Zeitfenster aufsperren - Offener Brief der GEW Betriebsgruppe der Grundschule Eenstock - GEW Hamburg
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CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform Zeitfenster aufsperren Offener Brief der GEW Betriebsgruppe der Grundschule Eenstock Wir, die GEW Betriebsgrup- ken getragen werden, sind alle pe der Grundschule Eenstock, im Raum gefährdet. Dieser Zu- schließen uns den zahlreichen stand ist nicht tolerierbar, zumal offenen Briefen der GEW Be- eine Infektion mit Covid19 in triebsgruppen Hamburger Schu- der Schule nicht einmal als Be- len und deren Forderungen an. rufserkrankung angesehen wird. Wir sorgen uns, wie alle Lehr- Es ist unerträglich, dass unser kräfte, um unsere Schülerinnen Dienstherr seit einem Jahr fahr- und Schüler. Es ist für viele Fa- lässig mit unserer Gesundheit milien nicht leicht, den Spagat umgeht. Das Öffnen der Fenster, parent. Deren verständlicher zwischen Beruf, Distanzunter- freiwillige (jetzt verpflichtende) Unmut wird an uns Lehrkräfte richt und Familienleben zu be- Selbsttests, CO2 Geräte und die herangetragen. wältigen. AHA Regel sind die einzigen Unser tägliches Arbeitsfeld, Aber auch unsere Gesundheit Maßnahmen, die eine „sichere mit dem wir uns konfrontiert se- steht für uns im Fokus. Wir Lehr- Schule“ suggerieren sollen. Wir hen, sieht folgendermaßen aus: kräfte gehören z.T. selbst einer fühlen uns nicht geschützt! Der Wechselunterricht, Kinder und Corona-Risikogruppe an oder Gesundheitsschutz am Arbeits- Lehrpersonal in Quarantäne, wohnen mit Menschen aus Risi- platz Schule ist nicht gewähr- Notbetreuung und Kinder, die kogruppen zusammen. Mit gro- leistet, die Fürsorgepflicht wird Gebrauch vom Aussetzen der ßer Sorge beobachten wir, dass nicht umgesetzt. Schulpflicht machen sowie Vi- dieser Aspekt nur eine unterge- deokonferenzen für diese. Diese ordnete Rolle bei der Wieder- immensen zusätzlichen Heraus- aufnahme des Wechsel-/Präsenz- Bieten Sie forderungen gehen zulasten un- unterrichts zu spielen scheint. schnellstmögliche und serer Lehrergesundheit, die auch Der Wechselunterricht begann, ausreichende Impftermine zu pandemiefreien Zeiten ge- ohne dass wir zuvor geimpft fährdet ist. Dennoch versuchen wurden. Immerhin laufen die für alle Lehrkräfte und wir den Schulbetrieb gegen alle Erstimpfungen jetzt an. Die uns wertschätzen Sie die Widrigkeiten aufrechtzuerhalten. zur Verfügung gestellten FFP2 immensen Anstrengungen, Unsere Schüler_innen liegen uns Masken wurden ausgerechnet zu die Ihr Schulpersonal am Herzen. Wir arbeiten gern Beginn der Selbsttestungen der seit über einem Jahr und mit hohem Engagement in Kinder für schadhaft befunden unserem Beruf. Doch allmählich und mussten – bisher ersatzlos – leistet, um schulische wachsen uns die Belastungen entsorgt werden. Eine Entschul- Bildung bestmöglich auch über den Kopf. digung, die ein wertschätzendes während der Pandemie Wir appellieren an unseren Zeichen gesetzt hätte, vermissen aufrechtzuerhalten Dienstherrn: Nehmen Sie un- wir bis heute. Leider werden sere Gesundheit endlich ernst, Kinder mit viel zu großen oder und versorgen Sie die Schulen schon vielfach getragenen Ein- In den B-Briefen überschla- umgehend mit effektiven Siche- malmasken oder gar mit Symp- gen sich die Dienstanweisungen. rungsmaßnahmen, wie z.B. mit tomen in die Schule geschickt. Das Zeitfenster zur Umsetzung Luftfiltern. Bieten Sie schnellst- Diesen Umständen sind wir ohne ist derart eng, dass immenser mögliche und ausreichende wirksamen Schutz ausgeliefert. Stress für das Personal vorpro- Impftermine für alle Lehrkräfte Wir unterweisen seit zwei Wo- grammiert ist. Schulleitungen, und wertschätzen Sie die im- chen die Kinder in der Durchfüh- Lehrkräfte und pädagogisches mensen Anstrengungen, die Ihr rung der Selbsttests, besonders Personal müssen seit Beginn Schulpersonal seit über einem die Erstklässler benötigen viel der Pandemie ständig neue An- Jahr leistet, um schulische Bil- Hilfe. Niesanfälle durch die Wat- weisungen, Ideen, Regelungen dung bestmöglich auch während testäbchen kommen vor. Da na- adhoc umsetzen. Für die Eltern- der Pandemie aufrechtzuerhal- türlich beim Testen keine Mas- schaft sind diese wenig trans- ten. Es hilft nicht, hohe Summen 8 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen an Nachhilfe für Schüler_innen Trotz all der Widrigkeiten fordern umgehend ein Konzept, bereitzustellen, während wir sollen die Kinder am Ende des das den Kindern einen bestmög- seit einem Jahr durch fehlende Schuljahres ein Zeugnis bekom- lichen Lernzuwachs im Präsenz- Sicherheitskonzepte daran ge- men, als stünde das Schuljahr unterricht/Wechselunterricht hindert werden, den hohen Qua- nicht seit Beginn unter dem ermöglicht, ohne dass die Ge- litätsstandard unseres täglichen Zeichen der Pandemie. Wie sol- sundheit von uns Lehrkräften Unterrichts zu halten. Die zu- len wir guten Gewissens den und auch von den Kindern weiter sätzliche zeitliche Komponente Lernstand in das übliche Raster grob fahrlässig aufs Spiel gesetzt durch zwei Testungen pro Kind pressen? wird! durch das Lehrpersonal geht zu- Die nächste bedrohliche Wel- Gez.: GEW Betriebsgruppe der lasten des Unterrichts. le hat bereits begonnen. Wir GRUNDSCHULE EENSTOCK „Präsenz? Nur geimpft!“ Über Tausend Bildungsbeschäftigte bei Unterschriftenaktion dabei Die GEW Hamburg hat in ihrer Forderung bestärkt. Impfangebote für alle Erziehe- Bild: Andreas Morlok / pixelio.de eine Unterschriftenaktion „Wir fordern weiterhin, rinnen und Erzieher, die in Kitas „Präsenz? Nur geimpft!“ Schulen und Kitas bei einer oder Schulen arbeiten sowie für gestartet und innerhalb Inzidenz ab 100 zu schließen. Lehrkräfte und Schulbeschäftig- weniger Tage über 1000 Außerdem muss jetzt geimpft te, die in Präsenz- und Wechsel- Unterschriften von Bil- werden! Bis heute sind ge- unterricht arbeiten, gelten. Jetzt dungsbeschäftigten erhal- impfte Lehrkräfte, Erziehe- alles auf die Karte Impfen zu ten, die diese Forderung rinnen und Erzieher aber die setzen, ist die richtige Strategie, teilen. Bei dieser Aktion Ausnahme. Die Folge: Lehr- da dies die beste und wirksams- ging es nicht um eine kräfte sowie Erzieherinnen te Gesundheitsschutzmaßnahme Impfpflicht, sondern um und Erzieher gehören zu den ist“, kommentiert Anja Ben- ein Anrecht darauf, ge- Berufsgruppen, die am stärks- singer-Stolze, Vorsitzende der impft zu werden, wenn ten von Corona-Erkrankun- GEW Hamburg. präsent unterrichtet wird. gen betroffen sind. Presseerklärung vom 1.4.21 Die GEW sieht sich daher Wir erwarten, dass die Keine Sonderrolle Einen Gesundheitsschutz zweiter Klasse darf es für Vorschullehrkräfte nicht geben! Die Senatsbeschlüsse der zu- 1-4, im bisherigen Status ver- und Maskenpflicht sehr beunru- sätzlichen Maßnahmen sehen bleiben sollen. Das heißt, dass higt und fühlen sich vom Arbeit- für Kitas die Rückkehr zur er- davon auszugehen ist, dass in der geber im Regen stehen gelassen. weiterten Notbetreuung vor und Vorschule weiterhin Wechsel- Das hat die GEW der Behörde für Schulen die Testpflicht der unterricht erteilt wird und eine gegenüber deutlich kommuni- Schülerinnen und Schüler bei Masken- und Testpflicht derzeit ziert. Wir fordern die Behörde Präsenzunterricht. Was das für für die Kinder in der VSK nicht auf, das schnell zu korrigieren. Vorschullehrkräfte an den Ham- besteht. Einen Gesundheitsschutz zwei- burger Grundschulen bedeutet, „Die GEW reagiert mit star- ter Klasse darf es für Vorschul- konnte die GEW auf Nachfrage kem Unverständnis darauf, dass lehrkräfte nicht geben!