Existenzgründung im Handwerk - Gewusst wie - einen Betrieb erfolgreich gründen - Handwerkskammer ...
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Die bayerischen Handwerkskammern sind Mitglied im Existenzgründerpakt Bayern, einer Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie zur Förderung von Existenzgründern und Jungunternehmern in Bayern. Redaktion Leitung: Franz Knödlseder, Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz Redakteure: Peter Badmann, Handwerkskammer für München und Oberbayern Kilian Biechele, Handwerkskammer für Schwaben Dirk Haid, Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Hoffmann, Handwerkskammer für Mittelfranken Björn Salg, Handwerkskammer für Unterfranken Wird im Text lediglich die weibliche oder männliche Schreibweise verwendet, so ist das der besseren Lesbarkeit geschuldet und steht stets stellvertretend für alle Geschlechter. Die Ausarbeitung der Broschüre erfolgte mit größter Sorgfalt, dennoch besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Eine Haftung für die inhaltliche Richtigkeit (mit Ausnahme von Vorsatz oder grobem Verschulden) wird nicht übernommen. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist lediglich mit der Genehmigung der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerks- kammern gestattet.
Inhalt 5 Vorwort Schritte in die Selbstständigkeit 21 Rechtsform Gründung als Chance und 23 Namensgebung Herausforderung 25 Standort 7 Handwerksrechtliche Grundlagen 27 Marketing 8 Zulassungspflichtige und 28 Aktuelle Entwicklungen und Trends zulassungsfreie Handwerke 29 Mitarbeiter 12 Unternehmerpersönlichkeit 30 Finanzierung 14 Neugründung, Übernahme oder Beteiligung 31 Fördermöglichkeiten 32 Persönliche und betriebliche Absicherung 35 Anmeldungen Inhalt eines Businessplans 37 Gründung im Nebenberuf 17 Eine klare Gliederung ist das A und O 17 Vorhabensbeschreibung Checkliste zur Vorbereitung 19 Die Zahlen 42 Wichtige Vorsorgeentscheidungen 43 Unternehmerische Fragen und Entscheidungen
4 Carina Harders Elektronikerin Was ich tue, macht mich erfinderisch. Wir wissen, was wir tun. HANDWERK.DE
Vorwort 5 Vorwort Sie möchten sich selbstständig machen? Sie haben vor, einen eigenen Betrieb aufzubauen? Eigenverantwortung, Unabhängigkeit, die Verwirklichung der eigenen Ideen und natürlich auch der mög- liche finanzielle Erfolg sind gute Gründe, den Schritt in die Selbst- ständigkeit zu wagen. Ihr handwerkliches Können und Ihre Bran- Trotz allem gibt es keine Garantie für den chenkenntnis bilden dabei die Grundlage. Erfolg. Eine umfassende Planung ist die beste Haben Sie dazu die Qualifikation und die aus- Vorbereitung für einen aussichtsreichen Start. dauernde Energie, all die neuen Aufgaben, die Ihre Handwerkskammer bietet Ihnen dafür ein auf Sie warten, zu bewältigen? Sie werden breites Spektrum an Informationen. Die hand- Tätigkeiten übernehmen, mit denen Sie sich werksspezifische Gründungsberatung steht als angestellter Handwerker nicht beschäfti- dabei im Mittelpunkt. Businessplan, Rechts- gen mussten. Kaufmännisches Verständnis formwahl, Finanzierung, Stellungnahmen zu und unternehmerisches Denken und Handeln Förderanträgen, handwerksrechtliche Voraus- sind dafür unerlässlich. setzungen oder Gründungsformalitäten sind dabei nur einige Stichworte. Für Ihre Existenzgründung brauchen Sie gute Ideen, ein durchdachtes Konzept und eine Darüber hinaus bietet Ihnen Ihre Handwerks- zielorientierte Strategie. Wer heute einen kammer Seminare (auch online) und Veranstal- Handwerksbetrieb gründet, muss flexibel tungen an und nicht zuletzt auch Broschüren. sein. Die schnelle Entwicklung in Technik und Die vorliegende soll Ihnen einen allgemeinen Gesellschaft erfordert laufend Anpassungen Überblick über grundlegende Themen der im Unternehmen. Neue Trends bieten aber Existenzgründung geben. Die individuellen auch Chancen, sich weitere Geschäftsfelder zu Fragen, die sich für Sie aus der Lektüre erge- erschließen. ben, können wir gern in einem persönlichen Gespräch klären.
Gründung als Chance und Herausforderung Das Handwerk repräsentiert mit einer Vielzahl von Berufen den vielseitigsten und zweitstärksten Wirtschaftsbereich in Bayern. Die dort Beschäftigten arbeiten in einer dynamischen Branche, die sich entsprechend den Markterfordernissen ständig weiterentwickelt und so immer neue Chancen bietet.
Gründung als Chance und Herausforderung 7 Handwerksrechtliche Grundlagen Der Existenzgründungswille im Handwerk war stets vorhanden. Das wird auch in Zukunft so sein. Zum einen steht eine Vielzahl von Handwerksbetrieben zur Übernahme an. Zum anderen beschäftigt sich von den jungen Das meisterhafte handwerkliche Handwerkerinnen und Handwerkern, die sich zur Meisterprüfung anmelden, etwa die Hälfte Können allein ist noch kein Garant mit dem Gedanken, den Meistertitel auch für für den Erfolg einer Existenzgrün- die eigene Existenzgründung zu nutzen. dung. Genauso wichtig sind vertiefte Das ist das erfreuliche Ergebnis insbesondere betriebswirtschaftliche und rechtliche einer zielgerichteten Fortbildung im Hand- werk. Die Meisterfortbildung ist das einzige Kenntnisse. Angebot, das umfassend auf die Selbststän- digkeit vorbereitet. Es ist daher auch nur fol- gerichtig, dass der Schritt in die Selbstständig- keit in keinem anderen Wirtschaftsbereich so erfolgreich verläuft wie im Handwerk. Bei der Vorbereitung auf die Existenzgrün- dung sollte sich jeder Handwerker umfassend mit betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Aufgaben beschäftigen, denn kaufmännische und rechtliche Kenntnisse sind für die Selbst- ständigkeit im Handwerk unerlässlich.
