Existenzgründung im Handwerk - Gewusst wie - einen Betrieb erfolgreich gründen - Handwerkskammer ...

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Existenzgründung im Handwerk - Gewusst wie - einen Betrieb erfolgreich gründen - Handwerkskammer ...
Existenzgründung
im Handwerk
Gewusst wie – einen Betrieb erfolgreich gründen
Existenzgründung im Handwerk - Gewusst wie - einen Betrieb erfolgreich gründen - Handwerkskammer ...
Die bayerischen Handwerkskammern sind Mitglied im Existenzgründerpakt
Bayern, einer Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft,
Landesentwicklung und Energie zur Förderung von Existenzgründern und
Jungunternehmern in Bayern.

Redaktion
Leitung:
Franz Knödlseder, Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz

Redakteure:
Peter Badmann, Handwerkskammer für München und Oberbayern
Kilian Biechele, Handwerkskammer für Schwaben
Dirk Haid, Handwerkskammer für Oberfranken
Thomas Hoffmann, Handwerkskammer für Mittelfranken
Björn Salg, Handwerkskammer für Unterfranken

Wird im Text lediglich die weibliche oder männliche Schreibweise verwendet,
so ist das der besseren Lesbarkeit geschuldet und steht stets stellvertretend
für alle Geschlechter.

Die Ausarbeitung der Broschüre erfolgte mit größter Sorgfalt, dennoch
besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Eine Haftung für die inhaltliche
Richtigkeit (mit Ausnahme von Vorsatz oder grobem Verschulden) wird
nicht übernommen. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist lediglich mit
der Genehmigung der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerks-
kammern gestattet.
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Inhalt

5 Vorwort                                    Schritte in die Selbstständigkeit
                                             21   Rechtsform
Gründung als Chance und
                                             23   Namensgebung
Herausforderung                              25   Standort
7 Handwerksrechtliche Grundlagen             27   Marketing
8 Zulassungspflichtige und                   28   Aktuelle Entwicklungen und Trends
   zulassungsfreie Handwerke                 29   Mitarbeiter
12 Unternehmerpersönlichkeit                 30   Finanzierung
14 Neugründung, Übernahme oder Beteiligung   31   Fördermöglichkeiten
                                             32   Persönliche und betriebliche Absicherung
                                             35   Anmeldungen
Inhalt eines Businessplans
                                             37   Gründung im Nebenberuf
17 Eine klare Gliederung ist das A und O
17 Vorhabensbeschreibung
                                             Checkliste zur Vorbereitung
19 Die Zahlen
                                             42 Wichtige Vorsorgeentscheidungen
                                             43 Unternehmerische Fragen und Entscheidungen
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4                          Carina Harders
                            Elektronikerin

Was ich tue, macht mich

erfinderisch.
Wir wissen, was wir tun.

                           HANDWERK.DE
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Vorwort   5

Vorwort

Sie möchten sich selbstständig machen? Sie haben vor, einen
eigenen Betrieb aufzubauen? Eigenverantwortung, Unabhängigkeit,
die Verwirklichung der eigenen Ideen und natürlich auch der mög-
liche finanzielle Erfolg sind gute Gründe, den Schritt in die Selbst-
ständigkeit zu wagen.

Ihr handwerkliches Können und Ihre Bran-        Trotz allem gibt es keine Garantie für den
chenkenntnis bilden dabei die Grundlage.        Erfolg. Eine umfassende Planung ist die beste
Haben Sie dazu die Qualifikation und die aus-   Vorbereitung für einen aussichtsreichen Start.
dauernde Energie, all die neuen Aufgaben, die   Ihre Handwerkskammer bietet Ihnen dafür ein
auf Sie warten, zu bewältigen? Sie werden       breites Spektrum an Informationen. Die hand-
Tätigkeiten übernehmen, mit denen Sie sich      werksspezifische Gründungsberatung steht
als angestellter Handwerker nicht beschäfti-    dabei im Mittelpunkt. Businessplan, Rechts-
gen mussten. Kaufmännisches Verständnis         formwahl, Finanzierung, Stellungnahmen zu
und unternehmerisches Denken und Handeln        Förderanträgen, handwerksrechtliche Voraus-
sind dafür unerlässlich.                        setzungen oder Gründungsformalitäten sind
                                                dabei nur einige Stichworte.
Für Ihre Existenzgründung brauchen Sie gute
Ideen, ein durchdachtes Konzept und eine        Darüber hinaus bietet Ihnen Ihre Handwerks-
zielorientierte Strategie. Wer heute einen      kammer Seminare (auch online) und Veranstal-
Handwerksbetrieb gründet, muss flexibel         tungen an und nicht zuletzt auch Broschüren.
sein. Die schnelle Entwicklung in Technik und   Die vorliegende soll Ihnen einen allgemeinen
Gesellschaft erfordert laufend Anpassungen      Überblick über grundlegende Themen der
im Unternehmen. Neue Trends bieten aber         Existenzgründung geben. Die individuellen
auch Chancen, sich weitere Geschäftsfelder zu   Fragen, die sich für Sie aus der Lektüre erge-
erschließen.                                    ben, können wir gern in einem persönlichen
                                                Gespräch klären.
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Gründung als Chance
und Herausforderung
Das Handwerk repräsentiert mit einer Vielzahl von Berufen den
vielseitigsten und zweitstärksten Wirtschaftsbereich in Bayern.
Die dort Beschäftigten arbeiten in einer dynamischen Branche, die
sich entsprechend den Markterfordernissen ständig weiterentwickelt
und so immer neue Chancen bietet.
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Gründung als Chance und Herausforderung   7

Handwerksrechtliche Grundlagen
Der Existenzgründungswille im Handwerk
war stets vorhanden. Das wird auch in Zukunft
so sein. Zum einen steht eine Vielzahl von
Handwerksbetrieben zur Übernahme an.
Zum anderen beschäftigt sich von den jungen         Das meisterhafte handwerkliche
Handwerkerinnen und Handwerkern, die sich
zur Meisterprüfung anmelden, etwa die Hälfte        Können allein ist noch kein Garant
mit dem Gedanken, den Meistertitel auch für         für den Erfolg einer Existenzgrün-
die eigene Existenzgründung zu nutzen.
                                                    dung. Genauso wichtig sind vertiefte
Das ist das erfreuliche Ergebnis insbesondere       betriebswirtschaftliche und rechtliche
einer zielgerichteten Fortbildung im Hand-
werk. Die Meisterfortbildung ist das einzige        Kenntnisse.
Angebot, das umfassend auf die Selbststän-
digkeit vorbereitet. Es ist daher auch nur fol-
gerichtig, dass der Schritt in die Selbstständig-
keit in keinem anderen Wirtschaftsbereich so
erfolgreich verläuft wie im Handwerk.

Bei der Vorbereitung auf die Existenzgrün-
dung sollte sich jeder Handwerker umfassend
mit betriebswirtschaftlichen und rechtlichen
Aufgaben beschäftigen, denn kaufmännische
und rechtliche Kenntnisse sind für die Selbst-
ständigkeit im Handwerk unerlässlich.
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8   Gründung als Chance und Herausforderung

                          Zulassungspflichtige und
                          zulassungsfreie Handwerke
                          Die Handwerksordnung (HwO) unterscheidet zulassungspflichtige
                          und zulassungsfreie Handwerke.

                          Zulassungspflichtige Handwerke                         gegeben sind, können Sie bei Ihrer Hand-
                                                                                 werkskammer einen Antrag auf Erteilung
                          Ein zulassungspflichtiges Handwerk dürfen              einer Ausübungsberechtigung nach § 7b
                          Sie dann ausüben, wenn Sie eine der                    HwO stellen.
                          folgenden Voraussetzungen erfüllen:                n		 Sie erhalten eine Ausnahmebewilligung
                                                                                 nach § 8 HwO: Dieser Antrag kann in indi-
                          n		 Sie verfügen selbst über die Meisterprü-           viduell begründeten Ausnahmefällen bei
                              fung in dem Handwerk, das Sie ausüben              Ihrer Handwerkskammer gestellt werden,
                              wollen.                                            wenn die dafür erforderlichen Kenntnisse
                          n		 Sie haben eine der Meisterprüfung ver-             und Fertigkeiten nachgewiesen sind.
                              gleichbare Qualifikation: Ingenieure, Absol-   n		 Sie beschäftigen einen Betriebsleiter: Diese
                              venten von technischen Hochschulen und             Person muss eine der zuvor genannten
                              von staatlichen oder staatlich anerkannten         Qualifikationen besitzen.
                              Fachschulen für Technik und für Gestaltung
                              können mit dem zulassungspflichtigen
                              Handwerk in die Handwerksrolle eingetra-
                                                                             Zulassungsfreie Berufe
                              gen werden, dem der Studien- oder Schul-
                              schwerpunkt entspricht. Industriemeister       Die Anlage B der Handwerksordnung ist unter-
                              können in die Handwerksrolle eingetra-         teilt in zulassungsfreie Handwerke (Anlage B,
                              gen werden, sofern ihre Abschlüsse einem       Abschnitt 1) und handwerksähnliche Gewerbe
                              zulassungspflichtigen Handwerk gleich-         (Anlage B, Abschnitt 2).
                              wertig sind.
                          n		 Sie verfügen über meistergleiche Fähigkei-     In den zulassungsfreien Berufen ist der
                              ten, was gemäß § 7b HwO dann der Fall ist,     Meisterbrief nicht die Voraussetzung für die
                              wenn Sie nach bestandener Gesellenprü-         Selbstständigkeit, sondern fungiert als Güte-
                              fung eine Tätigkeit im gleichen Handwerk       siegel und steht für Qualität und Vertrauen.
                              von mindestens sechs Jahren, davon vier        Für die Ausübung dieser handwerklichen und
                              in leitender Stellung, nachweisen können       handwerksähnlichen Tätigkeiten müssen Sie
                              („Altgesellenregelung“). Diese Regelung        keine spezifische Qualifikation nachweisen,
                              gilt allerdings nicht für die Schornstein-     eine Eintragung in die entsprechenden Ver-
                              feger und die Gesundheitshandwerke.            zeichnisse bei Ihrer Handwerkskammer ist
                              Leitend heißt, dass Sie eigene Entschei-       aber dennoch erforderlich.
                              dungsbefugnisse im Betrieb oder einem
                              wesentlichen Betriebsteil hatten und mit
                              betriebswirtschaftlichen, kaufmännischen
                              und rechtlichen Aufgaben betraut waren.
                              Wenn die genannten Voraussetzungen
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Gründung als Chance und Herausforderung   9