“, kom- in der Schulbehörde klären: Die die Vorschulklassen nach wie vor mentiert Anja Bensinger-Stolze, BSB informierte darüber, dass von der Testpflicht ausgenom- Vorsitzende der GEW Hamburg. die Vorschulklassen bis auf Wei- men werden. Viele Beschäftigte Presseerklärung vom 6.4.21 teres, so wie die Jahrgangsstufen sind wegen der fehlenden Test- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021 9
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform Von Depression bis Schulangst Reaktionen von Kolleg_innen auf Fragen, die die hlz-Redaktion stellte hlz: Mit welchem Wert auf ei- und Gesundheitsschutz laufen ter Linie geht, ggf. eben auch ner Skala von 1-10 bewertest du unter „kann man machen“. Es ist gegen die Behördenvorgaben? deine Arbeitsbelastung in Ver- schade, wenn sich SL sehr an der Mit Partizipation z.B. in Sachen bindung mit der übrigen verän- Behörde orientiert, denn dann Ausstattung? Mit Fragen an die derten Lebenssituation? hat Gesundheitsschutz eben Basis: Was kann klappen, was nicht die höchste Priorität. Wir nicht? Mit Einbezug der schuli- Charlie1: Das ist meistens wollen alle unterrichten, auch in schen Gremien? eine 8, manchmal eine 11. Präsenz, aber wir wollen dabei nicht das Leben unserer Ange- hlz: Inwieweit sind die Vor- hlz: Beschreib mal der Rei- hörigen, unsere eigene Gesund- gaben, Anweisungen und Richt- he nach, wie diese Belastungen heit und die der Schüler_innen linien der Behörde hilfreich und konkret aussehen? gefährden. Wenn es dann keinen ausreichend? Konsens mit der SL zu diesem Charlie: Über die technischen Thema gibt, führt das zu erheb- Charlie: Besonders positiv Herausforderungen, die fehlende lichen Konflikten. hervorzuheben ist sicher der Ausstattung, das völlig verscho- Newsletter, den man leider nicht bene Berufsbild (s.u.) ist sicher hlz: Was sollte/könnte die SL abbestellen kann. Jubelnachrich- genug gesagt. Vor allem aber ist besser machen? ten, tendenziöse Fragen an den es extrem fordernd, die völlig Senator („Herr Rabe, warum entgrenzte Arbeitszeit mit der Charlie: Naja, s. o.: Eine SL läuft es eigentlich gerade so rund Zeit fürs eigene an Hamburgs Kind bzw. für die Schulen?“) und Foto: iStock eigene Familie ganz sicher ir- zu koordinieren. gendwo auch was Wenn dann noch zur Pandemie. eine Kita schließt Ansonsten ist oder es dort noch es immer schön, weniger ein Hy- auf den Freitag- gienekonzept gibt abend zu warten, als an der Schu- damit man sich le und man das das ganze Wo- Kind eine gewis- chenende über die se Zeit zu Hause Vorgaben aufre- betreuen muss, gen kann, die sich während parallel dann montags als Fern- oder Hybri- nicht umsetzbar dunterricht (oder erweisen. beides) laufen, Und letztlich kommt man an haben uns die Ide- seine Grenzen. muss m.E. eine Entscheidung en der Behörde ja in die erste treffen, wem sie sich hauptsäch- größere Schulschließung im letz- hlz: Wie nimmst du die Rolle lich verpflichtet fühlt. Ist es (A) ten Herbst geführt, da kann man der Schulleitung wahr? die BSB? Öffnung der Schu- noch mal „Danke“ sagen. len um jeden Preis bzw. zum Charlie: Konfus, unvorberei- möglichst niedrigsten Preis? hlz: Was könnte besser ge- tet. Zum Teil zynisch: Hygiene Gesundheitsschutz nur als Op- macht werden? tion? Wilder Aktionismus am 1 Freitagabend? Oder ist es (B) Charlie: Ganz ehrlich? BSB Der geschlechtsneutrale Name ist ein Pseudonym; der richtige Name ist der Re- das Kollegium und sind es die abreißen, neu bauen. daktion bekannt Schüler_innen, um die es in ers- 10 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen hlz: Wie kommen die Kolleg_ sind, macht KuK zu schaffen. darf in der Debatte nicht verges- innen deinem Eindruck nach mit Aus eigener Erfahrung kann ich sen, dass neben der Schule auch der Situation klar? von Schlafstörungen, Wut, aber die meisten anderen sozialen In- eben auch Resignation berichten. teraktionsmöglichkeiten aktuell Charlie: Das geht von... bis: Wir können nicht die einzigen gestrichen sind. Ich kenne Kolleg_innen, die re- sein, die die Pandemie und den Wichtig ist aber, als Lehrkraft signiert haben – denen geht es Gesundheitsschutz ernst neh- den Kontakt zu halten, sich zu erstmal ganz gut, sie nehmen men, also zieht man sich emoti- kümmern, auch um ggf. an die alles nicht mehr allzu ernst und onal raus. richtigen Fachstellen zu verwei- gucken auf sich und ihre Klas- sen. Man ist viel weniger als sen. Es gibt aber auch KuK mit hlz: Wie kommen die Schüler_ Fachlehrkraft, dafür viel mehr erheblichen Gesundheitsproble- innen deinem Eindruck nach mit als Bezugsperson und Pädagog_ men, Leute, die sich das Ganze der Situation klar? in gefragt. sehr zu Herzen nehmen und die echte psychische Probleme ent- Charlie: Unterschiedlich, hlz: Wie erlebst du die Eltern? wickeln. Das geht von Depressi- klar. Einzelne Fälle von psychi- onen bis hin zu Schulangst – das schen Problemen sind aufgetre- Charlie: Weitgehend unauf- Wissen, dass Hygienekonzepte, ten bzw. haben sich verschärft, geregt. wenn überhaupt vorhanden und aber das muss nicht zwingend kommuniziert, schon aus bauli- an Schulschließungen oder der hlz: Wir danken für die Ant- chen Gründen nicht umsetzbar Situation vor Ort liegen. Man worten. PARTIZIPATION Verantwortung übernehmen Die Behörde schiebt es auf die Schulleitungen, die handeln dann nur im Auftrag – und wer trägt die Verantwortung? Es geht bei der Gestaltung des Sündenbock gibt, während sich unterschiedlich viel Geld ausge- Arbeitsplatzes Schule auch um aber tatsächlich keine Verbesse- geben. Aber es ist eben nicht so, Haltung. Auftrag und Grundver- rungen ergeben. Die mit Zeit und dass alles mit einer guten oder ständnis von Pädagog_innen ist Fachwissen völlig unzureichend schlechten Schulleitung stehen es, zur Entwicklung der Mündig- ausgestatteten Schulleitungen und fallen muss. keit von Schüler_innen beizutra- können der Verantwortung nicht