Zusammenhänge von neuromuskulären Leistungsindikatoren und deren Auswirkungen auf die Sprintgeschwindigkeiten im Fussball bei Elite-Nachwuchsspielern
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Masterarbeit im Rahmen des Masterstudiums Spitzensport an der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen EHSM Zusammenhänge von neuromuskulären Leistungsindikatoren und deren Auswirkungen auf die Sprintgeschwindigkeiten im Fussball bei Elite-Nachwuchsspielern Florian Steiger Referent: Pascal Andrey Ko-Referent: Joël Strübi Magglingen, 2021
Vorwort und Dank Vorwort und Dank Gerne möchte ich mich bei allen Personen bedanken, welche mich im gesamten Prozess der Erstellung und Finalisierung dieser Masterarbeit unterstützt haben. An erster Stelle allen Pro- banden und deren Vereinen für die Einwilligung der Teilnahme wie auch der motivierten Durchführung der Testbatterie. Ein grosser Dank geht auch an meinen Betreuer Pascal Andrey, welcher mich unterstützt hat und mir bei Fragen stets mit Rat zur Seite stand. Dieser Austausch war nicht nur hilfreich für die Erarbeitung der vorliegenden Arbeit, sondern war auch für mich persönlich wertvoll und hat mein Interesse für die Sportwissenschaft und deren Arbeitsweise weiter gefördert. Grosser Dank gilt auch dem Projektteam von Power to Win, welches grosse Anstrengungen erbracht hat. Es hat die gesamte Testbatterie quer durch die Schweiz gefahren und an jedem Standort neu aufgebaut und wieder abgebaut. Dieser exakte Aufbau der Testbatterie wurde 12 Mal durchgeführt. Auch beim Aufbau und der Durchführung dieser Tests konnte ich wertvolle Er- fahrungen sammeln. 2
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort und Dank ...................................................................................................................... 2 Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................... 3 Zusammenfassung ...................................................................................................................... 4 1 Einleitung ............................................................................................................................ 6 1.1 Hintergrund und Ausgangslage .................................................................................. 6 1.2 Neuromuskuläre Leistungsindikatoren....................................................................... 7 1.3 Grundlagen der Sprintschnelligkeit ............................................................................ 9 1.4 Ziel und konkrete Fragestellung ............................................................................... 13 2 Methode ............................................................................................................................ 14 2.1 Untersuchungsgruppe ............................................................................................... 14 2.2 Studiendesign ........................................................................................................... 15 2.3 Untersuchungsverfahren/-instrumente ..................................................................... 15 2.3.1 Testablauf ......................................................................................................... 16 2.3.2 Testbatterie ....................................................................................................... 16 2.4 Datenanalyse ............................................................................................................ 21 3 Resultate ............................................................................................................................ 24 4 Diskussion ......................................................................................................................... 29 4.1 Forschungsfragen ..................................................................................................... 29 4.2 Kritische Würdigung ................................................................................................ 36 5 Konklusion ........................................................................................................................ 37 Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 39 Eigenständigkeits- und Urheberrechtserklärung ...................................................................... 44 Anhang ..................................................................................................................................... 45 Anhang A: Checkliste Testpersonen .................................................................................... 45 Anhang B: Programm Warm-up .......................................................................................... 46 Anhang C: Korrelationsanalysen.......................................................................................... 48 Anhang D: Multiple lineare Regression Voraussetzungen .................................................. 50 Anhang E: Multiple lineare Regression Resultate ............................................................... 54 Anhang F: Mittelwerte Positionen ....................................................................................... 56 3
Zusammenfassung Zusammenfassung Die Anforderungen betreffend der neuromuskulären Leistungsfähigkeit im Fussball sind über die letzten Jahre gestiegen und sind für den Erfolg im Wettkampf mitentscheidend. Ziel dieser Studie war es den Zusammenhang der neuromuskulären Leistungsindikatoren sowie deren Ein- fluss auf die lineare und multidirektionale Sprintgeschwindigkeit zu analysieren. Weiter wurde untersucht, ob zwischen den Spielpositionen betreffend den Ausprägungen der neuromus- kulären Leistungsfähigkeit Unterschiede zu erkennen sind. Insgesamt wurden 48 Nachwuchs- fussballspieler aus drei Schweizer Fussballvereinen auf Elite-Stufe U21 untersucht. Die Pro- banden absolvierten einen isometrischen Maximalkrafttest, zwei dynamische Explosivkraft- tests (Counter Movement Jumps mit und ohne Zusatzlast), ein Reaktivkrafttest (Drop Jump), einen linearen Sprint über 40 Meter und einen multidirektionalen Sprint. Für die beidbeinigen relativierten Maximalkraftwerte konnten in dieser Testung keine Zusammenhänge mit den üb- rigen neuromuskulären Leistungsindikatoren beschrieben werden. Für die einbeinigen relati- vierten Maximalkraftwerte konnten lediglich mit der beidbeinigen Explosivkraft ohne Zusatz- last (CMJ Pmax rel; r = .33, p < .01) und der beidbeinigen Explosivkraft mit Zusatzlast (CMJL Pmax rel; r = .29, p < .01) Zusammenhänge notiert werden. Zwischen der beidbeinigen wie auch einbeinigen