ZWEITAUSEND ACHTZEHN - kek-spk.de
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Hanseurkunden, Chroniken zum Dreißigjährigen Krieg, Akten zur Auswanderung aus des Historischen Archivs der Stadt Köln, die Europa oder Plakate eines französischen Gefangenenorchesters im Ersten Welt- Initiative ergriffen und die Koordinierungs- krieg – Archive und Bibliotheken verwahren reiche und vielfältige Spuren europä- stelle für die Erhaltung des schriftlichen ischer Ereignisse und Geschichten. 2018 ist Europäisches Kulturerbejahr! Unter Kulturguts (KEK) ins Leben gerufen. Über die dem Motto SHARING HERITAGE wollen wir dazu beitragen, Verbindungslinien Förderung der KEK konnten in mehr als 300 Pro- im kulturellen Erbe Europas an vielen Orten neu zu entdecken oder im nach- jekten bundesweit Originale gerettet werden. barschaftlichen wie europäischen Miteinander erkennbar und erlebbar zu machen. Der Fotokalender begleitet das Kulturerbejahr 2018 anhand ausgewählter Objekte aus diesen Das Europäische Kulturerbejahr baut insbesondere darauf auf, dass un- Förderungen. Er ist in Kooperation mit dem Deut- ser gemeinsames kulturelles Erbe immer beides ist: lokal und euro- schen Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) bei päisch. Ausgangspunkt wird das bauliche und archäologische Erbe der BKM entstanden. Seit 1973 setzt sich das DNK für sein, denn es ist auf den ersten Blick stärkster Ausdruck der euro- die Bewahrung der baulichen, archäologischen und erd- päischen Kulturgeschichte. Es sind aber die vielen verschiedenen geschichtlichen Zeugnisse ein. Als von Bund und Ländern Formen des Kulturerbes, die unsere gemeinsame Geschichte beauftragter Koordinator von SHARING HERITAGE richtet erfahrbar und verständlich machen. das DNK 2018 bundesweit zentrale Veranstaltungen aus. Zu den Höhepunkten des Kulturerbejahrs zählen der feier- Die jahrhundertealte Überlieferung des schriftlichen Kultur- liche Festauftakt in Hamburg, der European Cultural Heritage erbes macht Europa als Kulturgemeinschaft sichtbar, lässt Summit in Berlin und die „denkmal“ in Leipzig, wo unter anderem vielfach fruchtbaren Austausch und Verbindungen erkennen, ausgewählte SHARING HERITAGE-Projekte präsentiert werden. die weit über aktuelle und historische Landesgrenzen rei- chen, von der Region bis in die Großstädte. Vielerorts sind Das 13. Monatsblatt zum Januar 2019 macht deutlich: Der Schutz die unersetzbaren Originale der Quellen in Archiven und des kulturellen Erbes ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Bibliotheken jedoch bedroht: Gefahren wie Säure im jenseits von Kalenderjahren dauerhaft wahrgenommen werden muss. Papier von rund 9 Millionen Bänden überfordern die Unser Kulturerbe bietet das Potenzial, die Zusammengehörigkeit unse- Einrichtungen angesichts des Ausmaßes. Die Beauf- rer europäischen Gemeinschaft immer wieder neu zu entdecken und zu tragte der Bundesregierung für Kultur und Medien erleben. Bewahren wir unsere Schriftzeugen, damit wir uns weiterhin viel- (BKM) und die Kulturstiftung der Länder (KSL) fältige, erkenntnisreiche und über Grenzen hinaus reichende, europäische haben im Jahr 2010, ein Jahr nach dem Einsturz Geschichten erzählen können! Dr. Ursula Hartwieg Dr. Uwe Koch Koordinierungsstelle für die Erhaltung Geschäftsstelle des Deutschen Nationalkomitees des schriftlichen Kulturguts (KEK) für Denkmalschutz (DNK) 8. Januar Festauftakt im Rathaus der Freien und Hansestadt Hamburg 1.–3. Juni Deutsch-Französisches Gartenfestival 18.–24. Juni European Cultural Heritage Summit „Sharing Heritage – Sharing Values“ in Berlin, in diesem Rahmen u. a. Verleihung des EU- Preises für Kulturerbe „Europa Nostra Award“ 8.–10. November Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung „denkmal“ in Leipzig
