110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009

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110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau
Firmenchronik von 1899 bis 2009

1899 legte Baumeister Johann Riedel mit der Eröffnung
seines Maurergeschäfts in Schweinfurt den Grundstein für
die heutige Firmengruppe Riedel Bau. Die bewegte Geschichte
des Firmengründers und der gesamten Unternehmerfamilie,
die Riedel Bau durch zwei Weltkriege und viele wirtschaftlich
schwierige Zeiten führte, wurden in dieser Chronik mit Unterstützung
des Bayerischen Wirtschaftsarchivs München aufbereitet.

                                                                                                                                                   110 Jahre Firmengruppe

                                                                       110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau Schweinfurt - Chronik von 1899 bis 2009

Firmengruppe Riedel Bau
Silbersteinstraße 4
97424 Schweinfurt
Telefon 09721 / 676 - 0
Telefax 09721 / 676 - 110
Email: info@riedelbau.de
www.riedelbau.de
                                                                                                                                                                            Firmenchronik von 1899 bis 2009
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau
Firmenchronik von 1899 bis 2009

1899 legte Baumeister Johann Riedel mit der Eröffnung seines Maurergeschäfts in Schweinfurt
den Grundstein für die heutige Firmengruppe Riedel Bau. Die bewegte Geschichte des Firmen-
gründers und der gesamten Unternehmerfamilie, die Riedel Bau durch zwei Weltkriege und viele
wirtschaftlich schwierige Zeiten führte, wurden in dieser Chronik mit Unterstützung des Bayerischen
Wirtschaftsarchivs München aufbereitet.

                                                                                                      1
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
Inhaltsverzeichnis

    110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau

                         Die Jahrhundertwende in Schweinfurt                Meilensteine der                            Der Weg zur Aktiengesellschaft                                                 1995 Gründung der Riedel Bauunter-
                                                                                                                                                                                                       nehmen GmbH & Co. KG Erfurt (Tochter-
                                                                            Firmengeschichte:
                         Vorgeschichte: Eine gesunde und                                                                Steigende Umsatzzahlen                                           56            unternehmen der Gebr. Riedel GmbH &
                                                                                                                                                                                                       Co. KG Bauunternehmen Schweinfurt).
                                                                            1899 Firmengründung durch Baumeister
                         aufstrebende Entwicklung                   4       Johann Riedel als Hoch- und Tiefbauun-
                                                                                                                                                                                                       Seite 58
                                                                            ternehmen. Seite 8                          100-jähriges Firmenjubiläum                                      60

                                                                                                                        Konzentration auf das Kerngeschäft                               62
                         Die Firmengründung durch Johann Riedel

                         „...empfehle mich bei vorkommenden                 1903 Pionier in Stahlbetonkonstruktion,
                                                                            wie z.B. Staustufe Schweinfurt. Seite 13
                         Neubauten aller Art.“                      8                                                                                                                                  1996 Bau des Verwaltungsgebäudes in
                                                                                                                                                                                                       der Silbersteinstraße im Gewerbegebiet
                                                                                             1906 Baumeister            Die Firmengruppe Riedel Bau heute                                              Hafen in Schweinfurt
                                                                                             Leonhard Riedel
                                                                                             wird Gesellschafter.
                                                                                                                                                                                                       1997 Einzug in das neue Verwaltungs-
                                                                                             Seitdem Firmierung         Anspruchsvolle Bauvorhaben                                       68            gebäude in der Silbersteinstraße 4 im
                                                                                             Gebr. Riedel.
                                                                                                                                                                                                       Schweinfurter Gewerbegebiet Hafen.
                                                                                             Seite 13
                         Vom handwerklichen zum industriellen Bauschaffen                                                                                                                              Seite 59
                                                                            1922 Moderne Ausrüstung - Einsatz von       Firmenstruktur für die Zukunft gesichert                         74
                         Bauausführung in Cement und Eisen          14      LKWs und Raupenbaggern. Seite 34

                                                                            1923 Die fünf Söhne des Firmengrün-         110 Jahre Riedel Bau                                             76
                                                                            ders treten in die Firma ein. Seite 24
                         1. Weltkrieg - Verwaltung des Mangels      20
                                                                            1931 Grundsteinlegung Ernst-Sachs-
                                                                            Bad in Schweinfurt. Seite 28
                         Die „Goldenen Zwanziger“                   24
                                                                                                                                                                                                       1999 100-jähriges Firmenjubiläum der
                                                                                                                                                                                                       Firmengruppe Riedel Bau, Seite 60
                                                                                                                        Allgemeine Informationen
                         Krise und Boom                             28                                                                                                                                 2001 Umwandlung der Riedel Bau
                                                                                                                        Stammbaum der Familie Riedel                                     78            GmbH Holding in die Riedel Bau AG
                                                                                                                                                                                                       Holding
                         Der Einsatz von Baumaschinen               34
                                                                                                                                                                                                       2003 Verschmelzung der Firmen Gebr.
                                                                            1949 Aufnahme des schlüsselfertigen
                                                                                                                        Firmenstruktur Riedel Bau 2009                                   80            Riedel GmbH & Co. KG Bauunterneh-
                                                                                                                                                                                                       men, Riedel Bauteilwerk GmbH & Co.
                         Im Zeichen des 2. Weltkrieges              36      Bauens (Amerikanische Wohnsiedlung)
                                                                                                                                                                                                       KG und Riedel Gewerbe- u. Wohnbau
                                                                                                                                                                                                       GmbH & Co. KG in die Riedel Bau
                                                                            1954 Errichtung des ersten Transport-
                                                                                                                                                                                                       GmbH & Co. KG.
                                                                            betonwerks in der Region. Seite 45
                                                                                                                                                                                                       2005 Gründung der Riedel Construct
                                                                            1978 Dipl.-Ing. Gert Riedel übernimmt
                                                                                                                                                                                                       SRL Cluj-Napoca in Rumänien (Tochter-
                                                                            in der 3. Generation die Leitung der
                                                                                                                                                                                                       unternehmen der Riedel Bau GmbH &
                                                                            Firmengruppe. Seite 55
                                                                                                                                                                                                       Co. KG Schweinfurt).
                         Verantwortung für die Zukunft
                                                                                                                                                                                                       2007 Berufung von Stefanie Riedel
                                                                                                                                                                                                       (Tochter von Dipl.-Ing. Gert Riedel) in
                         Ein schwerer Neubeginn                     40                                                 Die vorliegende Publikation basiert im Wesentlichen auf Archivunterlagen        den Aufsichtsrat der Riedel Bau AG
                                                                                                                       der Riedel Bau AG Holding. 1996 entschloss sich die Geschäftsleitung das        Holding.
                                                                                                                       historische Material dem Bayerischen Wirtschaftsarchiv anzuvertrauen, das
                                                                                                                       seither treuhänderisch dieses Depositum verwaltet. Nach den Publikationen       Der Vorstand der Riedel Bau AG Holding
                         Aufbruch ins „Wirtschaftswunder“           42                                                 zum 50jährigen und 75jährigen Firmenjubiläum ist dies die dritte Veröffent-     wurde um die beiden Geschäftsführer
                                                                                                                       lichung zur Firmengeschichte der Riedel Bau Gruppe. Unser Dank gilt der         Heinz Lenhart und Herbert Treuting
                                                                                                                       Familie Riedel sowie Dr. Eva Moser und Dr. Richard Winkler / Bayerisches        erweitert.
                                                                            1987 Integrierte Software über nahezu
                         „Überall wird gebaut!“                     50      alle Funktionsbereiche der technischen
                                                                                                                       Wirtschaftsarchiv für die Unterstützung dieses Werks.                           Dipl.-Ing. Gert Riedel / Vorstandsvor-
                                                                            und kaufmännischen Verwaltung und                                                                                          sitzender der Riedel Bau AG Holding
                                                                                                                       Impressum:                                                                      verstarb am 12. Dezember 2007 im
                                                                            alle Unternehmen der Firmengruppe.
                                                                                                                       Herausgeber: Riedel Bau AG Holding, Schweinfurt; V.i.S.d.P.: Heinz Lenhart,     Alter von 64 Jahren nach einer kurzen,
                         Von der Bauunternehmung                                                                       Herbert Treuting; Autoren: Dr. Eva Moser und Dr. Richard Winkler vom            schweren Krankheit. Seite 74
                                                                            1991 Die Firmengruppe übertritt die 130
                         zur Firmengruppe                           54                                                 Bayerischen Wirtschaftsarchiv München sowie für die Zeit ab 2000 Christina
                                                                            Mio-DM-Grenze mit 400 Mitarbeitern in
                                                                                                                       Frase / Riedel Bau AG Holding. Layout & Satz: Christina Frase / Riedel Bau      2009 Die Firmengruppe Riedel Bau
                                                                            der Stammbelegschaft. Seite 56
                                                                                                                       AG Holding. Druck: CityDruck Würzburg.                                          feiert ihr 110-jähriges Bestehen.
                                                                                                                       Fotoquellen (soweit bekannt): A. Breiteneicher, Hans Rost, Eichel, Benkert,     Seite 76
                                                                            1991 Gründung der Bauträgerfirma
                                                                                                                       Hans Krehel, W. Kupfer und Wolfgang Fojtu alle Schweinfurt; Stiftung Pfister;
                                                                            Riedel Gewerbe- und Wohnbau GmbH
                                                                                                                       Uhlenhut; Werksarchive Kugelfischer, SKF, Fichtel & Sachs, ZF-Sachs
                                                                            & Co. KG
                                                                                                                       Schweinfurt; Stadtarchiv Schweinfurt; Werksarchiv Firmengruppe Riedel Bau;
                                                                                                                       Peter Leutsch, Schwebheim; Josef Müller Luftbilder, Schweinfurt; Ali Moshiri,
2                                                                           1992 Eröffnung einer Geschäftsstelle                                                                                                                                 3
                                                                                                                       Zierenberg; Gerhard Kassner, Berlin; Dr. Bernhard Rauh, Würzburg; Studio B,
                                                                            der Bauunternehmung in Erfurt
                                                                                                                       Bremen; Thomas Koculak, Mörfelden-Walldorf; Norbert Steiche, Schweinfurt;
                                                                                                                       Ingrid Scheffler, München; Matthias Maas, Würzburg; Volker Hielscher, Erfurt.
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
Die Jahrhundertwende in Schweinfurt