Explosivkraft und dem RKI1 wird in der vorliegenden Arbeit je ein mit- telstarker Zusammenhang ausgewiesen (r = .40; .44, p < .01). In Bezug auf die Sprintleistung fielen die Zusammenhänge zwischen den beidbeinigen Explosivkraftwerten und der linearen Sprintgeschwindigkeit über 10 Meter (r = – .59, p < .01) und über 40 Meter (r = – .589, p < .01) am grössten aus. Für die einbeinigen Maximalkraftwerte und der Sprintzeit über 40 Meter konnte ein schwacher Zusammenhang notiert werden (r = – .31, p < .05). Be- treffend der Reaktivkraft RKI1 wurden lediglich mit der Sprintzeit über 10 Meter signifikante Daten ausgewiesen (r = – .37, p < .01). Zwischen der multidirektionalen Sprintgeschwindig- keit und sämtlichen neuromuskulären Leistungsindikatoren konnten keine signifikanten Zu- sammenhänge beschrieben werden. Betreffend den Spielpositionen weisen die neuromus- kulären Indikatoren keine signifikanten Unterschiede untereinander auf. Bezogen auf die un- terschiedlichen Sprintzeiten scheinen lediglich die Aussenmittelfeldspieler im Vergleich mit den Mittelfeldspielern über die Sprintdistanz von 40 Metern signifikant schneller zu sein. Die Resultate zeigten, dass die neuromuskulären Leistungsindikatoren ganzheitlich betrachtet und gezielt gefördert werden sollten. Gemäss der Regressionsanalyse könnte mit dem Maxi- malkrafttraining die grössten Effekte über alle Sprintdistanzen erzielt werden. Weiter wäre das Training der Explosivkraft einem Training der Reaktivkraft vorzuziehen. 4
Zusammenfassung Weitere Untersuchungen betreffend den Beschleunigungsprofilen und der maximalen Ge- schwindigkeit der einzelnen Positionen könnte interessante Erkenntnisse liefern. So könnten die Trainingsinhalte wie auch die Regenerationsmassnahmen individuell und positionensspezi- fisch angepasst werden, was in einer Verbesserung der Wettkampfleistung resultieren würde. 5
Einleitung 1 Einleitung 1.1 Hintergrund und Ausgangslage Fussball ist eine komplexe Sportart und beinhaltet neben den technischen, taktischen und men- talen Aspekten auch eine immer wichtiger werdende physische Komponente. So legt ein Fuss- ballspieler im Durschnitt während eines Spiels um die 11'392 Meter zurück (Santiago et al., 2008). Diese werden nicht zyklisch, sondern immer wieder in verschiedenen Geschwindigkei- ten und in unterschiedlicher Länge absolviert. So wurde festgestellt, dass ungefähr 15 bis 20% der Gesamtdistanz im Sprint zurückgelegt wird (Santiago et al., 2008). Diese intensiven Läufe haben in der Vergangenheit deutlich zugenommen. Barnes, Archer, Hogg, Bush, & Bradley (2014) stellten fest, dass in der englischen Premier League im Zeitraum vom Jahr 2006 bis 2013 die Laufstrecken und Aktionen mit hoher Intensität bis zu 30% und die Sprintdistanz sowie die Anzahl der Sprints um 35% zunahmen. Obwohl diese intensiven Läufe den kleineren Anteil der gesamten Laufstrecke ausmachen, scheinen sie für den sportlichen Erfolg im Fussball ent- scheidend. Diese Entwicklung bestätigen auch Di Salvo et al. (2007) und halten fest, dass Hoch- geschwindigkeitsaktionen in den entscheidenden Phasen eines Spiels stattfinden. Auch die wie- derkehrenden Beschleunigungen, welche aufgrund der kurzen Dauer nicht diese hohen Endge- schwindigkeiten erreichen, dürfen nicht unterschätzt werden. So wird ein hoher Anteil im ver- meintlich nicht-belastenden ‘Jogging’-Bereich illustriert, wobei in Wahrheit belastende, hoch- intensive Beschleunigungen stattfinden (Sonderegger, Tschopp, & Taube, 2016). Dies bestä- tigten auch Stolen, Chamari, Castagna und Wisløff (2005), gemäss deren die durchschnittliche Sprintzeit 2-4 Sekunden betrug und welche die Anzahl kurzer Aktionen eines Spielers während eines Spiels im Durschnitt bis zu 1'000 Aktionen gemessen haben. Weiter ist zu beachten, dass aus Untersuchungen hervorgeht, dass in 45% der Fälle einem Torerfolg ein linearer Sprint vor- her geht. Interessanterweise ist die neben dem linearen Sprint die zweithäufigste Aktion (16%) vor einem Torerfolg das Springen (Faude, Koch, & Meyer, 2012). Weiter scheint es, je nach Grad der Professionalisierung der Spieler, Unterschiede betreffend den neuromuskulären Fä- higkeiten zu geben. So haben Gissis et al. (2006) in Ihrer Untersuchung festgestellt, dass sich Elite-Fussballer signifikant von Nicht-Elite-Fussballern betreffend neuromuskulären Fähigkei- ten und der Sprintgeschwindigkeit unterscheiden. Rouissi, Owen, Bragazzi, Achour und Chamari (2019) stellten zudem fest, dass sich die neuromuskuläre Leistungsfähigkeit von Spie- lern, welche der Stammformation angehören von denjenigen der Einwechselspieler signifikant unterscheidet. Die Autoren konnten bei 30 Nachwuchsfussballern auf Eliteniveau notieren, dass die Starter sowohl in den Sprungkrafttests der isometrischen Maximalkraft als auch in der 6
Einleitung linearen und multidirektionalen Sprintgeschwindigkeit bessere Resultate aufwiesen, als dies die Nicht-Startes taten. Auch Gabbett, Kelly, Ralph und Driscoll (2009) konnten ähnliche Ergeb- nisse feststellen und notierten das Starter ebenfalls eine höhere lineare und multidirektionale Sprintgeschwindigkeit und Sprungkraftfähigkeit aufweisen als Nicht-Starter. Im Weiteren scheint es, dass die physischen Anforderungen von der Spielposition entscheidend beeinflusst werden und somit an die jeweiligen Spieler unterschiedlich sind. Je nach Position weisen die Spieler unterschiedliche Werte in den Intensitätskategorien auf. So stellten Di Salvo et al. (2007) fest, dass Spieler auf den Aussenpositionen deutlich längere Distanzen in den ho- hen Intensitätskategorien zurücklegen als Spieler, die sich meistens im Zentrum des Spielfeldes aufhalten. Vigh-Larsen, Dalgas und Andersen (2018) bestätigten die unterschiedlichen Anfor- derungen an die neuromuskulären Fähigkeiten betreffend der Spielpositionen und zeigen Un- terschiede der Anzahl Beschleunigungen und Bremsaktionen auf. So war auch in diesem Be- reich die Anzahl der Beschleunigungen und Bremsaktionen der Spieler auf den Aussenpositio- nen höher. Die oben beschriebenen für Erfolg im Fussballsport mitentscheidenden Faktoren werden durch eine weitere Tatsache gestützt. So sind die Summen der Aktionen im intensiven und hochin- tensiven Bereich gegen Topmannschaften aus der oberen Tabellenhälfte höher als die Summen dieser Aktionen gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenregion (Rampinini, Coutts, Cas- tagna, Sassi, & Impellizzeri, 2007). Diese Fakten belegen, dass die Anforderungen betreffend der neuromuskulären Leistungsfä- higkeit im Fussball über die Jahre gestiegen sind und auch spielentscheidend sein können. 1.2 Neuromuskuläre Leistungsindikatoren Die Fähigkeit eine Bewegung maximal schnell ausführen zu können wird nicht nur durch die Muskelmorphologie bestimmt, sondern auch von der Fähigkeit des Nervensystems die betei- ligten Muskeln entsprechend schnell zu aktivieren. Das Nervensystem steuert die Aktivierung der Muskeln hauptsächlich durch Änderung der Rekrutierung der motorischen Einheiten, der Frequentierung der motorischen Einheiten und der intermuskulären Koordination (Cormie, McGuigan, & Newton, 2011b). Diverse Studien haben aufgezeigt, dass die neuromuskulären Fähigkeiten trainierbar sind und durch gezieltes Training verbessert und so die Leistungsfähigkeit gesteigert werden kann (Sale, 1988; Aagaard, 2003). So haben Styles, Matthews und Comfort (2016) bei 17 Nachwuchsfuss- ballern auf Eliteniveau festgestellt, dass durch Verbesserung der Maximalkraft die absolute Kraft, die Relativkraft und die 5-, 10- und 20 Meter Sprintzeit signifikant verbessert wurden. 7
