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kulturzeiger 2.17 Fotografin Ursula Müller deckt für Geschichten Schichten ab Der Neubau des Bürgerspitals Solothurn erhält Kunst Der Thaler Kulturvermittler Markus Egli im Interview Kuratorium für Kulturförderung
Fotografin Ursula Müller führt Betrachter Schicht um Schicht zu ihren Geschichten 3 Kunst am neuen Bürgerspital Solothurn 5 Neue Führung auf Waldegg: Die Familie Besenval als Beispiel besonderer Zeiten 7 «Schola Cantorum» auf Schloss Waldegg 7 Markus Egli im Interview: «Kulturvermittler sind bescheidene Menschen» 8 IMPRESSUM: kulturzeiger ist das Informationsmagazin des Kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung Solothurn und erscheint drei Mal jährlich gedruckt in einer Auflage von 3000 Stück bzw. zehn Mal jährlich im Internet. Redaktion und Gestaltung: Fabian Gressly, communiqua – Büro für Kommunikation. Herausgeber: Kantonales Kuratorium für Kulturförderung. Kontakt: Kantonales Kuratorium für Kulturförderung, Geschäftsstelle, Schloss Waldegg, Waldeggstrasse 1, 4532 Feldbrunnen-St. Niklaus – Internet: www.sokultur.ch – E-Mail: info@sokultur.ch 2
Schicht um Schicht zur Geschichte W enn Ursula Müller zum Fotoappa- rat greift, forscht sie. Das sei, was ihre Arbeit bestimme, erzählt sie: sich im Vorfeld überlegen, was sie will, sich Zeit nehmen, sich auf das Motiv einlassen, sich ihm allmählich annähern. Als Beispiel dafür bringt sie ihr Projekt «Still ist es» ins Spiel: Während einigen Monaten hat sie den verlassenen Haushalt der verstorbenen Mutter ihrer ehemaligen Nachbarin foto- grafisch dokumentiert: «Dieses Vakuum, wenn jemand eigent- lich noch anwesend ist, man aber weiss, dass diese Person nicht mehr zurückkehrt, dieser Zwischenraum, der sich auftut, das war, was mich interessiert hat.» Immer wieder habe sie das Haus betreten und sich Der bevorstehende Abbruch Italien und Spanien zu Ursula dem Leben dieser Frau ange- ihres Elternhauses führte Müllers Kindheit. Diesen Men- nähert – Schicht um Schicht: Ursula Müller wieder nach schen ist die Fotografin dann Sie fotografierte Bilder an den Uzwil. Während des Foto- buchstäblich nachgereist. Sie Wänden, Böden, Kleider an Projekts «Zeiten» blieb hat sie Jahrzehnte später in ih- Haken, die Brille der Verstor- sie bis zum Abbruch und ren Heimatregionen ausfindig benen... «Ich habe mich ge- blickte auch unter die gemacht, dabei die Landschaft fragt: Wie hat sie gelebt? Wer Oberfläche des Bodens. ihrer Herkunft entdeckt und ist sie? Wer bin ich?», erzählt (Foto: Ursula Müller) damit auch sich selbst, ihre eigene Heimat und ihre eigene Seit gut drei Jahren lebt und arbeitet die St. Gallerin Gegend. Ursula Müller in Solothurn. In dieser Zeit hat sie unter Begegnung im Elternhaus anderem an drei Ausstellungen auf sich aufmerksam Die Arbeit in der Fremde führte sie zurück zu ihrem Ur- gemacht. Wie die Beobachterin arbeitet, erzählt sie hier. sprungsort: Als Ursula Müller erfuhr, dass ihr Elternhaus in Ursula Müller. Entstanden ist Uzwil, wo sie bis zum 12. Le- ein Bildband, der die Stille in bensjahr aufwuchs, abgerissen intimen Bildern einfängt und werden sollte, begab sie sich das Wesen eines Menschen auf Spurensuche. Ebenfalls herausschält, ohne dass dieser behutsam, Schritt um Schritt. zu sehen ist. Sie fotografierte das Haus und