    Eine gesunde und aufstrebende Entwicklung

                            Im Gründungsjahr der Firmengruppe Riedel          gene Stadterweiterungsbüros ihre Schalter ge-    Wilhelm Sattler 1837
                            Bau 1899 stand an der Spitze Bayerns - als        öffnet. Und in Augsburg wandte sich 1899 die     (Öl auf Leinwand von Georg
                                                                                                                               Friedrich Adolph Schöner)
                            „des Königreichs Verweser“ - jener Mann, der      Maschinenfabrik Augsburg an das Bezirksamt
                            einer ganzen Epoche ihren Namen verliehen         mit der Bitte, eine eigene Gemeinde einrichten
                            hat: Prinzregent Luitpold. Liebe zur Natur, ein   zu dürfen. Sie sollte die Fabrik, die vom Werk
                            volkstümliches Auftreten, Frömmigkeit und         errichteten Arbeiterwohnungen sowie gemein-
                            Liebenswürdigkeit - all dies gewann ihm die       nützige Gebäude umfassen. Schweinfurt zähl-
                            Herzen seiner Untertanen. Seine Residenz war      te mittlerweile mehr als 13.000 Einwohner,       xikon nachlesen, daß der „jährliche Zutrieb zu     grünen Tapeten gestorben sein soll, ist freilich
                            Mittelpunkt des gesellschaftlichen und poli-      1861 waren es 8.707 „Seelen“ gewesen. Tür-       den Viehmärkten 25 - 30.000 Stück Rindvieh         nur Legende. Später wurde das Schweinfur-
                            tischen Lebens. Eine neue Kunstrichtung mit       me und Tore - Zeugen einstiger reichsstädti-     und 40- 45.000 Stück Schafe“ betrage. Und          ter Grün gerade wegen seines Arsengehalts
                            frischem und freiem Lebensgefühl bricht sich      scher Herrlichkeit - waren bereits weitgehend    das Bezirksgremium für Handel und Gewerbe          und seiner weithin warnenden Farbe äußerst
                            Bahn: der Jugendstil. In München erscheint        abgebrochen. 1876 trug man schließlich das       in Schweinfurt beginnt seinen Bericht für das      erfolgreich als Schädlingsgift gegen fressende
                            das satirische Blatt „Simplicissimus“, das        Mühltor mit seinem wuchtig-barocken Turm         Jahr 1899 mit der betrüblichen Feststellung,       Insekten wie etwa den Kartoffelkäfer einge-
                            gegen bürgerliche Verlogenheit und wilhelmi-      ab. Die Steine wurden zur Pflasterung des        dass die für das Geschäftsleben der Stadt so       setzt. Friedrich Wilhelm Sattler erwies sich
                            nisch erstarrte Obrigkeit zu Felde zieht. Der     Marktplatzes und zur Beschotterung des Roß-      einflußreichen großen Viehmärkte „mehrfach         als ebenso erfolgreicher Erfinder wie tüchti-
                            Würzburger Physikprofessor Wilhelm Conrad         marktes verwendet. Überhaupt kam noch bis        wieder recht unliebsame Störungen durch            ger Kaufmann. So war er unter anderem an
                            Röntgen hat bereits bei einem Experiment mit      gegen Ende des 19. Jahrhunderts dem Markt-       Marktverbote infolge von Viehseucheanfäl-          der Gründung der ersten Zuckerraffinerie in
                            einer in schwarzes Papier gehüllten elektri-      wesen in Schweinfurt große Bedeutung zu. So      len“ erlitten hätten. Dass die Stadt durchaus      Schweinfurt beteiligt. In Schloss Mainberg,
                            schen Röhre „eine neue Art von Strahlen“          kann man 1878 in Meyer’s Konversationsle-        noch ländliche Züge aufwies, zeigt die zum 1.      das er 1821 vom bayerischen Staat erwarb,
                            entdeckt. Und in München werden die ersten                                                         Dezember 1900 vorgenommene „Vieh- und              richtete er eine Tapetenfabrik ein, für die
                            „Fahrerlaubnisse“ für 25 Automobilisten                                                            Obstbaumzählung“: 291 Pferde, 417 Stück            seine Frau Katharina, die begabte Tochter
                            ausgestellt.                                                                                       Rindvieh, 718 Schafe, 753 Schweine, 2.348          des Kunstmalers Conrad Geiger, die Muster
                                                                                                                               Hühner, aber nur 1 Perlhuhn, lebten auf dem        entwarf. Darüber hinaus entwickelte er aus
                            Auch in Schweinfurt, der „in freundlicher                                                          Stadtgebiet. Und in städtischer Erde wurzelten     Kartoffelmehl künstlichen Sago, der noch bis
                            Gegend an Rebenhügeln gelegenen Bezirks-                                                           11.450 Apfelbäume und 6.029 Zwetschgen-            vor einigen Jahrzehnten fester Bestandteil der
                            amtsstadt“, hielt die neue Zeit Einzug. Seit                                                       und Pflaumenbäume.                                 Alltagsküche war.
                            1895 ratterte die Pferdebahn durch die Rück-
                            ertstraße über den Marktplatz bis hin zum                                                          Nur allmählich war das vom Handel geprägte         Der Anschluss an die Bahnlinie Bamberg-
                            Hauptbahnhof. Dort konnten sich die Reisen-                                                        Schweinfurt in die Industrialisierung hinein-      Würzburg 1852 erwies sich auch für die
                            den drei Jahre später einer neuen technischen                                                      gewachsen. Zwar gab es bereits um 1780 eine        Schweinfurter Wirtschaft als wichtiger Impuls.
                            Errungenschaft erfreuen: „Electrisches Licht“     1907 - Weißkohlmarkt auf dem Schweinfurter       Bleiweißfabrik, doch überörtliche Bedeutung        Neue Industrieunternehmungen entstanden:
                            erhellte die Bahnhofshalle. Auch auf die „Seg-    Roßmarkt.                                        erreichten weder sie noch die in den Folgejah-     so etwa in den 1870er Jahren die Gelatine-
                            nungen der Telephonie“ mußten die Schwein-                                                         ren errichteten „Industrie-Etablissements“ zur     fabrik, 1873 die Malzfabrik Schweinfurt,
                            furter Bürgerinnen und Bürger nicht mehr                                                           Leder-, Essig- und Tabakfabrikation. Welt-         1879 die Kartonagenfabrik Johann Allmis.
                            verzichten: Am 19. August 1893 war die erste                                                       geltung erlangte dagegen eine Erfindung, die       Noch auf Markung der wohlhabenden und
                            Telefonanlage mit 40 privaten Sprechstellen in                                                     Wilhelm Sattler 1814 gemeinsam mit seinem          aufstrebenden Dorfgemeinde Oberndorf
                            Betrieb genommen worden.                                                                           Freund, dem Apothekenprovisor Friedrich            entstand 1874 der neue Rangier- und Zentral-
                                                                                                                               Ruß gelang: das Schweinfurter Grün. Diese          bahnhof, der die Ausdehnung der Stadt
                            Eng verbunden mit der in dieser Zeit rasch                                                         „prachtvolle“ Kupferfarbe aus „mikroskopi-         nach Westen beschleunigte.
                            voranschreitenden Industrialisierung vollzog                                                       schen smaragdgrünen Krystallen“ war äußerst
                            sich auch im Königreich Bayern das sprung-                                                         lichtbeständig, aber durch ihren hohen Arsen-
                            hafte Wachstum von Städten und Gemeinden.                                                          anteil auch sehr giftig. Dass Friedrich Schiller
4                           So hatten etwa in Nürnberg und München ei-                                                         an den „Aushauchungen“ seiner feuchten                                                                5
                                                                              1900 - Viehmarkt auf dem Postplatz (heute
                                                                              Georg-Wichtermann-Platz) in Schweinfurt.
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
Die Jahrhundertwende in Schweinfurt

