Verkaufen mit Passion: Detailhandels-Lernende messen sich an der Regionalmeisterschaft. Laden als Modell: Was es braucht für das ideale Geschäft ...
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bfs info Verkaufen mit Passion: Herbst 2017 Detailhandels-Lernende messen sich an der Regionalmeisterschaft. Seite 4 Laden als Modell: Was es braucht für Schwerpunkt das ideale Geschäft. Detailhandel Seite 7
Editorial Inhalt Handel im Detail, Wandel im Grossen Editorial Handel im Detail, Wandel im Grossen 3 Liebe Leserinnen und Leser Detailhandel Verkaufen mit viel Leidenschaft 4 Der Detailhandel ist ein Schwergewicht der hiesigen Wirtschaft. Laut der „Taschenstatistik der Schweiz 2016“ zählen 37,1 Prozent Detailhandel Rangliste Regionalmeisterschaften 5 der schweizerischen Dienstleistungsunternehmen zur Kategorie „Detailhandel“. Die Branche ist der zweitgrösste Arbeitgeber der Detailhandel Detailhandels-Ausbildung fit für die Zukunft 6 Schweiz; sie beschäftigt doppelt so viele Menschen wie die Fi- nanzdienstleister. Detailhandelsfachfrau/-fachmann EFZ ist der Vorkurs Detailhandel Lernende als Ladenarchitekten 7 zweitgrösste Lehrberuf in der Schweiz; über 5‘200 junge Men- schen begannen 2016 diese Ausbildung. Bei den zweijährigen Willkommen Neue Abteilungsvorsteherin Allgemeinbildung/Sport 8 EBA-Lehrverhältnissen liegt der Beruf „Detailhandelsassistent/-in Neu in der Mediothek 8 EBA“ gar an der Spitze. Diese Zahlen belegen eindrücklich die Neuer Praktikant Verwaltung 8 grosse Bedeutung des Handels für die Volkswirtschaft und für die Berufsbildung. Abschied Bruno Schaub geht in Pension 9 Praktikantin verabschiedet sich 9 Aber: Im Detailhandel vollzieht sich zurzeit auch einer der mar- kantesten Strukturwandel der jüngeren Wirtschaftsgeschichte. Unterricht BFS Basel wird Partnerschule 9 Die stetige Verfügbarkeit von Internet-Konnektivität und der Zu- griff aufs weltweite Netz über das Gerät in der Westentasche Detailhandel Wenn Lernende mal Chef sein dürfen 10 beflügeln den Online-Handel. Bequemlichkeit, vernachlässigbar tiefe Versandpreise und die Verfügbarkeit rund um die Uhr kon- Detailhandel Schönstes Schaufenster gesucht 11 kurrieren mit umfassender Beratung, persönlichem Service und dem „human touch“ des stationären Handels. Konsumgewohn- GzF BFS-Kellerschatz finanziert Jubiläum mit 11 heiten und Kundenerwartungen ändern sich in rasantem Tempo. Trends sind kurzlebig; der heisse „must have“-Artikel von heute ist Qualitätsmanagement Gute Noten für die BFS Basel 12 der Ladenhüter von morgen. Der Detailhandel ist der Pulsmesser unseres Konsumierens und damit unseres öffentlich sichtbaren Weiterbildung Detailhandel Nach der Lehre Spezialist/in werden 13 Lebensgefühls – mit seinem ganzen Auf und Ab, mit Seitenwech- seln, Verwerfungen, Neuausrichtungen. Es gehört zur DNA des Couture Ateliers Lernende entwerfen eigene Kollektion 13 Detailhandels, sich laufend zu verändern und sich seinen Kunden anzupassen. Mein Arbeitstag Stilsicher in der eleganten Uhren- und 14 Schmuckwelt: Mathieu Albert Kroll, im Unsere nördlichen Nachbarn reagieren leicht irritiert, wenn wir 3. Ausbildungsjahr zum Detailhandelsfachmann EFZ Schweizer von „Detailhandel“ und von „Konsumentinnen und Kon- sumenten“ sprechen. „Einzelhandel“ sagt man dazu in Deutsch- Das Wort hat Sabine Buser, Textilkauffrau und Stilberaterin 16 land, und wer dort einkauft, ist ein „Verbraucher“. Die Sprache ist aber nicht die einzige Quelle der Irritation auf diesem Gebiet Mode und Gestaltung BFS-Profis stylen Popstars 17 zwischen den beiden Ländern. Wer je an einem Samstagvormittag mit dem Tram Nummer 8 von Basel über die Grenze nach Weil am Detailhandel Nervöse Fingertrommler, nette Gesten, 18 Rhein gefahren ist, der kennt die Staus und Warteschlangen vor spontaner Dank den Parkhäusern der Einkaufszentren, auf den Kreuzungen und am Zoll. Die Konkurrenz im grenznahen Ausland ist für die De- Mediothek lesenswert 20 taillisten im Raum Basel eine grosse Herausforderung, besonders sehenswert 20 – 21 seit dem „Frankenschock“ vom 15. Januar 2015. Jeder zehnte Leserinnen-Tipp 21 Detailhandels-Franken wird mittlerweile im Ausland ausgegeben. Der Einkaufstourismus bedroht immer mehr Geschäfte auf der Lehrabschluss Resultate der Lehrabschlussprüfungen 22 Schweizer Seite der Grenze, zumal kleinere. Agenda 23 In diesem herausfordernden Umfeld navigiert die Branche heute. Wir widmen dieses Heft ihrer ganzen Vielfalt und lassen Lernende, Lehrbetriebe, Spezialistinnen und Experten zu Wort kommen. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre. Impressum Herausgeberin Redaktion Erziehungsdepartement Esther Ugolini Basel-Stadt esther.ugolini@bs.ch Berufsfachschule Basel Dominique Tellenbach Kohlenberggasse 10 Fotos 4001 Basel Felix Heiber Direktor BFS Basel www.bfsbs.ch Layout www.ctballmer.ch Ausgabe Herbst 2017 Druck Kreis Druck AG, Basel Auflage 1000 2 bfs info / Herbst 2017 3
Detailhandel Verkaufen mit viel Leidenschaft Beobachtet und analysiert von Experten wurden an den Regionalmeisterschaften Detailhandel im Juni an der BFS Basel insgesamt 32 Verkaufsgespräche geführt. Lernende aus sieben regionalen Berufsschulen massen ihr Verkaufsta- lent. Drei davon qualifizierten sich für die Schweizermeister- schaften vom 8. September 2017 in Bern. Passende Laufschuhe für einen untrainierten Jogger, Heimwer- kerequipment für jemanden, der schon sehr lange keinen Pinsel mehr in der Hand hatte oder ein trendiges Outfit für die Models einer Frisuren-Show – die Wünsche der Kundinnen und Kunden waren vielfältig. An den Regionalmeisterschaften Detailhandel wurde deshalb am 16. Juni 2017 in den zu Verkaufsräumen um- funktionierten Klassenzimmern der BFS Basel über Würste und Wanderschuhe, Aquarien, Elektrogeräte oder kostbare Uhren ver- handelt. Nur zum Schein allerdings, denn die Kunden waren Fach- leute aus dem Detailhandel, bedient wurden sie von angehenden Detailhandelsfachleuten aus sieben regionalen Berufsschulen, am Rand des Geschehens protokollierte ein Team von Expertinnen und Experten die Antworten der Lernenden auf die Kundenwün- Stefanie Kohler (Solothurn) geht auf die Fragen der Kundin ein. Die Gewinner: Irem Dasdemir, Pascal Nufer, sche. Chiara Andreano (v.l.n.r.). Bewertet wurden neben Warenpräsentation, Sortimentskenntnis- sen oder dem einfühlsamen Umgang mit der Kundschaft auch spezifische Elemente eines Verkaufsgesprächs: wird der Kunde in Beratung als Wettkampfleistung Rangliste Regionalmeisterschaften Kaufstimmung gebracht? Strahlen die Lernenden Freude am Be- ruf aus? Kann geschickt ein Zusatzverkauf getätigt werden, ohne Eigentlich sollten alle Teilnehmenden dieser Regionalmeister- Rang Name Lehrbetrieb Schule Punktzahl die Kundschaft mit Angeboten zu bedrängen? Erschwert wurde schaften auf dem ersten Platz stehen. Denn nur die Klassenbes- (max. 200 Pkt.) die Verkaufssituation durch einen fremdsprachigen „Störkunden“, ten aus den Berufsschulen von Rheinfelden, Liestal, Solothurn, der mit einem Anliegen ins Verkaufsgespräch platzte. Keine leichte Olten, Aarau, Baden und Basel haben sich für diesen Wettkampf 1 Dasdemir Irem Müller Schuh AG, Aesch Liestal 192 Situation für die 32 Kandidatinnen und Kandidaten, die zudem für qualifiziert. Wie an den Olympischen Spielen wurden aber auch 2 Andreano Chiara Magazine zum Globus AG, Basel Basel 185 ihren Einsatz die Produkte ansprechend und mit Einfallsreichtum am Wettbewerb an der BFS Basel die drei Besten gekürt. Sie 3 Nufer Pascal Metro Boutique, Basel Basel 184 ausstellen mussten. Trotz Zeitdruck und Nervosität wurde das haben sich mit ihrer hervorragenden Leistung für die Teilnahme an 4 Trösch Ramon Coop Bau und Hobby, Zwingen Liestal 183 meist mit viel Liebe zum Detail bewerkstelligt: Schaufensterpup- den Schweizermeisterschaften Detailhandel Deutschschweiz vom 5 Krasniqi Arijanita Parfumerie Manor, Aarau Aarau 182 pen, Aktionsplakate oder sogar die ladentypische Hintergrundmu- 8. September 2017 an der Berner Ausbildungsmesse (BAM) qua- 6 Kroll Mathieu Christ Uhren und Schmuck, Basel Basel 181 sik simulierten die Ladenumgebung fast perfekt. lifiziert. Wer dort gewinnt, misst sich am 15. November 2017 mit 7 Strebel Julia Huwiler Sport AG, Muri Aarau 178 den besten Detailhandelsfachleuten an der „Junior Sales Cham- 8 Degen Vanessa Ochsner Sport, Basel Basel 176 Vorbereitet hatten sich die acht teilnehmenden Lernenden aus pion International“ in Salzburg. 