11 energie||wasser-praxis - Innovationspreis der Deutschen ...

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energie | wasser-praxis
Versorgung | Wasser          Forschung | Gas                  Spurenstoffe | Wasser
Stadtwerke Duisburg setzen   Projekt untersucht Rolle von     NT-Analytik zur Überwachung
Hochbehälter instand         Gas bei der Energiewende         von Trinkwasserressourcen

                                        72. Jahrgang | November 2020 | ISSN 1436-6134

                        Klimaschutz
                      mit grünen Gasen

                                                            www.energie-wasser-praxis.de
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© wvgw, 11/2020

                  Wir beraten Sie gerne. Rufen Sie uns an!
                  Telefon: 0228-9191-40 oder schreiben Sie eine Mail an info @wvgw.de.

                  Mehr unter trge.de
11 energie||wasser-praxis - Innovationspreis der Deutschen ...
EDITORIAL

Initiative „Zukunft Leitungsbau“:
Aufbruch in eine neue Zukunft                                                                Fritz Eckard Lang

Die Leitungsbaubranche steht für zahlreiche, auf politi-       taugliche P
                                                                         ­ rioritätenpläne für alle im Leitungsbau zu erbrin-
scher Bühne gestellte Weichen in der Verantwortung, mit        genden Bauaufgaben, verbesserte Planungs- und Ausschrei-
baulichen Mitteln zuallererst ein solides Fundament zu le-     bungsmodalitäten beim Netzausbau und -erhalt und eine
gen. Ob wir auf den sektorenübergreifenden Umbau des           Verstetigung der Vergabeleistung an Bauunternehmen. Da-
Energiesystems blicken oder auf die für eine Weiterentwick-    rüber hinaus brauchen wir eine langfristige Terminplanung
lung des Wirtschaftsstandorts Deutschland dringend erfor-      und – das ist besonders entscheidend – einen klaren Fokus
derliche Digitalisierung: Die Umsetzung dieser gesellschaft-   auf Qualität. Dazu ein Beispiel: Aktuell dürfen wir es nicht
lich definierten Zielgrößen wird niemals ohne die techni-      akzeptieren, dass Glasfasernetze im Eiltempo in der Erde
sche Basis einer leitungsgebundenen Infrastruktur funkti-      verbuddelt werden. Denn dabei werden Regelwerke mit dem
onieren. Ohne den in unserer Branche fest verwurzelten         Anspruch auf höchste Qualität ignoriert, Bestandsnetze von
technischen Sachverstand wird es außerdem nicht gelingen,      Gas, Wasser, Fernwärme und Strom leichtfertig überbaut
Power-to-Gas-Technologien wirtschaftlich einzusetzen und       und enorme Langzeitschäden produziert. Aber wer unbe-
Wasserstoff als grünen Energieträger der Zukunft nachhal-      dacht handelt und billig einkauft, zahlt bekanntlich zwei-
tig nutzbar zu machen. Auch über eine flächendeckende          mal. Dieser unangemessene Geschwindigkeitsrausch wird
digitale Infrastruktur von Weltklasse wird Deutschland         die Allgemeinheit teuer zu stehen kommen. Dabei begegnet
nicht zeitnah verfügen ohne die in unserer Branche vorhan-     der Leitungsbau dieser fast beispiellosen Qualitätsverges-
dene Expertise.                                                senheit mit einer Reihe hervorragender Präqualifikations-
                                                               systeme, deren Anwendung ein nachhaltiges und qualitäts-
Zudem stellen wir Leitungsbauer uns jeden Tag mit Begeis-      orientiertes Bauen befördert. All das kann aber niemand
terung und Leidenschaft unserer Verantwortung für einen        allein stemmen. Was wir brauchen, ist eine koordinierte
generationenübergreifenden Ausbau und Erhalt der unter-        Zusammenarbeit aller Akteure des Leitungsbaus.
irdischen Ver- und Entsorgungsnetze. Und das im festen
Bewusstsein, dass die reibungslose Funktionalität dieser       Deshalb haben der DVGW, der rbv und die Bundesfachab-
kritischen Infrastrukturen von entscheidender Bedeutung        teilung Leitungsbau im HDB – im festen Glauben daran, dass
im Sinne der Daseinsvorsorge ist – im Normalbetrieb und        nur ein gutes Zusammenspiel aller beteiligten Partner im
besonders in der aktuellen pandemiegeprägten Krisensitu-       Bausektor dazu beitragen wird, diesen vielen Herausforde-
ation. Damit steht unsere Branche vor einigen in dieser        rungen unserer Branche angemessen zu begegnen – die
Vielzahl und Komplexität selten zuvor gekannten baulichen      Initiative „Zukunft Leitungsbau“ ins Leben gerufen. Mit ihr
Herausforderungen, die wir zudem vor dem Hintergrund           möchten Auftraggeber und Auftragnehmer partnerschaft-
eines sich weiterentwickelnden Fachkräftemangels adres-        lich und auf Augenhöhe die für sie wichtigsten Reibungs-
sieren müssen. Diesem Umstand werden wir nur durch eine        punkte der Branche gemeinschaftlich aufschlüsseln, um
Fülle struktureller Veränderungen begegnen können, die es      Verbesserungspotenziale zu identifizieren und Lösungsan-
nun endlich auf den Weg zu bringen gilt.                       sätze zu erarbeiten. Dies ist eine historische Chance für den
                                                               Leitungsbau in Deutschland und ein Aufbruch in eine neue
Auftraggeber müssen weiterhin alles daransetzen, den In-       Zukunft. W
vestitionsstau aufzulösen, der unsere Netze wie auch unse-
re Bauunternehmen über lange Jahre gefährdet hat. Wir
benötigen klare politische Rahmenbedingungen, praxis­          Fritz Eckard Lang ist Präsident des Rohrleitungsbauverbandes e. V.

energie | wasser-praxis   11/2020                                                                                                   3
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I N H A LT

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       Klimaschutz mit
       grünen Gasen
       Ab Seite 38
                                                                                            64                                                           84

    Titel Quelle: hoo_arts/iStock.com, radoma/iStock.com, liquidplanet/iStock.com, Leontura/iStock.com, samuii/stock.adobe.com 14 Trinkwasser-Hochbehälter in Duisburg
    saniert 44 Wasserstoff-Forschung im Projekt „HYPOS:H2-Netz“ 64 Zukünftige Wasserstoffinfra­struktur aus Sicht des Leitungsbaus 84 Ich mach was mit ...

       3|    EDITORIAL                                                                    27 | Non-Target-Analytik für eine vorsorgliche Überwachung von
                                                                                                  Trinkwasserressourcen und -aufbereitungsprozessen •
                                                                                                  Dr. Vanessa Hinnenkamp, Dr. Peter Balsaa, Dr. Ulrich Borchers,
                                                                                                  Dr. David Schwesig
       6|    NACHRICHTEN
                                                                                                                                                                     NEUE
                                                                                                                                                                     SERIE
    			 INTERVIEW                                                                       			 FORSCHUNG & ENTWICKLUNG
                                                                                          34 | Forschung zur Anpassung an den Klimawandel: Die
     12 | „MARCOGAZ ist für uns deutlich wertvoller geworden!“
                                                                                                  Redaktion der „DVGW energie | wasser-praxis“ im Gespräch
    			      •Die Redaktion der „DVGW energie | wasser-praxis“ im
                                                                                                  mit Dr. Tim aus der Beek (IWW Zentrum Wasser) und
             Gespräch mit Prof. Dr. Gerald Linke
                                                                                                  Dr. Andreas Korth (TZW: DVGW Technologiezentrum Wasser)

                                                                                          38 | Die Rolle von Gas bei der Energiewende – Vorstellung des
                                                                                               DVGW-Leitprojektes „Roadmap Gas 2050“ • Dr. Frank Graf,
    			 TECHNIK                                                                                Wolfgang Köppel, Katharina Bär, Jens Hüttenrauch, Dr. Frank
     14 | Ertüchtigung nach 65 „Dienstjahren“: Instandsetzung des                              Burmeister, Dr. Stefanie Schwarz, Janosch Rommelfanger
             Hochbehälters Försterberg der Stadtwerke Duisburg •
             Thomas Oertel, Prof. Dr.-Ing. Manfred Breitbach,                             44 | Fortschritte im Wasserstoff-Forschungsprojekt „HYPOS:
             Sebastian Hof                                                                     H2-Netz“ • Patrick Becker, Martin Glas

                                                                                          48 | Modal-Switch in Wohnquartieren und -gebäuden:
                                                                                               ­Perspektiven für KWK-Anlagen • Ronny Erler
    			 ORGANISATION & MANAGEMENT
     22 | Das Verbundprojekt MikroModell: Verminderung von                                56 | Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden: Erfolgrei-
             Mikroschadstoffeinträgen ins Gewässer – Teil 2 •                                  cher Abschluss des Projektes „WASh2Emden“ • Dr. Andreas
             Dr. Mareike Braeckevelt, Dr. Stephan Beil, Dr. Dirk Jungmann,                     Hänel, Sören Berg, Adenike Bettinger, Marcel Frerichs, Manuel
             Prof. Dr. Peter Krebs, Gerold Fritsche, Gunda Röstel                              Gigli, Dr. Matthäus Wuczkowski

