Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio

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Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Zöliakie
                       -
   eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit
                 von Gluten

                             24. Mai 2012, 19.00 Uhr

                                   Dr. rer. nat. Sabine Schütt

Institut für Medizinische Diagnostik Berlin, Nicolaistraße 22, 12247 Berlin +49 3077001-220, info@inflammatio.de
Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Einteilung der Nahrungsmittelunverträglichkeiten

   Immunologisch bedingt            Nicht immunologisch bedingt

  Allergie          Autoimmun-    Enzymdefekt         Malabsorptionen
                    erkrankung
Typ I-Allergie      Zöliakie     Laktoseintoleranz     Fruktose-
                                                       malabsorption

Pollenassoziierte                Fruktoseintoleranz   Sonstige
Kreuzallergien
                                                      Pseudoallergien

                                                      Dysbiosen
Typ IV-Allergie                  Histaminintoleranz   erhöhte Darmpermeabilität

                                                      Intoxikationen

                                                      Pankreasinsuffizienz
Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung

Definition:

   Die Zöliakie ist eine autoimmun-bedingte, durch
  Gluten ausgelöste, lebenslange Enteropathie bei
         genetisch prädisponierten Personen.

Synonyme: Glutensensitive Enteropathie
              Einheimische Sprue
Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung

Definition:

   Die Zöliakie ist eine autoimmun-bedingte, durch
  Gluten ausgelöste, lebenslange Enteropathie bei
         genetisch prädisponierten Personen.

Synonyme: Glutensensitive Enteropathie
              Einheimische Sprue
Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Gluten ist das Klebereiweiß in vielen Getreiden.
Immunogen für Zöliakiepatienten sind nur die alkohollöslichen
Fraktionen des Glutens.

                       Getreideeiweiße

          Gluten (Klebereiweiß)                 Albumine          Globuline
                                                 (löslich in    (wasserlöslich)
                                              Kochsalzlösung)
          nicht    alkohol-
   extrahierbar     löslich

    Gluteline      Prolamine:     • Weizen: Gliadin
                                  • Roggen: Secalin
                                  • Gerste: Hordein
                                  • Hafer:  Avenin
Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung

Definition:

   Die Zöliakie ist eine autoimmun-bedingte, durch
  Gluten ausgelöste, lebenslange Enteropathie bei
         genetisch prädisponierten Personen.

Synonyme: Glutensensitive Enteropathie
              Einheimische Sprue
Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Pathogenese der Zöliakie
 Gluten
                                                               Darmschleimhaut

                                                             Entzündungsreaktion
                             Immunaktivierung
                                                                 TNF-αα
                                                aktivierte       IFN-γγ
Deamidierung                                    T-Zelle
    durch
Gewebstrans-    Makrophage         T-Zelle
 glutaminase
                                                               Antikörper gegen:
                         HLA-DQ2                B-Zelle
                         HLA-DQ7                                    Gliadin
                         HLA-DQ8                                 Endomysium
                                                               Transglutaminase

  Initiierung     Antigenpräsentation              Abbau Epithelzellen und
                     T-Zellantwort                     Bindegewebe
Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Ursache der Zöliakie:
ist eine Gluten-induzierte Immunreaktion gegen das körpereigene Enzym
Transglutaminase der Darmschleimhaut.
(Antigen = Gliadin,    Autoantigen = Transglutaminase).

Folge:
ist eine Zottenatrophie der Dünndarmschleimhaut, die mit einer
Malabsorption einhergeht.

             nicht-infiltriert         Zottenschwund und
                                     lymphozytäre Infiltrate
Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Histologische Klassifikation nach Marsh:

    Normale Mukosa              Zunahme             elongierte   Hypoplasie
                                intraepithelialer   Krypten      Zottenatrophie
                                Lymphozyten                      unterschiedlicher
                                                                 Ausbildung
                                         I            II         III:
Bild Quelle: www.wikipedia.de
                                                                 IIIA, IIIB, IIIC
Zöliakie eine autoimmun-bedingte Unverträglichkeit von Gluten 24. Mai 2012, 19.00 Uhr - Dr. rer. nat. Sabine Schütt - Inflammatio
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung

Definition:

   Die Zöliakie ist eine autoimmun-bedingte, durch
  Gluten ausgelöste, lebenslange Enteropathie bei
         genetisch prädisponierten Personen.