8 Gründung als Chance und Herausforderung Zulassungspflichtige und zulassungsfreie Handwerke Die Handwerksordnung (HwO) unterscheidet zulassungspflichtige und zulassungsfreie Handwerke. Zulassungspflichtige Handwerke gegeben sind, können Sie bei Ihrer Hand- werkskammer einen Antrag auf Erteilung Ein zulassungspflichtiges Handwerk dürfen einer Ausübungsberechtigung nach § 7b Sie dann ausüben, wenn Sie eine der HwO stellen. folgenden Voraussetzungen erfüllen: n Sie erhalten eine Ausnahmebewilligung nach § 8 HwO: Dieser Antrag kann in indi- n Sie verfügen selbst über die Meisterprü- viduell begründeten Ausnahmefällen bei fung in dem Handwerk, das Sie ausüben Ihrer Handwerkskammer gestellt werden, wollen. wenn die dafür erforderlichen Kenntnisse n Sie haben eine der Meisterprüfung ver- und Fertigkeiten nachgewiesen sind. gleichbare Qualifikation: Ingenieure, Absol- n Sie beschäftigen einen Betriebsleiter: Diese venten von technischen Hochschulen und Person muss eine der zuvor genannten von staatlichen oder staatlich anerkannten Qualifikationen besitzen. Fachschulen für Technik und für Gestaltung können mit dem zulassungspflichtigen Handwerk in die Handwerksrolle eingetra- Zulassungsfreie Berufe gen werden, dem der Studien- oder Schul- schwerpunkt entspricht. Industriemeister Die Anlage B der Handwerksordnung ist unter- können in die Handwerksrolle eingetra- teilt in zulassungsfreie Handwerke (Anlage B, gen werden, sofern ihre Abschlüsse einem Abschnitt 1) und handwerksähnliche Gewerbe zulassungspflichtigen Handwerk gleich- (Anlage B, Abschnitt 2). wertig sind. n Sie verfügen über meistergleiche Fähigkei- In den zulassungsfreien Berufen ist der ten, was gemäß § 7b HwO dann der Fall ist, Meisterbrief nicht die Voraussetzung für die wenn Sie nach bestandener Gesellenprü- Selbstständigkeit, sondern fungiert als Güte- fung eine Tätigkeit im gleichen Handwerk siegel und steht für Qualität und Vertrauen. von mindestens sechs Jahren, davon vier Für die Ausübung dieser handwerklichen und in leitender Stellung, nachweisen können handwerksähnlichen Tätigkeiten müssen Sie („Altgesellenregelung“). Diese Regelung keine spezifische Qualifikation nachweisen, gilt allerdings nicht für die Schornstein- eine Eintragung in die entsprechenden Ver- feger und die Gesundheitshandwerke. zeichnisse bei Ihrer Handwerkskammer ist Leitend heißt, dass Sie eigene Entschei- aber dennoch erforderlich. dungsbefugnisse im Betrieb oder einem wesentlichen Betriebsteil hatten und mit betriebswirtschaftlichen, kaufmännischen und rechtlichen Aufgaben betraut waren. Wenn die genannten Voraussetzungen
Gründung als Chance und Herausforderung 9 Änderung der Handwerks- HwO umgetragen wurde, ein weiterer Eigen- ordnung im Jahr 2020 tümer oder Gesellschafter aufgenommen wird. Dann muss das Erfüllen der Anforderung Im Jahr 2020 wurde für zwölf bisher zulas- für die Eintragung in Anlage A HwO nach der sungsfreie Handwerke (Anlage B, Abschnitt 1 Erweiterung des Eigentümer- oder Gesell- HwO) die Meisterpflicht wiedereingeführt. In schafterkreises durch Vorlage geeigneter diesem Zusammenhang wurden zwar auch Unterlagen nachgewiesen werden. Wenn Sie Regelungen zum Bestandsschutz getroffen also die Existenzgründung durch Eintritt in (§ 126 HwO), dennoch kann es zu kritischen einen bestehenden Betrieb planen, sprechen Konstellationen kommen, beispielsweise dann, Sie bitte rechtzeitig mit Ihrer Handwerks- wenn in einen Betrieb, der von Gesetzes kammer. wegen von der Anlage B1 HwO in Anlage A
10 Gründung als Chance und Herausforderung Anlagen A, B1, B2 gemäß Änderung der Handwerksordnung vom 14.02.2020 (alphabetisch geordnet). Die zulassungspflichtigen Die zulassungsfreien Handwerke Die handwerksähnlichen Handwerke (Anlage A der HwO) (Anlage B1 der HwO) Gewerbe (Anlage B2 der HwO) n Augenoptiker n Bestatter n Änderungsschneider n Bäcker n Bogenmacher n Appreteure, Dekateure n Behälter- und Apparatebauer n Brauer und Mälzer n Asphaltierer (ohne Straßenbau) n Betonstein- und Terrazzohersteller n Buchbinder n Ausführung einfacher Schuhreparaturen n Böttcher n Drucker n Bautentrocknungsgewerbe n Boots- und Schiffbauer n Edelsteinschleifer und -graveure n Betonbohrer und -schneider n Brunnenbauer n Feinoptiker n Bodenleger n Büchsenmacher n Flexografen n Bügelanstalten für Herren-Oberbekleidung n Chirurgiemechaniker n Fotografen n Bürsten- und Pinselmacher n Dachdecker n Galvaniseure n Daubenhauer n Drechsler (Elfenbeinschnitzer) und n Gebäudereiniger n Dekorationsnäher Holzspielzeugmacher n Geigenbauer (ohne Schaufensterdekoration) n Elektromaschinenbauer n Glas- und Porzellanmaler n Einbau von genormten Baufertigteilen n Elektrotechniker n Gold- und Silberschmiede (z. B. Fenster, Türen, Zargen, Regale) n Estrichleger n Graveure n Eisenflechter n Feinwerkmechaniker n Handzuginstrumentenmacher n Fahrzeugverwerter n Fleischer n Holz- und Bautenschützer (Mauerschutz n Fleckteppichhersteller n Fliesen-, Platten- und Mosaikleger und Holzimprägnierung in Gebäuden) n Fleischzerleger, Ausbeiner n Friseure n Holzbildhauer n Fuger (im Hochbau) n Gerüstbauer n Holzblasinstrumentenmacher n Gerber n Glasbläser und Glasapparatebauer n Keramiker n Getränkeleitungsreiniger n Glaser n Klavier- und Cembalobauer n Handschuhmacher n Glasveredler n Korb- und Flechtwerkgestalter n Herstellung von Drahtgestellen für n Hörakustiker n Kürschner Dekorationszwecke in Sonderanfertigung n Informationstechniker n Maßschneider n Holzblockmacher n Installateur und Heizungsbauer n Metallbildner n Holz-Leitermacher (Sonderanfertigung) n Kälteanlagenbauer n Metallblasinstrumentenmacher n Holzreifenmacher n Karosserie- und Fahrzeugbauer n Metall- und Glockengießer n Holzschindelmacher n Klempner n Modellbauer n Holzschuhmacher n Konditoren n Modisten n Innerei-Fleischer (Kuttler) n Kraftfahrzeugtechniker n Müller n Kabelverleger im Hochbau n Landmaschinenmechaniker n Sattler und Feintäschner (ohne Anschlussarbeiten) n Maler und Lackierer n Schneidwerkzeugmechaniker n Klavierstimmer n Maurer und Betonbauer n Schuhmacher n Kosmetiker n Mechaniker für Reifen- und n Segelmacher n Kunststopfer Vulkanisationstechnik n Siebdrucker n Lampenschirmhersteller n Metallbauer n Textilgestalter (Sticker, Weber, Klöppler, (Sonderanfertigung) n Ofen- und Luftheizungsbauer Posamentierer, Stricker) n Maskenbildner n Orgel- und Harmoniumbauer n Textilreiniger n Metallsägen-Schärfer n Orthopädieschuhmacher n Uhrmacher n Metallschleifer und Metallpolierer n Orthopädietechniker n Vergolder n Muldenhauer n Parkettleger n Wachszieher n Plisseebrenner n Raumausstatter n Weinküfer n Rammgewerbe (Einrammen von Pfählen n Rollladen- und Sonnenschutztechniker n Zupfinstrumentenmacher im Wasserbau) n Schilder- und Lichtreklamehersteller n Requisiteure n Schornsteinfeger n Rohr- und Kanalreiniger n Seiler n Schirmmacher n Steinmetzen und Steinbildhauer n Schlagzeugmacher n Straßenbauer n Schnellreiniger n Stuckateure n Speiseeishersteller (mit Vertrieb von n Tischler Speiseeis mit üblichem Zubehör) n Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer n Steindrucker n Zahntechniker n Stoffmaler n Zimmerer n Tankschutzbetriebe (Korrosionsschutz n Zweiradmechaniker von Öltanks für Feuerungsanlagen ohne chemische Verfahren) n Teppichreiniger n Textil-Handdrucker n Theater- und Ausstattungsmaler n Theaterkostümnäher n Theaterplastiker
