Zillertaler Wanderbuch - Das große - Tyrolia Verlag
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Die Berge sind nicht nur Herausforderung für mich. Sie sind auch ein Ruhepunkt. Selbst wenn ich schlecht gelaunt von daheim weggehe, weil mir etwas durch den Kopf geht, was ich nicht klären kann – sobald ich unterwegs bin, auf dem Weg nach oben, fällt diese Beklemmung von mir ab. Ich habe Zeit, um meinen Gedanken nachzuhängen, um die Maßstäbe wieder zurechtzurücken. Der Kopf wird frei. Ich gehe auf einen Gipfel, und wenn ich wieder herunterkomme, bin ich ein anderer Mensch. Peter Habeler aus „Das Ziel ist der Gipfel“ 2 Zillertaler Wanderführer.indd 2 07.04.21 20:59
Ein Wanderbuch als Geburtstagsgeschenk Zum 150-jährigen Bestehen der Sektion Zillertal des Österreichischen Alpenvereins Die Bergwege begleiten unseren Verein und begleitet bis heute aktiv und enga- seit seiner Gründung vor nunmehr 150 giert dessen Arbeit. Rund ein Drittel der Jahren in Zell am Ziller, deshalb wollen hier vorgestellten Wanderungen sind wir die Wandermöglichkeiten des Ziller- Wege im Naturpark. Das Naturparkteam tales auch in unserem Jubiläumsjahr wiederum brachte sich aktiv in die Aus- 2021 in den Mittelpunkt stellen. Die Pfle- arbeitung der Tourenvorschläge dieses ge der Wege im Gebirge: das ist der ge- Wanderbuches mit ein – genauso wie all meinnützige Kern der Tätigkeit des Al- die anderen Autorinnen und Autoren, die penvereins. in unserer Sektion als Tourenführer eh- Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde renamtlich tätig sind oder sich regelmä- damit begonnen, die Wege der Bauern im ßig an unseren Unternehmungen beteili- Tal auszubauen und neue Wege anzule- gen. Sie alle gewähren hier mit ihren gen, um die Schönheit der Zillertaler persönlichen Tourentipps ebenso sach- Bergwelt interessierten Besuchern zu er- kundige wie abwechslungsreiche Einbli- schließen. Bis heute kümmern wir uns cke in die Vielfalt der Zillertaler Bergwelt. um diese Wege – und auch darum, dass die Erschließung der Gebirgs- und Hoch- Liebe Bergfreunde und Bergfreundinnen, gebirgsregionen nicht überhandnimmt, so, wie wir uns über den 150. Geburtstag dass wir Menschen jenen Raum respek- unserer Sektion Zillertal des ÖAV freuen, tieren, den die empfindliche Natur- und so sehr freuen wir uns über euer Interes- Kulturlandschaft für sich selber braucht. se an unserer Arbeit. Wir wünschen euch Schließlich bleibt mit einem intakten Na- viele interessante Momente beim turraum auch unser unmittelbarer Le- Schmökern in dieser Tourenauswahl, vor bensraum stabil. allem aber viele schöne Stunden in der Aus diesen Gründen war die Sektion Zil- Zillertaler Bergwelt – und vielleicht be- lertal des Österreichischen Alpenvereins gegnen wir uns ja einmal! (ÖAV) in der Vorbereitung und Umset- zung des Hochgebirgs-Naturparkes Zil- lertaler Alpen (und auch des Ruhegebie- Paul Steger, Erster Vorsitzender tes Wilde Krimml) federführend involviert der Sektion Zillertal des ÖAV 3 Zillertaler Wanderführer.indd 3 07.04.21 20:59
Die Wanderwege und der Alpenverein im Zillertal Kleiner Ausflug in die Geschichte waren die Bildungsbürger jener Zeit – So um 1850 wurden die Alpen mit einem Beamte, Lehrer, Ärzte, Gastwirte und Mal interessant für die Bürger in Europa, auch Geistliche –, die diese völlig neue, das blieb auch im Zillertal nicht unbe- föderalistisch organisierte Struktur auf- merkt. Den Beginn dieser Entwicklung griffen, um Wege für die neuen Besucher kann man hier mit einer Unternehmung anzulegen, Unterkünfte und Schutzhüt- des Salzburger Domherrn Thurwieser ten zu schaffen – kurzum: zu investieren, bereits im Spätsommer 1840 festmachen. um aus dem allmählich aufkommenden In einer kleinen Expedition wanderte er „Besucherstrom“ aus den Städten Euro- von Mayrhofen auf die 2973 m hohe pas wirtschaftlichen Nutzen für das Zil- Ahornspitze. Ob das einen Sinn hatte? lertal zu ziehen. Mittlerweile ist der Ver- Vielleicht wollte er einfach seine Vorstel- ein auf eine Mitgliederzahl von 2800 lung über Gottes Schöpfung erweitern. angewachsen. Sie kommen aus dem gan- Er war mit seiner Neugier in guter Gesell- zen Tal (teils auch aus anderen Staaten schaft. Vermessungen, naturwissen- wie Deutschland, Großbritannien usw.), schaftliche Forschung und Abenteuer- wobei zu bemerken ist, dass der überwie- lust waren für immer mehr Leute aus den gende Teil aus der nunmehrigen Sitzge- Städten ein Beweggrund, Gebirgsgrup- meinde Mayrhofen stammt. Dort befin- pen und Talschaften zu durchstreifen. In det sich seit 1998 auch das sogenannte Wien (1862) und in München (1869) wur- „Alpenvereins-Heim“. den sogar eigene Gesellschaften gegrün- det, um diese Interessen zu unterstützen. Die Sektion Zillertal des neuen Vereins Es waren die ersten Alpenvereine, die des Jahres 1871 war, wie die anderen alpi- sich 1873 zum Deutschen und Oesterrei- nen Sektionen dieser Zeit auch, im Gefü- chischen Alpenverein (DuOeAV) zusam- ge des DuOeAV klein und wenig finanz- menschlossen. In Wien ging es damals kräftig, sie konnte aber für das Tal vom eher um Wissenschaft, in München hin- Gesamtverein und dessen Fördertöpfen gegen auch darum, die Bewohner der Al- (wie auch von den ehrgeizigen Projekten pentäler in wirtschaftlicher Hinsicht in der finanzkräftigen Sektionen großer die sich anbahnende Entwicklung einzu- Städte) profitieren. Ganz entsprechend binden – und da waren schon sehr früh dem Vereinszweck, „… die Kenntnis der die Zillertaler mit dabei. Alpen Deutschlands und Österreichs zu 18 Männer rund um den Gerichtsvorste- erweitern und zu verbreiten sowie ihre her Josef Vogl und den k. k. Oberförster Bereisung zu erleichtern“. So war es we- Franz von Wallpach gründeten im Jahr nig verwunderlich, dass sich die oben ge- 1871 in Zell am Ziller die Sektion Zillertal nannten Herren im Zillertal nicht von des Deutschen Alpenvereins (DAV). Es Anfang an als Bergsteiger hervortaten, 4 Zillertaler Wanderführer.indd 4 07.04.21 20:59
