Elektroschrott - wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof - Baobab
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Elektroschrott – wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof Einführung: Zwei Filme zu Elektroschrott schieht, die wir alle neben unseren Smartphones tag- täglich benutzen, wenn sie nicht mehr funktionieren. Die DVD enthält zwei Filme, die sich mit dem Schick- Diese Frage erweitert den Horizont über das Thema sal ausgedienter Elektrogeräte in den Ländern des Smartphones hinaus. Südens befassen. Sie schildern beide, wie Elektro- Die Anregungen zum Einsatz der Filme im Unterricht schrott, vor allem alte PCs und Röhren-Bildschirme, und zur Arbeit an der Thematik zielen darauf ab, Schü- aus den reichen in arme Länder, Indien bzw. Ghana, lerinnen und Schülern den Zusammenhang zwischen exportiert und dort unter gesundheitsgefährdenden dem eigenen Konsumverhalten und den Problemen in Bedingungen zerlegt werden, um die darin enthalte- Ghana und Indien sichtbar zu machen. Sie wollen nen Metalle und Wertstoffe zurückzugewinnen. außerdem Lösungsansätze und eigene Handlungs- Allerdings unterscheiden sich beide Filme erheblich: möglichkeiten aufzeigen. Während Der digitale Friedhof, der über die Situation in Ghana berichtet, auf beeindruckende Weise die kata- strophalen Umstände und Folgen des Elektroschrott- W WIE WISSEN: ELEKTROSCHROTT – WOHIN MIT DEM MÜLL? „Recyclings“ beschreibt, an denen offenbar kaum Deutschland 2012, Magazinbeitrag Nano, WDR, 6 Min.; jemand etwas zu ändern versucht – abgesehen von Buch und Regie: Katharina Nickoleit Kamera: Christian Nusch | Schnitt: Christian Nusch einem Journalisten, der immerhin auf die Missstände hinweist –, berichtet der Filmbeitrag Elektroschrott – Geeignet: ab 14 Jahren wohin mit dem Müll? davon, dass in Indien die Regie- DER DIGITALE FRIEDHOF rung sich um die Verbesserung der Zustände bemüht. Ghana, Frankreich 2009, 16 Min.; Der zweite Film ist also deutlich hoffnungsvoller als Buch und Regie: Sèbastien Mesquida der erste. Kamera: Sébastien Mesquida | Schnitt: Yann le Gléau | Ton: François Beide Filme zusammen sensibilisieren den Zuschauer Teillard | Musik: Ghana Spice | Produktion: What's up dafür, was mit den vielen anderen Elektrogeräten ge- Geeignet: ab 14 Jahren Arbeitshilfe zur Themen-DVD „Digital – Mobil – und Fair? “ © EZEF – www.ezef.de 1
Elektroschrott – wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof Filminhalt: Der digitale Friedhof Das Giftviertel – so heißt die riesige Müllkippe für Elektro- schrott in Agbogbloshie mitten in der ghanaischen Haupt- stadt Accra. Hier zünden Kinder und Jugendliche unter frei- em Himmel Ballen von Kupferkabeln an, um so die Isolie- rung zu vernichten und das reine Kupfer zurückzubehalten – für eine große Schale voll Kupfer erhalten sie am Abend vom Aufkäufer etwas Geld. Der ghanaische Journalist Mike Anane ist einer von weni- gen, die sich mit dieser einfachen, aber auch extrem ge- Pro Jahr fallen nach Schätzungen des UN-Umweltpro- sundheits- und umweltschädlichen Form des Elektroschrott- gramms etwa 50 Millionen Tonnen Elektroschrott weltweit recyclings auseinandersetzen. Er erzählt, dass täglich große an. Selbst in Europa wird nur ein Viertel des Elektro- Ladungen von kaputten Computern, Fernsehern und ande- schrotts gesammelt und recycelt. Mike Anane verfolgt die ren Elektrogeräten auf diese Müllkippe gebracht werde. Spur der Geräte – sie gehörten einst renommierten Unter- Containerweise kommen ausrangierte Elektrogeräte aus nehmen wie Großbanken. Eigentlich ist es in den reichen aller Welt im etwa 20 km entfernten Seehafen Tema an. Ländern gesetzlich verboten, Giftmüll zu exportieren. Aber Ghana ist innerhalb weniger Jahre zum Hauptziel für diese die Geräte