Synonyme: Glutensensitive Enteropathie
              Einheimische Sprue
Genetische Komponente der Zöliakie

 Familiäre Häufung der Zöliakie
   hohe Prävalenz in Verwandten ersten Grades: 4 – 18 %
   ( Prävalenz in der Bevölkerung in verschiedenen europäischen
   Ländern und den USA: 0.5 - 1 % )

 hohe Konkordanzrate bei eineiigen Zwillingen

   Multiple Sklerose           25 %
   Diabetes mellitus Typ 1     36 %
   Zöliakie                    75 %
Pathogenese der Zöliakie
Gluten
                                                              Darmschleimhaut

                                                     Immunaktivierung
           Makrophage            T-Zelle

                     HLA-DQ2
                     HLA-DQ7
                     HLA-DQ8

                                                      keine Antigen-Präsentation
            Makrophage                     T-Zelle

                                                        keine Immunaktivierung
                        z.B. HLA-DQ5
Nahezu alle Zöliakie-Patienten (99 %) tragen eines der
  HLA-Merkmale HLA-DQ2, HLA-DQ8 oder HLA-DQ7.

                                                             Sensitivität         Spezifität
                                                             91 – 100 %            ~ 45 %

Husby et al. (2012): European Society for Pediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition
Guidelines for the Diagnosis of Coeliac Disease. JPGN 54 (1): 136
Ein negatives Ergebnis im HLA-DQ2/DQ7/DQ8-Nachweis
             schließt eine Zöliakie nahezu aus.

    Nahezu alle Zöliakie-
                                                 Bevölkerung
Patienten (99 %) tragen eines
der HLA-Merkmale HLA-DQ2,
  HLA-DQ8 oder HLA-DQ7.          DQ2, DQ7 oder
                                          DQ8

                                Zöliakie-
                                patienten

           20-30 % der Bevölkerung tragen
                DQ2, DQ7 oder DQ8
Gewebeschnitt durch eine normale
Dünndarmschleimhaut:

                                   Notwendige Voraussetzungen
                                   für das Entstehen einer Zöliakie:

                                   1. bestimmter HLA-Typ

                                   2. Glutenbelastung
flache zottenlose Dünndarm-
schleimhaut bei Zöliakie:
                                   3. weitere Risikofaktoren
Symptome der Zöliakie

        Typisch                     Atypisch

      Diarrhoe
   Gewichtsverlust                                         Klassische
    Malabsorption                                      Symptomtrias liegt
                                                          nur bei einem
                                                         kleinen Teil der
      Flatulenz                 Haarausfall            Zöliakiepatienten in
 Müdigkeit, Schwäche          Hautausschläge           voller Ausprägung
        Blässe              weibliche Infertilität             vor!
   Zungenbrennen       wiederholt auftretender Abort
       Krämpfe              erhöhte Leberwerte
     Inappetenz                  Hypotonie
  Gedeihstörungen               Osteoporose
 Übelkeit, Erbrechen           Avitaminosen
       Ödeme            Eisen- und Folsäuremangel
 Knochenschmerzen        Zahnschmelzhypoplasie
   Hautblutungen       rezidivierende Mundaphthen
Krankheiten mit hoher Zöliakie-Koinzidenz
 Diabetes mellitus Typ 1
  (Zöliakieprävalenz bei Diabetes m.-Patienten 1:30 !)
 Selektiver IgA-Mangel
 Morbus Down
 Turner Syndrom
 Williams Beuren Syndrom
 Dermatitis herpetiformis Duhring
 Vitiligo
 Rheumatoid Arthritis
 Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen
 Autoimmunmyokarditis
 Autoimmune Lebererkrankungen
  (Autoimmunhepatitis, primär sklerosierende Cholangitis, primäre
  biliäre Zirrhose)
Diagnostik der Zöliakie

 Nachweis Zöliakie-spezifischer Antikörper i. Serum
                                                              unter
                                                       Gluten-haltiger Kost
 Nachweis der Mukosaläsionen des Dünndarms

 Nachweis von HLA-DQ2/DQ7/DQ8

 Besserung der Symptomatik                                  unter
                                                        Gluten-freier Diät
 Abfall der Antikörper

  Die Antikörperbestimmung im Stuhl ist zur Zöliakiediagnostik ungeeignet.
Zöliakie-spezifische Antikörper

  Gewebstransglutaminase-Antikörper IgA            (ELISA)
  Endomysium-Antikörper IgA                        (IFT)
  Antikörper gegen deamidiertes Gliadin IgA (ELISA)

