Person. Rechts digt, sagt sie, habe er sich nie. Aber ge- oben der Duden, links neben der PC- schämt wohl schon. Als er merkte, dass Tastatur mehrere Zettel. Mit kleiner Mariama konnte, was sie tat, habe er Schrift hat der künftige Industriekauf- sich immer für alles bedankt. Immer ver- mann darauf deutsche Wörter notiert, sucht, sie zum Lachen zu bringen 59. daneben die arabische Überset- zung. „Ich lerne jeden Tag was Neues. Kombinierte Ansätze und Vorbereitungs- Wirklich täglich. Manchmal bei der Ar- programme sollen Auszubildende aus den beit, manchmal in der Berufsschule. Am Asylstaaten auch auf Berufe mit einem höhe- besten ich schreibe das auf kleine Zettel, ren Anforderungsprofil vorbereiten, etwa in und ich nehme das mit, unterwegs ich einer dreieinhalbjährigen Lehre zum Zahn- lese das, und ich versuche immer einen techniker. In Bad Tölz verfolgt die Berufs- Satz mit diesen Worten zu schreiben, schule das Ziel, in einem zweijährigen Integra- damit ich nicht vergesse.“ (…) „Und ich tionsprogramm Geflüchtete zwischen 15 und kämpfe immer weiter, mit Lernen und 22 Jahren ausbildungsreif zu machen. Im die Sprache, Leute kennenzulernen, und zweiten Jahr, in den beiden „Praxisklassen“, die Kultur, viele Sachen.“ 61 wechseln sich im drei- bis vierwöchigen Rhyth- mus Schule und Betriebspraktika ab. Im Berufsausbildung – Zwischenfazit Berufsintegrationsjahr, das ebenfalls an der Die Fortschritte bei der beruflichen Ausbildung Berufsoberschule durchgeführt wird, geht es der Geflüchteten sind deutlich sichtbar und zum Praktikum ins Dentallabor. Hier ist zu hö- viele Bedingungen sind günstig – nicht zuletzt ren, dass „Mathe bei vielen Migranten das der breite Nachwuchsmangel in vielen Bran- große Problem“ und die Lücke schwieriger zu chen. Im Sommer 2018 gab jedes sechste vom schließen sei als bei Sprachkenntnissen 60. DIHK befragte Unternehmen an, in den kom- Für all diese Ausbildungsbereiche sind gute menden beiden Jahren Flüchtlinge auszubil- Deutschkenntnisse unerlässlich. Dafür neh- den – eine Verdopplung gegenüber 2017 62. men immer mehr Betriebe Sprachkurse als Allerdings müssten die Rahmenbedingungen zentrales Element in die Ausbildungspläne auf, 15 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
stimmen, also etwa eine Lösung für das Blei- gänzt werden. Hier kommt der Berufsorientie- berecht Geduldeter gefunden werden, wie es rung in Flüchtlingsklassen eine besondere Be- sich Anfang 2019 abzeichnet. Mehr als jedes deutung zu. Denn viele Kenntnisse, die die fünfte Unternehmen setzt auf die Integration jungen Menschen in der Heimat erworben ha- von Flüchtlingen, um seine zukünftigen Fach- ben, sind begrenzt. kräfte selbst auszubilden. Eine Aufweichung der Ausbildungsbedingungen lehnen die Wirt- „Oft haben sie dort anders gearbeitet, mit we- schaft und ihre Verbände allerdings ab; sie niger modernen technischen Mitteln“, sagt ein setzt darauf, so das DIHK, dass geflüchtete Mitarbeiter des Tübinger Instituts für Ange- Menschen eine sichere Zukunft als Fachkraft in wandte Wirtschaftsforschung. „Jemand, der Deutschland oder nach Rückkehr in ihrer Hei- schon einmal in Syrien oder im Irak tätig war, mat nur mit einer „soliden“ Ausbildung finden hat längst noch nicht alles gelernt, was er hier können. Viele Erfolgsfaktoren wurden ge- braucht.