werden einfach unter dem Vorwand in Contai- Ware in Afrika geworden. Die Händler im Land kaufen die ner gepackt, mit den gebrauchten Computern solle Afrika Geräte lastwagenweise, überprüfen sie auf Funktions- geholfen werden, sie könnten dort weiter verwendet wer- fähigkeit und verkaufen die brauchbaren Geräte an die Be- den. In Wahrheit sind die allermeisten Geräte aber nicht völkerung. Aber der hohe Anteil von irreparablen Geräten mehr verwendbar. Die Computer und der viele Elektro- – insgesamt etwa 50 % – wandert dann nach Agbogbloshie schrott verseuchen nun in Ghana die Umwelt und machen zum Ausschlachten. Mike Anane bringt es auf den Punkt: die Menschen krank. Selbst kleine Kinder nutzen jede Gelegenheit, um ein wenig zum Familienunterhalt beizutragen. Sie verletzen sich an den Geräten, haben aber kein Geld, um sich medi- zinisch versorgen zu lassen. Am schlimmsten ist das Verbrennen der Kupferkabel. Der Rauch ist extrem giftig. 2008 hat Green-peace Bodenproben in Agbogbloshie genommen: extreme Werte an Blei, Cadmium, Blausäure, PVC-Rückständen und anderen Giftstoffen wurden ermit- telt. Nervenschädigungen, Krebs, Atemwegserkrankungen gehören zu den dokumentierten Folgen. Der 16-jährige Murtala erzählt, er spucke immer wieder Blut. Er kommt wie viele andere aus dem extrem armen Norden Ghanas Die reichen Länder wollen ihren Elektroschrott billig los- und wurde von seinen Eltern nach Accra geschickt, um dort werden. Die saubere Entsorgung im eigenen Land ist ihnen Geld zu verdienen. Die Jugendlichen wohnen in extrem zu teuer, deshalb kommt der Schrott nach Afrika. Aber auch engen Hütten im Slum Kokomba. Babamus Eltern rufen an, die Jugendlichen in Agbogbloshie bekommen die Ware weil sie Geld brauchen, z.B. für das Ramadan-Fest. Babamu nicht umsonst – sie müssen dafür bezahlen. Der junge wird ihnen seinen Verdienst schicken. Er hat eine große Babamu hat einen kleinen Container, in den er die Gerät- Puppe, die er „Mutter“ schaften einschließt, die er tagsüber erworben hat. Am genannt hat, weil sie ihn nächsten Tag wird er sich an die Zerlegung des Schrotts an seine Mutter erinnern machen. Mit einfachsten Mitteln zerlegt er einen Fernseher soll. Abu will die Müll- und erklärt, wievel Geld man für welche Wertstoffe be- kippe irgendwann hinter kommt. Kupfer erzielt den besten Preis – etwa 2 Euro pro sich lassen, träumt von Kilogramm –, dann folgt Messing und mit weitem Abstand einem Studium. Die Ju- Aluminium und Zink. Pro Tag schafft Babamu es auf 2 Euro gendlichen haben eine Erlös. Die isolierten Elektrokabel kommen zu Ballen gewi- Fußballmannschaft ge- ckelt zu Ibrahim, der die Isolierung abbrennt. Er weiß, dass gründet, um sich abzu- das gewonnene Kupfer wieder nach Amerika geht, wo es zu lenken. Mike Anane, neuen hochwertigen Produkten verarbeitet wird. Ibrahim erzählt, dass durch den ist abhängig von nigerianischen Händlern, die in Agbog- Umstieg von Röhren- auf LCD-Bildschirme in den letzten bloshie Jugendliche wie ihn für sich schuften lassen. Mike Jahren der Zustrom von Elektroschrott stark angestiegen Olou, der nigerianische Händler, erzählt mehr: nach China, sei. Hier verrotten die Überreste und haben Agbogbloshie Europa oder Libanon wird das Kupfer verkauft. und die Umgebung vollkommen verseucht. Arbeitshilfe zur Themen-DVD „Digital – Mobil – und Fair? “ © EZEF – www.ezef.de 2
