Alpiner Wintertourismus und Klimawandel

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Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Alpiner
Wintertourismus
und Klimawandel

   Naturfreunde Österreich
   in Kooperation mit
   Naturfreunde Internationale
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Alpiner Wintertourismus
                                                                                                                                     und Klimawandel

                                                                                                                                     Inhalt
                                                                                                                                     Höhere Temperaturen − kürzere Wintersaisonen.......................................................... 2
IMPRESSUM
                                                                                                                                     Die Alpen − ein höchst sensibler Lebensraum.............................................................. 4
Herausgeber:    Naturfreunde Österreich, Viktoriagasse 6, 1150 Wien,
		              Tel.: 01/892 35 34-0, Fax: DW 48, www.naturfreunde.at
                                                                                                                                     Nachhaltigen Tourismus forcieren................................................................................ 5
  Redaktion:    Karin Astelbauer-Unger, Dr. Christian Baumgartner, Dipl.-Ing. Regina Hrbek, Dipl.-Ing. Gerald Plattner
    Lektorat:   Karin Astelbauer-Unger
                                                                                                                                     Ein bedeutender Wirtschaftszweig................................................................................ 6
      Grafik:   Mag. Hilde Matouschek | www.officina.at
      Druck:    Grasl Druck & Neue Medien, Bad Vöslau
                                                                                                                                     Knackpunkt Verkehr.................................................................................................... 8
      Fotos:    ecoliGhts – Solare Beleuchtung GmbH, fotolia.com (akiebler, davidundderriese, drubig-photo, Simon Ebel, Hastra,
		              Felix Horstmann, Peer Luks, Mumpitz, Alexander Rochau, bettina sampl, Svenni, World Images), Sepp Friedhuber,
                                                                                                                                     Knackpunkt Energieverschwendung . ........................................................................ 10
		              Gästeinformation Immenstadt, Gerdt/Wikipedia, Eugen Haug/pixelio.de, Dipl.-Ing. Regina Hrbek, igloo Erlebniswelt
		              Stockhorn, Alfred Leitgeb, Dipl.-Ing. Andrea Lichtenecker, Maro & Partner, Mag. Hilde Matouschek, Michalski (BMU),
                                                                                                                                     Knackpunkt künstliche Beschneiung ........................................................................ 11
		              Naturfreunde-Archiv, Ludwig Neumair, Hannes Nothnagl, Solarskilift.ch, Steiermark Tourismus, Mag. Gerhard Sturm

                                                                                                                                     Knackpunkt Snowfarming.......................................................................................... 14
		              Wien, Dezember 2011

                                                                                                                                     Knackpunkt Neuerschließungen ............................................................................... 15

                                                                                                                                     Knackpunkt Förderungen ......................................................................................... 15

                                         Gefördert aus Mitteln des
                                         Bundesministeriums für                                                                      Erholung und Spaß auch ohne Skifahren . ................................................................. 16
                                         Land- und Forstwirtschaft,
                                         Umwelt und Wasser-
                                         wirtschaft                                                                                  Das können die Wintersportgäste tun......................................................................... 17

                                                                                                                                     Ausblick ................................................................................................................... 19
                                                            Dieses Produkt entspricht dem
                                                            Österreichischen Umweltzeichen für
                                                            schadstoffarme Druckprodukte (UZ 24),
                                                            www.fairprint.at. Grasl Druck & Neue Medien,
                                                            Bad Vöslau, UW-Nr. 715
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Höhere Temperaturen −
kürzere Wintersaisonen

Den Naturfreunden ist es ein großes Anliegen,   Die Naturfreunde sind der größte Schnee-
dass die alpinen Landschaften durch den         sportveranstalter Österreichs mit ca. 2500
Wintertourismus nicht noch mehr zerstört        ausgebildeten Betreuerinnen und Betreuern.
werden. Sie setzen sich seit Langem für eine    Doch leider setzt die weltweite Klimaerwär-
ressourcenschonende Nutzung von Boden           mung gerade den alpinen Regionen beson-
und Wasser sowie den Schutz der Tier- und       ders zu: Im vergangenen Jahrhundert ist die
Pflanzenwelt ein. Die vorliegende Broschüre     Temperatur in Österreich im Jahresmittel um
gibt einen Überblick über die im alpinen Be-    1,8 °C gestiegen, weltweit um „nur“ 0,8 °C.
reich bereits sicht- und spürbaren Folgen des   Eine weitere Temperaturzunahme um 1 bis                                                     WissenschaftlerInnen rechnen damit, dass bis 2050 etwa drei Viertel der heutigen Alpengletscher ab-
globalen Klimawandels und über die derzeiti-    2 °C1 würde die Wintersaison in den Alpen                                                   geschmolzen sein werden. Das gefährdet auch die Wasserversorgung. Flussbette werden austrocknen,
                                                                                                                                             und der Grundwasserspiegel wird sinken. Drei Viertel der gesamten Süßwasserreserven der Erde sind
gen Reaktionen des Wintertourismus darauf.      um 20 bis 40 Schneetage verkürzen. Schon
                                                                                                                                             in Eis und Schnee konserviert. Der Rückgang der Gletscher und der Anstieg der Permafrostgrenze
Und sie stellt mögliche umweltverträgliche      in den letzten Jahren ist die Zahl der Tage                                                   bewirken auch eine Destabilisierung von Fels- und Schuttmassen, was zu einer Erhöhung der Stein-
Wege für Tourismusgemeinden und -regio-         mit einer geschlossenen Schneedecke um                                                         schlag-, Muren- und Lawinengefahr führt.
nen vor, die schon jetzt (bzw. in absehbarer    rund zwei Wochen zurückgegangen, und
                                                                                                                                                Weitere Infos im Folder „Gletscher und Klima im Wandel“, den man über
Zeit) aufgrund der weltweiten Erwärmung mit     der Schneemangel bereitet nicht so hoch
                                                                                                                                                http://umwelt.naturfreunde.at herunterladen kann
existenziellen Problemen zu kämpfen haben       liegenden Skigebieten massive wirtschaftliche
(werden) und marktfähige nachhaltige Alter-     Schwierigkeiten. Schneekanonen sind aus
nativen entwickeln möchten.                     dem Pistenalltag nicht mehr wegzudenken.                                  Je wärmer es werden wird, desto höher wird                              Manche Regionen werden den Skitourismus
                                                Doch diese verbrauchen sehr viel Energie                                  die Schneegrenze liegen; KlimaexpertInnen                               ganz aufgeben und andere Konzepte für die
                                                und Wasser und belasten die Umwelt. Dazu                                  gehen von einem Anstieg in den nächsten                                 Wintersaison entwickeln müssen, eine Reihe
                                                kommt, dass die Gletscher rasant abschmel-                                zwanzig Jahren um 200 bis 250 m aus. Vom                                von Gemeinden und Skigebieten hat damit
                                                zen. KlimaforscherInnen gehen davon aus,                                  Klimawandel werden in Österreich vor allem                              schon begonnen.3
                                                dass es in Zukunft auch weniger Idealskitage                              die tiefer gelegenen Skigebiete in Niederös-
                                                geben wird; sie rechnen mit einer Abnahme                                 terreich, aber auch in Salzburg und Kärnten                                               Steigen die Temperaturen weiter,
                                                der Sonnentage sowie mit einer Zunahme der                                betroffen sein. In Österreich ist also eine Ver-                                      ist im Alpenraum eine Verschiebung
                                                                                                                                                                                                                   der Touristenströme zu erwarten.
                                                Niederschlagsmengen (vor allem in Form von                                schiebung der Touristenströme zu erwarten.
                                                Regen) und der Tage mit starkem Wind.                                     Die Schweiz und Frankreich hingegen werden
                                                    Durch den Temperaturanstieg wird die zu-                              aufgrund ihrer großen Anzahl schneesicherer
                                                nehmende Niederschlagsmenge in niederen                                   Skigebiete vermehrt Gäste anziehen.2
                                                und mittleren Höhenlagen häufiger als Regen
                                                und bis 2030 nur noch in großen Höhen (ab                                 2 Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb „Einfluss des Klima-
                                                                                                                            wandels auf Tourismusdestinationen“ auf der Naturfreunde-Umwelt-
                                                1500 m) als Schnee fallen.                                                  konferenz am 30. September 2011
                                                                                                                          3 Der alpine Skitourismus wird sich in Zukunft auf die am besten
                                                                                                                            geeigneten Standorte konzentrieren. Einer Studie der Organisation
                                                1 In dreißig, vierzig Jahren wird die Temperatur in Österreich bereits      für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD; Abegg
                                                  um weitere 2−4 °C, also im Mittel um weitere 3, im alpinen Bereich        et al. 2007) zufolge wird es bei einer durchschnittlichen Erwärmung
                                                  um 4 °C angestiegen sein. Quelle: Interview mit Univ.-Prof. Dr. Helga     um 2 °C von heute 91 % nur noch 61 % der natürlich schneesicheren
                                                  Kromp-Kolb in „Auf jeden kommt es an: Klimaschutz jetzt“, hrsg. von       (ohne technische Beschneiung) alpinen Skigebiete geben, bei einer
                                                  den Naturfreunden Österreich, Wien, Mai 2010.                             Erwärmung um 4 °C nur mehr 30 %.

