Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen - Trends, Rahmenbedingungen und Förderansätze - NRW.Bank
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Vorwort Vorwort Viele Familien in Nordrhein-Westfalen wünschen sich, in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Selbst genutztes Wohneigentum bietet Sicherheit und verringert – gerade in den wachsenden Regionen – das finanzielle Risiko steigender Mieten. Die Rahmenbedingungen für die Eigentumsbildung sind auf den ersten Blick gut: Die Darlehenszinsen sind niedrig, selten zuvor waren Wohnungs- baukredite so günstig wie heute. Allerdings sind in den meisten Teilen des Landes auch die Kaufpreise stark angestiegen – insbesondere in den Wachs- tumsregionen, wo immer mehr Familien wohnen. Zudem machen es steigende Mieten und das niedrige Zinsniveau den Familien schwer, das nötige Eigenkapital für eine solide Finanzierung an zusparen. Gerade für junge Haushalte mit kleinen bis mittleren Einkommen wird fehlendes Eigenkapital so zur schwierigen Hürde auf dem Weg zum eigenen Haus oder zur Eigentumswohnung. Auf der Suche nach erschwing- lichen Kaufangeboten haben sie angesichts der Konkurrenz solventer Kapitalanleger dann häufig das Nachsehen. Ina Scharrenbach Ministerin für Heimat, Kommunales, Deshalb haben sich das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Bau und Gleichstellung Gleichstellung und die NRW.BANK im Jahr 2017 gemeinsam mit der Frage des Landes Nordrhein-Westfalen beschäftigt, wie die Wohnraumförderung des Landes die Eigentumsbildung von Familien besser unterstützen kann. In einem ersten Schritt hat eine gemeinsame Arbeitsgruppe die Strukturen der Eigentumsmärkte in Nord rhein-Westfalen untersucht und die wesentlichen Hemmnisse der Eigen- tumsbildung identifiziert. Die vorliegende Broschüre stellt die wesentlichen Analyseergebnisse dieser Arbeitsgruppe vor. Auf dieser Basis wurde die Eigentumsförderung als Teil des Wohnraumförderungsprogramms für die Jahre 2018 bis 2022 weiterentwickelt. Mit dem neuen Programm, das seit Anfang des Jahres in Kraft ist, verbessert sich die Förderung der Eigentumsbildung – im ganzen Land, ob im Neubau oder für den Erwerb bestehenden Wohnraums: Langfristige Baudarlehen sichern die aktuellen Niedrigzinsen für mindestens zwei Jahrzehnte, Tilgungs- nachlässe vermindern von Beginn an die Darlehensschuld und das Förder- darlehen wird teilweise als Ersatz für Eigenkapital anerkannt. Wer den Schritt in die eigenen vier Wände trotz kleinem Einkommen schon geschafft hat, findet mit der ebenfalls neu aufgelegten Modernisierungsförderung ein attraktives Angebot, sein Zuhause energetisch zu sanieren, altersgerecht umzubauen oder einfach an moderne Wohnbedürfnisse anzupassen. So wird die Landesregierung ihr Versprechen halten, den Anteil der Eigen- tumsförderung in der Wohnraumförderung des Landes bedarfsgerecht zu Dietrich Suhlrie erhöhen und es wieder mehr Familien zu ermöglichen, Wohneigentum zu Mitglied des Vorstands der NRW.BANK erwerben. Ina Scharrenbach Dietrich Suhlrie Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Mitglied des Vorstands der Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen NRW.BANK Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen 1
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 4 2 Wohneigentum: Strukturen und Rahmenbedingungen 5 2.1 Eigentumsquoten nach sozialstrukturellen und regionalen Merkmalen 5 2.2 Eigentumserwerb und Neubautätigkeit 8 2.3 Preisentwicklung 12 2.4 Finanzierungsbedingungen 14 3 Erschwinglichkeit und Hemmnisse bei der Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum 17 3.1 Erschwinglichkeit von Bestandsimmobilien für Haushalte mit in der jeweiligen Region durchschnittlichem Einkommen 17 3.2 Einstiegshürde Erwerbsnebenkosten 17 3.3 Einstiegshürde Eigenkapitalanforderungen 18 3.4 Einstiegshürde Flächenmangel 19 3.5 Fazit 19 4 Erschwinglichkeit der Eigentumsbildung in der Wohnraumförderung des Landes 20 4.1 Regional differenzierter Eigenkapitalbedarf und seine Entwicklung 20 4.2 Tragbarkeit der dauerhaften Finanzierungskosten für eine Familie mit einem Einkommen von 100 Prozent der Einkommensgrenze 20 4.3 Tragbarkeit bei Unterschreitung der Einkommensgrenze 22 4.4 Tragbarkeit bei Überschreitung der Einkommensgrenze 23 4.5 Fazit 23 5 Stärkung der Förderung von selbst genutztem Wohneigentum 24 Impressum 25 2 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 2.1: Langfristige Entwicklung der Eigentumsquoten im Ländervergleich 5 Abb. 2.2: Eigentumsquoten verschiedener Haushaltstypen in Nordrhein-Westfalen 5 Abb. 2.3: Eigentumsquoten in Nordrhein-Westfalen nach mittlerem monatlichem Nettoeinkommen des Haushalts 6 Abb. 2.4: Regionale Eigentümerquoten – Anteil selbst genutzter Wohnungen am Gesamtbestand (2011) 7 Abb. 2.5: Selbst genutztes Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen nach Gebäudetyp 7 Abb. 2.6: Anteil der Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern an allen selbst genutzten Wohnungen (2011) 7 Abb. 2.7: Anteil der Geschosswohnungen an allen selbst genutzten Wohnungen (2011) 7 Abb. 2.8: Eigentumsquoten in Nordrhein-Westfalen nach Alter der Bezugsperson (Haupteinkommensbezieher/-in)8 Abb. 2.9: Bevölkerungsanteil der Großstädte über 200.000 Einwohnern an der Gesamtbevölkerung in Nordrhein-Westfalen (insgesamt und nach Altersgruppen) 8 Abb. 2.10: Entwicklung der Zahl der Familien und anderer Haushaltstypen in Nordrhein-Westfalen seit 2005 9 Abb. 2.11: Entwicklung der Zahl der Familien mit Kindern in den Kreisen und kreisfreien Städten seit 2005 9 Abb. 2.12: Entwicklung der Bautätigkeit in Nordrhein-Westfalen 2004–2016 nach Wohnungstyp 10 Abb. 2.13: Entwicklung des Eigentumserwerbs durch Bau und Kauf neuer und gebrauchter Wohnungen und Häuser 10 Abb. 2.14: Bauintensität von Ein- und Zweifamilienhäusern im Zeitraum 2014–2016 (fertiggestellte Wohnungen je 10.000 Einwohner) 11 Abb. 2.15: Bauintensität von Eigentumswohnungen im Zeitraum 2014–2016 (fertiggestellte Wohnungen je 10.000 Einwohner) 11 Abb. 2.16: Mittleres Kaufpreisniveau für Wohneigentum im Jahr 2016 (Angebote in Immobilienportalen) 12 Abb. 2.17: Bauland für Eigenheime: Preisniveau 2016 13 Abb. 2.18: Entwicklung der mittleren Kaufpreise im Zeitraum 2005–2016 (Angebote in Immobilienportalen) 13 Abb. 2.19: Effektivzinssätze für Wohnungsbaukredite an private Haushalte nach Dauer der Zinsbindung 14 Abb. 2.20: Gesamtvolumen der Wohnungsbaukredite an private Haushalte nach Dauer der Zinsbindung 14 Abb. 2.21: Entwicklung der Gesamtkosten für den Eigenheimkauf im Zeitraum 2010–2016 15 Abb. 2.22: Vergleich der Gesamtkosten für den Kauf eines Eigenheims in den Jahren 2010 und 2016 16 Abb. 3.1: Preis-Einkommens-Relation für im Internet angebotene Bestandseinfamilienhäuser (Anzahl der Jahresnettoeinkommen eines Haushalts, die rechnerisch für den Kauf aufgebracht werden müssten) im Jahr 2016 17 Abb. 3.2: Mittlerer Preis und Erwerbsnebenkosten für ein bestehendes Einfamilienhaus in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2016 18 Abb. 3.3: Entwicklung des Preises für baureifes Land für Ein- und Zweifamilienhäuser 2012–2016 19 Abb. 4.1: Eigenkapitalbedarf in den Gemeinden Nordrhein-Westfalens im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung des Landes im Jahr 2010 20 Abb. 4.2: Eigenkapitalbedarf im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung des Landes im Jahr 2016 21 Abb. 4.3: Tragbarkeit der Finanzierung eines Eigenheimerwerbs für Haushalte innerhalb der Einkommensgrenzen 2016 (100%) 21 Abb. 4.4: Tragbarkeit der Finanzierung eines Eigenheimerwerbs für Haushalte bei Unterschreitung der Einkommensgrenzen 2016 um 100% 22 Abb. 4.5: Tragbarkeit der Finanzierung eines Eigenheimerwerbs für Haushalte bei Überschreitung der Einkommensgrenzen 2016 um 100% 23 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen 3
Zusammenfassung 1 Zusammenfassung Nordrhein-Westfalen liegt infolge seiner verdichteten Hemmnisse bestehen in den anfänglichen Eigenkapital Siedlungsstruktur mit einer Eigentumsquote von rund anforderungen: Das trifft vor allem junge Familien, die 42 Prozent (Deutschland: 46%) zwischen den Stadt- auch wegen des niedrigen Zinsniveaus und steigender staaten und den eher ländlich geprägten Flächenländern. Mieten kaum Gelegenheit haben, Eigenkapital anzu Vor allem in den Großstädten an Rhein und Ruhr sparen. Diese Einstiegshürden liegen zum einen in den dominiert der Mietwohnungsmarkt, während in ländlich Erwerbsnebenkosten (insbesondere Grunderwerbsteuer, geprägten Regionen mehr als die Hälfte der Haushalte Makler, Notar), die zusätzlich zum Kaufpreis anfallen im selbst genutzten Wohneigentum lebt. Dort findet und bei etwa 12 Prozent des Kaufpreises liegen, und sich Wohneigentum weit überwiegend in Form von zum anderen darin, dass Schwellenhaushalte in der Ein- und Zweifamilienhäusern, während in Großstädten Regel keine 100-Prozent-Finanzierung erhalten können. auch Geschosswohnungen eine zentrale Säule des Bei einer üblichen Darlehensfinanzierung von 80 Prozent Wohneigentums bilden. des Objektwertes sind 20 Prozent Eigenkapital erforder- lich. In ungünstigen Fällen bedeutet das, dass knapp Die Bautätigkeit im Segment von Ein- und Zweifamilien- ein Drittel des Kaufpreises als anfängliches Eigenkapital häusern ist seit Jahren in einer Größenordnung von vorhanden sein muss, um die im Übrigen günstigen 15.000 bis 16.000 Eigenheimen jährlich stabil. Wachsende Finanzierungsbedingungen für den Eigentumserwerb Bedeutung vor allem in verdichteten Regionen hat in den überhaupt nutzen zu können. Die Einstiegshürden sind vergangenen Jahren der Bau von Eigentumswohnungen damit abhängig von den jeweiligen Erwerbskosten und erhalten, der inzwischen mit gut 9.000 Fertigstellungen auf den engen Märkten der Wachstumsregionen deutlich pro Jahr etwa 45 Prozent des Geschosswohnungsbaus höher als in Regionen mit entspannten Wohnungs ausmacht. Eigentumswohnungen werden im Mittel zu märkten. 40 Prozent selbst genutzt. Auf der anderen Seite sind die Finanzierungsbedin- Weitaus wichtiger als der Neubau ist für die Eigentums- gungen für Eigentumserwerber in der aktuellen Niedrig- bildung der Bestandserwerb. Einem neu gebauten zinsphase sehr günstig. Die Tragbarkeit der dauerhaften Eigenheim stehen fast dreimal so viele Bestandskäufe Finanzierungskosten von Wohneigentum hat sich in gegenüber; bei Eigentumswohnungen sind es sogar vielen Regionen Nordrhein-Westfalens verbessert, denn viermal so viele. die Entlastung durch ein Zinsniveau auf historischem Tiefstand kompensiert auch in manchen Ballungsräumen Die Preise für selbst genutztes Wohneigentum differieren den Anstieg der Kaufpreise. regional stark und entwickeln sich im Neubau wie im Bestand weiter auseinander. Inzwischen kostet ein Auch im Bereich der Wohneigentumsförderung des Einfamilienhaus in den nachfragestarken Regionen der Landes Nordrhein-Westfalen zeigen Beispielrechnungen, Rheinschiene mehr als doppelt so viel wie in den ent- dass wesentliche Hemmnisse bei der Bildung von Wohn spannten Märkten im Osten und Südosten Nordrhein- eigentum die regional zum Teil sehr hohen Preissteige- Westfalens. rungen der vergangenen Jahre, die gestiegenen Erwerbsnebenkosten und die daraus resultierenden Wohneigentum wird vor allem in der Familiengründungs- erhöhten Eigenkapitalanforderungen sind. Daran phase angestrebt, allerdings verschiebt sich die Eigen- scheitern viele Familien, obwohl sie die dauerhaften tumsbildung zunehmend in spätere Jahre, wenn auch Finanzierungskosten durchaus tragen könnten. Daraus die Erwerbsbiografie vielen einen Immobilienerwerb hat das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau erlaubt. Inzwischen erwerben auch mehr ältere Menschen und Gleichstellung die Konsequenz gezogen, die noch Wohneigentum. Wohneigentumsförderung des Landes gemeinsam mit der NRW.BANK unter anderem mit der Verstärkung der regionalen Differenzierung, höheren Eigenkapital ersatzdarlehen, der Einführung von Tilgungsnachlässen sowie der Gleichbehandlung von Neubau und Bestands- förderung neu aufzustellen. 4 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen 2 Wohneigentum: Strukturen und Rahmenbedingungen 2.1 Eigentumsquoten nach sozial strukturellen und regionalen Merkmalen Eigentumsquote Insbesondere Haushalte mit zwei und mehr Personen, Das Wort „Eigentumsquote“ wird nicht immer darunter überwiegend Haushalte mit Kindern und eindeutig verwendet und verstanden. Was genau ältere Paare, deren Kinder ausgezogen sind, leben im damit gemeint ist, hängt auch von der Statistik ab, Wohneigentum. Dabei steigt die Wohneigentumsquote auf der die Zahl fußt. Daneben werden auch die mit zunehmendem Einkommen. In den verdichteten Begriffe „Selbstnutzerquote“ und „Eigentümerquote“ städtischen Regionen des Landes ist die Quote deutlich benutzt. Im Folgenden wird „Eigentumsquote“ geringer als in den ländlicheren Gebieten. meist für den Anteil der Haushalte verwendet, der Wohneigentum besitzt und auch darin lebt (im 42 Prozent der Haushalte wohnen im Eigentum Unterschied zu reinen Kapitalanlegern). An manchen In Nordrhein-Westfalen wohnen rund 42 Prozent der Stellen ist auch der Anteil der Eigentümerwohnungen Haushalte in der eigenen Immobilie.1 Die übrigen Haus- gemeint, das heißt der Wohnungen, die von ihren halte sind Mieter (56%) und Untermieter (