Elektroschrott – wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof Filminhalt: W wie Wissen: Elektroschrott – wohin mit dem Müll? Der Filmbeitrag beginnt mit der Diagnose, unser Elektro- schrott verschwinde im Chaos indischer Megastädte. Er zeigt zunächst, welche ungeheuren Mengen an Elektro- schrott in den Volkswirtschaften weltweit anfallen und dass diese Menge laufend stark ansteigt. Zwischen 2012 und 2016 wird sich die Menge nach Prognosen mehr als verdoppeln, von 41 Mio. Tonnen auf über 90 Mio. Tonnen weltweit. Nun wird berichtet, wie in Shastri Park, einem Stadtteil der indischen Megastadt Delhi, ausrangierte Computer in Hinterhoffirmen unter einfachsten Bedingungen zerlegt werden, um die darin enthaltenen Rohstoffe wiederzuge- winnen. In diesem Stadtviertel, so der Film, leben die aller- meisten Einwohner von dieser Arbeit. Am Beispiel des müssen minimiert werden ohne die soziale und wirtschaft- Kleinunternehmers Muhammad Sabir wird die Situation liche Bedeutung dieses Wirtschaftszweigs aus dem Blick zu nun beschrieben. Sabir schildert, welche Wertstoffe in verlieren. Deshalb versucht Chaturvedi die Unternehmer einem Computer stecken: Aluminium, Kupfer, weitere Me- zu überzeugen, dass das neue Gesetz ihnen nicht die talle und Kunststoffe, ja sogar etwas Gold. Insgesamt bringt Lebensgrundlage nehmen, aber dennoch die Umwelt und die Rückgewinnung der Wertstoffe pro Computer umge- die Menschen schützen will. Den Unternehmern werden rechnet sieben Euro ein. Dafür arbeiten Menschen unter Fortbildungen und legale Aufträge zugesagt, wenn sie in die einfachsten Bedingungen und ohne jegliche Vorkehrungen notwendige Infrastruktur investieren. zum Gesundheitsschutz. Sie sind beim Zerlegen der Bau- Mohammed Sabir ist der erste aus seinem Stadtviertel, der teile einer großen Menge hochgiftiger Stäube und Dämpfe sich an die Umsetzung des neuen Gesetzes macht. Er be- ausgesetzt, die auf Dauer extrem gesundheitsschädlich sichtigt eines der beiden einzigen Unternehmen in ganz sind. So können etwa die beim Zerlegen von Festplatten frei- Delhi, die schon alle neuen Vorschriften einhalten: die werdenden Blei-Stäube langfristig das Gehirn schädigen. Arbeiter müssen Schutzkleidung tragen. Ein Arbeitstisch Auch die Umwelt wird mit den giftigen Substanzen belastet. mit Abzugshaube kostet umgerechnet etwa 1300 Euro, was Sabir gerade noch aufbringen könnte. Eine Unterdruckkam- mer, die benötigt wird um Bildröhren vorschriftsgerecht zu demontieren, ist jedoch deutlich zu teuer. Dennoch – Sabir wird sich um alle Genehmigungen bemühen und dann in- vestieren. So endet der Film hoffnungsvoll mit der Aussicht, dass künf- tig immer mehr Arbeiter in dieser Branche arbeiten können ohne ihre Gesundheit zu ruinieren. Hintergrundinformationen Die indische Regierung, so der Film weiter, habe diese Der Film Der digitale Friedhof hat vor einigen Jahren einen Zustände lange ignoriert, doch nun zu handeln begonnen. großen Beitrag dazu geleistet, hierzulande auf die verhee- Mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für inter- renden Folgen des Exports von Elektroschrott aufmerksam nationale Zusammenarbeit (GIZ) sei ein neues Gesetz zum zu machen. Und dieses Problem hat buchstäblich mit jedem Umgang mit Elektroschrott entstanden und in Kraft ge- von uns zu tun. Denn jeder Einwohner in Deutschland pro- treten. Es wird deutlich, dass die neuen gesetzlichen Be- duziert im Schnitt pro Jahr 23 Kilogramm Elektroschrott. stimmungen für die Firmen zunächst eine Bedrohung dar- Damit liegt die deutsche Bevölkerung weltweit noch vor stellen. Mohammad Sabir erzählt, er müsse z.B. zunächst den USA an erster Stelle.1 Zwar ist die Recyclingquote bei eine neue Halle in einem Industriegebiet anmieten. Nun uns mit 40 % etwas höher als in den USA mit 25 %, aber wird Sabir im Gespräch mit GIZ-Mitarbeiter Ashish Cha- dieser Wert zeigt, dass der größte Teil des von uns produ- turvedi gezeigt, der die Regierung bei der Ausarbeitung des zierten Elektroschrotts nicht sachgemäß verwertet wird. Gesetzes beraten hat. Chaturvedi macht im Interview deut- lich, dass es gilt, einen Zielkonflikt zu lösen: die negativen 1 Vgl.: https://wiki.zimt.uni-siegen.de/fertigungsautomatisierung/index.php/ Folgen für die Gesundheit der Arbeiter und für die Umwelt Elektroschrott_und_dessen_Demontage_in_Entwicklungsländern Arbeitshilfe zur Themen-DVD „Digital – Mobil – und Fair? “ © EZEF – www.ezef.de 3