4                                                                                                                                        energie | wasser-praxis   11/2020
11 energie||wasser-praxis - Innovationspreis der Deutschen ...
sweit
                                                                                                    Bunde
                                                                                                                   bar!
 64 | Gamechanger und Klimaschützer: Ist Wasserstoff der Energieträger der
      Zukunft? • Andreas Hüttemann
                                                                                                     e r r e i c h

			 TECHNISCHE REGELN & NORMEN
 68 | CNG-Tankstellen; Planung, Bau, Prüfung und Inbetriebnahme •
      Dr. Thomas Aumeier

 69 | DVGW-TRGE Effizienz • Dennis Klein

 70 | Anlagen für die Aufbereitung und Einspeisung von Biogas in Gasnetze – Teil 2:
      Fermentativ erzeugte Gase – Betrieb und Instandhaltung • Finn Grohmann

 70 | Ankündigung zur Fortschreibung des DVGW-Regelwerks

 70 | Fortschreibung des DVGW-Regelwerks

			 DVGW AKTUELL
 72 | Mit fachlichen und personellen Informationen und Nachrichten
          aus der Vereinsarbeit sowie Terminen und Veranstaltungen

			 VERANSTALTUNGEN
 82 | DVGW-Veranstaltungsvorschau für November und Dezember 2020

			 ARBEITS | welten
 84 | Ich mach was mit Trinkwasser

			 BILDUNGS | welten
 86 | Relaunch abgeschlossen: Berufsweltenportal Energie & Wasser für die
          Zukunft gerüstet
                                                                                      LIEBER EINMAL
 88 |     PRAXIS & PRODUKTE                                                           ANGEFRAGT ALS
                                                                  ner für die
                                                     Mit Jahrespla aft 2021!
                                                                                      EWIG GESUCHT!
			 SERVICE                                          Wasserwirtsch
 93   |   Grüne Gase                                                                  Mit einer einzigen Online-
 93   |   Rohrleitungsbauunternehmen
 94   |   Bezugsquellen                                                               Anfrage über das Leitungs-
 98   |   Impressum                                                                   auskunftsportal der infrest
                                                                                      erreichen Sie bundesweit
                                                                                      die angebundenen Versor-
                                                                                      gungsunternehmen und Be-
                                                                                      hörden, die für Ihr Baugebiet
                                                                                      zuständig sind.
                                                                                      Leitungsanfrage versenden
                                                                                      unter www.infrest.de

energie | wasser-praxis   11/2020                                                                                   5
11 energie||wasser-praxis - Innovationspreis der Deutschen ...
NACHRICHTEN

            KOLUMNE

    Der Aufbruch ins globale Wasserstoffzeitalter
    hat begonnen
                                                                                       Jahren planen weitere Staaten, ihre H2-   werden perspektivisch große Teile
                                                                                       Strategien zu veröffentlichen. Diese      ihres H 2 -Bedarfs über Importe de-
                                                                                       Länder machen rund 80 Prozent des         cken. Traditionelle Öl- und Gasexpor-
                                                                                       weltweiten BIP aus, es sind also keine    teure werden Wasserstoff ebenfalls in
                                                                                       kleinen Staaten, die sich auf den Weg     ihr Angebot mit aufnehmen, zu-
                                                                                       ins H2-Zeitalter machen wollen.           nächst aus Erdgas, anschließend aus
                                                                                                                                 erneuerbaren Energien – mancherorts
                                                                                       Unsere neue Studie „International Hy-     zudem aus Kernenergie. Dabei entste-
                                                                                       drogen Strategies“ hat die verschiede-    hen auch neue Gelegenheiten für in-
                                                              Quelle: Weltenergierat

                                                                                       nen H2-Stategien um den Globus mit-       ternationale Kooperationen.
                                                                                       einander verglichen. Die Motivation
                                                                                       hinter diesen Strategien ist unter-       Unsere Analyse schätzt, dass wir bis
                                                                                       schiedlich, im Zentrum stehen Klima-      2050 ein Nachfragepotenzial von bis zu
    Nicole Kaim-Albers ist Büroleiterin der Geschäftsstelle                            schutz, die Integration von erneuerba-    9.000 Terawattstunden (TWh) haben
    Weltenergierat – Deutschland und berichtet an dieser                               ren Energien oder die Stärkung der ei-    werden – dies entspricht etwa der Hälf-
    Stelle regelmäßig über dessen Arbeit.                                              genen Wirtschaft über Einnahmen           te der Primärenergie, die die EU28 der-
                                                                                       durch den Export von H2-Erzeugnissen      zeit im Jahr verbraucht. Wer heute im-
    Erst hatte Japan eine, dann Frank-                                                 oder -technologien. Auch der Fokus auf    mer noch glaubt, der Hype geht vorbei,
    reich, dann Südkorea. Heute haben                                                  die Anwendungsbereiche divergiert         der irrt. W
    über zehn Staaten und die Europäische                                              zwischen Industrie, Transport, Gebäu-
    Union eine. Die Rede ist von Wasser-                                               de und Energiesektor. Große Industrie-    Kontakt:
    stoffstrategien. In den nächsten fünf                                              nationen wie Deutschland oder Japan       kaim@weltenergierat.de

      VERANSTALTUNGSTIPPS!
    1. bis 2. Dezember 2020, Bonn & virtuell                                           14. bis 15. Dezember 2020 in Bonn         14. bis 15. Dezember 2020, Hamburg & virtuell
    Wasserstoff als Baustein der                                                       Armaturen in der­Wasser­                  25. Kolloquium Gas- und Wasser­
    Sektorenkopplung                                                                   versorgung                                messung 2020
    Mit der nationalen Wasserstoffstrategie                                            Wasser marsch! Absperrarmaturen           Zum 25. Kolloquium Gas- und Wasser-
    hat die Bundesregierung die Weichen für                                            und Anbohrarmaturen sichern den Be-       messung 2020 treffen sich Prüfstellen-
    den Energieträger der Zukunft gestellt.                                            trieb der Wasserversorgung. Erweitern     leiter und Fachleute des Messwesens in
    Die Technologien für die H2-Anwen-                                                 Sie unabhängig und kompakt Ihr Wis-       der Handwerkskammer in Hamburg.
    dung in den Bereichen Verkehr, Indus­                                              sen über Grundlagen, Anwendungspra-       Hier tauschen sich Experten mit Behör-
    trie und Wärme stehen bereit – es gilt                                             xis und Aspekte der Digitalisierung von   denvertretern aus und diskutieren gas-
    jedoch, die neuen Rahmenbedingungen                                                Armaturen in der Wasserversorgung. Es     und wasserspezifische Themen der
    noch genau zu definieren. Gemeinsam                                                erwarten Sie praxisnahe Anwender­         Mengenmessung. Die Präsenzplätze in
    möchten wir uns mit Ihnen über die Zu-                                             berichte u. a. von GELSENWASSER,          Hamburg sind bereits ausgebucht, mel-
    kunft einer funktionierenden Wasser-                                               ­Siemens, Hawle Armaturen. An The-        den Sie sich aber jetzt gerne noch für
    stoffwirtschaft im Westen Deutschlands                                              mentischen werden darüber hinaus in      die Online-Teilnahme an.
    austauschen und laden Sie dazu herzlich                                             Kleingruppen aktuelle Fragestellungen
    zur Fachkonferenz ein.                                                              diskutiert.

    www.dvgw-kongress.de/wasserstoff                                                   www.dvgw-kongress.de/armaturen            www.dvgw-kongress.digital/25-kolloquium

6                                                                                                                                                  energie | wasser-praxis   11/2020
11 energie||wasser-praxis - Innovationspreis der Deutschen ...
DVGW veröffentlicht zwei neue technische Regeln
für Effizienz
Parallel zum Inkrafttreten des neuen       Die TRGE 2 gibt einen Über-
Gebäudeenergiegesetzes (GEG) veröf-        blick über die industrielle
fentlicht der DVGW seine zwei neuen        Gasnutzung in Deutschland
                                                                                                                                           DVGW -TR
                                                                                                                                                                  G
                                                                                                                                                              E Effizienz
technischen Regeln für Effizienz. Die      und beschreibt die Optimie-          DVGW-TRGE Effizienz                                       Technisch
                                                                                                                                                        e
                                                                                                                                          Teil 2 – Th Regel
                                                                                Technische Regel                                                        ermische
sogenannte TRGE 1 beschäftigt sich         rungspotenziale für thermi-          Teil 1 – Wärmeversorgung Gebäu
                                                                                                               de     DVGW G 800-1 (M)
                                                                                                                      November 2020
                                                                                                                                         Technical
                                                                                                                                                   Rule
                                                                                                                                         Part 2 – The
                                                                                                                                                                 Industrie
                                                                                                                                                        Gas Efficienc
                                                                                                                                                     rmal industry y
                                                                                                                                                                              DVGW G 800-
                                                                                                                      Technische Regel                                        November 2 (M)

mit dem effizienten Einsatz von Gas-       sche Prozessanlagen im indus-
                                                                                                                                                                                      2020
                                                                                Technical Rule Gas Efficiency         – Merkblatt –
                                                                                Part 1 – Heat supply buildings                                                               Technische
                                                                                                                                                                                         Regel
                                                                                                                                                                             – Merkblatt
                                                                                                                                                                                         –

technologien zur Wärmeversorgung           triellen Maßstab. Zudem ver-
in Gebäuden, sowohl für den Sanie-         deutlichen beide Regelwerke
rungsfall als auch bei Neubauten. Frei     das Potenzial und den mögli-
nach dem Motto „TRGI macht sicher.         chen zukünftigen Einsatz von
TRGE macht effizient“ ist sie das pas-     grünen Gasen. Beide Regelwer-