2                                                             Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                     Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                                                      3
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Deutschland                                           Österreich

                                    Liechtenstein
                                                                                                                           Nachhaltigen Tourismus forcieren
                 Schweiz

                                                                                                                           Der Klimawandel erfolgt schneller als erwartet                         Vom Klimawandel besonders betroffen ist der
                                                                                                                           und geht mit erheblichen ökologischen, öko-                            Tourismus, der weitgehend von einer intakten
                                                                                                                           nomischen und sozialen Folgen einher. Da                               Umwelt abhängig ist.
Frankreich                                                                                                                 die Gebirge auf Änderungen des Klimas und                                 Um die schlimmsten Auswirkungen des
                                                                                                                           auf die damit verbundenen extremen Wetter-                             Klimawandels zu vermeiden, gilt es, die
                                                                                                        Slowenien
                                                                                                                           ereignisse äußerst empfindlich reagieren,                              Treibhausgas-Emissionen so schnell wie
                                                              Italien                                                      sind die Auswirkungen der Klimaänderungen                              möglich sehr stark zu reduzieren. Noch in
                                                                                                                           in den Alpen umfangreicher und mit größeren                            diesem Jahrhundert müssen die Emissionen
                                                                                                                           Schäden verbunden als im Flachland bzw.                                von CO2 und anderen langlebigen Treibhaus-
                                                                                                                           im globalen Mittel. Im Alpenbereich wird mit                           gasen fast auf Null gesenkt werden. Zu dieser
                                                    Diese Karte zeigt das Gebiet, in der die Alpenkonvention gültig ist.
                                                    Die Alpenkonvention ist ein völkerrechtlicher Vertrag über             einer Temperaturzunahme um bis zu 2 °C bis                             Schlussfolgerung kommen alle aktuellen For-
                                                    den umfassenden Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Alpen.      2050 und um mehr als 4 °C bis zum Ende                                 schungsergebnisse. Das heißt, dass auch die
                           Monaco                                                                                          des Jahrhunderts gerechnet.5                                           Tourismuswirtschaft alles dafür tun muss, um
                                                                                                                                                                                                  den von ihr erzeugten CO2-Ausstoß möglichst
                                                                                                                                                                                                  schnell zu senken. Parallel dazu muss sie
      Die Alpen − ein höchst
                                                                                                                           5 Business-as-Usual-Szenarien gehen davon aus, dass bis zum Jahr
                                                                                                                             2100 in Österreich die durchschnittliche Temperatur um
                                                                                                                             5−6 °C gestiegen sein wird. Univ.-Prof. Dr. Kromp-Kolb befürchtet    sich an die Auswirkungen der Klimaerwär-
                                                                                                                                                                                                  mung anpassen − und zwar umwelt- und
      sensibler Lebensraum
                                                                                                                             allerdings, dass − wenn keine einschneidenden Maßnahmen gegen
                                                                                                                             den Klimawandel gesetzt werden − die Temperatur weltweit auf
                                                                                                                             5 °C ansteigen wird, was für Österreich eine weit höhere Erwärmung   sozial verträglich. Ein Programm für einen
                                                                                                                             bedeuten würde. Quelle: Interview mit Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-   nachhaltigen Tourismus im gesamten Alpen-
                                                                                                                             Kolb in „Auf jeden kommt es an: Klimaschutz jetzt“, hrsg. von den
                                                                                                                             Naturfreunden Österreich, Wien, Mai 2010                             bereich ist nötig!
      Der rund 1200 km lange Alpenbogen er-                    höchst sensibler, ökologisch und kulturell ge-
      streckt sich vom Ligurischen Meer bis zum                fährdeter Lebensraum. Globalisierung, Mas-
      Pannonischen Becken und zieht sich über                  sentourismus (allein nach Österreich kom-
      die acht Staaten Deutschland, Frankreich,                men jedes Jahr mehr als 15 Mio. Skigäste)
      Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich,              und Klimawandel fordern ihren Tribut. Die
      Schweiz und Slowenien. Die Alpen, in de-                 Naturfreunde unterstützen daher schon seit
      nen etwa 13 Mio. Menschen leben, sind ein                vielen Jahren Projekte, die auf den Stärken
                                                               und Besonderheiten der Alpenregion aufbau-
                                                               en und den nachhaltigen Tourismus fördern.4
                                                               Wichtig ist auch, dass die Auswirkungen des
                                                               Wintertourismus nicht die Möglichkeiten für
                                                               einen nachhaltigen Tourismus in den anderen
                                                               Saisonen schmälern.

                                                               4 Umfassende Infos über nachhaltigen Tourismus:
                                                                 www.nf-int.org/dmdocuments/NachhaltigerTourismus.pdf

      4                                                                     Alpiner Wintertourismus und Klimawandel        Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                                           5
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Ein bedeutender Wirtschaftszweig                                                                       Die Top-10-Aktivitäten
                                                                                                       der Winterurlaubsgäste in Österreich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Änderung des Reiseverhaltens bei
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          schneearmen Wintern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Frage an Skiurlaubsgäste: Was würden Sie tun, wenn es eine
                                                                                                                       100                                                                                                                                                                                                                                Abfolge von mehreren schneearmen Wintern bzw. von Wintern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              91          mit schlechten Schneebedingungen gibt?
Der österreichische Tourismus ist ein be-                                                                               90
deutender Wirtschaftszweig mit rd. 307.000                                                                              80                                                                                                                                                                                                                                                30

                                                                                                      Nennungen in %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                72
Beschäftigungsverhältnissen (davon entfallen                                                                            70                                                                                                                                                                                                                                                                              25

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Nennungen in %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          25
222.800 auf unselbständig Beschäftigte).                                                                                60                                                                                                                                                                                                                                                20                                                                                                                                                                                                    19
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          18
Die Tourismusindustrie brachte 2009 direk-                                                                              50                                                                                                                                                                                                                                                15                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    14
                                                                                                                                                                                                                                                           41                     43
                                                                                                                                                                                                                                   40
te Wertschöpfungseffekte in der Höhe von                                                                                40                                                                                         38
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          10                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 10

14,89 Mrd. Euro, was einem Anteil von 5,4 %                                                                             30                                                                    27
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           5                                                                                             5
                                                                                                                                                              21                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            3                                                                                                                                                                      3                                                                                                                        2
am Bruttoinlandsprodukt (Quelle: Statistik                                                                              20                                                                                                                                                                                                                                                 0
                                                                                                                                     9
                                                                                                                        10

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Mache wie immer Skiurlaub, aber in einer schneesicheren Region
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Besuche ein Gebiet mit zusätzlichen Attraktionen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Mache immer zur gleichen Zeit im gleichen Gebiet Urlaub
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Mache nur mehr bei guten Schneebedingungen Tagesskiausflüge
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Mache Skiurlaub, wenn die Schneelage gut ist
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Fahre in mein Skigebiet, aber zu einem anderen Zeitpunkt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Verringere die Häufigkeit des Skifahrens stark
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Höre mit dem Skifahren ganz auf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Weiß nicht
Austria, 2010) entspricht.
    In der Wintersaison 2010/2011 gab es in    durch die Seilbahnen während einer Winter-                                0

                                                                                                                             Rodeln / Schlittenfahren
                                                                                                                                                        Wellness- / Schönheitsangebote
                                                                                                                                                                                         Individuelle Ausflüge
                                                                                                                                                                                                                 Nachtleben
                                                                                                                                                                                                                              Nichtstun, Ausspannen
                                                                                                                                                                                                                                                      Flanieren / Bummeln
                                                                                                                                                                                                                                                                            Spazierengehen (Natur)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Genuss typischer Speisen / Getränke
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Skifahren
Österreich 62 Mio. Nächtigungen. Laut Öster-   saison 78.100 Vollzeitarbeitsplätze gesichert,
reich Werbung verbringen im Winter 68 % der    davon ca. 14.500 in den Bergbahnbetrieben
in- und ausländischen Gäste ihren Urlaub in    und 63.600 außerhalb.
Österreich, um Ski zu fahren.                     Da die Klimaerwärmung dem Wintertou-
    Im Winter 2010/2011 verzeichneten Ös-      rismus schwer zusetzt, wird weiter massiv in
terreichs 255 Seilbahnunternehmungen 588       Beschneiungsanlagen und in die dafür nötige
Mio. Beförderungen. An 32.800 Betriebsta-      Infrastruktur, zum Beispiel in den Bau von
gen wurde ein Kassenumsatz von 1152 Mio.       Speicherteichen, investiert.
Euro erwirtschaftet. Nach Angaben des Fach-
verbands der Seilbahnen Österreichs werden     Im Winter verbringen 68 % der in- und ausländischen   Quelle: T-Mona 2008 / 2009
                                               Gäste ihren Urlaub in Österreich, um Ski zu fahren.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Datenbasis: Befragung von 185 österreichischen Skiurlaubsgästen,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Institut für touristische Raumplanung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Quelle:                 BMWFJ, 2011, www.bmwfj.gv.at/Tourismus/Tourismus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               studienUndPublikationen/Documents/Sammelmappe1%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               20Klimawandel%20Reiseverhalten.pdf

