Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Naturfreunde Österreich in Kooperation mit Naturfreunde Internationale
Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Inhalt Höhere Temperaturen − kürzere Wintersaisonen.......................................................... 2 IMPRESSUM Die Alpen − ein höchst sensibler Lebensraum.............................................................. 4 Herausgeber: Naturfreunde Österreich, Viktoriagasse 6, 1150 Wien, Tel.: 01/892 35 34-0, Fax: DW 48, www.naturfreunde.at Nachhaltigen Tourismus forcieren................................................................................ 5 Redaktion: Karin Astelbauer-Unger, Dr. Christian Baumgartner, Dipl.-Ing. Regina Hrbek, Dipl.-Ing. Gerald Plattner Lektorat: Karin Astelbauer-Unger Ein bedeutender Wirtschaftszweig................................................................................ 6 Grafik: Mag. Hilde Matouschek | www.officina.at Druck: Grasl Druck & Neue Medien, Bad Vöslau Knackpunkt Verkehr.................................................................................................... 8 Fotos: ecoliGhts – Solare Beleuchtung GmbH, fotolia.com (akiebler, davidundderriese, drubig-photo, Simon Ebel, Hastra, Felix Horstmann, Peer Luks, Mumpitz, Alexander Rochau, bettina sampl, Svenni, World Images), Sepp Friedhuber, Knackpunkt Energieverschwendung . ........................................................................ 10 Gästeinformation Immenstadt, Gerdt/Wikipedia, Eugen Haug/pixelio.de, Dipl.-Ing. Regina Hrbek, igloo Erlebniswelt Stockhorn, Alfred Leitgeb, Dipl.-Ing. Andrea Lichtenecker, Maro & Partner, Mag. Hilde Matouschek, Michalski (BMU), Knackpunkt künstliche Beschneiung ........................................................................ 11 Naturfreunde-Archiv, Ludwig Neumair, Hannes Nothnagl, Solarskilift.ch, Steiermark Tourismus, Mag. Gerhard Sturm Knackpunkt Snowfarming.......................................................................................... 14 Wien, Dezember 2011 Knackpunkt Neuerschließungen ............................................................................... 15 Knackpunkt Förderungen ......................................................................................... 15 Gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Erholung und Spaß auch ohne Skifahren . ................................................................. 16 Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser- wirtschaft Das können die Wintersportgäste tun......................................................................... 17 Ausblick ................................................................................................................... 19 Dieses Produkt entspricht dem Österreichischen Umweltzeichen für schadstoffarme Druckprodukte (UZ 24), www.fairprint.at. Grasl Druck & Neue Medien, Bad Vöslau, UW-Nr. 715
Höhere Temperaturen − kürzere Wintersaisonen Den Naturfreunden ist es ein großes Anliegen, Die Naturfreunde sind der größte Schnee- dass die alpinen Landschaften durch den sportveranstalter Österreichs mit ca. 2500 Wintertourismus nicht noch mehr zerstört ausgebildeten Betreuerinnen und Betreuern. werden. Sie setzen sich seit Langem für eine Doch leider setzt die weltweite Klimaerwär- ressourcenschonende Nutzung von Boden mung gerade den alpinen Regionen beson- und Wasser sowie den Schutz der Tier- und ders zu: Im vergangenen Jahrhundert ist die Pflanzenwelt ein. Die vorliegende Broschüre Temperatur in Österreich im Jahresmittel um gibt einen Überblick über die im alpinen Be- 1,8 °C gestiegen, weltweit um „nur“ 0,8 °C. reich bereits sicht- und spürbaren Folgen des Eine weitere Temperaturzunahme um 1 bis WissenschaftlerInnen rechnen damit, dass bis 2050 etwa drei Viertel der heutigen Alpengletscher ab- globalen Klimawandels und über die derzeiti- 2 °C1 würde die Wintersaison in den Alpen geschmolzen sein werden. Das gefährdet auch die Wasserversorgung. Flussbette werden austrocknen, und der Grundwasserspiegel wird sinken. Drei Viertel der gesamten Süßwasserreserven der Erde sind gen Reaktionen des Wintertourismus darauf. um 20 bis 40 Schneetage verkürzen. Schon in Eis und Schnee konserviert. Der Rückgang der Gletscher und der Anstieg der Permafrostgrenze Und sie stellt mögliche umweltverträgliche in den letzten Jahren ist die Zahl der Tage bewirken auch eine Destabilisierung von Fels- und Schuttmassen, was zu einer Erhöhung der Stein- Wege für Tourismusgemeinden und -regio- mit einer geschlossenen Schneedecke um schlag-, Muren- und Lawinengefahr führt. nen vor, die schon jetzt (bzw. in absehbarer rund zwei Wochen zurückgegangen, und Weitere Infos im Folder „Gletscher und Klima im Wandel“, den man über Zeit) aufgrund der weltweiten Erwärmung mit der Schneemangel bereitet nicht so hoch http://umwelt.naturfreunde.at herunterladen kann existenziellen Problemen zu kämpfen haben liegenden Skigebieten massive wirtschaftliche (werden) und marktfähige nachhaltige Alter- Schwierigkeiten. Schneekanonen sind aus nativen entwickeln möchten. dem Pistenalltag nicht mehr wegzudenken. Je wärmer es werden wird, desto höher wird Manche Regionen werden den Skitourismus Doch diese verbrauchen sehr viel Energie die Schneegrenze liegen; KlimaexpertInnen ganz aufgeben und andere Konzepte für die und Wasser und belasten die Umwelt. Dazu gehen von einem Anstieg in den nächsten Wintersaison entwickeln müssen, eine Reihe kommt, dass die Gletscher rasant abschmel- zwanzig Jahren um 200 bis 250 m aus. Vom von Gemeinden und Skigebieten hat damit zen. KlimaforscherInnen gehen davon aus, Klimawandel werden in Österreich vor allem schon begonnen.3 dass es in Zukunft auch weniger Idealskitage die tiefer gelegenen Skigebiete in Niederös- geben wird; sie rechnen mit einer Abnahme terreich, aber auch in Salzburg und Kärnten Steigen die Temperaturen weiter, der Sonnentage sowie mit einer Zunahme der betroffen sein. In Österreich ist also eine Ver- ist im Alpenraum eine Verschiebung der Touristenströme zu erwarten. Niederschlagsmengen (vor allem in Form von schiebung der Touristenströme zu erwarten. Regen) und der Tage mit starkem Wind. Die Schweiz und Frankreich hingegen werden Durch den Temperaturanstieg wird die zu- aufgrund ihrer großen Anzahl schneesicherer nehmende Niederschlagsmenge in niederen Skigebiete vermehrt Gäste anziehen.2 und mittleren Höhenlagen häufiger als Regen und bis 2030 nur noch in großen Höhen (ab 2 Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb „Einfluss des Klima- wandels auf Tourismusdestinationen“ auf der Naturfreunde-Umwelt- 1500 m) als Schnee fallen. konferenz am 30. September 2011 3 Der alpine Skitourismus wird sich in Zukunft auf die am besten geeigneten Standorte konzentrieren. Einer Studie der Organisation 1 In dreißig, vierzig Jahren wird die Temperatur in Österreich bereits für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD; Abegg um weitere 2−4 °C, also im Mittel um weitere 3, im alpinen Bereich et al. 2007) zufolge wird es bei einer durchschnittlichen Erwärmung um 4 °C angestiegen sein. Quelle: Interview mit Univ.-Prof. Dr. Helga um 2 °C von heute 91 % nur noch 61 % der natürlich schneesicheren Kromp-Kolb in „Auf jeden kommt es an: Klimaschutz jetzt“, hrsg. von (ohne technische Beschneiung) alpinen Skigebiete geben, bei einer den Naturfreunden Österreich, Wien, Mai 2010. Erwärmung um 4 °C nur mehr 30 %. 2 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 3
