Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen - Trends, Rahmenbedingungen und Förderansätze - NRW.Bank

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Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen - Trends, Rahmenbedingungen und Förderansätze - NRW.Bank
Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Trends, Rahmenbedingungen und Förderansätze
Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen - Trends, Rahmenbedingungen und Förderansätze - NRW.Bank
Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen - Trends, Rahmenbedingungen und Förderansätze - NRW.Bank
Vorwort

Vorwort

Viele Familien in Nordrhein-Westfalen wünschen sich, in den eigenen vier
Wänden zu wohnen. Selbst genutztes Wohneigentum bietet Sicherheit und
verringert – gerade in den wachsenden Regionen – das finanzielle Risiko
steigender Mieten.

Die Rahmenbedingungen für die Eigentumsbildung sind auf den ersten
Blick gut: Die Darlehenszinsen sind niedrig, selten zuvor waren Wohnungs-
baukredite so günstig wie heute. Allerdings sind in den meisten Teilen des
Landes auch die Kaufpreise stark angestiegen – insbesondere in den Wachs-
tumsregionen, wo immer mehr Familien wohnen.

Zudem machen es steigende Mieten und das niedrige Zinsniveau den
­Familien schwer, das nötige Eigenkapital für eine solide Finanzierung an­
 zusparen. Gerade für junge Haushalte mit kleinen bis mittleren Einkommen
 wird fehlendes Eigenkapital so zur schwierigen Hürde auf dem Weg zum
 eigenen Haus oder zur Eigentumswohnung. Auf der Suche nach erschwing-
 lichen Kaufangeboten haben sie angesichts der Konkurrenz solventer
 ­Kapitalanleger dann häufig das Nachsehen.                                     Ina Scharrenbach
                                                                                Ministerin für Heimat, Kommunales,
Deshalb haben sich das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und              Bau und Gleichstellung
Gleichstellung und die NRW.BANK im Jahr 2017 gemeinsam mit der Frage            des Landes Nordrhein-Westfalen
beschäftigt, wie die Wohnraumförderung des Landes die Eigentumsbildung
von Familien besser unterstützen kann. In einem ersten Schritt hat eine
gemeinsame Arbeitsgruppe die Strukturen der Eigentumsmärkte in Nord­
rhein-Westfalen untersucht und die wesentlichen Hemmnisse der Eigen-
tumsbildung identifiziert. Die vorliegende Broschüre stellt die wesentlichen
Analyseergebnisse dieser Arbeitsgruppe vor. Auf dieser Basis wurde die
Eigentumsförderung als Teil des Wohnraumförderungsprogramms für die
Jahre 2018 bis 2022 weiterentwickelt.

Mit dem neuen Programm, das seit Anfang des Jahres in Kraft ist, verbessert
sich die Förderung der Eigentumsbildung – im ganzen Land, ob im Neubau
oder für den Erwerb bestehenden Wohnraums: Langfristige Baudarlehen
sichern die aktuellen Niedrigzinsen für mindestens zwei Jahrzehnte, Tilgungs-
nachlässe vermindern von Beginn an die Darlehensschuld und das Förder-
darlehen wird teilweise als Ersatz für Eigenkapital anerkannt. Wer den
Schritt in die eigenen vier Wände trotz kleinem Einkommen schon geschafft
hat, findet mit der ebenfalls neu aufgelegten Modernisierungsförderung ein
attraktives Angebot, sein Zuhause energetisch zu sanieren, altersgerecht
umzubauen oder einfach an moderne Wohnbedürfnisse anzupassen.

So wird die Landesregierung ihr Versprechen halten, den Anteil der Eigen-
tumsförderung in der Wohnraumförderung des Landes bedarfsgerecht zu             Dietrich Suhlrie
erhöhen und es wieder mehr Familien zu ermöglichen, Wohneigentum zu             Mitglied des Vorstands der NRW.BANK
erwerben.

Ina Scharrenbach                                             Dietrich Suhlrie
Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und                   Mitglied des Vorstands der
Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen                NRW.BANK

Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen                                                                                       1
Inhaltsverzeichnis

        Inhaltsverzeichnis

        1     Zusammenfassung                                                                                            4

        2     Wohneigentum: Strukturen und Rahmenbedingungen                                                             5
        2.1   Eigentumsquoten nach sozial­strukturellen und regionalen Merkmalen                                         5
        2.2   Eigentumserwerb und Neubautätigkeit                                                                        8
        2.3   Preisentwicklung                                                                                          12
        2.4   Finanzierungsbedingungen                                                                                  14

        3    Erschwinglichkeit und Hemmnisse bei der Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum                    17
        3.1	Erschwinglichkeit von Bestandsimmobilien für Haushalte mit in der jeweiligen Region
             durchschnittlichem Einkommen                                                                               17
        3.2 Einstiegshürde Erwerbsnebenkosten                                                                           17
        3.3 Einstiegshürde Eigenkapitalanforderungen                                                                    18
        3.4 Einstiegshürde Flächenmangel                                                                                19
        3.5 Fazit                                                                                                       19

        4    Erschwinglichkeit der Eigentumsbildung in der Wohnraumförderung des Landes                                 20
        4.1 Regional differenzierter Eigenkapitalbedarf und seine Entwicklung                                           20
        4.2	Tragbarkeit der dauerhaften Finanzierungskosten für eine Familie mit einem Einkommen
             von 100 Prozent der Einkommensgrenze                                                                       20
        4.3 Tragbarkeit bei Unterschreitung der Einkommensgrenze                                                        22
        4.4 Tragbarkeit bei Überschreitung der Einkommensgrenze                                                         23
        4.5 Fazit                                                                                                       23

        5     Stärkung der Förderung von selbst genutztem Wohneigentum                                                  24

              Impressum                                                                                                 25

2                                                                                       Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 2.1:     Langfristige Entwicklung der Eigentumsquoten im Ländervergleich                             5
Abb. 2.2:     Eigentumsquoten verschiedener Haushaltstypen in Nordrhein-Westfalen                         5
Abb. 2.3: 	Eigentumsquoten in Nordrhein-Westfalen nach mittlerem monatlichem
              Nettoeinkommen des Haushalts                                                                6
Abb. 2.4:     Regionale Eigentümerquoten – Anteil selbst genutzter Wohnungen am Gesamtbestand (2011)      7
Abb. 2.5:     Selbst genutztes Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen nach Gebäudetyp                        7
Abb. 2.6: 	Anteil der Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern an allen selbst
              genutzten Wohnungen (2011)                                                                  7
Abb. 2.7:     Anteil der Geschosswohnungen an allen selbst genutzten Wohnungen (2011)                     7
Abb. 2.8: 	Eigentumsquoten in Nordrhein-Westfalen nach Alter der Bezugsperson
              (Haupteinkommensbezieher/-in)8
Abb. 2.9: 	Bevölkerungsanteil der Großstädte über 200.000 Einwohnern an der Gesamtbevölkerung
              in Nordrhein-Westfalen (insgesamt und nach Altersgruppen)                                   8
Abb. 2.10: Entwicklung der Zahl der Familien und anderer Haushaltstypen in Nordrhein-Westfalen seit 2005  9
Abb. 2.11: 	Entwicklung der Zahl der Familien mit Kindern in den Kreisen und kreisfreien Städten
              seit 2005                                                                                   9
Abb. 2.12: Entwicklung der Bautätigkeit in Nordrhein-Westfalen 2004–2016 nach Wohnungstyp                10
Abb. 2.13: 	Entwicklung des Eigentumserwerbs durch Bau und Kauf neuer und
              gebrauchter Wohnungen und Häuser                                                           10
Abb. 2.14: 	Bauintensität von Ein- und Zweifamilienhäusern im Zeitraum 2014–2016
              (fertiggestellte Wohnungen je 10.000 Einwohner)                                            11
Abb. 2.15: 	Bauintensität von Eigentumswohnungen im Zeitraum 2014–2016
              (fertiggestellte Wohnungen je 10.000 Einwohner)                                            11
Abb. 2.16: 	Mittleres Kaufpreisniveau für Wohneigentum im Jahr 2016 (Angebote in Immobilienportalen)    12
Abb. 2.17: Bauland für Eigenheime: Preisniveau 2016                                                      13
Abb. 2.18: Entwicklung der mittleren Kaufpreise im Zeitraum 2005–2016 (Angebote in Immobilienportalen)   13
Abb. 2.19: Effektivzinssätze für Wohnungsbaukredite an private Haushalte nach Dauer der Zinsbindung      14
Abb. 2.20: Gesamtvolumen der Wohnungsbaukredite an private Haushalte nach Dauer der Zinsbindung          14
Abb. 2.21: Entwicklung der Gesamtkosten für den Eigenheimkauf im Zeitraum 2010–2016                      15
Abb. 2.22: 	Vergleich der Gesamtkosten für den Kauf eines Eigenheims in den Jahren 2010 und 2016       16

Abb. 3.1: 	Preis-Einkommens-Relation für im Internet angebotene Bestandseinfamilienhäuser
            (Anzahl der Jahresnettoeinkommen eines Haushalts, die rechnerisch für den Kauf
            aufgebracht werden müssten) im Jahr 2016                                                         17
Abb. 3.2: 	Mittlerer Preis und Erwerbsnebenkosten für ein bestehendes Einfamilienhaus
            in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2016                                                              18
Abb. 3.3:   Entwicklung des Preises für baureifes Land für Ein- und Zweifamilienhäuser 2012–2016             19

Abb. 4.1: 	Eigenkapitalbedarf in den Gemeinden Nordrhein-Westfalens im Rahmen
            der sozialen Wohnraumförderung des Landes im Jahr 2010                                           20
Abb. 4.2: 	Eigenkapitalbedarf im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung des Landes im Jahr 2016              21
Abb. 4.3: 	Tragbarkeit der Finanzierung eines Eigenheimerwerbs für Haushalte innerhalb
            der Einkommensgrenzen 2016 (100%)                                                                21
Abb. 4.4: 	Tragbarkeit der Finanzierung eines Eigenheimerwerbs für Haushalte bei Unterschreitung der
            Einkommensgrenzen 2016 um 100%                                                                   22
Abb. 4.5:	Tragbarkeit der Finanzierung eines Eigenheimerwerbs für Haushalte bei Überschreitung der
            Einkommensgrenzen 2016 um 100%                                                                   23

Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen                                                                                   3
Zusammenfassung

       1 Zusammenfassung

       Nordrhein-Westfalen liegt infolge seiner verdichteten      Hemmnisse bestehen in den anfänglichen Eigenkapital­
       Siedlungsstruktur mit einer Eigentumsquote von rund        anforderungen: Das trifft vor allem junge Familien, die
       42 Prozent (Deutschland: 46%) zwischen den Stadt-          auch wegen des niedrigen Zinsniveaus und steigender
       staaten und den eher ländlich geprägten Flächenländern.    Mieten kaum Gelegenheit haben, Eigenkapital anzu­
       Vor allem in den Großstädten an Rhein und Ruhr             sparen. Diese Einstiegshürden liegen zum einen in den
       ­dominiert der Mietwohnungsmarkt, während in ländlich      Erwerbsnebenkosten (insbesondere Grunderwerbsteuer,
        geprägten Regionen mehr als die Hälfte der Haushalte      ­Makler, Notar), die zusätzlich zum Kaufpreis anfallen
        im selbst genutzten Wohneigentum lebt. Dort findet         und bei etwa 12 Prozent des Kaufpreises liegen, und
        sich Wohneigentum weit überwiegend in Form von ­           zum anderen darin, dass Schwellenhaushalte in der
        Ein- und Zweifamilienhäusern, während in Großstädten       Regel keine 100-Prozent-Finanzierung erhalten können.
        auch Geschosswohnungen eine zentrale Säule des             Bei einer üblichen Darlehensfinanzierung von 80 Prozent
        Wohneigentums bilden.                                      des Objektwertes sind 20 Prozent Eigenkapital erforder-
                                                                   lich. In ungünstigen Fällen bedeutet das, dass knapp
       Die Bautätigkeit im Segment von Ein- und Zweifamilien-      ein Drittel des Kaufpreises als anfängliches Eigenkapital
       häusern ist seit Jahren in einer Größenordnung von          vorhanden sein muss, um die im Übrigen günstigen
       15.000 bis 16.000 Eigenheimen jährlich stabil. Wachsende    Finanzierungsbedingungen für den Eigentumserwerb
       Bedeutung vor allem in verdichteten Regionen hat in den     überhaupt nutzen zu können. Die Einstiegshürden sind
       vergangenen Jahren der Bau von Eigentumswohnungen           damit abhängig von den jeweiligen Erwerbskosten und
       erhalten, der inzwischen mit gut 9.000 Fertigstellungen     auf den engen Märkten der Wachstumsregionen deutlich
       pro Jahr etwa 45 Prozent des Geschosswohnungsbaus           höher als in Regionen mit entspannten Wohnungs­
       ausmacht. Eigentumswohnungen werden im Mittel zu            märkten.
       40 Prozent selbst genutzt.
                                                                  Auf der anderen Seite sind die Finanzierungsbedin-
       Weitaus wichtiger als der Neubau ist für die Eigentums-    gungen für Eigentumserwerber in der aktuellen Niedrig-
       bildung der Bestandserwerb. Einem neu gebauten             zinsphase sehr günstig. Die Tragbarkeit der dauerhaften
       ­Eigenheim stehen fast dreimal so viele Bestandskäufe      Finanzierungskosten von Wohneigentum hat sich in
        gegenüber; bei Eigentumswohnungen sind es sogar           vielen Regionen Nordrhein-Westfalens verbessert, denn
        viermal so viele.                                         die Entlastung durch ein Zinsniveau auf historischem
                                                                  Tiefstand kompensiert auch in manchen Ballungsräumen
       Die Preise für selbst genutztes Wohneigentum differieren   den Anstieg der Kaufpreise.
       regional stark und entwickeln sich im Neubau wie im
       Bestand weiter auseinander. Inzwischen kostet ein          Auch im Bereich der Wohneigentumsförderung des
       ­Einfamilienhaus in den nachfragestarken Regionen der      Landes Nordrhein-Westfalen zeigen Beispielrechnungen,
        Rheinschiene mehr als doppelt so viel wie in den ent-     dass wesentliche Hemmnisse bei der Bildung von Wohn­
        spannten Märkten im Osten und Südosten Nordrhein-         eigentum die regional zum Teil sehr hohen Preissteige-
        Westfalens.                                               rungen der vergangenen Jahre, die gestiegenen
                                                                  ­Erwerbsnebenkosten und die daraus resultierenden
       Wohneigentum wird vor allem in der Familiengründungs-       erhöhten Eigenkapitalanforderungen sind. Daran
       phase angestrebt, allerdings verschiebt sich die Eigen-     s­cheitern viele Familien, obwohl sie die dauerhaften
       tumsbildung zunehmend in spätere Jahre, wenn auch           Finanzierungskosten durchaus tragen könnten. Daraus
       die Erwerbsbiografie vielen einen Immobilienerwerb          hat das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau
       erlaubt. Inzwischen erwerben auch mehr ältere Menschen      und Gleichstellung die Konsequenz gezogen, die
       noch Wohneigentum.                                          Wohneigentumsförderung des Landes gemeinsam mit
                                                                   der NRW.BANK unter anderem mit der Verstärkung
                                                                   der regionalen Differenzierung, höheren Eigenkapital­
                                                                   ersatzdarlehen, der Einführung von Tilgungsnachlässen
                                                                   sowie der Gleichbehandlung von Neubau und Bestands-
                                                                   förderung neu aufzustellen.

4                                                                                          Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

2 Wohneigentum: Strukturen und
   Rahmenbedingungen
2.1 Eigentumsquoten nach sozial­
     strukturellen und regionalen Merkmalen                                       Eigentumsquote

Insbesondere Haushalte mit zwei und mehr Personen,                                 Das Wort „Eigentumsquote“ wird nicht immer
darunter überwiegend Haushalte mit Kindern und                                     ­eindeutig verwendet und verstanden. Was genau
ältere Paare, deren Kinder ausgezogen sind, leben im                                damit gemeint ist, hängt auch von der Statistik ab,
Wohn­eigentum. Dabei steigt die Wohneigentumsquote                                  auf der die Zahl fußt. Daneben werden auch die
mit zunehmendem Einkommen. In den verdichteten                                      Begriffe „Selbstnutzerquote“ und „Eigentümerquote“
städtischen Regionen des Landes ist die Quote deutlich                            benutzt. Im Folgenden wird „Eigentumsquote“
geringer als in den ländlicheren Gebieten.                                        meist für den Anteil der Haushalte verwendet, der
                                                                                  Wohneigentum besitzt und auch darin lebt (im
42 Prozent der Haushalte wohnen im Eigentum                                       ­Unterschied zu reinen Kapitalanlegern). An manchen
In Nordrhein-Westfalen wohnen rund 42 Prozent der                                   Stellen ist auch der Anteil der Eigentümerwohnungen
Haushalte in der eigenen Immobilie.1 Die übrigen Haus-                              gemeint, das heißt der Wohnungen, die von ihren
halte sind Mieter (56%) und Untermieter (
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

        Abb. 2.3: Eigentumsquoten in Nordrhein-Westfalen nach mittlerem
        monatlichem Nettoeinkommen des Haushalts

        Prozent

        90

                       2002
        80             2014

        70

        60

        50

        40

        30

        20

        10

            0

                unter 500 €   501 €–   701 €–    901 €–      1.101 €–   1.301 €–    1.501 €–   2.001 €–   3.201 €–    4.501 €–   6.001 €–   über 7.500 €
                		            700 €    900 €     1.100 €     1.300 €    1.500 €     2.000 €    3.200 €    4.500 €     6.000 €    7.500 €

        Daten: IT.NRW (Mikrozensus-Zusatzerhebung „Wohnen“ 2002, 2014)                                                              NRW.BANK 2017

        Eigentumsquote steigt mit höherem Einkommen                                Insgesamt befindet sich die Mehrzahl der Eigentümer-
        Es überrascht nicht, dass die Eigentumsquote mit                           wohnungen in Ein- (58%) und Zweifamilienhäusern
        ­steigendem Haushaltseinkommen ebenfalls zunimmt.                          (19%). Das übrige Viertel (23%) des selbst genutzten
         Wie ein Vergleich von 2002 und 2014 zeigt, hat sich                       Wohneigentums sind Geschosswohnungen, vor allem in
         der Unterschied zwischen Haushalten mit höheren und                       kleineren Mehrfamilienhäusern (Abb. 2.5). Die meisten
         ­niedrigeren Einkommen im Zeitraum 2002 bis 2014                          davon sind Eigentumswohnungen (19%), die übrigen
          noch verstärkt: In den oberen Einkommensgruppen hat                      sind Vermieterwohnungen in privaten Mietshäusern
          die Eigentumsquote zu-, in den unteren abgenommen                        (4%).
          (Abb. 2.3).
                                                                                   Auch diese Strukturen sind regional sehr unterschiedlich.
        Unterdurchschnittliche Eigentumsquoten vor allem                           In den Ballungsräumen und deren Umland bilden Ge-
        in den Großstädten                                                         schosswohnungen eine zentrale Säule des Wohneigen-
        Auch regional sind deutliche Differenzen bei den Eigen-                    tums (Abb. 2.7): Im Durchschnitt der kreisfreien Städte
        tumsquoten festzustellen (Abb. 2.4). Erwartungsgemäß                       stellen sie 43 Prozent aller Eigentümerwohnungen, in
        wird in den eher ländlich geprägten Regionen des                           Düsseldorf, Köln und einigen Ruhrgebietsstädten sogar
        ­L andes weit mehr als die Hälfte aller Wohnungen selbst                   mehr als die Hälfte. Das entspricht der verdichteten
         genutzt. 3 In jeder zweiten Gemeinde liegt die Eigentums­                 Siedlungsstruktur und ist mit Blick auf das begrenzte
         quote bei über 55 Prozent.                                                Baulandangebot und den weiterhin hohen Nachfrage-
                                                                                   druck auch für die weitere Entwicklung zu berück­
        Die Großstädte des Rhein- und Ruhrgebiets sowie                            sichtigen.
        die Universitätsstädte sind durch hochverdichtete
        ­Siedlungsstrukturen gekennzeichnet. Hier dominiert
         der Mietwohnungsmarkt.

