Woman Up Wie Unternehmen mit Vielfalt an die Spitze kommen BCG Gender Diversity Index Austria 2020 - Boston Consulting ...

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Woman Up Wie Unternehmen mit Vielfalt an die Spitze kommen BCG Gender Diversity Index Austria 2020 - Boston Consulting ...
Woman Up
Wie Unternehmen mit Vielfalt
an die Spitze kommen
BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Woman Up Wie Unternehmen mit Vielfalt an die Spitze kommen BCG Gender Diversity Index Austria 2020 - Boston Consulting ...
Die Boston Consulting Group (BCG) ist eine inter­
nationale Managementberatung und weltweit
führend auf dem Gebiet der Unternehmensstrategie.
BCG unterstützt Unternehmen aus allen Branchen
und Regionen dabei, Wachstumschancen zu nutzen
und ihr Geschäftsmodell an neue Gegebenheiten
anzupassen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit
mit den Kunden entwickelt BCG individuelle Lösungen.
Gemeinsames Ziel ist es, nachhaltige Wettbewerbs­
vorteile zu schaffen, die Leistungsfähigkeit der
Unternehmen zu steigern und das Geschäfts­
ergebnis dauerhaft zu verbessern. Das 1963
gegründete Unternehmen unterhält Büros in mehr
als 90 Städten in über 50 Ländern und befindet
sich im alleinigen Besitz seiner Geschäftsführer.
Weitere Informationen unter: bcg.com
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Woman Up
Wie Unternehmen mit Vielfalt
an die Spitze kommen
BCG Gender Diversity Index Austria 2020

Dr. Lukas Haider, Dr. Sabine Stock, Karin Schetelig

Februar 2021
Woman Up Wie Unternehmen mit Vielfalt an die Spitze kommen BCG Gender Diversity Index Austria 2020 - Boston Consulting ...
Wenn in dieser Studie aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form (generisches
Maskulinum) verwendet wird, sind damit stets wertfrei alle Geschlechter (w/m/d) gemeint.
Inhaltsverzeichnis

  1   Management Summary                                                        4

  2   Index                                                                     6

       2.1 Einführung                                                           7

       2.2 Studienergebnisse: Ein bisschen Geschlechterparität gibt es nicht    9

       2.3 Index 2020: Ein neuer Diversity Champion                            12

 2.4 Handlungsempfehlungen: Früh ansetzen und Ziele verbindlich
		formulieren                                                                  14

  3   Fazit                                                                    20

  4   Methodik                                                                 24

       4.1 Index                                                               25

       4.2 Frauenanteil                                                        26

       4.3 Vergütung                                                           26

Boston Consulting Group                                                         3
Management
       Summary

       1

4         Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
"Sie wollen nicht", "Ihnen fehlen die Verbündeten", "Es mangelt ihnen an Erfah-
rung" – die Argumente, die angeführt werden, wenn es um Begründungen für den
geringen Frauenanteil in Führungspositionen geht, sind seit Langem dieselben. Auch
im zurückliegenden Jahr wurden derartige Rechtfertigungen wieder häufig genannt,
denn der Anteil von Frauen in den Chefetagen der österreichischen Kon­zerne ist so
gut wie eingefroren.

Geschlechterdiversität – zu diesem Resultat kommt der vorliegende BCG Gender
Diversity Index Austria 2020 – wird in den Vorständen und Aufsichtsräten der
50 größten börsennotierten Unternehmen Österreichs nach wie vor vernachlässigt.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

Frauenanteil im Vorstand: Österreich ist Vorletzter in Europa
•   Der Anteil der weiblichen Vorstände in den Top-50-Unternehmen nimmt nur
    langsam zu und beträgt jetzt 8,9 Prozent.

•   Unter den EU-27-Staaten belegt Österreich beim Frauenanteil im Vorstand mit
    Platz 26 den vorletzten Rang.

•   Der Anteil der weiblichen Aufsichtsräte liegt in den 50 größten Firmen durch-
    schnittlich bei 26 Prozent – und damit unterhalb der gesetzlichen Quote.

Vergütungsunterschiede: Frauen in Führungsgremien verdienen ein Drittel
weniger als ihre männlichen Kollegen
•   Nur eine weibliche Topverdienerin: In den analysierten 50 Unternehmen befin-
    det sich unter den 75 bestverdienenden Vorständen in Österreich nur eine Frau.

•   Wenn Frauen an der Firmenspitze Verantwortung übernehmen, dann selten in
    den gut dotierten Positionen (Vorstands- bzw. Aufsichtsratsvorsitz).

Empfehlungen: Genug der Worte – Fortschritte brauchen Taten
Damit Österreich nicht länger zu den Diversitätsschlusslichtern in Europa gehört,
sollten Unternehmen dringend aktiv werden. Im ersten Schritt wäre es ratsam, früh-
zeitig auf vielfältige Nachwuchskräfte zu setzen, diese zu fördern und für die Top-
Führungsebenen vorzubereiten. Zudem ist es essenziell, dass die Firmen Zielgrößen
festlegen, um den Frauenanteil zu erhöhen: Für die erste und zweite ­Ebene unter-
halb des Vorstands ist dies genauso relevant wie für den Vorstand und den Auf-
sichtsrat selbst.

Darüber hinaus sollten auch Schlüsselpositionen mit Frauen besetzt werden, da
davon eine Signalwirkung ins gesamte Unternehmen hinein ausgeht.

Boston Consulting Group                                                              5
Index

     2

6       Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
2.1 Einführung

Aufbruchsstimmung sieht anders aus: Drei weibliche CEOs in den 50 größten bör-
sennotierten Unternehmen konnte Österreich 2019 vorweisen. Im Jahr 2020 stag-
nierte die Zahl bei eben diesen drei Frauen an der Spitze: Mit Professor Elisabeth
Stadler von der Vienna Insurance Group, Dr. Herta Stockbauer von der BKS Bank
und Karin Trimmel vom Kräuterlikörhersteller Gurktaler1 gibt es also nicht einmal
eine Handvoll Frauen, die eines der Top-50-Unternehmen in Österreich leiten. Ins­
gesamt ist der Anteil der weiblichen Vorstandsmitglieder nur gering von 7,6 Prozent
im Jahr 2019 auf 8,9 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Auch die Zahl weiblicher Auf-
sichtsräte hat sich leicht positiv entwickelt – ihr Anteil ist innerhalb eines Jahres von
23,8 auf 26,1 Prozent gewachsen. Grund zum Jubeln ist das indes nicht: Die Hälfte
der 50 Firmen erreicht nicht einmal die gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote von
30 Prozent im Aufsichtsrat.

Es gibt folglich einiges zu tun, wenn das Ziel erreicht werden soll, dass Männer und
Frauen sich die Verantwortung an der Spitze der österreichischen Wirtschaft teilen –
das zeigt der vorliegende BCG Gender Diversity Index Austria 2020 deutlich. Die Studie
untersucht die Personalentwicklung in den Vorständen und Aufsichtsräten der
50 größten österreichischen börsennotierten Unternehmen im vergangenen Jahr.
Dabei wird der Anteil der Frauen genauso betrachtet wie ihre Vergütung im Ver-
gleich zu den männlichen Amtsinhabern. Ergänzend hat BCG in den zurückliegen-
den Monaten österreichische Vorstände, Aufsichtsräte und Personalberater inter-
viewt. Ihre Sichtweisen fließen in Form konkreter Beispiele und Statements in die
vorliegende Studie ein.

Da der Index bereits zum dritten Mal in Folge erstellt wird, ist es möglich, auf Ver­
änderungen gegenüber den Vorjahren einzugehen.

Die Corona-Pandemie hat trotz aller neu geschaffenen Arbeitsweisen voraussichtlich
nicht dazu beigetragen, dass Frauen ihre Verantwortung in Österreichs Topunter-
nehmen ausbauen konnten. Wissenschaftler*innen sind sich darin einig, dass die
Krise Frauen und Männer in überholte Rollenmuster zurückgeworfen hat. Die
renom­mierte deutsche Soziologin Jutta Allmendinger spricht von einer "entsetzli-
chen Retraditionalisierung"2. Diese Aussage lässt sich auch auf österreichische
Verhält­nisse übertragen. Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauen-

1
    Das Vorstandsmandat von Karin Trimmel ist zum Jahresende 2020 ausgelaufen. Wolfgang Spiller wurde mit Wirkung zum 01.01.2021
    zum Vorstandsvorsitzenden der Gurktaler AG bestellt.
2
    Jutta Allmendinger: Familie in der Corona-Krise, in: Die Zeit, 12. Mai 2020.

