2017 Wie geht s Österreich?
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2017 Wie geht´s Österreich? Schlüsselindikatoren und Überblick Kurzfassung inklusive Sonderkapitel UN Agenda 2030 im Kontext von „Wie geht‘s Österreich?“
Auskünfte Allgemeiner Auskunftsdienst 1110 Wien, Guglgasse 13 E-Mail: info@statistik.gv.at Tel.: +43 (1) 711 28-7070 Fax: +43 (1) 715 68 28 Erstellt von STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich 1110 Wien, Guglgasse 13 Autorinnen und Autoren Alexandra Wegscheider-Pichler, Kathrin Gärtner, Catherine Prettner, Barbara Leitner (Sonderkapitel) Layout Waltraud Unger Design ARTE GRAFICA, Atelier für Grafische Gestaltung Mag. Karl Stefan Nolz 1140 Wien, Wolfersberggasse 9a www.artegrafica.at Auf der Webseite von STATISTIK AUSTRIA steht die Publikation online zur Verfügung: http://www.statistik.at/web_de/services/publikationen/index.html Das Produkt und die darin enthaltenen Daten sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte sind der Bundesanstalt Statistik Österreich (STATISTIK AUSTRIA) vorbehalten. Es ist gestattet, die Inhalte zu vervielfältigen, verbreiten, öffentlich zugänglich zu machen und sie zu nicht kommerziel- len Zwecken zu bearbeiten. Für eine kommerzielle Nutzung ist vorab die schriftliche Zustimmung von STATISTIK AUSTRIA einzuholen. Eine zuläs- sige Weiterverwendung jedweder Art ist jedenfalls nur bei richtiger Wiedergabe und mit korrekter Quellenangabe „STATISTIK AUSTRIA“ gestat- tet. Bei auszugsweiser Verwendung, Darstellung von Teilen oder sonstiger Veränderung an von STATISTIK AUSTRIA veröffentlichten Tabellen ist an geeigneter Stelle ein Hinweis anzubringen, dass die verwendeten Daten bearbeitet wurden. Die Bundesanstalt Statistik Österreich sowie alle Mitwirkenden an der Publikation haben deren Inhalte sorgfältig recherchiert und erstellt. Feh- ler können dennoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Die Genannten übernehmen daher keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte, insbesondere übernehmen sie keinerlei Haftung für eventuelle unmittelbare oder mittelbare Schäden, die durch die direkte oder indirekte Nutzung der angebotenen Inhalte entstehen. Korrekturhinweise senden Sie bitte an die Redaktion. © STATISTIK AUSTRIA Wien 2017
Inhalt Kurzfassung 3 Was ist „Wie geht’s Österreich?“ 4 Überarbeitungsprozess 2017 4 Bewertung der Schlüsselindikatoren 5 Überblick über die Schlüsselindikatoren (BIP + 30) 6 Materieller Wohlstand 9 Lebensqualität 15 Umwelt 21 UN Agenda 2030 im Kontext von „Wie geht’s Österreich?“ 29 1
Kurzfassung 3
Was ist „Wie geht’s Österreich?“ Im Rahmen des Projekts „Wie geht’s Österreich?“ (WgÖ?) WgÖ? steht in einer Reihe nationaler und internationaler veröffentlicht Statistik Austria neben dem Bruttoinlands Initiativen wie How’s Life?2 (OECD), National Well-being3 produkt ein Set von 30 Schlüsselindikatoren und wei (Großbritannien, ONS), Benessere Equo e Sostenibile4 (Ita- teren Subindikatoren, das die verschiedenen Dimen lien, ISTAT/CNEL) oder dem Sutainability Monitor5 (Nieder- sionen von Wohlstand und Fortschritt für Österreich lande, CBS) u.v.a. Gemeinsam ist ihnen das Anliegen, die bestmöglich abbildet. 2017 erfolgte eine umfassende Themen Fortschritt und Wohlstand sichtbar und einer Diskussion und Überarbeitung des Indikatorensets mit breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Kommu- einem externen Kreis von Expertinnen und Experten. nikation, Aufbereitung und Verbreitung des Datenma- terials spielen hierbei eine wichtige Rolle. Das Projekt wurde 2012 vom fachstatistischen Gene- raldirektor von Statistik Austria initiiert und von einem Die drei Dimensionen „materieller Wohlstand“, „Lebens- Team aus Expertinnen und Experten1 mehrerer Fach- qualität“ und „Umwelt“ werden im vorliegenden Bericht