WORKSHOP ZU "MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN": VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN
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WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN
IMPRESSUM HERAUSGEBER/BILDNACHWEIS TEXTE/REDAKTION Der Workshop zu „Müllmanagement auf Großveranstaltung“ hat im Rahmen des Kathrin Lohmeyer-Duchatz Förderprojekts Creative Innovation Ruhr stattgefunden. Die BMR verfolgt mit dem Förderprojekt GESTALTUNG Creative Innovation Ruhr das Ziel, das Innovationsgeschehen und die Digitalisierungs- Business Metropole Ruhr GmbH kompetenz der regionalen Wirtschaft zu Am Thyssenhaus 1 - 3 fördern. Dazu gehört das bundesweite Ein 45128 Essen werben von (potenziellen) Gründerinnen und Gründern aus der Kreativwirtschaft, das pass genaue Matching dieser mit KMU aus der A-Quadrat Werbeagentur GmbH Region sowie die Initiierung neuer branchen- Am Ruhrstein 45 übergreifender Kooperationen und Impulse. 45133 Essen Fon: 0201 / 43 76 73 13 www.a2-werbeagentur.de
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 3 WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN Mit diesem drängenden Problem beschäftige Denn die Teilnehmenden kamen aus ganz unter- sich auch der zweite Workshop, der aus schiedlichen Branchen. Sie befassen sich explizit dem Barcamp „Nachhaltigkeit von Groß etwa mit der Nachhaltigkeit von Sportstätten veranstaltungen“ entstanden war, das die für ein Multisportereignis 2025 in Deutschland, Business Metropole Ruhr (BMR) im Rahmen die World University Games, oder für die sechs ihres Projektes „Creative Innovation Ruhr“ Champions League-Spiele in Dortmund. Sie Ende März 2022 veranstaltet hatte. Über beschäftigen sich mit Gründungen und Startups, 50 Teilnehmende zählte das Barcamp und Nachhaltigkeit von Bio-Rohstoffen oder auch entwickelte viele kreative Ideen und Ansätze. mit der Ausstattung von Events mit Mehrweg- In zwei Workshops sind nun diese Ideen systemen und mit Fußballspielen in der Bundes- vertieft worden – am 20. Mai 2020 in einem liga. Viele engagieren sich in ihrer Freizeit in der Workshop zum Thema „Nachhaltigkeit im Klimabewegung. Eine Reihe von Studierenden Stadion“ und in jenem zweiten Workshop der Hochschule Bochum und der Hochschule Sommer, Sonne, gute Laune: Festivals zum Thema „Müllmanagement auf Großver Rhein-Waal, die sich in ihrem Studium mit sind beliebter denn je. Über 500 gab es anstaltungen“ am 31. Mai 2022. In sehr engagier- nachhaltigen Entwicklungen oder nachhaltigem ten und fokussierten Diskussionen entwickelten Tourismus beschäftigen, vertraten die Seite der vor der Pandemie in Deutschland. Die die 15 Teilnehmenden viele umsetzungsorientierte Wissenschaft. Für das Konzept des Workshops Kehrseite der großen Sause sind Berge und kreative Vorschläge zur Problemlösung des zeichnete das Moderatoren-Team Ulrike Trenz von Müll, die solche Großveranstaltungen zweiten Workshop-Themas. Und sie nahmen und Ben Brester von der Impact HUB Ruhrgebiet hinterlassen. Allein das dreitägige Metal- nicht nur viele Anregungen und inspirierenden GmbH verantwortlich. Das Team aus Essen ist Festival „Wacken Open Air“ verursachte Input mit in ihren beruflichen Alltag, sondern spezialisiert auf die Umsetzung nachhaltiger 2019 laut Medienberichten gut 590 erweiterten auch ihr Netzwerk um viele Innovationen in Gesellschaft und Wirtschaft. Tonnen Abfall. Bei 75.000 Besuchenden spannende Kontakte. waren das ca. 7,87 Kilogramm pro Person: vor allem Zelte, Campingstühle, Flaschen und Essensreste. Viele kleinere Festivals versuchen hier bereits gegenzusteuern.