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Abb. 2.3: Eigentumsquoten in Nordrhein-Westfalen nach mittlerem monatlichem Nettoeinkommen des Haushalts Prozent 90 2002 80 2014 70 60 50 40 30 20 10 0 unter 500 € 501 €– 701 €– 901 €– 1.101 €– 1.301 €– 1.501 €– 2.001 €– 3.201 €– 4.501 €– 6.001 €– über 7.500 € 700 € 900 € 1.100 € 1.300 € 1.500 € 2.000 € 3.200 € 4.500 € 6.000 € 7.500 € Daten: IT.NRW (Mikrozensus-Zusatzerhebung „Wohnen“ 2002, 2014) NRW.BANK 2017 Eigentumsquote steigt mit höherem Einkommen Insgesamt befindet sich die Mehrzahl der Eigentümer- Es überrascht nicht, dass die Eigentumsquote mit wohnungen in Ein- (58%) und Zweifamilienhäusern steigendem Haushaltseinkommen ebenfalls zunimmt. (19%). Das übrige Viertel (23%) des selbst genutzten Wie ein Vergleich von 2002 und 2014 zeigt, hat sich Wohneigentums sind Geschosswohnungen, vor allem in der Unterschied zwischen Haushalten mit höheren und kleineren Mehrfamilienhäusern (Abb. 2.5). Die meisten niedrigeren Einkommen im Zeitraum 2002 bis 2014 davon sind Eigentumswohnungen (19%), die übrigen noch verstärkt: In den oberen Einkommensgruppen hat sind Vermieterwohnungen in privaten Mietshäusern die Eigentumsquote zu-, in den unteren abgenommen (4%). (Abb. 2.3). Auch diese Strukturen sind regional sehr unterschiedlich. Unterdurchschnittliche Eigentumsquoten vor allem In den Ballungsräumen und deren Umland bilden Ge- in den Großstädten schosswohnungen eine zentrale Säule des Wohneigen- Auch regional sind deutliche Differenzen bei den Eigen- tums (Abb. 2.7): Im Durchschnitt der kreisfreien Städte tumsquoten festzustellen (Abb. 2.4). Erwartungsgemäß stellen sie 43 Prozent aller Eigentümerwohnungen, in wird in den eher ländlich geprägten Regionen des Düsseldorf, Köln und einigen Ruhrgebietsstädten sogar L andes weit mehr als die Hälfte aller Wohnungen selbst mehr als die Hälfte. Das entspricht der verdichteten genutzt. 3 In jeder zweiten Gemeinde liegt die Eigentums Siedlungsstruktur und ist mit Blick auf das begrenzte quote bei über 55 Prozent. Baulandangebot und den weiterhin hohen Nachfrage- druck auch für die weitere Entwicklung zu berück Die Großstädte des Rhein- und Ruhrgebiets sowie sichtigen. die Universitätsstädte sind durch hochverdichtete Siedlungsstrukturen gekennzeichnet. Hier dominiert der Mietwohnungsmarkt. 3 ie folgenden Karten zeigen den Anteil der Eigentümerwohnungen (wohnungsbezogen), da haushaltsbezogene Quoten auf D Gemeindeebene nicht vorliegen. 6 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Abb. 2.4: Regionale Eigentümerquoten – Anteil selbst Abb. 2.5: Selbst genutztes Wohneigentum genutzter Wohnungen am Gesamtbestand (2011) in Nordrhein-Westfalen nach Gebäudetyp 643.000 Wohnungen (19%) 490.000 Wohnungen (15%) in in Zweifamilienhäusern kleinen Mehrfamilienhäusern MI (mit max. 6 Wohnungen) ST HF 276.000 BOR Wohnungen BI LIP (8%) in großen MS GT Mehrfamilien- COE WAF häusern PB (mit mehr als KLE RE HX WES BOT HAM 6 Wohnungen) GE OB HER UN DO DU BO MH E SO KR EN HA 1.942.000 ME VIE D W MK Einfamilienhäuser (58%) MG NE SG RS HSK OE HS LEV GL GM BM K SI Daten: IT.NRW (Mikrozensus 2014) NRW.BANK 2017 DN AC SU BN bis 35% (23) EUS bis 45% (55) bis 55% (116) bis 65% (164) bis 75% (38) Daten: IT.NRW (Zensus 2011) NRW.BANK 2017 Abb. 2.6: Anteil der Wohnungen in Ein- und Zweifamilien- Abb. 2.7: Anteil der Geschosswohnungen an allen selbst häusern an allen selbst genutzten Wohnungen (2011) genutzten Wohnungen (2011) MI MI ST ST HF HF BOR BOR BI BI LIP MS MS WAF GT LIP GT COE WAF COE KLE RE KLE RE PB HX WES PB HX HAM HAM WES BOT BOT GE UN GE UN OB HER OB HER SO DO DO DU E BO SO DU E BO MH MH KR EN HA KR EN HA VIE ME HSK MK VIE MK D W D ME W MG SG RS HSK MG NE SG RS NE OE OE HS LEV HS LEV GL GM K K GL GM BM BM SI SI DN AC AC DN SU SU BN bis 55% (9) BN bis 10% (189) EUS bis 65% (22) EUS bis 15% (72) bis 75% (28) bis 25% (76) bis 85% (76) bis 35% (28) bis 95% (222) bis 45% (22) über 95% (39) über 45 bis 62% (9) NRW: 75% NRW: 25% Daten: IT.NRW (Zensus 2011), eigene Berechnungen NRW.BANK 2017 Daten: IT.NRW (Zensus 2011), eigene Berechnungen NRW.BANK 2017 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen 7
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Einfamilienhäuser dominieren den Eigentumsmarkt im Instituts der Deutschen Wirtschaft das Durchschnitts Rheinland und im Münsterland, während in Ost- und alter von Ersterwerbern auf 48 Jahre gestiegen.4 Die Südwestfalen sowie Teilen des Münsterlands auch Eigentumsquote nimmt also mit Beginn der Familien- Zweifamilienhäuser mit mehr als einem Viertel der gründungsphase beziehungsweise der beruflichen selbst genutzten Wohnungen einen erheblichen Stellen- Etablierung sprunghaft zu und erhöht sich mit zuneh- wert haben. mendem Alter weiter. Vergleicht man die altersspezifischen Quoten im Zeit- 2.2 Eigentumserwerb und Neubautätigkeit verlauf, zeigt sich, dass es in fast allen Altersgruppen 2014 mehr selbst nutzende Eigentümer gibt als zwölf Der Wohneigentumserwerb steht nach wie vor in engem Jahre zuvor. Kennzeichnend ist hier insbesondere die Zusammenhang mit der Familiengründung. Allerdings Entwicklung bei den älteren Personen: Hier haben ist das durchschnittliche Alter der Ersterwerber in den erstmals Jahrgänge mit signifikant höheren Eigentums- vergangenen Jahren angestiegen. quoten das Ruhestandsalter erreicht. Umgekehrt ist die Eigentumsquote der 30- bis 40-Jährigen am wenigsten Wohneigentumserwerb vor allem in der gestiegen und zuletzt sogar gesunken. Ursachen dürften Familiengründungsphase die biografische Verschiebung der Familiengründung Der Erwerb selbst genutzten Wohneigentums erfolgt in ein höheres Alter, die höheren Anforderungen an die überwiegend im Alter von 30 bis 50 Jahren. So steigt die berufliche Mobilität, die Erschwernis zur Bildung von Eigentumsquote von unter 10 Prozent bei den unter Eigenkapital durch die fehlende Ansparphase und die 30-Jährigen auf 26 Prozent bei den 30- bis 40-Jährigen zunehmende Konzentration jüngerer Altersgruppen in und auf 45 Prozent bei den 40- bis 50-Jährigen (Abb. 2.8). den (teuren und mietwohnungsgeprägten) Großstädten Aber auch im höheren Alter wird zunehmend häufig sein. So ist der Bevölkerungsanteil in der Familien Wohneigentum erworben. So ist nach einer Studie des gründungsphase in den Großstädten über 200.000 Abb. 2.8: Eigentumsquoten in Nordrhein-Westfalen Abb. 2.9: Bevölkerungsanteil der Großstädte über nach Alter der Bezugsperson (Haupteinkommens 200.000 Einwohnern an der Gesamtbevölkerung in bezieher/-in) Nordrhein-Westfalen (insgesamt und nach Altersgruppen) Prozent Prozent 70 45 2014 60 2010 2006 2002 40 50 Familiengründungsphase (30–45 Jahre) 40 Rentenalter (>65 Jahre) Einwohner gesamt 35 30 Kinder/Jugendliche 20 30 10 0 0 unter 25 26–30 31–40 41–50 51–60 61–65 über 65 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Daten: IT.NRW Daten: Statistisches Bundesamt (Mikrozensus-Zusatzerhebung „Wohnen“ 2002–2014) NRW.BANK 2017 (Gebäude- und Wohnungszählungen, Mikrozensus) NRW.BANK 2017 4 Institut der Deutschen Wirtschaft (2017): ACCENTRO-IW Wohnkostenreport – Droht eine Überhitzung des deutschen Wohnungsmarktes? 