Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich

 
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Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
notabene
                                              Nr 5 / Juni 2019
                                              Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Die Reformierten und die Frage nach der Festkultur /
Zwingli wagt sich ans Züri Fäscht
Seite 10                                 Seite 7

Den Fragen zum Sterben                   Gezielt netzwerken
Raum geben                               Wenn Kirchgemeinden die Kontaktpflege
Das Angebot «Letzte Hilfe» ist gefragt   nicht dem Zufall überlassen
Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser
                                                                                                                    Aktuell
Wer war eigentlich alles dabei, als da-         Dazu half das Nachschlagen in Kapi-                       Nachrichten
mals der Pfingstgeist heranbrauste und       tel 1. Dort wird für den abtrünnigen                                      3–6
die Flämmchen über den Köpfen der            Apostel ein Ersatzmann gewählt. Nun
Jüngerinnen und Jünger verteilt wur-         stand da aber auch, dass die Jünger «zu-                         Nachgefragt
den?                                         sammen mit den Frauen, mit Maria, der                       Was können
  Die Frage unseres Illustrators brachte     Mutter Jesu, und mit seinen Geschwis-                Kirchgemeinden für
mich ins Schwitzen. Daniel Müller            tern» vor Ort waren. Und einen Satz
wollte sich diesmal die berühmte Pfingst-    später, dass die Ergänzung des Zwölfer-                  Flüchtlinge tun?
                                                                                                                          4
szene vornehmen (Seite 16), wusste dann      gremiums im Kreis von etwa 120 Perso-
aber nicht, ob Judas noch dabei war. Er      nen vonstattenging. Was denn jetzt?
                                                                                                     Best of «diesseits.ch»
entschied sich schliesslich für eine Zwöl-      Nun war Daniel Müller ja nicht der
fergruppe von ziemlich hoffnungslosen        erste Künstler, der die Pfingstgeschichte          Was heisst eigentlich
Männern und zeichnete einen von ihnen        nachgezeichnet hatte, und so stöberten                        glauben?
erst mal ohne Flamme. Den Lösungsan-         wir im Internet und sahen Werke nam-                                         6
satz fand ich gelungen, kam aber ins         hafter und weniger namhafter Maler, die
Grübeln, ob das biblisch so haltbar war.     auf Fresken und Leinwänden zwar alle-                          Schwerpunkte
                                             samt Köpfe entflammten, aber das Büh-               Richtig netzwerken:
                                             nenbild ganz unterschiedlich besetzten.
                                                                                               Wädenswil machts vor
«Wem ging an                                 Den Grund dafür kannten wir nun, aber
                                             nicht die Lösung. Wem ging denn nun
                                                                                                                          7
Pfingsten ein Licht                          wirklich an Pfingsten ein Licht auf ?
                                                                                                 Mit Zwingli ans «Züri
auf?»                                           Weil die Zeit drängte und weil es die
                                                                                                              Fäscht»
                                             künstlerische Freiheit gibt und weil der
                                             Cartoon ja eigentlich die Verwunderung                                    8–9
                                             über das seltsame Geschehen in und
  Die Lektüre der Apostelgeschichte          über den Köpfen nachzeichnen wollte,             Letzte Hilfe: Den Fragen
(Kapitel 2) brachte vorerst Klärung. Da      ist der Cartoon nun so, wie er ist. Und        zum Sterben Raum geben
stand, nach der Szene mit den Flämm-         pfingstlich auf jeden Fall: Der Geist                                   10 – 11
chen und der wundersamen Vermeh-             weht schliesslich, wo er will, ist vielspra-
rung der Sprachkompetenz der Gefolg-         chig und entlässt Sie womöglich wie
schaft Jesu, der Satz, dass Petrus           mich: mit Lust auf biblische Recherche                                Rubriken
«zusammen mit den elfen» hervortrat.         und einem hoffnungsfrohen Lächeln.                 Themen und Termine
Also insgesamt zwölf. Die Zahl soweit                                                                                12 – 14
also korrekt. Aber wenn nicht Judas,         Christian Schenk                                                 Porträt:
wer dann?                                    Redaktor «notabene»
                                                                                                  Offen für Weltliches
                                                                                                                         15
                                                                                                          Impressum/
                                                                                                             Cartoon
                                                                                                                         16

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Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Entscheid über zentrale Datenbank / Damit
                            die

                                                                                                                                            Illustration: Franziska Schellenberg
Kirche ihre Mitglieder besser kennt
sch. An ihrer Versammlung vom 25. Juni       serdem bleiben die individuellen Daten
stellt die Kirchensynode die Weichen für     der Mitglieder beispielsweise zu Tauf-
die Einführung einer Mitgliederverwal-       handlungen oder anderen Kasualien
tung der Landeskirche. Bisher pflegten       künftig auch bei einem Umzug erhalten
die Kirchgemeinden die Mitgliederdaten       und erlauben so eine spezifische Kon-           Mit einer zentralen landeskirchlichen Daten-
in Eigenregie und in Zusammenarbeit          taktpflege mit den Mitgliedern.               bank gehen Informationen von Mitgliedern bei
                                                                                                 Wohnortswechseln nicht mehr verloren.
mit den politischen Gemeinden. Künftig
soll dieses System durch eine gemein-        Kosten sparen
same landeskirchliche Datenbank abge-
löst werden. Die Personendaten werden        Gemäss dem Antrag des Kirchenrates            wickler-Firma «KW-Software AG» in
dabei nicht mehr von der politischen Ge-     übernimmt die Landeskirche die Investi-       Kleindöttingen ist seit über 20 Jahren
meinde bezogen, sondern von der kanto-       tionskosten von 275 000 Franken für den       auf dem Gebiet der kirchlichen Mitglie-
nalen Einwohnerdatenplattform. Damit         Systemwechsel, der für alle Gemeinden         derverwaltung tätig. Sie garantiert für
entfällt für die Kirchgemeinden das Er-      ab 2020 verbindlich sein soll und innert      einen hohen Sicherheitsstandard sowie
fassen und Mutieren der Mitglieder. Der      zwei Jahren vorzunehmen wäre. Die Lan-        die Einhaltung des Datenschutzes im
Datenabgleich mit den Einwohnerkont-         deskirche trägt während den ersten fünf       Umgang mit Mitgliederdaten.
rollen und die Regelung von Umfang,          Betriebsjahren auch die wiederkehren-           Entscheidet sich die Kirchensynode
Häufigkeit, Form und Kosten des Da-          den Kosten von jährlich 75 000 Franken.       für diesen Weg, bedarf es auch noch ei-
tenaustauschs fallen weg. Die Kirchge-       Das ist insgesamt deutlich günstiger als      niger rechtlicher Anpassungen. Sie sind
meinden erfassen weiterhin die kirchli-      heute, weil die Kosten für die kantonale      in der Verordnung über das Mitglieder-
chen Handlungen an ihren Mitgliedern.        Lösung niedriger sind als die Lizenzge-       register festgehalten, über die die Kir-
                                             bühren und Wartungskosten für die             chensynode an derselben Sitzung zu be-
Weniger Aufwand, mehr Daten                  meisten der heute genutzten Programme.        finden hat.
                                               Die Mitgliederverwaltung wird mit
Die Verwaltungen der Kirchgemeinden          dem Programm «KiKartei» ausgeführt,           Antrag über Mitgliederdatenbank und alle
werden dadurch entlastet, schreibt der       das sich in einigen Gemeinden bereits         Geschäfte der Kirchensynode auf:
Kirchenrat in Antrag und Bericht. Aus­       über Jahre hinweg bewährt hat. Die Ent-       www.zhref.ch/kirchensynode

Kirchensynode / Das              Kirchenparlament ist                                      Bettagskollekte / Für
neu gewählt                                                                                Menschenrechte

sch. Am 19. Mai wählten die reformier-       Versammlung der Kirchensynode am 1.           kom. Der Kirchenrat hat die Projekte
ten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger         Oktober festzumachen. Als Überzählige         für die Bettagskollekte 2019 vor dem
des Kantons Zürich die Mitglieder der        scheiden mit Karl Stengel, Meilen, und        Hintergrund des 50-Jahr-Jubiläums der
Kirchensynode. Insgesamt 40 neue Syn-        Huldrych Thomann, Fällanden-Beng-             Ökumenischen Kampagne der Hilfs-
odale schafften den Sprung ins Kirchen-      len, zwei langjährige Bisherige aus der       werke «Brot für Alle», «Fastenopfer»
parlament. Die Kirchensynode zählt 120       Kirchensynode aus.                            und «Partner sein» bestimmt. Einerseits
Mitglieder, zuzüglich je einer Vertretung      Der Anteil Frauen erhöht sich gegen-        werden Projekte im Kongo unterstützt,
der französisch-, italienisch- und spa-      über der letzten Legislatur voraussichtlich   die darauf zielen, dass der Rohstoffab-
nischsprachigen Kirchgemeinschaften.         um sieben Sitze auf 52 Vertreterinnen.        bau auch der lokalen Bevölkerung zugu-
80 Bisherige führen ihre Arbeit in der Le-   Wen die fremdsprachigen Kirchengemein-        tekommt. Anderseits geht es um die Un-
gislative weiter. Welcher Fraktion sich      schaften in die Synode wählen, war bei Re-    terstützung der Menschen, die vom
die Neugewählten anschliessen werden,        daktionsschluss noch nicht bekannt. Die       Klimawandel betroffen sind. Das Pro-
ist noch nicht bekannt. Anders als bei       Kirchensynode versammelt sich in der al-      gramm «Klimagerechtigkeit Nord und
staatlichen Gremien, wählen Synodemit-       ten Zusammensetzung noch an zwei Sit-         Süd» stärkt lokale Gemeinschaften für
glieder ihre Fraktion erst nach der Wahl.    zungen: am 25. Juni und am 2. Juli.           den Erhalt ihres Lebensraums und sorgt
Allfällige kirchenpolitische Verschiebun-                                                  mit Kampagnen für mehr Klimagerech-
gen sind folglich an der konstituierenden    Wahlresultate auf: www.zhref.ch               tigkeit im Norden.