die inzwischen grösser Oft führt das, was Ursula Mül- gewordenen Pflanzen der Um- ler durch die Linse einfängt, zu gebung. Sie schnitt Zweige ab, einer Auseinandersetzung mit trocknete sie und fotografierte sich selbst. Auch in ihrer Ar- sie. So sei, wie sie sagt, «das beit «Heimat anderswo»: Auf- Herbarium meiner Kindheit gewachsen auf dem Areal der entstanden». Auch die Woh- Baufirma ihrer Eltern in Uzwil, nungen, in welchen damals gehörten die Gastarbeiter aus andere Menschen lebten, hat 3
Im Rahmen des Projekts die Fotografin abgelichtet. dreieinhalb Jahren nach «Zeiten» betrat die Fo- Wände mit unterschiedlichen Solothurn gekommen. Zu se- tografin die Räume ihres Farbanstrichen, der inzwi- hen war sie hier aber schon oft: Elternhauses, das nun schen leere Platz zwischen zwei Beteiligt an zwei Ausstellungen andere Personen bewohn- Steckdosen, wo vermutlich alle im Kunstmuseum Solothurn, ten, und den Garten des Bewohner das Bett platziert darunter in der eben abge- Hauses. In der Fotoserie hatten – Räume, die ihr Ge- schlossenen Jahresausstellung, näherte sie sich selbst, schichten erzählen, aber auch sowie im Rahmen einer Foto- ihrer Vergangenheit und die Geschichten anderer auf- ausstellung im Kulturm. der des Hauses an. (Foto: decken: Sie freue sich jeweils, Ursula Müller) wenn sich andere Menschen «Ich bin eine Sammlerin», mit ihrer Arbeit beschäftigen sagt Ursula Müller lachend würden und sie Reaktionen über ihren Arbeitsstil. Schon auf ihre Fotografien erhalte, immer sei sie ein beobachten- sagt Ursula Müller. Es entstehe der Mensch gewesen. So auch, Ursula Müller ein Dialog, in welchem sie sich wenn sie durch den Fotoap- über Fotos ausdrücke und der parat schaut. Ursula Müller Ursula Müller wurde 1958 in Uzwil (SG) Betrachter bzw. die Betrachte- weiss, was sie fotografieren geboren. Erst spät wurde die Fotografie rin «zuhört». «Zeiten» lautet will, aber sie lässt sich Zeit. für sie mehr als ein Hobby. Nach einem der Titel dieser umfangreichen Den Zugang zu einem Motiv Kurs an der Berufsschule für Gestaltung Arbeit – ein Triptychon dazu müsse man sich erarbeiten, bildete sie sich von 2003 bis 2008 in war im Kunstmuseum anläss- findet die 58-Jährige. Objek- der Gruppe Autonomer FotografInnen (GAF) lich der Gruppenausstellung tiver macht das Objektiv sie in Zürich zur Fotografin aus. Seit 2005 «Zeit verstreichen» bereits zu aber nicht: «Mein Blick ist im- ist sie als freischaffende Fotografin tätig und lebt und sehen – und nun hier erst- mer subjektiv.» Fotografieren arbeitet seit gut drei Jahren in Solothurn. Hier war sie mals weitere Bilder aus dieser lehre sie, Menschen und Dinge im vergangenen Jahr unter anderem im Kunstmuseum an der Werkgruppe. aus unterschiedlichen Blick- Ausstellung «Zeit verstreichen» sowie an der Jahresaus- winkeln wahrzunehmen und stellung zu sehen. Mehr zu Ursula Müller gibts auf ihrer Mit dem Objektiv subjektiv gebe ihr die Gelegenheit, diese Website: www.muellerursula.ch Aus dem Kanton Zürich ist die neu zu erfahren, sagt Ursula gebürtige St. Gallerin vor rund Müller. (gly) 4