Boston Consulting Group                                                                                                        7
rings, bestätigt:3 "Der Lockdown hat Frauen nicht nur in ihre häuslichen Rollen
                                  zurückgedrängt, sondern schmälert bereits jetzt ihr Lebenseinkommen."

                                  Da Kinder monatelang nicht in den Kindergarten, die Schule oder gar in den Sport-
                                  verein gehen konnten, hatten viele Paare ein Betreuungsproblem. Eine BCG-Studie
                                  von Mai 20204 belegt, dass sich eher die Frauen beim Homeschooling engagierten –
                                  und ihre Erwerbsarbeit irgendwie miterledigt haben. 15 Stunden, also das Äquiva-
                                  lent von zwei Arbeitstagen, haben deutsche Eltern jede Woche für Hausarbeit, Kin-
                                  derbetreuung und Homeschooling aufgebracht. Allerdings nicht zu gleichen Teilen,
                                  wie die BCG-Analyse zeigt: Frauen haben dreimal so häufig wie Männer die Allein-
                                  verantwortung für die Kinderbetreuung übernommen. Die Soziologin Allmendinger
                                  befürchtet im Hinblick auf Gleichstellung und Karrierechancen sogar "einen Verlust
                                  von drei Jahrzehnten".

                                  Die Notwendigkeit von mehr Diversität auf einflussreichen Hierarchieebenen liegt nicht
                                  nur darin begründet, dass es sich um eine Frage der Fairness und Chancen­gerechtigkeit
                                  handelt. In zahlreichen Studien zeigt sich überdies eine Korrelation zwischen Geschlech­
                                  ter­diversität und Innovationskraft sowie besseren finanziellen Kenn­zahlen.

                                  Firmen, deren Führungsgremien überdurchschnittlich divers sind, verzeichnen bei-
                                  spielsweise einen um 19 Prozentpunkte höheren Innovationsumsatz als Unterneh-
                                  men mit unterdurchschnittlicher Vielfalt im Leadership-Team (45 versus 26 Prozent
                                  Innovationsanteil beim Umsatz). Mit anderen Worten: Steht ein diverses Topma-
                                  nagement an der Unternehmensspitze, ist zu beobachten, dass fast die Hälfte des
                                  Umsatzes mit Innovationen (d. h. Produkten und Services, die nicht älter als drei Jahre
                                  sind) erwirtschaftet wird. In einem zunehmend dynamischen Geschäftsumfeld ist
                                  eine solche von Neuheiten getriebene Organisation vermutlich besser in der Lage,
                                  sich schnell an Änderungen in der Kundennachfrage anzupassen. Unternehmen mit
                                  diverser Firmenspitze erzielen in der BCG-Analyse eine neun Prozentpunkte höhere
                                  EBIT-Marge (Gewinn vor Zinsen und Steuern) als jene Firmen, deren Führungsteam
                                  unterdurchschnittlich divers ist.5

                                  Und es gibt weitere Gründe, warum Unternehmen gut beraten sind, das weibliche
       "Bei der ÖBB glauben       Potenzial zu nutzen. "Die Babyboomer stehen vor dem Ruhestand. Damit kündigt
     wir fest daran, dass uns     sich ein Generationenwechsel an, der viel verändern wird", erwartet Andreas Matthä,
           Diversität in allen    Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB)-Holding. Wenn
 Facetten – also Geschlecht,      eine große Zahl an erfahrenen Entscheidern ausscheidet, ist der Bedarf an nach­
 Alter, Ausbildung oder etwa      rückenden Führungskräften groß – weiblichen wie männlichen. "Diese Entwicklung
                                  spielt qualifizierten Frauen in die Hände", ist sich Matthä sicher.
Herkunft – als Unternehmen
  besser macht. Vor allem in      Hinzu kommt ein gesellschaftlicher Wandel, den Unternehmen ernst nehmen soll-
   der Kundenorientierung."       ten. "Junge Leute wünschen sich Vielfalt und Nachhaltigkeit in den Unternehmen, in
 Ing. Mag. (FH) Andreas Matthä,   denen sie sich engagieren", sagt Thomas Schmid, Vorstand bei der Österreichischen
          Vorstandsvorsitzender   Beteiligungs AG (ÖBAG). Das mögen Zweifler als irrelevant abtun, doch Schmid ist
            der ÖBB-Holding AG    sich sicher: "Diversität ist ein wichtiger Faktor für den Unternehmens­erfolg."

                                  3
                                      Klaudia Frieben, Österreichischer Frauenring, Pressemeldung vom 21.08.2020.
                                  4
                                      Matt Krentz, Emily Kos, Anna Green, Jennifer Garcia-Alonso: Easing the COVID-19 Burden on Working Parents, BCG, Mai 2020.
                                  5
                                      Rocío Lorenzo, Nicole Voigt, Miki Tsusaka, Matt Krentz, Katie Abouzahr: How Diverse Leadership Teams Boost Innovation,
                                      BCG ­Henderson Institute, Januar 2018.

                                  8                                                        Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Personalberater beobachten eine weitere Tendenz: Gerade jüngere Männer seien
nicht mehr bereit, alles dem Beruf unterzuordnen, weil sie etwa Zeit mit ihrer
­Familie verbringen wollen oder andere Prioritäten haben. "Auch dadurch entsteht
 ein Momentum, das dafür genutzt werden könnte, den gesellschaftlichen Wandel
 endlich voranzubringen", betont Ingrid Hutmacher von der Executive-Search- und
 Management-Beratung Korn Ferry.

Wie Arbeitgeber es schaffen können, attraktiv für gut ausgebildete Menschen zu
werden – unabhängig vom Geschlecht –, wie sie Geschlechterdiversität in Vorstand
und Aufsichtsrat steigern können und wo der Nachholbedarf am größten ist, zeigen
die Ergebnisse unserer Studie, die im Folgenden dargestellt werden.

2.2 Studienergebnisse: Ein bisschen Geschlechter­
parität gibt es nicht

Geschlechtervielfalt muss man wollen und sich bewusst für sie einsetzen. Diversität
fällt nicht vom Himmel – Vielfalt ist Chefsache. Die gute Nachricht lautet: Unterneh-
men, die das Thema als wichtig ansehen, werden immer besser. Bei ihnen geht die
Führungsspitze mit gutem Beispiel voran und sorgt dadurch für weitere Role Models
auf den folgenden Hierarchiestufen.

In anderen Unternehmen ist das Gegenteil der Fall. Wenn niemand vormacht, wie
es geht, und dem Thema Priorität verleiht, tut sich auch nichts. Voriges Jahr nicht.
Dieses Jahr nicht. Und aller Wahrscheinlichkeit nach auch kommendes Jahr nicht.

Das spiegelt sich auch in den Aussagen verschiedener Unternehmenslenker wider.
"Dass es keine Frauen für Vorstandspositionen gibt, stimmt einfach nicht", sagt etwa
Thomas Schmid, Vorstand der ÖBAG. "Wenn man wirklich eine Frau möchte, dann
ist es möglich, diese zu finden." Allerdings müsse man den internen Beförderungs-
prozess entsprechend gestalten bzw. in den relevanten Bereichen rekrutieren.

Rainer Seele, CEO des Mineralöl- und Gaskonzerns OMV, appelliert ebenfalls an die
Entscheider der österreichischen Wirtschaft und fordert sie auf, sich zu bewegen.          "Ich bin überzeugt:
"Die Industrie hat viel zu lange den Kopf in den Sand gesteckt", gibt er selbstkritisch    Diversität verbessert
zu. „Wenn man eine Frau für eine bestimmte Position will, wird man sie auch finden.        die Qualität von
Alles andere sind Ausreden.“                                                               Entscheidungen."
Dennoch gibt es in der österreichischen Wirtschaft bislang äußerst wenige weibliche        Dr. Rainer Seele,
Role Models unter den Vorstandsvorsitzenden. In den 50 größten börsennotierten             Vorstandsvorsitzender
Unternehmen finden sich gerade einmal drei Frauen in dieser Rolle. Mit 47 männ­            der OMV AG
lichen CEOs sind die Männer nicht nur in der Mehrheit, sie prägen auch das Bild
eines Firmenoberhaupts so nachdrücklich, dass junge Frauen viel Phantasie auf­
bringen müssen, um diesen Berufswunsch für sich zu formulieren.