                                                                                                                                                                                           Quelle: DVGW
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Shell eröffnet zwei neue LNG-Tankstellen
Der Shell-Konzern hat am 19. Oktober       land“, sagt Fabian Ziegler, Vorsitzender                Das f lüssige Gas soll in einer
2020 zwei neue LNG-Tankstellen eröff-      der Geschäftsführung von Shell in                       100.000-t-Gasverflüssigungsanlage in
net, eine an der A81 in Weinsberg/Ell-     Deutschland. „Wir sind fest davon über-                 der Kölner Rheinland Raffinerie her-
hofen und eine am Lohfeldener Rüssel       zeugt, dass es uns gemeinsam mit Kun-                   gestellt werden. Die Anlage soll – vor-
an der A7 nahe Kassel. Beide Stationen     den und Gesellschaft gelingen kann,                     behaltlich der notwendigen Geneh-
sind jeweils für täglich bis zu 150 LNG-   Treibhausgas-Emissionen nachhaltig                      migungen – im Herbst 2022 in Betrieb
Lkw ausgelegt. „Dem Transportsektor        und wirtschaftlich zu reduzieren.“                      gehen. Shells Ziel ist, dazu beizutra-
bereits in absehbarer Zeit klimaneutra-                                                            gen, innerhalb weniger Jahre im deut-
les LNG und die dazugehörige Infra-        Zum Shell-Programm gehört neben                         schen Schwerlastverkehr jährlich bis
struktur zur Verfügung zu stellen, ist     dem Ausbau des LNG-Stationsnetzes                       zu 1 Mio t. CO2 einzusparen. Für die
Teil unserer Transformation als Energie-   auf 35 bis 40 Stationen auch der Auf-                   Rheinland Raffinerie ist die geplante
unternehmen auf dem Weg zu Netto-          bau einer vollständigen Lieferkette für                 LNG-Anlage Teil der Ausrichtung auf
Null-Emissionen und einer unserer Bei-     CO2 -neutrales LNG in Deutschland                       nachhaltige, kohlenstoff­ärmere Ener-
träge zur Energiewende in Deutsch-         auf Basis verflüssigten Biomethans.                     gielösungen. W

                 ENERGIEWENDE MIT                                                                                Germany
                 H2-TECHNOLOGIE                                                                                  KLINGER GmbH
                 KLINGER®-Dichtungen sind dabei                                                                  Rich.-Klinger-Straße 37
                                                                                                                 D-65510 Idstein
                                                                                                                 T + 49 61 26 4016 - 0
                                                                                                                 F + 49 61 26 4016 - 11
                                                                                                                 mail @ klinger.de

                                                                                                                 www.klinger.de

energie | wasser-praxis   11/2020                                                                                                                                                   7
11 energie||wasser-praxis - Innovationspreis der Deutschen ...
NACHRICHTEN

    21. Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft 2020:
    Gasbranche zeichnet Klimaschutzideen aus
                                                                                                                wird am HZDR untersucht, wie man
                                                                                                                diese Gasblasen dazu bringen kann,
                                                                                                                sich früher abzulösen und aufzusteigen,
                                                                                                                um so den Wirkungsgrad bei der Elek­
                                                                                                                trolyse zu erhöhen.

                                                                                                                Der regionalen Gaswende verschrieben
                                                                                                                hat sich die Energieversorgung Mittel-
                                                                                                                rhein. Mit ihrem Projekt „Gasnetz
                                                                                                                2040“ fördert sie den Einsatz von Bio-
                                                                                                                methan und steigert so den Anteil grü-
                                                                                                                ner Gase im kommunalen Netz. Zudem
                                                                                                                nutzt sie effiziente KWK-Anlagen zur
                                                                                                                Energieversorgung. Und auch Wasser-

                                                                                       Quelle: Zukunft ERDGAS
                                                                                                                stofftechnologien sind Teil des umfas-
                                                                                                                senden Konzepts – von der Erzeugung
                                                                                                                über die Speicherung bis hin zur Nut-
                                                                                                                zung. Unternehmen, Hochschulen
                                                                                                                und Bürger arbeiten Hand in Hand, um
                                                                                                                die Energiewende vor Ort voranzutrei-
    Die Preisträger stehen fest: Am 4. No-   Um eine dezentrale Energieversor-                                  ben. Dieses Engagement wurde mit
    vember 2020 wurden die Gewinner des      gung geht es auch Graforce, dem Preis-                             dem Preis in der Kategorie „Klima-
    21. Innovationspreises der deutschen     träger der Kategorie „Effiziente Ener-                             schutz & Kommune“ gewürdigt.
    Gaswirtschaft gekürt. Zahlreiche Zu-     giekonzepte“. Mit dem Projekt „MOA-
    schauer verfolgten das digitale Event    H2eat“ kann eine Wärmeversorgung                                   Neben der Wärme- und Stromversor-
    via Livestream aus Berlin. Vergeben      mit negativer CO2 -Bilanz in die Praxis                            gung spielt auch der Mobilitätssektor
    wurde der Preis unter der Schirmherr-    umgesetzt werden. Dabei wird Bio-                                  für das Erreichen der Klimaziele eine
    schaft des Bundesministeriums für        methan mithilfe des Plasmalysever-                                 wichtige Rolle. CMFluids – Preisträger
    Wirtschaft und Energie von den vier      fahrens in Wasserstoff (H 2) und Koh-                              in der Kategorie „Mobilität & Verkehr“
    Branchenverbänden ASUE, BDEW,            lenstoff (C) zerlegt. Den Wasserstoff                              – entwickelte einen Antrieb, der die Vor-
    DVGW und Zukunft ERDGAS und den          nutzt das Mercure Hotel in Berlin-­                                teile von Elektro- und Verbrennungs-
    Unternehmen Wintershall Dea, Uni-        Moabit für eine emissionsfreie Energie-                            motor vereint. So können Bestandsfahr-
    per und VNG.                             versorgung in modifizierten Brenn-                                 zeuge, wie z. B. die Busse am Flughafen
                                             wertkesseln und Blockheizkraftwer-                                 München, einfach nachgerüstet wer-
    Den Sieg in der Kategorie „Innovative    ken. Dank des Biomethans entzieht                                  den. Das System – bestehend aus einem
    Produkte“ holte sich Bosch mit einer     die Wärmeversorgung des Hotels der                                 Gastank, einem Biogasmotor, einer Puf-
    Technologie, die vor Jahren noch         Atmosphäre jährlich bis zu 1.700 Ton-                              ferbatterie und einer Elektroachse – spart
    fast ausschließlich bei Weltraummis-     nen CO2 .                                                          gegenüber herkömmlichen Antrieben
    sionen zum Einsatz kam. Mit einer                                                                           30 Prozent Energie. Möglich macht dies
    Leistung von 10 kWel und einem           In der Kategorie „Forschung & Entwick-                             die elektrische Antriebsachse, die für
    elektrischen Wirkungsgrad von über       lung“ wurde das Institut für Fluiddyna-                            ein kraftvolles Anfahren und die Rück-
    60 Prozent erschließen sich für die      mik des Helmholtz-Zentrums Dresden-                                gewinnung von Bremsenergie sorgt. Die
    SOFC-Brennstoffzelle bezeichnete         Rossendorf (HZDR) ausgezeichnet. Dort                              Pufferbatterie gleicht den schwanken-
    Technologie neue Einsatzbereiche,        widmen sich die Forscherinnen und                                  den Energiebedarf während des Be-
    zum Beispiel zur dezentralen emissi-     Forscher der Weiterentwicklung des                                 triebs aus und wird mithilfe des grünen
    onsarmen Energieversorgung von           Elektrolyseverfahrens, also der Erzeu-                             Stroms, der durch den Biogasmotor er-
    Rechenzentren oder Fabriken. Min-        gung von Wasserstoff und Sauerstoff                                zeugt wird, kontinuierlich nachgela-
    destens 40 Prozent CO2 spart ein sol-    aus Wasser mithilfe von Strom. Bei die-                            den. Das Ergebnis: saubere Luft, leises
    ches Brennstoffzellensystem gegen-       sem Verfahren können sich Blasen bil-                              Anfahren, kurze Tankzeiten, lange
    über dem Strombezug aus dem öf-          den, die den Stromfluss behindern. Ge-                             Reichweiten und geringe Gesamtkosten
    fentlichen Netz ein.                     meinsam mit Forschern der TU Dresden                               für den Betreiber. W

