Zukunft & innovation - DB Cargo BTT

Die Seite wird erstellt Charlotte Janssen
 
WEITER LESEN
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
Das Kundenmagazin von DB Schenker Rail                                    NR. 04 | 11

                zukunft &
                  innovation                       Seite 08

   VOESTALPINE TUBULARS         OMV                           NORDHAFENKONFERENZ
   Über die Alpen               Integraler Bestandteil        Deutschlands
   nach Nordamerika             der Werkslogistik             Tore zur Welt
   Seite 20                     Seite 26                      Seite 30
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
Super heroes

1C Lokomotiven von DB Schenker Rail
     4D Dieselhydraulik Lok
Class 92
                                                       GB
      DB Baureihe V90

                                                                                       ENGLISCHES DESIGN: Mit ihren technischen Parametern bildet die
                                                                                       Class 92 die Schnittstelle für den Schienengüterverkehr zwischen Groß-
                                                                                       britannien und Frankreich (oben in neuer, links in alter Lackierung).

      kW/PS:       800/1100         Anzugskraft:  201 kN
  Bauja hr:  1993
      Motoren:    	 -1996 4
        ng: 5.040 kW80 Herst
      km/h:
  Leistu
                                 Anzahl Maschinen (DB):  30
                                     Dienstmasse: 80,0 t
                                        eller: Brush/ ABB
                                     Tankinhalt: 3000 l
                                                                  Die Untersee-Lok
  VmaxLänge:
        :     139 km/h 14 m     Anfah  rzugkraft:  400 kN      Die schwere sechsachsige Elektrolok der      der High Speed 1, der neuen Strecke vom
                                     Achsformel:          B’B’
                                  Läng  e:           21,3 m      Klasse 92 wurde von 1993 bis 96 speziell     Tunnel-Terminal Folkestone nach Lon-
  GewiBauzeit:
       cht:           126 t
                      1970-92        Radsatzm    asse: 20,0 t
                                                                  für den Einsatz vor Güterzügen im Euro-      don, ertüchtigt werden. Die zuverlässige
      Anzahl:
  Beson        
          derheiten:      408 m-Lo
                     Zwei-Syste       k
                                    Zugheizu    ng:         –    tunnel zwischen Großbritannien und           Class 92 ist „Hardware“ und Zugpferd
      Herstelle           ritannien,
                 r: GroßbMaK,       Frankreich und Eurotunnel
   Einsa tzgebiete:              Jung-Jung   enthal,   Krupp,     Frankreich entwickelt. DB Schenker Rail      für den Ausbau des ausbaufähigen
          Henschel, Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD)
                                                                  UK betreibt 30 Lokomotiven dieses Ty-        Schienengüterverkehrs von Kontinental-
                                                                  ps, die gegenwärtig für den Einsatz auf      europa nach Großbritannien.

   02 | Railways
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
Zukunftsmusik
                                                                                    W
                                                                                                o werden die Wirtschaft, der Schienengüterverkehr und DB Schenker Rail in
                                                                                                zehn oder zwanzig Jahren stehen? Auf dem Titel dieser railways-Ausgabe und
                                                                                                auf den Seiten 8 bis 19 erhalten Sie eine Vorstellung davon, wie wir uns unse-
                                                                                    re Zukunft buchstäblich ausmalen. Die Facetten des Themenfelds, das unser Künstler
                                                                                    mit einem Augenzwinkern illustriert, beschäftigen uns ernsthaft und nachhaltig.
                                                                                       Was kommt also auf uns zu? Im Special Zukunft & Innovation haben wir das Fernlicht
                                                                                    eingeschaltet. Im Jahr 2025 werden wir voraussichtlich sehr viel mehr Güter bewegen
                                                                                    als heute – und darauf stellen wir uns heute schon ein. Denn im Schienengüterverkehr
                                                                                    sind die Investitionszyklen und damit auch die Innovationszyklen lang. Einen neuen
                                                                                    Güterwagen ersetzen wir schließlich nicht in zwei Jahren durch ein Nachfolgemodell,
                                                                                    so wie es jeder mit seinem Smartphone tut.
                                                                                       Bei DB Schenker arbeiten kluge Köpfe am Schienengüterverkehr der Zukunft. Von
                                                                                    ihnen, ihren Projekten und Visionen wollen wir auf den folgenden Seiten einige vor-
                                                                                    stellen: Mit zwei Unternehmen der Montan-Industrie haben wir dank Six Sigma er-
                                                                                    staunliche Effizienzgewinne realisiert (Seite 12/13). Wir wissen, dass die Zukunft dem
Titelillustration: Pascal Behning / Fotos: Phil Scott; DB Schenker Rail UK; DB AG

                                                                                    intelligenten Güterwagen gehören muss (Seite 15). Und wir praktizieren eine konstruk-
                                                                                    tive Zusammenarbeit mit Universitäten und namhaften Experten wie dem Berliner
                                                                                    Professor Jürgen Siegmann, der uns die Meinung sagt (Seite 16/17).
                                                                                       Unser Kundenmagazin railways hat übrigens im renommierten Wettbewerb „Best
                                                                                    of Corporate Publishing“ Silber gewonnen (Seite 39). Jetzt träumen wir heimlich von
                                                                                    der Goldmedaille. Aber das ist tatsächlich auch wieder – Zukunftsmusik.

                                                                                    Mit herzlichen Grüßen Ihr

                                                                                                                                   Karsten Sachsenröder
                                                                                                                                   Member of the Management Board
                                                                                                                                   DB Schenker Rail

                                                                                                                                                                   railways | 03
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
inhalt

 08    Coverstory:
 Der Zukunft zugewandt
  Wie sich der Schienengüterverkehr bis 2025                                26   I ntegraler Bestandteil der Werkslogistik
  entwickeln könnte: Chancen und Projekte.                                        Am Raffinerie- und Chemiestandort Burg-
                                                                                  hausen führt DB Schenker Rail für OMV
                                                                                  umfangreiche logistische Leistungen durch

                      Zukunft & Innovation                                  28    in Gefäß für 2.800 Autos
                                                                                 E
                                                                                 TRANSA und DB Schenker Rail versorgen
                      12    est Practice: Erkennen und verbessern
                           B                                                     für GOLDBECK eine Parkhaus-Großbau­
                           Wie mit Six Sigma die Transportabläufe               stelle am Flughafen Hannover
                           bei zwei großen Montan-Kunden optimiert
                           wurden                                           29    er Kran kann jetzt mehr
                                                                                 D
                                                                                 Stahlo ertüchtigte seine Umschlaganlage 
                      14    rücken zur Wissenschaft
                           B                                                     in Haiger und will damit die Schienentrans-
                           Wie DB Schenker Laboratories sich für                porte um 40 Prozent steigern
                           Forschung und Entwicklung engagiert

                      15    er intelligente Güterwagen
                           D                                                Company & People
                           Über Asset-Intelligence und die Pers­pek-
                           tive, das Rollmaterial mit moderner             30    eutschlands Tore zur Welt
                                                                                 D
                           Sensorik auszurüsten                                  Auf der sechsten Nordhafenkonferenz
                                                                                 ging es um neue Lösungen für den See­
                      16   „ Innovationskraft noch zu zaghaft“                  hafen-Hinterlandverkehr und die
                            Professor Jürgen Siegmann von der TU                Eröffnung des JadeWeserPort 2012
                            Berlin im railways-Interview über notwen-
                            dige Effizienzsteigerungen auf der Schiene      32    huttlekonzept statt Rangierlok
                                                                                 S
                                                                                 Ein neues Konzept macht die Polzug
                      18    ie man Wind speichern kann
                           W                                                     Intermodal Containertransporte von
                           Das erste Hybridkraftwerk der Welt                   deutschen Nordseehäfen nach Polen
                           wurde auch mit dem Neuanlagenbonus                   wirtschaftlicher und zuverlässiger
                           der DB finanziert
                                                                            33    its und Bytes statt Papier und Post
                                                                                 B
                                                                                 Bayer MaterialScience ist der erste
                      Customers & Projects                                       Kunde von DB Schenker Rail, der die
                                                                                 Möglich­keit des elektronischen Rech-         Illustration: Pascal Behning / Foto: OMV Deutschland GmbH
                      20    ber die Alpen nach Nordamerika
                           Ü                                                     nungsversands nutzt
                           200.000 Tonnen Rohre schickt voestalpine
                           Tubulars jährlich zu den Ölfeldern in Nord-      34    ews aus Polen und Großbritannien
                                                                                 N
                           amerika – flexibel dank DB Schenker Rail              Neue Lokomotiven für DB Schenker
                                                                                 Rail Polska und eine Auszeichnung für
                      23    eues Equipment für schnellere Transporte
                           N                                                     DB Schenker Rail UK
                           Gemeinsam mit dem Röhrenhersteller
  02 Super Heroes          V & M TUBES entwickelte DB Schenker Rail         35    ooperation mit der Ukraine
                                                                                 K
                           neu­artige Ladegestelle für Stahlprodukte             DB Schenker Rail Romania schließt
  06  News                                                                       Schnittstellenvertrag mit der Ukrainischen
                      24    eburtstag in Leipzig
                           G                                                     Staatsbahn UZ
  38 On the Move           Das Terminal Leipzig-Wahren ist ein 
                           Erfolgsbeispiel für die Verlagerung des          36    ukunftsaussichten
                                                                                 Z
  39 Save the Date         Containerverkehrs von der Straße auf                 railways wagt eine Visualisierung des
        & Impressum        die Schiene                                           Güterverkehrs im Jahr 2025