                            Hatte im Schweinfurt der Biedermeierzeit           1899 starb der schwer herzkranke Mann.
                            eine überwiegend chemische Fabrikation die         Zuvor hatte er erleben müssen, daß sich die
                            wirtschaftliche Entwicklung der Stadt mitge-       zwei fähigsten Mitarbeiter von ihm trennten
                            prägt, so entfaltete sich gegen Ende des           und unter dem Firmennamen Fries & Höpflin-
                            19. Jahrhunderts ein neuer Industriezweig.         ger ein florierendes Konkurrenzunternehmen
                            Die Entwicklung der „Velociped-Kugel“              aufbauten.
                            sollte dem Namen Schweinfurt ein weiteres
                            Mal Weltgeltung verschaffen. Es war der
                            Instrumentenmacher Philipp Moritz Fischer,
                            der 1853 an einem Laufrad Pedale anbrachte.
                            Seinem Sohn Friedrich gelang es 1883 mittels
                            einer neu entwickelten Schleifmaschine
                            die ersten genau runden und gleich großen                                                            Fränkische Isolierrohre & Metallwarenwerke Gg. Schäfer und Städt. Kunstmühle A. G. in
                            Stahlkugeln für Kugellager maschinell herzu-                                                         Schweinfurt (rechts im Bild die Maxbrücke).
                            stellen. Die Begeisterung für die „Velocipe-
                            desreiterei“ sollte sich in klingender Münze                                                         1894 siedelte sich in Schweinfurt ein junger      Die zunehmende Industrialisierung der Stadt,
                            auszahlen. Hatte man in Deutschland 1887                                                             Mann an, der einen wichtigen Beitrag zur          das Aufkommen eines neuen Industriezweigs
                            etwa 7.000 Fahrräder hergestellt, so waren es                                                        industriellen Entwicklung der Stadt leisten       brachte eine „ungemein starke Arbeiterver-
                            rund zehn Jahre später bereits 200.000. Auch                                                         sollte: der 27-jährige Radrennfahrer Ernst        mehrung“ mit sich. Preisgünstige Mietwoh-
                            Schweinfurt zählte bis zur Jahrhundertwende                                                          Sachs. Tagsüber arbeitete er bei einem Fahr-      nungen wurden dringend benötigt. So hatte
                            vier Vereine, die sich leidenschaftlich dem                                                          radhändler, nach Feierabend „tüftelte“ er an      1896 der königliche Landgerichtsarzt Dr.
                            Radsport verschrieben hatten. 1897 produzier-                                                        der Konstruktion einer Fahrradnabe, „die auf      Heinrich Fürst mehr als 900 Arbeiterwohnun-
                            te Fischers Fabrik in der Nähe des Hauptbahn-                                                        Kugellager gesetzt ist und in Kugeln rollt“.      gen besichtigt und in einem ausführlichen Gut-
                            hofs wöchentlich schon 36.000 Gros Kugeln.                                                           Noch im gleichen Jahr konnte er beim Kaiser-      achten auf die Wohnraummisere aufmerksam
                            Friedrich Fischer selbst konnte sich nicht         Nicht weit von Friedrich Fischers erster Werk-    lichen Patentamt in Berlin sein Patent eines      gemacht: Mangelhafte Beheizung, Belüftung
                            lange an seinem Erfolg erfreuen:                   statt entfernt, hatte sich 1885 der Schlosser-    „Fahrrad-Kugellagers mit verschiebbarer           und Beleuchtung, schlechter baulicher Zu-
                                                                               meister Georg Schäfer in der Judengasse selb-     Kugellauffläche“ anmelden. Der endgültige         stand, indiskutable hygienische Verhältnisse.
                                                                               ständig gemacht. Zielstrebig erweiterte er den    Durchbruch gelang Ernst Sachs jedoch erst         Der Magistrat versuchte Abhilfe zu schaffen
                                                                               Betrieb für Stahlkonstruktionen, Tresoreinrich-   acht Jahre später, nämlich mit der „Torpedo-      und ließ auch selbst Häuser für Arbeiterwoh-
                                                                               tungen und Isolierrohre. 1904 nahm auch er        Freilaufnabe“. Sie vereinigte erstmals An-        nungen errichten. Schritt um Schritt dehnte
                                                                               die Produktion von Kugellagern auf. Schließ-      trieb, Freilauf und Rücktrittbremse in einem      sich die Stadt nach Westen aus. Die veralteten
                                                                               lich genügten die vorhandenen Räumlichkeiten      winzigen Aggregat und revolutionierte damit       Fabrikbauten genügten bei weitem nicht mehr
                                                                               bei weitem nicht mehr, und Georg Schäfer zog      die Fahrradindustrie: Das Fahrrad entwickelte     den Erfordernissen der modernen Produktions-
                                                                               mit seiner Fabrik in die ehemalige Spinnmüh-      sich zum Massenverkehrsmittel.                    methoden. Rege Bautätigkeit setzte ein ...
                                                                               le am Main um. Fünf Jahre später gelang es
                                                                               dem weitsichtigen Unternehmer, für 600.000
                                                                               Mark die Kugelfabrik Fischer zu übernehmen.
                                                                               Unter dem Namen „Kugelfischer“ gelangte das
                                                                               Unternehmen zu neuer Blüte.

6                                                                                                                                                                                                                                   7
                                                      Erstes Tretkurbelfahrrad von
                                                      Philipp Moritz Fischer, um 1860
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
Die Firmengründung durch Johann Riedel

    „... empfehle mich bei vorkommenden
    Reparaturen und Neubauten aller Art.“
                           Am 1. April 1899, einem kalten Karsamstag-      Gleichzeitig suchte der „frischgebackene“         Absicht, das bisher auf zahlreichen Baustellen        einfachen Stadt- und Landbauten sowie zu
                           morgen, studierten die Leser des Schwein-       Unternehmer qualifizierte Maurer und Taglöh-      erworbene praktische handwerkliche Wissen             den gewöhnlich verkommenden Straßen- und
                           furter Tagblattes wie gewohnt den Inseraten-    ner für die ersten Bauaufträge. Eine Karriere     und Können durch eine fundierte theore-               Brückenbauten“. Ab 1. März 1894 trat Johann
                           teil. Neben Stellenanzeigen der Kugelfabrik     als Bauunternehmer war dem am 27. Januar          tisch-technische Ausbildung zu erweitern.             Riedel für einige Monate als „Bautechniker“
                           Fischer, die um „geübte Kugelaussucher“         1868 in Ermetzhofen bei Uffenheim gebore-         In den Wintermonaten, in denen die Arbeit             beim Baumeister Witschko in Würzburg ein,
                           warb, einer Annonce des Kolonialwarenhänd-      nen Johann Georg Michael Riedel nicht in          am Bau aufgrund der schlechten Witterung              der ihm die Bauleitung für den Umbau der
                           lers Wilhelm Konrad, der „frisch gebrannten     die Wiege gelegt worden. Seine Eltern Eva         ohnehin häufig unterbrochen war, belegte der          Stadtpfarrkirche in Uffenheim anvertraute.
                           Caffee reinschmeckender Qualität“ empfahl       Margareta und Georg Michael Riedel bewirt-        „Maurer“ Riedel von 1891 bis 1894 einen               Noch im selben Jahr erhielt er eine feste An-
                           sowie einem Inserat der verzweifelten Witwe     schafteten in dem mittelfränkischen 350-          drei-semestrigen Kursus an der Kreisbauge-            stellung als Bauführer bei seinem früheren Ar-
                           Brischwein von Poppenhausen, die das Pu-        Seelen-Dorf ein kleines landwirtschaftliches      werkschule in Würzburg. Diese Ausbildung              beitgeber zu Studienzeiten, der Firma Georg
                           blikum vor Geldgeschäften mit ihrem „etwas      Anwesen, doch reichte der Ertrag nicht aus,       war durch äußerste Sparsamkeit hart erarbei-          Kneffel in Schweinfurt. Seine erste Aufgabe
                           geistesbeschränkten Sohne Otto“ warnte,         um die achtköpfige Familie zu ernähren.           tet. Der unterrichtete Fächerkanon umfasste           war hier die Bauleitung beim Umbau des
                           stach dem Leser eine großformatige Anzeige      Schon der Vater war auf einen Nebenerwerb         Bauzeichnen, architektonische Formenlehre,            Rathauses der benachbarten Stadt Königsberg,
                           mit der Überschrift „Geschäftseröffnung“ ins    angewiesen. So verwundert es nicht, dass          Baukonstruktionslehre, Baukonstruktion                die damals noch Teil des Herzogtums Sach-
                           Auge. Geschaltet hatte sie der Baumeister       er den 13jährigen Sohn Johann nach dem            in Eisen, Geometrie, Arithmetik, Algebra,             sen-Gotha und damit jenseits der weiß-blauen
                           Johann Riedel, der das Publikum „hochach-       Abschluß der Werktagsschule 1881 bei einem        Baukunde und Baurecht, Baumaterialienlehre,           Grenzen liegendes „Ausland“ war. Nicht nur
                           tungsvollst“ auf sein eben gegründetes Unter-   Maurermeister in die Lehre gab, um dem            Straßen- und Brückenbau, Vermessungskunde,            beruflich, sondern auch privat erwies sich die
                           nehmen aufmerksam machte:                       aufgeweckten und tüchtigen Johann eine            Mechanik und betriebliche Buchhaltung. Die            Königsberger Baustelle als Herausforderung
                                                                           berufliche Existenz als Bauhandwerker zu er-      sommerlichen Semesterferien nutze der an-             für den damals 26jährigen Bauführer. Dort
                                                                           möglichen. Während der dreijährigen Lehrzeit      gehende Bautechniker, um das Erlernte auch            nämlich lernte er seine spätere Frau Anna
                                              „Erlaube mir einer
                                                                           am Bau besuchte er regelmäßig die obligato-       in der Praxis anzuwenden. So war er 1893 bei          Johanna Christiana, die Tochter des Brauers
                                              verehrlichen Einwohner-
                                                                           rische Sonntagsschule und eine gewerbliche        Maurermeister Georg Kneffel in Schweinfurt            und Bierwirts Johann Wilhelm Ludwig Otto,
                                              schaft Schweinfurts die
                                                                           Fortbildungsschule. 1884 bescheinigte der         „im Bureau mit Zeichnen, hauptsächlich aber           kennen - und lieben. Im Oktober 1897 heirate-
                                              ergebene Mitteilung zu
                                                                           Ermetzhofener Schulinspektor dem „in jeder        auf Bauplätzen beschäftigt“. Ein ausgezeich-          te das Paar in der vom Ehemann umgebauten
                                              machen, dass ich ab
                                                                           Beziehung zu lobenden, strebsamen Schüler“        netes Abschlusszeugnis schließlich beschei-           Königsberger Stadtpfarrkirche. In Schweinfurt
                                              1. April hier ein Maurer-
                                                                           und Maurergesellen Johann Riedel in allen         nigte dem Absolventen der Bautechnikerschu-           bezogen die Neuvermählten eine Wohnung im
                                              geschäft errichte. Indem
                                                                           Fächern „sehr gute“ Leistungen.                   le seine Befähigung „zur Projektierung von            Haus Niederwerrnerstraße 8.
                                              ich bitte, mir dasselbe
                                              Vertrauen entgegen-
                                                                           Im nicht weit vom Heimatort entfernten
                                              zubringen, wie es mir eine
                                                                           Rudolzhofen fand Johann Riedel anschließend
                                              verehrliche Kundschaft in
                                                                           als „Maurergehilfe“ beim Maurermeister
                                              meiner vorigen Stellung
                                                                           Friedrich Mann ein offenbar interessantes
                                              schenkte, empfehle ich
                                                                           Tätigkeitsfeld. Bis Ende Oktober 1891 - un-
                                              mich bei vorkommenden
                                                                           terbrochen lediglich von der Militärdienstzeit
                                              Reparaturen und Neu-
                                                                           - arbeitete er für den Rudolzhofener Betrieb,
                                              bauten aller Art. Es wird
                                                                           wo er nach dem Zeugnis seines Meisters „sich
                                              mein eifrigstes Bestreben
                                                                           unter dieser Zeit mit einem ausgezeichneten
    Johann Riedel                             sein, meine werthe Kund-
                                                                           Benehmen nebst Treue, sehr großem Fleiß
    Firmengründer                             schaft bei streng reeller
    (Foto 1931)                                                            und Aufmerksamkeit bei seinem Geschäfte
                                              Bedienung und billigster
                                                                           verhalten hat“. Dass seine Fähigkeiten ihn zu
                                              Berechnung zufrieden
                                                                           mehr als einem einfachen Maurer befähig-
                                              zu stellen“.
                                                                           ten, dessen war sich der junge Riedel wohl
8                                                                          bewusst. Zielstrebig verfolgte er deshalb seine                                                                                                          9
                                                                                                                             1895 - Postkarte von Johann Riedel an seinen Bruder
                                                                                                                             Leonhard Riedel, abgesandt in Würzburg.
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
Die Firmengründung durch Johann Riedel