9 Kovacevic Aleksandar Post CH AG, Poststelle Aarau 1 Aarau 171 der BFS Basel unter anderem mit Hilfe von Coaching-Lektionen. 9 Zürcher Meret Sportxx Langendorf Solothurn 171 Mittels Videoaufnahmen wurden Verkaufsgespräche analysiert, Wir freuen uns sehr, dass sich unter den drei Bestplatzierten mit heikle Situationen besprochen und Strategien gegen Nervosität Chiara Andreano und Pascal Nufer zwei Lernende der BFS Basel eingeübt. Auch ihr Englisch- oder Französischvokabular polierten befinden. Den ersten Platz gewann Irem Dasdemir (Liestal). Mit die Lernenden im Vorfeld der Meisterschaften noch auf, so dass Mathieu Kroll auf Platz 6 und Vanessa Degen im 8. Rang schaff- es dann am Testgespräch vorbildlich hiess: „I will be with you in ten es zwei weitere Lernende der BFS Basel unter die ersten zehn. a second!“. Allen 32 teilnehmenden Lernenden gratulieren wir herzlich zu ihren tollen Leistungen! Esther Ugolini Insgesamt wurden an der Regionalmeisterschaft in 4 Räumen 32 Verkaufsgespräche durchgeführt. 16 Jurymitglieder, 13 Kundinnen und Kunden und eine Vielzahl von Helfenden sorgten für einen spannenden Wettkampf und reibungslosen Ablauf. Ihnen allen danken wir an dieser Stelle für die Unterstützung. Dank gebührt auch den Partnerschulen und Bildung Detailhandel Schweiz, die als Organisation der Arbeit (OdA) treibende Kraft dieser Wettbe- werbe ist, ebenso Richard Stammherr, der zusammen mit Stefan Weber und Sabine Buser an der BFS Basel als Projektleiter für diesen Anlass verantwortlich war. Lukas Hodel, Abteilungsleiter Detailhandel Valentina Bega (Basel) verpackt das verkaufte Produkt. Die Jury an der Bewertungsarbeit. Janis Henrion (Aarau) im Verkaufsgespräch mit Kundin und fremdsprachiger „Störkundin“. 4 bfs info / Herbst 2017 5
Detailhandel Vorkurs Detailhandel Detailhandels-Ausbildung fit für die Zukunft Lernende als Ladenarchitekten Zum Thema „Berufsbildung im Detailhandel 2027“ tauschten sich an einer Podiumsdiskussion Im Elektronikfachgeschäft „Princelectro“ wird Partner für dieses Projekt gewinnen. Die Lernen- Fachleute über Perspektiven und Zukunftstrends aus. Grosse Veränderungen werden insbe- die Kundschaft raffiniert und umsatzsteigernd den durften sich in den Verkaufsräumlichkeiten sondere beim zunehmenden Einbezug von moderner Technologie erwartet. durch die Verkaufsräume gelenkt. In ihrem Mo- des Centers inspirieren lassen und die Funktio- dell weist Gloria Karabasevic (4) zwar mit einem nalität einer professionell geplanten Ladenarchi- grossen Schild an der Ladenfront auf Aktionen tektur vor Ort begutachten. hin, spekuliert aber auf lukrative Spontankäufe. Wer das Angebot unter die Lupe nehmen will, Die Ergebnisse sind bemerkenswert und viel- passiert zuerst Waren aus dem höheren Preis- seitig. Sina Lüdi (1) realisierte ihren Traum vom segment, bis er ganz hinten im Laden das Ge- Cosplay-Shop im Modell und punktete mit sorg- suchte mit dem Preisrabatt findet. „Der Kunde sam ausgearbeiteten Details: winzige Shirts mit soll auf seinem Weg durch den Laden auf an- Anime-Motiven in den Regalen, Cosplay-Uni- dere Produkte stossen und hoffentlich kaufen“, formen in den Schaufenstern und grosszügige begründet sie ihre Planung. Grossen Wert legte Umkleidekabinen lassen das Herz jedes Man- sie auch auf die Atmosphäre im Laden. Mit ihren ga-Fans höher schlagen. Im Autoteil-Lager von sorgfältig gestalteten Details wolle sie erreichen, Cédric Jörg (2) können die Kunden als speziellen dass die die Kundschaft im Laden wohl fühle – Service alle Teile in einem grossen Showroom und in Kauflaune versetzt wird. begutachten und die Kundinnen der Boutique „Rose“ von Melanie Muggli (3) dürften der Wir- Solche Überlegungen sind das eigentliche Ziel kung der animierenden Ladenfarbe Rot und den des Unterrichtsangebotes, das Detailhandels- verlockend an Modellen ausgestellten Kleidern Fachlehrer Peter Eichenberger in diesem Schul- kaum wiederstehen können. jahr an der BFS Basel erstmals mit einer Klasse durchgeführt hat. „Das theoretische Wissen, das Benotet wurden die Arbeiten von einer Jury nach sich die Lernenden im Fach Detailhandelspraxis einem Punkteschema, in einem Arbeitsjournal über Ladengestaltung, -aufbau oder Kunden- hielten die Lernenden ihre Überlegungen fest. umlauf aneignen, wollte ich mit dem Bau von Peter Eichenberger, der den Laden des Pro- Modellen in die Praxis umsetzen.“, erklärt der jektpartners Migros Dreispitz als 1:100-Modell Fachlehrer. „Bei der Konstruktion der Modelle nachbaute, ist von Denkarbeit und Resultaten im Massstab 1:50 musste genau überlegt wer- der Lernenden überzeugt: Auch im nächsten den: Wie teile ich die Inneneinrichtung ein, damit Schuljahr werden sich die Lernenden im Vorkurs sich die Kundinnen und Kunden einerseits einen Detailhandel wieder als Ladenarchitekten betä- guten Überblick verschaffen können, aber auch tigen können. möglichst zum Kauf animiert werden.“ Eichen- berger konnte die Migros Dreispitz Basel als Esther Ugolini v.l.n.r.: Lukas Hodel, Maya Marthaler, Gaetano Lentini, Dino Cerruti, Diana Furler, Roger Rittscher, Sabine Buser. Wo steht die Berufsbildung im Detailhandel in zehn Jahren? Am 16. Juni 2017 diskutierten an der BFS Basel hochkarätige Exper- tinnen und Experten über dieses Thema. Diana Furler, Leiterin Berufsbildung der Genossenschaft Migros Basel, Maya Martha- ler, Lernendenbetreuerin Coop Nordwestschweiz, Gaetano Len- tini von der Lehraufsicht Basel-Stadt sowie Roger Rittscher, Ge- schäftsführer der Globus-Filiale am Marktplatz, und Dino Cerruti, 1 2 Stellvertretender Geschäftsführer von BDS Bildung Detailhandel Schweiz, äusserten unter der Leitung von Sabine Buser und Lukas Hodel von der BFS Basel ihre Ansichten zu Retail-Zukunftstrends wie Nischenangeboten, Onlinehandel und Schaffen von Mehrwert Der Detailhandel ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der vor durch Zusatzdienstleistungen. Themen, die unser Einkaufsver- grossen Umwälzungen steht. In der Diskussion wurde klar, dass halten verändern (der Kunde scannt seinen Einkauf selbst oder sich alle Akteure dieser Herausforderung bewusst sind. Sie sehen kauft vermehrt im Ausland ein) kamen dabei ebenso zur Sprache sie als Chance, die Entwicklung der Ausbildung lernortübergrei- wie Fragen nach den Inhalten und Formen der Berufsbildung der fend und kooperativ so zu gestalten, dass auch im Jahr 2027 