6                                                         Alpiner Wintertourismus und Klimawandel    Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          7
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Knackpunkt Verkehr                                                                                                                      Auf Flugreisen sollte man verzichten. Fliegen
                                                                                                                                        schädigt die Atmosphäre besonders stark und
                                                                                                                                                                                                bei Kurzstrecken extrem ungünstig aus. Bei
                                                                                                                                                                                                Reisedistanzen bis zu 700 km sollte man auf
                                                                                                                                        ist die energieintensivste Fortbewegungsart.            die Bahn umsteigen. Nicht vermeidbare Flü-
                                                                                                                                        Vor allem beim Start und bei der Landung                ge sollten durch CO2-Ausgleichsmaßnahmen,
Der Massen(winter)tourismus in seiner jet-                            Die Tourismusindustrie muss also für die ge-                      sind Energieverbrauch und Schadstoffausstoß             wie sie zum Beispiel atmosfair vorschlägt
zigen Form ist extrem klimaschädlich. Laut                            samten Alpen in Zusammenarbeit mit den                            am größten. Die Schadstoffbilanz fällt daher            (www.atmosfair.de), gemildert werden.
CIPRA International6 (Commission Internatio-                          politisch Verantwortlichen attraktive umwelt-
nale pour la Protection des Alpes), die sich für                      freundliche An- und Abreisemöglichkeiten
den Schutz und die nachhaltige Entwicklung                            sowie sanfte Mobilitätsformen in den einzel-
                                                                                                                                          Das Wiesberghaus der Naturfreunde
in den Alpen einsetzt und die Umsetzung                               nen Orten und Regionen (z. B. Liftzubringer-                        am Dachstein
der Alpenkonvention7 begleitet, verursacht                            dienste) schaffen.
der Reiseverkehr 75 % der vom Jahrestou-                                  Wie man ohne Auto wunderbar Urlaub
rismus erzeugten CO2-Emissionen. 84 % der                             machen kann, erfährt man zum Beispiel in
Urlaubsreisen in den Alpen werden mit dem                             den Alpine Pearls9: 24 Ferienorte in den Alpen
PKW unternommen.8                                                     wie Werfenweng und Hinterstoder haben sich
   Da der Trend zu mehr Kurzreisen und                                zu einem Netzwerk zusammengeschlossen
Tagesausflügen anhält, kann man davon                                 und bieten spezielle Packages für die An- und
ausgehen, dass der Freizeit- und Ferienver-                           Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln
kehr und damit auch der CO2-Ausstoß weiter                            und Shuttle-Services, Gratisskibusse und
zunehmen werden.                                                      Elektroautos vor Ort an.
                                                                          Bei der Konzeption und Vermarktung tou-
                                                                      ristischer Produkte sollte in Zukunft vermehrt
                                                                      auch auf klimaverträgliche Hin- und Rück-
                                                                      reisen sowie umweltfreundliche Fahrtmög-
                                                                      lichkeiten während des Aufenthalts geachtet
                                                                      werden.
                                                                          Die Winterferiengäste sind gefordert, auf
                                                                                                                                        Öko-mobil und klima-aktiv
                                                                      öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen und                        Die Hütten und Wege der alpinen Vereine bilden          In dem kostenlosen, 192 Seiten starken „Hüttenatlas
                                                                      Ferienorte zu wählen, die mit öffentlichen                        für den sanften Bergtourismus eine unverzichtbare       ,Umsteigen vorm Aufsteigen‘. Ohne Auto zu 91
                                                                      Verkehrsmitteln erreichbar und mit einer                          Infrastruktur. Vor mehr als zehn Jahren begannen        Naturfreunde-Hütten in den schönsten Regio-
                                                                      umweltverträglichen Verkehrsinfrastruktur                         die Naturfreunde, ihre 170 Hütten und Häuser in den     nen Österreichs“ kann man alle Naturfreunde-
In Österreich reisen 81 % der Gäste mit dem Auto an,                  ausgestattet sind.                                                schönsten Wander- und Skitourengebieten Öster-                          Hütten nachschlagen, die an mit
nur 4 % per Bahn und 3 % mit dem Bus (Quelle: Statistik                   Damit man bequem per Bahn / Bus an-                           reichs auf einen herzeigbaren ökologischen Standard                     öffentlichen Verkehrsmitteln erreich-
Austria).
                                                                      reisen kann, ist allerdings das Service der                       zu bringen. In den letzten Jahren investierten sie an                    baren Wanderrouten liegen. Darüber
                                                                      öffentlichen Verkehrsmittel auf diese Kunden-                     die 5 Mio. Euro für den Einbau von Solar- und Photo-                      hinaus bietet der Hüttenatlas auch
                                                                      wünsche abzustimmen. Und es bedarf einer                          voltaikanlagen, für wärmedämmende Maßnahmen                               eine Fülle von Ausflugstipps und
6 „Tourismus im Klimawandel. Ein Hintergrundbericht der CIPRA“,
  von Bruno Abegg, Februar 2011, www.cipra.org/de/cc.alps >           guten Infrastruktur. Die Naturfreunde fordern                     und für eine umweltgerechte Ver- und Entsorgung.                           Routen für jede Jahreszeit − zum
  Publikationen; in dieser Broschüre werden auch Good-Practice-       daher einen zügigen Ausbau des öffentlichen                       Für die Adaptierung des Ausbildungszentrums Wies-                           Beispiel Vorschläge für schöne
  Beispiele vorgestellt.
  Die Naturfreunde Österreich sind Mitglied der CIPRA Österreich.     (Nah-)Verkehrs.                                                   berghaus am Dachstein etwa wurden bereits 17.000                            Skitouren und Schneeschuh-
7 Die Homepage der Alpenkonvention www.alpconv.org bietet viele                                                                         ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet.                                     wanderungen.
  Informationen zum Thema Klimawandel in den Alpen.
                                                                      9 www.alpine-pearls.com; interessante Infos über Verminderungs-   Die Naturfreunde Österreich werden auch weiterhin         Bestellungen: www.naturfreunde.at > Service >
8 „Feasibility and preparatory study regarding a Multi-stakeholder      maßnahmen im touristischen Verkehr finden sich auch auf
  European Targeted Action for Sustainable Tourism & Transport“ von     www.alpsmobility.net und www.klimaaktiv.at („Mobilität“         ihre Hütten „öko-mobil“ und „klima-aktiv“ machen.       Shop > Bücher und Kalender
  Paul Peeters et al., Den Haag, 2004                                   anklicken).

8                                                                                  Alpiner Wintertourismus und Klimawandel              Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                                    9
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Knackpunkt Energieverschwendung                                                                                           Knackpunkt künstliche Beschneiung

