Schwieriger Übergang in Ausbildung und Arbeitsmarkt

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Schwieriger Übergang in Ausbildung und Arbeitsmarkt
IAB-KURZBERICHT
Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung                                            22|2021

      In aller Kürze                          Jugendliche aus Förderschulen mit Schwerpunkt „Lernen”

  • Über die Hälfte aller Kinder und
  Jugendlichen mit sonderpädago  -
   gischem Förderbedarf besucht in
                                              Schwieriger Übergang in
   Deutschland eine Förderschule.
  • Jugendliche von Förderschulen
                                              Ausbildung und Arbeitsmarkt
    mit dem Schwerpunkt „Lernen“
    finden seltener Zugang zu einer von Laura Menze, Malte Sandner, Silke Anger, Reinhard Pollak und
    Ausbildung und erwerben bis zum Heike Solga
    Alter von 20 Jahren seltener einen
    Ausbildungsabschluss als Jugendli
                                   -
    che von Regelschulen, selbst wenn
    sie einen vergleichbaren Schulab
                                   -
    schluss haben.
   • Bis zum 20. Lebensjahr erhöht In Deutschland wird ein vergleichswei- Hälfte aller Kinder mit Förderbedarf im
      sich – trotz zunehmender Erwerbs-       se hoher Anteil der Schülerinnen und      schulpflichtigen Alter (KMK 2020). Da-
      tätigkeit – der Anteil Jugendlicher     Schüler mit sonderpädagogischem För-      gegen werden beispielsweise in den USA
      aus Förderschulen, die weder- er
      werbstätig noch in Ausbildung sind      derbedarf an separaten Förderschulen      oder Italien nahezu alle Kinder – auch
      oder eine Schule besuchen, auf fast     unterrichtet. Dort erreichen die jungen   mit Lernschwächen und Behinderun-
      ein Drittel. Unter den Abgängerin
                                      -       Menschen häufig keinen Schulabschluss     gen – an allgemeinen Schulen unter-
      nen und Abgängern von Regelschu -
      len, die maximal einen Hauptschul
                                      -       und gehören damit zu einer am Arbeits-    richtet (Powell 2016). Die Integration
      abschluss erlangt haben, ist dieser     markt vulnerablen Gruppe. Deshalb         von Kindern mit (Lern-)Behinderungen
      Anteil nur halb so groß.                untersuchen wir im Folgenden, ob und      in Regelschulen war eines der Ziele der
   • Schülerinnen und Schüler, die die        wie diesen Jugendlichen der Zugang in     UN-Behindertenrechtskonvention (UN-
    Förderschule mit dem Schwerpunkt
  „Lernen“ mit einem Hauptschulab    -        Ausbildung und zum Arbeitsmarkt ge-       BRK) aus dem Jahr 2006 (Art. 24, United
    schluss verlassen, weisen eine höhe
                                     -        lingt. Im Vergleich zu Jugendlichen von   Nations 2006). Der Konvention folgend
    re Beteiligung auf dem Ausbildungs-       Regelschulen finden sie seltener Zugang   soll das Förderschulwesen dahingehend
    und Arbeitsmarkt auf als diejenigen
    ohne Hauptschulabschluss. Aller  -        zu einer Ausbildung und erwerben bis      reformiert werden, dass Kinder mit Be-
    dings gelingt ihre Integration immer      zum Alter von 20 Jahren weniger häufig    einträchtigungen nicht systematisch aus
    noch schlechter als bei Jugendli -        einen Ausbildungsabschluss.               dem allgemeinen Bildungssystem aus-
    chen, die den Hauptschulabschluss
    an einer Regelschule erlangt haben.                                                 geschlossen, sondern inklusiv beschult
  •      Es wäre jedoch nicht zulässig, den   Im internationalen Vergleich werden       werden.
      Förderschulbesuch kausal für das        Schülerinnen und Schüler mit Förder-        Während die Inklusion in der Schule
      schlechtere Abschneiden verant    -
                                              bedarf in Deutschland häufiger an ge-     stark diskutiert wird, hat die Frage wenig
      wortlich zu machen, da mit den-vor
      liegenden Daten nicht ermittelbar       sonderten Schulen unterrichtet. Im Jahr   Aufmerksamkeit erhalten, welche Bil-
      ist, wie diese Jugendlichen an einer    2018 besuchten hierzulande 320.922        dungswege Jugendliche nach der 9. oder
      Regelschule abgeschnitten hätten.
                                              Schülerinnen und Schüler separate För-    10. Klasse einschlagen, wenn sie eine
                                              derschulen. Das entspricht mehr als der   Förderschule verlassen haben. Einerseits
Schwieriger Übergang in Ausbildung und Arbeitsmarkt
könnten die intensive Förderung und die Vernet-           Zeitraum der Gesamtanteil der Kinder an Förder-
                        zung zu Beratungsangeboten – etwa der BA oder im          schulen bezogen auf alle Schülerinnen und Schü-
                        Rahmen der beruflichen Rehabilitation – den Über-         ler eines Geburtsjahrgangs nur von 4,8 Prozent
                        gang für Förderschülerinnen und Förderschüler             auf 4,2 Prozent, was in absoluten Zahlen einem
                        erleichtern. Anderseits erlangen Jugendliche auf          Rückgang von rund 37.000 Schülerinnen und Schü­
                        Förderschulen oftmals keinen Abschluss, weisen            lern entspricht. Dabei gibt es große Unterschiede
                        im Durchschnitt geringere kognitive Fähigkeiten           zwischen den Bundesländern: von 0,9 Prozent in
                        auf als Regelschüler (vgl. Abbildung A1 auf Seite 6)      Bremen bis 6,1 Prozent in Sachsen-Anhalt (Auto-
                        und sind von Stigmatisierung bedroht – was einen          rengruppe Bildungsberichterstattung 2020).
                        Übergang erschweren könnte.                                 Dieser geringe Rückgang der Anzahl der Förder-
                              Bisher konnten aufgrund einer lückenhaften Da-      schülerinnen und -schüler lässt sich dadurch er-
                        tenlage zum längerfristigen Verbleib dieser Jugend-       klären, dass bei Kindern zunehmend ein sonderpä-
                        lichen nur begrenzt Aussagen zu ihrer Ausbildungs-        dagogischer Förderbedarf diagnostiziert wird und
                        und Arbeitsmarktbeteiligung getroffen werden. Auf         diese Gruppe zahlenmäßig wächst. Obwohl zwi-
                        der Basis aktueller Daten können die Werdegänge           schen 2010 und 2018 ein steigender Anteil von Kin-
                        von ehemaligen Schülerinnen und Schülern von              dern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem
                        Förderschulen mit dem Schwerpunkt „Lernen“ –              Förderbedarf an Regelschulen unterrichtet wird,
                        dem quantitativ bedeutendsten Schwerpunkt an              haben Förderschulen daher weiter große Relevanz.
                        Förderschulen – ab Ende der 9. Klasse bis zum Alter         In Deutschland werden verschiedene Förder-
                        von circa 20 Jahren erstmals nachgezeichnet und mit       schwerpunkte unterschieden: Lernen, Sehen, Hö-
                        den Verläufen von Abgängerinnen und Abgängern             ren, Sprache, körperliche und motorische Entwick-
                        aus Regelschulen mit niedrigem Schulabschluss-            lung, geistige Entwicklung, emotionale und soziale
                        niveau verglichen werden. Hierfür verwenden wir           Entwicklung; zusätzlich gibt es die Kombination
                        Befragungsdaten des Nationalen Bildungspanels             Lernen/Sprache/emotionale und soziale Entwick-
                        (NEPS), einschließlich einer von der Bundesagentur        lung (KMK 2020). Den quantitativ größten Anteil
                        für Arbeit (BA) geförderten Ergänzungsstichprobe          stellen dabei Schülerinnen und Schüler mit dem
                        von Förderschülerinnen und -schülern sowie admi-          Förderschwerpunkt „Lernen“ mit 34,6 Prozent im
                        nistrative Daten der Integrierten Erwerbsbiografien       Jahr 2018 (KMK 2020). Diese Gruppe besucht auch
                        (IEB) (vgl. Infobox 1 auf Seite 4). Die Analysen erlau-   am häufigsten eine (inklusive) Regelschule – mit
                        ben allerdings keine Rückschlüsse darüber, ob die         steigender Tendenz: 2010 waren es 23,4 Prozent
                        Unterschiede zwischen den Jugendlichen in ihren           von ihnen, 2018 bereits 55,8 Prozent (KMK 2016,
                        Bildungs- und Erwerbsverläufen durch den Förder-          2020). Unter den Kindern, die weiterhin eine För-
                        schulbesuch bedingt oder auf andere Ursachen zu-          derschule besuchen, sind sowohl in Deutschland
                        rückzuführen sind.                                        als auch in anderen Ländern Kinder aus sozial
                                                                                  benachteiligten Familien, solche mit Migrations-
                                                                                  hintergrund und Jungen stark überrepräsentiert
                        Mehrheit der Schülerinnen und
                                                                                  (Powell 2016).
                        Schüler mit Förderbedarf geht auf eine
                                                                                    Jugendliche können in allen Bundesländern an
                        gesonderte Förderschule
                                                                                  Förderschulen einen anerkannten Schulabschluss
                        Trotz der Ratifizierung der UN-BRK im Jahr 2008           erwerben, je nach Bundesland nach der 9. oder 10.
                        wird die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen             Klasse. Der Mehrheit der Förderschülerinnen und
                        mit diagnostiziertem sonderpädagogischem För-             -schüler gelingt dies jedoch nicht. So erreichten im
                        derbedarf in Deutschland nach wie vor an sepa-            Jahr 2018 an Förderschulen aller Schwerpunkte
                        raten Förderschulen unterrichtet – wenn auch              nur 23,8 Prozent einen Hauptschulabschluss und
                        mit abnehmender Tendenz: Im Jahr 2010 wurden              lediglich 3,8 Prozent einen höheren Abschluss,
                        77,7 Prozent von ihnen in Förderschulen unter-            während 72,3 Prozent (23.824 Schülerinnen und
                        richtet, 2018 waren es noch 57,7 Prozent der Kinder       Schüler) die Schule ohne Schulabschluss oder mit
                        mit Förderbedarf. Jedoch reduzierte sich in diesem        einem Förderschulabschluss verlassen haben. Da-