Deutschland Österreich Liechtenstein Nachhaltigen Tourismus forcieren Schweiz Der Klimawandel erfolgt schneller als erwartet Vom Klimawandel besonders betroffen ist der und geht mit erheblichen ökologischen, öko- Tourismus, der weitgehend von einer intakten nomischen und sozialen Folgen einher. Da Umwelt abhängig ist. Frankreich die Gebirge auf Änderungen des Klimas und Um die schlimmsten Auswirkungen des auf die damit verbundenen extremen Wetter- Klimawandels zu vermeiden, gilt es, die Slowenien ereignisse äußerst empfindlich reagieren, Treibhausgas-Emissionen so schnell wie Italien sind die Auswirkungen der Klimaänderungen möglich sehr stark zu reduzieren. Noch in in den Alpen umfangreicher und mit größeren diesem Jahrhundert müssen die Emissionen Schäden verbunden als im Flachland bzw. von CO2 und anderen langlebigen Treibhaus- im globalen Mittel. Im Alpenbereich wird mit gasen fast auf Null gesenkt werden. Zu dieser Diese Karte zeigt das Gebiet, in der die Alpenkonvention gültig ist. Die Alpenkonvention ist ein völkerrechtlicher Vertrag über einer Temperaturzunahme um bis zu 2 °C bis Schlussfolgerung kommen alle aktuellen For- den umfassenden Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Alpen. 2050 und um mehr als 4 °C bis zum Ende schungsergebnisse. Das heißt, dass auch die Monaco des Jahrhunderts gerechnet.5 Tourismuswirtschaft alles dafür tun muss, um den von ihr erzeugten CO2-Ausstoß möglichst schnell zu senken. Parallel dazu muss sie Die Alpen − ein höchst 5 Business-as-Usual-Szenarien gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2100 in Österreich die durchschnittliche Temperatur um 5−6 °C gestiegen sein wird. Univ.-Prof. Dr. Kromp-Kolb befürchtet sich an die Auswirkungen der Klimaerwär- mung anpassen − und zwar umwelt- und sensibler Lebensraum allerdings, dass − wenn keine einschneidenden Maßnahmen gegen den Klimawandel gesetzt werden − die Temperatur weltweit auf 5 °C ansteigen wird, was für Österreich eine weit höhere Erwärmung sozial verträglich. Ein Programm für einen bedeuten würde. Quelle: Interview mit Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp- nachhaltigen Tourismus im gesamten Alpen- Kolb in „Auf jeden kommt es an: Klimaschutz jetzt“, hrsg. von den Naturfreunden Österreich, Wien, Mai 2010 bereich ist nötig! Der rund 1200 km lange Alpenbogen er- höchst sensibler, ökologisch und kulturell ge- streckt sich vom Ligurischen Meer bis zum fährdeter Lebensraum. Globalisierung, Mas- Pannonischen Becken und zieht sich über sentourismus (allein nach Österreich kom- die acht Staaten Deutschland, Frankreich, men jedes Jahr mehr als 15 Mio. Skigäste) Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich, und Klimawandel fordern ihren Tribut. Die Schweiz und Slowenien. Die Alpen, in de- Naturfreunde unterstützen daher schon seit nen etwa 13 Mio. Menschen leben, sind ein vielen Jahren Projekte, die auf den Stärken und Besonderheiten der Alpenregion aufbau- en und den nachhaltigen Tourismus fördern.4 Wichtig ist auch, dass die Auswirkungen des Wintertourismus nicht die Möglichkeiten für einen nachhaltigen Tourismus in den anderen Saisonen schmälern. 4 Umfassende Infos über nachhaltigen Tourismus: www.nf-int.org/dmdocuments/NachhaltigerTourismus.pdf 4 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 5
Ein bedeutender Wirtschaftszweig Die Top-10-Aktivitäten der Winterurlaubsgäste in Österreich Änderung des Reiseverhaltens bei schneearmen Wintern Frage an Skiurlaubsgäste: Was würden Sie tun, wenn es eine 100 Abfolge von mehreren schneearmen Wintern bzw. von Wintern 91 mit schlechten Schneebedingungen gibt? Der österreichische Tourismus ist ein be- 90 deutender Wirtschaftszweig mit rd. 307.000 80 30 Nennungen in % 72 Beschäftigungsverhältnissen (davon entfallen 70 25 Nennungen in % 25 222.800 auf unselbständig Beschäftigte). 60 20 19 18 Die Tourismusindustrie brachte 2009 direk- 50 15 14 41 43 40 te Wertschöpfungseffekte in der Höhe von 40 38 10 10 14,89 Mrd. Euro, was einem Anteil von 5,4 % 30 27 5 5 21 3 3 2 am Bruttoinlandsprodukt (Quelle: Statistik 20 0 9 10 Mache wie immer Skiurlaub, aber in einer schneesicheren Region Besuche ein Gebiet mit zusätzlichen Attraktionen Mache immer zur gleichen Zeit im gleichen Gebiet Urlaub Mache nur mehr bei guten Schneebedingungen Tagesskiausflüge Mache Skiurlaub, wenn die Schneelage gut ist Fahre in mein Skigebiet, aber zu einem anderen Zeitpunkt Verringere die Häufigkeit des Skifahrens stark Höre mit dem Skifahren ganz auf Weiß nicht Austria, 2010) entspricht. In der Wintersaison 2010/2011 gab es in durch die Seilbahnen während einer Winter- 0 Rodeln / Schlittenfahren Wellness- / Schönheitsangebote Individuelle Ausflüge Nachtleben Nichtstun, Ausspannen Flanieren / Bummeln Spazierengehen (Natur) Genuss typischer Speisen / Getränke Skifahren Österreich 62 Mio. Nächtigungen. Laut Öster- saison 78.100 Vollzeitarbeitsplätze gesichert, reich Werbung verbringen im Winter 68 % der davon ca. 14.500 in den Bergbahnbetrieben in- und ausländischen Gäste ihren Urlaub in und 63.600 außerhalb. Österreich, um Ski zu fahren. Da die Klimaerwärmung dem Wintertou- Im Winter 2010/2011 verzeichneten Ös- rismus schwer zusetzt, wird weiter massiv in terreichs 255 Seilbahnunternehmungen 588 Beschneiungsanlagen und in die dafür nötige Mio. Beförderungen. An 32.800 Betriebsta- Infrastruktur, zum Beispiel in den Bau von gen wurde ein Kassenumsatz von 1152 Mio. Speicherteichen, investiert. Euro erwirtschaftet. Nach Angaben des Fach- verbands der Seilbahnen Österreichs werden Im Winter verbringen 68 % der in- und ausländischen Quelle: T-Mona 2008 / 2009 Gäste ihren Urlaub in Österreich, um Ski zu fahren. Datenbasis: Befragung von 185 österreichischen Skiurlaubsgästen, Institut für touristische Raumplanung Quelle: BMWFJ, 2011, www.bmwfj.gv.at/Tourismus/Tourismus studienUndPublikationen/Documents/Sammelmappe1% 20Klimawandel%20Reiseverhalten.pdf 6 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 7