JANUAR MO DI MI DO FR SA SO 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1 2 3 4
FEBRUAR MO DI MI DO FR SA SO 29 30 31 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 1 2 3 4
MÄRZ MO DI MI DO FR SA SO 26 27 28 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1
APRIL MO DI MI DO FR SA SO 26 27 28 29 30 31 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 1 2 3 4 5 6
MAI MO DI MI DO FR SA SO 30 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1 2 3
JUNI MO DI MI DO FR SA SO 28 29 30 31 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 1
JULI MO DI MI DO FR SA SO 25 26 27 28 29 30 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1 2 3 4 5
AUGUST MO DI MI DO FR SA SO 30 31 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1 2
SEPTEMBER MO DI MI DO FR SA SO 27 28 29 30 31 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
OKTOBER MO DI MI DO FR SA SO 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1 2 3 4
NOVEMBER MO DI MI DO FR SA SO 29 30 31 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 1 2
DEZEMBER MO DI MI DO FR SA SO 26 27 28 29 30 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1 2 3 4 5 6
JANUAR 2019 MO DI MI DO FR SA SO 31 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1 2 3
JANUAR Mit dem Hamburger Chilehaus schuf der tischen Machtübernahme emigrieren musste, Architekt Fritz Höger (1877–1949) ein Gebäude, war ihm der Koffer eine Zuflucht: Er begleitete ihn das – auch international – ohne Vorbild war. Die auf seinen Exilstationen durch die Schweiz, Italien, charakteristischen Backsteinfassaden und vor Frankreich, wiederum Schweiz und schließlich nach allem die an einen Schiffsbug erinnernde Haus- Amerika. Die Adressangaben auf den Kurzgeschich- spitze machten das in den Jahren 1922 bis 1924 ten legen Zeugnis ab von diesem Weg. Im Jahr 2015 erbaute Chilehaus zu einer architektonischen kam der Koffer nach Frankfurt ins Deutsche Exilarchiv. Ikone des Expressionismus. Seit 2015 gehört So wurde er im Lauf der Jahrzehnte vom Alltagsgegen- das Hamburger Kontorhaus, dem dessen stand im Exil zum transportablen Aufbewahrungsort – und Bauherr Henry B. Sloman in Erinnerung an seine Tätigkeit als Importeur von Chilesalpeter den schließlich zum Objekt der Erinnerung an das Exil. Koffer des Namen gab, zusammen mit dem gesamten Kontorhausviertel und der Hamburger Speicher- Schriftstellers Walter Meckauer, 55 x 33 x 17 cm, Deutsches stadt zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Überlieferung des Privatarchivs Fritz Högers, das Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek Aufschluss über die Entstehung dieses architekturgeschichtlichen Meisterwerks bietet, wurde zweimal durch Brände bedroht. Seit den 1990er Jahren verwahrt das Staatsarchiv APRIL Hamburg die Korrespondenzen und Pläne des Architekten. Über eine fachgerechte Konser- D e r vierung sind die historischen Architekturpläne nun als unersetzliche Quelle dauerhaft B aut- gesichert. Architekturplan von Fritz Höger, 58 x 25 cm, Staatsarchiv Hamburg z e n e r Stadtbrand FEBRUAR Eine vierstimmige vom 2. Mai Motette von Wolfgang Amadeus 1634 verur- Mozart (1756–1791) trat im sachte ein- 19. Jahrhundert ihren Weg schneiden- durch Europa an: 1829 be- de Verände- suchte der englische Musik- rungen in der verleger Vincent Novello Stadt: Das Feu- die Familie des Komponis- er brach während ten in Salzburg. Ein