notabene    5 / 2019                                                                                                                    3
Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Im Zusammensein mit Menschen, die

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                                                                                                               entwurzelt und traumatisiert sind, wird
                                                                                                               mir immer wieder deutlich: Menschen
                                                                                                               können nicht ohne ein Daheim leben. Je-
                                                                                                               der Mensch braucht ein Zuhause. Auch
                                                                                                               das Bundesasylzentrum Zürich wird zu
                                                                                                               einer Art Zuhause, in dem mich eine Be-
                                                                                                               wohnerin mit Tee und Gebäck bewirtet
                                                                                                               und wo afrikanische Frauen eine Mitbe-
                                                                                                               wohnerin nach der Geburt ihres Kindes
                                                                                                               unterstützen. Sie werden einander zu
Nachgefragt / «Jeder               Mensch braucht                                                              Nächsten, die fürsorglich zueinander

ein Zuhause»
                                                                                                               schauen – das berührt mich. Alle Men-
                                                                                                               schen haben das Bedürfnis nach Kon-
                                                                                                               takten, Nachbarschaftspflege und Ge-
rod. Zum Flüchtlingssonntag vom 16.         nis, in einer Kirche zu beten, dann gehe                           meinschaft. Jedoch können sie die
Juni ermutigt das HEKS auch Kirchge-        ich mit ihnen in die katholische Kirche                            Energie für die Kontaktpflege viel eher
meinden, Geflüchtete und Freiwillige zu-    Oerlikon oder am Fluss entlang zur Kir-                            aufwenden, wenn sie die Gewissheit ha-
sammenzubringen. Nachgefragt bei Es-        che Höngg. Kirchenräume sind heil-                                 ben, hier bleiben zu dürfen.
ther Imhof, Theologin und Seelsorgerin      same Orte, die Menschen aller Ausrich-
im Bundesasylzentrum Zürich.                tungen willkommen heissen.                                         Welche Aufgaben können Kirchen
                                                                                                               übernehmen?
Wie geht es den Menschen im Bundes-         Besuchen Asylsuchende aus dem Bun-                                 Kirchen legen im Allgemeinen ihren Fo-
asylzentrum und wie gelingt die Zu-         desasylzentrum auch Gottesdienste?                                 kus auf die Diakonie, das Helfen. In
sammenarbeit mit Kirchgemeinden?            Ja, manche schon. Wenn jemand einen                                meinen Augen ist es jedoch wichtig zu
Der maximal 140-tägige Aufenthalt der       Gottesdienst besuchen möchte, nehme                                fragen: Wie können wir Geflüchtete in
Menschen im Bundesasylzentrum ist ge-       ich mit der betreffenden Kirchgemeinde                             unsere Gemeinschaften so integrieren,
prägt vom Warten auf ihren Asylbe-          Kontakt auf. Ich frage nach einer geeig-                           dass sie sich selber mit ihren Gaben und
scheid, und dies auf engstem Raum:          neten Person, die den Gast in Empfang                              Interessen einbringen können? Wenn
eine psychisch enorm belastende Situa-      nimmt und vielleicht auch übersetzt.                               wir Menschen persönliche Kontakte er-
tion. Da bin ich froh, dass ich interes-    Unsere Leute sollen Gottesdienst als ei-                           möglichen, weist dies über das Diakoni-
sierte Personen in umliegende Kirchge-      nen Ort erleben, wo sie wahrgenommen                               sche hinaus. Gerne würde ich beispiels-
meinden begleiten kann, die Angebote        und willkommen geheissen werden. In                                weise eine Äthiopierin einer kirchlichen
für sie bereithalten. Alle zwei Wochen      dieser vermittelnden Tätigkeit schätze                             Besuchsgruppe für ältere Menschen zu-
holen Freiwillige aus der Kirchgemeinde     ich es, nicht als therapeutische Einzel-                           führen, damit sie sich selber in die Ge-
Altstetten unsere Leute ab und unter-       person zu wirken, sondern Teil einer gut                           meinschaft einbringen kann.
nehmen mit ihnen einen Ausflug. Im          vernetzten christlichen Gemeinschaft zu
kirchlichen Kafitreff Oerlikon können       sein, auf die ich zurückgreifen kann.                              Die Kollekte des Flüchtlingssonntags ist
Frauen und Kinder jeweils am Diens-                                                                            für die Flüchtlingsarbeit des HEKS
tagnachmittag stricken und spielen.         Welche Bedeutung haben Kontaktpfle-                                bestimmt. Auch persönliches Engage-
Manche Geflüchtete haben das Bedürf-        ge und Gemeinschaft?                                               ment ist gefragt. www.engagiert.jetzt

Tagung Kirchenmusik / Wie                  Musik Gemeinden voranbringt
kom. Was kann die Musik beitragen, da-      von Jochen Kaiser, Beauftragter der                                Musikproduzent in Deutschland einen
mit sich die Kirche entwickelt? Und wie     Landeskirche für Musik, entwickeln die                             grossen Namen gemacht und in den letz-
können partizipative Prozesse im Bereich    Teilnehmenden Ideen, wie Räume in                                  ten Jahren monumentale Pop-Oratorien
der Musik aussehen? An einer Tagung         Kirchenregionen unterschiedlich be-                                im Bereich der evangelischen Kirche ge-
unter dem Titel «Let us fly» gehen Kir-     spielt werden können, speziell auch dort,                          schrieben.
chenmusikerinnen und Kirchenmusiker         wo Kirchgemeinden zusammenarbeiten
diesen Fragen nach und loten aus, wel-      oder Zusammenschlüsse geplant sind.                                1. Juli 2019, Restaurant Clouds – im
ches Potenzial die Musik für die Gemein-    Am Nachmittag ist mit Dieter Falk ein                              Prime Tower, Zürich. Anmeldung:
deentwicklung hat. Unter der Leitung        Spezialgast geladen. Falk hat sich als                             www.kirchgemeindeplus.ch/musik

4                                                                                                                                   notabene    5 / 2019
Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Kirchenrat / Konfirmation                       nicht
                                                               zum Nulltarif

Kirchgemeinde Zürich /
Kandidaten für
                                           Foto: Christian Schenk

Parlament und
Kirchenpflege                                                                         Jugendliche in der Kirche beheimaten: Konfunti in Langnau am Albis.