Knackpunkt Verkehr Auf Flugreisen sollte man verzichten. Fliegen schädigt die Atmosphäre besonders stark und bei Kurzstrecken extrem ungünstig aus. Bei Reisedistanzen bis zu 700 km sollte man auf ist die energieintensivste Fortbewegungsart. die Bahn umsteigen. Nicht vermeidbare Flü- Vor allem beim Start und bei der Landung ge sollten durch CO2-Ausgleichsmaßnahmen, Der Massen(winter)tourismus in seiner jet- Die Tourismusindustrie muss also für die ge- sind Energieverbrauch und Schadstoffausstoß wie sie zum Beispiel atmosfair vorschlägt zigen Form ist extrem klimaschädlich. Laut samten Alpen in Zusammenarbeit mit den am größten. Die Schadstoffbilanz fällt daher (www.atmosfair.de), gemildert werden. CIPRA International6 (Commission Internatio- politisch Verantwortlichen attraktive umwelt- nale pour la Protection des Alpes), die sich für freundliche An- und Abreisemöglichkeiten den Schutz und die nachhaltige Entwicklung sowie sanfte Mobilitätsformen in den einzel- Das Wiesberghaus der Naturfreunde in den Alpen einsetzt und die Umsetzung nen Orten und Regionen (z. B. Liftzubringer- am Dachstein der Alpenkonvention7 begleitet, verursacht dienste) schaffen. der Reiseverkehr 75 % der vom Jahrestou- Wie man ohne Auto wunderbar Urlaub rismus erzeugten CO2-Emissionen. 84 % der machen kann, erfährt man zum Beispiel in Urlaubsreisen in den Alpen werden mit dem den Alpine Pearls9: 24 Ferienorte in den Alpen PKW unternommen.8 wie Werfenweng und Hinterstoder haben sich Da der Trend zu mehr Kurzreisen und zu einem Netzwerk zusammengeschlossen Tagesausflügen anhält, kann man davon und bieten spezielle Packages für die An- und ausgehen, dass der Freizeit- und Ferienver- Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln kehr und damit auch der CO2-Ausstoß weiter und Shuttle-Services, Gratisskibusse und zunehmen werden. Elektroautos vor Ort an. Bei der Konzeption und Vermarktung tou- ristischer Produkte sollte in Zukunft vermehrt auch auf klimaverträgliche Hin- und Rück- reisen sowie umweltfreundliche Fahrtmög- lichkeiten während des Aufenthalts geachtet werden. Die Winterferiengäste sind gefordert, auf Öko-mobil und klima-aktiv öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen und Die Hütten und Wege der alpinen Vereine bilden In dem kostenlosen, 192 Seiten starken „Hüttenatlas Ferienorte zu wählen, die mit öffentlichen für den sanften Bergtourismus eine unverzichtbare ,Umsteigen vorm Aufsteigen‘. Ohne Auto zu 91 Verkehrsmitteln erreichbar und mit einer Infrastruktur. Vor mehr als zehn Jahren begannen Naturfreunde-Hütten in den schönsten Regio- umweltverträglichen Verkehrsinfrastruktur die Naturfreunde, ihre 170 Hütten und Häuser in den nen Österreichs“ kann man alle Naturfreunde- In Österreich reisen 81 % der Gäste mit dem Auto an, ausgestattet sind. schönsten Wander- und Skitourengebieten Öster- Hütten nachschlagen, die an mit nur 4 % per Bahn und 3 % mit dem Bus (Quelle: Statistik Damit man bequem per Bahn / Bus an- reichs auf einen herzeigbaren ökologischen Standard öffentlichen Verkehrsmitteln erreich- Austria). reisen kann, ist allerdings das Service der zu bringen. In den letzten Jahren investierten sie an baren Wanderrouten liegen. Darüber öffentlichen Verkehrsmittel auf diese Kunden- die 5 Mio. Euro für den Einbau von Solar- und Photo- hinaus bietet der Hüttenatlas auch wünsche abzustimmen. Und es bedarf einer voltaikanlagen, für wärmedämmende Maßnahmen eine Fülle von Ausflugstipps und 6 „Tourismus im Klimawandel. Ein Hintergrundbericht der CIPRA“, von Bruno Abegg, Februar 2011, www.cipra.org/de/cc.alps > guten Infrastruktur. Die Naturfreunde fordern und für eine umweltgerechte Ver- und Entsorgung. Routen für jede Jahreszeit − zum Publikationen; in dieser Broschüre werden auch Good-Practice- daher einen zügigen Ausbau des öffentlichen Für die Adaptierung des Ausbildungszentrums Wies- Beispiel Vorschläge für schöne Beispiele vorgestellt. Die Naturfreunde Österreich sind Mitglied der CIPRA Österreich. (Nah-)Verkehrs. berghaus am Dachstein etwa wurden bereits 17.000 Skitouren und Schneeschuh- 7 Die Homepage der Alpenkonvention www.alpconv.org bietet viele ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet. wanderungen. Informationen zum Thema Klimawandel in den Alpen. 9 www.alpine-pearls.com; interessante Infos über Verminderungs- Die Naturfreunde Österreich werden auch weiterhin Bestellungen: www.naturfreunde.at > Service > 8 „Feasibility and preparatory study regarding a Multi-stakeholder maßnahmen im touristischen Verkehr finden sich auch auf European Targeted Action for Sustainable Tourism & Transport“ von www.alpsmobility.net und www.klimaaktiv.at („Mobilität“ ihre Hütten „öko-mobil“ und „klima-aktiv“ machen. Shop > Bücher und Kalender Paul Peeters et al., Den Haag, 2004 anklicken). 8 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 9
Knackpunkt Energieverschwendung Knackpunkt künstliche Beschneiung Der Energieverbrauch in der Heizperiode Energieversorgung (zum Beispiel mit Bio- Fehlende Winteratmosphäre ist schlecht für Um die Wasserkosten zu senken und die ist generell hoch, und die Produktion von massekraftwerken oder Sonnenkollektoren das Geschäft. Die Wintersportregionen wollen natürlichen Gewässer zu schonen, werden Kunstschnee verschlingt zusätzlich enorme zur Gewinnung von Wärme für Heizung ihren Gästen die ganze Saison über befahr- immer mehr Speicherseen angelegt, was Mengen Strom (siehe Seite 11). und Wasser sowie mit Photovoltaik- oder bare Pisten bieten und haben daher in den wiederum enorm viel kostet und irreversible Man sollte daher auch in den Tourismus- Windkraftanlagen für die Stromgewinnung) letzten Jahren massiv in die Installation von Eingriffe in die Umwelt bedeutet. gebieten darauf achten, energieeffizient zu auszustatten.10 Beschneiungsanlagen investiert. Diese Anla- Je mehr die Temperaturen steigen, desto bauen (Stichwort Passivbauweise) sowie Die Energieeffizienz der Aufstiegshilfen gen verursachen allerdings sehr hohe Kosten mehr Schnee wird produziert. Doch wer soll bestehende Gebäude zu sanieren, zu däm- (Schlepp- und Sessellifte, Seilbahnen) sollte und langfristige Schäden für die Umwelt. die Kosten der zusätzlichen Beschneiung men und mit einer ökologisch vertretbaren