Treffen mit der Witwe Constanze und dem jüngsten Sohn des Dreißigjährigen Kriegs im Zuge von Kampfhandlungen in der Oberlau- Wolfgang kam zustande, und erstmals vernahm der Gast die Motette Alma sitz zwischen Sachsen und den katholischen Truppen aus. Große Teile der Dei Creatoris in F-Dur. Eine Kopie des Werks gelangte nach England, wo Stadt wurden zerstört, vermutlich 700 Menschen fanden im Feuer den Tod. Novello später eine Partiturausgabe publizierte. Von hier kam ein weiteres Der Bautzener Bürgermeister Christian Gottlieb Platz (1657–1727), der der Exemplar mit englischem Titelzusatz nach Rom zum bekannten Musi- Stadt eine mehrbändige Chronik hinterlassen hat, widmete 1701 der Brand- kaliensammler Abbate Fortunato Santini (1777–1861). Der Geistliche katastrophe mehrere Seiten. Eröffnet wird die Beschreibung mit einem Kupferstich suchte vor allem kirchenmusikalische Quellen und nutzte sein europa- des Dresdner Künstlers Christian Otthoffer (wahrscheinlich 1638–1724). Das Abbild weites Netzwerk von Paris über Oxford bis St. Petersburg, um Noten zeigt die völlig in Flammen stehende Innenstadt mit ihren Türmen und markanten Ge- zu erwerben oder zwecks Abschrift zu entleihen. Das Bistum Müns- bäuden wie dem Dom St. Petri und dem Rathaus. Nur die Gebäude vor den Toren der ter erwarb 1855 diese bedeutende Sammlung – und so kam Santinis Stadt blieben verschont. Bereits im Brandjahr erschien eine Gedenkschrift, die mehr- eigenhändige Kopie der Motette schließlich nach Deutschland. fach nachgedruckt und ergänzt wurde. Die zweite Auflage enthielt zwei Kupferstiche von Motette von Wolfgang Amadeus Mozart, 23 x 30 cm, Diözesan- Otthoffer, woraus Platz schließlich die Ansicht zum Stadtbrand für die Chronik entnommen bibliothek Münster hat. Bautzener Chronik von Christian Gottlieb Platz, Band 10, 35 x 21 x 13 cm, Archiv- verbund Bautzen, Stadtarchiv MÄRZ „Der alte braune Koffer ist MAI Rostock zählt zu den ältesten und viel in der Welt größten Hansestädten an der Ostsee. h er umgekom- Zahlreiche Urkunden bezeugen diese he- men. Er beglei- rausragende Rolle der Stadt aus der Zeit tete uns immer der Kaufmannsbünde. Diese Urkunde doku- und überall mentiert zum Beispiel das am 20. April 1410 hin“, schrieb geschlossene Bündnis der Stadt Rostock mit Brigitte Lübeck und Wismar. Der auf fünf Jahre ange- Kralovitz legte Bund hatte nicht nur den Zweck, innere ü b e r Konflikte beizulegen, sondern auch für Rostock diesen und Wismar die Handelstore zum norwegischen Kof fer Bergen zu öffnen. Denn zuvor hatte Lübeck über ihres Vaters Walter Meckauer (1889–1966). das hansische Kontor in Bergen den Handel in dem Der Schriftsteller Meckauer, bekannt als skandinavischen Land allein beherrscht. Die Hanse- Verfasser zahlreicher Romane und Theater- urkunde war, wie viele andere, von der wechselvollen stücke, sammelte darin Geschichten, Be- Geschichte gezeichnet und wies typische alterungs- und benutzungsbedingte Schäden auf. Vor allem die Siegel obachtungen, Berichte, Eindrücke und Er- zeigten deutliche Spuren, gehören sie doch zu den fragilen Elementen einer Urkunde: Siegel zerbrechen, Teile lebnisse – und schuf damit ein beson- gehen verloren. Mit Bienenwachs wurden im Zuge einer Restaurierung Bruchstücke und Ränder wieder aufgefüllt deres Archiv von Kurzgeschichten. Als – und damit dieses wertvolle Zeugnis in seiner Substanz gesichert. Hanseurkunde mit Siegeln der Städte Lübeck, Meckauer nach der nationalsozialis- Rostock und Wismar, 29,5 x 23 cm, Archiv der Hansestadt Rostock
