Fixed Income 1/2020 "Peak Dovishness" oder die Ruhe vor dem Sturm? - www.pkassets.ch/marktanalysen - PK Assets AG
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Fixed Income 1/2020 «Peak Dovishness» oder die Ruhe vor dem Sturm? www.pkassets.ch/marktanalysen PK Assets AG Egglirain 22, Postfach 251, 8832 Wilen +41 (0)44 787 80 20 www.pkassets.ch 1
Q4 im Kontext xxxxx Q4 18 Fed erhöht Zinsen, baut Bilanz ab und sagt: «Weiter so» Zinsen auf Mehrjahreshöchststand Aktien brechen ein Q1 19 Fed sagt: «Stop Zinserhöhungen, stop Bilanzabbau» Zinsen brechen ein Angst vor «Japanifizierung» Q2 19 Fed sagt: «Zinssenkungen sind möglich» Zinsen brechen weiter ein EZB und Fed reduzieren die Leitzinsen Q3 19 Zinsen fallen ins Bodenlose Fed reduziert einmal und sagt: «Ab jetzt datenabhängig» Q4 19 Zinsen rappeln sich auf • Der wirtschaftliche Einbruch ist nicht gekommen • Das US-CPI bricht nicht ein, im Gegenteil • «Wie sinnvoll sind Negativzinsen?» • «Was wenn doch Inflation kommt?» • Erwartung dass Fiskalpolitik die Geldpolitik ablöst: «Viel mehr Schulden bedingen höhere Zinsen» • «Sind wir in einer monumentalen Zins-Blase?» • Der Zinsmarkt bekommt kalte Füsse «Interest rates are either already around historic lows or negative after more than 750 cuts since 2008, spurring concerns they are doing more harm than good.»» Bloomberg 12/2019 «As economists of Citigroup declare the arrival of peak dovishness, inveestors are responding by offloading bonds on the assumption there will be less support from aggressive central banks going forward» Bloomberg 11-2019 2
Makrodaten: Wirtschaftswachstum Makrodaten: BIP-Wachstum Bescheidenes Wachstum Wachstums- verlangsamung aber kein Einbruch weder real noch nominal Wir schauen 10 Länder an und argumentieren zum ungewichteten Mittelwert: • Wachstum ist das Koinzidenz- Mass schlechthin für die Konjunktur • Ausgehend vom ungewichteten Mittel des hier gewählten Länder- Samples befindet sich das Wirtschaftswachstum von real 1.9% unter dem Durchschnitt seit 2006 von 2.3% und nominal 3.3% über dem Durchschnitt seit Ende 2006 von 3.0% • Unter den letzten Wachstums- Spitzen von 2016/17…. • …aber weit weg von Rezession und Krise ANWENDUNG MAKRO 1 2020 4
Makrodaten: Teuerung Makrodaten: Teuerung: Weder hoch noch tief Keine Spur von Deflation CPI sind weit weg von Tiefständen • Total CPI ist ein Koinzidenz-Mass, es bildet also die Wirtschaft von heute ab, denn es wird dominiert vom Ölpreis • Ausgehend vom ungewichteten Mittel des hier gewählten Länder- Samples: • Mit 1.7% liegt die Totalteuerung aktuell beim Durchschnitt der letzten 13 Jahre von 1.6% • Das Kern-CPI ist ein Nachfolgefaktor, welcher die Konjunktur von 2018/ frühem 2019 wiederspiegelt • mit 1.5% liegt die Kernteuerung leicht über dem Durchschnitt der letzten 13 Jahre von 1.3% • Weit weg von Disinflation, geschweige denn Deflation • Die Kerninflation steigt noch wegen der Wachstumsbeschleunigung 2016/17 5
Makrodaten: Arbeitslosen Makrodaten: Arbeitsmarkt Wieder hergestellt Arbeitslosenraten sind tief, fallen aber kaum mehr Plafonierung auf Niveaus wie vor der Krise • Auch die Arbeitslosenrate –wie die Kernteuerung- ist ein Nachfolge- Faktor und bildet die Konjunktur der vergangenen 12-18 Monate ab, keinesfalls ein leading indicator • Ausgehend vom ungewichteten Mittel des hier gewählten Länder- Samples: • Die Arbeitslosenraten sind wieder dort, wo sie vor der Krise waren • Die Eurozone findet wieder Anschluss an das Gros der übrigen Länder • Eindrücklich die Performance von Japan • Aber generell zeichnet sich eine Plafonierung ab, mit im Schnitt nicht mehr tieferen, fallenden Arbeitslosenraten 6
Makrodaten: Löhne Makrodaten: Löhne: Trend leicht nach oben Löhne vor dem Ausbruch? Steigende Lows aber noch nicht steigende Highs: Noch kein etablierter Aufwärtstrend • Löhne sind ebenfalls ein Nachfolgefaktor, werden aber trotzdem oft in der Argumentation verwendet, ob Inflation entstehen kann oder nicht • Die Lohnerhebungen in den einzelnen Ländern sind noch unterschiedlicher als Inflations-, Wachstums- und Arbeitsmarktstatistiken, und deshalb kaum vergleichbar auf nominaler Basis, weshalb wir die Skalentransformation eingeführt haben, um die Trends zu vereinheitlichen • Ausgehend vom ungewichteten Mittel des hier gewählten Länder- Samples: • Trendmässig scheinen die Löhne leicht zu steigen, ohne aber im Durchschnitt bisher über die Niveaus der letzten 10 Jahre zu überschiessen 7
Makrodaten: Taylor-Regel Makrodaten: Taylor-Regel: Klare, unmiss- verständliche Aussage Die Taylor-Regel zeigt überall höhere Leitzinsen an Niveaus wie vor der Krise • Die Taylor-Regel besteht in aller Regel aus Kernteuerung und Arbeitslosenrate, beides Nachfolgefaktoren, damit ist auch die Taylor-Regel ein Nachfolge- Indikator • Ausgehend vom ungewichteten Mittel des hier gewählten Samples von Länder: • Die Kernteuerung steigt leicht im Durchschnitt und die Arbeitslosenraten haben auf tiefem Niveau plafoniert • Die Taylor-Regel zeigt Leitzinsen auf einem Niveau an, wie es vor der Finanzkrise geherrscht hat 8
Makrodaten: Fazit Makrodaten: Fazit: Normale Zeiten, weder Koinzidenz-Faktoren BIP und CPI boom noch bust Aktuelle Konjunktur ist nicht stark Skepsis für eine beschleunigte Lohn/Presispirale angesagt • Wenig Dynamik in den Koinzidenzfaktoren BIP und CPI • Beide Grössen sind nahe des Durschnitts der letzten 13 Jahre Lagging-Indicators CPIx, Löhne und A’losenrate Dinge nicht durcheinander bringen • Mehr Dynamik in den Lagging-Indicators • Sowohl Kernteuerung wie Löhne scheinen auszubrechen, zumal die Arbeitslosenrate extrem tief ist • Aber ein definitiver Ausbruch dieser Grössen ist nicht sicher, denn die Wachstumsverlangsamung ab 2017 dürfte bald wirksam werden in Kernteuerung und Löhnen • Die grosse Frage ist, wenn schon die Dynamik im Arbeitsmarkt abgeebbt ist, ob die aktuell tiefe Arbeitslosenrate fähig ist bzw. tief genug ist, für eine sich selbst verstärkende Lohn/Preisspirale zu sorgen, wenn denn ein solches Konzept überhaupt existiert 9