Änderung der Handwerks-                        HwO umgetragen wurde, ein weiterer Eigen-
ordnung im Jahr 2020                           tümer oder Gesellschafter aufgenommen
                                               wird. Dann muss das Erfüllen der Anforderung
Im Jahr 2020 wurde für zwölf bisher zulas-     für die Eintragung in Anlage A HwO nach der
sungsfreie Handwerke (Anlage B, Abschnitt 1    Erweiterung des Eigentümer- oder Gesell-
HwO) die Meisterpflicht wiedereingeführt. In   schafterkreises durch Vorlage geeigneter
diesem Zusammenhang wurden zwar auch           Unterlagen nachgewiesen werden. Wenn Sie
Regelungen zum Bestandsschutz getroffen        also die Existenzgründung durch Eintritt in
(§ 126 HwO), dennoch kann es zu kritischen     einen bestehenden Betrieb planen, sprechen
Konstellationen kommen, beispielsweise dann,   Sie bitte rechtzeitig mit Ihrer Handwerks-
wenn in einen Betrieb, der von Gesetzes        kammer.
wegen von der Anlage B1 HwO in Anlage A
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10   Gründung als Chance und Herausforderung

 Anlagen A, B1, B2 gemäß Änderung der Handwerksordnung vom 14.02.2020 (alphabetisch geordnet).

 Die zulassungspflichtigen                      Die zulassungsfreien Handwerke                   Die handwerksähnlichen
 Handwerke (Anlage A der HwO)                   (Anlage B1 der HwO)                              Gewerbe (Anlage B2 der HwO)
 n Augenoptiker                                 n Bestatter                                      n Änderungsschneider
 n Bäcker                                       n Bogenmacher                                    n Appreteure, Dekateure
 n Behälter- und Apparatebauer                  n Brauer und Mälzer                              n Asphaltierer (ohne Straßenbau)
 n Betonstein- und Terrazzohersteller           n Buchbinder                                     n Ausführung einfacher Schuhreparaturen
 n Böttcher                                     n Drucker                                        n Bautentrocknungsgewerbe
 n Boots- und Schiffbauer                       n Edelsteinschleifer und -graveure               n Betonbohrer und -schneider
 n Brunnenbauer                                 n Feinoptiker                                    n Bodenleger
 n Büchsenmacher                                n Flexografen                                    n Bügelanstalten für Herren-Oberbekleidung
 n Chirurgiemechaniker                          n Fotografen                                     n Bürsten- und Pinselmacher
 n Dachdecker                                   n Galvaniseure                                   n Daubenhauer
 n Drechsler (Elfenbeinschnitzer) und           n Gebäudereiniger                                n Dekorationsnäher
     Holzspielzeugmacher                        n Geigenbauer                                        (ohne Schaufensterdekoration)
 n   Elektromaschinenbauer                      n Glas- und Porzellanmaler                       n Einbau von genormten Baufertigteilen
 n   Elektrotechniker                           n Gold- und Silberschmiede                           (z. B. Fenster, Türen, Zargen, Regale)
 n   Estrichleger                               n Graveure                                       n Eisenflechter
 n   Feinwerkmechaniker                         n Handzuginstrumentenmacher                      n Fahrzeugverwerter
 n   Fleischer                                  n Holz- und Bautenschützer (Mauerschutz          n Fleckteppichhersteller
 n   Fliesen-, Platten- und Mosaikleger             und Holzimprägnierung in Gebäuden)           n Fleischzerleger, Ausbeiner
 n   Friseure                                   n   Holzbildhauer                                n Fuger (im Hochbau)
 n   Gerüstbauer                                n   Holzblasinstrumentenmacher                   n Gerber
 n   Glasbläser und Glasapparatebauer           n   Keramiker                                    n Getränkeleitungsreiniger
 n   Glaser                                     n   Klavier- und Cembalobauer                    n Handschuhmacher
 n   Glasveredler                               n   Korb- und Flechtwerkgestalter                n Herstellung von Drahtgestellen für
 n   Hörakustiker                               n   Kürschner                                        Dekorationszwecke in Sonderanfertigung
 n   Informationstechniker                      n   Maßschneider                                 n Holzblockmacher
 n   Installateur und Heizungsbauer             n   Metallbildner                                n Holz-Leitermacher (Sonderanfertigung)
 n   Kälteanlagenbauer                          n   Metallblasinstrumentenmacher                 n Holzreifenmacher
 n   Karosserie- und Fahrzeugbauer              n   Metall- und Glockengießer                    n Holzschindelmacher
 n   Klempner                                   n   Modellbauer                                  n Holzschuhmacher
 n   Konditoren                                 n   Modisten                                     n Innerei-Fleischer (Kuttler)
 n   Kraftfahrzeugtechniker                     n   Müller                                       n Kabelverleger im Hochbau
 n   Landmaschinenmechaniker                    n   Sattler und Feintäschner                         (ohne Anschlussarbeiten)
 n   Maler und Lackierer                        n   Schneidwerkzeugmechaniker                    n Klavierstimmer
 n   Maurer und Betonbauer                      n   Schuhmacher                                  n Kosmetiker
 n   Mechaniker für Reifen- und                 n   Segelmacher                                  n Kunststopfer
     Vulkanisationstechnik                      n   Siebdrucker                                  n Lampenschirmhersteller
 n   Metallbauer                                n   Textilgestalter (Sticker, Weber, Klöppler,       (Sonderanfertigung)
 n   Ofen- und Luftheizungsbauer                    Posamentierer, Stricker)                     n Maskenbildner
 n   Orgel- und Harmoniumbauer                  n   Textilreiniger                               n Metallsägen-Schärfer
 n   Orthopädieschuhmacher                      n   Uhrmacher                                    n Metallschleifer und Metallpolierer
 n   Orthopädietechniker                        n   Vergolder                                    n Muldenhauer
 n   Parkettleger                               n   Wachszieher                                  n Plisseebrenner
 n   Raumausstatter                             n   Weinküfer                                    n Rammgewerbe (Einrammen von Pfählen
 n   Rollladen- und Sonnenschutztechniker       n   Zupfinstrumentenmacher                           im Wasserbau)
 n   Schilder- und Lichtreklamehersteller                                                        n Requisiteure
 n   Schornsteinfeger                                                                            n Rohr- und Kanalreiniger
 n   Seiler                                                                                      n Schirmmacher
 n   Steinmetzen und Steinbildhauer                                                              n Schlagzeugmacher
 n   Straßenbauer                                                                                n Schnellreiniger
 n   Stuckateure                                                                                 n Speiseeishersteller (mit Vertrieb von
 n   Tischler                                                                                        Speiseeis mit üblichem Zubehör)
 n   Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer                                                    n Steindrucker
 n   Zahntechniker                                                                               n Stoffmaler
 n   Zimmerer                                                                                    n Tankschutzbetriebe (Korrosionsschutz
 n   Zweiradmechaniker                                                                               von Öltanks für Feuerungsanlagen ohne
                                                                                                     chemische Verfahren)
                                                                                                 n   Teppichreiniger
                                                                                                 n   Textil-Handdrucker
                                                                                                 n   Theater- und Ausstattungsmaler
                                                                                                 n   Theaterkostümnäher
                                                                                                 n   Theaterplastiker
Gründung als Chance und Herausforderung   11

Ihre Notizen
12   Gründung als Chance und Herausforderung

                           Unternehmerpersönlichkeit
                           Wer plant, sich selbstständig zu machen, sollte sich intensiv damit
                           auseinandersetzen, ob wesentliche Eigenschaften vorhanden sind,
                           die von einem Unternehmer erwartet werden.