kom. 500 Jahre nach der Reformation                            sch. Sollen Jugendliche auch ohne den          Der Kirchenrat weist auch darauf hin,
haben die über 80 000 Reformierten in                          Besuch von verbindlichen Unter-              dass die Konfirmation als feierlicher Ab-
der Stadt Zürich und der Gemeinde                              richtsangeboten konfirmiert werden?          schluss des kirchlichen Unterrichts in
Oberengstringen Anfang dieses Jahres                           Und ist es überhaupt zulässig, den Se-       der Zürcher Landeskirche eine lange
die grösste Kirchgemeinde der Schweiz                          gen Gottes im Konfirmationsgottes-           Tradition hat, die auch heute von vielen
geschaffen. Jetzt gilt es, diese junge                         dienst an Voraussetzungen zu knüpfen?        Jugendlichen und ihren Familien gerade
Kirchgemeinde mit Leben zu füllen und                          Die Kirchensynode hatte im Juli 2017         auch als Übergangsritual geschätzt wird.
Kandidatinnen und Kandidaten für das                           ein Postulat mit diesen Fragen zur Be-       Die Jugendlichen stehen in dieser Zeit
Kirchenparlament und die Kirchen­                              antwortung an den Kirchenrat überwie-        vor der Herausforderung, ihren Lebens-
pflege zu finden. Am 17. November 2019                         sen. Er sollte prüfen, ob der entspre-       weg mit dem Einstieg in die berufliche
sind die reformierten Stimmberechtigten                        chende Artikel in der Kirchenordnung         Ausbildung oder der Wahl weiterführen-
dazu aufgerufen, ein neues, 45-köpfiges                        angepasst werden soll.                       der Schulen selbstständig zu gestalten.
Parlament (Legislative) und die 7-köp-                            Der Kirchenrat will an der geltenden      Im Konfirmationsgottesdienst zeigen
fige Kirchenpflege (Exekutive) zu wäh-                         Ordnung und an der Verbindlichkeit           die Jugendlichen, was sie gemeinsam er-
len. Gesucht sind deshalb Reformierte,                         festhalten, wie er in seiner Antwort an      arbeitet und gelernt haben und erhalten
ältere und jüngere, Frauen und Männer,                         die Kirchensynode schreibt. Bei der          den Segen für ihren weiteren Weg ins ei-
die ihre Vorstellungen einer lebendigen                        Umsetzung plädiert er dabei für Augen-       genständige Leben.
Kirche gemeinsam umsetzen wollen.                              mass und Flexibilität.
  Bei der Wahl um das Kirchenpflege-                              Die religionspädagogischen Unter-               Konfirmation – wer hats
präsidium sind derzeit bereits zwei Kan-                       richtsmodule gewährleisten eine alters-            erfunden?
didaten bekannt. Zur Wahl stellen sich                         gerechte Auseinandersetzung mit bibli-             Historisch betrachtet ist die Kon-
Andreas Hurter und Res Peter. Peter ist                        schen Inhalten und christlichen Themen.            firmation reformierten Ursprungs.
                                                                                                                  Auf Anfrage des Landgrafen Phil-
Pfarrer am Neumünster sowie Vizede-                            Die Jugendlichen hätten ein Recht auf
                                                                                                                  ipp I. von Marburg hatte der
kan des reformierten Pfarrkapitels Zü-                         diese Bildung und Beheimatung,                     Strassburger Reformator Martin
rich. Andreas Hurter war Präsident des                         schreibt der Kirchenrat. Das Ziel der re-          Bucer sie erstmals in der Ziegen-
Reformierten Stadtverbands von Zürich                          ligiösen Bildung der Landeskirche sei,             hainer Zuchtordnung von 1539 for-
und präsidiert die aktuelle Kirchen-                           die Kinder und Jugendlichen zu befähi-             muliert. In Zürich erfolgte die flä-
                                                                                                                  chendeckende Einführung der
pflege der Stadtgemeinde, die bis zu den                       gen, sich mit Fragen des Glaubens,                 Konfirmation erst ab 1834, also
Wahlen als Übergangsgremium fungiert.                          christlichen Werten und der religiösen             zeitgleich mit der Einführung des
                                                               Haltung auseinanderzusetzen, und sie in            Begriffs Volkskirche ab 1809 und
Weitere Informationen:                                         der Entwicklung eines eigenen Glau-                mit der Gründung der Volksschule,
                                                                                                                  in Zürich ab 1832.
www.reformiert-zuerich.ch                                      bensverständnisses zu unterstützen.

notabene   5 / 2019                                                                                                                                     5
Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Kurs / Pfarrstellen
                                                 Best of Blog  /
für 2020 zuteilen
                                                 Eintauchen auf diesseits.ch
kom. Bis zum Sommer teilt der Kirchen-
rat den Kirchgemeinden die Entscheide
zur Pfarrstellenzuteilung für die Amts-
                                            Glauben heisst also, aus Hoffnung leben
dauer 2020 – 2024 mit. In der Folge sind
die Kirchenpflegen gefragt, die zugewie-    Stephan Jütte, Bereichsleiter Hoch- und       geliebten Menschen fühle ich es, wenn
senen Stellenprozente auf ihre Pfarrper-    Mittelschule, Abteilung Lebenswelten          ich meinen Kindern einen Kuss auf die
sonen aufzuteilen. Damit dieser Prozess     «Der Spiegel» hatte seine Aprilausgabe        Stirn gebe und sage «Bhüet di Gott»,
bestmöglich gelingt, bietet die Landes-     dem Titelthema christlicher Glaube ge-        dann hoffe ich es, wenn ich Angst habe
kirche in Zusammenarbeit mit dem Ver-       widmet. «Nur» noch 75% der Katholi-           und bete, dann spüre ich es. Aber nicht
ein der reformierten Kirchenpflegeprä-      kinnen und Katholiken und 67% der             immer.
sidien im Kanton Zürich zwei                Protestanten und Protestantinnen in              Man kann diese Zahlen unterschied-
Schulungstermine an. Daran mitwirken        Deutschland glauben an einen Gott. Bei        lich deuten. Man kann behaupten, dass
werden der Kirchenratspräsident, der        den Konfessionslosen sind es 20%. Das         der Glaube kleiner geworden ist. Oder
Kirchenratsschreiber, der Leiter des        sind exakt gleich viele wie diejenigen, die   man kann sagen, dass sich der Glaube
Rechtsdienstes und der Bereichsleiter       an Wunder glauben. Von denen, die an          verändert hat, weniger gegenständlich
Personalführung Pfarrschaft. Sie unter-     Gott glauben, glauben 61% der katholi-        geworden ist. Man wird dann entweder
stützen die Verantwortlichen der Ge-        schen und 58% der protestantischen            die Kirche bedauern, weil selbst ihre
meinden bei der Anwendung des erneu-        Christen an die Auferstehung Jesu und         Mitglieder den Glauben verloren haben
erten Pfarrwahlverfahrens.                  stolze 77% bzw. 72% glauben an den            oder sie bewundern, als Versammlung
                                            dreifaltigen Gott. Die Hälfte alle katho-     reflektierter, problembewusster Mit-
2. Juli und 11. Juli, Hirschengraben 50     lischen, 40% aller pro-                                            menschen.
Anmeldung: zhref.ch/intern/kurse/2019/      testantischen Christen                                               An Gott glauben
pfarrwahlverfahren-amtsdauer-20_24          und Christinnen und                                                bedeutet etwas an-
                                            25% aller Konfessions-      «An Gott glauben                       deres, als zu glau-
                                            losen glauben an ein           meint eine                          ben, dass man im
                                            Leben nach dem Tod.                                                Intercity      einen
                                               Das ist erstaunlich.      Blickrichtung.»                       freien Sitzplatz be-
     Lange Nacht
Projekt /                                   Der viel zitierte En-                                              kommt. An Gott

der Kirchen
                                            gelsglaube schafft es                                              glauben meint eine
                                            dagegen «nur» auf 48 bzw. 43% bei den         Blickrichtung, eine Perspektive auf das
                                            Christinnen und Christen und 26% bei          Leben, die Mitmenschen, die Umwelt
rod. Tradition und Experiment, Ge-          den Konfessionslosen.                         und sich selbst. Im Hebräerbrief wird es
wohntes und Ungewohntes – in der               Was hätten Sie geantwortet? Ich zö-        so beschrieben: «Es ist aber der Glaube
«Langen Nacht der Kirchen» bieten die       gere. An Gott, das Jenseits oder an En-       eine feste Zuversicht dessen, was man
beiden Kantonalkirchen ungewöhnliche        gel glauben, wie ich «glaube», dass es im     hofft und ein Nichtzweifeln an dem, was
Einblicke. Das ökumenische Projekt          Kühlschrank noch Milch hat, es morgen         man nicht sieht.» (Hebräer 11,1)
wird am Freitag, 5. Juni 2020, von 18 bis   nicht regnet oder der Zug pünktlich ab-          Glauben heisst also, aus Hoffnung le-
24 Uhr in zahlreichen Kirchgemeinden        fährt, kann ich nicht. Gott, das Jenseits     ben, die am Sichtbaren nicht zerbricht.
und Pfarreien stattfinden. Dann werden      oder Engel sind für mich unwahrschein-        Und das ist immer nur Gnade. Und
Besuchende entdecken, wie sich Kirchen      lich, in dem Sinn, dass sie mit Wahr-         wenn mehr als der Hälfte aller Menschen
in das gesellschaftliche Leben einbrin-     scheinlichkeit nichts zu tun haben.           in Deutschland diese Gnade widerfährt,
gen. Verantwortliche in Kirchgemein-           Wenn man mich aber fragte, ob ich          sie aus Zuversicht und nicht aus Angst
den sind nun aufgerufen, Ideen zu sam-      hoffe, dass da ein Gott ist, ein Leben        leben, dann darf man hoffen.
meln, sich zu vernetzen, zu budgetieren     nach dem Tod oder Engel, die uns im
und einen Zeitplan zu starten.              Alltag zeigen, wofür wir ohne sie blind       Weiterlesen und mitdiskutieren auf:
                                            bleiben und all das in Kreuz und Aufer-       www.diesseits.ch
Anmeldefrist für Kirchgemeinden: 27.        stehung wunderbar ausgedrückt finde,
September 2019. Impulsabend 13. Januar      dann würde ich freudig bejahen! Und
2020, 17 bis 20.30 Uhr, Hirschengraben 7,   wenn man mich fragt, ob ich das alles
Zürich. Informationen und Anmeldungen:      spüre, fühle, hoffen kann? Dann wäre es
www.langenachtderkirchen.ch                 sehr situationsabhängig: Am Grab eines

6                                                                                                              notabene    5 / 2019
Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Gezielt
Vernetzung /