                            Von seinem Chef und den Bauherren glei-          4.300 Mark einen Bauplatz an der Cramer-
                            chermaßen als stets „umsichtiger und fleißiger   straße von der Schweinfurter Hospitalstiftung.
                            Mann“ mit „bester Führung“ qualifiziert,         Auf den Grunderwerb folgte am 18. Juli 1899
                            schien eine dauerhafte Tätigkeit im Bauunter-    die Verleihung des Heimatrechtes der Stadt
                            nehmen Kneffel vorgezeichnet. 1897 brachte       Schweinfurt. Noch bevor der Neubau an
                            Johann Riedel sein erspartes Kapitalvermögen     der Cramerstraße - ein stattliches Wohnhaus
                            von 19.800 Mark als Darlehen mit Gewinn-         mit Nebengebäuden und einem geräumigen
                            beteiligung in das Geschäft ein. Die damit       Lagerplatz - abgeschlossen war, hatte Johann
                            eröffnete Perspektive, später auch als Teilha-   Riedel im Juni 1900 für 3.000 Mark ein An-
                            ber einzusteigen, zerschlug sich jedoch schon    wesen am Fischerrain 111 erstanden, das bis
                            im Jahr darauf. Offenbar harmonierte das         zum Umzug in die Cramerstraße 24 zu Beginn
                            stürmische Naturell des jungen Bauführers,       des Jahres 1902 als Firmendomizil diente.
                            der eigene Konzepte und Ideen einbrachte,                                                         1904 - Schalung für einen Turbinenschlauch
                            auf Dauer nicht mit der in konservativeren       Die Möglichkeiten, die das wirtschaftlich
                            Bahnen sich bewegenden Geschäfspolitik des       aufstrebende Schweinfurt einem zupacken-
                            Maurermeisters Kneffel. Nach dem Austritt        den und qualifizierten Jungunternehmer der       Der Aufbau von Geschäftskontakten zu Zie-
                            bei Kneffel zum 1. März 1899 realisierte         Baubranche um die Jahrhundertwende bot,          geleien, Portlandzementfabriken, Baumateria-
                            Johann Riedel einen Monat später den Ent-        hatte Johann Riedel richtig erkannt. Der         lienhandlungen, Zimmereien und Fuhrwerks-
                            schluss zur Gründung eines eigenen Unter-        geschäftliche Erfolg gab ihm recht. Schon        unternehmen verlief zügig und problemlos, da
                            nehmens. Geschäftsadresse des neuen „Mau-        vor der offiziellen Geschäftseröffnung hatte     Johann Riedel aufgrund seiner langjährigen
                            rergeschäfts Johann Riedel“ war zunächst die     er sich den ersten Auftrag, die Errichtung von   Tätigkeit in der Baubranche für die meisten
                            Luitpoldstraße 9, wo das Ehepaar Riedel ab       Betonkanälen für die Stadt Schweinfurt, gesi-    Lieferanten kein Unbekannter war und - falls
                            Anfang März eine Mietwohnung bezogen hat-        chert. Laut Vertrag durfte „nur Heidelberger     notwendig - auch entsprechende Referenzen
                            te. Doch war dies nur eine Übergangslösung.      oder Mannheimer Portlandcement“ verwendet        vorweisen konnte. Doch dies erübrigte sich
                            Im Mai 1899 erwarb der Jungunternehmer für       werden, die Haftung „für solide Herstellung,     bald. Auch außerhalb Schweinfurts kam der
                                                                             Haltbarkeit, Wasserdichtigkeit, Nichtauffrie-    „Bauneuling“ bei Ausschreibungen zum Zuge.      Elektrizitätswerk Schwandorf (Arbeiten mit
                                                                                                                                                                              Feldbahngleisen, Loren und Pferdezugwerken).
                                                                             ren und Nichtrissigwerden des Betons“ betrug     So erhielt Riedel bereits im April 1899 den
                                                                             drei Jahre. Die für die Kanalbauten nötigen      Zuschlag für umfangreiche Renovierungsar-
                                                                             Erdarbeiten übernahm damals noch das Stadt-      beiten an der Liebfrauenkirche in Königsberg.   „Vereinigte Chemische Fabriken Schweinfurt
                                                                             bauamt selbst, da die Firma Riedel offenbar      Im unterfränkischen Obertheres zeichnete das    AG“, die „Schweinfurter Präcisions-Kugel-
                                                                             noch nicht über die dazu notwendige Ausrüs-      „Maurergeschäft Johann Riedel“ gleichzeitig     Lager-Werke Fichtel & Sachs“, die „Erste
                                                                             tung verfügte. Das änderte sich aber schon       für den Umbau der Ökonomie des Freiherrn        Automatische Gußstahl-Kugelfabrik vorm.
                                                                             zwei Monate später. Im Juli 1899 verzeichnen     von Giese auf Schloß Dittfurt verantwortlich.   Friedrich Fischer AG“, die „Deutsche Guß-
                                                                             die Geschäftsbücher den Kauf von 135 Metern      Auch zur aufstrebenden Schweinfurter Indus-     stahlkugel & Maschinenfabrik vorm. Fries &
                                                                             Rollbahngeleise mit Muldenkippern, mit           trie, die zunehmend Bedarf an Bauleistungen     Höpflinger AG“, die „Malzfabrik Schwein-
                                                                             denen künftig auch umfangreichere Erdbewe-       hatte, knüpfte der junge Unternehmer Kontak-    furt AG“, die „Seifenfabrik Georg Christian
                                                                             gungen durchgeführt werden konnten. Au-          te. Für die „Vereinigten Ultramarinfabriken     Kraus“, die „Unterfränkische Malzfabrik S.M.
                                                                             ßerdem erwarb Johann Riedel einen größeren       Werk Schweinfurt-Oberndorf“ übernahm ein        Seligstein“, die „Zuckerfabrik Wüstenfeld &
                                                                             Posten Handwerkszeug - von Pickeln, Hebei-       Riedelscher Bautrupp ab Mai 1899 den Aus-       Co.“, die „Spezialfabrik für Eisenkonstruktio-
                                                                             sen, Kellen, Schaufeln, Hämmern, Schal- und      bau des zu klein gewordenen Arbeiterhauses.     nen Georg Schäfer“, die „Gebr. Werner Braue-
                                                                             Rüstzeug bis zu Flaschenzügen, Betonstapfen      Weitere kleinere Aufträge von verschiedenen     rei Poppenhausen“ oder die „Basaltwerke Gg.
                                                                             und Mörtelkästen. Schon im ersten Geschäfts-     Industrieunternehmen folgten. So verzeichnen    H. Leimbach“ in Hösbach.
10                                                                           jahr wurden vier Lehrlinge eingestellt.          die Geschäftsbücher Maurerarbeiten für die                                                       11
                            Johann Riedels Wohn- und Geschäftshaus
                            in der Cramerstraße 24 in Schweinfurt.
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
Die Firmengründung durch Johann Riedel

