2016 Jahresreport Sächsischer - vhs Sachsen
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Der Sächsische Volkshochschulverband e.V. Ansprechpartner in der Geschäftsstelle Prof. Dr. Ulrich Klemm Claudia Knabe Eike-Maria Falk Romy Knebel Geschäftsführer Fachreferentin Fachreferentin Sprachen, Prüfungsorganisation Programmbereiche Politik- Gesundheitsbildung, Grundbildung, Kultur Tel. 0371 35427-57 Gesellschaft-Umwelt, Zielgruppen, Tel. 0371 35427-54 knebel@vhs-sachsen.de Arbeit-Beruf Qualitätsmanagement falk@vhs-sachsen.de Tel. 0371 35427-50 Tel. 0371 35427-58 klemm@vhs-sachsen.de knabe@vhs-sachsen.de Susanne Sachse Peggy Lede Dr. Janice Biebas-Richter Georg List Marketing / Assistenz der Buchhaltung / Verwaltung IQ Teilprojekt „Sprachsensibler Projekt „Wegweiserkurse“ Geschäftsführung Tel. 0371 35427-50 Fachunterricht“ Telefon +49 371 35427 -53 Tel. 0371 35427-52 lede@vhs-sachsen.de c/o Volkshochschule Dresden list@vhs-sachsen.de sachse@vhs-sachsen.de Tel. 0351 25440-67 Janice.Biebas-Richter@ vhs-dresden.de Anschrift: Bergstraße 61, 09113 Chemnitz Telefon 0371 35427-50 | Fax -55 E-Mail info@vhs-sachsen.de Sächsischer Internet www.vhs-sachsen.de Volkshochschulverband Ausgewählte Partner des SVV 2
Inhalt Aktivitäten aus dem Landesverband Demokratie ist ein Zustand, „in dem man ohne Angst verschieden sein kann“........................... 4 „Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt“........................................................................ 6 1. DaF/DaZ-Tag.............................................................................................................................. 8 3. Sächsischer Kursleitertag – „Lernen mit Muse und Muße“..................................................... 9 Sprachsensibler Fachunterricht und Arbeitsmarktintegration.................................................... 10 „vhs goes green“ – Volkshochschulverband und Volkshochschulen werden nachhaltiger.........11 Online-Marketing – Bedarfe, Potentiale, Perspektiven............................................................... 12 Der 14. deutsche Volkshochschultag in Berlin............................................................................ 13 „Integration läuft auf Hochtouren“ Interview mit Frau Staatsministerin Petra Köpping..................................................................... 14 Wegweiserkurse für Asylsuchende............................................................................................. 16 Alltagsorientierung in Wegweiserkursen..................................................................................... 17 „Bildung zum Leben“ – 100. Katholikentag................................................................................. 18 Vernetzte politische Bildung........................................................................................................ 19 Konferenz am Schreibtisch......................................................................................................... 20 Lernen in der digitalisierten und vernetzten Gesellschaft........................................................... 21 Neue Image-Postkarten.............................................................................................................. 22 Laufend gute Kurse..................................................................................................................... 23 Prüfungen im SVV....................................................................................................................... 24 telc-Prüfungen Russisch............................................................................................................. 25 Aktivitäten aus den Volkshochschulen Neue Wege mit dem Xpert Business LernNetz........................................................................... 26 Café HotSpot: gemeinsam Räume und Willkommenskultur gestalten....................................... 27 Ausgezeichnete Bildungsarbeit - Preis für politische Bildung.................................................... 28 Lernen leicht gemacht – barrierefreies Lernen mit der VHS Leipzig........................................... 29 Zum “grünen Abitur“ an der VHS Dreiländereck ........................................................................ 30 Umzug der Volkshochschule Dresden in das Stadtzentrum....................................................... 31 Erfahrungsaustausch der „Kufer“-Anwender.............................................................................. 32 Politische Bildung im ländlichen Raum ...................................................................................... 33 Neu an der VHS-Spitze............................................................................................................... 34 Die 17 Volkshochschulen in Sachsen.......................................................................................... 35 3
Demokratie ist ein Zustand, „Der Hass könnte „in dem man ohne Angst niemals solche Wirkung entfal- ten, nicht so nachhaltig, nicht so dau- verschieden sein kann“ (Th. W. Adorno) erhaft, nicht überall in der ganzen Republik aufbrechen und sich entladen, gäbe es nicht Vorwort die klammheimliche Duldung derer, die vielleicht Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht die Mittel von Gewalt und Einschüchterung als ich daran ging, mir Gedanken über dieses Vorwort zu machen, fragte gutheißen, aber doch das Objekt, an dem sich der ich mich, ob es noch einen Sinn ergibt, über die kriminellen und hirnlosen Hass entlädt, missachten.“ rhetorischen und gewalttätigen Verirrungen und Verwirrungen zu schrei- Carolin Emcke: Gegen den Hass. Frankfurt/M. S. Fischer Verlag 2016, S. 75 ben, die Sachsen 2016 erleben und ertragen musste. Zumal ich davon Carolin Emcke ist Publizistin und erhielt 2016 den ausgehe, dass wohl nahezu niemand aus diesem rechtspopulistischen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und rechtsradikalen Milieu unseren SVV-Report 2016 überhaupt wahr- nehmen würde. Und die, die den Report - und mein Vorwort - voraus- sichtlich lesen werden, sind jene, die mit ihrer demokratischen und zivil- gesellschaftlichen Haltung bereits sehr viel für den Erhalt der freiheitlich demokratischen Grundordnung in diesem Land tun und geleistet haben. Für wen also schreiben? Ich könnte es mir einfach machen und die klas- sischen und wohlmeinenden Worte eines Vorworts für einen Jahresbe- richt wählen. Ich habe mich jedoch anders entschieden, aus der Überzeugung heraus, dass es heute mehr denn je darauf ankommt, immer und überall Haltung zu zeigen und diesem kulturlosen Treiben entgegenzutreten. Wir, und damit meine ich die Volkshochschulen, müssen als traditionsreiche Bil- dungseinrichtung Kante zeigen gegen diese kulturelle Barbarei der ras- sistischen, menschenverachtenden und fremdenfeindlichen Gesinnung, die uns