Makrodaten: Fazit Summa Summarum Notenbank- Federal Reserve Modelle USA: Wenig Gründe für tiefere Leitzinsen: Cuts sind Vorsichtsmassnahmen • Für höhere Leitzinsen sprechen die Taylorregel, Output Gap und Arbeitsmarkt • Für tiefere Leitzinsen sprechen die Sparrate der Konsumenten • Für stabile Leitzinsen sprechen das aktuelle Wirtschaftswachstum und die Löhne • Teuerung: Kernteuerung spricht für höhere Leitzinsen, Inflations- erwartungen für tiefere und das PCE für stabile Leitzinsen EMU: (Nur) Inflationserwartungen drücken das Modell runter • Für höhere Leitzinsen spricht fast alles: BIP-Wachstum, Arbeitsmarkt, Leading Indicators, Löhne • Für stabile Leitzinsen spricht die Währung und das CPI • Für noch deutlich tiefere Leitzinsen sprechen allein die (angesichts der Hysterie hoch gewichteten) Inflationserwartungen CH: Leitzinsen zu tief, nur die Währung spricht für die SNB-Taktik tief negativer Leitzinsen • Für höhere, normalisierte Leitzinsen sprechen Konjunktur, Arbeitsmarkt, Taylor, aber auch die Kernteuerung • Für stabile etwas höhere Leitzinsen sprechen CPI und REER • Für noch tiefere Leitzinsen spricht der (angesichts des für die SNB zentralen) NEER (nominaler effektiver Aussenwert) des CHF 10
Teil I 4. Quartal im Kontext b) Zinsen 11
Leitzinsen Leitzinsen: Es dreht schon wieder nach unten Der Leitzinszyklus, der keiner war Das Fenster wurde nicht ausgenutzt • Von den 8 Ländern/Regionen haben nur 5 die Zinsen erhöht, meist allerdings nur minimal • CH und EMU haben Minuszinsen behalten bzw. verschärft • Schweden hat die (Minus-) Zinsen auf Null gestellt 12
Kapitalmarktzinsen Marktzinsen: Milder Rebound Kapitalmarkt- Zinsen und Kurven rappeln sich auf wie nachhaltig? • Der wirtschaftliche Einbruch ist nicht gekommen • Das US-CPI bricht nicht ein, im Gegenteil • Ist das Zinsrally zu weit gegangen? • Was, wenn die Inflation doch nicht tot ist? • Schweden geht voran mit der Abschaffung der Negativzinsen, ist das ein Signal für die Eurozone und die Schweiz? • Der Zinsmarkt bekommt kalte Füsse • Wie wir vorher gezeigt haben: Die Koinzidenzfaktoren BIP-Wachstum und CPI sind (noch?) nicht so stark wie die Nachfolgefaktoren CPIx, Arbeitslosenrate und Löhne; deshalb: Das Rebound-Potential in den Zinsen scheint nicht übermässig hoch 13
Kapitalmarktzinsen Inflations- Erwartungen schnaufen durch Kein weiterer Meltdown der Inflations- erwartungen im Quartal Der Ölpreis hält den Zerfall auf • Die Inflationserwartungen der USA und der Eurozone sind unvermindert tief • Aber sie sind nicht mehr gefallen, v.a. die Gegenbewegung in den USA ist wichtig, weil sonst ein Sturz ins Bodenlose gedroht hat • Grund für die Gegenbewegung ist der Ölpreis, der sich seit dem Tief im 2016 verdoppelt hat • Wie wichtig der Ölpreis für die U.S. Inflationserwartungen sind, zeigt der Chart: 14
Kapitalmarktzinsen Commodities halten sich Commodities sind keine Einbahnstrasse mehr nach unten Die wichtigste Wild Card für höhere Inflation • Inflation wurde in den letzten Jahren komplett aus den Zinsmärkten raus-gepriced • Aber die Commodities haben den Abwärtstrend nicht bestätigt • Der Aussenwert des Dollars ist im Q4 nicht mehr gestiegen, das dürfte den Commodities geholfen haben 15
Kapitalmarktzinsen PMI Absturz gebremst Rezessionsängste in extremis gemildert • Eine Rezession macht in unserer verschuldeten Welt vieles kaputt • Durch die Zinssenkungen in den USA und v.a. China wurde der Absturz der PMI gestoppt… • …gerade noch so eben, bevor sich ein Niveau unter 50 etabliert hätte • Schlüssel auch hier: Der USD steigt nicht mehr, das gibt Luft für die Emerging Markets 16
Teil II Perspektiven Wie geht es weiter? Unsere 7 Thesen 17
Vorausbemerkungen Ein missglücktes Experiment von staatsgläubigen Professoren Kurzer Abriss: 1. Greenspan 1987-2006 «besiegt» den Konjunkturzyklus und wird zum Pop-Star, so ermuntert wird in der Folge jede Rezessionsgefahr aggressiv mit Leitzinsreduktionen beantwortet, ohne allerdings die Leitzinsen in der Wirtschaftserholung wieder auf die alte Höhe zu setzen 2. Zuerst Greenspan, dann weitere Professoren ohne praktische Wirtschaftserfahrung erklären eine Theorie allgemeingültig und setzen sie um: Die Allmacht der Notenbank, den Wirtschaftszyklus zu bändigen 3. Die Idee, dass den Wirtschafts-Subjekten keine Rezession mehr zugemutet werden kann, setzt sich durch und wird aggressiv mit Geldpolitik durchgesetzt 4. Es resultiert ein stetiger, säkularer Niedergang der Leitzinsen, eine massive Eindämmung der Volatilität des Konjunkturverlaufs, tiefe, stabile Teuerung («Inflation ist besiegt») und immer tiefere, stabilere Kapitalmarktzinsen 5. Der angefixte Finanzmarkt braucht immer mehr um auf Stimuli zu reagieren, vertraut aber auch immer mehr, dass bei jeder Störung die Notenbanken hinstehen 6. Bis dato Unmögliches wird möglich: Zu tiefe Zinsen wurden zur globalen Norm, Minuszinsen wurden an vielen Orten eingeführt, QE wird von vielen Notenbanken aktiv verwendet, Helikoptergeld, ganz hinten im Giftschrank, wird in Japan faktisch eingeführt, Zinskontrollen, nur von Kriegszeiten bekannt, werden in Japan eingeführt 7. Es entsteht eine Makro-Glättung, um den Preis von höheren Tail-Risiken 8. Die Notenbanken haben die Welt nach 2009 nicht «gerettet», wie sie stets vermelden, sondern die Katastrophe angezettelt 9. Auf die Erkenntnis, dass die Vermeidung von Volatilität nur über die massive Erhöhung von Tail-Risiken zu erreichen ist, kommt man erst dann, als es zu spät ist, in der grossen Finanzkrise 10. Heute sind die Notenbanken schon lange nicht mehr dabei, die Wirtschaft zu glätten, sondern vollauf damit beschäftigt, die Kollateralschäden ihrer eigenen Exzesse zu bändigen 18
