Zöliakie ist weiblich - Dr. Schär
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Forum GLUTEN-FREE JOURNAL FOR HEALTH CARE PROFESSIONALS | AUSGABE 02/2016 Zöliakie ist weiblich Frauen sind etwa doppelt so häufig von Zöliakie betroffen wie Männer. Und die Zöliakieerkrankung ist viel- fach mit weiteren gesundheitlichen Störungen assoziiert, die Mediziner und Ernährungsfachkräfte im Blick behalten sollten. Die in dieser Ausgabe des Forums veröffent- komplikationen, insbesondere die Hashimoto- Summary lichten Artikel über Geburtskomplikationen, Schilddrüse, bei Frauen bereits im Kindesalter Unfruchtbarkeit und Osteoporose bei Zöli- häufiger vorkommen; (c) einige Erscheinungs- Die in dieser Ausgabe des Forums behandel- akie haben einen gemeinsamen Nenner: den formen der Zöliakie, insbesondere die Eisen- ten Themen – Geburtskomplikationen und Zusammenhang zwischen der Zöliakieerkran- mangelanämie, Krankheitszustände erschwe- Osteoporose im Zusammenhang mit Zöliakie, kung und der Gesundheit der Frau, insbe- ren können, die bei Frauen häufiger auftreten. vereint mit der größeren Häufigkeit dieser Er- sondere im fruchtbaren Alter. Das Interesse krankung vor allem bei Frauen – machen aus für dieses Thema ist groß, da die diätetische Es mag schon so sein, dass es – wie Khashan der Zöliakie eines der Themen, die für die Ge- Behandlung der Zöliakie in der Lage ist, die- und McCarthy in ihrer hervorragenden sundheit der Frau, insbesondere im fruchtba- sen Komplikationen vorzubeugen und bereits Übersicht über Geburtskomplikationen be- ren Alter, von vorrangigem Interesse sind. bestehende zu reduzieren oder gar zu heilen. hauptet haben – „noch keine ausreichenden Dies wirkt sich sowohl auf den gesundheitli- Nachweise für die Empfehlung des serologi- chen als auch auf den psychisch-sozialen Be- schen Screenings der Zöliakie zu Beginn der PROFESSOR CARLO CATASSI reich aus. Schwangerschaft gibt“. Zweifelsohne könn- Professor für Pädiatrie an der te aber ein einfacher Bluttest (auf der Suche Polytechnischen Universität in den Marken (Italien), Gastprofessor für Mit diesen Themen erschöpfen sich die Zu- nach Anti-Transglutaminase-Antikörpern), Pädiatrie und Co-Direktor für das sammenhänge zwischen Zöliakie und dem zusätzlich zu den zahlreichen Tests, die bei ei- Forschungszentrum „Center For weiblichen Geschlecht allerdings noch nicht, ner Schwangeren routinemäßig durchgeführt Celiac Research“ der University of Maryland, Baltimore, USA, zumal (a) diese Krankheit bei Frauen häufiger werden, sowohl bei der künftigen Mutter als Koordinator des wissenschaftlichen ist, mit einem Verhältnis von etwa 2:1 zwi- auch beim Ungeborenen, vielen möglichen Komitees von Dr. Schär schen Frau und Mann; (b) einige Autoimmun- Leiden vorbeugen.
FORUM | GLUTEN-FREE | JOURNAL FOR HEALTH CARE PROFESSIONALS | AUSGABE 02/2016 Obstetrische Komplikationen bei Zöliakie-Patientinnen Frauen mit Zöliakie haben ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, die sich jedoch durch das Einhalten einer glutenfreien Ernährung reduzieren lassen. Doch gerade eine nicht entdeckte – und folglich nicht behandelte – Zöliakie erhöht das Risiko für Fertilitätsstörungen, Frühgeburt und ein geringes Geburtsgewicht. Die Zöliakie ist eine glutensensitive Enteropa- Diese Tatsache untermauert die zentrale Rol- DR. ALI S KHASHAN thie mit einer geschätzten Prävalenz von 1 % le, die die HLA-Moleküle in der Pathogenese Department of Epidemiology and weltweit. 1 Man geht davon aus, dass dieser der Zöliakie spielen. Die Zöliakie ist durch Public Health, University College Cork, Wert lediglich die Spitze des Eisbergs präsen- eine dauerhafte Intoleranz gegenüber gluten- Irland und The Irish Centre for Fetal and Neonatal Translational Research tiert und eine große Anzahl der Zöliakie-Er- haltigen Lebensmitteln gekennzeichnet. In (INFANT), University College Cork, krankungen unerkannt bleibt. Eine Zöliakie der Vergangenheit wurde die Zöliakie als eine Cork University Maternity Hospital, wird in der Regel im frühen Kindesalter oder Ernährungsstörung im Kindesalter betrachtet, Wilton, Cork, Irland. bei Erwachsenen im dritten bzw. vierten Le- welche sich mit Malabsorption und Durch- bensjahrzehnt diagnostiziert. fällen in unterschiedlichsten Ausprägungen manifestiert. Heute ist die Zöliakie jedoch als DR. FERGUS MCCARTHY In bestimmten ethnischen Gruppen, zum eine systemische Krankheit mit multiplen kli- Division of Women's Health KCL, Beispiel in Gruppen keltischer Abstammung, nischen Präsentationen anerkannt. 