Einleitung Auch Suarez-Arrones et al. (2018) konnten dies in ihrer Arbeit bestätigen. Die Autoren stellten bei 14 professionellen Fussballspielern fest, dass durch ein isometrisches Krafttraining eine Verbesserung der Explosivkraft als auch der Sprintzeit erzielt wurden. Des Weiteren stellten McBride et al. (2009) fest, dass Athleten, welche eine 1RM(1-repetition maximum)/BM Ratio von über 2.10 aufweisen signifikant bessere Sprintzeiten über 10 und 40 Meter aufweisen als Athleten, die über ein Verhältnis von unter 1.90 verfügen. Dabei ist die Maximalkraft als eine zentrale Basisgrösse für die Beschreibung der individuel- len Kraftvoraussetzung zu betrachten, da sich in ihr das willkürliche aktivierbare Kraftpotential widerspiegelt. Entsprechend beeinflusst die Maximalkraft die Ausprägung der Schnell- und Re- aktivkraft und somit die Fähigkeit einen möglichst hohen Impuls in der zur Verfügung stehen- den Zeit zu produzieren zu können, welcher gerade im Fussball entscheidend ist (Buehrle, 1981). Auch Cormie, McGuigan und Newton (2011a) halten fest, dass die Fähigkeit einen mög- lichst grossen Impuls innerhalb einer möglichst kurzen Zeit generieren zu können, erheblich vom individuellen Kraftlevel beeinflusst wird. Die Explosivkraft wird als wichtiger Bestand- teil der Schnellkraft beschrieben, welche sich aus der Start- und Explosivkraft zusammensetzt. Die Startkraft bezeichnet die neuromuskuläre Fähigkeit innerhalb von 30 Millisekunden mög- lichst viel Kraft zu produzieren (Güllich & Krüger, 2013). Diesen Kraftanstieg in einer maximal steilen Kraft-Zeit-Kurve weiterzuentwickeln, wird als Explosivkraft bezeichnet (Schnabel, Harre, & Krug, 2011). Explosivkraft wird in der Praxis häufig mittels dynamischen Bewegun- gen erhoben, kann aber auch isometrisch erfolgen (Maier et al., 2016). Dabei hat sich gemäss Hübner (2016) die mechanische Leistung (Pmax, absolut und relativ) als entscheidender Para- meter durchgesetzt, da sie die Grundmerkmale Kraft und Geschwindigkeit vereint. Sale (1988) hält fest, dass Explosivkrafttraining wie auch Maximalkrafttraining sowohl zu einer Verbesse- rung der maximalen Kraftanstiegsgeschwindigkeit als auch zur Erhöhung der Kraftspitze füh- ren. Dabei führt Maximalkrafttraining vor allem zu einer deutlicheren Verbesserung der Kraft- spitze, wohingegen Explosivkrafttraining zu einem primären Anstieg der maximalen Kraftan- stiegsgeschwindigkeit führt. Bührle, Schmidtbleicher und Ressel (1983) bestätigen den Zusam- menhang von Maximalkraft und Explosivkraft mit einer signifikanten Korrelation (r = .5). Auch die Ergebnisse von Baker und Nance (1999) r = .55 bis .89, p < .05 lassen dies vermuten. Auch Es gilt allerdings festzuhalten, dass der Zusammenhang zwischen hoher Maximalkraft- und Explosivkraft abnimmt, wenn die zu bewegende Last geringer wird (Bührle et al., 1983; Verchoshanskij, 1995). Eine weitere wichtige Erscheinungsform der Kraft für maximal schnelle Bewegungen ist die Reaktivkraft. Die Reaktivkraft bezeichnet die Fähigkeit, bei kurzen Dehnungs-Verkürzungs- 8
Einleitung Zyklen (DVZ) des Muskel-Sehnen-Systems einen möglichst grossen Impuls zu generieren. Bei den meisten Sportarten und gerade Spielsportarten ist die zur Verfügung stehende Zeit für die Entwicklung des Kraftimpulses durch äussere Einflüsse begrenzt. Deshalb sind die Kraft und die Kraftentwicklungsrate entscheidend. Beispielsweise wird beim Sprint mit zunehmender Distanz die Bodenkontaktzeit des Fusses mit zunehmender Laufgeschwindigkeit abnehmen und kann Werte von 110 ms erreichen (Debaere, Jonkers, & Delecluse, 2013). Im Vergleich zur Explosivkraft, bei welcher die Beschleunigungsphase bzw. der Beschleunigungsweg verhält- nismässig länger ist, hängt die Reaktivkraft verstärkt von der mechanischen Eigenschaft des Muskel-Sehnen-Systems ab wie auch von einer koordinierten Voraktivierung des Muskels vor der Kontaktphase (Kubo et al., 2007; Komi, 2008). Die Steifheit des Sprunggelenks, welche teilweise trainierbar ist trägt dazu bei, dass sich die elastische Energie in der exzentrischen Dehnphase im Muskel-Sehnen-System speichert und diese in der Verkürzungsphase effizienter wieder abgeben kann (Kubo et al., 2007). 1.3 Grundlagen der Sprintschnelligkeit Delecluse (1997) bezeichnet sowohl die Maximalkraft wie auch die Explosiv-und Reaktivkraft als elementare Komponenten der Sprintleistung. Der Athlet muss zu Beginn nicht nur die Fä- higkeit besitzen seine Körpermasse zu beschleunigen wenn die Geschwindigkeit niedrig ist, sondern auch Kräfte auf den Boden auszuüben, wenn er sich mit mehr als 11 m/s bewegt. Dies indiziert, dass der Anteil der Explosivkraft und Reaktivkraft während eines Sprints differenziert betrachtet werden muss (Delecluse, 1997). Auch Luethy, Fischer-Sonderegger, Hübner und Tschopp (2009) stellten fest, dass die Explosivkraft und Reaktivkraft in verschiedenen Phasen eines Sprints unterschiedlich stark involviert sind. Maximalkraft McBride et al. (2009) stellten bei 17 Footballspielern für die relativen Maximalkraftwerte (1 RM) und die Sprintzeiten für 10 Yards (r = – .544, p = .024, power = .626) und 40 Yards (r = – .605, p = .010, power = .7474) signifikante Zusammenhänge fest. Die Zusammenhänge zwischen der relativen Maximalkraft und der 5 Meter Sprintzeit sind knapp nicht signifikant (r = – .4502, p = .0698, power = .4421). Young, McLean und Ardagna (1995) stellten fest, dass die Maximalkraft bei der maximalen Geschwindigkeit entscheidender ist als bei der Startphase. Maćkała, Fostiak und Kowalski (2015) untersuchten elf Wettkampfsprinter und elf Studenten u.a. auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Sprintleistung, der Maximalkraft und der Sprungfähigkeit. So konnte bei den Wettkampfsprintern ein signifikanter Zusammenhang 9