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 4 Für die systematische Problem-Umfeld-Analyse MEHRWEG AUFWÄNDIGER ALS EINWEG im Plenum, nutzten die Moderierenden die grafische Methode des Problembaums, um Nach diesem ersten Strang rund ums Essen möglichst tief in das Thema eintauchen zu erarbeiteten die Teilnehmenden weitere SPANNENDE DISKUSSION IM PLENUM können. Das zentrale Kernproblem gab das Ursachen/Auslöser-Reihen – zum Beispiel eine Impact-Team vor: „Großevents verursachen zum Getränkeangebot. Auch hier blieben Nach kurzer Vorstellungrunde und einem ein großes Müllaufkommen“. Davon ausgehend Getränkereste übrig, weil die Besuchenden die Warmup gingen die Teilnehmenden, angeleitet wurden gemeinsam Bereiche als Verursacher für Übersicht verlieren, welche Flasche die ihre ist. vom Impact-Team, das Thema des Workshops den Müll gefunden und soweit durch drei Warum- Dahinter stecke ein explizites Sicherheitsdenken: zunächst gemeinsam im Plenum an, erarbeiteten Fragen aufgefächert, dass ein ganzheitliches Bild Schließlich hätten viele, vor allem Frauen, schlechte zentrale Problemstellungen, von denen die der Problemlage in diesem Oberpunkt entstanden Erfahrungen mit K.o.-Tropfen gemacht, aber auch wichtigsten später in zwei Gruppen vertieft ist. In einer guten Stunde füllte sich der Problem- mit Ansteckungen, wenn man die falsche Flasche wurden: praxis- und lösungsorientiert. Dabei baum sehr schnell mit Bereichen, in denen Müll erwischt. Zugleich öffnete sich hier das nächste sollten die Lösungen nicht auf eine Umerziehung bei einem Großevent anfällt. große Themenfenster: Einwegbecher und -flaschen der Besuchenden von Großveranstaltungen seien ein weiterer Grund für Müll im Getränke abzielen, sondern vielmehr das System „hacken“: ÜBERANGEBOT AN SPEISEN bereich. Die Mehrweg-Expertinnen im Plenum durch veränderte Angebote und modifizierte wussten, warum viele Veranstalter lieber auf Einweg Strukturen die Gäste von Großveranstaltungen Als ersten Bereich, der Müll bei Großveranstaltun- setzen: Die Reinigung sei bei Mehrweggeschirr mit dazu bringen, Müll zu vermeiden oder ihn so zu gen verursacht, bearbeiteten die Teilnehmenden aufwändiger Logistik verbunden und werde durch entsorgen, dass eine zirkuläre Weiterverarbeitung das Cateringangebot/Essen. Warum ist das so, restriktive Hygienevorgaben erschwert. So dürften möglich wird. fragte Ben Brester schnell nach? Essensreste sich etwa bei der Befüllung unterm Zapfhahn seien der Grund, so eine Teilnehmerin, weil etwa zu fremde Becher nicht berühren. Mehrwegbecher viel oder zu große Portionen vorbereitet werden. mitzubringen, sei daher oft noch nicht erlaubt. Und warum? Weil es eine Erwartungshaltung der Auch der Sicherheitsaspekt spiele eine große Rolle: Besuchenden gebe, dass immer genug verfügbar Becher würden immer wieder zu gefährlichen Wurf- ist. Auch die Gewöhnung ans Überangebot sei ein geschossen. Bei Bechern aus hartem Kunststoff weiterer Grund für die Überproduktion. Manchmal etwa oder auch aus Porzellan ist die Verletzungs entspreche das Angebot aber auch nicht dem gefahr ungleich größer als etwa bei Pappbechern. Geschmack der Gäste. Gleich kamen Vorschläge aus dem Plenum, wie Essensreste verwertet oder die Essensplanung verändert werden könnte. Diese Diskussion wollte das Impact-Team jedoch lieber später in den Gruppen führen.