Nachdem der Frauenanteil insgesamt in den Vorständen 2019 von sechs auf 7,6 Pro-
zent gestiegen war, legte er 2020 wieder nur leicht um 1,3 Prozentpunkte auf
8,9 Prozent zu. Immerhin wächst die Zahl der Unternehmen, die mindestens eine

Boston Consulting Group                                                                9
Topmanagerin in der obersten Führungsriege haben, deutlicher: Ihr Anteil erhöhte
                                        sich von zwölf Prozent (2018) auf 26 Prozent im Jahr 2020 (siehe Abb. 1).

       Abbildung 1 | In fast drei Vierteln der Unternehmen sind die Vorstandsposten nach wie vor
       ausschließlich mit Männern besetzt – und es gibt nur drei weibliche CEOs im Ranking

               Vorstände mit                                                  Vorstände             Frauen
               mindestens einer Frau                                        ohne Frauen             in Vorständen

      2020       26 %                                                          74 %                    Ø 8,9 %

      2019       18 %                                                          82 %                    Ø 7,6 %

      2018       12 %                                                          88 %                    Ø 6,0 %

                                               In den 50 größten Unternehmen gibt es nur drei weibliche Vorstandsvorsitzende1
                                               (2019: ebenfalls drei)

      1
       Prof. Elisabeth Stadler (Vienna Insurance Group AG), Mag. Dr. Herta Stockbauer (BKS Bank AG) und Mag. Karin Trimmel (Gurktaler AG)
      Anmerkung: Auf Basis der gerankten Unternehmen zum Stichtag 31.12.2020
      Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2018, 2019 und 2020

                                        Unter den Aufsichtsräten ist die Präsenz von Frauen etwas höher, wenngleich die
                                        männlichen Vertreter auch hier noch deutlich in der Überzahl sind. Seit 2018 ist der
                                        Anteil weiblicher Aufsichtsräte von knapp 21 auf etwas unter 26 Prozent im Jahr
                                        2020 gestiegen. Katalysator dieser Entwicklung dürfte das Gleichstellungsgesetz sein,
                                        das seit 2018 einen Mindestanteil von 30 Prozent Frauen bzw. Männern im Auf-
                                        sichtsrat von börsennotierten österreichischen Unternehmen sowie Firmen mit
 "Früh mit der Nachfolge­
                                        mehr als 1.000 Beschäftigten vorsieht. Dass es bei den 50 Firmen des BCG Gender
  planung zu beginnen ist               Diversity Index noch Luft nach oben gibt – weniger als die Hälfte der Unternehmen
      ein Erfolgsfaktor für             erreicht die Quote –, lässt sich dadurch erklären, dass die Zielvorgabe nur für Neu­
  Aufsichts­räte, um genug              bestellungen gilt. Kommt ein Unternehmen dem Gleichstellungsauftrag nicht nach,
       Zeit zu haben, eine              bleibt ein frei gewordenes Mandat unbesetzt.
passende Frau zu finden."
                                        Was die Quote dennoch erreicht hat, ist eine schrumpfende Zahl von Unternehmen,
      MMag. Thomas Schmid,              die sich einen komplett männlichen Aufsichtsrat leisten. Lag der Anteil an Firmen,
Vorstand der Österreichischen           deren Kontrollgremium ausschließlich aus Männern besteht, 2018 noch bei 24 Pro-
              Beteiligungs AG           zent, hat sich dieser Wert 2020 halbiert und beträgt nun zwölf Prozent. Die Zahl der
                                        Aufsichtsräte, die von einer Frau geleitet werden, ist von acht (2019) auf zehn im
                                        Jahr 2020 gestiegen (siehe Abb. 2).

                                        Dass die Top 25 des vorliegenden Index in Bezug auf den Frauenanteil im Aufsichts-
                                        rat besser abschneiden, ist nicht verwunderlich. Die Österreichische Beteiligungs AG
                                        (ÖBAG), welche die Beteiligungen der Republik Österreich an einigen börsennotier-

                                        10                                            Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Abbildung 2 | Frauen sind in fast allen Aufsichtsräten vertreten – leiten diese aber selten

          Aufsichtsräte mit                                         Aufsichtsräte   Frauen
          mindestens einer Frau                                     ohne Frauen     in Aufsichtsräten

  2020      88 %                                                          12 %       Ø 26,1 %

  2019      82 %                                                          18 %       Ø 23,8 %

  2018      76 %                                                          24 %       Ø 20,6 %

                                In den 50 größten Unternehmen gibt es nur zehn weibliche Aufsichtsratsvorsitzende1
                                (2019: acht)

 Anmerkung: Auf Basis der gerankten Unternehmen zum Stichtag 31.12.2020
 Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2018, 2019 und 2020

ten Unternehmen verwaltet und etwa Anteile am Mineralöl- und Gaskonzern OMV,
an der Telekom Austria, der Österreichischen Post sowie an Casinos Austria hält,
drängt beispielsweise bei allen Beteiligungen auf einen Frauenanteil von mindes-
tens 40 Prozent im Aufsichtsrat, wie Thomas Schmid, Vorstand der ÖBAG, erklärt.

Die OMV erreicht etwa aktuell einen Anteil von 38 Prozent: Fünf der 13 Aufsichts-
ratsmitglieder sind weiblich. Im Vorstand liegt die Quote bei 20 Prozent: Auf vier                "Die gesetzliche Quote in
Männer kommt mit Elena Skvortsova als Chief Commercial Officer eine Frau.                         den Aufsichtsräten greift, wir
"Ich bin für eine Quote und für verbindliche Zielvereinbarungen, sonst ist der not-               sind hier auf einem guten
wendige Druck nicht da", sagt der Vorstandsvorsitzende Rainer Seele und ergänzt:
                                                                                                  Weg. Allerdings gibt es viele
"Diversität zu erreichen ist eine Frage des Commitments." Dazu können neben einer
                                                                                                  'Schlupflöcher' – Ausnah­
Quote auch Zielvereinbarungen zwischen dem Aufsichtsrat und dem Vorstand bei-
tragen.                                                                                           men, die Unternehmen
                                                                                                  nutzen, um die Quote nicht
                                                                                                  erfüllen zu müssen. Diese
Vorstand: Große Vergütungslücke zwischen Frauen und Männern                                       müssen geprüft und über­
Nicht nur bei den Anteilen gibt es Nachholbedarf, auch bei den Vergütungen                        arbeitet werden."
­schneiden Frauen in den Machtzentralen der österreichischen Topunternehmen
 unterdurchschnittlich ab: Unter den 25 topvergüteten Vorständen in den analysier-                Dr. Gerald Klenner,
 ten 50 Unternehmen mit einem Einkommen von mehr als 1,6 Millionen Euro jähr-                     Partner bei Egon Zehnder
 lich befindet sich keine einzige Frau. Erst unter den 75 Topverdienern gibt es mit               Ges.m.b.H.
 Professor Elisabeth Stadler von der Vienna Insurance Group eine weibliche Vertre­
 terin. Das bedeutet: Bei denjenigen Vorstandsmitgliedern, die über 1,6 Millionen
 Euro jährlich verdienen, handelt es sich ausschließlich um Männer. Auf den Rängen
 76 bis 175 der bestverdienenden Vorstände Österreichs sind insgesamt zehn Frauen.

Boston Consulting Group                                                                     11
Österreichs dürftige Performance wird besonders deutlich bei einer Gegenüberstel-
                              lung mit anderen europäischen Ländern: Beim Frauenanteil in den Vorständen der
                              50 größten Unternehmen eines Landes belegt Österreich mit 8,9 Prozent von 27 Län-
                              dern den vorletzten Platz. Spitzenreiter sind Rumänien und Estland ( jeweils 32 Pro-
                              zent) sowie Litauen und Bulgarien ( jeweils 30 Prozent) und Lettland (29 Prozent).
                              Frankreich liegt auf Platz 12 (20 Prozent), Spanien auf Rang 17 (16 Prozent) und
                              unsere deutschen Nachbarn auf Platz 24 (zehn Prozent).

