2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen

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2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
Sächsischer

Jahresreport

                   2016
2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
Der Sächsische Volkshochschulverband e.V.
Ansprechpartner in der Geschäftsstelle

Prof. Dr. Ulrich Klemm      Claudia Knabe                  Eike-Maria Falk                Romy Knebel
Geschäftsführer             Fachreferentin                 Fachreferentin Sprachen,       Prüfungsorganisation
Programmbereiche Politik-   Gesundheitsbildung,            Grundbildung, Kultur           Tel. 0371 35427-57
Gesellschaft-Umwelt,        Zielgruppen,                   Tel. 0371 35427-54             knebel@vhs-sachsen.de
Arbeit-Beruf                Qualitätsmanagement            falk@vhs-sachsen.de
Tel. 0371 35427-50          Tel. 0371 35427-58
klemm@vhs-sachsen.de        knabe@vhs-sachsen.de

Susanne Sachse              Peggy Lede                     Dr. Janice Biebas-Richter      Georg List
Marketing / Assistenz der   Buchhaltung / Verwaltung       IQ Teilprojekt „Sprachsensibler Projekt „Wegweiserkurse“
Geschäftsführung            Tel. 0371 35427-50             Fachunterricht“                Telefon +49 371 35427 -53
Tel. 0371 35427-52          lede@vhs-sachsen.de            c/o Volkshochschule Dresden    list@vhs-sachsen.de
sachse@vhs-sachsen.de                                      Tel. 0351 25440-67
                                                           Janice.Biebas-Richter@
                                                           vhs-dresden.de

                            Anschrift: Bergstraße 61, 09113 Chemnitz
                            Telefon 0371 35427-50 | Fax -55
                            E-Mail info@vhs-sachsen.de
Sächsischer
                            Internet www.vhs-sachsen.de
Volkshochschulverband

                            Ausgewählte Partner des SVV

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Inhalt
Aktivitäten aus dem Landesverband

Demokratie ist ein Zustand, „in dem man ohne Angst verschieden sein kann“........................... 4

„Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt“........................................................................ 6

1. DaF/DaZ-Tag.............................................................................................................................. 8

3. Sächsischer Kursleitertag – „Lernen mit Muse und Muße“..................................................... 9

Sprachsensibler Fachunterricht und Arbeitsmarktintegration.................................................... 10

„vhs goes green“ – Volkshochschulverband und Volkshochschulen werden nachhaltiger.........11

Online-Marketing – Bedarfe, Potentiale, Perspektiven............................................................... 12

Der 14. deutsche Volkshochschultag in Berlin............................................................................ 13

„Integration läuft auf Hochtouren“
Interview mit Frau Staatsministerin Petra Köpping..................................................................... 14

Wegweiserkurse für Asylsuchende............................................................................................. 16

Alltagsorientierung in Wegweiserkursen..................................................................................... 17

„Bildung zum Leben“ – 100. Katholikentag................................................................................. 18

Vernetzte politische Bildung........................................................................................................ 19

Konferenz am Schreibtisch......................................................................................................... 20

Lernen in der digitalisierten und vernetzten Gesellschaft........................................................... 21

Neue Image-Postkarten.............................................................................................................. 22

Laufend gute Kurse..................................................................................................................... 23

Prüfungen im SVV....................................................................................................................... 24

telc-Prüfungen Russisch............................................................................................................. 25

Aktivitäten aus den Volkshochschulen

Neue Wege mit dem Xpert Business LernNetz........................................................................... 26

Café HotSpot: gemeinsam Räume und Willkommenskultur gestalten....................................... 27

Ausgezeichnete Bildungsarbeit - Preis für politische Bildung.................................................... 28

Lernen leicht gemacht – barrierefreies Lernen mit der VHS Leipzig........................................... 29

Zum “grünen Abitur“ an der VHS Dreiländereck ........................................................................ 30

Umzug der Volkshochschule Dresden in das Stadtzentrum....................................................... 31

Erfahrungsaustausch der „Kufer“-Anwender.............................................................................. 32

Politische Bildung im ländlichen Raum ...................................................................................... 33

Neu an der VHS-Spitze............................................................................................................... 34

Die 17 Volkshochschulen in Sachsen.......................................................................................... 35

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2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
Demokratie ist ein Zustand,                                                                     „Der Hass könnte

„in dem man ohne Angst                                                                   niemals solche Wirkung entfal-
                                                                                     ten, nicht so nachhaltig, nicht so dau-

verschieden sein kann“ (Th. W. Adorno)                                            erhaft, nicht überall in der ganzen Republik
                                                                                 aufbrechen und sich entladen, gäbe es nicht
Vorwort                                                                        die klammheimliche Duldung derer, die vielleicht

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,                 nicht die Mittel von Gewalt und Einschüchterung

als ich daran ging, mir Gedanken über dieses Vorwort zu machen, fragte         gutheißen, aber doch das Objekt, an dem sich der

ich mich, ob es noch einen Sinn ergibt, über die kriminellen und hirnlosen                 Hass entlädt, missachten.“

rhetorischen und gewalttätigen Verirrungen und Verwirrungen zu schrei-          Carolin Emcke: Gegen den Hass. Frankfurt/M. S. Fischer
                                                                                                   Verlag 2016, S. 75
ben, die Sachsen 2016 erleben und ertragen musste. Zumal ich davon                 Carolin Emcke ist Publizistin und erhielt 2016 den
ausgehe, dass wohl nahezu niemand aus diesem rechtspopulistischen                      Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

und rechtsradikalen Milieu unseren SVV-Report 2016 überhaupt wahr-
nehmen würde. Und die, die den Report - und mein Vorwort - voraus-
sichtlich lesen werden, sind jene, die mit ihrer demokratischen und zivil-
gesellschaftlichen Haltung bereits sehr viel für den Erhalt der freiheitlich
demokratischen Grundordnung in diesem Land tun und geleistet haben.
Für wen also schreiben? Ich könnte es mir einfach machen und die klas-
sischen und wohlmeinenden Worte eines Vorworts für einen Jahresbe-
richt wählen.
Ich habe mich jedoch anders entschieden, aus der Überzeugung heraus,
dass es heute mehr denn je darauf ankommt, immer und überall Haltung
zu zeigen und diesem kulturlosen Treiben entgegenzutreten. Wir, und
damit meine ich die Volkshochschulen, müssen als traditionsreiche Bil-
dungseinrichtung Kante zeigen gegen diese kulturelle Barbarei der ras-
sistischen, menschenverachtenden und fremdenfeindlichen Gesinnung,
die uns immer gewalttätiger begegnet. Die Volkshochschulen, vor allem
auch die sächsischen, von denen einige demnächst 100 Jahre alt wer-
den, sind in der Tradition der Aufklärung, des demokratischen Anstandes
und der Würde des Menschen groß geworden. Dies ist keine pflege-
leichte Tradition, jedoch eine verantwortungsbewusste.
Neben der sichtbaren rassistischen Gemengelage ist es auch der brutale
islamistische Terrorismus, der Deutschland 2016 in erschreckender
Weise erreicht hat und die Sicherheitsfrage neu stellt.
In dieser schwierigen Situation sind die Volkshochschulen in Sachsen
Orte, die eine verlässliche demokratische Haltung zeigen, die mit aller
Kraft Bildung als eine demokratische Daseinsvorsorge und als Wider-
stand verstehen - gegen Rechtspopulismus, gegen die Absurdität einer
postfaktischen Politik und gegen die Barbarei eines Terrorismus.
Diese Haltung, die sowohl bei den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern als auch bei den vielen Tausend Dozentinnen und Dozenten
an den Volkshochschulen erlebbar ist, macht sie zu einem demokrati-
schen Pfeiler in unserem Gemeinwesen. Abzulesen war dies 2016 insbe-
sondere an der Integrationsarbeit, die von den Volkshochschulen geleis-
tet wurde. Mit großem persönlichen Engagement gingen die Volkshoch-
schulen hier in die Vorleistung und boten eine unkomplizierte
professionelle „Erste Hilfe“ für die Kommunen. Dafür möchte ich allen
                                                                                      Das Zitat von Theodor W. Adorno stammt
Beteiligten einen ausdrücklichen und herzlichen Dank aussprechen!                     aus: Minima Moralia. Gesammelte
Die Resonanz, die wir bei dieser Integrationsarbeit vor Ort erleben konn-             Schriften, Bd. 4, Frankfurt/M. 1980, S. 114
ten, macht uns Mut und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.                    (erstmals 1951)