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 5 MÜLL DURCH INDIVIDUELLES BRANDING Allerdings erwarteten die Veranstalter auch, dass die Gäste mit eigenem, individuellem Werbemittel und das Bühnenbranding ver Equipment anreisen. Hier wären etwa Verleih ursachten ebenfalls Müll, weil sie in der Regel modelle eine Lösung, warf ein Teilnehmender Einwegartikel sind. Wichtig seien sie für die ein. Darüber hinaus entstehe durch sanitäre Optik, die Wiedererkennung und die Werbung Anlagen/WC wie auch durch die damit zu der Sponsoren. Zudem sei jede Veranstaltung sammenhängende, komplexe Infrastruktur für individuell, hat andere Sponsoren und ein Wasser, Abwasser und Kläranlagen – jede Menge anderes Programm und selbstverständlich Abfall, in Dimensionen, wie man sie für Kleinstädte auch eigene Daten. Prompt kam der Hinweis vorhält. Die fehlende Mülltrennung sei hier eher auf digitale Displays als Werbebanner, auf denen noch das geringste Problem. man die Daten anpassen könnte. Ein verwandter Bereich sind Deko-Artikel wie Konfetti, Banner oder Auch Harttickets, Festivalbändchen oder Ballons, die meist auch nur einmal benutzt würden Akkreditierungsausweise im Bereich Einlass/ und verschmutzt und zerrissen im Abfall landeten. Zugangskontrolle/Sicherheitscheck verursachten Ulrike Trenz brachtet hier Alternativen wie Samen- viel Müll. Des Weiteren könnten auch lange Trans- bomben als Konfetti-Ersatz ins Spiel, aus denen portwege die Abfallmenge erhöhen. Dieser Aus bunte Blumen wachsen, oder biologisch abbau löser war nicht für alle gleich nachvollziehbar. baren Glitzer, der sich etwa in Wasser auflöst. Doch die Erläuterung, dass die Ware auf langen Lieferwegen entsprechend durch mehr Umver RESTE EINER ZELTSTADT packungen und Füllstoffe gesichert werden müsste, leuchtete ein. Denn dieses Sicherungs Eine breite Diskussion löste das Thema Über material landete sehr häufig im Müll, anstatt es nachtung bei mehrtägigen Open-Air-Festivals weiterzuverwenden. aus. Zelte würden einfach zurückgelassen, weil sie zerstört oder einfach auch zu billig sind, Aus diesem Geflecht an Ober- und Unterpunkten, um sie wieder mitzunehmen, beschreibt ein Teil die das Thema in seiner ganzen Breite abbildeten, nehmender das Problem. Auch Bequemlichkeit generierte das Impact-Team zwei Cluster für zwei sei ein Grund wie auch der Zeitdruck, den Platz Gruppen: 1. Catering/Verpflegung in Verbindung möglichst schnell verlassen zu wollen. Auch mit Speisen und Getränken; 2. Anlieferung, Einkauf, Einweggrills und Essensreste ließen Festival Material, Deko, Einlass, Akkreditierung, Verpackung. besuchende gerne zurück.
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 6 STATEMENTS VON VIER TEILNEHMENDEN: „Die gesamte Organisation und Zusammensetzung des Workshops hat mir sehr gut gefallen. Unsere Gruppe war auch sehr motiviert, hat gut zusammen gearbeitet und neue Lösungen miteinander gefunden. Die Herangehensweise des Moderatoren-Teams fand ich auch klasse. Sie haben mich, die ich eigentlich eher so eine stille Lauscherin bin, dazu gebracht, mich aktiv einzubringen.“ – Henriette Wächter, studiert in den letzten Zügen Nachhaltigen Tourismus im Bachelor an der Hochschule Rhein-Waal „Die Gruppendynamik, dass Menschen, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen, sich so miteinander vernetzen können, weil es um ein Ziel geht, hat mir besonders gut gefallen. Ich habe unheimlich viel Input bekommen, ganz viele Anregungen zu Themen, die wir in unserem Bereich bisher gar nicht bespielen konnten. Ich nehme ein wahnsinnig positives Gefühl mit.“ „Insgesamt war das eine fantastische Veranstaltung, weil hier – Julia Seidler, Vertriebsleiterin des Startups DishCircle. Das Mehrwegsystem Menschen mit verschiedenen Backgrounds zusammengekommen für die Gastronomie sind und wir dadurch andere Perspektiven kennengelernt und guten Input bekommen haben. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit waren sehr gut und schon sehr konkret und auch wichtig für unsere tägliche Arbeit beim VfL Bochum. Wir sind gerade dabei, für den Verein eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.“ – Florian David, studiert im Master Angewandte Nachhaltigkeit an der Hochschule Bochum, schreibt seine Masterarbeit im Bereich ökologische Nachhaltigkeit und erstellt aktuell die Ökobilanz für „Als Student fand ich den Austausch mit Expert*innen und Profis aus den Fußball-Bundesligisten VfL Bochum 1848 der Praxis sehr spannend, auch weil sie aus ganz verschiedenen Bereichen kamen. Und wenn ich demnächst mal wieder bei einem Festival mitarbeite, werde ich das heute Erfahrene auf jeden Fall einbringen.“ – Alexander Wildt, studiert im Bachelor Nachhaltige Entwicklung an der Hochschule Bochum, hat bereits an der Organisation eines Mittelalter-Festivals mitgewirkt
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 7 ERGEBNISSE DER GRUPPE ZUM THEMA „ABFALLFREIES FESTIVAL“ GRUPPENPHASE 1: DIE VISION UND IHRE Gruppe schließlich den entscheidenden Schritt MÜLLPROBLEM „ZELT“ ECKPFEILER voran. Die endgültige Vision lautete nun: ein „100 Prozent zirkuläres Festival – outdoor und Des Weiteren benannte das Team zusätzlich den Aus den Oberpunkten Einkauf, Anlieferung, Büro, müllfrei“ zu planen. Die Idee dahinter: Neben der Bereich Ticketing/Einlass sowie den gesamten Material, Deko, Einlass, Akkreditierung, Material Müllvermeidung wollte das Team in allen Bereichen Bereich Übernachtung. In beiden Bereichen und Verpackung sollte diese Gruppe einen Fokus auch den zirkulären Gedanken der Kreislaufwirt- könnte durch unkomplizierte Maßnahmen viel bestimmen und diesen mit einer Vision verbinden, schaft berücksichtigen – also die Infrastruktur so Müll eingespart werden etwa durch die Umstellung die ambitioniert und mutig ausdrückt, welches Ziel gestalten, dass die meisten Abfälle getrennt und auf Online-Tickets sowie Print at home-Karten. in diesem Bereich optimal, eben „visionär“ wäre. später in einen Wertstoff-Kreislauf eingebracht Um Festivalbesuchenden nicht zu enttäuschen, Passend zur Vision wählte das Team fünf Bereiche werden können. die Harttickets als Souvenirs sammeln, könnte aus, die wichtig sind, um das anvisierte Ziel zu es sie weiter als Angebot gegen einen Aufpreis erreichen und das gesamte Thema in seiner Breite Um sich diesem ambitionierten Ziel anzunähern, geben. Im Bereich Übernachtung sticht vor erfasst. Zum Abschluss dieser ersten Runde sollte kombinierte das Team den Bereich Einkauf mit allem das Müllproblem „Zelt“ heraus, weil viele das Team dazu noch fünf mutige Schritte formulieren. dem Punkt Partnermanagement. Auf Basis eines Besuchende diese gemeinsam mit Einweggrills eigenen Anforderungskatalogs hielt das Team es und Essensresten auf dem Festivalgelände als MÜLLVERMEIDUNG UND ZIRKULARITÄT für sinnvoll, nur mit solchen Lieferunternehmen Abfall zurücklassen. Mit einer Änderung der Verträge abzuschließen, die die nachhaltigen Festivalordnung würde man das Mitbringen einer Doch die Fülle an Aspekten machte es zunächst Standards ihres Katalogs erfüllen. Dabei sollten eigenen Vollausstattung unterbinden wollen und schwierig, sich auf ein Oberthema zu fokussieren die Verträge etwa mit Anbietenden von Werbe stattdessen Zelte, Grills etc. verleihen und für die und eine Vision zu formulieren. Klar war anfangs mitteln, Deko oder Ausstattung möglichst lang Parzelle eine Kaution verlangen mit anschließen- nur, dass die Gruppe auf jeden Fall Seitenthemen fristig sein, um die Mehrfachnutzung der Mate- der Kontrolle. Das Abwasser der Zeltstadt könnte wie Einkauf und Mülltrennung/optimierte Ent rialien sicherzustellen. Probleme mit bestehenden ganz im Sinne der Zirkularität als Dünger oder als sorgung mit dem Stichwort Kreislaufwirtschaft Verträgen kalkulierte das Team ein. Energiequelle genutzt, das Wasser für die Duschen bearbeiten wollte. Der erste Vorschlag für eine wiederaufbereitet werden. Vorstellbar wäre es hier, Vision – eine „abfallfreie Veranstaltung“ zu organi- Stichworte zu den Bereichen Mülltrennung und junge innovative Firmen mit ihrem Know-how ins sieren – geriet dann auch zunächst sehr allgemein Partnermanagement/Einkauf: optimierte Abfall Boot zu holen. und bot wenig tragfähige Anknüpfungspunkte für entsorgung, Anforderungskatalog, Commitments weitere Bereiche. Erst der Tipp des Moderatoren- mit Lieferunternehmen auf Basis nachhaltiger Teams, die Vision enger zu fassen und sich auf Standards eine Location zu konzentrieren, brachte die