8 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Einwohnern seit 2010 deutlich auf 38 Prozent im Jahr in anderen Regionen – besonders in den Umlandkreisen 2016 gestiegen (Abb. 2.9), während er in kleineren – die Familienzahl wieder, allerdings ohne die rückläufige Kommunen (bis zu 50.000 Einwohner) im gleichen Entwicklung in den Vorjahren wieder ausgleichen zu Zeitraum von 37 Prozent auf 34 Prozent gesunken ist. können. Zahl der Familienhaushalte insgesamt rückläufig, Bautätigkeit im Ein- und Zweifamilienhaussegment Zunahme aber in einzelnen Großstädten seit zehn Jahren stabil Mit Blick auf die große Bedeutung der Familiengründung Nach einem Höhepunkt Ende der 1990er-Jahre (1999: für den Erwerb von selbst genutztem Eigentum ist die 37.000 Häuser) erlebte der Neubau von Ein- und Zwei Haushalteentwicklung in Nordrhein-Westfalen von familienhäusern in Nordrhein-Westfalen bis zum Ende Bedeutung. Landesweit hat die absolute Zahl der Haus- der 2000er-Jahre einen deutlichen Rückgang. Seit knapp halte mit Kindern in den vergangenen 15 Jahren konstant zehn Jahren ist die Bautätigkeit auf niedrigerem Niveau abgenommen – eine Folge des Herauswachsens der stabil: Pro Jahr werden in Nordrhein-Westfalen rund Babyboomer-Generation aus der Familiengründungs- 15.000 bis 16.000 Ein- und Zweifamilienhäuser fertig phase. Gestiegen ist vor allem die Zahl der Alleinleben- gestellt (Abb. 2.12). den (Abb. 2.10). IT.NRW rechnet trotz der Zuwanderung der vergangenen Jahre mit einer Fort setzung dieser Wesentliche Ursachen für diesen Rückgang: Entwicklung auch in den kommenden Jahrzehnten. Rückgang der klassischen Familienhaushalte Allerdings gibt es auch Regionen mit wachsender als Hauptnachfragergruppe Familienzahl (Abb. 2.11): Das sind vor allem die Orientierung der Familien auf städtische Woh- Universitätsstädte Münster und Bielefeld sowie die nungsmärkte; Rückgang der Umlandwanderung Kernstädte der Rheinschiene und deren Umland. Abschaffung der Eigenheimzulage Ende 2005 Infolge des Zuzugs der vergangenen Jahre steigt auch Abb. 2.10: Entwicklung der Zahl der Familien und Abb. 2.11: Entwicklung der Zahl der Familien anderer H aushaltstypen in Nordrhein-Westfalen mit Kindern in den Kreisen und kreisfreien Städten seit 2005 seit 2005 Tsd. Familien/Haushalte 3.500 MI Alleinlebende ST 3.000 HF Paare ohne Kinder (inkl. Empty Nester) BI 2.500 MS LIP BOR GT COE WAF Familien mit Kindern (gesamt) KLE 2.000 RE HAM PB HX WES BOT GE OB HER UN SO darunter Familien mit Kindern unter 18 Jahren DO 1.500 DU E BO MH KR EN HA VIE ME 1.000 W MK HSK D MG NE SG RS HS LEV OE 500 GL GM K BM SI AC DN darunter Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren SU 0 BN 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Rückgang >1,5% p. a. (17) EUS Rückgang 1,0–1,5% p. a. (13) Rückgang 0,5–1,0% p. a. (15) Daten: IT.NRW konstant (+/–0,5% p. a.) (6) (Mikrozensus-Zusatzerhebung „Wohnen“ 2002–2014) NRW.BANK 2017 Zuwachs (2) Daten: IT.NRW (Mikrozensus 2005–2016) NRW.BANK 2017 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen 9
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Abb. 2.12: Entwicklung der Bautätigkeit in Nordrhein- Abb. 2.13: Entwicklung des Eigentumserwerbs durch Bau Westfalen 2004–2016 nach Wohnungstyp und Kauf neuer und gebrauchter Wohnungen und Häuser Wohnungen Wohnungen 70.000 70.000 genehmigt fertiggestellt 60.000 60.000 Wohnungen insgesamt (inkl. Neuschaffungen im Bestand) 50.000 50.000 Kauf bestehender EFH (geschätzt 5) 40.000 40.000 30.000 30.000 Kauf bestehender ETW in Ein- und Zweifamilienhäusern 20.000 20.000 Ersterwerb EFH selbst gebaut Neubau-EFH 10.000 Geschosswohnungen 10.000 (geschätzt 5) davon Eigentumswohnungen 0 Um-/Ausbau 0 Ersterwerb Neubau-ETW 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Daten: IT.NRW (Bautätigkeitsstatistik) NRW.BANK 2017 Daten: IT.NRW, Oberer Gutachterausschuss NRW, eigene Berechnungen5 NRW.BANK 2017 Der starke Anstieg der Gesamtbautätigkeit seit 2009/ (144.000 Häuser). Hierbei handelt es sich mehrheitlich 2010 beruht ausschließlich auf dem Neubau von Geschoss- um Bestandshäuser (Schätzung: ca. 134.0005). Ins wohnungen und dem Ausbau im Bestand. Darin spiegelt gesamt wurden so pro Jahr rund 60.000 Ein- und Zwei- sich die Tatsache wider, dass der räumliche Schwer- familienhäuser durch Kauf oder Bau erworben. punkt der Wohnungsnachfrage in erster Linie in den Ballungsräumen – und hier insbesondere in den Kern Bau von Eigentumswohnungen seit der städten – liegt und sowohl Kommunen als auch Investoren Finanzmarktkrise fast verdoppelt daran gelegen ist, die unzureichend verfügbaren Grund- Zu beachten ist zudem, dass ein erheblicher Anteil des stücke möglichst effizient auszunutzen. Vor diesem Hin- Geschosswohnungsneubaus nicht in Mietshäusern, tergrund haben auch die niedrigen Kapitalmarktzinsen sondern als Eigentumswohnungen entsteht. Hier die Bautätigkeit im Ein- und Zweifamilienhaussegment sind die Fertigstellungen deutlich auf zuletzt rund nicht beleben können. Möglicherweise haben sie aber 9.000 Wohnungen pro Jahr gestiegen (Abb. 2.12). Insge- dazu beigetragen, den Rückgang zu stoppen. samt waren unter den gut 116.000 seit 2010 gebauten Geschosswohnungen knapp 50.000 Eigentumswoh- Mehr Bestandskäufe als Neubau nungen (43%). Zu den Käufern gehören aber nicht nur Während der Neubau von Einfamilienhäusern in den Selbstnutzer, sondern – vor allem in den dynamischen vergangenen Jahren eher stagniert, ist die Zahl der Wohnungsmärkten – auch Kapitalanleger. Überträgt Kauffälle zeitgleich deutlich angestiegen (Abb. 2.13). man die mittlere Selbstnutzerquote6 auf den Neubau, So sind in den vergangenen drei Jahren insgesamt rund entstehen derzeit jährlich rund 3.700 selbst genutzte 46.000 Ein- und Zweifamilienhäuser neu gebaut worden, Eigentumswohnungen in Nordrhein-Westfalen neu. aber knapp dreimal so viele ver- bzw. gekauft worden 5 er Anteil gebrauchter Einfamilienhäuser am Transaktionsvolumen wurde auf Basis der Verkaufsfälle (Daten: Oberer Gutachterausschuss NRW) D und der Fertigstellungen durch gewerbliche Bauherren (IT.NRW) geschätzt. Unter den Kauffällen können allerdings auch Objekte sein, die innerhalb eines Jahres mehrfach verkauft werden. 