Gründung als Chance und Herausforderung 11 Ihre Notizen
12 Gründung als Chance und Herausforderung Unternehmerpersönlichkeit Wer plant, sich selbstständig zu machen, sollte sich intensiv damit auseinandersetzen, ob wesentliche Eigenschaften vorhanden sind, die von einem Unternehmer erwartet werden. Belastungen standhalten ist auch unerlässlich, dass die Familie und Ihr persönliches Umfeld Ihrer Selbstständigkeit Seien Sie selbstkritisch und wägen Sie ab, ob positiv gegenübersteht und Sie unterstützt. Sie mit den Chancen und Risiken der beruf- lichen Selbstständigkeit leben können und wollen. Sie müssen physisch und psychisch in Lebenslanges Lernen der Lage sein, aufkommenden Belastungen standzuhalten. In der Selbstständigkeit können Sie sich nicht auf Ihrem Wissensstand ausruhen, auch wenn Sie im Besitz der Meisterprüfung sind. Ob tech- nische Entwicklung, geänderte Gesetze oder Offene Persönlichkeit neue Medien: Sie müssen sich ständig fortbil- Sie sollten von der Persönlichkeit her offen auf den, um Ihren Betrieb auf dem neuesten Stand Menschen zugehen und Ihre Leistungen kon- zu halten. kurrenzfähig anbieten können. Für Ihren Erfolg
Gründung als Chance und Herausforderung 13 Planen Sie Zeit ein für Messebesuche, Vorträge, Interne Organisation Online-Seminare oder den Blick in eine Fach- zeitschrift. Ausreichendes kaufmännisches Sie spielen die zentrale Rolle in Ihrem Hand- und rechtliches Wissen ist die Grundlage, um werksbetrieb – das ist unbestritten. Die wich- einen Betrieb langfristig erfolgreich zu führen. tigen Entscheidungen sind von Ihnen zu tref- Nutzen Sie deshalb das Weiterbildungsange- fen und letztendlich auch zu verantworten. bot Ihrer Handwerkskammer sowie weiterer Bildungsträger, um Ihre Kenntnisse zu aktuali- In der Praxis ist aber immer wieder zu beob- sieren und zu erweitern. achten, dass so mancher Unternehmer glaubt, auch die unwichtigste Entscheidung im Auch eine Zusatzausbildung sollten Sie in Betrieb selbst treffen zu müssen. Die Unfähig- Betracht ziehen. Der speziell für das Handwerk keit zu delegieren untergräbt den Mut der Mit- entwickelte Studiengang „Geprüfter Betriebs- arbeiter zur Eigeninitiativ, fördert deren Des- wirt nach der Handwerksordnung“ richtet sich interesse und bedingt sinkende Motivation. an Fach- und Führungskräfte, die zusätzliche Darüber hinaus wird ein solches Verhalten zu Managementkenntnisse erwerben wollen, die einem bestimmten Zeitpunkt die totale Über- dabei helfen, den Erfolg ihres Unternehmens lastung für Sie zur Folge haben, sodass Sie sich dauerhaft zu sichern, ihre Mitarbeiter besser dann möglicherweise nicht mehr um die wirk- zu motivieren und marktgerechte Entschei- lich relevanten Dinge kümmern können. Fatal dungen treffen zu können. Informieren Sie sich wird es, wenn Sie einmal ausfallen sollten, da bei Ihrer Handwerkskammer über diese Fort- in einem solchen Fall niemand in der Lage ist, bildungsmöglichkeit. den Betrieb vorübergehend zu führen, weil z. B. niemand Zugang zu dringend benötigten Unterlagen hat. Versuchen Sie von Beginn an, in Ihrem Betrieb eine funktionierende interne Organisation aufzubauen n Trauen Sie Ihren Mitarbeitern etwas zu – n Weihen Sie eine Person Ihres besonde- Sie haben sie schließlich ausgewählt! ren Vertrauens auch in die sensibleren n Machen Sie sich stets bewusst, dass Sie Betriebsdaten und -geschehnisse ein. ausfallen können und der Betrieb auch n Sorgen Sie mit einem aussagefähigen für eine gewisse Zeit ohne Sie funktionie- Ablageplan und -system dafür, dass auch ren muss. im Falle Ihrer plötzlichen Abwesenheit n Delegieren Sie Aufgaben und Entschei- wichtige Unterlagen gefunden werden. dungen an Ihre Mitarbeiter. Das stärkt n Akzeptieren Sie von Beginn an, dass Sie deren Bindung an das Unternehmen allein aus Kapazitätsgründen nicht alle und fördert ihre Motivation. Und Ihnen Entscheidungen rund um Ihren Betrieb ermöglicht es, Ihre wertvolle Zeit für die selbst treffen können. Arbeitsbereiche einzusetzen, die auch wirklich „Chefsache“ sind. Und schließlich, denken Sie daran: Ein gutes n Bauen Sie sich zumindest eine Stellver- Netzwerk zu haben ist erfolgsentscheidend. tretung auf, die den Betrieb für einen Wer seine Netzwerke pflegt (z. B. in sozialen bestimmten Zeitraum allein führen kann. Medien), hat häufig die Nase vorn. Auch die Berater Ihrer Handwerkskammer sollten zu Ihrem Netzwerk gehören.
14 Gründung als Chance und Herausforderung Neugründung, Übernahme oder Beteiligung Wie so oft im Leben gibt es sowohl bei der Neugründung als auch bei der Übernahme eines Betriebes und ebenso bei der Beteiligung an einem Betrieb positive wie negative Aspekte, die beachtet werden sollten. Die Entscheidung, welche Argumente stärker ins Gewicht fallen, ist oft eine sehr subjektive. Doch für jede der Gründungs- alternativen gilt gleichermaßen: im Vorfeld informieren und die Entscheidung wohl überlegen! Neugründung eines Betriebes Übernahme eines Betriebes Betriebe, die zur Übernahme Die Neugründung eines Betriebes heißt, bei Die Herausforderung bei der Übernahme eines angeboten werden, null beginnen. Das bedeutet in der Regel eine bestehenden Betriebes besteht darin, die- finden Sie auf der Anlaufphase, in der die Position am Markt sen am Laufen zu halten. Die Chancen einer Internetseite Ihrer gesucht wird und Beziehungen zu Kunden und Betriebsübernahme liegen vor allem in dem Handwerks- Lieferanten sowie ein funktionierender Mit- vorhandenen Kundenstamm, den eingearbei- kammer oder auf arbeiterstamm aufbebaut werden. teten Mitarbeitern und den passenden Werk- www.nexxt-change.org statträumen mit vorhandener Ausstattung. Eine Neugründung bietet Chancen, die – wenn Des Weiteren sind Bekanntheit bzw. der Ruf sie erkannt und genutzt werden – schnell zum und das Image des bestehenden Betriebes von Erfolg führen können. Die Hauptvorteile sind großer Bedeutung. Häufig ist auch eine stu- darin zu sehen, dass Sie Ihren Betrieb nach fenweise Betriebsübernahme oder eine unter- Ihren Vorstellungen gestalten und ihn schritt- stützende Mitarbeit der Vorgängerin oder weise aufbauen können. des Vorgängers möglich. Dem stehen Risiken gegenüber, die zu beachten sind: So existie- Viele Junghandwerkerinnen und -handwer- ren bestimmte Übernahmeverpflichtungen. ker tendieren dazu, einen Betrieb völlig neu Maschinen und Einrichtung können veraltet aufzubauen, statt einen vorhandenen zu sein. Es kann zu Spannungen mit den vorhan- übernehmen. Das liegt wohl vor allem an den denen Mitarbeitern oder Kunden kommen. finanziellen Belastungen, welche die Über- nahme eines bestehenden fremden Betriebes meist mit sich bringt. Trotzdem sollte man die Übernahmeangebote prüfen und sei es nur, um seine Markt- und Branchenkenntnisse zu erweitern. Studien zufolge plant jeder vierte Handwerksunternehmer in den nächsten Jah- ren aus Altersgründen die Übergabe in jüngere Hände oder den Betrieb zu schließen. Ein über- gabefähiger Betrieb kann eine solide Basis für den Aufbau einer selbstständigen Existenz sein.