Kontakte
pflegen
Wie gelingt es der Kirche,
Kontakte zu verschiedenen
Menschen und Gruppen zu
pflegen? Die Kirchgemeinde
Wädenswil hat es in ihrem
Jubiläumsjahr vorgemacht
und bleibt weiter dran.
Von Christian Schenk

                                            «WunderBar» auf drei Rädern – eines von verschiedenen Vehikeln der Kontaktpflege
Ende 2017 wussten wohl alle Bewohne-        in der Kirchgemeinde Wädenswil.
rinnen und Bewohner von Wädenswil,
dass ihre reformierte Kirche vor Ort et-
was zu feiern gehabt hatte. Angespro-
chen auf das Jubiläum und eingeladen        Kirche und Glauben sonst wenig zu tun          Vehikel für Kontakte mit Familien nut-
zu diversen Anlässen waren sie alle, und    hatten», schreibt Kirchenpflegepräsi-          zen. «Wir schenken Kaffee und Sirup
ein Grossteil von ihnen dürfte die eine     dent Peter Meier rückblickend in einer         aus, kommen ins Gespräch mit jungen
oder andere Veranstaltung auch besucht      Festschrift. Dass dies gelungen sei, be-       Eltern und Kindern», erzählt Sozialdia-
haben. Mehrmals war die Kirche, deren       stätigt auf Nachfrage auch Undine Gell-        konin Ursula Tolle. Sie mache auch die
250-jähriges Bestehen man eigentlich        ner, Pfarrerin in Wädenswil. Sie erklärt,      Erfahrung, dass sich die Eltern rund um
feierte, Bankettsaal, Musik-, Tanz- oder    dass das Netzwerken in der Kirchge-            die Bar selber vernetzen und eigene
Theaterbühne. Dabei überliess man die       meinde bereits länger gepflegt werde.          Whatsapp-Gruppen bilden. Oft seien es
Zusammenstellung der Gästeliste nicht       Der Pfarrkonvent habe in den letzten           Expats-Familien, mit denen auf diese
dem Zufall. Ganz bewusst waren zu ein-      Jahren regelmässig verschiedene Grup-          Weise die Kontaktaufnahme gelinge.
zelnen Abenden verschiedene Gruppen         pen zum Mittagessen eingeladen: einmal           In Wädenswil soll die Kultur der Ver-
geladen: Einmal waren über 60 Mitglie-      eine Gruppe von örtlichen Hausärzten,          netzung auch künftig gepflegt werden.
der von Gemeinde- und Stadtrat, von         einmal Vertreter- und Vertreterinnen der       Für 2020 ist das Motto «Begegnung»
Schulpflegen und Schulleitungen und         Schulen, ein anderes Mal Polizei- und          bereits gesetzt.
von anderen Kirchgemeinden zu Gast          Rettungskräfte oder Mitarbeitende des
am Bankett in der von einigen Bänken        Zivilstandsamtes. An solch geselligen
befreiten Kirche. An einem anderen          Anlässen lerne man sich kennen, entde-              Kirchenpflege-Forum
Abend wurde die Tafel für die Mitglie-      cke Schnittstellen der Arbeitsbereiche              zum Thema Vernetzung
der des Handwerker- und Gewerbever-         und knüpfe Kontakte, auf die man spä-               Die Landeskirche organisiert einen
eins gedeckt.                               ter zurückgreifen könne.                            Impulsabend unter dem Titel «Im
                                                                                                Kontakt sein – eine Kultur der
                                                                                                Vernetzung entwickeln». Die Teil-
Hausärzte und Polizeikräfte                 Unterwegs mit mobiler Bar                           nehmenden arbeiten an einer
                                                                                                Netzwerk-Landkarte, lernen Pra-
Es sind dies nur zwei Beispiele, die zei-   Auch auf informeller Ebene findet die               xisbeispiele kennen und erstellen
gen, wie Vernetzung und Kontaktauf-         Kirchgemeinde Wädenswil immer wie-                  Checklisten zum Aufbau und zur
                                                                                                Pflege der Vernetzung. Leitung:
nahme mit unterschiedlichen An-             der Wege, Begegnungen auf überra-                   Peter Wilhelm (Behördenschu-
spruchsgruppen in der Kirchgemeinde         schende Weise herbeizuführen. Zeichen               lung), Agnes Joester (Organisati-
gelingen kann. In Wädenswil pflegte         dafür ist unter anderem ein dreirädriges            onsentwicklung), Simone Sie-
man dieses Netzwerken im Jubiläums-         Fahrzeug italienischer Bauart, das als              genthaler (Partizipation), Simone
                                                                                                Strohm (Kommunikation)
jahr ganz bewusst, suchte die Zusam-        kirchliche «WunderBar» durch die Stadt
                                                                                                11. September, 18 bis 21 Uhr.
menarbeit mit Vereinen, Gruppen und         knattert und in den Sommermonaten                   Anmeldung: 044 258 92 36
Institutionen, «um eine möglichst grosse    vor allem auf einem Spielplatz zur An-              behoerdenschulung@zh.ref.ch
Breitenwirkung zu erzielen und Men-         laufstelle wird. Hier sind es die Sozialdi-
schen und Milieus zu erreichen, die mit     akoninnen, die die mobile Kaffeebar als

notabene    5 / 2019                                                                                                             7
Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Kirche am «Züri Fäscht» /         Zwingli im Festfieber
Ab dem 5. Juli wird die Limmatstadt am «Züri Fäscht» einmal mehr für drei Tage zur
grossen Festhütte. Mittendrin: die Zürcher Reformierten und Ulrich Zwingli höchst-
persönlich. Wie zwinglianisch ist das denn? Von Christian Schenk

Einmal ein Selfie mit dem gestrengen         rich gemeinsam getragenen Aktion,           kommen. Der Stand bei der Wasserkir-
Zürcher Reformator oder ein ernstes          freut sich darauf: «Es ist schön, wenn      che wird während des ganzen Festes von
Gespräch unter vier Augen mit ihm – die      wir an diesem Fest auch als Kirche teil-    Mitarbeitenden und Mitgliedern der
Kirchgemeinde Zürich und die Zürcher         nehmen können. Und zwar mittendrin.         neu formierten Kirchgemeinde der Stadt
Landeskirche machen es für einige Tage       Und mit gutem Grund.» Das 500-Jahr-         Zürich betreut. Gelegenheit also auch
möglich: Am traditionellen «Züri             Jubiläum der Zürcher Reformation falle      für die Repräsentanten der neuen Stadt-
Fäscht» holen sie dieses Jahr die Zwingli-   schliesslich mit der diesjährigen Ausgabe   zürcher Kirchenkreise, sich der Bevölke-
Statue bei der Wasserkirche vom Sockel       des «Züri Fäscht» zusammen. Und dass        rung vorzustellen.
und mischen die Bronzefigur am Lim-          der Zürcher Reformator dem Leben zu-          Dass sich die reformierte Kirche am
matquai unter das Partyvolk. Weil die        geneigt und durchaus auch einmal ein        «Züri Fäscht» beteiligt, ist nicht neu.
Figur mit ihren drei Metern die Festbe-      «Festbruder» sein konnte, das hätte der     2013 betrieb die Kirche bereits einmal
sucher auch ohne Sockel weit überragt,       Zwingli-Spielfilm kürzlich in Erinne-       eine Festwirtschaft beim Fraumünster.
soll ein Podest dafür sorgen, dass das       rung gerufen. Man wolle in diesem Jahr      Mitglieder der Migrationskirchen tisch-
Tête-à-tête und der einmalige Schnapp-       also die Gelegenheit nutzen, den Zür-       ten im Kreuzgang afrikanische, brasilia-
schuss gelingen. Neben dem Selfiepoint       cher Reformator einer breiten Bevölke-      nische und finnische Gerichte auf. Gos-
betreiben die Zürcher Reformierten zu        rung besser bekannt zu machen, und          pelsänger und Rapper traten auf. Bei der
Füssen des Monuments eine Bar, servie-       darauf hinweisen, dass Zwingli den          letzten Auflage 2016 schuf der Stadtver-
ren Zwinglibier und Zwingliwürste. Bei       Menschen auch heute noch etwas zu sa-       band Wort- und Klangoasen und sorgte
geschätzten zwei Millionen Festbesu-         gen hat.                                    so eher für leisere Töne und stille Kont-
chern und an prominenter Lage mitten                                                     rapunkte im Festtrubel.
in der Partymeile dürfte es dort biswei-     Ins Gespräch kommen                           2019 wagt die reformierte Kirche nun
len hoch zu- und hergehen.                                                               Schulter an Schulter mit Zwingli tapfer
                                             Dazu werden am Stand auch Zitate von        den Auftritt mitten im Festgetümmel.
Zwingli – ein Festbruder?                    Zwingli in Szene gesetzt. «Wir wollen
                                             Nähe schaffen und den Reformator und        www.zuerifaescht.ch
David Guggenbühl, Mitglied der Kir-          seine Botschaft in unsere Zeit holen»,      www.reformiert-zuerich.ch
chenkreiskommission eins Altstadt und        sagt David Guggenbühl. Gleichzeitig
Projektleiter der von der Landeskirche       biete die Standaktion die Möglichkeit,
und der Kirchgemeinde der Stadt Zü-          mit den Menschen ins Gespräch zu

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Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Eine kleine Kulturgeschichte /
                                                    Feste feiern bei den Zwinglianern?