04 | Railways
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
08
Der Zukunft
zugewandt

Integraler
Bestandteil der
Werkslogistik
          railways | 05
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
News

            London/GroSSbritannien
            FREIE BAHN BIS LONDON

            Der Weg für Güterwagen mit kontinentaleuropäischen Maßen und größere
            Container in die britische Hauptstadt ist frei. Nach umfangreichen Tests
            erhielt die Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke „High Speed 1“ vom Euro-
            tunnel nach London die Zulassung für Güterzüge mit europäischem
            Lichtraumprofil. Alain Thauvette, Chef von DB Schenker Rail UK (auf dem
            Foto links), und Brian Simpson, Vorsitzender des Ausschusses für Transport
            und Tourismus beim Europäischen Parlament (rechts), tauften aus diesem
            Anlass eine DB-Lokomotive auf den Namen Marco Polo. „Endlich ist es so
            weit, dass wir Güterzüge und Container mit europäischen Maßen bis nach
            England fahren können“, sagte Thauvette in Folkestone. „Das bietet erheb-
            liche Wachstumschancen für den Schienengüterverkehr durch den Euro-
            tunnel.“ Die neue Freiheit für kontinentaleuropäische Güterwagen reicht
            einstweilen bis London, denn allen anderen britischen Bahnstrecken setzen
            dem rollenden Material engere Grenzen bei Breite und Höhe.              ok

                                                                  MAINZ/DEUTSCHLAND
                                                                  KUNDENZUFRIEDENHEIT
                                                                  ERSTMALS EUROPAWEIT UNTERSUCHT

                                                                  Die konsequente europäische Ausrichtung von DB Schenker Rail
                                                                  (DBSR) spiegelt sich jetzt auch der regelmäßigen Kundenbefra-
                                                                  gung wider. 2011 wurden erstmals neben Deutschland und den
                                                                  Niederlanden auch Entscheider und Disponenten aus Großbritan-
                                                                  nien, Frankreich, Polen und Spanien nach ihrer Zufriedenheit mit
                                                                  DBSR befragt. Die Gesamtnote 4,7 (auf der Skala 7 = völlig zufrie-
                                                                  den bis 1 = völlig unzufrieden) bestätigte dabei das positive Er-
                                                                  gebnis aus 2009, das noch auf die Region Central fokussiert war.
                                                                  Die höchste Zufriedenheit wurde in den Ländern Spanien (5,1)
                                                                  und Polen (4,9) erzielt. DB Schenker Rail bedankt sich bei den
                                                                  fast 1000 Geschäftspartnern, die sich an der Umfrage beteiligten.
                                                                  Bewertungen und Kritik sind DB Schenker Rail Ansporn und Auf-
                                                                  trag zugleich, sich kontinuierlich weiter zu entwickeln.         ok

                              FREILASSING/DEUTSCHLAND
                              MARIO CARL FOLGTE MANFRED EBERHARDT

                              Mario Carl ist neuer Geschäftsführer Marketing und Vertrieb der DB Schenker
                              Nieten GmbH in Freilassing, einer hundertprozentigen Tochter der DB Mobili-
                              ty Logistics AG. Der 46-Jährige ist seit 1991 für die Deutsche Bahn tätig und
                              war zuletzt Leiter Produktmanagement im Marktbereich Baustoffe, Industrie-
                              und Konsumgüter bei DB Schenker Rail. Er tritt die Nachfolge von Manfred
                              Eberhardt an, der nach sieben Jahren als Sprecher der Geschäftsführung der
                              DB Schenker Nieten GmbH und mehr als 35 Jahren Zugehörigkeit zum DB-
                              Konzern in den Ruhestand verabschiedet wurde. Die Geschäftsführung für
                              kaufmännische Angelegenheiten wird weiterhin von Friedrich Limbach wahr-
                              genommen. DB Schenker Nieten ist Spezialist für Holzlogistik und gehört seit
                              2004 zum DB-Konzern.                                                         ok

06 | Railways
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
ROSTOCK/DEUTSCHLAND
                                                                                       LOGISTIKPREIS FÜR DB SCHENKER
                                                                                       Schenker Deutschland ist Träger des erstmals verliehenen
                                                                                       „Logistikpreises Mecklenburg-Vorpommern“. Ministerpräsi-
                                                                                       dent Erwin Sellering und Verkehrsminister Volker Schlotmann
                                                                                       übergaben den Award Ende Juni in Rostock an Deutschlands
                                                                                       führenden Anbieter für integrierte Logistik. Ausgezeichnet
                                                                                       wurde das Konzept „Green Logistics im Nord-Süd-Korridor“,
                                                                                       mit dem Schenker Deutschland Rostock mit der Schweiz,
                                                                                       Oberösterreich und Norditalien verbindet. Den Vor- und Nach-
                                                                                       lauf übernimmt dabei klassisch der LKW. Verantwortlich für
                                                                                       den Schienenhauptlauf im Gesamtkonzept ist der Marktbe-
                                                                                       reich Intermodal der DB Schenker Rail Deutschland AG. Das
                                                                                       eigens konzipierte System von Ganzzügen mit je 32 vollbela-
                                                                                       denen Lkw-Trailern, ermöglicht es pro Fahrt mindestens
                                                                                       30.000 Straßenkilometer einzusparen.                      dv

                                                                       Rostock

                                                      London             Berlin

                                                               Mainz

                                                                                      BERLIN/DEUTSCHLAND
                                                                        Freilassing   TRASSENPREISE AB 2013 LÄRMABHÄNGIG

                                                                                      Um den Schienenlärm deutlich und dauerhaft zu verringern,
                                                                                      planen das Bundesverkehrsministerium und die DB ein lärmab-
                                                                                      hängiges Trassenpreissystem. Eine entsprechende Vereinba-
                                                                                      rung unterzeichneten Verkehrsminister Dr. Peter Ramsauer
                                                                                      und DB-Chef Dr. Rüdiger Grube Anfang Juli. Die DB Netz AG
Fotos: Paul Bigland; fotolia.com (2); DB AG; Konrad

                                                                                      will das lärmabhängige Trassenpreissystem zum Fahrplan-
Wothe/LOOK-foto; JET-Foto/Deutsche Bahn AG

                                                                                      wechsel 2012/13 einführen. Bis dahin sind noch diverse
                                                                                      Rahmenbedingungen zu präzisieren, die Einfluss auf die
                                                                                      wirtschaftliche Belastung der Eisenbahnverkehrsunternehmen
                                                                                      und Wagenhalter haben werden. Aussagen zur Höhe der wirt-
                                                                                      schaftlichen Mehrbelastungen, die auf DB Schenker Rail und
                                                                                      ihre Kunden zukommen, sind daher noch nicht möglich. Das
                                                                                      System sieht höhere Entgelte für Züge ohne Flüsterbremsen
                                                                                      und einen Bonus für Güterwagen mit lärmmindernder Techno-
                                                                                      logie vor. Durch die Umrüstung der Wagen kann die Lärmbe-
                                                                                      lastung um bis zu 10 dB(A) reduziert werden.             ok

                                                                                                                                         railways | 07
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
Zukunft & Innovation
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
VISIONEN: Er ist weder technischer Zeichner
                                             noch Ingenieur, sondern Illustrator mit viel
                                             „maschineller“ Phantasie. Exklusiv für railways
                                             hat Pascal Behning aus Dortmund die Visuali­
                                             sierungen für den Titel und den Fokus „Zukunft &
                                             Innovation“ bis Seite 19 gezeichnet.