«Paul Volcker war ein Staatsdiener. Und vor allem war er ein Notenbanker, der sich nicht zu schade war, kurzfristigen Schmerz – und bisweilen brutalen Druck von Seiten seiner eigenen Regierung – zu ertragen, um langfristig das Richtige zu tun. Diese Spezies von Notenbanker existiert heute nicht mehr. Im Effekt hat Volcker eine gigantische Einzahlung auf das Vertrauenskonto des Federal Reserve geleistet. Alle seine Nachfolger – Greenspan, Ben Bernanke, Janet Yellen und Jerome Powell – bedienen sich bis heute an diesem Konto. Aber wir wissen nicht erst seit der Finanzkrise von 2008: Vertrauen ist ein flüchtiges Gut. Irgendwann ist es weg.» The Market 12-2019 «In Italien hat Draghi gerade von der Universität Bologna seine vierte Ehrendoktorwürde erhalten, nach jenen der Universitäten von Pisa (2018), Rom (2013) und Padua (2009).» NZZ 10-2019 19
These I: Viel, viel tiefere negative Leitzinsen Trigger: Rezession Tendenzen in der Finanzpresse: 20
Was erwartet uns perspektivisch? These I: Viel viel tiefere negative Leitzinsen Warum? • Der Finanzmarkt als Junkie: Der Markt hat sich an den Notenbanken-Put gewöhnt und braucht immer höhere Dosen, d.h. tiefere Zinsen und höheres QE um überhaupt noch zu reagieren und kommt schneller auf den Truthahn, wenn die Dosis reduziert wird • Erhöhte Tail-Risiken: Die Glättung der Finanzmarkt-Volatilität durch Greenspan und Konsorten war ein Pyrrhus-Sieg, erkauft durch massiv höhere Tail-Risiken, die dann auch 2008 die Welt in die Nähe des Abgrunds gebracht haben. Anstatt den Konjunkturzyklus wieder wirksam werden zu lassen, haben die Notenbanken genau das Gegenteil gemacht: Intensivierung des Arsenals und Aufbau von Tail-Risiken, ein Perpetuum Mobile • Ideologie der Notenbanker: Fast unisono Theoretiker und Keynesianer ohne Bezug zur Realwirtschaft mit dem Glauben an die Allmacht des Staates. Die Idee, dass den Wirtschafts- Subjekten keine Rezession mehr zugemutet werden kann, setzt sich durch • Mandatsausweitung der Bürokratien Notenbanken: Notenbanken sind Bürokratien, die sich aufblasen, wenn sie nicht daran gehindert werden. Heute sind die Notenbanken zuständig für Inflation, Konjunktur, Währung und gerne sind sie auch bereit sich zusätzlich auch noch für Klimawandel und andere Zwecke zu engagieren • Die Kollateralwirkung dieser Notenbankpolitik –massiver Schuldenaufbau- verstärkt den Trend zu negativen Zinsen in einer Rückwärtsschleife, mit überforderten Staaten, Unternehmen und Konsumenten, dem steigenden Leverage Einhalt zu gebieten • Steigende Dosis der Finanzrepression um der Überschuldung zu entgehen • Säkularer Niedergang der Produktivität durch die Ausschaltung des Regulativs der Zinsen (Zombifizierung), durch die Ausschaltung des Regulativs der Aktionärsmacht (immer höhere Anteile von inaktiven Staatsfonds, Staaten und PKs am Aktionariat) und durch die Ausschaltung des Regulativs der aktiven Selektion (Passivierung von breiten Anlegerpotentialen). Die Zombifizierung der Wirtschaft und die Monopolisierung beerdigt den Produktivitätsfortschritt. Das Problem: Produktivität ist die Quelle von allem was den Kapitalismus ausmacht, ohne Produktivitätsfortschritt keine höhere Wohlfahrt • Die Notenbanken sind das Übel, nicht die Remedur: Ursache mit Wirkung verwechselt: Erzeugen nicht gerade die Notenbanker die Deflationsgefahr? Die Notenbanker argumentieren gerne mit r*, einem unbewiesenen Konzept einer sog. natürlichen Zinsrate, und glauben, dass sie wegen der säkularen Stagnation die Geldpolitik laufend eskalieren müssen. Was aber – so unsere These- wenn die Notenbanker selber r* unter Null gedrückt haben? Wenn das säkulare Absinken des potentiellen Wachstums nicht der Grund sondern die Ursache des ständig eskalierenden Notenbank-Irrsinns sind? 21
Was erwartet uns perspektivisch? These I: Viel viel tiefere negative Leitzinsen «Australia and New Zealand’s central banks are pondering Beurteilung: what once seemed unthinkable: deploying the types of extreme monetary policies that were spawned elsewhere by Australien und Neuseeland - the 2008 global financial crisis» -einst High Yielder- sind zu Zinszwergen verkommen, Bloomberg 11-2019 obwohl von der Finanzkrise nur peripher betroffen. Der Druck auf die Leitzinsen wegen des Währungskriegs ist global «Our analysis points to a high risk of a marked fall in the Beurteilung: nominal neutral rate of interest, owing to a decline in real R* and lower trend inflation. The implications of this are Das Konstrukt der widespread, But, in our view, the main impact is that nominal «natürlichen Zinsrate R*» ist bond yields, particularly in the US, are likely to remain on a eine Rationalisierung der downward trajectory over the next decade. vergangenen Trends und ein wichtiger Grund für die BNP 11-2019 Notenbanken, nach Zinssenkungen nicht genügend Gegensteuer zu geben As Dave Rosenberg rightly said: «The dot-plots typically reflect what the Fed wants, not what it gets. This rates cycle ends at the zero-bound…and beyond.» Incrementum 9/2019 22