2 – 6 % der Zöliakiepatienten tragen einen IgA-Mangel !
    In diesen Fällen erlaubt die Bestimmung der jeweiligen
          IgG-Antikörper die serologische Diagnostik.
4 Jahre altes Kind mit Gewichtsverlust, Diarrhoe, Ödeme
18-jähriges Mädchen mit seit Jahren bestehenden Beschwerden,
u.a. Bauchschmerzen, Durchfallattacken, Eisenmangelanämie
18-jähriges Mädchen mit seit Jahren bestehenden Beschwerden,
u.a. Bauchschmerzen, Durchfallattacken, Eisenmangelanämie

     2 - 6 % der Zöliakiepatienten tragen einen IgA-Mangel !
     In diesen Fällen erlaubt die Bestimmung der jeweiligen IgG
                     die serologische Diagnostik.
01/2012

Empfehlungen für die HLA-Bestimmung:

1. Die Untersuchung auf HLA-DQ2/7/8 sollte bei Patienten mit unklaren
   Zöliakiebefunden erfolgen.
   (z.B. negative Antikörper bei geringgradigem Mukosaschaden im
   Dünndarm oder isoliert grenzwertig positive Zöliakie-assoziierte Ak).

   Ein negatives Ergebnis macht eine Zöliakie unwahrscheinlich.

          Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie
          und Ernährung für die Diagnose von Zöliakie, JPGN 2012; 54:136 (ESPHAN-Kriterien)
24-jähriger Mann mit Inappetenz, Leistungsinsuffizienz, Erbrechen

   Die HLA-Typisierung kann unklare Ak-Befunde abklären.
Ein negatives Ergebnis im HLA-Test schließt eine Zöliakie aus.
01/2012

Empfehlungen für die HLA-Bestimmung:

2. Bei Patienten mit klinischem Verdacht auf eine Zöliakie aber einem
   negativen Ergebnis im HLA-Test müssen andere Ursachen abgeklärt
   werden.

 Gastrointestinale Infektionen ?
 Koexistente Mangelernährung ?
 Andere chronisch entzündliche Darmerkrankungen ?

         Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie
         und Ernährung für die Diagnose von Zöliakie, JPGN 2012; 54:136 (ESPHAN-Kriterien)
Gastrointestinale Infektionen ?
        Enterale Bakterien (Yersienien, Salmonellen, E.coli, Campylobacter)
        Virale Infektionen (Rota-, Astro-, Adenovirus)
        Parasiten (Lamblien, Cryptosporidien)
Koexistente Mangelernährung ?
        Eisenmangel: diätetisch, Menstruation, Gravidität
        Folsäuremangel: vegetarische Ernährung, Gravidität
Andere chronisch entzündliche Darmerkrankungen ?
        Morbus Crohn
        Colitis Ulcerosa
01/2012

Empfehlungen für die HLA-Bestimmung:

3. Bei Patienten mit erhöhtem Zöliakie-Risiko sollte das Screening mit der
   HLA-Typisierung beginnen:
   •   Verwandte 1.Grades von Zöliakie-Erkrankten
   •   Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1
   •   Down Syndrom
   •   selektiver IgA-Mangel
   •   Turner-Syndrom
   •   Dermatitis herpetiformis Duhring
   •   Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen
   •   Autoimmune Lebererkrankungen

          Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie
          und Ernährung für die Diagnose von Zöliakie, JPGN 2012; 54:136 (ESPHAN-Kriterien)
01/2012

4.
Bei Patienten mit klinischen Symptomen einer Zöliakie kann
durch die Kombination von Antikörpernachweisen und der
genetischen HLA-Bestimmung in vielen Fällen die Diagnose
auch ohne eine Dünndarmbiopsie erfolgen.

       Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie
       und Ernährung für die Diagnose von Zöliakie, JPGN 2012; 54:136 (ESPHAN-Kriterien)
4 Jahre altes Kind mit Gewichtsverlust, Diarrhoe, Ödeme
Klinischer Verdacht auf Zöliakie

                 TGL-IgA pos                    TGL-IgA neg
               ENDOM-IgA pos                  ENDOM-IgA neg                  keine
                (GLIA-IgA pos)                 (GLIA-IgA neg)               Zöliakie
                                             Gesamt-IgA normal

TGL positiv > 10 x normal        TGL positiv < 10 x normal

                                        Jejunalbiopsie

    HLA positiv
                            Marsh 2-3             Marsh 0-1

                  Zöliakie                               Potentielle Zöliakie ?