8                                                                                                                               energie | wasser-praxis   11/2020
11 energie||wasser-praxis - Innovationspreis der Deutschen ...
DVGW

                                                                 Quelle: DVGW
                                                                                                     Kongress GmbH

     Neuer DVGW-Blog online                                                     l dvgw-kongress.de/veranstaltungen

     Der DVGW baut seine digitalen Kommunikations­
     kanäle weiter aus und ergänzt die Website und Social-
     Media-Aktivitäten um einen Blog. Auf der Plattform
     www.dvgw.de/blog bieten kompakte und unterhalt-                            Wasserstoff –
                                                                                Energieträger der
     same Beiträge rund um die Themen Gas, Wasser und
     den Verein „Infotainment“ für eine möglichst breite
     Zielgruppe. Der Fokus liegt dabei auf Abwechslung,
     inhaltlicher Variation und einer allgemeinverständ-
     lichen Tonalität – von der Wasserstoff-Infografik bis
     zu Verbrauchertipps. So wird zum einen der veränder-
                                                                                Zukunft
     ten Nutzergewohnheit im Internet Rechnung getra-
     gen und zum anderen das Ziel verfolgt, die Themen
     und Botschaften des DVGW in der Öffentlichkeit                             VERANSTALTUNGEN ZU WASSERSTOFF
     noch bekannter und zugänglicher zu machen.
                                                                                l Wasserstoff als Baustein der Sektorenkopplung
     Geplant ist eine inhaltliche Erweiterung des Blogs                           01. – 02. Dezember 2020, Online
     im Monatsrhythmus. Das DVGW-Webteam nimmt
     sehr gerne Themenvorschläge oder Gastbeiträge                              l H2 Sicherheit
     entgegen, z. B. Praxiseinblicke in Unternehmen. Bei                          27. Januar 2021, Online
     Interesse kontaktieren Sie das Webteam gerne unter
     webteam@dvgw.de. W                                                         l 1×1 des Wasserstoffs
                                                                                  02. – 03. Februar 2021, Online
                                                                                l Gasinfrastruktur für Erdgas-H2-Gemische
  ZAHL DES MONATS                                                                 04. Februar 2021, Online

99,18 Prozent                                                                                               Sparen Sie bis zu 300,– €
                                                                                                          auf Ihre Anmeldung, wenn Sie
   der Wasserversorger …                                                          KOMBITICKET MIT
                                                                                   PREISVORTEIL
                                                                                                          „1×1 des Wasserstoffs“ und
                                                                                                        „Gasinfrastruktur für Erdgas-H2-
… werden vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)                                   Gemische“ gemeinsam buchen!
nicht als Kritische Infrastruktur eingestuft. Nur wenige Wasserversorgungs-
unternehmen (WVU) überschreiten das vom BSI zugrunde gelegte Kriterium
der 500.000 versorgten Einwohner. Angesichts der hohen Schwellenwerte
                                                                                                                                           © stock.adobe.com / malp

müssen demnach nur 0,82 Prozent der WVU in Deutschland die Standards
des IT-Sicherheitsgesetzes einhalten. Dies geht aus einer Antwort des Bun-
desinnenministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten
Irene Mihallic hervor. Mihalic sagte gegenüber dem HANDELSBLATT: „Die
Trinkwasserversorgung ist einer der wichtigsten Bestandteile der öffentlichen
Daseinsvorsorge und muss ganz besonders geschützt werden.“ Die Bundes-
regierung müsse daher dringend die Schwellenwerte zur Bestimmung solcher
Infrastrukturen überprüfen. „Wir müssen zu einem risikobasierten Ansatz
kommen, der auch mittelgroße Versorger stärker berücksichtigt“, so Mihalic.
Übereinstimmend fordert auch ein Großteil der IT-Sicherheits-Community
eine Absenkung der Schwellenwerte, um auch kleineren Betriebe zu einem
höheren Schutzniveau zu verhelfen. W

energie | wasser-praxis   11/2020                                                                                                     9
11 energie||wasser-praxis - Innovationspreis der Deutschen ...
NACHRICHTEN

     World Energy Outlook 2020: Klimaschutzbemühungen
     unterstreichen Rolle von grünen Gasen
                   Die Internationale Energieagentur (IEA) hat        wartet weltweit für 2020 zwar einen Rückgang
                   in ihrem aktuellen Jahresbericht verschiedene      bei Erdgas von drei Prozent. Die Prognose fällt
                   Szenarien auf dem Weg zu einer weltweiten Kli-     aber deutlich geringer aus als beispielsweise bei
                   maneutralität untersucht. Dabei vergleicht der     Öl (minus acht Prozent) oder Kohle (minus sie-
                   World Energy Outlook (WEO) die aktuellen po-       ben Prozent). Im Strombereich geht die IEA so-
                   litischen Beschlüsse mit weiter verstärkten Kli-   gar nur von einem leichten Rückgang von ei-
                   maschutzbemühungen und unterstreicht die           nem Prozent aus. Außerdem prognostiziert die
                   Bedeutung von grünen Gasen, also Biogas und        IEA in zwei Hauptszenarien einen erforderli-
                   Wasserstoff, für das Gelingen der Dekarbonisie-    chen Kapazitätszuwachs bei Gaskraftwerken
                   rung. Die IEA sieht zudem ein großes Wachstums­    von acht Prozent bis zum Jahr 2030 in der EU.
                   potenzial für Biogas und sagt für die EU einen     Für Kehler ein klares Signal, auch in Deutsch-
                   Anstieg sowohl in der Biogasverstromung als        land weiter in Gaskraftwerke und -infrastruktur
                   auch hinsichtlich der Kapazitäten voraus.          zu investieren. „Gaskraftwerke und die Gasin-
                                                                      frastruktur müssen weiter ausgebaut werden –
                   „Der World Energy Outlook zeigt, dass es auch      für die Nutzung von Erdgas und später für grü-
                   in der Krise eine stabile Nachfrage nach Erdgas    ne Gase. Biogas muss weiter gefördert und der
                   gibt”, sagt Dr. Timm Kehler, Vorstand der Bran-    Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft muss be-
                   cheninitiative Zukunft ERDGAS. Die IEA er-         schleunigt werden.” W

     Wasserstoff und Trinkwasser: zwei neue Zertifizierungs­
     zeichen der DVGW CERT GmbH
                   Der Energieträger Wasserstoff wird als zu-         lich der Wasserstoff-Anwendungen in Prüf-
                   kunftsfähige Lösung auf dem Weg in eine            grundlagen des DVGW-Regelwerks.
                   klimafreundliche Energieversorgung be-
                   trachtet. Da ein verbindliches Wasserstoff-        Darüber hinaus gibt es seit September 2020
                   Regelwerk derzeit noch erarbeitet wird, hat        mit dem DVGW CERT-Hygienesiegel ein wei-
                   die DVGW CERT GmbH mit dem H 2 -Readi-             teres Zertifizierungszeichen, mit dem Pro-
                   ness-Zertifizierungszeichen ein Zertifizie-        dukte nach den vom Umweltbundesamt fest-
                   rungsprogramm erarbeitet, um die prüftech-         gelegten Regeln erstmals von der DVGW
                   nischen Grundlagen abzubilden. Es ergänzt          CERT GmbH zertifiziert werden können.
                   die bestehenden Prüfgrundlagen für Gasge-          ­A nhand des Siegels können Anwender und
                   räte für Erdgas, so dass diese im Rahmen der        Verbraucher erkennen, dass viele wasserfach-
                   Konformitätsbewertung nach Gasgerätever-            liche Produkte die gesetzlichen Vorgaben und
                   ordnung EU/2016/429 auch mit einem Brenn-           insbesondere strenge Sicherheitsanforderun-
                   gasgemisch mit einer Zugabe von bis zu 20           gen hinsichtlich der hygienischen Eignung
                   Volumenprozent Wasserstoff geprüft und zer-         der Materialien erfüllen. Damit ist gewähr-
                   tifiziert werden können. Mit diesem ersten          leistet, dass die für die Produkte verwendeten
                   Zertifizierungsprogramm trägt die DVGW              Materialien weder Geruch noch Geschmack
                   CERT GmbH dem Bedarf an Konformitätsbe-             des Trinkwassers nachteilig verändern und
                   wertungsverfahren für die „H 2 -Readiness“          den Schutz der menschlichen Gesundheit
                   gasfachlicher Produkte Rechnung und                 nicht negativ beeinflussen, z. B. durch abge-
                   schließt temporär eine erste Lücke hinsicht-        gebene Inhalts­stoffe. W

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Teilstück der römischen Eifelwasserleitung vor dem
Uniklinikum Bonn eingeweiht