Was erwartet uns perspektivisch? These I: Viel viel tiefere negative Leitzinsen «Man muss auch damit rechnen, dass die EZB mit neuen Beurteilung: Massnahmen aufwarten wird, die wir heute für absurd halten. Die Erfahrung der letzten zehn Jahre lehrt ja schon Man sollte nicht die eindeutig, dass die Grenze des Möglichen und Erträglichen Entschlossenheit der schrittweise ausgeweitet worden ist. In den Euro-Verträgen Notenbanken anzweifeln. war ganz klar geregelt, dass überschuldete Staaten nicht von der EZB gerettet werden dürfen – bis sie eben doch gerettet wurden. Dann hat man eines Tages erklärt, dass die 500er-Note abgeschafft würde. Die offizielle Begründung lautete, dass damit die Geldwäscherei effektiver bekämpft werden könne. Viel wichtiger war aber, dass die Wirkung der Negativzinsen nicht unterlaufen werden sollte. (…) Auch aus einer längerfristigen Perspektive ist damit zu rechnen, dass die Zentralbanken mit Unterstützung der Regierungen noch lange ihre Macht geltend machen können. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die staatliche Verschuldung ein ähnlich hohes Niveau wie heute erreichte, dauerte es mehr als dreissig Jahre, bis sich die Geldpolitik normalisierte. Erst in den 1970er Jahren, als die Inflation aus dem Ruder lief, traten die Zentralbanken auf die Bremse. Die einen etwas früher, insbesondere die Deutsche Bundesbank und die Schweizerische Nationalbank, die anderen etwas später, vor allem die Bank of England und das Fed in Washington.» Tobias Traumann 12-2019 23
Was erwartet uns perspektivisch? These I: Viel viel tiefere negative Leitzinsen «The global stock of so-called safe assets is running low, Beurteilung: according to researchers at Oxford Economics, who reckon that $1.7 trillion in annual issuance of developed country Gibt es tatsächlich ein government debt (encompassing the U.S., Japan, Germany, Ungleichgewicht zwischen France, the U.K., Canada and Australia) over the next five globalem Sparen und years will lag behind demand for such securities by about Investieren, das sich in $400 billion per year. “The largest buyers are relatively price- insensitive and will continue to accept low returns in return einem Nachfrageüberhang for safety,” Michiel Tukker, global macro strategist at Oxford nach wenig riskanten Bonds Economics, told the Financial Times on Nov. 19. Indeed, äussert? Es ist die Oxford pencils in $255 billion of annual central bank Hauptargumentations-Linie sovereign bond purchases over the next five years, while der Anhänger der Säkularen strategists at TD Bank estimate that the Federal Reserve Schwäche and European Central Bank’s QE exertions will reduce net supply of government debt by 40% this year.» Almost Dailys Grant 12-2019 «Das Fed hat keine politische Unterstützung. Wenn sich die Beurteilung: Konjunktur weiter abkühlt, hat es deshalb keine andere Wahl, als die Geldpolitik erneut zu lockern – gleichgültig QE4 hat bereits begonnen, davon, was es heute behauptet. Momentan kann das Fed der Finanzmarkt ist ein seinen Standpunkt zwar verteidigen. Ich erwarte aber, dass Junkie, der immer höhere es 2020 zu weiteren Zinssenkungen kommt. Zentralbanken Dosen braucht wurden ursprünglich geschaffen, um das Finanzsystem zu stabilisieren. Inzwischen sind wird jedoch so weit vom Weg abgekommen, dass die US-Notenbank monatlich für 60 Mrd. $ Schatzpapiere kauft, ohne das Quantitative Easing zu nennen, derweil die EZB sowie die Bank of Japan mit negativen Zinsen intervenieren.» Tad Rivelle in the Market 11-2019 24
These II: «Modern Monetary Theory» kommt! Trigger: Rezession Tendenzen in der Finanzpresse 25
Was erwartet uns perspektivisch? These II: «Modern Monetary Theory» Kommt! «The Case for People’s Quantitative Easing: Beurteilung: s macht zunehmend den Anschein, dass das Arsenal der Zentralbanken erschöpft ist. Doch was ist, wenn die nächste «QE für das Volk», das Rezession kommt? Dann werden die Notenbanken Schlagwort für MMT wurde radikalere Instrumente benötigen, um die Konjunktur zu soeben erschaffen stützen, schreibt Frances Coppola, eine ehemalige Bankerin und Bloggerin zu Finanzthemen, in ihrem Buch «The Case For People's Quantitative Easing». Darin argumentiert sie, weshalb es nun eine quantitative Lockerung für das Volk brauche. Anstatt den Umweg über das Finanzsystem zu nehmen und Vermögenswerte zu kaufen, sollten die Zentralbanken das Geld direkt an die Bürger und kleine Unternehmen verteilen – via eine Form des «Helikoptergelds«, das der Ökonom Milton Friedman bereits vor rund fünfzig Jahren skizziert hatte.» The Market 12-2019 «The world has gone mad and the system is broken: Beurteilung: Den Notenbanken sei es nicht gelungen, die Liquidität in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen, das Geld sei vielmehr in den Ray Dalio sieht MMT für Finanzmärkten versickert. unvermeidlich, nicht zu Gleichzeitig bestünden grosse und – da Schuldenmachen verwechseln mit «sinnvoll» eine neue Dynamik erhalten habe – wachsende Defizite der Staatshaushalte. Die Finanzierung der zusätzlichen Schulden werde die Kapitalmarktzinsen in die Höhe treiben und die vielen ohnehin stark verschuldeten Unternehmen und Konsumenten weiter unter Druck setzen. Dalio ist überzeugt, dass die Notenbanken einspringen und die neuen Staatsschulden mit frisch gedrucktem Geld finanzieren werden.» NZZ 11-2019 26
Was erwartet uns perspektivisch? These II: «Modern Monetary Theory» Kommt! «Einen grossen Paradigmawechsel hält Dalio für Beurteilung: unumgänglich. Wie er aussehen könnte, hat er schon mehrfach beschrieben. In einer dritten Phase der monetären Gemäss Ray Dalio kommt Politik (MP3) – nach der Zinspolitik (MP1) und der die MMT in irgendeiner Form quantitativen Lockerung (MP2) – werden Geldpolitik und mit irgendeinem Namen, Finanzpolitik Hand in Hand gehen und die aber es wird Helikoptergeld Ausgabenbereitschaft von Staat und Konsumenten anregen. Die Modern Monetary Theory (MMT) sei eine von vielen sein möglichen Varianten der MP3: Demnach werde der Staat die immer häufiger empfohlenen Infrastrukturvorhaben und Massnahmen zur Modernisierung und Stimulierung der Wirtschaft mit Defiziten finanzieren. Die Notenbank werde die Schuldtitel direkt aufkaufen und monetisieren. Und mit der Zeit, ergänzt