Der Energieverbrauch in der Heizperiode                               Energieversorgung (zum Beispiel mit Bio-            Fehlende Winteratmosphäre ist schlecht für                             Um die Wasserkosten zu senken und die
ist generell hoch, und die Produktion von                             massekraftwerken oder Sonnenkollektoren             das Geschäft. Die Wintersportregionen wollen                           natürlichen Gewässer zu schonen, werden
Kunstschnee verschlingt zusätzlich enorme                             zur Gewinnung von Wärme für Heizung                 ihren Gästen die ganze Saison über befahr-                             immer mehr Speicherseen angelegt, was
Mengen Strom (siehe Seite 11).                                        und Wasser sowie mit Photovoltaik- oder             bare Pisten bieten und haben daher in den                              wiederum enorm viel kostet und irreversible
    Man sollte daher auch in den Tourismus-                           Windkraftanlagen für die Stromgewinnung)            letzten Jahren massiv in die Installation von                          Eingriffe in die Umwelt bedeutet.
gebieten darauf achten, ­energieeffi­zient zu                         auszustatten.10                                     Beschneiungsanlagen investiert. Diese Anla-                               Je mehr die Temperaturen steigen, desto
bauen (Stichwort Passivbauweise) sowie                                   Die Energieeffizienz der Aufstiegshilfen         gen verursachen allerdings sehr hohe Kosten                            mehr Schnee wird produziert. Doch wer soll
bestehende Gebäude zu sanieren, zu däm-                               (Schlepp- und Sessellifte, Seilbahnen) sollte       und langfristige Schäden für die Umwelt.                               die Kosten der zusätzlichen Beschneiung
men und mit einer ökologisch vertretbaren                             ebenfalls ständig verbessert werden.                    In den Alpen werden heute mit jährlich an                          tragen? Lohnt sich der Ausbau der techni-
                                                                                                                          die 95 Mio. Kubikmeter Wasser 24.000  ha                               schen Beschneiung überhaupt? Wer über-
                                                                                                                          Skipisten beschneit. Das entspricht dem                                nimmt für die ökologischen Folgeschäden
     Beispiele für die Nutzung erneuerbarer                                                                               Jahresverbrauch einer Stadt mit 1,5 Mio.                               die Verantwortung? Für die Klimaforscherin
     Energiequellen: Im Zentralschweizer                                                                                  Einwohnern.11 Dieses Wasser fehlt natürlich                            Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb ist künst-
     Skigebiet Sattel-Hochstuckli will man
                                                                                                                          während der Wintermonate in den Gewäs-                                 liche Beschneiung bestenfalls eine Über-
     mithilfe von Windenergie den Strom für
     die Herstellung von Kunstschnee selbst                                                                               sern: Forscher haben festgestellt, dass seit                           gangslösung, sie plädiert für die Entwicklung
     produzieren. Seit Dezember 2010 steht                                                                                Einführung der Schneekanonen zum Beispiel                              von Alternativen für längerfristig gefährdete
     in der Talstation eine Kleinwindanlage.                                                                              in Bächen und Flüssen der französischen                                Skigebiete.
     Geplant ist, pro Jahr rund 180.000 kWh
                                                                                                                          Alpen im Winter bis zu 70 % weniger Was-
     Windstrom zu erzeugen; weitere Stand­
     orte für Windräder werden daher ge-                                                                                  ser fließt. Natürliche Fließgewässer haben in
     sucht. In der Region Toggenburg ist seit                                                                             den Alpen im Winter ohnehin einen niedri-
     vier Jahren die einzige solarbetriebene                                                                              gen Wasserstand, und die Wasserentnahme
     Gondelbahn der Schweiz in Betrieb; sie                                                                               für die Beschneiung kann auf die Artenzu-
     verbindet Wildhaus mit der Alp Gamplüt.
                                                                                                                          sammensetzung nachteilige Auswirkungen
                                                                                                                          haben.12
                                                                                                                              Die Produktion von Kunstschnee, die in den
                                       Im Dezember 2011                                                                   Alpen pro Saison mehr als 600 Mio. kWh elek-
                                       wurde im schweize­                                                                 trische Energie verschlingt, beginnt oft schon
                                       rischen Tenna im
                                                                                                                          Anfang Oktober und dauert bis Anfang Mai.
                                       Safiental ein Solarskilift
                                       in Betrieb genommen                                                                    Die Investitionskosten pro km beschneiba-
                                                                                                                                                                                                 In Österreich sind derzeit bereits 66 % der Pistenflächen
                                       (weitere Infos:                                                                    re Piste belaufen sich auf bis zu 820.000                              (= 16.760 ha) beschneibar, im gesamten Alpenraum 47 %
                                       www.skilift-tenna.ch,                                                              Euro, die Betriebskosten pro km beschneite                             (= 47.289 ha).6
                                       www.geo.de/GEO/
                                                                                                                          Piste betragen zwischen 16.400 und 82.000                              Aus 1 m3 Wasser können 10 m2 Piste mit einer 25 cm
                                       technik/67250.html).
                                                                                                                          Euro.6                                                                 hohen Schneedecke gewonnen werden. Der überwie-
                                                                                                                                                                                                 gende Energieaufwand entfällt auf den Wassertransport.
                                                                       Solarbeleuchtung                                                                                                          Aber auch die Schneekanonen fressen viel Energie: Der
                                                                       im österreichischen Werfenweng,                    11 Naturschutz.ch, Das Schweizer Portal für Natur- und Umweltschutz,
                                                                                                                                                                                                 Verbrauch einer Anlage liegt pro Hektar zwischen 45 und
                                                                       das auch ein Mitglied des Netzwerks                   http://naturschutz.ch/news/alpen/wettrusten-um-die-kunstschnee-     130 kWh. Für die Energieversorgung aller Anlagen Tirols
10 www.solarwaerme.at/Hotels-Pensionen                                 für sanfte Mobilität „Alpine Pearls“ ist              produktion/33252; alpmedia.net − Ein Informationsdienst der CIPRA   etwa braucht man bereits ein mittelgroßes Kraftwerk.13
   Diese firmenunabhängige Homepage bietet umfassende Informatio-      (siehe Seite 8)                                    12 „Beschneiungsanlagen und Kunstschnee“, Bayerisches Landesamt
   nen zum Thema Solaranlagen und über bereits realisierte Anlagen.                                                          für Umwelt, 2008, www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_11_
                                                                                                                             beschneiungsanlagen.pdf                                             13 www.alpenverein.at/naturschutz/Alpine_Raumordnung/Beschneiung

10                                                                              Alpiner Wintertourismus und Klimawandel   Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                                                             11
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Vor drei Jahren wurde am Pitztaler
                                                                                                    Gletscher und in Zermatt jeweils ein
                                                                                                    sogenannter Snowmaker errichtet.
                                                                                                    Mit einem 15 m hohen Produktions-
                                                                                                    turm, der 1,5 Mio. Euro gekostet hat,
                                                                                                    wird mit einem Vakuumverfahren
                                                                                                    temperaturunabhängig Schnee
                                                                                                    erzeugt. Der Snowmaker wird als
                                                                                                    Ergänzung zu den Schneekanonen
                                                                                                    in erster Linie im Frühherbst und
                                                                                                    zu Saisonende eingesetzt. Kritiker
                                                                                                    solcher Großanlagen verweisen
                                                                                                    auf deren enormen Energie- und
                                                                                                    Wasserverbrauch sowie auf den
                                                                                                    nötigen Aufwand für die Verteilung                Künstliche Beschneiung
                                                                                                    des Kunstschnees.                                 verbraucht Unmengen
                                                                                                                                                      von Wasser und kann
                                                                                                                                                      den Wasserhaushalt
Folgen künstlicher Beschneiung                                                                                                                        belasten.

■   Schon allein der Bau von Beschneiungsanlagen
                                                                                                                                                  ■   Auch die Pflanzenwelt leidet unter dem künstli-          des Wassers. Nur ein Teil fällt als Schnee auf die
    und Speicherseen belastet Boden und Vegetation;
                                                                                                                                                      chen Schnee. Das nährstoffreichere Schmelzwas-           Piste. Werden im Winter Speicherteiche künstlich
    je nach Höhenlage braucht es Jahrzehnte bis
                                                                                                                                                      ser von Kunstschnee hat eine Düngewirkung, der           eisfrei gehalten, um Wasser abpumpen zu können,
    Jahrhunderte, bis sich die Natur davon erholt hat.
                                                                                                                                                      Bewuchs der Böden ändert sich.                           lässt dies zusätzlich viel Wasser verdunsten.
■   Kunstschnee ist viermal schwerer als echter
                                                                                                                                                      Damit man auch bei höheren Temperaturen be-              KlimatologInnen und HydrologInnen warnen davor,
    Schnee und weniger wärmedämmend und braucht
                                                                                                                                                      schneien kann, verwenden Schneekanonenbetreiber          die Fläche für die künstliche Beschneiung in den
    doppelt so lange zum Abschmelzen. Kunst-
                                                                                                                                                      (zum Beispiel in der Schweiz) Bakterienzusätze (in       kommenden Jahren weiter zu vergrößern, um dem
    schnee schmilzt zwei bis drei Wochen später als
                                                                                                                                                      Österreich sind diese verboten), die sich ebenfalls      Schneemangel zu begegnen. Wenn das Wasser
    natürlicher Schnee. Der erhöhte und verspätete
                                                                                                                                                      auf das Wachstum der Pflanzen auswirken.                  knapp wird, müsste man weitere Speicherbecken
    Schmelzwasserabfluss kann Erosion, Vernässung
                                                                                                                                                      Auch die thermische Isolationsfähigkeit der              bauen oder das Wasser aufwendig aus immer
    und Abrutschgefahr auslösen.14
                                                                                                                                                      Schneedecke kann stark reduziert werden, was             tieferen Erdschichten pumpen. Schon jetzt gibt es
■   Laut CIPRA sind Beschneiungsanlagen ungünstige
                                                                                                                                                      zu einem tieferen Gefrieren des Bodens führt.            Konflikte16 zwischen der Nutzung von Wasser für
    Stromverbraucher: Sie sind in den Wintermonaten
                                                                                                                                                      Zahlreiche Pflanzen können dadurch ersticken und         die Trinkwasserversorgung und der Nutzung für
    in Betrieb, in denen der Strombedarf generell hoch
                                                                                                                                                      absterben, Erosionen können zunehmen.                    die Beschneiung.
    und der Wasserstand der Flüsse niedrig ist. Zur
                                                                                                                                                  ■   Für die Beschneiung entnimmt man Gewäs-                  Die für die Beschneiungsanlagen ausgehobenen
    Stromerzeugung geeignetes Wasser wird in Schnee
                                                                                                                                                      sern in einer Zeit niedrigen Wasserstands viel           Speicherseen sind nach unten abgedichtet, damit
    umgewandelt, der dann zu einer Zeit schmilzt, in
                                                                                                                                                      Wasser. Werden die nötigen Restwassermengen              das Wasser nicht versickert. Dadurch verändert
    der das Wasserangebot ohnehin hoch genug wäre.
                                                                                                                                                      nicht eingehalten, hat das zum Beispiel auf den          sich aber der unterirdische Wasserhaushalt.17
■   Die Schneekanonen machen viel Lärm (bis zu 115                         Das zu Schnee verarbeitete Wasser aus Bächen und
                                                                           Flüssen enthält mehr Nährstoffe als Regen. Das ist für                     Fischbestand fatale Auswirkungen. Änderungen
    Dezibel, was dem Wert eines Presslufthammers
                                                                           Alpenpflanzen schlecht, die auf kargen Böden gedeihen.                     des Wasserhaushalts führen zur Zerstörung
    entspricht) und stören damit Tag und Nacht                                                                                                                                                              16 Dr. Carmen de Jong, Professorin und Research Manager am Institut
                                                                           Magerwiesen werden daher oft verdrängt, und die                            empfindlicher Ökosysteme.                                Montagne der Université de Savoie in Frankreich zitiert in:
    Mensch und Tier. Gerade im Winter sind Tiere auf                       Vegetationsdecke wird trivialisiert − die Besonderheiten                                                                            „Schneekanonen trocknen Alpen aus“, WELT ONLINE, 18. April 2007.
                                                                                                                                                  ■   Durch das Beschneien können auch belastende
    Ruhe und Energieeinsparung angewiesen.15                               der alpinen Flora verschwinden.                                                                                                     Die CIPRA weist in ihrem Hintergrundbericht „Tourismus im Klimawandel“
                                                                                                                                                      Schadstoffe und Krankheitserreger ins Grundwas-          (siehe Fußnote 6) darauf hin, dass es − vor allem in wasserärmeren Gebie-
                                                                                                                                                      ser gelangen.14                                          ten − zu Konflikten mit anderen Wassernutzern, zu steigenden Wasserpreisen
                                                                                                                                                                                                               und ökologischen Problemen kommen wird.
14 „Künstliche Beschneiung und ihre Folgen. Mit Schneekanonen gegen die Klimaerwärmung“, in: „Wintertourismus im Wandel“, CIPRA INFO 81/2006      ■   Geoforscherinnen und -forschern zufolge ver-
                                                                                                                                                                                                            17 „Klimawandel in den Alpen. Kunstschnee mit Kollateralschäden“,
15 Mehr über einen sanften Umgang mit der Natur kann man in der kostenlosen Naturfreunde-Broschüre „Fair:-) zur Natur. Tipps für umweltverträg-       dunsten bei der Beschneiung bis zu 30 Prozent             SPIEGELONLINE, 17. April 2008
   liche Outdoor-Aktivitäten“ nachlesen. Bestellung: www.naturfreunde.at > Service > Shop > Info- und Servicefolder