Vielleicht müssen wir uns gen. Man sollte also zumindest gerecht werden, die BSB kann einer Grundlage neu bewusst aus diesem Grund erwarten kön- aber weiterhin die Hände in den werden: Wir führen die Tätig- nen, dass auch wir uns im Ar- Schoß legen. Fürsorge, Arbeits- keit aus, für die die Schulen da beitskontext mündig verhalten. schutz, letztendlich auch Moral? sind, während es die Aufgabe Mündige Beschäftigte, Kollegi- Dank strukturalisierter Verant- der Schulleitungen und Behörde en mit Rückgrat, sind in der BSB wortungsdiffusion kein Thema ist, uns dazu in die Lage zu ver- vor allem deswegen so wichtig, für die BSB. setzen. Die Schulleitungen sind weil es an anderer Stelle daran Aber auch die Beschäftigten vor Ort die Dienstleistenden, die offensichtlich fehlt. Fordert eure an den Schulen machen es sich u.a. unseren Arbeitstag struktu- Rechte ein. Sorgt z.B. für Ar- zu leicht, wenn sie auf eine Er- rieren und für unsere Sicherheit beits- und Gesundheitsschutz. rettung durch die Schulleitungen bei der Arbeit zu sorgen haben. Vielleicht ist es zu verlockend, hoffen. Zwar wird die LehrArb- Die Schulleitungen dürfen den sich auf die Schulleitungen zu VO beispielsweise an den Schu- Kolleg_innen zwar vorgeben, ob verlassen. Für die Verantwort- len unterschiedlich mit Leben diese in der 9c oder 9d eingesetzt lichen in der BSB ist die Über- gefüllt, gibt es mal angemessene, sind, haben aber auch dafür zu tragung der Verantwortung in mal unangemessene Reaktionen sorgen, dass genug Kopierpapier Fragen des Arbeits-und Gesund- auf Krankmeldungen und haben an den Schulen ist, die Konfe- heitsschutzes an Schulleitungen Schulen auch ganz praktisch renzzeiten eingehalten werden dankbar, weil es immer einen für die Coronaprävention sehr und der Arbeitsschutz gewähr- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021 11
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform leistet ist. Sie müssen den Rah- Fragen des Arbeits- und Ge- schäftigten muss klar sein, dass men schaffen. sundheitsschutzes von der BSB die BSB dafür da ist, die Schü- Es gibt keinen Anlass für Ob- offensichtlich als Sündenböcke ler_innen von der Tätigkeit der rigkeitshörigkeit und Hoffnung installiert sind und die Erfahrung Pädagog_inn und Therapeut_in- auf den rettenden Reiter. Kolle- zeigt, dass aus der Behörde keine nen an den Schulen profitieren gien, die mündig und rechtskun- Hilfe zu erwarten ist, müssen die zu lassen. Die Schulleitungen dig agieren, können gute Schul- Kollegien für sich sorgen. Perso- übernehmen dabei dienstleistend leitungen in ihrem Ringen mit Tätigkeiten von den Pädagog_ der verantwortungslosen BSB innen wie Materialbeschaffung kritisch-konstruktiv begleiten Kollegien müssen z.B. und Zeitplanung im Gesamtsys- und schlechte Schulleitungen die Paragraphen zur tem. Sie haben aber auch für Ar- durch die Nutzung von Gremien Lehrerkonferenz des beits- und Gesundheitsschutz zu und deren Geschäftsordnungen sorgen. Schulgesetzes kennen, um sowie unter Rückgriff auf die Aus der Behörde kommen zu gesetzlichen Vorgaben führen. die Gesamtkonferenz zu diesem Thema wahlweise heiße Fordert Verantwortungsüber- ihrem Gremium machen Luft, dröhnende Stille oder Ne- nahme ein! Die Weisungsrech- belkerzen. Derzeit scheint man te der Schulleitungen bewegen dort unwillig oder unfähig zum sich ebenso wie deren Pflichten nalräte müssen sich die notwen- Gesundheitsschutz. Seid daher im geregelten Rechtsrahmen. dige Arbeitszeit auch gegenüber selbstbewusst, fordert an den Während die Schulleitung zur Schulleitungen sichern, die we- Schulen eure Rechte ein, lasst Organisation der Lehrtätigkeit der die entsprechenden Vorgaben euch nicht abspeisen und beglei- letztendlich marginale Entschei- des PersVG kennen wollen noch tet rechtskundig die Schulleitun- dungen treffen darf (trifft mich Personalratsarbeit schätzen. gen. Es geht um Haltung, liebe die Hofaufsicht oder der Pizza- Kollegien müssen z.B. die Pa- Kolleg_innen. Und es geht um pausenwahnsinn?), muss sie im- ragraphen zur Lehrerkonferenz eure Gesundheit. mer den gesetzlichen Rahmen, des Schulgesetzes kennen, um OLE WALDMANN z.B. beim Arbeitsschutz, achten. die Gesamtkonferenz zu ihrem Gretel-Bergmann-Schule Da die Schulleitungen in Gremium zu machen. Allen Be- E-LEARNING Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie...?!? Eine Studie zeigt: Schüler_innen leiden stark unter dem Homeschooling Die letzte Schulschließung Schüler_innen schon zum zwei- ler_innen ein noch desolateres im Zuge der Bekämpfung der ten Mal ausgesetzt sind, auf den Bild zeichnen, als wir es vorab SARSCoViD- 2-Pandemie, die Grund gehen. Denn daran war für möglich oder gar für wahr- jetzt schon drei Monate andau- bislang in der deutschen Öffent- scheinlich gehalten haben. Und, ert, war für uns Anlass, eine lichkeit eher wenig Interesse zu um möglichen Fehlinterpretati- Studie über das E-Learning wäh- bemerken und auch die Medien onen gleich vorzubeugen: Dies rend des Schul-Lockdowns zu beginnen erst langsam, sich die- hat ursächlich nur wenig damit initiieren. Wir wollten, inmitten ses Themas anzunehmen. zu tun, dass die Digitalisierung „der größten Bildungskrise der Viele Antworten übertrafen als Technik immer noch nicht Neuzeit“ (UNICEF), anhand unsere schlimmsten Erwartun- gut funktioniert. Über 90 Prozent von zwölf Fragen an insgesamt gen. Insgesamt kommen wir der Schülerinnen und Schüler drei Klassen des 11. Jahrgangs nicht umhin festzustellen, dass nehmen die ELearning-Situati- den besonderen Lebens- und die Auswirkungen des digitalen on auch unabhängig davon als Lernbedingungen, denen unsere Fernunterrichts auf unsere Schü- „belastend“ oder „sehr belas- 12 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen tend“ wahr. Die Situation wird Foto: iStock als Entgrenzung erfahren, der Tag-Nacht-Rhythmus ist gestört, viele erwähnen Schlafstörungen, es kommt zu einer Orts- und Zeitdiffusion und starken Moti- vations- wie auch Konzentrati- onsproblemen. Darüber hinaus kämpfen die Schüler_innen ge- gen große Monotonie. Viele Auf- gaben und schulische Pflichten werden aufgeschoben, türmen sich auf und werden schließlich verdrängt, weil die Schüler_in- nen in ihr häusliches Leben und Lernen keine Ordnung hinein- zubringen vermögen. Zusätzlich wird die Lernweise als defizitär Früher hat sie um Computerzeiten gebettelt empfunden, da man sich iso- liert und auf sich selbst zurück- on und Frustrationserfahrungen Zunahme von Angststörungen, geworfen findet. Das Problem – bis hin zur Depression. Wobei Depressionen, Schlafstörungen, einer als nicht-natürlich wahr- wichtig zu betonen ist, dass ein Essstörungen bis hin zu akuter genommenen Kommunikation Großteil der Ängste ursächlich Suizidalität. mit