2   IAB-Kurzbericht 22|2021
Schwieriger Übergang in Ausbildung und Arbeitsmarkt
mit stellen Abgängerinnen und Abgänger von För-        Weitere Anschlussmöglichkeiten nach Verlassen
derschulen in Deutschland insgesamt 44 Prozent         der Förderschule bieten der Berufsbildungsbe-
der besonders vulnerablen Gruppe junger Men-           reich in einer Werkstatt für behinderte Menschen
schen, die ihren nachschulischen Werdegang ohne        (WfbM) und Einrichtungen der Jugendhilfe oder
Schulabschluss antreten müssen (Autorengruppe          der Berufsbildungswerke sowie ähnliche Einrich-
Bildungsberichterstattung 2020).                       tungen für behinderte Menschen. Hierbei handelt
                                                       es sich oft um Maßnahmen eines beruflichen Re-
                                                       habilitationsverfahrens (Reha-Verfahren). Daher
Optionen nach Verlassen
                                                       werden Förderschülerinnen und -schüler von
der Förderschule
                                                       Reha-Beratungsfachkräften der BA im Jahr vor
mit dem Schwerpunkt „Lernen”
                                                       ihrem Schulabschluss in der Schule besucht und
Nach Verlassen der Förderschule mit dem Schwer-        häufig schon während der Schulzeit als berufli-
punkt „Lernen“ kommen für Jugendliche unter-           che Rehabilitanden anerkannt. Dagegen erfolgt
schiedliche Optionen im Berufsbildungssystem           beim Besuch der Berufsberatung in Regelschulen
infrage, darunter auch vielfältige Förderprogram-      – möglicherweise zum Nachteil der Jugendlichen
me (Blanck 2020; Jochmaring 2019): Grundsätz-          mit potenziellem Reha-Bedarf – nicht zwingend
lich steht allen Jugendlichen nach dem Berufs-         individuelle Beratung und die Reha-Beratung wird
bildungsgesetz (BBiG) der Zugang zu regulären          nicht zwingend eingeschaltet.
Ausbildungsprogrammen offen. Diese umfassen              Die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit direkt im
sowohl 3-jährige beziehungsweise 3,5-jährige Aus-      Anschluss an die Schule kommt aufgrund der in
bildungsberufe als auch weniger umfangreiche           den Bundesländern geregelten Schulpflicht selten,
Ausbildungsprogramme mit einer Dauer von le-           jedoch mit steigendem Lebensalter häufiger vor.
diglich zwei Jahren (z. B. Verkäufer/in). Sollte das   Ebenso gehen manche Jugendliche nach Ende der
Absolvieren einer solchen Ausbildung nicht mög-        Schulpflicht auch in Arbeitslosigkeit beziehungs-
lich sein, können Jugendliche auch eine speziell       weise Nichterwerbstätigkeit über.
für Menschen mit Behinderung konzipierte, the-
oriereduzierte Ausbildung in einem sogenannten
                                                       Wissenslücke zu Übergängen in
„Fachpraktikerberuf“ aufnehmen (Zöller/Srbeny/
                                                       Ausbildung und den Arbeitsmarkt
Jörgens 2017).
  Die Ausbildung kann sowohl in einem Betrieb          Aufgrund fehlender Längsschnittdaten im Bil-
als auch außerbetrieblich in Berufsbildungswerken      dungs- und Ausbildungsbereich der amtlichen
oder bei anderen Trägern erfolgen. Dabei ist auch      Statistik sowie unterschiedlicher sozialrechtlicher
eine Förderung durch die BA möglich, etwa Berufs-      Definitionen im schulischen und außerschuli-
ausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen         schen Kontext können auf Basis von amtlichen
(BAE) oder Assistierte Ausbildung (AsA).               Statistiken keine Aussagen über den Verbleib von
  Die Maßnahmen des Übergangsbereichs für              ehemaligen Schülerinnen und Schülern von För-
Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz finden,       derschulen getroffen werden. Auch in den Quer-
liegen zum einen im Verantwortungsbereich der          schnittdaten der Berufsbildungsstatistik wird das
Länder. Dazu gehören beispielsweise Berufsvor-         individuelle Merkmal „Besuch einer Förderschule“
bereitungsjahr (BVJ) und Berufsgrundbildungsjahr       nicht geführt, sodass ehemalige Förderschülerin-
(BGJ). Zum anderen bietet die BA zum Beispiel die      nen und -schüler weder bei den berufsvorberei-
Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB)             tenden Maßnahmen noch bei regulären Ausbil-
oder die Einstiegsqualifizierung (EQ) an. Alle diese   dungsprogrammen identifiziert werden können
Maßnahmen führen nicht zu anerkannten Berufs-          (Gericke/Flemming 2013).
abschlüssen, sondern zielen auf die Verbesserung         In den Prozessdaten der BA wird ein Förder-
der Ausbildungschancen ab, indem sie beispiels-        schulbesuch während der Schulzeit lediglich im
weise die Möglichkeit bieten, fehlende Schulab-        Rahmen einer Berufsberatung erfasst. Da diese
schlüsse nachzuholen.                                  jedoch vom Großteil der Förderschülerinnen und

                                                                                                        IAB-Kurzbericht 22|2021   3
Schwieriger Übergang in Ausbildung und Arbeitsmarkt
-schüler wahrgenommen wird, tauchen viele von                          werden, da in den Prozessdaten detaillierte Infor-
                              ihnen in den Prozessdaten auf. Allerdings können                      mationen zu Bildungsentscheidungen fehlen.
                              zahlreiche Fragen zu Förderschülerinnen und                              Studien, die sich für die Werdegänge nach Ver-
                             -schülern mit den Daten nicht optimal beantwortet                      lassen der Förderschule mit dem Schwerpunkt