                                                    sch. Arbeitsmoral statt Festkultur. An       der Zeit nach der Reformation vielfach
                                                    der Stadt Zürich klebte lange das Image      belegt. Sie provozierten immer wieder
                                                    einer spröden und sittenstrengen Wirt-       auch den Einspruch sittenstrengerer
                                                    schaftsmetropole, der – einmal abgese-       Zeitgenossen: Johann Heinrich Füssli
                                                    hen vom Sechseläuten – der Sinn für          (1745 – 1832) schrieb einmal entrüstet:
                                                    üppige Volksfeste fehlt. Die Leichtigkeit    «Nebst Basel wird in der Schweiz nir-
                                                    des Lebens sei ihr nicht zuletzt von         gendwo mehr gefressen als in Zürich.»
                                                    Zwingli und seinen Nachfahren mit pro-       Auch dem Zürcher Rat wird das Fest-
                                                    testantischer Pflichtethik ausgetrieben      treiben in seiner Stadt immer wieder et-
                                                    worden, so das Klischee. Stimmt die          was zu viel, auch wenn er für einige Ter-
                                                    These wirklich?                              mine (zum Beispiel Schwörtage) selbst
                                                       Konsultiert man die historischen          verantwortlich war. Er versuchte das
                                                    Quellen, hält sie einer Überprüfung          Überborden der Trink- und Tanzanlässe
                                                    nicht stand. «Die Zürcherinnen und           mit einer Flut von Mandaten zu regle-
                                                    Zürcher blieben auch nach der Refor-         mentieren und einzudämmen. «Die
                                                    mation ein festfreudiges Volk», konsta-      ständige Erneuerung der Verbote lässt
                                                    tiert der Historiker Markus Brühlmeier.      jedoch erhebliche Zweifel an ihrer Wirk-
Ein Selfie mit Zwingli: Visualisierung des          Die Belege, die er und Markus Frei zu-       samkeit aufkommen», schreibt der His-
Auftritts der Kirche am diesjährigen «Züri          sammengetragen und in Rahmen ihres           toriker Brühlmeier treffend.
Fäscht».
                                                    Werks über das Zürcher Zunftwesen pu-          Es ist wohl diese Vielzahl an Verboten
                                                    bliziert haben, sind vielfältig und üppig.   und Massregelungen, die für die Nach-
                                                    In der Buchhaltung und den Chroniken         welt das Bild eines überaus sittenstren-
                                                    der Zünfte lassen                                                 gen Regimes an der
                                                    sich nicht nur der                                                Limmat entstehen
Zwölf Zwinglis                                      fixe und dichte Rei-     «Nebst Basel wird                        liess. Dass sich die
unterwegs in Zürich
Zwingli steigt diesen Sommer nicht
                                                    gen an Festen und          in der Schweiz                         Bevölkerung     des-
nur vom Sockel, sondern breitet
                                                    Banketten im Jah-
                                                    reslauf des refor-
                                                                              nirgendwo mehr                          halb ihren Spass an
                                                                                                                      den Festtagen nicht
sich in zwölf, dem Monument nach-
gebauten Statuen in der Stadt Zü-                   mierten       Zürich      gefressen als in                        verderben liess, ist
rich aus. Die Aktion wird ökume-
nisch verantwortet und mitgetragen
                                                    nachlesen, sondern             Zürich.»                           ebenso gesichert wie
                                                    auch, wie viel dabei                                              die Tatsache, dass
von Kantonal- und Stadtkirchen. In-
itiator und Projektleiter ist Gross-                getrunken und gegessen wurde. Der Pro-       die meist stark ritualisierten Feierlich-
münsterpfarrer Christoph Sigrist.                   Kopf-Verbrauch an einem Aschermitt-          keiten nicht nur Ausdruck individueller
Zwingli solle das heutige Zürich neu                wochsmahl beispielsweise, ausgerichtet       Genussfreude waren, sondern für den
entdecken, in allen Stadtkreisen
                                                    1664 von der Zunft zum Widder, ist           gesellschaftlichen Zusammenhalt der
den Dialog mit den Bewohnern von
heute suchen und auf diese Weise                    schwindelerregend: 600 Gramm Tro-            Stadt wichtig und prägend waren.
zu einer Marke der Stadt werden,                    ckenwürste, 700 Gramm Rindfleisch,
so die Grundidee. Die Figuren sol-                  Brot, Fisch, Kraut, Randen und über 4        Markus Brühlmeier, Beat Frei: Das
len ab August an belebten öffentli-                 Liter Wein – pro Person. Solche Ein-         Zürcher Zunftwesen. NZZ-Verlag, 2005.
chen Orten stehen. Dabei sind
Schwert und Hut, wie sie in der Ori-                kaufslisten für alle Arten von Feierlich-    Zwei Bände, 662 Seiten, Fr. 41.90
ginalfigur zu finden sind, aus-                     keiten sind auch für andere Zünfte in
tauschbar. Die Platzierung der Fi-
guren wird mit Gesprächen und
Veranstaltungen begleitet.

                      Zünftiges Festbankett um
                    1724. Das Festen hat Zürich
                     nie verlernt. Bildausschnitt
                       einer Skizze von Johann
                                 Melchior Füssli.

notabene     5 / 2019                                                                                                                    9
Notabene - Reformierte Kirche Kanton Zürich
Dem Sterben
 Letzte Hilfe /

 Raum geben
Am Freitag ausgeschrieben – am Montag ausgebucht. Die
landeskirchlichen Kurse in Letzter Hilfe boomen; die Me-
dienresonanz ist gross. Eine Standortbestimmung mit den
Verantwortlichen Eva Niedermann und Matthias Fischer.
Von Madeleine Stäubli-Roduner

Von Wald bis Winterthur, von Erlen-         Fachfrau Palliative Care, sieht die Kom-
bach bis Embrach, von Affoltern bis         bination von Bildung und Austausch als
Adliswil: Reihum bieten Kirchgemein-        Weg, Laien zu befähigen, zu «empow-
den den Tageskurs «Letzte Hilfe» an         ern». «Wir erleben die Teilnehmenden
und finden grossen Anklang. Die Nach-       sehr einfühlsam und reflektiert. Wir er-
frage führt zu längeren Wartelisten; da-    gänzen ihr Wissen und bestärken sie, in-
her bilden Niedermann und Fischer im        dem wir ihnen mitteilen: Ihr seid Exper-
Auftrag der Landeskirche fortlaufend        tinnen und Experten für Eure
neue Kursleiterinnen und -leiter aus.       Angehörigen und es braucht Euch. Ihr
  Offensichtlich entspricht das Ange-       bringt eine Qualität ein, die Fachperso-
bot, sich im Kreis von maximal 20 Per-      nen nicht mitbringen können.»
sonen in Sterbebegleitung weiterzubil-        Jede persönliche Erfahrung mit Ster-
den, einem verbreiteten Bedürfnis, wie      benden, jede individuelle Narration sei
Eva Niedermann und Matthias Fischer         wichtig im palliativen Bereich, sagt Eva
im Gespräch erläutern. «Die langjährige     Niedermann. Viel verloren gegangenes
Tabuisierung von Tod und Sterben wird       Wissen über das Lebensende werde zu-
immer mehr überwunden. Doch es feh-         rückkommen und müsse erzählt werden.
len immer noch passende Räume, in de-       Denn es seien die Narrationen, die näher   gehen und manchmal zur nächsten Pow-
nen ein aktiver Diskurs darüber stattfin-   an das Eigentliche heranführten.           erpoint-Folie wechseln müssen, ohne al-
den kann», sagt Pfarrer Matthias                                                       les geklärt zu haben», so Eva Nieder-
Fischer. «Daher kommt die Kombina-          Offenheit, keine Dogmen                    mann. Wichtig sei ihr, auf Spurensuche
tion sehr gut an, sich in diesen Themen                                                nach Resonanz zu bleiben, zu Beginn
weiterzubilden und persönlich auszu-        Dazu gehört laut Matthias Fischer je-      des Kurses persönlich nach der Motiva-
tauschen.»                                  doch unbedingt auch die Narration des      tion zu fragen («Warum bist Du da?»),
                                            Schwierigen, des Nicht-Gesagten. Den       auf Stillschweigen über Gesagtes zu ver-
Persönliche Erfahrung zentral               beiden Fachpersonen liegt viel daran,      weisen und Zeit für vielleicht schmerzli-
                                            nicht dem Dogma vom «guten, richtigen      che oder belastende Erinnerungen ein-
Seit August 2017 haben sich schweizweit     Sterben» aufzusitzen oder gar program-     zuräumen. Grundsätzlich will sie
rund 840 Teilnehmende in 42 Kursen          matisch Glaubenssätze vorzutragen.         Teilnehmende von Schuldgefühlen,
damit befasst, was beim Sterben pas-        Vielmehr wollen sie als Kursleitende       Ängsten und Unsicherheiten entlasten.
siert, wie Laien Sterbende unterstützen     achtsam hinhören und selber immer          Sie will sie ermutigen, nachzufragen,
können und wo professionelle Unter-         wieder Neues lernen.                       nicht alles als gegeben hinzunehmen und
stützung zu finden ist. Die Teilnehmen-       Dazu sagt Eva Niedermann: «Wir           sich vielgestaltige professionelle Hilfe zu
den sind mehrheitlich zwischen 55 und       sind in der Grundhaltung unterwegs, ei-    holen.
70 Jahre alt, können aber auch erst 18      nander in den Fragen des Sterbens und         Damit diese Prozesse innerhalb der
oder schon 94-jährig sein. Sie sind über-   Begleitens zu unterstützen. Wir wollen     Kurse offen, wertschätzend und undog-
wiegend weiblich und kommen aus kir-        dazu beitragen, dass Menschen im Unsi-     matisch ablaufen, halten Eva Nieder-
chennahen wie kirchenfernen Bereichen.      cheren sicherer werden, dass Lasten auf    mann und Matthias Fischer kompe-
  «Die Teilnehmenden schätzen es, in        mehrere Schultern verteilt werden und      tente, authentische Kursleiterinnen für
ihren Fragen und Erfahrungen ernst ge-      Sterbende ihren ganz eigenen Weg gehen     besonders wichtig. Die bisherigen Er-
nommen zu werden, sich zu bilden und        können.»                                   fahrungen seien gut.
einander gegenseitig zu stärken», bilan-      Den Verantwortlichen ist bewusst,           Die Kursleiterinnen seien ehrenamt-
ziert Fischer. Auch Eva Niedermann,         «dass wir durch riesige Themengebiete      lich engagiert und offen für die Perspek-