bes- Zukunft: Werden die Detailhandelsausbildungen vermehrt modu- tens ausgebildete, zukunftsfähige Berufsleute unser Einkaufser- larisiert? Haben wir bald keine Lehrbücher mehr und eignen uns lebnis gestalten. Es war eine bereichernde, anregende Diskussion das Wissen online an? Wie gehen wir um mit der immer kürzeren unter engagierten Fachleuten. Sie zeigte auf, wo die Chancen der Halbwertszeit dieses Wissens? Und welche Ausbildungsformen Zukunft liegen und welche Trends die Berufsbildung im Detail- werden der heutigen „Generation Z“ eigentlich gerecht? handel prägen werden. Und sie machte auch klar, dass wir sie am besten gemeinsam angehen: Branchenverbände, Lehrbetrie- Man war sich einig, dass der Umgang mit moderner Technologie be, Organisation der Arbeitswelt, Kanton, Bund und Schule zu- sowohl für die Angestellten wie für die Kunden im Detailhandel ra- sammen. Der ganzen Leitung der Abteilung Detailhandel der BFS sant an Wichtigkeit gewinnen wird. Aus den Lehrbetrieben wurde Basel sei gedankt für diesen wertvollen Beitrag zum Austausch. von Erfahrungen mit betrieblichem E-Learning berichtet. Und auch die demografischen Entwicklungen sowie die Rolle der Migration Dominique Tellenbach wurden diskutiert. 3 4 6 bfs info / Herbst 2017 7
Willkommen Abschied Neue Abteilungsvorsteherin Allgemeinbildung/Sport Bruno Schaub geht in Pension Ab Januar 2018 übernimmt Loredana Cordasco ihr neu- bin in beiden Bereichen zu Hause und unterrichte sowohl Eine wahre Grösse hat uns verlassen: Nach 38 Jah- In vielfacher Weise hat er sich dabei um die BFS Basel es Amt als Abteilungsvorsteherin Allgemeinbildung (ABU/ ABU als auch Sport mit grosser Leidenschaft. Nun sehe ren als Lehrer, davon 32 an unserer Schule, und verdient gemacht, unter anderem als OK-Präsident des Sport) an der BFS Basel. Sie tritt an die Stelle von Bruno ich es als Chance, mich persönlich weiterzuentwickeln 20 Jahren als Abteilungsvorsteher an der BFS Basel ist 125-Jahr-Jubiläums im Jahr 2004 oder bei der Weiter- Schaub, der im August 2017 in Pension ging. Weil Loredana und mit der Abteilung Grosses zu erreichen. Ich möch- Bruno Schaub am Ende des Schuljahrs 2016/17 in Pen- entwicklung des Fachs ABU. Die Zusammenarbeit mit Cordasco Ende September 2017 Mutter wird, übernimmt te die Abteilung so führen, dass sich alle Beteiligten be- sion gegangen. Wenige haben die BFS Basel in so vie- anderen Schulen und Gremien fiel ihm dabei leicht; er Dominique Mouttet im Herbstsemester 2017/18 die Ab- wusst sind, wie wichtig sie für das Team sind und dass len Facetten und über eine so lange Zeit gekannt wie er: war ein weitherum geschätzter Gesprächs- und Aus- teilungsleitung interimistisch. Genehmigt von der Schul- wir gemeinsam die Abteilung weiterbringen werden. Die Hundertschaften von Kolleginnen und Kollegen, Tausen- tauschpartner. kommission der BFS Basel wurde die Wahl von Loredana Abteilung soll sich den wachsenden Herausforderungen de von Lernenden und auch eine ganze Anzahl an ver- Cordasco bereits im Dezember 2016. Loredana Cordasco der Bildungspolitik stellen und den Entwicklungen positiv schiedenen Vorgesetzten hat er erlebt. Es gab kaum eine Bruno Schaub war ein ausserordentlich beliebter Vorge- (Jahrgang 1986) arbeitet seit 2011 an der BFS Basel und entgegensehen und motiviert mitarbeiten. Es ist mir ein Fragestellung, die ihm nicht schon in ähnlicher Form be- setzter. Seine Kolleginnen und Kollegen wussten stets, ist derzeit Fachgruppenleiterin ABU. Über ihre Motiva- Anliegen, dass sich jede Lehrperson stets weiterentwi- gegnet wäre oder zu der er keine Reminiszenz gewusst dass er sie unterstützt und ihnen Wertschätzung entge- tion sagt sie: „Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich als neue ckelt und den Lernenden qualitativ hochstehenden Un- hätte. Damit wurde er zu einem wichtigen „Gedächt- genbringt. Stark spürbar war auch sein ausgeprägter Ge- Vorsteherin der Abteilung ABU/Sport gewählt wurde. Ich terricht vermittelt.“ nis“ der Schule. Bemerkenswert war auch stets Bruno rechtigkeitssinn – nicht umsonst hat er, der stets Sportli- Schaubs hohe Identifikation mit seiner Arbeit: Die Allge- che, viele Jahre als ehrenamtlicher Fussballschiedsrichter meinbildung lag ihm am Herzen, ebenso „seine“ Schule gewirkt. und die Lehrpersonen. Er ist ein Pädagoge mit innerem Neu in der Mediothek Feuer, der auch in seinen Lernenden immer und zuerst das Positive sah. Lieber Bruno, ein langes Erwerbsleben tritt nun in eine neue Phase. Wir alle wünschen dir dabei viele spannende Entdeckungen, Freude und Musse. Danke für alles, was Seit April 2017 arbeitet Pascale Stocker neu in der Medio- leben ein. Meine Stelle in der Gemeinde- und Schulbiblio- Als Leiter der Gewerblichen Abteilung, heute die Abtei- Du der BFS Basel gegeben hast. thek der BFS Basel. Sie ist dort unter anderem zuständig thek Reinach im Bildungszentrum KvBL, welche ich 2009 lung Allgemeinbildender Unterricht/Sport, war Bruno für die Öffentlichkeitsarbeit. Pascale Stocker ersetzt Jas- übernahm, umfasste neben bibliothekarischen Aufgaben Schaub zwei Jahrzehnte lang Mitglied der Schulleitung Dominique Tellenbach min Bernath und sagt über sich: „Es ist schön, dass ich das Organisieren von Anlässen und Lesungen für die Öf- und prägte die Entwicklung unserer Schule massgeblich. mich an der Berufsschule Basel einbringen kann, denn fentlichkeit und für Schulklassen. Da ich mich auch privat die Arbeit als Bibliothekarin und der Kontakt zu Jugend- für kulturelle Anlässe interessiere, arbeite ich beim Verein lichen bereiten mir viel Freude. Meine Liebe zu Büchern „Kultur in Reinach“ mit. Auf Spaziergängen mit unserem bestimmte meinen beruflichen Werdegang: Ich lernte Hund in der Natur, beim Schwimmen und im Pilates finde Buchhändlerin. In der Universitätsbibliothek Basel sam- ich meinen Ausgleich zur Arbeit. Und natürlich begleiten Praktikantin verabschiedet sich melte ich während zwei Jahren Erfahrungen als Bibliothe- mich Bücher nach wie vor – zum Beispiel in meinem Ge- karin. Danach übernahm ich die Geschäftsleitung einer päck, wenn ich auf Reisen gehe. Ein weiteres Hobby von „Zwölf Monate ist bereits mein erster Arbeitstag als Prak- der Zeit ist, Abschied zu nehmen, werde ich immer mit wissenschaftlichen Buchhandlung im Zentrum von Basel. mir.“ tikantin auf der Verwaltung der BFS Basel her. Diese Mo- Freude auf mein Praktikumsjahr zurückblicken. Ich be- Nach einer Babypause stieg ich 2004 wieder ins Berufs- nate vergingen im Fluge. Im Sekretariat der BFS konnte danke mich herzlich bei allen, die mich in diesem Jahr ich meine ersten Berufserfahrungen sammeln, welche unterstützt haben.“ eine grosse Bereicherung für mich sind. Ich habe mei- ne Abschlussprüfungen erfolgreich abgeschlossen und Lorena Sibilia Neuer Praktikant Verwaltung freue mich sehr darüber. Auch wenn es leider schon wie- „Seit dem 1. August 2017 bin ich der neue Praktikant auf das Gelernte anzuwenden und praktische Erfahrungen dem Sekretariat der Berufsfachschule Basel. Ich heisse zu sammeln. Ich hatte die Gelegenheit, mich bei der Be- Claudio Vonmoos und bin 18 Jahre alt. Ich komme aus rufsfachschule Basel zu bewerben. Die BFS Basel bietet Basel und habe drei ältere Schwestern. In meiner Freizeit einen idealen Berufseinstieg, bei dem ich einen grossen Unterricht spiele ich Tennis und gehe in den Turnverein. Nachdem Einblick in verschiedene Tätigkeiten habe. Ich bin froh, ich die WBS abgeschlossen habe, entschied ich mich, die dass ich die Praktikumsstelle erhalten habe und freue BFS Basel wird Partnerschule WMS in Basel zu besuchen. Um die WMS abzuschliessen, mich darauf, neue Bekanntschaften zu machen.