                                                                                                                                                             1
    Methodische Erläuterungen
    •  Datengrundlage                                    samples mit der gesamten Untersuchungsgruppe            verständnis gegeben haben, mit den IEB der BA
    Dieser Bericht nutzt Daten des Nationalen Bil- zeigt im Analysesample eine leichte positive Se-              verknüpft werden. Der deskriptive Vergleich die-
    dungspanels (NEPS): Startkohorte Klasse 9, lektion bei Förderschülerinnen und -schülern im                   ses Analysesamples mit der kleineren Untersu-
    doi:10.5157/NEPS:SC4:10.0.0 (Blossfeld/Roß- Hinblick auf den erreichten Schulabschluss.                      chungsgruppe des Analysesamples 1 zeigt, dass
    bach/von Maurice 2011). Diese Startkohorte           Wir unterscheiden in den Befragungsdaten zwi-           im Analysesample 1 Förderschülerinnen und
    umfasst eine repräsentative Stichprobe von schen folgenden Aktivitäten:                                     -schüler mit Hauptschulabschluss überproportio-
    Schülerinnen und Schülern, die im Herbst 2010 – Studium                                                      nal an der Befragung teilgenommen haben. Diese
    die 9. Klasse an verschiedenen Schulformen in                                                                höhere Teilnahme führt zu einer leicht negativen
                                                        – Berufliche Ausbildung: Diese umfasst alle be-
    Deutschland besucht haben, wobei Haupt- und                                                                  Selektion innerhalb der Förderschüler und För-
                                                           trieblichen, schulischen und außerbetriebli-
    Gesamtschulen sowie Förderschulen mit dem                                                                    derschülerinnen mit Hauptschulabschluss in Ana-
                                                           chen Bildungsgänge, die zu einem beruflichen
    Schwerpunkt „Lernen“ überproportional in die                                                                 lysesample 1 gegenüber Analysesample 2. Dies
                                                           Ausbildungsabschluss führen; dabei umfasst
    Stichprobe aufgenommen wurden (für Details                                                                   bestätigt die Auswahl der IEB als Analysesample,
                                                           eine reduzierte berufliche Ausbildung sowohl
    zur Stichprobenziehung siehe Aßmann et al.                                                                   um die Übergänge getrennt nach Schulabschluss
                                                           zweijährige Ausbildungsberufe als auch Aus-
    2019). Anhand der seitdem ein- bis zweimal im                                                                zu untersuchen.
                                                           bildungsberufe für Menschen mit Behinderung
    Jahr stattfindenden Wiederholungsbefragungen                                                                Wir unterscheiden zwischen folgenden Aktivitä-
                                                           nach § 66 BBiG/§ 42m HwO („Fachpraktikerberu-
    lassen sich die Werdegänge dieser Jugendlichen                                                              ten, die in der Beschäftigtenhistorik erfasst sind,
                                                           fe“). Letztere wurden über Angaben der Jugend-
    seit der 9. Klasse detailliert abbilden (Ludwig-                                                            wobei entsprechend der Reihenfolge unten eine
                                                           lichen zur Theoriereduzierung der Ausbildung
    Mayerhofer et al. 2019).                                                                                    Priorisierung bei überlappenden Aktivitäten vor-
                                                           und über den genannten Ausbildungsberuf
    • Untersuchungsgruppe und -zeitraum                    identifiziert; eine reguläre berufliche Ausbildung   genommen wurde:
    Für unsere Auswertungen identifizieren wir an-         umfasst alle anderen Ausbildungsberufe;          – Reguläre berufliche Ausbildung: Auszubildende
    hand der Befragungsdaten all jene Jugendlichen, – Übergangsmaßnahmen: Maßnahmen an be-                    ohne besondere Merkmale oder mit Arbeitsent-
    die am Ende der allgemeinbildenden Schulzeit (in       ruflichen Schulen, in Betrieben und bei außer-     gelt nicht über Geringverdienergrenze oder in
    der Regel am Ende der 9. oder 10. Klasse) entwe-       betrieblichen Trägern, die weder zu einem be-      außerbetrieblicher Einrichtung;
    der keinen anerkannten Schulabschluss erreicht         ruflichen Ausbildungsabschluss noch zu einem     – Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung:
    haben (darunter auch Jugendliche mit einem             (Fach-)Abitur führen;                              Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne
    sogenannten Förderschulabschluss) oder ledig- – Schule: sowohl Besuche an allgemeinbilden-                besondere Merkmale;
    lich über einen einfachen Hauptschulabschluss          den Schulen als auch Bildungswege zum (Fach-)    – Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM): Be-
    verfügen (n = 2.422). Wir unterscheiden die zum        Abitur an beruflichen Schulen;                     hinderte Menschen in anerkannten Werkstätten
    Vergleich herangezogenen Gruppen danach, ob                                                               oder gleichartigen Einrichtungen;
                                                        – Anderes: Freiwilligen- und Wehrdienste, Weiter-
    die Jugendlichen als letzte besuchte allgemein-                                                         – Reha-Maßnahmen: Personen in Einrichtungen
                                                           bildungskurse, Datenlücken;
    bildende Schule eine Förderschule (n = 731) oder                                                          der Jugendhilfe, Berufsbildungswerken oder
                                                        – Erwerbstätigkeit: jede Art der Erwerbstätigkeit
    eine Regelschule (n = 1.691) berichtet haben.                                                             ähnlichen Einrichtungen für behinderte Men-
                                                           inklusive Praktika;
    Wir betrachten die Werdegänge dieser beiden                                                               schen;
                                                        – NEET („Not in Education, Employment or Trai-      – Berufsvorbereitende Maßnahme: Einträge aus
    Gruppen ab dem frühesten Zeitpunkt des Verlas-
                                                           ning“): umfasst Arbeitslosigkeit, Erziehungsur-    der Maßnahmeteilnahmehistorik;
    sens der allgemeinbildenden Schule nach den
                                                           laub, Hausfrauen/-männer, Krankheit, Arbeits-
    Sommerferien der 9. Klasse (September 2011)                                                             – Minijob: Geringfügig entlohnte Beschäftigte
                                                           unfähigkeit und Kategorie „etwas anderes“.
    bis zum Alter von etwa 20 Jahren (Oktober 2016).                                                          nach § 8 Abs. 1 Nr. 1 SGB IV und mit Haushalts-
    Wir beziehen nur Fälle in unsere Auswertungen        Bei parallelen Aktivitäten wurde eine Priorisierung  scheckverfahren gemeldete geringfügig ent-
    ein, für die Informationen zu ihren Aktivitäten bis entsprechend der Reihung oben vorgenommen.            lohnte Beschäftigte;
    zum Ende des Untersuchungszeitraums vorliegen.        • Analysesample 2 auf Basis der                   – ALG-II-Bezug: Dieser tritt nur in sehr wenigen
    Dies resultiert je nach Informationsquelle in zwei       Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) der BA      Personenmonaten ohne eine der oben genann-
    abweichende Analysesamples:                           Die Datengrundlage für das zweite Analysesamp-      ten Aktivitäten auf. In den wenigen Personen-
    •   Analysesample 1 auf Basis der                     le bildet das NEPS-SC4-ADIAB 7517 v1. Der Daten-    monaten    ist alleiniger ALG-II-Bezug in der Akti-
        Befragungsdaten des NEPS                          satz ist über das Forschungsdatenzentrum der BA     vität Berufsvorbereitende Maßnahme integriert;
    Im Rahmen der Wiederholungsbefragungen ha-            im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung – Datenlücke (Schule, kein Eintrag): Von der Per-
    ben die Befragten selbst monatsgenaue Angaben         (FDZ) verfügbar. Weitere Informationen zu den       son liegt für einen bestimmten Monat kein Ein-
    zu ihren Aktivitäten gemacht. Um die Aktivitäten      Daten und zum Datenzugang finden sich auf den       trag vor. Dies ist der Fall, wenn keine der oben
    bis Oktober 2016 lückenlos nachvollziehen zu          Internetseiten des FDZ.                             genannten Aktivitäten vorliegt.
    können, beziehen wir in alle Analysen, die auf die-   Von den Befragten des NEPS, die die Schule mit        Die beiden Analysesamples überlappen sich,
    ser Datenquelle beruhen, nur Teilnehmende der         keinem oder maximal einem einfachen Haupt-            sind aber nicht deckungsgleich: 926 Fälle sind in
    10. Befragungswelle im Herbst 2016 ein (n = 991;      schulabschluss verlassen haben (n = 2.422),           beiden Samples vertreten, 65 Fälle hingegen nur
    davon 287 aus Förderschulen und 704 aus Regel-        konnten 1.563 Personen (471 aus Förderschulen,        in Analysesample 1 und 637 Fälle nur in Analyse-
    schulen). Der deskriptive Vergleich dieses Analyse-   1.092 aus Regelschulen), nachdem sie ihr Ein-         sample 2.