                           Belastungen standhalten                            ist auch unerlässlich, dass die Familie und Ihr
                                                                              persönliches Umfeld Ihrer Selbstständigkeit
                           Seien Sie selbstkritisch und wägen Sie ab, ob      positiv gegenübersteht und Sie unterstützt.
                           Sie mit den Chancen und Risiken der beruf-
                           lichen Selbstständigkeit leben können und
                           wollen. Sie müssen physisch und psychisch in
                                                                              Lebenslanges Lernen
                           der Lage sein, aufkommenden Belastungen
                           standzuhalten.                                     In der Selbstständigkeit können Sie sich nicht
                                                                              auf Ihrem Wissensstand ausruhen, auch wenn
                                                                              Sie im Besitz der Meisterprüfung sind. Ob tech-
                                                                              nische Entwicklung, geänderte Gesetze oder
                           Offene Persönlichkeit
                                                                              neue Medien: Sie müssen sich ständig fortbil-
                           Sie sollten von der Persönlichkeit her offen auf   den, um Ihren Betrieb auf dem neuesten Stand
                           Menschen zugehen und Ihre Leistungen kon-          zu halten.
                           kurrenzfähig anbieten können. Für Ihren Erfolg
Gründung als Chance und Herausforderung   13

Planen Sie Zeit ein für Messebesuche, Vorträge,    Interne Organisation
Online-Seminare oder den Blick in eine Fach-
zeitschrift. Ausreichendes kaufmännisches          Sie spielen die zentrale Rolle in Ihrem Hand-
und rechtliches Wissen ist die Grundlage, um       werksbetrieb – das ist unbestritten. Die wich-
einen Betrieb langfristig erfolgreich zu führen.   tigen Entscheidungen sind von Ihnen zu tref-
Nutzen Sie deshalb das Weiterbildungsange-         fen und letztendlich auch zu verantworten.
bot Ihrer Handwerkskammer sowie weiterer
Bildungsträger, um Ihre Kenntnisse zu aktuali-     In der Praxis ist aber immer wieder zu beob-
sieren und zu erweitern.                           achten, dass so mancher Unternehmer glaubt,
                                                   auch die unwichtigste Entscheidung im
Auch eine Zusatzausbildung sollten Sie in          Betrieb selbst treffen zu müssen. Die Unfähig-
Betracht ziehen. Der speziell für das Handwerk     keit zu delegieren untergräbt den Mut der Mit-
entwickelte Studiengang „Geprüfter Betriebs-       arbeiter zur Eigeninitiativ, fördert deren Des-
wirt nach der Handwerksordnung“ richtet sich       interesse und bedingt sinkende Motivation.
an Fach- und Führungskräfte, die zusätzliche       Darüber hinaus wird ein solches Verhalten zu
Managementkenntnisse erwerben wollen, die          einem bestimmten Zeitpunkt die totale Über-
dabei helfen, den Erfolg ihres Unternehmens        lastung für Sie zur Folge haben, sodass Sie sich
dauerhaft zu sichern, ihre Mitarbeiter besser      dann möglicherweise nicht mehr um die wirk-
zu motivieren und marktgerechte Entschei-          lich relevanten Dinge kümmern können. Fatal
dungen treffen zu können. Informieren Sie sich     wird es, wenn Sie einmal ausfallen sollten, da
bei Ihrer Handwerkskammer über diese Fort-         in einem solchen Fall niemand in der Lage ist,
bildungsmöglichkeit.                               den Betrieb vorübergehend zu führen, weil
                                                   z. B. niemand Zugang zu dringend benötigten
                                                   Unterlagen hat.

   Versuchen Sie von Beginn an, in Ihrem Betrieb eine
   funktionierende interne Organisation aufzubauen
   n Trauen Sie Ihren Mitarbeitern etwas zu –      n Weihen Sie eine Person Ihres besonde-
      Sie haben sie schließlich ausgewählt!          ren Vertrauens auch in die sensibleren
   n Machen Sie sich stets bewusst, dass Sie         Betriebsdaten und -geschehnisse ein.
     ausfallen können und der Betrieb auch         n Sorgen Sie mit einem aussagefähigen
     für eine gewisse Zeit ohne Sie funktionie-      Ablageplan und -system dafür, dass auch
     ren muss.                                       im Falle Ihrer plötzlichen Abwesenheit
   n Delegieren Sie Aufgaben und Entschei-           wichtige Unterlagen gefunden werden.
     dungen an Ihre Mitarbeiter. Das stärkt        n Akzeptieren Sie von Beginn an, dass Sie
     deren Bindung an das Unternehmen                allein aus Kapazitätsgründen nicht alle
     und fördert ihre Motivation. Und Ihnen          Entscheidungen rund um Ihren Betrieb
     ermöglicht es, Ihre wertvolle Zeit für die      selbst treffen können.
     Arbeitsbereiche einzusetzen, die auch
     wirklich „Chefsache“ sind.                    Und schließlich, denken Sie daran: Ein gutes
   n Bauen Sie sich zumindest eine Stellver-       Netzwerk zu haben ist erfolgsentscheidend.
     tretung auf, die den Betrieb für einen        Wer seine Netzwerke pflegt (z. B. in sozialen
     bestimmten Zeitraum allein führen kann.       Medien), hat häufig die Nase vorn. Auch die
                                                   Berater Ihrer Handwerkskammer sollten zu
                                                   Ihrem Netzwerk gehören.
14   Gründung als Chance und Herausforderung

                            Neugründung, Übernahme
                            oder Beteiligung
                            Wie so oft im Leben gibt es sowohl bei der Neugründung als auch
                            bei der Übernahme eines Betriebes und ebenso bei der Beteiligung
                            an einem Betrieb positive wie negative Aspekte, die beachtet werden
                            sollten. Die Entscheidung, welche Argumente stärker ins Gewicht
                            fallen, ist oft eine sehr subjektive. Doch für jede der Gründungs-
                            alternativen gilt gleichermaßen: im Vorfeld informieren und die
                            Entscheidung wohl überlegen!

                            Neugründung eines Betriebes                      Übernahme eines Betriebes
     Betriebe, die zur
     Übernahme
                            Die Neugründung eines Betriebes heißt, bei       Die Herausforderung bei der Übernahme eines
     angeboten werden,      null beginnen. Das bedeutet in der Regel eine    bestehenden Betriebes besteht darin, die-
     finden Sie auf der     Anlaufphase, in der die Position am Markt        sen am Laufen zu halten. Die Chancen einer
     Internetseite Ihrer    gesucht wird und Beziehungen zu Kunden und       Betriebsübernahme liegen vor allem in dem
     Handwerks-             Lieferanten sowie ein funktionierender Mit-      vorhandenen Kundenstamm, den eingearbei-
     kammer oder auf
                            arbeiterstamm aufbebaut werden.                  teten Mitarbeitern und den passenden Werk-
     www.nexxt-change.org
                                                                             statträumen mit vorhandener Ausstattung.
                            Eine Neugründung bietet Chancen, die – wenn      Des Weiteren sind Bekanntheit bzw. der Ruf
                            sie erkannt und genutzt werden – schnell zum     und das Image des bestehenden Betriebes von
                            Erfolg führen können. Die Hauptvorteile sind     großer Bedeutung. Häufig ist auch eine stu-
                            darin zu sehen, dass Sie Ihren Betrieb nach      fenweise Betriebsübernahme oder eine unter-
                            Ihren Vorstellungen gestalten und ihn schritt-   stützende Mitarbeit der Vorgängerin oder
                            weise aufbauen können.                           des Vorgängers möglich. Dem stehen Risiken
                                                                             gegenüber, die zu beachten sind: So existie-
                            Viele Junghandwerkerinnen und -handwer-          ren bestimmte Übernahmeverpflichtungen.
                            ker tendieren dazu, einen Betrieb völlig neu     Maschinen und Einrichtung können veraltet
                            aufzubauen, statt einen vorhandenen zu           sein. Es kann zu Spannungen mit den vorhan-
                            übernehmen. Das liegt wohl vor allem an den      denen Mitarbeitern oder Kunden kommen.
                            finanziellen Belastungen, welche die Über-
                            nahme eines bestehenden fremden Betriebes
                            meist mit sich bringt. Trotzdem sollte man die
                            Übernahmeangebote prüfen und sei es nur,
                            um seine Markt- und Branchenkenntnisse zu
                            erweitern. Studien zufolge plant jeder vierte
                            Handwerksunternehmer in den nächsten Jah-
                            ren aus Altersgründen die Übergabe in jüngere
                            Hände oder den Betrieb zu schließen. Ein über-
                            gabefähiger Betrieb kann eine solide Basis für
                            den Aufbau einer selbstständigen Existenz
                            sein.
Gründung als Chance und Herausforderung   15

Vor- und Nachteile einer Betriebsübernahme
Vorteile                                         Nachteile
Betriebsgebäude und Einrichtungen sind           Maschinen und Geschäftseinrichtung sind
vorhanden.                                       möglicherweise veraltet.
Kundenstamm ist gegeben.                         Erweiterungsmöglichkeiten sind beschränkt.
Qualifizierte und eingearbeitete Mitarbeiter     Kaufpreis, Miete oder Pacht sind eventuell
sind vorhanden.                                  überhöht.
Der Betrieb ist am Markt platziert.              Bestehende Arbeitsverhältnisse müssen
                                                 übernommen werden.
Die Risiken der Anlaufperiode fallen weg.        Kunden können Geschäftsbeziehungen
                                                 abbrechen.
Der Vorgänger hilft bei der Einführung bei       Es bestehen Haftungsrisiken.
den Kunden.