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2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
Was uns dagegen weniger Mut machte und für große Verwunderung
                                            sorgte, war die scheinbare Belanglosigkeit, mit der dem lebenslangen
                                            Lernen in der sächsischen Bildungspolitik 2016 begegnet wurde. Als bei
                                            den ersten Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2017/2018 der Landese-
                                            tat für die öffentlich geförderte Weiterbildung erneut bei 6 Millionen ste-
                                            hen blieb - wie seit vielen Jahren - wurde uns gleichsam als Trost mitge-
                                            ben, dass wir doch froh sein könnten, dass nicht gekürzt würde. Da fällt
                                            einem im ersten Moment nichts mehr dazu ein und man staunt gewaltig.
                                            Es gleicht schon fast einer bildungspolitischen Odyssee, die die Träger
                                            der öffentlich geförderten Weiterbildung in Sachsen in den letzten Jahren
                                            hinter sich gebracht haben, um der Landespolitik die gesellschaftliche
                                            Bedeutung vom lebenslangen Lernen zu verdeutlichen. Immerhin: In den
                                            Nachverhandlungen zum ersten Haushaltsentwurf 2017/2018 wurden der
                                            Erwachsenenbildung 1 Million Euro mehr zugesprochen. Wir hatten der
                                            Politik und Verwaltung eine Erhöhung um mindestens 4 Millionen Euro
                                            konkret vorgerechnet und vorgeschlagen. Dass wir für den anstehenden
                                            Doppelhaushalt nun ein Viertel davon erhalten werden, ist für die öffent-
                                            lich geförderte Erwachsenenbildung die Einladung, dass wir uns weiter-
                                            hin und noch intensiver mit unserem Anliegen an die Politik und Öffent-
                                            lichkeit wenden müssen. Es ist auch, positiv gedeutet, ein Signal der
                                            Notwendigkeit für weitere Verhandlungen. In diesem Sinne sehen wir mit
                                            Optimismus in die Zukunft des lebenslangen Lernens in Sachsen.

                                            Herzlichen Dank an alle, die 2016 die Arbeit der Volkshochschulen
                                            hauptamtlich, als freiberufliche Dozentinnen und Dozenten oder auch
                                            ehrenamtlich in Vorständen gestaltet, vorangebracht und gewürdigt
                                            haben!

                                            Prof. Dr. Ulrich Klemm
                                            Geschäftsführer

Suhrkamp Verlag Berlin 1958

Die gesellschaftliche Situation 2016
erinnerte vielfach an die politische
Parabel von Max Frisch, „Biedermann
und die Brandstifter“, die erstmals 1958
auf die Bühne gebracht wurde:
Der Bourgeois und Fabrikant Gottlieb
Biedermann nimmt zwei Fremde, Willi
Eisenring und Josef Schmitz, in sein
Haus auf, wohlwissend, dass sie
gefährliche Brandstifter sind und
verschließt die Augen vor ihrer Intention
– und damit vor der scheinbar
unvermeidbaren Katastrophe.

                                                                                                                   5
2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
„Geld ist rund und rollt weg,
aber Bildung bleibt“ (Heinrich Heine)
Ja, die Diskussion um den sächsischen Doppel-         erforderlich: Die Honorare für Kursleitende liegen
haushalt 2017/18 war in den Gesprächen mit            derzeit bei ca. 18,00 Euro pro Unterrichtsstunde
Landtagsmitgliedern, in Ministerien oder ande-        (aktuelles   Minimum: 12,00 Euro). Der Bund
ren Gremien im Jahr 2016 schon ein bestimmen-         schreibt ein Mindesthonorar für DAZ-Kurse seit
des Thema. Dies begann im Jahresgespräch des          Juni 2016 i.H.v. 35,00 Euro pro Unterrichtsstunde
SVV im Sächsischen Landkreistag und zog sich
                                                      vor. Das bedeutet in der Praxis, dass ein Dozent,
durch alle Begegnungen mit Abgeordneten des
                                                      der sowohl in vom Bund geförderten DAZ-Kursen
Landtages hindurch. Dass es dabei um mehr
                                                      und in normalen DAZ-Kursen (für Wissenschaft-
geht, als nur um die Forderung nach mehr Geld,
                                                      ler oder Arbeitnehmer aus europäischen Län-
sondern um den durch die Volkshochschulen
                                                      dern) tätig ist, für ein und dieselben Arbeiten zwei
leistbaren Mehrwert für Sachsen, will ich versu-
chen in den nächsten Zeilen darzulegen. Und mir       extrem unterschiedliche Honorare bekommt! Es

fallen dazu weit mehr Argumente ein, als es der       gibt bereits Dozentenproteste und –klagen z. B.
Platz hier zulässt!                                   in Leipzig. Ein Abwandern in besser bezahlte Bil-
                                                      dungsbereiche ist zu verzeichnen.
Zum Ersten: Wir verstehen Bildung als eine
Summe von Wissen und Kompetenzen, ganz im             Drittens: Der Volkshochschultag in Berlin unter
Sinne von Wilhelm von Humboldt, erfolgreich ist,      dem Motto „Digitale Teilhabe für alle“ sowie die
wer sich als „aufgeklärter Mensch und Bürger“         Themenstellung unserer Mitgliederversammlung
einbringt. Unter dieser Perspektive führen wir in     im vergangenen Jahr betrachtete Weiterbildung
den Sächsischen Volkshochschulen die Ausein-
                                                      in Zeiten des Umbruchs, oder etwas prägnanter
andersetzung mit aktuellen Themen von Alpha-
                                                      formuliert, die digitale Transformation von Gesell-
betisierung bis Zuwanderung. Die soziale Markt-
                                                      schaft und Bildung zwischen Humboldts Ideal
wirtschaft verlangt von den Bürgerinnen und
                                                      und Orwells Schrecken. Der digitale Wandel
Bürgern ständige Veränderungen und sie verteilt
                                                      jedoch darf keine Sache weniger Eingeweihter
Wohlstand und Einkommen ungleich. Das führt
zu Unsicherheit, Ängsten und Verbitterung.            sein. Wir als Volkshochschulen in Sachsen kön-

Damit arbeiten „Autoritäten“. Der Ruf nach einfa-     nen und wollen digitales Know-how verbreiten
chen Lösungen und starkem Führer wird somit           und möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern
gestärkt. In einer digitalisierten Welt haben viele   zugänglich machen. Entsprechende Fachleute
Menschen nur noch Meinungen, sie tätigen              sitzen ja nicht nur in Hochschulen, wissenschaft-
Äußerungen – und niemand stellt mehr Fragen.          lichen Instituten und Unternehmen. Auch die
Doch fraglose Gesellschaften können leicht            Volkshochschulen in Sachsen und der Landes-
manipuliert werden. Politische Bildung ist dabei      verband haben bereits Expertisen vorzuweisen,
unser Alleistellungsmerkmal gegenüber anderen         die es allerdings weiter auszubauen gilt. Die Digi-
Einrichtungen der allgemeinen Weiterbildung.
                                                      talisierung der Erwachsenenbildung erfordert
Wir Volkshochschulen in Sachsen sorgen (mit)
                                                      Investitionen in infrastrukturelle Anpassungen
dafür, dass der Freistaat ein modernes, weltoffe-
                                                      sowie das Entwickeln neuer digitaler Angebote.
nes und innovatives Land ist. Die sich neu entwi-
ckelnde Gesellschaft ist auch in Sachsen deut-
                                                      Für die Zukunft der Bildung wird es bedeutsam
lich ausdifferenzierter und bunter geworden. Und
Diversität erfordert Zusammenhalt! Die Volks-         sein, die Welten der analogen und digitalen Bil-

hochschulen können hierbei DIE Rolle des Medi-        dung miteinander zu verknüpfen. Die zuneh-
ators übernehmen. Dafür müssen sie finanziell         mende Individualisierung von Bildung muss sich
entsprechend ausgestattet werden!                     konsequenterweise natürlich in den rechtlichen
Zum Zweiten ist Erhöhung der Dozentenhonorare         Rahmenbedingungen niederschlagen.