4       IAB-Kurzbericht 22|2021
Schwieriger Übergang in Ausbildung und Arbeitsmarkt
„Lernen“ interessieren, stützen sich daher meist     Berufsvorbereitungsjahr). Allerdings ist die Anzahl
auf sehr kleine oder regionale Stichproben (z. B.    von Jugendlichen in den Befragungsdaten gerin-
Gaupp/Geier 2010; Zimmermann/Lex 2013). Da-          ger, da nicht alle Jugendlichen an jeder Befragung
gegen bietet das Nationale Bildungspanel (NEPS)      teilnehmen. Somit bieten die IEB mit ihren voll-
mit der oben genannten Ergänzungsstichprobe          ständigen Verläufen und detaillierten sowie zuver-
eine einzigartige Datengrundlage, anhand derer       lässigen Informationen zur Erwerbstätigkeit eine
sich die Übergänge von Förderschülerinnen und        wertvolle Ergänzung.
-schülern in Ausbildung und Arbeitsmarkt für die       Erste Analysen der NEPS-Befragungsdaten ha-
Gesamtgruppe der Abgängerinnen und Abgänger          ben bereits gezeigt, dass für Abgängerinnen und
von Förderschulen mit dem Schwerpunkt „Lernen“       Abgänger von Förderschulen mit dem Schwer-
deutschlandweit nachzeichnen lassen.                 punkt „Lernen“ der direkte Zugang zur beruflichen
                                                     Ausbildung nach der Schule schwierig ist und sie
                                                     stattdessen in der weit überwiegenden Mehrheit
Ergänzungsstichprobe von
                                                     in Übergangsmaßnahmen eintreten (Blanck 2020;
Förderschülerinnen und -schülern im
                                                     Holtmann/Menze/Solga 2017, 2019). Auf Basis wei-
Nationalen Bildungspanel
                                                     terer Befragungswellen und der IEB zeichnen wir
Diese Stichprobe ergänzt die NEPS-Startkohorte       im Folgenden die Werdegänge dieser Jugendlichen
Klasse 9, welche Schülerinnen und Schüler aus ganz   bis zum Alter von etwa 20 Jahren nach. Damit kön-
Deutschland seit der 9. Klasse im Herbst 2010 ein-   nen wir untersuchen, wie ehemaligen Schülerin-
bis zweimal im Jahr zu ihren Aktivitäten befragt.    nen und Schülern von Förderschulen mit dem
Ein besonderes Merkmal der Startkohorte ist, dass    Schwerpunkt „Lernen“ längerfristig der Zugang zur
bei der Stichprobenziehung neben Schülerinnen        beruflichen Ausbildung und sukzessive auch zum
und Schülern von Regelschulen auch Schülerinnen      Arbeitsmarkt gelingt.
und Schüler von Förderschulen mit dem Schwer-
punkt „Lernen“ mit einer hohen Fallzahl berück-
                                                     Vergleich mit leistungsschwachen
sichtigt wurden. Die Daten bieten somit erstmalig
                                                     Abgängerinnen und Abgängern aus
die Gelegenheit, die nachschulischen Werdegänge
                                                     Regelschulen
von Jugendlichen, die eine Förderschule mit dem
Schwerpunkt „Lernen“ besucht haben, anhand ei-       Die ehemaligen Schülerinnen und Schüler von För-
ner repräsentativen Stichprobe für ganz Deutsch-     derschulen mit dem Schwerpunkt „Lernen“ verglei-
land nachzuverfolgen. Zusätzlich können die          chen wir mit Jugendlichen, die die Regelschule mit
Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) der BA heran-   maximal einem einfachen Hauptschulabschluss
gezogen werden, welche Sozialversicherungsdaten,     verlassen haben. Zwischen dieser Gruppe und den
Phasen von Arbeitslosengeld(ALG)-II-Bezug und In-    Abgängerinnen und Abgängern von Förderschulen
formationen zu Maßnahmenteilnahme beinhalten         zeigt sich empirisch eine deutliche Überschnei-
(vgl. Infobox 1).                                    dung in den gemessenen kognitiven Grundfähig-
  Die Kombination von Befragungsdaten und IEB        keiten „schlussfolgerndes Denken” und „Wahrneh-
erhöht die Aussagekraft der Analyse, da beide Da-    mungsgeschwindigkeit” (zur Messung siehe Lang
ten unterschiedliche Stärken haben. Während die      et al. 2014). Jugendliche an Förderschulen mit dem
IEB Aktivitäten enthalten, die im Zusammenhang       Schwerpunkt „Lernen“ weisen im Durchschnitt
mit Erwerbstätigkeit oder Leistungsbezug durch       zwar geringere – in Klasse 9 gemessene – kogniti-
die BA stehen, umfassen die Befragungsdaten des      ve Grundfähigkeiten auf als ihre Altersgenossen an
Nationalen Bildungspanels alle Aktivitäten der Ju-   Regelschulen mit niedrigem Schulabschlussniveau
gendlichen nach Verlassen der allgemeinbilden-       (vgl. Abbildung A1). Gleichzeitig finden sich in bei-
den Schule. Darunter fällt neben einem weiteren      den Gruppen jedoch ähnlich leistungsschwache
Schulbesuch auch die zahlenmäßig relevante Teil-     und -starke Schülerinnen und Schüler und insge-
nahme an Förderprogrammen des Übergangssys-          samt eine große Überlappung. Kaum Unterschiede
tems auf Länder- oder kommunaler Ebene (z. B.        zwischen den Gruppen zeigen sich auch hinsicht-

                                                                                                       IAB-Kurzbericht 22|2021   5
lich Geschlechterkomposition und Migrationshin-                                            Bildungsaktivitäten und Erwerbstätigkeit
                                                   tergrund. In der Teilstichprobe der Förder- und                                            nach Verlassen der Schule
                                                   Regelschulen befinden sich im gleichen Ausmaß
                                                   etwas mehr Jungen als Mädchen (54 % in Förder-                                             Die Befragungsdaten des NEPS umfassen detail-
                                                   schulen bzw. 56 % in Regelschulen), und etwa jede                                          lierte Informationen zu verschiedensten Aktivi-
                                                   sechste Person hat einen Migrationshintergrund                                             täten der Jugendlichen, unter anderem jegliche
                                                   (14 % vs. 18 %). Dagegen sind Eltern von Förder-                                           Art von Bildungsaktivitäten (unabhängig vom Ty-
                                                   schülerinnen und -schülern signifikant seltener                                            pus, Träger und Finanzierung), alle Formen von
                                                   erwerbstätig (kein Elternteil erwerbstätig 15 % vs.                                        Erwerbstätigkeit sowie Aktivitäten außerhalb des
                                                   5 %) und haben viel häufiger keinen beruflichen                                            Bildungssystems und Arbeitsmarkts. Abbildung A2
                                                   Bildungsabschluss (24 % vs. 15 %).                                                         sowie Tabelle T1.A (beide auf Seite 7) zeigen die
                                                     In den weiteren Analysen auf Basis der IEB dif-                                          Bildungs- und Erwerbsverläufe der beiden Grup-
                                                   ferenzieren wir zwischen Schülerinnen- und Schü-                                           pen für den Zeitraum nach den Sommerferien der
                                                   lergruppen mit unterschiedlichen Schulabschlüs-                                            9. Klasse (September 2011) bis zum Alter von etwa
                                                   sen. Zum einen vergleichen wir Schülerinnen und                                            20 Jahren (Oktober 2016) anhand der Befragungs-
                                                   Schüler, die an dem Förderschultyp „Lernen“ ent-                                           daten.
                                                   weder unmittelbar nach der 9. oder nach der 10.                                             Augenfällig ist zunächst der Unterschied zwi-
                                                   Klasse einen Hauptschulabschluss erlangt haben,                                            schen den beiden Gruppen im Vorliegen eines
                                                   mit Jugendlichen, die an der Regelschule einen                                             Schulabschlusses am Ende der allgemeinbilden-
                                                   Hauptschulabschluss erlangt haben. Zum anderen                                             den Schulzeit nach der 9. oder 10. Klasse (vgl. Ta-
                                                   ziehen wir Schülerinnen und Schüler von beiden                                             belle T1.A): In der Gruppe der Regelschülerinnen
                                                   Schulformen, die keinen Abschluss erlangt haben,                                           und -schüler, die maximal einen Hauptschulab-
                                                   zum Vergleich heran.                                                                       schluss erreichten, haben 10 Prozent der Jugend-
                                                                                                                                              lichen die Regelschule ohne einen Schulabschluss
                                                                                                                                              verlassen. Dagegen waren dies bei den Abgänge-
                                                                                                                                              rinnen und Abgängern von Förderschulen mit dem
                                                                                                                                              Schwerpunkt „Lernen“ 62 Prozent. Die Mehrheit
                                                                                                                                              der Jugendlichen musste also den Übergang von