2 Zöliakie Women's Health Academic Centre KHP, St Thomas's Hospital, London. scheint eine höhere Zöliakie-Prävalenz vorzu- ist mit einem erhöhten Risiko für Fertilitäts- Großbritannien herrschen. Etwa 96 % aller Zöliakie-Patienten störungen und Schwangerschaftskomplikati- testen positiv auf HLA DQ2, während die onen assoziiert, darunter ungeklärte Infertili- übrigen Patienten in der Regel den weniger tät, 3 Fehlgeburt, 3 kongenitale Fehlbildungen, 4 häufigen HLA-Haplotyp DQ8 exprimieren. Frühgeburt, 5 intrauterine Wachstumsretardie- rung, 5, 6 postpartale Blutung 7 und assistierte Geburt. 7 Die vorliegenden Ergebnisse sind kontrovers. 4, 7, 8 Man nimmt an, dass eine Zöliakie und ins- besondere eine nicht behandelte Zöliakie via Antikörper, die mit dem Gewebe der sich entwickelnden Plazenta interagieren, Schwan- gerschaftskomplikationen auslöst. In-vitro- Studien haben gezeigt, dass Gewebs-Transglu- taminase-IgA-Antikörper (tTG-IgA-Ak) an Zellen des humanen Trophoblast binden und 2
auf diese Weise die Funktion des Trophoblast gegenüber Frauen ohne Zöliakie kein erhöhtes dosis- und zeitabhängig beeinträchtigen. Zu- Risiko für negative Auswirkungen auf die Ge- Eine nicht diagnostizierte sätzlich induziert Gluten bei Frauen, die unter burtsparameter beobachtet. Diese Ergebnisse Zöliakie der Mutter ist mit einem Zöliakie leiden, eine T-Zell-vermittelte Immu- wurden von der dänischen Kohortenstudie mit geringen Geburtsgewicht und nantwort, die ebenfalls zu Schwangerschafts- mehr als 1,5 Millionen Neugeborenen bestä- komplikationen beitragen kann. Darüber tigt. 5 Diese Studie ergab für Frauen mit einer Frühgeburt assoziiert. hinaus kann Gliadin T-Zellen im peripheren zum Zeitpunkt der Schwangerschaft nicht di- Blut aktivieren und so eine erhöhte Zytokin- agnostizierten und folglich nicht behandelten Sekretion auslösen, die die Entwicklung des Zöliakie versus Frauen ohne Zöliakie ein hö- Trophoblast ebenfalls beeinträchtigen kann. heres Risiko für SGA (OR = 1,3), Frühgeburt (OR = 1,33) und geringes Geburtsgewicht, In jüngerer Zeit haben hochwertige Studien nämlich einem Gewicht von durchschnittlich mit großen Kohorten und systematische Re- 100 g unter dem Geburtsgewicht der Babys views dazu beigetragen, das Assoziationsmaß von Frauen ohne Zöliakie. Wie schon die sowohl zwischen der behandelten als auch der schwedische Studie zeigte die dänische Studie nicht behandelten Zöliakie und Schwanger- für Frauen mit diagnostizierter und mutmaß- schaftskomplikationen zu klären, sodass die lich behandelter Zöliakie kein erhöhtes Risiko Beratung und Untersuchung von Frauen mit für Schwangerschaftskomplikationen. Schwangerschaftskomplikationen verbessert werden konnte. Die beiden größten Kohorten- Ein kürzlich veröffentlichter systematischer studien über maternale Zöliakie und Schwan- Review analysierte zehn Kohortenstudien mit gerschaftskomplikationen wurden in Schwe- Daten von mehr als 4,5 Millionen Frauen. 10 den 9 und Dänemark 5 durchgeführt und in Diese Metaanalyse zeigte, dass das Risiko für der letzten Dekade veröffentlicht. Die Autoren Frühgeburt (bereinigte OR = 1,35), intraute- dieser Studien stützen sich auf die relevanten rine Wachstumsretardierung (OR = 2,48), Daten aus den Geburten- und Krankenhaus- Totgeburt (OR = 4,84), geringes Geburtsge- registern der einbezogenen Länder. Mithilfe wicht (OR = 1,63) und SGA (OR = 4,52), dieser Daten konnten alle Geburten während definiert als Wert unterhalb der 10. Perzentile des Studienzeitraums identifiziert werden. der Perzentilenkurve, bei Frauen mit Zöliakie Zudem konnte festgestellt werden, ob bei den (sowohl behandelt aus auch unbehandelt) si- betroffenen Frauen eine Zöliakie diagnostiziert gnifikant höher ist. Im Hinblick auf die Inzi- denzrate der Präeklampsie wurden keine signi- fikanten Unterschiede festgestellt. Man nimmt an, dass die Interaktion zwischen Antikörpern In einer anschließenden Subgruppenanalyse und Plazenta Schwangerschafts- wurde das Assoziationsmaß zwischen der di- agnostizierten (und mutmaßlich behandelten) komplikationen auslöst. Zöliakie und diesen Parametern untersucht. Die Subgruppenanalyse von Frauen mit dia- worden war. Aus dem Datum der Diagnose gnostizierter und behandelter Zöliakie ergab und dem Datum der Bestätigung der Schwan- ebenso wie die Subgruppenanalyse von Frauen gerschaft ergab sich zudem, ob die Diagnose mit nicht diagnostizierter und folglich nicht vor oder nach der Schwangerschaft gestellt behandelter Zöliakie ein signifikant erhöhtes wurde. In der schwedischen Kohortenstudie Risiko für Frühgeburt (OR = 1,26 bzw. OR mit mehr als zwei Millionen Neugeborenen = 2,50). Bei Frauen mit diagnostizierter und stellten Ludvigsson et al. 9 fest, dass eine nicht mutmaßlich behandelter Zöliakie war das Ri- diagnostizierte maternale CD mit einem gerin- siko für die Schwangerschaftskomplikation gen Geburtsgewicht (OR = 2,13), SGA [klein Frühgeburt gegenüber den Frauen mit nicht für Gestationsalter] (OR = 1,62) und Frühge- diagnostizierter und folglich nicht behandelter burt (OR = 7,71) assoziiert ist. Bei Schwange- Zöliakie jedoch signifikant geringer (OR = ren mit diagnostizierter und mutmaßlich vor 0,80). Die Daten zu den pränatalen und pe- der Entbindung behandelter Zöliakie wurde rinatalen Risikofaktoren für die Entwicklung