Elektroschrott – wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof Die beiden Filme zeigen, dass ein großer Teil des anfallen- den Elektroschrotts sogar noch eine weite Reise in die ar- men Länder des Südens vor sich hat. Etwa 150.000 Tonnen Elektroschrott verlassen pro Jahr Deutschland per Schiff, insgesamt wird die Menge sogar auf 300.000 Tonnen ge- schätzt.2 Der Schrott gelangt etwa nach Vietnam, die Phi- lippinen, Nigeria, Südafrika, Indien oder Ghana.3 Das ge- schieht, obwohl der Export von Müll eigentlich gesetzlich verboten ist. Denn seit 1989 existiert mit der „Basler Konvention“ der OECD zwar ein weltweites Abkommen, das den Export von Giftmüll in andere Länder verbietet und das von vielen Das ist der Grund, warum die Rückgewinnung von Wert- Ländern unterzeichnet und ratifiziert wurde. Doch trotz die- stoffen bisher vor allem in den armen Ländern und mit ge- ses Abkommens kann Elektroschrott immer noch im gro- sundheits- und umweltgefährdenden Methoden geschieht. ßen Stil in die armen Ländern gelangen. Das geschieht, weil Aus Großgeräten wie alten Röhrenmonitoren oder PCs lässt alte Elektrogeräte einfach als funktionsfähige Gebraucht- sich auch mit primitiven Methoden Kupfer in großer Menge ware ausgegeben werden, die als Handelsware in die armen gewinnen. Dabei spielt das Abbrennen von Isolationsmate- Länder gelangt. Tatsächlich sind gebrauchte Elektrogeräte rial eine wichtige Rolle, wie es in Der digitale Friedhof zu ausdrücklich aus der Basler Konvention ausgenommen. sehen ist, oder aber das „Grillen“ von Leiterplatten, um die verschiedenen Bauteilen voneinander zu trennen, wie es in Elektroschrott – wohin mit dem Müll? zu sehen ist. Bei bei- den Verfahren entstehen hochgiftige Rauchabgase. Kleinere Mengen von Edelmetall wie etwa Gold werden mit Hilfe von chemischen Verfahren unter Einsatz extrem aggressi- ver Säuren zurückgewonnen, auch dies oft ohne jegliche Vorkehrungen zum Schutz der Umwelt und Gesundheit und mit entsprechend katastrophalen Folgen. Fragt man, was in den Jahren seit Bekanntwerden dieser Entwicklungen geschehen ist, so kann man feststellen, dass immerhin in Afrika der Widerstand gegen den Import von Elektroschrott zunimmt. Im August 2013 fand ein Folge- treffen zur Bamako Convention von 1991 statt, auf dem Wie im Film Der digitale Friedhof zu sehen ist, kaufen in Regierungsvertreter verschiedener afrikanischer Staaten der Tat in den armen Ländern zunächst einmal Händler die ankündigten, den Import von Elektroschrott einzudämmen ausgedienten Geräte, um sie – ggf. instandgesetzt – an die und die nationalen Gesetze dazu zu verschärfen.4 Uganda Bevölkerung weiterzuverkaufen. Doch sie müssen feststel- hat den Import von gebrauchten Computern generell unter- len, dass ein hoher Anteil der Geräte irreparabel ist. sagt, in Südafrika gibt es Pilotprojekte zur umweltgerechten Diese nicht mehr brauchbaren Geräte wandern auf die vie- Wiederverwertung von Elektroschrott. len illegalen Müllkippen wie etwa Agbogbloshie in Ghana. Dort werden sie ausgeschlachtet, die Überbleibsel bleiben liegen, beides zusammen hat Agbogbloshie zu einem der am stärksten mit Giftstoffen belasteten Orte der Welt ge- macht, Menschen und Umwelt werden tagtäglich vergiftet. Ein Großteil der Gefährdungen für Mensch und Umwelt durch Elektroschrott entsteht im Zusammenhang mit dem Versuch der Rückgewinnung der im Elektroschrott enthalte- nen Wertstoffe. Denn die Altgeräte enthalten in großem Umfang Metalle, deren Rückgewinnung an und für sich sinnvoll ist. 14 