Einleitung (r = .66) zwischen der Maximalkraft und der 10 Metersprintzeit festgestellt werden. Bei der Kontrollgruppe, welche aus Studenten besteht, konnte kein signifikanter Zusammenhang no- tiert werden. Auch Wisløff, Castagna, Helgerud, Jones und Hoff (2004) konnten bei ihrer Un- tersuchung feststellen, dass zwischen dem 1RM und der 10 Meter- (r = .94, p < .01) und der 30 Metersprintzeit (r = .71, p < .01) eine signifikante Korrelation vorliegt. Auch betreffend Shuttle Run, welcher für die Erhebung der Multidirektionalen Sprintfähigkeit eingesetzt wird, wurde zwischen der 10 Meter-Shuttle Run-Zeit und dem 1RM ein signifikanter Zusammenhang (r = .68, p < .02) erhoben. Comfort, Stewart, Bloom und Clarkson (2014) konnten bei 35 Eli- tenachwuchsfussballern signifikante Zusammenhänge zwischen der relativen Maximalkraft und der Sprintzeit über 5 Meter (r = – .519, p < .002) notieren. Cronin und Hansen (2005) hingegen konnten zwischen dem 3RM, dem Drop Jump (DJ), der isokinetischen Maximalkraft- kennzahlen und den 5 Meter-, 10 Meter- und 15 Meter-Sprintzeit keine Signifikanz notieren. Betreffend multidirektionaler Geschwindigkeit fasste Watts (2015) folgenden Stand betreffend Einfluss der Maximalkraft auf die multidirektionale Geschwindigkeit zusammen. Gemäss die- sem Review zeigen verschiedene Studien einen signifikanten Zusammenhang (r = – .13 bis – .95) zwischen der relativen Maximalkraft und der multidirektionalen Geschwindigkeit auf. So stellten Nimphius, McGuigan und Newton (2010) bei zehn weiblichen australischen Softballspielerinnen fest, dass das relative 1RM und die Leistung im 505-Test ND (nondomi- nant) ( r = .85, p < .05) und 505 Test D (dominant) ( r = .6, p < .05) eine signifikante Korrelation aufweisen. Peterson, Alvar und Rhea (2006) konnten bei 19 männlichen und 36 weiblichen College-Athleten einen negativen signifikanten Zusammenhang (r = – .805, p < .01) zwischen dem relativen 1RM und dem Agility T-Test notieren. Explosiv- und Reaktivkraft Beim Antritt bzw. bei der Beschleunigungsphase beschreiben Luethy et al. (2009) den Zusam- menhang zwischen der Reaktiv- bzw. Explosivkraft und der Laufgeschwindigkeit als gleich gross. Mit Zunahme der Laufgeschwindigkeit nimmt der Anteil der Reaktivkraft zu, während der Anteil der Explosivkraft abnimmt. Die Autoren untersuchten 59 junge, männliche Spiel- sportler, alles Mitglieder einer Schweizer Fussball- (n=37) oder Handball- (n=22) Nach- wuchsnationalmannschaft, betreffend der Sprung- und Sprintleistung. Im Durchschnitt erreich- ten die Spielsportler eine Pmax (Explosivkraft) von 58.0±5.9 W-kg und ein P–*P+(Reaktivkraft) von 48.8±12.3 W2/kg2. Dabei gilt festzuhalten, dass die Explosiv – und Reaktivkraft zwischen 27.5% und 29.6% der Varianz der Laufgeschwindigkeit in Abhängigkeit der Beschleunigungs- phase erklären. Cunningham et al. (2013) stellten bei 20 männlichen Rugbyspielern ebenfalls 10
Einleitung fest, dass sowohl die Explosivkraft (r = – .82) als auch die Reaktivkraft (r = – .60) einen nega- tiven signifikanten Zusammenhang mit der gestoppten Sprintzeit der ersten 10 Meter aufwie- sen. Young et al. (1995) beschreiben, dass nicht die Maximalkraft, sondern die Explosivkraft der beste Prädiktor für die ersten 2.5 Meter eines Sprints sind. So konnte zwischen dem Squat Jump (SJ) und der Zeit nach 2.5 Metern ein signifikanter Zusammenhang (r = .86, p = .0001) notiert werden. Cronin und Hansen (2005) stellten signifikante Zusammenhänge zwischen den Leistungen bei der Höhe des SJ mit Zusatzlast (30 kg) (r = – .64, p < .05, r = – .66, p < .05 r = – .56, p < .05) und den drei Abschnittszeiten von 10, 20 und 30 Metern fest. Dies gilt auch, wenn die Resultate des SJ mit Zusatzgewicht in Relation zum betreffenden Körpergewicht gesetzt wurden. So konnten signifikante Korrelationen für die 5 Meter- (r = – .55, p < .05), 10 Meter- (r = – .54, p < .05) und die 30 Metersprintzeit (r = – .43, p < .05) notiert werden. Ebenfalls signifikante Korrelationen stellten die Autoren zwischen der Sprunghöhe beim CMJ und den drei Sprintzei- ten für 5 (r = – .60, p < .05), 10 (r = – .62, p < .05) und 30 Meter (r = – .56, p < .05) fest. Nagahara, Naito, Miyashiro, Morin und Zushi (2014) stellten bei 19 männlichen Sprintern sig- nifikante Zusammenhänge zwischen der 60 Metersprintzeit, der SJ Höhe (r = – .55, p < .05), der CMJ Höhe (r = – .52, p < .05), der Rebound Continuous Ankle Jump (AJ) Höhe (r = – .53, p < 0.05) und dessen Index (r = – .49, p < .05) fest. Die Autoren bestätigen eben- falls, dass sich die Korrelation zwischen den Kraftparametern und der Beschleunigung während des Sprints stark verändert. Barr und Nolte (2011) untersuchten den Einfluss der DJ Leistung aus unterschiedlichen Höhen (0.12 m, 0.24 m, 0.36 m, 0.48 m, 0.60 m, 0.72 m, 0.84m) auf die Sprint Leistung. Bei zehn austrainierten Rugby Spielerinnen wurde der grösste signifikante Zusammenhang zwischen der DJ Höhe von 0.84 m und der Sprintzeit nach 10 Metern (r = – .66), der Abschnittszeit von 10 - 30 Meter (r = – .86) und der Abschnittszeit von 30 bis 60 Meter (r = – .86) notiert. Hierfür wurde die erreichte Höhe des jeweiligen DJ als Variabel verwendet. Healy, Smyth, Kenny und Harrison (2019) konnten zwischen der Reaktivkraft und der Sprint- leistung keinen signifikanten Zusammenhang feststellen. Im Gegensatz dazu gibt es diverse Studien die einen signifikanten Zusammenhang festhalten konnten (Hennessy & Kilty, 2001; Smirniotou et al., 2008). Für Smirniotou et al. (2008) war dies bei der Untersuchung von 25 männlichen Sprintern, für Hennessy und Kilty (2001) bei einer Untersuchung mit weiblichen 11