“ muss ich ein Praktikum absolvieren. Nachdem ich drei Die Berufsfachschule Basel wird ab Schuljahr 2017/2018 eine von Für die BFS Basel liegt der grosse Vorteil darin, dass die Fluktua- Jahre lang nur Theorie gelernt habe, freue ich mich jetzt, Claudio Vonmoos zehn Partnerschulen der Sekundarstufe II der Pädagogischen tion von Praktikantinnen und Praktikanten in den Klassen kleiner Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz. Die Pädago- sein wird und sich diese vermehrt ins Kollegium einbringen. Den gische Hochschule verändert die Ausbildung für Lehrpersonen mit Praxislehrpersonen wird es so auch möglich, die Studierenden dem Ziel, zukünftige Lehrpersonen für ihre Praktika vermehrt in ein schrittweise ans Unterrichten heranzuführen, indem sie beispiels- Kollegium zu integrieren und so aktiver in den Schulalltag einzu- weise nach dem Hospitieren zuerst einmal eine Gruppenarbeit beziehen. Damit erleben angehende Lehrpersonen konkreter, was anleiten oder eine andere Sequenz aus dem Unterricht überneh- es bedeutet, als Lehrerin/als Lehrer zu arbeiten, und welche Tätig- men, bevor die Studierenden dann für ganze Doppellektionen ver- keiten neben dem eigentlichen Unterricht zum Lehrberuf gehören. antwortlich zeichnen. Die Zusammenarbeit mit den Studierenden kann also auf verschiedenen Ebenen erfolgen, so ist es z.B. mög- Die Studierenden der Pädagogischen Hochschule absolvieren im lich, dass gewisse Lerneinheiten im Team-Teaching (Praxislehr- Rahmen ihrer Ausbildung an einer Partnerschule praktisch alle person und Studierende) stattfinden können. Praktika an der gleichen Schule (im Gegensatz zur Vergangenheit, als für jedes Praktikum von vier, acht oder zwölf Lektionen eine Nicht zuletzt profitieren davon auch die Lernenden, indem sie zu andere Schule gesucht werden musste). Auch nehmen die Stu- den Studierenden ein Vertrauensverhältnis aufbauen können, weil dierenden an Konferenzen und Weiterbildungen des Kollegiums diese ausserhalb ihres eigentlichen Unterrichtens ebenfalls an der teil. Insgesamt verpflichtet die Pädagogische Hochschule ihre Stu- Schule präsent sind. dierenden während des Partnerschuljahres dazu, 180 Lern- und Arbeitsstunden an der Partnerschule zu verbringen. Dominique Mouttet Abteilungsleiter Berufsmaturität 8 bfs info / Herbst 2017 9
Detailhandel Detailhandel Wenn Lernende mal Chef sein dürfen Schönstes Schaufenster gesucht „Ich will mehr Verantwortung“ heisst ein Projekt von Aldi musste man das merken und die Gruppe im richtigen Moment Was bei der Gestaltung eines Schaufensters zu beachten ist, übten die angehenden Suisse, in dem Lernende im dritten Lehrjahr für zwei Wochen irgendwie motivieren können. Das fand ich eine gute Erfahrung. Pharma-Assistentinnen und -Assistenten in einer Praxis-Blockwoche an einem selbst die Leitung einer Filiale übernehmen. Aus zwei Detailhandels- Wir nahmen einander ernst, schafften aber alles mit Humor. Auch gebauten Modell. Die ansprechenden Resultate sind noch bis zu den Herbstferien in der Abschlussklassen der BFS Basel nahmen im Februar Botan abends war es toll, wir waren zusammen in einem Hotel einquar- Mediothek der BFS Basel ausgestellt. Turan (19) und Nico Müller (20) am Lernendenfilialprojekt teil tiert und gingen nach der Arbeit gemeinsam in den Ausgang, das und übten sich in der Aldi-Filiale Olten als temporäre Filial- war schon eine spezielle Stimmung. Wir waren ein richtiges Team. Wie jedes Jahr kurz vor den Sommerferien fand Danach endlich: Der eigene Steller durfte in An- leiter. für die rund 60 Lernenden des zweiten Lehr- griff genommen werden. Die Lernenden hatten Wie haben denn die Kundinnen und Kunden auf die neue Be- jahres die Blockwoche für Pharma-Assistent/ im Vorfeld verschiedene leere Packungen von bfs info: Wie funktioniert das, wenn man als Lernender legschaft reagiert? innen statt. Gestartet wurde im altehrwürdigen Medikamenten sammeln müssen. Doch welches plötzlich Chef ist? Bernoulli-Gebäude der BFS Basel. Das gros- Produkt sollten sie nun auswählen? Welches ist Botan Turan: Die Kunden reagierten mehrheitlich positiv. Sie sag- se Ziel dieser Woche war, in Gruppen einen das Alleinstellungsmerkmal des Produktes? Wel- Botan Turan: Jeder und jede aus der Gruppe übernahm für einen ten uns, der Laden sehe schön aus und lobten, dass wir freundlich Thekensteller zu gestalten, und zwar so, dass che Zielgruppe wollen sie damit ansprechen? Tag die Leitung der Filiale und hatte zusammen mit der stellvertre- seien. Einmal hatte jemand aus dem Team einen schlechten Tag der Kunde/die Kundin animiert werden soll, das Wie lautet ihre Werbebotschaft? Diese und wei- tenden Filialleitung – die wir aus der Gruppe bestimmten – für den und war an der Kasse ziemlich unhöflich. Das kritisierten Kunden präsentierte Produkt zu kaufen. Dafür brauch- tere Fragen mussten zuerst beantwortet werden, ganzen Tag die Verantwortung. Pro Schicht hatten wir ein Team dann per Mail. Es gehörte zu den Aufgaben des Filialleiters, diese te es fürs Erste Theorie, welche die Referenten bevor es zur Materialbeschaffung und danach von zehn Mitarbeitenden – normalerweise sind wir für dieselben Ar- Mails zu lesen und die Kollegin darauf anzusprechen. Christian Wullschleger und René Bänziger den zur handwerklichen Umsetzung ging. Die Bas- beiten zu dritt oder zu viert. War man nicht gerade Chef oder Stell- Lernenden vermittelten. Beide verfügen über telzeiten der Lernenden sind schon seit einigen vertretung, gab es also etwas weniger zu tun als sonst im Betrieb. Gab es Pannen? grosses Fachwissen und langjährige Erfahrung Jahren vorbei und doch wurde mit viel Freude auf diesem Gebiet. Christian Wullschleger ist gemalt, geklebt, gesprayt oder geschrieben. Nico Müller: Wer die Filialleitung hatte, teilte den anderen die Ar- Nico Müller: Ja, als wir nach Feierabend unser Essen im Perso- selbständiger Grafiker und unterrichtet an der Immer wieder mal hörte man: „Das geht nicht!“ beit zu. Man konnte seine Aufgaben nicht frei wählen, aber wir nalraum aufbacken wollten, war plötzlich alles voller Rauch. Auto- Schule für Gestaltung angehende Polydesigner „Das passt nicht!“ „Das hält nicht!