Kunst am neuen Spital Solothurn N och bis 2023 entsteht direkt südlich des bestehenden Bürger- spitals in Solothurn ein neuer Spitalbau. Die historischen Altbauten des Bürgerspitals haben heute bereits ein Alter von rund 80 Jahren und auch die sogenannten Neubauten – Ökonomiegebäude, Betten- hochhaus und Behandlungs- trakt – wurden vor bereits 43 Jahren fertig gestellt. Deshalb hatte der Kanton 2007 einen Architekturwettbewerb lanciert, aus welchem ein Neubauprojekt entstanden ist, dessen Baukredit über 340 Millionen Franken die Solothurner Bevölkerung im Sommer 2012 an der Urne bewilligte. Noch wird am Rohbau des Nun wird nicht nur gebaut, neuen Bürgerspitals im sondern die Verantwortlichen Süden von Solothurn auf beschäftigen sich bereits mit Hochtouren gearbeitet. der Ausgestaltung des Neu- Intensiv beschäftigt sich baus, der ab 2020 in Betrieb aber auch schon die vom genommen wird. Auch, wie Regierungsrat eingesetzte bei Bauten der öffentlichen Kunstkommission mit der Hand vorgeschrieben, mit der Frage, wie dereinst der künstlerischen Ausgestaltung: Bau bzw. das Areal künst- Wie die Bauarbeiten selbst lerisch gestaltet werden erfolgen auch Ausschreibung, soll. (Foto: Fabian Gressly) Wettbewerb und Realisierung der Kunst-und-Bau-Projekte etappenweise. In einer ersten Die Jury setzt sich zum einen aus der vom Regierungsrat Phase steht die Kunst am Bau eingesetzten Kunstkommission mit drei Vertretern des Kan- von Haus 1, in einer zweiten tonalen Kuratoriums für Kulturförderung – Christoph Rölli, Etappe diejenige von Haus 2 (Präsident, Vorsitz), Thomas Woodtli (Leiter Fachkommis- mit dem Spitalpark im Zen- sion Bildende Kunst und Architektur) und Norbert Eggen- trum. Für die Gestaltung der schwiler (Fachkommission Bildende Kunst und Architektur) Perimeter von Haus 1 wurden – , mit Eva Inversini (Leiterin Amt für Kultur und Sport), Silvia Gmür (Vertretung der Architekten), Kurt Eichenberger (Direktor Bürgerspital Solothurn) und Alfredo Pergola (Bau- Für die Kunst am Bau in Zusammen- und Justizdepartement, Gesamtprojektleiter Neubau) sowie hang mit der ersten Bauetappe des aus den beigezogenen Fachexperten – Bernard Fibicher (Di- rektor Musée des Beaux-Arts Lausanne), Josef Felix Müller neuen Bürgerspitals in Solothurn hat (Künstler, Verleger, Präsident Visarte Schweiz) und Cécile die Kunstkommission Kunstschaffen- Wick (Künstlerin, Professorin für Fotografie an der Hoch- schule für Gestaltung und Kunst Zürich) – zusammen. de zu einem Wettbewerb eingeladen. 5
von der Kunstkommission Projekt biete die Chance, «mit zehn Kunstschaffende eingela- spezifischen künstlerischen Die eingeladenen Kunstschaffenden sind: den. Von diesen zehn verfügen Interventionen eine Symbiose drei über einen engen Bezug mit der Architektur einzuge- Renate Buser, *1961 Aarau, lebt in Basel, machte Fotografie, zum Kanton Solothurn, vier hen und in einen Dialog mit Installation, Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum sind mit dem künstlerischen Nutzerinnen und Nutzern zu mit grossformatigen, fotografischen Architekturinterventionen Schaffen im Kanton präsent treten». Um die künstlerische zu ihren zentralen Tätigkeitsfeldern. Im Kanton Solothurn war und drei Bewerber sind «kan- Kreativität frei fliessen zu las- sie 2009 und 2012 an den Triennalen in Grenchen präsent. tonsunabhängige» Kunst- sen, werden den eingeladenen schaffende. Kunstschaffenden relativ Pedro Cabrita Reis, *1956 in Lissabon, lebt in Lissabon, hat weite «Leitplanken» gesetzt, sich über 30 Jahre hinweg mit Installationen im öffentlichen Für