12                                                                                        Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                                                       13
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Knackpunkt Snowfarming                                                                                        Knackpunkt Neuerschließungen

                                                         hin- und herverschoben. In Lech am Arlberg           Die Naturfreunde sprechen sich schon seit
                                                         zum Beispiel fahren die Raupen täglich von           Jahren ganz klar gegen Neuerschließungen
                                                         16 bis 24 Uhr!                                       auf Gletschern und in Schutzgebieten aus.
                                                            Damit man im Herbst genügend Schnee                   Der Anstieg der Schneefallgrenze und die
                                                         hat, werden auf Gletschern (auf der Zug-             zunehmende Schneeunsicherheit stürzen
                                                         spitze etwa bereits seit 18 Jahren) und in           den Pistenskilauf immer mehr in die Krise,
                                                         höher gelegenen Skigebieten im Frühling              und schon in zehn Jahren werden sich die
                                                         Tausende Quadratmeter mit reflektierenden            Voraussetzungen weiter gravierend verändert
                                                         Plastikplanen und Sägespänen bedeckt; auf            haben. Doch viele Seilbahnunternehmen,
                                                         diese Weise verhindert man das Schmelzen             PolitikerInnen und TourismusmanagerInnen          Das Naturschutzgebiet
                                                         von im Winter angelegten Schneedepots. Die           ignorieren die negativen Prognosen für den        Warscheneck darf nicht
                                                                                                                                                                angetastet werden!
Unter Snowfarming versteht man das optima-               CIPRA verlangt für das Auflegen solcher Glet-        Wintertourismus und wälzen weitere Ausbau-
le Verteilen des vorhandenen Schnees auf die             scherfolien, die das alpine Landschaftsbild          pläne, zum Beispiel im Naturschutzgebiet
Pisten. Die Pistenraupen messen die Schnee-              verunstalten, eine Bewilligungspflicht und           Warscheneck in Oberösterreich. Die Natur-        Laut CIPRA verstoßen die Warscheneck-
dicke, dann werden die Schneemassen                      eine restriktive Bewilligungserteilung.              freunde haben gemeinsam mit anderen alpi-        Ausbaupläne eindeutig gegen das Natur-
                                                                                                              nen Vereinen und Naturschutzorganisationen       schutzprotokoll der Alpenkonvention und
                                                                                                              eine Plattform gegründet (www.warscheneck.       dürften von den zuständigen Behörden nicht
 Schon vor mehr als fünfzehn Jahren hat man damit begonnen, für den Wintertourismus                           at), die gegen dieses Vorhaben kämpft.           genehmigt werden.
 genutzte Gletscher vor dem Abschmelzen zu schützen und sie mit Folien zu bedecken.

                                                                                                              Knackpunkt Förderungen

                                                                                                              Die Naturfreunde treten dafür ein, dass die      Die Vergabe öffentlicher Förderungen für
                                                                                                              Förderungspolitik so schnell wie möglich         den Wintertourismus muss an überprüfbare
                                                                                                              geändert wird. Gefördert werden sollen           Kriterien wie Rentabilität, Nachhaltigkeit und
                                                                                                              nur mehr nachhaltige Tourismusstrategien         Klimaverträglichkeit geknüpft werden. Gefragt
                                                                                                              und keine Investitionen, die den Status quo      sind Ansätze, die sich von der einzelunter-
                                                                                                              bewahren oder gar für Neuerschließungen          nehmerischen Sichtweise lösen und eine
                                                                                                              verwendet werden. Jeder Euro, der zum Bei-       kommunale oder regionale Perspektive ein-
                                                                                                              spiel in Beschneiungsanlagen gesteckt wird,      nehmen. Auf diese Weise werden sogenannte
                                                                                                              erhöht die Abhängigkeit vom Skitourismus.        Sachzwänge (ohne Skifahren geht gar nichts)
                                                                                                                 Wichtig ist, dass von der öffentlichen Hand   relativiert und Denkblockaden (es gibt keine
                                                                                                              nur mehr zukunftstaugliche Maßnahmen für         Alternativen zum Skitourismus) aufgehoben.
                                                                                                              den Aufbau eines nachhaltigen Ganzjahres-        Nur so kann man der komplexen Realität im
                                                                                                              tourismus unterstützt werden.                    alpinen Tourismus gerecht werden.

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Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Erholung und Spaß auch ohne Skifahren