“ Dank der merkten rasch, dass es wichtig ist, Wünsche zu berücksichtigen, matisch rückte die Feuerwehr an – unsere Filialleitung des Tages 3D. Bei derselben Berufsgruppe ist Rene Bän- wertvollen Unterstützung der beiden Referenten damit alle motiviert sind. Alle haben schliesslich Arbeiten, die sie fand in der Aufregung den Schlüssel nicht, um den Alarm auszu- ziger als gelernter Dekorateur Prüfungsexperte. kamen aber alle zum Ziel. gerne oder weniger gerne machen. Die Aufgaben der Filialleitung schalten. Sonst lief aber alles glatt. – Bestellungen auslösen, Tresor zählen, Kasse abrechnen und so Als Einstieg wählte das Referententeam eine Bil- Und die fertigen Steller können sich sehen las- weiter – übernahm, wer gerade Chef war. Die Abläufe sind in allen Was haben Ihnen die zwei Wochen in Olten für Ihre Ausbil- derauswahl von verschiedenen Schaufenstern, sen. Die Referenten sprachen von einem exzel- Aldi-Filialen gleich, es gibt Checklisten, die auch die Bestellzeiten dung und Ihre tägliche Arbeit im Lehrbetrieb gebracht? um die Lernenden auf die Woche einzustimmen. lenten Jahrgang mit tollem Ergebnis. Nicht nur für die Frischwaren regeln. Wir mussten aber zum Beispiel selbst Darauf folgte ein Theorieblock zur Bedeutung die Steller wurden immer wieder gelobt, sondern entscheiden, wieviel wir nachbestellen, niemand hat das kontrol- Nico Müller: Ich war eigentlich überrascht, dass es so gut gelau- des Schaufensters im Allgemeinen und zu den auch der Elan, die Disziplin und die Begeiste- liert. Das funktionierte sehr gut. Es waren immer Ansprechperso- fen ist. Weil wir uns als Gruppe ja nicht gut kannten, habe ich mir Grundlagen der Gestaltung. Hier ging es um rung, mit der die Lernenden diese Woche absol- nen im Laden, die wir bei Problemen fragen konnten. es viel schwieriger vorgestellt, sich untereinander zu verständigen Form, Raum und Farbe sowie deren Kontraste. viert haben. und sich auch ernst zu nehmen. Die zwei Wochen waren sehr Bereits am zweiten Tag ging es dann richtig Wie war die Stimmung in der Gruppe? erfahrungsreich. Es wurde einem klar, wie viel Arbeit und Verant- los: Feldforschung stand auf dem Programm. In Sabina Martin wortung auf einem Filialleiter lastet. Ich bekam mehr Selbstver- Gruppen zogen die Lernenden durch die Basler Fachgruppe Pharma Botan Turan: Es gab keine grossen Auseinandersetzungen. Einzelne trauen und habe gemerkt, dass ich Probleme lösen kann. Auch Innenstadt und begutachteten die verschiede- waren vielleicht nicht immer gleich motiviert, die musste man als menschlich war es für mich in der Gruppe eine gute Erfahrung und nen Apotheken-Schaufenster. Das Ziel war, zu Filialleiter dann darauf ansprechen und mit ihnen über ihr Verhal- eine Abwechslung vom Alltag. fotografieren, zu dokumentieren und natürlich zu ten reden. Es gab aber auch solche, die als Filialleiter einen un- begründen, ob es sich nun um ein ansprechen- angenehmen Befehlston hatten. Das ist schlecht, weil niemand Botan Turan: Wir reagierten und handelten als Filialleiter alle unter- des Schaufenster handelt oder eher nicht. Im Freunde an der Arbeit hat, wenn er herumkommandiert wird. Auch schiedlich. Ich fand es vor allem interessant zu merken, wie man Theatersaal präsentierten die Lernenden danach das mussten wir untereinander regeln. sich Leuten gegenüber verhalten soll, wie viele verschiedene Arten ihre Erkenntnisse. es dabei gibt und was es beim Gegenüber bewirken kann, wenn Nico Müller: Ja, die Stimmung im Team ist dann schlecht und man den richtigen Ton trifft oder eben nicht trifft. Filialleitung ist das wirkt sich sofort auf die Kundenberatung aus. Wir haben als sehr anspruchsvoll, fand ich, man muss viel wissen und es ist eine Gruppe auch sehr stark aufeinander reagiert. Wenn jemand nicht interessante Herausforderung. mehr motiviert war, liessen sich die anderen schnell anstecken und brachten auch nicht mehr den vollen Einsatz. Als Filialleiter Interview: Esther Ugolini GzF Mehr Verantwortung im Betrieb BFS-Kellerschatz finanziert Jubiläum mit 2018 feiert die Gesellschaft zur Förderung der Berufsfach- schatz“ der BFS – Geschirr und Silberbesteck aus dem Materi- Selber Chef oder Chefin sein – diese wertvolle Erfahrung können schule Basel (GzF) ihr 20-Jahr-Jubiläum. Verschiedene Akti- alfundus – verkaufen und mit dem Erlös von CHF 1’400.00 einen Detailhandelslernende von Aldi Suisse im Projekt „Ich will mehr vitäten sind in Planung. Grundstock für das Jubiläum anlegen. Verschiedene Aktivitäten Verantwortung“ machen. Zwei Wochen lang leiten Lernende im für das Jubiläumsjahr sind in Planung. letzten Lehrjahr eigenständig eine Filiale und übernehmen ab- Rund 60 Mitglieder – so viele wie noch nie – versammelten sich wechselnd die Rolle der Filialleitung. Sämtliche Arbeiten bei der am 27. März 2017 in der BFS Basel, um sich an der Jahresver- Neu in den Vorstand gewählt wurde Ursula Labhardt. Therese Organisation eines Filialbetriebs – von der Bestellung über die sammlung über das Vereinsjahr der Gesellschaft zur Förderung Robé übernimmt die Führung der Kasse von Marianne Recher. Warenpräsentation, Kundenberatung oder Personalplanung – or- der Berufsfachschule Basel (GzF) informieren zu lassen. Auch Alle bisherigen Mitglieder des Vorstandes wurden in ihrem Amt ganisieren und erledigen die Lernenden selber. Zwar stehen die 2016 unterstützte die GzF Lernende der BFS Basel und Projek- bestätigt. Als neue Revisorin amtiert künftig Lydia Meyer, Schul- Filialleitungen den jungen Nachwuchskräften jederzeit für Rat und te der Schule mit einem finanziellen Beitrag. Derzeit tragen 185 kommissionsmitglied der BFS Basel. Sie tritt an die Stelle von Unterstützung zur Verfügung. Die Lernenden übernehmen aber Mitglieder die verschiedenen Förderungsmassnahmen der Gesell- Jürg Humbel. In Vertretung der krankheitshalber abwesenden die Verantwortung für den Betrieb, fällen die nötigen Entscheide schaft mit. Präsidentin Barbara Storari informierte Vizepräsident Michael und ziehen ihre Schlüsse aus den Konsequenzen. Vom 6. – 18. Fe- Hug über die Aktivitäten im Vereinsjahr. Direktor Dominique Tel- bruar leiteten 25 Aldi-Suisse-Lernende die Filiale in Olten, dieses Diskutiert wurde an der Jahresversammlung unter anderem die lenbach präsentierte einen Rück- und Ausblick auf das Schuljahr Jahr wurde das erfolgreiche Nachwuchsförderungsprojekt bereits Finanzierung der Feierlichkeiten zum 20-Jahr-Jubiläum der GzF an der BFS Basel und Thomas Leimgruber, Leiter der Abteilung zum vierten Mal durchgeführt. Nico Müller Botan Turan 2018. Am „Open House“ der Abteilungen Mode & Gestaltung und Hauswirtschaft und Soziales stellte die sozialen Berufe an der BFS Hauswirtschaft im November 2016 durfte die GzF den „Keller- Basel vor. 10 bfs info / Herbst 2017 11
Qualitätsmanagement Weiterbildung Detailhandel Gute Noten für die BFS Basel Nach der Lehre Spezialist/in werden An einer Standardisierten Abschlussklassenbefragung (SAB) äusserten sich Lernende der An der BFS Basel können sich Detailhandelsfachleute nach erfolgreich abgeschlossener Berufsfachschule Basel positiv über Schulklima, schulische Anforderungen und Berufsvor- Lehre und drei Jahren Berufspraxis neu zu Detailhandelsspezialist/innen weiterbilden. Die bereitung. Mehr Unterstützung wünschen sich viele Lernende aus ihrem privaten Umfeld. Weiterbildung wird berufsbegleitend und im Vollzeitmodell angeboten. Im Mai 2016 wurde auf Anordnung des Erziehungsdepartementes Basel-Stadt erstmals an allen Wie weiter nach der Lehre zum Detailhandelsfachfrau/-fachmann Trotz oder gerade wegen der aktuell anspruchsvollen Situation im Schulen der Sekundarstufe II eine Standardisierte Abschlussbefragung durchgeführt. Die dafür ver- EFZ? Wer im Detailhandel seine Grundbildung erfolgreich abge- Detailhandel sind qualifizierte Mitarbeitende, welche Führungsauf- antwortliche Organisation IFES (Institut für Externe Schulevaluation auf der Sekundarstufe II) hat da- schlossen hat und über drei Jahre Berufspraxis im Detailhandel gaben im unteren und mittleren Kader übernehmen, ein Garant für nach eine ausführliche Auswertung der anonymen Onlinebefragung zuhanden unserer Schule erstellt. verfügt, kann demnächst an der Berufsfachschule Basel die im erfolgreiche Zukunftsstrategien von Detailhandelsbetrieben. Als Hier die wichtigsten Punkte kurz zusammengefasst: Detailhandel gefragteste Weiterbildung zur