Tonnen Elektroschrott enthalten im Mittel 2 http://www.sueddeutsche.de/geld/elektroschrott-in-deutschland-jedes-jahr-ein-neues- etwa 1 Tonne Kupfer. Allerdings sind die Kosten der um- smartphone-1.1969989 welt- und gesundheitsgerechten Rückgewinnung hoch, z.T. 3 Vgl.: Knut Sander, Stephanie Schilling (Ökopol GmbH, Hamburg): „Optimierung der sind effiziente technische Verfahren erst in der Entwick- Steuerung und Kontrolle grenzüberschreitender Stoffströme bei Elektroaltgeräten/ lung. Deshalb hat sich bisher die Rückgewinnung der in Elektroschrott“, Studie, erstellt im Auftrag des Umweltbundesamtes, März 2010, S. 57 den Altgeräten enthaltenen Wertstoffe unter den wirtschaft- 4 Vgl.: http://www.euractiv.de/entwicklungspolitik/artikel/afrika-wehrt-sich-gegen-eu- lichen Bedingungen der Industriestaaten nicht rentiert. elektroschrott-007874 Arbeitshilfe zur Themen-DVD „Digital – Mobil – und Fair? “ © EZEF – www.ezef.de 4
Elektroschrott – wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof In Europa regeln seit dem Jahr 2002 verschiedene Richt- linien und Gesetze den Umgang mit Elektroschrott. Diese wurden jüngst angepasst und dabei die Vorgaben zur Er- fassung und Wiederverwertung von Altgeräten verschärft. Ab 2019 sollen 85 % des Elektroschrotts gesammelt wer- den.7 Es ist zu beobachten, dass in Deutschland mittler- weile einiges geschieht, um den Grad der Erfassung ausge- dienter Elektrogeräte durch zuverlässige Akteure zu stei- gern. Dennoch zeigte der Dokumentarfilm Wo landen unsere Schrottfernseher? der ARD-Sendereihe Panorama – Die Reporter, der im August 2014 ausgestrahlt wurde, dass auch das Abgeben eines alten Fernsehers bei einer kommu- nalen Wertstoff-Sammelstelle nicht sicher dafür sorgt, dass das Gerät einem fachgerechten Recycling hierzulande zu- geführt wird, sondern ebenfalls in Afrika landen kann In Indien, so sehen wir im Filmbeitrag Elektroschrott – (http://www.ardmediathek.de/tv/Panorama-die-Reporter/ wohin mit dem Müll? erscheint die Situation gegenüber der Wo-landen-unsere-Schrottfernseher/NDR-Fernsehen/ in Der digitale Friedhof über Ghana berichteten Lage Video?documentId=22780118&bcastId=14049192).8 etwas weniger dramatisch. Das stimmt zwar einerseits, Generell wird man aber davon ausgehen können: die andererseits geschieht aber auch in Indien viel an Elektro- Chance, dass das eigene Altgerät ordnungsgemäß verarbei- schrottverwertung unter katastrophalen Bedingungen und tet wird, ist am größten, wenn man dieses zu einer kommu- mit hoher Belastung der Umwelt und der Menschen.5 nalen Sammelstelle bringt. Immerhin – das im Film angesprochene neue Gesetz zum Umgang mit Elektroschrott versucht, die Probleme anzu- gehen, unterstützt von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ).6 Interessant ist beim indischen Weg, dass man wie in Südafrika die volkswirt- schaftliche Bedeutung der entstandenen Wiederverwer- tungsindustrie erkannt hat und nicht einfach durch Verbot des Imports von Elektroschrott den gesamten Wirtschafts- zweig kappt. Eine Nachfrage bei den Mitarbeitern der GIZ in Indien im Februar 2015 ergab, dass es mittlerweile eine ansehnliche Zahl von Unternehmen gibt, die bei den Behörden offiziell Fragt man abschließend danach, was letztendlich den Ler- als Fachbetriebe für die Erfassung und Verwertung von nenden als praktische Verhaltenstipps mitgegeben werden Elektroschrott registriert sind. Die anfänglichen Wider- kann, wird man zwei Dinge in den Mittelpunkt stellen: stände gegen das neue Gesetz seien in eine spürbare Akzep- 1. Die Stärkung des Bewusstseins dafür, dass wir alle weni- tanz umgeschlagen. Besonders beeindruckend ist die Zahl ger Umweltprobleme erzeugen, wenn wir unsere Konsum- von 192 offiziell registrierten Unternehmen in der Stadt güter so