immer gewalttätiger begegnet. Die Volkshochschulen, vor allem auch die sächsischen, von denen einige demnächst 100 Jahre alt wer- den, sind in der Tradition der Aufklärung, des demokratischen Anstandes und der Würde des Menschen groß geworden. Dies ist keine pflege- leichte Tradition, jedoch eine verantwortungsbewusste. Neben der sichtbaren rassistischen Gemengelage ist es auch der brutale islamistische Terrorismus, der Deutschland 2016 in erschreckender Weise erreicht hat und die Sicherheitsfrage neu stellt. In dieser schwierigen Situation sind die Volkshochschulen in Sachsen Orte, die eine verlässliche demokratische Haltung zeigen, die mit aller Kraft Bildung als eine demokratische Daseinsvorsorge und als Wider- stand verstehen - gegen Rechtspopulismus, gegen die Absurdität einer postfaktischen Politik und gegen die Barbarei eines Terrorismus. Diese Haltung, die sowohl bei den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch bei den vielen Tausend Dozentinnen und Dozenten an den Volkshochschulen erlebbar ist, macht sie zu einem demokrati- schen Pfeiler in unserem Gemeinwesen. Abzulesen war dies 2016 insbe- sondere an der Integrationsarbeit, die von den Volkshochschulen geleis- tet wurde. Mit großem persönlichen Engagement gingen die Volkshoch- schulen hier in die Vorleistung und boten eine unkomplizierte professionelle „Erste Hilfe“ für die Kommunen. Dafür möchte ich allen Das Zitat von Theodor W. Adorno stammt Beteiligten einen ausdrücklichen und herzlichen Dank aussprechen! aus: Minima Moralia. Gesammelte Die Resonanz, die wir bei dieser Integrationsarbeit vor Ort erleben konn- Schriften, Bd. 4, Frankfurt/M. 1980, S. 114 ten, macht uns Mut und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. (erstmals 1951) 4
Was uns dagegen weniger Mut machte und für große Verwunderung sorgte, war die scheinbare Belanglosigkeit, mit der dem lebenslangen Lernen in der sächsischen Bildungspolitik 2016 begegnet wurde. Als bei den ersten Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2017/2018 der Landese- tat für die öffentlich geförderte Weiterbildung erneut bei 6 Millionen ste- hen blieb - wie seit vielen Jahren - wurde uns gleichsam als Trost mitge- ben, dass wir doch froh sein könnten, dass nicht gekürzt würde. Da fällt einem im ersten Moment nichts mehr dazu ein und man staunt gewaltig. Es gleicht schon fast einer bildungspolitischen Odyssee, die die Träger der öffentlich geförderten Weiterbildung in Sachsen in den letzten Jahren hinter sich gebracht haben, um der Landespolitik die gesellschaftliche Bedeutung vom lebenslangen Lernen zu verdeutlichen. Immerhin: In den Nachverhandlungen zum ersten Haushaltsentwurf 2017/2018 wurden der Erwachsenenbildung 1 Million Euro mehr zugesprochen. Wir hatten der Politik und Verwaltung eine Erhöhung um mindestens 4 Millionen Euro konkret vorgerechnet und vorgeschlagen. Dass wir für den anstehenden Doppelhaushalt nun ein Viertel davon erhalten werden, ist für die öffent- lich geförderte Erwachsenenbildung die Einladung, dass wir uns weiter- hin und noch intensiver mit unserem Anliegen an die Politik und Öffent- lichkeit wenden müssen. Es ist auch, positiv gedeutet, ein Signal der Notwendigkeit für weitere Verhandlungen. In diesem Sinne sehen wir mit Optimismus in die Zukunft des lebenslangen Lernens in Sachsen. Herzlichen Dank an alle, die 2016 die Arbeit der Volkshochschulen hauptamtlich, als freiberufliche Dozentinnen und Dozenten oder auch ehrenamtlich in Vorständen gestaltet, vorangebracht und gewürdigt haben! Prof. Dr. Ulrich Klemm Geschäftsführer Suhrkamp Verlag Berlin 1958 Die gesellschaftliche Situation 2016 erinnerte vielfach an die politische Parabel von Max Frisch, „Biedermann und die Brandstifter“, die erstmals 1958 auf die Bühne gebracht wurde: Der Bourgeois und Fabrikant Gottlieb Biedermann nimmt zwei Fremde, Willi Eisenring und Josef Schmitz, in sein Haus auf, wohlwissend, dass sie gefährliche Brandstifter sind und verschließt die Augen vor ihrer Intention – und damit vor der scheinbar unvermeidbaren Katastrophe. 5
„Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt“ (Heinrich Heine) Ja, die Diskussion um den sächsischen Doppel- erforderlich: Die Honorare für Kursleitende liegen haushalt 2017/18 war in den Gesprächen mit derzeit bei ca. 18,00 Euro pro Unterrichtsstunde Landtagsmitgliedern, in Ministerien oder ande- (aktuelles Minimum: 12,00 Euro). Der Bund ren Gremien im Jahr 2016 schon ein bestimmen- schreibt ein Mindesthonorar für DAZ-Kurse seit des Thema. Dies begann im Jahresgespräch des Juni 2016 i.H.v. 35,00 Euro pro Unterrichtsstunde SVV im Sächsischen Landkreistag und zog sich vor. Das bedeutet in der Praxis, dass ein Dozent, durch alle Begegnungen mit Abgeordneten des der sowohl in vom Bund geförderten DAZ-Kursen Landtages hindurch. Dass es dabei um mehr und in normalen DAZ-Kursen (für Wissenschaft- geht, als nur um die Forderung nach mehr Geld, ler oder Arbeitnehmer aus europäischen Län- sondern um den durch die Volkshochschulen dern) tätig ist, für ein und dieselben Arbeiten zwei leistbaren Mehrwert für Sachsen, will ich versu- chen in den nächsten Zeilen darzulegen. Und mir extrem unterschiedliche Honorare bekommt! Es fallen dazu weit mehr Argumente ein, als es der gibt bereits Dozentenproteste und –klagen z. B. Platz hier zulässt! in Leipzig. Ein Abwandern in besser bezahlte Bil- dungsbereiche ist zu verzeichnen. Zum Ersten: Wir verstehen Bildung als eine Summe von Wissen und Kompetenzen, ganz im Drittens: Der Volkshochschultag in Berlin unter Sinne von Wilhelm von Humboldt, erfolgreich ist, dem Motto „Digitale Teilhabe für alle“ sowie die wer sich als „aufgeklärter Mensch und Bürger“ Themenstellung unserer Mitgliederversammlung einbringt. Unter dieser Perspektive führen wir in im vergangenen Jahr betrachtete Weiterbildung den Sächsischen Volkshochschulen die Ausein- in Zeiten des Umbruchs, oder etwas prägnanter andersetzung mit aktuellen Themen von Alpha- formuliert, die digitale Transformation von Gesell- betisierung bis Zuwanderung. Die soziale Markt- schaft und Bildung zwischen Humboldts Ideal wirtschaft verlangt von den Bürgerinnen und und Orwells Schrecken. Der digitale Wandel Bürgern ständige Veränderungen und sie verteilt jedoch darf keine Sache weniger Eingeweihter Wohlstand und Einkommen ungleich. Das führt zu Unsicherheit, Ängsten und Verbitterung. sein. Wir als Volkshochschulen in Sachsen kön- Damit arbeiten „Autoritäten“. Der Ruf nach einfa- nen und wollen digitales Know-how verbreiten chen Lösungen und starkem Führer wird somit und möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern gestärkt. In einer digitalisierten Welt haben viele zugänglich machen. Entsprechende Fachleute Menschen nur noch Meinungen, sie tätigen sitzen ja nicht nur in Hochschulen, wissenschaft- Äußerungen – und niemand stellt mehr Fragen. lichen Instituten und Unternehmen. Auch