                            Von Beginn an spielte der Wasserbau eine          rationellere Ausnützung der Wasserkräfte
                            nicht unerhebliche Rolle. Bei dem im Som-         des Maines im Interesse des wirtschaftlichen
                            mer 1902 begonnenen Neubau der Schwein-           Aufschwungs hielt auch die Stadt Schwein-
                            furter Maxbrücke, die im Februar 1897 durch       furt für dringend geboten. Oskar von Miller    1903 - Bauarbeiten am Main-Hauptwehr (Maxbrücke) und an der Staustufe in Schweinfurt.
                            Hochwasser und großen Eisgang beschädigt          wurde deshalb mit dem Bau eines neuen
                            worden war, übernahm Riedel in Zusam-             städtischen Elektrizitäswerkes beauftragt.
                            menarbeit mit der örtlichen Baufirma Georg        Für die Ausführung der notwendigen Beton-      Vertiefung und Verbreiterung der Wasserka-       spiegelt sich schließlich auch in den Bi-
                            Stützel die Maurer- und Steinhauerarbeiten        und Maurerarbeiten für die zu errichtende      näle, das Ausführen der Turbinenkammern,         lanzen. Betrug das Eigenkapital 1901 noch
                            für die Pfeiler und Widerlager. Nachdem           Wasserkraft- und Dampfzentrale bewarb sich     Gebäude-, Maschinen- und Kesselfunda-            50.000 Mark, hatte sich dieser Bilanzposten
                            das Hochwasser auch beträchtliche Schäden         auch das Baugeschäft Riedel. „Nachdem wir      mente sowie die Errichtung der Hochbauten        bis 1906 mit über 200.000 Mark vervierfacht.
                            an den Mainwehren hervorgerufen hatte,            bei den Neubauten der hiesigen Wehranlagen     für das Maschinen-, Kessel- und Wohnhaus.        Diese Entwicklung erforderte auch eine
                            entschloss sich die Stadt, durch umfassende       einen großen Theil der Arbeiten ausführten,    Mitte Oktober 1904 konnte Johann Riedel an       personelle Verstärkung in der Firmenleitung.
                            Neubauten dem Zerstörungstrieb der Na-            sind wir vollständig mit den Stromverhält-     Oskar von Miller nach München berichten,         Schon seit Juli 1899 unterstütze Leonhard
                            turgewalten dauerhaft Einhalt zu gebieten.        nissen (des Maines) vertraut und bitten Sie,   dass „die ganzen Betonarbeiten der Centrale      Riedel während der Semesterferien seinen
                            Ab April 1903 zeichnete die Firma Riedel          dieses bei Vergebung der Arbeiten in wohl-     fertiggestellt sind“. Wie geplant konnte das     älteren Bruder im Geschäft. Nach Abschluss
                            maßgeblich für die Errichtung der Fundation       wollende Erwägung zu ziehen“, warb Johann      Schweinfurter Elektrizitätswerk im August        seiner bautechnischen Ausbildung trat der
                            für das neue Main-Hauptwehr verantwort-           Riedel gegenüber Oskar von Miller für sein     1905 in Betrieb genommen werden.                 junge Baumeister 1902 mit einer finanziellen
                            lich. Die dabei offenbar gewordene Zuverläs-      Unternehmen. Dieses Argument in Verbin-        Wichtigstes Standbein neben Aufträgen für        Beteiligung in das Unternehmen ein, wo er
                            sigkeit und Präzision in der Bauabwicklung        dung mit einem wohlkalkulierten Leistungs-     Industrie und öffentliche Bauträger bildete      die Bauleitung für verschiedene Projekte, so
                            sollte dem Unternehmen dann im Jahr darauf        und Preisverzeichnis für die projektierten     der private Wohnungsbau. Bis 1906 errich-        u.a. den Bau des Elektrizitätswerkes 1904,
                            im Zusammenhang mit der fortschreitenden          Abbruch-, Erd-, Maurer- und Betonierungs-      tete Riedel mehr als zwanzig Wohnhäuser in       übernahm. Im Februar 1906 schließlich wur-
                            Elektrifizierung Schweinfurts den bis dahin       arbeiten war offenbar überzeugend. Am          Schweinfurt und Umgebung, darunter eine          de er Gesellschafter des Unternehmens, das
                            größten Bauauftrag eröffnen.                      24. Mai 1904 erhielt Riedel den Zuschlag.      Reihe auf eigens erworbenen Bauplätzen an        fortan als „Gebr. Riedel“ firmierte.
                                                                                                                             der Cramerstraße. Der geschäftliche Erfolg
                            Der mit dem Anwachsen der maschinellen            Die Abwicklung des Bauauftrages mit einem
                            Technik einhergehende Bedarf an elektri-          Gesamtvolumen von fast 100.000 Mark
                            scher Energie gewann zu Beginn des 20.            erforderte die Einhaltung eines strikten        Die rasante Zunahme des
                            Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung.              Zeitplanes, da durch die Bauarbeiten der        Geschäftsumfangs bedingte
                            Der Ingenieur Oskar von Miller, der sich als      Betrieb der benachbarten Mühle und Kugel-       eine starke Aufstockung des
                            Direktor der AEG beim Aufbau der Berliner         fabrik nicht übermäßig beeinträchtigt wer-      Personals. Hatte Johann
                            Elektrizitätswerke einen Namen gemacht            den durfte und die maschinelle Einrichtung      Riedel 1899 mit 15 Leuten
                            hatte und später durch die Gründung des           des Elektrizitätswerkes mit den einzelnen       angefangen, beschäftigte er
                            Deutschen Museums 1903 und den Bau des            Bauabschnitten zu koordinieren war. Bei         im Sommer 1903 bereits 58
                            Walchenseekraftwerkes 1924 große Be-              Fristüberschreitung drohte eine Konventio-      Menschen, nämlich dreißig
                            rühmtheit erlangte, setzte sich für die Organi-   nalstrafe von 100 Mark pro Tag. Mit tägli-      Maurer, zwanzig Taglöhner,
                            sation eines weiträumigen Elektrizitätsnetzes     chen Arbeitszeiten von bis zu 13 Stunden,       vier Maurerlehrlinge, sowie je
                            in Bayern ein. Seit 1889 betrieb von Miller       dazu Akkord- und Sonntagsarbeit, wurde der      einen Bauführer, Buchhalter,
                                                                                                                                                                                        1902 - Leonhard Riedel tritt
                            in München ein Ingenieurbüro zum Bau von          lukrative und für das Ansehen des jungen        Techniker und „Comptorlehr-
                                                                                                                                                                                        in das Geschäft seines älteren
                            Elektrizitätswerken. Zahlreiche Städte wand-      Unternehmens wichtige Auftrag schließlich       ling resp. Baupraktikant“.                                Bruders Johann ein.
                            ten sich seither an den Münchener Ingenieur,      bewältigt. Fristgemäß erfolgte der Abbruch      Bis 1906 war die Stammbeleg-
                            um sie bei der Errichtung einer eigenen           der Altbauten, die Herstellung der Wasser-      schaft auf über hundert Mann
                            Stromversorgung aus der nächst gelegenen          haltung, das Ausschachten der Baugruben         angewachsen.
12                          Wasserkraft zu beraten. Eine bessere und          für die Dampf- und Wasserkraftanlage, die                                                                                                      13
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
Vom handwerklichen zum industriellen Bauschaffen