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2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
Der Ruf nach Bildung 4.0 erfordert aber auch       Sachsen mit den bildungspolitischen Akteuren
                            Anpassungsleistungen von den Trägern der        konnte dies gegenüber den finanzpolitischen
                                Weiterbildung. Die bisherigen Strukturen    Entscheidern nicht durchgesetzt werden. Neh-
                                 und Finanzierungen werden dem nicht        men wir die 1 Million Steigerung als erstes Signal
                                 mehr gerecht. Weiterbildung, die einen     und Aufforderung, weiter am Thema zu arbeiten!
                                 als lebenslange und agile Säule an der
                                 Gesellschaft teilhaben lässt, wird sich    Angesichts der oben benannten Herausforderun-
                                zukünftig in Orten wie „Offene Werkstatt“   gen und den damit verbundenen Lösungsansät-
                           oder „Offenes Technologielabor“, oder auch       zen halten wir Sächsischen Volkshochschulen es
                        „Makerspace“ bzw. „Fablab“ (von „fabrication        für zwingend notwendig, 1 % des Haushaltes
  Matthias Weber,       laboratory“) abspielen. Dort entstehen die Inno-    des SMK für die Förderung der allgemeinen Wei-
  Vorsitzender des      vationen, die unsere Gesellschaft voranbringen.     terbildung langfristig in den kommenden Haus-
      Sächsischen                                                           halten einzustellen.
  Volkshochschul-       Und als Vierter, aber nicht abschließender Punkt
    verbandes e.V.
                        in der Reihe von Argumenten und Lösungen der        Ich freue mich dabei auf eine weiterhin gute
Foto: Rafael Sampedro
                        Volkshochschulen für den Freistaat will ich noch    Kooperation mit den bildungspolitischen Spre-
                        darauf hinweisen, dass es gilt, Regionen und        chern der Fraktionen im Sächsischen Landtag
                        Sozialräume mit besonderem Handlungsbedarf          und vielen weiteren Landtagsmitgliedern, den
                        besonders zu berücksichtigen. Hier liegt seitens    regionalen Bundestagsmitgliedern sowie Kom-
                        des SVV bereits seit 2013 ein entsprechendes        munalpolitikern und Landräten vor Ort sowie
                        Strategiepapier vor.                                dem Sächsischen Staatsministeriums für Kultus
                                                                            (SMK), dem Sächsischen Bildungsinstitut (SBI),
                        Der demografische sowie gesellschaftliche Wan-      den unterschiedlichen Verbänden und Organisa-
                        del führte, wie oben beschrieben, in den vergan-    tionen, wie beispielsweise dem Sächsischen
                        genen Jahren zu einer permanenten und bedarfs-      Landkreistag und setze auch zukünftig darauf,
                        gerechten Erweiterung der Aufgabenfelder der        das vertrauensvolle Miteinander entsprechend
                        Volkshochschulen. Die damit verbundenen Kos-        fortsetzen zu können.
                        ten trugen die Bürgerinnen und Bürger Sachsens
                        sowie die Landkreise und Kommunen. Eine             Matthias Weber
                        adäquate Finanzierung des gestiegen Aufwan-         Vorsitzender
                        des durch den Freistaat ist ausgeblieben. Was
                        bleibt, ist eine strukturelle Unterfinanzierung.
                        Folge: Die gleichbleibenden Haushaltsansätze
                        unterwandern die Aktivitäten der Weiterbildungs-
                        träger, dem Bedarf gerecht zu werden. Denn in
                        der Praxis führt die Förderphilosophie des Frei-
                        staates dazu, dass der Landeszuschuss pro
                        Stunde sinkt, wenn die Unterrichtsstunden
                        steigen.

                        In einem ersten Schritt zur Verbesserung der
                        finanziellen Situation erwarteten die VHS im Jahr
                        2016 eine Berücksichtigung ihrer Forderung und
                        der Forderung des Landesbeirats für Erwachse-
                        nenbildung nach einer Erhöhung von 6 Millionen
                        Euro auf 10 Millionen Euro in der Titelgruppe 81
                        - Förderung von Einrichtungen der Weiterbildung
                        - im anstehenden Doppelhaushalt 2017/2018.
                        Trotz    aller   Bemühungen   und   gemeinsamer
                        Anstrengungen des SVV sowie aller Einrichtun-
                        gen der öffentlich geförderten Weiterbildung in

                                                                                                                          7
2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
1. DaF/DaZ-Tag
Nachdem in den letzten zwei Jahren tausende von Flüchtlingen
nach Deutschland kamen und die Volkshochschulen zentrale
Anlaufstelle für diese Menschen auf dem Weg zur sprachli-
chen Integration wurden, mangelte es ganz massiv an
Lehrkräften in diesem Bereich. Viele Dozenten wechsel-
ten in den Schuldienst und Lehrkräfte aus dem Fremd-
sprachenbereich übernahmen deren Aufgaben.
Zusätzlich werden in Kooperation des Sächsischen
Volkshochschulverbandes mit dem Staatsministerium
für soziales und Verbraucherschutz Geschäftsbereich
Gleichstellung und Integration sowie ARBEIT UND
LEBEN Sachsen e.V. Wegweiserkurse in den Erstauf-
nahmeeinrichtungen angeboten, in denen auch Deutsch-
lehrkräfte zum Einsatz kommen.
Diese Situation bescherte eine große Nachfrage an Fortbil-
dungen für diese Lehrenden, der wir mit unserem 1. DaF/DaZ-
Tag am 17. September 2016 begegnen wollten.
Wir organisierten die Veranstaltung wieder in den dafür optimal aus-
gestatteten Räumlichkeiten der Evangelischen Hochschule Dresden.
Den Auftakt machten die Begrüßungsworte von Prof. Dr. Ulrich Klemm
und die Eröffnungsrede von Frau Dr. Ute Enderlein vom Sächsischen            Workshopleiterin Anja Schmidt
Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz Geschäftsbe-            präsentiert DaF-Lernspiele

reich Gleichstellung und Integration, die die Bedarfe an strukturellem
Wissen, wie Sprachförderung wirklich greift, hervorhob. Sie unterstrich
auch, wie wichtig der Austausch zur neuen interkulturellen Situation sei,
der durch die sich ändernden Zuwanderungsgruppen und die damit ver-
bundenen Problemlagen hervorgerufen wird.
Es zeigte sich bereits im Voraus, dass die geplanten 14 Workshops zu
methodisch-didaktischen Themen und Lehrmittelvorstellungen inner-
halb von kurzer Zeit ausgebucht waren und wir uns glücklich schätzen
durften, dass die Referenten auch mit größeren Gruppen zu arbeiten
bereit waren, als eigentlich gedacht. Hier geht ein großes Dankeschön
an die Referenten und die Verlage sowie an die Aussteller, die uns an die-
sem Tag unterstützten!
Ein großer Dank geht auch an die Mitarbeiterinnen des SVV, Susanne
Sachse, Romy Knebel und Eva Daskiewitsch, die mit viel Herzblut für
einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung sorgten.
Die Anregungen, die uns als Inspiration für die nächsten sprachbezoge-
nen Fachtage über die Feedbackbögen mitgeteilt wurden, nehmen wir
mit in unsere Fortbildungsplanungen kommender Veranstaltungen.
Für das leibliche Wohl sorgte, wie bereits im Jahr davor, der Luby Ser-
vice der Cultus GmbH der Landeshauptstadt Dresden, der auch Men-
schen mit Benachteiligungen beschäftigt.
Insgesamt nahmen 138 Teilnehmer am DaF/DaZ-Tag teil. Dazu kamen 21
Referenten, Verlagsmitarbeiter und das SVV-Team.