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 8 Klar war auch, dass eine solche radikale Kurs Stichworte zu den Bereichen Einlass/Ticketing, änderung eine transparente und flankierende Übernachtung und Übernachtung: Image als Kommunikation benötigt sowie ein gutes nachhaltiger Veranstalter, Fußabdruck, Digitali Storytelling. Unter anderem könnte man sich sierung, Print at home, Festivalordnung – keine vorstellen, das Image eines nachhaltigen Ver eigene Vollausstattung, Equipment-Verleih, anstalters in der Öffentlichkeit zu etablieren. Kaution auf Stellplatz Ebenso plädierte das Team für die Veröffentlichung einer regelmäßigen Ökobilanz, die über Fortschritte und Erfolge des Veränderungsprozesses berichtet: etwa über positive Entwicklungen des ökologischen Fußabdrucks. Sinnvoll sei es sicherlich auch, neben den Medien auch Kunstschaffende, prominente Persönlichkeiten und Vorreiter der Branche in die Kampagne mit einzubinden. Die Finanzierung des durchaus teuren Unterfangens könnte zusätzlich über Förderprogramme erfolgen. DIE FÜNF MUTIGEN SCHRITTE ZUR ERREICHUNG DER VISION – Umbenennung in „Green-Festival“ – Alle Kooperationsbeteiligten beachten den Grundsatz der Zirkularität – Volle Transparenz über den ökologischen Fußabdruck – Alle Tickets sind digital – Zirkularität: Nutzung von Ressourcen für weitere Veranstaltungen
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 9 GRUPPENPHASE 2: DIE ROADMAP Auch die Mülltrennung könnte ab diesem Jahr DAS JAHR 2027 neu strukturiert werden: Auf dem Festivalgelände In dieser Phase sollten die Teammitglieder ihre werden im Abstand von 30 Metern Müllent In diesem Jahr könnte ein erster Erfolg in mutigen Schritte in eine zeitliche Abfolge bringen: sorgungsstationen eingerichtet, an denen der punkto Zirkularität gefeiert werden: Aus recycel Was soll wann und mit welchen Maßnahmen er- Abfall streng getrennt gesammelt wird. Das barem Müll der Vorjahre werden Merchandise- reicht werden? Vorgegeben waren dafür fünf Team schlägt Sammelbehälter für Papier-, Artikel produziert – Rucksäcke aus PET-Flaschen Zeitstufen ab dem aktuellen Jahr 2022, 2023, Plastik-, Glas-, Bio- und Restmüll vor, aber oder neue Zelte aus alten Zeltplanen. 2025, 2027 und 2030 als Zieljahr, in dem die auch für Pfandprodukte. Die Bemühungen des Veranstalters könnten jetzt Vision erreicht werden würde. Jetzt waren Nun könnte auch die Festivalordnung nach drei Jahren mit einer Zertifizierung als nach- besonders ambitionierte Ideen gefragt. modifiziert und eine Kaution für die Zeltplätze haltiges Festival belohnt werden, um die man sich eingeführt werden. zuvor beworben hat. DAS JAHR 2022 Auch wäre es denkbar, dass schon erste Auch wäre es denkbar, dass nun zwei Drittel der Kooperationsbeteiligte (Essen und Getränke) Kooperationsbeteiligten/Lieferunternehmen die Als erste Maßnahme, die bereits im noch die geforderten Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. laufenden Jahr erledigt werden könnte, schlägt die Gruppe eine Bestandsaufnahme vor, um etwa DAS JAHR 2025 DAS JAHR 2030 zu überprüfen, welche Kooperationsbeteiligten und Lieferunternehmen bereits nachhaltig handeln. Eine erste Ökobilanz zu diesem Zeitpunkt Wenn alle Bedingungen des Planspiels erfüllt Aus den Ergebnissen der Analyse sollte dann ein würde zeigen, wie viel der Veranstalter bereits wären, könnte der Veranstalter im Zieljahr ver Konzept