bereiche unter der Koordination der Analysestabsstelle in eigenen Kapiteln ausführlich behandelt. Ein besonderer umgesetzt. Das Indikatorenset liefert Informationen zu Fokus wurde auf die Position Österreichs im EU-Vergleich den drei Dimensionen „materieller Wohlstand“, „Lebens- gelegt. Zudem untersucht das diesjährige Sonderkapitel die qualität“ und „Umwelt“, die das Bruttoinlandsprodukt UN Agenda 20306 im Kontext von Wie geht’s Österreich?. (BIP) ergänzen und damit zu einem breiteren Verständ- nis der Wohlstandsentwicklung unserer Gesellschaft Die Indikatoren zu „Wie geht’s Österreich?“ sind auf der beitragen sollen. Website von Statistik Austria unter www.statistik.at/ wie-gehts-oesterreich online. Die Darstellung erfolgt Das Set beinhaltet neben dem BIP 30 Schlüsselindikatoren: auf drei Ebenen: Eine interaktive Überblicksgrafik ermög- licht auf der ersten Ebene den Vergleich der Entwicklung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Messgrößen Schlüsselindikatoren sind die aus Sicht der nach eigener Auswahl. Auf der zweiten Ebene wird die Stakeholder zentralen Maßzahlen der jeweili- zeitliche Entwicklung (sofern Daten vorhanden) darge- stellt und eine Interpretation des jeweiligen Indikators gen Dimension. angeboten. Darüber hinaus sind Detail- und Metainfor- mationen auf der untersten Ebene abrufbar. Diese Zahl soll auch in Zukunft nicht überschritten wer- den. Da die Entscheidung für einen bestimmten Schlüs- selindikator immer auch einen Kompromiss darstellt, wer- Überarbeitungsprozess 2017 den diese durch Zusatzindikatoren ergänzt. Sie dienen dazu, weitere Informationen bereitzustellen und unter- In mehreren Workshops mit unabhängigen externen schiedliche Aspekte eines Phänomens sichtbar zu machen. Expertinnen und Experten sowie Fachexpertinnen und ‑experten von Statistik Austria wurden die Indikatoren Relevanz, Verständlichkeit, Kommunizierbarkeit und Zeit- der Bereiche materieller Wohlstand, Lebensqualität und nähe wurden als allgemeine Kriterien der Indikatorenaus- Umwelt umfassend diskutiert und überarbeitet. Dabei wahl festgelegt. Quellen der offiziellen Statistik liefern das wurde auch das Indikatorenset der UN Agenda 2030 grundlegende Datenmaterial. Die Auswahl der Schlüsse- berücksichtigt. Im Rahmen eines Runden Tisches fand lindikatoren folgte den Empfehlungen des sogenannten im Juni 2017 eine Konsolidierung des aktualisierten „Stiglitz-Berichts“ (Stiglitz, J., Sen, A. & Fittousi, J. Report Indikatorensets mit den Stakeholdern (wissenschaftli by the Commission on the Measurement of Economic cher Institutionen, Bundesministerien, NGOs und Inter Performance and Social Progress, 2009). essenvertretungen) des Projekts WgÖ? statt. 1 Alexandra Wegscheider-Pichler (Stabsstelle Analyse: Projektleitung), Franz Eiffe (Stabsstelle Analyse: Projektleitung alt), Kathrin Gärtner (Stabs- stelle Analyse), Catherine Prettner (Stabsstelle Analyse), Sacha Baud (Direktion Raumwirtschaft), Martin Bauer (Direktion Bevölkerung), Nadja Lamei (Direktion Bevölkerung), Ferdinand Leitner (Direktion Volkswirtschaft), Eva Milota (Direktion Raumwirtschaft), Matthias Till (Direktion Bevölkerung) und andere. 2 http://www.oecd.org/statistics/datalab/bli.htm 3 http://www.ons.gov.uk/ons/guide-method/user-guidance/wellbeing/index.html 4 http://www.misuredelbenessere.it/ 5 http://www.cbs.nl/en-GB/menu/themas/dossiers/duurzaamheid/cijfers/extra/duurzame-ontwikkeling.htm 6 https://sustainabledevelopment.un.org/post2015/transformingourworld 4 www.statistik.at