Der
Zukunft
 zugewandt
Illustrationen: Pascal Behning

Die anhaltende Globalisierung und das beständige ökonomische Zu­
sammenwachsen Europas werden in den kommenden Jahren die Güter­
ströme weiter anschwellen lassen. Einen überdurchschnittlichen Teil
dieses Wachstums wird die Schiene aufnehmen müssen, wenn die EU
ihre ehrgeizigen Klimaschutzziele realisieren will. Dafür sind neben
entsprechenden politischen Rahmenbedingungen auch unternehme­
rische Weichenstellungen und Innovationen der Güterbahnen erforder­
lich. Diese Ausgabe von railways stellt in seinem Fokus „Innovation und
Zukunft“ auf den folgenden Seiten einige davon vor.
                                                                                 railways | 09
Zukunft & innovation - DB Cargo BTT
Zukunft & Innovation

                                                              GLEIS
                                                               GLEIS44              GLEIS
                                                                                     GLEIS77

 42 Prozent mehr
 Im Jahr 2025 wird das Leistungsvolumen des Schienengüterverkehrs in Deutschland
 nach einer Prognose des Bundesverkehrsministeriums rund 152 Milliarden Tonnenkilo­
 meter betragen – 42 Prozent mehr als 2010. Welche Weichenstellungen für die Stärkung
 des umweltfreundlichsten Verkehrsträgers in Zukunft erforderlich sind, fasst railways in
 acht Thesen aus einer Studie über die Perspektiven der Eisenbahn in Deutschland bis
 2025 zusammen.

 Verbesserungen des Gesamtangebots                          Zusammenarbeit ist gefragt
 Die Eisenbahnverkehrsunternehmen werden                    Neue Kooperationsmodelle bei der Produktion von
 die Intermodalität verbessern und Angebote entwi-          Verkehren, zum Beispiel im internationalen Einzel-
 ckeln, die hinsichtlich Zuverlässigkeit und Transpa-       wagenverkehr, erlauben weitere Produktivitäts­
 renz weit über dem heutigen liegen. Zu den wesent-         steigerungen. Erste Ansätze hat die internationale
 lichen Innovationen zählen webbasierte Fahrpläne,          Produktionsallianz Xrail bereits getestet.
 Kundeninformation in Echtzeit, höhere Transport-
 geschwindigkeiten sowie bessere Zugangsmöglich-            Green Logistics bleibt ein Megatrend
 keiten zum System Bahn.                                    Bis 2025 dürfte die Mehrheit der deutschen Bevölke-
                                                            rung willens und finanziell in der Lage sein, für
 Politische Unterstützung                                   klimafreundliche Produkte einen Aufpreis zu zahlen.
 Sowohl die Beseitigung der Doppelbelastung des
 Bahnstroms durch Stromsteuer und Emissionshandel           Mehr Transporte müssen auf die Schiene
 als auch der rasche Abbau von Engpässen in der Schie-      Wollte der Transportsektor 20 Prozent seiner Treib-
                                                                                                                   und Transport – Eisenbahn in Deutschland 2025“ und BMVBS-Studie

 neninfrastruktur werden die Attraktivität der Schiene      hausgasemissionen gegenüber 1990 einsparen,
                                                                                                                   „Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025“.
                                                                                                                   Quellen: McKinsey-Studie „Zukunftsperspektiven für Mobilität

 deutlich verbessern und die Rolle des CO2-freund-          müssten über 90 Prozent der heutigen Straßentrans-
 lichsten Verkehrsmittels am Markt stärken.                 porte auf die Schiene verlagert werden. In einem für
                                                            die Schiene positiven Umfeld kann deren Modalanteil
 Notwendige Investitionen                                   wachsen, vorausgesetzt, Engpässe bei der Infrastruk-
 Bis 2025 werden sich die erforderlichen Mittel für Neu-    tur werden zeitgerecht beseitigt.
 und Ausbaumaßnahmen des vordringlichen Bedarfs
 auf ca. 29 Milliarden Euro addieren – das entspricht 1,8   Fortschritt tut not
 Milliarden Euro pro Jahr. Ohne diese Investitionen wird    Die intermodale Transportkette wird durch Railports
 die Eisenbahn zentrale Transport- und Klimaschutzan-       schneller und effizienter, neuartige Ladesysteme
 forderungen in Deutschland nicht erfüllen können.          verkürzen die Standzeiten. Entwicklungen in der
                                                            Fahrzeugtechnik ermöglichen die Überbrückung
 Nachfrage verschiebt sich                                  oberleitungsloser Streckenabschnitte. Fortschritte
 Während der Anteil des Kombinierten Verkehrs wei-          in der IT erlauben Disposition und Kundeninfor­
 ter spürbar wächst, geht der Anteil traditionell schie-    mation in Echtzeit. Kunden erhalten eine höhere
 nenaffiner Branchen wie der Metall verarbeitenden          Planungssicherheit, Transporteure eine bessere Aus-
 Industrie und der Grundstoffindustrie zurück.              lastung ihrer Züge.

10 | Railways
WEICHENSTELLUNGEN:
                                                                                                    Die EU strebt einen
                                                                                                    höheren Marktanteil der
                                                                                                    Schiene bei mittleren und
                                                                                                    großen Entfernungen an.

Verkehr bis 2025

Vision aus Brüssel                            Schienengüterverkehr 2010
„Die Eisenbahn wird, besonders im Güter­      Milliarden Tonnenkilometer
verkehr, zuweilen als unattraktiver Ver­                                                        Asien +
kehrsträger angesehen. Beispiele in einigen   3500                                             Ozeanien
Mitgliedstaaten belegen jedoch, dass sie
hochwertige Dienstleistungen bieten kann.                                              USA +
                                              3000
Die Herausforderung besteht darin, einen                                              Kanada
strukturellen Wandel herbeizuführen, um es    2500
der Eisenbahn zu ermöglichen, wirksam im
Wettbewerb zu bestehen und beim Güter­                                     Russland
verkehr über mittlere und große Entfer­       2000
nungen einen wesentlich größeren Anteil zu                                                       3462
erzielen. Der Ausbau oder die Modernisie­     1500
                                                                                       2791
rung der Schienennetzkapazität wird
erhebliche Investitionen erfordern. Es        1000                           2011
sollten schrittweise neue Fahrzeuge mit
leisen Bremsen und automatischen Kupp­                         Europa
                                               500            (ohne GUS)
lungen eingeführt werden.“ Aus dem                                                                           Afrika
Weißbuch Verkehr der EU-Kommission 2011                          327                                           82
                                                 0
                                                     Quelle: UIC
                                                                                                                    railways | 11
Zukunft & Innovation

Best Practice:
 Erkennen und verbessern
 Six Sigma ist eine bewährte Methode zur Optimierung von Geschäftsprozessen.
 DB Schenker Rail nutzt sie in Kooperation mit großen Montan-Kunden.

 24 Stunden eingespart
 Gemeinsam mit ThyssenKrupp realisierte DB Schenker Rail
 erhebliche Effizienzsteigerungen.

 D
         ie Wurzeln der Zusammenarbeit zwischen           der Kunde an seinen Gleisanschlüssen in neues Ent-
         ThyssenKrupp Steel Europe (TKSE) und der         ladeequipment investieren“, erklärt Toepfer. „Aber
         deutschen Eisenbahn reichen zurück bis ins 19.   dadurch können heute die Waggons deutlich schnel-
 Jahrhundert. Heute beläuft sich das Transportvolumen     ler und anwenderfreundlicher be- und entladen wer-
 auf rund 20 Millionen Tonnen pro Jahr: DB Schenker       den, was die Kosten mehr als aufwiegt.“
 Rail beliefert die Werke des Stahlerzeugers mit Roh-         Beim zweiten Pilotprojekt ging es um das Einspa-
 stoffen, transportiert das Halbzeug im Zwischenwerks-    ren von Zeit. So dauerte ein Wagenumlauf zwischen
 verkehr und befördert die Erzeugnisse zum Kunden.        den TKSE-Werken in Duisburg und Finnentrop im
    2008 initiierten beide Partner ein Programm zur       Sauerland bislang rund 50 Stunden. Die Six-Sigma-
 Effizienzsteigerung der Schienengüterverkehre.           Analyse ergab, dass sich durch eine drei Stunden
 Dabei ging es um mehr als nur um Kosteneinspa-           frühere Abfahrt 24 Stunden einsparen ließen. Die
 rungen: „Es stand die Entscheidung darüber an,           Folge sind deutlich verringerte Warte- und Stand-
 wer zukünftig die süddeutsche Automobilindustrie         zeiten und dadurch niedrigere Kosten. „Um so eine
 mit TKSE-Produkten versorgen sollte“, erzählt            vermeintlich simple Lösung zu entdecken, muss man
 Bernd Toepfer, Leiter Vertrieb West im Marktbereich      erst eine große Menge Daten analysieren und organi-
 Montan bei DB Schenker Rail. „Uns war schnell klar,      satorische Möglichkeiten bei der Bahn und beim
 dass wir effizienter werden mussten, um für den Kun-     Kunden prüfen“, so Toepfer.
 den die optimale Lösung erreichen zu können.“                Beide Pilotprojekte waren so erfolgreich, dass die
    Im Rahmen des Six-Sigma-Projekts wurden acht          gefundenen Lösungen im Regelbetrieb dauerhaft wei-
 Maßnahmen mit einem Einsparpotenzial von meh-            tergeführt werden. Und als weiteres handfestes Er-
 reren Millionen Euro identifiziert. Nach einer Auf-      gebnis des Effizienzprogramms vergab TKSE die
 wand-Nutzen-Analyse schälten sich zwei besonders         Transporte zu seinen süddeutschen Automobilkun-
 vielversprechende Maßnahmen heraus, für die das          den für weitere drei Jahre an DB Schenker Rail. dv
 Team Pilotprojekte aufsetzte.
    Bei den Transporten zwischen den TKSE-Werken
 Duisburg und Ferndorf (Siegerland) ging es um die
 Optimierung des Wageneinsatzes. Die bisher verwen-       Kontakt | Bernd Toepfer
 deten vierachsigen Planenwagen wurden durch              Telefon: +49 (0)2331 934-1800
 Sechsachser mit fester Haube ersetzt. „Dafür musste      bernd.toepfer@dbschenker.eu