Abstieg vom Schönbichler Horn. Unterhalb der Bildmitte lässt sich die Berliner Hütte ausmachen. denn dies war für ihre Zwecke nicht not- zu Pferde gefahrlos passierbaren Wegs wendig. Im Lauf der Zeit hat sich dies je- von Hochsteg (Mayrhofen) bis Breitlah- doch geändert, immer öfter entwickelten ner. Dieser Weg erleichterte auch den sich auch Einheimische zu ambitionier- Alltag der heimischen Bevölkerung, die ten Alpinisten. Die ersten Bergführer wie nicht unmittelbar mit den Touristen zu beispielsweise Hans Hörhager, Jakob Mo- tun hatte, und er wurde mit entsprechen- ser oder Alfons Hörhager, dann Hans der Freude angenommen. Lokale Zeitun- Fiechtl und später Ernst Spieß gingen aus gen berichteten begeistert vom Volksfest der Alpenvereinssektion Zillertal hervor. im Jahr 1884 anlässlich der Einweihung Bergsteigerpersönlichkeiten wie Peter des Herzstücks dieses Weges, des großar- Habeler oder Hermi Lottersberger sowie tigen Bauwerks der Karlsteg-Brücke, die bekannte Kletterer wie Darshano (Luggi) nach einem Hochwasser neu errichtet Rieser, Andreas Aschenwald oder Ger- werden musste. Den Abschnitt von Breit- hard Hörhager bis herauf zur jüngeren lahner aufs Pfitscher Joch und weiter Generation mit Matthias Schiestl waren nach Sterzing bzw. Steinach am Brenner und sind ebenfalls in verschiedener In- übernahm die Sektion Prag, denn die tensität mit unserer Sektion verbunden. wollte ihre beiden Hütten (Olpererhütte und Dominikushütte) an die Stationen Alpine Infrastruktur der neuen Brennerbahn anbinden. Ein großes Projekt in den 1880er Jahren Im Archiv des Alpenvereins in Innsbruck ( finanziell vom „Central-Ausschuß“ des befindet sich ein schön ausgeführter DuOeAV gefördert) war der Bau des auch Plan für einen Weg durch den Ziller- 5 Zillertaler Wanderführer.indd 5 07.04.21 20:59
An der Stauwurzel des Schlegeis-Stausees. Über dem See ist der Gipfel der Gefrorenen Wand zu sehen, links davon steckt der Olperer in den Wolken. grund und über das Hundskehljoch ins warum so viele Hütten hier (und anders- Ahrntal, wobei uns nicht bekannt ist, ob wo) die Namen deutscher Städte tragen. daraus jemals zur Gänze oder auch in Es entstand darüber hinaus der neue Be- Teilen ein konkretes Projekt wurde und ruf des Bergführers und auch die Bergret- wer es finanziert haben könnte. tung hat im Alpenverein ihre Wurzeln. Am einsetzenden Bauboom von Schutz- Dieses Angebot wurde durch Hütten be- hütten beteiligten sich die Männer der nachbarter Alpenvereinssektionen, des Sektion Zillertal insofern, als sie die fi- Österreichischen Touristenklubs und nanzkräftigen Sektionen ihres Vereins privater Unternehmer abgerundet und (vor allem Berlin und am Beginn auch bildet bis heute eine wunderbare Infra- Prag) in organisatorischen Belangen struktur zum großen und kleinen Berger- kräftig unterstützten. Zusammen mit lebnis für alle Menschen, die danach su- weiteren Sektionen des DAV (heute sind chen. dies: Plauen, Würzburg, Aschaffenburg, Kassel, Greiz, Berlin, Neumarkt i. d. Gemeinsame Verantwortung Oberpfalz, Otterfing, Oberkochen) er- Inzwischen gibt es wieder einen DAV richtete der Alpenverein innerhalb weni- und einen ÖAV, und im Zillertal sind bei- ger Jahrzehnte das heute noch bestehen- de Vereine mit verschiedenen Sektionen de und gepflegte Netz an Schutzhütten aktiv, auch die unmittelbaren Nachbarn und Wegen. Daraus erklärt sich auch, im Inntal. Sie betreuen weiterhin „ihre“ 6 Zillertaler Wanderführer.indd 6 07.04.21 20:59
Hütten und Wege. Der Siedlungsraum reich der Ortschaften samt der Beherber- hat sich ausgeweitet, die Erschließungs- gung und der Gastronomie und tun das straßen und -wege sind Teil der Gemein- bis heute – ergänzt durch die Alpenverei- den und der Wirtschaftstreibenden (von ne, auch wenn in Fragen der technischen den Bauern über die Forstbetriebe bis zu Erschließung so manches Thema kontro- den Touristikern und Energieversorgern) vers diskutiert wird. geworden. Beim Ausbau von Wasserkraft, bei Stra- Die Sektion Zillertal selbst hat keine alpi- ßenbauplänen oder Gesteinsabbau in ne Hütte, lediglich die kleine Selbstver- den Seitentälern übernimmt der Alpen- sorgerhütte im Skigebiet Penken (die so- verein als „Anwalt des Naturraumes“ Ver- genannte Penken-Skihütte) betreuen wir antwortung für die Bergwelt, um die er als Kleinod für unsere Mitglieder. Sie be- sich hier im Zillertal bereits seit 150 Jah- steht dieses Jahr bereits 90 Jahre. ren kümmert. Der Alpenverein engagiert Während die Hütten nicht zuletzt über sich beispielsweise auch bei der Suche die Pächter und Pächterinnen auch von nach einer Lösung im Konflikt zwischen den weit entfernten Alpenvereinen be- Sportkletterern und Grundbesitzern. Im treut und gewartet werden können, ist Sinne einer nachhaltigen touristischen das bei den Wanderwegen nicht mehr so Nutzung des sensiblen Alpenraumes einfach, zumal nach Unwettern oft genug wurde auch das