Wie geht´s Österreich? – Indikatoren und Analysen In drei Workshops wurden mit unabhängigen Expertin- Forschungsinstitutionen (siehe folgende nen und Experten sowohl die festgelegten Dimensio- Übersicht) vorgenommen. nen als auch die Indikatorenauswahl für dieselben erör- tert, wobei auch das Indikatorenset der UN Agenda 2030 Berücksichtigung fand. Dies erfolgte jeweils getrennt Die Beurteilung der Schlüsselindikatoren erfolgt gemäß für die Bereiche materieller Wohlstand, Lebensqualität einer 5-teiligen Skala, die durch Piktogramme illust- und Umwelt. Bei der Überarbeitung des Indikatorensets riert wird. Gegenstand der Bewertung waren kurzfris- wurde beachtet, dass keine grundsätzliche Veränderung tige (letzte 3 Jahre) und langfristige Entwicklungen des des Sets erfolgte, sondern innerhalb der konzeptionellen jeweiligen Indikators (zumindest 10 Jahre). In Fällen, in Vorgaben von WgÖ? vorgegangen wurde. Die wesent- denen den Indikatoren verbindliche politische Zielset- lichen Empfehlungen der Sponsorship Group blieben zungen zugrunde liegen (z. B. Europa 2020-Ziele), wurde damit weiterhin erhalten. die Entfernung vom oder die Erreichung des Zielpfads als wichtiges Beurteilungskriterium herangezogen. Wie eingangs angeführt, wurde festgelegt, die Anzahl von 30+1 Schlüsselindikatoren auch in Zukunft nicht zu über- schreiten. Zudem wurde definiert, dass zukünftig alle drei Bereiche von WgÖ? durch ungefähr gleich viele Schlüs- Gremium externer Expertinnen und Experten selindikatoren repräsentiert sein sollten. Im Zuge der Überarbeitung kam es zur Verschiebung der Dimension Institution Expertin / Experte Produktive Aktivitäten und Arbeit vom Bereich Lebens- qualität zum materiellen Wohlstand, wodurch letzterer Institut für höhere Studien Helmut Hofer nun sechs Dimensionen beinhaltet. Durch die damit ein- Österreichisches Institut für Wirtschafts- Angela Köppl hergehende Verschiebung von zwei Schlüsselindikatoren forschung in den materiellen Wohlstand und die Verschiebung von Österreichisches Institut für Wirtschafts- Marcus Scheiblecker einzelnen Schlüsselindikatoren innerhalb der drei Berei- forschung che zu den Zusatzinformationen (vormals Subindikato- Sustainable Europe Research Institute Moritz Kammerlander ren), wurde diese Vorgabe erreicht, bzw. sogar Platz für Umweltbundesamt (Bewertung der neue Schlüsselindikatoren geschaffen. Andreas Berthold Umweltindikatoren) Wirtschaftsuniversität Wien Karin Heitzmann Vier der neu aufgenommenen Schlüsselindikatoren fin- Wirtschaftsuniversität Wien Markus Hametner den sich im Bereich Lebensqualität und ersetzten dort vorrangig Indikatoren, die nur für ein Datenjahr zur Ver- Q: STATISTIK AUSTRIA, Wie geht’s Österreich?. fügung standen. Neu aufgenommen wurden der Indika- tor zur frühzeitigen Sterblichkeit, die frühen Schul- und Ausbildungsabgänger, die Tötungsrate sowie den Indi- Da jeder Indikator jeweils nur einen Aspekt von Wohl- kator sehr schlechter Wohnstandard. Im Bereich Umwelt stand und Fortschritt abdeckt, sind Bewertungen dort wurde der Indikator zu den Emissionen des Verkehrs neu schwierig, wo verschiedene Entwicklungen zueinander in das Datenset integriert. Nachfolgende Grafiken zei- im Widerspruch stehen. Beispielsweise kann eine Entwick- gen einen Überblick über die aktuellen Schlüsselindika- lung, die wirtschaftlich als positiv zu sehen ist, negative toren in WgÖ?. Folgen für die Umwelt haben und vice versa. Um den- noch eine konsistente Bewertung durchführen zu kön- nen, wurde vom Expertengremium beschlossen, dass jeder Indikator weitgehend für sich beurteilt wird und Bewertung der Schlüsselindikatoren nicht in Bezug auf seine Wirkung in anderen Bereichen. Durch die Einführung einer Bewertungsskala für die Steigender Konsum etwa würde demnach ungeachtet Schlüsselindikatoren ist es möglich, einen schnellen Ein- seiner negativen Auswirkungen auf andere Bereiche (wie druck zu gewinnen, in welche Richtung sich die abgebil- Verschuldung, Ressourcenverbrauch etc.) positiv bewer- deten Phänomene entwickeln. tet werden. Ob Nachhaltigkeitsaspekte erfüllt wurden, muss durch Einbeziehung von Indikatoren wie Energie- verbrauch oder Arbeitslosigkeit überprüft werden. Die- Die Bewertung der Schlüsselin- ses Vorgehen folgt den Empfehlungen von Stiglitz et al. dikatoren wurde von einer Gruppe externer (2009 S 16f), zur Beurteilung der Nachhaltigkeit des mate- riellen Wohlstands die sozialen und ökologischen Indika- Expertinnen und Experten aus unabhängigen toren den Wirtschaftskennzahlen gegenüberzustellen. 5