Steve Blumenthal, Leiter der CMG Capital Management Group, würden die Schulden aus den Büchern der Regierung (und der Notenbank) «verdunsten».» NZZ 11-2019 «Genau so, wie es eine Forderung nach einer Beurteilung: Wirtschaftstheorie gab, die die Depression der Dreissigerjahre erklären und beheben konnte MMT wird bald in den (Keynesianismus), oder eine, die die hohe Inflation der Mainstream geführt werden, Siebzigerjahre bekämpfen konnte (Monetarismus), erklingt unvermeidlich, sobald auch nun eine Forderung nach einer Wirtschaftstheorie, die die nur der Hauch einer Deflation stoppen, die den fiskalpolitischen Austeritätskurs beenden und der breiten Bevölkerung zugute kommen kann. Rezession kommen wird, die (…) Politiker und Ökonomen Und hier liefert die MMT die Botschaft, die die Menschen scharren schon mit den hören wollen. Mein Gefühl ist also, dass es eine Idee ist, Hufen deren Zeit gekommen ist, und dass dies wiederum Auswirkungen auf die Vermögens- und Investitionsentscheide von Investoren haben wird.» Dylan Grice in The Market 11-2019 27
Was erwartet uns perspektivisch? These II: «Modern Monetary Theory» Kommt! «IDie Idee von Helikoptergeld wirkt auf viele Leute Beurteilung: angsteinflössend. Aber es würde funktionieren. Und wenn es Werkzeuge gibt, die funktionieren, sollte man darüber Die in Institutionen nachdenken, wie sie auf sichere Weise eingesetzt werden etablierten Ökonomen, der könnten. Denken Sie daran: Wenn es uns im Falle eines ultimative Elfenbeinturm, dramatischen Abschwungs nicht gelingt, Gegensteuer zu haben schon grossteils geben, hat dies dramatische politische Konsequenzen. Diese Folgen wären weit gravierender als unsere derzeitigen umgeschwenkt Bedenken zur geldpolitischen Unabhängigkeit oder zu den Grenzen des Staatshaushalts.» Maurice Obstfeld, früherer Chefökonom des Währungsfonds in NZZ 11-2019 «Im nächsten Konjunkturabschwung wird die Vorstellung, Beurteilung: dass nur altmodisches Denken über die fiskalische Verantwortung uns daran hindert, eine bessere, gerechtere Der Widerstand gegen MMT Wirtschaft aufzubauen, starke Anziehungskraft haben. wird geradezu verdampfen. Über das gesamte politische Spektrum hinweg besteht eine Mit Totschlagargumenten starke Nachfrage nach neuartigen Impulsen. Die Idee wird nicht verschwinden. wie «Gerechtigkeit» wird der Mainstream wie ein Tsunami MMT mag im Moment zu radikal erscheinen, aber der Idee der MMT die «verrückte» Dinge geschehen. Währungsregimes ändern Deutungshoheit verschaffen. sich. Die Vorstellung, dass der Goldstandard jemals aufgegeben werden würde, muss für jeden, der dies Anfang Einziges Puzzlestück das des 20. Jahrhunderts in Betracht zog, ziemlich radikal jetzt noch fehlt: Ein gewesen sein. Aber in den Zwanzigerjahren, nach der Konjunkturabschwung Katastrophe des Ersten Weltkriegs, setzte sich die Idee durch. In den Dreissigerjahren war der Goldstandard Geschichte. Auch die Vorstellung eines reinen Papiergeldsystems ohne «reale» Deckung der Währungen wäre nach dem Zweiten Weltkrieg lächerlich gewesen, weshalb das Bretton-Woods- Regime überhaupt erst aufgebaut wurde. Aber in den Siebzigerjahren wurde diese «absurde» Politik Normalität.» Dylan Grice in The Market 11-2019 28
These III: Noch viel mehr Schulden mit immer weniger Qualität. Aufbau eines Minsky Moments? Tendenzen in der Finanzpresse 29
Was erwartet uns perspektivisch? These III: Noch viel mehr Schulden mit immer weniger Qualität «Creditors are the loneliest corporate stakeholders. Management disdains them. The Fed debases them. Give them this, at least (it’s a kind of virtue, anyway): They never complain.» Grant’s Interest Rate Observer 12-2019 «Trump’s Regierung arbeitet allein auf Bundesebene mit Beurteilung: einem Budgetdefizit von 5% des BIP, was in nicht- rezessiven Zeiten eigentlich vollkommen irrsinnig ist: Die Wenn in Zeiten boomender ausgestorbene Spezies der fiskalkonservativen Steuereinnahmen die Republikaner müsste sich angesichts dieser Zahlen Schulden stark steigen, was momentan mit Lichtgeschwindigkeit im Grab drehen.» passiert dann in der nächsten Rezession? The Market 12-2019 «Immerhin sind in den vergangenen Jahren viele Autokredite Beurteilung: verbrieft oder gar in sogenannte Collateralized Debt Obligations oder Collateralized Loan Obligations verpackt Schlechte Schulden werden und dann weiterverkauft worden. Die Nachfrage nach wieder gebündelt, tranchiert strukturierten Produkten dieser Art war und ist enorm, weil und an Investoren verkauft, die Investoren von den Notenbanken gezwungen werden, die sich nicht für die Qualität auf der verzweifelten Suche nach Rendite alles mit Kusshand zu erwerben, was bei scheinbar kalkulierbarem interessieren Risiko etwas mehr Rendite verspricht als der durch geldpolitische Interventionen völlig verzerrte Markt von Staatsanleihen. Gemäss Medienberichten sollen in jüngerer Vergangenheit vor allem japanische Banken bei solchen Produkten kräftig zugegriffen haben, bis sie von den Regulatoren zurückgepfiffen wurden. Nippons Behörden wollten wohl vermeiden, dass ihre «agrarischen Institute» die traurige und verlustträchtige Rolle übernehmen, welche die naiven deutschen Landesbanken vor gut zehn Jahren in Zusammenhang mit dem Erwerb amerikanischer Immobilienpapiere innehatten..» NZZ 11-2019 30