10 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Abb. 2.14: Bauintensität von Ein- und Zweifamilien Abb. 2.15: Bauintensität von Eigentumswohnungen häusern im Zeitraum 2014–2016 (fertiggestellte im Zeitraum 2014–2016 (fertiggestellte Wohnungen Wohnungen je 10.000 Einwohner) je 10.000 Einwohner) MI MI ST ST HF HF BOR BOR BI LIP BI MS LIP MS GT GT WAF COE COE WAF KLE KLE PB HX PB RE HAM RE HAM HX WES BOT WES BOT UN OB GE HER GE HER OB UN SO DO DO DU BO SO DU E BO MH E MH HSK KR EN HA KR EN HA ME ME VIE MK VIE D W D W MK MG MG NE SG RS HSK SG RS NE OE HS LEV HS LEV OE GM GM GL K GL K BM BM SI SI DN DN AC AC SU SU BN BN EUS EUS keine (87) bis zu 8 (111) bis zu 1 (36) bis zu 12 (97) bis zu 2 (42) bis zu 16 (59) bis zu 4 (71) bis zu 20 (48) bis zu 8 (88) mehr als 20 (81) mehr als 8 (72) NRW: 9 NRW: 5 Daten: IT.NRW, eigene Berechnungen NRW.BANK 2017 Daten: IT.NRW, eigene Berechnungen NRW.BANK 2017 Trotz zunehmender Fertigstellungen ist auch bei Eigen- Die Nachfrage nach Eigenheimen ist hier deutlich tumswohnungen der Bestandsmarkt ungleich größer geringer und richtet sich überwiegend auf das vorhan- als der Neubaumarkt. Den jährlich circa 9.000 Neubau- dene und vergleichsweise preisgünstige Angebot von wohnungen stehen derzeit über 39.000 Verkäufe be- Bestandsobjekten. stehender Eigentumswohnungen gegenüber (Abb. 2.13). Hohe Bauintensität von Eigentumswohnungen in In Ballungsgebieten und in nachfrageschwachen Wachstumsschwerpunkten Regionen geringe Neubauintensität von Ein- und Bei Eigentumswohnungen finden sich die höchsten Zweifamilienhäusern Neubauraten in der Rheinschiene (Kernstädte wie Um- Bei regionaler Betrachtung des Neubaus zeigt sich zum land), den Universitätsstädten, aber auch in den Kreisen einen das Land-Stadt-Gefälle, zum anderen die Entwick- im Münsterland und im vorderen Ostwestfalen (Abb. lungsunterschiede zwischen den eher ländlichen Kreisen 2.15). Hohe Neubauraten weisen vereinzelt auch kleinere sehr deutlich (Abb. 2.14). Die höchste Bauintensität von Gemeinden mit geringer B evölkerungsdynamik (z. B. in Ein- und Zweifamilienhäusern wiesen in den vergangenen den Kreisen Soest oder Gütersloh) auf. Hier dürfte der drei Jahren wirtschaftlich dynamische und von Bevölke Neubau altersgerechter Wohnungen in zentralen Lagen rungswachstum geprägte Kreise im Münsterland (Stein- an Bedeutung gewonnen haben. Nachfragerinnen und furt, Borken, Coesfeld) und in Ostwestfalen (Gütersloh, Nachfrager sind vor allem Rentnerhaushalte, die ihre Paderborn) auf. Wenig Ein- und Zweifamilienhäuser Eigenheime nicht mehr unterhalten wollen oder können. entstanden in den sehr städtischen Regionen sowie in Perspektivisch führt das dazu, dass weitere Bestands den von Abwanderung insbesondere jüngerer Menschen eigenheime auf den Markt kommen. geprägten Teilen Ost- und Südwestfalens und der Eifel. 6 aut Zensus 2011 (aktuellste verfügbare Zahl) werden 41 Prozent der Eigentumswohnungen in Nordrhein-Westfalen von ihren Eigentümern L selbst genutzt, die übrigen werden vermietet oder stehen leer. Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen 11
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Nach einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft der Rheinschiene mussten für einen Neubau im Durch- ist deutschlandweit die absolute Zahl der Erstkäufer in schnitt 530.000 € aufgebracht werden. In weiten Teilen den vergangenen Jahren zurückgegangen.7 Demnach des Landes lag der Preis für ein Eigenheim (unter dürften viele Kauffälle auf den Erwerb einer Zweit- oder Berücksichtigung von Neubau- und Bestandsobjekten) Drittimmobilie als Kapitalanlage zurückzuführen sein. in einer Preisspanne von 200.000 bis 300.000 €. Ähn- lich stark war das Gefälle bei Eigentumswohnungen. 2.3 Preisentwicklung Die Kombination aus hoher Nachfrage und knappem Angebot hat die Preise vor allem in der Rheinschiene, Die Preise für Wohneigentum sind in den vergangenen in Teilen des Münsterlands, im vorderen Ostwestfalen Jahren insgesamt im Land gestiegen. Dabei ist jedoch und in einzelnen Städten des Ruhrgebiets deutlich an- eine k lar unterschiedliche Entwicklung bei Neubau- und steigen lassen. In vielen nachfrageschwachen Regionen Bestandsobjekten sowie zwischen verschiedenen wie der Eifel, dem Oberbergischen, Südwestfalen und dem Regionen festzustellen. östlichen Ostwestfalen hingegen waren die Preise in den vergangenen Jahren stabil, zum Teil sogar rückläufig. Hochpreisregionen heben sich deutlich von übrigen Regionen ab Auch Grundstücke für den Neubau von Einfamilien In den nachfragestärksten Regionen der Rheinschiene häusern waren in den Großstädten der Rheinschiene und den Städten Münster und Aachen kostete im Jahr (Düsseldorf 680 €/m2, Köln 500 €/m2) sowie deren 2016 ein E infamilienhaus mehr als doppelt so viel wie Umland am teuersten (2016, Abb. 2.17). Ebenfalls auf in den Schrumpfungsregionen im Osten und Südosten hohem Niveau liegen die Universitätsstädte Münster Nordrhein-Westfalens (Abb. 2.16). In den Großstädten (400 €/m2) und Aachen (350 €/m2). Im Landesdurch- schnitt kostete ein Quadratmeter nur 147 €. Abb. 2.16: Mittleres Kaufpreisniveau für Wohneigentum im Jahr 2016 (Angebote in Immobilienportalen) Einfamilienhäuser Eigentumswohnungen MI MI ST ST HF HF BOR BOR BI BI MS MS GT LIP GT LIP COE COE WAF WAF RE KLE PB PB KLE HAM HX HX WES BOT BOT WES RE HAM OB GE UN OB GE UN HER SO HER DO DO DU BO DU BO SO E E MH MH KR EN HA KR EN HA ME HSK VIE ME HSK VIE MK D W D W MG MK MG SG RS SG RS NE OE NE HS LEV HS LEV OE GL GM GL GM K K BM SI BM SI DN DN AC AC SU SU BN BN EUS EUS bis 150.000 € keine Daten (2) 150.001 bis 200.000 € bis 1.000 €/m2 (85) 200.001 bis 250.000 € 1.001 bis 1.200 €/m2 (92) 250.001 bis 300.000 € 1.201 bis 1.400 €/m2 (92) 3 00.001 bis 350.000 € 1.401 bis 2.000 €/m2 (92) über 350.000 € (max. 540.000€) über 2.000 €/m2 (max. 2.650 €/m2) (10) NRW (gewichtet): 256.600 € NRW (gewichtet): 1.600 €/m2 Daten: empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de) NRW.BANK 2017 7 Institut der Deutschen Wirtschaft (2017): ACCENTRO-IW Wohnkostenreport – Droht eine Überhitzung des deutschen Wohnungsmarktes? 