inzwischen internatio- rasches Handeln notwendig ist. nal ausgelegte Alpenvereinsprojekt Die ARGE Höhenwege, eine 1982 in Ginz- „Bergsteigerdörfer“ im Jahre 2008 in ling ins Leben gerufene Arbeitsgemein- Ginzling im Zemmgrund aus der Taufe schaft, war und ist die Lösung für diese gehoben. Aufgabe. Die im Bereich des Alpenhaupt- kammes und teilweise der Tuxer Alpen Das Naturparkhaus in Ginzling wird in den kommenden tätigen Sektionen des DAV und die Sekti- Jahren baulich erweitert. on Zillertal des ÖAV taten sich mit den Gemeinden und den Tourismusverbän- den, den Bergbahnen sowie den Betrei- bern der großen Kraftwerke (heute: VER- BUND) zusammen, um die Wartung der Wege effizient zu organisieren. Im vorde- ren Zillertal erfolgt die Wegbetreuung großteils durch die weiteren Tourismus- verbände, ohne deren Mithilfe das riesige Wanderwegenetz nicht betreut und er- halten werden könnte. Die Tourismusverbände haben ja ihre Wurzeln in Form der Verschönerungs- vereine zeitgleich mit dem Alpenverein ausgelegt. Sie engagierten sich im Be- 7 Zillertaler Wanderführer.indd 7 07.04.21 20:59
Zum Gebrauch des Wanderbuches Ein äußerst vielfältiges Wandergebiet Zell – Mayrhofen – Tuxer Tal erheben Das Zillertal bietet jedem Wanderfreund, sich die Zillertaler Alpen am Alpen- jeder Wanderfreundin und jedem Fit- hauptkamm. Im wechselnden Gestein nesslevel entsprechend eine enorme des Tauernfensters haben die Gletscher Auswahl an erlebnisreichen Touren. Von und Flüsse tiefe Täler eingeschnitten, auf der Zillermündung in Strass auf 518 m deren Trogschultern ausladende Kare ru- bis zum Gipfel des Hochfeilers auf 3509 m hen. Über diesen ragen schroffe Grate erstreckt sich die Wanderregion, gefüllt und vergletscherte Gipfel weit über mit reizvoller, bäuerlich geprägter Kul- 3000 m auf: eine faszinierende Land- turlandschaft und wildem, naturbelasse- schaft, die jedes Bergsteigerherz erfreut. nem Hochgebirge. Die intensive wirt- Die in diesem Buch vorgestellten Wande- schaftliche Prägung des Tales durch rungen erstrecken sich über das gesamte Tourismus, Alm-, Forst- und Energiewirt- Zillertal und erfassen alle Höhenlagen: schaft bringt den Vorteil mit sich, dass Spaziergänge im Tal, talnahe Wanderun- viele Wanderziele bestens erschlossen gen in bäuerlicher Kulturlandschaft, Ge- und auch für den gemütlichen Wanderer nusstouren in den Almregionen und an- gut erreichbar sind. Ungeachtet des spruchsvolle Gipfelanstiege sowie Wirtschaftsdruckes kommt die Natur Übergänge im hochalpinen Gelände. Die nicht zu kurz, viele kleinräumige Natur- Reihung der Touren hat pragmatische juwele bereichern den Dauersiedlungs- Gründe: Zwecks der Übersichtlichkeit er- raum und ein großer Teil der verglet- folgt die Anordnung der Wandertouren scherten Zillertaler Alpen wird im anhand der Ausgangsorte im Tal, dabei Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen erwandern wir das Zillertal von Nord vor intensiver Nutzung bewahrt. nach Süd und von West nach Ost. Für ein Alpental eher ungewöhnlich, steigt das Zillertal auf knapp 40 km in ei- Wandertouren mit unterschiedlichen ner kaum wahrzunehmenden Neigung Anforderungen bis Mayrhofen an. Westlich, östlich und Der vorliegende Wanderführer enthält im Süden sind zahlreiche Seitentäler, oft- ein Potpourri an Halbtages- und Tages- mals Gründe genannt, in drei Gebirgs- touren. Lediglich für den Hochfeiler, mit gruppen eingebettet: Im Westen sind es 3509 m der höchste Gipfel in den Ziller- die Tuxer und im Osten die Kitzbüheler taler Alpen, muss man zwei Tage veran- Alpen, welche hauptsächlich aus wei- schlagen. Das Zillertal mit seinen vielen chen, leicht verwitternden Gesteinen be- Schutzhütten ist geradezu prädestiniert stehen. Sie sind die Heimat zahlreicher für Mehrtageswanderungen, sei es, um Zweitausender und bieten mit ihren einen Gipfelanstieg zu verkürzen, von sanften Formen, klaren Bergseen und Hütte zu Hütte zu wandern oder die weitläufigen Almen ein ideales Wander- abendliche Stille im Gebirge zu genießen. gelände. Südlich der Linie Gerlostal – Mehrtägige Wandertouren würden einen 8 Zillertaler Wanderführer.indd 8 07.04.21 20:59
eigenen Wanderführer füllen, wir geben heit auf schmalsten Steigen oder weglo- in den Tourenbeschreibungen aber öfters sen Schrofen. Teilweise kann der Einsatz Tipps für solche Unternehmungen, die der Hände zum Vorwärtskommen von- als Basis für weiterführende Planungen nöten sein und ausgesetzte Stellen kön- dienen. nen mit Seilen oder Ketten gesichert sein. Prinzipiell ist keine technische Ausrüs- Die angegebenen Zeiten beziehen sich tung für die Wanderungen notwendig, auf die reinen Gehzeiten (ohne Pausen) alle Touren führen über Weganlagen und und gelten für normale Bedingungen. Sie sind markiert. Wo dies in Einzelfällen sind durchschnittliche Richtzeiten, kön- nicht zutrifft, wird in der Beschreibung nen aber je nach Kondition, alpiner Er- darauf hingewiesen. Da die Beschilde- fahrung, Wetterbedingungen usw. über- rung im Gelände nicht lückenlos ist, ist oder unterschritten werden. die Mitnahme einer Wanderkarte sehr zu Bei der Schreibweise von Namen und empfehlen. bei Höhenangaben haben wir uns an Um für sich die passende Wanderung zu der amtlichen topographischen Karte finden, haben wir die Touren in drei von Österreich orientiert. Abweichungen Schwierigkeitsgrade eingeteilt: einfach zu gebräuchlichen lokalen Schreibwei- (● blau), mittelschwer (● rot) und sen auf