sie findet am 22. März ohne grosse Einschränkungen Raum einen Namen gemacht; unter anderem an der docu- 2017 die Besichtigung der Bau- betreffend Materialien, Kon- menta IX sowie an der Biennale in Venedig 2003 und 2013. stelle statt. Nach der Möglich- struktionen, Farben oder der keit zur schriftlichen Frage- konkreten Platzierung. Reto Emch, *1961 in Solothurn, lebt in Zuchwil, 1985 Förder- stellung bis 31. März 2017 preis und 2005 Fachpreis des Kantons Solothurn, stellt immer haben sie bis am 2. Juni Zeit, Gedanken über den Bau und wieder im Kanton aus und hat bereits mit einer Vielzahl von ihr Projekt einzureichen. Im die in ihm ein- und ausge- Skulpturen und Objekten im öffentlichen Raum Beachtung Juni und Juli finden die Jury- henden Menschen gibt die erreicht. sitzungen statt, deren Ergeb- Kunstkommission den ein- nis dann im August bekannt geladenen Kunstschaffenden Christoph Haerle, *1958 in Zürich, lebt in Zürich. Der gegeben wird. Ebenfalls im dennoch mit auf den Weg: Im Plastiker, Architekt und Aussenraumgestalter hat sich mit Pro- August werden in einer Aus- siebenstöckigen Hauptbau mit jekten zur Gestaltung von Plätzen einen Namen gemacht. stellung alle Eingaben gezeigt. seinen über 10�000 Quadrat- metern Grundfläche spielten Andreas Hofer, *1956 in Trimbach, lebt in Bremgarten, setzt Drei Bereiche für Kunst Orientierung und Identifi- in seinen Arbeiten die verwendeten Materialien in einen neuen Für künstlerische Inter- kation der jährlich 12�000 Kontext. Zentral in seinem Schaffen ist die vertiefte Auseinan- ventionen in Haus 1 stehen Patienten, der 1500 Mitar- dersetzung mit Licht, Raum und Architektur. Er stellt immer den Kunstschaffenden drei beitenden und der Besucher wieder im Kanton aus und hat 2009 den Preis für Malerei des Bereiche des Neubaus zur mit dem Ort eine wesentliche Kantons Solothurn erhalten. Verfügung: Zum einen soll die Rolle. Die Jury erwartet von Aussenwand beim Hauptein- den Kunstschaffenden «eine Sabina Lang (*1972 in Bern) und Daniel Baumann (*1967 gang, welche im Wettbewerbs- eigenständige Betrachtung in San Francisco), arbeiten in Burgdorf, realisieren seit 20 programm «als Wegweiser und Erfühlung des Neubaus Jahren Kunst am Bau, darunter 2012 am Inselspital Bern und zum Gebäude» bezeichnet und dessen räumlicher und 2015 am Landeskrankenhaus Feldkirch/A. In der Ausstellung wird, als Kunst-am-Bau- klinischer Funktionen». Wei- «Tapetenwechsel» im Kunstmuseum Solothurn waren sie Objekt gestaltet werden. Bei ter gibt das Wettbewerbspro- 2002 im Kanton Solothurn zu sehen. den beiden anderen Bereichen gramm zu bedenken: «Freud von Haus 1, die für die künstle- und Leid, Leben und Tod sind Katja Schenker, *1968 in St. Gallen, lebt in Zürich/Heimat- rische Ausgestaltung zur Ver- dauernd präsent.» Die künst- ort Däniken. Die international ausgezeichnete Kunstschaffende fügung stehen, handelt es sich lerische Intervention solle hat viele öffentliche Bauten künstlerisch ausgestaltet, zuletzt um die beiden Innenhöfe des darum einen Brückenschlag die FHNW in Muttenz. Im Kanton Solothurn war sie mit Aus- neuen Bettenhauses. In den 37 zwischen Gebäude und Nutzer stellungen 2012 und 2015 im Kunstmuseum Olten sowie drei Meter hohen Höfen solle, so generieren. Sie soll durch ihre Mal an der Kantonalen Jahresausstellung in Olten zu