Um die Winterferiengäste zu halten, werben
                                                                          Bereits im Jahr 1994 hat
bereits viele Tourismusverbände mit Alter-                                Immenstadt im Allgäu
nativen zum Skisport. Rodeln und (schnee-                                 wegen wirtschaftlicher
schuh-)wandern kann man auch bei einer                                    Probleme durch schnee-
dünnen Schneedecke. Zugefrorene Seen                                      unsichere Winter das
                                                                          Skigebiet am Gschwen-
laden zum Eislaufen ein, Eisstockschießen                                 der Horn rückgebaut.
ist ebenfalls beliebt.                                                    Statt zur technischen
    Für den Fall, dass die Wintersaison be-                               Aufrüstung entschloss
sonders mild ausfällt, wartet eine Reihe                                  sich die Gemeinde zum
                                                                          Abriss der Liftanlagen,
von Urlaubsorten mit wetterunabhängigen       zu einer Renaturierung der Pisten und zur Umwand-
Ganzjahresangeboten auf: In Hallenbädern,     lung in ein Sommer- und Winterwandergebiet, das
Saunalandschaften sowie Hallen für Klet-      heute wirtschaftlich höchst erfolgreich ist.
tern, Tennis, Squash oder Reiten kommen
sowohl sport- als auch erholungsuchende
Gäste auf ihre Kosten. Aber es gibt auch
attraktive Outdooraktivitäten wie Bergstei-
gen und Wandern, Lama- und Eseltrekking,                                                              Das können die Wintersportgäste tun
Kutschenfahrten, Geocaching, Paragliding,
Mountainbiken, Führungen in National- und
Naturparks, Ballonfahren sowie Besuche von
                                                                                                      KonsumentInnen haben Macht und Ver-                                          Jede / jeder kann bestimmen, wie klima- und
Adventureparks.
                                                                                                      antwortung. Wenn Reisende sich bewusst                                       umweltverträglich ihr / sein Urlaub wird:
    Das kulturelle Angebot (Konzerte, Aus-
                                                                                                      machen, dass sie Spuren hinterlassen und
stellungen, Vorträge, Lesungen) sollte in                                                                                                                                          • Man kann für die Reise und die Fahrten in
                                                                                                      die Lebensbedingungen der Bevölkerung so-
Winterurlaubsorten nicht, wie bislang, eine                                                                                                                                          der Ferienregion öffentliche und umwelt-
                                                                                                      wie den Zustand der besuchten Natur- und
untergeordnete Rolle spielen, sondern aus-                                                                                                                                           freundliche (z. B. Elektroautos, E-Bikes
                                              Ein positives Beispiel für eine Anpassung an den        Kulturattraktionen mit beeinflussen, können
gebaut werden.                                Klimawandel ist die Schweizer Stockhornbahn in den                                                                                     und Fahrräder) Verkehrsmittel nutzen.
                                                                                                      Urlaubsziele auch in Zukunft attraktiv und
                                              Berner Voralpen. Hier begann man 2004, den norma-
                                                                                                      gastfreundlich bleiben.                                                      • Man kann für den Urlaub Regionen und
                                              len Skibetrieb aufzugeben und auf sanften Winter-
                                              tourismus zu setzen. Investiert wurde in den Ausbau        Die erfolgreiche Umsetzung von Nachhal-                                     Orte auswählen, in denen klima- und um-
                                              des Panoramarestaurants, der Sonnenterrasse, der        tigkeitsprinzipien hängt also auch von den                                     weltschonend gewirtschaftet wird und die
                                              Winterwanderwege sowie der IGLOO-Erlebniswelt am        Feriengästen ab: Damit nachhaltige Reise-                                      auch die Interessen der Bevölkerung und
                                              Hinterstockensee unterhalb des Stockhorngipfels.
                                                                                                      angebote entstehen und von Veranstaltern                                       deren Teilhabe am wirtschaftlichen Wohl-
                                              Alle Skilifte (inkl. der Fundamente) wurden abgebaut,
                                              die Trassen wurden renaturiert. Die Haupteinnahmen      zusammengestellt werden, braucht es auch                                       stand durch den Tourismus ausreichend
                                              erwirtschaftet die Stockhornbahn nach wie vor im        die Nachfrage der KonsumentInnen.                                              berücksichtigen.
                                              Sommer und im Herbst. Mit dem Strategiewechsel
                                              und dem neuen Winterangebot wurde aber ein neues                                                                                     • Man kann bei Veranstaltern, in Reisebüros
                                              Kundensegment erschlossen, das stetig wächst. Der                                                                                      und in Hotels buchen, die mit anerkannten
                                              frühere personalintensive und defizitäre Winterbe-                                                                                     Umweltzeichen18 ausgezeichnet sind, in
                                              trieb hat sich zu einem Bereich mit attraktivem         18 Es gibt im Tourismus verschiedene Gütesiegel und Zertifizierungsinitia-
                                                                                                         tiven. Weitere Infos darüber und über nachhaltigen Tourismus bietet die     Österreich etwa mit dem Österreichischen
                                              Deckungsbeitrag entwickelt (www.stockhorn.ch).
Schneeschuhwandern wird immer beliebter.                                                                 Homepage der Naturfreunde Internationale: www.nf-int.org > Tourismus.       Umweltzeichen ( = Umweltzertifizierung

16                                                     Alpiner Wintertourismus und Klimawandel        Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                                              17
für Beherbergungs- und
                                                                             In der Broschüre
                       Gastronomiebetriebe,
                                                                              „Tourismusentwicklung
                       Campingplätze und
                                                                              im Klimawandel. Hinter-
                       Reisepakete). Die Kri-
                                                                               gründe und Perspektiven
                       terien für die Auszeich-
                                                                                zur Rolle des Tourismus
     nung umfassen alle Umweltaspekte − vom
                                                                                in der internationalen
     Abfallmanagement über Energiesparen
                                                                                 Klimapolitik“ der
     bis hin zu gesunder Ernährung und um-
                                                                                  Naturfreunde Inter-
     weltfreundlicher An- und Rückreise. Bis
                                                                             nationale und von respect
     dato haben sich 200 Betriebe (Hotels, Pri-
                                                  wird u. a. aufgezeigt, dass der Tourismus zwar eine
     vatzimmer, Appartements) mit insgesamt
                                                  der weltweit größten Dienstleistungsbranchen und
     19.000 Betten den strengen ökologischen
                                                  ein bedeutender Mitverursacher des Klimawandels
     Kriterien der Umweltzeichen-Richtlinie
                                                  ist, aber in der Klimapolitik bislang nur eine Neben-
     unterworfen. Seit 2008 können auch
                                                                                                          Ausblick
                                                  rolle gespielt hat.
     komplette Reisepakete mit dem Österrei-
                                                  Die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und
     chischen Umweltzeichen ausgezeichnet
                                                  internationalen Entwicklungen stellen die Touris-
     werden.
                                                  muspolitik jedoch vor erhebliche Herausforderungen.
     Die Liste der ausgezeichneten Betriebe:
                                                  Kostenloser Download:
     www.umweltzeichen.at > Österreichisches                                                              Der Tourismus ist sowohl Mitverursacher als      bei Transport, Unterkunft und Infrastruktur
                                                  www.respect.at/media/pdf/pdf1299.pdf
     Umweltzeichen für Tourismusbetriebe >                                                                auch Leidtragender des zunehmenden Klima-        (z. B. beim Betrieb der Aufstiegshilfen), die
     Tourismus > Tourismus und Gastronomie                                                                wandels. Er muss daher für die Eindämmung        Nutzung erneuerbarer Energiequellen sowie
     > Beherbergung und Hotellerie                                                                        der touristisch verursachten Emissionen die      die Verkehrsverlagerung auf energieeffi-
                                                                     Die Broschüre „Nachhaltigkeit
                                                                                                          Verantwortung übernehmen, aber er braucht        ziente Transportmittel.
• Durch eine verträgliche Gestaltung                                  im Tourismus: Wegweiser durch
                                                                                                          auch Unterstützung, um sich an die Folgen        Die Naturfreunde Österreich treten dafür
  der Freizeit- und Sportaktivitäten kann                              den Labeldschungel“ (Heraus-
                                                                                                          des Klimawandels anpassen zu können.             ein, alle zukünftigen Klimaschutzmaß-
  man Rücksicht auf Natur und Umwelt                                    geber: arbeitskreis tourismus
                                                                                                             Im alpinen Wintertourismus zeigen sich        nahmen nach einem Kriterienkatalog auf
  nehmen.                                                            & entwicklung, ECOTRANS e. V.,
                                                                                                          die Herausforderungen im Umgang mit              ihre gesamtheitliche Nachhaltigkeit hin
                                                  Evangelischer Entwicklungsdienst, Naturfreunde
• Im Urlaub kann man lokal und regional                                                                   dem Klimawandel besonders deutlich. Die          zu überprüfen. Erst wenn eine geplan-
                                                  Internationale − respect) macht die wichtigsten
  hergestellte Produkte bevorzugen; auch                                                                  Naturfreunde setzen sich dafür ein, dass die     te Klimaschutzmaßnahme eine positive
                                                  Eigenschaften und Qualitätsmerkmale bekannter
  damit schont man das Klima (weniger                                                                     Tourismusbranche rasch, ambitioniert, weit-      Energie- und Emissionsbilanz aufweist
                                                  Nachhaltigkeitslabels im Tourismus vergleichbar.
  Warentransport) und stärkt die regionale                                                                sichtig und im Einklang mit den Prinzipien       und ressourcenschonend ist, darf sie re-
                                                  Damit kann man einfacher Reiseveranstalter und
  Wertschöpfung.                                                                                          einer nachhaltigen Entwicklung handelt, um       alisiert werden.
                                                  Urlaubsdestinationen wählen, die Menschenrechte
                                                                                                          auch langfristig Winterurlaub in den Alpen
• Indem man sich in seinem Reisebüro, bei         respektieren, die Umwelt schonen und der Bevöl-
                                                                                                          möglich, attraktiv und leistbar zu machen.
  seinem Reiseveranstalter oder in seiner         kerung in den besuchten Regionen einen effektiven                                                                          Jede Menge Infos zum Thema
  Unterkunft nach Angeboten erkundigt,            Nutzen bringen. So leistet man bereits beim Buchen                                                                         Klimawandel und -schutz bietet
                                                                                                          Dafür müssen aus der Sicht der Naturfreun-
  die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen,          einen aktiven Beitrag zu einer nachhaltigen Ent-                                                                            die 44 Seiten starke, kostenlos
                                                                                                          de die folgenden Aufgaben erfüllt werden:
  kann man eine Nachfrage für nachhaltige         wicklung im Tourismus.                                                                                                       erhältliche Naturfreunde-
                                                                                                          ■ Die Tourismuswirtschaft muss alles dafür
  Reiseangebote schaffen.                         Kostenloser Download: www.nf-int.org                                                                                         Broschüre „Auf jeden kommt
                                                                                                             tun, um die selbst und durch Reisende ver-
                                                                                                                                                                                es an: Klimaschutz jetzt!“.
                                                                                                             ursachten CO2-Emissionen zu verringern und
                                                                                                             einen angemessenen Beitrag zur Erreichung
                                                                                                                                                          Bestellungen: www.naturfreunde.at > Service >
                                                                                                             der internationalen Klimaziele zu leisten.
                                                                                                                                                          Shop > Info- und Servicefolder
                                                                                                             Dazu gehören u. a. Energiesparmaßnahmen