Hinweisschildern oder in touris- schwer (● schwarz): tischen Kartenwerken kommen in selte- ● Einfache Wanderungen sind kurz nen Fällen vor, sie sind geringfügig und und die Wege zumeist breit und gut aus- die Bezeichnung stets zu erkennen (z. B. gebaut. Sie weisen eine mäßige Steilheit Langer See = Langen See). auf. Dadurch sind wenige Höhenmeter zu bewältigen, sodass auch Kinder und Wanderanfänger ihre Freude haben. Am Berliner Höhenweg beim Friesenberghaus ● Mittelschwere Touren sind schon länger und überwinden viele Höhenme- ter. Sie erfordern eine gewisse Kondition und Trittsicherheit, weil die Wege schmal und ausgesetzt sein können. Der Weg ist dabei nicht unbedingt durchgehend sichtbar, speziell an Weideflächen kann die Orientierung erschwert werden. Bei Nässe besteht Rutschgefahr und an Ein- zelstellen braucht man eventuell die Hände fürs Gleichgewicht. ● Schwere Touren sprechen den erfah- renen Wanderer und Berggeher an, sie erfordern eine sportliche Kondition, Ori- entierungsvermögen, Schwindelfreiheit in ausgesetztem Gelände und Trittsicher- 9 Zillertaler Wanderführer.indd 9 07.04.21 20:59
Die Weitwanderwege Es kann leicht sein, dass der eine oder die andere gleich mehrere Tage in den drei Zillertaler Berggruppen verbringen möchte oder eine mehrtägige Rundwanderung in Erwägung zieht. Dazu ist ein dichtes Netz von Höhenwegen vorhanden, deren Beschreibung ein weiteres Buch füllen würde. Ausgehend von den hier angeführten Wanderungen sollte sich ein entsprechendes Vorhaben aber planen lassen. Der Zillertaler Alpenhauptkamm liegt mit sieben Etappen am Österreichischen Zentralalpenweg 02, der von Feldkirch in Vorarlberg bis Hainburg an der Donau dem Alpenhauptkamm quer durch Österreich folgt. Die Variante ohne Gletscher (Route 02A) führt durch die Tuxer Alpen. Mit der Berliner Hütte hat der Erschließungsreigen im Zillertal angefangen. Die Hütte wurde bis in die 1920er Jahre zum repräsentativen Haus in den Bergen für diese Stadt ausgebaut und wurde seither subs- tanziell nicht mehr verändert. Dieses einzigartige Bauwerk der Gründerzeit in den Alpen steht inzwischen unter Denkmalschutz und wird von der fernen Stadt Berlin nach wie vor liebevoll und mit sehr viel Aufwand gepflegt. Aber auch Furtschaglhaus, Olpererhütte, Friesenberghaus und Gamshütte sind bzw. waren eine Zeit lang im Besitz der Sektion Berlin – und sie alle sind mitsamt der Greizer Hütte, der Kasseler Hütte und der Karl-von-Edel-Hütte durch einen Weitwanderweg verbunden: den weitum bekannten, alpinistisch an- spruchsvollen Berliner Höhenweg. Die Reichenspitzgruppe im Osten mit der Plauener Hütte wird vom Ahrntaler Schmugglerpfad berührt, der die uralten Verbindungen der Talschaften nördlich und südlich des Alpenhauptkammes aufnimmt. Er führt über das Heiliggeistjöchl nach Kasern (Waldner Alm) und Steinhaus (Holzer Böden) in Südtirol und von Süden über das Keilbachjoch und die Kasseler Hütte im Stilluppgrund zurück nach Mayrhofen. Außerdem kann man hier in die Dreiländertour einsteigen, eine Runde zu den Nachbarhütten nach Süden und Osten, die Tirol, Südtirol und Salzburg berührt. In Mayrhofen startet auch der Tiroler Höhenweg mit dem Ziel Meran in Südtirol, dessen erste Etappe vom Stausee Schlegeis über die Landshuter Hütte (Europahütte) nach Obernberg am Brenner führt. Olperer (3476 m) und Ahornspitze (2973 m) sind jene Zillertaler Gipfel, die eng mit dem berühmten Himala- ja-Alpinisten Peter Habeler in Verbindung gebracht werden, dem 1978 zusammen mit Reinhold Messner die erste Besteigung des Mount Everests ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff gelang. Habeler ist in den Zillertaler Bergen groß geworden und hier zu Hause. Als Bergführer hat er viele Menschen auf „seine“ Heimat- berge persönlich mitgenommen und so seine Begeisterung für das Bergsteigen geteilt und weitergegeben. Die wunderschöne, mehrtägige Umrundung des Olperers trägt somit nur folgerichtig den Namen Peter-Habe- ler-Runde. Die schon länger bestehende Olperer Randonnée ist eine etwas kürzere Version davon. Der rote Weg der Via Alpina – ein alpenweit gesponnenes Weitwandernetz zwischen Monaco und Triest – führt vom Karwendel über Schwaz durch die Tuxer Alpen, dann über Mayrhofen und Ginzling aufs Pfit- scher Joch und weiter durch die östlichen Dolomiten und die Karnischen Alpen zur Adria. Durch die Tuxer Alpen und entweder über die Friesenbergscharte und das Friesenberghaus oder über die Gamshütte und das Friesenberghaus zum Pfitscher Joch und von da weiter nach Süden führen mehrere Weitwanderwege, die in Bayern gestartet werden (Garmisch, München, Tegernsee). Kellerjochhütte und Rastkogelhütte sind schließlich in den Inntaler Höhenweg eingebunden, der die einzigartige Almenwelt der Tuxer Alpen erschließt. 10 Zillertaler Wanderführer.indd 10 07.04.21 20:59