die Doch fraglose Gesellschaften können leicht Volkshochschulen in Sachsen und der Landes- manipuliert werden. Politische Bildung ist dabei verband haben bereits Expertisen vorzuweisen, unser Alleistellungsmerkmal gegenüber anderen die es allerdings weiter auszubauen gilt. Die Digi- Einrichtungen der allgemeinen Weiterbildung. talisierung der Erwachsenenbildung erfordert Wir Volkshochschulen in Sachsen sorgen (mit) Investitionen in infrastrukturelle Anpassungen dafür, dass der Freistaat ein modernes, weltoffe- sowie das Entwickeln neuer digitaler Angebote. nes und innovatives Land ist. Die sich neu entwi- ckelnde Gesellschaft ist auch in Sachsen deut- Für die Zukunft der Bildung wird es bedeutsam lich ausdifferenzierter und bunter geworden. Und Diversität erfordert Zusammenhalt! Die Volks- sein, die Welten der analogen und digitalen Bil- hochschulen können hierbei DIE Rolle des Medi- dung miteinander zu verknüpfen. Die zuneh- ators übernehmen. Dafür müssen sie finanziell mende Individualisierung von Bildung muss sich entsprechend ausgestattet werden! konsequenterweise natürlich in den rechtlichen Zum Zweiten ist Erhöhung der Dozentenhonorare Rahmenbedingungen niederschlagen. 6
Der Ruf nach Bildung 4.0 erfordert aber auch Sachsen mit den bildungspolitischen Akteuren Anpassungsleistungen von den Trägern der konnte dies gegenüber den finanzpolitischen Weiterbildung. Die bisherigen Strukturen Entscheidern nicht durchgesetzt werden. Neh- und Finanzierungen werden dem nicht men wir die 1 Million Steigerung als erstes Signal mehr gerecht. Weiterbildung, die einen und Aufforderung, weiter am Thema zu arbeiten! als lebenslange und agile Säule an der Gesellschaft teilhaben lässt, wird sich Angesichts der oben benannten Herausforderun- zukünftig in Orten wie „Offene Werkstatt“ gen und den damit verbundenen Lösungsansät- oder „Offenes Technologielabor“, oder auch zen halten wir Sächsischen Volkshochschulen es „Makerspace“ bzw. „Fablab“ (von „fabrication für zwingend notwendig, 1 % des Haushaltes Matthias Weber, laboratory“) abspielen. Dort entstehen die Inno- des SMK für die Förderung der allgemeinen Wei- Vorsitzender des vationen, die unsere Gesellschaft voranbringen. terbildung langfristig in den kommenden Haus- Sächsischen halten einzustellen. Volkshochschul- Und als Vierter, aber nicht abschließender Punkt verbandes e.V. in der Reihe von Argumenten und Lösungen der Ich freue mich dabei auf eine weiterhin gute Foto: Rafael Sampedro Volkshochschulen für den Freistaat will ich noch Kooperation mit den bildungspolitischen Spre- darauf hinweisen, dass es gilt, Regionen und chern der Fraktionen im Sächsischen Landtag Sozialräume mit besonderem Handlungsbedarf und vielen weiteren Landtagsmitgliedern, den besonders zu berücksichtigen. Hier liegt seitens regionalen Bundestagsmitgliedern sowie Kom- des SVV bereits seit 2013 ein entsprechendes munalpolitikern und Landräten vor Ort sowie Strategiepapier vor. dem Sächsischen Staatsministeriums für Kultus (SMK), dem Sächsischen Bildungsinstitut (SBI), Der demografische sowie gesellschaftliche Wan- den unterschiedlichen Verbänden und Organisa- del führte, wie oben beschrieben, in den vergan- tionen, wie beispielsweise dem Sächsischen genen Jahren zu einer permanenten und bedarfs- Landkreistag und setze auch zukünftig darauf, gerechten Erweiterung der Aufgabenfelder der das vertrauensvolle Miteinander entsprechend Volkshochschulen. Die damit verbundenen Kos- fortsetzen zu können. ten trugen die Bürgerinnen und Bürger Sachsens sowie die Landkreise und Kommunen. Eine Matthias Weber adäquate Finanzierung des gestiegen Aufwan- Vorsitzender des durch den Freistaat ist ausgeblieben. Was bleibt, ist eine strukturelle Unterfinanzierung. Folge: Die gleichbleibenden Haushaltsansätze unterwandern die Aktivitäten der Weiterbildungs- träger, dem Bedarf gerecht zu werden. Denn in der Praxis führt die Förderphilosophie des Frei- staates dazu, dass der Landeszuschuss pro Stunde sinkt, wenn die Unterrichtsstunden steigen. In einem ersten Schritt zur Verbesserung der finanziellen Situation erwarteten die VHS im Jahr 2016 eine Berücksichtigung ihrer Forderung und der Forderung des Landesbeirats für Erwachse- nenbildung nach einer Erhöhung von 6 Millionen Euro auf 10 Millionen Euro in der Titelgruppe 81 - Förderung von Einrichtungen der Weiterbildung - im anstehenden Doppelhaushalt 2017/2018. Trotz aller Bemühungen und gemeinsamer Anstrengungen des SVV sowie aller Einrichtun- gen der öffentlich geförderten Weiterbildung in 7
1. DaF/DaZ-Tag Nachdem in den letzten zwei Jahren tausende von Flüchtlingen nach Deutschland kamen und die Volkshochschulen zentrale Anlaufstelle für diese Menschen auf dem Weg zur sprachli- chen Integration wurden, mangelte es ganz massiv an Lehrkräften in diesem Bereich. Viele Dozenten wechsel- ten in den Schuldienst und Lehrkräfte aus dem Fremd- sprachenbereich übernahmen deren Aufgaben. Zusätzlich werden in Kooperation des Sächsischen Volkshochschulverbandes mit dem Staatsministerium für soziales und Verbraucherschutz Geschäftsbereich Gleichstellung und Integration sowie ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. Wegweiserkurse in den Erstauf- nahmeeinrichtungen angeboten, in denen auch Deutsch- lehrkräfte zum Einsatz kommen. Diese Situation bescherte eine große Nachfrage an Fortbil- dungen für diese Lehrenden, der wir mit unserem 1. DaF/DaZ- Tag am 17. September 2016 begegnen wollten. Wir organisierten die Veranstaltung wieder in den dafür optimal aus- gestatteten Räumlichkeiten der Evangelischen Hochschule Dresden. Den Auftakt machten die Begrüßungsworte von Prof. Dr. Ulrich Klemm und die Eröffnungsrede von Frau Dr. Ute Enderlein vom Sächsischen Workshopleiterin Anja Schmidt Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz Geschäftsbe- präsentiert DaF-Lernspiele reich Gleichstellung und Integration, die die Bedarfe an strukturellem Wissen, wie Sprachförderung wirklich greift, hervorhob. Sie unterstrich auch, wie wichtig der Austausch zur neuen interkulturellen Situation sei, der durch die sich ändernden Zuwanderungsgruppen und die damit ver- bundenen Problemlagen hervorgerufen wird. Es zeigte sich bereits im Voraus, dass die geplanten 14 Workshops zu methodisch-didaktischen Themen und Lehrmittelvorstellungen inner- halb von kurzer Zeit ausgebucht waren und wir uns glücklich schätzen durften, dass die Referenten auch mit größeren Gruppen zu arbeiten bereit waren, als eigentlich gedacht. Hier geht ein großes Dankeschön an die Referenten und die Verlage sowie an die Aussteller, die uns an die- sem Tag unterstützten! Ein großer Dank geht auch an die Mitarbeiterinnen des SVV, Susanne Sachse, Romy Knebel und Eva Daskiewitsch, die mit viel Herzblut für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung sorgten. Die Anregungen, die uns als Inspiration für die nächsten sprachbezoge- nen Fachtage über die Feedbackbögen mitgeteilt wurden, nehmen wir mit in unsere Fortbildungsplanungen kommender Veranstaltungen. Für das leibliche Wohl sorgte, wie bereits im Jahr davor, der Luby Ser- vice der Cultus GmbH der Landeshauptstadt Dresden, der auch Men- schen mit Benachteiligungen beschäftigt. Insgesamt nahmen 138 Teilnehmer am DaF/DaZ-Tag teil. Dazu kamen 21 Referenten, Verlagsmitarbeiter und das SVV-Team. Eike-Maria Falk Fachreferentin 8