18                                                         Alpiner Wintertourismus und Klimawandel        Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                          19
■    Die Naturfreunde setzen sich dafür ein,        ■   Die alpinen Wintersportgebiete müssen                     müssen nachhaltig, also ökologisch und                                       erweitert werden. In tiefen Lagen sollten
     dass Tourismusunternehmen konkrete                 Klimaschutzaspekte auch im Marketing                      sozial verträglich sein und zur langfristigen                                die Skianlagen abgebaut und die ehemali-
     Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzen. Die             berücksichtigen. Immer mehr Menschen                      Sicherung der ökonomischen Überlebens-                                       gen Pistenflächen renaturiert werden. Eine
     Naturfreunde Internationale hat gemeinsam          aus fernen Ländern wie Russland, Indien                   fähigkeit beitragen. Das Aufrechterhalten                                    Umorientierung auf den Sommertouris-
     mit anderen Organisationen eine eigene             und China verbringen ihren Urlaub in den                  des Status quo, etwa durch Kunstschnee-                                      mus und die Intensivierung der Vor- und
     CRS-Zertifizierung (CRS = Corporate Social         Alpen, was lange klimaschädliche Anrei-                   anlagen (die wegen der steigenden Tem-                                       Nachsaison können helfen, den Touris-
     Responsibility) von Tourismusunternehmen           sen bedeutet. Reiseveranstalter sollten da-               peraturen in wenigen Jahren nicht mehr                                       mus als Einkommensquelle zu erhalten.
     − Reiseveranstaltern und -büros − ins Leben        her zur Sensibilisierung ihrer Kundschaft                 einsatzfähig sein werden) und das Höher-                                     Werden die Temperaturen weiter steigen,
     gerufen: TourCert (siehe www.tourcert.org).        beitragen und sie zum Beispiel darüber                    verlegen von Skipisten, ist keine zukunfts-                                  werden im Sommer vermehrt Menschen
     Das CRS-Siegel ist die offizielle Auszeich-        informieren, wie man CO2-Emissionen                       trächtige Option − weder in Bezug auf die                                    in die Alpen kommen, um ihren Urlaub in
     nung für Nachhaltigkeit und Unternehmens-          kompensieren kann.                                        Umwelt noch auf die Wirtschaftlichkeit.                                      den kühleren Bergen zu genießen.
     verantwortung im Tourismus. Mit diesem                                                                       Große Investitionen in den weiteren
     Siegel ausgezeichnete Unternehmen über-                                                                      Ausbau der Wintersportinfrastruktur bei
     nehmen über gesetzliche Vorgaben hinaus                                                                      ohnehin stagnierenden Gästezahlen sind
     soziale und ökologische Verantwortung.                                                                       außerdem Preistreiber – Skifahren würde
                                                                                                                  immer teurer werden.
■    Die Touristikfachleute sowie die politisch
     Verantwortlichen (auch auf kommunaler                                                                    ■   Skigebiete unter 1500 m sollten nicht wei-
     Ebene) müssen in den Bereichen Klima-                                                                        ter ausgebaut werden. Stattdessen sollte
     wandel, Ökologie und nachhaltiger Touris-                                                                    man sich überlegen, wie man in einen
     mus geschult werden.                                                                                         zukunftsträchtigen Tourismus investieren
                                                                                                                  kann, der nicht von der Schneelage und
■    Die Kooperation zwischen Naturschütze-
                                                                                                                  von Ressourcen verschlingenden Ski-
     rinnen und -schützern sowie Touristikfach-
                                                                                                                  anlagen abhängt.19 Die Angebotspalette
     leuten muss vertieft werden.
                                                    ■   Der Wintertourismus muss − in Zusam-                      muss um nicht an Schnee gebundene
■    Klimaschädigende Angebote wie „Fly and             menarbeit mit der Bevölkerung − neue,                     Sportarten und um kulturelle Aktivitäten
     Ski“ (Tagesskitrips mit dem Flugzeug) und          auch schneeunabhängige Angebote schaf-
     Heliskiing sind gemäß Alpenkonvention              fen. Die dringend erforderlichen Anpas-               19 Die Schneesicherheitsgrenze liegt derzeit bei 1200 m und wird in absehbarer Zeit auf 1500 m steigen. In alpinen Skigebieten unter 1500 m kommt
                                                                                                                 man schon seit Jahren nicht ohne Kunstschnee aus. Quellen: Gesellschaft für ökologische Forschung e. V., München, www.gletscherarchiv.de/
     verboten und daher zu unterbinden.                 sungsmaßnahmen an den Klimawandel                        die folgen, und http://naturschutz.ch/news/alpen/wettrusten-um-die-kunstschnee-produktion/33252

                                         Das Klimabündnis Österreich veranstaltet unter dem Motto „Klima-                                  „Rück- oder Nichtbebauungen lösen das Grundproblem von Wintersportorten
                                         schutz geht jede / n an“ in Kooperation mit „die umweltberatung“,                                im Klimawandel nicht. Schließlich ist nicht selten die gesamte Infrastruktur auf
                                         der Wirtschaftskammer Österreich, dem Umweltbundesamt und                                        Skisport oder Snowboarden ausgerichtet: Hier wird das Geld verdient. Doch es
                                         dem Lebensministerium unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Helga
                                                                                                                                          verdienen nicht nur Liftbetreiber und Skiverleiher an den Wintersportgästen.
                                         Kromp-Kolb den Lehrgang „Kommunale / r Klimaschutzbeauftragte / r.
                                         Ziel dieses Lehrganges ist es, Grundlagen der nationalen und                                     Letztlich partizipiert die gesamte Region, wenn Gäste hier übernachten, essen
                                         internationalen Klimapolitik zu vermitteln und Informationen über                                und einkaufen und die Gewinne daraus in Renovierungen, neue Möbel oder
                                         die Umsetzung auf kommunaler Ebene zur Verfügung zu stellen. Man                                 Straßen fließen. Weil die Umsätze aber größtenteils vom Liftbetrieb und damit
                                         lernt auch bereits erfolgreich umgesetzte Gemeindeprojekte in den                                von der Schneedecke abhängen, wird der zu verteilende Kuchen statistisch
                                         Bereichen Energie und Mobilität kennen. Der nächste Klimaschutz-
                                                                                                                                          gesehen immer kleiner. Nicht nur in den Alpen verkürzt sich die Skisaison,
                                         lehrgang findet im Herbst 2012 statt. Auch die Lehrgänge „Kommu-
                                         nale / r MobilitätsmanagerIn“ und „Bodenmanagement“ bieten allen,                                sondern auch in US-amerikanischen Skigebieten. Die Herausforderung ist
                                                                                                              Tourismusexperte            global. Wintersportorte müssten deshalb dringend neue schneeungebundene
                                         die in der Gemeindearbeit tätig sind, fundiertes Basiswissen.
                                                                                                              Dr. Christian Baumgartner,
                                         Weitere Infos: www.klimabuendnis.at > Lehrgänge/Fortbildung          Generalsekretär der         Angebote entwickeln, die einen Ersatz für den langsam wegschmelzenden
                                                                                                              Naturfreunde Internationale Skitourismus darstellen. Doch die gibt es bisher kaum.“