Der Weg zur Ahornspitze nach einem nächtlichen Schneefall Ende August Im Wandel der Jahreszeiten hohen Übergänge oft noch schneebe- Die Wahl der Wanderung wird auch von deckt und erfordern besondere Vorsicht. den Jahreszeiten beeinflusst, die selten so Mitte Juli bis Mitte August: Wanderun- intensiv zum Ausdruck kommen wie in gen in Talnähe sollte man aufgrund ho- den Alpen. Wenn die Verhältnisse auch her Temperaturen in den frühen Morgen von Jahr zu Jahr variieren, kann man im oder späteren Nachmittag verlegen. Die Allgemeinen die verschiedenen Zeiträu- Almen sind voll bewirtschaftet und die me in etwa so charakterisieren: hohen Übergänge am Hauptkamm wer- Mitte April bis Mitte Juni: Die Wander- den schneefrei, es ist die Hauptwander- saison startet mit talnahen Wanderun- zeit im Gebirge. Juli und August bringen gen, sonnenbeschienene Südhänge kön- allerdings in der Regel eine hohe Gewit- nen auch schon höher hinauf bewandert terneigung. Die Wetterentwicklung sollte werden. Freundliche Temperaturen und man in diesen Monaten daher besonders bunte Blumenwiesen erwarten den Wan- gut beobachten. derer. Mitte August bis Mitte September: Die Mitte Juni bis Mitte Juli: In Talnähe ist Gewittersituation beginnt sich zu ent- es noch angenehm zu wandern, in der spannen. Während Altschneefelder kaum Almregion verschwindet der Schnee. mehr vorhanden sind, muss man bereits Sattgrüne Wiesen und Moore sowie eine im September auf neuen Schnee achten, Vielfalt an Alpenblumen besiedeln die denn Kaltfronten können die Berge in Berghänge. Am Alpenhauptkamm sind kurzer Zeit in eine Winterlandschaft ver- die Nordhänge, Gipfelanstiege und die wandeln. Dabei werden Markierungen 11 Zillertaler Wanderführer.indd 11 07.04.21 20:59
Sicher Bergwandern 10 Empfehlungen des Alpenvereins Als Natursport bietet Bergwandern große Chancen für Gesundheit, Gemeinschaft und Erlebnis. Die folgenden Empfehlungen der alpinen Vereine dienen dazu, Berg- wanderungen möglichst sicher und genussvoll zu gestalten. 1 Gesund in die Berge Bergwandern ist Ausdauersport. Die positiven Belastungsreize für Herz und Kreislauf set- zen Gesundheit und eine realistische Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand in der Gruppe außer Atem kommt. 2 Sorgfältige Planung Wanderkarten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Länge, Höhendif- ferenz, Schwierigkeit und die aktuellen Verhältnisse. Touren immer auf die Gruppe abstim- men! Achte besonders auf den Wetterbericht, da Regen, Wind und Kälte das Unfallrisiko erhöhen. 3 Vollständige Ausrüstung Passe deine Ausrüstung deiner Unternehmung an und achte auf ein geringes Rucksackge- wicht. Regen-, Kälte- und Sonnenschutz gehören immer in den Rucksack, ebenso Ers- te-Hilfe-Paket und Mobiltelefon (Euro-Notruf 112). Karte oder GPS unterstützen die Orien- tierung. 4 Passendes Schuhwerk Gute Wanderschuhe schützen und entlasten den Fuß und verbessern die Trittsicherheit! Achte bei deiner Wahl auf perfekte Passform, rutschfeste Profilsohle, Wasserdichtigkeit und geringes Gewicht. 5 Trittsicherheit ist der Schlüssel Stürze, als Folge von Ausrutschen oder Stolpern, sind die häufigste Unfallursache! Beachte, dass zu hohes Tempo oder Müdigkeit deine Trittsicherheit und Konzentration stark beein- trächtigen. Achtung Steinschlag: Durch achtsames Gehen vermeidest du das Lostreten von Steinen. 12 Zillertaler Wanderführer.indd 12 07.04.21 20:59
6 Auf markierten Wegen bleiben Im weglosen Gelände steigt das Risiko für Orientierungsverlust, Absturz und Steinschlag. Vermeide Abkürzungen und kehre zum letzten bekannten Punkt zurück, wenn du einmal vom Weg abgekommen bist. Häufig unterschätzt und sehr gefährlich: Steile Altschneefelder! 7 Regelmäßige Pausen Rechtzeitige Rast dient der Erholung, dem Genuss der Landschaft und der Geselligkeit. Essen und Trinken sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher. Müsliriegel, Trockenobst und Kekse stillen den Hunger unterwegs. 8 Verantwortung für Kinder Beachte, dass Abwechslung und spielerisches Entdecken für Kinder im Vordergrund ste- hen! In Passagen mit Absturzrisiko kann ein Erwachsener nur ein Kind betreuen. Sehr aus- gesetzte Touren, die lang anhaltende Konzentration erfordern, sind für Kinder nicht geeig- net. 9 Kleine Gruppen Kleine Gruppen gewährleisten Flexibilität und ermöglichen gegenseitige Hilfe. Vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr informieren. In der Gruppe zusammen bleiben. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen. 10 Respekt für Natur und Umwelt Zum Schutz der Bergnatur: Keine Abfälle zurücklassen, Lärm vermeiden, auf den Wegen bleiben, Wild- und Weidetiere nicht beunruhigen, Pflanzen unberührt lassen und Schutz- gebiete respektieren. Zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel verwenden oder Fahrgemein- schaften bilden. © Österreichischer Alpenverein Diese Empfehlungen wurden im CAA international abgestimmt und von der Mitgliederversammlung 2012 beschlossen. Mitglie- der des CAA: Alpenverein Südtirol (AVS), Fédération Française des Clubs Alpins et de Montagne (FFCAM), Club Alpino Italiano (CAI), Deutscher Alpenverein (DAV), Liechtensteiner Alpenverein (LAV), Österreichischer Alpenverein (ÖAV), Planinska Zveza Slovenije (PZS), Schweizer Alpen-Club (SAC). 13 Zillertaler Wanderführer.indd 13 07.04.21 20:59