Was erwartet uns perspektivisch? These III: Noch viel mehr Schulden mit immer weniger Qualität «We’re seeing scary levels of leverage, says Dan Zwirn, CIO Beurteilung: of Arena Investors. Private Equity sponsors are all slamming against each other to get deals done. Loans to companies PE ist wieder –einerseits- with especially high debt loadsw now exceed peaks in 2007 die grosse and 2014, according the the U.S. Federal Reserve. And Schuldenmaschine, die – companies owned by private equity typically cary a higher andererseits- die Bond- debt load relative to their earnings and offer less transparency on their financial position than other corporate Investoren-Herde abzockt, in borrowers.» einem Verkäufermarkt sondergleichen Bloomberg 12-2019 «Der IMF warnt in seinem neuen Finanzstabilitätsbericht vor Beurteilung: Risiken im Finanzsystem, die sich wegen der sehr niedrigen Zinsen noch akzentuieren dürften. Erhöhte Vulnerabilitäten Die Wirkungen der Anreize sehen die Finanzexperten des Währungsfonds besonders im der Tiefzinspolitik sind Unternehmenssektor und bei institutionellen Investoren wie erkannt. Für Remedur Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen und Asset- wollen die Notenbanken Managern. Laut dem Währungsfonds erhöhen Unternehmen weltweit allerdings nicht schaffen. ihre Verschuldung, ohne den Schuldendienst sicherstellen zu können. Um die Risiken im Unternehmenssektor zu illustrieren, hat der IMF acht grosse Volkswirtschaften einem Stresstest ausgesetzt. Darin kommt er zum Schluss, dass Firmenschulden von total rund 19 Bio. $ im Fall eines starken wirtschaftlichen Abschwungs «faul» zu werden drohen. Mit «faul» meint der IMF, dass die Firmen nicht mehr in der Lage wären, ihre Schulden aus den regulären Erträgen zu bedienen.» NZZ 10-2019 «Nobody cares about debt, except Republicans when a democrat is in the White House.» Beurteilung: BOEING CONSIDERS RAISING MORE DEBT, CUTTING Boeing ist ein Epitom für die CAPEX AND R&D generellen Tendenzen in Corporate America Headline News Bloomberg 1/2020 31
These IV: Die Parallelen zu 2008 werden immer offensichtlicher: Es wird angerichtet Tendenzen in der Finanzpresse 32
Was erwartet uns perspektivisch? These IV: Die Parallelen zu 2008 «Threats to financial stability from recent growth in leveraged Beurteilung: lending are hard to assess because of shortalls in understanding who holds the debt, an international banking supervisior warned. The financial Stability Board, which acts Auch im 2008 waren alle as a lokout for systemic risks in the banking system, überrascht wer wo wieviel encountered «important» data gaps in a study of exposure to seltsame Schulden besass, leveraged loans and collateralized loan obligations, die schlagartig wertlos according to a report published Dec 19.» wurden Bloomberg 12-2019 «Man muss sich fragen, ob der Markt für Beurteilung: Unternehmensanleihen systemisch wichtig ist. Könnte er einen breiten Abschwung der Wirtschaft auslösen? Ich Nicht alle glauben an die glaube, nein. Der Markt ist nicht bedeutend genug. Der Gefahren der Grossteil der Unternehmensschulden wird von Unternehmensverschuldung Pensionskassen, Versicherungen, ETF oder Anlagefonds auf die Konjunktur, eine gehalten. Hoch verschuldete Institute wie Banken sind in der Regel nicht allzu stark exponiert, was die Gefahr begrenzt. namhafte Stimme ist die des 2015 explodierten die Kreditrisikoaufschläge, und was waren Chefstrategen des die Auswirkungen auf das Finanzsystem? Es gab fast keine. renommierten BCA Unternehmensschulden sind ein Problem, aber sie sind systemisch zu wenig bedeutend, als dass sie typischerweise einer Rezession vorausgehen würden.» Peter Berezin, BCA in: The Market 10-2019 «Nehmen wir dazu einmal an, dass ich in einem Beurteilung: brandheissen Immobilienmarkt ein Haus kaufen will. Bereits Niemand ist euphorisch, am ersten Tag kommen zwanzig andere Interessenten zur aber die Positionierung der Besichtigung, und die Besitzerin hat keine Zeit für meine Investoren ist bereits Fragen zum Fundament, zum Dach oder zum verrückten euphorisch und in einem Nachbarn. Sie will nur wissen, wie viel mehr ich auf den ausgeschriebenen Preis zahle. Das war die Situation im Stadium, in dem Kreditmarkt 2017. Deals wurden im «Drive-by»-Modus bedenkenlos gekauft wird, abgeschlossen: Investoren wie wir erhielten am Morgen um kurzfristig dabei zu sein einen Anruf, dass ein Unternehmen 500 Mio. $ Kredit aufnehmen wollte. Als Antwort musste man sofort Ja oder Nein sagen. Keine Zeit für Due Diligence.“ Tad Rivelle 11-2019 33
These V: Die Finanzwelt wird immer absurder… und obsolet? Tendenzen in der Finanzpresse 34
Was erwartet uns perspektivisch? These V: Die Finanzwelt «The mounting fear is that the lackluster expansions and inflation which have plagued Japan since the early 1990s wird immer absurder …und will now be witnessed globally. Bank of America analysts are among those warning investors to be alert to quantitative failure or monetary policy impotence.» Bloomberg 12-2019 obsolet? «GE has $92 billion in pension liabilities offset by roughly $70 billion in assets, plus the roughly $5 billion Beurteilung: they’re going to “pre-fund. But that is based on 6.75% annual return. Which roughly assumes that in 20 years one dollar will almost quadruple. Alles Folgendes werden wir What if you assume a 3.5% return? Then you are in den nächsten Jahren roughly looking at $2, which would mean the pension sehen: plan is underfunded by over $100 billion—and that’s being generous. GE’s current market cap is less than $75 billion, meaning that technically the pension plan owns • Mehr, massiveres QE General Electric. This is why GE and other corporations, not to mention • Direktes, unverblümtes state and local pension plans, can’t adopt realistic Helikoptergeld return assumptions. They would have to start considering bankruptcy. • US Treasury Longbond If GE were to assume 3.5% to 4% future returns, which mit Nullzins might still be aggressive in a zero-interest-rate world, they would have to immediately book pension debt that • Leitzinsen von -5% might be larger than their market cap.» Mauldin Economics 10-2019 • Noch massivere Aktienkäufe