“ 64 Auch wenn die Ausgangslage nannt, wichtig sind nicht zuletzt Einstiegsqua- schwierig ist und Ende 2018 nur knapp 4 Pro- lifizierungen oder Praktika, wie sie 2018 von zent der arbeitsuchenden Geflüchteten laut jedem sechsten Unternehmen angeboten wer- BA eine Berufsausbildung hatten (8,2 Prozent den. Wichtig bleibt vorläufig auch die Unter- der Arbeitssuchenden haben bereits eine aka- stützung – gerade kleinerer Unternehmen – demische Ausbildung), so berechtigen das durch Staat, Institutionen, Netzwerke und Ini- hohe Engagement der sich bereits in Ausbil- tiativen 63. Dabei muss das Ausbildungsenga- dung Befindenden und die sich verstärkende gement der Unternehmen durch Sprachunter- Nachfrage zur Hoffnung auf einen schnellen richt und eine möglichst kontinuierliche Be- Ausbau der Ausbildungszahlen. Unter den Ge- gleitung beim Übergang in Ausbildung er- flüchteten selbst sind die Bildungsaspirationen sehr stark ausgeprägt; von den 2017 von IAB Impressum vhw werkSTADT Autor ISSN 2367-0819 Bernd Hallenberg, Stellvertreter des Vorstandes vhw e. V. Erscheinungsort Berlin Grundlayout DCM Druck Center Meckenheim GmbH Herausgeber www.druckcenter.de vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. Erscheinungsweise Vorstand: Prof. Dr. Jürgen Aring unregelmäßig Sitz der Redaktion Bezug Bundesgeschäftsstelle des vhw e. V. Alle Ausgaben der vhw werkSTADT sind Fritschestraße 27/28 unter: https://www.vhw.de/publikationen/ 10585 Berlin kostenfrei herunterzuladen. Telefon: +49 30 390473-230 Titelbildquellen: ©vege.fotolia Telefax: +49 30 390473-190 werkstadt@vhw.de 16www.vhw.de vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
und SOEP/DIW Befragten strebten 68 Prozent eine Berufsausbildung oder ein Hochschulstu- dium an 65. Insgesamt bleibt die betriebliche In- Endnoten tegration über eine Berufsausbildung eine zwar lange und anspruchsvolle Aufgabe – aber eine mit guten Zukunftsperspektiven. 1 vgl. BA: Fluchtmigration, Dezember 2018, S.10, und Ja- 11 vgl. https://www.wir-zusammen.de/initiativen/daimler: nuar 2019; s.a. DGB, Arbeitsmarkt aktuell, August 2017; Hunderte Praktika für Flüchtlinge und vieles mehr Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Datenreport zum 12 vgl. https://www.unternehmen-integrieren-fluecht- Berufsbildungsbericht 2018. Informationen und Analysen linge.de/ zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn 2018, Ta- 13 zum regionalen Austausch, siehe Solinger Tagblatt, belle, S. 332. Fast 140.000 befanden sich Ende Oktober 09.07.2018: So gelingt Integration von Flüchtlingen in den 2018 in Integrationskursen. Job 2 vgl. BA: Fluchtmigration, Dezember 2018, S. 10, und Ja- 14 vgl. SZ, 13.12.2018: Unternehmer kämpfen für liberales nuar 2019; s. a. DGB, Arbeitsmarkt aktuell, August 2017; Bleiberecht. Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2018. Informationen und Analysen 15 siehe https://www.wir-zusammen.de/das-netz- zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn 2018, Ta- werk/ueber-uns/ belle, S. 332. Fast 140.000 befanden sich Ende Oktober 16 vgl. R. Berger: Flüchtlinge erfolgreich integrieren. Chan- 2018 in Integrationskursen. cen und Herausforderungen für unternehmerisches Enga- 3 vgl. NDR-Info, 20.02.2017, Integrationskurse – Freie gement. Plätze kosten Millionen 17 vgl. auch Handelsblatt, 29.09.2017: Initiative „Wir zu- 4 NDR-Info, 13.10.2016, Führen Integrationsprojekte am sammen“ – „Wir dürfen nicht aufgeben“ Ziel vorbei? – Die Kosten pro Teilnehmer liegen im Monat bei durchschnittlich 150 Euro. Davon garantiert die BA 70 18 Lokalkompass.de, 16.11.2018: „Integration in und Prozent an den Träger, egal wie viele Teilnehmer vorgese- durch Arbeit“ – dritte Integrationskonferenz im Essener hen sind. Westen mit neuen Projekten und Zielen 5 vgl. BA: Kommit Kooperationsmodell mit berufsan- 19 Berliner Morgenpost, 28.01.2019: Jobmesse bringt Fir- schlussfähiger Weiterbildung Sprache – Arbeit – Qualifizie- men und Geflüchtete zusammen rung Modell zur nachhaltigen Integration von Menschen in 20 siehe https://workeer.de/ den Arbeitsmarkt. Nürnberg, Juni 2018 21 K. Stoewe: Bildungsstand der Geflüchteten. Bildung und 6 siehe etwa B. Beeger: Starthelfer für Flüchtlinge. FAZ, Ausbildung in den Hauptherkunftsländern. IW-Köln, Re- 14.12.2018, über das Start-Up „Social Bee “. 