Einleitung Probanden der Fall. Hennessy und Kilty (2001) fanden signifikante Zusammenhänge für den DJ und der 30 Meterzeit (r = – .79, p < .05)) und der 100 Meterzeit (r = – .75, p < .05)). Die Autoren verwendeten in diesem Fall den RKI1. Wie bereits festgehalten, scheinen die physischen Anforderungen je nach Spielposition unter- schiedlich zu sein. So weisen die Spieler in den verschiedenen Intensitätskategorien je nach Position unterschiedlich Gesamtdistanzen auf (Di Salvo et al., 2007). Weiter stellten Abbott, Brickley und Smeeton (2018) bei 37 professionellen U-23 Premier League-Spielern signifi- kante Unterschiede bezüglich der maximalen Sprintgeschwindigkeit zwischen den Spielpositi- onen fest. So erreichten die Aussenmittelfeldspieler im Schnitt die höchste maximale Sprintge- schwindigkeit und sind signifikant schneller als die Innenverteidiger, zentralen Mittelfeldspie- ler und Stürmer (p < .001). Die Aussenmittelfeldspieler und die Aussenverteidiger erreichten ähnliche Höchstgeschwindigkeiten. Ähnliche Resultate erhielten auch Bradley, Di Mascio, Pe- art, Olsen & Sheldon (2010), welche betreffend der maximalen Sprintgeschwindigkeit zwi- schen Aussenmittelfeldspielern, Innenverteidigern und zentralen Mittelfeldspielern signifi- kante Unterschiede feststellten (p < .05). Auch konnten die Autoren zwischen Aussenverteidi- gern, Innenverteidigern und zentralen Mittelfeldspielern signifikante Unterschiede notieren. Wie oben beschrieben ist die Fähigkeit wiederholt Aktionen mit einer möglichst hohen Inten- sität durchzuführen für den Fussballsport entscheidend. Für die Beurteilung und Entwicklung dieser Eigenschaft ist die Betrachtung der blossen Abschnitts- und Sprintzeiten bei weitem nicht ausreichend, da die Sprintschnelligkeit über diverse Zubringer verfügt. Diese Erhebung soll die Zusammenhänge der einzelnen neuromuskulären Leistungsindikatoren von 48 Schwei- zer Nachwuchsfussballern untereinander beschreiben. Weiter soll aufgezeigt werden welche neuromuskulären Leistungsindikatoren mittels Trainings die grösstmöglichen Verbesserungen in der Sprintgeschwindigkeit bei der vorliegenden Stichprobe erzielen können. Im Weiteren sollen mögliche Unterschiede betreffend der neuromuskulären Leistungsindikatoren zwischen den Spielpositionen untersucht werden. Die Erkenntnisse könnten auch dazu genutzt werden, Vergleiche mit Nachwuchselitefussballern aus anderen Ländern zu ziehen. Bei möglichen De- fiziten der in der vorliegenden Erhebung getesteten neuromuskulären Leistungsindikatoren könnte zudem über ein spezifischeres Training zur Entwicklung dieser Indikatoren in jüngeren Altersklassen diskutiert werden. 12
Einleitung 1.4 Ziel und konkrete Fragestellung Die in Abschnitt 1.1 beschriebenen Daten und Erkenntnisse belegen, dass die Anforderungen betreffend der neuromuskulären Leistungsfähigkeit im Fussball über die Jahre gestiegen sind und auch spielentscheidend sein können. Ziel der Arbeit ist, mittels definierter Testbatterie Zusammenhänge zwischen den neuromusku- lären Leistungsindikatoren, sowie Prädiktoren für lineare und multidirektionale Sprintge- schwindigkeiten zu benennen, um diese bestmöglich fördern zu können. Zudem sollen Rück- schlüsse bezüglich Spielpositionen und neuromuskulären Leistungsindikatoren gezogen wer- den können. Forschungsfragen: Folgende Forschungsfragen sollen in dieser Arbeit beantwortet werden. 1. Gibt es Zusammenhänge der verschiedenen neuromuskulären Leistungsindikatoren und in welchem Ausmass hängen diese zusammen? 2. In welchem Ausmass lassen sich die lineare resp. multidirektionale Sprintgeschwindig- keit anhand von den neuromuskulären Leistungsindikatoren erklären? 3. Unterscheiden sich die neuromuskulären Ausprägungen der Spieler hinsichtlich der Spielpositionen? 13
Methode 2 Methode Ziel der Erhebung war es, den Stand der neuromuskulären Leistungsindikatoren der Nach- wuchsfussballspieler in der Schweiz zu ermitteln und daraus die verschiedenen Zusammen- hänge zwischen diesen Indikatoren und deren Einfluss auf die lineare und multidirektionale Sprintgeschwindigkeit zu untersuchen. Weiter sollen mögliche Unterschiede zwischen den neu- romuskulären Leistungsindikatoren und der Sprintgeschwindigkeit betreffend den Spielpositi- onen ermittelt werden. Entsprechend wurde eine für die Erhebung von neuromuskulären Leis- tungsindikatoren spezifische Testbatterie erstellt. Insgesamt wurden 48 Nachwuchsfussball- spieler untersucht. 2.1 Untersuchungsgruppe Untersucht wurden drei verschiedene Schweizer Elite- Nachwuchsfussballmannschaften auf Stufe U21. Es gilt festzuhalten, dass vier Spieler aller Probanden noch dem U18 Team ange- hörten. Da diese aber durch die Vereine als Talentspieler definiert wurden und häufig auch Bestandteil des U21 Kaders sind, werden die Resultate dieser Spieler für die Erhebung und Interpretation miteinbezogen. Für die Interpretation der Daten gilt es zudem zu beachten, dass Spieler in diesem Alter, welche bereits Mitglieder der 1. Mannschaften sind, nicht getestet wer- den konnten. Die Spieler wurden mündlich wie auch schriftlich über Ziele, Inhalt, Umfang und Ablauf der Studie im Vorfeld informiert. Für die Einwilligung zur Teilnahme, welche jedem Athleten frei stand, wurden zwei Wochen Bedenkzeit zur Verfügung gestellt. Nach einer unterzeichneten Einwilligungserklärung der Spieler wurden die festgelegenen Einschlusskriterien überprüft, ob der Spieler Mitglied des Kaders einer Elite-Nachwuchsmannschaft der höchsten Alterskatego- rie oder der A-Nationalmannschaft ist und ob keine Krankheit oder unmittelbare Verletzung vorliegt, welche das Testergebnis verfälschen könnte. Zudem musste der teilnehmende Athlet während zwei Wochen davor gesund und verletzungsfrei sein. In Tabelle 1 finden sich detail- lierte Angaben zu den Athleten. Neben den üblichen Daten wie Alter, Grösse und Gewicht sind darin auch die angegebene Motivation und Befindlichkeit der Athleten aufgeführt. 14
Methode Tabelle 1 Angaben zu den Probanden n Alter Grösse Gewicht BMI Befindlichkeit Motivation Jahre cm kg kg·(m2)-1 Score 1 - 10 Score 1 - 10 48 18.78 ± 0.9 178.68 ± 6.0 71.66 ± 6.1 22.43 ± 1.7 7.8 ± 1.6 7.7 ± 1.9 Anmerkungen. Alle Werte sind als Mittelwerte ± Standardabweichung angegeben und wurden am Testtag gemessen bzw. abgefragt. 2.2 Studiendesign Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Querschnittsstudie. Entsprechend wurden die Daten der Athleten einmalig erhoben und somit der zum Erhebungszeitpunkt aktuelle Stand ermittelt. Die Erhebung fand im letzten Quartal des Jahres 2019 statt. Obwohl sich die Mannschaften beim Erhebungszeitpunkt am Ende der Vorrunde befanden, wurde das subjektive Befinden als gut bewertet. Die Erhebung erfolgte jeweils über den ganzen Tag. Die Testbatterie wurde beim entsprechenden Trainingsgelände des Vereins aufgebaut. Die Messegeräte wurden vor jedem Test nach Herstellerangaben kalibriert resp. genullt und von den Testleitern geprüft. Bei der Durchführung wurde darauf geachtet, dass die Erhebung der Kraftwerte in Räumlichkeiten mit Zimmertemperatur durchgeführt werden konnte. Die Erhebung der linearen und multidirektio- nalen Sprintzeiten wurden draussen auf dem jeweiligen Kunstrasenplatz vollzogen. Alle Stu- dienteilnehmer durchliefen dasselbe Testverfahren. Vor dem Testverfahren wurden mittels Fra- gebogen zusätzliche Informationen wie gesundheitliche Verfassung, Motivation, Spielposition, Einnahme von Supplementen und bevorzugter Fuss erfasst. 2.3 Untersuchungsverfahren/-instrumente Dank der entwickelten Testbatterie sollten die Leistungen der linearen und multidirektionalen Sprintzeiten sowie die neuromuskulären Leistungsindikatoren erhoben werden, welche in ei- nem Kraft-Geschwindigkeits-Spektrum dargestellt werden. Die Batterie ist unterteilt in Tests für die Bestimmung der Maximal-, Explosiv- und Reaktivkraft. Für die Beurteilung der Explo- sivkraft wurden zwei Tests eingesetzt, für die Erhebung der Maximal- und Reaktivkraft je ein Test. Für die lineare und multidirektionale Sprintzeit wurden ebenfalls je ein Test durchgeführt. Zur Durchführung der Erhebung wurden in den Sportwissenschaften etablierte Test gewählt. 15