ebenfalls ständig verbessert werden. In den Alpen werden heute mit jährlich an tragen? Lohnt sich der Ausbau der techni- die 95 Mio. Kubikmeter Wasser 24.000 ha schen Beschneiung überhaupt? Wer über- Skipisten beschneit. Das entspricht dem nimmt für die ökologischen Folgeschäden Beispiele für die Nutzung erneuerbarer Jahresverbrauch einer Stadt mit 1,5 Mio. die Verantwortung? Für die Klimaforscherin Energiequellen: Im Zentralschweizer Einwohnern.11 Dieses Wasser fehlt natürlich Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb ist künst- Skigebiet Sattel-Hochstuckli will man während der Wintermonate in den Gewäs- liche Beschneiung bestenfalls eine Über- mithilfe von Windenergie den Strom für die Herstellung von Kunstschnee selbst sern: Forscher haben festgestellt, dass seit gangslösung, sie plädiert für die Entwicklung produzieren. Seit Dezember 2010 steht Einführung der Schneekanonen zum Beispiel von Alternativen für längerfristig gefährdete in der Talstation eine Kleinwindanlage. in Bächen und Flüssen der französischen Skigebiete. Geplant ist, pro Jahr rund 180.000 kWh Alpen im Winter bis zu 70 % weniger Was- Windstrom zu erzeugen; weitere Stand orte für Windräder werden daher ge- ser fließt. Natürliche Fließgewässer haben in sucht. In der Region Toggenburg ist seit den Alpen im Winter ohnehin einen niedri- vier Jahren die einzige solarbetriebene gen Wasserstand, und die Wasserentnahme Gondelbahn der Schweiz in Betrieb; sie für die Beschneiung kann auf die Artenzu- verbindet Wildhaus mit der Alp Gamplüt. sammensetzung nachteilige Auswirkungen haben.12 Die Produktion von Kunstschnee, die in den Im Dezember 2011 Alpen pro Saison mehr als 600 Mio. kWh elek- wurde im schweize trische Energie verschlingt, beginnt oft schon rischen Tenna im Anfang Oktober und dauert bis Anfang Mai. Safiental ein Solarskilift in Betrieb genommen Die Investitionskosten pro km beschneiba- In Österreich sind derzeit bereits 66 % der Pistenflächen (weitere Infos: re Piste belaufen sich auf bis zu 820.000 (= 16.760 ha) beschneibar, im gesamten Alpenraum 47 % www.skilift-tenna.ch, Euro, die Betriebskosten pro km beschneite (= 47.289 ha).6 www.geo.de/GEO/ Piste betragen zwischen 16.400 und 82.000 Aus 1 m3 Wasser können 10 m2 Piste mit einer 25 cm technik/67250.html). Euro.6 hohen Schneedecke gewonnen werden. Der überwie- gende Energieaufwand entfällt auf den Wassertransport. Solarbeleuchtung Aber auch die Schneekanonen fressen viel Energie: Der im österreichischen Werfenweng, 11 Naturschutz.ch, Das Schweizer Portal für Natur- und Umweltschutz, Verbrauch einer Anlage liegt pro Hektar zwischen 45 und das auch ein Mitglied des Netzwerks http://naturschutz.ch/news/alpen/wettrusten-um-die-kunstschnee- 130 kWh. Für die Energieversorgung aller Anlagen Tirols 10 www.solarwaerme.at/Hotels-Pensionen für sanfte Mobilität „Alpine Pearls“ ist produktion/33252; alpmedia.net − Ein Informationsdienst der CIPRA etwa braucht man bereits ein mittelgroßes Kraftwerk.13 Diese firmenunabhängige Homepage bietet umfassende Informatio- (siehe Seite 8) 12 „Beschneiungsanlagen und Kunstschnee“, Bayerisches Landesamt nen zum Thema Solaranlagen und über bereits realisierte Anlagen. für Umwelt, 2008, www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_11_ beschneiungsanlagen.pdf 13 www.alpenverein.at/naturschutz/Alpine_Raumordnung/Beschneiung 10 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 11
Vor drei Jahren wurde am Pitztaler Gletscher und in Zermatt jeweils ein sogenannter Snowmaker errichtet. Mit einem 15 m hohen Produktions- turm, der 1,5 Mio. Euro gekostet hat, wird mit einem Vakuumverfahren temperaturunabhängig Schnee erzeugt. Der Snowmaker wird als Ergänzung zu den Schneekanonen in erster Linie im Frühherbst und zu Saisonende eingesetzt. Kritiker solcher Großanlagen verweisen auf deren enormen Energie- und Wasserverbrauch sowie auf den nötigen Aufwand für die Verteilung Künstliche Beschneiung des Kunstschnees. verbraucht Unmengen von Wasser und kann den Wasserhaushalt Folgen künstlicher Beschneiung belasten. ■ Schon allein der Bau von Beschneiungsanlagen ■ Auch die Pflanzenwelt leidet unter dem künstli- des Wassers. Nur ein Teil fällt als Schnee auf die und Speicherseen belastet Boden und Vegetation; chen Schnee. Das nährstoffreichere Schmelzwas- Piste. Werden im Winter Speicherteiche künstlich je nach Höhenlage braucht es Jahrzehnte bis ser von Kunstschnee hat eine Düngewirkung, der eisfrei gehalten, um Wasser abpumpen zu können, Jahrhunderte, bis sich die Natur davon erholt hat. Bewuchs der Böden ändert sich. lässt dies zusätzlich viel Wasser verdunsten. ■ Kunstschnee ist viermal schwerer als echter Damit man auch bei höheren Temperaturen be- KlimatologInnen und HydrologInnen warnen davor, Schnee und weniger wärmedämmend und braucht schneien kann, verwenden Schneekanonenbetreiber die Fläche für die künstliche Beschneiung in den doppelt so lange zum Abschmelzen. Kunst- (zum Beispiel in der Schweiz) Bakterienzusätze (in kommenden Jahren weiter zu vergrößern, um dem schnee schmilzt zwei bis drei Wochen später als Österreich sind diese verboten), die sich ebenfalls Schneemangel zu begegnen. Wenn das Wasser natürlicher Schnee. Der erhöhte und verspätete auf das Wachstum der Pflanzen auswirken. knapp wird, müsste man weitere Speicherbecken Schmelzwasserabfluss kann Erosion, Vernässung Auch die thermische Isolationsfähigkeit der bauen oder das Wasser aufwendig aus immer und Abrutschgefahr auslösen.14 Schneedecke kann stark reduziert werden, was tieferen Erdschichten pumpen. Schon jetzt gibt es ■ Laut CIPRA sind Beschneiungsanlagen ungünstige zu einem tieferen Gefrieren des Bodens führt. Konflikte16 zwischen der Nutzung von Wasser für Stromverbraucher: Sie sind in den Wintermonaten Zahlreiche Pflanzen können dadurch ersticken und die Trinkwasserversorgung und der Nutzung für in Betrieb, in denen der Strombedarf generell hoch absterben, Erosionen können zunehmen. die Beschneiung. und der Wasserstand der Flüsse niedrig ist. Zur ■ Für die Beschneiung entnimmt man Gewäs- Die für die Beschneiungsanlagen ausgehobenen Stromerzeugung geeignetes Wasser wird in Schnee sern in einer Zeit niedrigen Wasserstands viel Speicherseen sind nach unten abgedichtet, damit umgewandelt, der dann zu einer Zeit schmilzt, in Wasser. Werden die nötigen Restwassermengen das Wasser nicht versickert. Dadurch verändert der das Wasserangebot ohnehin hoch genug wäre. nicht eingehalten, hat das zum Beispiel auf den sich aber der unterirdische Wasserhaushalt.17 ■ Die Schneekanonen machen viel Lärm (bis zu 115 Das zu Schnee verarbeitete Wasser aus Bächen und Flüssen enthält mehr Nährstoffe als Regen. Das ist für Fischbestand fatale Auswirkungen. Änderungen Dezibel, was dem Wert eines Presslufthammers Alpenpflanzen schlecht, die auf kargen Böden gedeihen. des Wasserhaushalts führen zur Zerstörung entspricht) und stören damit Tag und Nacht 16 Dr. Carmen de Jong, Professorin und Research Manager am Institut Magerwiesen werden daher oft verdrängt, und die empfindlicher Ökosysteme. Montagne der Université de Savoie in Frankreich zitiert in: Mensch und Tier. Gerade im Winter sind Tiere auf Vegetationsdecke wird trivialisiert − die Besonderheiten „Schneekanonen trocknen Alpen aus“, WELT ONLINE, 18. April 2007. ■ Durch das Beschneien können auch belastende Ruhe und Energieeinsparung angewiesen.15 der alpinen Flora verschwinden. Die CIPRA weist in ihrem Hintergrundbericht „Tourismus im Klimawandel“ Schadstoffe und Krankheitserreger ins Grundwas- (siehe Fußnote 6) darauf hin, dass es − vor allem in wasserärmeren Gebie- ser gelangen.14 ten − zu Konflikten mit anderen Wassernutzern, zu steigenden Wasserpreisen und ökologischen Problemen kommen wird. 14 „Künstliche Beschneiung und ihre Folgen. Mit Schneekanonen gegen die Klimaerwärmung“, in: „Wintertourismus im Wandel“, CIPRA INFO 81/2006 ■ Geoforscherinnen und -forschern zufolge ver- 17 „Klimawandel in den Alpen. Kunstschnee mit Kollateralschäden“, 15 Mehr über einen sanften Umgang mit der Natur kann man in der kostenlosen Naturfreunde-Broschüre „Fair:-) zur Natur. Tipps für umweltverträg- dunsten bei der Beschneiung bis zu 30 Prozent SPIEGELONLINE, 17. April 2008 liche Outdoor-Aktivitäten“ nachlesen. Bestellung: www.naturfreunde.at > Service > Shop > Info- und Servicefolder 12 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 13
Knackpunkt Snowfarming Knackpunkt Neuerschließungen hin- und herverschoben. In Lech am Arlberg Die Naturfreunde sprechen sich schon seit zum Beispiel fahren die Raupen täglich von Jahren ganz klar gegen Neuerschließungen 16 bis 24 Uhr! auf Gletschern und in Schutzgebieten aus. Damit man im Herbst genügend Schnee Der Anstieg der Schneefallgrenze und die hat, werden auf Gletschern (auf der Zug- zunehmende Schneeunsicherheit stürzen spitze etwa bereits seit 18 Jahren) und in den Pistenskilauf immer mehr in die Krise, höher gelegenen Skigebieten im Frühling und schon in zehn Jahren werden sich die Tausende Quadratmeter mit reflektierenden Voraussetzungen weiter gravierend verändert Plastikplanen und Sägespänen bedeckt; auf haben. Doch viele Seilbahnunternehmen, diese Weise verhindert man das Schmelzen PolitikerInnen und TourismusmanagerInnen Das Naturschutzgebiet von im Winter angelegten Schneedepots. Die ignorieren die negativen Prognosen für den Warscheneck darf nicht angetastet werden! Unter Snowfarming versteht man das optima- CIPRA verlangt für das Auflegen solcher Glet- Wintertourismus und wälzen weitere Ausbau- le Verteilen des vorhandenen Schnees auf die scherfolien, die das alpine Landschaftsbild pläne, zum Beispiel im Naturschutzgebiet Pisten. Die Pistenraupen messen die Schnee- verunstalten, eine Bewilligungspflicht und Warscheneck in Oberösterreich. Die Natur- Laut CIPRA verstoßen die Warscheneck- dicke, dann werden die Schneemassen eine restriktive Bewilligungserteilung. freunde haben gemeinsam mit anderen alpi- Ausbaupläne eindeutig gegen das Natur- nen Vereinen und Naturschutzorganisationen schutzprotokoll der Alpenkonvention und eine Plattform gegründet (www.warscheneck. dürften von den zuständigen Behörden nicht Schon vor mehr als fünfzehn Jahren hat man damit begonnen, für den Wintertourismus at), die gegen dieses Vorhaben kämpft. genehmigt werden. genutzte Gletscher vor dem Abschmelzen zu schützen und sie mit Folien zu bedecken. Knackpunkt Förderungen Die Naturfreunde treten dafür ein, dass die Die Vergabe öffentlicher Förderungen für Förderungspolitik so schnell wie möglich den Wintertourismus muss an überprüfbare geändert wird. Gefördert werden sollen Kriterien wie Rentabilität, Nachhaltigkeit und nur mehr nachhaltige Tourismusstrategien Klimaverträglichkeit geknüpft werden. Gefragt und keine Investitionen, die den Status quo sind Ansätze, die sich von der einzelunter- bewahren oder gar für Neuerschließungen nehmerischen Sichtweise lösen und eine verwendet werden. Jeder Euro, der zum Bei- kommunale oder regionale Perspektive ein- spiel in Beschneiungsanlagen gesteckt wird, nehmen. Auf diese Weise werden sogenannte erhöht die Abhängigkeit vom Skitourismus. Sachzwänge (ohne Skifahren geht gar nichts) Wichtig ist, dass von der öffentlichen Hand relativiert und Denkblockaden (es gibt keine nur mehr zukunftstaugliche Maßnahmen für Alternativen zum Skitourismus) aufgehoben. den Aufbau eines nachhaltigen Ganzjahres- Nur so kann man der komplexen Realität im tourismus unterstützt werden. alpinen Tourismus gerecht werden. 14 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 15
Erholung und Spaß auch ohne Skifahren Um die Winterferiengäste zu halten, werben Bereits im Jahr 1994 hat bereits viele Tourismusverbände mit Alter- Immenstadt im Allgäu nativen zum Skisport. Rodeln und (schnee- wegen wirtschaftlicher schuh-)wandern kann man auch bei einer Probleme durch schnee- dünnen Schneedecke. Zugefrorene Seen unsichere Winter das Skigebiet am Gschwen- laden zum Eislaufen ein, Eisstockschießen der Horn rückgebaut. ist ebenfalls beliebt. Statt zur technischen Für den Fall, dass die Wintersaison be- Aufrüstung entschloss sonders mild ausfällt, wartet eine Reihe sich die Gemeinde zum Abriss der Liftanlagen, von Urlaubsorten mit wetterunabhängigen zu einer Renaturierung der Pisten und zur Umwand- Ganzjahresangeboten auf: In Hallenbädern, lung in ein Sommer- und Winterwandergebiet, das Saunalandschaften sowie Hallen für Klet- heute wirtschaftlich höchst erfolgreich ist. tern, Tennis, Squash oder Reiten kommen sowohl sport- als auch erholungsuchende Gäste auf ihre Kosten. Aber es gibt auch attraktive Outdooraktivitäten wie Bergstei- gen und Wandern, Lama- und Eseltrekking, Das können die Wintersportgäste tun Kutschenfahrten, Geocaching, Paragliding, Mountainbiken, Führungen in National- und Naturparks, Ballonfahren sowie Besuche von KonsumentInnen haben Macht und Ver- Jede / jeder kann bestimmen, wie klima- und Adventureparks. antwortung. Wenn Reisende sich bewusst umweltverträglich ihr / sein Urlaub wird: Das kulturelle Angebot (Konzerte, Aus- machen, dass sie Spuren hinterlassen und stellungen, Vorträge, Lesungen) sollte in • Man kann für die Reise und