12 | Railways
E
       ine langjährige gute Zusammenarbeit kann auch Risiken        kennzahlengetrieben ist: Die Situation vorher und nachher wird
       bergen“, weiß Klaus Wurster, Manager Business Excellence     messbar gemacht, so dass man den Erfolg des Projekts beziffern
       bei DB Schenker Rail. „Gerade wenn Kunde und Dienstlei-      und prüfen kann, ob er sich auch wirklich eingestellt hat.“
ster glauben, dass jahrelang gemeinsam praktizierte Prozesse           Der Ablauf ist klar strukturiert: In der „Define“-Phase wird
bestens funktionieren, besteht die Gefahr, dass Verbesserungs-      das Ziel des Projekts formuliert, in der „Measure“-Phase wird
potenziale nicht erkannt oder nicht genutzt werden.“ Im Mon-        die Ausgangssituation erfasst, die „Analyse“-Phase dient der
tanbereich hat DB Schenker Rail darum in den letzten drei Jahren    Ermittlung von Soll-Ist-Abweichungen, in der „Improve“-Phase
gemeinsam mit großen Kunden Effizienzsteigerungsprogramme           geht es um das Finden und Umsetzen von Lösungen zur Besei-
auf den Weg gebracht. „Solche Programme funktionieren am be-        tigung der Abweichungen. Die „Control“-Phase schließlich dient
sten, wenn sie Gewinne für beide Seiten versprechen“, erklärt der   der Überführung der neu gefundenen Prozesse in den Regelbe-
Effizienzexperte. „Insbesondere weil sie transparent sind, struk-   trieb und der Sicherstellung, dass der verbesserte Prozess auch
turiert ablaufen und beide Seiten dieselbe Sprache sprechen.“       nachhaltig wirkt. Zwei erfolgreiche Beispiele zum Einsatz von
   Die Methode und gemeinsame Sprache heißt „Six Sigma“ – ein       Six Sigma schildert railways auf dieser Doppelseite.       dv
System zur Verbesserung von Geschäftsprozessen, das in den
letzten 25 Jahren seinen Siegeszug durch alle Wirtschaftsbran-
chen angetreten hat. Als Master Black Belt – so nennt man in
der Six-Sigma-Sprache die Leiter der Verbesserungsprogramme         Kontakt | Klaus Wurster
– kennt Wurster die Vorteile der Methode genau. „Die Ergebnisse     Telefon: +49 (0)30 297-54041
sind objektiv und für jedermann nachvollziehbar, weil Six Sigma     klaus.d.wurster@deutschebahn.com

SUPERSCHWER-
GEWICHT:
Der Marktbereich

                      Waggoneffizienz gesteigert
Montan beschert
der Eisenbahn
buchstäblich
große Lasten.
                      Neue Wege für eine bessere Waggonauslastung bei Salzgitter
                      Mannesmann Line Pipe gefunden.

                      D
                              ie Salzgitter Mannesmann Line Pipe GmbH          Dies gelang insbesondere durch eine verbesserte Be-
                              (MLP) produziert in ihren Werken in Siegen       ladung der Wagen mit den 12 bis 18 Meter langen
                              und Hamm HFI-längsnahtgeschweißte Stahl-         Rohren. Die Entwicklung der optimalen Methode war
                      rohre, die weltweit u.a. bei Gas- und Ölpipelines,       allerdings eine komplexe Aufgabe, da die Rohre ver-
                      Wasserleitungen und zu Konstruktionszwecken zum          schiedene Abmessungen auch in Bezug auf Durch-
                      Einsatz kommen. Für den Transport eines großen           messer und Wandstärken haben.
                      Teils der Jahresproduktion ist DB Schenker Rail ver-         Die Maßnahme wurde ergänzt durch eine neue
                      antwortlich. Da die meisten MLP-Kunden in Übersee        Preisgestaltung: Angepasst an die gemeinsam entwi-
                      ansässig sind, laufen die Transporte mit DB Schenker     ckelte ideale Versandstruktur wurde eine Preisstruk-
                      Rail vornehmlich in die Nordseehäfen.                    tur entwickelt, die mehrere Auslastungsstufen mit
                         „Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit          unterschiedlichen Preisen je Tonne für den Kunden
                      MLP ein Effizienzsteigerungsprogramm aufgesetzt“,        vorsieht. „Dadurch steigt der Anreiz für den Kunden,
                      erzählt Thomas Weidner, Leiter des Branchenteams         die Wagen effizienter zu beladen, die geringere Wa-
                      Salzgitter im Marktbereich Montan bei DB Schenker        genanzahl verringert zudem den Aufwand des Kun-
                      Rail. „Vor allem bei den Wagenauslastungen haben         den“, erklärt Thomas Weidner.
                      wir Potenziale vermutet.“                                    Auch durch die bedarfsgerechte Gestellung der
                         Die Analysephase des Six-Sigma-Projekts brachte       jeweiligen Wagengattungen ist seit Projektstart die
                      ans Licht, dass bei mehr als der Hälfte der Wagen ein    durchschnittliche Auslastung je Wagen deutlich ge-
                      Verbesserungspotenzial, beispielsweise durch die         stiegen. MLP und DB Schenker Rail konnten dadurch
                      Zuführung und Verwendung der je nach Rohrabmes-          die Transportkosten senken. DB Schenker Rail pro-
                      sung idealen Wagengattung oder andere Verladewei-        fitiert zudem davon, dass bereits in den ersten vier
                      sen, vorhanden war. „Unser Projektziel war es, diese     Monaten in 2011 deutlich weniger Wagen für diese
                      Potenziale zu nutzen“, so Thomas Weidner. „Denn          Transporte eingesetzt werden mussten und somit für
                      zum einen steigt die Effizienz der Transporte und es     andere Verkehre zur Verfügung standen.         dv
                      werden Wagen frei, die uns dann für andere Trans-
                      porte zur Verfügung stehen. Zum anderen wird sich
                      dies für den Kunden in niedrigeren Transportkosten       Kontakt | Thomas Weidner
                      je Tonne niederschlagen, da Unterschreitungen der        Telefon: +49 (0)203 3017-3114
                      Mindestauslastung weitgehend verhindert werden.“         thomas.th.weidner@dbschenker.eu

                                                                                                                         railways | 13
Zukunft & Innovation

Brücken zur Wissenschaft
 Die DB Schenker Labs bringen Forschung und Praxis zusammen. Das Ziel: Ideen von
 heute zu marktfähigen Innovationen von morgen zu entwickeln.