unkenntlich und Bergwege gefährlich. Für ter kann aber sehr schnell umschlagen manche Wanderer beginnt die schönste und rasch können Nebel, Regen und Ge- Zeit in den Bergen, wenn die alpinen Mat- witter hereinbrechen. Gerade Blitz und ten ihr herbstliches Kleid anlegen. Donner fallen im Gebirge heftig aus und Mitte September bis Ende Oktober: können an exponierten Stellen lebensge- Die Tage werden kürzer und es ist auch fährlich sein. Kälteeinbrüche mit hefti- untertags empfindlich frisch. Wanderun- gen Schneefällen sind selbst im Hoch- gen in den Almregionen sind noch mög- sommer möglich und lassen Wege, Steige lich, fällt jedoch Schnee, bleibt dieser zu- und Markierungen in kürzester Zeit ver- meist für den Winter liegen. Laubbäume schwinden. Aus diesem Grund ist es rat- und Lärchen zeigen sich in vollster Farb- sam, sich über das Wetter gut zu infor- pracht und die kalte klare Luft sorgt für mieren und die Wetterentwicklung auch enorme Fernsicht. Auch ohne Schnee lau- während einer Tour zu beobachten. ern Gefahren, die Rutschgefahr auf gefro- Altschneefelder: Im Frühsommer, nach renem Boden ist nicht zu unterschätzen. schneereichen Wintern jedoch auch bis Es ist Zeit, bei talnahen Wanderungen die weit in den August hinein, lauern in stei- Wandersaison ausklingen zu lassen. len Gräben und Rinnen sowie im Bereich der Übergänge noch zahlreiche Gefahren im Gebirge Altschneefelder, die vor allem in den Wetterumschwünge und Gewitter: Bei Morgenstunden pickelhart sein können. Schönwetter zeigen sich die Berge fried- Die Gefahr, die von diesen Schneefeldern lich und von ihrer besten Seite. Das Wet- ausgeht, ist nicht zu unterschätzen! Ein- Vom Gipfel des Hochfeilers führt der Blick über den Schlegeis-Stausee zum Tuxer Hauptkamm mit Olperer, Gefrorener Wand, Hohem Riffler bis hinaus zur Grünbergspitze. 14 Zillertaler Wanderführer.indd 14 07.04.21 20:59
mal ausgerutscht, beschleunigt man in kurzer Zeit bis auf Fallgeschwindigkeit. Je nach Steilheit der zu erwartenden Schneefelder, ist die Mitnahme von Leichtsteigeisen oder Spikes anzuraten. Wanderstöcke sind hilfreich, um das Gleichgewicht zu halten. Über die aktu- ellen Verhältnisse geben Hüttenwirte oder digitale Informationsportale wie al- penvereinaktiv.com Auskunft. Auf jeden Fall sollte man die Bereitschaft mitbrin- gen, im Zweifelsfall die Wanderung abzu- brechen. Sonneneinstrahlung: Keinesfalls unter- schätzen darf man im Hochgebirge die starke Sonneneinstrahlung. Sonnenbril- le, Kopfschutz und eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor bieten da- bei den besten Schutz. In der Elsenklamm hoch über dem Talschluss des Stil- luppgrundes Im Falle eines Notfalls Um schnell Hilfe leisten zu können und kleinere Verletzungen selbst zu versor- re Signale (Spiegelung, Lampe, Schwen- gen, gehört in jeden Rucksack ein Ers- ken eines weißen Tuchs) sein. te-Hilfe-Paket. Ist ein Notfall eingetreten, Mit dem Beitritt zum Alpenverein bzw. hilft für eine exakte Positionsangabe die dem Jahresbeitrag für Mitglieder ist eine Notfallapp der Bergrettung Tirol. Versicherung verbunden (Alpenverein Die Notrufnummern lauten 112 (Euro- Weltweit Service), die im Falle eines Not- päischer Notruf) und 140 (Bergrettung falls Bergungs- oder Rückholungskosten Österreich). abdeckt. Weitere Informationen unter: Ist kein Empfang möglich oder der Akku https://www.alpenverein.at/portal/ser- leer, kann mit dem alpinen Notsignal vice/mitgliedschaft/mitgliedervortei- auf sich aufmerksam gemacht werden. le/0100_weltweit-versichert.php Hilferuf: 6 Mal pro Minute (= alle 10 Sek.) ein Zeichen geben. Dann eine Minute Respektvoller Umgang mit der uns Pause und den Vorgang wiederholen, bis geliehenen Natur Antwort erfolgt. Unser Wandergebiet ist der natürliche Antwort: 3 Mal pro Minute (= alle 20 Sek.) Lebensraum unzähliger Lebewesen, ein Zeichen geben, dann eine Minute Menschen, Tiere wie Pflanzen. Während Pause. Die Zeichen können hörbare Sig- wir diese Vielfalt und die faszinierende nale (lautes Rufen, Pfeifen) oder sichtba- Landschaft genießen, können wir der 15 Zillertaler Wanderführer.indd 15 07.04.21 20:59
Aufstieg zum Furtschaglhaus des DAV Natur mit der Einhaltung einfacher Re- scheinlicher ist es, dass Sie Tiere zu Ge- geln viel zurückgeben: sicht bekommen. ! Saubere Landschaften machen die ! Das Zillertal ist touristisch bestens er- Schönheit eines Wandergebietes aus. schlossen. Die Benutzung öffentlicher Nehmen Sie Ihren Abfall bitte wieder Verkehrsmittel ist einfach, stressfrei mit nach Hause! Dazu gehören auch Zi- und ermöglicht Wanderungen mit un- garettenstummel, Bananenschalen, be- terschiedlichen Ausgangs- und End- nützte Taschentücher und Feuchttü- punkten. Bei Anreise mit dem eigenen cher. Auto parken Sie bitte nur an den vorge- ! Respektieren Sie die Arbeit der Bauern sehenen Parkflächen. und nehmen Sie Rücksicht auf Wiesen, ! Für Hunde gilt großteils Leinenpflicht. Weideflächen, Stadel und Almtiere. Bit- Auch wenn man den Hund lieber frei te Gatter immer schließen und Tiere laufen lassen würde – für Vögel und Säu- aus der Entfernung beobachten. getiere ist des Menschen bester Freund ! Abkürzungen führen zu Erosion und immer noch ein Raubtier und die oft pa- zerstören Weganlagen sowie die lang- nische Flucht vor ihm verbraucht kost- sam wachsende Vegetation. Bitte ver- bare Energie und kann tödlich enden. lassen Sie auch zu Ihrer eigenen Sicher- ! Zahlreiche Schutzhütten und Gasthöfe heit nicht die markierten Wege. bieten optimale Übernachtungsmög- ! Genießen Sie die Stille der Natur. Lärm lichkeiten. Zelten und Campieren ist stört und erschreckt die Bewohner. Je außerhalb von offiziellen Campingplät- ruhiger Sie sich verhalten, desto wahr- zen nicht erlaubt. 16 Zillertaler Wanderführer.indd 16 07.04.21 20:59