     Bauausführung in Cement und Eisen

                               „Die Herrschaft des Steines im Bauwesen            bildeten die Grundlage für neue Regeln in der
                               scheint sich ihrem Ende zuzuneigen; Zement,        Baukunst, nach denen man die Beanspruchung
                               Beton und Stahl sind dazu bestimmt, an ihre        der Bauteile und die Ausnutzung der Baustoffe
                               Stelle zu treten“. Mit diesen Worten warb der      besser berechnen und beurteilen konnte. All     1915 - Deutsche Gelatinefabrik Schweinfurt.
                               französische Betonbauunternehmer Francois          diese Faktoren machten den Weg frei für neue
                               Coignet bei der Leitung der Pariser Weltaus-       Ausdrucksformen und kühne Konstruktionen
                               stellung von 1855 für sein Vorhaben, dort ein      in der Architektur. Mit der Entwicklung der
                               ganz in Beton gebautes Haus zu zeigen. Aller-      Beton-Eisen-Bauweise befassten sich auch
                               dings zunächst noch ohne Erfolg. Doch sollte       noch weitere Konstrukteure in Frankreich. Der
                               sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts       Durchbruch gelang schließlich dem Pariser
                               im Massivbau eine technische Umwälzung             Handelsgärtner Joseph Monier mit „beweg-
                                        vollziehen, die nicht nur die moderne     lichen Kübeln und Behältern für den Garten-
     Mit einigem Stolz konnte
                                        Bauindustrie entstehen ließ, sondern      bau“. Um ein Gitterwerk aus Eisenstäben und
     Johann Riedel darauf verwei-
                                        auch eine engere Verbindung zwischen      Drähten legte Monier eine Holzschalung und
     sen, dass seine Firma „seit
                                        bautechnischem Fortschritt und den        verstrich den Korb mit Zement. Nach dem         1915 - Wasser- und Säurebehälter der              1918 - Fichtel & Sachs: Bau eines Wasserbe-
     dem Jahre 1905 Eisenbeton-
                                        Ingenieurwissenschaften schuf. Durch      Entfernen der Schalung kam ein bewehrter        Gelatinefabrik Schweinfurt.                       hälters (200m³) am 60m hohen Schornstein.
     arbeiten jeder Art ausführt und
                                        die Verbindung von Eisen und Stahl        Betonkübel zum Vorschein. Für dieses Verfah-
     somit zu den ältesten Eisen-
                                        mit Beton, die die geringe Zugfestig-     ren erhielt der „Rocailleur en Ciment“ 1867     geschützt. Das „System Monier“ fasste zuerst      des Deutschen Beton-Vereins und dem Verband
     betonfirmen Bayerns gehört“.
                                        keit des Betons wesentlich verbesserte,   ein Patent, dem weitere folgten. 1880 wurde     in Süddeutschland Fuß. Die Firmen Martensen       Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine
     1906 stellte Riedel bei den
                                        wurde die Herstellung von Stahlbeton      Moniers Erfindung der „Herstellung von Ge-      & Josseaux aus dem hessischen Offenbach und       1904 die ersten „Leitsätze für die Vorbereitung,
     SKF-Kugellagerfabriken einen
                                        möglich. Die zunehmenden Erkennt-         genständen verschiedener Art aus einer Ver-     Freytag & Heidschuch in Neustadt in der Pfalz     Ausführung und Prüfung von Eisenbetonbau-
     Bau in Stahlbetonskelettbau-
                                        nisse auf den Gebieten der Mathe-         bindung von Metallgerippen mit Zement“ auch     konnten Lizenzverträge mit Monier abschlie-       ten“, die den Regierungen der deutschen Bun-
     weise mit Ziegelausmauerung
                                        matik, der Mechanik und der Statik        in Deutschland vom Kaiserlichen Patentamt       ßen. Beide Unternehmen traten schließlich ihre    desstaaten zugeleitet wurden. Das Schweinfur-
     fertig.
                                                                                                                                  Rechte an den rührigen Betonbauunternehmer        ter Bauunternehmen Riedel hatte sich auch auf
                                                                                                                                  Gustav Adolf Wayss ab, der sein Geschäft          den Bau von „selten schwierigen und bemer-
                                                                                                                                  1885 nach Berlin verlegt hatte. Dort ließ er      kenswerten“ Eisenbetonbehältern spezialisiert,
                                                                                                                                  auch 1887 die „Monier-Broschüre“ in einer         die „zur vollen Zufriedenheit der Auftraggeber“
                                                                                                                                  Auflage von 10.000 Stück drucken. Der mit der     zur Ausführung gelangten. Zu den Kunden
                                                                                                                                  Rohbauausführung des Reichstagsgebäudes be-       gehörten unter anderem die Deutschen Gela-
                                                                                                                                  traute Regierungsbaumeister Mathias Koenen        tine Fabriken, für die die Firma Gebr. Riedel
                                                                                                                                  hatte darin seine bahnbrechenden Ergebnisse       erstmals 1915 Eisenbetonbehälter herstellte, die
                                                                                                                                  niedergelegt, die er aus einem wissenschaftlich   sowohl kochendes Wasser als auch schwache
                                                                                                                                  begründeten Versuchsprogramm für Monier-          Säuren aushalten mußten. Das Empfehlungs-
                                                                                                                                  konstruktionen gewonnen hatte. Obwohl der         schreiben konnte sich sehen lassen, denn die
                                                                                                                                  Eisenbetonbau in Deutschland Ende des 19.         Deutsche Gelatine Fabriken AG galt damals als
                                                                                                                                  Jahrhunderts einen stürmischen Aufschwung         eines der größten Unternehmen der Branche in
                                                                                                                                  erlebte, fand das neuartige Verfahren nicht nur   Deutschland. Zu den bemerkenswerten techni-
                                                                                                                                  Befürworter. Vor allem Baubehörden verhiel-       schen Leistungen zählte aber auch der Wasser-
                                                                                                                                  ten sich zunächst noch ablehnend. So fürch-       behälter aus Eisenbeton für Fichtel & Sachs,
                                                                                                                                  tete man, dass das Eisen bei nicht genügend       der am etwa 60 Meter hohen Fabrikschornstein
                                                                                                                                  dichtem Beton rosten könnte. Die Entwicklung      36 Meter über dem Boden errichtet wurde.
                                                                                                                                  fester Normen wurde unumgänglich, um Ver-
14                                                                                                                                trauen in den neuen Baustoff zu wecken. Daher                                                        15
                                                                                                                                  erarbeitete eine Kommission aus Mitgliedern
110 Jahre Firmengruppe Riedel Bau - Firmenchronik von 1899 bis 2009
Vom handwerklichen zum industriellen Bauschaffen

                             Neben Aufträgen der großen Schweinfurter            Zu den größten Bauprojekten vor dem Ersten
                             Industrieunternehmen nahmen auch die Bau-           Weltkrieg gehörte aber auch der Neubau des
                             leistungen für die Stadt Schweinfurt mehr           „Kgl. Filialbankgebäudes“. Bereits 1857
                             und mehr zu. Bürgermeister Hofrat Wilhelm           hatte die Königlich Bayerische Bank zu        1912 - Königlich Bayerischer Staatsbahnbau, Hammelburg-Gräfendorf.
                             Söldner bemühte sich sehr, angesichts rasch         Nürnberg eine Niederlassung in Schwein-
                             steigender Einwohnerzahlen die städtische           furt eröffnet. Die Königliche Bank, später
                             Infrastruktur weiter auszubauen. Allein im          in Bayerische Staatsbank umbenannt, war       ausgeführten Gebäude konnte das Unterneh-        von Riedel: Er erreichte nicht einen Druck
                             letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg          eine „Staatsanstalt“ und unterstand dem       men einmal mehr seine Leistungsfähigkeit         von 12 Atmosphären und der Puffer „schlot-
                             war die Bevölkerung von rund 18.000 auf             Finanzministerium. Ihre Aufgabe war es, als   zeigen und sich auch für Repräsentations-        terte“ an der Maschine. Außerdem erwies er
                             über 26.000 Menschen angewachsen. Beson-            Depositen-, Wechsel- und Geschäftsbank        bauten empfehlen. Im selben Jahr, als die        sich als „leichtfertig“, was auf der Baustelle
                             deres Augenmerk richtete Hofrat Söldner auf         „verfügbares Capital nutzbar zu machen“       Königliche Filialbank an der Schultestraße       zu schweren Unfällen führen konnte. Ei-
                             den Bereich der Bildung. So konnte am 10.           sowie Handel, Industrie, Gewerbe und          ihre Schalter öffnete, nahm Gebr. Riedel         lends suchte man nach einem zuverlässigen
                             September 1908 ein neues Volksschulgebäu-           Landwirtschaft zu fördern. Dabei entwickel-   ein völlig neues Bauprojekt in Angriff. Die      Ersatz, und endlich konnte Otto Schorer aus
                             de an der Ludwigstraße eröffnet werden. Die         ten die Filialbanken ihr eigenes Gepräge.     Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen          der Nähe von Straubing zu einem Monats-
                             architektonische Gestaltung hatte der Ma-           Die Schweinfurter Niederlassung betrieb       erteilten Anfang Januar 1908 den Auftrag für     salär von 150 Mark angeheuert werden. Die
                             gistrat dem Stuttgarter Architekten Professor       vor allem den Wechselverkehr und hatte        den zweigleisigen Ausbau der Hauptbahn           Königliche Bahnverwaltung scheint mit der
                             Paul Bonatz übertragen. Die Fassade war             sich besonders auf die Betreuung der großen   Schweinfurt - Ebenhausen. Für die Bauar-         Bauausführung sehr zufrieden gewesen zu
                             vom Jugendstil geprägt, Portalfiguren des           Industrie- und Handelsfirmen spezialisiert.   beiten am Los I sollte Riedel 222.310 Mark       sein, denn weitere Aufträge folgten sofort.
                             Münchner Bildhauers Karl Weidle zierten             1907 wurde ein Neubau unumgänglich: Die       erhalten. Zur Sicherung der Ansprüche der        Unter der Führung von Leonhard Riedel
                             das Gebäude. Für die Ausführung in Mauer-           Firma Riedel erhielt für ihr Angebot von      Königlichen Bahnverwaltung mußte das             wurde 1911 an der Strecke Mellrichstadt-
                             werksbauweise mit Stahlbetondecken zeich-           64.576 Mark und 95 Pfennigen den Auftrag.     Unternehmen rund 5 Prozent der Vertrags-         Ritschenhausen gebaut. Am Abend des
                             nete die Firma Gebr. Riedel verantwortlich.         Mit diesem „zur allseitigen Zufriedenheit“    summe in Wertpapieren bei der Königlichen        16. Juli notierte er in sein Baubuch: „Der
                                                                                                                               Eisenbahndirektion Würzburg hinterlegen.         Boden war schwer zu bearbeiten, bestand
                                                                                                                               Dieser Sicherheitsbetrag sollte ein Jahr nach    meistens aus Sandsteinplättchen mit zusam-
                                                                                                                               der Schlussabrechnung und „nach Erfüllung        mengewaschenen Lagern. Der Boden war
                                                                                                                               aller dem Unternehmer obliegenden Verbind-       bergauf zu transportieren und mußten dazu
                                                                                                                               lichkeiten“ freigegeben werden.                  2 Pferde verwendet werden. Die Witterung
                                                                                                                                                                                war günstig.“ Akribisch wurden die Arbeits-
                                                                                                                               Die Arbeit beim Eisenbahnbau war schwer,         leistung und die Vergütung festgehalten.
                                                                                                                               der Einsatz von Baumaschinen beschränkt.         So kam ein Taglöhner auf einen Stunden-
                                                                                                                               Für den Transport von großen Erdmassen           verdienst von 35 Pfennig, ein Maurer erhielt
                                                                                                                               mietete Riedel 1908 bei der Firma Georg          50 Pfennig. Der Bahnbau blieb bis in die Zeit
                                                                                                                               Otto Schneider in Leipzig eine gebrauchte,       nach dem Ersten Weltkrieg eine wichtige
                                                                                                                               1903 gebaute Lokomotive mit Namen „Va-           Domäne. Das Schweinfurter Unternehmen
                                                                                                                               leska“, die über eine Leistung von 40 PS und     kam bei der Strecke Gemünden - Hammel-
                                                                                                                               eine Spurweite von 600 mm verfügte. Der          burg zum Einsatz und war auch an den
                                                                                                                               mit überstellte Lokomotivführer erregte aber     Arbeiten bei der Bahnlinie Hammelburg
                                                                                                                               gleich das Mißfallen der Geschäftsleitung        - Bad Kissingen beteiligt.