        3
             ie folgenden Karten zeigen den Anteil der Eigentümerwohnungen (wohnungsbezogen), da haushaltsbezogene Quoten auf
            D
            Gemeindeebene nicht vorliegen.

6                                                                                                               Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

Abb. 2.4: Regionale Eigentümerquoten – Anteil selbst                                                        Abb. 2.5: Selbst genutztes Wohneigentum
genutzter Wohnungen am Gesamtbestand (2011)                                                                 in Nordrhein-Westfalen nach Gebäudetyp

                                                                                                            643.000 Wohnungen (19%)                                   490.000 Wohnungen (15%) in
                                                                                                            in Zweifamilienhäusern                                     kleinen Mehrfamilienhäusern
                                                                                            MI                                                                              (mit max. 6 Wohnungen)
                                                 ST

                                                                                           HF                                                                                                          276.000
                              BOR                                                                                                                                                                  Wohnungen
                                                                                      BI         LIP                                                                                           (8%) in großen
                                                      MS
                                                                             GT                                                                                                                 Mehrfamilien-
                                          COE                    WAF
                                                                                                                                                                                                       häusern
                                                                                           PB
                                                                                                                                                                                                  (mit mehr als
        KLE                              RE                                                            HX
                    WES       BOT
                                                           HAM                                                                                                                                  6 Wohnungen)
                                    GE
                           OB            HER          UN
                                                DO
                         DU              BO
                            MH E                                            SO
                   KR                         EN HA                                                         1.942.000
                               ME
             VIE
                          D          W                MK                                                    Einfamilienhäuser (58%)
             MG      NE            SG RS                                    HSK
                                                                 OE
   HS                          LEV
                                        GL       GM
                    BM         K
                                                                       SI
                                                                                                            Daten: IT.NRW (Mikrozensus 2014)                                             NRW.BANK 2017
              DN
        AC                                SU
                                   BN
                                                                                        bis 35% (23)
                   EUS
                                                                                       	
                                                                                        bis 45% (55)
                                                                                        bis 55% (116)
                                                                                        bis 65% (164)
                                                                                        bis 75% (38)

Daten: IT.NRW (Zensus 2011)                                                           NRW.BANK 2017

Abb. 2.6: Anteil der Wohnungen in Ein- und Zweifamilien-                                                    Abb. 2.7: Anteil der Geschosswohnungen an allen selbst
häusern an allen selbst genutzten Wohnungen (2011)                                                          genutzten Wohnungen (2011)

                                                                                            MI                                                                                            MI
                                                 ST                                                                                                       ST
                                                                                                                                                                                         HF
                                                                                           HF
                              BOR                                                                                                     BOR
                                                                                      BI                                                                                                 BI         LIP
                                                      MS                                                                                                       MS     WAF
                                                                                 GT             LIP                                                                                 GT
                                          COE                WAF
                                                                                                                                                    COE

                                                                                                                KLE                            RE
        KLE                              RE                                                PB          HX                   WES                                                                PB         HX
                                                           HAM                                                                                                      HAM
                    WES       BOT                                                                                                 BOT
                                GE                    UN                                                                              GE                       UN
                            OB    HER                                                                                            OB     HER                                    SO
                                                DO                                                                                           DO
                         DU    E   BO                              SO                                                          DU    E BO
                            MH                                                                                                    MH
                   KR                         EN HA                                                                         KR            EN HA
             VIE               ME                                                                                                                                               HSK
                                                      MK                                                              VIE                                      MK
                          D          W                                                                                            D   ME W
             MG                    SG RS                                    HSK                                       MG     NE        SG RS
                    NE
                                                                  OE                                                                                                      OE
   HS                          LEV                                                                             HS                     LEV
                                        GL                                                                                                                GM
                               K                                                                                                      K     GL
                                                 GM                                                                          BM
                        BM                                         SI                                                                                                          SI
              DN
  AC                                                                                                          AC       DN
                                          SU                                                                                                     SU
                                   BN                                                bis 55% (9)                                          BN                                           bis 10% (189)
                   EUS                                                               bis 65% (22)                           EUS                                                        bis 15% (72)
                                                                                    	
                                                                                     bis 75% (28)                                                                                     	
                                                                                                                                                                                       bis 25% (76)
                                                                                     bis 85% (76)                                                                                      bis 35% (28)
                                                                                     bis 95% (222)                                                                                     bis 45% (22)
                                                                                     über 95% (39)                                                                                     über 45 bis 62% (9)
                                                                                  NRW: 75%                                                                                          NRW: 25%

Daten: IT.NRW (Zensus 2011), eigene Berechnungen NRW.BANK 2017                                             Daten: IT.NRW (Zensus 2011), eigene Berechnungen NRW.BANK 2017

Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen                                                                                                                                                                              7
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

        Einfamilienhäuser dominieren den Eigentumsmarkt im                       Instituts der Deutschen Wirtschaft das Durchschnitts­
        Rheinland und im Münsterland, während in Ost- und                        alter von Ersterwerbern auf 48 Jahre ­gestiegen.4 Die
        Südwestfalen sowie Teilen des Münsterlands auch                         Eigentumsquote nimmt also mit Beginn der Familien-
        ­Zweifamilienhäuser mit mehr als einem Viertel der                      gründungsphase beziehungsweise der ­beruflichen
         selbst genutzten Wohnungen einen erheblichen Stellen-                  ­Etablierung sprunghaft zu und erhöht sich mit zuneh-
         wert haben.                                                             mendem Alter weiter.

                                                                                Vergleicht man die altersspezifischen Quoten im Zeit-
        2.2 Eigentumserwerb und Neubautätigkeit                                 verlauf, zeigt sich, dass es in fast allen Altersgruppen
                                                                                2014 mehr selbst nutzende Eigentümer gibt als zwölf
        Der Wohneigentumserwerb steht nach wie vor in engem                     Jahre zuvor. Kennzeichnend ist hier insbesondere die
        Zusammenhang mit der Familiengründung. Allerdings                       Entwicklung bei den älteren Personen: Hier haben
        ist das durchschnittliche Alter der Ersterwerber in den                 ­erstmals Jahrgänge mit signifikant höheren Eigentums-
        vergangenen Jahren angestiegen.                                          quoten das Ruhestandsalter erreicht. Umgekehrt ist die
                                                                                 Eigentumsquote der 30- bis 40-Jährigen am wenigsten
        Wohneigentumserwerb vor allem in der                                     gestiegen und zuletzt sogar gesunken. Ursachen dürften
        Familiengründungsphase                                                   die biografische Verschiebung der Familiengründung
        Der Erwerb selbst genutzten Wohneigentums erfolgt                        in ein höheres Alter, die höheren Anforderungen an die
        überwiegend im Alter von 30 bis 50 Jahren. So steigt die                 berufliche Mobilität, die Erschwernis zur Bildung von
        Eigentumsquote von unter 10 Prozent bei den unter                        Eigenkapital durch die fehlende Ansparphase und die
        30-Jährigen auf 26 Prozent bei den 30- bis 40-Jährigen                   zunehmende Konzentration jüngerer Altersgruppen in
        und auf 45 Prozent bei den 40- bis 50-Jährigen (Ab­b. 2.8).              den (teuren und mietwohnungsgeprägten) Großstädten
        Aber auch im höheren Alter wird zunehmend häufig                         sein. So ist der Bevölkerungsanteil in der Familien­
        Wohneigentum erworben. So ist nach einer ­Studie des                     gründungsphase in den Großstädten über 200.000

        Abb. 2.8: Eigentumsquoten in Nordrhein-Westfalen                        Abb. 2.9: Bevölkerungsanteil der Großstädte über
        nach Alter der Bezugsperson (Haupteinkommens­                           200.000 Einwohnern an der Gesamtbevölkerung in
        bezieher/-in)                                                           Nordrhein-Westfalen (insgesamt und nach Altersgruppen)

        Prozent                                                                 Prozent
        70                                                                      45

                    2014
        60          2010
                    2006
                    2002                                                        40
        50
                                                                                                                             Familiengründungsphase (30–45 Jahre)

        40                                                                             Rentenalter (>65 Jahre)
                                                                                                                                                   Einwohner gesamt
                                                                                35
        30

                                                                                                                                                  Kinder/Jugendliche
        20
                                                                                30

        10

            0                                                                    0

                unter 25   26–30   31–40   41–50   51–60    61–65    über 65         2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

        Daten: IT.NRW                                                           Daten: Statistisches Bundesamt
        (Mikrozensus-Zusatzerhebung „Wohnen“ 2002–2014) NRW.BANK 2017          (Gebäude- und Wohnungszählungen, Mikrozensus)                     NRW.BANK 2017

        4
            Institut der Deutschen Wirtschaft (2017): ACCENTRO-IW Wohnkostenreport – Droht eine Überhitzung des deutschen Wohnungsmarktes?

8                                                                                                                      Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

Einwohnern seit 2010 deutlich auf 38 Prozent im Jahr                              in anderen Regionen – besonders in den Umlandkreisen
2016 gestiegen (Abb. 2.9), während er in kleineren                                – die Familienzahl wieder, allerdings ohne die rückläufige
­Kommunen (bis zu 50.000 Einwohner) im gleichen                                   Entwicklung in den Vorjahren ­wieder ausgleichen zu
 Zeitraum von 37 Prozent auf 34 Prozent gesunken ist.                             können.