Eike-Maria Falk
Fachreferentin

8
2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
3. Sächsischer Kursleitertag
                                           “Lernen mit Muse und Muße“
                                           Bei diesem Veranstaltungstitel haben sich bestimmt einige Interessierte
                                           gefragt, ob das überhaupt geht: Lernen mit Muse und Muße.
                                           Mein Fazit nach der Veranstaltung ist ein klares JA!
                                           Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben wir wieder ein interes-
                                           santes, ausgewogenes und anregendes Programm gestaltet. So folgten
                                           73 Teilnehmende unserer Einladung und kamen an diesem sommerli-
                                           chen 18. Juni 2017 in die Volkshochschule Chemnitz.
                                           Für den Part der Muse, also die unterhaltende Kunst und Inspiration, hat-
                                           ten wir den bekannten Kabarettisten Lothar Bölck eingeladen. Mit sei-
                                           nem erheiternden, aber auch zum Nachdenken anregenden Programm,
                                           zauberte er allen Zuhörern das Lachen ins Gesicht und strapazierte so
                                           manche vergessene Muskelgruppe.
                                           Für den Part der Muße war die Herausforderung an uns als Veranstalter
                                           schon etwas größer: „freie Zeit und [innere] Ruhe, um etwas zu tun, was
                                           den eigenen Interessen entspricht“ (www.duden.de). Bei unserem
                                           abwechslungsreichen Programm konnten die Teilnehmerinnen und Teil-
                                           nehmer aus insgesamt 9 verschiedenen Workshopthemen das auswäh-
                                           len, was ihren eigenen Interessen entsprach. Das attraktive Ambiente im
                                           DAStietz sowie die lernfreundliche Atmosphäre in den Räumen der
                                           Volkshochschule Chemnitz sorgten sowohl bei den Teilnehmern als auch
      Kabarettist Lothar Bölk sorgte für
                                           bei den Dozenten für die notwendige Bereitschaft zur Wissensvermitt-
heitere Einstimmung mit einem Auszug
  aus seinem Programm „Dummerland          lung, -aufnahme und für einen sehr gewinnbringenden Erfahrungsaus-
             - oder was weiß ich denn.“    tausch. Besonders gut besucht waren die Workshops „Persönlich wirken
                                           – Körpersprache und Improvisation im Kurs“, „Klar, eindeutig und trotz-
                                           dem schön – Ihre Kurstexte“ oder „Umgang mit schwierigen Teilnehmern
                                           – Konfliktkompetenz“.
                                               Muse und Muße vereint, das konnten dann die Teilnehmer abschlie-
                                                   ßend noch einmal bei den Angeboten des aktiven Ausklangs
                                                     erfahren und erleben.
                                                       Für den Erfolg der Veranstaltung ist es unerlässlich, gute
                                                         Dozentinnen und Dozenten zu haben, die Ihren Erfah-
                                                           rungsschatz weitergeben und im Gegenzug des kollegi-
                                                            alen Austauschs sicher auch Neues für sich mitgenom-
                                                            men haben.
                                                             Das Feedback vieler Teilnehmer, dass sie sich schon
                                                             auf den nächsten Kursleitertag freuen, ist für uns als
                                                             Organisationsteam ein großer Ansporn.

                                                            Claudia Knabe
                                                           Fachreferentin

                                                                                                                9
2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
Sprachsensibler Fachunterricht und
Arbeitsmarktintegration
Projekt mit dem IQ-Netzwerk Sachsen
Neben sprachlicher und kultureller Integration           Modul 3: Aufgaben und Übungen sprachförder-
von Migrantinnen und Migranten gehört zu den             lich gestalten, Prüfungsvorbereitung optimieren
zentralen Aufgaben der kommenden Jahre das               -- Sprachliche Anforderungen und sprachför-
Thema Arbeitsmarktintegration.                              derliche   Konzeption    von   Aufgaben   und
Dabei sind Fachlehrende mit der Notwendigkeit               Übungen
einer integrierten Förderung bildungssprachli-           -- Schriftliche   Prüfungsanforderungen      und
cher und fachlicher Kompetenzen konfrontiert.               Prüfungsstrategien
Für die Aneignung berufsfachlicher Inhalte in der
Aus- und Weiterbildung von DAZ-Lernenden                 Darüber hinaus werden Tagesseminare im Rah-
bedarf es daher spezifischer Unterstützung.              men der IQ-Themenreihe „Migration und Arbeits-
Um Lernbegleiter in der beruflichen Qualifizie-          welt“ und Inhouse-Formate angeboten.
rung dabei zu unterstützen, entwickelte die
IQ-Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch in Ham-            2016 konnten 80 Interessierte in vier Tagessemi-
burg       ein   modulares      Fortbildungsangebot      naren, einem vollständigen Schulungsdurchgang
„Sprachsensibler Fachunterricht in der berufli-          der Fortbildungsreihe und einer Multiplikatoren-
chen Qualifizierung“ (SpraSiBeQ), das im vergan-         schulung (angeleitet von der Fachstelle Berufs-
genen Jahr in den Transfer an die Landesnetz-            bezogenes Deutsch) qualifiziert werden. Die
werke im Förderprogramm „Integration durch               zunächst avisierten Teilnehmerzahlen wurden
Qualifizierung (IQ)“ ging. Im August 2016 über-          mehr als erfüllt. Das Projekt geht 2017 in die
nahm der SVV als Teilprojektpartner des IQ Netz-         Verlängerung.                                      Die Teilnehmer
                                                                                                            beim Ausprobie-
werkes Sachsens die Aufgabe, diese Fortbildung
                                                                                                            ren der Flying-
in   die     Praxis   zu   transferieren,   und   zwar   Dr. Janice Biebas-Richter
                                                                                                            Stick-Methode
sachsenweit.                                             IQ Teilprojekt „Sprachsensibler Fachunterricht“    Foto: Dana Ritzmann

Die Fortbildungsreihe umfasst 3 Module à 1,5
Tage.

Modul 1: Grundlagen eines sprachsensiblen
Fachunterrichts
-- Sprachliche Herausforderungen in multilingu-
     alen Lerngruppen
-- Sprachliche Handlungsfelder in der berufli-
     chen Qualifizierung
-- Sprachebenen im Fachunterricht
-- Methoden eines sprachförderlichen Fach-
     unterrichts

Modul 2: Unterrichtsinteraktion sprachförderlich
gestalten
-- Sprachsensible Förderung der Kommunikati-
     onsprozesse im Unterricht
-- Angemessene Gesprächsführung im Unter-
     richt
-- Sprachförderung durch kooperative Lern-
     formen

10
„vhs goes green“ – Volkshochschulverband
                     und Volkshochschulen werden nachhaltiger
                                     Hauptziel des Projektes ist die          Über den Hauptpreis, einen ökologischen Mode-
                                          Erarbeitung eines Organisati-       rationskoffer, haben sich die Leiterin der VHS
                                             onskonzeptes, wie man            Hoyerswerda, Ute Grun, sowie der Kursleiter
                                               als Bildungseinrichtung        Tino Hübner von der VHS Bautzen besonders
                                                 seine Prozesse und           gefreut.
                                                  Aktivitäten so gestal-
                                                  ten kann, dass man
                                                   einen    Beitrag    zur    Beispiele für Maßnahmen des SVV
                                                   nachhaltigen       Ent-    -- Neu anzuschaffende elektrische Geräte müs-
                                                   wicklung und Redu-            sen energiesparend arbeiten und den Anfor-
                                                  zierung    von      CO2-       derungen des Labels „EnergyStar“ oder ver-
                                                 Emissionen        leistet.      gleichbar erfüllen.
                                                Die Potenziale dafür          -- Senkung des Papierverbrauchs um 10%
                                              liegen in den Einrichtun-          (Referenzjahr 2014)
                                            gen selbst und werden teil-       -- Alle Großveranstaltungen des SVV werden
                                        weise schon praktiziert, jedoch          mit dem Siegel „Veranstaltung klimaneutral“
                                    oft noch unsystematisch: z.B. im             gelabelt.
   Kursleiter Tino
 Hübner erhält als   Büroalltag, bei der Beschaffung von Materialien
 Hauptpreis einen    und Dienstleistungen, in der Planung und Durch-          Vorschläge von den Ideenwettbewerben
    ökologischen     führung von Veranstaltungen usw.                         (Auszug)
Moderationskoffer    Um diesen Prozess systematisch, reflektiert und          -- Umstieg auf stromsparende LED-Beleuch-
                     verbindlich zu gestalten, haben wir als Team der            tung bei Ausfall der derzeitigen Leuchtmittel
                     Geschäftsstelle des SVV, ebenso wie die ande-            -- Schriftverkehr noch stärker von Papier auf
                     ren Projektpartner, die formulierten Kernpro-               E-Mail
                     zesse durchlaufen und dokumentiert. Dabei sind           -- Heizungsregelung nachts und am Wochen-
                     auch Arbeitsmaterialien entwickelt und erprobt              ende gezielt absenken - Mitarbeiterverhalten
                     worden, die interessierten Bildungseinrichtun-           -- Abschaffung der Papier-Feedbackbögen und
                     gen Unterstützung und Hilfe sein sollen. Unsere             Verwendung einer Evaluations-App
                     Erfahrungen werden dann in verallgemeinerter             -- Fahrgemeinschaften zu Kursen und Veran-
                     Form in einem „Qualitätsmodul Nachhaltigkeit“               staltungen bilden
                     zusammengefasst. Dieses wird im Rahmen der               -- Umstellung     von    Dienstfahrzeugen     auf
                     Fachtagung „Nachhaltigkeit – ein Thema für die              Elektrofahrzeuge
                     Erwachsenenbildung“ am 3. April 2017 in Erfurt           -- Whiteboardmarker      aus   Recyclingmaterial
                     präsentiert.                                                kaufen, die zusätzlich nachfüllbar sind
                     Ein weiteres Anliegen des Projektes ist es, mög-         -- Treppenhausbeleuchtung über Bewegungs-
                     lichst alle Personengruppen der Volkshochschu-              melder steuern
                     len und des Volkshochschulverbandes einzube-
                     ziehen und für die Notwendigkeit von CO2-Ein-
                     sparungen zu sensibilisieren. Dies haben wir mit         Claudia Knabe
                     Ideenwettbewerben beim 3. Sächsischen Kurs-              Fachreferentin
                     leitertag im Juni 2016, bei der Mitgliederver-
                     sammlung des SVV im August 2016 sowie beim
                     DaF/DaZ-Tag im November 2016 umgesetzt. An
                     die Ideengeber wurden wertvolle, ökologisch
                     produzierte Preise verteilt, z.B. USB-Sticks,
                     Solartaschenlampen oder Solartaschenrechner.