12 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Abb. 2.17: Bauland für Eigenheime: Preisniveau 2016 Starke regionale Differenzierung auch bei Bestandsobjekten Die Entwicklung der Bestandsimmobilienpreise ist vom MI zunehmenden Auseinanderdriften der nachfragestarken, ST HF teuren und der nachfrageschwachen, eher günstigen BOR Regionen gekennzeichnet. Das wird in A bb. 2.18 für MS BI LIP Eigenheime und Eigentumswohnungen anhand ausge- GT COE wählter Städte und Kreise dargestellt:8 WAF KLE PB RE HAM HX WES BOT OB GE UN SO In Boomstädten wie Köln begann der Preisanstieg für HER DU E BO DO neue Einfamilienhäuser schon vor der Finanzmarktkrise. MH KR ME EN HA Seit 2011 hat der enorme Nachfragedruck auch die VIE MG D W MK mittleren Preise für Bestandshäuser auf über 400.000 € SG RS HSK HS NE steigen lassen. LEV GM OE GL K BM SI In nachfrageschwächeren Städten wie Hagen waren die DN AC SU Preise lange stabil und sind erst zuletzt angestiegen. BN Bestandseinfamilienhäuser sind hier aber weiterhin für EUS 101 bis 150 €/m2 (116) 151 bis 200 €/m2 (79) unter 250.000 € zu erwerben. In nachfrageschwachen 201 bis 250 €/m2 (31) Regionen eher ländlicher Prägung sind die Angebots- 251 bis 300 €/m2 (22) bis 50 €/m2 (19) über 300 €/m2 (19) preise für den Verkauf von Einfamilienhäusern in den 51 bis 100 €/m2 (110) NRW (gewichtet): 163 €/m2 vergangenen Jahren sogar rückläufig gewesen (z. B. im Hochsauerlandkreis). Daten: Oberer Gutachterausschuss NRW NRW.BANK 2017 Abb. 2.18: Entwicklung der mittleren Kaufpreise im Zeitraum 2005–2016 (Angebote in Immobilienportalen) Einfamilienhäuser Eigentumswohnungen € (Gesamtpreis) €/m2 500.000 5.000 Neubau/Erstverkauf Köln Neubau/Erstverkauf Bestand/Wiederverkauf Bestand/Wiederverkauf 450.000 4.500 Köln 400.000 4.000 350.000 3.500 NRW 300.000 3.000 Hagen 250.000 2.500 200.000 2.000 NRW 150.000 Hochsauerlandkreis 1.500 Hagen 100.000 1.000 Hochsauerlandkreis 50.000 500 0 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Daten: empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de, vor 2012: IDN ImmoDaten GmbH) NRW.BANK 2017 8 argestellt ist der Median-Angebotspreis für Bestandseinfamilienhäuser und Bestandseigentumswohnungen sowie zum Vergleich der Preis für D Neubauten. Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen 13
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Abb. 2.19: Effektivzinssätze für Wohnungsbaukredite an Abb. 2.20: Gesamtvolumen der Wohnungsbaukredite an private Haushalte nach Dauer der Zinsbindung private Haushalte nach Dauer der Zinsbindung Prozent Mio. € 7,0 140.000 6,0 120.000 über 10 Jahre über 10 Jahre 5,0 100.000 4,0 80.000 über 5 bis 10 Jahre 3,0 60.000 variabel/ über 1 Jahr bis 5 Jahre bis 1 Jahr 2,0 40.000 variabel/bis 1 Jahr über 5 bis 10 Jahre 1,0 20.000 über 1 Jahr bis 5 Jahre 0,0 0 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18* 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18* Daten: Deutsche Bundesbank Daten: Deutsche Bundesbank (2018: Schätzung nach erstem Quartal) NRW.BANK 2017 (2018: Schätzung nach erstem Quartal) NRW.BANK 2017 Bei Eigentumswohnungen ist die Tendenz ähnlich, der Anfangstilgungssätze bei Wohnungsbaukrediten Preisunterschied zwischen Neubau und Bestand aber gestiegen noch deutlicher ausgeprägt. Gleichzeitig haben sich auch die Tilgungssätze von W ohnungsbaukrediten verändert. 2004 hatte jeder zweite Kredit einen Tilgungssatz von 1 Prozent; der Anteil von 2.4 Finanzierungsbedingungen Darlehen mit 2-prozentigen Tilgungssätzen lag bei circa 23 Prozent. Die MFI-Zinsstatistik der Deutschen Bundes- Verschiedene Indikatoren weisen darauf hin, dass der bank belegt, dass mittlerweile Kredite mit einer anfäng- Markt für Wohnimmobilienfinanzierungen derzeit gut lichen Tilgung von 2 Prozent mit einem Anteil von funktioniert. Im Wesentlichen haben die niedrigen 50 Prozent am häufigsten abgeschlossen werden.10 Zinsen dazu geführt, dass sich die Finanzierungsbedin- Kreditnehmer nutzen die aktuell niedrigen Marktzinsen, gungen für den Eigentumserwerb mehrheitlich sehr gut um höhere Tilgungssätze zu vereinbaren. Damit wird darstellen. Die Möglichkeit längerer Zinsbindungsfristen auch das Volumen einer möglicherweise erforderlichen erlaubt es den Haushalten, ihre finanzielle Belastung Anschlussfinanzierung gesenkt. langfristig auf einem niedrigen und damit tragbaren Niveau zu halten. Lange Zinsbindungsfristen schaffen Finanzierungssicherheit Zinsniveau auf historischem Tiefstand Nachgefragt werden also in erster Linie Kredite mit Günstige Finanzierungsbedingungen zeigen sich auch längeren Laufzeiten beziehungsweise Zinsbindungs- bei der Zinsentwicklung: Die Zinsen für Wohnungsbau- fristen. Bei den kurzen Zinsbindungsfristen bis zu fünf darlehen befinden sich auf einem historischen Tiefstand. Jahren sinkt das Neugeschäftsvolumen kontinuierlich Nach einem kontinuierlichen Rückgang des Zinsniveaus auf zuletzt 46 Mrd. € (2017). Dagegen hat sich das Neu haben sich die Effektivzinsen Ende 2017 auf einem geschäftsvolumen mit Zinsbindungsfristen von mehr als Niveau von 2,05 Prozent bis 1,70 Prozent eingependelt zehn Jahren bis 2017 mehr als verdoppelt (Abb. 2.20). (Abb. 2.19).9 Grundsätzlich gilt weiterhin: Je länger die Laufzeit der Zinsbindung, desto höher ist der Zinssatz. 9 FI-Zinsstatistik: Erfasst werden besicherte und unbesicherte Kredite, die für die Beschaffung von Wohnraum einschließlich Wohnungsbau und M -modernisierung gewährt werden. Einzubeziehen sind auch Bauspardarlehen und Bauzwischenfinanzierungen sowie Weiterleitungskredite, die die Meldepflichtigen im eigenen Namen und auf eigene Rechnung ausreichen. 10 Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2017): Trends in der Wohneigentumsbildung. 14 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Abb. 2.21: Entwicklung der Gesamtkosten für den Eigenheimkauf im Zeitraum 2010–2016 Bestand Neubau MI MI ST ST HF HF BOR BI BI MS LIP BOR MS LIP GT GT COE WAF COE WAF KLE KLE RE RE HAM HAM PB HX PB HX WES BOT WES GE HER UN BOT GE UN SO HER SO OB DO OB DO DU E BO DU BO MH MH E KR EN KR EN HA VIE HA VIE HSK ME HSK D ME W MK D W MK MG NE MG NE SG RS SG RS HS LEV OE HS LEV OE GL GM GL GM K K BM SI BM SI DN DN SU SU AC AC BN BN EUS mehr als 30.000 € gesunken (7) EUS 20.000 bis 30.000 € gesunken (5) konstant (+/– 10.000 €) (5) bis 20.000 € gesunken (17) Anstieg bis 20.000 € (5) konstant (+/– 5.000 €) (10) Anstieg bis 50.000 € (24) bis 30.000 € gestiegen (8) Anstieg bis 100.000 € (13) 30.000 bis 60.000 € gestiegen (3) Anstieg bis 200.000 € (3) mehr als 60.000 € gestiegen (3) Anstieg > 200.000 € (max. 320.000 €) (3) Daten: eigene Berechnungen auf Datenbasis der Deutschen Bundesbank (MFI-Zinsstatistik) und der empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de, vor 2012: IDN ImmoDaten GmbH) NRW.BANK 2017 Die Mehrheit der Kreditnehmer bevorzugt in der Phase Das wurde in einer exemplarischen Rechnung für den eines absolut niedrigen Zinsniveaus eine längere Zins- Zeitraum 2010–2016 geprüft.11 Das Ergebnis zeigt: bindungsfrist, um Sicherheit für die eigene finanzielle Planung zu gewinnen. In weiten Teilen des Landes sind die Gesamtkosten – also Kaufpreis und Finanzierungskosten zusammen – Kompensieren die gesunkenen Finanzierungskosten für Gebrauchteigenheime in den vergangenen Jahren den Anstieg der Kaufpreise? tatsächlich gesunken (Abb. 2.21). Lediglich in den Kern- In den vergangenen Jahren sind die Zinskosten bei städten sowie einigen Umlandkreisen am Rhein sowie in der Finanzierung des Eigentumserwerbs aufgrund der Münster und im Kreis Gütersloh sind die Gesamtkosten deutlich gesunkenen Kapitalmarktzinsen stark zurück- gestiegen. Selbst im Neubau, der aufgrund der Bau- gegangen. Mit Blick auf die Erschwinglichkeit des kostensteigerung überall teurer geworden ist, sind die Wohneigentumserwerbs stellt sich die Frage, ob dieser Gesamtkosten in einigen Kreisen und kreisfreien Städten Effekt den Anstieg bei den Kaufpreisen kompensieren des Landes gesunken oder annähernd stabil geblieben. konnte. 