Methode Sämtliche Messung wurden in Bezug auf die Praktikabilität im Feld durchgeführt. Um die Re- liabilität der erhobenen Daten gewährleisten zu können, musste jeder Spieler dasselbe schema- tische Aufwärmprogramm absolvieren. Zudem wurden wie oben bereits erwähnt die Messge- räte vor jedem Test kalibriert und genullt. Ebenso wurde auf eine stabile Temperatur während der Durchführung geachtet, da es bei Temperaturschwankungen zu Abweichungen bei den Kraftmesssensoren kommen kann. 2.3.1 Testablauf Die Testperson wurde gebeten zu Beginn eine Checkliste betreffend persönlicher Angaben, in- dividuellem Training, Ernährungsverhalten, Gesundheitszustand, allgemeine Befindlichkeit und zur Motivation zwecks Testdurchführung auszufüllen. Danach wurde das jeweilige Ge- wicht und die Grösse des Athleten gemessen und es wurde von den Testleitern über den Ablauf des Warm-ups informiert. Dies war zu Beginn ein generelles Warm-up, welches dynamische Übungen wie auch Mobilitätsübungen beinhaltete. Drei Minuten vor der Testdurchführung wurden ein sprungspezifisches Aufwärmprogramm durchgeführt. Darauf folgte eine drei- bis vierminütige Pause. Anschliessend erfolgte der Maximalkrafttest, welcher nach Absolvierung eine drei- bis fünfminütige Pause nach sich zog. Darauf wurde die Sprungkraftmessung durch- geführt. In Abbildung 1 ist er detaillierte Ablauf ersichtlich. Abbildung 1. Eigene Darstellung des zeitlichen Ablaufs der Testbatterie mit den Hauptstationen isometrische Maximalkraft (Fmax iso), Counter Movement Jump (CMJ), Drop Jump, linearer Sprint und multidirektionaler Sprint (SAG). 2.3.2 Testbatterie Die Testbatterie der vorliegenden Erhebung setzt sich aus folgenden sechs Tests zusammen. • Isometrische Maximalkraft (100 Grad ein- und zweibeinig) 16
Methode • Counter Movement Jump (CMJ) einbeinig und beidbeinig • Loaded CMJ (CMJL) mit 40% Bodyweight (BW) • Drop Jump (DJ) 40 cm • 40 Meter linear Sprint: Abschnittzeiten und Erfassung • SAG: 505 Agility Test für multidirektionale Geschwindigkeit Im folgenden Abschnitt werden die einzelnen Tests genauer erläutert. Isometrische Maximalkraft Maximalkraft ist die neuromuskuläre Fähigkeit, willkürlich eine grösstmögliche Kraft gegen einen Widerstand aufbringen zu können. Dies kann bei isometrischen, dynamisch konzentri- schen oder exzentrischen maximalen Muskelaktionen durchgeführt werden. In der vorliegen- den Testbatterie geschieht dies isometrisch (Radlinger, Bachmann, & Homburg, 1998). Die Vorteile des isometrischen Maximalkrafttests liegt in der Standardisierbarkeit und der geringen Verletzungsgefahr. Der Test wird bei einem vorherbestimmten Gelenkswinkel von 100 Grad vollzogen. Dieser Winkel wurde gewählt, da die Probanden bei diesem Winkel in der Lage sind höhere Fmax zu generieren als dies bei tiefen Winkeln der Fall sein könnte. Allerdings wird dadurch die Rumpfstabilität stärker beansprucht, was wiederum zu einem diagnostischen Mehr- wert führt. Zudem entsprechen grösser Knie- und Hüftwinkel besser der Körperstellung, in wel- chen die Leistungsspitzen bei vertikalen Sprüngen erzielt werden (Maier et al., 2016). Der Test wurde in einem Kniebeugeständer mit einer fixierten Stange durchgeführt. Vor dem Test positionierten die Testleiter die Kraftmessplatte (MLD-Station Evo2, SP Sport, Austria) unter dem Kniebeugenständer oder einer anderen geeigneten Vorrichtung so, dass die vier Plat- tenstandfüsse fest mit dem Boden in Kontakt sind. Bei der Körperstellung des Athleten wurde darauf geachtet, dass diese grundsätzlich immer dieselbe ist und einer typischen Haltung einer dynamischen Kniebeugenbewegung gleicht. Der Athlet stand mit einer Hantel auf den Schul- tern und den Füssen zentriert auf der Kraftmessplatte. Die Höhe der Stange wurde mit einer Umrechnungsformel über die Körpergrösse und -proportionen definiert. Beim Kontrollieren der Durchführung und der Körperstellung galt es darauf zu achten, dass die Hantel auf dem Kaputzenmuskel oberhalb der Schulterblätter liegt, die Füsse direkt unter der Hantel und die Fersen schulterbreit sind. Zudem musste der Athlet darauf hingewiesen werden, dass der Druck über die ganze Sohle verteilt werden sollte, die Knie über den Fussspitzen und in der Achse zwischen Füssen und Hüften sind. Bei der einbeinigen Messung galt es den Fuss des zu mes- senden Beins zentriert auf der Platte zu positionieren und das inaktive Bein hinten anzuheben. 17
Methode Wichtig bei der Durchführung war es, dass nach Startbefehl des Testleiters der Druck gegen die Hantel und die Kraftmessplatte über zwei Sekunden bis zum Maximum kontinuierlich auf- gebaut wurde. Anschliessend sollte der erreichte maximale Druck für zwei Sekunden gehalten werden. Die Testperson hatte je zwei bis drei einbeinige wie auch zwei bis drei beidbeinige Versuche und musste zwischen diesen jeweils eine Pause von 60 Sekunden einhalten. Für die Interpretation der Daten dienen primär die beidbeinige Fmax rel, welche auf das Körpergewicht skaliert ist wie auch die Fmax rel für das linke und rechte Bein (Maier et al., 2016). Da beim Fussballsport das eigene Körpergewicht beschleunigt oder abgebremst wird und keine externe Objekte bewegt werden müssen ist, die Fmax rel eine entscheidende Kennzahl bei der Interpreta- tion der Maximalkraft (Stolen et al., 2005). Deshalb werden auch weitere Kennzahlen, welche in dieser Arbeit verwendet werden, wo sinnvoll, in Relation zum Körpergewicht gesetzt. Counter Movement Jumps Bei der Diagnostik der Explosivkraft eignen sich ballistische Bewegungsformen in Form von Wurf oder Sprung am besten. Mit ballistischen Bewegungsformen sind Aktionen gemeint, bei welchen das Objekt am Schluss zum fliegen kommt (Lake, Lauder, Smith, & Shorter, 2012). Geeignet dafür sind vertikale Sprünge, da die unteren Extremitäten einerseits ein wichtiger Fak- tor beim Fussball sind, andererseits erfordern vertikale Sprünge aber auch eine maximale Ak- tivierung der gesamten Streckerkette (Fuss-, Knie, Hüft- und unteren Rückenstreckermuskeln) (MacKenzie, Lavers, & Wallace, 2014). Die Sprungtests wurden ebenfalls auf einer Kraftmess- platte (MLD-Station Evo2; SP Sport, Austria) durchgeführt. Die