                                                                                                                           11
Online-Marketing –
Bedarfe, Potentiale, Perspektiven
Der erste Impuls zur Online-Marketing-Studie         Der Projektbericht beinhaltet auch zahlreiche
kam aus dem Arbeitskreis Marketing des Sächsi-       konzeptionelle und praktische Vorschläge zur
schen Volkshochschulverbandes (SVV). Durch-          Weiterentwicklung des Online-Marketings an
geführt wurde sie von Dr. Holger Müller von          den sächsischen Volkshochschulen. Der Arbeits-
SAPITE-Consult aus Dresden im Zeitraum von           kreis Marketing des SVV hat basierend auf den
                                                     Studienergebnissen erste Schwerpunktthemen
Februar bis Oktober 2016.
                                                     zur Verbesserung des Online-Marketings festge-
                                                     legt und untersetzt diese mit konkreten Maß-
Das Untersuchungsdesign der Studie baut auf
                                                     nahmeplänen. So werden beispielsweise das
drei Phasen auf: In einem ersten Schritt wurden
                                                     Videomarketing, die Verbesserung der Web-
an    allen   17    sächsischen   Volkshochschulen
                                                     shops und auch das E-Mail-Marketing mittelfris-
Vor-Ort-Analysen mit Experteninterviews durch-
                                                     tig in Angriff genommen.
geführt. Dazu wurde im Vorfeld ein Interviewleit-
faden entwickelt, der aus einer Analyse der vor-     Ulrich Klemm
handenen Fachliteratur und aus Gesprächen mit        Geschäftsführer
Mitarbeitern des sächsischen Volkshochschul-
verbandes (SVV) hervorging.
Im zweiten Schritt widmete sich Dr. Müller aus-
gewählten Volkshochschulen in Baden-Württem-
berg, Bayern, Hessen und Hamburg und fragte
vor Ort nach ihren Erfahrungen mit Online-Mar-
keting. Ausgewählt wurden dabei Volkshoch-
schulen, denen nachgesagt wird, dass sie über
gute und vielfältige Erfahrungen im Online-Mar-
keting verfügen.
In der abschließenden dritten Phase wurden die
Ergebnisse aus Sachsen mit denen aus anderen
Bundesländern verglichen und in Empfehlungen
für     die        sächsischen    Volkshochschulen
gebündelt.

Ein zentrales Ergebnis dieser Untersuchung ist,
dass die sächsischen Volkshochschulen das
Thema unterschiedlich angehen und auch unter-
schiedliche finanzielle und personelle Ressour-
cen zur Verfügung stellen (können). Entspre-
chend ergibt sich ein heterogenes Bild. In dieser
Situation muss im Anschluss an diese Studie
                                                         vhs to go!
                                                         M bil Kurssuche
                                                         Mobile K      h mit
                                                                           it der
                                                                              d vhsApp
                                                                                  h A
                                                                                                  © Foto: Syda Productions/shutterstock.com

                                                         oder www.volkshochschule.de
überlegt werden, welche gemeinsamen Themen
und Bedarfe es gibt, die vom SVV für alle Volks-         Kostenlos erhältlich in den App-Stores

hochschulen als Dienstleistung zur Weiterent-
wicklung des Online-Marketings übernommen
werden können und welche individuellen Bedarfe       Anzeige für die Kurssuche in der bundesweiten
separat von den einzelnen Volkshochschulen           VHS-Datenbank „openVHS“
geleistet werden müssen.                             Quelle: DVV

12
Der 14. Deutsche
                                          Volkshochschultag in Berlin
                                          Alle fünf Jahre, seit 1956, veranstaltet der Deutsche Volkshochschul-Ver-
                                          band den größten Kongress zum Thema Weiterbildung in Deutschland,
                                          der die Bedeutung des lebenslangen Lernens an Volkshochschulen als
                                          Daseinsvorsorge und gesellschaftlichen Entwicklungsfaktor in den Mit-
                                          telpunkt rückt. 2016 fand dieser am 9. und 10. Juni im Berliner Congress
                                          Center am Alexanderplatz statt. Bundespräsident Joachim Gauck eröff-
                                          nete den Volkshochschultag, an dem 1.500 Teilnehmerinnen und Teilneh-
                                          mer aus aller Welt teilnahmen. Mit dem Motto „Digitale Teilhabe für alle“
                                          beschäftigte sich der Kongress mit einem wegweisenden Thema für die
                                          Bildungsarbeit.
                                          Redner waren neben dem Bundespräsidenten u.a. die Bundesarbeitsmi-
                                          nisterin Andrea Nahles, Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna
Dr. Bernd Arnold von der Xpert Business   Wanka und Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller. Mit einem aus-
Masterprüfungszentrale im Gespräch mit    gesprochen dichten inhaltlichen Programm wurde das Thema der Digita-
        Romy Knebel am Stand des SVV
                                          lisierung von Bildung vielschichtig diskutiert und erörtert. Und, wie es bei
                                          Volkshochschulen dazu gehört, kam die Kultur auch nicht zu kurz. Den
                                          ersten Tag beendete ein imposantes Fest mit drei Bühnen im Kosmos
                                          Berlin: Der Kongress tanzte!

                                          Als SVV waren wir natürlich auch wieder mit einem Stand vertreten.
                                          Inhaltlich boten wir zwei Schwerpunkte: Das Konzept der Wegweiser-
                                          kurse und die Initiative zum Xpert Business Lernnetzwerk. Zu dem Weg-
                                          weiserkonzept, das wir zusammen mit unserem Projektpartner ARBEIT
                                          UND LEBEN Sachsen präsentierten - Frank Schott und Stefan Grande
                                          unterstützten uns dabei (herzlichen Dank!) – konnten wir viele interes-
                                          sierte und interessante Gespräche führen, die uns nochmals den Stellen-
                                          wert unseres Konzepts in Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende
                                          verdeutlichte. Ebenfalls auf große Resonanz stieß das Xpert Business
                                          LernNetz, das vor allem an der VHS Leipzig eine erfolgreiche und kluge
                                          Operationalisierung erlebt. Dr. Bernd Arnold, Leiter von Xpert Business
                                          Deutschland, würdigte dabei in besonderer Weise den Beitrag der säch-
                                          sischen Volkshochschulen für die bundesweite Entwicklung dieses ein-
                                          maligen beruflichen Bildungskonzepts.
                                          Die SVV-Crew, die das operative Management für diese zwei Tage orga-
                                          nisierte, Susanne Sachse, Romy Knebel und Eike-Maria Falk, sei an die-
                                          ser Stelle ganz herzlich gedankt!
                                          Wir freuen uns schon auf den nächsten Deutschen Volkshochschultag
                                          2021. Wir sind uns sicher, dass wir auch dann wieder Neues und Innova-
                                          tives aus Sachsen präsentieren und diskutieren können!