sehen. das Wettbewerbsprogramm, Ausstrahlung und Wirkung «die architektonisch betonte ein Blickfang sein und zur Kerim Seiler, *1974 in Bern, lebt in Zürich und Berlin, setzt Vertikalität der Innenhöfe mit neuerlichen Betrachtung und sich in seiner skulpturalen Arbeit seit Jahren mit Architektur dem künstlerischen Eingriff Auseinandersetzung anregen. auseinander und hat mit teils liegenschaftenumfassenden zu einer neuen Dimension mit Installationen Preise und Auszeichnungen gewonnen. einer emotionalen Spannung Für diese vorgesehenen geführt werden». Besonders an Kunstinterventionen der Andrea Wolfensberger, *1961 in Zürich, lebt in Waldens- den Höfen: Von 7 x 7 Meter im ersten Bauetappe (bis 2020) burg, hat u.a. «Kunst am Bau»-Projekte am Universitätsspital Untergeschoss bis fast 20 x 20 steht ein Betrag von insgesamt Zürich (2007) und am Institut für Neurobiochemie der Univer- Meter im obersten Geschoss 500�000 Franken zur Verfü- sität Witten/Herdecke (D) realisiert. Mit Ausstellungen 2011 werden die Lichtschächte gung. Für die zweite Bauetap- und 2014 war sie zudem schon im Kanton Solothurn zu sehen. stufenweise grösser. pe des Hauses 2 am Standort des jetzigen Bettenhochhauses Beat Zoderer, *1955 in Zürich, lebt in Wettingen. Ab 1980 Kunst an sensiblem Ort (2021-2023) sind die Einzel- wandte sich der Maler raumgreifenden Skulpturen und Wie die Arbeiten aussehen sol- heiten der Kunstintervention Objekten zu. Realisierte vor allem in Deutschland (u.a am len, darüber wollen die Kunst- noch nicht festgelegt. Das Deutschen Bundestag in Berlin) «Kunst am Bau»-Projekte. Mit kommission und das Bau- und Budget dafür aber ist definiert: Ausstellungen 1985 und 2001 im Kunstmuseum Olten war er Justizdepartement keine zu Vorgesehen sind 200�000 schon im Kanton Solothurn präsent. engen Vorgaben machen. Das Franken. (gly) 6
Die Familie Besenval als Beispiel besonderer Zeiten A uf Schloss Waldegg der Stadt Solothurn ein für können Besucherinnen alle sichtbares Monument und Besucher in die ihrer herausragenden Stellung solothurnische, eidgenös- erbauen liess und auch in der sische und sogar europäische Stadt selbst viele Spuren hin- Geschichte eintauchen. Die in terlassen hat. Wie gelangte den 1680er-Jahren angelegte, diese Familie innerhalb prächtige Schlossanlage zeugt kürzester Zeit zu einer in nicht nur von der Macht und der Solothurner Geschichte dem Reichtum der Erbauer- einzigartigen Machtposition? familie von Besenval, sondern Welche Rolle spielten dabei auch von der Bedeutung der ihre Beziehungen zum franzö- französischen Ambassade in sischen Hof? Auf der Führung Solothurn und verweist damit durch die herrschaftlichen Dank der Französischen Botschaft in Solothurn kamen Schlossführung mit Solothurner Familien wie die Besenval zu viel Macht. Wie Andreas Affolter: Mitt- das ging, zeigt eine Führung auf Schloss Waldegg. woch, 12. April 2017, 18 Uhr, auf Schloss Wal- degg in Feldbrunnen-St. auf die vielfältigen Beziehun- Räume des Schlosses erfahren Niklaus; Unkostenbeitrag: gen, welche Solothurner Patri- die Teilnehmerinnen und Teil- CHF 12, Dauer: ca. eine zierfamilien zum französischen nehmer zudem, weshalb die Stunde. Die Führung wird Hof unterhielten. französischen Könige eigene am Donnerstag, 12. Ok- Botschafter in die Eidgenos- tober 2017 um 18 Uhr, ein