Beteiligung an einem Betrieb                      Bei Eintritt in ein Einzelunternehmen entsteht
                                                  eine Personengesellschaft. Das Gesellschafts-
Auch das Eingehen einer Beteiligung an einem
                                                  verhältnis sollte in einem Gesellschaftsver-
bestehenden Unternehmen kann ein Weg in
                                                  trag geregelt werden. Bei Beteiligung an einer
die Selbstständigkeit sein. Eine Beteiligung
                                                  Kapitalgesellschaft ist ein Gesellschaftsver-
ist nicht selten die Vorstufe für die spätere
                                                  trag in notarieller Form vorgeschrieben. Je
Gesamtübernahme.
                                                  nach Gesellschaftsvertrag müssen auch die
                                                  anderen Gesellschafter dem Anteilsübergang
Die Vor-, aber auch die Nachteile, wie sie bei
                                                  zustimmen. In jedem Fall ist dringend anzu-
der Betriebsübernahme aufgeführt sind, kom-
                                                  raten, vor der Entscheidung für eine Beteili-
men im Wesentlichen auch hier zum Tragen.
                                                  gung den Rat eines Steuerberaters einzuholen,
                                                  damit die individuellen steuerlichen Belange
Ergänzend seien noch genannt:
                                                  der Gesellschafter beleuchtet werden.

Vor- und Nachteile einer Beteiligung
Vorteile                                         Nachteile
Gegebene, gewachsene und bewährte Unter-         Einschränkung bei betrieblichen Entscheidun-
nehmensstrukturen                                gen
Einbringung neuer Ideen und Impulse für den      Wertminderung des Betriebes bei Fehlentschei-
weiteren geschäftlichen Erfolg                   dungen des Teilhabers
                                                 Reibungsverluste durch Meinungsverschieden-
                                                 heiten innerhalb der Geschäftsführung
                                                 Eine eingegangene Bindung kann nur schwer
                                                 wieder gelöst werden
                                                 Ohne ausdrückliche Vereinbarung besteht
                                                 Unklarheit darüber, ob oder zu welchen Kondi-
                                                 tionen später evtl. eine vollständige Übernahme
                                                 erfolgen kann
                                                 Gegebenenfalls Wegfall des Bestandsschutzes
                                                 im Zusammenhang mit der Wiedereinführung
                                                 der Meisterpflicht bei bestimmten Handwerks-
                                                 berufen (§ 126 HWO)
16

     Inhalt eines
     Businessplans
     Wie umfangreich Ihr Businessplan (Unternehmenskonzept)
     sein soll, hängt von Ihrem Vorhaben ab. Der Businessplan gliedert
     sich grob in die Vorhabensbeschreibung und den Zahlenteil.
     Hier finden Sie die ausschlaggebenden Fragen, auf die Ihr
     Businessplan idealerweise die Antworten gibt.
Inhalt eines Businessplans   17

Eine klare Gliederung ist das A und O
Jedes Konzept sollte eine klare Gliederung      sung darstellen. Danach folgt die Vorhabens-
sowie eine einfache und verständliche Aus-      beschreibung und als Abschluss der Zahlenteil.
                                                                                                  Der Businessplan
drucksweise aufweisen. Beginnen Sie mit         Nur ein klarer und verständlicher Business-       gliedert sich grob in
den allgemeinen Daten: Wer gründet wo und       plan ist ein guter Businessplan. Schrecken Sie    die Vorhabensbe-
wann. Außerdem ist auch die optische Form       Ihre potenziellen Geldgeber nicht mit fachlich-   schreibung und den
von Bedeutung. Noch bevor Sie ins Detail        technischen Einzelheiten ab, sondern über-        Zahlenteil. Formulie-
                                                                                                  ren Sie ihn klar und
gehen, sollten Sie die wichtigsten Aspekte      zeugen Sie mit Ihrem unternehmerischen
                                                                                                  auch für den Laien
Ihres Businessplans in einer Zusammenfas-       Know-how.                                         verständlich.

Vorhabensbeschreibung
Geschäftsidee                                   Markt und Wettbewerb
n		 Worin besteht Ihre Geschäftsidee?           Kunden
n		 Was ist das Besondere an Ihrer              n		 Wer sind Ihre Kunden?
    Geschäftsidee?                              n		 Wo sind Ihre Kunden?
n		 Was sind Ihre kurz- und langfristigen       n		 Sind Sie von wenigen Großkunden
    Unternehmensziele?                              abhängig?
                                                n		 Welche Bedürfnisse/Probleme haben
                                                    Ihre Kunden?
Produkt/Dienstleistung
                                                Konkurrenz
n		 Welches Produkt/welche Leistung wollen      n		 Wer sind Ihre gegenwärtigen und
                                                                                                  In unserer Broschüre
    Sie herstellen bzw. anbieten?                     zukünftigen Konkurrenten?                   „Formulierungs-
n		 Was ist das Besondere an Ihrem Angebot      n		   Was kosten die Produkte bzw. Dienst-        hilfen für Ihren
    (evtl. Alleinstellungsmerkmal)?                   leistungen bei der Konkurrenz?              Businessplan“
                                                                                                  finden Sie zwei
n		 Wie werden Sie produzieren bzw. wie stel-   n		   Was sind die größten Stärken und
                                                                                                  Beispielkonzepte für
    len Sie Ihre Leistungen zur Verfügung?            Schwächen Ihrer Konkurrenten?
                                                                                                  die Neugründung
n		 Welchen Service bieten Sie an?              n		   Welche Schwächen/welchen Nachteil           und die Übernahme
                                                      hat Ihr Unternehmen gegenüber Ihrem         eines Betriebes.
                                                      wichtigsten Konkurrenten?
                                                n		   Wie können Sie diesen Schwächen
                                                      begegnen?

                                                Standort
                                                n		 Warum haben Sie sich für gerade diesen
                                                      Standort entschieden?
                                                n		 Welche Nachteile hat der Standort?
                                                n		 Wie können Sie diese Nachteile
                                                    ausgleichen?
                                                n		 Wie wird sich der Standort zukünftig
                                                    entwickeln?
18   Inhalt eines Businessplans

                             Marketing                                        Unternehmensorganisation
                             Angebot                                          Gründer
                             n		 Welchen Nutzen hat Ihr Angebot für           n		 Welche Berufsausbildung/Berufserfah-
                                 potenzielle Kunden?                              rung haben Sie (z. B. Meisterprüfung)?
                             n		 Was ist besser gegenüber dem Angebot         n		 Verfügen Sie über die erforderlichen
                                 der Konkurrenz?                                  kaufmännischen Kenntnisse?
                                                                              n		 Welche besonderen Stärken besitzen Sie?
                             Vertrieb                                         n		 Welche Defizite existieren? Wie werden
                             n		 Welche Absatzgrößen steuern Sie in               Sie diese ausgleichen?
                                 welchen Zeiträumen an?                       n		 Unterstützt Ihr Partner/Ihre Familie Ihr
                             n		 Welche Zielgebiete visieren Sie an?              Vorhaben?
                             n		 Welche Vertriebswege werden Sie nutzen?
                             n		 Welche Kosten entstehen durch den            Rechtsform
                                 Vertrieb?                                    n		 Für welche Rechtsform haben Sie sich
                                                                                       entschieden? Aus welchen Gründen?
                             Werbung und Kommunikation                        n		 Sind die steuerlichen und rechtlichen
                             n		 Wie erfahren Ihre Kunden von Ihrem                    Folgen berücksichtigt?
                                 Produkt/Ihrer Dienstleistung?
                             n		 Welche Werbemaßnahmen planen Sie             Mitarbeiter
                                 und zu welchem Zeitpunkt?                    n		 Wann bzw. in welchen zeitlichen
                                                                                  Abständen wollen Sie wie viele Mitarbeiter
                             Bitte denken Sie bei allen Kommunikations-           einstellen?
                             maßnahmen, bei denen Sie Kundendaten             n		 Welche Qualifikationen sollten Ihre
                             elektronisch speichern bzw. weitergeben,             Mitarbeiter aufweisen?
                             an die Einhaltung der Vorgaben der DSGVO
                             (Datenschutz-Grundverordnung).                   Chancen/Risiken
                                                                              n		 Was sind die größten Chancen, die die
                             Preisgestaltung                                      Entwicklung Ihres Unternehmens positiv
                             n		 Welche Leistungen bieten Sie zu welchem          beeinflussen könnten?
                                 Preis an?                                    n		 Was sind die wichtigsten Probleme,
                             n		 Wie sind Sie auf diese Preise gekommen/          die eine positive Entwicklung Ihres Unter-
                                 wie errechnen sich diese Preise?                 nehmens behindern könnten?
                             n		 Sind Ihre Preise im Vergleich zum Wett-      n		 Wie wollen Sie eventuellen Risiken/
                                 bewerb eher niedrig oder hoch?                   Problemen begegnen?
                             n		 Wie sind die durchschnittlichen Preise für
                                 diese Leistungen am Markt?
Inhalt eines Businessplans   19

Die Zahlen
Investition und Finanzierung                Erfolgs- und Liquiditätsplanung
Investitionsplan                            Ertragsvorschau/Rentabilitätsrechnung
n		 Wie hoch ist der Kapitalbedarf für      n		 Wie hoch planen Sie den Umsatz für die
    nötige Investitionen?                       nächsten drei Jahre?
n		 Wie hoch ist der Kapitalbedarf für      n		 Wie hoch planen Sie die Kosten für die
    Betriebsmittel?                             nächsten drei Jahre?
n		 Liegen Ihnen Kostenvoranschläge vor,    n		 Wie hoch planen Sie den Gewinn für die
    die Ihre Investitionsplanung belegen?       nächsten drei Jahre?