D
         ie Logistikbranche steht vor enor­   sitäten Berlin, Darmstadt, Dresden und
         men Herausforderungen: Wachs­        Dortmund sowie der RWTH Aachen
         tum der Verkehrsströme, zuneh-       und verschiedenen Fraunhofer-Insti­
 mende Komplexität und gleichzeitig           tuten zusammen und erweitern ständig
 höchste Anforderungen an Zuverlässig­        unser Netzwerk.“
 keit. Als Global Player treibt DB Schen­        Außerdem haben die DB Schenker
 ker daher Innovationen aktiv voran und       Labs die Aufgabe, Forschungskooperati­
 hat mit den DB Schenker Labs 2007 eine       onen und -projekte von übergreifendem
 Plattform geschaffen, die Brücken            Interesse zu koordinieren. So bewerten
 schlägt zwischen Wissenschaft und Wirt­      sie zum Beispiel Marktrelevanz und
 schaft. Der kleine, aber feine Think-Tank    Technologie innovativer Umschlag­
 – Bestandteil der Ressortstrategie und       systeme für den kombinierten Verkehr.
 der DB Schenker Business Excellence –        Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung
 verfolgt das Ziel, Ideen von heute zu        einer Strategie für Asset-Intelligence:
 marktfähigen Innovationen von morgen         Auf Basis umfangreicher Interviews und      MICHAEL KADOW: Vice President
                                                                                          Business Excellence DB Schenker und
 zu entwickeln.                               Skizzen interessanter Anwendungsfälle       Leiter der DB Schenker Labs.                   Fotos: Max Lautenschläger/Deutsche Bahn; Angelika Stehle
    „Unsere Vision ist es, mit den Innova­    untersucht DB Schenker Rail das Poten­
 tionen der DB Schenker Labs branchen­        zial ausgewählter Lösungen weiter (siehe
 weit Akzente zu setzen. Dazu bringen         Seite 15). Kadow: „Wir bei DB Schenker
 wir Experten aus Praxis und Wissen­          Labs stellen dafür die Expertise aus un­
 schaft zusammen und entwickeln be­           serem Forschungsnetzwerk zur Verfü­
 darfsgerechte Projekte“, sagt Michael        gung und stimmen die Aktivitäten mit
 Kadow, Leiter Business Excellence DB         den weiteren Geschäftsbereichen ab.          Railways innovativ
                                                                                           Wir berichten regelmäßig über Innovati-
 Schenker und Leiter der DB Schenker          So kommen wir zu einer guten Balance
                                                                                           onen im Schienengüterverkehr. In den
 Labs. „Wir von DB Schenker sehen in          zwischen Anforderungen des Geschäfts         ersten drei railways-Ausgaben dieses Jahres
 unseren Forschungsprojekten viel Po­         und dem eher an allgemeingültigen Er­        haben wir beispielsweise den Energietender
 tenzial für zukünftige Lösungen, um          kenntnissen interessierten Wissen­           (railways 3/11, Seite 25), das Projekt
 unseren Kunden beste Dienstleistungen        schaftsbetrieb. Aus Erfahrung können         überlange Güterzüge (railways 2/11, Seite
 anbieten zu können“, sagt Kadow. „Da­        wir sagen, dass der Brückenschlag funk­      20) und die ersten nahezu rußpartikelfreien
 rum arbeiten wir insbesondere auch mit       tioniert und beide Seiten von der Koope­     Rangierloks vom Typ Gravita (railways 1/11,
                                                                                           Seite 35) vorgestellt.
 den renommierten Technischen Univer­         ration stark profitieren.“          ok

14 | Railways
FORSCHUNG: Um das System Schiene
                                                                                                     weiterzuentwickeln, setzt DB Schenker auf
                                                                                                         die Zusammenarbeit mit Hochschulen.

Der intelligente Güterwagen
GPS für das Rollmaterial gibt es schon – DB Schenker Rail lotet jetzt die Perspektiven für
mehr Sensorik in den Fahrzeugen aus.

                                                 tion gerollt ist. Er misst und meldet auch,     gente Migrationsstrategie gestaltet werden
                                                 welche Temperatur im Laderaum herrscht          kann“, erklärt Obrenovic und fügt hinzu:
                                                 und ob die Fracht unterwegs uner­               „Erforderlich dabei ist eine standardisierte
                                                 wünschten Stößen ausgesetzt ist und wie         Lösung, die auch andere Bahnen und Wa­
                                                 es um die Radsätze bestellt ist.                genhalter nutzen, denn wir bewegen ja
                                                     Noch ist dieses clevere, mit moderner       nicht nur unsere eigene Flotte, sondern
                                                 Sensorik ausgestattete Rollmaterial nicht auf   jährlich auch 200.000 fremde Waggons.“
                                                 dem Markt zu kaufen. Bislang sind Standort         Ein weiteres Thema, mit dem sich das
                                                 und Zustand der 100.000 DB-Waggons oft          Innovationsmanagement intensiv beschäf­
                                                 nicht in Echtzeit abrufbar, vor allem wenn      tigt, sind alternative Antriebskonzepte.
                                                 sie im Ausland oder auf Kundengleisen ste­      Eine Zweikraftlok ist sowohl mit Kompo­
                                                 hen. Aber unter dem Stichwort Asset-Intel­      nenten für die E-Traktion als auch mit einem
                                                 ligence lotet DB Schenker Rail intensiv die     Dieselmotor ausgerüstet. Eine solche Lok
                                                 Perspektiven einer derartigen Innovation        könnte das gesamte Streckennetz flexibel
DR. MIROSLAV OBRENOVIC: Leiter Technik-          aus sowie die Hürden, die vor einer Einfüh­     und zugleich effizient befahren. Die Umset­
strategie und Innovation bei DB Schenker Rail.
                                                 rung zu überwinden wären. „Es liegt auf der     zung als vierachsige Lokomotive scheiterte
                                                 Hand, dass Güterwagen mit dieser Technik        bislang aber am zusätzlichen Gewicht der

I
    m Rahmen des Innovationsmanagements          zahlreiche Prozesse vereinfachen können –       Komponenten für beide Traktionsarten so­
    bei DB SR wird eine Reihe von Projekten      von der effizienteren Instandhaltung über       wie an höheren Anschaffungskosten. Ein
    durchgeführt, um die Effizienz und Qua­      die Leerwagen-Disposition bis hin zu einer      weiter steigender Ölpreis sowie Fortschritte
lität des künftigen Schienengüterverkehrs        proaktiven Kundeninformation“, sagt Dr.         in der Fahrzeugkonstruktion könnten aber
weiter zu optimieren. Die organisatorische       Miroslav Obrenovic. Allerdings fehlten, so      dazu führen, dass solche Lokomotiven in
Verankerung im europäischen Technical Ma­        der Leiter Technikstrategie und Innovation      wenigen Jahren zum Alltag gehören.
nagement hilft dabei, technisch orientierte      bei DB Schenker Rail in Mainz, bislang             Ähnliches ergibt sich auch auf dem Ge­
Ansätze wie z.B. Sensorik an Güterwagen          Systeme, die die gestellten technischen An­     biet der Hybridlok: „Bislang eignet sich die
oder alternative Antriebskonzepte bei Loko­      forderungen zu einem wirtschaftlich vertret­    am Markt verfügbare Batterietechnologie
motiven adäquat zu verfolgen.                    baren Preis erfüllen könnten.                   nur für den mittleren Rangierdienst“, sagt
    Der intelligente Güterwagen gibt jeder­          „Wir verfolgen hier einen ganzheitlichen    Obrenovic. „Aber auch hier erwarten wir
zeit Auskunft über seinen Standort – er          Ansatz, indem wir untersuchen, welche           in den kommenden fünf bis zehn Jahren
verrät, ob er beladen oder leer ist und wie      positiven Effekte uns die neue Technik          technische Fortschritte und wirtschaft­
viele Kilometer er seit der letzten Inspek­      bringt, was sie kostet und wie eine intelli­    liche Lösungen der Industrie.“          ok

                                                                                                                                   railways | 15
Zukunft & Innovation

 Innovationskraft
 noch zu zaghaft
 Professor Jürgen Siegmann von der Technischen Universität Berlin
 über Innovationen und Visionen im Schienengüterverkehr.
 Interview: Olaf Krohn

                                                                                          KRALLE: Das Funktionsprinzip der
                                                                                        automatischen Kupplung, die gegen­
                                                                                          über der konventionellen Stangen-
                                                                                             kupplung einige Vorteile hätte.

                                             KAPAZITÄT:
                                             Professor Jürgen Siegmann
                                             von der TU Berlin.

 Herr Professor Siegmann, Sie haben jüngst die Vision geäußert, dass sich   Das Netz muss vom Staat in die Lage versetzt werden, die Engpässe
 der Modal Split des Schienengüterverkehrs in Zukunft verdoppeln lässt.     zu beseitigen. Nicht nur durch neue Gleise, auch durch weniger
 Was müsste geschehen, damit dieser verkehrs- und umweltpolitisch           Lichtraumprofileinschränkungen und weniger Langsamfahrstellen.
 wünschenswerte Quantensprung eines nicht zu fernen Tages Realität wird?    Und den Ankündigungen, neue Güterverkehrskorridore zu schaffen,
 Jürgen Siegmann: Die Kunden im Schienengüterverkehr verlangen              müssen Taten folgen.
 eine höhere Zuverlässigkeit, also eine höhere Planbarkeit, um die          Welche politischen Weichenstellungen sind erforderlich?
 Transporte in die Logistiksysteme besser einpassen zu können. In           Insbesondere muss die Politik einsehen, dass mehr Geld pro Jahr in
 manchen Branchen ist dafür eine kürzere Transportzeit erforderlich.        die Erhaltung und Engpassbeseitigung im Netz fließen muss. Mehre-
 Andere Bereiche würden sich über niedrigere Gesamtkosten freuen.           re Studien kalkulieren die Höhe auf ein bis zwei Milliarden Euro pro
 Während im Ganzzugbereich und im Kombinierten Verkehr schon                Jahr zusätzlich für das Schienennetz. Erst damit wären wir auf dem
 eine hohe Kundenzufriedenheit besteht, wie die Erfolge in den              Niveau, das andere europäische Staaten seit Langem in ihr Schienen-
 letzten Monaten zeigen, bestehen aus Kundensicht noch Verbesse-            netz investieren. Mit höheren Netznutzungsabgaben jedoch würde
 rungsnotwendigkeiten beim Einzelwagenverkehr.                              man bisherige Erfolge infrage stellen, also sollte der Staat im Rah-
 Ausgehend vom Status quo – was wären aus Ihrer Sicht die bedeu-            men eines Zielkonzeptes Bahnnetz 2030 einen entsprechenden
 tendsten technischen Innovationen, die den Schienengüterverkehr            Maßnahmenkatalog finanzieren.
 künftig voranbringen werden, was die Fahrzeuge angeht?                     Warum dauert die Implementierung bekannter Innovationen im
 Kurzfristig ist das sicherlich jeder Beitrag zur Lärmreduktion, also vor   Schienengüterverkehr immer so lange?
 allem die Umrüstung der Güterwagen auf leise Bremssohlen wie               Viele Beteiligte sind der Meinung, dass jede Kostenerhöhung zu
 K- oder nach deren Zulassung auch LL-Sohlen. Mittelfristig steht ein       Marktanteilsverlusten führt und damit das bisher Erreichte infrage
 totaler Umbruch an. Der traditionelle Güterwagen ohne Intelligenz          stellt. Da sich die privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen eher auf
 und moderne Technik muss revolutioniert werden durch eine automa-          den Kombinierten Verkehr und die Ganzzüge konzentrieren, hat der
 tische, aber noch kompatible Kupplung, die das leidige Thema der           Wettbewerb hier zu niedrigen Kosten für die Verlader geführt. Damit
 Längskräfte im Zug verringern würde und damit schwerere, längere           ist aber weniger Geld im Topf, um den Einzelwagenverkehr zu stüt-
 Güterzüge erlauben würde. Wenn dabei auch eine Elektroleitung mit-         zen, der auch Serviceleistungen für diese Bereiche übernimmt.
                                                                                                                                                      Foto: Privat