Historiker und Museumsleiter senschaft entsandten, wieso sie weiteres Mal angeboten. Andreas Affolter erläutert in in Solothurn residierten und Für weitere thematische der Führung durchs Schloss was es für die Kleinstadt Solo- Führungen auf Schloss und durch die Ausstellung, thurn bedeutete, Residenzort Waldegg siehe www. wer die Familie war, die mit eines französischen Ambassa- schloss-waldegg.ch der Waldegg vor den Toren dors zu sein. (mgt) «Schola Cantorum» auf Schloss Waldegg Studierende und junge Absol- Fachhochschule – Aargau, die sons Sammlungen «The ventinnen bzw. Absolventen beiden Basel und Solothurn – Seasons» und «The Monthes», der Schola Cantorum Basili- mit dem vielfältigen Repertoire die zu den virtuosesten Kom- ensis reisen jedes Jahr in der der Alten Musik zu verbinden. positionen für das Instrument Konzertreihe «Vier Jahres- Auf diese Weise soll die Lehr- gehörten, wie die Verantwort- zeiten» durch das Gebiet der und Forschungstätigkeit der lichen schreiben. Fachhochschule Nordwest- Schola Cantorum Basiliensis schweiz, zu der die Schola bekannter gemacht werden. Dieses Jahr gastiert die Schola gehört. In der noch jungen Cantorum Basiliensis am Tradition dieser Konzertreise In der dritten Konzertreihe, die Sonntag, 9. April 2017 (17 Uhr) machen die Musikerinnen in der Saison 2016/17 durch- auf Schloss Waldegg. Es und Musiker auch jeweils auf geführt wird, wird englische spielen Teodoro Baù (Viola da Schloss Waldegg in Feldbrun- Musik des 17. Jahrhunderts für gamba und Leitung), Filipa nen-St. Niklaus Halt. die division viol, eine englische Mota de Meneses, Mathias Spielart der Viola da gamba, Ferré (Viola da gamba) und Hauptanliegen der Konzerte präsentiert. Das Programm Andrea Buccarella (Cembalo). ist, historische Monumente in enthält unter anderem Aus- Der Eintritt ist frei, um den vier Trägerkantonen der züge aus Christopher Simp- Kollekte wird gebeten. (mgt) 7
«Kulturvermittler sind bescheidene Menschen» Sie kamen im Alter von 27 Jahren als junger Lehrer nach Matzendorf. Sieben Jahre später begannen Sie sich über die Keramiksamm- lung im Kulturleben zu en- gagieren. War für Sie immer klar, dass Sie sich in der Kultur engagieren würden? Markus Egli: Ich habe vor meiner Ausbildung zum Sekundarlehrer in Luzern Schriftsetzer gelernt. Dabei hatte ich das Glück, einen kunstschaffenden Lehrmeister zu haben. Leonhard Schnyder hat damals als Grafiker auch Holzschnitte erstellt und uns in den verschiedenen Druck- techniken angeleitet. So habe ich einen Einblick in die Welt des Kunstdrucks erhalten. Markus Egli in jener kulturell tätig sein will, das hat In der Schule wurden wir im Kulturinstitution, in der sich glücklicherweise immer Bereich Gestaltung von Lehr- er sich zuhause fühlt: im einfach so ergeben. personen der Kunstgewerbe- Keramikmuseum Matzendorf schule Luzern unterrichtet. So bei der Archivarbeit zur Nachdem Sie die Betreuung habe ich Emil Steinberger als Sicherung von Solothurner der Keramiksammlung über- Grafiker erlebt. Emil hat uns Kulturgut (Foto: zVg) nommen und für sie einen seine Kleinbühnenkunst näher Verein gegründet hatten, gebracht, aber auch ermuntert, Auch Kabarettist und Grafiker Emil kam der Kulturbetrieb im Ausstellungen von Bernhard Restaurant Sonne dazu, der Luginbühl und Jean Tinguely Steinberger ist schuld