durch Staaten/Notenbanken «Für Mauldin demonstriert die Repo-Krise grundsätzliche Probleme der seit Jahren verfolgten, unkonventionellen • Zinskontrollen Geldpolitik. Gegenwärtige Brüche könnten mit ihr zwar gekittet werden, aber auf Kosten grösserer • Devisenkontrollen Schwierigkeiten zu einem späteren Zeitpunkt. Vor allem ist der Ausstieg, die Normalisierung, schwierig bis unmöglich. Dies hätten der Abbruch des Zwei-Faktoren- • Bargeldverbot Experiments des Fed von 2017–18, Zinserhöhungen kombiniert mit Bilanzabbau (QT), und die folgende • Goldverbot Lockerung gezeigt. Das Grundproblem der Normalisierung der Geldpolitik wurde dabei schmerzhaft • Vermögens- manifest: Es kann zu unvorhersehbaren Krisen kommen, konfiskationen die – vorübergehend oder dauerhaft – zu monetären Kehrtwendungen zwingen.» • Direkte Güterkäufe durch Notenbanken NZZ 10-2019 35
Was erwartet uns perspektivisch? These V: Die Finanzwelt «What about the application of negative interest rates to corporate bonds? How will the markets value businesses wird immer absurder …und that hold cash versus those that are deep in debt? Traditionally, markets have penalized heavily levered companies and rewarded those that are cash-rich. But if having negative-yield debt outstanding becomes a source of income, will levered companies be considered obsolet? more creditworthy? Conversely, how will the market value businesses that hold a lot of cash and thus have to pay banks to keep it on deposit?» Beurteilung: Howard Marks 12-2019 Alles Folgendes werden wir «Ever since the ECB began buying investment grade in den nächsten Jahren rated corporate bonds three years ago, high-yield sehen: bonds have often belied their name, triggering lots of now well-worn gags. Still, it is striking to see just how tiny yields on some European junk bonds have become. Crown Holdings on Tuesday raised what • Mehr, massiveres QE many onlookers believe is the lowest yielding junk bond ever seen in Europe, raising EUR 550 mio of 4 • Direktes, unverblümtes year debt at just 0.75 per cent.» Helikoptergeld Bloomberg 10-2019 • US Treasury Longbond mit Nullzins • Leitzinsen von -5% «To quell earlier disputes and lawsuits, the ECB promised to buy no more than 33% of any nation‘s debt • Noch massivere issuance. The aim is to assuage concerns that it‘s Aktienkäufe durch effectively – and illegally- financing governments by printing money. It‘s already at that limit in some nations Staaten/Notenbanken and could hit it soon in others though. Then it has to decide either to stop buying bonds or change the rule, • Zinskontrollen potentially reigniting the furor. The more debt issued by governments, the more time Lagarde has before the • Devisenkontrollen standoff arrives. (..) The real trick for the ECB now is just to keep rates at • Bargeldverbot such low levels that finance ministers say, look we can borrrow for a very, very long time, let‘s get ahead and do • Goldverbot it,» • Vermögens- Bloomberg 11-2019 konfiskationen • Direkte Güterkäufe durch Notenbanken 36
Was erwartet uns perspektivisch? These V: Die Finanzwelt «Es ist eine Absurdität. Ein Schweizer Konzern wie Nestlé beispielsweise befindet sich in einer Art wird immer absurder …und finanziellem Paradox: Er kann Schulden mit negativer Rendite emittieren und mit dem Erlös eigene Aktien zurückkaufen. Damit stellt sich die Frage, warum ein Unternehmen wie Nestlé überhaupt noch Aktienkapital halten sollte: Weshalb also nicht gleich sämtliche Titel obsolet? aufkaufen? Hinzu kommt, dass theoretisch sowohl die Aktiven wie auch das Fremdkapital Profit erzielen. Nestlé hätte demnach keine Finanzierungskosten. Dieser Widersinn verdeutlicht, dass wir nicht durch einen Beurteilung: Marktprozess aus Angebot und Nachfrage zu negativen Zinsen gekommen sind. Vielmehr ist es ein künstlicher Zustand, den die Zentralbanken geschaffen haben.“ Alles Folgendes werden wir in den nächsten Jahren Tad Rivelle 11-2019 sehen: • Mehr, massiveres QE • Direktes, unverblümtes Helikoptergeld • US Treasury Longbond mit Nullzins • Leitzinsen von -5% • Noch massivere Aktienkäufe durch Staaten/Notenbanken • Zinskontrollen • Devisenkontrollen • Bargeldverbot • Goldverbot • Vermögens- konfiskationen • Direkte Güterkäufe durch Notenbanken 37
These VI: Inflation Inflation als schwarzer Schwan: ist nur scheinbar tot Tendenzen in der Finanzpresse 38
Was erwartet uns perspektivisch? These VI: Inflation ist nur scheinbar tot «Chinese policymakers’ management of the tradeoff between growth and leverage will determine whether the global economy can avoid deflation» Beurteilung: BCA 12-2019 Deflationsgefahren dominieren weiterhin in der «Demographic trends such as ageing and a lower growth Berichterstattung rate of the working age population are set to exert further downward pressure on inflation over the coming decade» BNP 11-2019 Beurteilung: Grösstes Risiko für 2020: Eine Abwertung des USD und damit ein Spike in Öl, würde gut in das Gesamtbild der amerikanischen Wahlen passen. 39
These VII: Der Sozialismus kommt durch die Hintertür: Wenn das Vertrauen verloren geht, kommt die Verstaatlichungswelle – Mehr als nur eine Dystopie? Tendenzen in der Finanzpresse 40