10                                                                                                           notabene    5 / 2019
Foto: Reto Schlatter

                                                                                                       Foto: Gion Pfander
                                                                                                                                                   Kurse in Letzter Hilfe
                                                                                                                                                   Der Letzte-Hilfe-Kurs vermittelt
                                                                                                                                                   Gruppen von maximal 20 Personen
                                                                                                                                                   umfassende Informationen zur
                                                                                                                                                   Sterbebegleitung. Der Tageskurs,
                                                                                                                                                   meist an Samstagen, dauert sechs
                                                                                                                                                   Stunden und beinhaltet folgende
                                                                                                                                                   vier Themenschwerpunkte: Ster-
                                                                                                                                                   ben als Teil des Lebens; Vorsorgen
                                                                                                                                                   und Entscheiden; körperliche, psy-
                                                                                                                                                   chische, soziale und existenzielle
                                                                                                                                                   Nöte lindern; Abschied nehmen.
                                                                                                                                                   Der Kurs wurde auf Initiative von
                                                                                                                                                   Georg Bollig in Österreich und
                                                                                                                                                   Deutschland entwickelt. Die Lizenz
                                                                                                                                                   für den internationalen Letzte-Hil-
                                                                                                                                                   fe-Kurs für die Schweiz hat die Re-
                                                                                                                                                   formierte Landeskirche Zürich. Die
                           Matthias Fischer:                            Eva Niedermann:                                                            Projektleitung liegt bei Eva Nieder-

                       «Die Teilnehmenden                       «Wir wollen dazu                                                                   mann, Pflegefachfrau, MAS Pallia-
                                                                                                                                                   tive Care, zuständig für Alter und
                          schätzen es, in                        beitragen, dass                                                                   Generationen in der Abteilung Kir-
                                                                                                                                                   chenentwicklung, und Matthias Fi-
                        ihren Fragen ernst                        Menschen im                                                                      scher, Pfarrer, Spitalseelsorger,
                                                                                                                                                   CAS Spiritual Care.
                          genommen zu                          Unsicheren sicherer                                                                 Die beiden zertifizierten Kursleiter
                             werden.»                               werden.»                                                                       sind beauftragt, eine Organisati-
                                                                                                                                                   onsstruktur zur Durchführung der
                                                                                                                                                   Kurse in der ganzen Schweiz auf-
                                                                                                                                                   zugleisen. Die aktive Vernetzung
                                                                                                                                                   mit anderen Kantonalkirchen und
                                                                                                                                                   ökumenische Kooperationen ha-
                                                                                                                                                   ben zur raschen Ausbreitung der
                                                                                                                                                   Kurse beigetragen. Auch nicht-
                                                                                                                                                   kirchliche Organisationen wie pal-
                                                                                                                                                   liative.vaud haben sich dem Netz-
                                                                                                                                                   werk angeschlossen.
                   tiven ihrer Co-Leiterin im fixen Lei-       Kursen Sinnhaftigkeit und Bedeutung                                                 Eine Kursteilnahme steht allen
                   tungstandem. «Sie bringen sich in           zusprechen. Wer teilnehme, befasse sich                                             kostenlos offen. Infos und Kurs­
                   Kirchgemeinden ein, stehen den Men-         auch mit der eigenen Sterblichkeit,                                                 orte: www.zhref./ch/themen/palli-
                   schen dort nahe und erhalten ihrerseits     schreibt etwa eine Journalistin, die nach                                           ative-care/letzte-hilfe-kurse
                   grosse Wertschätzung», sagt Eva Nie-        einem Kursbesuch zahlreiche medizi-
                   dermann. Derzeit gibt es schweizweit 44     nisch-rechtliche und soziale Aspekte be-
                   Kursleiterinnen, darunter 18 im Kanton      leuchtet.
                                                                                                                            Foto: Eva Niedermann

                   Zürich, die jeweils zwei bis drei Kurse
                   pro Jahr leiten.                            Kurse für Jugendliche

                   Kompetenz der Kirche                        Auch künftig werden die Kurse zu reden
                                                               geben. Eben erst haben Eva Nieder-
                   Es sei ein Glücksfall, die Kurse als Non-   mann und Matthias Fischer in Ham-
                   Profit-Angebot in den Kirchgemeinden        burg den ersten Letzte-Hilfe-Kurs für
                   vor Ort anzubinden, sagen die Verant-       Kinder und Jugendliche besucht, der die
                   wortlichen. «Wir werden als Kirche in       Kursinhalte für junge Menschen adap-
                   dieser Thematik als absolut kompetent       tiert und dadurch mehrere Generatio-
                   eingestuft.» In der Öffentlichkeit sei      nen zusammenführen will.
                   klar: Die Kirche hat etwas beizutragen.        Der Kinder-Kurs wurde von einer
                     Diese Anerkennung kommt ihnen seit        Spurgruppe um Kursgründer Georg
                   Anfang Jahr auch vonseiten der heimi-       Bollig entwickelt und soll in Konfirman-
                   schen Medien entgegen. Von Radio SRF        denklassen, Gymnasien und Primar-
                   2 Kultur über Zeitlupe der Pro Senec-       schulen durchgeführt werden. Dieses
                   tute bis zur Sonntagszeitung reichen die    Angebot einer «Compassionate commu-
                   journalistischen Beiträge, die von          nity» dürfte auch in der Schweiz interes-
                   Kurserfahrungen berichten und den           sant sein.

                   notabene    5 / 2019                                                                                                                                               11
Themen und Termine