FORUM | GLUTEN-FREE | JOURNAL FOR HEALTH CARE PROFESSIONALS | AUSGABE 02/2016 einer Zöliakie bei den Nachkommen sind liche durch die maternale Zöliakie bedingte Durch eine glutenfreie Ernährung ebenfalls kontrovers. Der entscheidende Fak- Risiken auf ein Minimum zu reduzieren. Es können die Risiken für mögliche tor für die Entwicklung einer Zöliakie bei den liegen keine ausreichenden klinischen und Schwangerschaftskomplikationen Nachkommen ist jedoch offenbar die mater- kostenrelevanten Evidenzdaten vor, um bei nale Zöliakie. 11 In einer Mutter-Baby-Kohorte gesunden Schwangeren ein routinemäßiges reduziert werden. mit etwa 100.000 Mutter-Baby-Paaren lag die Zöliakiescreening zu Beginn der Schwanger- Odds Ratio für die Entwicklung einer Zölia- schaft zu befürworten, um so eine mögliche kie bei den Nachkommen bei etwa 12. nicht diagnostizierte Zöliakie festzustellen und den Schwangerschaftsverlauf und -aus- gang zu verbessern. Desgleichen liegen nur Welches sind die für die allge- unzureichende Evidenzdaten vor, um ein meine obstetrische Population solches Zöliakiescreening bei Frauen mit relevanten Risiken und wie können Schwangerschaftskomplikationen zu empfeh- diese minimiert werden? len. Dennoch werden Hochrisikogruppen wie Frauen mit einer Häufung von Fehlgeburten Insgesamt haben Frauen mit Zöliakie ein in der Vorgeschichte inzwischen vermehrt erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskom- auf eine möglicherweise nicht diagnostizierte plikationen. Durch eine glutenfreie Ernäh- Zöliakie getestet. Schwangeren ohne Zöliakie rung können diese Risiken reduziert wer- kann versichert werden, dass eine Glutenauf- den. Daher sollten Zöliakie-Patientinnen nahme während der Schwangerschaft offen- angewiesen werden, vor der Empfängnis und bar nicht mit einem erhöhten Risiko für die während der gesamten Schwangerschaft eine Entwicklung einer Zöliakie bei den Nach- strikte Glutenkarenz einzuhalten, um mög- kommen assoziiert ist. QUELLEN 1 Green PH, Jabri B. Coeliac disease. Lancet. 6 McCarthy FP, Khashan AS, Quigley E, Shana- 10 Saccone G, Berghella V, Sarno L, Maruot- 2003;362(9381):383-91. han F, O'Regan P, Cronin C, et al. Undiagnosed ti GM, Cetin I, Greco L, et al. Celiac disease maternal celiac disease in pregnancy and an and obstetric complications: a systematic re- 2 van Heel DA, West J. Recent advances in coeliac increased risk of fetal growth restriction. J Clin view and metaanalysis. Am J Obstet Gynecol. disease. Gut. 2006;55(7):1037-46. Gastroenterol. 2009;43(8):792-3. 2016;214(2):225-34. 3 Tersigni C, Castellani R, de Waure C, Fattoros- 7 Abdul Sultan A, Tata LJ, Fleming KM, Crooks 11 Emilsson L, Magnus MC, Stordal K. Perinatal si A, De Spirito M, Gasbarrini A, et al. Celiac CJ, Ludvigsson JF, Dhalwani NN, et al. Pregnan- risk factors for development of celiac disease in disease and reproductive disorders: meta-anal- cy complications and adverse birth outcomes children, based on the prospective Norwegian ysis of epidemiologic associations and potential among women with celiac disease: a popula- Mother and Child Cohort Study. Clin Gastroen- pathogenic mechanisms. Hum Reprod Update. tion-based study from England. Am J Gastroen- terol Hepatol. 2015;13(5):921-7. 2014;20(4):582-93. terol. 2014;109(10):1653-61. 4 Ban L, West J, Abdul Sultan A, Dhalwani NN, 8 Dhalwani NN, West J, Sultan AA, Ban L, Tata Ludvigsson JF, Tata LJ. Limited risks of major LJ. Women with celiac disease present with congenital anomalies in children of mothers fertility problems no more often than women with coeliac disease: a population-based cohort in the general population. Gastroenterology. study. BJOG. 2015;122(13):1833-41. 2014;147(6):1267-74 e1; quiz e13-4. 5 Khashan AS, Henriksen TB, Mortensen PB, Mc- 9 Ludvigsson J, Montgomery S, Ekbom A. Celiac Namee R, McCarthy FP, Pedersen MG, et al. The disease and risk of adverse fetal outcome: a impact of maternal celiac disease on birthweight population-based cohort study. Gastroenterology and preterm birth: a Danish population-based co- 2005; 129:454 – 463. hort study. Hum Reprod. 2010;25(2):528-34. 4