daran, dass Historische Verein Matzen- im Kunstmuseum Luzern zu Markus Egli zum Kulturvermitt- dorf, Kultur im Thal mit besuchen. Das waren kultu- verschiedenen Projekten... relle Erfahrungen, die mich ler wurde. Er war Eglis Lehrer und Haben Sie diese Arbeiten sehr geprägt haben. schickte seine Schüler in die Museen. gesucht oder kamen die Ar- beiten und Aufgaben eher Und wie genau? zu Ihnen? Egli: In meiner Freizeit war Egli: Im Thal habe ich vorerst ich damals als Jungwachtleiter fast ausschliesslich in Matzen- tätig, habe fotografiert, die dorf gewirkt. Dabei ging es mir Hauszeitung redigiert, Fest- ähnlich wie als Jugendlicher: spiele verfasst und aufgeführt Ich habe mich eigentlich nie sowie mit Gitarre und Trom- zur Übernahme von Funk- pete die Jazzmesse begleitet. tionen gemeldet, dazu wurde Am Gymnasium Immensee ich angefragt oder es hat sich war ich Mitglied der Haus- einfach so ergeben. Da war band, der Theatergruppe und zum Beispiel ein Bazar für den im Redaktionsteam der Schü- neu errichteten Kindergar- lerzeitung. Schliesslich habe ten und das Pfarreiheim. Als ich mein Studium mitfinan- Junglehrer wurde ich ins OK ziert als Animator im Centre geholt und bereits nach der er- rue Fries, dem Studentenzen- sten Sitzung war ich Schreiber trum der Uni Fribourg. Ich und Layouter. Später gab es habe mir nie überlegt, ob ich dann immer wieder ähnliche 8
Situationen … beim Pfarreirat pflichtungen verteilt werden Was haben Sie aktuell grad Matzendorf, bei der Sonne- musste und ohne Agenda geht am Laufen? Wann hören oder Kultur und auch beim histo- bis heute gar nichts. Ich hatte sehen wir wieder etwas von rischen Verein. Als Kulturtäter aber nie den Eindruck, das al- Ihnen? in Matzendorf wurde ich dann les sei zu viel. Früher habe ich Egli: Das Jahr 2017 ist geplant in die regionale Organisation Grossanlässe über alles geliebt. und kann nun mit allen Betei- «Kultur im Thal» delegiert, wo Heute bin ich froh, wenn ich ligten umgesetzt werden. Im ich später Präsident wurde. in diesen Situationen nicht Moment arbeiten wir bereits der Hauptverantwortliche bin. für 2018. Oensingen, Balsthal, Das besagte Museum, künst- Das ist wohl eine Alterser- Laupersdorf und Matzendorf lerische und historische scheinung oder ein Signal zum wurden vor 1050 Jahren in Ausstellungen, Theaterauf- Kürzertreten. einer Urkunde von König führungen, die Tätigkeit in Konrad von Burgund erstmals der Galerie Rössli, «Kultur Sie sind mit Ihrer Art, wie erwähnt. Dies soll gefeiert im Thal», unzählige Publi- sie Kultur vermitteln, er- werden. Es ist meine Aufgabe kationen und Projekte, an folgreich. Was macht gute als Präsident von «Kultur im denen Sie mitgewirkt ha- Kulturvermittlung denn aus? Thal», diese Aktivitäten zu ko- ben… Was war oder ist Ihre Welche «Gabe» braucht es? ordinieren. Weil verschiedene liebste Betätigung? Egli: Kulturvermittlung Vereine 2018 ebenfalls runde Egli: Mein Kernstück in allen braucht Visionen und Utopien. Geburtstage haben, wird dies kulturellen Tätigkeiten war Ausgangslage muss immer äusserst interessant. immer das Keramikmuseum. etwas Grandioses sein, für das Dabei geht es mir nicht nur es lohnenswert ist, sich einzu- Welche oder welcher Solo- um die Ausstellungen und das setzen. In der Umsetzung wie- thurner Kunstschaffende Museum. Mir ist wichtig, dass