Mitschüler_innen und Leh- in Verbindung mit den Maßnah- Aus den Auskünften unserer rer_innen verschärft die oftmals men, die zur Eindämmung der Schüler_innen muss der Ein- hoffnungslos beschriebene Lage. Infektionen getroffen wurden, druck gewonnen werden, dass Insgesamt bündeln sich die genauer: den Schulschließungen das Leben dieser jungen Men- im Homeschooling auftretenden stehen und nicht aus einer ent- schen tatsächlich seit über drei Probleme der Rhythmisierung, sprechenden Einstellung gegen- Monaten weitgehend nur noch Orts- und Zeitdiffusion, Moti- über SARS-CoViD-2 entstanden mit schlafen (bzw. einem Zu- vation, Isolation, Monotonie, sind. Dabei beschäftigt die Frage, stand fast vollständiger Passivi- Konzentration und Kommu- wie lange die Schulschließun- tät, ja Apathie) und dem Sitzen nikation und führen zu einem gen noch andauern werden, die oder Liegen vor elektronischen General-Angriff auf die Gesund- Schüler_innen am meisten. Dies Geräten (teils zu schulischen, heit unserer Schüler_innen. Die korrespondiert mit dem, was teils zu tendenziell entgegenge- Symptome sind Strukturanomie, Kinderärzt_innen und Jugend- setzten Zwecken) zusammen- Entgrenzung, Verlust von Halt therapeut_innen diagnostizieren. gezurrt ist. Was dies für das und Orientierung, Desozialisati- Eine dramatisch zu nennende persönliche Wohl und die Ge- sundheit unserer Schüler_innen Foto: iStock bedeutet, lässt sich schon anhand der Zahlen der durchschnittli- chen Dauer der Mediennutzung erkennen, die in unserer Stich- probe bei zehn Stunden täglich liegt (gegenüber sieben bis acht Stunden im ersten Lockdown). Angesichts dieses dramatischen Bildes und der psychisch extrem angespannten Lage sowie dem Leiden unserer Schüler_innen daran sind wir enttäuscht darü- ber, dass offenbar noch immer viel zu wenige Pädagog_innen sich der Dimension dieser Ge- fährdung unserer Kinder und Ju- Nach 10 Stunden E-Learning gendlichen gewahr werden, denn hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021 13
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform sonst hätten sie und ihre Ver- zu dauerhaften Verletzungen der und deutlich zu Gehör? Wenn es bände doch schon längst Alarm Gesundheit der Schüler_innen noch eines solchen Negativbe- schlagen müssen. zu führen. weises bedurft hätte: die Kinder Dabei fällt auf, dass mit dem Wann also werden neben und Jugendlichen haben in der Lockdown ganz offensichtlich Virolog_innen und Epidemio- „Lobbyrepublik Deutschland“ der Leistungsdruck für die meis- log_innen wirklich Gesund- keine Lobby! ten Schüler_innen keinesfalls heitssachverständige anderer In unserer Untersuchung ha- nachgelassen hat, sondern sich Fachrichtungen und Disziplinen ben 56 Prozent der Befragten auf äußerst problematische Wei- von den Politiker_innen vor ih- den expliziten Wunsch geäußert, se in ihre psychischen Systeme ren Beschlussfassungen und vor dass der Lockdown so schnell als eine nicht adäquat bearbeitba- neuen Verordnungen gehört? wie möglich beendet werden re Anforderung zwischen Selbst- Wann bringen Pädagog_innen, soll, 24 Prozent können sich vor- und Fremdsteuerung (bzw. dem die doch eigentlich Anwälte der stellen, sofern sie Wahlmöglich- mangelnden Ausgleich beider Kinder und Jugendlichen sind keiten haben, auch teils weiter Anforderungen) verschoben und (oder zumindest sein sollten) und Online – Unterricht zu haben und umso tiefer eingeschrieben hat. primär das Kinder- und Jugend- 20 Prozent machen die Entschei- Statt dass Schule dafür Sorge wohl vor Augen haben (oder ha- dung abhängig von der Höhe der trägt, dass Leistungsdruck in ben sollten), die Bedürfnisse und Inzidenz bzw. allgemein von der dieser größten Bildungskrise Perspektiven der im Lockdown Entscheidung durch die Politik. der Neuzeit von den Kindern, fast immer isoliert und still vor Das „große Experiment“ des genommen wird, übt ein selbst sich hin leidenden, im Hamster- E-Learnings, das pandemiebe- offenbar hochgradig fremdge- rad digitalen Lernstresses hilflos dingt vor einem Jahr begann, ha- steuertes, nur auf Leistung und gefangenen und einer allgemei- ben wir nun monatelang an den Leistungserfüllung getrimmtes nen psychosozialen Überfor- Schüler_innen im „verschärften“ Schulsystem noch zusätzlichen derungssituation ausgelieferten Realitätstest ausprobiert. Auch Druck aus. Dieser Druck droht Schülerinnen und Schülern laut wenn dieses Experiment vom Ausgewählte Ergebnisse der Stichprobe zum „E-Lernen“ während des Schul-Lockdowns • 90 Prozent aller Schülerinnen und Schüler nehmen die derzeitige Situation des Schul-Lockdown als „belastend“, jede_r zweite Befragte sogar als „sehr belastend“ wahr. • Die Motivation schätzen die Schüler_innen zu über 50 Prozent als mittelmäßig, zu 30 Prozent als schwach und nur zu 17 Prozent als gut ein. • Fast jede_r zweite geht davon aus, dass sich die Noten durch die Lockdowns verschlechtern werden. • Über 60 Prozent vermissen ihre Freund_innen, 35 Prozent die gemeinsamen Aktivitäten mit anderen Menschen. Ein Drittel vermisst Sport und die normale Freizeit. • 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler geben an, Ängste infolge der durch die Politik getroffenen Maßnahmen gegen die SARS-CoVid-2-Pandemie entwickelt zu haben. • 58 Prozent bekommen zu Hause wenig oder gar keine Unterstützung • 69 Prozent der Schüler_innen sagen: Die Schule nimmt nur teilweise Rücksicht auf die besondere Situation, 24 Prozent sagt: sie nimmt keine oder nur wenig und nur 6.9 Prozent sagt: sie nimmt viel Rücksicht. • 90 Prozent der Schüler_innen sprechen sich dafür aus, möglichst schnell wieder in den Präsenz- unterricht zurückkehren zu können, 24 Prozent können sich in der derzeitigen Situation am besten Hybridunterricht (Mischung aus Präsenz- und digitalem Fernunterricht) vorstellen, wenn sie eine Wahlmöglichkeit bekommen. Die Studie im Internet_ • https_//www.gew-ansbach.de/2021/03/e-learning-risiken-und-nebenwirkungen/ • https_//bildung-wissen.eu/fachbeitraege/e-learning-zu-risiken-und-nebenwirkungenfragen-sie.html • http_//www.aufwach-s-en.de/2021/03/e-learning-zu-risiken-und-nebenwirkungenfragen-sie/ • https_//www.nachdenkseiten.de/?p=71033 FINN JAGOW UND BERND SCHOEPE 14 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen Gesichtspunkt der Versorgung Digitaler Fernunterricht kann loge Schule machen“ sein. mit digitalen Geräten und Tech- kein adäquater Ersatz fürs „ana- FINN JAGOW und BERND SCHOEPE nik aus betrachtet für unsere Schulen als Erfolg angesehen Über die Autoren werden kann, können uns die Finn Jagow (geb.1966) und Bernd Schoepe (geb. 1965), freie Ergebnisse der Studie sowohl Autoren, die zu bildungspolitischen und bildungssoziologischen vom Pädagogischen, von den Themen