Finanzierungsplan                           Liquiditätsplanung
n		 Wie hoch ist Ihr Eigenkapitalanteil?    n		 Wie hoch planen Sie Ihre monatlichen
n		 Wie hoch ist Ihr Fremdkapitalbedarf?       Einnahmen im ersten Jahr?
n		 Welche Förderprogramme könnten          n		 Wie hoch planen Sie Ihre monatlichen
    für Sie infrage kommen?                    Ausgaben im ersten Jahr?
n		 Welche Sicherheiten können Sie für
    Kredite sowie den Kontokorrent-
    (und evtl. Aval-)rahmen einsetzen?
20   Kolumnentitel

            Schritte in die
            Selbstständigkeit
            Am Anfang steht der Businessplan, wie er im vorangegangenen Kapitel
            beschrieben ist. Daran knüpfen sich weitere, im Folgenden aufgezeigte
            Entscheidungen, die Sie treffen müssen. Zusätzlich müssen Sie die
            notwendigen Gründungsformalitäten berücksichtigen.
Schritte in die Selbstständigkeit   21

Rechtsform
Die Wahl der Rechtsform Ihres Betriebes hängt sowohl von der
Anzahl der gründenden Personen als auch von persönlichen (z. B.
Leitung), betriebswirtschaftlichen (z. B. Kapitalaufbringung), gesell-
schaftsrechtlichen (z. B. Haftung) und steuerlichen Aspekten ab.

   Die wichtigsten Rechtsformen

      Ein Gründer                                 Mehrere Gründer

      Personenunternehmen                         Personenunternehmen
       n		 Einzelunternehmen                       n		 Gesellschaft des bürgerlichen
       n		 GmbH & Co. KG                               Rechts (GbR)
       n		 Unternehmergesellschaft                 n		 Offene Handelsgesellschaft
       		 (haftungsbeschränkt) & Co. KG                (OHG)
                                                   n		 Kommanditgesellschaft (KG)
                                                   		 GmbH & Co. KG
                                                   n		 Unternehmergesellschaft
                                                   		 (haftungsbeschränkt) & Co. KG

      Kapitalgesellschaften                       Kapitalgesellschaften
      n		 Gesellschaft mit beschränkter           n		 Gesellschaft mit beschränkter
          Haftung (GmbH)                              Haftung (GmbH)
      n		 Unternehmergesellschaft                 n		 Unternehmergesellschaft
          (haftungsbeschränkt)                        (haftungsbeschränkt)

Die Wahl der geeigneten                         schränkende Rechtsform Sinn macht, dann
                                                entsteht durch die Anmeldung des Gewerbes
Rechtsform                                                                                        Die Unternehmens-
                                                beim zuständigen Gewerbeamt zunächst ganz
                                                                                                  rechtsform ist ver-
Beachten Sie neben den eingangs genannten       automatisch und ohne weitere Formalitäten
                                                                                                  änderbar und sollte
Punkten auch, wie aufwendig die Gründungs-      die Rechtsform eines Einzelunternehmens. Die      den Lebensphasen
formalitäten sind und wie hoch Ihr Entschei-    meisten Selbstständigen starten in dieser Form    des Unternehmens
dungsspielraum als Unternehmer ist. Ist nicht   und wechseln erst mit wachsender Geschäfts-       angepasst werden.
von Beginn an eine bestimmte Rechtsform not-    tätigkeit in eine dann möglicherweise pas-
wendig, etwa weil Sie zusammen mit einem        sendere Rechtsform. Diese ist veränderbar und
Partner gründen oder weil eine haftungsbe-      damit an die Lebensphasen des Unternehmens
22   Schritte in die Selbstständigkeit

                                anpassbar. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass                 Ihnen bewusst sein, dass die rechtlichen Anfor-
                                eine Rechtsformänderung durchaus mit einem                     derungen an die Geschäftsführung einer GmbH
                                hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand                      deutlich höher sind, als dies bei einer Perso-
                                verbunden sein kann, weil dabei viele steuer-                  nengesellschaft der Fall ist. Machen Sie sich die
                                liche und rechtliche Regelungsbereiche zu                      Risiken bewusst und bereiten Sie sich intensiv
                                beachten sind. Wenn Sie sich für die Gründung                  darauf vor.
                                einer Kapitalgesellschaft entscheiden, muss

     Die häufigsten Rechtsformen im Handwerk im Vergleich
     Rechtsform                 Einzelunternehmen            GbR                             GmbH/UG              GmbH/UG1)
                                                                                             (haftungsbeschränkt) & Co. KG
     Geschäftsführung Unternehmer                            alle Gesellschafter             Vertraglich bestellte(r) Die GmbH / UG1) als
                                                                                             Geschäftsführer          Komplementär durch
                                                                                                                      ihre Geschäftsführer
     Mindestkapital             nein                         nein                            ja                            Ja, bei der GmbH/UG1)
     Haftung                    unbeschränkt                 unbeschränkt,                   Beschränkt auf das            Komplementär (GmbH/
                                                             unmittelbar und                 Vermögen des                  UG1)) unbeschränkt,
                                                             solidarisch                     Unternehmens2)                Kommanditist(en) mit
                                                                                                                           seiner/ihren Einlage(n)
     Ertragsteuern              Einkommensteuer,             Einkommensteuer,                Körperschaftsteuer,           Komplementär (GmbH/
                                Solidaritätszuschlag,        Solidaritätszuschlag,           Solidaritätszuschlag,         UG1)): Körperschaft-
                                Gewerbesteuer                Gewerbesteuer                   Gewerbesteuer,                steuer, Solidaritätszu-
                                                                                             (Einkommensteuer              schlag, Gewerbesteuer4),
                                                                                             und Soli für Gesell-          Kommanditisten:
                                                                                             schafter und                  Einkommensteuer,
                                                                                             Geschäftsführer)              Solidaritätszuschlag,
                                                                                                                           KG: Gewerbesteuer
     Anforderungen              normal                       normal                          hoch                          hoch
     an den Inhaber/
     Geschäftsführer
     Entscheidungs-             groß                         groß                            eingeschränkt                 eingeschränkt
     spielraum
     Gründungs-                 Gewerbeanmeldung,            Formloser Gesellschafts-        Notarieller Vertrag,          Notarieller Vertrag bei
     formalitäten               Eintragung in das            vertrag genügt3),               Gewerbeanmeldung,             GmbH/UG1), formloser
                                entsprechende                Gewerbeanmeldung,               Eintragung in das             Gesellschaftsvertrag
                                Verzeichnis gemäß            Eintragung in das ent-          entsprechende Ver-            bei KG3), Gewerbean-
                                Handwerksordnung             sprechende Verzeichnis          zeichnis gemäß Hand-          meldung, Eintragung
                                bei der Handwerks-           gemäß Handwerks-                werksordnung bei der          in das entsprechende
                                kammer                       ordnung bei der Hand-           Handwerkskammer               Verzeichnis gemäß
                                                             werkskammer                                                   Handwerksordnung bei
                                                                                                                           der Handwerkskammer
     Eintragung in              Nur wenn Kaufmann Grundsätzlich nein,   ja                                                 ja
     Handelsregister            gemäß HGB         wenn aber Eintragung,
                                                  dann wird aus der GbR
                                                  eine OHG

     1)		   Aus Platzgründen wird hier auf den ansonsten verpflichtenden Zusatz „(haftungsbeschränkt)“ verzichtet.
     2)		   I. d. R. jedoch auch persönliche Haftung der Gesellschafter vom Kreditgeber verlangt.
     3)		   Es ist auf jeden Fall ratsam, alle Vereinbarungen zwischen den Vertragspartnern schriftlich festzulegen.
     4)		   Je nachdem, ob die Komplementär-GmbH/UG einen eigenen Geschäftsbetrieb hat oder lediglich Einkünfte aus ihrer Beteiligung an der KG erzielt.
Schritte in die Selbstständigkeit   23

Namensgebung
Die Bezeichnung eines Unternehmens steht für dessen Qualität und
Leistung und kann durchaus zum (regional begrenzten) Marken-
namen werden. Es versteht sich daher von selbst, dass Sie Ihrem
Unternehmen eine individuelle Bezeichnung, verbunden mit einem
professionell designten, einzigartigen Logo, geben sollten.