20                                                             Alpiner Wintertourismus und Klimawandel        Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                                                                         21
den Klimawandel und zur Senkung der                                                                     Im Rahmen der 11. Alpenkonferenz im März 2011
                                                              Treibhausgas-Emissionen müssen in die                                                                   zeichnete nach einer Prüfung durch die Universität
                                                              bereits bestehenden Tourismusstrategien                                                                 für Bodenkultur in Wien die Stiftung „pro natura −
                                                              eingebaut werden.                                                                                       pro ski“ Skigebiete aus, die sich konsequent um
                                                                                                                                                                      die Verbesserung ihrer Umweltstandards bemühen,
                                                          ■   Tourismusrelevante Förderungen durch
                                                                                                                                                                      darunter das Skigebiet Kitzsteinhorn, in dem in
                                                              die öffentliche Hand sollten in Zukunft
                                                                                                                                                                      Zusammenarbeit mit diversen Forschungsstellen
                                                              ausschließlich für nachhaltige, klimaver-
                                                                                                                                                                      professionelles Umweltmanagement betrieben wird.
                                                              trägliche Maßnahmen vergeben werden.
                                                                                                                                                                      Die Stiftung „pro natura − pro ski“ setzt sich dafür
                                                              Dazu bedarf es der Ausarbeitung konkre-
                                                                                                                                                                      ein, dass die alpinen Landschaften nachhaltig
                                                              ter Kriterien.
                                                                                                                                                                      genutzt werden und hat gemeinsam mit dem Inter-
                                                          ■   Es müssen auch vonseiten der Politik so-                                                                nationalen Skiverband den Leitfaden „Auditing in
                                                              wie der Tourismusbranche Maßnahmen                                                                      Skigebieten“ entwickelt.
■    Gemeinsam mit anderen gesellschaftli-                    gesetzt werden, die bei den Reisenden                                                                   Weitere Infos: www.skiaudit.info
     chen Kräften muss der Tourismus auf eine                 eine klimafreundliche Bewusstseinsbil-
     andere Staffelung der Ferien drängen, um                 dung und -änderung bewirken und einen
     die Konzentration auf wenige Wochen im                   damit einhergehenden mittelfristigen Kul-
     Sommer sowie im Winter zu ändern. Da-                    turwandel des Reisens ermöglichen.              Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Winter-
                                                                                                                                                                                                          Wintersportort
     durch könnte man neue, mutige Konzep-                                                                    sportregion rund um Schladming im Bezirk Liezen                                             Schladming
                                                          Wer nur auf Schnee und Skisport setzt, for-
     te unterstützen. Ein Effekt einer anderen                                                                und daraus abzuleitende Handlungsstrategien waren
                                                          ciert eine kapitalintensive, hoch technisierte
     Ferienzeitordnung wäre ein mögliches                                                                     die Forschungsschwerpunkte des Projekts STRATEGE,
                                                          und zu Monostrukturen neigende Form des
     Downsizen der touristischen Infrastruk-                                                                  das bis 2008 gelaufen ist. Im Rahmen dieses
                                                          alpinen Tourismus, die weder klima- noch
     tur, die lange Zeit im Jahr ohnedies nicht                                                               Projekts wurde ein touristisches Management-Modell
                                                          umweltverträglich ist. Auf lange Sicht ist
     genutzt wird.                                                                                            entwickelt, mit dem Wintersportregionen selbststän-
                                                          jedoch nur das wirtschaftlich rentabel, was
                                                                                                              dig eine nachhaltige Zukunftsstrategie erarbeiten
■    Die Politik ist aufgefordert, konkrete Stra-         auch ökologisch und sozial nachhaltig ist. Nur
                                                                                                              können. Mit dieser Strategie sollen die Orte verän-
     tegien für einen zukunftsfähigen Winter-             ein klimaverträglicher Tourismus ist nachhal-
                                                                                                              derten Rahmenbedingungen wie dem Klimawandel
     tourismus unter Einbeziehung der Bevöl-              tig und wird auch in Zukunft prosperieren.
                                                                                                              oder einem veränderten Besucherverhalten Rechnung
     kerung zu erarbeiten und umzusetzen.                 Der Wintertourismus muss daher auf einen
                                                                                                              tragen können. Die Ergebnisse des Projektes
     Sämtliche Maßnahmen zur Anpassung an                 Struktur- und Bewusstseinswandel setzen.
                                                                                                              STRATEGE, das von der Universität für Bodenkultur       Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Natur-
                                                                                                              in Wien durchgeführt wurde, werden als Diskussions-     schutzplanung der BOKU Wien. „Umwelt- bzw.
                              „Anpassungsmaßnahmen müssen regional erarbeitet werden. Wenn man                basis und Entscheidungsgrundlage für die zu-            klimabewusstes Handeln ist immer dann einfacher
                              zum Beispiel ein Wintertourismusgebiet auf etwas Nachhaltigeres als alpines     künftigen Strategien der Tourismusregion dienen.        umsetzbar, wenn ein direkter Handlungserfolg
                              Skifahren umstellen möchte, muss man sich diese Region und jeden einzelnen      Im Zuge von STRATEGE zeigte sich, dass man auf          erkennbar ist. Die Installation einer neuen Beschnei-
                              Hang anschauen: Welche Lage haben die Hänge, auf welcher Höhe liegen            regionaler Ebene oft deshalb keine Lösungen in          ungsanlage kann unmittelbar Wirkungen zeigen,
                              sie, etc.? Das ist eine sehr kleinräumige und aufwendige Arbeit. Man kann       Angriff nimmt, weil vom Klimawandel nur Teile des       ein heutiges klimafreundliches Verhalten ist wohl
                              die für einen Ort erarbeiteten Konzepte nicht direkt auf andere Regionen oder   Bezirks betroffen sind. Und die einzelnen Gemeinden     erst in einer oder mehreren Generationen erkennbar.
                              Gemeinden übertragen.“                                                          empfinden sich wiederum als zu kleine Einheit.          Dies ist auch ein Erklärungsansatz dafür, warum
                                                                                                              „Ein Engagement im Bereich des Klimawandels setzt       einer technisch orientierten Adaptionsstrategie zum
                                                                                                              daher voraus, dass es ein gemeinsames Verständnis       Beibehalten des Wintersports in den meisten Regio-
Klimaforscherin Univ.-Prof.
Dr. Helga Kromp-Kolb                                                                                          und eine Solidarität gibt, die sich unabhängig von      nen Vorrang vor der Entwicklung neuer touristischer
                                                                                                              politischen Grenzen formiert“, so die Projektleiterin   Produkte gegeben wird.“
                                                                                                              Univ.-Prof. DI Dr. Ulrike Pröbstl vom Institut für      www.klimawandel-wintersport.at

22                                                                  Alpiner Wintertourismus und Klimawandel   Alpiner Wintertourismus und Klimawandel                                                                      23
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                                                                                                                                                       sind für einen Einsatz zu zahlen.
                                                                       Foto: ÖAMTC

                                                                           NATURFREUNDE-FREIZEIT-UNFALLVERSICHERUNG:
                                                         one-
                                       Jetzt auch als iPh p
                                        und Smartphone-A
                                                           p               Ihre finanzielle Rettung nach
                                         mit Notfall-Butto
                                                           n!
                                                                           einem Notfall
                                                                           Vermehrte Rettungseinsätze        Unser Rückversicherer, die
                                                                           und steigende Kosten bei Un-      Wiener Städtische Versiche-
                                                                           fällen zeigen die Wichtigkeit     rung AG, hat im Jahr 2011
                                                                           der weltweit gültigen Freizeit-   eine Schadenssumme von
                                                                           Unfallversicherung der Na-        knapp 400.000 Euro ausbe-
                                                                           turfreunde Österreich, deren      zahlt.
                                                                           Prämie im Mitgliedsbeitrag
                                                                           inkludiert ist. Lagen die Kos-     Werden Sie jetzt Mitglied! Alle Informationen
                                                                           ten für eine Bergung mittels       über eine Mitgliedschaft und die Versicherungs-

                                                                                                                                                                                           Foto: Gerald Lehner/Bergrettung
                                                                           Hubschrauber vor wenigen           leistungen auf www.naturfreunde.at
                                                                           Jahren noch bei durchschnitt-
                                                                           lich 2000 Euro bis 2500 Euro,      Naturfreunde Österreich
                                                                           werden derzeit bereits zwi-        Viktoriagasse 6
                                                                           schen 4000 Euro und 7000           1150 Wien
                                                                           Euro in Rechnung gestellt.
„Wir werden auch in Zukunft kalte und schneereiche Winter erleben. Die Frage ist allerdings,
wie viele Winter es hintereinander ohne oder mit zu wenig Schnee geben wird. Wie kann die
Tourismusbranche damit umgehen, dass die Gäste über mehrere Jahre hinweg ausbleiben?
Die derzeitige Lösung sind Beschneiungsanlagen. Dafür braucht man allerdings niedrige
Temperaturen, Energie und Wasser. Das Beschneien von Pisten ist bestenfalls eine Übergangs-
lösung, damit die Gemeinden und Regionen Zeit haben, sich anders zu positionieren, zum
Beispiel den Sommertourismus zu forcieren oder ganz etwas anderes zu entwickeln. Gleichzeitig
müssen sie für gute Verkehrsanbindungen sorgen, denn die Menschen werden à la longue, zum
Beispiel aus Hamburg, nicht mehr mit dem Auto anreisen. Wichtig ist, dass man auch lokal mit
öffentlichen Verkehrsmitteln auskommt. Man muss bei der Planung berücksichtigen, dass man
in Zukunft nicht nur weniger Schnee, sondern auch weniger Energie zur Verfügung haben wird.“
                                           Klimaforscherin Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb

                                                      www.naturfreunde.at | www.nf-int.org

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