JUNI Rund 200 Jahre lagen die AUGUST Architekturzeichnungen aus „Michael, this der ehemaligen Sammlung des is your official Herzogs Friedrich zu Meck- welcome to lenburg (1717–1786) in CSNET! We are der Landesbibliothek glad to have you Schwerin im Verborgenen. aboard.” Mit die- Im Jahr 2011 wurde das sen Worten begrüßt Konvolut bei Recher- Laura Breeden, Mit- chen wiederentdeckt arbeiterin des CSNET und der gefunde- Koordinations- und In- ne „Planschatz“ als formationszentrums am Sensationsfund Massachusetts Institute gefeiert. Die ver- of Technology (MIT) in gessene Samm- Boston, am 3. August 1984 lung enthielt ihren Kollegen in Deutsch- Zeichnungen land. Als erste E-Mail, die an bedeutender Architekten wie Jean Laurent Legeay (1710–1786) und Jean de Bodt einen eigenständigen deutsch- (1670–1745), die auch in Mecklenburg gewirkt haben. Größtenteils waren die Do- landweit verfügbaren E-Mail- kumente in keiner guten Verfassung, die meisten Bögen waren verschmutzt oder server überhaupt gesendet wur- hatten Risse und Fehlstellen – sie mussten restauriert werden. So auch dieser de, landete die Nachricht im Post- „Grund=Riß des Hochfürstlichen Bischöflichen Schloßes und Lust=Gartens zu fach von Michael Rotert, Mitarbei- Eutien sambt angrenzenden Gartens und Häuser“ aus dem Jahr 1749. Jetzt bie- ter der Informatik-Rechnerabteilung tet der Mecklenburgische Planschatz, der auch verschollen geglaubte Bauzeich- an der Universität Karlsruhe. CSNET nungen des Schlosses Ludwigslust überliefert, den Architektur- und Kunst- war als Computer-Netzwerk in den historikern erkenntnisreichen Forschungsstoff. Grundriss des Schlossgartens USA entwickelt worden, um vor allem Eutin, 57,6 x 86 cm, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern zu erleichtern. Heute wissen Uecker wir: Dies war der Beginn einer neuen Ära. Das Stadtarchiv Karlsruhe hat im Jahr 2009 den Originalausdruck dieser ersten E-Mail anlässlich des 25. Jahrestags JULI Tagebücher des E-Mail-Eingangs als Geschenk erhalten. Der Ausdruck der E-Mail litt unter waren für den Ar- dem hohen Säuregehalt des Endlosdruckpapiers und musste konservatorisch be- chäologen Theodor handelt werden. Damit kann über dieses Objekt zukünftig an die schon weitgehend Wiegand (1864– vergessenen Anfänge der E-Mail-Kommunikation erinnert werden. Das elektro- 1936) auf den nische Original – die erste E-Mail in digitaler Form – existiert nicht mehr. Erste E-Mail Reisen ein stän- Deutschlands, 90 x 38 cm, Stadtarchiv Karlsruhe diger Beglei- ter: Als auf- SEPTEMBER Die Perga- merk samer menturkunde der Königin Beobachter Anne Stuart (1665–1714) aus beschreibt dem Jahr 1706 markiert einen er topo- Anfangspunkt des Zeitalters der graphi- Personalunion zwischen Groß- sche Besonderheiten, Spuren antiker Orte und Bauwerke, britannien und Hannover von 1714 fertigt Bauaufnahmen, kopiert Inschriften und illustriert bis 1837. Sie bezeugt die Ernennung seine Beschreibungen mit kleinen Zeichnungen wie des hannoverschen Erbprinzen Georg architektonischen Details oder Landschaftsskizzen. August (1683–1760), dem späteren Außerdem gibt er Eindrücke von Ortschaften, Land König Georg II., zum Duke of Cambridge und Leuten, Vegetation und Szenen aus dem Reise- und wartet mit reichhaltigen Verzie- alltag wieder. Dieses Tagebuch führte Wiegand bei rungen auf. Das zerbrochene Siegel der einer Reise zu antiken Orten auf der griechischen Urkunde gilt ebenso wie dessen silberne Insel Euböa im Juni und Juli 1895 mit sich. Star- Aufbewahrungskapsel jedoch als Verlust. ke Gebrauchsspuren machten konservatorische Außerdem trug die Urkunde durch die soge- Maßnahmen erforderlich. Jetzt