Detailhandelsspezia- Berufsfachschule, welche jährlich über 150 erfolgreiche Detailhan- listin oder zum Detailhandelsspezialisten (DH-Spez.), eine Berufs- delsfachfrauen und Detailhandelsfachmänner (EFZ) ausbildet, ist Verglichen mit den Resultaten der anderen befragten Berufsfachschulen im Kanton Basel-Stadt fällt prüfung mit eidgenössischem Fachausweis, absolvieren. es deshalb nur logisch, dass wir unser Angebot mit einer Höheren die tiefere Rücklaufquote auf (75.2% gegenüber 84.7%). Vielleicht spielte einerseits der Zeitpunkt der Detailhandelsspezialisten sind Generalisten im Berufsfeld des De- Berufsbildung mit eidgenössischer Anerkennung erweitern. Befragung eine Rolle, da in der Zeit der (beruflichen) Abschlussprüfungen immer wieder Lernende tailhandels. Sie verfügen über ein ganzheitliches Detailhandels- fehlen. Andererseits könnte bei einer allfälligen zweiten Befragung die Teilnahmekontrolle verbessert wissen mit breiten und vernetzten Fach- und Führungskompeten- Unsere fachlich kompetenten Referentinnen und Referenten mit werden. zen. Sie übernehmen Verantwortung und Führungsaufgaben in ihrem methodisch-didaktischen Wissen freuen sich, die ange- Detailhandelsbetrieben, Handelsabteilungen von Grossbetrieben henden Führungsverantwortlichen im Detailhandel auf die Be- Die Resultate der Berufsfachschule Basel sind im Quervergleich nicht nur zu den anderen Schulen sowie in kleinen und mittleren Filialbetrieben. Die Ausbildung zum rufsprüfung Detailhandelsspezialist/in mit ihren anspruchsvollen im Kanton, sondern auch zu allen anderen teilnehmenden Schulen gesamthaft gesehen gut, in vielen Detailhandelsspezialisten bildet eine solide Basis und sie ist ein Aufgaben vorzubereiten. Modern eingerichtete Schulungsräum- Punkten sogar leicht bis deutlich besser. entscheidendes Sprungbrett für die persönliche Karriere. lichkeiten und die zentrale Lage an der Kohlenberggasse in Basel bieten ideale Grundvoraussetzungen zu einem erfolgreichen Kar- Punkte mit signifikanten „Fühlen Sie sich in der Schule angemessen gefordert?“ Während 18 respektive 24 Monaten im Vollzeit- oder berufsbeglei- riereschritt im Detailhandel. positiven Bewertungen Hier sind 87% der Lernenden der Ansicht, dass sie angemessen gefordert sind. Dieses Resultat ist tenden Modell bieten wir an der Abteilung Detailhandel folgende deutlich höher als in den anderen Berufsfachschulen (80%). Jedoch gaben 6% der Lernenden an, fünf Module an, welche auf die eidgenössische Berufsprüfung De- Weitere Informationen zum neuen Angebot Detailhandelsspezia- unterfordert zu sein. Dies ist deutlich tiefer als in den anderen Berufsfachschulen (11%). tailhandelsspezialist/in vorbereiten: list/in finden Sie demnächst auf den Internetseiten der BFS Basel und der Handelsschule KV Basel. „Schulklima“ Modul 1: Unternehmen und Umfeld (72 Lektionen) 85.4% der Lernenden schätzen das Schulklima positiv ein. Dies ist signifikant höher als bei den ande- Modul 2: Personalführung und –management www.bfsbs.ch ren Berufsfachschulen mit 78.9% und deckt sich auch mit den Erfahrungen aus internen Evaluationen (56 Lektionen) www.hkvbs.ch z.B. zum Thema „Feedback“ oder aus externen Evaluationen (Q2E). Modul 3: Finanz- und Rechnungswesen (72 Lektionen) Modul 4: Beschaffung und Logistik (56 Lektionen) Lukas Hodel „Vorbereitung auf Studium, Beruf und weiterführende Schulen“ Modul 5: Absatz und Marketing (72 Lektionen) Abteilungsvorsteher Detailhandel Insgesamt gaben 88.3% der Lernenden der BFS Basel an, dass sie sich gut vorbereitet fühlen. Nicht nur verglichen mit den anderen Berufsfachschulen (82.5%) ist dies ein sehr guter Wert. Nach erfolgreichem Abschluss aller fünf Modulprüfungen erfolgt die Zulassung zur eidgenössischen Berufsprüfung. Punkte mit signifikantem „Mein Umfeld (Eltern, Geschwister, Freunde etc.) unterstützt mich falls nötig beim Lernen.“ Verbesserungspotential Zwar liegen 77.8% der Lernenden in einem positiven Bereich, trotzdem haben über 20% der Ler- nenden eine negative Bewertung angegeben. 4% der Lernenden haben sogar angekreuzt, dass sie keinerlei Unterstützung durch ihr Umfeld erfahren. „Störungen im Unterricht“ Hier liegt die BFS Basel im Vergleich zu den anderen Berufsfachschulen zwar gleichauf. Aber: ledig- lich 48.5% sehen diesen wichtigen Aspekt positiv und 51.5% der Lernenden sind nicht zufrieden. Eine detaillierte Analyse zeigt, dass die obigen Aussagen sogar bei 18.6% der Lernenden mit den beiden Couture Ateliers oberen Skalenwerten 5 und 6 bewertet wurden. Lernende entwerfen eigene Kollektion Weitere Punkte mit „Motivation durch die Lehrperson“ TWELVEFOLD heisst die urbane und funktional-moderne Bekleidungs- Beachtungspotential Zwar wurde die BFS Basel in diesem Punkt im Vergleich zu den anderen Berufsfachschulen leicht kollektion, die von den Bekleidungsgestaltungs-Lernenden im 3. Lehrjahr besser bewertet, jedoch gaben 33.1% der Lernenden für unser Kerngebiet (Motivation im Unterricht) entworfen und hergestellt wurde. eine nicht genügende Bewertung. Die Arbeitsgruppe Qualitätsmanagement (QM) ist der Meinung, dass dieses Thema an einem pädagogischen Tag oder als Fokusthema in der Kollegialen Hospitation Die Bekleidungsgestaltungs-Lernenden im 3. Lehrjahr bekamen als Klasse den zur Sprache kommen darf. Auftrag, eine Herbst-/Winterkollektion für ein Basler Ladenlokal in einem Busi- ness-Quartier zu entwickeln. Die angehenden Bekleidungsgestalterinnen und Be- „Ich kann gut mit IT-Anwendungen (Word, Excel, Internet- und Mailprogramme etc.) kleidungsgestalter mussten Modelle entwerfen, Schnitte zeichnen, Prototypen in umgehen.“ der Grösse 38 herstellen sowie den gesamten Gestaltungs- und Herstellungspro- Die Anwendungskompetenz der Lernenden an der BFS Basel ist etwas schlechter als in vergleichba- zess dokumentieren und reflektieren. ren Berufsfachschulen. 19.7% der Befragten gaben an, hier ungenügend zu sein. Gerade im Zeitalter der Verlagerung des IT-Bereichs auf die Smartphones sollte dieser Punkt unbedingt im Auge behalten Mit diesem Arbeitsauftrag gaben die Lehrpersonen im berufskundlichen Unterricht werden. (BKU) der Klasse die Möglichkeit, kompetenzorientiert zu lernen und sowohl fach- liche als auch überfachliche Ziele zu verfolgen. Die Lehrpersonen steuerten den Prozess und unterstützten die jungen Menschen bei Bedarf. Die Klasse ging die He- Hinweis auf Handlungsempfehlungen rausforderung motiviert und mit hoher Leistungsbereitschaft an. Das eindrückliche Die Kerngruppe der Arbeitsgruppe Qualitätsmanagement (QM) (Marco Nüssle, Monique Billo und Resultat – die Kollektion TWELVEFOLD – ist ihr Werk, auf das sie mit Recht stolz Marco Eglin) hat konkrete Handlungsempfehlungen und Anregungen zuhanden der Schulleitung der sind. Die Lernenden haben den Auftrag umgesetzt und die Arbeiten sind bewertet. BFS Basel formuliert. Abschliessend hat die Klasse eigenständig einen Kollektionsverkauf organisiert. Marco Nüssle Ursula Eggnauer Beauftragter Qualitätsmanagement 12 bfs info / Herbst 2017 13