3. Sächsischer Kursleitertag “Lernen mit Muse und Muße“ Bei diesem Veranstaltungstitel haben sich bestimmt einige Interessierte gefragt, ob das überhaupt geht: Lernen mit Muse und Muße. Mein Fazit nach der Veranstaltung ist ein klares JA! Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben wir wieder ein interes- santes, ausgewogenes und anregendes Programm gestaltet. So folgten 73 Teilnehmende unserer Einladung und kamen an diesem sommerli- chen 18. Juni 2017 in die Volkshochschule Chemnitz. Für den Part der Muse, also die unterhaltende Kunst und Inspiration, hat- ten wir den bekannten Kabarettisten Lothar Bölck eingeladen. Mit sei- nem erheiternden, aber auch zum Nachdenken anregenden Programm, zauberte er allen Zuhörern das Lachen ins Gesicht und strapazierte so manche vergessene Muskelgruppe. Für den Part der Muße war die Herausforderung an uns als Veranstalter schon etwas größer: „freie Zeit und [innere] Ruhe, um etwas zu tun, was den eigenen Interessen entspricht“ (www.duden.de). Bei unserem abwechslungsreichen Programm konnten die Teilnehmerinnen und Teil- nehmer aus insgesamt 9 verschiedenen Workshopthemen das auswäh- len, was ihren eigenen Interessen entsprach. Das attraktive Ambiente im DAStietz sowie die lernfreundliche Atmosphäre in den Räumen der Volkshochschule Chemnitz sorgten sowohl bei den Teilnehmern als auch Kabarettist Lothar Bölk sorgte für bei den Dozenten für die notwendige Bereitschaft zur Wissensvermitt- heitere Einstimmung mit einem Auszug aus seinem Programm „Dummerland lung, -aufnahme und für einen sehr gewinnbringenden Erfahrungsaus- - oder was weiß ich denn.“ tausch. Besonders gut besucht waren die Workshops „Persönlich wirken – Körpersprache und Improvisation im Kurs“, „Klar, eindeutig und trotz- dem schön – Ihre Kurstexte“ oder „Umgang mit schwierigen Teilnehmern – Konfliktkompetenz“. Muse und Muße vereint, das konnten dann die Teilnehmer abschlie- ßend noch einmal bei den Angeboten des aktiven Ausklangs erfahren und erleben. Für den Erfolg der Veranstaltung ist es unerlässlich, gute Dozentinnen und Dozenten zu haben, die Ihren Erfah- rungsschatz weitergeben und im Gegenzug des kollegi- alen Austauschs sicher auch Neues für sich mitgenom- men haben. Das Feedback vieler Teilnehmer, dass sie sich schon auf den nächsten Kursleitertag freuen, ist für uns als Organisationsteam ein großer Ansporn. Claudia Knabe Fachreferentin 9
Sprachsensibler Fachunterricht und Arbeitsmarktintegration Projekt mit dem IQ-Netzwerk Sachsen Neben sprachlicher und kultureller Integration Modul 3: Aufgaben und Übungen sprachförder- von Migrantinnen und Migranten gehört zu den lich gestalten, Prüfungsvorbereitung optimieren zentralen Aufgaben der kommenden Jahre das -- Sprachliche Anforderungen und sprachför- Thema Arbeitsmarktintegration. derliche Konzeption von Aufgaben und Dabei sind Fachlehrende mit der Notwendigkeit Übungen einer integrierten Förderung bildungssprachli- -- Schriftliche Prüfungsanforderungen und cher und fachlicher Kompetenzen konfrontiert. Prüfungsstrategien Für die Aneignung berufsfachlicher Inhalte in der Aus- und Weiterbildung von DAZ-Lernenden Darüber hinaus werden Tagesseminare im Rah- bedarf es daher spezifischer Unterstützung. men der IQ-Themenreihe „Migration und Arbeits- Um Lernbegleiter in der beruflichen Qualifizie- welt“ und Inhouse-Formate angeboten. rung dabei zu unterstützen, entwickelte die IQ-Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch in Ham- 2016 konnten 80 Interessierte in vier Tagessemi- burg ein modulares Fortbildungsangebot naren, einem vollständigen Schulungsdurchgang „Sprachsensibler Fachunterricht in der berufli- der Fortbildungsreihe und einer Multiplikatoren- chen Qualifizierung“ (SpraSiBeQ), das im vergan- schulung (angeleitet von der Fachstelle Berufs- genen Jahr in den Transfer an die Landesnetz- bezogenes Deutsch) qualifiziert werden. Die werke im Förderprogramm „Integration durch zunächst avisierten Teilnehmerzahlen wurden Qualifizierung (IQ)“ ging. Im August 2016 über- mehr als erfüllt. Das Projekt geht 2017 in die nahm der SVV als Teilprojektpartner des IQ Netz- Verlängerung. Die Teilnehmer beim Ausprobie- werkes Sachsens die Aufgabe, diese Fortbildung ren der Flying- in die Praxis zu transferieren, und zwar Dr. Janice Biebas-Richter Stick-Methode sachsenweit. IQ Teilprojekt „Sprachsensibler Fachunterricht“ Foto: Dana Ritzmann Die Fortbildungsreihe umfasst 3 Module à 1,5 Tage. Modul 1: Grundlagen eines sprachsensiblen Fachunterrichts -- Sprachliche Herausforderungen in multilingu- alen Lerngruppen -- Sprachliche Handlungsfelder in der berufli- chen Qualifizierung -- Sprachebenen im Fachunterricht -- Methoden eines sprachförderlichen Fach- unterrichts Modul 2: Unterrichtsinteraktion sprachförderlich gestalten -- Sprachsensible Förderung der Kommunikati- onsprozesse im Unterricht -- Angemessene Gesprächsführung im Unter- richt -- Sprachförderung durch kooperative Lern- formen 10
„vhs goes green“ – Volkshochschulverband und Volkshochschulen werden nachhaltiger Hauptziel des Projektes ist die Über den Hauptpreis, einen ökologischen Mode- Erarbeitung eines Organisati- rationskoffer, haben sich die Leiterin der VHS onskonzeptes, wie man Hoyerswerda, Ute Grun, sowie der Kursleiter als Bildungseinrichtung Tino Hübner von der VHS Bautzen besonders seine Prozesse und gefreut. Aktivitäten so gestal- ten kann, dass man einen Beitrag zur Beispiele für Maßnahmen des SVV nachhaltigen Ent- -- Neu anzuschaffende elektrische Geräte müs- wicklung und Redu- sen energiesparend arbeiten und den Anfor- zierung von CO2- derungen des Labels „EnergyStar“ oder ver- Emissionen leistet. gleichbar erfüllen. Die Potenziale dafür -- Senkung des Papierverbrauchs um 10% liegen in den Einrichtun- (Referenzjahr 2014) gen selbst und werden teil- -- Alle Großveranstaltungen des SVV werden weise schon praktiziert, jedoch mit dem Siegel „Veranstaltung klimaneutral“ oft noch unsystematisch: z.B. im gelabelt. Kursleiter Tino Hübner erhält als Büroalltag, bei der Beschaffung von Materialien Hauptpreis einen und Dienstleistungen, in der Planung und Durch- Vorschläge von den Ideenwettbewerben ökologischen führung von Veranstaltungen usw. (Auszug) Moderationskoffer Um diesen Prozess systematisch, reflektiert und -- Umstieg auf stromsparende LED-Beleuch- verbindlich zu gestalten, haben wir als Team der tung bei Ausfall der derzeitigen Leuchtmittel Geschäftsstelle des