                                                                                                                                                                                               A1
              Kognitive Grundfähigkeiten in der 9. Klasse, Abgängerinnen und Abgänger von Förderschulen und Regelschulen

                                      Abgängerinnen und Abgänger von Förderschulen                Abgängerinnen und Abgänger von Regelschulen

                     0,3                                                                                                           0,3
Kerndichteschätzer

                                                                                                              Kerndichteschätzer

                     0,2                                                                                                           0,2

                     0,1                                                                                                           0,1

                       0                                                                                                             0
                            -6   -5      -4   -3    -2    -1     0      1      2      3     4      5                                     -6    -5   -4   -3   -2   -1     0     1     2   3     4      5
                                                   Wahrnehmungsgeschwindigkeit                                                                                 Schlussfolgerndes Denken

              Anmerkung: Die kognitiven Grundfähigkeiten wurden über die gesamte NEPS-Startkohorte 4 hinweg z-standardisiert. Dies resultiert für die Gesamtkohorte in einem Mittelwert von 0 und einer
              Standardabweichung von 1. Fehlende Werte wurden mittels Imputationen (basierend auf multiple imputations by chained equations / MICE) ersetzt. Es wurden 25 Datensätze imputiert; in der
              Abbildung ist jeweils die erste Imputation dargestellt.
              Lesebeispiel: Die höchsten Punkte der Verteilungen zeigen die Bereiche der Fähigkeiten, die bei den den Jugendlichen am häufigsten vorkommen. Bei einer Verteilung, die weiter rechts liegt,
              zeigen die Jugendlichen bessere Fähigkeiten.
              Quelle: doi:10.5157/NEPS:SC4:10.0.0; eigene Berechnungen (N = 991, davon 287 Förderschulabgängerinnen und -abgänger und 704 Regelschulabgängerinnen und -abgänger). © IAB

             6             IAB-Kurzbericht 22|2021
der Förderschule in die Ausbildung und den Ar-                                                                                                                                         T1

beitsmarkt ohne Schulabschluss meistern.                                          Bildungsverläufe von Abgängerinnen und Abgängern von Förderschulen
                                                                                  im Vergleich zu denen aus Regelschulen bis zum Alter von etwa 20 Jahren
      Da der erreichte Schulabschluss ein wichtiger
                                                                                 September 2011 bis Oktober 2016, Spaltenprozente oder arithmetisches Mittel
Faktor bei der Ausbildungsplatzsuche sowie für ei-
nen erfolgreichen Einstieg in das Erwerbsleben ist,                                                                                                Abgängerinnen und Abgänger aus ...
                                                                                                                                                   Förderschulen          Regelschulen
unterscheiden die Tabellen T1.B und T1.C sowie
                                                                                      A. Befragungsdaten, insgesamt
die Abbildung A3 (auf Seite 9) Abgängerinnen und
                                                                                      Verlassen der Schule mit Hauptschulabschluss                       38 %                  90 %
Abgänger nach ihrem Schulabschluss auf Basis der                                      Teilnahme an mind. einer Übergangsmaßnahme                         89 %                  66 %
Integrierten Erwerbsbiografien. Dort finden sich                                      Zugang zu beruflicher Ausbildung
leicht unterschiedliche Kategorien für die Aktivitä-                                      Keine Ausbildung begonnen                                      23 %                  13 %
                                                                                          Ausbildung begonnen, aber (noch) kein Abschluss                43 %                  45 %
ten gegenüber Tabelle T1.A und Abbildung A2, die
                                                                                          Abschluss reduzierte berufliche Ausbildung1)                   22 %                  13 %
auf einer etwas geringeren Anzahl von Jugendli-
                                                                                          Abschluss reguläre berufliche Ausbildung1)                     13 %                  30 %
chen in den Befragungsdaten des NEPS beruhen.                                         N                                                                   287                    704
Da ALG-II-Bezug in fast keinem Fall ohne eine                                         B. Integrierte Erwerbsbiografien, Jugendliche mit Hauptschulabschluss
weitere (priorisierte) Aktivität vorkommt, ist ALG-                                   Mindestens ein Monat in betrieblicher Ausbildung                   60 %                  74 %
                                                                                      Monate in Ausbildung                                                14,9                  20,6
II-Bezug in Abbildung A3 nicht als eigene Aktivität
                                                                                      Mindestens ein Monat sozialvers.pfl. beschäftigt                   54 %                  60 %
aufgenommen (vgl. Infobox 1).
                                                                                      Monate in sozialversicherungspfl. Beschäftigung                        6,3                 8,6
      Tabelle T1.A verdeutlicht, dass es für Jugendli-                                Mindestens ein Monat ALG-II-Bezug                                  56 %                  32 %
che von beiden Schulformen schwierig ist, nach                                        Monate mit ALG-II-Bezug                                             49,6                  44,9

der Schule eine berufliche Ausbildung zu finden,                                      N                                                                   174                    999
                                                                                      C. Integrierte Erwerbsbiografien, Jugendliche ohne Hauptschulabschluss
und dass sie entsprechend häufig an Übergangs-
                                                                                      Mindestens ein Monat in betrieblicher Ausbildung                   44 %                  62 %
maßnahmen teilnehmen. Dies ist bei den Abgän-
                                                                                      Monate in Ausbildung                                                   9,7                13,6
gerinnen und Abgängern von Förderschulen mit                                          Mindestens ein Monat sozialvers.pfl. beschäftigt                   51 %                  44 %
dem Schwerpunkt „Lernen“ jedoch häufiger der                                          Monate in sozialversicherungspfl. Beschäftigung                        5,4                 4,3

Fall: Während 89 Prozent von ihnen im Untersu-                                        Mindestens ein Monat ALG-II-Bezug                                  60 %                  51 %
                                                                                      Monate mit ALG-II-Bezug                                             51,3                  44,7
chungszeitraum mindestens einmal an einer Über-
                                                                                      N                                                                   297                     93
gangsmaßnahme teilnehmen, ist dies bei 66 Pro-
zent der Jugendlichen von Regelschulen der Fall.
                                                                                 1)
                                                                                      Bei mehreren abgeschlossen Ausbildungen wurden reguläre Ausbildungen bei der Auswertung priorisiert.
                                                                                 Quelle: doi:10.5157/NEPS:SC4:10.0.0 und doi: 10.5164/IAB.NEPS-SC4-ADIAB7517.de.en.v1; eigene Berechnun-
                                                                                 gen. © IAB

                                                                                                                                                                                   A2
Aktivitäten der Abgängerinnen und Abgänger von Förderschulen im Vergleich zu denjenigen aus Regelschulen
nach Ende der 9. Klasse bis zum Alter von etwa 20 Jahren (Befragungsdaten)

                                   Förderschulen                                                                   Regelschulen
100                                                                              100                                                                                Anderes

                                                                                                                                                                    NEET1)
    80                                                                            80                                                                                Erwerbstätigkeit

                                                                                                                                                                    Studium
    60                                                                            60                                                                                reguläre berufliche
                                                                                                                                                                    Ausbildung

    40                                                                            40                                                                                reduzierte berufliche
                                                                                                                                                                    Ausbildung

                                                                                                                                                                    Übergangs­
    20                                                                            20                                                                                maßnahmen

                                                                                                                                                                    Schule

     0                                                                                0
         1     6     12    18     24     30    36     42     48    54     60               1    6    12     18    24    30    36     42     48    54    60
                   Monate seit September 2011 (nach der 9. Klasse)                                  Monate seit September 2011 (nach der 9. Klasse)