ist es wieder nannte Jahrhundertüberschwemmung – dem möglich, das Original zu nutzen und die Einträge Leinehochwasser im Februar 1946 – schwere Schäden davon: Die rote Tinte war ausgewaschen, die Zeich- des Tagebuchs im Detail zu studieren. Reise- nung des Portraits von Königin Anne Stuart verlaufen und von einer Schlammkruste bedeckt. In ihrem heu- tagebuch von Theodor Wiegand, 11,5 x tigen restaurierten Zustand steht die Prunkurkunde nun für wissenschaftliche Forschungen und Ausstellungen 18 cm, Deutsches Archäologisches Institut, wieder bereit. Pergamenturkunde der Königin Anne Stuart von Großbritannien, 80 x 66 cm, Gottfried Wilhelm Berlin Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover
OKTOBER Millionen Europäer kehrten im 19. Jahrhundert der DEZEM- alten Welt den Rücken, um in einer neuen Welt ihr Glück zu BER Von suchen. Nordamerika zählte dabei zu den meistgewählten musika- Zielen. Besonders ländlich geprägte und bevölkerungsarme lischen Vor- Regionen hat diese Auswanderungsbewegung tief trägen im Ge- getroffen. Gleichzeitig bedeutete die Bewegung ein fangenenlager großes Geschäft, in dem vor allem britische und Mainz während deutsche Reedereien konkurrierten. Im Stadtar- des Ersten Welt- chiv Grabow ermöglichen Akten zur Auswanderung kriegs berichtet und ein Personenregister des Agenten Dincklage dieses außerge- für den Zeitraum zwischen 1855 und 1897 Er- wöhnliche Plakat: kenntnisse für die Region Südwest-Mecklenburg: Eine von franzö- Danach haben in dieser Zeit insgesamt rund sischen Häftlingen 2.000 Einwohner ihre Heimat des weitläufigen handgezeichnete Landstrichs um die Städte Grabow, Ludwigs- Konzertankündigung für lust und Neustadt-Glewe verlassen. Selbst aus den 4. März 1917. Das der preußischen Provinz um die Kreisstadt Plakat ist ein einzigartiges Perleberg wurden Auswanderer durch den Zeugnis für die Existenz des Gefangenenorchesters im Offiziers- Agenten angeworben. Die Einzelschicksale lager. Denn so wie zwischen den befeindeten Nationen Deutschland und sind oft schlecht bis gar nicht dokumen- Frankreich vereinbart, wurden den bis zu mehreren hundert inhaftierten tiert. Erste Anhaltspunkte, nicht nur für die Familienforschung, geben die Aufnahme- Offizieren gelegentliche Angebote zur sportlichen und kulturellen Erbau- scheine. Sie bezeugen den letzten Verwaltungsakt vor Beginn der weiten Reise ung gestattet. Lange Zeit lagerte diese Konzertankündigung zusammen in Richtung New York oder Chicago. Aufnahmescheine aus Grabow, zwischen mit weiteren Plakaten, gezeichnet von Kriegsschäden, Brand- und Wasser- 21,5 x 28,5 cm und 24,5 x 38,5 cm, Stadtarchiv Grabow spuren, im Magazin. Zahlreiche Knicke, Risse, Brüche und Fehlstellen über- zogen die säurehaltigen Velinpapiere, Fettflecken, Fliegenkot, Ruß und Wasser- NOVEMBER Blau, Grün, ränder die Programme. Nach ihrer Restaurierung werden die großformatigen Rot, Schwarz, Bronze Plakate nun liegend, geschützt von speziell angefertigten säurefreien Mappen, und Gold – nicht weni- im Archiv aufbewahrt und stehen für Ausstellungen zur Verfügung. Zukünftigen ger als sechs Tinten- Generationen führen diese unersetzbaren schriftlichen Zeitzeugen vor Augen, farben weist das wie die Kraft der Musik notlindernd wirken kann. Handgezeichnetes Konzertplakat Innenleben dieser des Gefangenenorchesters, 65 x 50 cm, Stadtarchiv Mainz eigentümlichen Handschrift auf. JANUAR 2019 „Ich gebe hier der Jugend Zusammen mit eine neue Erfindung von Land=Karten in die den unter- Hände, welche ihnen die Kenntniß unseres schiedlichen Erdbodens nicht nur angenehm machen, son- Schriftarten dern auch erleichtern solle.