                                             weitere Diagnostik: HLA, Serologie, Biopsie
              Gluten-freie Diät                      unter normaler Ernährung
       serologische Verlaufskontrollen
                                                             nach ESPGHAN-Leitlinien 2012
Asymptomatische Zöliakie-Risikopatienten

                 HLA positiv                         HLA negativ
              DQ2, DQ7 oder DQ8                kein DQ2, DQ7 oder DQ8
                                                                              keine
                                                                             Zöliakie
        TGL-IgA pos               TGL-IgA neg
      ENDOM-IgA pos             ENDOM-IgA neg
       (GLIA-IgA pos)            (GLIA-IgA neg)              regelmäßige
                               Gesamt-IgA normal        serologische Kontrollen

             Jejunalbiopsie
                                             unter
       Marsh 2-3              Marsh 0-1      normaler Ernährung

                              Verlaufskontrollen unter normaler Ernährung
        Zöliakie

     Gluten-freie Diät
serolog. Verlaufskontrollen                                 nach ESPGHAN-Leitlinien 2012
Eisbergphänomen
Verteilung der Zöliakie-Formen:
(nach Conrad 2005 und Henker 2009)

                                             klassische
                                              Zöliakie                Manifeste
                                                                       Mukosa-
Serologie               1: 2000                                         läsion
 positiv                                 atypische Zöliakie

                                           silente Zöliakie

                        1: 100
                        1: 500       latente / potentielle Zöliakie
                                                                      Normale
                                                                      Mukosa
Serologie
 negativ                                       gesund
Eisbergphänomen
              Verteilung der Zöliakie-Formen:
              (nach Conrad 2005 und Henker 2009)

                                                                    Klassische Zöliakie:
Mukosamorphologie

                                                                    meist im Kindesalter
                                           klassische
                    Serologie

                                            Zöliakie
                                                                    Prävalenz in Deutschland 1:2000

                                       atypische Zöliakie           Leitsymptome:
                                         silente Zöliakie
                                                                    Gedeihstörungen
                                                                    chronische Diarrhoe
                                                                    vorgewölbtes Abdomen
                                   latente / potentielle Zöliakie
                                                                    Inappetenz
                                                                    Vitamin- und Mineralstoffmangel
                                             gesund
Eisbergphänomen
            Verteilung der Zöliakie-Formen:
            (nach Conrad 2005 und Henker 2009)
Mukosamorphologie

                                                                     Atypische Zöliakie:
                                            klassische
                    Serologie

                                             Zöliakie
                                                                     überwiegend extraintestinale
                                                                     Symptome
                                        atypische Zöliakie

                                          silente Zöliakie           positive Serologie + Zottenatrophie

                                                                     Beispiele:
                                    latente / potentielle Zöliakie
                                                                     Dermatitis herpetiformis Duhring,
                                              gesund
                                                                     Osteoporose,
                                                                     isolierter Kleinwuchs
Eisbergphänomen
Verteilung der Zöliakie-Formen:
(nach Conrad 2005 und Henker 2009)
 Mukosamorphologie

                                                                  Silente Zöliakie:
                                         klassische
                                          Zöliakie
                     Serologie

                                                                  Symptome fehlend oder spärlich

                                     atypische Zöliakie
                                                                  häufigste Zöliakieform
                                       silente Zöliakie
                                                                  Enteropathie Marsh II oder III
                                 latente / potentielle Zöliakie
                                                                  in der Regel diagnostiziert
                                           gesund
                                                                  durch Antikörperscreening
Eisbergphänomen
    Verteilung der Zöliakie-Formen:
    (nach Conrad 2005 und Henker 2009)

                                                                 Latente / Potenielle Zöliakie:
                                                                 asymptomatische oder
                                                                 oligosymptomatische Patienten
Mukosamorphologie

                                        klassische               0.5 – 1 % der Bevölkerung
                    Serologie

                                         Zöliakie

                                                                 unter Gluten-haltiger Ernährung:
                                    atypische Zöliakie           positive Serologie aber
                                      silente Zöliakie
                                                                 bioptisch negativ

                                                                 engmaschige Kontrollen
                                latente / potentielle Zöliakie

                                                                 Cave ! Zielführend ist diagnostisch
                                          gesund
                                                                 nur eine weiterhin
                                                                 normale Gluten“belastung“
Therapeutische Prinzipien bei Zöliakie

• Lebenslange glutenfreie Diät
  (Achtung: auch Medikamente können Gluten enthalten)