schreiben. Bernd Schoepe ist auch langjähriges aktives Lernergebnisse als auch der GEW-Betriebsgruppenmitglied, ehem. Vertrauensmann und Mit- Bildungswirksamkeit für unse- glied der Hamburger Lehrerkammer. Hauptberuflich unterrichten re Schüler_innen nicht zufrie- beide Autoren Politik, Deutsch und Philosophie an Hamburger denstellen. Stattdessen zeigt der Stadtteilschulen. Weiter Informationen können angefragt werden Schul-Lockdown überdeutlich: bei: berndschoepe@gmx.de China verbietet Handys an Schulen Regierung in Sorge wegen hohem Anteil kurzsichtiger Kinder In China besteht seit Februar Minuten am Stück und nur ma- Hanyang, sein früherer Lehrer ein generelles Verbot von Smart- ximal eine Stunde am Tag benut- habe einen Hammer mit in die phones an Grundschulen und zen. Klasse gebracht. Zu sehen, wie weiterführenden Schulen. Foto: PD-zhang kaiyv/Pexels Wie das Bildungsminis- terium mitteilte, dürfen künftig keine Handys mehr zur Schule mitgebracht werden. Sollten Eltern die Mitnahme dennoch für notwendig halten, müsse dies schriftlich erklärt wer- den. Die Geräte könnten dann beim Betreten der Schule bis zum Ende des Unterrichts verwahrt wer- den. In den Klassenräumen würden keine Smartpho- nes toleriert. Mit den Maßnahmen will das Bildungsminis- terium das Sehvermögen junger Menschen schüt- Schüler in Beijing zen, ihre Konzentration aufs Lernen fördern sowie gegen Die Lehrkräfte werden vom er damit das beschlagnahmte Internet- und Spielsucht vorbeu- Ministerium aufgefordert, keine Handy eines Mitschülers zer- gen. Nach Angaben der Weltge- Hausaufgaben aufzugeben, bei trümmerte, habe klar gemacht, sundheitsorganisation (WHO) denen ein Smartphone benutzt dass das Handyverbot ernst ist der Anteil der kurzsichtigen werden muss. Den Schulen wird gemeint sei. Dai, inzwischen Grundschüler_innen in Chi- empfohlen, öffentliche Telefone 17 Jahre alt und an einer High na mit 40 Prozent weltweit am für den Kontakt zwischen Schü- School, ergänzt: An seiner neuen höchsten. ler_innen und Eltern bereitzu- Schule würden die bei einem Re- In einem Aktionsplan der Re- stellen. gelverstoß beschlagnahmten Ge- gierung wird empfohlen, dass Laut China Daily werden die räte erst am Ende des Semesters Kinder einen elektronischen neuen Regeln entschieden um- zurückgegeben. Bildschirm nicht länger als 15 gesetzt. So berichtet Schüler Dai MANNI HEEDE hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021 15
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform Download statt Upload Eine von der GEW initiierte online-Konferenz mit den bildungs- bzw. schulpolitischen Sprecher_innen der in der Bürgerschaft vertretenen Parteien zur Situation an den Schulen in Zeiten der Pandemie offenbarte die zugespitzte Belastungssituation bei Schüler_innen und Lehrer_innen Acht mal acht konnte ich am der Gefahrenlage und der Not- erlebe wie diese, so die bildungs- Ende zählen! Es waren somit 64, wendigkeit, die Pandemie ein- politische Sprecherin der Grünen in der Spitze 75 Kacheln auf dem zudämmen, eher strengere Maß- weiter, sehe sie trotzdem die un- Bildschirm, hinter denen sich je- nahmen notwendig seien. Nur gemeine Mehrbelastung. In die weils ein_e Kolleg_in verbarg, so könne man den bekannten Notbetreuung, in der sie aktuell der/die sich nach zwei Stunden Yo-Yo-Effekt ausbremsen. Um freiwillig mitarbeite, sollte die intensiven digitalen Austauschs dem vielleicht größten Problem Behörde ab sofort Student_innen über die aktuelle Situation an der Schüler_innen, der Verein- mit einbinden. den Schulen voneinander ver- samung, Herr zu werden, müsse Nils Springborn beschrieb vor abschiedeten. Eingeladen hatten man Bildung an andere Lernorte dem Hintergrund seiner Arbeit die Vorsitzenden der GEW zu verlegen, an denen das Einhalten an einer Schule in herausfor- dieser Online-Konferenz, um der Abstandsregeln kein Prob- dernder Lage, dass vor allem sich mit den schulpolitischen lem sei. der Hybridunterricht noch eine Sprecher_innen der in der Bür- Ivy May Müller widersprach große Baustelle sei. Allein die gerschaft vertretenen Parteien nicht der Forderung nach einem Tatsache, dass die Schüler_in- – außer der AfD – hierüber zu härteren Lockdown, machte aber nen nunmehr digitale Endge- unterhalten. deutlich, dass es aktuell um ei- räte in den Händen hielten, Sabine Boeddinghaus von der nen schärferen Infektionsschutz sei noch nicht die Lösung der Partei DIE LINKE und Birgit am Arbeitsplatz, vor allem in Probleme. Das Vorhandensein Stöver von der CDU waren den den Büros gehen müsse. Wenn dieser Gerätschaften offenbare Teilnehmenden bereits bekannt. dies einschließe, dass mehr Men- erst die wahren Gründe, warum Neu dagegen sind die Spreche- schen von zu Hause aus arbeiten Schüler_innen ins Abseits gera- rin der GRÜNEN und der Spre- ten. Wenn die Mitglieder einer Fotos: Hamburger Bürgerschaft cher der SPD. Für die GRÜNEN fünfköpfigen Familie in einer 2 stellte sich Ivy May Müller, noch 1/2-Zimmer-Wohnung parallel im Referendariat, den Fragen, an Endgeräten hingen, sei diese für die SPD war es Nils Spring- Situation weit entfernt davon, born. Er ist Lehrer an der STS was man als gedeihliche Lernat- Horn und hat sich bereits auf mosphäre bezeichnen könne, so kommunaler Ebene politische der schulpolitische Sprecher der Meriten erworben. SPD. Die Diskussion sollte um die Birgit Stöver, bereits langjäh- Fragen Mehrbelastung sowie rige bildungspolitische Spreche- Arbeits- und Gesundheitsschutz rin der CDU, betonte, dass sie kreisen; mit diesem Ziel struk- die Situation nicht nur als Poli- turierte unsere Vorsitzende Anja tikerin, sondern auch als Mutter Bensinger-Stolze und einer ihrer von drei Kindern wahrnehme. Stellvertreter, Sven Quiring, die Ohne den bisherigen Ausführun- Debatte. Sabine Boeddinghaus gen ihrer Parlamentskolleg_in- Die ersten Statements zeigten nen zu widersprechen, betonte starke Übereinstimmungen bei könnten, sei dies zugleich in Hin- sie, dass man schneller auf die allen vier Vertreter_innen. Da- blick auf die Kinderbetreuung Entwicklungen der dritten Welle her betonen die nachfolgenden zu Hause besser und würde das hätte reagieren müssen. Konkret Ausführungen nur die unter- System der staatlichen Obhut der benannte sie für dieses Versäum- schiedlichen Akzentsetzungen. Kinder entlasten. Obwohl sie als nis die Einführung der Pilotpha- Sabine Boeddinghaus unterstrich Referendarin die Not der Kol- se der Schnelltests, die erst eine in ihrem Beitrag, dass aufgrund leg_innen nicht ganz so hautnah Woche nach (!) den Frühjahrs- 16 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen ferien stattgefunden habe. Hier Tests“, könnten nicht ernsthaft die Kernfächer zu konzentrieren, sei wertvolle Zeit verschenkt in Erwägung