Mein Arbeitstag: Mathieu Albert Kroll, im 3. Ausbildungsjahr zum Detailhandelsfachmann EFZ Stilsicher in der eleganten Uhren- und Schmuckwelt Uhren sind seine grosse Passion. Aber auch feinste Schmuckstücke präsentiert Mathieu Die Ausbildungen Detailhandelsfachmann/frau EFZ, Albert Kroll als Lernender bei Christ Uhren & Schmuck an der Greifengasse in Basel mit Detailhandelsassistent/in EBA und Vorkurs Detailhandel sicherem Griff und dem nötigen Fachwissen. an der BFS Basel Detailhandelsfachleute beraten und bedienen die Kundinnen und das Richtige für ihn sei, so Mathieu Kroll. Bis er selbst lernen konn- Positive Einstellung Kunden und stellen ein optimales Warenangebot bereit. Mit um- te, wie man Uhren und Schmuck präsentiert, machte er aber einen Mit einer positiven Einstellung gewinnt er auch fassenden Branchenkenntnissen übernehmen sie weitere Aufga- kurzen Laufbahn-Umweg. Er fand eine Lehrstelle bei Coop und be- den Routinearbeiten in seinem Arbeitstag et- ben wie die Sortimentsgestaltung und die Warenbewirtschaftung. gann seine Ausbildung in einem Supermarkt. Der Funke aber sprang was ab: «Staubsaugen, Vitrinen, Theke und Sie erhalten während ihrer dreijährigen Grundbildung in einem der nicht: „Es war interessant, aber mir fehlte der direkte Kunden- Spiegel putzen, Vorräte auffüllen – das ist alles beiden Bereiche Beratung oder Bewirtschaftung vertiefte Kennt- kontakt. Die Berufsbildner bei Coop unterstützten mich sehr bei wichtig, damit die kostbare Ware ansprechend nisse. Sie können die Grundbildung in 28 verschiedenen Branchen einem Wechsel.“, schildert er seinen Start. Nach einer Schnupper- präsentiert werden kann. Der Kunde soll sich absolvieren. Mit sehr guten Leistungen in der Schule kann zusätz- lehre bei Christ Uhren & Schmuck war Mathieu Kroll begeistert: wohl fühlen.» Mit langen Präsenzzeiten und lich die Berufsmaturität erworben werden. „Ich wusste sofort: hier will ich an vorderster Front mit dabei sein.“ eher niedrigen Löhnen im Detailhandel hadert Mathieu Kroll nicht im Geringsten, viel lieber Die BFS Basel bietet den schulischen Teil der dreijährigen be- Leidenschaftlicher Uhrenfan freut er sich darüber, wie gut er als Lehrling bei ruflichen Grundbildung zum/zur Detailhandelsfachmann/De- Jetzt ist er als Detailhandels-Lernender jedes Jahr an der Basel- seinem Arbeitgeber Coop gefördert und betreut tailhandelsfachfrau EFZ an. Ebenso kann an der BFS Basel der world mit dabei und darf bereits Kontakte zu den Markenvertre- wird. An internen Weiterbildungen können alle schulischen Teil der zweijährigen Attestausbildung zum/zur De- tungen knüpfen, zum Beispiel um Produktpromotionen im Betrieb Auszubildenden neben Fachwissen auch Sozi- tailhandelsassistenten/Detailhandelsassistentin EBA absolviert zu besprechen. Nicht nur an der Messe, sondern auch täglich im alkompetenz, Selbstverantwortung und andere werden. Laden trägt Mathieu Albert Kroll Anzug und Krawatte – ein Dress- Skills schulen, diese Unterstützung lobt der jun- Als berufsorientiertes Brückenangebot des Kantons Basel-Stadt code, der ihm voll entspreche, sagt er. „Ich bin der sportlich-ele- ge Lernende sehr. Auch den Unterricht an der bietet die BFS Basel den Vorkurs Detailhandel, 10. Schuljahr an. gante Typ und mag es auch in der Freizeit eher klassisch mit BFS Basel an einem ganzen und zwei halben Ausserdem können Erwachsene mit fünf Jahren Berufserfahrung, Hemd – obwohl die Kollegen manchmal sticheln, ich dürfe ruhig Tagen bewertet er positiv – am spannendsten davon mindestens drei Jahre im Detailhandel, mittels Nachholbil- auch mal ein T-Shirt tragen.“ Perfektioniert wird das Outfit selbst- findet er das Fach Wirtschaft, dort könne er ge- dung nach Art. 32 das eidgenössische Fähigkeitszeugnis EFZ als redend mit dezentem Schmuck und einer coolen Uhr: die Tissot zielt in einzelne Bereiche hineinschauen und die Detailhandelsfachmann/Detailhandelsfachfrau oder das eidge- T-Touch Solar erhielt er als Geschenk zu seinem 18. Geburtstag. Abläufe im Betrieb nachvollziehen. nössische Berufsattest EBA als Detailhandelsassistent/Detailhan- Uhren sind die grosse Leidenschaft von Mathieu Kroll. Via Face- delsassistentin erlangen. book und Instagram informiert er sich laufend über die neusten Seine Fertigkeiten als künftiger Detailhandels- Trends und im Uhrenbusiness sieht er auch seine Zukunft: „Ich will fachmann mass er im Juni an der BFS Basel Voraussetzungen: mich nach der Lehre weiterbilden und möchte gerne als Vertreter auch an den Regionalmeisterschaften im Detail- • Körperliche Belastbarkeit einer Uhrenfirma deren Produkte an Uhrenmessen in der ganzen handel (siehe Bericht Seite 4/5), für die er sich (langes Stehen, Heben von Waren) Welt vertreten.“ mit sehr guten Vorleistungen qualifiziert hatte. • Emotionale Belastbarkeit (für Kundenkontakt, Vor diesem Auftritt, zu dem unter anderem Ver- Umgang mit Reklamationen) Zielorientierung gehört neben Leidenschaft und Engagement denn kaufsgespräche vor einem Fachpublikum ge- • Offenes Zugehen auf andere, Freude am Am 14. August 2017, dem ersten Schultag nach den langen Som- auch zu den Eigenschaften, die der angehende Detailhandelsfach- hörten, sei er wider Erwarten doch ein bisschen intensiven Kontakt und Einfühlungsvermögen merferien, begrüsste Mathieu Albert Kroll, im dritten Lehrjahr zum mann als sehr wichtig für seinen Beruf erachtet. «Als guter Verkäu- nervös gewesen, gesteht er. Auf seine Leistung • Ausgeprägte Teamfähigkeit Detailhandelsfachmann EFZ und damit schon fast ein alter Hase, fer braucht es Präsenz, Fachwissen, Interesse am Produkt und am hatte das keinen Einfluss: Mathieu Kroll erreichte • Gute Umgangsformen was Schul- und Ausbildungsfragen angeht, die neuen Lernenden Kunden und Einfühlungsvermögen – eine Uhr zum Beispiel muss unter insgesamt 36 Teilnehmenden den 6. Rang. an der Berufsfachschule Basel und wünschte ihnen in launigen mit dem Kunden funktionieren, das muss einfach passen.“, findet Weiterbildungsmöglichkeiten: Worten viel Erfolg und Ausdauer auf ihrem Weg zum Berufsab- er. „Man kann nicht halbherzig beraten. Und es ist nicht mein Ziel, Esther Ugolini • Diverse Kursangebote schluss. Dem 19-Jährigen, elegant in Anzug und Krawatte ge- den Kunden einfach irgendetwas zu verkaufen. Ich möchte ihnen wandet, war bei seinem Auftritt als offizielle Vertretung der Detail- mit etwas perfekt Passendem dieses gewisse Lächeln ins Gesicht • Berufsprüfung (BP): handels-Lernenden der BFS Basel vor zahlreichen Zuhörerinnen zaubern.“ Mit eidg. Fachausweis: Detailhandelsspezialist/in, und Zuhörern keine Spur von Nervosität anzumerken. Zu den Einkaufsfachmann/-frau, Führungsfachmann/-frau, versammelten Lernenden im Auditorium der BFS Basel sprach er Marketingfachmann/-frau, Verkaufsfachmann/-frau entspannt und souverän, in seiner Rede betonte er unter anderem Fachrichtung Innen- oder Aussendienst die Wichtigkeit von echtem Interesse für seinen Beruf und der Lei- denschaft dafür. • Höhere Fachprüfung (HFP): Detailhandelsmanager/in mit eidg. Diplom, Nach Umweg zur passenden Lehrstelle Auch wenn er hinter dem Verkaufstresen in seinem Lehrbetrieb „Man kann nicht halbherzig bera- Einkaufsleiter/in mit eidg. Diplom, dipl. Marketingleiter/in, Christ Uhren & Schmuck an der Greifengasse in Basel steht, die ten. Und es ist nicht mein Ziel, den dipl. Verkaufsleiter/in, dipl. Führungsexperte/-expertin Hände in weissen Glacéhandschuhen, um keine Fingerabdrücke auf der kostbaren Ware zu hinterlassen, wirkt er keinen Moment Kunden einfach irgendetwas zu ver- • Höhere Fachschule: unsicher oder nervös. Lampenfieber – ob bei einem Auftritt vor kaufen. Ich möchte ihnen mit etwas Dipl. Betriebswirtschafter/in HF, dipl. Marketingmanager/in HF vielen Menschen oder beim Kundengespräch – kenne er tatsäch- lich kaum, sagt Mathieu Kroll. Seine Kollegen hätten ihm wegen perfekt Passendem dieses gewisse • Fachhochschule: seines sicheren und ruhigen Auftretens auch schon geraten, er Lächeln ins Gesicht zaubern.“ Bachelor of Science (FH) in Betriebsökonomie solle doch Fernsehmoderator werden, ein Kunde lobte beim Bera- www.bfsbs.ch/ausbildung/detailhandel tungsgespräch seine Stimme. Das Showbusiness zieht Mathieu Kroll www.bds-fcs.ch/ nicht in Betracht für seine Zukunft – Glanz und Glamour aber spielten bei seiner Berufswahl eine nicht unerhebliche Rolle: Weil seine Mutter beruflich in einem Hotel am Messeplatz engagiert war, habe er das «big business» rund um die alljährliche Uhren- und Schmuckmesse Baselworld jeweils fasziniert aus nächster Nähe verfolgt, erzählt er. Und nach einem Aushilfs-Verkaufsjob im FCB-Fanshop habe er gemerkt, dass eine Lehre im Detailhandel 14 bfs info / Herbst 2017 15