Ausgangslage bei der Durch- führung war immer dieselbe. Bei allen Sprüngen befindet sich der Athlet zuerst in einer neut- ralen, aufrechten Körperstellung. Die Füsse sind etwa auf Hüftbreite, die Hände auf dem Be- cken abgestützt und der Kopf ist gerade ausgerichtet. Bei der Ausführung ist darauf zu achten, dass die Hände das Becken nicht verlassen, der Sprung so vertikal wie möglich ausgeführt wird und das Sprung-, Knie- und vor allem das Hüftgelenk beim Absprung voll gestreckt sind. Beim CMJ ist zudem die Ausholbewegung des Athleten zu kontrollieren. Diese soll dynamisch und nicht zögerlich durchgeführt werden. Es wurden jeweils drei gültige, maximale Sprünge erfasst. Die Testperson absolvierte drei zweibeinige und je drei einbeinige Sprünge. Bei den einbeini- gen Sprüngen war darauf zu achten, dass der Bewegungsablauf auf beiden Seiten nahezu iden- tisch ist. Zwischen den Sprüngen musste eine Pause von 10 bis 15 Sekunden eingelegt werden. Da im Fussball keine zusätzlichen Lasten bewegt werden, dient als Kennzahl für die Beurtei- lung der Explosivkraft die einbeinige und beidbeinige Sprungleistung relativiert zum Körper- gewicht (CMJ Prel) in Watt pro Kilogramm. Es wurde dabei der Durschnitt der gültigen Ver- suche verwendet. 18
Methode Loaded Jump Counter Movement Jump (LCMJ) Neben den beidbeinigen statodynamisch Sprüngen wurden zudem Sprünge mit Zusatzlast durchgeführt, um sich noch ein besseres Bild der Explosivkraft machen zu können. Wie Hübner (2016) aufgezeigt hat, wird bei einem etablierten Testprotokoll, bei welchem die Zusatzlast kontinuierlich in 20%-Schritten bis 100% erhöht wird, die maximale Leistung in einem linear abfallenden Verlauf resultieren. Um die Belastung für die Probanden möglichst gering zu halten wurde für diesen Zweck ein Zusatzgewicht von ca. 40% des jeweiligen Körpergewichts des Athleten verwendet Auch dieser Sprungtest wurde auf einer Kraftmessplatte (MLD-Station Evo2, SP Sport, Austria) durchgeführt. Insgesamt wurden zwei gültige Sprünge erfasst und jeweils auf eine Pause von 60 Sekunden zwischen den Sprüngen geachtet. Bei der Durchfüh- rung gelten für die Positionierung des Athleten, die Ausführungskriterien dieselben Punkte wie beim Ausführen des CMJ ohne Zusatzgewicht beim Quattro Jump. Für die Beurteilung der Leistung wird ebenfalls das Ergebnis in Relation zum Körpergewicht gesetzt (CMJL Prel). Hierfür wurde ebenfalls der Mittelwert beider gewerteten Sprünge verwendet. Drop Jump 0.4 Meter Der DJ wird für die Testung der Reaktivkraft durchgeführt. Die Reaktivkraft bezeichnet die Fähigkeit, bei kurzen Dehnungsverkürzungs-Zyklen (DVZ) des Muskel-Sehnen-Systems einen möglichst grossen Impuls zu generieren. Beim üblichen Test zur Messung der Reaktivkraft der unteren Extremitäten wird von einer Initialhöhe weggesprungen, um eine Flugphase-Boden- kontakt-Sequenz zu inszenieren. Beim Bodenkontakt wird so eine kurze reaktive Hüpfbewe- gung gefordert (Maier et al., 2016). Auch in diesem Test wurde die Messung mittels der Kraft- messplatte durchgeführt bei einer Absprunghöhe von 0.4 Metern. Aus zeitlichen wie auch be- lastungstechnischen Gründen wurde auf die sonst üblichen zusätzlichen Sprüngen aus 0.2 Me- ter und 0.6 Meter verzichtet. Beim testspezifischen Aufwärmen wurde auf eine Erwärmung der Fussgelenke geachtet und anschliessend wurden drei bis vier Probesprünge absolviert. Für die finale Messung standen dem Athleten zwei bis drei Versuche zur Verfügung. Bei der Ausfüh- rung wurde darauf geachtet, dass der Athlet nicht abspringt, sondern sich auf die Kraftmess- platte fallen lässt, beidbeinig landet und gleich wieder abspringt. Auch in dieser Sprungform sollen die Hände das Becken nicht verlassen und der Sprung ist so vertikal wie möglich auszu- führen. Ziel des Sprunges ist es die Bodenkontaktzeit so kurz wie möglich zu halten und zu- sätzlich eine maximale Sprunghöhe zu erreichen. Im Sinne der maximalen Sprunghöhe und der kurzen Bodenkontaktzeit sollen die Sprünge aus dem Fussgelenk erfolgen und keine deutlichen Kniewinkel bei der Durchführung ersichtlich sein. Elementar für die Gültigkeit eines Sprunges ist, dass die Bodenkontaktzeit (tK) unter 250 ms liegt. Dieses Limit gilt als Grenze für einen 19
Methode kurzen DVZ. Neben der Kontaktzeit und der Sprunghöhe werden der Reaktivkraftindex 1 (RKI1) und der Reaktivkraftindex 2 (RKI2) berechnet. Der RKI2 bildet das skalierte Produkt von Bremsleistung und Beschleunigungsmasse während der RKI1 das skalierte Verhältnis der Sprunghöhe zur Kontaktzeit darstellt (Maier, 2016). In der vorliegenden Arbeit wurden beide Indizes verwendet und jeweils die Mittelwerte der zwei besten Versuche verwendet. 40 Meter linearer Sprint Die motorische Sprintschnelligkeit wurde in dieser Erhebung mit einem linearen Sprint gemes- sen. Die Sprintlänge betrug 40 Meter (LS 40m) und die jeweiligen Abschnittszeiten wurden bei 10 (LS 10m), 20 (LS 20m) und 30 Metern (LS 30m) gemessen. Die erste Messung erfolgte 0.5 Meter nach dem Start. Wie Debaere et al. (2013) beschrieben hat, sind die ersten 10 Meter für die Beschleunigung entscheidend und ab 36 Metern beginnt die Phase der maximalen Ge- schwindigkeit. Die Zeit dazwischen wird als Übergangsphase bezeichnet. In der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus der Datenauswertung deshalb auf der Beschleunigungszeit (LS 10m) und der Phase der maximalen Geschwindigkeit (LS 40m und LS 30-40m). Für die Messung wurden Fusion Sport Smart Speed Lichtschranken und Markierungshütchen verwendet. Bei der Ausführung wurde darauf geachtet, dass der Spieler beim Start mit dem Fuss direkt auf der Startlinie steht und der Oberkörper eine Ausholbewegung nach hinten macht, jedoch ohne die Füsse vom Boden zu heben. Der Start befand sich 0.5 Meter vor der ersten Zeitmessung, damit ungewollte Startauslöser vermieden und aus der oben beschriebenen Position gestartet werden konnte. Es wurden jeweils zwei gültige Versuche gewertet. Dabei galt es zwischen den Sprints jeweils eine Pause von vier Minuten einzuhalten. Abbildung 2 zeigt den Aufbau und Masse eines solchen linearen Sprinttests. Abbildung 2. Eigene Darstellung des Aufbaus und Vermassung des linearen Sprints. 20