11 nnahmen der Berechnung: mittlere Angebotspreise aus der empirica-Preisdatenbank als Kaufpreise für verschiedene Marktsegmente, A Grunderwerbssteuer zum Zeitpunkt des Erwerbs (3,5% bzw. 6,5%), Notar- und Grundbuchkosten (2%), Maklerkosten (3,57%, nur für Bestandsimmobilien) und ein Zinssatz in Höhe des Mittelwerts der Bundesbankstatistik für Hypothekendarlehen an private Haushalte mit über zehnjähriger Zinsbindung (3,98% bzw. 2,00%). Verglichen werden die Kaufpreise, die Nebenkosten und die gesamten Finanzierungskosten (Summe aller Zinszahlungen). Zur Vergleichbarkeit werden ein Eigenkapital von 20% des Kaufpreises und zur Finanzierung ein Volltilgerdarlehen mit 30-jähriger Laufzeit unterstellt (d. h. Rückzahlung bis zum Ablauf der Zinsbindung). Das wäre 2010 zwar eher unüblich gewesen, ermöglicht aber einen rechnerischen Vergleich. Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen 15
Wohneigentumsbildung in Nordrhein-Westfalen Abb. 2.22: Vergleich der Gesamtkosten für den Kauf eines Eigenheims in den Jahren 2010 und 2016 Beispiel Hochsauerlandkreis Beispiel Köln (Kreis mit unterdurchschnittlicher bis rückläufiger (Stadt mit hoher und s teigender Nachfrage): Nachfrage): Die gesunkenen Finanzierungskosten können Auch gesunkene Finanzierungskosten können den den Preisanstieg im Bestand mehr als kompensieren; Kaufpreisanstieg nicht ausgleichen. der Neubau dagegen ist insgesamt teurer geworden. € € 400.000 800.000 350.000 700.000 300.000 600.000 250.000 500.000 200.000 400.000 150.000 300.000 100.000 200.000 50.000 100.000 0 0 2010 2016 2010 2016 2010 2016 2010 2016 Wiederverkauf Bestand Erstverkauf Neubau Wiederverkauf Bestand Erstverkauf Neubau kumulierte Zinsen (Finanzierungskosten) sonstige Kaufnebenkosten Grunderwerbssteuer Kaufpreis (Median) Daten: eigene Berechnungen auf Datenbasis der Deutschen Bundesbank (MFI-Zinsstatistik) und der empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de, vor 2012: IDN ImmoDaten GmbH) NRW.BANK 2017 16 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Erschwinglichkeit und Hemmnisse bei der Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum 3 E rschwinglichkeit und Hemmnisse bei der Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum Die folgenden Berechnungen beziehen sich auf Ein Abb. 3.1: Preis-Einkommens-Relation für im Internet familienhäuser, weil dazu in allen Regionen des Landes angebotene Bestandseinfamilienhäuser (Anzahl der ausreichend Preisdaten vorliegen. Bei Eigentumswoh- Jahresnettoeinkommen eines Haushalts, die rechnerisch nungen sind die Fallzahlen in den ländlichen Räumen oft für den Kauf aufgebracht werden müssten) im Jahr 2016 zu gering, um valide Berechnungen vorlegen zu können, exemplarische Berechnungen der NRW.BANK ergeben aber ähnliche Strukturen wie bei Einfamilienhäusern. MI ST 3.1 E rschwinglichkeit von Bestandsimmobilien HF für Haushalte mit in der jeweiligen Region BOR MS WAF BI LIP durchschnittlichem Einkommen COE GT KLE RE HAM HX Die Erschwinglichkeit der Eigentumsbildung hängt WES BOT PB OB GE HER neben den Kaufpreisen und den Zinsen für Hypotheken- DU MH E BO DO UN SO darlehen in erster Linie von den Haushaltseinkommen KR EN HA HSK ab, die in den Regionen des Landes sehr unterschiedlich VIE D ME W MK MG SG RS sind. NE HS OE LEV GL GM K Betrachtet man das Verhältnis vom Kaufpreis zum BM SI mittleren Haushaltsnettoeinkommen eines Jahres (Kauf- AC DN SU BN kraft; Abb. 3.1), heben sich zunächst auch hier die hoch preisigen Städte am Rhein sowie Aachen und Münster EUS bis zu 3 Jahreseinkommen (24) bis zu 4 Jahreseinkommen (90) deutlich ab. Daneben wird allerdings deutlich, dass bis zu 5 Jahreseinkommen (165) ein gebrauchtes Eigenheim auch in Regionen mit bis zu 6 Jahreseinkommen (70) bis zu 7 Jahreseinkommen (31) günstigeren Preisen wie dem Ruhrgebiet für den Haus- bis zu 8 Jahreseinkommen (11) halt mit dortigem Durchschnittseinkommen nur un mehr als 8 Jahreseinkommen (5) wesentlich erschwinglicher ist, als man es aufgrund des Preisunterschieds hätte vermuten können. Daten: eigene Berechnungen NRW.BANK auf Datenbasis der empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de), GfK NRW.BANK 2017 Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass ein geringeres Einkommensniveau auch in Regionen mit geringerem Preisniveau die Erschwinglichkeit senkt. Sämtliche Erwerbsnebenkosten stellen Hemmnisse dar, 3.2 Einstiegshürde Erwerbsnebenkosten die aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Kaufpreis in ihrer Höhe stark divergieren. Eigentumsanwärtern wird daher Der Erwerb von Wohneigentum ist mit Nebenkosten für ihre Finanzplanung empfohlen, einen Anteil von rund verbunden, die vom Bauherren zusätzlich zum Immobilien- 12 Prozent der Kaufsumme für die Nebenkosten einzu- preis- beziehungsweise zu den Bau- und den Grund- planen. Hiervon entfallen circa 1,5 Prozent bis 2 Prozent stückskosten zu tragen sind. Hierbei sind Nebenkosten des Kaufpreises auf die Grundbuch- und Notarkosten. zu unterscheiden, die mit dem Grundstückskauf einher- Als Maklergebühr sind zwischen 3 Prozent und 7 Prozent gehen, sowie weitere Nebenkosten, die vor und während des Kaufpreises zuzüglich Mehrwertsteuer üblich. Die der Bauphase anfallen. Im Fokus der öffentlichen tatsächliche Höhe ist von den regionalen Gewohnheiten Diskussion stehen Baunebenkosten, die auf Basis eines abhängig. Die Verteilung der Kostenlast zwischen rechtswirksamen Kaufvertrags mit dem Grundstückser- Verkäufer und Käufer kann individuell gestaltet werden. werb fällig werden. Zu diesen Nebenkosten zählt neben Demnach sind eine vollständige Kostenübernahme Grundbuch-, Notar- und Maklerkosten auch die Grund- durch den Verkäufer, eine anteilige Übernahme beider erwerbssteuer. Vertragsparteien (Käufer und Verkäufer) sowie die alleinige Zahlungsverpflichtung des Käufers möglich. Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen 17