derum braucht es Diplomatie, hat Sie in letzter Zeit be- das Solothurner Kulturgut er- Kontakte und Kompromissbe- sonders beeindruckt? halten bleibt. Da die Produkte reitschaft. Bei all meinen Pro- Egli: Im Bereich Theater und des 19. Jahrhunderts kaum jekten gab es immer Phasen Pantomime bewundere ich signiert sind, müssen Kriterien mit Schwierigkeiten. Dabei das Wirken von Christoph und Belege gefunden werden, ist es wichtig, neue Wege Schwager aus Härkingen (ein nach denen die Provenienz und Varianten zu finden, die kulturzeiger-Interview mit ihm gesichert werden kann. Wir passen oder sogar noch besser gibts in der Nr. 10.14 auf www. haben dazu als erstes Museum sind. Ein Kulturvermittler sokultur.ch; Anm.d.Red.). Er der Schweiz im Jahre 2000 blickt immer nach vorne und ist ein Meister der Darstel- eine naturwissenschaftliche überrascht alle mit einer neuen lung des Unterbewusstseins, Analyse erstellen lassen, so Umsetzungsstrategie, ohne die verblüfft durch Tanz und dass seither Thaler Produkte Vision zu verraten. Körpersprache. Für 2018 wird chemisch zugeordnet wer- er voraussichtlich ein Theater- den können. Ein besonderes Blicken wir, zu Zeiten von stück zur Eisengiesserei Klus Erlebnis sind dabei immer das alternativen Fakten, in eine schreiben und dort aufführen. Zusammenwirken des inner- alternative Gegenwart: Was Darauf bin ich ganz besonders halb Vorstands der «Freunde wäre heute kulturell im Thal gespannt. (gly) der Matzendorfer Keramik» los, wenn Sie vor 40 Jahren und vor allem die dadurch nicht nach Matzendorf ge- entstandenen Freundschaften. kommen wären? Im Keramikmuseum bin ich Egli: Kulturvermittler sind Markus Egli zuhause, übernehme gerne bescheidene Menschen. Führungen und treffe immer Darum ist es schwierig, diese Markus Egli (*1949) wurde im Kanton wieder interessante Leute. Frage zu beantworten. Ich bin Schwyz geboren und kam nach Studien in mitverantwortlich für das Fribourg, Paris und Basel und dem Haben Sie, wenn neben den Keramikmuseum Matzendorf, Sekundarlehrerdiplom 1976 als Lehrer nach dauernden Verpflichtungen für den Betrieb der Galerie Matzendorf. Im Ort betätigte er sich bald weitere Projekte hinzu- Rössli Balsthal und für den kulturell, gründete alsbald den Verein kommen oder -kamen, immer Kulturtag Thal. Immer aber «Freunde der Matzendorfer Keramik» oder gewusst, wo Ihnen der Kopf steht hinter all diesen Akti- initiierte einen Kulturbetrieb im Restaurant «Sonne» oder steht? Oder kam Markus vitäten ein funktionierendes den Historischen Verein Matzendorf. Über die Jahrzehnte Egli nach der einen Sit- Team, das dies allenfalls folgten zahlreiche Ausstellungen und Projekte, «Kultur im zung nach Hause und musste auch ohne mich hätte um- Thal», der «Kulturtag Thal», die Mitarbeit in der Galerie erst mal überlegen, wann setzen können. Ich glaube an Rössli in Balsthal und vieles mehr. Auf diese Weise prägt und worüber die nächste Traditionen und habe immer Markus Egli seit nunmehr 40 Jahren die Kulturregion Thal. Sitzung sein wird? darauf hingewirkt, dass Kultur Dafür hat er im vergangenen Jahr den Preis für Kulturver- Egli: Es gab schon Zeiten, in nachhaltig erlebt wird. Das ist mittlung des Kantons Solothurn erhalten. denen ein ganzer Strauss Ver- teilweise gelungen. 9
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