SVV, ebenso wie die ande- -- Schriftverkehr noch stärker von Papier auf ren Projektpartner, die formulierten Kernpro- E-Mail zesse durchlaufen und dokumentiert. Dabei sind -- Heizungsregelung nachts und am Wochen- auch Arbeitsmaterialien entwickelt und erprobt ende gezielt absenken - Mitarbeiterverhalten worden, die interessierten Bildungseinrichtun- -- Abschaffung der Papier-Feedbackbögen und gen Unterstützung und Hilfe sein sollen. Unsere Verwendung einer Evaluations-App Erfahrungen werden dann in verallgemeinerter -- Fahrgemeinschaften zu Kursen und Veran- Form in einem „Qualitätsmodul Nachhaltigkeit“ staltungen bilden zusammengefasst. Dieses wird im Rahmen der -- Umstellung von Dienstfahrzeugen auf Fachtagung „Nachhaltigkeit – ein Thema für die Elektrofahrzeuge Erwachsenenbildung“ am 3. April 2017 in Erfurt -- Whiteboardmarker aus Recyclingmaterial präsentiert. kaufen, die zusätzlich nachfüllbar sind Ein weiteres Anliegen des Projektes ist es, mög- -- Treppenhausbeleuchtung über Bewegungs- lichst alle Personengruppen der Volkshochschu- melder steuern len und des Volkshochschulverbandes einzube- ziehen und für die Notwendigkeit von CO2-Ein- sparungen zu sensibilisieren. Dies haben wir mit Claudia Knabe Ideenwettbewerben beim 3. Sächsischen Kurs- Fachreferentin leitertag im Juni 2016, bei der Mitgliederver- sammlung des SVV im August 2016 sowie beim DaF/DaZ-Tag im November 2016 umgesetzt. An die Ideengeber wurden wertvolle, ökologisch produzierte Preise verteilt, z.B. USB-Sticks, Solartaschenlampen oder Solartaschenrechner. 11
Online-Marketing – Bedarfe, Potentiale, Perspektiven Der erste Impuls zur Online-Marketing-Studie Der Projektbericht beinhaltet auch zahlreiche kam aus dem Arbeitskreis Marketing des Sächsi- konzeptionelle und praktische Vorschläge zur schen Volkshochschulverbandes (SVV). Durch- Weiterentwicklung des Online-Marketings an geführt wurde sie von Dr. Holger Müller von den sächsischen Volkshochschulen. Der Arbeits- SAPITE-Consult aus Dresden im Zeitraum von kreis Marketing des SVV hat basierend auf den Studienergebnissen erste Schwerpunktthemen Februar bis Oktober 2016. zur Verbesserung des Online-Marketings festge- legt und untersetzt diese mit konkreten Maß- Das Untersuchungsdesign der Studie baut auf nahmeplänen. So werden beispielsweise das drei Phasen auf: In einem ersten Schritt wurden Videomarketing, die Verbesserung der Web- an allen 17 sächsischen Volkshochschulen shops und auch das E-Mail-Marketing mittelfris- Vor-Ort-Analysen mit Experteninterviews durch- tig in Angriff genommen. geführt. Dazu wurde im Vorfeld ein Interviewleit- faden entwickelt, der aus einer Analyse der vor- Ulrich Klemm handenen Fachliteratur und aus Gesprächen mit Geschäftsführer Mitarbeitern des sächsischen Volkshochschul- verbandes (SVV) hervorging. Im zweiten Schritt widmete sich Dr. Müller aus- gewählten Volkshochschulen in Baden-Württem- berg, Bayern, Hessen und Hamburg und fragte vor Ort nach ihren Erfahrungen mit Online-Mar- keting. Ausgewählt wurden dabei Volkshoch- schulen, denen nachgesagt wird, dass sie über gute und vielfältige Erfahrungen im Online-Mar- keting verfügen. In der abschließenden dritten Phase wurden die Ergebnisse aus Sachsen mit denen aus anderen Bundesländern verglichen und in Empfehlungen für die sächsischen Volkshochschulen gebündelt. Ein zentrales Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass die sächsischen Volkshochschulen das Thema unterschiedlich angehen und auch unter- schiedliche finanzielle und personelle Ressour- cen zur Verfügung stellen (können). Entspre- chend ergibt sich ein heterogenes Bild. In dieser Situation muss im Anschluss an diese Studie vhs to go! M bil Kurssuche Mobile K h mit it der d vhsApp h A © Foto: Syda Productions/shutterstock.com oder www.volkshochschule.de überlegt werden, welche gemeinsamen Themen und Bedarfe es gibt, die vom SVV für alle Volks- Kostenlos erhältlich in den App-Stores hochschulen als Dienstleistung zur Weiterent- wicklung des Online-Marketings übernommen werden können und welche individuellen Bedarfe Anzeige für die Kurssuche in der bundesweiten separat von den einzelnen Volkshochschulen VHS-Datenbank „openVHS“ geleistet werden müssen. Quelle: DVV 12
Der 14. Deutsche Volkshochschultag in Berlin Alle fünf Jahre, seit 1956, veranstaltet der Deutsche Volkshochschul-Ver- band den größten Kongress zum Thema Weiterbildung in Deutschland, der die Bedeutung des lebenslangen Lernens an Volkshochschulen als Daseinsvorsorge und gesellschaftlichen Entwicklungsfaktor in den Mit- telpunkt rückt. 2016 fand dieser am 9. und 10. Juni im Berliner Congress Center am Alexanderplatz statt. Bundespräsident Joachim Gauck eröff- nete den Volkshochschultag, an dem 1.500 Teilnehmerinnen und Teilneh- mer aus aller Welt teilnahmen. Mit dem Motto „Digitale Teilhabe für alle“ beschäftigte sich der Kongress mit einem wegweisenden Thema für die Bildungsarbeit. Redner waren neben dem Bundespräsidenten u.a. die Bundesarbeitsmi- nisterin Andrea Nahles, Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Dr. Bernd Arnold von der Xpert Business Wanka und Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller. Mit einem aus- Masterprüfungszentrale im Gespräch mit gesprochen dichten inhaltlichen Programm wurde das Thema der Digita- Romy Knebel am Stand des SVV lisierung von Bildung vielschichtig diskutiert und erörtert. Und, wie es bei Volkshochschulen dazu gehört, kam die Kultur auch nicht zu kurz. Den ersten Tag beendete ein imposantes Fest mit drei Bühnen im Kosmos Berlin: Der Kongress tanzte! Als SVV waren wir natürlich auch wieder mit einem Stand vertreten. Inhaltlich boten wir zwei Schwerpunkte: Das Konzept der Wegweiser- kurse und die Initiative zum Xpert Business Lernnetzwerk. Zu dem Weg- weiserkonzept, das wir zusammen mit unserem Projektpartner ARBEIT UND LEBEN Sachsen präsentierten - Frank Schott und Stefan Grande unterstützten uns dabei (herzlichen Dank!) – konnten wir viele interes- sierte und interessante Gespräche führen, die uns nochmals den Stellen- wert unseres Konzepts in Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende verdeutlichte. Ebenfalls auf große Resonanz stieß das Xpert Business LernNetz, das vor allem an der VHS Leipzig eine erfolgreiche und kluge Operationalisierung erlebt. Dr. Bernd Arnold, Leiter von Xpert Business Deutschland, würdigte dabei in besonderer Weise den Beitrag der säch- sischen Volkshochschulen für die bundesweite Entwicklung dieses ein- maligen beruflichen Bildungskonzepts. Die SVV-Crew, die das operative Management für diese zwei Tage orga- nisierte, Susanne Sachse, Romy Knebel und Eike-Maria Falk, sei an die- ser Stelle ganz herzlich gedankt! Wir freuen uns schon auf den nächsten Deutschen Volkshochschultag 2021. Wir sind uns sicher, dass wir auch dann wieder Neues und Innova- tives aus Sachsen präsentieren und diskutieren können! Ulrich Klemm Geschäftsführer 13