 gekuppelt wird, wäre eine elektropneumatische Bremsung und die             Für wie realistisch halten Sie unter dem Strich die von Ihnen geäußerte
 selbständige Zugschlussortung möglich.                                     Vision? Trauen Sie den Beteiligten eine derartige Innovationskraft zu?
 Und was müsste sich bei der Infrastruktur tun?                             Die Industrie und die Eisenbahnverkehrsunternehmen – ebenso wie

16 | Railways
Forschung,
                                                                       Aus- und
                                                                       Weiterbildung
                                                                       Hochschulkooperationen
                                                                       zunehmend international
                                                                       und interdisziplinär.

                                                                       D
                                                                               ie Zusammenarbeit von DB Schen-
                                                                               ker mit in- und ausländischen
                                                                               Hochschulen verknüpft die Ele-
                                                                       mente Forschung, Aus- und Weiterbil-
                                                                       dung. „In der Forschung pflegen wir alle
                                                                       Intensitätsstufen der Zusammenarbeit:
                                                                       vom unverbindlichen Austausch zwi-
                                                                       schen Fachexperten bis hin zum Stif-
                                                                       tungslehrstuhl“, sagt Michael Kadow,
                                                                       Leiter der DB Schenker Labs in Berlin (si-
                                                                       ehe Seite 14).
                                                                          Ein Beispiel für eine internationale Ko-
das Netz – verfügen über diese Innovationskraft, wie zaghafte          operation ist das Center for International
Beispiele immer wieder zeigen. Ich befürchte aber, dass es nur         Logistics and Supply Chain Management
schwer möglich sein wird, den großen Sprung zu schaffen hin zu         in St. Petersburg, das die DB zusammen
einem Schienengüterverkehr auf dem technischen Niveau des              mit den Russischen Eisenbahnen (RZD)
Reisezugverkehrs unterhalb des ICE. Das wird aber meiner Ansicht       gegründet hat. „In dieser einmaligen Ko-
nach notwendig sein, damit der Schienengüterverkehr langfristig        operation bringen wir Kompetenzen aus
überleben kann.                                                        den Bereichen Management, Logistik und
Wie steht es eigentlich um den Austausch zwischen der Güterverkehrs-   Eisenbahnen zusammen“, sagt Dr. Armin
branche und der Wissenschaft, für die Sie stehen?                      Günter von den DB Schenker Labs. „Die
Wir arbeiten intensiv in Forschungsprojekten – zum Beispiel zur        immer komplexeren Transportnetz-
automatischen Kupplung, längeren Zügen oder einem flexiblen            werke, die sich über alle Kontinente span-
Einzelwagenverkehr – mit der Industrie, den Eisenbahnverkehrs-         nen, erfordern einen interdisziplinären
unternehmen und den Infrastrukturunternehmen sowie mit der DB          Ansatz, um wichtige Zusammenhänge
Systemtechnik zusammen, wobei die Initiativen für Forschungspro-       verstehen zu können und um die Füh-
jekte meistens von der Wissenschaft ausgehen.                          rungskräfte von morgen auszubilden“,
                                                                       ergänzt Dr. Günter.
                                                                          Am Frankfurter Flughafen entsteht
                                                                       das HOLM – House of Logistics and Mo-
 Professor Jürgen Siegmann                                             bility –, eine vom Land Hessen und der
 wurde 1952 in Göttingen geboren und ist seit 1997 Leiter des Fach-
                                                                       Stadt Frankfurt ins Leben gerufene Ein-
 gebiets Schienenfahrwege und Bahnbetrieb an der Technischen
 Universität Berlin. Er gehört dem Wissenschaftlichen Beirat Verkehr   richtung, in der mit interdisziplinär be-
 beim Bundesverkehrsministerium an, ist Mitherausgeber der Eisen-      setzten Forschungskooperationen
 bahntechnischen Rundschau (ETR) und Vizepräsident der Deutschen       zukunftsweisende Lösungen erarbeitet
 Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (DVWG). Der Vater von         werden sollen. Auch bei diesem an-
 zwei erwachsenen Kindern lebt in Berlin und einem kleinen Dorf am     spruchsvollen Vorhaben engagiert sich
 Rande des Deisters (Niedersachsen) und bezeichnet sich selbst als     DB Schenker als Förderpartner und setzt
 leidenschaftlichen Motorradfahrer.
                                                                       inhaltliche Akzente.                 ok

                                                                                                       railways | 17
Zukunft & Innovation

 Wie man Wind speichern kann
 Das erste Hybridkraftwerk geht in Prenzlau ans Netz.
 Der Neuanlagebonus der DB wurde zur Finanzierung verwendet.

                S
                      eit 2009 können Kunden von DB Schenker Rail            Konzern löst damit das Versprechen an die Kunden
                      in Deutschland komplett CO2-freie Schienen-            von Eco Plus (und Umwelt-Plus im Personenver-
                      transporte buchen. Für Eco Plus wird ein gerin-        kehr), mit dem Neuanlagenbonus den Ausbau rege-
                ger Aufpreis erhoben. Zehn Prozent der Einnahmen             nerativer Energie in Deutschland zu unterstützen.
                aus Eco Plus fließen dann direkt in den Neuanlagen-          Das Hybridkraftwerk in Prenzlau, an dem die DB
                bonus – und werden zum Ausbau regenerativer En-              unternehmerisch nicht beteiligt ist, liefert keinen
                ergien eingesetzt. Das erste Ergebnis dieser Förderung       Bahnstrom. Der Konzern wird aber vom Know-how
                kann man jetzt in Brandenburg besichtigen: In                dieser Pilotanlage profitieren.
                Prenzlau geht in diesen Tagen das weltweit erste Hy-            Und so funktioniert das Hybridkraftwerk: Bei
                bridkraftwerk ans Netz, das Energie aus drei Wind-           starkem Wind wird ein Teil des erzeugten Stroms
                turbinen speichert und den Strom bei Flaute ins Netz         nicht ins Verbundnetz eingespeist, sondern mittels
                einspeist – eine planbare Versorgung rund um die             Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt. Dieser lässt
                Uhr. 16 Gigawattstunden Ökostrom wird das Kraft-             sich in Tanks speichern und bei Bedarf direkt als Kraft-
                werk im Jahr erzeugen, was etwa dem Energiever-              stoff verwenden oder zusammen mit Biogas in einem
                   brauch von 4.000 Familien entspricht.                     Blockheizkraftwerk wieder in Strom umwandeln. Den
                     An der Finanzierung der vom Windanlagen-                speist das Hybridkraftwerk dann ins Netz ein, wenn
                       betreiber Enertrag entwickelten Anlage                die Windmühlenflügel bei Flaute stillstehen. Die Un-
                       be­teiligt sich die DB mit einem mittleren            terstützung des ersten Hybridkraftwerks ergänzt die
                       sechsstelligen Betrag, ebenso wie die Partner         Aktivitäten der DB zum Ausbau regenerativer Ener-
                  Total Deutschland und Vattenfall Europe. Der DB-           gien. Internet: www.dbschenker.com/umwelt  ok

                                                 Biogas wird zum Verbren­
                                                 nen im Blockheizkraftwerk
                                                      hinzugegeben.