1
    NEET (Not in Education, Employment or Training) umfasst Arbeitslosigkeit, Erziehungsurlaub, Hausfrauen/-männer, Krankheit, Arbeitsunfähigkeit und die Kategorie „etwas anderes“.
Auf der Horizontalen sind die Monate seit September 2011 abgetragen, wobei der Monat 1 den September 2011 darstellt. Auf der Vertikalen sind Prozentpunkte abgetragen und die Höhe der
Flächen zeigen, wie viel Prozent der Schulabgängerinnen und -abgänger sich in einem bestimmten Monat nach September 2011 in einer bestimmten Aktivität befinden.
Quelle: doi:10.5157/NEPS:SC4:10.0.0; eigene Berechnungen (N = 991, davon 287 Förderschulabgängerinnen und -abgänger und 704 Regelschulabgängerinnen und -abgänger). © IAB

                                                                                                                                                         IAB-Kurzbericht 22|2021             7
Die Bildungs- und Erwerbsverläufe in Abbil-           Getrennte Betrachtung von
                        dung A2 zeigen, dass der Anteil der Jugendlichen,     Jugendlichen mit und ohne
                        die eine berufliche Ausbildung aufgenommen ha-        Schulabschluss
                        ben, bis zum 20. Lebensjahr in beiden Gruppen
                        gestiegen ist. Gleichwohl hatten bis zum Ende         Die nach Schulabschluss getrennte Analyse in Ta-
                        des Beobachtungszeitraums im Oktober 2016 etwa        belle T1.B auf Basis der IEB zeigt: Abgängerinnen
                        23 Prozent der ehemaligen Förderschülerinnen          und Abgänger von Förderschulen mit dem Schwer-
                        und -schüler noch keinen Zugang zu einer Ausbil-      punkt „Lernen“, die einen Hauptschulabschluss er-
                        dung, verglichen mit 13 Prozent der Jugendlichen      langt haben, schneiden am Arbeitsmarkt schlech-
                        aus Regelschulen (vgl. Tabelle T1.A). Zudem hatten    ter ab als Abgängerinnen und Abgänger, die ihren
                        nur 35 Prozent der ehemaligen Förderschülerin-        Hauptschulabschluss an einer Regelschule erlangt
                        nen und -schüler gegenüber 43 Prozent der Ver-        haben. Erstere sind weniger Monate in einer be-
                        gleichsgruppe ihre Ausbildung in diesem Zeitraum      trieblichen Ausbildung, kürzere Zeit sozialversi-
                        erfolgreich abgeschlossen. Dabei spielten für die     cherungspflichtig beschäftigt und leben länger in
                        Abgängerinnen und Abgänger von Förderschulen          Bedarfsgemeinschaften, die ALG II beziehen.
                        mit dem Schwerpunkt „Lernen“ erwartungsgemäß            Jedoch ist auch bei ehemaligen Förderschülerin-
                        die im Rahmen von Reha-Verfahren spezifisch ein-      nen und -schülern mit dem Schwerpunkt „Lernen“
                        gesetzten reduzierten Ausbildungsberufe (2-jähri-     ein Hauptschulabschluss an der Förderschule mit
                        ge Ausbildungsberufe und Fachpraktikerberufe für      einer höheren Arbeitsmarktbeteiligung verbun-
                        Menschen mit Behinderung) eine deutlich wichti-       den. Bei der Aufnahme einer betrieblichen Aus-
                        gere Rolle als bei den Jugendlichen von Regelschu-    bildung wird der Unterschied besonders deutlich:
                        len (vgl. Tabelle T1.A. und Abbildung A2).            Unter den Jugendlichen von Förderschulen mit
                              Ebenso zeigt Abbildung A2, dass mit zuneh-      Hauptschulabschluss haben 60 Prozent bis Okto-
                        mendem Alter der Jugendlichen auch der Anteil         ber 2016 mindestens einen Monat in betrieblicher
                        derjenigen zunahm, die einer Erwerbstätigkeit         Ausbildung verbracht; insgesamt waren diese Ju-
                        nachgingen. Da sich aber zugleich der Anteil in       gendlichen durchschnittlich 14,9 Monate in be-
                        Ausbildung verringerte, stieg der Anteil derjeni-     trieblicher Ausbildung. Dagegen lagen diese Zah-
                        gen, die sich weder in Schule oder Ausbildung         len bei den Jugendlichen von Förderschulen ohne
                        noch in Erwerbstätigkeit befinden (sogenannte         Hauptschulabschluss bei 44 Prozent beziehungs-
                        NEET-Kategorie „Not in Employment, Education          weise bei 9,7 Monaten.
                        or Training”). Die Zunahme des Anteils in einem         Kaum Unterschiede im Erfolg auf dem Ausbil-
                        NEET-Status, der auf eine fehlende Integration        dungsmarkt zeigen sich beim Vergleich ehemaliger
                        in das Ausbildungssystem oder den Arbeitsmarkt        Förderschülerinnen und -schüler mit Hauptschul-
                        hinweist, fiel bei den Abgängerinnen und Abgän-       abschluss und Jugendlichen, die eine Regelschule
                        ger von Förderschulen mit dem Schwerpunkt „Ler-       ohne Hauptschulabschluss verlassen haben (vgl.
                        nen” deutlich stärker aus als in der zum Vergleich    Tabelle T1.C).
                        herangezogenen Gruppe: Im Alter von etwa 20 Jah-        Die Bildungs- und Erwerbsverläufe in Abbil-
                        ren befand sich knapp ein Drittel der ehemaligen      dung A3 bestätigen die Unterschiede zwischen den
                        Förderschülerinnen und -schüler im NEET-Status,       Gruppen: Förderschülerinnen und Förderschüler
                        während es bei Jugendlichen aus Regelschulen nur      mit Hauptschulabschluss nehmen seltener eine
                        halb so viele waren (29 % vs. 16 %). Dieser Unter-    betriebliche Ausbildung auf und verbringen mehr
                        schied ergab sich sowohl aus Differenzen in der Er-   Monate in berufsvorbereitenden Maßnahmen der
                        werbsbeteiligung (34 % Jugendlichen aus Förder-       BA als ihre Altersgenossen mit Hauptschulab-
                        schulen vs. 40 % aus Regelschulen) als auch in der    schluss von einer Regelschule – was nur teilweise
                        Teilnahme an Bildungsaktivitäten, insbesondere        auf die längeren, rehaspezifischen Maßnahmen
                        an der beruflichen Ausbildung: 29 Prozent gegen-      zurückzuführen ist. Dennoch weisen die Jugendli-
                        über 36 Prozent besuchten zu diesem Zeitpunkt         chen von Förderschulen mit Hauptschulabschluss
                        noch eine berufliche Ausbildung.                      immer noch weniger Monate in berufsvorbereiten-

8   IAB-Kurzbericht 22|2021
den Maßnahmen und in Reha-Maßnahmen auf als                                     Fazit
die Jugendlichen von Förderschulen ohne Haupt-
schulabschluss. Beim Vergleich von ehemaligen                                   In den letzten Jahren hat die öffentliche Diskussion
Förderschülerinnen und -schülern mit Haupt-                                     um die Inklusion von Schülerinnen und Schülern
schulabschluss und Jugendlichen, die eine Regel-                                mit (Lern-)Behinderungen an Aufmerksamkeit
schule ohne Hauptschulabschluss verlassen haben,                                gewonnen. In Deutschland werden Kinder und Ju-
zeigen sich vor allem bei der regulären beruflichen                             gendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf
Ausbildung wiederum ähnliche Verlaufsmuster.                                    nach wie vor überwiegend in gesonderten Förder-
                                                                                schulen unterrichtet. In der kontrovers geführten
                                                                                Diskussion geht es um die Frage, ob Kinder und Ju-
                                                                                gendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf
                                                                                in Regelschulen oder in separaten Förderschulen
                                                                                besser unterstützt werden können. Der vorliegende

                                                                                                                                                                          A3
Aktivitäten der Abgängerinnen und Abgänger von Förderschulen im Vergleich zu denjenigen aus Regelschulen nach Ende
der 9. Klasse bis zum Alter von etwa 20 Jahren (Integrierte Erwerbsbiografien, Jugendliche mit und ohne Hauptschulabschluss)

              Förderschulen, Jugendliche mit Hauptschulabschluss                          Regelschulen, Jugendliche mit Hauptschulabschluss
100                                                                             100

     80                                                                          80

     60                                                                          60

     40                                                                          40

     20                                                                          20
                                                                                                                                                          Minijob