Erschwinglichkeit und Hemmnisse bei der Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum In Nordrhein-Westfalen ist ein prozentualer Anteil von preises durch eigene Mittel finanzieren zu können. Aller- 7,14 Prozent (inkl. MwSt.) üblich, der hälftig von beiden dings wird durch das niedrige Zinsumfeld vielen eigen- Vertragsparteien getragen wird. Ins Gewicht fällt bei tumswilligen Haushalten das Sparen von ausreichend den Nebenkosten des Grundstückserwerbs vor allem die Eigenkapital erschwert. vom Eigentumserwerber zu entrichtende Grunderwerb- steuer, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich Verschiedene Studien weisen die Höhe der Erwerbs gestiegen ist und derzeit in Nordrhein-Westfalen nebenkosten und das daraus resultierende notwendige 6,5 Prozent beträgt. einzubringende Eigenkapital als die höchste Hürde für den Eigenheimerwerb aus. Das führt – insbesondere Die Abb. 3.2 veranschaulicht, ausgehend vom durch- in wachsenden Ballungszentren – zu der paradoxen schnittlichen Kaufpreis für Einfamilienhäuser in Nord Situation, dass trotz verbesserter Tragbarkeit der dauer- rhein-Westfalen in Höhe von 257.000 €, das Verhältnis haften Finanzierungskosten im Ergebnis immer weniger der Nebenkosten bei Grundstückserwerb zum Kaufpreis Haushalte tatsächlich Wohneigentum bilden können, und die Höhe der einzelnen Kostenblöcke. da sie in Zeiten niedriger Zinsen kein adäquates Eigen- kapital ansparen können.12 Steigende Erwerbsnebenkosten führen zudem zu einer Erhöhung des geforderten Eigenkapitals. Zwar wird eine Finanzierung der Kosten durch Banken zu 100 Prozent oder darüber hinaus nicht grundsätzlich ausgeschlossen, allerdings bedeutet das, dass die Zins 3.3 Einstiegshürde kosten entsprechend höher angesetzt werden, um das Eigenkapitalanforderungen dadurch entstehende Risiko der Bank abzudecken. Wer günstige Darlehenskonditionen erhalten will, muss zu- Als Richtwert für die Darlehensvergabe werden nach mindest als Haushalt mit durchschnittlichem Einkommen Erfahrungswerten der NRW.BANK durchschnittlich Eigenkapital in angemessener Höhe einbringen (ca. 20%). 80 Prozent des Kaufpreises finanziert, sodass die Zur Finanzierung der Erwerbsnebenkosten werden übrigen 20 Prozent mit Eigenkapital beglichen werden seitens der Kreditinstitute Eigenmittel ebenfalls erwartet müssen. Die Entscheidung liegt dabei im Ermessen oder durch Zinsaufschläge eingepreist. Zukünftige jeder einzelnen Bank, Bankkunden haben keinen Hauseigentümer profitieren also von höherem Eigen A nspruch auf eine bestimmte Höhe des zur Verfügung kapital durch eine günstigere Finanzierung und somit gestellten Darlehens. Zuzüglich der eingangs erläuterten einer geringeren monatlichen Belastung oder der Mög- circa 12 Prozent Erwerbsnebenkosten sollten potenzielle lichkeit einer schnelleren Tilgung der Restschuld und Käufer somit in der Lage sein, rund 32 Prozent des Kauf- somit einer Verkürzung der Darlehenslaufzeit. Abb. 3.2: Mittlerer Preis und Erwerbsnebenkosten für ein bestehendes Einfamilienhaus in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2016 Grundbuchkosten 1.280 € (0,5%) Notarkosten 2.570 € (1,0%) hälftige Maklerprovision 9.180 € (3,57%) mittlerer Kaufpreis Bestandseigenheim (NRW) 257.000 € Grunderwerbssteuer 16.700 € (6,5%) Erwerbsnebenkosten gesamt 29.700 € (11,57%) Quelle: empirica-Preisdatenbank (empirica-systeme.de), eigene Berechnungen NRW.BANK 2017 12 Institut der Deutschen Wirtschaft (2017): ACCENTRO-IW Wohnkostenreport – Droht eine Überhitzung des deutschen Wohnungsmarktes? 18 Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen
Erschwinglichkeit und Hemmnisse bei der Finanzierung von frei finanziertem Wohneigentum Das seit dem 21. März 2016 in Kraft getretene Gesetz 3.5 Fazit zur Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie und zur Änderung handelsrechtlicher Vorschriften soll laut Abschließend kann festgehalten werden, dass in vielen Aussagen von Kreditinstituten zu verschärften Anforde- Regionen Nordrhein-Westfalens der Wohneigentums rungen an die Kreditwürdigkeitsprüfung beigetragen erwerb seit 2010 für viele Haushalte und insbesondere haben. Die in den Presseberichten mehrfach veröffent für Familien schwieriger geworden ist. Ursachen sind im lichte Kritik, dass ausschließlich auf die Bonität des Wesentlichen die gestiegenen Preise und Erwerbsneben- Kunden abgestellt und nicht die mögliche Wertsteige- kosten sowie der dadurch deutlich gestiegene Eigen rung der Immobilie berücksichtigt wird, ist allerdings kapitalbedarf. Trotz der größeren Tragbarkeit der dauer- nicht – zumindest nicht mehr – zutreffend, da die in der haften Finanzierungskosten aufgrund günstigerer europäischen Wohnimmobilienkreditrichtlinie ausdrück- Finanzierungsbedingungen können weniger Haushalte lich vorgesehene Ausnahme der Berücksichtigung des Wohneigentum bilden, da diese in Zeiten niedriger Immobilienwertes bei Bau und Renovierung mittlerweile Zinsen nicht in der Lage sind, ausreichend Eigenkapital ins deutsche Recht übernommen wurde. Dazu erfolgte anzusparen. Dieser Effekt stellt sich allerdings wegen am 10. Juni 2017 die Verabschiedung des Finanzauf- der regional unterschiedlichen Entwicklung der Preise sichtsrechtergänzungsgesetzes. Am 1. Juni 2017 wurde nicht landesweit einheitlich dar. zudem das Gesetz zur Umsetzung der Zweiten Zahlungs- diensterichtlinie (ZDUG) beschlossen. Somit sind Kreditinstitute künftig bei Anschlussfinanzierungen und Umschuldungen bereits geprüfter Kreditnehmer nicht Abb. 3.3: Entwicklung des Preises für baureifes Land für zu einer weiteren Kreditwürdigkeitsprüfung verpflichtet. Ein- und Zweifamilienhäuser 2012–2016 3.4 Einstiegshürde Flächenmangel MI ST Eine weitere Hürde für mehr Wohneigentum stellt der HF Mangel an Wohnbauland dar. Das Defizit an verfügbaren Wohnbauflächen setzt zum einen dem Neubau enge BOR MS GT BI WAF LIP Grenzen und führt zum anderen zu einer Verteuerung COE der Grundstückspreise und damit der Gesamtkosten. KLE PB WES RE HX Private Haushalte sind daher gezwungen, höhere Kredite BOT HAM GE HER UN aufzunehmen und letztendlich mehr Eigenkapital anzu- DU OB BO DO SO E MH sparen. KR EN HA ME VIE D W MK MG SG RS Überall in Deutschland sind die Baulandpreise in den OE HSK NE HS vergangenen Jahren dort gestiegen, wo die Bevölkerungs- LEV GL GM K zahl stabil geblieben oder gewachsen ist.13 In Nordrhein- BM SI Westfalen waren die Großstädte mit dem stärksten AC DN SU BN Bevölkerungswachstum (Rheinschiene, Münster, Aachen) und deren Umland besonders betroffen. Aber auch andere EUS rückläufig (29) konstant (+/– 2%) (130) Großstädte wie Dortmund, Bochum und Bielefeld sowie bis +5% (51) viele Kommunen im Münsterland und im vorderen bis +10% (91) bis +15% (49) Ostwestfalen verzeichneten seit 2012 Bodenpreissteige- mehr als +15% (46) rungen um bis zu 15 Prozent und mehr (Abb. 3.3). In NRW: +7,1% weiten Teilen des Sauer- und Siegerlandes, des östlichen und nordöstlichen Ostwestfalens und am N ordrand des Daten: Oberer Gutachterausschuss NRW NRW.BANK 2017 Ruhrgebiets bleiben die Baulandpreise dagegen konstant. 13 ritter Bericht der Bundesregierung über die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Deutschland und Wohngeld- und Mietenbericht 2016, D Kap. 3.3.5. Wohneigentum in Nordrhein-Westfalen 19
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