                                                                                                                                    Quelle: Frontinus-Gesellschaft
Im Rahmen eines Festakts wurde am 8. Sep-          hervor, „von den Römern bis zur aktuellen Pan-    Prof. Dr. Klaus Grewe (l.)
                                                                                                     und Prof. Dr. Martin Exner
tember 2020 auf dem Gelände des Universi-          demie.“ Dabei stehe das technische Denkmal
                                                                                                     erläutern technische Details
tätsklinikums Bonn ein Teilstück der römi-         auch für den Transfer der Kenntnisse, Erfahrun-   der römischen Eifelwasser­
schen Eifelwasserleitung eingeweiht. Das Teil-     gen und Überzeugungen der Altvorderen in          leitung.
stück ist eines von 26 geborgenen und restau-      unsere Zeit.
rierten Teilen eines Abschnitts der Römischen
Eifelwasserleitung, die zu den bedeutendsten       Das Teilstück wurde bei der Vorbereitung einer
antiken Bauwerken in Deutschland zählt.            Straßenbaumaßnahme in Hürth-Hermülheim
Prof. Dr. Hans Mehlhorn, Präsident der für das     bei Köln entdeckt. Auf Initiative von Prof. Dr.
Projekt verantwortlichen Frontinus-Gesell-         Klaus Grewe, Mitglied des Vorstands und des
schaft, betonte, dass es für die Aufstellung des   wissenschaftlichen Beirats der Frontinus-Ge-
Teilstücks keinen besseren Standort als vor        sellschaft, konnte das Exponat geborgen, res-
dem Institut für Hygiene und Öffentliche Ge-       tauriert und konserviert werden. Grewe erläu-
sundheit des Universitätsklinikums Bonn            terte dann auch im Rahmen des Festaktes die
gebe. Schon in der Antike war der enge Zusam-      technischen „Highlights“ der Leitung – ein
menhang zwischen einer Versorgung mit sau-         Projekt, das um 80 bis 90 n. Chr. in nur fünf
berem Trinkwasser und der Gesundheit der           Jahren Bauzeit zur Versorgung der römischen
Bevölkerung bekannt. So habe sich beispiels-       Zivilstadt Köln fertiggestellt wurde. Bis zu
weise Sextus Julius Frontinus, der Namensge-       20 Mio. l Wasser konnten so täglich transpor-
ber der Frontinus-Gesellschaft, als Leiter der     tiert werden. Den Menschen standen damals
Wasserversorgung der antiken Stadt Rom mit         pro Kopf etwa 1.200 l Wasser pro Tag zur Verfü-
Nachdruck für eine einwandfreie Wasserver-         gung – ungefähr die achtfache Menge des heu-
sorgung eingesetzt, so Mehlhorn.                   tigen Gebrauchs.

Prof. Dr. Martin Exner, Direktor des Instituts     Ein ausführlicher Beitrag von Prof. Dr. Klaus
für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, hob        Grewe über die Römische Eifelwasserleitung
ebenfalls die Bedeutung der Wasserhygiene für      erscheint in der Dezember-Ausgabe der DVGW
die öffentliche Gesundheit der Bevölkerung         energie | wasser-praxis. W

energie | wasser-praxis   11/2020                                                                                                                                    11
INTERVIEW

     » MARCOGAZ ist für
     uns deutlich wertvoller
     geworden! «
     Die Redaktion der „DVGW energie | wasser-praxis“ im Gespräch mit Prof. Dr. Gerald Linke über die
     wesentlichen Errungenschaften seiner zweijährigen MARCOGAZ-Präsidentschaft, die Herausforderung,
     festgefahrene Strukturen aufzubrechen und die Synergien des Wissenstransfers innerhalb eines
     europäischen Verbandes.

                                                                                             kunft positionieren wollen. Im Ergebnis sieht

                                                                      Quelle: Schramm/wvgw
                                                                                             man sich zukünftig als Speerspitze für Themen
                                                                                             wie grüne Gase und Sektorenkopplung, um so
                                                                                             Sichtbarkeit und Wahrnehmung deutlich zu
                                                                                             erhöhen. Das heißt nicht, dass MARCOGAZ
                                                                                             zum Lobbyverband wird. Vielmehr ist es das
                                                                                             Ziel, das erarbeitete Wissen der Politik vorzu-
                                                                                             stellen, es in Debatten einzubringen und sich
                                                                                             Gedanken darüber zu machen, wie man den
                                                                                             Green Deal, also die Energiewende Europas,
                                                                                             sinnvoll bewerkstelligen kann. Diesen progres-
                                                                                             siven Schritt nach vorne zu erwirken, dieser
                                                                                             „mindset change“, das war für mich das härtes-
                                                                                             te Stück Arbeit.

                                                                                             Ziel meiner Präsidentschaft war es auch, auf der
                            Redaktion: Herr Linke, Ihre zweijährige                          Position des Generalsekretärs einen Personal-
                            Amtsperiode als MARCOGAZ-Präsident ist                           wechsel einzuleiten. Tatsächlich haben wir mit
                            turnusgemäß im September 2020 zu Ende                            Manuel Coxe auch einen hervorragenden neuen
                            gegangen. Wie fällt das Resümee Ihrer                            Kollegen gefunden – der übrigens als erster Ge-
                            Amtszeit aus?                                                    neralsekretär bei MARCOGAZ angestellt ist. Alle
                                                                                             vorherigen Generalsekretäre waren von großen
                            Gerald Linke: Im Rahmen meiner Präsident-                        europäischen Gasversorgern entliehen und hat-
                      schaft war es mir besonders wichtig, dass sich                         ten damit auch immer ein Stück weit ihre nati-
                      MARCOGAZ als technisch-wissenschaftlicher                              onale Agenda auf der Fahne. Manuel Coxe war
                      Verband für die Zukunft personell und struk-                           in der Vergangenheit nicht nur Generalsekretär
                      turell neu aufstellt. In der Vergangenheit wurde                       von Europex, also dem Verband für den europä-
                      MARCOGAZ als traditioneller Verband gese-                              ischen Stromhandel, sondern auch Head of Unit
                      hen, der zwar für Erdgas in Europa stand, aus                          Energy System bei IRENA, dem Weltverband für

     »                meiner Sicht aber oft zu passiv agiert bzw. nur
                                                     reagiert hat. Wir
                                                     haben dann zu Be-
                                                                                             Erneuerbare Energien mit Sitz in Bonn. Somit
                                                                                             bringt er die Stromseite, erneuerbare Energien
                                                                                             und nun auch Gas zusammen und steht für den
     Ähnlich wie der DVGW, muss                      ginn meines Amtes                       Wandel von MARCOGAZ, sowohl strukturell
     auch MARCOGAZ seine Interessen in Form eines Fra-                                       als auch personell.
                                                     gebogens versucht
     mit guten Argumenten und
                                     «
                                                     herausz u f i nden,                     Für mich durchläuft MARCOGAZ eine ähnliche
                                                     wie die Mitglieder                      Entwicklung wie der DVGW vor fünf oder sechs
     Studien untermauern.                            MARCOGAZ in Zu-                         Jahren. Wir wollten damals auch sichtbarer wer-