Tourenplanung Tuxer Tal, nach Ginzling/Schlegeis und Das digitale Zeitalter erleichtert die Tou- in den Zillergrund verkehren regelmäßig renplanung ungemein. Eine der Plattfor- Linienbusse. Die aktuellen Fahrpläne men, auf der viele Komponenten einer sind über www.vvt.at abrufbar. Tourenvorbereitung gesammelt angebo- Wanderbusse mit fixen Abfahrtszeiten ten werden, ist alpenvereinaktiv.com: gibt es in den Sommermonaten: Tourenvorschläge, aktuelle Bedingungen ! Ab Aschau über Kaltenbach zur am Berg, detaillierte Karten, praktische Zillertaler Höhenstraße: Informationen zu Hütten und Mobilität Tel. +43 (0)664 180 16 35 sowie die Möglichkeit der individuellen ! Ab Zell auf den Gerlos- und Rohrberg Tourenplanung in Verbindung mit der (ganzjährig): www.gemeinde-gerlos- Erstellung von GPS-Tracks unterstützen berg.at die individuelle, gewissenhafte Touren- ! Ab Stumm auf den Gatterer- und planung. Als Backup empfiehlt sich, ne- Stummerberg: www.regiotax.at ben der digitalen Karte am Handy eine ! Ab Mayrhofen in die Stillupp: Tel. gedruckte Karte auf die Wanderung mit- +43 (0)664 200 65 96 (Thaler) oder zunehmen. Für das Zillertal empfehlen +43 (0)5285 62 967 (Kröll) wir folgende Wanderkarten: Bergbahnen verkürzen so manchen Zu- ! AV-Karte 33, Tuxer Alpen (1:50.000); oder Abstieg. Die Öffnungszeiten variie- ! AV-Karte 34/1, Kitzbüheler Alpen ren und sind auf der jeweiligen Home- – West (1:50.000) page abrufbar. ! AV-Karten 35/1, 35/2, 35/3, Zillertaler ! Spieljochbahn: www.spieljochbahn.at Alpen – West/Mitte/Ost (jeweils ! Rosenalmbahn, Gerlossteinbahn, 1:25.000) Isskogelbahn, Königsleiten Dorfbahn: www.zillertalarena.com Wetter ! Ahornbahn und Penkenbahn: Prognosen für das Bergwetter in Tirol er- www.mayrhofner-bergbahnen.com stellt die Zentralanstalt für Meteorologie ! Finkenberger Almbahnen, Eggalmbahn und Geodynamik (www.zamg.ac.at), die- und Hintertuxer Gletscher: se werden vom Österreichischen Rund- www.hintertuxer-gletscher.at funk detailliert veröffentlicht (www.wet- ter.orf.at/tirol). Weiterführende Internetseiten Gute kompakte Wettervorhersagen bie- ! ÖAV-Sektion Zillertal: tet auch: www.meteoblue.com www.alpenverein.at/zillertal/ ! Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Mobilität Alpen: www.naturpark-zillertal.at Das öffentliche Verkehrsnetz ist im Zil- ! Tiroler Bergsportführerverband lertal gut ausgebaut: Zwischen Strass Sektion Zillertal: www.bergfuehrer- und Mayrhofen, nach Hochfügen, durch zillertal.at das Gerlostal bis nach Königsleiten, am ! Touristische Information: Schwendberg, nach Brandberg, in das www.zillertal.at 17 Zillertaler Wanderführer.indd 17 07.04.21 20:59
Vorderes Zillertal Blick vom Hamberg über das vordere Zillertal zum Achensee und ins Rofan Zillertaler Wanderführer.indd 18 07.04.21 20:59
Strass bis Aschau, Finsinggrund und Märzengrund Zillertaler Wanderführer.indd 19 07.04.21 20:59
1 Rotholz – Larchkopf – Schlitters Auf mittelalterlichen Spuren vom Inntal ins Zillertal Rotholz Ruine Rottenburg Rafflkapelle Schrofenmarterl Kreuzweg Schlittererberg Schlitters 564 m 710 m 940 m 1110 m 890 m 548 m ½ Std. 1 Std. 1 Std. 40 Min. 1 Std. 4½ Std. O P 570 Hm Talort: Strass im Zillertal, Ortsteil Rotholz. Ausgangspunkt: Gasthof Esterhammer, Rotholz. Charakter: Talnahe Wanderung durch romantische Kulturlandschaften auf Wald- und Wiesensteigen. Einkehrmöglichkeit: Am Ausgangs- (Gasthaus Esterhammer) und Endpunkt der Wanderung (diverse Gaststätten in Schlitters und Strass). Beste Jahreszeit: März bis Dezember, solange das Gelände schneefrei ist (Absturzgelände bei den Schotterrinnen im Bereich Schrofenmarterl – Kreuzweg). Tipp: Unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeit, Jause und Getränk mitnehmen! Es gibt verschiedene Wege, das Zillertal weg der Talwanderweg zwischen Schlit- zu betreten. Eine interessante Variante ters, Strass und Rotholz an (Gehzeit ca. stellt der Weg von Rotholz über den 1 Std.). Alternativ kann mit der Zillertal- Schlitterer Larchkopf bis nach Schlitters bahn (zwei Haltestellen) zum Ausgangs- dar. Bei der hier beschriebenen Wande- punkt zurückgekehrt werden. rung liegen einige historische bzw. sakra- Wir starten in Rotholz, einem Weiler der le Sehenswürdigkeiten auf der Weg- Gemeinde Strass im Zillertal, direkt im strecke. Vom 1110 m hoch gelegenen Ortskern beim Gasthof Esterhammer. Schrofenmarterl hat man einen wunder- Unser erstes Etappenziel führt uns zur baren Ausblick auf das Unterinntal und oberhalb von Rotholz gelegenen Rotten- den Eingang des Zillertales. Diese Tour burg, einer Burgruine aus dem 12. Jahr- kann auch als Rundwanderung gemacht hundert, mit der Notburgakapelle. werden. Hierfür bietet sich für den Rück- Gut beschildert verläuft die Route vom Rotholz AP Larchkopf ▲ 1375 m Schlitters 20 Zillertaler Wanderführer.indd 20 07.04.21 20:59
Das Areal der Ruine Rottenburg Gasthof Esterhammer vorbei am Eingangsbogen in das Innere der Ruine. Vieh-Versteigerungsareal durch Wohn- Die Geschichte der Rottenburg reicht zu- gebiet. Am oberen Siedlungsrand befin- rück bis ca. 1200 n. Chr. Am flachen Burg- det sich eine Straßengabelung mit der areal befindet sich eine Kapelle, die im Bezeichnung Rafflhöfe/Brettfall und Rot- Jahr 1957 auf Initiative von Kaplan Lud- tenburg. Hier rechts Richtung Rotten- wig Penz (verstorben 2013) zu Ehren der burg der Straße folgen. Ein breiter Schot- einzigen Tiroler Heiligen, der heiligen ter- bzw. Wanderweg, der auch als Notburga errichtet wurde. Die Steine der Bibelweg bezeichnet ist, führt uns hin- Notburgakapelle stammen aus den auf zur Rottenburg. Nach kurzem Weg- Überresten der Burganlage, deren be- verlauf kommen wir zur Besinnungs- wegte Geschichte auf zahlreichen Infota- stiege, einer mit Skulpturen besetzten feln am Areal nachzulesen ist. Von hier Treppe, die im Zeichen des