„Integration läuft auf Hochtouren“ Interview mit Frau Staatsministerin Petra Grundlage haben. Außerdem ist es uns ein gro- Köpping, Sächsisches Staatsministerium für ßes Anliegen, die Helferinnen und Helfer, sowohl Soziales und Verbraucherschutz, Geschäfts- ehren- als auch hauptamtlich, in der Erweiterung bereich Gleichstellung und Integration ihrer Qualifikation zu unterstützen. Deshalb füh- Ulrich Klemm: Sehr geehrte Frau Staatsministe- ren wir momentan für die Kommunalen Integrati- rin Köpping, im Jahr 2016 wurde das Thema onskoordinatoren sachsenweit eine Schulung Migration und Integration erneut zu einem zent- durch. Außerdem erfragen wir mit Hilfe der ralen und extrem herausfordernden innenpoliti- HeLP-Studie im Moment, wie wir die Arbeit der schen Thema für Sachsen - auch wenn die ehrenamtlich Helfenden besser unterstützen Flüchtlingszahlen im Vergleich zu 2015 deutlich können. Eine zentrale Aufgabe in diesem Jahr rückläufig waren. Was wurde 2016 in Sachsen für stellt die Fortschreibung des Sächsischen die Integration von geflüchteten Menschen Zuwanderungs- und Integrationskonzeptes dar. getan? Ulrich Klemm: Ein wesentlicher Bestandteil der Staatsministerin Petra Köpping: Da kann ich Integrationsarbeit sind Sprachkurse, die von ver- sagen: sehr viel. Auch wenn weniger Flüchtlinge schiedenen Trägern flächendeckend in Sachsen nach Sachsen gekommen sind, läuft die Integra- angeboten werden. 2016 wurden die Strukturen tion derjenigen, die da sind, auf Hochtouren. Im deutlich ausgebaut und zusätzliche Bundes- und vergangenen Jahr haben wir bspw. die Landesmittel bereitgestellt. Sind diese aus Ihrer Beschlüsse des Maßnahmenpaketes der Staats- Sicht ausreichend bzw. wie sehen Sie die Forde- regierung umgesetzt, konkret bedeutet dies, rung der Träger nach einer Erhöhung der Träger- dass wir beispielsweise mehr finanzielle Mittel in pauschale für Integrationskurse von derzeit 3,90 unsere bestehenden Förderrichtlinien geben Euro auf 4,40 Euro pro Teilnehmer und konnten. Diesen Anspruch haben wir auch in den Unterrichtseinheit? Haushaltsverhandlungen für den nächsten Dop- pelhaushalt 2017/18 deutlich gemacht, also die Staatsministerin Petra Köpping: Mit Blick auf Integration auf finanziell solide Füße zu stellen. das uns für die Landessprachkurse zur Verfü- Wenn ich zurückblicke, dass wir 2015 mit einem gung stehende Budget bin ich froh über jeden Budget von 400.000 Euro für diesen wichtigen Cent, der direkt in die Umsetzung der Kurse geht. Bereich begonnen haben und jetzt jährlich gut 40 Zudem war es uns enorm wichtig, dass wir mit Millionen Euro für die soziale Betreuung, für die unseren Kursen den Lückenschluss für bislang Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements nicht zugangsberechtigte Zuwanderer, aber eben oder für die Unterstützung von Landkreisen zur kein Konkurrenzangebot zu bestehenden Kursen Verfügung stehen, dann wird schon sehr deut- erschaffen. Dabei lehnen wir uns eng an die lich, dass hier wirklich viel passiert ist. Am deut- inhaltlichen und finanziellen Vorgaben der Integ- lichsten wird dies in einem Punkt: als eines der rationskurse an. Nach unserer bisherigen Ein- wenigen Bundesländer haben wir in Sachsen ein schätzung scheinen die finanziellen Grundlagen eigens Landessprachprogramm aufgelegt, dass ausreichend. Aber ich verschließe mich den die Angebote des Bundes, hier vor allem die Inte- Argumenten für eine Verbesserung nicht. grationskurse, sinnvoll und dringend benötigt ergänzt. Ulrich Klemm: In Sachsen haben wir 2016 mit den so genannten Wegweiserkursen für Erstauf- Ulrich Klemm: In diesem Zusammenhang: Wo nahmeeinrichtungen, die in einem Verbund von sehen Sie die Schwerpunkte für dieses Jahr? Volkshochschulverband, ARBEIT UND LEBEN und Volkshochschulen und im Auftrag Ihres Staatsministerin Petra Köpping: Zunächst ist Ministeriums erprobt und mit über 5.000 Asylsu- es wichtig, für die bestehenden Förderpro- chenden umgesetzt wurden, ein bundesweit ein- gramme eine Kontinuität und Verlässlichkeit her- maliges Integrationsangebot geschaffen. Wie zustellen, damit die Vereine, Träger und Initiati- wird es weitergehen? Welche Chancen hat die- ven für ihre gute Arbeit weiterhin eine sichere ses Angebot in der Zukunft? 14
Staatsministerin Petra Köpping: Auch hier bzw. wie ist es zu erklären, dass ein solcher Hass reagierte der Bund und unterstützt ab 1. Juli und eine solche Gewaltbereitschaft so manifest 2017 Erstorientierungskurse in Erstauf- wurde und eine demokratische Integrationsar- nahmeeinrichtungen und kommunalen beit in Sachsen erschwert? Und vor allem: Was Gemeinschaftsunterkünften. Das tut er können wir dagegen tun? zum Glück in enger Absprache mit den Ländern, so dass wir für die Umsetzung Staatsministerin Petra Köpping: Was wir bei in Sachsen zwei Prioritäten gesetzt mir in meinem Geschäftsbereich getan haben, ist haben: einerseits wollen wir die Bundes- die Förderrichtlinie für unser Landesprogramm mittel zuerst für Kurse in den EAEs einsetzen „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Tole- und andererseits wollen wir den Ablauf, die ranz“ zu novellieren und finanziell besser auszu- Staatsministerin Inhalte und die Umsetzung an unsere Wegwei- statten. Weniger Bürokratie und ein höheres Petra Köpping, serkurse angleichen. Damit nutzen wir das in Budget von 4 Millionen Euro werden dafür sor- Sächsisches Sachsen entwickelte und erprobte Knowhow und gen, dass mehr Träger ihre wichtige Demokratie- Staatsministerium unser Pilotprojekt geht in eine Verstetigung der arbeit durchführen können. Dass wir damit nicht für Soziales und Erstorientierung über. Die am bisherigen Projekt Verbraucher- alle Menschen erreichen werden, die skeptisch beteiligten VHSen helfen uns hoffentlich, das schutz, sind oder rassistische Einstellungen vertreten, ist Wissen und die Erfahrung aus den Wegweiser- Geschäftsbereich klar. Deshalb setze ich weiter auf den Dialog mit kursen bestmöglich weiterzureichen und die Gleichstellung und den Bürgerinnen und Bürgern. Im Rahmen der langfristige Umsetzung der neuen Erstorientie- Integration Küchentischtour, die Martin Dulig seit über einem rungskurse fachlich zu begleiten. Foto: André Forner/ Jahr durchführt und an der ich regelmäßig als SMGI Ulrich Klemm: Eine wesentliche Herausforde- Gesprächspartnerin für die Gäste teilnehme, rung wird zukünftig in der beruflichen Integration wird mir immer wieder bewusst, dass viele Men- von Geflüchteten liegen. Hier wird offensichtlich, schen mit Problemen kämpfen, die aus den dass bei einem Großteil der Geflüchteten das nichtverarbeiteten Erlebnissen im Zusammen- Fehlen einer ausreichenden Allgemeinbildung hang mit der politischen Wende 1989 herrühren. ein enormes Problem auf dem Weg zu Ausbil- Ich habe im Oktober 2016 dazu eine vielbeach- dung und Beruf ist. Wie ist Sachsen dazu derzeit tete Rede gehalten