                                          Ulrich Klemm
                                          Geschäftsführer

                                                                                                               13
„Integration läuft auf Hochtouren“

Interview mit Frau Staatsministerin Petra              Grundlage haben. Außerdem ist es uns ein gro-
Köpping, Sächsisches Staatsministerium für             ßes Anliegen, die Helferinnen und Helfer, sowohl
Soziales und Verbraucherschutz, Geschäfts-             ehren- als auch hauptamtlich, in der Erweiterung
bereich Gleichstellung und Integration
                                                       ihrer Qualifikation zu unterstützen. Deshalb füh-
Ulrich Klemm: Sehr geehrte Frau Staatsministe-         ren wir momentan für die Kommunalen Integrati-
rin Köpping, im Jahr 2016 wurde das Thema              onskoordinatoren sachsenweit eine Schulung
Migration und Integration erneut zu einem zent-        durch. Außerdem erfragen wir mit Hilfe der
ralen und extrem herausfordernden innenpoliti-         HeLP-Studie im Moment, wie wir die Arbeit der
schen Thema für Sachsen - auch wenn die                ehrenamtlich Helfenden besser unterstützen
Flüchtlingszahlen im Vergleich zu 2015 deutlich        können. Eine zentrale Aufgabe in diesem Jahr
rückläufig waren. Was wurde 2016 in Sachsen für        stellt die Fortschreibung des Sächsischen
die Integration von geflüchteten Menschen              Zuwanderungs- und Integrationskonzeptes dar.
getan?
                                                       Ulrich Klemm: Ein wesentlicher Bestandteil der
Staatsministerin Petra Köpping: Da kann ich            Integrationsarbeit sind Sprachkurse, die von ver-
sagen: sehr viel. Auch wenn weniger Flüchtlinge        schiedenen Trägern flächendeckend in Sachsen
nach Sachsen gekommen sind, läuft die Integra-         angeboten werden. 2016 wurden die Strukturen
tion derjenigen, die da sind, auf Hochtouren. Im       deutlich ausgebaut und zusätzliche Bundes- und
vergangenen Jahr haben wir bspw. die                   Landesmittel bereitgestellt. Sind diese aus Ihrer
Beschlüsse des Maßnahmenpaketes der Staats-            Sicht ausreichend bzw. wie sehen Sie die Forde-
regierung umgesetzt, konkret bedeutet dies,            rung der Träger nach einer Erhöhung der Träger-
dass wir beispielsweise mehr finanzielle Mittel in     pauschale für Integrationskurse von derzeit 3,90
unsere bestehenden Förderrichtlinien geben             Euro auf 4,40 Euro pro Teilnehmer und
konnten. Diesen Anspruch haben wir auch in den         Unterrichtseinheit?
Haushaltsverhandlungen für den nächsten Dop-
pelhaushalt 2017/18 deutlich gemacht, also die         Staatsministerin Petra Köpping: Mit Blick auf
Integration auf finanziell solide Füße zu stellen.     das uns für die Landessprachkurse zur Verfü-
Wenn ich zurückblicke, dass wir 2015 mit einem         gung stehende Budget bin ich froh über jeden
Budget von 400.000 Euro für diesen wichtigen           Cent, der direkt in die Umsetzung der Kurse geht.
Bereich begonnen haben und jetzt jährlich gut 40       Zudem war es uns enorm wichtig, dass wir mit
Millionen Euro für die soziale Betreuung, für die      unseren Kursen den Lückenschluss für bislang
Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements           nicht zugangsberechtigte Zuwanderer, aber eben
oder für die Unterstützung von Landkreisen zur         kein Konkurrenzangebot zu bestehenden Kursen
Verfügung stehen, dann wird schon sehr deut-           erschaffen. Dabei lehnen wir uns eng an die
lich, dass hier wirklich viel passiert ist. Am deut-   inhaltlichen und finanziellen Vorgaben der Integ-
lichsten wird dies in einem Punkt: als eines der       rationskurse an. Nach unserer bisherigen Ein-
wenigen Bundesländer haben wir in Sachsen ein          schätzung scheinen die finanziellen Grundlagen
eigens Landessprachprogramm aufgelegt, dass            ausreichend. Aber ich verschließe mich den
die Angebote des Bundes, hier vor allem die Inte-      Argumenten für eine Verbesserung nicht.
grationskurse, sinnvoll und dringend benötigt
ergänzt.                                               Ulrich Klemm: In Sachsen haben wir 2016 mit
                                                       den so genannten Wegweiserkursen für Erstauf-
Ulrich Klemm: In diesem Zusammenhang: Wo               nahmeeinrichtungen, die in einem Verbund von
sehen Sie die Schwerpunkte für dieses Jahr?            Volkshochschulverband, ARBEIT UND LEBEN
                                                       und Volkshochschulen und im Auftrag Ihres
Staatsministerin Petra Köpping: Zunächst ist           Ministeriums erprobt und mit über 5.000 Asylsu-
es wichtig, für die bestehenden Förderpro-             chenden umgesetzt wurden, ein bundesweit ein-
gramme eine Kontinuität und Verlässlichkeit her-       maliges Integrationsangebot geschaffen. Wie
zustellen, damit die Vereine, Träger und Initiati-     wird es weitergehen? Welche Chancen hat die-
ven für ihre gute Arbeit weiterhin eine sichere        ses Angebot in der Zukunft?

14
Staatsministerin Petra Köpping: Auch hier          bzw. wie ist es zu erklären, dass ein solcher Hass
                             reagierte der Bund und unterstützt ab 1. Juli   und eine solche Gewaltbereitschaft so manifest
                               2017 Erstorientierungskurse in Erstauf-       wurde und eine demokratische Integrationsar-
                                 nahmeeinrichtungen und kommunalen           beit in Sachsen erschwert? Und vor allem: Was
                                 Gemeinschaftsunterkünften. Das tut er       können wir dagegen tun?
                                 zum Glück in enger Absprache mit den
                                 Ländern, so dass wir für die Umsetzung      Staatsministerin Petra Köpping: Was wir bei
                                in Sachsen zwei Prioritäten gesetzt          mir in meinem Geschäftsbereich getan haben, ist
                              haben: einerseits wollen wir die Bundes-       die Förderrichtlinie für unser Landesprogramm
                           mittel zuerst für Kurse in den EAEs einsetzen     „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Tole-
                        und andererseits wollen wir den Ablauf, die
                                                                             ranz“ zu novellieren und finanziell besser auszu-
  Staatsministerin      Inhalte und die Umsetzung an unsere Wegwei-
                                                                             statten. Weniger Bürokratie und ein höheres
    Petra Köpping,      serkurse angleichen. Damit nutzen wir das in
                                                                             Budget von 4 Millionen Euro werden dafür sor-
      Sächsisches       Sachsen entwickelte und erprobte Knowhow und
                                                                             gen, dass mehr Träger ihre wichtige Demokratie-
Staatsministerium       unser Pilotprojekt geht in eine Verstetigung der
                                                                             arbeit durchführen können. Dass wir damit nicht
  für Soziales und      Erstorientierung über. Die am bisherigen Projekt
     Verbraucher-                                                            alle Menschen erreichen werden, die skeptisch
                        beteiligten VHSen helfen uns hoffentlich, das
            schutz,                                                          sind oder rassistische Einstellungen vertreten, ist
                        Wissen und die Erfahrung aus den Wegweiser-
 Geschäftsbereich                                                            klar. Deshalb setze ich weiter auf den Dialog mit
                        kursen bestmöglich weiterzureichen und die
Gleichstellung und                                                           den Bürgerinnen und Bürgern. Im Rahmen der
                        langfristige Umsetzung der neuen Erstorientie-
        Integration                                                          Küchentischtour, die Martin Dulig seit über einem
                        rungskurse fachlich zu begleiten.
  Foto: André Forner/
                                                                             Jahr durchführt und an der ich regelmäßig als
               SMGI
                        Ulrich Klemm: Eine wesentliche Herausforde-          Gesprächspartnerin für die Gäste teilnehme,
                        rung wird zukünftig in der beruflichen Integration   wird mir immer wieder bewusst, dass viele Men-
                        von Geflüchteten liegen. Hier wird offensichtlich,   schen mit Problemen kämpfen, die aus den
                        dass bei einem Großteil der Geflüchteten das         nichtverarbeiteten Erlebnissen im Zusammen-
                        Fehlen einer ausreichenden Allgemeinbildung          hang mit der politischen Wende 1989 herrühren.
                        ein enormes Problem auf dem Weg zu Ausbil-           Ich habe im Oktober 2016 dazu eine vielbeach-
                        dung und Beruf ist. Wie ist Sachsen dazu derzeit     tete Rede gehalten und mich diesem Thema
                        aufgestellt und wo sehen Sie Entwicklungs-           gewidmet. Die Rückmeldungen, die ich aus der
                        bedarfe?                                             Bevölkerung erhalten habe und immer noch
                                                                             erhalte, zeigen, dass es viele Enttäuschungen
                        Staatsministerin Petra Köpping: Das ist wahr-        und Verletzungen gibt, die seitdem öffentlich kein
                        lich im Moment eine der größten Herausforde-         Gehör fanden. Dieser Eindruck, dass die eigenen
                        rungen. Wir schätzen, dass derzeit ungefähr          Brüche und Erfahrungen aus der Wendezeit nicht
                        4.000 bis 5.000 Geflüchtete in Sachsen mit kei-      gehört werden wollen und nicht von Interesse
                        ner oder so geringer schulischer Bildung leben,      sind, sitzt bei den Leuten tief und ist e i n Grund
                        dass sie keine Ausbildung beginnen können. Wir
                                                                             für den Rassismus und die Fremdenfeindlichkeit,
                        beraten im Kabinett gerade darüber, wie wir hier
                                                                             die wir in den vergangenen Monaten erlebt
                        zusätzliche Bildungsangebote schaffen können,
                                                                             haben. Ich möchte diese Phänomene damit kei-
                        um bei dieser Gruppe eine Ausbildungsreife zu
                                                                             nesfalls entschuldigen, denn es ist ganz klar,
                        ermöglichen. Damit könnten sie dann berufsvor-
                                                                             dass Hass und Gewalt gegen andere Menschen
                        bereitende Maßnahmen der Arbeitsagenturen
                                                                             völlig inakzeptabel sind. Mir geht es vor allem
                        bzw. Jobcenter oder eine Ausbildung beginnen.
                                                                             darum, einen Weg zu finden, damit wir die Spal-
                        Dabei sind wir in enger Absprache mit der Bun-
                                                                             tung in unserer Gesellschaft überwinden können.
                        desagentur für Arbeit.
                                                                             Und das Zuhören ist meiner Meinung nach ein
                        Ulrich Klemm: Abschließend möchte ich noch           ganz wichtiger Bestandteil und auch eine Auf-
                        die gesellschaftliche Entwicklung in Sachsen         gabe, die Politikerinnen und Politiker überneh-
                        insgesamt ansprechen: Vor allem im Zusammen-         men müssen. Nur damit schaffen wir es, den
                        hang mit der Migration und Integration von           gesellschaftlichen Zusammenhalt in Sachsen
                        geflüchteten Menschen ist in Sachsen ein Ras-        wieder zu stärken.
                        sismus und eine Fremdenfeindlichkeit zu Tage
                        getreten, die beispiellos ist und bundesweit für     Ulrich Klemm: Sehr geehrte Frau Staatsministe-
                        Schlagzeilen sorgte. Wie konnte dies passieren       rin Köpping, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