                                                      und -lektionen entwickelt,        auszurichten. Aber worauf?                     Reformation geplant.Sämtliche
                 Kurse &                              basierend auf den verbindlichen   Welche Visionen sollen uns lei-                Veranstaltungen werden mit
                                                      rechtlich relevanten Verordnun-   ten? Warum wirken die Refor-                   Livemusik von Mitgliedern des
                 Weiterbildungen                      gen und Arbeitsgebieten.          mierten so überangepasst lang-                 internationalen Jazz-Netzwerks
                                                      zhref.ch/intern/religionspaeda-   weilig? Brauchen wir eine                      Bluechurch begleitet. Zum
                 Im Kontakt sein − eine Kultur
                                                      gogik/downloads/personelles       Bischöfin oder sollen wir mit                  Abschluss zeigen Yves Teiler
                 der Vernetzung entwickeln
                                                                                        der katholischen Kirche fusio-                 und Uwe Steinmetz ein eigens
                 Sie erstellen eine Netzwerk-
                                                                                        nieren? Diese und viele andere                 für den Kirchentag zusammen-
                 Landkarte und eine Checkliste
                                                                                        Fragen diskutieren wir mit dem                 gestelltes Jazz-Arrangement
                 zum Aufbau und zur Pflege der
                 Vernetzung. Durch eine Kultur
                                                      Veranstaltungen                   Kirchenratspräsidenten und                     «It’s Huldrych!», mit Improvisa-
                                                                                        Pfarrer Michel Müller.                         tionen zu Zwinglis Kompositio-
                 der Vernetzung stärken die Teil-
                                                      Bild los? KunstImpuls,            Moderation: Dr. Stephan Jütte                  nen.
                 nehmenden die gesellschaftli-        Ausstellung EPI Kirche            18. Juni, 18.15 bis 19.30 Uhr                  19. bis 23. Juni, jeweils 10 bis
                 che Relevanz der Kirche. Lei-        In der Ausstellung «Bild los?»    Kafi Hirschli, Hirschengraben 7,               23.30 Uhr. Bartholomäuskirche
                 tung: Agnes Joester, Peter           treten Schriftmeditationen des    Zürich. Anmeldung:                             Lütgendortmund
                 Wilhelm, Simone Siegenthaler,        Malers Samuel Buri, die Wand­     lebenswelten@zh.ref.ch                         reformiert-info.de
                 Simone Strohm.                       reliefs der Bildhauerin Maja      zhref.ch/salonumsechs                          jazz-fuer-ein-vertrauen.de
                 11. September, 18 bis 21 Uhr         Thommen und die Arbeit Glo-
                 KV Business School Zürich Sihl-      ckenschlag des Künstlers Hans     Deutscher Evangelischer                        Podium Europa
                 post. Anmeldung: 044 258 92 36       Thomann in einen Dialog und       Kirchentag in Dortmund                         Verantwortung und Herausfor-
                 behoerdenschulung@zh.ref.ch          verdichten Spiritualität im       Digitalisierung, Arbeit, soziale               derung für die Kirchen. Auf dem
                 zhref.ch/kurse: K1906                Kunstraum Kirche. Sie beschäf-    Teilhabe und Europa. Das sind                  Weg zu einem europäischen
                 kvz-weiterbildung.ch/sihlpost        tigen sich mit der Frage nach     grosse thematische Schwer-                     Kirchentag. Auf dem Podium
                                                      dem sichtbaren Bild und           punkte des 37. Deutschen                       u. a. Jeannette Behringer, Poli-
                 Ausbildung Leiter/in «Singe          begreifen dabei das Unsicht-      Evangelischen Kirchentages.                    tologin und Ethikerin, Zürich
                 mit de Chliinschte»
                                                      bare als spirituellen Grund.      Umgesetzt werden die Themen                    20. Juni, 15. bis 17.30 Uhr
                 Am 30. August startet der neue
                                                      Ausstellung bis 28. Juni,         in rund 50 Projekten um die                    Heilig-Kreuz-Kirche, Liebigstr. 49,
                 Ausbildungskurs. Es werden
                                                      9 bis 19 Uhr, EPI Kirche,         Losung «Was für ein Vertrauen»                 Innenstadt-West, Dortmund
                 entwicklungspsychologische,          Bleulerstr. 60, Zürich            (2. Könige 18,19). Auch die Zür-               Grossbaustelle Europa.
                 methodisch-didaktische, musi-
                                                                                        cher Landeskirche ist vertreten.               Soziale Gerechtigkeit und wirt-
                 kalische und religionspädagogi-      Traditioneller                    Ihr Aufritt steht unter dem                    schaftliche Spaltung. Modera-
                 sche Kenntnisse vermittelt und       Pfingstgottesdienst mit           Motto «Jazz für ein Vertrauen»
                 ein Repertoire an Liedern, Ver-      Tiersegnung                                                                      tion: Jeannette Behringer,
                                                                                        (siehe nachfolgender Hinweis).                 Zürich
                 sen und Singspielen aufgebaut.       Die Gottesdienstleitung haben     19. bis 23. Juni in Dortmund
                 Die Ausbildung ist modular auf-                                                                                       21. Juni, 11 bis 13 Uhr
                                                      dieses Jahr Pfrn. Verena Mühle-   kirchentag.de
                 gebaut. Leitung: Marianne                                                                                             Konzerthaus Dortmund,
                                                      thaler und Pfr. Patrick Schwar-
                 Barth                                zenbach. Die Predigt hält Dr.                                                    Brückstr. 21, Innenstadt-West
                                                                                        Jazz für ein Vertrauen
                 30. August bis 9. November,          theol. Christoph Ammann, Tie-     2019 ist das Jubiläumsjahr von
                                                      rethiker und Präsdident der
                                                                                                                                       Gestrandet
                 freitags, 14.15 bis 18.15 Uhr und                                      Zwingli. Aus diesem Anlass
                 samstags, 9.15 bis 16.45 Uhr         «Aktion Kirche und Tiere».                                                       Generationentheater im Kreis
                                                                                        sind am Evangelischen Kir-
                 Anmeldung: 044 258 92 76             9. Juni, 10 Uhr, Citykirche
                                                                                                                                       zwei. Eine geschlossene
                                                                                        chentag in Dortmund verschie-
                 annemarie.huber@zh.ref.ch            Offener St. Jakob, Zürich                                                        Gesellschaft strandet auf einer
                                                                                        dene Veranstaltungen um das
                                                                                                                                       Karibik-Insel. Nach sieben
                                                                                        historische Ereignis der Zürcher
                 Lohn- und Pensenrechner              Salon um Sechs                                                                   Tagen erscheint allen im Traum
                 Katechetik online                    Älter, ärmer, kleiner?                                                           ein Engel, der sich bei Tage
                 Der Lohn- und Pensenrechner          Die Landeskirchen verlieren                                                      betrachtet in einen sensations-
                 ist ein Instrument, um eine Ver-     immer mehr Mitglieder. Was                                                       lüsternen Reporter verwandelt
                 fügung für die Angestellten im       tun? Jüngst hat Erik Flügge                                                      und sechs Menschen Rettung
                 katechetischen Dienst auszu-         vorgeschlagen, den braven                                                        auf seinem Boot anbietet. Wer
                 stellen. Er wurde speziell für die   Gottesdienst als Zentrum auf-                                                    will und darf mitgehen und die
                 Erfassung der Jahresstunden          zugeben und die Kräfte neu                                                       andern zurücklassen? Zuletzt
Foto: Bild Los

                                                                                                                           Foto: ZVG

                 12                                                                                                                                notabene      5 / 2019
überstürzen sich die Ereignisse                                            die Gesellschaft.
                 und Realität und Fiktion vermi-                                            4. Juli, 17 bis 20 Uhr
                 schen sich.                                                                Hirschengraben 50, Zürich
                 22. Juni, 19 Uhr; 23. Juni, 17 Uhr                                         Info: 044 258 92 56
                 Zentrum Hauriweg, Hauriweg 19,                                             gesellschaft-ethik@zh.ref.ch
                 Zürich-Wollishofen                                                         zhref.ch/quick
                 Info: 076 471 25 71
                 simone.baehler@reformiert-zue-                                             Ein schöner Schwindel
                 rich.ch                                                                    Das Freilichtmusical Winterthur
                                                                                            erzählt die Reformation und ihre
                 Veranstaltungswoche Stilles                                                modernen Ausläufer aus einer
                 Zürich                                                                     etwas anderen Perspektive.
                 Erkunden und etwas machen:                                                 Insgesamt finden elf Vorstellun-
                 aktiv, bewegt, kommunikativ.                                               gen vor einer überdachten Tri-
                 Meditieren und schweigen:                                                  büne mit knapp 500 Sitzplätzen
                 mehrheitlich ohne Worte.                                                   am Lindenplatz statt.
                 Sehen und hören: zum Aufneh-                                               30. August bis 15. September,
                 men und Zurücklehnen.                                                      Kirchplatz der reformierten
                 23. bis 30. Juni. Programm unter                                           Kirche Winterthur-Wülflingen.
                 stilles-zuerich.ch/programm-2019                                           einschoenerschwindel.ch.