gezogen werden, um die nicht zu übersehenden worden. Im Übrigen habe für sie solange sie vom RKI als nicht si- Lernrückstände aufzuholen. Da- aktuell das Testen absolute Prio- cher genug eingestuft würden, so neben müsse man natürlich In- rität. die Antwort des SPD-Vertreters halte streichen – zur Disposition auf eine Frage aus dem Auditori- stünden dann wie üblich die mu- Testen als Ultima Ratio um. Er betonte zudem, dass man sischen Fächer. Was das Testen angeht, so wa- allen Verweigernden klar ma- Sabine Boeddinghaus hielt ve- ren sich alle Sprecher_innen ei- chen müsse, dass das Testen die hement dagegen: es gehe darum, nig, dass dies zu beschleunigen zurzeit einzige Möglichkeit sei, sich grundsätzlich Gedanken sei. Das wöchentlich zweimal um die Chance auf einen weite- über das Lernen zu machen. Das verpflichtende Testen sei zu we- ren Schulbetrieb aufrechtzuer- heiße in der Konsequenz, dass nig, wobei der SPD-Vertreter da- halten. Man könne folglich trotz man zu einem anderen Bildungs- rauf verwies, dass dieser Rhyth- der Widerstände an der gegen- begriff kommen müsse. Weg mus bei einem halbwöchigen vom ‚Trichterlernen‘, Lehrpläne Unterricht bereits zweimal an konsequent entschlacken und drei Tagen faktisch einer hohen hin zu dem, was mittlerweile Testfrequenz entspreche. im bildungspolitischen Diskurs In der späteren Diskussion unter inklusivem Lernen ver- stellte sich heraus, dass das Tes- standen werde. „Nichts drauf- ten unabhängig von der Bereit- packen durch Nachmittags- und stellung des Materials die Kol- Ferienunterricht“, so der Appell leg_innen vor große Probleme der Bildungspolitikerin der LIN- stellt. Neben der Tatsache, dass KEN. die aktuelle Testquote von 84 Luise Günther, Kollegin an Prozent schon auf Widerstand der Heinrich-Hertz-Schule, er- hinweise, sei es nämlich keines- teilte allen Befürworter_innen falls so, dass die Schüler_innen der Klassenwiederholung aus begeistert auf das Testen reagier- der Sicht der Klassenlehrerin ten. Die Kolleg_innen berichte- einer achten Klasse eine Absa- ten von einer ernstzunehmenden Nils Springborn ge. Die Bindungswirkung des Zahl von Kindern, die sich wei- sozialen Gefüges einer Klassen- gerten, ein zweites Mal eine sol- wärtigen Teststrategie festhalten gemeinschaft dürfe nicht aufs che Prozedur über sich ergehen bzw., wenn diese sich nicht als Spiel gesetzt werden. Sie sei zu lassen, weil sie den Abstrich gründlich genug herausstelle, als vor dem Hintergrund der psy- als sehr unangenehm wahrge- letzte Konsequenz auch einen chischen Verunsicherungen, die nommen hätten. Außerdem seien Testzwang nicht ausschließen, die Pandemie angerichtet hätte, den Berichten der Kolleg_innen so die bildungs-bzw.schulpoliti- wichtiger denn je, gerade für die zufolge manche SuS überfordert: schen Sprecher_innen unisono. Schüler_innen, die, aus welchen sie brächen die Teststäbchen Gründen auch immer, an der Si- ab oder führten den Test nicht Reparaturbetrieb tuation besonders litten und da- gründlich genug durch. Dies Einig war man sich in Hin- durch leistungsmäßig ins Abseits wiederum veranlasste Sven Qui- blick auf die psychisch-sozialen geraten seien. ring zu der Einlassung, dass man Folgen der Pandemie bei vielen darüber nachdenken müsse, me- Schüler_innen. Diese im Blick Runterfahren statt dizinisches Personal an Schulen zu behalten, sei das dringends- Draufsatteln – auch über die Pandemie hinaus te Problem. Auch gegenüber Es war Birgit Stöver von der – einzustellen. Einig war man Lernrückständen habe die Arbeit CDU, die sich vehement für eine sich auf jeden Fall, dass trotz hieran Vorrang. Diese klare Po- Arbeitsentlastung der Kolleg_in- aller Vorbehalte eine Testung in sitionierung, der auch die CDU- nen aussprach. Das Arbeitszeit- der Schule vorgenommen wer- Vertreterin nicht widersprach, modell müsse allerdings auch den müsse, da man nicht davon wurde sichtbar, als aus dem Au- unabhängig von der Pandemie ausgehen könne, dass das Testen ditorium mit Verweis auf einen überarbeitet werden. Die Pan- zu Hause zu Ergebnissen führe, aktuellen SPIEGEL-Artikel die demie habe die Dramatik erst denen man vertrauen könne. Frage gestellt wurde, ob es denn richtig offenbart. Sie zitierte Er- Alternativen, etwa „Lolli- nicht sinnvoll sei, sich primär auf gebnisse aus einer Untersuchung hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021 17
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform Gesundheitsrisiken und Arbeitsbelastung sind gestiegen Dies sind Ergebnisse einer Studie, die im Auftrag der DAK vom Institut für Therapie- und Gesund- heitsforschung (IFT-Nord) in Kiel erstellt wurde. Befragt wurden im Oktober letzten Jahres 2300 Lehr- kräfte in Nordrhein-Westfalen. Die Ergebnisse sind bundesweit vergleichbar, weil die Arbeitsbedingun- gen sich – auf den Untersuchungsgegenstand bezogen – nur unwesentlich voneinander unterscheiden. • 90 Prozent der Lehrkräfte gaben an, dass der Unterricht im Vergleich zum Vorjahr deutlich anstren- gender geworden sei. Denn es kostet sowohl Energie, die Corona-Maßnahmen bei den Schüler_innen durchzusetzen als auch die eigene Gesundheit zu schützen und den Ausfall von Kolleg_innen auszu- gleichen. • 84 Prozent haben das Gefühl, Corona-bedingt mehr zu arbeiten. Diese Wahrnehmung trügt nicht: Im Schnitt fällt jede Woche fast ein Arbeitstag zusätzlich an. So leisten Lehrer_innen zurzeit 6 Überstun- den wöchentlich, die Schulleitungen sogar 9 Stunden. • 80 Prozent empfinden die Corona-Situation als eine Belastung für die Schüler_innen. • 78 Prozent machen sich Sorgen wegen der Lernfortschritte der Schüler_innen. • 65 Prozent machen sich Sorgen um ihre eigene Gesundheit. Viele davon haben Angst, zur Schule zu gehen und sich dort mit dem Corona-Virus anzustecken. Die Hygienemaßnahmen reichen zumindest für die subjektive Wahrnehmung nicht aus. • Burnout-Gefährdung ist um ein Vielfaches gestiegen • 28 Prozent der Lehrkräfte sind deutlich emotional erschöpft und zeigen Burnout-Symptome. Die ak- tuelle Situation „befeuert“ die Symptome. Vor der Corona-Pandemie wurde die Zahl der Burnout- Betroffenen im Schuldienst bei 3-5 Prozent vermutet. Eine weiterführende Analyse zeigte, dass weibliches Lehrpersonal, Schulleitungen und Befragte mit Angst um die eigene Gesundheit sowie Personen mit einer ausgeprägten emotionalen Erschöpfung durch die Corona-Situation am stärksten beeinträchtigt werden. Quelle: haufe.de Arbeitsschutz Newsletter einer Studie, die im Auftrag der sechs (!) verschiedenen Settings: es durch wenig kontinuierliche DAK vom Institut für Therapie- Neben Präsenzunterricht seien in Teilnahme, unabhängig davon, und Gesundheitsforschung (IFT- der Notbetreuung A und B-Grup- ob im Präsenz- oder Fernunter- Nord) in Kiel im Herbst letzten pen zu unterscheiden, in denen richt, ungemein schwierig sei, Jahres erstellt wurde. Danach jeweils das Augenmerk auf die den Überblick zu behalten. Es bewerteten 90 Prozent der Be- anwesenden, aber auch auf sich sei herausfordernd, immer wie- fragten die pädagogische Arbeit der die Schüler_innen zu ermun- gegenwärtig als anstrengender tern durchzuhalten. gegenüber dem Normalbetrieb; 28 Prozent zeigten starke Er- Empathie als Gebot schöpfung. Dass sich viele Kol- der Stunde leg_innen überfordert fühlten, Dass dies alles eine empathi- zeige auch der deutliche Wunsch sche Einstellung den Schüler_in- nach Fortbildung. 