                                                                                                                         15
Wegweiserkurse für Asylsuchende

Die Wegweiserkurse vereinen in insgesamt 30          Einrichtungen. Für die Lehrenden und die Koordi-
Unterrichtsstunden, die in der Regel innerhalb       natoren der Volkshochschulen bedeutete die
einer Woche direkt in den Erstaufnahmeeinrich-       Arbeit auch, sich immer wieder ändernden Rah-
tungen stattfinden, Deutschunterricht und All-       menbedingungen flexibel anzupassen und eine
tagsorienterung für Asylsuchende. Die Teilneh-       tragfähige Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern
menden lernen dabei erste Redewendungen und          der Einrichtungen zu etablieren. Im Kursgesche-
Wörter in der deutschen Sprache kennen, die          hen selbst waren neben didaktischem und
ihnen vor allem bei der alltäglichen Kommunika-      methodischem Know-How auch interkulturelle
tion behilflich sein, aber auch den Grundstein für   Kompetenz und Einfühlungsvermögen gefragt.
weiteres Lernen legen sollen.                        Im Rahmen des Projekts entstanden ein ausführ-
                                                     liches Curriculum und ein eigens für die Wegwei-
Nach dem Auftakt im Dezember 2015, zu dem die        serkurse konzipiertes Arbeitsheft. Etliche Weiter-
sächsische Staatsministerin für Gleichstellung       bildungen zur Methodik und Didaktik im DaZ-Be-
und Integration, Petra Köpping, den ersten Kurs      reich,       interkulturellen   Themen        und
in Dresden besuchte, können wir nun auf ein Jahr     Besonderheiten der Zielgruppe, sowie Work-
voller Erfahrungen mit der Umsetzung des Pro-        shops und Vernetzungstreffen rundeten die

jektes zurückblicken. Die Dynamik, die im Feld       Tätigkeiten im Projekt ab.

der Aufnahme und Versorgung von Geflüchteten         Neben vieler positiver Rückmeldungen von Teil-
                                                     nehmenden, Mitarbeitern der Erstaufnahmeein-
zu beobachten war, wirkte sich dabei auch auf
                                                     richtungen und den Ergebnissen des Evaluati-
unser Projekt aus. Nachdem die Kurse an sechs
                                                     onsberichtes der TU Chemnitz, zeigen auch die
Standorten in Sachsen gestartet waren, zeich-
                                                     mehrmals vorgenommene Verlängerung des
nete sich ab, dass aufgrund der sinkenden Ein-
                                                     Projektzeitraumes, dass die Wegweiserkurse ein
reisezahlen einige Erstaufnahmeeinrichtungen
                                                     erfolgreiches Projekt sind, in dem sich die betei-
schließen werden. Im ersten Halbjahr 2016 schie-
                                                     ligten Kooperationspartner den Herausforderun-
den deshalb die Standorte Niederau (LK Meißen)
                                                     gen eines neuen, von Dynamik geprägten und
und Bischofswerda (LK Bautzen) aus dem Pro-
                                                     nicht zuletzt auch gesamtgesellschaftlich wichti-
jekt aus. Auch in den verbleibenden Standorten
                                                     gen Arbeitsfeldes stellen.
Dresden, Chemnitz, Dölzig (LK Nordsachsen)
und Leipzig musste teilweise Ersatz für schlie-
                                                     Georg List
ßende Einrichtungen gefunden werden. Im Laufe
                                                     SVV-Projektmitarbeiter
des Jahres 2016 stieg zu dem der Bedarf an rus-
sisch und kurdisch sprechenden Kulturmitt-
ler/-innen. Um das Angebot der ursprünglich
geplanten Sprachen Arabisch, Farsi, Urdu und
Tigrinya zu ergänzen, wurden deshalb zusätzli-
che Kulturmittler/-innen durch ARBEIT UND
LEBEN Sachsen ausgebildet. Zusätzlich zu den
regulären Kursen stellten sich die Projektpartner
auch mit Sonderformaten auf die Bedürfnisse
der Zielgruppen ein. So entstanden neben Kur-
sen für Familien und Frauengruppen auch sol-
che, die den Schwerpunkt auf Alphabetisierung
setzten.
Die Wegweiserkurse wurden gut angenommen
und entwickelten sich schnell zu einem festen
Bestandteil der Angebote in den jeweiligen

16
Alltagsorientierung in Wegweiserkursen

Im Jahr 2015 wurden der Sächsische Volkshoch-         Unterrichtseinheiten nur in der Muttersprache
schulverband und ARBEIT UND LEBEN gemein-             der Teilnehmenden von Personen, die selbst ein
sam durch die Sächsische Staatsministerin für         grundlegendes Verständnis des „Ankommens“ in
Gleichstellung und Integration, Petra Köpping,
                                                      Deutschland haben, bearbeitet werden kann.
beauftragt, ein Konzept für „Wegweiserkurse für
                                                      Aus diesem Grund kommen nur Muttersprach-
Asylsuchende in sächsischen Erstaufnahmeein-
                                                      ler/-innen mit eigenen Migrationserfahrungen als
richtungen“ zu entwickeln und zu erproben. Ein
                                                      sogenannte Kulturmittler/-innen in den Kursen
Wegweiserkurs umfasst 30 Unterrichtseinheiten
(á 45 Minuten) und besteht zu gleichen Teilen aus     zum Einsatz.

den Bereichen Alltagsorientierung und Soziale         Nach einer ersten Konzeptionsphase in enger
Orientierung / Sprache. Im Bereich Soziale Ori-       Abstimmung mit dem Geschäftsbereich der
entierung / Sprache sollte eine erste sprachliche     Ministerin konnten im Dezember 2015 die ersten
Orientierung angeboten werden. Mit der Konzep-        Wegweiserkurse in Dresden stattfinden. Bis
tion und Umsetzung dieses Teils befassten sich        Ende 2016 wurden an insgesamt sieben Standor-
die am Projekt beteiligten Volkshochschulen. Die
                                                      ten über 300 Wegweiserkurse durchgeführt. 57
Teilnehmenden im Bereich Alltagsorientierung
                                                      Kulturmittler/-innen wurden in vier Durchgängen
sollten unter der Verantwortung von ARBEIT
                                                      in den Sprachen Arabisch, Farsi/Dari, Kurdisch,
UND LEBEN Sachsen Antworten auf wichtige
                                                      Russisch, Urdu und Tigrinisch geschult.
Fragen nach dem Ankommen in Deutschland
erhalten und für das Zusammenleben in Deutsch-
land sensibilisiert werden. Es zeigte sich schnell,   Stefan Grande
dass die Themenfülle in den vorgesehenen 15           ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V.