und mich diesem Thema aufgestellt und wo sehen Sie Entwicklungs- gewidmet. Die Rückmeldungen, die ich aus der bedarfe? Bevölkerung erhalten habe und immer noch erhalte, zeigen, dass es viele Enttäuschungen Staatsministerin Petra Köpping: Das ist wahr- und Verletzungen gibt, die seitdem öffentlich kein lich im Moment eine der größten Herausforde- Gehör fanden. Dieser Eindruck, dass die eigenen rungen. Wir schätzen, dass derzeit ungefähr Brüche und Erfahrungen aus der Wendezeit nicht 4.000 bis 5.000 Geflüchtete in Sachsen mit kei- gehört werden wollen und nicht von Interesse ner oder so geringer schulischer Bildung leben, sind, sitzt bei den Leuten tief und ist e i n Grund dass sie keine Ausbildung beginnen können. Wir für den Rassismus und die Fremdenfeindlichkeit, beraten im Kabinett gerade darüber, wie wir hier die wir in den vergangenen Monaten erlebt zusätzliche Bildungsangebote schaffen können, haben. Ich möchte diese Phänomene damit kei- um bei dieser Gruppe eine Ausbildungsreife zu nesfalls entschuldigen, denn es ist ganz klar, ermöglichen. Damit könnten sie dann berufsvor- dass Hass und Gewalt gegen andere Menschen bereitende Maßnahmen der Arbeitsagenturen völlig inakzeptabel sind. Mir geht es vor allem bzw. Jobcenter oder eine Ausbildung beginnen. darum, einen Weg zu finden, damit wir die Spal- Dabei sind wir in enger Absprache mit der Bun- tung in unserer Gesellschaft überwinden können. desagentur für Arbeit. Und das Zuhören ist meiner Meinung nach ein Ulrich Klemm: Abschließend möchte ich noch ganz wichtiger Bestandteil und auch eine Auf- die gesellschaftliche Entwicklung in Sachsen gabe, die Politikerinnen und Politiker überneh- insgesamt ansprechen: Vor allem im Zusammen- men müssen. Nur damit schaffen wir es, den hang mit der Migration und Integration von gesellschaftlichen Zusammenhalt in Sachsen geflüchteten Menschen ist in Sachsen ein Ras- wieder zu stärken. sismus und eine Fremdenfeindlichkeit zu Tage getreten, die beispiellos ist und bundesweit für Ulrich Klemm: Sehr geehrte Frau Staatsministe- Schlagzeilen sorgte. Wie konnte dies passieren rin Köpping, herzlichen Dank für dieses Gespräch! 15
Wegweiserkurse für Asylsuchende Die Wegweiserkurse vereinen in insgesamt 30 Einrichtungen. Für die Lehrenden und die Koordi- Unterrichtsstunden, die in der Regel innerhalb natoren der Volkshochschulen bedeutete die einer Woche direkt in den Erstaufnahmeeinrich- Arbeit auch, sich immer wieder ändernden Rah- tungen stattfinden, Deutschunterricht und All- menbedingungen flexibel anzupassen und eine tagsorienterung für Asylsuchende. Die Teilneh- tragfähige Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern menden lernen dabei erste Redewendungen und der Einrichtungen zu etablieren. Im Kursgesche- Wörter in der deutschen Sprache kennen, die hen selbst waren neben didaktischem und ihnen vor allem bei der alltäglichen Kommunika- methodischem Know-How auch interkulturelle tion behilflich sein, aber auch den Grundstein für Kompetenz und Einfühlungsvermögen gefragt. weiteres Lernen legen sollen. Im Rahmen des Projekts entstanden ein ausführ- liches Curriculum und ein eigens für die Wegwei- Nach dem Auftakt im Dezember 2015, zu dem die serkurse konzipiertes Arbeitsheft. Etliche Weiter- sächsische Staatsministerin für Gleichstellung bildungen zur Methodik und Didaktik im DaZ-Be- und Integration, Petra Köpping, den ersten Kurs reich, interkulturellen Themen und in Dresden besuchte, können wir nun auf ein Jahr Besonderheiten der Zielgruppe, sowie Work- voller Erfahrungen mit der Umsetzung des Pro- shops und Vernetzungstreffen rundeten die jektes zurückblicken. Die Dynamik, die im Feld Tätigkeiten im Projekt ab. der Aufnahme und Versorgung von Geflüchteten Neben vieler positiver Rückmeldungen von Teil- nehmenden, Mitarbeitern der Erstaufnahmeein- zu beobachten war, wirkte sich dabei auch auf richtungen und den Ergebnissen des Evaluati- unser Projekt aus. Nachdem die Kurse an sechs onsberichtes der TU Chemnitz, zeigen auch die Standorten in Sachsen gestartet waren, zeich- mehrmals vorgenommene Verlängerung des nete sich ab, dass aufgrund der sinkenden Ein- Projektzeitraumes, dass die Wegweiserkurse ein reisezahlen einige Erstaufnahmeeinrichtungen erfolgreiches Projekt sind, in dem sich die betei- schließen werden. Im ersten Halbjahr 2016 schie- ligten Kooperationspartner den Herausforderun- den deshalb die Standorte Niederau (LK Meißen) gen eines neuen, von Dynamik geprägten und und Bischofswerda (LK Bautzen) aus dem Pro- nicht zuletzt auch gesamtgesellschaftlich wichti- jekt aus. Auch in den verbleibenden Standorten gen Arbeitsfeldes stellen. Dresden, Chemnitz, Dölzig (LK Nordsachsen) und Leipzig musste teilweise Ersatz für schlie- Georg List ßende Einrichtungen gefunden werden. Im Laufe SVV-Projektmitarbeiter des Jahres 2016 stieg zu dem der Bedarf an rus- sisch und kurdisch sprechenden Kulturmitt- ler/-innen. Um das Angebot der ursprünglich geplanten Sprachen Arabisch, Farsi, Urdu und Tigrinya zu ergänzen, wurden deshalb zusätzli- che Kulturmittler/-innen durch ARBEIT UND LEBEN Sachsen ausgebildet. Zusätzlich zu den regulären Kursen stellten sich die Projektpartner auch mit Sonderformaten auf die Bedürfnisse der Zielgruppen ein. So entstanden neben Kur- sen für Familien und Frauengruppen auch sol- che, die den Schwerpunkt auf Alphabetisierung setzten. Die Wegweiserkurse wurden gut angenommen und entwickelten sich schnell zu einem festen Bestandteil der Angebote in den jeweiligen 16
Alltagsorientierung in Wegweiserkursen Im Jahr 2015 wurden der Sächsische Volkshoch- Unterrichtseinheiten nur in der Muttersprache schulverband und ARBEIT UND LEBEN gemein- der Teilnehmenden von Personen, die selbst ein sam durch die Sächsische Staatsministerin für grundlegendes Verständnis des „Ankommens“ in Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, Deutschland haben, bearbeitet werden kann. beauftragt, ein Konzept für „Wegweiserkurse für Aus diesem Grund kommen nur Muttersprach- Asylsuchende in sächsischen Erstaufnahmeein- ler/-innen mit eigenen Migrationserfahrungen als richtungen“ zu entwickeln und zu erproben. Ein sogenannte Kulturmittler/-innen in den Kursen Wegweiserkurs umfasst 30 Unterrichtseinheiten (á 45 Minuten) und besteht zu gleichen Teilen aus zum Einsatz. den Bereichen Alltagsorientierung und Soziale Nach einer ersten Konzeptionsphase in enger Orientierung / Sprache. Im Bereich Soziale Ori- Abstimmung mit dem Geschäftsbereich der entierung / Sprache sollte eine erste sprachliche Ministerin konnten im Dezember 2015 die ersten Orientierung angeboten werden. Mit der Konzep- Wegweiserkurse in Dresden stattfinden. Bis tion und Umsetzung dieses Teils befassten sich Ende 2016 wurden an insgesamt sieben Standor- die am Projekt beteiligten Volkshochschulen. Die ten über 300 Wegweiserkurse durchgeführt. 57 Teilnehmenden im Bereich Alltagsorientierung Kulturmittler/-innen wurden in vier Durchgängen sollten unter der Verantwortung von ARBEIT in den Sprachen Arabisch, Farsi/Dari, Kurdisch, UND LEBEN Sachsen Antworten auf wichtige Russisch, Urdu und Tigrinisch geschult. Fragen nach dem Ankommen in Deutschland erhalten und für das Zusammenleben in Deutsch- land sensibilisiert werden. Es zeigte sich schnell, Stefan Grande dass die Themenfülle in den vorgesehenen 15 ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. Kulturmittler Mahmoud Dabdoub überreicht den Teilnehmern Adel Hassad und Hussein Allafi die Zertifikate über die erfolgreiche Teilnahme am Wegweiserkurs. Adel Hassad sagt über den Kurs: „Der Kurs war sehr gut. Die Methoden im Deutschunterricht waren nie langweilig und ich habe alles gut verstanden. Besonders hat mir gefallen, dass die Lehrerin so viel Wert auf die Aussprache legt.“ Hussein Allafi ergänzt: „Auch die Alltagsorientierung ist bei allen sehr gut angekommen und hat für erleuchtende Einblicke in den deutschen Alltag gesorgt.“ 17