lange wie möglich nutzen und alle Möglichkeiten Puna im Westen Indiens, wo auch ein interessantes Kon- zur Verlängerung der Lebensdauer ausschöpfen. Der Trend, zept des Zusammenwirkens von Behörden und Privatwirt- immer möglichst das aktuellste elektronische Gerät zu be- schaft erprobt wurde: die kommunalen Behörden stellen sitzen, vergrößert die Müllberge und damit auch alle Um- z.B. Flächen für die Ansiedlung von Recycling-Betrieben zur welt- und Gesundheitsprobleme, die damit verbunden sind. Verfügung. Auch diese Aktivitäten wurden von der GIZ be- Auch bei der Auswahl der Konsumgüter sollte die Lang- gleitet und unterstützt. In Delhi sind bisher etwa 20 Be- lebigkeit ein wichtiges Kriterium sein. triebe von den Behörden registriert. Mohammed Sabir, von 2. Alle Geräte, die entsorgt werden müssen, sollten einer dem im Filmbeitrag berichtet wird, versucht mittlerweile in kommunalen Entsorgungsstelle zugeführt werden, denn einem Industriegebiet außerhalb von Delhi einen Fachbe- dies bietet immer noch die beste Gewähr dafür, dass die trieb zur Zerlegung von Elektrogeräten einzurichten und Geräte ordnungsgemäß weiterverwertet werden. hat Partnerschaften mit einer Reihe von Schulen sowie mit Regierungs- und Verwaltungseinrichtungen geschlossen, die ihn mit Elektroschrott versorgen sollen. Allerdings sieht 5 Vgl.: http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/indien-droht-im-elektromuell-zu-versinken- er sich auch mit der Konkurrenz anderer Unternehmer 1.6353530 konfrontiert, die in ähnlicher Weise aktiv sind. Als Proble- 6 Vgl.: http://www.giz.de/de/weltweit/16894.html me bei der Umsetzung wurden u.a. fehlende Kapazitäten 7 http://www.elektrogesetz.de/index.shtml bei den Behörden genannt, um die Implementierung des 8 Weitere Quellen: Germanwatch e.V. (Hg.): Alte Handys & PCs – Hintergrundinformatio- neuen Gesetzes vollumfänglich zu überwachen. nen zum Elektroschrottproblem. Download unter: http://germanwatch.org/de/4205 Arbeitshilfe zur Themen-DVD „Digital – Mobil – und Fair? “ © EZEF – www.ezef.de 5
Elektroschrott – wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof Didaktische Hinweise; Einsatz der beiden Filme im Unterricht Die Filme Der digitale Friedhof und Elektroschrott – wohin mit dem Müll? könnten sinnvollerweise am Ende einer Unterrichtseinheit stehen, die sich mit den Problemen und Lösungsansätzen im Zusammenhang mit der Smartphone- Nutzung befasst hat. So wird abschließend das Augenmerk auf ein nahebei liegendes Problem gerichtet, das ebenfalls große soziale und ökologische Auswirkungen hat, ja das aufgrund der um ein vielfaches größeren Geräte, um die es hier geht, das Problem Smartphone-Müll weit übertrifft. Die Überleitung zu dieser Fragestellung bilden die Fragen 2 bis 4 auf dem Fragebogen zum Einstieg. Dann kann die Konfrontation mit dem eigentlichen Problem erfolgen und zwar zunächst mit der Sichtung von Der digitale Friedhof. Der Filminhalt kann mit dem zugehörigen Fragebogen be- arbeitet und gesichert werden. Abschließend zeigt dann der Filmbeitrag Elektroschrott – wohin mit dem Müll? auf, dass mittlerweile durchaus Maßnahmen zur Verbesserung der Situation greifen. Auch hier hilft ein Fragebogen, den Infor- mationsgehalt des Films zu erfassen und zu sichern. In den Hintergrund-Informationen gibt es ergänzend eine Passage, die darüber informiert, wie sich die Dinge in Indien seit der Entstehung des Films entwickelt haben. Diese Informatio- nen können den Schülern als Lehrervortrag oder auch in Form eines Info-Textblattes vermittelt werden. Die letzte Frage dieses Arbeitsblattes führt dann dazu, eige- Als Einstieg in die Beschäftigung mit der Thematik kann ne Handlungsmöglichkeiten zu bedenken. Die Diskussion der Fragebogen zum Einstieg (folgende Seite) verwendet