Glutenunverträglichkeit und weibliche Infertilität Zöliakie kann bei Frauen zu unterschiedlichsten Fertilitätsstörungen, beispielsweise Endometriose, führen. Daher sollte bei betroffenen Frauen ein Zöliakiescreening in Betracht gezogen werden. Auch bei negativem Befund kann eine glutenfreie Ernährung, etwa bei einer möglichen Glutensensitivität, hilfreich sein. Die aktuellen Leitlinien sprechen keine Emp- kungen auf die weibliche Fertilität und den fehlungen zugunsten eines routinemäßigen Schwangerschaftsverlauf haben. Die Prävalenz JUSTINE BOLD Zöliakiescreenings bei Frauen mit Fertili- der CD bei Frauen mit Fertilitätsstörungen Senior Lecturer, tätsstörungen aus, obgleich der potenzielle liegt in Europa laut Berichten in der Literatur Institute of Health & Society, University of Worcester Einfluss der Zöliakie (CD) auf die weibliche zwischen 4 und 8 %, also höher als in der All- Fertilität in der Literatur hinreichend be- gemeinpopulation, wo die CD-Prävalenz auf schrieben wurde und viele Wissenschaftler etwa 1 % geschätzt wird. 5 Frauen mit unge- die Einführung solcher Screenings befür- klärten Fertilitätsstörungen haben verglichen worten. Eine CD kann bei Frauen die Pu- mit der Allgemeinpopulation offenbar eine bertät 1 verzögern und zu Malabsorption und höhere CD-Rate. 6 In einer Studie an Frauen Nährstoffdefiziten führen, insbesondere zu mit ungeklärter Infertilität war die CD-Rate einem Mangel an Zink, Vitamin B12, Eisen unter diesen Frauen sechs Mal höher als in und Folsäure 2. Diese Spurenelemente und der Kontrollgruppe. 6 Angesichts der hohen Vitamine spielen eine wichtige Rolle bei der Kosten und emotionalen Belastungen, die mit Empfängnis/Schwangerschaft und ein Man- einer Fertilitätstherapie einhergehen, sollten gel kann nachweislich zu Fertilitätsstörungen Mediziner, die in diesem Bereich arbeiten, ermutigt werden, Patientinnen mit diagnos- tizierter Infertilität, insbesondere diejenigen Die Zöliakieprävalenz ist bei mit ungeklärter Infertilität, routinemäßig auf CD zu untersuchen. Frauen mit Fertilitätsstörungen schätzungsweise vier- bis achtmal höher als in der Allgemeinbevölkerung. sowie Schwangerschaftskomplikationen füh- ren. Des Weiteren ist CD mit Amenorrhö, vorzeitigem Versagen der Eierstöcke sowie ob- stetrischen Komplikationen, z. B. Frühgeburt oder geringes Geburtsgewicht, assoziiert. 3 Es liegen jedoch Berichte über CD-Patientinnen vor, die in der Vorgeschichte Fehlgeburten er- litten hatten, jedoch nach Einführung einer glutenfreien Ernährung (GFD) eine kompli- kationsfreie Schwangerschaft erlebten. 4 Eine nicht diagnostizierte und folglich nicht be- handelte Zöliakie kann tiefgreifende Auswir-
FORUM | GLUTEN-FREE | JOURNAL FOR HEALTH CARE PROFESSIONALS | AUSGABE 02/2016 Während die Assoziation der CD mit Ferti- rund zwei Millionen Frauen. 11 Interessant Eine glutenfreie Ernährung litätsstörungen anerkannt ist, gibt es kaum ist auch, dass Endometriose in Abwesenheit lindert möglicherweise die belastbare Daten zu einem Zusammenhang klassischer Symptome als das primäre CD- zwischen Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität Symptom genannt wird 12 und dass bei vielen Beschwerden bei Endometriose. (NCGS) und weiblicher Infertilität; jedoch Patientinnen gastrointestinale Symptome und wurde 2015 ein Fallbericht veröffentlicht, das Reizdarmsyndrom (RDS) häufig in Ver- der auf eine mögliche Assoziation hindeutet. 7 bindung mit einer Endometriose auftreten 13. Interessanterweise wird auch bei NCGS ein Darüber hinaus ist auch wichtig, dass einige Mangel an Eisen, Folsäure, Vitamin D und RDS-Patienten eine Glutensensitivität auf- Vitamin B12 beobachtet. 8, 9 Dies könnte weisen; laut Literatur ist das RDS sowohl mit darauf hindeuten, dass die Ursache der Fer- CD 14 also auch mit NCGS 15 assoziiert, ob- tilitätsstörungen von NCGS-Patientinnen in gleich die Zusammenhänge und die zugrunde eben diesen durch Malabsorption hervorge- liegende Pathogenese noch nicht umfassend rufenen Defiziten in Verbindung mit NCGS- geklärt sind. bedingten immunologischen Anomalien zu suchen ist. 7 Ein laufendes Graduiertenforschungsprojekt an der University of Worcester, das die Mo- Die Literatur berichtet zudem von einer As- tivation von Menschen untersucht, die eine soziation der CD mit Endometriose. 10 Die glutenfreie Ernährung befolgen, obgleich sie Endometriose, eine der führenden Ursachen nicht unter Zöliakie leiden, hat gezeigt, dass für weibliche Infertilität, betrifft allein in GB viele versuchen, mit einer GFD bestimmte Symptome selbst zu heilen. Vor dem Hinter- grund der vorherrschenden Ansicht, dass die wachsende Popularität der GFD unter Nicht- Zöliakie-Patienten lediglich Resultat eines Modetrends sei, ist dies ist ein interessanter Aspekt. Könnte es sein, dass einige Frauen ver- suchen, ihre frauenspezifischen gesundheitli- chen Probleme auf diesem Weg zu bewältigen? 6