                  Der Elektrolyseur
                 wandelt die Windenergie
                 in Wasserstoff um. Dieser
                   wird in Tanks gelagert.

                                                                                                                 Wasserstoff kann
                                                                                                                  auch als Treibstoff
18 | Railways                                                                                                      genutzt werden.
Sonstige 2,4 %          „Investitionen in
                                                                            Wachstum gemein-
           Braunkohle 13,0 %   Erdgas 10,5 %
                                                             Bahnstrommix
                                                             der DB 2010*   sam mit unseren
      Steinkohle 32,1 %         Erneuerbare Energien 19,8 %
                                                                            Kunden“
                                                                            Mit ihrem neuen Netzfonds in­
                                                                            vestiert die DB Netz AG geschäfts­
                               Kernenergie 22,2 %                           orientiert in die Schienen­-
                                                                            infrastruktur. In 50 Maß­nahmen
                                                                            fließen bis 2015 zusätzlich rund
                                                                            130 Millionen Euro.
*Vorläufiger Wert im

                                                                            D
Hinblick auf die abschlie­
ßende Bericht­erstattung                                                            ie DB Netz AG verfolgt das Ziel, als Infra-
gem. §42 EnWG.                                                                      struktur-Betreiber des DB-Konzerns
                                                                                    Wachstumsmärkte für die Bahn zu er-
                                                                            schließen – nicht zuletzt durch die Erhöhung der
                                                                            Netzkapazitäten. Neben den klassischen Finan-
                                                                            zierungsmodellen für Erhalt und Ausbau von
                                                                            Strecken, Knoten und sonstigen Anlagen hat die
                                                                            DB Netz AG in diesem Jahr den sogenannten
                                                                            Netzfonds eingerichtet. Dabei fließen bis 2015
                                                                            zusätzliche Mittel in Höhe von 130 Millionen
                                                                            Euro in 50 Einzelprojekte, die gemeinsames Ge-
                                                                            schäft mit den Kunden ermöglichen, Engpässe
                                                                            beseitigen oder Kapazität schaffen.
                                                                               „Etliche dieser Maßnahmen, die alle weniger
                                                                            als 10 Millionen Euro kosten, sind für sich zu
                                                                            klein für die Bedarfsplanung des Bundes, haben
                                                                            aber eine spürbare kurzfristige Wirkung“, sagt
                                                                            Stefan Kirch. Leiter Angebotskonzepte Service-
                                                                            einrichtungen und Verantwortlicher für den
                                                                            Netzfonds bei der DB Netz AG in Frankfurt/
                                                                            Main. „Wir setzen dabei auch gezielt Wünsche
                                                                            unserer Kunden aus dem Güterverkehr oder des
                                                                            Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen
                                                                            (VDV) in die Tat um.“ Kirch betont, dass mit dem
                                                                            Netzfonds ausschließlich Projekte realisiert wer-
                                                                            den, die sich für den Netzbetreiber auch rechnen.
                                                                               Dazu zählen beispielsweise die Teilwiederin-
                                                                            betriebnahme des Bremer Rangierbahnhofs, die
                                                                            dem stetig steigenden Aufkommen im Seehafen-
                                                                            Hinterland-Verkehr Rechnung trägt. Im Rhein-
                                                                            korridor werden insbesondere rund um Duisburg,
                                                                            Koblenz und Mainz bis zu zehn Überholungs-
                                                                            gleise neu gebaut oder auf 750 Meter verlängert.
                                                                            Außerdem wird die DB Netz AG auf eigene Rech-
                                                                            nung die Blockabstände auf der Strecke Berlin
                                                                            – Stettin verringern, um die Kapazitäten für den
                                                                            Schienengüterverkehr zu dem polnischen Ost-
                                                                            seehafen zu erhöhen.
                                                                               Die ersten Baumaßnahmen sind bereits ange-
                                                                            laufen. „Als neuer flexibler Finanzierungsweg wird
                                                                            der Netzfonds jährlich fortgeschrieben“, versichert
                                         Das Blockheizkraftwerk             Kirch. „Über die bis 2015 geplanten 50 Maßnahmen
                                           verbrennt den Wasserstoff        hinaus werden wir das Portfolio sukzessive – ge-
                                         und wandelt ihn so in Strom um.    meinsam mit unseren Kunden - erweitern.“ ok

                                                                                                                    railways | 19
Customers & Projects

  TRANSATLANTIK:
  Ölfeldrohre aus
  österreichischer
  Produktion werden
  zur Verschiffung
                         Foto: Voestalpine

  nach Nordamerika
  verladen.

20 | Railways
Über die Alpen
nach Nordamerika
200.000 Tonnen Rohre schickt voestalpine Tubulars jährlich zu den Ölfeldern in den
USA und Kanada. Bei der Transportplanung spielt das Wetter eine gewichtige Rolle.

                                   D
                                           er nordamerikanische Kontinent zählt zu den wichtigsten
                                           Förderregionen für Erdöl in der Welt. Auch wenn die USA
                                           und Kanada den Höhepunkt ihrer Produktion bereits über-
                                    schritten haben: Mit über elf Prozent der weltweit geförderten Men-
                                    ge bekleiden die USA den dritten Rang auf der Liste der wichtigsten
                                    Förderländer, Kanada steht mit vier Prozent auf Platz sechs.
                                       Um das schwarze Gold aus der Erde zu pumpen, benötigen die
                                    Ölfirmen riesige Mengen von Ölfeldrohren. Und immer mehr davon
                                    kommen aus Österreich: von voestalpine Tubulars, einem der füh-
                                    renden Hersteller von Nahtlosrohren. „Über ein Joint Venture mit
                                    dem amerikanischen Unternehmen Grant Prideco haben wir Ende
                                    der 1990er-Jahre begonnen, den amerikanischen Markt zu erschlie-
                                    ßen, und heute geht mit rund 200.000 Tonnen fast die Hälfte unserer
                                    Produktion in diese Region“, erzählt Harald Spreitzhofer, Leiter

                                                                                             railways | 21
Customers & Projects

                                                                                              TRANSALPIN:
                                                                                              Aus dem voestalpine-Werk im
                                                                                              steiermärkischen Kindberg (oben)
                                                                                              bringt DB Schenker Rail die Öl-
                                                                                              feldrohre auf der Schiene zu ver-
                                                                                              schiedenen Nordseehäfen (links).

                       „Wir sorgen dafür,
                       dass Ressourcen kurzfristig
                       zur Verfügung stehen.“

 Logistik bei voestalpine Tubulars. „Der Transport nach Übersee ist allerdings eine
 schwierige Aufgabe, bei deren Lösung uns DB Schenker Rail entscheidend hilft.“
    Dass sich der Transport der Rohre aus der Fabrik im steiermärkischen Kindberg bis
 nach Nordamerika lohnt, ist unter anderem der Tatsache zu verdanken, dass Schiffs-
 frachtkapazitäten in den letzten Jahren immer günstiger geworden sind. Der Transport
 per Schiff stellt allerdings besondere Anforderungen an den Vorlauf zu den Nordsee-
 häfen. Denn schlechtes Wetter auf dem Atlantik kann die Ankunft der Frachter leicht
 um einige Tage verzögern. „Da die Lagerkapazitäten an den Häfen begrenzt und teuer
 sind, entscheidet voestalpine kurzfristig, ob auch die Produktion verzögert oder die Sen-
 dung womöglich auf einen anderen Hafen umgeleitet wird – etwa von Bremen nach
 Antwerpen“, erklärt Thomas Gerstgrasser, Key Account Manager Montan bei DB Schen-
 ker Rail in Österreich. „Wir müssen dann kurzfristig dafür sorgen, dass die entsprechenden
 Ressourcen – also Waggons, Loks, Personal und Trassen – zur Verfügung stehen.“
    Auch beim Transport über die Alpen kommt es immer wieder zu Überraschungen,
 die von den Transport- und Logistikprofis viel Flexibilität fordern. „Hochwasser,
 Murenabgänge oder – wie Anfang dieses Jahres – starke Schneefälle sind unsere
 ständigen Begleiter“, so Gerstgrasser. „Damals haben wir das Problem gelöst, indem
 wir die Rohre statt in Ganzzügen in kleineren Wagengruppen und auf verschiedenen
 Wegen an die Nordsee schafften.“
    „Die Flexibilität des Bahnvorlaufs ist eine Grundbedingung für unsere Überseetrans-
 porte“, weiß voestalpine-Mann Spreitzhofer. „Dass unser Amerikageschäft in den letzten
 Jahren so stark wachsen konnte, ist daher auch Ergebnis der ausgezeichneten Zusam-
 menarbeit mit DB Schenker Rail und deren Partnerbahn Rail Cargo Austria.“            dv
                                                                                                                                  Fotos: Voestalpine

 Kontakt | Thomas Gerstgrasser
 Telefon: +43 (0)664 88600-386
 thomas.gerstgrasser@schenker.at

22 | Railways
GEWUSST WIE:
                                                                                                                                                      Diese neuartigen Ladegestelle
                                                                                                                                                      für Vormaterial lassen sich wie
                                                                                                                                                        Container per Kran anheben
                                                                                                                                                                       und absetzen.