Zahl der Familienhaushalte insgesamt rückläufig,                                  Bautätigkeit im Ein- und Zweifamilienhaussegment
Zunahme aber in einzelnen Großstädten                                             seit zehn Jahren stabil
Mit Blick auf die große Bedeutung der Familiengründung                            Nach einem Höhepunkt Ende der 1990er-Jahre (1999:
für den Erwerb von selbst genutztem Eigentum ist die                              37.000 Häuser) erlebte der Neubau von Ein- und Zwei­
Haushalteentwicklung in Nordrhein-Westfalen von                                   familienhäusern in Nordrhein-Westfalen bis zum Ende
­Bedeutung. Landesweit hat die absolute Zahl der Haus-                            der 2000er-Jahre einen deutlichen Rückgang. Seit knapp
 halte mit Kindern in den vergangenen 15 Jahren konstant                          zehn Jahren ist die Bautätigkeit auf niedrigerem Niveau
 ­abgenommen – eine Folge des Herauswachsens der                                  stabil: Pro Jahr werden in Nordrhein-Westfalen rund
  Babyboomer-Generation aus der Familiengründungs-                                15.000 bis 16.000 Ein- und Zweifamilienhäuser fertig­
  phase. Gestiegen ist vor allem die Zahl der Alleinleben-                        gestellt (Abb. 2.12).
  den (Abb. 2.10). IT.NRW rechnet trotz der Zuwanderung
  der vergangenen Jahre mit einer Fort ­setzung dieser                            Wesentliche Ursachen für diesen Rückgang:
Entwicklung auch in den kommenden Jahrzehnten.
                                                                                    	Rückgang der klassischen Familienhaushalte
Allerdings gibt es auch Regionen mit wachsender                                       als Hauptnachfragergruppe
­Familienzahl (Abb. 2.11): Das sind vor allem die                                   	Orientierung der Familien auf städtische Woh-
 ­Universitätsstädte Münster und Bielefeld sowie die                                  nungsmärkte; Rückgang der Umlandwanderung
  Kernstädte der Rheinschiene und ­deren Umland.                                    	Abschaffung der Eigenheimzulage Ende 2005
  Infolge des Zuzugs der vergangenen Jahre steigt auch

Abb. 2.10: Entwicklung der Zahl der Familien und                                  Abb. 2.11: Entwicklung der Zahl der Familien
anderer H
        ­ aushaltstypen in Nordrhein-Westfalen                                    mit Kindern in den Kreisen und kreisfreien Städten
seit 2005                                                                         seit 2005

Tsd. Familien/Haushalte

3.500
                                                                                                                                                                       MI
                                                                 Alleinlebende                                                        ST
3.000
                                                                                                                                                                      HF

                                         Paare ohne Kinder (inkl. Empty Nester)                                                                                  BI
2.500                                                                                                                                 MS                                    LIP
                                                                                                             BOR                                           GT
                                                                                                                             COE                WAF
                                                 Familien mit Kindern (gesamt)
                                                                                       KLE
2.000
                                                                                                                        RE                  HAM                        PB         HX
                                                                                                  WES        BOT
                                                                                                                   GE
                                                                                                         OB             HER                UN          SO
                                  darunter Familien mit Kindern unter 18 Jahren                                                  DO
1.500                                                                                                   DU        E     BO
                                                                                                             MH
                                                                                                  KR                     EN      HA
                                                                                           VIE                ME
1.000                                                                                                               W                  MK                  HSK
                                                                                                         D
                                                                                             MG    NE             SG RS
                                                                                      HS                      LEV                               OE
 500                                                                                                                   GL        GM
                                                                                                              K
                                                                                                   BM                                                 SI
                                                                                     AC      DN
                          darunter Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren                                             SU
    0
                                                                                                                   BN

        2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016                                                                               	
                                                                                                                                                   Rückgang >1,5% p. a. (17)
                                                                                                  EUS
                                                                                                                                                  	
                                                                                                                                                   Rückgang 1,0–1,5% p. a. (13)
                                                                                                                                                  	
                                                                                                                                                   Rückgang 0,5–1,0% p. a. (15)
Daten: IT.NRW
                                                                                                                                                   konstant (+/–0,5% p. a.) (6)
(Mikrozensus-Zusatzerhebung „Wohnen“ 2002–2014) NRW.BANK 2017
                                                                                                                                                   Zuwachs (2)

                                                                                  Daten: IT.NRW (Mikrozensus 2005–2016)                                          NRW.BANK 2017

Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen                                                                                                                                                   9
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

        Abb. 2.12: Entwicklung der Bautätigkeit in Nordrhein-­                          Abb. 2.13: Entwicklung des Eigentumserwerbs durch Bau
        Westfalen 2004–2016 nach Wohnungstyp                                            und Kauf neuer und gebrauchter Wohnungen und Häuser

        Wohnungen                                                                       Wohnungen

        70.000                                                                          70.000

                          genehmigt
                          fertiggestellt
        60.000                                                                          60.000
                                                            Wohnungen insgesamt
                                                (inkl. Neuschaffungen im Bestand)

        50.000                                                                          50.000

                                                                                                                                Kauf bestehender EFH (geschätzt 5)

        40.000                                                                          40.000

        30.000                                                                          30.000                                             Kauf bestehender ETW
                                  in Ein- und Zweifamilienhäusern

        20.000                                                                          20.000

                                                                                                  Ersterwerb
                                                                                                                                                EFH selbst gebaut
                                                                                                  Neubau-EFH
        10.000       Geschosswohnungen                                                  10.000    (geschätzt 5)

                                           davon Eigentumswohnungen

               0     Um-/Ausbau                                                             0      Ersterwerb Neubau-ETW

                   2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016              2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

        Daten: IT.NRW (Bautätigkeitsstatistik)                         NRW.BANK 2017   Daten: IT.NRW, Oberer Gutachterausschuss NRW,
                                                                                        eigene Berechnungen5                                    NRW.BANK 2017

        Der starke Anstieg der Gesamtbautätigkeit seit 2009/                            (144.000 Häuser). Hierbei handelt es sich mehrheitlich
        2010 beruht ausschließlich auf dem Neubau von Geschoss­-                        um Bestandshäuser (Schätzung: ca. 134.0005). Ins­
        wohnungen und dem Ausbau im Bestand. Darin spiegelt                             gesamt wurden so pro Jahr rund 60.000 Ein- und Zwei-
        sich die Tatsache wider, dass der räumliche Schwer-                             familienhäuser durch Kauf oder Bau erworben.
        punkt der Wohnungsnachfrage in erster Linie in den
        Ballungs­räumen – und hier insbesondere in den Kern­                            Bau von Eigentumswohnungen seit der
        städten – liegt und sowohl Kommunen als auch Investoren                         ­Finanzmarktkrise fast verdoppelt
        daran gelegen ist, die unzureichend verfügbaren Grund-                           Zu beachten ist zudem, dass ein erheblicher Anteil des
        stücke möglichst effizient auszunutzen. Vor diesem Hin-                          Geschosswohnungsneubaus nicht in Mietshäusern,
        tergrund haben auch die niedrigen Kapitalmarktzinsen                             sondern als Eigentumswohnungen entsteht. Hier
        die Bautätigkeit im Ein- und Zweifamilienhaussegment                             sind die Fertigstellungen deutlich auf zuletzt rund
        nicht beleben können. Möglicherweise haben sie aber                              9.000 Wohnungen pro Jahr gestiegen (Abb. 2.12). Insge-
        dazu beige­tragen, den Rückgang zu ­stoppen.                                     samt waren unter den gut 116.000 seit 2010 gebauten
                                                                                        Geschosswohnungen knapp 50.000 Eigentumswoh-
        Mehr Bestandskäufe als Neubau                                                   nungen (43%). Zu den Käufern gehören aber nicht nur
        Während der Neubau von Einfamilienhäusern in den                                Selbstnutzer, sondern – vor allem in den dynamischen
        vergangenen Jahren eher stagniert, ist die Zahl der                             Wohnungsmärkten – auch Kapitalanleger. Überträgt
        Kauffälle zeitgleich deutlich angestiegen (Abb. 2.13).                          man die mittlere Selbstnutzerquote6 auf den Neubau,
        So sind in den vergangenen drei Jahren insgesamt rund                            entstehen derzeit jährlich rund 3.700 selbst genutzte
        46.000 Ein- und Zweifamilienhäuser neu gebaut worden,                            Eigentumswohnungen in Nordrhein-Westfalen neu.
        aber knapp dreimal so viele ver- bzw. gekauft worden

        5
             er Anteil gebrauchter Einfamilienhäuser am Transaktionsvolumen wurde auf Basis der Verkaufsfälle (Daten: Oberer Gutachterausschuss NRW)
            D
            und der Fertigstellungen durch gewerbliche Bauherren (IT.NRW) geschätzt. Unter den Kauffällen können allerdings auch Objekte sein, die
            innerhalb eines Jahres mehrfach verkauft werden.

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Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

Abb. 2.14: Bauintensität von Ein- und Zweifamilien­                                             Abb. 2.15: Bauintensität von Eigentumswohnungen
häusern im Zeitraum 2014–2016 (fertiggestellte                                                  im Zeitraum 2014–2016 (fertiggestellte Wohnungen
­Wohnungen je 10.000 Einwohner)                                                                 je 10.000 Einwohner)

                                                                                MI                                                                                                     MI
                                            ST                                                                                                      ST

                                                                           HF                                                                                                     HF

                                                                                                                               BOR
                           BOR                                            BI         LIP                                                                                         BI
                                                                                                                                                         MS                                LIP
                                                 MS                                                                                                                        GT
                                                                    GT                                                                                        WAF
                                                                                                                                              COE
                                      COE                   WAF
                                                                                                        KLE
        KLE
                                                                                                                                                                                      PB         HX
                                                                                PB                                                      RE                 HAM
                                     RE               HAM                                  HX                      WES        BOT
                   WES    BOT                                                                                                                            UN
                                                                                                                              OB       GE HER
                              GE HER
                         OB                       UN               SO                                                                               DO
                                            DO                                                                           DU                  BO                  SO
                       DU    E   BO                                                                                           MH E
                          MH                                             HSK                                       KR                         EN HA
                    KR            EN        HA                                                                                 ME
                            ME                                                                            VIE                                            MK
             VIE                                                                                                          D              W
                         D     W
                                                 MK                                                           MG
              MG                                                                                                     NE                SG RS                             HSK
                               SG RS
                    NE                                 OE                                          HS                              LEV
       HS                  LEV                                                                                                                                   OE
                                            GM                                                                                                      GM
                                 GL                                                                                                K     GL
                           K
                                                                                                                    BM
                     BM                                       SI                                                                                                    SI
                                                                                                              DN
              DN                                                                                   AC
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                                      SU                                                                                               BN
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                                                                                                                   EUS
                    EUS                                                                                                                                                           keine (87)
                                                                           bis zu 8 (111)                                                                                         bis zu 1 (36)
                                                                           bis zu 12 (97)                                                                                         bis zu 2 (42)
                                                                          	