die Fahrten in die Lebensbedingungen der Bevölkerung so- Winterurlaubsorten nicht, wie bislang, eine der Ferienregion öffentliche und umwelt- wie den Zustand der besuchten Natur- und untergeordnete Rolle spielen, sondern aus- freundliche (z. B. Elektroautos, E-Bikes Ein positives Beispiel für eine Anpassung an den Kulturattraktionen mit beeinflussen, können gebaut werden. Klimawandel ist die Schweizer Stockhornbahn in den und Fahrräder) Verkehrsmittel nutzen. Urlaubsziele auch in Zukunft attraktiv und Berner Voralpen. Hier begann man 2004, den norma- gastfreundlich bleiben. • Man kann für den Urlaub Regionen und len Skibetrieb aufzugeben und auf sanften Winter- tourismus zu setzen. Investiert wurde in den Ausbau Die erfolgreiche Umsetzung von Nachhal- Orte auswählen, in denen klima- und um- des Panoramarestaurants, der Sonnenterrasse, der tigkeitsprinzipien hängt also auch von den weltschonend gewirtschaftet wird und die Winterwanderwege sowie der IGLOO-Erlebniswelt am Feriengästen ab: Damit nachhaltige Reise- auch die Interessen der Bevölkerung und Hinterstockensee unterhalb des Stockhorngipfels. angebote entstehen und von Veranstaltern deren Teilhabe am wirtschaftlichen Wohl- Alle Skilifte (inkl. der Fundamente) wurden abgebaut, die Trassen wurden renaturiert. Die Haupteinnahmen zusammengestellt werden, braucht es auch stand durch den Tourismus ausreichend erwirtschaftet die Stockhornbahn nach wie vor im die Nachfrage der KonsumentInnen. berücksichtigen. Sommer und im Herbst. Mit dem Strategiewechsel und dem neuen Winterangebot wurde aber ein neues • Man kann bei Veranstaltern, in Reisebüros Kundensegment erschlossen, das stetig wächst. Der und in Hotels buchen, die mit anerkannten frühere personalintensive und defizitäre Winterbe- Umweltzeichen18 ausgezeichnet sind, in trieb hat sich zu einem Bereich mit attraktivem 18 Es gibt im Tourismus verschiedene Gütesiegel und Zertifizierungsinitia- tiven. Weitere Infos darüber und über nachhaltigen Tourismus bietet die Österreich etwa mit dem Österreichischen Deckungsbeitrag entwickelt (www.stockhorn.ch). Schneeschuhwandern wird immer beliebter. Homepage der Naturfreunde Internationale: www.nf-int.org > Tourismus. Umweltzeichen ( = Umweltzertifizierung 16 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 17
für Beherbergungs- und In der Broschüre Gastronomiebetriebe, „Tourismusentwicklung Campingplätze und im Klimawandel. Hinter- Reisepakete). Die Kri- gründe und Perspektiven terien für die Auszeich- zur Rolle des Tourismus nung umfassen alle Umweltaspekte − vom in der internationalen Abfallmanagement über Energiesparen Klimapolitik“ der bis hin zu gesunder Ernährung und um- Naturfreunde Inter- weltfreundlicher An- und Rückreise. Bis nationale und von respect dato haben sich 200 Betriebe (Hotels, Pri- wird u. a. aufgezeigt, dass der Tourismus zwar eine vatzimmer, Appartements) mit insgesamt der weltweit größten Dienstleistungsbranchen und 19.000 Betten den strengen ökologischen ein bedeutender Mitverursacher des Klimawandels Kriterien der Umweltzeichen-Richtlinie ist, aber in der Klimapolitik bislang nur eine Neben- unterworfen. Seit 2008 können auch Ausblick rolle gespielt hat. komplette Reisepakete mit dem Österrei- Die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und chischen Umweltzeichen ausgezeichnet internationalen Entwicklungen stellen die Touris- werden. muspolitik jedoch vor erhebliche Herausforderungen. Die Liste der ausgezeichneten Betriebe: Kostenloser Download: www.umweltzeichen.at > Österreichisches Der Tourismus ist sowohl Mitverursacher als bei Transport, Unterkunft und Infrastruktur www.respect.at/media/pdf/pdf1299.pdf Umweltzeichen für Tourismusbetriebe > auch Leidtragender des zunehmenden Klima- (z. B. beim Betrieb der Aufstiegshilfen), die Tourismus > Tourismus und Gastronomie wandels. Er muss daher für die Eindämmung Nutzung erneuerbarer Energiequellen sowie > Beherbergung und Hotellerie der touristisch verursachten Emissionen die die Verkehrsverlagerung auf energieeffi- Die Broschüre „Nachhaltigkeit Verantwortung übernehmen, aber er braucht ziente Transportmittel. • Durch eine verträgliche Gestaltung im Tourismus: Wegweiser durch auch Unterstützung, um sich an die Folgen Die Naturfreunde Österreich treten dafür der Freizeit- und Sportaktivitäten kann den Labeldschungel“ (Heraus- des Klimawandels anpassen zu können. ein, alle zukünftigen Klimaschutzmaß- man Rücksicht auf Natur und Umwelt geber: arbeitskreis tourismus Im alpinen Wintertourismus zeigen sich nahmen nach einem Kriterienkatalog auf nehmen. & entwicklung, ECOTRANS e. V., die Herausforderungen im Umgang mit ihre gesamtheitliche Nachhaltigkeit hin Evangelischer Entwicklungsdienst, Naturfreunde • Im Urlaub kann man lokal und regional dem Klimawandel besonders deutlich. Die zu überprüfen. Erst wenn eine geplan- Internationale − respect) macht die wichtigsten hergestellte Produkte bevorzugen; auch Naturfreunde setzen sich dafür ein, dass die te Klimaschutzmaßnahme eine positive Eigenschaften und Qualitätsmerkmale bekannter damit schont man das Klima (weniger Tourismusbranche rasch, ambitioniert, weit- Energie- und Emissionsbilanz aufweist Nachhaltigkeitslabels im Tourismus vergleichbar. Warentransport) und stärkt die regionale sichtig und im Einklang mit den Prinzipien und ressourcenschonend ist, darf sie re- Damit kann man einfacher Reiseveranstalter und Wertschöpfung. einer nachhaltigen Entwicklung handelt, um alisiert werden. Urlaubsdestinationen wählen, die Menschenrechte auch langfristig Winterurlaub in den Alpen • Indem man sich in seinem Reisebüro, bei respektieren, die Umwelt schonen und der Bevöl- möglich, attraktiv und leistbar zu machen. seinem Reiseveranstalter oder in seiner kerung in den besuchten Regionen einen effektiven Jede Menge Infos zum Thema Unterkunft nach Angeboten erkundigt, Nutzen bringen. So leistet man bereits beim Buchen Klimawandel und -schutz bietet Dafür müssen aus der Sicht der Naturfreun- die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, einen aktiven Beitrag zu einer nachhaltigen Ent- die 44 Seiten starke, kostenlos de die folgenden Aufgaben erfüllt werden: kann man eine Nachfrage für nachhaltige wicklung im Tourismus. erhältliche Naturfreunde- ■ Die Tourismuswirtschaft muss alles dafür Reiseangebote schaffen. Kostenloser Download: www.nf-int.org Broschüre „Auf jeden kommt tun, um die selbst und durch Reisende ver- es an: Klimaschutz jetzt!“. ursachten CO2-Emissionen zu verringern und einen angemessenen Beitrag zur Erreichung Bestellungen: www.naturfreunde.at > Service > der internationalen Klimaziele zu leisten. Shop > Info- und Servicefolder Dazu gehören u. a. Energiesparmaßnahmen 18 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 19