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den und haben uns mit der Politik aus-
                                           »
einandergesetzt. Gleichzeitig waren wir     Kurzfristiges europäisches Ziel ist es, den
immer bestrebt, unser Fundament, also
                                            Markthochlauf für Technologien, die grüne Gase
                                                                                                  «
das technisch-wissenschaftliche Know-
how, nicht zu verlassen. Wie beim
DVGW, muss auch MARCOGAZ seine
                                            ermöglichen, zu beschleunigen.
Interessen mit guten Argumenten und
Studien untermauern.                       titute for Gas and Energy Innovation,      auch deswegen schwierig, weil grünes
                                           Associate Member von MARCOGAZ              Gas beim Wechsel über die Grenze
                                           geworden ist und nun Workshops zu          nach aktueller Gesetzeslage plötzlich
Redaktion: Inwieweit haben der DVGW
                                           forschungsnahen Themen zukünftig           nicht mehr Grün ist. Nehmen wir Ös-
und seine Mitglieder von Ihrer
                                           gemeinsam mit den MARCOGAZ-Ko-             terreich als konkretes Beispiel: Wenn
Präsidentschaft profitiert?
                                           mitees stattfinden werden. So gelingt es   man dort Biogas aus Deutschland be-
Linke: Wir sind sehr froh, dass wir in     uns, den technischen Verband mit un-       ziehen möchte, dann wird es juristisch
den letzten beiden Jahren bestimmte        serer europäischen Forschung zusam-        an der Grenze zu Erdgas – und damit
Schlüsselpositionen innerhalb der drei     menzubringen. Und last but not least:      wertlos in Bezug auf die Anrechenbar-
MARCOGAZ-Komitees – also Trans-            MARCOGAZ veranstaltet mit der EGA-         keit, um eine bestimmte Quote zu er-
port, Anwendungen und Nachhaltig-          TEC alle zwei Jahre eine europäische       füllen. Hier bedarf es also dringend
keit – besetzen konnten. Im Transport-     Gaskonferenz. Im Jahr 2022 wird der        auch der interstaatlichen Anpassung
sektor gibt es eine Arbeitsgruppe Was-     DVGW die Ehre haben, diese Konferenz       von Gesetzgebungen.
serstoff, die von Gerd Müller-Syring,      auszurichten.
Mitglied der Geschäftsführung der                                                     Großes Treiberthema ist natürlich auch
DBI-Gruppe, geführt wird. Und Frank                                                   der Wasserstoff und die Frage: Baut man
                                           Redaktion: Inwiefern beeinflusst der
Dietzsch, Leiter Ordnungsrahmen Gas-                                                  tatsächlich ein europäisches Wasser-
                                           European Green Deal den Auf- und
technologien und Energiesysteme in                                                    stoff-Rückgrat auf und muss dieses dann
                                           Ausbau einer europäischen Energie-
der DVGW-Hauptgeschäftsstelle, leitet                                                 reguliert werden? Die ausschließliche
                                           strategie aus Sicht von MARCOGAZ?
das Sekretariat des Nachhaltigkeitsko-                                                Antwort auf diese Frage lautet: ja, natür-
                                           Und welche Aspekte stehen kurz- und
mitees, dessen Co-Chair Eva Hennig                                                    lich! Nun kommt aber der schwierigere
                                           mittelfristig auf der Agenda?
von der Thüga AG ist. Wir haben unse-                                                 Aspekt: Wie sieht es aus mit der Beimi-
re Beteiligung bei MARCOGAZ also           Linke: Kurzfristiges Ziel ist es, den      schung? Eine zwanzigprozentige Beimi-
signifikant erhöht – und das durchaus      Markthochlauf für Technologien, die        schung ist zwar bei uns in Deutschland
zielgerichtet, weil MARCOGAZ nach          heute grünen Wasserstoff bzw. grüne        möglich, in anderen Ländern gesetzlich
den Strukturanpassungen für uns            Gase ermöglichen, zu beschleunigen.        jedoch nicht. MARCOGAZ hat hier aber
deutlich wertvoller geworden ist.          Dabei geht es in Deutschland beispiels-    mutig agiert und gesagt: „Es ist tech-
                                           weise um eine Senkung der EEG-Umla-        nisch sinnvoll. Passt Eure Gesetze an.“
Darüber hinaus hat MARCOGAZ unter          ge. In anderen Ländern stehen Fragen       Das ist die Stimme, die wir auf europäi-
deutscher Federführung eine Analyse        wie „Sollte Power-to-Gas nach EU-Recht     scher Eben brauchen.
des europäischen Erdgasnetzes in Bezug     gefördert werden, wenn es nachweislich
auf die Wasserstoffkompatibilität durch-   systemdienlich ist, also die Last vom
                                                                                      Redaktion: Ihre Nachfolgerin ist die
geführt. Im Ergebnis erachten wir          Strom- in das Gasnetz verlagert?“ im
                                                                                      Dänin Thea Larsen. Was wünschen
20 Prozent Wasserstoffbeimischung im       Vordergrund. Dieses Marktdesign ist
                                                                                      Sie ihr für ihre Amtsperiode?
europäischen Netz als machbar. In die-     gerade ein Topthema, für das man in-
sem Zusammenhang war auch die Vor-         nerhalb des nächsten Jahres eine Lö-       Linke: Thea Larsen steht ebenfalls für
arbeit des DVGW maßgeblich. Für uns        sung anstrebt. In Deutschland sind wir     einen Wandel der Energiewirtschaft.
als DVGW ist es wichtig, dass andere Ak-   übrigens schon einen Schritt weiter,       Und Dänemark hat ebenso wie
teure in Europa diesen Weg mitgehen,       weil es noch in diesem Jahr eine Lösung    Deutschland eine Grüngas-Strategie.
denn Gas endet ja nicht an der Grenze.     dazu geben wird.                           Sie wird den Kurs, die Gaswirtschaft
Wir teilen also unser Wissen mit                                                      zu modernisieren und als Fürspreche-
­MARCOGAZ, um Handelshemmnisse             Ich möchte noch einen weiteren As-         rin für eine Energiewende und für den
 zu vermeiden und bestimmte Strategien     pekt erwähnen: Zukünftig wird es ver-      Green Deal aufzutreten, entsprechend
 entfalten zu können. Im Gegenzug teilt    stärkt um die Zertifizierung und die       fortsetzen. Dafür wünsche ich ihr viel
 MARCOGAZ sein Wissen auch mit uns,        richtige Bilanzierung von grünen Ga-       Erfolg!
 etwa beim Thema Methanemissionen.         sen gehen. Es muss nachgewiesen wer-
                                           den, dass eine bestimmte Menge an
Weiterhin freue ich mich darüber, dass     grünem Gas auch nur einmal im Sys-         Redaktion: Herr Linke, herzlichen
ERIG, also das European Research Ins-      tem geführt wird. In Europa ist das        Dank für das Gespräch!

energie | wasser-praxis   11/2020                                                                                                  13
TECHNIK

                                                                                                                                                 Quelle: Gerd Walhorn
     Ertüchtigung nach 65 „Dienstjahren“:
     Instandsetzung des Hochbehälters
     Försterberg der Stadtwerke Duisburg
     Die Stadtwerke Duisburg AG betreibt auf dem Försterberg im Duisburger Stadtwald eine Trinkwasserhochbehälteranlage
     mit insgesamt fünf Kammern von je 12.500 m³ Füllvolumen. Die Anlage, die im Jahr 1952 mit zunächst zwei Kammern
     erbaut und 1964 dann durch drei weitere Kammern erweitert wurde, dient als Druckpuffer und Vorratsspeicher und ist
     zentraler Bestandteil der Duisburger Trinkwasserversorgung mit einer Tagesspitzenmenge von ca. 115.000 m³. Nach über
     50 bzw. 60 Jahren Nutzungsdauer wurden im Rahmen von eingehenden Inspektionen Mängel festgestellt, die eine
     zeitnahe Sanierung der Anlage erforderlich machten. Der Beitrag berichtet von der Sanierung der beiden älteren
     ­Kammern, die in diesem Jahr wieder in Betrieb genommen werden konnten.

     von: Thomas Oertel (Stadtwerke Duisburg AG), Prof. Dr.-Ing. Manfred Breitbach (Ingenieurbüro CEM breitbach) & Sebastian Hof
     (Ingenieurgesellschaft Hof mbH)

                               Alle Werkstoffe, die sich in ständigem Kontakt       zesse beschränken sich hierbei nicht auf die
                               mit Trinkwasser befinden, unterliegen einer          trinkwasserberührten Oberflächen, sondern
                               hydrolytischen Wechselwirkung, die die Werk-         wirken auch auf die dahinter befindliche Be-
                               stoffeigenschaften im Laufe des Betriebes plan-      tonrandzone ein (Abb. 1).
                               mäßig reduziert. Die Oberflächen bzw. die Aus-
                               kleidungen der Wasserkammern stellen damit           Solche Prozesse werden im Regelwerk mit den
                               immer eine Opferschicht dar. Die Schadenspro-        Begriffen „Hydrolyse“, „Auslaugung“ und „Al-

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kalität“ beschrieben. Die dahinterstehenden
                                                                                                Bau-Ist-Oberfläche
Vorgänge reduzieren planmäßig im Lauf der
                                                                                                nach Planungsvorgabe
Zeit die Beständigkeit gegen das Trinkwasser.
Hierbei erfolgt ein Substanzverlust an der Ober-
fläche und eine Abnutzung der Werkstoffeigen-
schaften (Verringerung der Alkalität und der
Festigkeit, Erhöhung der Porosität).

Aufgabe des Betreibers einer entsprechenden
Anlage ist es, die Werkstoffveränderungen
durch Inspektionen regelmäßig zu beobachten
und den Zeitpunkt der Sanierung rechtzeitig                Substanzverlust
                                                                  Abrasion