Gründung als Chance und Herausforderung 15 Vor- und Nachteile einer Betriebsübernahme Vorteile Nachteile Betriebsgebäude und Einrichtungen sind Maschinen und Geschäftseinrichtung sind vorhanden. möglicherweise veraltet. Kundenstamm ist gegeben. Erweiterungsmöglichkeiten sind beschränkt. Qualifizierte und eingearbeitete Mitarbeiter Kaufpreis, Miete oder Pacht sind eventuell sind vorhanden. überhöht. Der Betrieb ist am Markt platziert. Bestehende Arbeitsverhältnisse müssen übernommen werden. Die Risiken der Anlaufperiode fallen weg. Kunden können Geschäftsbeziehungen abbrechen. Der Vorgänger hilft bei der Einführung bei Es bestehen Haftungsrisiken. den Kunden. Beteiligung an einem Betrieb Bei Eintritt in ein Einzelunternehmen entsteht eine Personengesellschaft. Das Gesellschafts- Auch das Eingehen einer Beteiligung an einem verhältnis sollte in einem Gesellschaftsver- bestehenden Unternehmen kann ein Weg in trag geregelt werden. Bei Beteiligung an einer die Selbstständigkeit sein. Eine Beteiligung Kapitalgesellschaft ist ein Gesellschaftsver- ist nicht selten die Vorstufe für die spätere trag in notarieller Form vorgeschrieben. Je Gesamtübernahme. nach Gesellschaftsvertrag müssen auch die anderen Gesellschafter dem Anteilsübergang Die Vor-, aber auch die Nachteile, wie sie bei zustimmen. In jedem Fall ist dringend anzu- der Betriebsübernahme aufgeführt sind, kom- raten, vor der Entscheidung für eine Beteili- men im Wesentlichen auch hier zum Tragen. gung den Rat eines Steuerberaters einzuholen, damit die individuellen steuerlichen Belange Ergänzend seien noch genannt: der Gesellschafter beleuchtet werden. Vor- und Nachteile einer Beteiligung Vorteile Nachteile Gegebene, gewachsene und bewährte Unter- Einschränkung bei betrieblichen Entscheidun- nehmensstrukturen gen Einbringung neuer Ideen und Impulse für den Wertminderung des Betriebes bei Fehlentschei- weiteren geschäftlichen Erfolg dungen des Teilhabers Reibungsverluste durch Meinungsverschieden- heiten innerhalb der Geschäftsführung Eine eingegangene Bindung kann nur schwer wieder gelöst werden Ohne ausdrückliche Vereinbarung besteht Unklarheit darüber, ob oder zu welchen Kondi- tionen später evtl. eine vollständige Übernahme erfolgen kann Gegebenenfalls Wegfall des Bestandsschutzes im Zusammenhang mit der Wiedereinführung der Meisterpflicht bei bestimmten Handwerks- berufen (§ 126 HWO)
16 Inhalt eines Businessplans Wie umfangreich Ihr Businessplan (Unternehmenskonzept) sein soll, hängt von Ihrem Vorhaben ab. Der Businessplan gliedert sich grob in die Vorhabensbeschreibung und den Zahlenteil. Hier finden Sie die ausschlaggebenden Fragen, auf die Ihr Businessplan idealerweise die Antworten gibt.
Inhalt eines Businessplans 17 Eine klare Gliederung ist das A und O Jedes Konzept sollte eine klare Gliederung sung darstellen. Danach folgt die Vorhabens- sowie eine einfache und verständliche Aus- beschreibung und als Abschluss der Zahlenteil. Der Businessplan drucksweise aufweisen. Beginnen Sie mit Nur ein klarer und verständlicher Business- gliedert sich grob in den allgemeinen Daten: Wer gründet wo und plan ist ein guter Businessplan. Schrecken Sie die Vorhabensbe- wann. Außerdem ist auch die optische Form Ihre potenziellen Geldgeber nicht mit fachlich- schreibung und den von Bedeutung. Noch bevor Sie ins Detail technischen Einzelheiten ab, sondern über- Zahlenteil. Formulie- ren Sie ihn klar und gehen, sollten Sie die wichtigsten Aspekte zeugen Sie mit Ihrem unternehmerischen auch für den Laien Ihres Businessplans in einer Zusammenfas- Know-how. verständlich. Vorhabensbeschreibung Geschäftsidee Markt und Wettbewerb n Worin besteht Ihre Geschäftsidee? Kunden n Was ist das Besondere an Ihrer n Wer sind Ihre Kunden? Geschäftsidee? n Wo sind Ihre Kunden? n Was sind Ihre kurz- und langfristigen n Sind Sie von wenigen Großkunden Unternehmensziele? abhängig? n Welche Bedürfnisse/Probleme haben Ihre Kunden? Produkt/Dienstleistung Konkurrenz n Welches Produkt/welche Leistung wollen n Wer sind Ihre gegenwärtigen und In unserer Broschüre Sie herstellen bzw. anbieten? zukünftigen Konkurrenten? „Formulierungs- n Was ist das Besondere an Ihrem Angebot n Was kosten die Produkte bzw. Dienst- hilfen für Ihren (evtl. Alleinstellungsmerkmal)? leistungen bei der Konkurrenz? Businessplan“ finden Sie zwei n Wie werden Sie produzieren bzw. wie stel- n Was sind die größten Stärken und Beispielkonzepte für len Sie Ihre Leistungen zur Verfügung? Schwächen Ihrer Konkurrenten? die Neugründung n Welchen Service bieten Sie an? n Welche Schwächen/welchen Nachteil und die Übernahme hat Ihr Unternehmen gegenüber Ihrem eines Betriebes. wichtigsten Konkurrenten? n Wie können Sie diesen Schwächen begegnen? Standort n Warum haben Sie sich für gerade diesen Standort entschieden? n Welche Nachteile hat der Standort? n Wie können Sie diese Nachteile ausgleichen? n Wie wird sich der Standort zukünftig entwickeln?
18 Inhalt eines Businessplans Marketing Unternehmensorganisation Angebot Gründer n Welchen Nutzen hat Ihr Angebot für n Welche Berufsausbildung/Berufserfah- potenzielle Kunden? rung haben Sie (z. B. Meisterprüfung)? n Was ist besser gegenüber dem Angebot n Verfügen Sie über die erforderlichen der Konkurrenz? kaufmännischen Kenntnisse? n Welche besonderen Stärken besitzen Sie? Vertrieb n Welche Defizite existieren? Wie werden n Welche Absatzgrößen steuern Sie in Sie diese ausgleichen? welchen Zeiträumen an? n Unterstützt Ihr Partner/Ihre Familie Ihr n Welche Zielgebiete visieren Sie an? Vorhaben? n Welche Vertriebswege werden Sie nutzen? n Welche Kosten entstehen durch den Rechtsform Vertrieb? n Für welche Rechtsform haben Sie sich entschieden? Aus welchen Gründen? Werbung und Kommunikation n Sind die steuerlichen und rechtlichen n Wie erfahren Ihre Kunden von Ihrem Folgen berücksichtigt? Produkt/Ihrer Dienstleistung? n Welche Werbemaßnahmen planen Sie Mitarbeiter und zu welchem Zeitpunkt? n Wann bzw. in welchen zeitlichen Abständen wollen Sie wie viele Mitarbeiter Bitte denken Sie bei allen Kommunikations- einstellen? maßnahmen, bei denen Sie Kundendaten n Welche Qualifikationen sollten Ihre elektronisch speichern bzw. weitergeben, Mitarbeiter aufweisen? an die Einhaltung der Vorgaben der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung). Chancen/Risiken n Was sind die größten Chancen, die die Preisgestaltung Entwicklung Ihres Unternehmens positiv n Welche Leistungen bieten Sie zu welchem beeinflussen könnten? Preis an? n Was sind die wichtigsten Probleme, n Wie sind Sie auf diese Preise gekommen/ die eine positive Entwicklung Ihres Unter- wie errechnen sich diese Preise? nehmens behindern könnten? n Sind Ihre Preise im Vergleich zum Wett- n Wie wollen Sie eventuellen Risiken/ bewerb eher niedrig oder hoch? Problemen begegnen? n Wie sind die durchschnittlichen Preise für diese Leistungen am Markt?