Es liegen nur wenige Studien vor, die die körperliche Funktion.Mediziner, die Frauen potenzielle therapeutische Wirkung einer mit diagnostizierter, ungeklärter Infertilität GFD bei der Behandlung frauenspezifischer und anderen frauenspezifischen Gesund- Gesundheitsprobleme wie z. B. Endometri- heitsproblemen wie Endometriose behan- ose untersucht haben. Eine 2012 in Italien deln, sollten die klinischen Symptome und durchgeführte Studie 16, in die 207 Patien- Komorbiditäten beurteilen und ein Zölia- tinnen mit bestätigter Endometriose einge- kiescreening in Betracht ziehen, dabei jedoch schlossen waren, zeigte, dass die schmerzhaf- die Möglichkeit fehlender gastrointestinaler ten Endometriose-bedingten Symptome bei Symptome nicht außer Acht lassen. Bei nega- vielen Patientinnen nach einem Jahr unter tiver CD-spezifischer Serologie und fehlender Glutenkarenz zurückgingen. 75 % der Pati- Indikation für eine Dünndarm-Biopsie sollte entinnen berichteten nach einem Jahr unter daher auch eine NCGS in Erwägung gezogen GFD über eine statistisch signifikante Reduk- werden. Obgleich weitere Studien in diesem tion der schmerzhaften Symptome. Bei 25 % Bereich zweifelsfrei erforderlich sind, wäre es der Patientinnen verbesserten sich die Sym- angesichts der emotionalen und finanziellen ptome nicht, keine Patientin klagte jedoch Belastungen, die mit Infertilität assoziiert über eine Verschlechterung. Im Hinblick auf sind, empfehlenswert, eine glutenfreie Ernäh- die gesundheitsbezogene Lebensqualität er- rung mit diesen Patientinnen zu diskutieren reichten alle Patientinnen höhere Scores in und als adjunktive Maßnahme zur Behand- den Bereichen körperliche und psychische lung der Infertilität oder Endometriose in Be- Gesundheit und Vitalität sowie soziale und tracht zu ziehen. QUELLEN 1 Leffler DA, Green PH, Fasano A. Extraintestinal 7 Bold J, Rostami K. Non-coeliac gluten sensi- 13 Ek M, Roth B, Ekström P, Valentin L, Bengtsson manifestations of coeliac disease. Nat Rev Gas- tivity and reproductive disorders. Gastroenterol M, Ohlsson B. Gastrointestinal symptoms among troenterol Hepatol. 2015 Oct;12(10):561-71. Hepatol Bed Bench 2015;8(4):294-297. endometriosis patients-A case-cohort study. BMC Womens Health. 2015 Aug 13;15:59. 2 Vici G, Belli L, Biondi M, Polzonetti V. Gluten 8 Volta U, Bardella MT, Calabrò A, Troncone R, free diet and nutrient deficiencies: A review. Corazza GR; Study Group for Non-Celiac Gluten 14 SánchezVargas LA, ThomasDupont P, TorresAgu- Clin Nutr. 2016 May 7. Sensitivity. An Italian prospective multicenter ilera M, AzamarJacome AA, RamírezCeervanes survey on patients suspected of having non-celi- KL, AedoGarcés MR, MeixueiroDaza A, 3 Bykova SV, Sabel'nikova EA, Parfenov AI, Gud- ac gluten sensitivity. BMC Med 2014;12:85. RoeschDietlen F, GrubePagola P, VivancoCid H, kova RB, Krums LM, Chikunova BZ. Reproduc- Remes Troche JM. Prevalence of celiac disease tive disorders in women with celiac disease. 9 Molina-Infante J, Santolaria S, Sanders DS, and related antibodies in patients diagnosed Effect of the etiotropic therapy. Eksp Klin Gas- Fernández-Bañares F. Systematic review: non- with irritable bowel syndrome according to the troenterol. 2011;(3):12-8. coeliac gluten sensitivity. Aliment Pharmacol Rome III criteria. A case control study. Neuro- Ther 2015;41:807-20. gastroenterol Motil. 2016 Jul;28(7):9941000. 4 Tursi A, Giorgetti G, Brandimarte G, Elisei W. Effect of gluten-free diet on pregnancy outcome 10 Stephansson O, Falconer H, Ludvigsson J. Risk of 15 Makharia A, Catassi C, Makharia GK. The Over- in celiac disease patients with recurrent miscar- endometriosis in 11,000 women with celiac dis- lap between Irritable Bowel Syndrome and Non- riages. Dig Dis Sci. 2008 Nov; 53(11):2925-8. ease. Hum Reprod. 2011 Oct;26(10):2896-901. Celiac Gluten Sensitivity: A Clinical Dilemma. Nutrients. 2015 Dec 10;7(12):1041726. 5 Fortunato F, Martinelli D, Prato R, Pedalino B. 11 Adamson G, Kennedy S, Hummelshoj L. (2010) Results from Ad Hoc and Routinely Collected Creating solutions in endometriosis: global 16 Marziali M, Venza M, Lazzaro S, Lazzaro A, Data among Celiac Women with Infertility or collaboration through World Endometriosis Re- Micossi C, Stolfi VM. Gluten-free diet: a new Pregnancy Related Disorders: Italy, 2001– search Foundation.’ Journal of Endometriosis 2, strategy for management of painful endome- 2011. The Scientific World Journal. Volume 13–16. triosis related symptoms? Minerva Chirr. 2012 2014. Dec;67(6):763499504. 12 Caserta D, Matteucci E, Ralli E, Bordi G, Mos- 6 Singh P, Arora S, Lal S, Strand TA, Makharia carini M. Celiac disease and endometriosis: an GK. Celiac Disease in Women With Infertility: A insidious and worrisome association hard to di- MetaAnalysis. J Clin Gastroenterol. 2016 Jan; agnose: a case report. Clin Exp Obstet Gynecol. 50(1):339. 2014;41(3):3468.