Kulturmittler Mahmoud Dabdoub überreicht den Teilnehmern Adel Hassad und Hussein Allafi die
Zertifikate über die erfolgreiche Teilnahme am Wegweiserkurs. Adel Hassad sagt über den Kurs: „Der
Kurs war sehr gut. Die Methoden im Deutschunterricht waren nie langweilig und ich habe alles gut
verstanden. Besonders hat mir gefallen, dass die Lehrerin so viel Wert auf die Aussprache legt.“
Hussein Allafi ergänzt: „Auch die Alltagsorientierung ist bei allen sehr gut angekommen und hat für
erleuchtende Einblicke in den deutschen Alltag gesorgt.“

                                                                                                17
„Bildung zum Leben“ –
100. Katholikentag
Alle zwei Jahre findet der Katholikentag statt. Für 2016 fiel die Wahl für
das besondere Jubiläum, den 100. Deutschen Katholikentag, auf
Leipzig.
„Seht, da ist der Mensch“ lautete die zentrale Botschaft – eine Einladung
an alle, gemeinsam neu sehen zu lernen, vom Menschen her und auf den
Menschen hin. Themen wie Migration, Menschenrechte, Grenzen des
Wachstums und der Technik und Wissenschaft, Armut und Familie wur-
den in den Fokus gerückt. Aber auch die Zukunft von Kirchen und
Gemeinden, Globalisierung und Klimagerechtigkeit standen ganz oben
auf der Agenda in der Zeit vom 25. bis 29. Mai 2016.

Am Freitag, den 27.05.2016, stand die Bildung im Mittelpunkt. Im Zeitge-
schichtlichen Forum Leipzig präsentierten die Erwachsenenbildungsträ-
ger der Landesarbeitsgemeinschaft Weiterbildung Sachsen im Rahmen
einer „Werkstatt“ ihre persönlichkeitsbildenden Angebote sowie beson-
deren Projekte unter dem Tagesmotto „Bildung zum Leben“.
Wir als Sächsischer Volkshochschulverband boten die Möglichkeit, um
sich über die VHS-Angebote der Gesundheitsbildung zu informieren und
vor Ort auszuprobieren. Zahlreiche Besucher ließen sich von Elvira Stolz,
pädagogische Mitarbeiterin der VHS Leipzig, zur rückengerechten Sitz-
haltung beraten oder kleine in den Alltag integrierbare Übungen zeigen.
Claudia Knabe bereitete einen gesunden Pausensnack und ermöglichte           Elvira Stolz (re.) vermittelt kleine
den Besuchern am Laptop die deutschlandweite Kurssuche bei „Ihrer            Kräftigungsübungen
VHS“.

Am späten Nachmittag fand im gleichen Haus ein Podiumsgespräch
statt: „Carpe diem: Dialog und Bildung für ein gutes Miteinander“.
Mit einem Kurzreferat führte der Erfurter Religionsphilosoph
Prof. Dr. Eberhard Tiefensee in die Diskussion ein. Weitere
Podiumsteilnehmende waren Prof. Dr. Ulrich Klemm vom
SVV, Tayyar Kocak vom Projekt House of One aus Berlin,
sowie als Anwalt des Publikums, Rolf Sprink. Die Mode-
ration lag in den Händen des Rektors des Bischof-Ben-
no-Hauses, Herrn Dr. Peter-Paul Straube. Im Mittel-
punkt der Diskussion standen die Themen Migration
und Integration und die zunehmende Gewaltbereit-
schaft in der Gesellschaft. Erörtert wurde, welche
Bedeutung Bildung dabei hat, bzw. deren Grenzen.

Fazit: Lebenslanges Lernen ist ein zentraler Hebel gegen
eine Spaltung der Gesellschaft.

Claudia Knabe
Fachreferentin

18
Vernetzte politische Bildung

                      Viele Menschen haben in den vergangenen            Ursachen und Hintergründe.
                           Monaten bei uns Zuflucht gesucht; geflohen    Über die vielen mittelbar und unmittelbar Betei-
                             vor Krieg, vor Verfolgung, Perspektivlo-    ligten und die daher rührende Tiefe und Komple-
                              sigkeit und Not. Viele von ihnen kommen    xität des Krieges in Syrien und besonders ein-
                              aus dem arabischen Raum und bringen        dringlich über die Situation der Kriegsflüchtlinge
                              selbstverständlich ihre kulturelle Prä-    berichtete Andreas Heinrich in seinen insgesamt
                              gung mit in unser Land. Was aber wissen    zehn Vorträgen in Hoyerswerda und Görlitz, in
                             wir über arabisch-islamische Kultur und     Aue, Chemnitz und Annaberg, in Bautzen, Leip-
                           die aktuellen Ursachen der Flucht? Wer die    zig, Zwickau und Dresden. Heinrich, Historiker
                      öffentliche Debatte verfolgt, im Verein oder in    und Politologe, ist langjähriger Mitarbeiter des
                     der Nachbarschaft       mit Menschen spricht,       Technischen Hilfswerks und in dieser Rolle viele
Dr. Mohammed
        Khalifa,     kommt zu der Erkenntnis: zu wenig!                  Monate in Projekten der Flüchtlingshilfe in Jor-
     Universität     Diese Wissenslücken erzeugen große Unsicher-        danien und in nördlichen Irak unterwegs gewe-
      Hamburg        heit im Umgang, gelegentlich wohl auch Angst.       sen. Viele Gäste zeigten sich nach seinen ein-
      Foto: privat   Pater Frido Pflüger, Leiter des Jesuiten-Flücht-    dringlichen Schilderungen der perspektivlosen
                     lingsdienstes Deutschland, sagte kürzlich in        Situation in den Flüchtlingslagern und vor allem
                     einem Vortrag, den er auf Einladung des Sächsi-     angesichts der Bilder von dort sehr bewegt und
                     schen Ausländerbeauftragten im Rahmen der           entwickelten großes Verständnis dafür, dass sich
                     Vortragsreihe „Was wir schaffen wollen“       im    die Geflüchteten unter diesen Bedingungen auf
                     Sächsischen Landtag hielt, im Hinblick auf die      eine abermals gefährliche und ungewisse Flucht
                     erforderliche Integrationsleistung: „Wir vermas-    nach Europa begeben. Durchaus positive Ent-
                     seln das, wenn wir uns von Angst hindern las-       wicklungen zeigte der Referent anhand von Pro-
                     sen.“    Sie sei manchmal nachvollziehbar, aber     jekten des THW, die dazu beitragen können, ent-
                     durch Wissen voneinander und durch Interesse,       wurzelten Menschen eine Perspektive vor Ort zu
                     durch Begegnung auf Augenhöhe durchaus              geben und auf diese Weise tatsächlich Fluchtur-
                     abzubauen und zu überwinden, so Pflüger.            sachen zu bekämpfen.
                     So stellten sich auch im Jahre 2016 die Sächsi-     Die Planungen für eine Fortsetzung der Koope-
                     schen Volkshochschulen und die Sächsische           ration im Jahr 2017 sind bereits weit gediehen.
                     Landeszentrale für politische Bildung in Fortset-
                     zung ihrer Kooperation der Aufgabe, dieses Wis-     Lutz Tittmann
                     sen zu vermitteln. In einer gemeinsamen Vor-        Sächsische Landeszentrale für politische Bildung
                     trags- und Diskussionsreihe konnten beide Part-
                     ner ihre Stärken, eine nahezu flächendeckende
                     Präsenz, die enge Bindung einer treuen Hörer-
                     schaft bei den Volkshochschulen, die notwendi-
                     gen     Ressourcen   und   das   organisatorische
                     Know-how der Landeszentrale, bei insgesamt
                     13 Veranstaltungen - viele davon im ländlichen
                     Raum - einbringen.
                     Über 50 Gäste        in der kleinen sorbischen
                     Gemeinde Nebelschütz nutzten die Gelegenheit
                     und befragten Dr. Mohamed Khalifa (Universität
                     Hamburg) im Anschluss an dessen Vortrag über
                     „Arabische und islamische Kultur in Deutsch-
                     land“. Dabei gab es so manches „Aha-Erlebnis“
                     und viele Vorurteile wichen dem Wissen um

                                                                                                                    19
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