                              Wie sehr Österreich hinterherhinkt, zeigt sich im unmittelbaren Vergleich mit
    "Ohne gesellschaft­       Deutschland – einem Land, das selbst im hinteren Viertel des europäischen Ran-
    lichen Druck durch        kings liegt: Die im BCG Gender Diversity Index 2020 analysierten Unternehmen errei-
       breite öffentliche     chen im Durchschnitt 47 Punkte. (Bei 100 Punkten haben Firmen Geschlechter­
Diskussion bewegt sich        parität erzielt, bei null Punkten ist nur ein Geschlecht in Vorstand und Aufsichtsrat
                              vertreten.) Damit hat Deutschland knapp die Hälfte des Weges zur Geschlechter­
  nichts in Österreichs
                              parität zurückgelegt. Die in Österreich betrachteten Unternehmen bringen es hin­
           Vorständen."       gegen im Schnitt auf 33 Indexpunkte und haben somit noch zwei Drittel des Weges
Dipl.Vw. Ingrid Hutmacher,    vor sich. Während Deutschland also – wenn auch mit Trippelschritten – Fortschritte
  Beraterin bei Korn Ferry    macht, bewegt sich Österreich allenfalls im Schneckentempo vorwärts (siehe Abb. 3).
              International

                              2.3 Index 2020: Ein neuer Diversity Champion

                              Der BCG Gender Diversity Index Austria 2020 hat einen neuen Spitzenreiter hervor­
                              gebracht: Erstplatzierter ist das Biotech-Unternehmen Marinomed mit gut 83 Index-
                              punkten (von maximal 100). Die Firma, die vom Ehepaar Grassauer/Prieschl-Gras-
                              sauer geführt wird, war erst 2019 an die Börse gegangen. Im vergangenen Jahr hat
                              das Unternehmen auf sich aufmerksam gemacht, als es ein Coronaviren bekämpfen-
                              des Nasenspray auf den Markt brachte. Dr. Eva Prieschl-Grassauer und Dr. Andreas
                              Grassauer teilen sich den Vorstand mit einem männlichen CFO, der vierköpfige Auf-
                              sichtsrat ist paritätisch besetzt.

                              Marinomed Biotech hat den Vorjahressieger, die Vienna Insurance Group (VIG),
                              auf den zweiten Rang verdrängt. Die Versicherung erreicht 76,4 Punkte – nach
                              90,8 Indexpunkten im Jahr davor. Der Abstieg von Platz eins auf zwei liegt darin
                              begründet, dass die VIG ihren zuvor sechsköpfigen Vorstand um einen siebten
                              ­Posten erweitert und diesen mit einem Mann besetzt hat. Zum gleichen Zeitpunkt
                               schied die Vorständin für Controlling, IT und Recht, Dr. Judit Havasi, aus und wurde
                               CEO einer Tochtergesellschaft, der Donau Versicherung.

                              Auf Platz drei des Rankings folgt der Textilhersteller Wolford mit 75,7 Indexpunkten
                              (2019: 80,6 Punkte). Das Bregenzer Unternehmen wird von einem zweiköpfigen Vor-
                              stand geführt, dem Operativvorstand Andrew Thorndike sowie der Kreativvorstän-
                              din Silvia Azzali. Der sechsköpfige Aufsichtsrat ist paritätisch besetzt, wobei mit
                              Dr. Junyang Shao eine Frau den Vorsitz innehat.

                              Platz vier belegt der Leiterplattenhersteller AT & S Austria Technologie & System-
                              technik mit 64,0 Punkten, gefolgt von der BKS Bank (62,4 Punkte).

                              12                                 Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Abbildung 3 | Der Handlungsbedarf ist hoch: Beim Frauenanteil in Vorständen
 2020 liegt Österreich im EU-Vergleich1 auf dem vorletzten Platz

                                      Frauenanteile in den Vorständen2
  1               Rumänien                                                                               32 %
  2               Estland                                                                                32 %
  3               Litauen                                                                            30 %
  4               Bulgarien                                                                          30 %
  5               Lettland                                                                          29 %
  6               Slowenien                                                                  26 %
  7               Schweden                                                                 25 %
  8               Finnland                                                               24 %
  9               Ungarn                                                                 24 %
  10              Irland                                                               23 %                             "An diesem Länderranking
  11              Niederlande                                                          23 %                             sieht man, dass Geschlechter­
  12              Frankreich                                                      20 %
                                                                                                                        parität viel mit der Kultur
                                                                                                                        und dem Selbstverständnis
  13              Malta                                                           20 %
                                                                                                                        zu tun hat, die in einem Land
  14              Dänemark                                                     19 %                                     vorherrschen. Bilder, die die
  15              Zypern                                                   17 %                                         Gesellschaft formen, setzen
  16              Griechenland                                             17 %                                         sich in den Köpfen fest – und
  17              Spanien                                                 16 %
                                                                                                                        prägen den Weg vieler
                                                                                                                        Frauen."
  18              Portugal                                              15 %
  19              Slowakei                                           14 %                                               Mag. Bettina Glatz­Kremsner,
                                                                                                                        Generaldirektorin der Casinos
  20              Belgien                                            14 %                                               Austria AG und Vorstands-
  21              Polen                                              14 %                                               vorsitzende der Österreichischen
                                                                                                                        Lotterien GmbH
  22              Italien                                          13 %
  23              Tschechien                                     12 %
  24              Deutschland3                               10 %
  25              Kroatien                                   10 %

 26               Österreich4                            8,9 %

  27              Luxemburg                          6%

 1
   EU-Länder per 2020, erstes Halbjahr 2 Für Länder mit einem "One Tier"-Board wurden nur Executive-
 Board-Mitglieder betrachtet 3 BCG Gender Diversity Index 2020 Germany 4 BCG Gender Diversity Index Austria 2020
 Quelle: Gender Statistics Database (GSD) of The European Institute for Gender Equality (EIGE);
 Auswahl: die 50 größten börsennotierten Unternehmen je Land

Boston Consulting Group                                                                                            13
Die größten Fortschritte unter den Vorjahres-Top-25 haben Marinomed (+ 17,5 Punk-
      "Im Executive Search     te), Erste Group Bank (+ 13,1 Punkte) sowie OMV (+ 11 Indexpunkte) erzielt. Der
     fördern wir Diversität,   Sprung von den hinteren 25 auf einen der vorderen Plätze gelang drei Unterneh-
 indem wir in jeder Phase      men: Der Kautschukhersteller Semperit verbesserte sich von Platz 26 auf Rang 10
                               (+ 20,1 Punkte), FACC, ein Unternehmen der Aerospace-Industrie, machte einen Satz
   der Suche einen klaren
                               von Rang 35 auf 13 (+ 17,5), und die Stadlauer Malzfabrik steigerte ihre Punktzahl
   Fokus darauf legen. Wir
                               von 0 auf 33,3, womit das Unternehmen nun Rang 25 belegt.
     dokumentieren Beset­
zungsprozesse genau und        Die Schlusslichter des Rankings bilden sechs Unternehmen, in deren Vorstand und
  gehen alle erdenklichen      Aufsichtsrat keine einzige Frau vertreten ist: Mayr-Melnhof Karton, Pierer Mobility,
  Extrameilen, um bis zur      Rosenbauer International, Unternehmens Invest, Warimpex Finanz- und Beteili-
        finalen Besetzungs­    gungs AG sowie die Wiener Privatbank (siehe Abb. 4).
    entscheidung auf jeder
   Stufe zu gleichen Teilen
                               2.4 Handlungsempfehlungen: Früh ansetzen und Ziele
  weibliche wie männliche
                               verbindlich formulieren
       Talente anzubieten."
         DDr. Sabine Aigner,   Von den Besten lernen: Zahlreiche BCG-Studien zeigen, wo die Erfolgsfaktoren der
  Partner bei Spencer Stuart   Unternehmen liegen, die in den vergangenen Jahren die größten Fortschritte in
                               Sachen Geschlechterdiversität erzielt haben. Es sind vor allem drei Hebel, an denen
                               Arbeitgeber ansetzen sollten, um zügig aufzuholen:

                               •     Frühzeitige Förderung von Frauen – dadurch füllt sich die Talent-Pipeline mit
                                     vielfältigem Nachwuchs.