FORUM | GLUTEN-FREE | JOURNAL FOR HEALTH CARE PROFESSIONALS | AUSGABE 02/2016 Osteoporose in der Zöliakie-Population Zöliakie gilt – möglicherweise aufgrund der Malabsorption von Calcium – als ein Risikofaktor für die Entstehung von Osteoporose. Eine glutenfreie Ernährung führt zu einer Reduktion der Zottenatrophie und einer verbesserten Nährstoffabsorption. Zudem sollten Zöliakiepatienten auf eine ausreichende Calciumzufuhr achten. Hintergrund bei 86 % und geht mit einem andauernden DR ALY WOODALL und potenziell ansteigenden Risiko für lang- Senior Lecturer – Nutrition & Dietetics, Die Auswirkungen von Osteoporose und an- fristige osteoporosebedingte Invalidität und University of Chester. deren Knochenkrankheiten auf die Gesund- assoziierte Komorbiditäten wie chronischen heit und das Wohlbefinden der Betroffenen Schmerzen einher. 2 2010 war Osteoporose sind wenig anerkannt. Derzeit ist Osteoporose mittelbar oder unmittelbar für 43.000 Todes- weltweit für mehr als 8,9 Millionen Frakturen fälle in Europa 3 verantwortlich. Innerhalb der per annum verantwortlich; umgerechnet tritt EU beliefen sich die durch Osteoporose ver- also alle 3 Sekunden eine osteoporosebedingte ursachten Kosten (medikamentöse Therapien, Fraktur auf. 1 In GB wird die Prävalenz der Os- Frakturbehandlungen und Krankenhausauf- teoporose auf 3 Millionen geschätzt (Age UK, enthalte) 2010 auf etwa 37 Milliarden Euro. NOS, 2016). Der Grad der direkt oder indi- 2010 betrug die Belastung der Osteoporose- rekt mit Osteoporose assoziierten Invalidität Population in qualitätskorrigierten Lebensjah- ist höher als bei Krebserkrankungen. 1 Sind ren (QALY) ausgedrückt 1.180.000 verlorene einmal krankheitsbedingte Frakturen aufge- QUALYs. Man schätzt, dass diese Zahl bis treten, liegt das Risiko für weitere Frakturen 2025 um 20 % steigen wird. 3
Ätiologie Frakturrisiko (95 % Konfidenzintervall [KI]: 1,14; 1,50) und ein um 69 % erhöhtes Risiko Bei Zöliakiepatientinnen Osteoporose entsteht entweder, wenn eine für Hüftfrakturen fest (95% KI: 1,10; 2,59). 10 wurden eine reduzierte Festig- reduzierte maximale Knochenmasse erreicht Da diese Meta-Analyse notwendigerweise auf keit der Skelettknochen und wird, oder infolge eines signifikanten Abbaus Beobachtungs- und epidemiologischen Stu- von Knochensubstanz. Die Knochenmasse dien basierte, war es nicht möglich, kausale niedrigere Serumcalciumspiegel erreicht gewöhnlich mit etwa 35 Jahren ih- Zusammenhänge aufzuzeigen. Ferner ist dar- beobachtet. ren Höhepunkt. Eine Anzahl von Faktoren auf hinzuweisen, dass die meisten Patienten in kann jedoch dazu beitragen, dass eine redu- den untersuchten Studien eine glutenfreie Er- zierte maximale Knochenmasse erreicht wird. nährung befolgten, die sich auf die Ergebnisse Dazu gehören Anorexie, Mangelernährung, ausgewirkt haben könnte. Morbus Crohn, Zöliakie oder Alkoholmiss- brauch. Ein verstärkter Knochenabbau ist mit Im Laufe der Zeit wurden diverse potenzielle einer reduzierten Synthese der Sexualhormone Mechanismen für den veränderten Knochen- (insbesondere bei Frauen), Mangelernährung, stoffwechseI und damit die beeinträchtigte Hyperthyreose und bestimmten Medikamen- Knochengesundheit von Zöliakiepatienten ten assoziiert, zum Beispiel Antiepileptika, postuliert. Es ist ein anerkannter Fakt, dass Zytostatika, Protonenpumpenhemmer und die bei Zöliakiepatienten beobachtete Zot- Steroide. Auch Lebensgewohnheiten wie zum tenatrophie eine Malabsorption verschiede- Beispiel der Gebrauch von Sonnenschutz- ner Vitamine und Spurenelemente zur Folge mitteln, Rauchen und mangelnde Bewegung hat, darunter auch Calcium und Vitamin D, können zu einem erhöhten Verlust an Kno- welche eine zentrale Rolle im Knochenstoff- chenmasse und damit letztlich zu Knochen- wechsel spielen. Das erhöhte Osteoporose- krankheiten wie der Osteoporose beitragen. 4 risiko bei Zöliakie wird der Malabsorption Weitere Risikofaktoren für Osteoporose sind von Calcium zugeschrieben. Ein Absinken genetische Veranlagung, ethnische Zugehörig- des Calciumspiegels induziert die Freisetzung keit und Lebensalter. So steigt zum Beispiel von Parathormon, die Osteoklastenaktivität die Inzidenzrate der Osteoporose ab 50 Jahren wird hochreguliert und es kommt zu einer bei Frauen auf 1 von 3 und bei Männern auf verstärkten Knochenresorption. 11 In laufenden 1 von 5. Auch innerhalb der Familien betrof- Forschungen wird zudem die Rolle der ver- fener Personen wird eine höhere Inzidenzrate stärkten Aktivierung von proinflammatori- verzeichnet. 4, 5 Keine der genannten Faktoren schen Zytokinen und Autoimmunfaktoren als schließen sich gegenseitig aus. potenzielle Mechanismen für einen veränder- ten Knochenstoffwechsel untersucht. Weitere Studien sind erforderlich, um die genauen Osteoporose und Zöliakie Merkmale und das Gleichgewicht der beteilig- ten Mechanismen zu erforschen. Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung ist die Inzidenz für einen verminderten Kno- Neuere Studien untersuchten den Zusammen- chenmineralgehalt, Osteopenie und Osteo- hang zwischen den mit Zöliakie assoziierten porose in der Zöliakie-Population höher. 6, 7, 8, 9 physiologischen Veränderungen und der Kno- Das geschätzte Frakturrisiko innerhalb der chengesundheit. Die Ergebnisse sind interes- Zöliakie-Population variiert; eine kürzlich sant. In einer überwiegend weiblichen Kohorte veröffentlichte Meta-Analyse stellte jedoch stellten Garcia Manzanares et al. (2012) posi- zur Baseline bei Zöliakiepatienten ein gegen- tive Korrelationen zwischen einer verstärkten über der Kontrollgruppe um 30 % erhöhtes Zottenatrophie und der Verminderung von