84 Prozent der nen gegenüber verlange, auch Befragten sagten, dass die Situa- darin waren sich alle Teilneh- tion eindeutig Mehrarbeit bedeu- menden einig. Anna Ammonn te. Stöver sprach sich dafür aus, vom Verband Gemeinnützi- dass diese Mehrarbeit zu einem ge Gesellschaft Gesamtschule späteren Zeitpunkt verrechnet (GGG) hatte in ihrem Beitrag be- werden müsse. tont, dass man es gar nicht hoch Die Vertreter_innen der Re- genug würdigen könne, was die gierungsparteien widersprachen Kinder und Jugendlichen leiste- nicht. Ein Kollege einer Stadt- ten. Allein deshalb sei das Ent- teilschule nahm an dieser Stelle Birgit Stöver schlacken der Bildungspläne die Gelegenheit wahr, einmal verweigernde, sprich nicht an- unabdingbar. sehr viel konkreter den Alltag wesende Schüler_innen zu rich- Was bei der Krisenbewälti- der Kolleg_innen an den Schu- ten sei. Dabei verschärfe sich das gung trotz aller negativen Aus- len zu schildern. Er sprach von Problem in der Oberstufe, wo wirkungen, die die Pandemie 18 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen gezeitigt habe, nicht ganz aus Politik des amtierenden Senators ments auch darum gehe, alle Be- dem Blick geraten solle, seien immer weiter runtergefahren troffenen deutlich zeitnaher als die Chancen in Hinblick auf die worden. Insofern sei die Krise bisher in die anstehenden Vorha- Veränderungen, die das Ganze als Chance zu sehen! ben einzubeziehen. Die Praxis, auf das Lernen habe, so Ivy May den Schulleitungen am Freitag Müller (GRÜNE). In Hinblick die Ausführungsbestimmungen auf Individualisierung und digi- für die am Montag durchzufüh- tales Lernen habe man Einiges renden Maßnahmen zu über- dazu gelernt. Was sich hieraus mitteln, sei das Gegenteil einer positiv entwickeln lasse, sei im „auf Sicht fahrenden“ (O-Ton Einzelnen zwar noch nicht ab- des Senators) Handhabung der sehbar, klar sei aber, dass dies Krisenbewältigung. Was aber grundlegende Änderungen an- insgesamt auch uns als Gewerk- stoßen werde. schafter_innen sauer aufstoße, Auch wenn zu vermuten ist, sei die mangelnde Einbindung dass diesbezüglich zwischen den der Personalräte. Eine vertrau- Parteien deutliche Unterschie- ensvolle Zusammenarbeit mit de zu Tage treten werden, warb den gewählten Vertreter _innen Sabine Boedinghaus dafür, nach der Beschäftigten sei sicher nicht der Pandemie einen Bildungs- die einzige, aber eine der Voraus- kongress durchzuführen. Die setzungen dafür, dass es gelingt, Ivy May Müller Beteiligung aller von Bildungs- die Pandemie erfolgreich zu be- politik Betroffenen und an ihr Unsere Vorsitzende kommen- kämpfen. Interessierten, so die Linken- tierte ergänzend, dass es aktuell JOACHIM GEFFERS Politikerin weiter, sei durch die im Rahmen des Krisenmanage- HAMBURGER GEWERKSCHAFTSTAG Wahlausschreiben Beim nächsten Hamburger Gewerkschaftstag der GEW am 20.5.21 sind folgende Ämter zu besetzen: Vorsitzende_r (die zweite Amtszeit von Anja Bensinger Stolze endet) Erste_r Stellvertretende_r Vorsitzende_r (die zweite Amtszeit von Fredrik Dehnerdt endet) Schriftführer_in Geschäftsführender Ausschuss (die zweite Amtszeit von Mathias Töpfer endet) Schriftführer_in Landesvorstand (die zweite Amtszeit von Martin Neumann endet) Schriftführer_in Protokoll Vertretung Gewerkschaftstag (Das Mandat hatte vorher Barbara Geier – ihre 8jährige Amtszeit ist beendet) Folgende Kolleg_innen haben ihre Kandidatur angemeldet: (Stand: 09.04.2021) Vorsitzende/r: Sven Quiring (FG Sonderpädagogik) 1. stellvertretende/r Vorsitzende/r: Yvonne Heimbüchel (FG Gymnasien) Ggf. 2. stellvertretende/r Vorsitzende/r (derzeit: Sven Quiring): 1. Schriftführer/in: (Protokoll GA) Carsten Arnheim (FG Grundschulen) 2. Schriftführer/in: (Protokoll Landesvorstand) Marlies Tatje, Stellvertretung: Björn Eisenschmidt (beide FG Berufliche Schulen) 4. Schriftführer/in: (Protokoll Vertretung Gewerkschaftstag) Volker Peters (BG Ruheständler_innen) Weitere Kandidaturen können bis zum 20.5.21 – in der Geschäftsstelle eingereicht werden. Eine Kandidatur ist auch noch auf dem Gewerkschaftstag möglich. Kolleg_innen, die sich in der kommende Ausgabe der hlz (erscheint Mitte April) in diesem Zusammenhang vorstellen möchten, senden ihre Vorstellung bitte bis zum 29.4. an die Redaktion (hlz@gew-hamburg.de) hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021 19
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform KITA Wer will's wissen und warum? Das Persönlichkeitsrecht der Beschäftigten muss gewahrt bleiben Ja, wir haben gefordert, dass Verfügung stehen, wird dieses schutzrechtlich kritisch zu be- Erzieher_innen und alle anderen, Privileg verschwinden. trachten. Tatsächlich ist die Ein- die im direkten Kontakt mit Kin- gabe (noch?) freiwillig. Dennoch dern arbeiten, in der Impf-Prio- Ein Angebot, das man ergibt sich daraus eine relative Liste nach vorne kommen. Sie ablehnen kann Übersicht der „Durchimpfung“ sind nun in Stufe 2 mit den 70 bis Es ist ein Angebot zur Imp- der Kita-Beschäftigten. Einzel- 80-Jährigen und Menschen mit fung und keine Pflicht (zumin- ne Arbeitgeber versuchen die zusätzlichen gesundheitlichen dest, solange es keine gesetzlich Anmeldung zur Impfung dazu Einschränkungen und werden verordnete Impfpflicht gibt). zu nutzen, sich eine Übersicht noch vor Polizei und Feuerwehr Noch wirkt das grundgesetz- zu verschaffen, welche Beschäf- geimpft. Ein Privileg für alle, die lich festgeschriebene Recht auf tigte sich hat impfen lassen. Aus aufgrund ihrer Berufsausübung persönliche Selbstbestimmung unserer Sicht ist das unzulässig, in den ungeschützten Kontakt auch in Bezug auf Covid-19. In da damit gegen den Datenschutz mit zu betreuenden Kindern tre- diesem Zusammenhang fällt der verstoßen wird. Es geht den Ar- ten und einen Schutzanzug, wie Blick auf die Masernschutzimp- beitgeber schlicht nichts an, ob ihn die Feuerwehr und andere fung, deren Impfnachweis für jemand sich hat impfen lassen Berufe in Infektionslagen vom bestimmte Berufsgruppen ver- oder nicht. Wozu soll diese In- Arbeitgeber gestellt bekommen pflichtend ist (für später als 1971 formation