   Bei der Betriebsbezeichnung müssen Sie einige gesetzliche                                          Bezeichnung und
   Vorgaben beachten, die vor allem dem Schutz des Verbrauchers                                       Logo gehören fortan
   dienen                                                                                             auf alle Werbeträger
                                                                                                      Ihres Unterneh-
   n		 Welche    Bezeichnung Sie für Ihren         n		 Erlaubt sind lediglich werbewirksame           mens. Weitere
                                                                                                      Informationen
      Betrieb wählen dürfen, hängt maßgeb-             Namenszusätze, die sich jedoch auf die
                                                                                                      dazu finden Sie
      lich davon ab, ob dieser ins Handelsre-          Tätigkeit Ihrer Unternehmung beziehen          im Abschnitt
      gister eingetragen ist (sein muss) oder          müssen.                                        Marketing.
      nicht. Ist dies nicht der Fall, dürfen Sie   n		 Sie dürfen keine Bezeichnung verwen-
      Ihrem Betrieb keinen Fantasienamen               den, die gesetzlich geschützt ist.
      geben. Der Betrieb sind Sie in Person        n		 Die Bezeichnung darf nicht irreführend
      und trägt somit auch Ihren Namen.                sein und über Größe und Bedeutung
                                                       des Unternehmens hinwegtäuschen.

Eintragung im Handelsregister                      Kapitalgesellschaften (GmbH, UG (haftungs-         Ob das Unterneh-
                                                                                                      men in das Handels-
                                                   beschränkt)) erlangen ihre Rechtsfähigkeit als
                                                                                                      register eingetragen
Ein Handwerksbetrieb muss dann in das              juristische Person und insbesondere die Haf-
                                                                                                      werden muss,
Handelsregister beim Amtsgericht eingetra-         tungsbeschränkung erst mit der Eintragung          richtet sich nach Art
gen werden, wenn er nach Art und Umfang            ins Handelsregister. Von Rechts wegen, also        und Umfang des
einen in kaufmännischer Weise eingerichte-         zwingend einzutragen, sind Kommanditge-            Unternehmens und
ten Geschäftsbetrieb erfordert, wobei jedoch       sellschaft und OHG.                                muss individuell
                                                                                                      beurteilt werden.
der Gesetzgeber hierfür keine eindeutigen
Abgrenzungskriterien definiert hat. Aus-           Aber auch Handwerksbetriebe, die keine Ver-
schlaggebend ist das Gesamtbild der betrieb-       pflichtung zur Eintragung haben, können sich
lichen Verhältnisse. Die maßgeblichen Merk-        auf freiwilliger Basis eintragen lassen. Grün-
male sind: Jahresumsatz, Anlagevermögen,           de dafür sind oftmals die Außenwirkung, der
Anzahl der Beschäftigten, Art und Anzahl der       Wunsch, seinem Betrieb einen Fantasienamen
Geschäftsvorgänge, Inanspruchnahme und             zu geben oder, im Falle einer Betriebsübernah-
Gewährung von Krediten, Art der Buchfüh-           me, den Namen des übernommenen Betriebes
rung, Größe und Beschaffenheit der Räume.          weiterzuführen.
24   Schritte in die Selbstständigkeit

                              Erst mit der Handelsregistereintragung ist       Hans Müller & Martina Schulz GbR
                              man berechtigt, einen Firmennamen zu füh-
                              ren, der nicht dem eigenen Namen entspricht.     Alle anderen Personengesellschaften wie
                              Mit der Eintragung sind aber auch besondere      OHG, KG und die Kapitalgesellschaften wie
                              Pflichten verbunden, die sich aus den Vor-       GmbH, Unternehmergesellschaft (haftungs-
                              schriften des Handelsgesetzbuches ergeben.       beschränkt), die im Handelsregister eingetra-
                              Es ist daher empfehlenswert, dass Sie sich bei   gen sein müssen, haben die Möglichkeit, ihren
                              der Prüfung der Handelsregistereintragung        Firmennamen frei zu wählen. Allerdings muss
                              beraten lassen.                                  in einem Zusatz die Rechtsform der Gesell-
                                                                               schaft erkennbar sein, z. B.:

                                                                               Neustädter Werkzeug OHG
                              Namensgebung und
                                                                               Friseur Meier KG
                              Namenszusätze                                    Bau-Profi GmbH
                              Bei nicht im Handelsregister eingetragenen       Fertigbau UG (haftungsbeschränkt)
                              Einzelunternehmen müssen der Familien-
                              name und ein ausgeschriebener Vorname der        Im Handelsregister eingetragene Einzelunter-
                              Inhaberin bzw. des Inhabers angegeben wer-       nehmen müssen den Zusatz e. K./e. Kfr. (einge-
                              den. Die zusätzliche Angabe des Meistertitels    tragene/r Kaufmann/Kauffrau) führen, z. B.:
                              (falls vorhanden) oder der Gewerkbezeich-
                              nung ist sinnvoll, z. B.:                        HansaBau e. K.

                              Hans Müller Schreinermeister                     Bitte beachten Sie: Sofern Sie Ihren Unterneh-
                                                                               mensnamen frei wählen, ist eine vorherige
                              Bei der Gesellschaft des bürgerlichen Rechts     Markenrecherche ein Muss, um etwaige Ver-
                              (GbR) müssen der Familienname und ein aus-       letzungen von Markenrechten auszuschließen.
                              geschriebener Vorname eines jeden Gesell-        Das Markenregister des Deutschen Patent- und
                              schafters genannt sein. Der Rechtsformzusatz     Markenamts (www.dpma.de) ist öffentlich
                              GbR oder auch GdbR ist nicht zwingend, ist aus   und kann von Ihnen, besser jedoch von einem
                              Gründen der Transparenz aber empfehlens-         Fachmann, im Vorfeld nach bereits geschützten
                              wert, z. B.:                                     Markennamen durchsucht werden.
Schritte in die Selbstständigkeit   25

Standort
Je nachdem, welche handwerkliche Tätigkeit Sie ausüben, ist der
richtige Betriebsstandort für den geschäftlichen Erfolg mehr oder
weniger von Bedeutung. Für viele Existenzgründer stehen persön-
liche Präferenzen (familiäre und persönliche Bindungen, Grund-
besitz) an erster Stelle. Orientieren Sie sich bei der Wahl Ihres
Standortes jedoch vor allem an wirtschaftlichen Kriterien.

Handwerke mit Ladengeschäft und hand-              ist das grundsätzlich der jeweilige Landkreis
werkliche Dienstleistungsbetriebe sollten sich     oder die Stadt.                                     Die gewerbliche
besonders um die Nähe zum Kunden bemühen                                                               Nutzung ist in den
und die örtliche Konkurrenzsituation berück-       Sie sollten sich bereits frühzeitig um die Nut-     meisten Fällen
sichtigen. Für produzierende Handwerksbe-          zungsänderung kümmern, denn die Genehmi-            genehmigungs-
                                                                                                       pflichtig. Eine
triebe, die ihre Produkte an ihre Kunden liefern   gungsverfahren nehmen i. d. R. einige Zeit in
                                                                                                       Gewerbeanmel-
oder ihre Leistungen bei ihren Kunden erbrin-      Anspruch.
                                                                                                       dung reicht nicht
gen, werden die Verkehrsanbindung, Fragen                                                              aus, denn sie ersetzt
der Energieversorgung und des Immissions-          Für die Wahl Ihres Betriebsstandortes gibt es       keine Genehmi-
schutzes eine wesentliche Rolle spielen. Eine      verschiedene Möglichkeiten. Es muss nicht           gung für bauliche
Grundsatzfrage bei der Standortwahl ist heute      immer gleich ein Neubau geplant werden.             Nutzungen.

die Leistungsfähigkeit der digitalen Infrastruk-   Miete bzw. Pacht oder Kauf bestehender
tur vor Ort.                                       Räumlichkeiten sind weitere überlegenswerte
                                                   Varianten.
Wie viel Raum Sie tatsächlich benötigen, ergibt
sich aus der Art Ihres Gewerbes, den geplanten
Tätigkeitsbereichen sowie der angestrebten
Betriebsgröße. Bei der Auswahl und Gestal-
tung Ihrer Betriebsstätte sind gesetzliche
Beschränkungen zwingend zu beachten:
Neben baurechtlichen Fragestellungen müs-
sen Sie sich auch mit der Arbeitsstätten-
verordnung und den verschiedenen Unfallver-
hütungsvorschriften Ihrer Branche auseinan-
dersetzen.