                               •     Verbindliche Zielgrößen – diese sorgen für kontinuierlichen Fortschritt bei der
                                     Geschlechterparität.

                               •     Frauen in Schlüsselpositionen – von ihnen geht Signalwirkung im gesamten
                                     Unternehmen aus.

                               Frauenkarrieren so früh wie möglich fördern
                               Vielfalt beginnt an der Basis. Der Frauenanteil in Führungspositionen müsste sich in
                               Österreich verdoppeln, damit Unternehmen für Vorstandsbestellungen aus einem
                               paritätischen Pool schöpfen können. Doch das allein genügt nicht: Unternehmen
                               müssen auch willens sein, Frauen in verantwortungsvolle Positionen und exponierte
                               Ämter zu bringen. Umgekehrt sollten weibliche Nachwuchskräfte sich bietende
                               Gelegenheiten am Schopf packen und sich Aufgaben zutrauen – auch wenn die
                               Anforderungen möglicherweise eine Nummer zu groß scheinen. Die Topmanagerin
                               Bettina Glatz-Kremsner erinnert sich im Gespräch mit BCG an ihren eigenen Werde-
                               gang: "Ich wäre meinen Weg sicherlich nicht so gegangen, wenn ich ständig überlegt
                               hätte, ob es in Ordnung ist, mich für einen bestimmten Job zu bewerben." Ihre Ziel-
                               strebigkeit hat sich ausgezahlt: Heute ist Glatz-Kremsner Generaldirektorin der
                               ­Casinos Austria, Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Lotterien sowie Auf-
                                sichtsratsvorsitzende der börsennotierten EVN AG.

                               Bemerkenswerterweise gibt es heute schon viermal so viel Potenzial in der Talent-
                               Pipeline der Top-50-Unternehmen Österreichs, wie sich in deren Vorständen wider-

                               14                                   Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Abbildung 4 | Ergebnisse des BCG Gender Diversity Index Austria 2020
             2018 2019 2020          Unternehmen                                           2018         2019       2020
              N/A     4        1     Marinomed AG                                          #N/A         65,9        83,4
               2      1        2     Vienna Insurance Group AG                             88,4         90,8        76,4
               1      2        3     Wolford AG                                            89,8         80,6        75,7
               3      3        4     AT & S Austria Technologie & Systemtechnik AG         69,2         69,1        64,0
               4      5        5     BKS Bank AG                                           64,7         63,1        62,4
              N/A    N/A       6     Ottakringer Getränke AG                               #N/A         #N/A        62,2
               7      9        7     Erste Group Bank AG                                   42,3         46,1        59,2
               9      6        8     Wienerberger AG                                       41,3         59,0        57,0
              14      11       9     OMV AG                                                38,5         42,2        53,2
              29      26      10     Semperit AG Holding                                   28,3         31,1        51,2
              19      7       11     Frauenthal Holding AG                                 33,0         48,2        47,8
               5      10      12     Oberbank AG                                           46,2         44,8        45,8
              35      35      13     FACC AG                                               16,7         26,6        44,1
              13      20      14     S Immo AG                                             39,2         37,0        42,3
              21      17      15     Bank für Tirol und Vorarlberg AG                      33,0         38,1        41,6
              20      24      16     Uniqa Insurance Group AG                              33,0         35,2        41,2
              10      14      17     Verbund AG                                            39,5         39,2        40,0
              12      15      18     Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG              39,4         38,9        39,9
              16      16      19     EVN AG                                                35,1         38,6        39,1
               6      12      20     Österreichische Post AG                               43,0         41,0        37,9
              32      19      21     voestalpine AG                                        24,7         37,3        37,2
              11      13      22     Raiffeisen Bank International AG                       39,5         39,3        36,9
              17      23      23     Manner Josef & Comp. AG                               34,6         35,3        34,3
              18      31      24     Telekom Austria AG                                    33,4         29,5        33,4
              41      42      25     Stadlauer Malzfabrik AG                                0,0          0,0        33,3
              24      21      26     Andritz AG                                            31,7         35,9        33,0
               8      8       27     Polytec Holding AG                                    41,4         47,7        32,5
              22      18      28     UBM Development AG                                    32,6         37,3        30,6
              28      25      29     Burgenland Holding AG                                 28,7         32,2        30,5
              41      39      30     DO & CO AG                                             0,0         12,5        30,4
              33      34      31     STRABAG SE                                            24,7         26,6        29,3
              15      22      32     Gurktaler AG                                          35,4         35,4        29,2
              37      41      33     Zumtobel Group AG                                     13,5         11,1        29,1
              30      32      34     Kapsch TrafficCom AG                                    28,2         28,2        28,2
              25      28      35     Rath AG                                               31,3         30,6        28,1
              41      42      36     Agrana Beteiligungs­AG                                 0,0          0,0        25,7
              26      30      37     Porr AG                                               29,6         30,2        25,4
              27      29      38     Flughafen Wien AG                                     28,8         30,4        22,1
              31      33      39     Lenzing AG                                            26,0         27,2        20,4
              39      39      40     Immofinanz AG                                           5,6         12,5        17,0
              38      27      41     CA Immobilien Anlagen AG                              11,5         30,9        16,7
              34      36      41     BAWAG Group AG                                        18,2         16,7        16,7
              39      37      43     Palfinger AG                                            5,6         13,6        16,6
              36      38      44     AMAG Austria Metall AG                                15,3         12,7        15,4
              41      42      45     Mayr­Melnhof Karton AG                                 0,0          0,0         0,0
              41      42      45     Pierer Mobility AG1                                    0,0          0,0         0,0
              41      42      45     Rosenbauer International AG                            0,0          0,0         0,0
              41      42      45     Unternehmens Invest AG                                 0,0          0,0         0,0
              41      42      45     Warimpex Finanz­ und Beteiligungs AG                   0,0          0,0         0,0
              41      42      45     Wiener Privatbank                                      0,0          0,0         0,0
  #   Unternehmen neu im GDI 2020/nicht im Index 2019
      Verbesserung > 3 Punkte      Änderung < ± 3 Punkte                  Verschlechterung < 3 Punkte          Änderung > ± 10 Punkte
 1
  Vormals KTM Industries AG
 Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2018 und 2019 und 2020; GDI 2020

Boston Consulting Group                                                                                 15
Abbildung 5 | Talent-Pipeline mit vielfältigem Nachwuchs für Top-Führungsebenen füllen

         Ø Frauenanteil (in %)

          Vorstand              6%

                                                                                                                      Ca.
                                                                                                                4× so viel
                                                                                                                  Potenzial

          Führungskräfte                                                                          25 %

        Anmerkung: Datenanalyse zu Unternehmen, die in 2020 eine Angabe zum Frauenanteil an Führungskräften im Unternehmen gemacht haben (n = 32)
        Quelle: Geschäftsberichte 2019

                                         spiegelt. Geeignete Frauen sind also im eigenen Unternehmen vorhanden – und die
                                         Entscheider im Topmanagement täten gut daran, ihnen herausfordernde Aufgaben
                                         anzuvertrauen und ihnen dieselben Entwicklungsmöglichkeiten zu geben wie ihren
       "Übernehmen Frauen                männlichen Kollegen.
    wichtige Aufgaben, sollte
       ihre Funktion auch im             In manchen Unternehmen ist diese Erkenntnis inzwischen angekommen: "Das Pro­
       Organigramm sichtbar              blem liegt in der Pipeline. Der Talent-Nachwuchs muss frühzeitig gefördert werden",
       werden. Oftmals leiten            betont Andreas Matthä, CEO der ÖBB-Holding. Wer das mache, habe eine gute Aus-
      Managerinnen wichtige              gangsposition, um auch ambitionierte Diversitätsziele zu verwirklichen. "Ich sehe im
                                         Wesentlichen zwei Hebel, um ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Män-
     Projekte, ohne sich eine
                                         nern in den Top-Positionen zu erreichen: gezieltes Recruiting sowie kontinuierliche
 Stelle mit Linienverantwor­             Förderung von Frauen intern", sagt Matthä.
   tung zu sichern. Wer sich
   allerdings nur von Projekt
      zu Projekt bewegt ohne             Firmen brauchen verbindliche Zielgrößen für größere Fortschritte
  den Führungsanspruch zu                Die 2018 eingeführte Frauenquote für Aufsichtsräte wirkt: Mehr als die Hälfte aller
stellen, wird nicht so schnell           aktuell in österreichischen Aufsichtsräten amtierenden Frauen wurden seit diesem
        ein Vorstandsmandat              Zeitpunkt berufen. Der Anteil der weiblichen Aufsichtsratsmitglieder, die schon vor
                                         2014 ein Mandat hielten, beträgt dagegen deutlich weniger als ein Drittel (siehe
                 bekommen."
                                         Abb. 6).
 Mag. PhDr. Susanne Höllinger,
  u. a. Aufsichtsratsvorsitzende         Und auch das Beispiel unserer deutschen Nachbarn beweist, wie wichtig Zielgrößen
der Flughafen Wien AG und der            sind. Deutschland belegt im Europa-Ranking nach Frauenanteil im Vorstand Platz
 NÖ Landesgesundheitsagentur             24 und liegt damit nur zwei Plätze vor Österreich. Allerdings sind die Weichen stär-
                                         ker in Richtung Verbesserung gestellt, wie der Indexdurchschnitt von 47 Punkten
                                         (Österreich: 33 Punkte) der 100 im BCG Gender Diversity Index Germany 2020 analy-