16                                                                                                                                                                                                                               17
                             1907 - Filialgebäude der Königlich Bayerischen Bank in der Schultesstraße in Schweinfurt.
Vom handwerklichen zum industriellen Bauschaffen

                             Die Verpflegung der Arbeiter wurde meist        schreckliches Unglück bei den Bauarbeiten       ter Architekt Lehrmann, der Johann Riedel
                             den Schweinfurter Brauereien übertragen, die    für die Schuhfabrik Heimann in der Cramer-      das Zeugnis ausstellte, „daß er Spezialist in
                             an den Baustellen eigene Kantinen einrich-      straße. Die Firma Gebr. Riedel hatte die Auf-   Eisenbetonkonstruktionen sei und stets auf
                             teten. Auch die 1903 gegründete Brauhaus        stockungsarbeiten übernommen. Gegen 11.00       das Gewissenhafteste unter Verwertung des
                             Schweinfurt GmbH lieferte bei Riedel. Deren     Uhr stürzte plötzlich ein Teil der Vorderwand   besten Materials arbeite.“
                             Produktionsstätten erwiesen sich aber bald      sowie die Decken von zwei Stockwerken ein.
                             als zu klein, und 1912 entschloss sich die      Die Fabrikfeuerwehren von Fichtel & Sachs       Am Ende kam auch das Gericht zu der Ent-
                             Direktion zu einem Neubau am Theilberg.         und Fries & Höpflinger waren sofort zur         schließung, dass ein Verschulden des Bau-
                             Mit der Ausführung beauftragte sie Riedel.      Stelle. Wie das Schweinfurter Tagblatt be-      meisters Johann Riedel nicht angenommen
                             Offensichtlich hatte Johann Riedel bei dieser   richtete, strömten „Hunderte von Menschen       werden könne. Architekt Gottschalk dagegen,
                             Gelegenheit einen günstigen Eindruck von        zur Unglücksstelle, wo sich den Beschauern      der auch die Bauleitung innehatte, wurde
                             diesem Unternehmen gewonnen, denn bereits       ein schreckliches Bild der Verwüstung bot.“     zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Das
                             im Oktober des selben Jahres erwarb er eine     Vier Männer konnten nur noch tot aus den        Gerichtsverfahren hatte für großes Aufsehen
                             Beteiligung in Höhe von 10.000 Mark am          Trümmern geborgen werden. Ein aus Back-         gesorgt, zumal Johann Riedel schon seit lan-
                                                                                                                                                                             1910 - Filiale des Warenhaus H.& C. Tietz
                             Brauhaus Schweinfurt. Eine Investition, die     stein gemauerter Pfeiler, der noch aus den      gem im Blickpunkt des öffentlichen Lebens
                                                                                                                                                                             in Schweinfurt.
                             sich lohnte. 1913 fusionierte das Brauhaus      Anfangsjahren der Fabrik von 1886 stamm-        stand. Dies spiegelt sich insbesondere in der
                             mit der ebenfalls in Schweinfurt ansässigen     te, hatte der Eisenbetonkonstruktion nicht      Zahl seiner Ehrenämter wider. Sachkenntnis
                             Vereinsbrauerei, und Riedel verdoppelte         standgehalten. Wegen fahrlässiger Tötung        und kluge Besonnenheit machten Johann           gremium Schweinfurt der Handelskammer
                             daraufhin seinen Anteil. Trotz aller Erfolge    wurden Johann Riedel und Architekt Gott-        Riedel zu einem geschätzten und gesuchten       für den Regierungsbezirk Unterfranken und
                             waren die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg        schalk angeklagt. Eine Vielzahl von Experten    Gesprächspartner. Frühzeitig wurde er in das    Aschaffenburg hatte er einen Sitz. Er amtier-
                             nicht frei von Schicksalsschlägen. Am Vor-      gab in einem dreitätigen Gerichtsverfahren      Kollegium der Gemeindebevollmächtigten          te als Vorsitzender der Meisterprüfungskom-
                             mittag des 13. Juni 1911 ereignete sich ein     Stellungnahmen ab, so auch der Schweinfur-      der Stadt Schweinfurt gewählt. Im Handels-      mission für Maurer und wurde schließlich
                                                                                                                                                                             zum Obermeister der Schweinfurter Bau-
                                                                                                                                                                             gewerbe-Innung bestellt. Natürlich warben
                                                                                                                                                                             auch Vereine um ihn, die das gesellschaftli-
                                                                                                                                                                             che Leben der Stadt prägten. So gehörte der
                                                                                                                                                                             „werte Sports-College“ Johann Riedel dem
                                                                                                                                                                             traditionsreichen Radfahrer-Verein Schwein-
                                                                                                                                                                             furt an und war als begeisterter „Automobi-
                                                                                                                                                                             list“ Mitglied im renommierten Bayerischen
                                                                                                                                                                             Automobil-Club Unterfranken.

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                             1912 - Neubau des „Brauhaus Schweinfurt“am Theilberg.                                           1911 - Einsturz der Schuhfabrik Heimann
Vom handwerklichen zum industriellen Bauschaffen

     1. Weltkrieg - Verwaltung des Mangels

                               Mit Fahnen und Festschmuck war Ende Juni        An Arbeitskräften herrschte bald Mangel.        dem Krieg gab es Planungen, in Kitzingen
                               1914 die Stadt für „allerhöchsten“ Besuch       Ein Blick in die alten Geschäftsbücher zeigt,   einen Flughafen zu errichten, der für die
                               gerüstet, die Gesangsvereine hatten seit Wo-    dass der Haus- und Wohnungsbau für Privat-      Flugverbindung zwischen dem rechtsrhei-
                               chen geprobt und das Bahnhofspersonal die       leute bald zum Erliegen kam. Die Schwein-       nischem Bayern und der Pfalz von Vorteil
                               Uniformen gebürstet: König Ludwig III. und      furter Industrie musste ihre Produktion auf     gewesen wäre. Darüber hinaus hatte die
                               seine Gemahlin wollten bei ihrer Frankenrei-    die Erfordernisse des Krieges umstellen. Bei    Heeresverwaltung größtes Interesse, „daß der
                               se in Schweinfurt Station machen. Doch Ban-     Fichtel & Sachs entstand eine Munitions-        Flugsport weit mehr als bisher sich verbreitet
                               ner und Girlanden wurden wieder eingeholt,      fabrik, Fries & Höpflinger nahmen die Ferti-    und Zivilflieger vorhanden sind, die auf ihre
                               die Notenblätter verstaut. Mit den Schüssen     gung von Zündern auf. Und Gebr. Riedel er-      eigenen Kosten das Fliegen erlernen.“
                               auf den österreichischen Thronfolger in         hielt die Bauaufträge. In dringenden Briefen
                               Sarajewo ging der Friede in Europa zu Ende.     wandte sich das Bauunternehmen an das in        Mit Kriegsausbruch wurde der Bau des Flug-       1920 - Deutsche Gelatinefabriken Schweinfurt.