„Bildung zum Leben“ – 100. Katholikentag Alle zwei Jahre findet der Katholikentag statt. Für 2016 fiel die Wahl für das besondere Jubiläum, den 100. Deutschen Katholikentag, auf Leipzig. „Seht, da ist der Mensch“ lautete die zentrale Botschaft – eine Einladung an alle, gemeinsam neu sehen zu lernen, vom Menschen her und auf den Menschen hin. Themen wie Migration, Menschenrechte, Grenzen des Wachstums und der Technik und Wissenschaft, Armut und Familie wur- den in den Fokus gerückt. Aber auch die Zukunft von Kirchen und Gemeinden, Globalisierung und Klimagerechtigkeit standen ganz oben auf der Agenda in der Zeit vom 25. bis 29. Mai 2016. Am Freitag, den 27.05.2016, stand die Bildung im Mittelpunkt. Im Zeitge- schichtlichen Forum Leipzig präsentierten die Erwachsenenbildungsträ- ger der Landesarbeitsgemeinschaft Weiterbildung Sachsen im Rahmen einer „Werkstatt“ ihre persönlichkeitsbildenden Angebote sowie beson- deren Projekte unter dem Tagesmotto „Bildung zum Leben“. Wir als Sächsischer Volkshochschulverband boten die Möglichkeit, um sich über die VHS-Angebote der Gesundheitsbildung zu informieren und vor Ort auszuprobieren. Zahlreiche Besucher ließen sich von Elvira Stolz, pädagogische Mitarbeiterin der VHS Leipzig, zur rückengerechten Sitz- haltung beraten oder kleine in den Alltag integrierbare Übungen zeigen. Claudia Knabe bereitete einen gesunden Pausensnack und ermöglichte Elvira Stolz (re.) vermittelt kleine den Besuchern am Laptop die deutschlandweite Kurssuche bei „Ihrer Kräftigungsübungen VHS“. Am späten Nachmittag fand im gleichen Haus ein Podiumsgespräch statt: „Carpe diem: Dialog und Bildung für ein gutes Miteinander“. Mit einem Kurzreferat führte der Erfurter Religionsphilosoph Prof. Dr. Eberhard Tiefensee in die Diskussion ein. Weitere Podiumsteilnehmende waren Prof. Dr. Ulrich Klemm vom SVV, Tayyar Kocak vom Projekt House of One aus Berlin, sowie als Anwalt des Publikums, Rolf Sprink. Die Mode- ration lag in den Händen des Rektors des Bischof-Ben- no-Hauses, Herrn Dr. Peter-Paul Straube. Im Mittel- punkt der Diskussion standen die Themen Migration und Integration und die zunehmende Gewaltbereit- schaft in der Gesellschaft. Erörtert wurde, welche Bedeutung Bildung dabei hat, bzw. deren Grenzen. Fazit: Lebenslanges Lernen ist ein zentraler Hebel gegen eine Spaltung der Gesellschaft. Claudia Knabe Fachreferentin 18
Vernetzte politische Bildung Viele Menschen haben in den vergangenen Ursachen und Hintergründe. Monaten bei uns Zuflucht gesucht; geflohen Über die vielen mittelbar und unmittelbar Betei- vor Krieg, vor Verfolgung, Perspektivlo- ligten und die daher rührende Tiefe und Komple- sigkeit und Not. Viele von ihnen kommen xität des Krieges in Syrien und besonders ein- aus dem arabischen Raum und bringen dringlich über die Situation der Kriegsflüchtlinge selbstverständlich ihre kulturelle Prä- berichtete Andreas Heinrich in seinen insgesamt gung mit in unser Land. Was aber wissen zehn Vorträgen in Hoyerswerda und Görlitz, in wir über arabisch-islamische Kultur und Aue, Chemnitz und Annaberg, in Bautzen, Leip- die aktuellen Ursachen der Flucht? Wer die zig, Zwickau und Dresden. Heinrich, Historiker öffentliche Debatte verfolgt, im Verein oder in und Politologe, ist langjähriger Mitarbeiter des der Nachbarschaft mit Menschen spricht, Technischen Hilfswerks und in dieser Rolle viele Dr. Mohammed Khalifa, kommt zu der Erkenntnis: zu wenig! Monate in Projekten der Flüchtlingshilfe in Jor- Universität Diese Wissenslücken erzeugen große Unsicher- danien und in nördlichen Irak unterwegs gewe- Hamburg heit im Umgang, gelegentlich wohl auch Angst. sen. Viele Gäste zeigten sich nach seinen ein- Foto: privat Pater Frido Pflüger, Leiter des Jesuiten-Flücht- dringlichen Schilderungen der perspektivlosen lingsdienstes Deutschland, sagte kürzlich in Situation in den Flüchtlingslagern und vor allem einem Vortrag, den er auf Einladung des Sächsi- angesichts der Bilder von dort sehr bewegt und schen Ausländerbeauftragten im Rahmen der entwickelten großes Verständnis dafür, dass sich Vortragsreihe „Was wir schaffen wollen“ im die Geflüchteten unter diesen Bedingungen auf Sächsischen Landtag hielt, im Hinblick auf die eine abermals gefährliche und ungewisse Flucht erforderliche Integrationsleistung: „Wir vermas- nach Europa begeben. Durchaus positive Ent- seln das, wenn wir uns von Angst hindern las- wicklungen zeigte der Referent anhand von Pro- sen.“ Sie sei manchmal nachvollziehbar, aber jekten des THW, die dazu beitragen können, ent- durch Wissen voneinander und durch Interesse, wurzelten Menschen eine Perspektive vor Ort zu durch Begegnung auf Augenhöhe durchaus geben und auf diese Weise tatsächlich Fluchtur- abzubauen und zu überwinden, so Pflüger. sachen zu bekämpfen. So stellten sich auch im Jahre 2016 die Sächsi- Die Planungen für eine Fortsetzung der Koope- schen Volkshochschulen und die Sächsische ration im Jahr 2017 sind bereits weit gediehen. Landeszentrale für politische Bildung in Fortset- zung ihrer Kooperation der Aufgabe, dieses Wis- Lutz Tittmann sen zu vermitteln. In einer gemeinsamen Vor- Sächsische Landeszentrale für politische Bildung trags- und Diskussionsreihe konnten beide Part- ner ihre Stärken, eine nahezu flächendeckende Präsenz, die enge Bindung einer treuen Hörer- schaft bei den Volkshochschulen, die notwendi- gen Ressourcen und das organisatorische Know-how der Landeszentrale, bei insgesamt 13 Veranstaltungen - viele davon im ländlichen Raum - einbringen. Über 50 Gäste in der kleinen sorbischen Gemeinde Nebelschütz nutzten die Gelegenheit und befragten Dr. Mohamed Khalifa (Universität Hamburg) im Anschluss an dessen Vortrag über „Arabische und islamische Kultur in Deutsch- land“. Dabei gab es so manches „Aha-Erlebnis“ und viele Vorurteile wichen dem Wissen um 19
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