dienen? Soll unter- und die verpflichtet werden, Geborene, die in Einrichtungen schieden werden zwischen nur diesen zu tragen, in der päda- für Kinder oder in medizinischen begrenzt einsetzbar und überall gogischen Arbeit nicht anlegen Einrichtungen tätig sind). einsetzbar? Ist dies reiner Da- können. Der Staat macht die Impfange- tensammelwut geschuldet oder Ein Privileg also, das den Kol- bote, er kontrolliert, in welchem steckt mehr dahinter? Wir emp- leg_innen einen höherwertigen Maße das Angebot angenommen fehlen den Betriebsräten, hier Schutz bieten soll als alle ande- wird. So hat nun auch in den Er- sehr genau darauf zu achten, ren Schutzmaßnahmen, die in hebungsbögen (Wochenmeldun- dass das Persönlichkeitsrecht der der Kita leider nur zum Teil um- gen der Kitas an die Behörde) einzelnen Beschäftigten gewahrt gesetzt werden können. Neben- die Frage nach der Anzahl der bleibt. bei erhalten die Kolleg_innen ei- geimpften Beschäftigten Einzug nen höheren Schutz als der große halten. Opfer zu Täter_innen? Rest der Bevölkerung. Erst wenn Je kleiner die Kita, umso eher Es geht um Personal, das durch ausreichend Impfdosen für alle ist der Rückschluss auf einzelne Arbeitsschutzverordnungen, Menschen in Deutschland zur Beschäftigte möglich und daten- die der Arbeitgeber umzusetzen hat und behördlichen Gesund- heitsschutzverordnungen, deren (Grafik Quelle: https://www.bundesregierung.de/breg-de/ themen/corona-informationen-impfung/ corona-impfverordnung-1829940) Einhaltung der Gesetzgeber zu gewährleisten hat, nicht ausrei- chend geschützt werden kann. Erst durch das Impfen kann nun, zumindest vor der Gefahr lebensbedrohlich zu erkranken, ein kostenfreier Schutz gewährt werden. Dadurch kehrt sich die Situation um: Diejenigen, die sich nicht impfen lassen (wol- len), tragen ein höheres Infekti- onsrisiko, was im Krankheitsfall notwendig eine Mehrbelastung 20 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen für die verbleibenden Kolleg_in- Hoch infektiös nen nach sich zieht oder gar die Rückkehr aller Kinder in die Be- Kinder und Jugendliche übertragen Covid19 bis zu fünfmal häu- treuungseinrichtung verhindert. figer als ältere Menschen. Dies geht aus einer Studie des britischen Darin zeigt sich der Unter- Amtes für nationale Statistiken (ONS) hervor. Dass dies bislang schied zur Masernschutzimpf- nicht validiert werden konnte, lag daran, dass Infizierte, bei denen verordnung für Kindertagesstät- sich Symptome zeigten, sich häufiger in Testzentren untersuchen ten. Kinder und Beschäftigte ließen als Kinder, die keine Symptome aufwiesen. Die britischen sind gleichermaßen verpflichtet, Forscher_innen führten deswegen Tausende von Tests, unabhängig einen Impfnachweis zu erbrin- von Krankheitssymptomen, im häuslichen Umfeld durch. http://ge- gen. Corona-Schutzimpfungen organa.net/sotiris/mypapers/DiseasePrevalence.pdf für Kita-Kinder gibt es nicht, sie tragen zum Infektionsgesche- trete(n muss)? Wer, ob ich tat- sel 2020/2021 so zu nutzen, dass hen bei. Die Impfung schützt sächlich eine der zwei Personen in weiten Bereichen alle Ein- „nur“ vor einer folgenschweren bin, die im engen Kontakt zu ei- richtungen und Betriebe durch- Erkrankung (und somit den Ar- ner Schwangeren stehen? gehend geschlossen würden. Da beitgeber vor einem länger an- Drängeln und Leistungser- dies nicht geschah, haben wir dauernden Personalausfall mit schleichen gab es schon immer dann gehofft, mit der verordne- entsprechend längeren Dauer – die Angst vor einem schweren ten Osterruhe massive Kontakt- der Gehaltsfortzahlung) sowie Verlauf ist eine menschlich nach- beschränkungen zu erreichen, Vertretungskosten. Aber das darf vollziehbare Begründung, gel- um das Infektionsgeschehen nach unserer Auffassung nicht tende Bestimmungen möglichst deutlich zu verringern. Auch das dazu führen, dass Arbeitgeber ist nicht umgesetzt worden. sich auf den Standpunkt stellen, Jetzt schnellen die Zahlen in dass die Arbeitnehmer_innen, Es geht den Arbeitgeber bedenkliche Höhen, jetzt sind die sich trotz kostenfreien An- zunehmend jüngere Menschen schlicht nichts an, ob gebots nicht impfen lassen, ihre gefährdet – spätestens jetzt ist Arbeitsleistung nicht ordnungs- jemand sich hat impfen es an der Zeit, alles auf Null zu gemäß anbieten, wie es das Bür- lassen oder nicht stellen. Die relevanteste Gruppe gerliche Gesetzbuch, BGB § 297 1 ist durchgeimpft. So sollte nun vorschreibt. Denn es würde dem ein konsequenter Lockdown er- Arbeitgeber erlauben, das Gehalt weit auszulegen. Aber einzig und folgen: Eine Woche beginnend einzubehalten, da der Anspruch allein nur der Wunsch, wieder in am Freitagnachmittag und zwei auf Vergütung entfallen wäre. Präsenz zusammenkommen zu darauffolgende Wochenenden Ebenso greift auch das arbeitge- können, weil Videotreffen als eingeschlossen sowie Arbeitsbe- berseitige Kündigungsrecht zu anders belastend empfunden ginn ab Montagnachmittag erge- einer personenbedingten Kündi- werden, ist nicht hinzunehmen. ben in der Summe 10 komplette gung (§1 KSchG) nicht, da es die Vordrängeln vor Menschen, die Tage, an denen ausschließlich Impflicht gegen das Coronavirus in der Priorisierungsfolge aus nur kontaktfrei (außer dem un- eben nicht gibt. festgelegten Gründen vor mir an vermeidlichen Kontakt zu Per- die Reihe kommen sollen, ist die sonen des eigenen Haushalts) Wer will nochmal, Form von Entsolidarisierung, die gearbeitet werden sollte. wer darf noch nicht wir gewerkschaftlich (und nicht Kluges und solidarisches Han- Zunehmend erschleichen sich nur auf dieser Ebene) bekämpfen deln ist zwingend erforderlich Menschen Berechtigungen, um müssen. – wir stehen im Kampf gegen sich in der Impffolge nach vorne Ob mit oder ohne Impfung diese Pandemie. Noch sind vie- zu drängeln. Wer will kontrollie- – nicht nur was die Kitas an- le bereit, für eine überschaubare ren, ob ich als Erzieher tatsäch- geht haben wir uns dafür aus- Zeit stärkere Einschränkungen lich noch in der Kita eingesetzt gesprochen, sie für eine kurze in Kauf zu nehmen. Überzeugen bin und nicht schon seit Länge- überschaubare Zeit komplett zu wir die politisch Verantwortli- rem durch Bürotätigkeiten kaum schließen. Es gibt Werksferien, chen, dass jetzt gehandelt wer- noch Kinderkontakte habe? Wer Betriebsferien und in den Kin- den muss! prüft nach, ob ich als in der Ver- dertagesstätten auch Sommer- JENS KASTNER, Sprecher der waltung Tätige_r einer Senioren- oder Winterschließzeiten. Wir Fachgruppe Kinder- und Jugendhilfe pflegeeinrichtung überhaupt in hatten darauf gesetzt, die Weih- Kontakt zu den Bewohner_innen nachtstage und den Jahreswech- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 3-4/2021 21
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