                                                                                                                                                                                          Quelle: Prof. Dr.-Ing. Manfred Breitbach
festzulegen, sodass eine Schädigung des Trag-
                                                                 Verschleiß                          Festigkeitsverlust
werkes (z. B. durch Korrosion der Bewehrung)
                                                                 Absanden
nicht eintreten kann. Die technische Regel
TR-Instandhaltung [1] beschreibt die zu be-
                                                                                            Abnutzung
rücksichtigenden Zusammenhänge und die                                                      Abbau des Abnutzungsvorrates
erforderliche Festlegung einer Restnutzungs-                                                infolge Hydrolyse/Auslaugung
dauer nach der Instandsetzung. Abbildung 2
verdeutlicht die Notwendigkeit von Inspekti-
onen (Bauzustandsanalyse) zur Feststellung         zungsgrenze der trinkwasserberührten Ober-                                                             Abb. 1: Schädigungsprozesse
des Ist-Zustands und der vorhandenen Rest-         flächen. Damit die Oberflächen reinig- und                                                             an der trinkwasserberührten
                                                                                                                                                          Oberfläche
nutzungsdauer. Durch den Planer müssen die         desinfizierbar sind, stellt das Regelwerk Anfor-
Abnutzungsgrenze (Mindest-Soll-Zustand),           derungen an eine feste, glatte und porenfreie
der richtige Zeitpunkt für eine Instandsetzung     Oberfläche [2, 3]. Dies veranlasste die Stadt-
und – in Abstimmung mit dem Bauherrn – die         werke Duisburg AG – auch im Hinblick auf die
weitere planmäßige Restnutzungsdauer fest-         lange ununterbrochene Betriebsdauer von über
gelegt werden.                                     60 Jahren – eine Bauzustandsanalyse und ein
                                                   Instandsetzungskonzept von erfahrenen Pla-
Die im ersten Bauabschnitt sanierten Wasser-       nern und Sachverständigen durchführen zu
kammern stammen aus dem Jahr 1952 und wa-          lassen. Dabei wurde rasch deutlich, dass erheb-                                                        Abb. 2: Instandsetzungszyklus
ren bis zur Instandsetzung damit über 60 Jahre     licher Sanierungsbedarf bestand.                                                                       und Lebensdauer
ununterbrochen in Betrieb (Abb. 3). Eine für
die Planung grundlegende Problematik bestand
                                                                           Bauteilzustand
darin, dass die Ausführung der Behälterkam-                                                                                                                         Ende der geplanten
mern nach der damaligen DIN 1045 in der Fas-                                                                                                                        Nutzungsdauer
                                                                                     Inspektion
sung von 1943 erfolgte und zu diesem Zeit-                     Bau-Ist
                                                      Planungsvorgabe
punkt auch keine Regelwerke, z. B. zur Bau-
werksabdichtung oder zu Anforderungen an
die Werkstoffe im Kontakt mit Trinkwasser,
vorhanden waren. So musste bei der Planung             Abnutzungsgrenze
                                                    Mindest-Soll-Zustand
und der Ausführung der Sanierung eine Viel-
                                                                                                                                                                                          Quelle: Breitbach in Anlehnung an [1]

zahl von früheren Details auf den heutigen Re-
gelwerksstand überführt werden. Mit Überra-                             tN               ti,1         ti,2                                                   Standzeit
schungen ist immer dann zu rechnen, wenn die                       Neubau        Inspektion
                                                                                                                        vorhandene Restnutzungsdauer Dtvorh
Bausubstanz freigelegt und hygienisch bedenk-
liche Materialien vorgefunden werden.                                                                planmäßige Restnutzungsdauer Dtplan

Bauzustandsanalyse                                                                                                                                        Abb. 3: Grundriss der beiden
                                                                   Betriebsdauer 64 Jahre                                                                 Wasserkammern mit
                                                                                                                         Quelle: Stadtwerke Duisburg AG

Nach routinemäßigen Reinigungsarbeiten in                                                                                                                 Stützenraster und Leitwänden
                                                                             Baujahr 1952
den beiden älteren Wasserkammern 1 und 2 der
Trinkwasserhochbehälteranlage Försterberg
kam es im Jahr 2013 zu Problemen bei der Des-
infektion und der Wiederinbetriebnahme – ein                          DIN 1045 (4/1943)
deutliches Zeichen für das Erreichen der Abnut-

energie | wasser-praxis   11/2020                                                                                                                                                                                                    15
TECHNIK

                                                                                                                                  den DVGW-Arbeitsblättern W 300-1 [2] und
                                                                                                                                  W 300-3 [4] genügen.

                                                                                                                                  Um die formulierten Sanierungsziele errei-

                                                                                       Quelle: Sebastian Hof
                                                                                                                                  chen zu können, war zunächst eine umfas-
                                                                                                                                  sende Bauzustandsanalyse zur Ermittlung des
                                                                                                                                  Ist-Zustandes der jeweiligen Wasserkammern,
                                                                                                                                  der angeschlossenen Betriebsgebäude und des
     Abb. 4: Frühere Klemmflanschkonstruktion mit Elastomerbändern aus dem Jahr 1952
                                                                                                                                  Behältergeländes erforderlich. Im Bereich der
                                                                                                                                  Gebäude und Kammern sind neben der Kon-
                                                                                                                                  struktion und der Bausubstanz auch die tech-
                                                                                                                                  nische Ausrüstung, die bauphysikalischen
                                                                                                                                  Bedingungen sowie die betrieblichen Belan-
                                                                                                                                  ge im Hinblick auf Arbeitssicherheit und In-
                                                                                                                                  spektionsmöglichkeit zu prüfen. Weiterhin
                                                                                                                                  ist auch die Prüfung der Außenanlage Be-
                                                                                                                                  standteil der Ist-Zustandsermittlung. Speziell
                                                                                                                                  werden hier Zuwegungen, Platzverhältnisse,

                                                                                       Quelle: Prof. Dr.-Ing. Manfred Breitbach
                                                                                                                                  Gefährdungen von Bauwerksabdichtungen
                                                                                                                                  durch Bepflanzungen und der Objektschutz
                                                                                                                                  betrachtet.

                                                                                                                                  Die entsprechende Ermittlung des Ist-Zustan-
                                                                                                                                  des hat in allen Bereichen Defizite im Hinblick
                                                                                                                                  auf das Regelwerk in unterschiedlichen Aus-
                                                                                                                                  prägungen gezeigt. Vor allem die Wasserkam-
     Abb. 5: Klemmflansch­           Aufgrund der Komplexität der Behälteranlage                                                  mern einschließlich des Betriebsgebäudes aus
     fugenkreuz am Boden
     mit Sieken                      mit insgesamt fünf Wasserkammern aus un-                                                     dem Jahr 1952 wiesen deutliche bauliche wie
                                     terschiedlichen Bauzeiten mussten von Be-                                                    auch betriebliche Mängel auf: So entsprach
                                     ginn an alle Wasserkammern in die Betrach-                                                   z. B. das Betriebsgebäude in keiner Weise mehr
                                     tung einbezogen werden. Die Kunst bestand                                                    dem heutigen Standard. Aus betrieblicher und
                                     darin, unter Berücksichtigung der betriebli-                                                 aus bautechnischer Sicht wiederum waren
                                     chen Anforderungen (Versorgungssicherheit                                                    derart gravierende Mängel vorhanden, dass
                                     und logistische Situation des Betriebsgeländes)                                              relativ früh ein Ersatzneubau beschlossen
                                     die technischen und wirtschaftlichen Abläufe                                                 wurde. Für eine Kammergröße von 12.500 m³
                                     (Reihenfolge der Instandsetzungsmaßnah-                                                      war die Dimensionierung des Betriebsgebäu-
                                     men) so zu planen, dass eine schrittweise In-                                                des deutlich zu klein ausgefallen, um hier eine
                                     standsetzung möglich war. Am Ende ergab sich                                                 einfache Bedienbarkeit und Zugänglichkeit
                                     aus diesen Erfordernissen eine Gesamtdauer                                                   der Armaturen und Bedieneinrichtungen zu
                                     der Sanierung der Behälteranlage von etwa                                                    ermöglichen.
                                     zehn Jahren. Infolge der langwierigen Sanie-
                                     rungsabläufe verlängerte sich für einzelne                                                   Die beiden Wasserkammern aus dem Jahr
                                     Wasserkammern die weitere Betriebsdauer,                                                     1952 zeigten nach der langen Betriebszeit von
                                     sodass auch hierfür entsprechende Planungen                                                  über 60 Jahren entsprechende Abnutzungser-
                                     angestellt werden mussten.                                                                   scheinungen. Die rein belassenen Stahlbeton­
                                                                                                                                  oberflächen beispielsweise waren durch
                                     Die notwendige technische, wirtschaftliche                                                   hydro­lytische Schädigungsprozesse deutlich
                                     und betriebliche Variantenbetrachtung er-                                                    und tiefgreifend angegriffen. Der an der Ober-
                                     gab, dass eine Neubaulösung bzw. Teilneu-                                                    fläche erfolgte Abtrag hatte großflächig zu
                                     bauten in diesem Fall nicht zielführend wa-                                                  einer „waschbetonartigen“ Struktur geführt,
                                     ren. Daher war das Ziel und die Planungsvor-                                                 aus der sich betriebliche und hygienische Be-
                                     gabe der Stadtwerke Duisburg AG die Wieder-                                                  einträchtigungen ergaben. Im Rahmen der
                                     herstellung aller Wasserkammern nach dem                                                     Bauzustandsanalyse sind in diesem Zusam-
                                     derzeitigen Stand des DVGW-Regelwerks.                                                       menhang Strahlversuche durchgeführt wor-
                                     Danach sollte nach der Instandsetzung eine                                                   den, um den Aufwand und den Erfolg für eine
                                     Wasserkammer allen Anforderungen nach                                                        folgende Sanierung abschätzen zu können.