Glaubens er- aus wird ein sehr schöner Blick auf das richtet wurde. Unmittelbar nach der Stie- Inntal geboten. Nach einer kurzen Rast ge befindet sich das Naturdenkmal Not- unter schattenspendenden Bäumen burgafichte. Diese Fichte ist ca. 200 wenden wir uns unserem zweiten Etap- Jahre alt und 55 m hoch und damit der penziel, der Rafflkapelle an den Rafflhö- größte Baum Tirols. Das Holz der Fichte fen zu. würde drei Lkw-Züge füllen. Der Weg dorthin startet am nordöstli- Im oberen Bereich des Weges lassen sich chen Rand des Burgareales und führt, an- bereits die ersten Überreste der Rotten- fangs etwas bergab, unschwer durch den burg erkennen. Oben angelangt, führt im Herbst sehr schön gefärbten Misch- uns der Bibelweg durch einen steinernen wald in Richtung Osten. Nach der Ein- VORDERES ZILLERTAL 21 Zillertaler Wanderführer.indd 21 07.04.21 20:59
mündung in eine Forststraße folgen wir Das Schrofenmarterl als drittes Etap- immer der Beschilderung Rafflhöfe/ penziel befindet sich mit 1110 m am Larchkopf/Schrofenmarterl. Nach weni- höchsten Punkt dieser Wanderung. Ein gen hundert Metern halten wir uns nun herrlicher Ausblick in Richtung Unter- rechts (Rafflhöfe) und steigen auf einem inntal und nach Strass, dem Eingang zunehmend steiler werdenden Karren- zum Zillertal, wartet dort auf uns. weg auf. Dieser etwas mühsame Ab- Wir queren die Wiese zwischen der Raffl- schnitt ist schnell überwunden. kapelle und den Rafflhöfen und folgen Über den nun folgenden schönen Wan- der Straße weiter Richtung Osten. Nach derweg gelangen wir nach etwa einer wenigen Metern verlassen wir die asphal- Stunde Gehzeit (ab Rottenburg) direkt tierte Straße nach rechts und folgen für zur Rafflkapelle. Unerwartet öffnet sich einen kurzen Moment dem Forstweg in das Gelände und wir blicken auf das gro- Richtung Schrofenmarterl bzw. Larch- ße, flache Plateau rund um die Rafflhöfe kopf. Die Beschilderung weist uns ab hier und die Rafflkapelle. Von außen wirkt sie entlang der Forststraße bis zu unserem eher unscheinbar, aber ein Blick in das Zwischenziel. Innere zahlt sich jedenfalls aus. Sehr Alternativ und wesentlich lohnender schöne Bilder und Fresken zieren Wände kann der untere Teilabschnitt über einen und Decke dieser im Jahr 1743 nach dem sehr schön angelegten Wanderweg Vorbild der Stiftskirche Fiecht errichte- begangen werden. Leider ist dieser Ab- ten und der Muttergottes geweihten Ka- schnitt schlecht beschildert und erfor- pelle. dert nach dem Verlassen der asphal- Diese Abzweigung vom Forstweg in den Wanderweg nordöstlich der Rafflhöfe kann man leicht übersehen. 22 Zillertaler Wanderführer.indd 22 07.04.21 20:59
Die Rafflkapelle mit den Rafflhöfen im Hintergrund tierten Straße erhöhte Aufmerksamkeit. kurze Schotterrinnen zu queren. Hier ist Wählt man diese Variante, so biegt man besonders bei Nässe erhöhte Aufmerk- direkt in der ersten langgezogenen Links- samkeit geboten. Nach einer Gehzeit von kurve der Forststraße nach rechts in ei- rund 40 Minuten mündet der Steig bzw. nen schmalen Karrenweg ab (siehe Foto). anschließend der Forstweg in die asphal- Dieser führt uns anschließend auf einen tierte Straße am Schlittererberg. An die- angenehm begehbaren Fußweg direkt ser Gabelung halten wir uns talwärts und am Waldrand entlang in Richtung Wes- folgen ab hier der Beschilderung Schlit- ten. Rechter Hand haben wir noch ein- ters. Vorbei an einigen Höfen gelangen mal einen schönen Blick zurück auf die wir schlussendlich auf den von Schlitters Rafflhöfe und die Kapelle. Diesem Steig kommenden Kreuzweg. Unschwer errei- folgen wir für einige Kehren ca. 150 Hö- chen wir nach etwa einer Stunde Gehzeit henmeter bergwärts, ehe er wieder auf die Ortschaft Schlitters. die beschriebene Forststraße einmündet. Der Rückweg zum Ausgangspunkt kann Nun dieser folgen bis zur Abzweigung erholsam mit der Zillertalbahn oder mit Schrofenmarterl. Von hier aus sind es dem Bus der Zillertaler Verkehrsbetriebe nur wenige Meter bis zum Marterl und (Fahrtrichtung Rotholz/Jenbach) zu- zugleich zum höchsten Punkt dieser rückgelegt werden. Die Haltestellen be- Tour. Der grandiose Blick ins Tal lädt finden sich im Ortskern von Schlitters zum Verweilen ein. und sind gut beschildert. Wer noch nicht Vom Marterl hier verläuft der Weg auf müde ist, kehrt auf dem Talwanderweg in gleicher Höhe in Richtung Süden zum etwa einer Stunde zu Fuß nach Rotholz Schlittererberg. An einigen Stellen gilt es zurück. Wolfgang Kreidl VORDERES ZILLERTAL 23 Zillertaler Wanderführer.indd 23 07.04.21 20:59
Willkommen im Zillertal Das Zillertal bietet eine enorme Auswahl an erlebnisreichen Touren, nahezu für jede Jahreszeit und für jedes Fitnesslevel. Die 75 in diesem Buch vorgestellten Touren erfassen alle Höhenlagen und bieten ein umfassendes Portfolio dessen, was im Zillertal möglich ist: von einfachen Spaziergängen und talnahen Wanderungen in bäuerlicher Kultur landschaft, über Genusstouren in den aussichtsreichen Almregionen bis hin zu anspruchsvollen Übergängen und Gipfelanstiegen in der faszinierenden Urlandschaft des Hochgebirges. ! 75 Tourenvorschläge mit genauen Wegbeschreibungen und zahlreichen Hinweisen auf Varianten ! Allen wichtigen Angaben zur persönlichen Tourenplanung ! Mit topografischen Karten, Streckendiagrammen und farbiger Schwierigkeitsbewertung ! Infos zu Geschichte, Kultur und lokalen Besonderheiten ISBN 978-3-7022-3933-6
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