7 port, 21.12.2017. Genannt wurden außerdem die „nied- FAZ, 19.4.2018 rige Anzahl formalisierter Ausbildungsberufe“ und das 8 vgl. lokale Berichte, etwa: Lübecker Nachrichten, „geringe gesellschaftliche Ansehen der formalen Berufs- 06.10.2018: Immer mehr Flüchtlinge finden Arbeit; Ostsee ausbildung“ in den Herkunftsländern. Zeitung, 18.03.2018: Joblotse hilft Flüchtlingen im Landkreis. 22 Welt-Online, 21.12.2017, A. Kröning: Flüchtlinge passen 9 https://www.kofa.de/dossiers/willkommenslotsen/was- nicht zum deutschen Ausbildungssystem macht-ein-willkommenslotse 23 Focus 21.03.2017: Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt - 10 Pressemitteilung BMWi, 27.09.2018; siehe Experten warnen: Flüchtlinge machen lieber Billigjobs als https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/will- lange Ausbildung. kommenslotsen.html 24 Vgl. Merkur, 28.01.2019, A. Steppan: Vom Flüchtling zum Auszubildenden – Ein steiniger Weg. 17 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
41 siehe A. Christ: Geflüchtete in der Berufsausbildung. BpB- 25 Quelle: S. Kroll, A. Uhly: Ausländische Auszubildende in Dossier, 24.09.2018; S. Matthes.; Christ, A.; Neuber-Pohl, der dualen Berufsausbildung: Einmündung und Ausbil- C.; Niemann, M.: Integration Geflüchteter in Ausbildung dungserfolg. Eine Analyse auf Basis der Berufsbildungssta- und Arbeit, in: Datenreport zum Berufsbildungsbericht tistik mit besonderer Betrachtung der Staatsangehörigkei- 2018. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung 2018, ten der zugangsstärksten Asylherkunftsländer. Bonn: Bun- S. 329ff desinstitut für Berufsbildung, 23.11.2018, S. 20 42 C. Gerhards: Fast alle Betriebe sehen bei der Ausbildung 26 ZEIT-Online, 10.04.2018: Mehr Flüchtlinge entschei- Geflüchteter Unterstützungsbedarf. In: Berufsbildung in den sich für eine Ausbildung; s.a. Mehr Flüchtlinge machen Wissenschaft und Praxis (2018) 2, S. 4f. eine Ausbildung. Spiegel-Online, 10.04.2018 43 Siehe z. B. Main-Echo, 18.12.2018, Einwanderungsge- setz soll Fachkräfte anlocken 27 siehe DIHK: Ausbildung 2018. Ergebnisse einer DIHK-On- line-Unternehmensbefragung. Berlin, Juli 2018 44 J. Weingarten, J. Wohlert: Integration Geflüchteter in Ar- 28 Spiegel-Online, 15.08.2018: Flüchtlinge retten Ausbil- beitsmärkte. Standort, April 2018, Volume 42:1 , S. 51- dungsbilanz; IWD, 29.11.2018: Mehr Flüchtlinge in der 55 45 Ausbildung. Erstmals seit 2011 ist die Zahl neu abge- S. Matthes; Eberhard, V.; Gei, J.; Borchardt, D.; Christ, A.; schlossener Ausbildungsverträge 2017/18 wieder gestie- Niemann, M.; Schratz, R.; Engelmann, D.; Pencke, A.: Junge gen. Das leichte Plus kam nur zustande, weil deutlich mehr Geflüchtete auf dem Weg in Ausbildung. Ergebnisse der junge Syrer und Afghanen eine Ausbildung begonnen ha- BA/BIBB-Migrationsstudie 2016. Fachbeiträge im Internet. ben. Bonn 2018. 46 29 FAZ, 19.04.2018; Sauerland-Kurier, 11.01.2019: "Inno- vgl. auch: Zeit-Online, 25.01.2019, K. Biermann et al: vationscluster Handwerk" informiert über Flüchtlinge als Geflüchtete Mütter haben die größten Schwierigkeiten, auf Arbeitnehmer Basis der 2. IAB-Befragungswelle von Geflüchteten 2017. 30 Hamburger Abendblatt, 19.07.2018: „Die jungen 47 Vgl. Bundesinstitut Berufliche Bildung (BiBB): Datenre- Leute sind hoch motiviert und leistungsbereit“ port 2018. Bonn, Mai 2018 48 vgl. DIHK (Hrsg.): Ausbildung 2018. Ergebnisse einer 31 Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA): Engage- DIHK-Online-Unternehmensbefragung. Berlin, Juli 2018; ment von Unternehmen bei der Integration von Flüchtlin- Statistik der BA: Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten gen. Erfahrungen, Hemmnisse und Anreize. Köln, Studie 1- (Quartalszahlen), 30.06.2018, Nürnberg, Januar 2019 2017 32 49 C. Mayer-Bonde et al: Integration braucht Zeit. DHBW https://www.vbw-bayern.de/vbw/ServiceCen- Ravensburg 2018; s.a. Allg. Hotel- und Gaststätten Zei- ter/Fl%C3%BCchtlingsintegration/Ausbildungsperspekti- tung, 10.10.2018: Gemeinsam in der Küche: Die Religion ven-bieten/Fragen-und-Antworten-zur-3-2-Regelung.jsp 33 der Beteiligten spiel dabei keine große Rolle. Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen, zit.n. RP- Online, 14.09.2018 50 vgl. SOKA-Bau: Ausbildungs- und Fachkräftereport der Bauwirtschaft Stand 31.12.2017. Wiesbaden 2018, Kap.4; 34 DLF-Kultur, 10.09.2018, Thomas Wagner: Unternehmer Hamburger Abendblatt, 15.09.2018: Jeder fünfte Bau- fordern Bleiberecht für Flüchtlinge mit Jobs Lehrling in Hamburg ist Flüchtling - Ausbildungszentrum der 35 Handelsblatt, 19.12.2018: Kabinett beschließt erstes Ein- Branche verzeichnet Rekordzugänge; Märkische Allgemeine wanderungsgesetz für Deutschland Zeitung, 24.01.2019: Brandenburgs Baubranche setzt auf 36 DIHK: Ausbildung 2018, a.a.O. junge Geflüchtete. 51 Zit. n. Welt-Online, 12.12.2018, P. Woldin: „Wie soll die 37 Siehe BiBB: Was ist Ausbildungsreife?, Integration da funktionieren?“ https://www.bibb.de/ausbildungsreife 38 FAZ, 19.04.2018: Immer mehr Flüchtlinge machen eine Lehre 39 BAMF, 23.02.2018: Berufsbezogene Deutschsprachför- derung (gem. § 45a AufenthG) 40 EY: Mittelstandsbarometer: Fachkräftemangel und Flücht- lingsintegration. Befragungsergebnisse Februar 2018, S. 19 18 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
64 FAZ, 19.04.2018 52 Handwerk.com, 29.11.2018: Das Handwerk bildet 65 vgl. IAB Kurzbericht, 3-2019, H. Brücker et al: Zweite besonders viele Flüchtlinge aus; s.a. ZDH, PM vom Welle der IAB-BAMF-SOEP-Befragung – Geflüchtete ma- 30.5.2018. Siehe auch die Artikel in Deutsche Handwerks chen Fortschritte bei Sprache und Beschäftigung Zeitung vom 14.11.2018: Flüchtlinge ausbilden und beschäftigen; s.a. FAZ, 02.01.2019; Handwerk verbessert Ausbildungschancen für Flüchtlinge, https://www.praktisch-unschlagbar.de/de/handwerk- verbessert-ausbildungschancen-fuer-fluechtlinge- 1868.html 53 Stuttgarter Zeitung, 08.01.2019, T. Durchdenwald: Flüchtlinge aus Stuttgart werden Lokführer – Das steckt hin- ter dem Modellprojekt. 54 Welt-Online, 19.12.2018, D. Schwarz: Busfahrer und Krankenpfleger gesucht – Chancen für Flüchtlinge; Welt- Online, 08.12.2018: Busfahrer: Zweite Fahrschule für Flüchtlinge gestartet. 55 Tagesspiegel, 08.10.2018: Geflüchtete in den Fahrdienst – Bei der Arbeit nicht auf der Flucht. 56 siehe Ärzte Zeitung online, 15.01.2019: NRW-Pflegepro- jekt – Viele junge Flüchtlinge brechen Pflege-Ausbildung ab 57 FAZ, 17.01.2019, S. 4: K.B. Becker: Sind Flüchtlinge die Lösung für den Pflegenotstand? 58 Osthessen-News, 28.11.2018: Ausbildung und Schule im Doppelpack - Projekt „Pflege in Hessen integriert“ bie- tet Flüchtlingen hervorragende Chance 59 Huffington Post, 24.10.2018: Flüchtlinge in der Pflege, funktioniert das? Ein Ortsbesuch in Vilsbiburg in Bayern 60 Beispiel von zwei syrischen Flüchtlingen, siehe Merkur, 28.01.2019: Vom Flüchtling zum Auszubildenden: Ein steiniger Weg 61 Zit. nach Deutschlandfunk (DLF) 08.08.2018: Der lange Weg der Integration auf dem Arbeitsmarkt 62 Quelle: DIHK: Ausbildung 2018. Ergebnisse einer DIHK- Online-Unternehmensbefragung. Berlin, Juli 2018 63 Siehe dazu R. Flake, S. Jambo, S. Pierenkemper, P. Risius, D. Werner: Beschäftigung und Qualifizierung von Flüchtlin- gen in Unternehmen – Die Bedeutung von Unterstützungs- angeboten bei der Integration. IW-Köln, Trends, 2 (März) 2017 19 vhw werkSTADT, Nummer 27, Januar 2019
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