                                                                                                                                                          sozialversicherungs-
     0                                                                            0
          1     6    12     18    24    30    36     42    48     54    60            1     6     12    18    24    30     36    42     48    54   60     pflichtig beschäftigt
                    Monate seit September 2011 (nach der 9. Klasse)                             Monate seit September 2011 (nach der 9. Klasse)           reguläre berufliche
                                                                                                                                                          Ausbildung
 N = 1.173, davon 174 Förderschulabgängerinnen und -abgänger und 999 Regelschulabgängerinnen und -abgänger
                                                                                                                                                          WfbM1)

                                                                                                                                                          Reha-Maßnahme
              Förderschulen, Jugendliche ohne Hauptschulabschluss                         Regelschulen, Jugendliche ohne Hauptschulabschluss
100                                                                            100                                                                        berufsvorbereitende
                                                                                                                                                          Maßnahme

                                                                                                                                                          Datenlücke
     80                                                                          80                                                                       (Schule, kein Eintrag)

     60                                                                          60

     40                                                                          40

     20                                                                          20

     0                                                                            0
          1     6    12     18    24    30    36     42    48     54    60            1     6    12    18     24    30    36     42    48    54    60
                    Monate seit September 2011 (nach der 9. Klasse)                             Monate seit September 2011 (nach der 9. Klasse)

N = 390, davon 297 Förderschulabgängerinnen und -abgänger und 93 Regelschulabgängerinnen und -abgänger

1)
     Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM): Behinderte Menschen in anerkannten Werkstätten oder gleichartigen Einrichtungen
Quelle: doi: 10.5164/IAB.NEPS-SC4-ADIAB7517.de.en.v1; eigene Berechnungen. © IAB

                                                                                                                                                   IAB-Kurzbericht 22|2021         9
Bericht trägt mit einer über die allgemeinbildende      scheiden. Zum Beispiel könnten sich Eltern von
                         Schule hinausgehenden Betrachtung zur Debatte           Kindern mit geringem Förderbedarf eher für eine
                         über die Folgen einer separaten Beschulung bei          Regelschule entscheiden, während die Schulwahl
                         und zeigt die Bildungs- und Erwerbsverläufe von         für Kinder mit hohem Förderbedarf häufiger auf
                         Jugendlichen im Anschluss an den Besuch einer           eine Förderschule fallen könnte. Da in den NEPS-
                         Förderschule mit dem Schwerpunkt „Lernen“.              Daten Schülerinnen und Schüler mit sonderpäd-
                               Im Vergleich zu Schülerinnen und Schülern von     agogischem Förderbedarf, die eine Regelschule
                         Regelschulen mit vergleichbarem Schulabschluss-         besuchen, nicht identifiziert werden können (Pie-
                         niveau gelingt es ehemaligen Förderschülerinnen         zunka et al. 2016), ist ein direkter Vergleich der
                         und -schülern seltener, auf dem Ausbildungs- und        Schulform und eine näherungsweise Abschätzung
                         Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Sie sind doppelt so         der kausalen Wirkung von Förderschulen auf Bil-
                         häufig weder erwerbstätig noch in Ausbildung            dungs- und Erwerbsverläufe für Kinder mit Förder-
                         wie die Gruppe der ehemaligen Regelschülerinnen         bedarf mit den vorliegenden Daten nicht möglich.
                         und -schüler und deutlich häufiger und länger auf         Die Integration von ehemaligen Förderschü-
                         berufsvorbereitende Maßnahmen angewiesen.               lerinnen und -schülern in das Übergangs- und
                               Eine differenzierte Betrachtung nach Schülerin-   Ausbildungssystem sowie letztlich in den Arbeits-
                         nen und Schülern mit und ohne Hauptschulab-             markt hat nicht zuletzt aufgrund der großen Zahl
                         schluss zeigt, dass Schülerinnen und Schüler mit        der betroffenen Jugendlichen sozialpolitische Re-
                         Abschluss unabhängig von der Schulform besser           levanz und zudem sozialrechtliche Implikationen.
                         am Arbeitsmarkt abschneiden als Jugendliche, die        Diese Jugendlichen stellen in einem Jahrgang fast
                         die Regelschule oder Förderschule ohne Abschluss        die Hälfte aller Schulabgängerinnen und -abgän-
                         verlassen. Ehemaligen Förderschülerinnen und            ger ohne Schulabschluss und sind besonders stark
                        -schülern mit einem Hauptschulabschluss gelingt          gefährdet beim Übergang in den Ausbildungs- und
                         die Integration am Arbeitsmarkt nicht nur besser        Arbeitsmarkt.
                         als denjenigen ohne Hauptschulabschluss. Sie              Die BA verfügt bereits über ein intensives Berufs-
                         können auch mit Jugendlichen mithalten, die eine        beratungsangebot und bietet individuelle Betreu-
                         Regelschule besucht, aber keinen Hauptschulab-          ung für diese Jugendlichen. Beratungsfachkräfte
                         schluss erlangt haben. Allerdings schneiden sie         sollten adäquate Voraussetzungen für eine passge-
                         deutlich schlechter ab als Jugendliche von Regel-       naue Ausgestaltung der Betreuung haben, um Ju-
                         schulen, die einen Hauptschulabschluss erlangt          gendliche nach Beendigung ihrer Schulzeit optimal
                         haben. Insofern gleicht ein erfolgreich erworbener      begleiten zu können und sie entsprechend ihrer Fä-
                         Hauptschulabschluss das Merkmal „Förderschule“          higkeiten einer Ausbildung und dem Arbeitsmarkt
                         nicht aus.                                              näher zu bringen. Besondere Aufmerksamkeit gilt
                               Diese Ergebnisse geben erste Einblicke in die     dabei der enormen Heterogenität sowohl in kogni-
                         Probleme und Handlungsbedarfe bei Schülerin-            tiven als auch sozio-emotionalen Fähigkeiten der
                         nen und -schülern, die eine Förderschule mit dem        Gruppe der ehemaligen Förderschülerinnen und
                         Schwerpunkt „Lernen” besucht haben. Die Befun-          -schüler. Falls kein direkter Übergang in eine regu-
                         de deuten zwar auf ein schlechteres Abschneiden         läre Ausbildung möglich ist, sollten berufsvorbe-
                         der ehemaligen Förderschülerinnen und -schüler          reitende Maßnahmen umgesetzt werden, die dabei
                         im Vergleich zu ehemaligen Hauptschülerinnen            helfen, bei der Strukturierung des Wegs in Rich-
                         und -schüler hin, jedoch erlauben die Analysen          tung Arbeitsmarkt zu unterstützen und die Poten-
                         keine direkten Rückschlüsse darauf, ob der Förder-      ziale der Jugendlichen mit sonderpädagogischem
                         schulbesuch verantwortlich für dieses schlechtere       Förderbedarf auszuschöpfen.
                         Abschneiden ist. Neben einer möglichen Stigmati-          Neben den von der BA finanzierten Maßnahmen
                         sierung durch den zumeist fehlenden Hauptschul-         gibt es vielfältige Förderangebote und -programme
                         abschluss oder den Besuch einer Förderschule            für ehemalige Förderschülerinnen und -schüler
                         können sich Jugendliche von Förderschulen und           auf Bundesland- oder Kommunalebene (vgl. Gin-
                         Regelschulen auch in weiteren Merkmalen unter-          nold 2008).

10   IAB-Kurzbericht 22|2021
Zudem sollte die intensive individuelle Betreuung                  Blanck, Jonna Milena (2020): Übergänge nach der Schule
                                                                     als „zweite Chance“? Weinheim: Beltz Juventa.
unter Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln
                                                                   Blossfeld, Hans-Peter; Roßbach, Hans-Günther (Hg.)
zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie mög-                            (2019): Education as a Lifelong Process – The German
lichst aufrechterhalten werden. Ansonsten besteht                    National Educational Panel Study (NEPS). 2. Auflage,
                                                                     Wiesbaden: Springer VS.
die Gefahr, dass den Jugendlichen, die eine För-
                                                                   Blossfeld, Hans-Peter; Roßbach, Hans-Günther; von Mau-
derschule besucht haben, der Berufseinstieg noch                     rice, Jutta (Hg.) (2011): Education as a Lifelong Process
schwerer fällt als bisher.                                          – The German National Educational Panel Study (NEPS).
                                                                     Zeitschrift für Erziehungswissenschaften Sonderheft 14,
  Da Abgängerinnen und Abgängern von Förder-                         Wiesbaden: VS.
schulen mit einem Hauptschulabschluss die Ar-                      Gaupp, Nora; Geier, Boris (2010): Stuttgarter Haupt- und
beitsmarktintegration wesentlich besser gelingt                      Förderschüler/innen auf dem Weg von der Schule in die
                                                                     Berufsausbildung. Bericht zur dritten Folgeerhebung
als denjenigen ohne Hauptschulabschluss, kann                        der Stuttgarter Schulabsolventenstudie. München: Deut-
eine bessere Unterstützung an Förderschulen zur                      sches Jugendinstitut.