Inhalt eines Businessplans 19 Die Zahlen Investition und Finanzierung Erfolgs- und Liquiditätsplanung Investitionsplan Ertragsvorschau/Rentabilitätsrechnung n Wie hoch ist der Kapitalbedarf für n Wie hoch planen Sie den Umsatz für die nötige Investitionen? nächsten drei Jahre? n Wie hoch ist der Kapitalbedarf für n Wie hoch planen Sie die Kosten für die Betriebsmittel? nächsten drei Jahre? n Liegen Ihnen Kostenvoranschläge vor, n Wie hoch planen Sie den Gewinn für die die Ihre Investitionsplanung belegen? nächsten drei Jahre? Finanzierungsplan Liquiditätsplanung n Wie hoch ist Ihr Eigenkapitalanteil? n Wie hoch planen Sie Ihre monatlichen n Wie hoch ist Ihr Fremdkapitalbedarf? Einnahmen im ersten Jahr? n Welche Förderprogramme könnten n Wie hoch planen Sie Ihre monatlichen für Sie infrage kommen? Ausgaben im ersten Jahr? n Welche Sicherheiten können Sie für Kredite sowie den Kontokorrent- (und evtl. Aval-)rahmen einsetzen?
20 Kolumnentitel Schritte in die Selbstständigkeit Am Anfang steht der Businessplan, wie er im vorangegangenen Kapitel beschrieben ist. Daran knüpfen sich weitere, im Folgenden aufgezeigte Entscheidungen, die Sie treffen müssen. Zusätzlich müssen Sie die notwendigen Gründungsformalitäten berücksichtigen.
Schritte in die Selbstständigkeit 21 Rechtsform Die Wahl der Rechtsform Ihres Betriebes hängt sowohl von der Anzahl der gründenden Personen als auch von persönlichen (z. B. Leitung), betriebswirtschaftlichen (z. B. Kapitalaufbringung), gesell- schaftsrechtlichen (z. B. Haftung) und steuerlichen Aspekten ab. Die wichtigsten Rechtsformen Ein Gründer Mehrere Gründer Personenunternehmen Personenunternehmen n Einzelunternehmen n Gesellschaft des bürgerlichen n GmbH & Co. KG Rechts (GbR) n Unternehmergesellschaft n Offene Handelsgesellschaft (haftungsbeschränkt) & Co. KG (OHG) n Kommanditgesellschaft (KG) GmbH & Co. KG n Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) & Co. KG Kapitalgesellschaften Kapitalgesellschaften n Gesellschaft mit beschränkter n Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Haftung (GmbH) n Unternehmergesellschaft n Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) (haftungsbeschränkt) Die Wahl der geeigneten schränkende Rechtsform Sinn macht, dann entsteht durch die Anmeldung des Gewerbes Rechtsform Die Unternehmens- beim zuständigen Gewerbeamt zunächst ganz rechtsform ist ver- Beachten Sie neben den eingangs genannten automatisch und ohne weitere Formalitäten änderbar und sollte Punkten auch, wie aufwendig die Gründungs- die Rechtsform eines Einzelunternehmens. Die den Lebensphasen formalitäten sind und wie hoch Ihr Entschei- meisten Selbstständigen starten in dieser Form des Unternehmens dungsspielraum als Unternehmer ist. Ist nicht und wechseln erst mit wachsender Geschäfts- angepasst werden. von Beginn an eine bestimmte Rechtsform not- tätigkeit in eine dann möglicherweise pas- wendig, etwa weil Sie zusammen mit einem sendere Rechtsform. Diese ist veränderbar und Partner gründen oder weil eine haftungsbe- damit an die Lebensphasen des Unternehmens
22 Schritte in die Selbstständigkeit anpassbar. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass Ihnen bewusst sein, dass die rechtlichen Anfor- eine Rechtsformänderung durchaus mit einem derungen an die Geschäftsführung einer GmbH hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand deutlich höher sind, als dies bei einer Perso- verbunden sein kann, weil dabei viele steuer- nengesellschaft der Fall ist. Machen Sie sich die liche und rechtliche Regelungsbereiche zu Risiken bewusst und bereiten Sie sich intensiv beachten sind. Wenn Sie sich für die Gründung darauf vor. einer Kapitalgesellschaft entscheiden, muss Die häufigsten Rechtsformen im Handwerk im Vergleich Rechtsform Einzelunternehmen GbR GmbH/UG GmbH/UG1) (haftungsbeschränkt) & Co. KG Geschäftsführung Unternehmer alle Gesellschafter Vertraglich bestellte(r) Die GmbH / UG1) als Geschäftsführer Komplementär durch ihre Geschäftsführer Mindestkapital nein nein ja Ja, bei der GmbH/UG1) Haftung unbeschränkt unbeschränkt, Beschränkt auf das Komplementär (GmbH/ unmittelbar und Vermögen des UG1)) unbeschränkt, solidarisch Unternehmens2) Kommanditist(en) mit seiner/ihren Einlage(n) Ertragsteuern Einkommensteuer, Einkommensteuer, Körperschaftsteuer, Komplementär (GmbH/ Solidaritätszuschlag, Solidaritätszuschlag, Solidaritätszuschlag, UG1)): Körperschaft- Gewerbesteuer Gewerbesteuer Gewerbesteuer, steuer, Solidaritätszu- (Einkommensteuer schlag, Gewerbesteuer4), und Soli für Gesell- Kommanditisten: schafter und Einkommensteuer, Geschäftsführer) Solidaritätszuschlag, KG: Gewerbesteuer Anforderungen normal normal hoch hoch an den Inhaber/ Geschäftsführer Entscheidungs- groß groß eingeschränkt eingeschränkt spielraum Gründungs- Gewerbeanmeldung, Formloser Gesellschafts- Notarieller Vertrag, Notarieller Vertrag bei formalitäten Eintragung in das vertrag genügt3), Gewerbeanmeldung, GmbH/UG1), formloser entsprechende Gewerbeanmeldung, Eintragung in das Gesellschaftsvertrag Verzeichnis gemäß Eintragung in das ent- entsprechende Ver- bei KG3), Gewerbean- Handwerksordnung sprechende Verzeichnis zeichnis gemäß Hand- meldung, Eintragung bei der Handwerks- gemäß Handwerks- werksordnung bei der in das entsprechende kammer ordnung bei der Hand- Handwerkskammer Verzeichnis gemäß werkskammer Handwerksordnung bei der Handwerkskammer Eintragung in Nur wenn Kaufmann Grundsätzlich nein, ja ja Handelsregister gemäß HGB wenn aber Eintragung, dann wird aus der GbR eine OHG 1) Aus Platzgründen wird hier auf den ansonsten verpflichtenden Zusatz „(haftungsbeschränkt)“ verzichtet. 2) I. d. R. jedoch auch persönliche Haftung der Gesellschafter vom Kreditgeber verlangt. 3) Es ist auf jeden Fall ratsam, alle Vereinbarungen zwischen den Vertragspartnern schriftlich festzulegen. 4) Je nachdem, ob die Komplementär-GmbH/UG einen eigenen Geschäftsbetrieb hat oder lediglich Einkünfte aus ihrer Beteiligung an der KG erzielt.