■ Die Naturfreunde setzen sich dafür ein, ■ Die alpinen Wintersportgebiete müssen müssen nachhaltig, also ökologisch und erweitert werden. In tiefen Lagen sollten dass Tourismusunternehmen konkrete Klimaschutzaspekte auch im Marketing sozial verträglich sein und zur langfristigen die Skianlagen abgebaut und die ehemali- Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzen. Die berücksichtigen. Immer mehr Menschen Sicherung der ökonomischen Überlebens- gen Pistenflächen renaturiert werden. Eine Naturfreunde Internationale hat gemeinsam aus fernen Ländern wie Russland, Indien fähigkeit beitragen. Das Aufrechterhalten Umorientierung auf den Sommertouris- mit anderen Organisationen eine eigene und China verbringen ihren Urlaub in den des Status quo, etwa durch Kunstschnee- mus und die Intensivierung der Vor- und CRS-Zertifizierung (CRS = Corporate Social Alpen, was lange klimaschädliche Anrei- anlagen (die wegen der steigenden Tem- Nachsaison können helfen, den Touris- Responsibility) von Tourismusunternehmen sen bedeutet. Reiseveranstalter sollten da- peraturen in wenigen Jahren nicht mehr mus als Einkommensquelle zu erhalten. − Reiseveranstaltern und -büros − ins Leben her zur Sensibilisierung ihrer Kundschaft einsatzfähig sein werden) und das Höher- Werden die Temperaturen weiter steigen, gerufen: TourCert (siehe www.tourcert.org). beitragen und sie zum Beispiel darüber verlegen von Skipisten, ist keine zukunfts- werden im Sommer vermehrt Menschen Das CRS-Siegel ist die offizielle Auszeich- informieren, wie man CO2-Emissionen trächtige Option − weder in Bezug auf die in die Alpen kommen, um ihren Urlaub in nung für Nachhaltigkeit und Unternehmens- kompensieren kann. Umwelt noch auf die Wirtschaftlichkeit. den kühleren Bergen zu genießen. verantwortung im Tourismus. Mit diesem Große Investitionen in den weiteren Siegel ausgezeichnete Unternehmen über- Ausbau der Wintersportinfrastruktur bei nehmen über gesetzliche Vorgaben hinaus ohnehin stagnierenden Gästezahlen sind soziale und ökologische Verantwortung. außerdem Preistreiber – Skifahren würde immer teurer werden. ■ Die Touristikfachleute sowie die politisch Verantwortlichen (auch auf kommunaler ■ Skigebiete unter 1500 m sollten nicht wei- Ebene) müssen in den Bereichen Klima- ter ausgebaut werden. Stattdessen sollte wandel, Ökologie und nachhaltiger Touris- man sich überlegen, wie man in einen mus geschult werden. zukunftsträchtigen Tourismus investieren kann, der nicht von der Schneelage und ■ Die Kooperation zwischen Naturschütze- von Ressourcen verschlingenden Ski- rinnen und -schützern sowie Touristikfach- anlagen abhängt.19 Die Angebotspalette leuten muss vertieft werden. ■ Der Wintertourismus muss − in Zusam- muss um nicht an Schnee gebundene ■ Klimaschädigende Angebote wie „Fly and menarbeit mit der Bevölkerung − neue, Sportarten und um kulturelle Aktivitäten Ski“ (Tagesskitrips mit dem Flugzeug) und auch schneeunabhängige Angebote schaf- Heliskiing sind gemäß Alpenkonvention fen. Die dringend erforderlichen Anpas- 19 Die Schneesicherheitsgrenze liegt derzeit bei 1200 m und wird in absehbarer Zeit auf 1500 m steigen. In alpinen Skigebieten unter 1500 m kommt man schon seit Jahren nicht ohne Kunstschnee aus. Quellen: Gesellschaft für ökologische Forschung e. V., München, www.gletscherarchiv.de/ verboten und daher zu unterbinden. sungsmaßnahmen an den Klimawandel die folgen, und http://naturschutz.ch/news/alpen/wettrusten-um-die-kunstschnee-produktion/33252 Das Klimabündnis Österreich veranstaltet unter dem Motto „Klima- „Rück- oder Nichtbebauungen lösen das Grundproblem von Wintersportorten schutz geht jede / n an“ in Kooperation mit „die umweltberatung“, im Klimawandel nicht. Schließlich ist nicht selten die gesamte Infrastruktur auf der Wirtschaftskammer Österreich, dem Umweltbundesamt und Skisport oder Snowboarden ausgerichtet: Hier wird das Geld verdient. Doch es dem Lebensministerium unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Helga verdienen nicht nur Liftbetreiber und Skiverleiher an den Wintersportgästen. Kromp-Kolb den Lehrgang „Kommunale / r Klimaschutzbeauftragte / r. Ziel dieses Lehrganges ist es, Grundlagen der nationalen und Letztlich partizipiert die gesamte Region, wenn Gäste hier übernachten, essen internationalen Klimapolitik zu vermitteln und Informationen über und einkaufen und die Gewinne daraus in Renovierungen, neue Möbel oder die Umsetzung auf kommunaler Ebene zur Verfügung zu stellen. Man Straßen fließen. Weil die Umsätze aber größtenteils vom Liftbetrieb und damit lernt auch bereits erfolgreich umgesetzte Gemeindeprojekte in den von der Schneedecke abhängen, wird der zu verteilende Kuchen statistisch Bereichen Energie und Mobilität kennen. Der nächste Klimaschutz- gesehen immer kleiner. Nicht nur in den Alpen verkürzt sich die Skisaison, lehrgang findet im Herbst 2012 statt. Auch die Lehrgänge „Kommu- nale / r MobilitätsmanagerIn“ und „Bodenmanagement“ bieten allen, sondern auch in US-amerikanischen Skigebieten. Die Herausforderung ist Tourismusexperte global. Wintersportorte müssten deshalb dringend neue schneeungebundene die in der Gemeindearbeit tätig sind, fundiertes Basiswissen. Dr. Christian Baumgartner, Weitere Infos: www.klimabuendnis.at > Lehrgänge/Fortbildung Generalsekretär der Angebote entwickeln, die einen Ersatz für den langsam wegschmelzenden Naturfreunde Internationale Skitourismus darstellen. Doch die gibt es bisher kaum.“ 20 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 21