Die gewerbliche Nutzung von baulichen Anla-
gen wie Hallen, Werkstätten, Büroräumen
oder Stellplätzen ist in den meisten Fällen
genehmigungspflichtig. Eine Gewerbeanmel-
dung reicht nicht aus, sie ersetzt keine Geneh-
migung für bauliche Nutzungen. Nutzungs-
änderungen sind vom Betriebsinhaber oder
Gebäudevermieter bei der zuständigen Ge-
nehmigungsbehörde zu beantragen. In Bayern
26   Schritte in die Selbstständigkeit

                              Miete/Pacht                            Kauf                              Neubau

                                         geringer Kapitaleinsatz            Vermögensbildung                 Räumlichkeiten passen
                                                                            durch ersparte Miete             optimal zum Betrieb

                                         Wegfall des Investitions-          Standortsicherung                Investitionen sind
                                         risikos                                                             bedarfsgerecht

                                         keine Vermögensbildung             hohe Kapitalbindung              teurer als Kauf
                                         durch Mietzahlungen

                                         eventuell Umbau- und               eventuell Umbau- und             hohe Kapitalbindung
                                         Renovierungskosten                 Renovierungskosten

                                         eventuell beschränkte              eventuell beschränkte            volles Investitionsrisiko
                                         Erweiterungsmöglich-               Erweiterungsmöglich-
                                         keiten                             keiten

                                   Diese Standortfaktoren sollten Sie berücksichtigen
                                   n		 Wie groß ist das Einzugsgebiet?                 n		 Wie ist der Stand der örtlichen Ver-
                                   n		 Wie viele potenzielle Kunden wohnen                   kehrs- und Bauleitplanung?
                                         in der Umgebung?                              n		 Welche nicht zur Konkurrenz zählen-
                                   n		   Wie hoch ist die Kaufkraft der poten-               den Betriebe und Geschäfte sind in der
                                         ziellen Kundschaft?                                 Nähe angesiedelt und wie ist deren
                                   n		   Gibt es Tendenzen in der Kaufkraftent-              Anziehungskraft?
                                         wicklung, die bereits abzusehen sind?         n		   Wie sieht die unmittelbare Nachbar-
                                   n		   Wie viele Konkurrenten finden sich in               schaft aus?
                                         der Umgebung?                                 n		   Wie hoch sind die Standortkosten
                                   n		   Welche Verkaufsstrategie verfolgen                  (Gewerbesteuerhebesatz usw.)?
                                         diese (Preis, Sortiment, Service usw.)?       n		   Ist die Materialversorgung problemlos
                                   n		   Wie sind Verkehrslage und Verkehrs-                 zu bewerkstelligen?
                                         anbindung?                                    n		   Wie sieht es mit der Breitbandver-
                                   n		   Existieren ausreichend Parkmöglich-                 sorgung aus?
                                         keiten?
Schritte in die Selbstständigkeit   27

Marketing
Ziel des Marketings ist es, sich dauerhaft in Märkten zu behaupten,
die durch eine hohe Wettbewerbsintensität gekennzeichnet sind.
Ohne schlüssiges Marketingkonzept ist heute kein Handwerksbe-
trieb erfolgreich zu führen. Um die Wettbewerbsfähigkeit seines
Betriebes zu sichern, ist eine intensive und effektive Kundenorien-
tierung absolut notwendig – von Beginn an!

Als künftige Inhaberin bzw. künftiger Inhaber       Ergebnis für alle Anwendungen passen – von
eines Betriebes müssen Sie alle betrieblichen       der Visitenkarte über Flyer und Internetseite
                                                                                                        Legen Sie sich ein
Entscheidungen in einer kunden- und markt-          bis zur Bautafel. Planen Sie dafür und für Ihre
                                                                                                        schlüssiges, struktu-
orientierten Denkweise treffen. Von Bedeu-          Werbemaßnahmen genügend Zeit und Geld               riertes Marketing-
tung ist, was Ihr Kunde von Ihnen erwartet,         ein.                                                konzept zurecht, das
nicht, was Sie von ihm erwarten.                                                                        Ihnen Aufmerk-
                                                    Folglich gilt es, Marketing zu planen und ziel-     samkeit beim
                                                                                                        Kunden verschafft.
Handwerksbetriebe betreiben in vielen Berei-        gerichtet einzusetzen. Ein geplanter und wirt-
                                                                                                        Dabei sollten Sie
chen Marketing. Ob man Verkaufsgespräche            schaftlicher Einsatz wird Sie bekannter und für
                                                                                                        sich nicht scheuen,
führt, telefoniert, Briefpapier kauft – alles hat   die Kunden attraktiver machen. Damit werden         professionelle Hilfe
mit Marketing zu tun. Diese Bestandteile wer-       Sie wettbewerbsfähiger und erhöhen Ihre             in Anspruch zu
den allerdings häufig unbewusst und damit           Marktchancen, verbessern die Identifikation         nehmen.
ziellos eingesetzt. Ein solch unstrukturierter      Ihrer Mitarbeiter mit dem Unternehmen und
Umgang mit einzelnen Marketinginstrumen-            steigern somit die Produktivität Ihres Betrie-
ten kostet viel Geld, bringt aber mitunter          bes. Daraus resultieren wiederum höhere
keinen oder nur wenig Erfolg.                       Erträge.

Entwickeln Sie ein einheitliches Erscheinungs-      Trotz des Einflusses gesamtwirtschaftlicher
bild für Ihr Unternehmen, am besten mit pro-        Entwicklungen kann sich jedes Unternehmen
fessioneller Hilfe. Die Entwicklung eines Logos     durch sein Marktverhalten die eigene spezielle
sowie die Wahl von Schrift und Farbe sind ein       Konjunktur schaffen.
anspruchsvoller Vorgang. Schließlich muss das

   Für ein zielgerichtetes Marketing sollten Sie sich folgende
   prinzipiellen Fragen stellen und die Antworten im Businessplan
   festhalten
   n Welche Produkte und Dienstleistungen           n Mit welchen Marketingaktivitäten
     will ich meinen Kunden anbieten?                 kann ich diese Kunden am effizientes-
   n Wer sind die für diese Produkte und              ten erreichen?
     Leistungen infrage kommenden                   n Wie gestalte ich meine Preispolitik im
     Zelgruppen?                                      Hinblick auf diese Kunden?
   n Mit welchen Argumenten kann ich
     diese potenziellen Kunden überzeugen,
     bei mir zu kaufen?
28   Schritte in die Selbstständigkeit

                              Aktuelle Entwicklungen und Trends
                              Die demografische Entwicklung der Gesell-            Berücksichtigen Sie diese Entwicklungen bei
                              schaft und der damit verbundene Wertewan-            Ihren Überlegungen, welche Produkte und
                              del verändern die Märkte immer schneller             Dienstleistungen Sie welchen Kunden anbie-
                              – eine echte Chance für spezialisierte Hand-         ten wollen.
                              werksunternehmen!

                                   Diese Entwicklungen sollten Sie in Ihrem Marketingkonzept
                                   berücksichtigen
                                   n		 Unsere Gesellschaft altert. Dies ist kein   n		 Höhere      Einkommen verstärken die
                                       Trend im eigentlichen Sinne, sondern              Nachfrage nach qualitativ hochwer-
                                       eine Tatsache. Das Erhalten und Pfle-             tigen Produkten in höheren Preisseg-
                                       gen des Bestehenden spielt künftig                menten.
                                       eine größere Rolle als Neuanschaffung       n		   Der Trend zum „Do it yourself“ hält an.
                                       oder Neubau. Sicherheits- und Bequem-       n		   „Outsourcing“ lautet das Schlagwort.
                                       lichkeitsansprüche steigen. Kunden                Die Industrie verringert ihre Fertigungs-
                                       werden anspruchsvoller, Beratung und              tiefe und vergibt immer mehr Aufträge
                                       Betreuung bestimmen die Kundenzu-                 und Dienstleistungen an kleine, leis-
                                       friedenheit.                                      tungsfähige Betriebe.
                                   n		 Gesundheit und Umwelt stehen im             n		   Der Bedarf an Dienstleistungen steigt
                                       Vordergrund. Gefragt sind Betriebe, die           bei Privatkunden (Freizeitgestaltung,
                                       intelligente Lösungen bieten zur Rein-            Urlaub, Unterstützung und Pflege älte-
                                       haltung von Luft, Wasser und Boden,               rer und bedürftiger Menschen), in der
                                       zur Reduzierung von Emissionen, zur               Industrie (Planungs- und Ingenieur-
                                       Einsparung von Energie und Wasser                 leistungen, Pflege und Wartung, Rei-
                                       sowie zur Vermeidung und Wiederver-               nigung, Sicherheit) wie auch bei der
                                       wertung von Abfällen. Produkte für ein            öffentlichen Hand.
                                       gesundes Leben stehen hoch im Kurs.         n		   Auch traditionelle, vielfach totgesagte
                                   n		 Viele Kunden wünschen sich echten,                Handwerke erleben eine Renaissance.
                                       hervorragenden Service. Leistungen aus            So bietet z. B. die Restaurierung dem
                                       einer Hand, Durchführung von Leis-                Handwerk die Möglichkeit, alte Hand-
                                       tungen in Abwesenheit, regelmäßige                werkstechniken wieder mit Leben zu
                                       Renovierungschecks (Möbel, Heizung,               erfüllen.
                                       Gebäudefassade, Dach usw.) werden
                                       immer stärker nachgefragt. Dadurch
                                       steigt der Druck, sich zu Kooperationen
                                       zusammenzuschließen.
Schritte in die Selbstständigkeit   29

Mitarbeiter
Im besten Fall floriert Ihr Unternehmen so, dass Sie die Arbeit nicht
mehr allein bewerkstelligen können und Sie auf Dauer ohne qualifi-
zierte Mitarbeiter nicht auskommen werden.