für das weitere Vorgehen entwickelt bewegt hat und wie weit er noch von seinem künden: Das Festival ist zu 100 Prozent zirkulär. werden. eigentlichen Ziel entfernt ist. Dann würden auch alle Kooperationsbeteiligten Auch die Einführung digitaler Tickets wäre Schlagzeilen will man mit einem Innovations nachhaltig agieren. schnell möglich projekt machen, bei dem der Festival-Veranstalter sowie die Umbenennung in „Green Festival“. eng mit Startups zusammenarbeitet, ihnen Raum für neue Entwicklungen gibt: Eine erste Anlage DAS JAHR 2023 zur Energiegewinnung vor Ort könnte auf Basis von Kompostierung oder einer Art Müllverbrennung Auf der zweiten Zeitstufe sollten bereits bereits Strom produzieren. Fördermittel akquiriert werden, auch um Auch die Ausleihe des Camping-Equipments unabhängiger von kommerziellen Unter würde in diesem Jahr starten: Zelte werden stützenden zu werden, die oft eigene zurückgebracht statt als Müll in der Tonne zu Interessen verfolgen. landen. Im Planspiel soll auch hier bereits der Auch sollte zu diesem Zeitpunkt schon ein Drittel Startschuss für die begleitende, medien- der Kooperationsbeteiligten die Nachhaltigkeits- wirksame und bundesweite Kampagne fallen. standards erfüllen.
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 10 ERGEBNISSE DER GRUPPE ZUM THEMA „MÜLLLOSE VERPFLEGUNG“ GRUPPENPHASE 1: DIE VISION UND IHRE WIDER DIE RESTE ECKPFEILER Anknüpfend daran fanden die Gruppenmitglieder Die zweite Gruppe entschied sich, für die Ober- schnell ihren ersten Bereich: Lebensmittelreste, punkte Catering/Verpflegung in Verbindung mit die es zu vermeiden gilt. Um Speisen nicht weg- Essen und Getränken und Einwegverpackungen schmeißen zu müssen, sprachen sie sich für Food- eine mutige Vision zu formulieren. Entsprechend sharing aus – etwa Portionen, die zu viel produziert der Vision sollte das Team fünf Bereiche auswählen, worden sind, an Suppenküchen oder Tafeln zu die wichtig sind, um das anvisierte Ziel zu errei- spenden. Lebensmittelreste, die nicht mehr ver- chen und das gesamte Thema in seiner Breite zu zehrbar sind, könnten von Landwirten als Tierfutter erfassen. Die Zielvorgabe der ersten Runde war es, abgeholt werden oder sogar als Biomasse zur mutige Schritte in Richtung Vision zu definieren. Energiegewinnung verwendet werden. Auch über eine Reduzierung des Angebots oder kleinere SCHERZ WIRD ZUM ZIEL Portionen könnte Foodwaste vermieden werden. Ist der Hunger größer als die Portion, müssten Auch diese Gruppe arbeitete zunächst intensiv an Besuchenden sich eben zweimal anstellen. Auch der Formulierung der Vision, die nicht zu allgemein bei Getränken könnte man Anreize setzen, klei- sein sollte. Deswegen einigte man sich darauf, ein nere Mengen zu kaufen. Entweder keine 0,5-Liter- Becher mehr anzubieten oder 0,2-Liter-Becher im (…) Denn hinsichtlich des Müllaufkommens spezielles Veranstaltungsformat in den Fokus zu Verhältnis deutlich günstiger zu verkaufen. Über- gebe es große Unterschiede zwischen einem nehmen: das Festival. Denn hinsichtlich des Müll- dies könnten die Besuchenden ihre Getränke selbst Musik- oder einem Mittelalterfestival wie aufkommens gebe es große Unterschiede zwi- abfüllen. Dafür müssten die Getränke in Fässern auch zwischen einem Rockkonzert oder schen einem Musik- oder einem Mittelalterfestival angeliefert werden. einer Theateraufführung wie auch zwischen einem Rockkonzert oder einer Theateraufführung. Auch die Dauer eines Events – eintägig oder mehrtägig – trage dazu bei. Zur end- Stichworte zum Bereich Lebensmittelreste und gültigen Vision wurde schließlich ein als Scherz in Getränke: Reduzierung des Angebots, Foodsharing die Runde geworfener Vorschlag, doch ein Festival und generelle Weiterverwendung (Energiegewin- ohne Mülleimer zu veranstalten: Nun sollte also nung), Anlieferung in Fässern, Anreize für große ein „mülleimerloses Festival“ organisiert werden – Getränkemengen reduzieren ohne Essens- und Getränkereste.