mit den Schülern kann in die Zusammenstellung einiger werden. Um die Aufmerksamkeit der Lernenden noch Tipps münden: besser anzuregen, ist es aber auch denkbar, den aktuellen 1. Nur kaufen, was man wirklich braucht! Prospekt eines der großen Händler für Unterhaltungselek- 2. Geräte so lange wie möglich benutzen! tronik (Mediamarkt / Saturn / etc.) mitzubringen – in den 3. Kaputte Geräte, wenn möglich, reparieren! Filialen gibt es diese auch in größerer Anzahl – und die 4. Ausgediente funktionierende Geräte verschenken oder Schüler darin blättern zu lassen. Die Fragestellung dabei verkaufen!9 könnte lauten: Wenn du drei Wünsche frei hättest, welche Mithilfe der abschließenden Ideen zur Weiterarbeit und zu drei Geräte würdest du dir aussuchen? Anschließend könn- Aktionen können die Schüler sich darüber informieren, ten die Schüler die Frage auch noch für ihre Eltern beant- dass hierzulande mittlerweile ebenfalls versucht wird, die worten: Stell dir vor, deine Mutter / dein Vater hätten drei Erfassungsquote von Elektroaltgeräten allgemein zu ver- Wünsche frei… bessern und auch Verfahren zur effizienten und umwelt- Noch anregender für die Schüler ist es, statt mit Papier- gerechten Wiederverwertung von Elektroschrott zu ent- prospekten zu hantieren, im Computerraum auf den ent- wickeln. sprechenden Websites zu surfen. Oder man bringt ein Exemplar des Prospekts mit und erlaubt den Schülern, mit ihren Smartphones den QR-Code des Prospekts abzuscan- nen und ihn dann via mobilem Internet auf den Smart- phones zu studieren – am besten in Partnerarbeit, auch weil einige Schüler vielleicht kein Smartphone besitzen bzw. nicht dabei haben. Vielleicht gibt es an der Schule aber auch schon einen Satz iPads, den man einsetzen kann. Sinn dieses Einstiegs ist es jedenfalls, die Faszination, die Unterhaltungselektronik auf viele Schülerinnen und Schü- ler ausübt, zu nutzen und auch das „Haben-Wollen-Gefühl“ 9 anzuregen. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Nach- Auch dazu kann man die Schüler im Internet recherchieren lassen, z.B.: http://www.wohindamit.de/abfalltipps_infos/abfall-vermeidungstipps/94.html denken darüber, was eigentlich mit den ganzen ausgedien- Link zur Kampagne: www.handy-aktion.de ten Geräten passiert, ein ganz anderes Gewicht. Website der Handy-Aktion: fragen.durchblicken.handeln! Arbeitshilfe zur Themen-DVD „Digital – Mobil – und Fair? “ © EZEF – www.ezef.de 6
Elektroschrott – wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof Arbeitsblatt: Fragebogen zum Einstieg 1. Welche der folgenden Geräte sind bei Dir zu Hause im Einsatz? Nenne jeweils die Zahl der vorhandenen Geräte! Altes TV-Gerät mit Bildröhre: __ St. LCD- oder LED-Fernseher: __ St. Desktop-PC: __ St. Laptop: __ St. Playstation: __ St. Handy mit Tasten: __ St. Smartphone: __ St. Kühlschrank: __ St. Tablet-PC: __ St. Stereoanlage: __ St. PC-Monitor mit Bildröhre: __ St. LCD-/ LED-Monitor PC: __ St. 2. Welche der genannten Geräte sind in den letzten zwei Jahren angeschafft worden? Schreibe jeweils dazu, ob und wenn ja, welches der Geräte ein älteres ersetzt hat, das kaputt gegangen ist. 3. Welche der genannten Geräte sollten Deiner Meinung nach möglichst bald ausgetauscht werden? Begründe jeweils, warum? 4. Was weißt Du darüber, was mit alten Geräten geschieht, wenn sie durch ein neues ersetzt werden? Arbeitshilfe zur Themen-DVD „Digital – Mobil – und Fair? “ © EZEF – www.ezef.de 7