Überblick über die Schlüsselindikatoren (BIP + 30) Die folgende Grafik zeigt die kurz- und langfristige Bewer- langfristige Entwicklungen des jeweiligen Indikators tung der 30+1 Schlüsselindikatoren in einem grafischen (zumindest 10 Jahre). Die Sortierung der Indikatoren Überblick. Gegenstand der Bewertung durch das externe erfolgte nach der kurzfristigen Berwertung. Bewertungsteam waren kurzfristige (letzte 3 Jahre) und Wie geht’s Österreich? – auf einen Blick Q: STATISTIK AUSTRIA, Wie geht’s Österreich? - Reihenfolge der Indikatoren jeweils nach der kurzfristigen und danach langfristigen Bewertung. - Balken = kurzfristige Bewertung, Punkte = langfristige Bewertung Die nachfolgenden tabellarischen Darstellungen der 30+1 selindikatoren für die Bereiche materieller Wohlstand, Indikatoren jeweils nach der kurzfristigen und nach der Lebensqualität und Umwelt, jeweils mit der Aussage des langfristigen Bewertung, veranschaulicht nochmals die Gremiums externer Expertinnen und Experten sowie einer Zuordnung der Schlüsselindikatoren zur 5-teiligen Bewer- kurzen Betrachtung der Entwicklung der Indikatoren. tungsskala. Danach folgt eine Abbildung der Schlüs- 6 www.statistik.at
Wie geht´s Österreich? – Indikatoren und Analysen Indikatorenset BIP + 30 (Schlüsselindikatoren) und ihre kurzfristige Bewertung Flächen mit biolog. Bewirtschaftung Arbeitsproduktivität Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung Feinstaub-Emissionen (PM10) Frühzeitige Sterblichkeit (neu) Tertiärquote Frühe Schul- u. Ausbild.abg. (neu) Physisches Unsicherheitsempfinden Subjektive Lebenszufriedenheit Bruttoinlandsprodukt pro Kopf real Subjektiver Gesundheitszustand Treibhausgasemissionen Einkommen privater Haushalte pro Kopf Tötungsrate (neu) Erneuerbare Energieträger Konsum privater Haushalte pro Kopf Emissionen des Verkehrs (neu) Erwerbstätigenquote Ökosteueranteile Hohe/niedrige Bruttojahreseinkommen Gender Pay Gap S80/S20 Einkommensquintil-Verhältnis Arbeitslosenquote Sehr schlechter Wohnstandard (neu) Inländischer Materialverbrauch Flächeninanspruchnahme Energetischer Endverbrauch Energieverbrauch des Verkehrs Transportleistung des Lkw-Verkehrs Nicht Nicht bezahlte Arbeit Vertrauen in das politische System bewertet Q: STATISTIK AUSTRIA, Wie geht’s Österreich? - Bewertet wird – soweit vorhanden – die Entwicklung der letzten 3 Jahre des jeweiligen Indikators. Der einzige Indikator mit einer sehr guten Bewertung subjektive Gesundheitszustand in dieser Kategorie, der des Verlaufs der letzten 3 Jahre sind die Flächen mit bio- neue Indikator der Tötungsrate wird ebenfalls als neutral logischer Bewirtschaftung: hier gab es seit 2015 einen eingeschätzt, da es in den letzten drei Jahren keine signi- deutlichen Anstieg. fikante Veränderung gab. Im Bereich Umwelt werden die Treibhausgasemissionen, der Anteil erneuerbarer Energie- träger und der neue Indikator Emissionen des Verkehrs Während die Arbeitsproduktivität als einziger Indika- kurzfristig als neutral bewertet sowie die Ökosteueranteile, tor des materiellen Wohlstands und die Feinstaub-Emis- die sich im Vergleich zum Vorjahr in der kurzfristigen Bewer- sionen als einziger Umwelt-Indikator eine tendenziell tung um eine Kategorie verbesserten. positive Bewertung erhalten, finden sich sechs Indikato- ren der Lebensqualität unter dieser Bewertung. Das