                                         16                                           Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Abbildung 6 | Mehr als die Hälfte aller Frauen in österreichischen Aufsichtsräten wurden
  seit 2018 berufen

  Berufungsjahr aktueller Aufsichtsratsmitglieder

                                      9%
  Vor 2012
                                    28 %

                                    20 %                                                                           Anteil an amtierenden
  2012 bis 2014                                                                                                    Frauen
                                    18 %
                                                                                                                   Anteil an amtierenden
                                    17 %                                                                           Männern
  2015 bis 2017
                                    28 %

                                    54 %
  2018 bis 2020
                                    26 %

  Anmerkung: Beginn der Amtszeit bezieht sich auf Erstberufung in den Aufsichtsrat, gerundet auf Jahre; Stichtag August 2020; analysiert wurden
  454 Aufsichtsratsmitglieder, für die die entsprechenden Daten verfügbar sind
  Quelle: BoardEx; BCG Gender Diversity Index Austria 2020

sierten Unternehmen belegt. Aus der Studie geht hervor, dass Unternehmen, die sich
eine Zielgröße für Frauen im Vorstand setzen, einen dreimal so hohen Frauenanteil
erreichen wie jene, die keinen klar definierten Wert anstreben. Zusätzlich sorgt in
Deutschland ein verpflichtendes Reporting der Frauenanteile in Aufsichtsrat, Vor-
stand sowie in den beiden Ebenen unterhalb des Vorstands für Transparenz und                                         "Diversität ist in Österreich
Verbindlichkeit.                                                                                                     sicherlich präsenter als
                                                                                                                     noch vor drei, vier Jahren.
Manche Aufsichtsräte und Personalberater würden sogar noch einen Schritt weiter                                      Dennoch passiert noch viel
gehen. Statt Zielgrößen lediglich zu formulieren und zu veröffentlichen, sollte sich
                                                                                                                     zu wenig, vor allem die
der Diversitätserfolg oder -misserfolg ihrer Auffassung nach auch auf den Geldbeu-
tel der Entscheider auswirken: "Frauenförderung muss ein Teil des variablen Ein-
                                                                                                                     Entwicklung in den
kommens der Vorstände werden", fordert beispielsweise Brigitte Ederer, Aufsichts­                                    Vorständen ist
rätin bei der ÖBB-Holding, der Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment,                                               dramatisch."
Marinomed Biotech und anderen Unternehmen.
                                                                                                                     Mag. Brigitte Ederer,
                                                                                                                     Multi-Aufsichtsrätin
Frauen in Schlüsselpositionen haben Signalwirkung
Unsere Analysen zeigen, dass es einen starken Zusammenhang zwischen einem
hohen Frauenanteil im Aufsichtsrat und jenem im Vorstand gibt: Unternehmen,
­welche die Quote im Aufsichtsrat erfüllen, haben einen mehr als doppelt so hohen
 Frauenanteil im Vorstand wie jene Unternehmen, bei denen die Quote im obersten
 Kontrollgremium verfehlt wird (13 Prozent vs. sechs Prozent).

Boston Consulting Group                                                                                       17
Umso bedauerlicher ist es, dass weniger als die Hälfte der 50 untersuchten Konzerne
                                    den vorgeschriebenen Frauenanteil im Aufsichtsrat erreichen. Ganze 28 Unterneh-
                                    men bleiben hinter der gesetzlich vorgeschriebenen Zielgröße zurück.

Abbildung 7 | Unternehmen mit erfüllter Frauenquote im Aufsichtsrat haben im Schnitt einen doppelt
so hohen Frauenanteil im Vorstand – im Vergleich zu jenen ohne erreichte Aufsichtsratsquote

Von 50 Unternehmen                     22 Unternehmen erreichen                         28 Unternehmen erreichen
im Index:                              die Aufsichtsratsquote                           die Aufsichtsratsquote nicht

             Aufsichtsrat                                    Gesetzliche    Parität                     Gesetzliche    Parität
                                                             Quote (30 %)   (50 %)                      Quote (30 %)   (50 %)

                                          39 %                                           16 %

             Vorstand                  Durchschnitt                         Parität     Durchschnitt                   Parität
                                       gesamt (9 %)                         (50 %)      gesamt (9 %)                   (50 %)

                                       13 %                                              6%

Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2020, Stichtag 31.12.2020

                                    18                                         Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Fazit

      3

20       Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Der Handlungsbedarf ist enorm. Im Topmanagement der 50 größten börsennotier-
ten österreichischen Unternehmen tut sich im Hinblick auf Geschlechterparität viel
zu wenig. Erneut ist der Frauenanteil im Vorstand mit 1,3 Prozentpunkten nur
mäßig gestiegen. Nicht einmal jedes elfte Vorstandsmitglied ist weiblich. Dieser lang-
same Fortschritt sorgt dafür, dass Österreich im europäischen Vergleich weit abge-
schlagen ist: Während Rumänien mit einem fast viermal so hohen Vorstands-Frauen­
anteil als Klassenbester glänzt, ziehen wir mit einem "Nicht Genügend" davon:
Österreich, Fünf – setzen!

Allein das sollte den Unternehmen Ansporn genug sein, ihre Diversitätsbemühun-
gen deutlich zu erhöhen. Die Talent-Pipelines sind bereits gut gefüllt, wie der vor­
liegende BCG Gender Diversity Index Austria zeigt. Hier gilt es weiterzumachen. Das
heißt: Auf jeder Ebene sollten Männer und Frauen zu gleichen Teilen für Beförde-
rungen berücksichtigt werden, bis in den Vorstand hinein – fachliche und persön­
liche Eignung sowohl bei den weiblichen als auch den männlichen Kandidaten
natürlich vorausgesetzt. Zugleich ist es von Vorteil, wenn Beförderungs-, Nominie-
rungs- oder Auswahlausschüsse diverser und auch jünger besetzt sind.

Personalberater und Führungskräfte sprechen immer wieder davon, dass Frauen
und Männer unterschiedlich an neue Herausforderungen herangehen. Auch dieser
Aspekt sollte daher in der Führungskräfteentwicklung berücksichtigt werden: Wenn
Frauen sich die nächste Position noch nicht zutrauen, weil sie tendenziell perfektio-
nistischer veranlagt sind als Männer und eher danach suchen, welche Qualifikatio-
nen ihnen für den nächsten Schritt noch fehlen, sollten Personaler bewusst darauf
eingehen. Und mehr noch: Auch vor einer Babypause sind gezielte Gespräche sinn-
voll, damit hoffnungsvolle Kandidatinnen nicht in die Teilzeit abwandern – oder dem
Unternehmen ganz den Rücken kehren. Bei Casinos Austria und den Österreichischen
Lotterien führen Personaler mit den Mitarbeiterinnen vor ihrer Elternkarenz ein
Gespräch darüber, was längere Auszeiten oder eine Rückkehr in Teilzeit für ihre
weitere Laufbahn und für ihre Altersvorsorge bedeuten. "Unsere Personalabteilung
rechnet das den Frauen für eine informierte Entscheidung regelrecht vor", berichtet
Bettina Glatz-Kremsner, Generaldirektorin des Unternehmens.