                                          Neues Equipment für effizientere
                                          Stahltransporte
                                          Gemeinsam mit dem Stahlrohrhersteller VALLOUREC & MANNESMANN TUBES entwickelte
                                          DB Schenker Rail neue Ladegestelle für den Transport von Stranggussstangen. Sie erhöhen
                                          die Waggonkapazität deutlich und machen eine aufwändige Ladungssicherung überflüssig.

                                          O
                                                  b auf Ölfeldern, in Kraftwerken       dabei: Neben guten Ideen lieferte V & M         zur Bestückung der Waggons. Ein Prototyp
                                                  oder beim Bau von Brücken und         TUBES auch die in Mülheim produzierten          wurde zunächst an die DB Systemtechnik
                                                  Stadien: Nahtlos warmgewalzte         Stahlhohlprofile (MSH) zur Optimierung          in Minden geliefert, die mit einer kom-
                                          Rohre von VALLOUREC & MANNES-                 der Ladegestelle. Die Vereinbarung über         pletten 90-Tonnen-Ladung Vormaterial
                                          MANN TUBES (V & M TUBES) sind in              Entwicklung und Beschaffung der Lade-           testete, ob das Gestell den extremen Bela-
                                          Deutschland und der Welt gefragt. Einer       mittel war verbunden mit einem Vertrag,         stungen gewachsen war. Es folgten Probe-
                                          der zahlreichen Produktionsstandorte des      der DB Schenker Rail die Durchführung           verkehre beim Kunden unter realen
                                          Unternehmens liegt in Mülheim an der          der Transporte für weitere Jahre sichert.       Bedingungen – erst danach, im November
                                          Ruhr. Das Rohrwerk benötigt für seinen           Die neuen Ladegestelle, von denen je         2010, begann die Serienauslieferung, die
                                          Betrieb jedes Jahr mehrere tausend Ton-       drei auf einen Waggon aufgesetzt werden,        Ende Mai abgeschlossen wurde. „Mit den
                                          nen Stahl in Form von sogenanntem             bieten gegenüber der bisherigen Techno-         neuen Ladeeinheiten sichert V & M TUBES
                                          Rundstrangguss. Für den Bahntransport         logie mehrere Vorteile. Einerseits entfällt     die Versorgung seines Mülheimer Werks“,
                                          dieses Vormaterials ist seit Jahren DB        eine aufwändige Ladungssicherung, ande-         fasst Thomas Weidner zusammen. „Und das
                                          Schenker Rail verantwortlich. Jeden Tag       rerseits verfügen die Wagen mit fast 90         gemeinsame Projekt hat die Partnerschaft
                                          – auch sonntags – verlassen zwei Ganzzü-      Tonnen über eine deutlich höhere Lade-          zwischen V & M TUBES und DB Schenker
                                          ge mit einer Kapazität von je 2.400 Brut-     kapazität. Bei Bedarf können die Gestelle       Rail langfristig gestärkt.“         dv
                                          totonnen das Duisburger Stahlwerk der         außerdem wie ein Container per Kran an-
                                          Firma HKM Hüttenwerke Krupp Man-              gehoben und auf- und abgesetzt werden.
                                          nesmann GmbH mit Ziel Mülheim.                   Nach einer europaweiten Ausschreibung
                                             „2009 entschied V & M TUBES tech-          beauftragte DB Schenker Rail das slowa-         Kontakt | Thomas Weidner
                                          nisch weiterentwickelten Ersatz für die       kische Güterwagenwerk ZOS Trnava mit            Telefon: +49 (0)203 3017-3114
Foto: Christian Albers/DB Schenker Rail

                                          bisherigen über 30 Jahre alten Ladegestelle   der Produktion der neuen Ladeeinheiten          thomas.th.weidner@dbschenker.eu
                                          für die Transporte zu beschaffen“, berich-
                                          tet Thomas Weidner, Leiter des für V & M       Über das Unternehmen
                                          TUBES zuständigen Branchenteams im             VALLOUREC & MANNESMANN TUBES (V & M TUBES), ein Unternehmen der Vallourec Gruppe
                                          Marktbereich Montan bei DB Schenker            und Produzent nahtlos warmgefertigter Stahlrohre, ist Weltmarktführer im Segment der
                                          Rail. „Um die Transporte effizienter zu        rohrbasierten Premiumlösungen insbesondere für die Energiemärkte und weitere industrielle
                                                                                         Anwendungen. Mit 16.000 Mitarbeitern, integrierten Produktionsanlagen, Forschungs- und
                                          gestalten und die Versorgung des Mülhei-
                                                                                         Entwicklungsaktivitäten auf höchstem Niveau sowie der Präsenz in mehr als 20 Ländern bietet
                                          mer Werks langfristig zu sichern, haben        Vallourec & Mannesmann Tubes seinen Kunden innovative globale Lösungen zur Bewältigung
                                          wir gemeinsam mit dem Kunden neue La-          der wachsenden Herausforderungen des Energiebereichs im 21. Jahrhundert.
                                          deeinheiten entwickelt.“ Das Besondere

                                                                                                                                                                           railways | 23
Customers & Projects

 Geburtstag
 in Leipzig
 Das Terminal Leipzig-Wahren ist ein Erfolgsbeispiel
 für die Verlagerung von Containerverkehren von der
 Straße auf die Schiene.

 B
         este Anbindung an Schienennetz und Autobahn, viel Platz     worden. Und die Mengen wachsen weiter. Darum erwarb DB IS
         und hervorragende technische Infrastruktur: Das sind die    2011 ein angrenzendes Grundstück, um weitere 16.000 m² De-
         Eckdaten des Containerterminals Leipzig-Wahren der          potfläche zu schaffen. Die Inbetriebnahme der ersten 10.000 m²
 Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Straße (DUSS). Ein-          Erweiterungsfläche erfolgte bereits im Juli.
 gebunden in das Netzwerk der TFG Transfracht, hat es eine              Für den Schienentransport des AlbatrosExpress, der das
 wichtige Funktion im Verkehrskonzept des AlbatrosExpress.           Rückgrat der TFG-Transporte bildet, ist der Marktbereich Inter-
 Am 30. August feierte der Spezialist für den containerisierten      modal von DB Schenker Rail verantwortlich. Das Zugnetzwerk,
 Seehafen-Hinterlandverkehr zusammen mit der DB Intermodal           das dichteste im deutschen Seehafen-Hinterlandverkehr, verbin-
 Services (DB IS) in deren Containerdepot Leipzig sein zehnjäh-      det Hamburg und Bremerhaven mit mehr als 20 Terminals in
 riges Jubiläum am Standort Leipzig-Wahren. Die Erfolgsgeschich-     Deutschland, Österreich und der Schweiz. Überwiegend zug-
 te spiegelt sich in der Entwicklung des Terminals bildlich wider.   lange Gleise, Nähe zum Autobahnnetz und notwendige Einrich-
     DB IS unterstützte das Angebot der TFG Transfracht von          tungen sorgen für einen reibungslosen Containerumschlag
 Beginn an mit der Eröffnung eines Containerdepots in unmit-         hochfrequenter KV-Verkehre.
 telbarer Nähe zum Umschlagbahnhof in Leipzig. Das Depot                An der Drehscheibe Leipzig-Wahren werden für TFG Trans-
 verschafft Reedereien die Möglichkeit, Container durch DB IS        fracht jede Woche bis zu 16 Ganzzüge mit 600 Containern im
 lagern, reparieren und reinigen zu lassen. Die zusätzliche Ab-      Rundlauf abgefertigt. Dafür sorgen vier 700 Meter lange Gleise
 stellfläche im Depot ermöglicht die Auslagerung von Containern      und zwei Portalkräne. Das angeschlossene Service Center und
 als Voraussetzung für beschleunigte Betriebsabläufe im Um-          Depot der DB IS mit drei Reach-Stackern und eigenem Repara-
 schlagbahnhof der DUSS, wodurch auch Pünktlichkeit und Zu-          turservice verfügt über eine Kapazität von 3.900 TEU.  dv
 verlässigkeit der Albatros-Verkehre erhöht werden.
     2007 erfolgte eine erste Flächenerweiterung um 20.000 m²,
 um das steigende Transportaufkommen zu bewältigen. Seit der         Kontakt | Martin Herzig
 Eröffnung des AlbatrosExpress-Umschlagbahnhofs Leipzig-             Telefon: +43 (0)30 297-54350
 Wahren sind über 400.000 Standardcontainer (TEU) bewegt             martin.herzig@dbschenker.eu

24 | Railways
Sie können auch lesen