Schritte in die Selbstständigkeit 23 Namensgebung Die Bezeichnung eines Unternehmens steht für dessen Qualität und Leistung und kann durchaus zum (regional begrenzten) Marken- namen werden. Es versteht sich daher von selbst, dass Sie Ihrem Unternehmen eine individuelle Bezeichnung, verbunden mit einem professionell designten, einzigartigen Logo, geben sollten. Bei der Betriebsbezeichnung müssen Sie einige gesetzliche Bezeichnung und Vorgaben beachten, die vor allem dem Schutz des Verbrauchers Logo gehören fortan dienen auf alle Werbeträger Ihres Unterneh- n Welche Bezeichnung Sie für Ihren n Erlaubt sind lediglich werbewirksame mens. Weitere Informationen Betrieb wählen dürfen, hängt maßgeb- Namenszusätze, die sich jedoch auf die dazu finden Sie lich davon ab, ob dieser ins Handelsre- Tätigkeit Ihrer Unternehmung beziehen im Abschnitt gister eingetragen ist (sein muss) oder müssen. Marketing. nicht. Ist dies nicht der Fall, dürfen Sie n Sie dürfen keine Bezeichnung verwen- Ihrem Betrieb keinen Fantasienamen den, die gesetzlich geschützt ist. geben. Der Betrieb sind Sie in Person n Die Bezeichnung darf nicht irreführend und trägt somit auch Ihren Namen. sein und über Größe und Bedeutung des Unternehmens hinwegtäuschen. Eintragung im Handelsregister Kapitalgesellschaften (GmbH, UG (haftungs- Ob das Unterneh- men in das Handels- beschränkt)) erlangen ihre Rechtsfähigkeit als register eingetragen Ein Handwerksbetrieb muss dann in das juristische Person und insbesondere die Haf- werden muss, Handelsregister beim Amtsgericht eingetra- tungsbeschränkung erst mit der Eintragung richtet sich nach Art gen werden, wenn er nach Art und Umfang ins Handelsregister. Von Rechts wegen, also und Umfang des einen in kaufmännischer Weise eingerichte- zwingend einzutragen, sind Kommanditge- Unternehmens und ten Geschäftsbetrieb erfordert, wobei jedoch sellschaft und OHG. muss individuell beurteilt werden. der Gesetzgeber hierfür keine eindeutigen Abgrenzungskriterien definiert hat. Aus- Aber auch Handwerksbetriebe, die keine Ver- schlaggebend ist das Gesamtbild der betrieb- pflichtung zur Eintragung haben, können sich lichen Verhältnisse. Die maßgeblichen Merk- auf freiwilliger Basis eintragen lassen. Grün- male sind: Jahresumsatz, Anlagevermögen, de dafür sind oftmals die Außenwirkung, der Anzahl der Beschäftigten, Art und Anzahl der Wunsch, seinem Betrieb einen Fantasienamen Geschäftsvorgänge, Inanspruchnahme und zu geben oder, im Falle einer Betriebsübernah- Gewährung von Krediten, Art der Buchfüh- me, den Namen des übernommenen Betriebes rung, Größe und Beschaffenheit der Räume. weiterzuführen.
24 Schritte in die Selbstständigkeit Erst mit der Handelsregistereintragung ist Hans Müller & Martina Schulz GbR man berechtigt, einen Firmennamen zu füh- ren, der nicht dem eigenen Namen entspricht. Alle anderen Personengesellschaften wie Mit der Eintragung sind aber auch besondere OHG, KG und die Kapitalgesellschaften wie Pflichten verbunden, die sich aus den Vor- GmbH, Unternehmergesellschaft (haftungs- schriften des Handelsgesetzbuches ergeben. beschränkt), die im Handelsregister eingetra- Es ist daher empfehlenswert, dass Sie sich bei gen sein müssen, haben die Möglichkeit, ihren der Prüfung der Handelsregistereintragung Firmennamen frei zu wählen. Allerdings muss beraten lassen. in einem Zusatz die Rechtsform der Gesell- schaft erkennbar sein, z. B.: Neustädter Werkzeug OHG Namensgebung und Friseur Meier KG Namenszusätze Bau-Profi GmbH Bei nicht im Handelsregister eingetragenen Fertigbau UG (haftungsbeschränkt) Einzelunternehmen müssen der Familien- name und ein ausgeschriebener Vorname der Im Handelsregister eingetragene Einzelunter- Inhaberin bzw. des Inhabers angegeben wer- nehmen müssen den Zusatz e. K./e. Kfr. (einge- den. Die zusätzliche Angabe des Meistertitels tragene/r Kaufmann/Kauffrau) führen, z. B.: (falls vorhanden) oder der Gewerkbezeich- nung ist sinnvoll, z. B.: HansaBau e. K. Hans Müller Schreinermeister Bitte beachten Sie: Sofern Sie Ihren Unterneh- mensnamen frei wählen, ist eine vorherige Bei der Gesellschaft des bürgerlichen Rechts Markenrecherche ein Muss, um etwaige Ver- (GbR) müssen der Familienname und ein aus- letzungen von Markenrechten auszuschließen. geschriebener Vorname eines jeden Gesell- Das Markenregister des Deutschen Patent- und schafters genannt sein. Der Rechtsformzusatz Markenamts (www.dpma.de) ist öffentlich GbR oder auch GdbR ist nicht zwingend, ist aus und kann von Ihnen, besser jedoch von einem Gründen der Transparenz aber empfehlens- Fachmann, im Vorfeld nach bereits geschützten wert, z. B.: Markennamen durchsucht werden.
Schritte in die Selbstständigkeit 25 Standort Je nachdem, welche handwerkliche Tätigkeit Sie ausüben, ist der richtige Betriebsstandort für den geschäftlichen Erfolg mehr oder weniger von Bedeutung. Für viele Existenzgründer stehen persön- liche Präferenzen (familiäre und persönliche Bindungen, Grund- besitz) an erster Stelle. Orientieren Sie sich bei der Wahl Ihres Standortes jedoch vor allem an wirtschaftlichen Kriterien. Handwerke mit Ladengeschäft und hand- ist das grundsätzlich der jeweilige Landkreis werkliche Dienstleistungsbetriebe sollten sich oder die Stadt. Die gewerbliche besonders um die Nähe zum Kunden bemühen Nutzung ist in den und die örtliche Konkurrenzsituation berück- Sie sollten sich bereits frühzeitig um die Nut- meisten Fällen sichtigen. Für produzierende Handwerksbe- zungsänderung kümmern, denn die Genehmi- genehmigungs- pflichtig. Eine triebe, die ihre Produkte an ihre Kunden liefern gungsverfahren nehmen i. d. R. einige Zeit in Gewerbeanmel- oder ihre Leistungen bei ihren Kunden erbrin- Anspruch. dung reicht nicht gen, werden die Verkehrsanbindung, Fragen aus, denn sie ersetzt der Energieversorgung und des Immissions- Für die Wahl Ihres Betriebsstandortes gibt es keine Genehmi- schutzes eine wesentliche Rolle spielen. Eine verschiedene Möglichkeiten. Es muss nicht gung für bauliche Grundsatzfrage bei der Standortwahl ist heute immer gleich ein Neubau geplant werden. Nutzungen. die Leistungsfähigkeit der digitalen Infrastruk- Miete bzw. Pacht oder Kauf bestehender tur vor Ort. Räumlichkeiten sind weitere überlegenswerte Varianten. Wie viel Raum Sie tatsächlich benötigen, ergibt sich aus der Art Ihres Gewerbes, den geplanten Tätigkeitsbereichen sowie der angestrebten Betriebsgröße. Bei der Auswahl und Gestal- tung Ihrer Betriebsstätte sind gesetzliche Beschränkungen zwingend zu beachten: Neben baurechtlichen Fragestellungen müs- sen Sie sich auch mit der Arbeitsstätten- verordnung und den verschiedenen Unfallver- hütungsvorschriften Ihrer Branche auseinan- dersetzen. Die gewerbliche Nutzung von baulichen Anla- gen wie Hallen, Werkstätten, Büroräumen oder Stellplätzen ist in den meisten Fällen genehmigungspflichtig. Eine Gewerbeanmel- dung reicht nicht aus, sie ersetzt keine Geneh- migung für bauliche Nutzungen. Nutzungs- änderungen sind vom Betriebsinhaber oder Gebäudevermieter bei der zuständigen Ge- nehmigungsbehörde zu beantragen. In Bayern
26 Schritte in die Selbstständigkeit Miete/Pacht Kauf Neubau geringer Kapitaleinsatz Vermögensbildung Räumlichkeiten passen durch ersparte Miete optimal zum Betrieb Wegfall des Investitions- Standortsicherung Investitionen sind risikos bedarfsgerecht keine Vermögensbildung hohe Kapitalbindung teurer als Kauf durch Mietzahlungen eventuell Umbau- und eventuell Umbau- und hohe Kapitalbindung Renovierungskosten Renovierungskosten eventuell beschränkte eventuell beschränkte volles Investitionsrisiko Erweiterungsmöglich- Erweiterungsmöglich- keiten keiten Diese Standortfaktoren sollten Sie berücksichtigen n Wie groß ist das Einzugsgebiet? n Wie ist der Stand der örtlichen Ver- n Wie viele potenzielle Kunden wohnen kehrs- und Bauleitplanung? in der Umgebung? n Welche nicht zur Konkurrenz zählen- n Wie hoch ist die Kaufkraft der poten- den Betriebe und Geschäfte sind in der ziellen Kundschaft? Nähe angesiedelt und wie ist deren n Gibt es Tendenzen in der Kaufkraftent- Anziehungskraft? wicklung, die bereits abzusehen sind? n Wie sieht die unmittelbare Nachbar- n Wie viele Konkurrenten finden sich in schaft aus? der Umgebung? n Wie hoch sind die Standortkosten n Welche Verkaufsstrategie verfolgen (Gewerbesteuerhebesatz usw.)? diese (Preis, Sortiment, Service usw.)? n Ist die Materialversorgung problemlos n Wie sind Verkehrslage und Verkehrs- zu bewerkstelligen? anbindung? n Wie sieht es mit der Breitbandver- n Existieren ausreichend Parkmöglich- sorgung aus? keiten?