Was erwartet uns perspektivisch? These VII: Sozialismus durch die Hintertür «Nun hat vor kurzem der Präsident der Federal Bank von Beurteilung: Minneapolis, Neel Kashkari, zu Protokoll gegeben, dass die Geldpolitik in Zukunft auch in der Umverteilungspolitik die Die Delegation von Macht an Rolle spielen könne, die bisher gewählten Politikern nicht gewählte vorbehalten gewesen sei. Die traditionelle Ansicht der US- Apparatschicks von Notenbank, sie habe sich aus diesem Bereich der Politik Institutionen wie herauszuhalten die auch er einst geteilt habe-, halte er Notenbanken überschwappt mittlerweile für falsch.» die Finanzwelt wie ein Tsunami, ebenso wie deren NZZ 12/2019 Mandatsvergrösserung «Die neue Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, will die Geldpolitik auf Klimawandel, Umweltschutz und Nachhaltigkeit als zusätzliche Kernaufgaben ausrichten.» NZZ 12/2019 «Mittelfristig würde sich die Geldpolitik in Richtung einer Beurteilung: gelenkten Ressourcenallokation entwickeln. Die Zentralbank würde also gezielt Ressourcen in bestimmte Sektoren leiten. Top Down ist der Tod des Heute soll dies dem Klima- und Umweltschutz dienen, Bottom Up-funktionierenden morgen vermutlich anderen Anliegen. Wertpapierkäufe Kapitalismus würden dann möglicherweise zum Dauerinstrument zur Förderung politischer Ziele. (…) Im schlimmsten Fall würde der Einsatz der Zentralbanken zu einem Mass staatlich gelenkter Mittelverteilung führen, wie man es früher aus den Planwirtschaften Osteuropas kannte. Daher gilt für die EZB was die Schweizerische Nationalbank schon richtig erkannt hat: Wehret den Anfängen; der Schuster soll bei seinem Leisten bleiben. Wie die letzten Jahre gezeigt haben, hat die EZB mit der Wahrung der Preisstabilität genug zu tun.» Michael Rasch, NZZ 12/2019 «Das kombinierte Vermögen der weltweit 15 grössten Beurteilung: Staatsfonds übersteigt mittlerweile die Summe der Bilanzen der US Notenbank und der EZB.» Unkritisches, passives Geld nimmt überhand Albin Kistler 11-2019 41
Was erwartet uns perspektivisch? These VII: Sozialismus durch die Hintertür «A 1% decline in interest rates increases calculated pension Beurteilung: liabilities by about 20%. It reduces the funding ratio, which measures a pension provider’s ability to meet ist future Kapitalismus funktioniert commitments, by aboput 10%. As a group, European ohne Zinsen nicht. pension plans are in more trouble than ever before. Almost a Negativzinsen fahren das quarter have funding levels of 90% or below, with fewer than System an die Wand. a third enjoying more than 100% cover of their future Politiker, die die Wirtschaft liabilities, according to a survey. Moreover, 40% are suffering verstaatlichen wollen negative net cash flows, compared with 33% enjoying nehmen dies in Kauf positive flows.» Mark Gilbert in Bloomberg 11/2019 «Isn’t it true that ultimately we have done the right thing to act in favour of jobs and of growth rather than the protection of savers?» Christine Lagarde 2019 «Ich mag diese Denkweise nicht und finde MMT auf vielen Beurteilung: Ebenen eine schreckliche Idee. Vor allem halte ich nichts von der Prämisse, dass es uns allen besser geht, weil MMT als zentrale Verirrung Zentralbanker und Regierungsbeamte offenbar eine im 21. Jahrhundert? magische Fähigkeit haben sollen, die Wirtschaft zu feinsteuern. Für mich sind Wohlstand, Reichtum und die Schaffung von Arbeitsplätzen Mikro- und nicht Makrophänomene. Sie können nicht «von oben» orchestriert werden. Aber schlechte Ideen können trotzdem zu Politik werden, wie historische Beispiele wie Imperialismus, Eugenik und Sozialismus gezeigt haben.» Dylan Grice in The Market 11-2019 42
Teil III Was bedeutet das für die Bondmärkte? 43
Was bedeutet das für die Bondmärkte? Wir müssen noch radikaler umdenken! «Unkonventionell» gibt’s nicht mehr: QE wird zur Norm • Wir sind überall bei den Leitzinsen nahe der Null; negative Leitzinsen, QE und Helikopter-Geld werden so zu konventionellen Politiken • Gerade hat die USA ein «Stealth-QE» begonnen um die Repo-Krise einzudämmen Der Schaden durch die Notenbankpolitik ist da, die Kollateralschäden sind evident • Die Zombifizierung der Wirtschaft führt zu dauerhaft fallendem Potentialwachstum, das Trendwachstum ermässigt sich seit geraumer Zeit säkular • Mit potentiellen Wachstumsraten näher bei der Null-Linie werden Rezessionen wahrscheinlicher, und damit auch weitere Eingriffe der Notenbanken Die Zinszyklen müssen neu vermessen werden • Der letzte nominal zaghafte Zinszyklus nach oben war - entgegen der öffentlichen Meinung - aggressiv, kräftig und der massivste seit Volcker!!! Mit der Argumentation von Wu/Xia kann gesagt werden, dass vorher mittels QE ein Effekt hergestellt wurde, der nach Schätzungen von Fed-Ökonomen bis zu -3% in Leitzins-Äquivalenten gewirkt hat. Ausgehend von diesen tiefen Niveaus hat die grösste Zinserhöhung seit den 80er Jahren stattgefunden, deutlich kräftiger als 2005 und 95-99 Wir sind kurz davor, dass die Fiskalpolitik übernimmt, was bedeutet das? • Mehr Schulden!!! Die USA fährt bereits heute ein Budgetdefizit von 5% • Höhere Zinsen wegen höheren Schulden? Wir sind skeptisch! Die Erfahrung bisher war gegenteilig; wir glauben, dass bei der nächsten Rezession eher die Leitzinsen noch (potentiell viel) tiefer in den Minusbereich gesetzt werden; mit QE haben die Notenbanken die gesamte Zinskurve in den Griff bekommen • Nachhaltig mehr Wachstum? Wir sind skeptisch! Die Brechstange bisher hat für eine unterentwickelte Erholung geführt nach 2008, das Potentialwachstum scheint wegen der Eingriffe in die kapitalistische Ordnung eher am fallen • Mehr Inflation? Gut möglich! Aktuell dominiert die Deflations-Diskussion. Der Ausbruch von Inflation könnte aber ein nicht-linearer Prozess sein, der schlagartig durch einen Vertrauensverlust in Gang gesetzt wird; es würde passen, dass dieses Phänomen aufblinken würde, da es nicht der Konsenserwartung entspricht; Transmissionsriemen wären die Commodity-Märkte • Höhere Zinsen wegen höherer Inflation? Wir sind skeptisch! Einerseits weil dann Zinskontrollen aktuell werden, andererseits, weil die Angst vor einer Stagflation die langen Zinsen eher drücken würden, bzw. QE antizipieren würde 44
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