Solche Maßnahmen sollten allerdings nicht zu der irrtümlichen Annahme verleiten,
dass Geschlechterdiversität nur weibliche Berufstätige betrifft. Vielmehr muss ein
gesamtgesellschaftlicher Wandel stattfinden, der auch die Männer einbezieht. Wenn
Frauen und Männer sich im Job auf Augenhöhe bewegen, sollten sie dies auch im
Privaten tun. "Männer haben in Österreich immer noch eher das Recht beziehungs-
weise meist auch die Verpflichtung, ständig für die Arbeit verfügbar zu sein", sagt

Boston Consulting Group                                                            21
Ingrid Hutmacher von Korn Ferry. Im Ergebnis fehlt Männern die Zeit für Kinder­
betreuung oder Arbeiten im Haushalt. Die Personalberaterin schlägt daher vor, dass
Unternehmen die Gelegenheit nutzen und dem Trend folgend vergleichbare Teil-
zeitmodelle für Männer entwickeln.

Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding, hält es ebenfalls für zeit-
gemäß, Diversitätsmaßnahmen für beide Geschlechter anzubieten: "Mir geht es
auch darum, die gesellschaftlichen Einstellungen zu verändern", betont er. Daher
fokussieren die Österreichischen Bundesbahnen ihre Aktivitäten nicht nur auf
­Frauen, sondern bestärken auch Väter, ebenfalls in Elternzeit zu gehen. Zwar gilt der
 Rechtsanspruch auf Elternkarenz in Österreich für Frauen wie für Männer, doch nut-
 zen noch immer eher die Mütter diese Möglichkeit, sich um ihr Kind zu kümmern.6
Die Österreichischen Bundesbahnen wollen ein Umdenken bewirken, indem sie
etwa männliche Role Models in Elternzeit auf ihrer Website oder in internen Foren
vorstellen und von ihren Erfahrungen berichten lassen.

All dies macht deutlich: Es mangelt nicht an Best Practices, Erkenntnissen und
Ideen. Nun wird es Zeit für die Umsetzung. Damit wir im kommenden Jahr von
erfreulichen Fortschritten berichten können.

6
    Die aktuell verfügbaren Zahlen datieren aus dem Jahr 2018: Laut Bundesrechnungshof entfallen lediglich 4,5 Prozent der genehmigten
    Anspruchstage des Kinderbetreuungsgeldes auf Männer.

22                                                      Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Methodik

      4

24       Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Die vorliegende Studie besteht aus zwei Teilen:

1. Der BCG Gender Diversity Index aus Frauenquote in Vorstand und Aufsichtsrat
   sowie aus der relativen Vergütung von Frauen und Männern in diesen Gremien
   stellt eine Sekundärdatenerhebung dar (siehe dazu auch die weiteren Erläute-
   rungen).

1. Die ergänzenden Beispiele und Zitate stammen aus qualitativen Interviews, die
   BCG zwischen Oktober 2020 und Jänner 2021 mit ausgewählten Vorständen, Auf-
   sichtsräten und Personalberatern geführt hat.

4.1 Index

Der Index misst den Grad der Geschlechtergleichheit in österreichischen Unterneh-
men. Entwickelt wurde die Kennzahl von der Boston Consulting Group in Zusam-
menarbeit mit der Technischen Universität München. Für die Berechnung des Index
wurden die 50 größten österreichischen Unternehmen nach Marktkapitalisierung
zum Stichtag 31. Dezember 2020 herangezogen.

Weitere Kriterien für die Aufnahme in den Index waren:

•   Die Firmen haben ihren Hauptsitz in Österreich und sind im Prime-Market oder
    Standard-Market (ATX, ATPX, WBI) gelistet.

•   Alle zur Berechnung des Index benötigten Daten müssen öffentlich verfügbar
    sein, das heißt, die Vergütungsdaten aller Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder
    sind für alle Personen separat im Jahresbericht ausgewiesen, sofern die Vergü-
    tungspunktzahl nicht auf andere Weise ersichtlich ist.

•   Die einzelnen Vergütungskomponenten müssen nicht separat ausgewiesen
    ­werden, da vor allem für den Aufsichtsrat häufig nur die Summe genannt wird.

Die Indexberechnung erfolgt durch eine gleichwertige Analyse der beiden Haupt-
komponenten Frauenanteil in Führungspositionen sowie Vergütungsanteil von
­Frauen, die jeweils für die zwei Subkomponenten Vorstand und Aufsichtsrat berech-
 net werden. Die vier Subkomponenten fließen zu gleichen Teilen von je 25 Prozent
 in die Gesamtpunktzahl ein.

Boston Consulting Group                                                             25
4.2 Frauenanteil

Als Datenbasis dienten die Informationen des Datenbankunternehmens BoardEx
sowie der Unternehmenswebsites. Die BoardEx-Daten wurden mit den auf den
Unternehmenswebsites verfügbaren aktuellen Besetzungen abgeglichen, sodass sie
zum Stichtag 31. Dezember 2020 aktuell waren. Ehrenmitglieder im Aufsichtsrat
wurden ausgeschlossen, Staatskommissare inkludiert.

Punktevergabe beim Frauenanteil
Die beiden quantitativen Komponenten wurden so konzipiert, dass sie Frauen und
Männer gleichermaßen berücksichtigen, denn die volle Punktzahl wird nur dann
erreicht, wenn es genauso viele Frauen wie Männer im jeweiligen Gremium gibt.
Dabei wird die jeweils kleinere Gruppe eines Geschlechts durch die größere Gruppe
des anderen Geschlechts dividiert. Unternehmen erreichen also die volle Punktzahl
bei einem Geschlechterverhältnis von 50 : 50. Die Punkte werden berechnet, indem
der prozentuale Anteil mit 2 multipliziert wird, sodass die Maximalpunktzahl 100
beträgt. Die Punktzahl wird dann bei Eingang in die Gesamtpunktzahl jeweils mit
0,25 multipliziert.

4.3 Vergütung

Als Datenbasis wurde der letzte verfügbare Geschäftsbericht verwendet. Bei den
meisten Unternehmen handelt es sich dabei um das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis
zum 31. Dezember 2019.

Da jedes Unternehmen jede Position im Vorstand und im Aufsichtsrat unterschied-
lich vergütet, wurden die Durchschnittszahlungen über alle Vergütungskomponen-
ten beider Geschlechter zueinander in Relation gesetzt, um diese über sämtliche
Unternehmen hinweg miteinander vergleichen zu können.

Falls zwischen Zuwendungen und Zuflüssen unterschieden wurde: Als Vergütung
wurden tatsächliche Zuflüsse betrachtet, wie in den Geschäftsberichten ausgewie-
sen. Es wurde nur der Zufluss vom Konzern, nicht der von Tochterunternehmen
berücksichtigt. Als Vergütung wurde die Summe aller Vergütungskomponenten
betrachtet. Beim Vorstand sind dies Festvergütung, Nebenleistungen, einjährige
­variable Vergütung, mehrjährige variable Vergütung, Pensionsaufwand und Sonder-
 zahlungen. Beim Aufsichtsrat sind es Festvergütung, Ausschussvergütung, Sitzungs-
 geld und variable Vergütung, sofern ausgewiesen.

Beim Vergütungsanteil ist das Ziel 100 Prozent Vergütungsgleichheit; für jeden Pro-
zentpunkt gibt es einen Indexpunkt. Beträgt das Gehalt von Frauen beispielsweise
78 Prozent des Gehalts der Männer, gibt es dafür 78 Punkte in dieser Subkompo­
nente. Dazu wird zunächst der Durchschnitt der Männer und jener der Frauen eines
Unternehmens berechnet und dann der kleinere Durchschnitt zum größeren ins Ver-
hältnis gesetzt. Da der Grad der Geschlechtergleichheit ermittelt werden soll, kann
ein Unternehmen auch weniger Punkte bekommen, wenn die Frauen im Schnitt
besser vergütet werden als die Männer.