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 11 PRO UND KONTRA „MEHRWEG“ Die Kosten für die Einführung könnten in die Ticketpreise einfließen. Ein Vorschlag: Anreize DIE FÜNF MUTIGEN SCHRITTE ZUR Sehr intensiv diskutierte die Gruppe im Anschluss setzen, indem Mehrwegbecher gebrandet und ERREICHUNG DER VISION über die Vermeidung und die Größen von Ver so zum Sammlerstück werden – wie etwa auf packungen, die sie als zweiten Bereich definierte. Weihnachtsmärkten. Allerdings müssten sie dann – Veranstalter verzichten auf Einweggeschirr Der erste Vorschlag ging in die Richtung, Speisen aus einem langlebigen Material hergestellt werden. im Catering und installieren Mehrwegsysteme anzubieten, für die keine Verpackungen erforderlich Restriktiv wirkten sich hier vor allem auch gesetz- – Kooperationen für die Vermeidung von sind: etwa das Würstchen im Brot ohne Pappunter- liche Hygienevorschriften aus. Essensresten: 1. Nicht abgenommene Portionen lage oder vielleicht Frühlingsrollen in Servietten, werden etwa an Suppenküchen gespendet; die für den Biomüll geeignet sind. Suppen und Stichworte zum Bereich Verpackung: Mehrweg- 2. Nicht verzehrbare Reste werden in Biomasse- Nudeln müsste man nicht unbedingt anbieten. pfandsystem/Eingang, Branding als Anreiz/Lang Kraftwerken zur Energiegewinnung genutzt. Viel diskutiert wurde auch über Schwierigkeiten lebigkeit des Mehrweggeschirrs, Getränke für – Produktion on demand: Mit diesem Schritt ist rund um die Einführung eines Mehrwegpfand Mehrwegverpackungen, Servietten für den Biomüll die Gruppe ihrer Zeit voraus. Beim Ticketkauf systems. Für Mehrweggeschirr gebe es nun mal über eine App oder Maske auf einem Portal kaum Waschstraßen. Becher würden heute von Ein wichtiger Bereich, der bei solchen massiven geben an, was sie in welchen Mengen zu Münster nach Köln gekarrt, gewaschen und dann Veränderungen immer mitgedacht werden welchem Zeitpunkt während des Festivals wieder zurückgebracht, so ein Kontra-Argument. müsste, ist die Kommunikation: Öffentlichkeit, verzehren wollen. So kann die Planung für Gegen die Einführung eines Mehrwegpfandsystems Stakeholder und die Besuchenden würde man Einkauf und Vorbereitung des Catering-Angebots spreche zudem die Gewohnheit und Bequemlich- gerne über die Hintergründe und Auswirkungen zielgenauer gestaltet und Lebensmittelreste keit der Besuchenden, Becher und Teller gleich des nachhaltigen Veränderungsprozesses zur minimiert werden. nach Gebrauch in den nächsten Mülleimer zu Müllvermeidung aufklären. – Gäste nehmen ihren mitgebrachten Müll wieder schmeißen oder sogar achtlos wegzuwerfen. mit. Die Forderung wird vorab kommuniziert. Trotzdem sprachen sich alle dafür aus, die Ein – Veranstalter bewirbt sich um einen Preis, mit führung von Mehrweg zu wagen, weil dadurch dem sein Event als erstes müllfreies Festival einfach sehr viel Müll vermieden werden könnte. ausgezeichnet wird. Zumal die Akzeptanz von Pfandgefäßen weiter zunehme. Auch sei der Wille zur Nachhaltigkeit bei vielen bereits verankert.