     Die Auswirkungen des Krieges Die Mobilmachung wurde befohlen.             Schweinfurt stationierte Ersatzbataillon des    hafens energisch vorangetrieben, und zwar
     bekam man auch in Schwein-         Und statt des königlichen Hofstaats    9. Infanterieregiments und an die Verwunde-     als Fliegerstation für das 2. Armeekorps.
     furt zu spüren. Im April 1916      rollten die ersten Truppentransporte   ten-Kompanie in Würzburg mit der „erge-         Für den Neubau des Flugwerftgebäudes und         Erliegen. Zudem wuchsen die Baustoffpreise
     genehmigte der Magistrat die       in den Schweinfurter Bahnhof ein.      benen Bitte“, Leute zu überweisen, „welche      die damit verbundenen Erd-, Maurer- und          immer stärker an. Backsteine und Ziegel
     Ausgabe von Fleischmarken.         Auch bei Riedel erhielten viele        gewillt sind, Bau- & Bauhilfsarbeiten und       Steinhauerarbeiten erhielt die Firma Riedel      kosteten bis zu 1.000 % mehr als vor 1914,
     Fett und Eier wurden ab Juli       Mitarbeiter den Gestellungsbefehl.     deren Körperzustand es erlaubt, zu verrich-     den Zuschlag. Doch stand dieser Auftrag          bei Rundeisen betrug der Unterschied zum
     rationiert. Außerdem eröffnete Der Polier Grimmer wurde zum               ten!“ Auch versuchte die Firmenleitung,         von Anfang an unter einem Unstern. Als           Friedensstand bis zu 2.000 %. Die Einfüh-
     man eine Suppenküche, bei der Landsturmbataillon nach Würzburg            bereits gemusterte Poliere und Maurer im        Ausführungsfrist hatten die Militärbehörden      rung des Acht-Stunden-Tags im Zuge der
     „minderbemittelte Kinder“          eingezogen, und die Firma erließ       Betrieb zu halten. Die Arbeiter waren auch      lediglich einen Zeitraum von vier Monaten        Rätebewegung verursachte erheblich höhere
     für 20 Pfennig einen Liter         ihm - wie auch anderen - sofort die    dringend nötig, denn im November 1917           vorgesehen. Mit den Bauarbeiten konnte erst      Lohnkosten. Mit Nachdruck erhob daher
     „nahrhafte Suppe“ erhielten.       Miete für die werkseigene Wohnung.     kam ein neues Projekt zustande. Bereits vor     zwei Wochen später als geplant begonnen          die Schweinfurter Baufirma beim Reichs-
     Im November 1917 betrug                                                                                                   werden. Das Anschlussgleis war noch nicht        schatzmeister eine stattliche Nachforderung
     schließlich die wöchentliche                                                                                              fertiggestellt, deswegen lief die Versorgung     in Höhe von mehr als 18.000 Mark, die
     Fleischration für Erwachsene                                                                                              mit Baumaterialien nur mit erheblichen Ver-      tatsächlich 1921 zu einem Großteil beglichen
     nur noch 230 Gramm Rind-                                                                                                  zögerungen. Also musste das Schweinfurter        wurde.
     fleisch und 60 Gramm Wurst.                                                                                               Bauunternehmen mit Pferdegespannen und
     Immer wieder beantragte die                                                                                               Rollwagen selbst für den Transport sorgen.       Zurück in den Herbst 1918. 731 Gefallene
     Firma Riedel für ihre Bauar-                                                                                              Ende Dezember 1917 setzte winterliches           hatte Schweinfurt zu beklagen. Vier Jahre
     beiter Schwerarbeiterzulagen.                                                                                             Frostwetter ein und die Arbeiten mussten         Krieg, Not und Verbitterung forderten ihren
                                                                                                                               unterbrochen werden. Dennoch gelang es           Tribut. Am Morgen des 9. November wurde
                                                                                                                               dem Bautrupp unter der Leitung von Leon-         am Schweinfurter Rathaus unter dem Jubel
                                                                                                                               hard Riedel, trotz Arbeitskräftemangel und       der Menge eine rote Fahne gehisst und ein
                                                                                                                               Schwierigkeiten bei der Materialversorgung       Arbeiter- und Soldatenrat übernahm die
                                                                                                                               bis zum Oktober 1918 den Rohbau fertig-          Führung der Stadt. Die Verwaltungsgeschäfte
                                                                                                                               zustellen. Die Revolution in Bayern und die      allerdings wurden weiterhin vom gewählten
                                                                                                                               damit verbundenen politischen Umwälzun-          Stadtmagistrat unter Bürgermeister Hofrat
                                                                                                                               gen brachten den Bau abermals beinahe zum        Söldner wahrgenommen.

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                              1919 - Bewehrungsarbeiten
Vom handwerklichen zum industriellen Bauschaffen

                             Doch die Stadt sollte nicht zur Ruhe kom-       schwellen aus Kiefernholz. Längst hatte die
                             men. Wie eine Bombe schlug die Nachricht        moderne Technik Einzug in die Geschäfts-
                             von der Ermordung des bayerischen Minis-        räume in der Cramerstraße gehalten: Unter
                             terpräsidenten Kurt Eisner am 21. Februar       Rufnummer 125 war das Baugeschäft zu           1925 - Fabrikhallen der Firma Kugelfischer in Schweinfurt
                             1919 ein. Einige Tage später bewegte sich       erreichen. Doch am Morgen des 29. April
                             aus diesem Anlass ein Trauerzug durch die       blieb der Apparat stumm - der gesamte
                             Straßen, begleitet vom Läuten der Kirchen-      Telefonverkehr war eingestellt. In der Nacht
                             glocken. In Gedenkansprachen forderten          hatten Regierungstruppen die wichtigsten       Weltkrieg noch etwa 300 Mitarbeiter, so sank
                             Redner erregt immer wieder die Errichtung       Ausfallstraßen, den Hauptbahnhof und die       der Personalstand in den Krisenjahren auf
                             einer bayerischen Räterepublik. Und am 7.       Hauptpost besetzt. Am Rand der Stadt kam       etwa 70 Beschäftigte. Mit kleineren Projek-
                             April war es dann soweit: Auf dem Bleich-       es zu Schießereien, die auch zwei Todesopfer   ten konnte man sich über Wasser halten. So
                             rasen wurde die Räterepublik ausgerufen.        forderten. Die Räterepublik war zu Ende.       erhielt Riedel vom Bauverein Schweinfurt
                             Hofrat Söldner suchte um Versetzung in den                                                     und Umgebung den Zuschlag für den Bau
                             Ruhestand nach. Ob man bei Gebr. Riedel         „Der Mangel an Rohstoffen ist der Haupt-       von zehn „Häuschen“. Vor allem die Kohle-
                             von den revolutionären Vorgängen viel merk-     grund für die Stockung in der Bautätigkeit.    knappheit machte der Schweinfurter Indus-
                             te, ist nicht bekannt. Auf alle Fälle bemühte   Eine Besserung der Lage ist heute unter        trie, einem der wichtigsten Auftraggeber, zu
                             man sich, das Geschäft aufrecht zu erhalten.    den gegebenen Verhältnissen nicht abzuse-      schaffen. In einer scharfen Zeitungserklärung
                             So orderte das Büro Rapportblocke und           hen.“ So stellte die Handelskammer für den     wandte sich die Kugelfabrik Fischer öffent-        1921 - Fries & Höpflinger Werk II
                             Lieferscheine, fragte bei den Sächsischen       Regierungsbezirk Unterfranken in ihrem         lich gegen Unterstellungen, sie habe „viel-
                             Kalkwerken wegen der baldigen Lieferung         Bericht für das Jahr 1919 fest. Auch bei       fach die Zufuhr von Kohlen an die Firma
                             von Stückkalk nach und bestellte bei einer      Riedel kämpfte man mit den Nöten der Nach-     Fichtel & Sachs hintertrieben“. Wegen der
                             Holzhandlung im Schwarzwald Rollbahn-           kriegszeit. Hatte die Firma vor dem Ersten     schlechten Energieversorgung mussten im-
                                                                                                                            mer wieder Betriebe stillgelegt werden. Die
                                                                                                                            Fleischpreise schnellten in die Höhe: 1922
                                                                                                                            kostete ein Pfund Schweinefleisch 42 Mark,
                                                                                                                            für Kalbfleisch waren 45 Mark zu bezahlen.
                                                                                                                            Die Betriebe gaben Bezugsscheine für Kar-
                                                                                                                            toffeln an ihre Mitarbeiter aus.

                                                                                                                            Die Währung in Deutschland zerfiel. Im Au-
                                                                                                                            gust 1923 gab die Stadt Schweinfurt erstmals       Siedlungsbauten in Schweinfurt
                                                                                                                            Fünfmillionenscheine als Notgeld aus. Und
                                                                                                                            der Stundenverdienst eines Maurers bei der
                                                                                                                            Firma Riedel lag schließlich bei 57 Millionen
                                                                                                                            Mark. Erst die Einführung der „Rentenmark“
                                                                                                                            Ende 1923 verschaffte dem Wirtschaftsleben
                                                                                                                            wieder eine wertbeständige Grundlage.

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                             1923 - Hauptumspannwerk Schweinfurt
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