FORUM | GLUTEN-FREE | JOURNAL FOR HEALTH CARE PROFESSIONALS | AUSGABE 02/2016 Knochenmasse in der Lendenwirbelsäule fest. 8 völkerung angewendet werden. Zur Diagnos- In einer ausschließlich weiblichen Kohorte stell- tik der Zöliakie wird bei positiver Serologie ten Stein et al. (2015) bei Zöliakiepatientinnen weiterhin eine histologische Untersuchung gegenüber gesunden Kontrollpatientinnen der- der Dünndarmschleimhaut empfohlen. Diese selben Altersgruppe signifikante Unterschiede Empfehlung berücksichtigt die Variabilität des in der Knochenmikroarchitektur fest. 9 Diese serologischen Befundes und die Tatsache, dass Unterschiede wurden primär im trabekulären eine zöliakiebedingte Malabsorption durch Knochen und weniger im kortikalen Knochen histologische Untersuchung zweifelsfrei nach- beobachtet und waren mit einer reduzierten gewiesen werden kann. 13 Diese Empfehlung Festigkeit der Skelettknochen assoziiert. Bei gilt nicht für pädiatrische Patienten. 13 Durch Zöliakiepatientinnen beobachteten Stein et al. die histologische Untersuchung der Schleim- (2015) zudem trotz einer deutlich erhöhten hautbiopsie, sofern vorgenommen, wird nicht Calciumzufuhr niedrigere Serumcalciumspiegel allein eine Zottenatrophie im Dünndarm als bei den gesunden Kontrollen derselben Al- nachgewiesen. Vielmehr ermöglicht sie auch tersgruppe. 9 Dies deutet auf eine Calcium-Mal- die Klassifizierung der Atrophie nach Marsh. 13 absorption hin und bestätigt die seit Langem Ein hoher Marsh-Wert entspricht einer aus- gehegten Vermutungen über die ursächlichen geprägten Zottenatrophie und ist mit einer Mechanismen für die erhöhte Osteoporose- hochgradigen Malabsorption assoziiert. 8, 13 Prävalenz in der Zöliakie-Population. Ergeben wiederholte Dünndarm-Biopsien eine andauernde Zottenatrophie unter Glu- Weitere Studien mit größeren Kohorten so- tenkarenz ist eine andauernde Malabsorption wohl männlicher als auch weiblicher Zöliakie- wahrscheinlich. patienten sind erforderlich, um die Relevanz und Gültigkeit der Ergebnisse dieser Studien für eine größere Zöliakie-Population nachzu- Therapie weisen. Derzeit konzentriert sich die Behandlung der Osteoporose auf die medikamentöse Thera- Diagnose pie z. B. Bisphosphonate, Hormonersatzthe- rapie, rekombinante Parathormontherapie Zur Diagnose der Osteoporose wird gewöhn- und Substitution von Calcium und Calcium/ lich der Knochenmineralgehalt mittels Du- Vitamin D. al-Röntgen-Absorptiometrie (DEXA-Scan) gemessen. Andere konventionelle Röntgen- Auch die Ernährungs- und Lebensgewohn- techniken wie die Quantitative Compu- heiten spielen bei der Prävention und Be- tertomographie (QCT) können ebenfalls handlung der Osteoporose eine Rolle, dies eingesetzt werden. 12 Die gemessene Knochen- gilt auch für Osteoporosepatienten mit Zöli- mineraldichte wird als T-Score in der Zahl der akie. Die Zöliakie-Leitlinie 2014 der British Standardabweichung (SD) des Messwertes Society of Gastroenterology betont neben der vom Mittelwert bei gesunden Erwachsenen Bedeutung der glutenfreien Ernährung zur angegeben. Per Definition liegt eine Osteo- Reduktion der Zottenatrophie, Förderung porose ab einem T-Score von -2,5 SD vor. der Schleimhautheilung und Verbesserung Die Diagnosetechniken bei Zöliakiepatienten der Nährstoffabsorption auch die Bedeu- entsprechen denen, die bei der Allgemeinbe- tung einer adäquaten Zufuhr einer Reihe 10
von Nährstoffen, Vitaminen und Spurenele- wissenschaftliche Daten deuten darauf hin, menten, einschließlich Calcium. 13 Wenn eine dass präventive Maßnahmen für alle Patien- adäquate Calciumzufuhr über die Ernährung ten mit bestätigter Osteoporose oder Osteo- erfolgt, ist eine zusätzliche Calciumsubstitu- poroserisiko unverzichtbar sind, unabhängig tion gegebenenfalls nicht erforderlich. Eini- davon, ob sie an Zöliakie leiden oder nicht. gen Zöliakiepatienten gelingt es, die emp- Hierzu gehören neben einer adäquaten Auf- fohlene Tagesdosis von 1.000 mg Calcium nahme der relevanten Nährstoffe, Vitamine allein über ihre Ernährung einzunehmen. 14 und Spurenelemente allgemeine Maßnahmen Die Aufnahme der in der Vergangenheit von zur Förderung der Gesundheit, zum Beispiel Zöliakie-Leitlinien empfohlenen Tagesdosis eine gesunde Ernährung, ein aktiver Lebens- von 1.500 mg 14, welches nach wie vor die stil sowie die Vermeidung von Mangelernäh- empfohlene Tagesdosis für postmenopausale rung. Bei Patienten mit einem erhöhten Os- Frauen und Männer im fortgeschrittenen Le- teoporoserisiko, zum Beispiel Patienten mit bensalter ist, gelingt auf diese Weise jedoch Zöliakie, sollte die Calciumaufnahme gemäß nur wenigen. 