26                                Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Punktevergabe bei der Vergütung
Die beiden qualitativen Komponenten wurden so konzipiert, dass sie Frauen und
Männer gleichermaßen berücksichtigen, denn die volle Punktzahl wird nur dann
erreicht, wenn Männer und Frauen gleich hoch vergütet werden. Dabei wird die
jeweils kleinere Durchschnittsvergütung eines Geschlechts durch die größere
­Durchschnittsvergütung des anderen Geschlechts dividiert. Der Vergütungsanteil
 in Prozent kann dabei 1 : 1 in Punkte übersetzt werden, sodass auch hier die
 ­Maximalpunktzahl 100 beträgt. Die Punktzahl wird dann bei Eingang in die
  ­Gesamtpunktzahl jeweils mit 0,25 multipliziert.

    Abbildung 8 | Methodik der Indexberechnung: Zwei Hauptkomponenten als Basis gewählt

                                          Auswahl von 50 Unternehmen                                    – Hauptsitz in Österreich
                         1. Listung im Prime­ oder Standard­Market an der Wiener Börse
                            (ATX, ATPX, WBI) mit Hauptsitz in Österreich
                         2. Auswahl der 50 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung
                            zum Stichtag 31. Dezember 2019, für die Vergütungsdaten
                            verfügbar waren

                                                                                                      Der Index baut auf zwei
                                                       Index                                          Hauptkomponenten auf
                                                                                                       • Quantität (Frauenanteil)
                                   1/2                                           1/2                   • Qualität (Funktionsvergütungen
                    1                                        2                                        Über Vergütung wird die Bedeutung
    Hauptkom­                 Frauenanteil in
                                                                     Funktionsvergütungen             einer Position erfasst,
     ponenten               Führungsfunktionen
                                                                                                      sowohl im Vorstand als auch im
                           1/2                  1/2                 1/2                   1/2         Aufsichtsrat
                   1.1                                1.2   2.1                                 2.2   Verknüpfung der Subkomponenten
                        Aufsichtsrat %   Vorstand %               Aufsichtsrat      Vorstand          erfolgt über Gleichgewichtung1
                                                                                                      Gleiche Berechnungslogiken
                                                                                                      für Vorstand und Aufsichtsrat
         Subkom­
        ponenten                                                                                      BCG­Analyse für Vorstand und Auf­
                                                                                                      sichtsrat auf Datenbasis von BoardEx
                                                                                                      (für Frauenanteilskomponenten) und
                          Prozentualer Frauenanteil                Verteilung der Vergütungen         der aktuell verfügbaren Geschäfts-
                                im Gremium                           zwischen Männern                 berichte (für Vergütungskomponenten)
                                                                           und Frauen                 per 31. Dezember 2020

    1
     Keine wissenschaftliche Begründung vorhanden, warum Aufsichtsrat wichtiger sein sollte als Vorstand oder umgekehrt; daher Gleichgewichtung
    der Komponenten

Personenauswahl
Von der Komponente Vergütung wurden folgende Personen ausgeschlossen:

•       Personen, die weniger als drei Monate im Amt waren,

•       Personen, die freiwillig auf ihre Vergütung verzichtet oder aus anderen Gründen
        keine Vergütung erhalten haben, sowie

•       Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat.

Boston Consulting Group                                                                                       27
Hochrechnungen
Wenn ein Mitglied des Aufsichtsrats oder des Vorstands nicht das ganze Geschäfts-
jahr im Amt war, wurde sein Gehalt auf ein Jahresgehalt hochgerechnet. Die Amts-
zeit wurde dabei auf den halben bzw. ganzen Monat wie folgt gerundet:

       Eintrittsdatum                                 Austrittsdatum

       1. – 7.          Ganzer Monat                  1. – 7.          Nicht gezählt

       8. – 21.         Halber Monat                  8. – 21.         Halber Monat

       22. – Ende       Nicht gezählt                 22. – Ende       Ganzer Monat

•     Im Vorstand: Bei Mitgliedern, die nicht das ganze Jahr berufen waren, wurden
      alle Gehaltskomponenten außer der mehrjährigen variablen Vergütung (MVV)
      sowie Abfindungen auf ein Jahr hochgerechnet (MVV nicht hochgerechnet, da
      diese Vergütung im Fall eines Rücktritts in der Regel für das ganze Jahr ausbe-
      zahlt wird).

•     Im Aufsichtsrat: Bei Mitgliedern, die nicht das gesamte Jahr in dem Gremium
      waren, wurden alle Gehaltskomponenten hochgerechnet. Dabei wurden nur Per-
      sonen berücksichtigt, die länger als drei Monate im Amt waren – nur dann wur-
      de ihr Gehalt auf ein Jahresgehalt hochgerechnet.

•     Die Position einer Person wurde bei der Hochrechnung nicht berücksichtigt. Das
      bedeutet, dass bei unterjährigem Wechsel im Vorstandsvorsitz auch CEO-Gehäl-
      ter hochgerechnet wurden. Dies kann dazu führen, dass in bestimmten Fällen
      mehrere CEO-Gehälter in den Durchschnitt einfließen.

•     Auch andere Positionswechsel wurden nicht berücksichtigt, beispielsweise die
      Ernennung zum CFO, die Übernahme eines weiteren Ressorts oder die Berufung
      zum Aufsichtsratsvorsitzenden.

Durchschnittsberechnung
Alle Durchschnitte für weitere Analysen wurden auf Firmenbasis gerechnet: Zuerst
wurde der Durchschnitt für die einzelnen Firmen berechnet und danach der Schnitt
der 50 Unternehmen kalkuliert.

Ein Beispiel für dieses Vorgehen: Für die Berechnung des durchschnittlichen Ver­
gütungsverhältnisses wurden nur diejenigen Unternehmen berücksichtigt, die im
entsprechenden Geschäftsjahr eine Vergütung für Frauen im jeweiligen Gremium
ausgezahlt haben.

28                                     Woman Up – BCG Gender Diversity Index Austria 2020
Für die durchschnittliche Vergütung bestimmter Positionen wurde zunächst der
Durchschnitt dieser Position für die einzelnen Firmen berechnet und danach der
Schnitt über alle 50 bzw. über alle Unternehmen mit Frauen im Vorstand kalkuliert.

Amtszeit
Die Amtszeit wurde für alle Personen berechnet, die zum Stichtag 31. Dezember
2020 im Amt waren. Als Quelle für das Startdatum in der jeweiligen Position wurde
BoardEx verwendet und die Angaben anhand der auf Firmenwebsites verfügbaren
Lebensläufe und Pressemitteilungen überprüft.

Quellen
Die Daten zur Berechnung des BCG Gender Diversity Index Austria 2020 wurden aus
folgenden Quellen bezogen:

Letzte verfügbare Geschäftsberichte zum Stichtag 31. Dezember 2020 (für die Mehr-
heit der Unternehmen handelt es sich um das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis zum
31. Dezember 2019), Unternehmenswebsites, Pressemitteilungen, BoardEx,
Capital IQ.

Zusätzliche Quellen werden im Text und in den Abbildungen bzw. in den Fußnoten
ausgewiesen.

Bei Fragen zur Methodik wenden Sie sich gern an die Studienautor(inn)en.

Boston Consulting Group                                                           29
Über die Autor(inn)en

Dr. Lukas Haider ist Managing Director and Partner und leitet die Wiener Nieder­
lassung der Boston Consulting Group. Er ist Mitglied der BCG-Praxisgruppen Financial
Institutions und Operations. haider.lukas@bcg.com

Dr. Sabine Stock ist Managing Director and Partner in der Wiener Niederlassung der
Boston Consulting Group. Sie ist Expertin für die Branchen Energie und Infrastruktur
und Kernmitglied der BCG-Praxisgruppe Operations. stock.sabine@bcg.com

Karin Schetelig ist Principal in der Wiener Niederlassung der Boston Consulting
Group. Ihr Fokus liegt auf dem öffentlichen Sektor. schetelig.karin@bcg.com

Danksagung

Die Autor(inn)en sind dankbar für die Unterstützung vieler Menschen, die ihre Exper­
tise in diese Studie eingebracht und daran mitgewirkt haben. Dazu gehören Nicole
Voigt, Marcus van der Vegte, Faina Karlitski, Dominik Hofer, Thomas Zschocke,
­Andreas Benn, Stefan Ulrich und Laura Dießl.

Für weiteren Kontakt

Wenn Sie die Studie und deren Ergebnisse diskutieren möchten, wenden Sie sich gern
an die Autor(inn)en.

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Für weitere Informationen oder die Erlaubnis zum Nachdruck wenden Sie sich bitte direkt an BCG (permissions@bcg.com).
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