Schritte in die Selbstständigkeit 27 Marketing Ziel des Marketings ist es, sich dauerhaft in Märkten zu behaupten, die durch eine hohe Wettbewerbsintensität gekennzeichnet sind. Ohne schlüssiges Marketingkonzept ist heute kein Handwerksbe- trieb erfolgreich zu führen. Um die Wettbewerbsfähigkeit seines Betriebes zu sichern, ist eine intensive und effektive Kundenorien- tierung absolut notwendig – von Beginn an! Als künftige Inhaberin bzw. künftiger Inhaber Ergebnis für alle Anwendungen passen – von eines Betriebes müssen Sie alle betrieblichen der Visitenkarte über Flyer und Internetseite Legen Sie sich ein Entscheidungen in einer kunden- und markt- bis zur Bautafel. Planen Sie dafür und für Ihre schlüssiges, struktu- orientierten Denkweise treffen. Von Bedeu- Werbemaßnahmen genügend Zeit und Geld riertes Marketing- tung ist, was Ihr Kunde von Ihnen erwartet, ein. konzept zurecht, das nicht, was Sie von ihm erwarten. Ihnen Aufmerk- Folglich gilt es, Marketing zu planen und ziel- samkeit beim Kunden verschafft. Handwerksbetriebe betreiben in vielen Berei- gerichtet einzusetzen. Ein geplanter und wirt- Dabei sollten Sie chen Marketing. Ob man Verkaufsgespräche schaftlicher Einsatz wird Sie bekannter und für sich nicht scheuen, führt, telefoniert, Briefpapier kauft – alles hat die Kunden attraktiver machen. Damit werden professionelle Hilfe mit Marketing zu tun. Diese Bestandteile wer- Sie wettbewerbsfähiger und erhöhen Ihre in Anspruch zu den allerdings häufig unbewusst und damit Marktchancen, verbessern die Identifikation nehmen. ziellos eingesetzt. Ein solch unstrukturierter Ihrer Mitarbeiter mit dem Unternehmen und Umgang mit einzelnen Marketinginstrumen- steigern somit die Produktivität Ihres Betrie- ten kostet viel Geld, bringt aber mitunter bes. Daraus resultieren wiederum höhere keinen oder nur wenig Erfolg. Erträge. Entwickeln Sie ein einheitliches Erscheinungs- Trotz des Einflusses gesamtwirtschaftlicher bild für Ihr Unternehmen, am besten mit pro- Entwicklungen kann sich jedes Unternehmen fessioneller Hilfe. Die Entwicklung eines Logos durch sein Marktverhalten die eigene spezielle sowie die Wahl von Schrift und Farbe sind ein Konjunktur schaffen. anspruchsvoller Vorgang. Schließlich muss das Für ein zielgerichtetes Marketing sollten Sie sich folgende prinzipiellen Fragen stellen und die Antworten im Businessplan festhalten n Welche Produkte und Dienstleistungen n Mit welchen Marketingaktivitäten will ich meinen Kunden anbieten? kann ich diese Kunden am effizientes- n Wer sind die für diese Produkte und ten erreichen? Leistungen infrage kommenden n Wie gestalte ich meine Preispolitik im Zelgruppen? Hinblick auf diese Kunden? n Mit welchen Argumenten kann ich diese potenziellen Kunden überzeugen, bei mir zu kaufen?
28 Schritte in die Selbstständigkeit Aktuelle Entwicklungen und Trends Die demografische Entwicklung der Gesell- Berücksichtigen Sie diese Entwicklungen bei schaft und der damit verbundene Wertewan- Ihren Überlegungen, welche Produkte und del verändern die Märkte immer schneller Dienstleistungen Sie welchen Kunden anbie- – eine echte Chance für spezialisierte Hand- ten wollen. werksunternehmen! Diese Entwicklungen sollten Sie in Ihrem Marketingkonzept berücksichtigen n Unsere Gesellschaft altert. Dies ist kein n Höhere Einkommen verstärken die Trend im eigentlichen Sinne, sondern Nachfrage nach qualitativ hochwer- eine Tatsache. Das Erhalten und Pfle- tigen Produkten in höheren Preisseg- gen des Bestehenden spielt künftig menten. eine größere Rolle als Neuanschaffung n Der Trend zum „Do it yourself“ hält an. oder Neubau. Sicherheits- und Bequem- n „Outsourcing“ lautet das Schlagwort. lichkeitsansprüche steigen. Kunden Die Industrie verringert ihre Fertigungs- werden anspruchsvoller, Beratung und tiefe und vergibt immer mehr Aufträge Betreuung bestimmen die Kundenzu- und Dienstleistungen an kleine, leis- friedenheit. tungsfähige Betriebe. n Gesundheit und Umwelt stehen im n Der Bedarf an Dienstleistungen steigt Vordergrund. Gefragt sind Betriebe, die bei Privatkunden (Freizeitgestaltung, intelligente Lösungen bieten zur Rein- Urlaub, Unterstützung und Pflege älte- haltung von Luft, Wasser und Boden, rer und bedürftiger Menschen), in der zur Reduzierung von Emissionen, zur Industrie (Planungs- und Ingenieur- Einsparung von Energie und Wasser leistungen, Pflege und Wartung, Rei- sowie zur Vermeidung und Wiederver- nigung, Sicherheit) wie auch bei der wertung von Abfällen. Produkte für ein öffentlichen Hand. gesundes Leben stehen hoch im Kurs. n Auch traditionelle, vielfach totgesagte n Viele Kunden wünschen sich echten, Handwerke erleben eine Renaissance. hervorragenden Service. Leistungen aus So bietet z. B. die Restaurierung dem einer Hand, Durchführung von Leis- Handwerk die Möglichkeit, alte Hand- tungen in Abwesenheit, regelmäßige werkstechniken wieder mit Leben zu Renovierungschecks (Möbel, Heizung, erfüllen. Gebäudefassade, Dach usw.) werden immer stärker nachgefragt. Dadurch steigt der Druck, sich zu Kooperationen zusammenzuschließen.