• Behandlung von Nahrungsmitteldefiziten

• fortgesetzte Langzeit-Betreuung durch Arzt und Ernährungstherapeut
  (Empfehlung der DZG: Verlaufskontrollen drei und 12 Monate nach
   Diagnosestellung, weiter jährlich)

    Problematisch ist die Kontamination von Produkten durch Gluten !
    ein Lebensmittel gilt als Gluten-frei wenn 20 ppm (2 mg/100 g) nicht
    überschritten werden

    Prima-Weizenstärke gilt als gluten-frei
als Gluten-haltig gelten alle         als Gluten-frei gelten:
Weizenarten-/Sorten:

   Weichweizen                          Reis
   Hartweizen                           Mais
   Kamut                                Wildreis
   Einkorn                              Hirse
   Emmer (Zweikorn)                     Buchweizen
   Dinkel                               Amaranth
                                         Quinoa

                            Hafer ?
Hafer in der Gluten-freien Ernährung ?
Hafer ist in Finnland, Schweden, England und Kanada für erwachsene
Menschen mit Zöliakie in moderaten Mengen und unter ärztlicher
Kontrolle freigegeben.

Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen
Zöliakie-Gesellschaft e. V. vom 16.02.2011:

„…klinische Studien belegen, dass nicht kontaminierter Hafer, der gesondert für
Zöliakiebetroffene angebaut und verarbeitet worden ist, von der überwiegenden
Mehrheit der Betroffenen beschwerdefrei (bei bis zu 50 g/Tag) vertragen wird.“

„.. eine geringe Anzahl von Zöliakiepatienten jedoch reagiert auf Hafer.“

„… das individuelle Risiko einer Reaktion auf nicht kontaminierten Hafer im
Vorfeld [ist] nur sehr schwer abzuschätzen. Der Wissenschaftliche Beirat kann
daher eine generelle Empfehlung zum Konsum von nicht kontaminiertem Hafer
für jeden Betroffenen nicht geben. Aus ärztlicher Sicht kann jedoch einer
kontrollierten Zuführung von bis zu 50 g pro Tag unter gleichzeitiger ärztlicher
Betreuung (regelmäßige Ak-Bestimmung) zugestimmt werden.“
Die Zöliakie ist von der Allergie auf Getreideproteine abzugrenzen.

  Symptomatik:    vorwiegend unspezifische Magen-Darmbeschwerden
  Ursache:        Typ I-Allergie durch spezifische IgE-Antikörper gegen
                  Getreideproteine
  Diagnostik:     Nachweis spezifischer IgE-Ak im Serum

  Bei einer Weizenmehl-Sensibilisierung werden im Unterschied zur
                Zöliakie andere Getreidesorten vertragen !
Die Zöliakie ist von der Allergie auf Getreideproteine abzugrenzen.

Symptomatik:   gastrointestinale Beschwerden, aber auch systemische
               Manifestationen (Müdigkeit, Grippegefühl, Urtikaria,
               Exanthem, etc.)
Ursache:       Typ VI-Allergie durch Antigen-spezifische T-Zellen gegen
               Getreideproteine
Diagnostik:    Nachweis Antigen-spezifischer T-Zellen im Blut mittels LTT
Therapie bei Zöliakie: lebenslange glutenfreie Diät
Zusammenfassung
1. Zöliakie-Manifestation ist in jedem Lebensalter möglich.

2. Ak-Screenings haben hohe Inzidenzen bis zu 1:100 gezeigt.
3. Bei unklaren Krankheitsbildern sollte immer auch an eine Zöliakie
   gedacht werden (Dermatologen, Endokrinologen, Diabetologen,
   Zahnärzte, Neurologen, etc.)
4. Bei Risikogruppen sollte einmalig die HLA-Bestimmung erfolgen. Bei
   Positivität regelmäßige Ak-Bestimmung unter Gluten-haltiger
   Ernährung.
5. Es ist immer ein IgA-Mangel auszuschließen.
6. Durch die HLA-Bestimmung kann bei einem negativen Ergebnis eine
   Zöliakie mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
7. Nach den neuen ESPHAN-Kriterien (01/2012) kann bei hohen
   Antikörpertitern durch die Kombination von Symptomen und der HLA-
   Bestimmung die Zöliakiediagnose auch ohne Biopsie erfolgen.
Urtikaria
  Pathogenese und Labordiagnostik

                             30. Mai 2012, 15.00 Uhr

                                       Dr. Volker von Baehr

Institut für Medizinische Diagnostik Berlin, Nicolaistraße 22, 12247 Berlin +49 3077001-220, info@inflammatio.de
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