den Klimawandel und zur Senkung der Im Rahmen der 11. Alpenkonferenz im März 2011 Treibhausgas-Emissionen müssen in die zeichnete nach einer Prüfung durch die Universität bereits bestehenden Tourismusstrategien für Bodenkultur in Wien die Stiftung „pro natura − eingebaut werden. pro ski“ Skigebiete aus, die sich konsequent um die Verbesserung ihrer Umweltstandards bemühen, ■ Tourismusrelevante Förderungen durch darunter das Skigebiet Kitzsteinhorn, in dem in die öffentliche Hand sollten in Zukunft Zusammenarbeit mit diversen Forschungsstellen ausschließlich für nachhaltige, klimaver- professionelles Umweltmanagement betrieben wird. trägliche Maßnahmen vergeben werden. Die Stiftung „pro natura − pro ski“ setzt sich dafür Dazu bedarf es der Ausarbeitung konkre- ein, dass die alpinen Landschaften nachhaltig ter Kriterien. genutzt werden und hat gemeinsam mit dem Inter- ■ Es müssen auch vonseiten der Politik so- nationalen Skiverband den Leitfaden „Auditing in wie der Tourismusbranche Maßnahmen Skigebieten“ entwickelt. ■ Gemeinsam mit anderen gesellschaftli- gesetzt werden, die bei den Reisenden Weitere Infos: www.skiaudit.info chen Kräften muss der Tourismus auf eine eine klimafreundliche Bewusstseinsbil- andere Staffelung der Ferien drängen, um dung und -änderung bewirken und einen die Konzentration auf wenige Wochen im damit einhergehenden mittelfristigen Kul- Sommer sowie im Winter zu ändern. Da- turwandel des Reisens ermöglichen. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Winter- Wintersportort durch könnte man neue, mutige Konzep- sportregion rund um Schladming im Bezirk Liezen Schladming Wer nur auf Schnee und Skisport setzt, for- te unterstützen. Ein Effekt einer anderen und daraus abzuleitende Handlungsstrategien waren ciert eine kapitalintensive, hoch technisierte Ferienzeitordnung wäre ein mögliches die Forschungsschwerpunkte des Projekts STRATEGE, und zu Monostrukturen neigende Form des Downsizen der touristischen Infrastruk- das bis 2008 gelaufen ist. Im Rahmen dieses alpinen Tourismus, die weder klima- noch tur, die lange Zeit im Jahr ohnedies nicht Projekts wurde ein touristisches Management-Modell umweltverträglich ist. Auf lange Sicht ist genutzt wird. entwickelt, mit dem Wintersportregionen selbststän- jedoch nur das wirtschaftlich rentabel, was dig eine nachhaltige Zukunftsstrategie erarbeiten ■ Die Politik ist aufgefordert, konkrete Stra- auch ökologisch und sozial nachhaltig ist. Nur können. Mit dieser Strategie sollen die Orte verän- tegien für einen zukunftsfähigen Winter- ein klimaverträglicher Tourismus ist nachhal- derten Rahmenbedingungen wie dem Klimawandel tourismus unter Einbeziehung der Bevöl- tig und wird auch in Zukunft prosperieren. oder einem veränderten Besucherverhalten Rechnung kerung zu erarbeiten und umzusetzen. Der Wintertourismus muss daher auf einen tragen können. Die Ergebnisse des Projektes Sämtliche Maßnahmen zur Anpassung an Struktur- und Bewusstseinswandel setzen. STRATEGE, das von der Universität für Bodenkultur Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Natur- in Wien durchgeführt wurde, werden als Diskussions- schutzplanung der BOKU Wien. „Umwelt- bzw. „Anpassungsmaßnahmen müssen regional erarbeitet werden. Wenn man basis und Entscheidungsgrundlage für die zu- klimabewusstes Handeln ist immer dann einfacher zum Beispiel ein Wintertourismusgebiet auf etwas Nachhaltigeres als alpines künftigen Strategien der Tourismusregion dienen. umsetzbar, wenn ein direkter Handlungserfolg Skifahren umstellen möchte, muss man sich diese Region und jeden einzelnen Im Zuge von STRATEGE zeigte sich, dass man auf erkennbar ist. Die Installation einer neuen Beschnei- Hang anschauen: Welche Lage haben die Hänge, auf welcher Höhe liegen regionaler Ebene oft deshalb keine Lösungen in ungsanlage kann unmittelbar Wirkungen zeigen, sie, etc.? Das ist eine sehr kleinräumige und aufwendige Arbeit. Man kann Angriff nimmt, weil vom Klimawandel nur Teile des ein heutiges klimafreundliches Verhalten ist wohl die für einen Ort erarbeiteten Konzepte nicht direkt auf andere Regionen oder Bezirks betroffen sind. Und die einzelnen Gemeinden erst in einer oder mehreren Generationen erkennbar. Gemeinden übertragen.“ empfinden sich wiederum als zu kleine Einheit. Dies ist auch ein Erklärungsansatz dafür, warum „Ein Engagement im Bereich des Klimawandels setzt einer technisch orientierten Adaptionsstrategie zum daher voraus, dass es ein gemeinsames Verständnis Beibehalten des Wintersports in den meisten Regio- Klimaforscherin Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb und eine Solidarität gibt, die sich unabhängig von nen Vorrang vor der Entwicklung neuer touristischer politischen Grenzen formiert“, so die Projektleiterin Produkte gegeben wird.“ Univ.-Prof. DI Dr. Ulrike Pröbstl vom Institut für www.klimawandel-wintersport.at 22 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel Alpiner Wintertourismus und Klimawandel 23
Über 4000 Touren detailliert beschrieben (Länge, Höhenmeter etc.) und von ausgebildeten Mitarbeitern getestet, Wander- & Schitouren, aber auch Touren für Mountainbiken, Nordic Walking, Reiten u. v. m., GPS-Daten gratis zum Download, Wetterbericht und Sonnenschein inklusive: www.tourenportal.at HOHE KOSTEN: Bis zu 7000 Euro sind für einen Einsatz zu zahlen. Foto: ÖAMTC NATURFREUNDE-FREIZEIT-UNFALLVERSICHERUNG: one- Jetzt auch als iPh p und Smartphone-A p Ihre finanzielle Rettung nach mit Notfall-Butto n! einem Notfall Vermehrte Rettungseinsätze Unser Rückversicherer, die und steigende Kosten bei Un- Wiener Städtische Versiche- fällen zeigen die Wichtigkeit rung AG, hat im Jahr 2011 der weltweit gültigen Freizeit- eine Schadenssumme von Unfallversicherung der Na- knapp 400.000 Euro ausbe- turfreunde Österreich, deren zahlt. Prämie im Mitgliedsbeitrag inkludiert ist. Lagen die Kos- Werden Sie jetzt Mitglied! Alle Informationen ten für eine Bergung mittels über eine Mitgliedschaft und die Versicherungs- Foto: Gerald Lehner/Bergrettung Hubschrauber vor wenigen leistungen auf www.naturfreunde.at Jahren noch bei durchschnitt- lich 2000 Euro bis 2500 Euro, Naturfreunde Österreich werden derzeit bereits zwi- Viktoriagasse 6 schen 4000 Euro und 7000 1150 Wien Euro in Rechnung gestellt.
„Wir werden auch in Zukunft kalte und schneereiche Winter erleben. Die Frage ist allerdings, wie viele Winter es hintereinander ohne oder mit zu wenig Schnee geben wird. Wie kann die Tourismusbranche damit umgehen, dass die Gäste über mehrere Jahre hinweg ausbleiben? Die derzeitige Lösung sind Beschneiungsanlagen. Dafür braucht man allerdings niedrige Temperaturen, Energie und Wasser. Das Beschneien von Pisten ist bestenfalls eine Übergangs- lösung, damit die Gemeinden und Regionen Zeit haben, sich anders zu positionieren, zum Beispiel den Sommertourismus zu forcieren oder ganz etwas anderes zu entwickeln. Gleichzeitig müssen sie für gute Verkehrsanbindungen sorgen, denn die Menschen werden à la longue, zum Beispiel aus Hamburg, nicht mehr mit dem Auto anreisen. Wichtig ist, dass man auch lokal mit öffentlichen Verkehrsmitteln auskommt. Man muss bei der Planung berücksichtigen, dass man in Zukunft nicht nur weniger Schnee, sondern auch weniger Energie zur Verfügung haben wird.“ Klimaforscherin Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb www.naturfreunde.at | www.nf-int.org 26 Alpiner Wintertourismus und Klimawandel
Sie können auch lesen