“ Mit diesen Worten wird deut- führt Jakob Friedrich Klemm (1733–1793) in sei- lich, dass dieses Werk erkennbar aus mehreren Schreiberhänden nen Neuen Atlas für die Jugend ein. Dieses heraus- stammt. Als Teil der Sammlung zum Mystiker und Theosophen ragende Werk aus dem Jahr 1782 umfasst einen Jakob Böhme (1575–1624) beinhaltet die Handschrift eine Textband und ein hölzernes Buchkommödchen, das Abschrift Johann Wilhelm Überfelds (1659–1732) Theoso- mit 21 Schubladen Platz bietet für 21 handkolorierte phischer Sendschreiben. Überfeld, ein in Leiden (Südhol- Länderpuzzles. Bevor das Spiel beginnt, müssen die land) ansässiger Böhme-Herausgeber, war als führendes Landkarten „auf weißes Papier geklebt, und dieses von Mitglied der „Engelsbrüder“, einer weltabgewandten, dem Kinde mit den Nahmen, die der Karte fehlen, und radikalpietistischen Gemeinschaft, Anfang des 18. Jahr- den Merkwürdigkeiten des Landes beschrieben“ werden. hunderts um die Überlieferung des theosophischen Klemm, Superintendent in Nürtingen im Herzogtum Würt- Gedankenguts bemüht. Es ist anzunehmen, dass temberg, war von seiner Medienkombination überzeugt, weil diese vielgestaltige Abschrift auf eine religiöse und damit Lernen spielend leicht im Spiel gelingt. Spielsteinkasten meditative Praxis aus diesem Kreise zurückgeht. mit Puzzle-Atlas, 60,5 x 43 x 19,8 cm, Württembergische Oxidation führte zum Kupferfraß bei den Tinten. Landesbibliothek Stuttgart Nach ihrer Restaurierung kann diese faszinie- rende Handschrift mit punziertem Goldschnitt Eines ist gewiss, auch wenn das Europäische Kulturerbejahr am und einem Einband aus rotem Ziegenleder wie- 31. Dezember 2018 endet, SHARING HERITAGE geht weiter. Wenn der im Original bewundert werden. Abschrift wir in Europa weiter voneinander lernen und zusammen wachsen Theosophischer Sendschreiben von Über- wollen, dann stehen wir den nächsten Generationen gegenüber in feld, 19,5 x 13 x 6,5 cm, Oberlausitzische einer Verpflichtung: Denn nur was wir bewahren, können wir auch Bibliothek der Wissenschaften zu Görlitz miteinander teilen.
Der Kalender erscheint anlässlich des Europäischen Kulturerbejahrs 2018 als Fotografen Kooperation zwischen der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schrift- Larissa Arlt (Januar 2019), Ramona Fauk (Mai), lichen Kulturguts (KEK) und dem Deutschen Nationalkomitee für Denkmal- H. Felix Gross (August), David Hall (Dezem- schutz (DNK) in einer Auflage von 2.500 Stück. ber), Holger Hinz (April), Stephan Jockel (März), Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Herausgeber Günther Uecker (Juni), Stephan Kube (Februar), Jörg F. Müller und Matthias Jankowiak (Januar 2018, Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts Juli, September, Oktober, November) (KEK) an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Unter den Linden 8 Fotoredaktion 10117 Berlin Sandra Caspers, Jörg F. Müller www.kek-spk.de Gesamtredaktion Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) bei der Ursula Hartwieg, Diethard Kaiser, Sonja Annette Lehmann, Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Katharina Stricker Spandauer Damm 22–24 Kleine Orangerie am Schloss Charlottenburg Gestaltung 14059 Berlin Sandra Caspers, Büro für Mediendesign, Berlin www.dnk.de www.caspers-berlin.de www.sharingheritage.de Druck Druckerei Christian & Cornelius Rüss GbR, Potsdam www.druckerei-ruess.de Fotoseiten gedruckt auf alterungsbeständigem Papier gemäß DIN ISO 9706 Redaktionsschluss: 10. November 2017 Gefördert durch:
Sie können auch lesen