WORKSHOP ZU „MÜLLMANAGEMENT AUF GROSSVERANSTALTUNGEN“: VIELE PRAKTISCHE ANSÄTZE, WICHTIGE VERNETZUNG DER TEILNEHMENDEN | 12 GRUPPENPHASE 2: DIE ROADMAP Überhaupt würde die Gruppe auf dieser Stufe Nun sollte eine Testphase beginnen, in der nicht viele der Maßnahmen, die zur Zielerreichung nur die App, sondern auch das neue Mehrweg- In dieser Phase sollten die Teammitglieder wichtig sind, auf den Weg bringen. pfandsystem im Fokus steht sowie die Zusammen- ihre mutigen Schritte in eine zeitliche Abfolge Zunächst würde sie eine App in Auftrag zu geben, arbeit mit den neuen Kooperationsbeteiligten. bringen: Was soll wann und mit welchen Maß über die Festivalbesuchenden beim Kauf ihrer Eventuell müsste dann nach ersten Auswertungen nahmen erreicht werden? Vorgegeben waren Tickets angeben können, welche Speisen und nachgesteuert werden. dafür fünf Zeitstufen ab dem aktuellen Jahr Getränke sie aus dem Cateringangebot in welchen 2022, 2023, 2025, 2027 und 2030 als Zieljahr, Mengen bevorzugen und zu welchem Zeitpunkt DAS JAHR 2027 in dem die Vision erreicht werden würde. Jetzt sie diese verzehren wollen. Diese Vorabbuchungen waren besonders ambitionierte Ideen gefragt. erleichtern Planung, Einkauf und Vorbereitung In der Simulation des Teams beschließt die Politik des Catering-Angebotes. Stichwort: Produktion nun das angestrebte Gesetz zur Mehrwegpfand- DAS JAHR 2022 on demand. Pflicht. Ein großer Erfolg für die Veranstaltungs- Parallel dazu würde man einen Kooperations branche! Zum Start ihres Transformationsprozess partner für Foodsharing finden wollen, an den Die Ergebnisse der Testphase würden ausgewertet, möchte die Gruppe Öffentlichkeit und Festival zu viel produzierte Lebensmittel gespendet um nachzujustieren. besuchenden erst einmal über ihren Ansatz, werden. Bis zum Zieljahr plante das Team, auch die ein müllfreies Festival zu veranstalten, aufklären, Auch Pfandsysteme könnten über die App Parameter der anderen Workshop-Gruppe zu erläutern, warum etwa Müll auf Festivals entsteht eingerichtet werden. integrieren: Werbemittel, Deko, Übernachtung, und welche Auswirkungen damit verbunden sind Überdies könnte sich das Team vorstellen, Ticketing, Stakeholder-Dialog. und dazu Aufklärungsmaterial entwickeln und verstärkt Lobbyismus zu betreiben und in der Die drei Jahre bis 2030 würden dann zur finalen anbieten. Politiktätige für die Idee eines Gesetzes zu Testphase. Durch eine flankierende Pressearbeit könnte der begeistern, das Mehrwegpfandsysteme auch gesamte Prozess öffentlichkeitswirksam begleitet für Festivals verbindlich vorschreibt. werden bis zur Erreichung des Ziels. Zusätzlich plante das Team, Festivalbesuchenden DAS JAHR 2030 Auch die Suche nach Kooperationsbeteiligten mit Gamifications zu belohnen, wenn sie Müll ein- sollte sofort beginnen. Gesucht würden etwa sammeln oder abgeben. Stichwort: „Bier für Müll“. Die letzte Testphase wäre nun erfolgreich Catering-Unternehmen, Lieferunternehmen für beendet. Alle Vorhaben wären umgesetzt, Mehrwegpfandsysteme oder Firmen, die eine DAS JAHR 2025 auch die Integration der zusätzlichen Parameter: Spülstraße betreiben können. Das erste müllfreie Festival könnte starten! Die Buchungs-App wäre auf dieser Zeitstufe bereits seit einem Jahr auf dem Markt und DAS JAHR 2023 erleichtert die Steuerung des Angebots enorm. Auch die erste Spülstraße würde das Team In einer ersten Monitoring-Bilanz würde das bereits 2025 gern in Betrieb nehmen. Team gerne eruieren, ob sich bereits etwas Das angestrebte Gesetz könnte jetzt bereits verändert hat und was noch alles umgesetzt im Entwurf vorliegen. werden muss.
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