Methode 505 Agility Test Die Wendigkeit wie auch die Fähigkeit von schnellen Richtungswechseln wird mit einem Shut- tle-Sprinttest ermittelt. Dieser Sprinttest beinhaltet zwei 180° Wenden (SAG). Der Athlet star- tet dabei mit einem 5 Meter Sprint in eine Richtung, bremst ab, dreht sich und sprintet 10 Meter in die entgegengesetzte Richtung, um erneut abzubremsen um nach der zweiten 180° Wende 5 Meter in Richtung Start zu sprinten. Für die Messung wurden Fusion Sport Smart Speed Licht- schranken und Markierungshütchen verwendet. Bei der Durchführung galt es darauf zu achten, dass der Athlet bei der Wende jeweils das Hütchen mit der Hand berührte. Der Spieler hatte jeweils 2 Versuche, wovon der bessere gewertet wurde. Zwischen den Sprints galt es die Pause von 4 Minuten einzuhalten. Abbildung 3 zeigt den Aufbau und Masse eines solchen multidi- rektionalen Sprinttests. Abbildung 3. Aufbau und Vermassung des multidirektionalen Sprints. 2.4 Datenanalyse In einem ersten Schritt wurde die deskriptive Statistik der Daten und einzelnen Parameter er- stellt. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden zwecks Beurteilung der Lage der Daten die genannten relevanten Variablen mittels Shapiro Wilk Test auf ihre Normalverteilung über- prüft. Dies da die Normalverteilung eine Grundvoraussetzung für die in dieser Arbeit angewen- deten inferenzstatistischen Tests ist. Alle Parameter waren normalverteilt und somit wurde für diese Daten Pearson’s lineare Korrelation angewandt. Weiter wurden die Mittelwerte und Stan- dardabweichungen der einzelnen Variablen je Mannschaft und für die gesamten Teilnehmen- den berechnet. Für die Beurteilung der Zusammenhänge zwischen den Leistungsindikatoren, wurde Pearson’s lineare Korrelation genutzt. In einem ersten Schritt wurden die Daten der in- tegrierten Variablen mittels Scatterplots auf Ausreisser überprüft. Es konnte festgehalten wer- den, dass keine entscheidenden Ausreisser ersichtlich waren. Nach Keiner, Sander, Wirth, 21
Methode Hartmann und Yaghobi (2014) können die Werte der Korrelation wie folgt beurteilt werden. 0 = keine Korrelation, 0
Methode Abbildung 4. Übersicht zur Berechnung des Regressionsmodells. Zur Beantwortung der Fragestellung 3 wurden die Mittelwerte der einzelnen Spielpositionen mittels einfaktorieller Varianzanalyse berechnet und verglichen. Es wurde nach positionsspe- zifischen Unterschieden betreffend der neuromuskulären Leistungsindikatoren wie auch der li- nearen und multidirektionalen Sprintgeschwindigkeit gesucht. Um der Alphafehlerkumulie- rung entgegenzuwirken, wurde in dieser Auswertung die Bonferroni Korrektur angewandt. Auch wenn die Mittelwertunterschiede signifikant sein sollten, stellte sich trotzdem die Frage, ob diese gross genug sind, um von Bedeutung zu sein. Für diese genauere Beurteilung der Gruppenunterschiede wurden die Effektstärken nach Cohen berechnet: schwacher Effekt d = 0.20, mittlerer Effekt d = 0.5 und starker Effekt d = 0.80 (Cohen, 1988). Allgemein werden Effektstärken von 0.30 – 0.50 als moderat und Effektstärken von 0.1 – 0.3 als klein bzw. < 0.10 als trivial bezeichnet (Bortz & Döring, 2006). In der vorliegenden Arbeit werden die Effekt- stärken gemäss der allgemeinen Anwendung beurteilt. Es werden zudem nur die Effektstärken angegeben, welche d > 0.20 sind. Sämtliche Auswertungen und Analysen der Daten wurden mit der Software SPSS 26 durchge- führt. 23
Resultate 3 Resultate In Tabelle 2 wird die deskriptive Statistik zu den wichtigsten neuromuskulären Leistungsindi- katoren und Sprintzeiten aller Probanden (n = 48) dargestellt. Ein Testteilnehmer konnte aus rekonvaleszenten Gründen den Counter Movement Jump mit Zusatzlast nicht absolvieren. Die- ser Test konnte deshalb nur 47 von 48 Personen durchgeführt werden. Tabelle 2 Deskriptive Statistik der Testbatterie Masseinheit n Minimum Maximum Mittelwert Std. - Abweichung Fmax rel bb N-kg 48 22.52 36.50 30.26 3.12 Fmax rel eb N-kg 48 17.15 29.95 20.77 1.79 CMJ Pmax rel bb W-kg 47 50.40 68.30 59.25 5.09 CMJ Pmax rel eb W-kg 48 29.50 45.90 37.24 3.45 CMJL Pmax rel W-kg 47 45.01 65.08 55.38 4.48 RKI1 AU 48 15.51 29.35 21.25 3.09 LS 10m s 48 1.67 1.93 1.77 0.05 LS 40m s 48 5.05 5.75 5.39 0.16 LS 30-40m s 48 1.09 1.29 1.16 0.05 SAG s 48 4.53 4.50 4.78 0.10 Anmerkungen. Alle Werte sind als Mittelwerte ± Standardabweichung angegeben. Zusätzlich sind die minimalen und maximalen Werte ausgewiesen. Alle Daten wurden am Testtag gemessen. Fmax rel bb = Beidbeinige isometrische Maximalkraft relativiert auf das Körpergewicht; Fmax rel eb = Einbeinige isometrische Maximalkraft relativiert auf das Körpergewicht; CMJ Pmax rel bb = Watt beim Counter Movement Jump beidbeinig relativiert auf das Körpergewicht; CMJ Pmax rel eb = Watt beim Counter Movement Jump ein- beinig relativiert auf das Körpergewicht; CMJL Pmax rel = Watt beim Counter Movement Jump unter Zusatzlast relativiert auf das Körpergewicht; RKI1 = Reaktivkraftindex 1; LS = linearer Sprint; SAG = 505 Agility Test. 24
Resultate Forschungsfrage 1 Es kann festgehalten werden, dass die Auswertung der Daten der definierten neuromuskulären Leistungsindikatoren und deren Zusammenhang untereinander und auf die lineare und multidi- rektionale Sprintleistung signifikante Ergebnisse (p < .01 bis p < .05) aufweist. Die Resultate zeigen wenige schwache bis mittlere Korrelationen innerhalb der neuromuskulären Leistungs- indikatoren Fmax rel bb, Fmax rel eb, CMJ Pmax rel bb, CMJ Pmax rel eb und CMJL Pmax rel auf. Auch in Bezug auf die Sprintleistungen beschreiben die einzelnen Parameter der neuromuskulären Leis- tungsfähigkeit einige schwache bis mittlere Korrelationen. Die Explosivkraft weist im Ver- gleich zu den übrigen neuromuskulären Leistungsindikatoren die deutlicheren möglichen Zu- sammenhänge mit den Sprintzeiten auf. Betreffend der Maximalkraft konnten für den einbei- nigen Maximalkraftparamtern Fmax rel eb und die Abschnittszeit LS 40m schwache signifikante Zusammenhänge festgestellt werden. Zwischen dem Reaktivkraftindex RKI1 und der Ab- schnittszeiten LS 10m konnte eine schwache Korrelation notiert werden, welche mit zuneh- mender Distanz jedoch abnimmt. Ebenso wurden keine möglichen Zusammenhänge zwischen der multidirektionalen Geschwin- digkeit und den definierten neuromuskulären Leistungsindikatoren festgestellt. Da die Ergeb- nisse der einbeinigen und der beidbeinigen Maximalkraft mit den anderen neuromuskulären Leistungsindikatoren sich nicht erheblich voneinander unterscheiden und Fussball betreffend den unteren Extremitäten hauptsächlich eine unilaterale Sportart ist, werden für die Beantwor- tung der weiteren Forschungsfragen für den Maximalkraftparameter die einbeinigen Werte ver- wendet. Im Weitern scheint der einbeinige Maximalkraftparameter der bessere Prädiktor für die übrigen Parameter zu sein. Für die Explosivkraft wird der CMJ Pmax rel bb verwendet, da die- ser ebenfalls der geeignetste Prädiktor unter den Explosivkraftparamatern zu sein scheint. Alle Korrelationen werden in Tabelle 3 angegeben und im Anhang C genauer erläutert. 25
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