Elektroschrott – wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof Arbeitsblatt: Fragebogen zum Filmbeitrag „Elektroschrott – wohin mit dem Müll?“ 1. Wie groß war die Gesamtmenge an Elektroschrott weltweit im Jahr 2012? Tonnen 2. Die Menge von Elektroschrott, die in Deutschland jährlich anfällt, beträgt 1,8 Mio. Tonnen. Wenn man einen Güterzug mit dieser Menge beladen würde, wäre er über 900 km lang, würde also von Flensburg bis München reichen. Wie lange wäre der Güterzug, wenn er die Gesamtmenge des Elektroschrotts auf der ganzen Welt im Jahr 2012 aufnehmen müsste? km 3. Wieviel Geld lässt sich mit der Rückgewinnung der Wertstoffe aus einem Computer verdienen? 3 Euro 5 Euro 7 Euro 9 Euro 4. Welche gesundheitlichen Folgen hat der Blei-Staub, denen die Arbeiter beim Zerlegen von Festplatten ungeschützt ausgesetzt sind? 5. Was unternimmt die indische Regierung, um die negativen Folgen des Elektroschrott-Recyclings zu verringern? 6. Warum ist der Unternehmer Mohammed Sabir zunächst nicht begeistert von dieser Entwicklung? 7. Was muss er tun, wenn er künftig weiterhin Elektroschrott wiederverwerten will? 8. Warum wäre es nicht gut, wenn die Regierung einfach die Verwertung von Elektroschrott ganz verbieten würde? 9. Diskutiert in der Gruppe darüber, was jede und jeder von uns dazu beitragen könnte, dass die Flut von Elektroschrott abnimmt. Arbeitshilfe zur Themen-DVD „Digital – Mobil – und Fair? “ © EZEF – www.ezef.de 8
Elektroschrott – wohin mit dem Müll? | Der digitale Friedhof Ideen zur Weiterarbeit und zu möglichen Aktionen Schüler/innen erkundigen sich beim örtlichen Abfall- wirtschaftsamt, wie der weitere Verwertungsweg der in den Sammelstellen abgegebenen Elektrokleingeräte geregelt ist. Schüler/innen recherchieren im Internet zu den aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die Verwertung von Elektroschrott hierzulande: Entwicklung geeig- neter großtechnischer Verfahren, Aufbau einer Erfassungs- und Verwertungsinfrastruktur. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Beschäftigung Links und Medienhinweise mit der „eSchrott-App“.10 www.handy-aktion.de Schüler/innen recherchieren im Internet zu Berufs- Website der Handy-Aktion: fragen.durchblicken.handeln! zielen im Umfeld des Themas Elektroschrott, z.B. Studiengänge zu Verfahrenstechnik oder gar Recycling- Gold über alles (Tout l’or du monde) Technik. Regie: Robert Nugent; Frankreich, Australien 2007, 52 Min., Dokumentarfilm, DVD Schüler/innen recherchieren im Internet zu Verände- Bezug: www.ezef.de rungen, die sich aus dem Wandel des vorhandenen Geräteparks ergeben, z.B. dadurch, dass die sehr wert- Eine anständige Firma – Nokia made in China stoffhaltigen Röhrenmonitore irgendwann nicht mehr (A decent factory – Nokia made in China) als Schrott anfallen oder auch, dass es immer weniger Regie: Thomas Balmès, China, Frankreich 2004, Desktop-PCs gibt. 56. Min., Dokumentarfilm, DVD Bezug: www.ezef.de Schüler/innen fragen im Lehrer-Kollegium oder zu Hause, ob bekannt ist, wo man einen kaputten Fern- seher abgeben kann. Denkbar wäre auch eine Aktion zum Umgang mit Elektroschrott auf einer Schulveranstaltung, etwa einem Tag zur Vorstellung der Schule oder auch einem Schulfest: – Präsentation des Films „Der digitale Friedhof“ – Plakat-Ausstellung zur Problematik des Elektroschrott-Exports – Vorstellung der eSchrott-App 10 http://www.bmub.bund.de/presse/pressemitteilungen/pm/artikel/ Unterwegs in die Zukunft – eschrott-app-vorgestellt-wissen-wo-der-elektronik-schrott-hingehoert/ Filme zum Themenschwerpunkt Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt Thematische DVD mit zwölf Filmen und Unterrichts- materialien zum Thema Nachhaltigkeit und Zukunftsfähig- keit Bezug: www.ezef.de Filme zum Wegwerfen – Müll und Recycling als globale Herausforderung Thematische DVD mit neun Filmen und Unterrichts- materialien Thematik von Entsorgung und Wieder- verwertung Bezug: www.ezef.de Autor der Arbeitshilfe: Matthias Hestermann Arbeitshilfe zur Themen-DVD „Digital – Mobil – und Fair? “ © EZEF – www.ezef.de 9
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