13 Die Osteoporose-Prävalenz Empfehlung der Leitlinien 1.000 mg/Tag innerhalb der Zöliakie-Population unter- nicht unterschreiten. 13 Wird dies nicht über streicht die Bedeutung einer konsistenten die Ernährung erreicht, ist eine zusätzliche und adäquaten Calciumaufnahme. Aktuelle Calciumsubstitution erforderlich. QUELLEN 1 Johnell O and Kanis JA An estimate of the world- 6 Van Heel, D.A. & West, J. Recent advances in 11 Walters JRF. Bone mineral density in coeliac wide prevalence and disability associated with coeliac disease. GUT (2006), 55, 1037-1046. disease. Gut (1994) 35,150–1 osteoporotic fractures. Osteoporos Int (2006) 17:1726. 7 Corazza, G.R., Di Sario, A., Cecchetti, L., et 12 https://www.iofbonehealth.org/diagnosing-osteo- al. Influence of pattern of clinical presentation porosis accessed 10/8/16 at 2.13 2 Kanis JA, Johnell O, De Laet C, et al. (2004) and of gluten-free diet on bone mass and me- A meta-analysis of previous fracture and subse- tabolism in adult coeliac disease. Bone, (1996) 13 Ludvigsson, J.F., Bai, J.C., Biagi, F., et al. Diag- quent fracture risk. Bone 35:375. 18(6), 525-530. nosis and management of adult coeliac disease: guidelines from the British Society of Gastroen- 3 Hernlund E, Svedbom A, Ivergard M, Compston 8 García-Manzanares A, Tenias JM, Lucen- terology, GUT (2014) 63(8). 1210-1228. J. Osteoporosis in the European Union: Medical do AJ. Bone mineral density directly corre- Management, Epidemiology and Economic Bur- lates with duodenal Marsh stage in newly 14 Martin, K. and Woodall, A. Optimising the Man- den. A report prepared in collaboration with the diagnosed adult celiac patients. Scand J agement of Bone Disease for Coeliac Patients International Osteoporosis Foundation (IOF) and Gastroenterol. (2012) 47(8-9):927-36. doi: in a Dietetic-led Clinic. International Journal the European Federation of Pharmaceutical Indus- 10.3109/00365521.2012.688217 of Celiac Disease. 2016, 4(2), 48-54. DOI: try Associations (EFPIA). Arch Osteoporos (2013) 10.12691/ijcd-4-2-6 8:136 DOI 10.1007/s11657-013-0136-1 9 Stein, E.M., Rogers, H., Leib, A., McMahon, D.J., Young, P., Nishiyama, K., Guo, X.E., Lew- 4 Hendrickx, G., Boudin, E. and Van Hul, W. A look is, S, Green, P.H., Shane, E. Abnormal Skele- behind the scenes: the risk and pathogenesis of tal Strength and Microarchitecture in women primary osteoporosis. Nature Reviews Rheu- with Celiac Disease. J. Clin Endocrinol Metab, matology (2015), 11, 462–474 doi:10.1038/ (2015) 100(6), 2347-2353 nrrheum.2015.48 10 Heikkila K, Pearce J, Maki M, Kaukinen K. Coe- 5 Van Staa TP, Dennison EM, Leufkens HG, Coop- liac disease and bone fractures: a systematic er C. Epidemiology of fractures in England and review and meta-analysis. J Clin Endocrinol Me- Wales. Bone (2001) 29:517 tab. 2015;100(1),25–34
Forum JOURNAL FOR HEALTH CARE PROFESSIONALS GLUTEN-FREE | AUSGABE 02/2016 News Immer ein Gewinn mit Schär Ob eine kleine Auszeit bei einer wohltuenden rungsberatung oder eine Wellnessbehand- Massage oder ein motivierendes Beratungsge- lung geschenkt. Die Produkte Meisterbäcker spräch bei einer Ernährungsberaterin, die vie- Classic, Meisterbäcker Vital und das Land- le praktische Tipps für den glutenfreien Alltag brot von Schär enthalten einen Gutschein- parat hat – Schär bietet jetzt Menschen mit code, der auf www.schaer-wohlbefinden.de Zöliakie eine gute Gelegenheit, es sich gut eingegeben werden kann. Hier wählt jeder gehen zu lassen. Das Unternehmen hat sich seinen bevorzugten Preis und druckt direkt etwas ganz Besonderes einfallen lassen und den Gutschein dafür aus. möchte mit einer einmaligen Aktion zeigen, wie wichtig ihm die Gesundheit der Betroffe- nen ist. Bis Ende des Jahres bekommen Kon- sumenten mit dem Kauf jedes der 650.000 Aktionsprodukte eine qualifizierte Ernäh- Ballaststoffreicher Knuspergenuss Wer auf eine glutenfreie Ernährung achten laststoffen und schmeckt mit seinen naturbe- muss, darf sich auf einen neuen, goldbraun lassenen Zutaten wie Rohrohrzucker, Milch, gebackenen Knusperkeks freuen. Petit Cereal Eier und Butter wie selbstgemacht. Durch von Schär ist ein nahrhafter, vollwertigen Keks diese wunderbare Komposition ermöglicht mit den wertvollen Inhaltsstoffen aus Buch- Petit Cereal eine ausgewogene Ernährung weizenmehl, Reiskeimflocken, Sojakleie und ohne Verzicht und einen Knusperspaß für Hülsenfrüchten. Dadurch ist er reich an Bal- Jung und Alt. HERAUSGEBER SDE1916_2 Dr. Schär Nutrition Service Dr. Schär AG/SPA, Winkelau 9, I - 39014 Burgstall / Postal Texte: zweiblick, Dr. Schär Nutrition Service Telefon +39 0473 293 300, Fax +39 0473 293 338, professional@drschaer.com Übersetzung: NTL Traduzioni www.drschaer-institute.com
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