                                                                           bis zu 16 (59)                                                                                         bis zu 4 (71)
                                                                           bis zu 20 (48)                                                                                         bis zu 8 (88)
                                                                           mehr als 20 (81)                                                                                       mehr als 8 (72)
                                                                        NRW: 9                                                                                                 NRW: 5

Daten: IT.NRW, eigene Berechnungen                                        NRW.BANK 2017        Daten: IT.NRW, eigene Berechnungen                                               NRW.BANK 2017

Trotz zunehmender Fertigstellungen ist auch bei Eigen-                                          Die Nachfrage nach Eigenheimen ist hier ­deutlich
tumswohnungen der Bestandsmarkt ungleich größer                                                 ­geringer und richtet sich überwiegend auf das vorhan-
als der Neubaumarkt. Den jährlich circa 9.000 Neubau-                                            dene und vergleichsweise preisgünstige Angebot von
wohnungen stehen derzeit über 39.000 Verkäufe ­be-                                               Bestandsobjekten.
stehender Eigentumswohnungen gegenüber (Abb. 2.13).
                                                                                                Hohe Bauintensität von Eigentumswohnungen in
 In Ballungsgebieten und in nachfrageschwachen                                                  Wachstumsschwerpunkten
 ­Regionen geringe Neubauintensität von Ein- und                                                Bei Eigentumswohnungen finden sich die höchsten
  Zweifamilienhäusern                                                                           Neubauraten in der Rheinschiene (Kernstädte wie Um-
  Bei regionaler Betrachtung des Neubaus zeigt sich zum                                         land), den Universitäts­städten, aber auch in den Kreisen
  einen das Land-Stadt-Gefälle, zum anderen die Entwick-                                        im Münsterland und im vorderen Ostwestfalen (Abb.
  lungsunterschiede zwischen den eher ländlichen Kreisen                                        2.15). Hohe Neubauraten weisen vereinzelt auch kleinere
  sehr deutlich (Abb. 2.14). Die höchste Bauintensität von                                      Gemeinden mit geringer B   ­ evölkerungsdynamik (z. B. in
  Ein- und Zweifamilienhäusern wiesen in den vergangenen                                        den Kreisen Soest oder Gütersloh) auf. Hier dürfte der
  drei Jahren wirtschaftlich dynamische und von Bevöl­ke­                                       Neubau altersgerechter Wohnungen in zentralen Lagen
  rungswachstum geprägte Kreise im Münsterland (Stein-                                          an Bedeutung gewonnen haben. Nachfragerinnen und
  furt, Borken, Coesfeld) und in Ostwestfalen ­(Gütersloh,                                      Nachfrager sind vor allem Rentnerhaushalte, die ihre
Paderborn) auf. Wenig Ein- und Zweifamilienhäuser                                               Eigenheime nicht mehr unterhalten wollen oder können.
­entstanden in den sehr städtischen Regionen sowie in                                           Perspektivisch führt das dazu, dass weitere Bestands­
 den von Abwanderung insbesondere jüngerer Menschen                                             eigenheime auf den Markt kommen.
  geprägten Teilen Ost- und Südwestfalens und der Eifel.

6
     aut Zensus 2011 (aktuellste verfügbare Zahl) werden 41 Prozent der Eigentumswohnungen in Nordrhein-Westfalen von ihren Eigentümern
    L
    selbst genutzt, die übrigen werden vermietet oder stehen leer.

Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen                                                                                                                                                                  11
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

        Nach einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft                                                der Rheinschiene mussten für einen Neubau im Durch-
        ist deutschlandweit die absolute Zahl der Erstkäufer in                                                 schnitt 530.000 € aufgebracht werden. In weiten Teilen
        den vergangenen Jahren zurückgegangen.7 Demnach                                                         des Landes lag der Preis für ein Eigenheim (unter
        dürften viele Kauffälle auf den Erwerb einer Zweit- oder                                                ­Berücksichtigung von Neubau- und Bestandsobjekten)
        Dritt­immobilie als Kapitalanlage zurückzuführen sein.                                                   in einer Preisspanne von 200.000 bis 300.000 €. Ähn-
                                                                                                                 lich stark war das Gefälle bei Eigentumswohnungen.

        2.3 Preisentwicklung                                                                                    Die Kombination aus hoher Nachfrage und knappem
                                                                                                                Angebot hat die Preise vor allem in der Rheinschiene,
         Die Preise für Wohneigentum sind in den vergangenen                                                    in Teilen des Münsterlands, im vorderen Ostwestfalen
         Jahren insgesamt im Land gestiegen. Dabei ist jedoch                                                   und in einzelnen Städten des Ruhrgebiets deutlich an-
         eine k
              ­ lar unterschiedliche Entwicklung bei Neubau- und                                                steigen lassen. In vielen nachfrageschwachen Regionen
         Bestands­objekten sowie zwischen verschiedenen                                                         wie der Eifel, dem Oberbergischen, Südwestfalen und dem
        ­Regionen festzustellen.                                                                                östlichen Ostwestfalen hingegen waren die Preise in den
                                                                                                                vergangenen Jahren stabil, zum Teil sogar rückläufig.
        Hochpreisregionen heben sich deutlich von übrigen
        Regionen ab                                                                                             Auch Grundstücke für den Neubau von Einfamilien­
        In den nachfragestärksten Regionen der Rheinschiene                                                     häusern waren in den Großstädten der Rheinschiene
        und den Städten Münster und Aachen kostete im Jahr                                                      ­(Düsseldorf 680 €/m2, Köln 500 €/m2) sowie deren
        2016 ein E
                 ­ infamilienhaus mehr als doppelt so viel wie                                                   ­Umland am teuersten (2016, Abb. 2.17). Ebenfalls auf
        in den Schrumpfungsregionen im Osten und Südosten                                                         hohem Niveau liegen die Universitätsstädte Münster
        Nord­rhein-Westfalens (Abb. 2.16). In den Großstädten                                                     (400 €/m2) und Aachen (350 €/m2). Im Landesdurch-
                                                                                                                 schnitt kostete ein Quadratmeter nur 147 €.

        Abb. 2.16: Mittleres Kaufpreisniveau für Wohneigentum im Jahr 2016 (Angebote in Immobilienportalen)
        Einfamilienhäuser                                          Eigentumswohnungen

                                                                                                 MI                                                                                  MI
                                                               ST
                                                                                                                                                     ST
                                                                                            HF
                                                                                                                                                                                HF
                                                                                                                                        BOR
                                          BOR                                              BI                                                                              BI
                                                                   MS                                                                                     MS
                                                                                     GT              LIP                                                              GT              LIP
                                                        COE                                                                                    COE             WAF
                                                                              WAF
                                                   RE                                                                  KLE
                                                                                                PB                                                                               PB
                   KLE                                                  HAM                                HX                                                                               HX
                              WES     BOT                                                                                         BOT
                                                                                                                                  WES      RE        HAM
                                     OB   GE                        UN                                                           OB    GE          UN
                                             HER                               SO                                                         HER
                                                              DO                                                                                DO
                                    DU             BO                                                                          DU          BO              SO
                                              E                                                                                       E
                                         MH                                                                                       MH
                              KR                    EN        HA                                                            KR               EN HA
                                          ME                                         HSK                               VIE          ME                                 HSK
                    VIE                                                                                                                            MK
                                     D          W                                                                               D        W
                     MG                                            MK                                                    MG
                                              SG RS                                                                                   SG RS
                              NE                                         OE                                                 NE
               HS                         LEV                                                                       HS              LEV                 OE
                                                   GL         GM                                                                          GL    GM
                                          K                                                                                         K
                              BM                                                SI                                                BM                             SI
                         DN                                                                                                  DN
              AC                                                                                                  AC
                                                    SU                                                                                         SU
                                              BN                                                                                          BN
                              EUS
                                                                                                                              EUS
                                                                          bis 150.000 €                                                               keine Daten (2)
                                                                     	150.001 bis 200.000 €                                                     	   bis 1.000 €/m2 (85)
                                                                     	200.001 bis 250.000 €                                                   	1.001 bis 1.200 €/m2 (92)
                                                                     	250.001 bis 300.000 €                                                  	1.201 bis 1.400 €/m2 (92)
                                                                     	   3 00.001 bis 350.000 €                                                 	   1.401 bis 2.000 €/m2 (92)
                                                                          über 350.000 € (max. 540.000€)                                              über 2.000 €/m2 (max. 2.650 €/m2) (10)
                                                                   NRW (gewichtet): 256.600 €                                                  NRW (gewichtet): 1.600 €/m2

        Daten: empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de)                                                                                                                   NRW.BANK 2017

        7
            Institut der Deutschen Wirtschaft (2017): ACCENTRO-IW Wohnkostenreport – Droht eine Überhitzung des deutschen Wohnungsmarktes?