Schritte in die Selbstständigkeit 29 Mitarbeiter Im besten Fall floriert Ihr Unternehmen so, dass Sie die Arbeit nicht mehr allein bewerkstelligen können und Sie auf Dauer ohne qualifi- zierte Mitarbeiter nicht auskommen werden. Wenn immer mehr Kunden abgesagt werden eine Zeitarbeitsfirma. Anschließend prüfen muss, weil neue Aufträge nicht mehr über- Sie die eingehenden Bewerbungen und führen Nutzen Sie das nommen werden können, wenn die famili- Bewerbungsgespräche mit den infrage kom- Mittel der Stel- äre Situation darunter leidet oder wenn der menden Kandidaten. lenbeschreibung, Selbstständige kurz vor dem Burnout steht, ist in der Sie genau es spätestens an der Zeit, Mitarbeiter einzu- Lassen Sie sich auch zu Zuschüssen und För- definieren, was Sie stellen. derungsmaßnahmen für die Einstellung von von dem einzustel- lenden Mitarbeiter Mitarbeitern oder Auszubildenden beraten. erwarten, fachlich Oft beziehen sich erste Überlegungen auf wie persönlich. den Freundes- und Bekanntenkreis oder auf ehemalige Kollegen. Es ist sicherlich wichtig, dass Ihnen Ihre Mitarbeiter sympathisch sind, aber das alleine ist nicht ausschlaggebend. Mitarbeiter können alles – wenn man Die Suche muss also anders ablaufen. Sie müs- sen sich im Klaren darüber sein, was Sie von ihnen gutes Werkzeug an die Hand dem einzustellenden Mitarbeiter erwarten, gibt, wenn man sie weiterbildet, vor welche Leistungen erbracht werden sollen und welche Vorkenntnisse dafür notwendig sind. allem aber, wenn man Ihnen etwas zutraut. Dieses Anforderungsprofil fließt in eine Stel- lenbeschreibung ein, die dann die Grundlage für die Stellenausschreibung ist. Nicht zu vergessen ist auch, welchen zeitlichen Umfang die Stelle haben soll. Denn schließlich ist der Kostenfaktor nicht unwichtig. Nach der Definition des Anforderungsprofils schreiben Sie die Stelle aus. Eine Anzeige in einer Zeitung kann dabei ebenso gewinnbrin- gend sein wie die Suche über den Arbeitge- berservice der Agentur für Arbeit, in verschie- denen Stellenportalen im Internet oder über
30 Schritte in die Selbstständigkeit Finanzierung Für die Finanzierung Ihrer Existenzgründung zusammen. Natürlich ist es umso besser, je können Sie verschiedene Geldquellen nutzen: mehr eigene Finanzmittel zur Verfügung ste- hen. Ganz ohne Eigenkapital funktioniert eine n Eigenkapital (erspartes Kapital, Schenkun- erfolgreiche Existenzgründung meist nicht. gen, vorhandene Maschinen, Werkzeuge, Schon deshalb nicht, weil Banken einen ge- Fahrzeuge usw.) wissen Eigenanteil bei der Finanzierung vor- n Öffentliche Finanzhilfen in Form von aussetzen. Zuschüssen oder Darlehen n Darlehen und Kredite von Banken und Die Erfahrung zeigt, dass die eigenen finan- Versicherungen ziellen Mittel bei Gründern meist eher knapp n Lieferantenkredite bemessen sind. Auch ist es nicht ratsam, seine n Beteiligungskapital privaten Finanzreserven vollständig für die n Gesellschafterdarlehen Unternehmensgründung aufzubrauchen. n Mezzaninkapital Fremdkapital aufzunehmen ist ein ganz nor- maler Vorgang. Solange Sie sinnvolle Inves- Je nach Branche, Art der Gründung und not- titionen für Ihren Betrieb tätigen und damit wendigen Investitionen erfordert die Gründung Vermögenswerte schaffen, ist gegen die Auf- eines Unternehmens mehr oder weniger Kapi- nahme von Fremdkapital grundsätzlich nichts tal. Und auch die Anlaufzeit, also die Zeit von einzuwenden. der Betriebseröffnung bis zum ersten Geldein- gang, muss finanziert werden. In der Regel setzt sich eine Finanzierung aus einer Kombi- Wichtige nation mehrerer der genannten Geldquellen Finanzierungsregeln n Das Anlagevermögen (Grundstück, Gebäude, Maschinen, Werkzeuge, Einrichtungsgegenstände, Fahrzeuge usw.) sollte vorwiegend mit Eigen- kapital und langfristigen Krediten finanziert werden. Auch ein Teil des Umlaufvermögens (z. B. ein eiserner Bestand an Vorräten) lässt sich in die langfristige Finanzplanung einbe- ziehen. n Die Laufzeit der Darlehen sollte höchstens der Nutzungsdauer der finanzierten Investitionen entspre- chen. n Achten Sie stets darauf, dass Sie zu jeder Zeit Ihren Zahlungsverpflich- tungen nachkommen können, dass die dafür notwendige Liquidität immer gegeben ist.
Schritte in die Selbstständigkeit 31 Fördermöglichkeiten Die Finanzierung der Existenzgründung durch Betriebsneugründung, Übernahme eines Handwerksbetriebes oder auch Beteiligung an einem Betrieb wird vom Staat in Form öffentlicher Förderdarlehen unterstützt. Neben einem Zinsvorteil bieten diese Darlehen für den Kreditnehmer weitere Vorzüge wie tilgungsfreie Anlaufjahre. Als Anreiz für die Kreditinstitute, Darlehen aus diesen Förderpro- grammen zu vergeben, gewährt die Förderbank der Hausbank des Kreditnehmers bei einigen Programmen eine anteilige Risikoent- lastung für den Fall, dass der Kredit ausfallen sollte (Stichwort „Haftungsfreistellung“). Diese Darlehen werden bei Banken oder Spar- dauerhafte und tragfähige Existenz bietet. kassen beantragt („Hausbankprinzip“). Die Dies geschieht am besten durch die Vorlage Kreditinstitute refinanzieren die von ihnen eines aussagekräftigen Businessplans. ausgereichten Mittel bei öffentlichen Förder- banken. Die wichtigsten Institute sind auf Neben den Förderdarlehen gibt es Förderpro- Landesebene die LfA Förderbank Bayern gramme in Form von Zuschüssen, durch die das (www.lfa.de) und auf Bundesebene die KfW Beratungshonorar für freiberufliche Unter- Bankengruppe (www.kfw.de). Übrigens: Haf- nehmensberatungen, die eine Unternehmerin tungsfreistellung bedeutet nicht, dass Sie als oder einen Unternehmer in der Gründungs- Kreditnehmer von der Haftung für den Kre- oder Übernahmephase fachlich begleiten und dit befreit sind. Haftungsfreistellung ist eine coachen, teilfinanziert werden kann. Vereinbarung zwischen Förderbank und Haus- bank. Die Hausbank wird teilweise von ihrer Eine Existenzgründung aus der Arbeitslosig- Haftung für den an Sie durchgeleiteten För- keit heraus kann unter bestimmten Vorausset- derkredit gegenüber der Förderbank befreit. zungen durch die Agentur für Arbeit in Form Dadurch sinkt das Risiko der Hausbank bei der eines „Gründungszuschusses“ gefördert wer- Kreditvergabe und sie ist dadurch möglicher- den. Auch die gesetzliche Rentenversicherung weise eher bereit, ein entsprechendes Engage- kann einen Gründungszuschuss bei Aufnah- ment einzugehen. me einer selbstständigen Tätigkeit im Rahmen von „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“ Bei fehlenden oder nicht ausreichenden im Zusammenhang mit beruflichen Rehabili- Sicherheiten kann Sie darüber hinaus die tationsmaßnahmen gewähren. Bürgschaftsbank Bayern (www.bb-bayern.de) durch eine Bürgschaft bei der Kreditgewäh- Des Weiteren gibt es unter Umständen Förde- rung unterstützen. rungen oder Investitionszuschüsse der Land- kreise, Städte oder Gemeinden. Zu beachten ist, dass diese Mittel noch vor Investitionsbeginn beantragt werden müssen Informieren Sie sich über die Fördermöglich- („Vorbeginnklausel“). Auf die Gewährung der keiten Ihres Gründungs-, Übernahme- oder staatlichen Finanzierungshilfen besteht kein Beteiligungsvorhabens bei Ihrer Handwerks- Rechtsanspruch. Die Gründerin bzw. der Grün- kammer. der muss nachweisen, dass das Vorhaben eine
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