Erreichung eines Hauptschulabschlusses eben-                       Gericke, Naomi; Flemming, Simone (2013): Menschen mit
                                                                     Behinderungen im Spiegel der Berufsbildungsstatistik:
falls ein Weg für einen erfolgreichen Übergang                       Grenzen und Möglichkeiten. Bonn: Bundesinstitut für
sein. Angesichts der Vielzahl an Jugendlichen mit                    Berufsbildung.

Förderbedarf, die jedes Jahr eine Förderschule                     Ginnold, Antje (2008): Der Übergang Schule – Beruf von
                                                                     Jugendlichen mit Lernbehinderung. Einstieg – Ausstieg
– mehrheitlich ohne Abschluss – verlassen, und                      – Warteschleife. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
angesichts der weitreichenden Folgen eines nicht                   Holtmann, Anne Christine; Menze, Laura; Solga, Heike
gelingenden Übergangs in das Ausbildungssystem,                      (2019): Schulabgänger und -abgängerinnen mit maxi-
                                                                     mal Hauptschulabschluss. In: Quenzel, Gudrun; Hur-
kommt es künftig darauf an, den Blick noch stärker                   relmann, Klaus (Hg.): Handbuch Bildungsarmut. Wies-
auf diese Gruppe zu richten. So könnte die BA in                     baden: Springer VS, S. 365–388.

Kooperation mit ihren Partnern Maßnahmen wei-                      Holtmann, Anne Christine; Menze, Laura; Solga, Heike
                                                                     (2017): Persistent Disadvantages or New Opportuni-
terentwickeln, um die Integration dieser Jugend-                     ties? The Role of Agency and Structural Constraints for
lichen in den Arbeitsmarkt langfristig zu sichern.                   Low-Achieving Adolescents’ School-to-Work Transitions.
                                                                     In: Journal of Youth and Adolescence, 46. Jg., Heft 10,
                                                                     S. 2091–2113.
                                                                   Jochmaring, Jan (2019): Übergänge von Schüler/innen mit
                                                                     sonderpädagogischem Förderbedarf in die Berufsaus-
                                                                     bildung. In: Zeitschrift für Pädagogik, 65. Jg., Heft 3,
Literatur                                                             S. 335–354.
Aßmann, Christian; Steinhauer, Hans Walter; Würbach,               Kultusministerkonferenz [KMK] (2020): Sonderpädagogi-
  Ariane; Zinn, Sabine; Hammon, Angelina; Kiesl, Hans;               sche Förderung in Schulen 2009 bis 2018. Statistische
  Rohwer, Götz; Rässler, Susanne; Blossfeld, Hans-Peter              Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Doku-
  (2019): Sampling Designs of the National Educational               mentation Nr. 223. Berlin: KMK.
  Panel Study: Setup and Panel Development. In: Bloss-             Kultusministerkonferenz [KMK] (2016): Sonderpädagogi-
  feld, Hans-Peter; Roßbach, Hans-Günther (Hg.), S. 35–55.           sche Förderung in Schulen 2005 bis 2014. Statistische
Autorengruppe Bildungsberichtserstattung (2020): Bildung             Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Doku-
  in Deutschland 2020. Bielefeld: wbv.                               mentation Nr. 210. Berlin: KMK.

       Dr. Laura Menze                Dr. Malte Sandner              Prof. Dr. Silke Anger       Prof. Dr. Reinhard Pollak              Prof. Dr. Heike Solga
  ist Leiterin des Forschungs­   ist Mitarbeiter im Forschungs-   ist Leiterin des Forschungs­     ist Leiter der Abteilung          ist Direktorin der Abteilung
 datenzentrums der Bundes-              bereich „Bildung,              bereichs „Bildung,        „Dauer­beobachtungen der             „Ausbildung und Arbeits-
 anstalt für Arbeitsschutz und    Qualifizierung und Erwerbs-     Qualifizierung und Erwerbs-      Gesellschaft” am GESIS             markt” am Wissenschafts­
 Arbeitsmedizin (FDZ-BAuA).              verläufe“ im IAB.            verläufe“ im IAB und        Leibniz-In­stitut für Sozial­       zentrum Berlin für Sozial­
 menze.laura@baua.bund.de           malte.sandner@iab.de                  Professorin für            wissenschaften und                  forschung (WZB) und
                                                                    Volkswirtschaftslehre an     Professor für Soziologie an        Professorin für Soziologie an
                                                                    der Universität Bamberg.     der Universität Mannheim.          der Freien Universität Berlin.
                                                                      silke.anger@iab.de         reinhard.pollak@gesis.org              heike.solga@wzb.eu

                                                                                                                                  IAB-Kurzbericht 22|2021       11
Lang, Frieder R.; Kamin, Stefan; Rohr, Margund; Stünke,
                           Conrad; Williger, Bettina (2014): Erfassung der fluiden
                           kognitiven Leistungsfähigkeit über die Lebensspanne
                           im Rahmen der National Educational Panel Study. NEPS
                           Working Paper No. 43. Bamberg: Leibniz-Institut für Bil-
                           dungsverläufe.
                         Ludwig-Mayerhofer, Wolfgang; Pollak, Reinhard; Solga,
                           Heike; Menze, Laura; Leuze, Kathrin; Edelstein, Rosi-
                           ne; Künster, Ralf; Ebralidze, Ellen; Fehring, Gritt; Kühn,
                           Susanne (2019): Vocational Education and Training and
                           Transitions into the Labor Market. In: Blossfeld, Hans-
                           Peter; Roßbach, Hans-Günther (Hg.), S. 277–295.
                         Piezunka, Anne; Gresch, Cornelia; Sälzer, Christine; Kroth,
                           Anna (2016): Identifizierung von Schülerinnen und Schü-
                           lern nach Vorgaben der UN-BRK in bundesweiten Erhe-
                           bungen. In: Moser; Vera; Lütje-Klose, Birgit (Hg.) (2016):
                           Schulische Inklusion. Zeitschrift für Pädagogik Beiheft
                           62. Weinheim: Beltz Juventa, S. 190–211.
                         Powell, Justin J. W. (2016): Barriers to Inclusion: Special
                           Education in the United States and Germany. Abingdon:
                           Routledge.
                         United Nations (2006): Convention on the Rights of Persons
                           with Disabilities. New York: United Nations.
                         Zimmermann, Julia; Lex, Tilly (2013): Münchner Haupt-
                           und Förderschüler/innen auf dem Weg von der Schule
                           in die Berufsausbildung. Bericht zur fünften Erhebung
                           der Münchner Schulabsolventenstudie. München: Lan-
                           deshauptstadt München.
                         Zöller, Maria; Srbeny, Christian; Jörgens, Julia (2017): Aus-
                           bildungsregelungen nach § 66 BBiG/§ 42m HwO für Men-
                           schen mit Behinderung und ReZA-Qualifikation für das
                           Ausbildungspersonal. Eine Sachstandsanalyse. Wissen-
                           schaftliche Diskussionspapiere Heft 188. Bonn: Bundes-
                           institut für Berufsbildung.

                         Impressum | IAB-Kurzbericht Nr. 22, 19.10.2021 | Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für
                         Arbeit, 90327 Nürn­berg | Redaktion: Elfriede Sonntag | Grafik & Gestaltung: Nicola Brendel | Foto: Wolfram Murr, Fotofabrik Nürnberg, Jutta
                         Palm-Nowak und privat | Druck: MKL Druck GmbH & Co. KG, Ostbevern | Rechte: Nach­druck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung
                         des IAB | Bezug: IAB-Bestellservice, c/o wbv Media GmbH & Co. KG, Auf dem Esch 4, 33619 Biele­feld; Tel. 0911-179-9229 (es gelten die
                         regulären Festnetzpreise, Mobilfunkpreise können abweichen); Fax: 0911-179-9227; E-Mail: iab-bestellservice@wbv.de | IAB im Internet:
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12   IAB-Kurzbericht 22|2021
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