Wenn immer mehr Kunden abgesagt werden            eine Zeitarbeitsfirma. Anschließend prüfen
muss, weil neue Aufträge nicht mehr über-         Sie die eingehenden Bewerbungen und führen
                                                                                                  Nutzen Sie das
nommen werden können, wenn die famili-            Bewerbungsgespräche mit den infrage kom-
                                                                                                  Mittel der Stel-
äre Situation darunter leidet oder wenn der       menden Kandidaten.                              lenbeschreibung,
Selbstständige kurz vor dem Burnout steht, ist                                                    in der Sie genau
es spätestens an der Zeit, Mitarbeiter einzu-     Lassen Sie sich auch zu Zuschüssen und För-     definieren, was Sie
stellen.                                          derungsmaßnahmen für die Einstellung von        von dem einzustel-
                                                                                                  lenden Mitarbeiter
                                                  Mitarbeitern oder Auszubildenden beraten.
                                                                                                  erwarten, fachlich
Oft beziehen sich erste Überlegungen auf
                                                                                                  wie persönlich.
den Freundes- und Bekanntenkreis oder auf
ehemalige Kollegen. Es ist sicherlich wichtig,
dass Ihnen Ihre Mitarbeiter sympathisch sind,
aber das alleine ist nicht ausschlaggebend.       Mitarbeiter können alles – wenn man
Die Suche muss also anders ablaufen. Sie müs-
sen sich im Klaren darüber sein, was Sie von      ihnen gutes Werkzeug an die Hand
dem einzustellenden Mitarbeiter erwarten,         gibt, wenn man sie weiterbildet, vor
welche Leistungen erbracht werden sollen und
welche Vorkenntnisse dafür notwendig sind.        allem aber, wenn man Ihnen etwas
                                                  zutraut.
Dieses Anforderungsprofil fließt in eine Stel-
lenbeschreibung ein, die dann die Grundlage
für die Stellenausschreibung ist.

Nicht zu vergessen ist auch, welchen zeitlichen
Umfang die Stelle haben soll. Denn schließlich
ist der Kostenfaktor nicht unwichtig.

Nach der Definition des Anforderungsprofils
schreiben Sie die Stelle aus. Eine Anzeige in
einer Zeitung kann dabei ebenso gewinnbrin-
gend sein wie die Suche über den Arbeitge-
berservice der Agentur für Arbeit, in verschie-
denen Stellenportalen im Internet oder über
30   Schritte in die Selbstständigkeit

                              Finanzierung
                              Für die Finanzierung Ihrer Existenzgründung       zusammen. Natürlich ist es umso besser, je
                              können Sie verschiedene Geldquellen nutzen:       mehr eigene Finanzmittel zur Verfügung ste-
                                                                                hen. Ganz ohne Eigenkapital funktioniert eine
                              n		 Eigenkapital (erspartes Kapital, Schenkun-    erfolgreiche Existenzgründung meist nicht.
                                    gen, vorhandene Maschinen, Werkzeuge,       Schon deshalb nicht, weil Banken einen ge-
                                    Fahrzeuge usw.)                             wissen Eigenanteil bei der Finanzierung vor-
                              n		   Öffentliche Finanzhilfen in Form von        aussetzen.
                                    Zuschüssen oder Darlehen
                              n		   Darlehen und Kredite von Banken und         Die Erfahrung zeigt, dass die eigenen finan-
                                    Versicherungen                              ziellen Mittel bei Gründern meist eher knapp
                              n		   Lieferantenkredite                          bemessen sind. Auch ist es nicht ratsam, seine
                              n		   Beteiligungskapital                         privaten Finanzreserven vollständig für die
                              n		   Gesellschafterdarlehen                      Unternehmensgründung           aufzubrauchen.
                              n		   Mezzaninkapital                             Fremdkapital aufzunehmen ist ein ganz nor-
                                                                                maler Vorgang. Solange Sie sinnvolle Inves-
                              Je nach Branche, Art der Gründung und not-        titionen für Ihren Betrieb tätigen und damit
                              wendigen Investitionen erfordert die Gründung     Vermögenswerte schaffen, ist gegen die Auf-
                              eines Unternehmens mehr oder weniger Kapi-        nahme von Fremdkapital grundsätzlich nichts
                              tal. Und auch die Anlaufzeit, also die Zeit von   einzuwenden.
                              der Betriebseröffnung bis zum ersten Geldein-
                              gang, muss finanziert werden. In der Regel
                              setzt sich eine Finanzierung aus einer Kombi-
                                                                                   Wichtige
                              nation mehrerer der genannten Geldquellen
                                                                                   Finanzierungsregeln
                                                                                   n		 Das Anlagevermögen (Grundstück,
                                                                                       Gebäude, Maschinen, Werkzeuge,
                                                                                       Einrichtungsgegenstände, Fahrzeuge
                                                                                       usw.) sollte vorwiegend mit Eigen-
                                                                                       kapital und langfristigen Krediten
                                                                                       finanziert werden. Auch ein Teil des
                                                                                       Umlaufvermögens (z. B. ein eiserner
                                                                                       Bestand an Vorräten) lässt sich in die
                                                                                       langfristige Finanzplanung einbe-
                                                                                       ziehen.
                                                                                   n		 Die Laufzeit der Darlehen sollte
                                                                                       höchstens der Nutzungsdauer der
                                                                                       finanzierten Investitionen entspre-
                                                                                       chen.
                                                                                   n		 Achten Sie stets darauf, dass Sie zu
                                                                                       jeder Zeit Ihren Zahlungsverpflich-
                                                                                       tungen nachkommen können, dass
                                                                                       die dafür notwendige Liquidität
                                                                                       immer gegeben ist.
Schritte in die Selbstständigkeit   31

Fördermöglichkeiten
Die Finanzierung der Existenzgründung durch Betriebsneugründung,
Übernahme eines Handwerksbetriebes oder auch Beteiligung an
einem Betrieb wird vom Staat in Form öffentlicher Förderdarlehen
unterstützt. Neben einem Zinsvorteil bieten diese Darlehen für den
Kreditnehmer weitere Vorzüge wie tilgungsfreie Anlaufjahre.
Als Anreiz für die Kreditinstitute, Darlehen aus diesen Förderpro-
grammen zu vergeben, gewährt die Förderbank der Hausbank des
Kreditnehmers bei einigen Programmen eine anteilige Risikoent-
lastung für den Fall, dass der Kredit ausfallen sollte (Stichwort
„Haftungsfreistellung“).

Diese Darlehen werden bei Banken oder Spar-       dauerhafte und tragfähige Existenz bietet.
kassen beantragt („Hausbankprinzip“). Die         Dies geschieht am besten durch die Vorlage
Kreditinstitute refinanzieren die von ihnen       eines aussagekräftigen Businessplans.
ausgereichten Mittel bei öffentlichen Förder-
banken. Die wichtigsten Institute sind auf        Neben den Förderdarlehen gibt es Förderpro-
Landesebene die LfA Förderbank Bayern             gramme in Form von Zuschüssen, durch die das
(www.lfa.de) und auf Bundesebene die KfW          Beratungshonorar für freiberufliche Unter-
Bankengruppe (www.kfw.de). Übrigens: Haf-         nehmensberatungen, die eine Unternehmerin
tungsfreistellung bedeutet nicht, dass Sie als    oder einen Unternehmer in der Gründungs-
Kreditnehmer von der Haftung für den Kre-         oder Übernahmephase fachlich begleiten und
dit befreit sind. Haftungsfreistellung ist eine   coachen, teilfinanziert werden kann.
Vereinbarung zwischen Förderbank und Haus-
bank. Die Hausbank wird teilweise von ihrer       Eine Existenzgründung aus der Arbeitslosig-
Haftung für den an Sie durchgeleiteten För-       keit heraus kann unter bestimmten Vorausset-
derkredit gegenüber der Förderbank befreit.       zungen durch die Agentur für Arbeit in Form
Dadurch sinkt das Risiko der Hausbank bei der     eines „Gründungszuschusses“ gefördert wer-
Kreditvergabe und sie ist dadurch möglicher-      den. Auch die gesetzliche Rentenversicherung
weise eher bereit, ein entsprechendes Engage-     kann einen Gründungszuschuss bei Aufnah-
ment einzugehen.                                  me einer selbstständigen Tätigkeit im Rahmen
                                                  von „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“
Bei fehlenden oder nicht ausreichenden            im Zusammenhang mit beruflichen Rehabili-
Sicherheiten kann Sie darüber hinaus die          tationsmaßnahmen gewähren.
Bürgschaftsbank Bayern (www.bb-bayern.de)
durch eine Bürgschaft bei der Kreditgewäh-        Des Weiteren gibt es unter Umständen Förde-
rung unterstützen.                                rungen oder Investitionszuschüsse der Land-
                                                  kreise, Städte oder Gemeinden.
Zu beachten ist, dass diese Mittel noch vor
Investitionsbeginn beantragt werden müssen        Informieren Sie sich über die Fördermöglich-
(„Vorbeginnklausel“). Auf die Gewährung der       keiten Ihres Gründungs-, Übernahme- oder
staatlichen Finanzierungshilfen besteht kein      Beteiligungsvorhabens bei Ihrer Handwerks-
Rechtsanspruch. Die Gründerin bzw. der Grün-      kammer.
der muss nachweisen, dass das Vorhaben eine
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