Das Wort hat… Mode und Gestaltung Sabine Buser, Textilkauffrau und Stilberaterin BFS-Profis stylen Popstars Ich konsumiere, also bin ich. Im April hiess es an der WBS Leonhard wieder „Bühne frei!“ für die jähr- liche Casting-Show „Popstars“. Fachkundig und gebührend glamourös Als 2015 in einem Bericht von Li Edelkoort, ei- gefüllt und danach NICHT gekauft. Dieses Pseu- geschminkt und frisiert wurden die Stars und Sternchen von den Coiffeusen ner einflussreichen Trendforscherin, das Wort do-Shopping versetzt bei uns Konsumenten die und Coiffeuren der BFS Basel im zweiten Ausbildungsjahr. „Konsumverweigerung“ zu lesen war, blieb vor Endorphine in helle Freude, sodass wir die Ware allem der Mode-Industrie für einen Moment die anschliessend gar nicht mehr brauchen bzw. Am 4. und 6. April fand in der Aula der WBS Leonhard der musikalische Wettbewerb Luft weg. Edelkoort prophezeite, die Zukunft sei besitzen müssen. Interessant! Nicht? Es tut sich „Popstars“ statt. Die 12- bis 15jährigen „Stars“ mussten sich zuerst in einem Cas- weniger materiell geprägt und die Gemeinschaft also ein Feld für all diejenigen Kunden auf, die ting für die Show empfehlen. Alle stellten ihr Talent live und ohne doppelten Boden würde wieder mehr zählen. einen Tag nach getanem Einkauf wieder in den dar. Es wurde getanzt, musiziert und gesungen. Ein wirklich spannender und unter- Laden pilgern und dem Detailhandelsfachange- haltsamer Abend. Unsere Coiffeusen und Coiffeure im zweiten EFZ Ausbildungsjahr Heute erkennt der Handel, dass dem Damo- stellten die Ware mit einem zerknitterten „mei- steuerten die sehr schönen Frisuren und das Bühnen-Make-up bei. Diese berufliche klesschwert Konsumverweigerung ein neuer nem Mann hat das Kleid leider gar nicht gefallen“ Herausforderung hat allen grossen Spass gemacht. Trend entwachsen ist: die Nachhaltigkeit. Man wieder zurück bringen. stellt fest, dass die Lust am Konsum nicht klei- Andreas Simmen ner geworden ist. Aber immer mehr Menschen Der emanzipierte Konsument – vor allem diejenigen, die es sich leisten kön- In der Schweiz sind viele Menschen in der Lage, nen – kaufen selektiver ein. Wir kaufen mit mehr weit über ihren eigentlichen Bedarf hinaus zu Sinn für das Ursprüngliche und mit vermeintlich konsumieren. Wenn der Kühlschrank einmal mehr Wissen über Entstehungshintergründe. Es aufgefüllt, die Socken mit den Löchern ersetzt macht also offiziell wieder Sinn, sündhaft teure und das Geburtstagsgeschenk für die Schwie- Einzelanfertigungen zu kaufen, die wir am Ende germutter gekauft sind, bleibt noch etwas übrig, unseres Lebens weitervererben können! das einfach mal so ausgegeben werden kann. Natürlich „unterstützt“ uns da tüchtig der Detail- Konsum in der Schweiz handel mit all seinen Möglichkeiten, in unseren Seit jeher ist die Textilbranche innerhalb des Köpfen ständig neue Wünsche zu wecken. Detailhandels die risikoreichste Branche. Wer schnell viel Geld verlieren will, sollte also in die Das Überangebot an Produkten aus allen Bran- Modebranche investieren. 2010 hat der Schwei- chen macht es schwierig, beim Kaufen einen zer Detailhandel über alle Branchen 97.8 Mrd. klaren Kopf zu behalten. Kenne ich meine Be- Franken umgesetzt. Das waren, wenn wir das dürfnisse überhaupt? Kann ich zwischen echtem Rechnungsspiel spielen wollen, ca. 12‘498 Fran- Mangel und Wunsch noch unterscheiden? Kaufe ken pro Einwohner. Seither sinken die Umsatz- ich so die richtigen Mengen? Oder muss ich Le- zahlen allerdings. 2016 lag der Umsatz noch bensmittel entsorgen, die vor Verzehr verdorben bei 95.4 Mrd. Franken und die Unterschiede sind? Oder kaufe ich Kleider, die ich nie trage? zwischen den Bereichen Lebensmittelhandel Mache ich Geschenke, die niemand brauchen (+ 0.1 Prozent – der Bioboom generiert höhere kann? Kaufe ich neue Turnschuhe, noch bevor Margen) und dem Non-Food-Handel (- 2.3 Pro- ich die ersten Kilometer gejoggt bin? Was oder zent) sind deutlich. Der Einkaufstourismus trägt wer beeinflusst meinen Konsum? sicher einen grossen Teil dazu bei. Dort fallen Umsätze für die Schweiz weg. Der Online- und Konsumieren heisst heute auch sich informie- Versandhandel macht heute über 8 Mrd. Franken ren. Weiss ich Bescheid über das Produkt, das „Unser Verhalten des Gesamtumsatzes aus. Diese wachsenden Zahlen gehen zulasten des stationären Han- ich kaufen möchte, kenne ich die harten Fak- ten? Kenne ich allenfalls Alternativen? Weiss ich bestimmt mit, dels. Laut der GfK, eines der weltweit grössten warum ich in welche Produkte wie viel Geld in- was da draussen Marktforschungsinstitute, werden nur jene De- tailhändler überleben, „die On- und Offline effi- vestieren möchte? Der emanzipierte Konsument kommt nicht umhin, sich fürs Einkaufen Zeit zu läuft. Was nicht zient miteinander verknüpfen und den Trend zur nehmen. Vielleicht unterstützt uns dabei einer gekauft wird, Digitalisierung zu nutzen wissen“. unserer Detailhandelsfachleute! wird auch nicht Fauxsumerism Wir Konsumenten sollten uns bewusst sein, mehr angeboten. Wir als Konsument scheinen aber das „Online“ längst mit unserm Leben verknüpft zu haben dass der Handel dem physikalischen Gesetz von Aktion und Reaktion folgt. Unser Verhalten Also: vor dem und so entstehen auch schon die ersten aus- bestimmt mit, was da draussen läuft. Was nicht Kaufen bitte schliesslich onlineorientieren Konsumverhalten. Eines davon ist der Fauxsumerism = unechter gekauft wird, wird auch nicht mehr angeboten. Also: vor dem Kaufen bitte immer denken! immer denken!“ Konsum. Dabei werden die digitalen Warenkörbe An dieser Stelle erhält jeweils ein Gast Raum für einen Beitrag zu rin, unterstützt sie aktiv die Arbeit des Schweizerischen Schneider- einem Thema seiner Wahl. Diesmal: Sabine Buser Binkert (48), meisterverbands (CSS) und engagiert sich für das Fortbestehen des Textilkauffrau, Farb- und Stilberaterin (FSFM), Farbdesignerin (STF) Berufes Bekleidungsgestalter/in. Sie ist überzeugt, dass der Mensch, und Berufsfachschullehrerin im Teilzeitpensum. Vor ihrer Tätigkeit an der eines Handwerks mächtig ist, ein zufriedener Mensch ist. Und der BFS Basel war sie fast 15 Jahre im Auftrag der Mode unterwegs: sie weiss, dass ein gut beratener Kunde ein glücklicher Kunde ist. Im Produktmanagement vor allem hinter den Kulissen der Branche. Sabine Buser Binkert lebt mit ihrem Mann in Reinach und führt dort www.kingsandqueens.ch ihr Büro für Stil- und Farbfragen. Obwohl selber nur Hobbyschneide- 16 bfs info / Herbst 2017 17
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