16                                                                                                                                                       energie | wasser-praxis   11/2020
Weiterhin war in den Kammern jeweils eine Bauwerks­
teilung in vier Teile durch eine aufwendige Fugenkon-
struktion vorhanden (Abb. 4 & 5). Die Fugen bestanden         in Kooperation mit den
                                                              Stadtwerken Neumünster
aus einer massiven, in regelmäßigen Abständen ver-
schraubten Eisenlaschenkonstruktion mit einer finger-

                                                              MODU-Standrohr
dicken elastischen Dehneinlage. Neben ­hygienischen
Beeinträchtigungen waren hier vor allem Undichtig-
keiten zu verzeichnen. Eine Abdichtungsebene in der
Konstruktion, wie sie in [2] gefordert wird, war hinge-
gen nicht vorhanden.
                                                              Die neue Standrohr-Lösung für
Auch im Bereich der in den Kammern halbhoch ausge-
führten Leitwände aus Ziegelmauerwerk war eine hy-
                                                              mehr Hygiene mit wenig Aufwand
gienische Beeinträchtigung durch die Ansammlung
von stagnierendem Wasser in Hohlräumen der Verfu-
                                                              � Spülen und Versorgen durch nur
gung nicht auszuschließen.                                      ein Standrohr
                                                              � einfacher Wechsel der Spül- oder
Zur Überprüfung der Außenabdichtung der Wasserkam-
                                                                Versorgungsköpfe durch das
mern führten die Projektverantwortlichen mehrere Schür-
fe aus, um den Aufbau und den Zustand klären zu können.                    1/2
                                                                Kamlock-System
Auch hier zeigten sich Mängel, sodass schnell die Entschei-
dung über eine komplette Erneuerung der Außenabdich-
tung gefallen ist.
                                                                    Wilhelm Ewe GmbH
Neben den optischen Bewertungen war im Rahmen der
Untersuchung auch eine umfangreiche Ermittlung von
Bauwerksdaten durchgeführt worden, um eine Einschät-
zung über die Dauerhaftigkeit der Betonbauteile abgeben
zu können. Hier erfolgte ein Vergleich der ermittelten
Daten mit den jeweiligen Expositionen (siehe XTWB
gemäß W 300-1), welche auf das Bauwerk einwirken. Die
Anforderungen an die Dauerhaftigkeit waren bei dem
festgestellten Ist-Zustand nicht mehr gegeben, wodurch
eine umfangreiche Ertüchtigung der Stahlbetonbautei-
le erforderlich wurde.

An dem neueren Teil der Anlage aus dem Jahr 1964 konnten
ähnliche Mängel in den Wasserkammern festgestellt wer-
den. Da hier in einigen Fällen jedoch bereits Instandhal-
tungsmaßnahmen durchgeführt worden waren, war die
Schadensausprägung noch nicht so fortgeschritten wie in
den älteren Wasserkammern. Auch hier besteht jedoch
Sanierungsbedarf, welcher nach erfolgter Sanierung der
älteren Wasserkammern abgearbeitet werden soll.

Qualitätssichtungs- und I­ nstandsetzungskonzept
nach dem Regelwerk
Bei der Instandhaltung älterer Trinkwasserbehälter
spielen auch der Normungsstand zum Erbauungszeit-
raum für die Trinkwasserspeicherung, die Konstruk-
tion sowie die Abdichtung (Fugen, Auskleidungen und
äußere Bauwerksabdichtung) eine entscheidende
­Rolle. Der aktuelle Normungsstand wird durch das
 DVGW-Arbeitsblatt W 300-ff und die DIN EN 1992-1-1
 (Eurocode) [5, 6] markiert. Im DVGW-Arbeitsblatt

energie | wasser-praxis   11/2020
                                                              www.ewe-armaturen.de                 17
TECHNIK

                                                                                                                      Folgerichtig war zunächst eine Variantenbe-
                                                                                                                      trachtung zwischen einer Neubaulösung und
                                                                                                                      den im DVGW-Arbeitsblatt W 300-3 geregel-
                                              Anforderungen des Bauherrn/Betriebs                                     ten Instandsetzungs- und Auskleidungsprin-
                                                                                                                      zipien erforderlich. Aufgrund der Vorplanun-
                                                                                                                      gen wurde hierbei sehr schnell deutlich, dass
                                                     Rückschlüsse aus der                                             eine Neubaulösung – neben den erhöhten
                                                      Bauzustandsanalyse
                                                                                                                      Kosten – auch aufgrund der schwierigen Lage
           Versorgungsunternehmen                                                                                     der Anlage (mitten im Wald ohne Lager- und
                                             Instandsetzungsplan auf der Grundlage                                    Ausgleichsflächen), der begrenzten Zuwe-
                                                         des Regelwerks                                               gung (gering belastbare Brücke (Belastungs-
                                                                                                                      klasse 30, zugelassen für 30 t) und der beeng-
                      +                           Qualifikationsanforderungen                                         ten Möglichkeiten auf dem Betriebsgelände
                                                    Materialien/Verfahren                                             nicht zielführend war.

                                                                                                                      Die zum Erbauungszeitraum maßgebliche Norm
                                                  Qualifikationsanforderungen
             sachkundiger Experte                          Fachplaner                                                 für die Stahlbetonkonstruktion DIN 1045 wurde
                                                                                                                      im Jahr 1943 veröffentlicht, die weiterentwickel-

                                                                                     Quelle: Stadtwerke Duisburg AG
                                                                                                                      te Folgeversion erschien erst 1959. Dies bedeutet,
                                                   Qualifikationsanforderungen
                                                                                                                      dass die Wasserkammern von einem sehr weit
                                                        Fachunternehmen
                                                                                                                      zurückliegenden Stand der Bautechnik auf den
                                                                                                                      heutigen Stand angepasst werden mussten. Die
                                                                                                                      Entscheidungsfindungen und die optimalen Lö-
                                                                                                                      sungswege sind nicht in einfachen Planungs-
                                                                                                                      schritten zu generieren. Hierzu wurde durch den
     Abb. 6: QM-Team zur            W 300-3 [4] wird aber in Kapitel 5 Folgendes                                      Auftraggeber ein QM-Team installiert (Abb. 6),
     Steuerung von Planungs­
                                    gefordert: „Mit einer Instandsetzung sollte                                       das die verschiedenen Interessen des Betreibers
     anforderungen und Abläufen
                                    nicht der „Altzustand“ der Behälteranlage                                         (Wasserspeicherung, Wasserverteilung, Einkauf)
                                    wiederhergestellt, sondern ein Zustand ge-                                        zusammengeführt und insbesondere die erfor-
                                    schaffen werden, der den Anforderungen an                                         derlichen Qualifikationsanforderungen an die
                                    das DVGW-Arbeitsblatt W 300-1 entspricht.                                         Planung, die Bauausführung und die Werkstoffe
                                    Es ist daher nach Abwägung aller Kriterien zu                                     präzisiert hat. Das QM-Team war auch für die
                                    prüfen, ob ein Neubau einer Instandsetzung/                                       Steuerung der notwendigen ausführungsbeglei-
                                    Verbesserung vorzuziehen ist.“                                                    tenden Planungen und Ergänzungen während
                                                                                                                      der gesamten Bauphase mit verantwortlich. Denn
                                                                                                                      bei den meisten Instandsetzungsaufgaben in der
        Tabelle 1: Anforderungen des aktuellen Regelwerks an eine                                                     Wasserkammer treten unangenehme Überra-
       ­Wasserkammer                                                                                                  schungen (wie z. B. Fehler in der Baukonstruktion
            Kriterium                         Verweis im Regelwerk                                                    oder kontaminierte Baustoffe) erst während der
       1                                                                                                              Untergrundvorbereitung in voller Gänze zutage.
            wasserundurchlässiges Bauwerk; W 300-1, Abschnitt 8
            allgemeine Anforderungen       W 300-1, Abschnitt 10.2
                                           DAfStb-Richtlinie wasserundurchlässige                                     Damit der Abgleich zwischen der vorhande-
                                           Bauwerke aus Beton – Beanspru­chungs­                                      nen Bausubstanz und den Anforderungen an
                                           klasse 1; Nutzungsklasse B                                                 das Regelwerk gelingen kann, müssen die zu
       2    wasserundurchlässiges Bauwerk; W 300-1, Abschnitt 8                                                       berücksichtigenden und im konkreten Fall
            Anforderungen an den Beton     W 300-4, Abschnitt 6                                                       zutreffenden Anforderungen ermittelt wer-
                                           (Expositionsklasse XTWB)                                                   den. Tabelle 1 gibt eine grobe Übersicht für
       3    wasserundurchlässiges Bauwerk; W 300-1, Abschnitt 8                                                       die dabei zu beachtenden Aspekte.
            Anforderungen an Bewehrung
            und Rissbreitenbeschränkung                                                                               Ausführungsplanung nach dem Regelwerk
       4    wasserundurchlässiges Bauwerk; W 300-1, Abschnitt 8
            Anforderungen an Fugen                                                                                    Bereits im Rahmen der Bauzustandsanalyse
                                                                                                                      wurde ein Instandsetzungskonzept erstellt,
                                                                                     Quelle: die Autoren

       5    Dichtigkeit der Wasserkammer      W 300-1, Abschnitt 8
                                                                                                                      welches nach der Einbindung der QM-Teams
            von innen und von außen           W 300-3, Tabelle 3
                                                                                                                      nochmals auf dem Prüfstand stand. Dabei wur-
       6    trinkwasserberührte Oberfläche    W 300-1, Abschnitt 8
                                                                                                                      den verschiedene Möglichkeiten diskutiert und

18                                                                                                                                             energie | wasser-praxis   11/2020
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