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Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

Abb. 2.17: Bauland für Eigenheime: Preisniveau 2016                                                            Starke regionale Differenzierung auch bei
                                                                                                               Bestandsobjekten
                                                                                                               Die Entwicklung der Bestandsimmobilienpreise ist vom
                                                                                            MI                 zunehmenden Auseinander­driften der nachfragestarken,
                                                     ST
                                                                                           HF                  teuren und der nachfrageschwachen, eher günstigen
                                BOR                                                                            Regionen gekennzeichnet. Das wird in ­A bb. 2.18 für
                                                          MS
                                                                                      BI
                                                                                                 LIP
                                                                                                               ­Eigenheime und Eigentumswohnungen anhand ausge-
                                                                                 GT
                                              COE                                                               wählter Städte und Kreise dargestellt:8
                                                                    WAF
           KLE                                                                              PB
                                   RE                          HAM                                     HX
                      WES    BOT
                            OB
                                GE                        UN
                                                                      SO
                                                                                                               In Boomstädten wie Köln begann der Preisanstieg für
                                   HER
                           DU        E
                                          BO
                                                    DO
                                                                                                               neue Einfamilienhäuser schon vor der Finanzmarktkrise.
                                MH
                      KR
                                 ME
                                              EN HA                                                            Seit 2011 hat der enorme Nachfragedruck auch die
               VIE

                MG
                            D          W                  MK
                                                                                                               ­mittleren Preise für Bestandshäuser auf über 400.000 €
                                     SG RS                                     HSK
        HS
                      NE                                                                                        steigen lassen.
                                 LEV                GM         OE
                                         GL
                                 K
                      BM                                                  SI                                   In nachfrageschwächeren Städten wie Hagen waren die
                 DN
      AC                                  SU
                                                                                                               Preise lange stabil und sind erst zuletzt angestiegen.
                                     BN
                                                                                                               Bestandseinfamilienhäuser sind hier aber weiterhin für
                      EUS                                                101 bis 150 €/m2 (116)
                                                                         151 bis 200 €/m2 (79)                 unter 250.000 € zu erwerben. In nachfrageschwachen
                                                                       	201 bis 250 €/m2 (31)                 Regionen eher ländlicher Prägung sind die Angebots-
                                                                       	251 bis 300 €/m2 (22)
                          bis 50 €/m2 (19)                             	über 300 €/m2 (19)
                                                                                                               preise für den Verkauf von Einfamilienhäusern in den
                       	51 bis 100 €/m2 (110)                      NRW (gewichtet): 163 €/m2                 vergangenen Jahren sogar rück­läufig gewesen (z. B. im
                                                                                                               Hochsauerlandkreis).
Daten: Oberer Gutachterausschuss NRW                                                   NRW.BANK 2017

Abb. 2.18: Entwicklung der mittleren Kaufpreise im Zeitraum 2005–2016 (Angebote in Immobilienportalen)
Einfamilienhäuser                                           Eigentumswohnungen

€ (Gesamtpreis)                                                                                                €/m2

500.000                                                                                                        5.000

                       Neubau/Erstverkauf                                                               Köln                 Neubau/Erstverkauf
                       Bestand/Wiederverkauf                                                                                 Bestand/Wiederverkauf
450.000                                                                                                        4.500
                                                                                                                                                                           Köln

400.000                                                                                                        4.000

350.000                                                                                                        3.500

                                                                                                        NRW
300.000                                                                                                        3.000

                                                                                                       Hagen
250.000                                                                                                        2.500

200.000                                                                                                        2.000

                                                                                                                                                                             NRW
150.000                                                                               Hochsauerlandkreis       1.500

                                                                                                                                                                            Hagen
100.000                                                                                                        1.000

                                                                                                                                                                Hochsauerlandkreis
    50.000                                                                                                      500

           0                                                                                                      0

               2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016                                             2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Daten: empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de, vor 2012: IDN ImmoDaten GmbH)                                                                               NRW.BANK 2017

8
     argestellt ist der Median-Angebotspreis für Bestandseinfamilienhäuser und Bestandseigentumswohnungen sowie zum Vergleich der Preis für
    D
    Neubauten.

Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen                                                                                                                                                 13
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

        Abb. 2.19: Effektivzinssätze für Wohnungsbaukredite an                                      Abb. 2.20: Gesamtvolumen der Wohnungsbaukredite an
        private Haushalte nach Dauer der Zinsbindung                                                private Haushalte nach Dauer der Zinsbindung

        Prozent                                                                                     Mio. €

        7,0                                                                                         140.000

        6,0                                                                                         120.000
                                                                                                                                                                                 über 10 Jahre
               über 10 Jahre
        5,0                                                                                         100.000

        4,0                                                                                          80.000
                                                                                                                                                                                    über 5 bis
                                                                                                                                                                                     10 Jahre
        3,0                                                                                          60.000
                                                                                       variabel/
                                         über 1 Jahr bis 5 Jahre                      bis 1 Jahr
        2,0                                                                                          40.000
                                                                                                                                                                            variabel/bis 1 Jahr
                                                                             über 5 bis 10 Jahre
        1,0                                                                                          20.000

                                                                                                                                                                        über 1 Jahr bis 5 Jahre
        0,0                                                                                                  0

              03   04   05     06   07   08   09   10   11   12    13   14     15   16   17   18*                03   04   05   06   07   08   09   10   11   12   13     14   15   16   17   18*

        Daten: Deutsche Bundesbank                                                                  Daten: Deutsche Bundesbank
        (2018: Schätzung nach erstem Quartal)                                NRW.BANK 2017         (2018: Schätzung nach erstem Quartal)                                  NRW.BANK 2017

        Bei Eigentumswohnungen ist die Tendenz ähnlich, der                                           Anfangstilgungssätze bei Wohnungsbaukrediten
        Preisunterschied zwischen Neubau und Bestand aber                                           ­gestiegen
        noch deutlicher ausgeprägt.                                                                   Gleichzeitig haben sich auch die Tilgungssätze von
                                                                                                      W
                                                                                                      ­ ohnungsbaukrediten verändert. 2004 hatte jeder zweite
                                                                                                      Kredit einen Tilgungssatz von 1 Prozent; der Anteil von
        2.4 Finanzierungsbedingungen                                                                  Darlehen mit 2-prozentigen Tilgungssätzen lag bei circa
                                                                                                      23 Prozent. Die MFI-Zinsstatistik der Deutschen Bundes-
        Verschiedene Indikatoren weisen darauf hin, dass der                                          bank belegt, dass mittlerweile Kredite mit einer anfäng-
        Markt für Wohnimmobilienfinanzierungen derzeit gut                                            lichen Tilgung von 2 Prozent mit einem Anteil von
        funktioniert. Im Wesentlichen haben die niedrigen                                             50 Prozent am häufigsten abgeschlossen werden.10
        ­Zinsen dazu geführt, dass sich die Finanzierungsbedin-                                      ­Kreditnehmer nutzen die aktuell niedrigen Marktzinsen,
         gungen für den Eigentumserwerb mehrheitlich sehr gut                                         um höhere Tilgungssätze zu vereinbaren. Damit wird
         darstellen. Die Möglichkeit längerer Zinsbindungsfristen                                     auch das Volumen einer möglicherweise erforderlichen
         erlaubt es den Haushalten, ihre finanzielle Belastung                                        Anschlussfinanzierung gesenkt.
         langfristig auf einem niedrigen und damit tragbaren
         Niveau zu halten.                                                                           Lange Zinsbindungsfristen schaffen
                                                                                                    ­Finanzierungssicherheit
        Zinsniveau auf historischem Tiefstand                                                        Nachgefragt werden also in erster Linie Kredite mit
        Günstige Finanzierungsbedingungen zeigen sich auch                                           längeren Laufzeiten beziehungsweise Zinsbindungs-
        bei der Zinsentwicklung: Die Zinsen für Wohnungsbau-                                         fristen. Bei den kurzen Zinsbindungsfristen bis zu fünf
        darlehen befinden sich auf einem historischen Tiefstand.                                     Jahren sinkt das Neugeschäftsvolumen kontinuierlich
        Nach einem kontinuierlichen Rückgang des Zinsniveaus                                         auf zuletzt 46 Mrd. € (2017). Dagegen hat sich das Neu­
        haben sich die Effektivzinsen Ende 2017 auf einem                                            geschäftsvolumen mit Zinsbindungsfristen von mehr als
        ­Niveau von 2,05 Prozent bis 1,70 Prozent eingependelt                                       zehn Jahren bis 2017 mehr als verdoppelt (Abb. 2.20).
         (Abb. 2.19).9 Grundsätzlich gilt weiterhin: Je länger die
        Laufzeit der Zinsbindung, desto höher ist der Zinssatz.

        9
           FI-Zinsstatistik: Erfasst werden besicherte und unbesicherte Kredite, die für die Beschaffung von Wohnraum einschließlich Wohnungsbau und
          M
          -modernisierung gewährt werden. Einzubeziehen sind auch Bauspardarlehen und Bauzwischenfinanzierungen sowie Weiterleitungskredite, die
          die Meldepflichtigen im eigenen Namen und auf eigene Rechnung ausreichen.
        10
           Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2017): Trends in der Wohneigentumsbildung.

14                                                                                                                                            Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

Abb. 2.21: Entwicklung der Gesamtkosten für den Eigenheimkauf im Zeitraum 2010–2016
Bestand                                                  Neubau

                                                                                         MI                                                                                               MI
                                                          ST                                                                                                ST
                                                                                        HF                                                                                               HF

                                BOR                                                BI                                                                                               BI
                                                          MS                                  LIP                                    BOR                    MS                                 LIP
                                                                              GT                                                                                               GT
                                                    COE            WAF                                                                               COE            WAF

         KLE                                                                                                  KLE
                                          RE                                                                                                   RE                 HAM
                                                                HAM                     PB          HX                                                                                   PB          HX
                     WES       BOT                                                                                        WES
                                      GE HER               UN                                                                       BOT GE                   UN
                                                                         SO                                                                    HER                        SO
                               OB                    DO                                                                             OB                DO
                          DU         E    BO                                                                                   DU              BO
                               MH                                                                                                   MH E
                    KR                         EN                                                                        KR                         EN HA
             VIE                                     HA                                                           VIE
                                                                               HSK                                                       ME                                     HSK
                           D ME W                          MK                                                                   D           W                MK
             MG      NE                                                                                           MG      NE
                              SG RS                                                                                                       SG RS
        HS                          LEV                            OE                                        HS                          LEV                        OE
                                          GL         GM                                                                                        GL      GM
                                K                                                                                                    K
                         BM                                              SI                                                BM                                             SI
               DN                                                                                                   DN
                                          SU                                                                                                    SU
        AC                                                                                                   AC
                                     BN                                                                                                   BN

                    EUS                                             mehr als 30.000 € gesunken (7)                       EUS

                                                                	  20.000 bis 30.000 € gesunken (5)                                                      konstant (+/– 10.000 €) (5)
                                                                	bis 20.000 € gesunken (17)                                                            Anstieg bis 20.000 € (5)
                                                                    konstant (+/– 5.000 €) (10)                                                           Anstieg bis 50.000 € (24)
                                                                    bis 30.000 € gestiegen (8)                                                        	Anstieg bis 100.000 € (13)
                                                                    30.000 bis 60.000 € gestiegen (3)                                                     Anstieg bis 200.000 € (3)
                                                                    mehr als 60.000 € gestiegen (3)                                                       Anstieg > 200.000 € (max. 320.000 €) (3)