                 Aufbruch und Widerspruch

                                                                                                                                  Foto: ZVG
                 Buchpräsentation mit ökumeni-
                 schem Gespräch mit Kirchen-                                                Kloster Kappel
                 ratspräsident Michel Müller,
                 Generalvikar Josef Annen,
                 Bischof em. Hans Gerny und                                                 Auskunft / Anmeldung:                             Leisten wir uns den Widerstand?
                 Pfarrerin und AGCK-Präsidentin                                             Tel. 044 764 88 30                                Rechtspopulistische Parteien haben Aufwind. Weltweit
                 Bettina Lichtler (Buchbespre-                                              info@klosterkappel.ch                             haben Männer mit frauenfeindlichen und nationalisti-
                 chung siehe Seite 14).                                                     www.klosterkappel.ch                              schen Ansichten das Sagen. Erste Klimaflüchtlinge ver-
                 24. Juni, 18.15 Uhr                                                                                                          lassen ihre Heimat wegen Naturkatastrophen, ohne dass
                 Fraumünster, Zürich                                                        Johannisnacht                                     ihnen die Flüchtlingseigenschaften der UNO zukommen.
                                                                                            In der fast kürzesten Nacht                       Alle zwei Wochen stirbt in der Schweiz eine Frau unter
                 Joseph und seine Brüder                                                    unterwegs zum fast längsten                       den Schlägen ihres (Ex-)Partners. Die Liste liesse sich
                 Dem Antisemitismus der Nazis                                               Tag. Eine Pilgersternwanderung                    fortsetzen. Gegen diese Missstände formiert sich Wider-
                 stellte Thomas Mann im Rück-                                               ins Kloster Kappel. Startpunkte                   stand.
                 griff auf die jüdische Überliefe-                                          in Affoltern am Albis / Muri (AG)                 Leisten wir uns den Widerstand? Er braucht Zeit, zuwei-
                 rung seine Joseph-Romane                                                   Oberrieden / Bahnstation Uetli-                   len Mut, Fantasie und das Vermögen, mit Niederlagen
                 entgegen. Die Doku-Fiktion von                                             berg, Zürich / Zug                                umzugehen. Dabei können auch spirituelle Quellen hel-
                 Laura Huonker & Rock the                                                   22. / 23. Juni                                    fen, um nicht zu verzagen, sondern von neuem aufzuste-
                 Babies konzentriert Manns                                                                                                    hen und gemeinsam für eine menschenfreundlichere und
                 monumentales Werk in ein                                                   Tai Ji – achtsam im Leben                         naturbewahrende Welt zu kämpfen. Leisten wir uns den
                 musikalisches Erzähltheater.                                               Meditation in Bewegung.                           Widerstand!
                 28. Juni, 20 Uhr; 30. Juni,                                                Leitung: Christoph Endress                        24. Mai bis 23.Juni, Aktionsmonat der Citykirche offener
                 16.30 Uhr. Ref. Kirche Oerlikon,                                           28. bis 30. Juni                                  St. Jakob. aktionsmonat.ch
                 Oerlikonerstr. 99, Zürich
                 rockthebabies.ch                                                           Kappeler Klostertage
                 kircheoerlikon.ch                                                          gehört – gesehen – angefasst.
                                                                                            Leitung: Stadtkloster Zürich,
                 Freiwilliges Engagement in                                                 Cornelia Schnabel und Team
                 der Schweiz und die                                                        5. bis 8. Juli                      Musik und Wort                                                       verweben sich traditionelle
                 Bedeutung der Kirche                                                                                           Appenzell & Barock – tänze-                                          Tänze und Jodel aus der
                 Neben der Thematisierung von                                               Kappeler Singwoche                  risch und besinnlich, mit Corne-                                     Appenzeller-Volksmusik mit
                 Basisdaten in der Schweiz                                                  «Wach auf mein Herz und             lia Dürr, Klarinette; Werner                                         Werken von Rameau und Bach
                 schauen wir auch über die Lan-                                             singe, dem Schöpfer aller           Alder, Hackbrett und Fabienne                                        aus dem Barock. Lesungen:
                 desgrenzen und diskutieren                                                 Dinge». Leitung: Ruedi Keller       Romer, Orgel. In einer einzigar-                                     Pfr. Volker Bleil
                 brückenbildende Strategien in                                              14. bis 20. Juli                    tigen instrumentalen Besetzung                                       30. Juni, 17.15 Uhr
                                                      Foto: ZVG, Widerspruch und Aufbruch

                                                                                                                                                                       Foto: Ein schöner Schwindel
Foto: ©reformiert.

                 notabene      5 / 2019                                                                                                                                                                                       13
Gruppe Atem Klang
Insel der Ruhe, wo Ankommen
                                   Pilgertipp                            Medientipp: Aufbruch und Widerspruch –
und Wandlung möglich wird
                                   Pilgerzentrum St. Jakob Zürich        Ökumene und Theologie im Gespräch
                                   Stauffacherstrasse 8, Zürich
(Kursreihe von 8 Vormittagen).
                                   Auskunft / Anmeldung:
Leitung Verena-Barbara Gohl                                                                            kom. Die Schweiz hat im 20. Jahr-
                                   jakobspilger.ch
ab 23. August                                                                                          hundert eine Vielzahl renommierter
                                   Stadtpilgern mit Hund                                               Theologinnen und Theologen hervor-
Auf das Wesentliche stossen                                                                            gebracht. Das im TVZ neu erschie-
                                   25. Juni, 18 Uhr
Lösungsorientierte Auseinan-                                                                           nene ökumenische Handbuch ver-
dersetzung mit Lebensthemen.       Tagespilgern                                                        sammelt Biografien von 55
Leitung: Erika Steiger             7. Etappe                                                           theologischen Persönlichkeiten. Sie
30. August bis 1. September                                                                            alle haben das theologische Verste-
                                   Aarberg – Murten
                                   29. Juni                                                            hen und ethische Handeln in den Kir-
Humor – für mich und mein                                                                              chen, an den Universitäten und in der
Leben                                                                                                  Gesellschaft reflektiert und geprägt.
beweglich – bewegend –                                                                                 Das Buch bietet eine knappe, infor-
befreiend. Leitung: Salome                                                                             mative Übersicht zu Leben und Werk
Guggisberg
31. August bis 1. September
                                   Stellen im Web                                                      der porträtierten Persönlichkeiten,
                                   Offene Pfarrstellen, Stellen in den                                 inklusive einer Bibliografie. Es zeigt
                                   Gesamtkirchlichen Diensten und        damit die aktuelle Landschaft der römisch-katholischen, evange-
Spiritualität und Älterwerden                                            lisch-reformierten und christkatholischen Theologie der Schweiz.
                                   den Kirchgemeinden finden Sie
«Die längste Reise ist die Reise                                         Die Buchpräsentation erfolgt in Zürich zusammen mit einem hoch-
                                   auf: www.zhref.ch/angebote/
nach innen». Leitung: Doris                                              karätig besetzten ökumenischen Gespräch im Fraumünster mit
                                   offene-stellen
Held                                                                     Kirchenratspräsident Michel Müller, Generalvikar Josef Annen,
6. bis 8. September                                                      Bischof em. Hans Gerny und Pfarrerin und AGCK-Präsidentin Bet-
                                                                         tina Lichtler. Eine Würdigung des Buches erfolgt durch Bischof
Mandalas
                                                                         Felix Gmür.
Ein kreatives Spiel mit Farben
                                                                         24. Juni, 18.15 Uhr. Fraumünster, Zürich
und Formen. Leitung: Isabella
                                                                         Angela Berlis, Stephan Leimgruber, Martin Sallmann:
Kappeler
                                                                         Aufbruch und Widerspruch. Schweizer Theologinnen und Theologen
14. bis 15. September
                                                                         im 20. und 21. Jahrhundert. TVZ, 2019. 848 Seiten. Fr. 78.–

Bildungstipp: Geistliche Übungen
                                   bildungkirche.ch, das
                                   Weiterbildungsportal für Pfarrer/
                                   innen und Sozialdiakone/innen
                                                                         Buchtipp: Sturm über Stammheim
                                   empfiehlt monatlich eine
                                   ausgewählte Weiterbildung aus
                                                                                                      rod. Der Ittinger Klostersturm von
                                   ihrem Kursangebot.
                                                                                                      1524 im Auge des reformatorischen
                                                                                                      Sturms: um diese historische Bege-
In einer Welt voller Polaritäten, die geneigt ist, in Gut und Böse,                                   benheit dreht sich die fiktiv angerei-
Richtig und Falsch zu urteilen, sehen wir Gott – oft unbewusst –                                      cherte Erzählung von Hansruedi Frei.
genau durch diese Brille.                                                                             Der Klostersturm sei von überregio-
Unser Leben liebend in den Blick nehmen und Gott in allem und                                         naler Bedeutung, hält der einstige
durch alles wirksam zu sehen, dazu laden uns Exerzitien im Semi-                                      Lehrer und Lokalhistoriker fest; denn
nar «Gott suchen in allem» ein.                                                                       er habe die ganze Eidgenossenschaft
Die «Geistlichen Übungen» des Ignatius von Loyola beruhen auf                                         erfasst und an den Rand eines Bür-
der meditativen Betrachtung der Bibel. Sie eröffnen einen Raum                                        gerkriegs gebracht. Daher steht das
der Begegnung mit Jesus Christus, der uns zeigen will, wer Gott                                       Schicksal der Anführer, die in Baden
ist und wer wir selber sind.                                                                          hingerichtet wurden, beispielhaft für
Bei der Suche nach der Antwort auf die Sinnfrage unseres Lebens                                       die politisch-gesellschaftlichen
haben dabei innere Regungen und Gefühle genauso ihren Platz                                           Umwälzungen jener Zeit.
wie der Verstand und unser Körper. Das ignatianische «Gott               Freis Erzählung will das Wissen über die Geschehnisse in der
suchen und finden in allen Dingen» ist so Ausdruck einer ganzheit-       Reformation besonders im Zürcher Weinland und in Stein am
lichen und weltoffenen Spiritualität.                                    Rhein erweitern; dazu gehören auch scheinbar Nebensächliches
Das Seminar findet im Schweigen statt vom 20. bis 24. Januar 2020 im     oder Fragen, die nicht in Chroniken erscheinen. Dank Freis Schil-
Lasalle-Haus Bad Schönbrunn. www.bildungkirche.ch                        derung sterben darum mit den Anführern nicht gesichtslose
                                                                         Kämpfer, sondern charakterstarke Mitglieder einer engagierten
                                                                         Grossfamilie. Schweizer Geschichte als packender Historienroman
                                                                         aus der Ostschweiz!

                                                                         Hansruedi Frei: Sturm über Stammheim und Stein. Die Reformations-
                                                                         zeit im zürcherischen Weinland und in Stein am Rhein – eine Familien-
                                                                         tragödie. Meier Buchverlag AG, 2018. 152 Seiten, Fr. 23.–

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