Daten: eigene Berechnungen auf Datenbasis der Deutschen Bundesbank (MFI-Zinsstatistik) und der
empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de, vor 2012: IDN ImmoDaten GmbH)                                                                                                          NRW.BANK 2017

Die Mehrheit der Kreditnehmer bevorzugt in der Phase                                                     Das wurde in einer exemplarischen Rechnung für den
eines absolut niedrigen Zinsniveaus eine längere Zins-                                                   Zeitraum 2010–2016 geprüft.11 Das Ergebnis zeigt:
bindungsfrist, um Sicherheit für die eigene finanzielle
Planung zu gewinnen.                                                                                     In weiten Teilen des Landes sind die Gesamtkosten
                                                                                                         – also Kaufpreis und Finanzierungskosten zusammen –
Kompensieren die gesunkenen Finanzierungskosten                                                          für Gebrauchteigenheime in den vergangenen Jahren
den Anstieg der Kaufpreise?                                                                              tatsächlich gesunken (Abb. 2.21). Lediglich in den Kern-
In den vergangenen Jahren sind die Zinskosten bei                                                        städten sowie einigen Umlandkreisen am Rhein sowie in
der Finanzierung des Eigentumserwerbs aufgrund der                                                       Münster und im Kreis Gütersloh sind die Gesamtkosten
­deutlich gesunkenen Kapitalmarktzinsen stark zurück-                                                    gestiegen. Selbst im Neubau, der aufgrund der Bau-
 gegangen. Mit Blick auf die Erschwinglichkeit des                                                       kostensteigerung überall teurer geworden ist, sind die
 Wohneigentumserwerbs stellt sich die Frage, ob dieser                                                   Gesamtkosten in einigen Kreisen und kreisfreien Städten
 Effekt den Anstieg bei den Kaufpreisen kompensieren                                                     des Landes gesunken oder annähernd stabil geblieben.
 konnte.

11
      nnahmen der Berechnung: mittlere Angebotspreise aus der empirica-Preisdatenbank als Kaufpreise für verschiedene Marktsegmente,
     A
     Grunderwerbssteuer zum Zeitpunkt des Erwerbs (3,5% bzw. 6,5%), Notar- und Grundbuchkosten (2%), Maklerkosten (3,57%, nur für
     Bestandsimmobilien) und ein Zinssatz in Höhe des Mittelwerts der Bundesbankstatistik für Hypothekendarlehen an private Haushalte mit über
     zehnjähriger Zinsbindung (3,98% bzw. 2,00%). Verglichen werden die Kaufpreise, die Nebenkosten und die gesamten Finanzierungskosten
     (Summe aller Zinszahlungen). Zur Vergleichbarkeit werden ein Eigenkapital von 20% des Kaufpreises und zur Finanzierung ein Volltilgerdarlehen
     mit 30-jähriger Laufzeit unterstellt (d. h. Rückzahlung bis zum Ablauf der Zinsbindung). Das wäre 2010 zwar eher unüblich gewesen, ermöglicht
     aber einen rechnerischen Vergleich.

Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen                                                                                                                                                                      15
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen

        Abb. 2.22: Vergleich der Gesamtkosten für den Kauf eines Eigenheims in den Jahren 2010 und 2016

        Beispiel Hochsauerlandkreis                                            Beispiel Köln
        (Kreis mit unterdurchschnittlicher bis rückläufiger                    (Stadt mit hoher und s­ teigender Nach­frage):
        ­Nachfrage): Die gesunkenen Finanzierungskosten können                 Auch gesunkene Finanzierungs­kosten können den
        den Preisanstieg im Bestand mehr als kompensieren;                     ­Kaufpreisanstieg nicht ausgleichen.
         der Neubau dagegen ist ins­gesamt teurer geworden.

        €                                                                      €

        400.000                                                                800.000

        350.000                                                                700.000

        300.000                                                                600.000

        250.000                                                                500.000

        200.000                                                                400.000

        150.000                                                                300.000

        100.000                                                                200.000

            50.000                                                             100.000

                0                                                                    0

                      2010             2016          2010             2016                  2010             2016         2010             2016
                      Wiederverkauf Bestand            Erstverkauf Neubau                   Wiederverkauf Bestand           Erstverkauf Neubau

                     kumulierte Zinsen (Finanzierungskosten)
                     sonstige Kaufnebenkosten
                     Grunderwerbssteuer
                     Kaufpreis (Median)

        Daten: eigene Berechnungen auf Datenbasis der Deutschen Bundesbank (MFI-Zinsstatistik) und der
        empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de, vor 2012: IDN ImmoDaten GmbH)                                               NRW.BANK 2017

16                                                                                                            Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Erschwinglichkeit und Hemmnisse bei der Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum

3 E
   rschwinglichkeit und Hemmnisse bei der
  ­Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum
Die folgenden Berechnungen beziehen sich auf Ein­             Abb. 3.1: Preis-Einkommens-Relation für im Internet
familienhäuser, weil dazu in allen Regionen des Landes        ­angebotene Bestandseinfamilienhäuser (Anzahl der
ausreichend Preisdaten vorliegen. Bei Eigentumswoh-            Jahresnettoeinkommen eines Haushalts, die rechnerisch
nungen sind die Fallzahlen in den ländlichen Räumen oft        für den Kauf aufgebracht werden müssten) im Jahr 2016
zu gering, um valide Berechnungen vorlegen zu können,
exemplarische Berechnungen der NRW.BANK ergeben
aber ähnliche Strukturen wie bei Einfamilienhäusern.
                                                                                                                                                     MI
                                                                                                                   ST

3.1 E
     rschwinglichkeit von Bestandsimmobilien                                                                                                       HF

    für Haushalte mit in der jeweiligen Region                                             BOR
                                                                                                                   MS     WAF
                                                                                                                                               BI         LIP

    durchschnittlichem Einkommen                                                                        COE
                                                                                                                                          GT

                                                                    KLE
                                                                                                  RE                    HAM                                     HX
Die Erschwinglichkeit der Eigentumsbildung hängt                                WES       BOT                                                        PB
                                                                                       OB       GE HER
­neben den Kaufpreisen und den Zinsen für Hypotheken-                                DU MH E         BO
                                                                                                              DO
                                                                                                                    UN               SO

 darlehen in erster Linie von den Haushaltseinkommen                            KR                     EN     HA                           HSK
 ab, die in den Regionen des Landes sehr unterschiedlich                 VIE
                                                                                      D   ME W
                                                                                                                    MK
                                                                          MG                SG RS
 sind.                                                                           NE
                                                                    HS                                                    OE
                                                                                            LEV
                                                                                                  GL          GM
                                                                                            K
 Betrachtet man das Verhältnis vom Kaufpreis zum                                BM                                              SI
 mittleren Haushaltsnettoeinkommen eines Jahres (Kauf-             AC
                                                                           DN
                                                                                                       SU
                                                                                                BN
 kraft; Abb. 3.1), heben sich zunächst auch hier die hoch­
preisigen Städte am Rhein sowie Aachen und Münster                              EUS                                       bis zu 3 Jahreseinkommen (24)
                                                                                                                          bis zu 4 Jahreseinkommen (90)
deutlich ab. Daneben wird allerdings deutlich, dass                                                                      	
                                                                                                                          bis zu 5 Jahreseinkommen (165)
ein gebrauchtes Eigenheim auch in ­Regionen mit                                                                           bis zu 6 Jahreseinkommen (70)
                                                                                                                          bis zu 7 Jahreseinkommen (31)
­günstigeren Preisen wie dem Ruhrgebiet für den Haus-                                                                     bis zu 8 Jahreseinkommen (11)
 halt mit dortigem Durchschnittseinkommen nur un­                                                                         mehr als 8 Jahreseinkommen (5)
 wesentlich erschwinglicher ist, als man es aufgrund des
 Preisunterschieds hätte vermuten können.                     Daten: eigene Berechnungen NRW.BANK
                                                              auf Datenbasis der empirica-Preisdatenbank
                                                              (empirica-systeme.de), GfK                                                       NRW.BANK 2017
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass
ein geringeres Einkommensniveau auch in Regionen mit
geringerem Preisniveau die Erschwinglichkeit senkt.

                                                              Sämtliche Erwerbsnebenkosten stellen Hemmnisse dar,
3.2 Einstiegshürde Erwerbsnebenkosten                         die aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Kaufpreis in ihrer
                                                              Höhe stark divergieren. Eigentumsanwärtern wird daher
Der Erwerb von Wohneigentum ist mit Nebenkosten               für ihre Finanzplanung empfohlen, einen Anteil von rund
­verbunden, die vom Bauherren zusätzlich zum Immobilien-      12 Prozent der Kaufsumme für die Nebenkosten einzu-
 preis- beziehungsweise zu den Bau- und den Grund-            planen. Hiervon entfallen circa 1,5 Prozent bis 2 Prozent
 stückskosten zu tragen sind. Hierbei sind Nebenkosten        des Kaufpreises auf die Grundbuch- und Notarkosten.
 zu unterscheiden, die mit dem Grundstückskauf einher-        Als Makler­gebühr sind zwischen 3 Prozent und 7 Prozent
 gehen, sowie weitere Nebenkosten, die vor und während        des Kaufpreises zuzüglich Mehrwertsteuer üblich. Die
 der Bauphase anfallen. Im Fokus der öffentlichen             tatsächliche Höhe ist von den regionalen Gewohnheiten
 ­Diskussion stehen Baunebenkosten, die auf Basis eines       abhängig. Die Verteilung der Kostenlast zwischen
  rechtswirksamen Kaufvertrags mit dem Grundstückser-         ­Verkäufer und Käufer kann individuell gestaltet werden.
  werb fällig werden. Zu diesen Nebenkosten zählt neben        Demnach sind eine vollständige Kostenübernahme
  Grundbuch-, Notar- und Makler­kosten auch die Grund-         durch den Verkäufer, eine anteilige Übernahme beider
erwerbssteuer.                                                 Vertragsparteien (Käufer und Verkäufer) sowie die
                                                               ­alleinige Zahlungsverpflichtung des Käufers möglich.

Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen                                                                                                                                 17
Erschwinglichkeit und Hemmnisse bei der Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum

        In Nordrhein-Westfalen ist ein prozentualer Anteil von                   preises durch eigene Mittel finanzieren zu ­können. Aller-
        7,14 Prozent (inkl. MwSt.) üblich, der hälftig von beiden                dings wird durch das niedrige Zinsumfeld vielen eigen-
        Vertragsparteien getragen wird. Ins Gewicht fällt bei                    tumswilligen Haushalten das Sparen von ausreichend
        den Nebenkosten des Grundstückserwerbs vor allem die                     Eigenkapital erschwert.
        vom Eigentumserwerber zu entrichtende Grunderwerb-
        steuer, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich                     Verschiedene Studien weisen die Höhe der Erwerbs­
        gestiegen ist und derzeit in Nordrhein-Westfalen                         nebenkosten und das daraus resultierende notwendige
        6,5 Prozent beträgt.                                                     einzubringende Eigenkapital als die höchste Hürde für
                                                                                 den Eigenheimerwerb aus. Das führt – insbesondere
        Die Abb. 3.2 veranschaulicht, ausgehend vom durch-                       in wachsenden Ballungszentren – zu der paradoxen
        schnittlichen Kaufpreis für Einfamilienhäuser in Nord­                   Situation, dass trotz verbesserter Tragbarkeit der dauer-
        rhein-Westfalen in Höhe von 257.000 €, das Verhältnis                    haften Finanzierungskosten im Ergebnis immer weniger
        der Nebenkosten bei Grundstückserwerb zum Kaufpreis                      Haushalte tatsächlich Wohneigentum bilden können,
        und die Höhe der einzelnen Kostenblöcke.                                 da sie in Zeiten niedriger Zinsen kein adäquates Eigen-
                                                                                 kapital ansparen können.12
        Steigende Erwerbsnebenkosten führen zudem zu einer
        Erhöhung des geforderten Eigenkapitals.                                  Zwar wird eine Finanzierung der Kosten durch Banken
                                                                                 zu 100 Prozent oder darüber hinaus nicht grundsätzlich
                                                                                 ausgeschlossen, allerdings bedeutet das, dass die Zins­
        3.3 Einstiegshürde                                                      kosten entsprechend höher angesetzt werden, um das
             Eigenkapitalanforderungen                                           dadurch entstehende Risiko der Bank abzudecken. Wer
                                                                                 günstige Darlehenskonditionen erhalten will, muss zu-
        Als Richtwert für die Darlehensvergabe werden nach                       mindest als Haushalt mit durchschnittlichem Einkommen
        Erfahrungswerten der NRW.BANK durchschnittlich                           Eigenkapital in angemessener Höhe einbringen (ca. 20%).
        80 Prozent des Kaufpreises finanziert, sodass die                        Zur Finanzierung der Erwerbsnebenkosten werden
        ­übrigen 20 Prozent mit Eigenkapital beglichen werden                    ­seitens der Kreditinstitute Eigenmittel ebenfalls erwartet
         müssen. Die Entscheidung liegt dabei im Ermessen                         oder durch Zinsaufschläge eingepreist. Zukünftige
         jeder einzelnen Bank, Bankkunden haben keinen                            Hauseigentümer profitieren also von höherem Eigen­
         ­A nspruch auf eine bestimmte Höhe des zur ­Verfügung                    kapital durch eine günstigere Finanzierung und somit
          gestellten Darlehens. Zuzüglich der eingangs erläuterten                einer geringeren monatlichen Belastung oder der Mög-
          circa 12 Prozent Erwerbs­nebenkosten sollten potenzielle                lichkeit einer schnelleren Tilgung der Restschuld und
        Käufer somit in der Lage sein, rund 32 Prozent des Kauf-                  somit einer Verkürzung der Darlehenslaufzeit.

        Abb. 3.2: Mittlerer Preis und Erwerbsnebenkosten für ein bestehendes Einfamilienhaus in Nordrhein-­Westfalen
        im Jahr 2016

                                                                                                                    Grundbuchkosten 1.280 € (0,5%)
                                                                                                                         Notarkosten 2.570 € (1,0%)
                                                                                                             hälftige Maklerprovision 9.180 € (3,57%)

        mittlerer Kaufpreis Bestandseigenheim (NRW)
        257.000 €                                                                                               Grunderwerbssteuer 16.700 € (6,5%)

                                                                                                      Erwerbsnebenkosten gesamt 29.700 € (11,57%)

        Quelle: empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de), eigene Berechnungen                                                 NRW.BANK 2017

        12
             Institut der Deutschen Wirtschaft (2017): ACCENTRO-IW Wohnkostenreport – Droht eine Überhitzung des deutschen Wohnungsmarktes?

18                                                                                                           Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Erschwinglichkeit und Hemmnisse bei der Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum

Das seit dem 21. März 2016 in Kraft getretene Gesetz                       3.5 Fazit
zur Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie und
zur Änderung handelsrechtlicher Vorschriften soll laut                     Abschließend kann festgehalten werden, dass in vielen
Aussagen von Kreditinstituten zu verschärften Anforde-                     Regionen Nordrhein-Westfalens der Wohneigentums­
rungen an die Kreditwürdigkeitsprüfung beigetragen                         erwerb seit 2010 für viele Haushalte und insbesondere
haben. Die in den Presseberichten mehrfach veröffent­                      für Familien schwieriger geworden ist. Ursachen sind im
lichte Kritik, dass ausschließlich auf die Bonität des                     Wesentlichen die gestiegenen Preise und Erwerbsneben-
Kunden abgestellt und nicht die mögliche Wertsteige-                       kosten sowie der dadurch deutlich gestiegene Eigen­
rung der Immobilie berücksichtigt wird, ist allerdings                     kapitalbedarf. Trotz der größeren Tragbarkeit der dauer-
nicht – zumindest nicht mehr – zutreffend, da die in der                   haften Finanzierungskosten aufgrund günstigerer
europäischen Wohnimmobilienkreditrichtlinie ausdrück-                      Finanzierungsbedingungen können weniger Haushalte
lich vorgesehene Ausnahme der Berücksichtigung des                         Wohneigentum bilden, da diese in Zeiten niedriger
Immobilienwertes bei Bau und Renovierung mittlerweile                      ­Zinsen nicht in der Lage sind, ausreichend Eigenkapital
ins deutsche Recht übernommen wurde. Dazu erfolgte                          anzusparen. Dieser Effekt stellt sich allerdings wegen
am 10. Juni 2017 die Verabschiedung des Finanzauf-                          der regional unterschiedlichen Entwicklung der Preise
sichtsrechtergänzungsgesetzes. Am 1. Juni 2017 wurde                        nicht landesweit einheitlich dar.
zudem das Gesetz zur Umsetzung der Zweiten Zahlungs-
diensterichtlinie (ZDUG) beschlossen. Somit sind
­Kreditinstitute künftig bei Anschlussfinanzierungen und
 Umschuldungen bereits geprüfter Kreditnehmer nicht                        Abb. 3.3: Entwicklung des Preises für baureifes Land für
 zu einer weiteren Kreditwürdigkeitsprüfung verpflichtet.                  Ein- und Zweifamilienhäuser 2012–2016

3.4 Einstiegshürde Flächenmangel
                                                                                                                                                                        MI
                                                                                                                              ST
Eine weitere Hürde für mehr Wohneigentum stellt der
                                                                                                                                                                   HF
Mangel an Wohnbauland dar. Das Defizit an verfügbaren
Wohnbauflächen setzt zum einen dem Neubau enge                                                            BOR
                                                                                                                                   MS               GT        BI
                                                                                                                                         WAF                             LIP
Grenzen und führt zum anderen zu einer Verteuerung                                                                       COE

der Grundstückspreise und damit der Gesamtkosten.                                   KLE
                                                                                                                                                                    PB
                                                                                                WES            RE                                                              HX
Private Haushalte sind daher gezwungen, höhere Kredite                                                   BOT
                                                                                                                                        HAM
                                                                                                            GE HER                 UN
aufzunehmen und letztendlich mehr Eigenkapital anzu-                                                 DU
                                                                                                        OB
                                                                                                                BO
                                                                                                                             DO
                                                                                                                                               SO
                                                                                                           E
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                                                                                   VIE                D         W                  MK
                                                                                          MG                  SG RS
 Überall in Deutschland sind die Baulandpreise in den                                                                                         OE
                                                                                                                                                        HSK
                                                                                                NE
                                                                               HS
vergangenen Jahren dort gestiegen, wo die Bevölkerungs-                                                   LEV
                                                                                                                   GL
                                                                                                                              GM
                                                                                                          K
zahl stabil geblieben oder gewachsen ist.13 In Nordrhein-                                       BM                                                 SI
Westfalen waren die Großstädte mit dem stärksten                              AC          DN
                                                                                                                    SU
                                                                                                              BN
­Bevölkerungswachstum (Rheinschiene, Münster, Aachen)
 und deren Umland besonders betroffen. Aber auch andere                                        EUS                                                rückläufig (29)
                                                                                                                                                  konstant (+/– 2%) (130)
 Großstädte wie Dortmund, Bochum und Bielefeld sowie                                                                                             	
                                                                                                                                                  bis +5% (51)
 viele Kommunen im Münsterland und im vorderen                                                                                                    bis +10% (91)
                                                                                                                                                  bis +15% (49)
 Ostwestfalen verzeichneten seit 2012 Bodenpreissteige-                                                                                           mehr als +15% (46)
 rungen um bis zu 15 Prozent und mehr (Abb. 3.3). In                                                                                           NRW: +7,1%
 weiten Teilen des Sauer- und Siegerlandes, des ­östlichen
 und nordöstlichen Ostwestfalens und am N ­ ordrand des                    Daten: Oberer Gutachterausschuss NRW                                               NRW.BANK 2017
 Ruhrgebiets bleiben die Baulandpreise dagegen konstant.

13
      ritter Bericht der Bundesregierung über die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Deutschland und Wohngeld- und Mietenbericht 2016,
     D
     Kap. 3.3.5.

Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen                                                                                                                                                19
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