phy- sische Unsicherheitsempfinden sowie die Armuts- oder Als tendenziell negativ bewertet wird für die kurze Ausgrenzungsgefährdung konnten aktuell eine Verbes- Frist – wie bereits im Jahr zuvor – die Arbeitslosenrate serung der kurzfristigen Bewertung erreichen. Ebenfalls sowie der energetische Endverbrauch, da es für beide als tendenziell positiv wird die Entwicklung der Tertiär- Indikatoren 2014-2016 zu einem Anstieg kam. Aufgrund quote eingeschätzt sowie die kurzfristige Entwicklung des leichten Anstiegs in den letzten beiden Jahren wird der beiden neuen Indikatoren frühzeitige Sterblichkeit 2017 auch der inländische Materialverbrauch als tenden- und frühe Schul- und Ausbildungsabgänger. Die kurzfris- ziell negativ eingeschätzt. Die kurzfristige Bewertung tige Entwicklung der Lebenszufriedenheit wurde auf- des Indikators Flächeninanspruchnahme wird ebenfalls grund des Rückgangs des Anteils der sehr unzufriedenen tendenziell negativ gesehen. Die kurzfristige Entwick- Personen als tendenziell positiv eingeschätzt. lung des neu im Set aufgenommenen Indikators sehr schlechter Wohnstandard wird als tendenziell negativ eingeschätzt, da es seit 2014 zu einem sichtbaren Anstieg Wenig bis keine Veränderung in den letzten 3 Jahren kam. zeigte sich bei BIP, Einkommen und Konsum sowie den drei Verteilungsindikatoren Entwicklung der hohen und nied- rigen Bruttojahreslöhne, sekundäre Einkommensvertei- Eine eindeutig negative Bewertung wurde aufgrund lung und Gender Pay Gap. Auch die Erwerbstätigenquote des deutlichen Anstiegs in den Jahren 2014 - 2016 für die wird als neutral bewertet, da sie 2016 noch unter dem beiden Umwelt-Indikatoren Energieverbrauch des Ver- Europa 2020 Zielpfad lag. In der Lebensqualität bleibt der kehrs und Transportleistung des Verkehrs vergeben. 7
Indikatorenset BIP + 30 (Schlüsselindikatoren) und ihre langfristige Bewertung Arbeitsproduktivität Frühzeitige Sterblichkeit (neu) Flächen mit biolog. Bewirtschaftung Frühe Schul- u. Ausbild.abg. (neu) Erneuerbare Energieträger Tötungsrate (neu) Bruttoinlandsprodukt pro Kopf real Tertiärquote Feinstaub-Emissionen (PM10) Konsum privater Haushalte pro Kopf Erwerbstätigenquote Gender Pay Gap Einkommen privater Haushalte pro Kopf Physisches Unsicherheitsempfinden Arbeitslosenquote Subjektiver Gesundheitszustand Sehr schlechter Wohnstandard (neu) Hohe/niedrige Bruttojahreseinkommen Treibhausgasemissionen Ökosteueranteile Inländischer Materialverbrauch Energetischer Endverbrauch Emissionen des Verkehrs (neu) Flächeninanspruchnahme Energieverbrauch des Verkehrs S80/S20 Einkommensquintil-Verhältnis Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung Transportleistung des Lkw-Verkehrs Nicht Nicht bezahlte Arbeit Subjektive Lebenszufriedenheit bewertet Vertrauen in das politische System Q: STATISTIK AUSTRIA, Wie geht’s Österreich? - Bewertet wird die langfristige Entwicklung des jeweiligen Indikators wenn zumindest 10 Jahre vorliegen. Aufgrund der langfristig positiven Entwicklung wer- Keine wesentlichen Veränderungen über den Beob- den die Arbeitsproduktivität, die Flächen mit biologischer achtungszeitraum finden sich bei den Indikatoren Arbeits- Bewirtschaftung und der Anteil erneuerbarer Energieträ- losenquote, Gesundheit, physische Unsicherheit und dem ger sehr gut beurteilt. Bei den Flächen mit biologischer neuen Indikator schlechter Wohnstandard, sowie dem Bewirtschaftung wurde das im internationalen Vergleich realen Einkommen, welches zwar gewachsen ist, doch hohe Niveau mitberücksichtigt, beim Anteil der erneuer- zeigt der Vergleich mit dem BIP-Wachstum, dass sich die baren Energieträger die Unterschreitung des linearen Einkommen der anderen Sektoren (Unternehmen, Staat) Zielpfades. In der Lebensqualität wurden 2017 drei neue langfristig deutlich stärker entwickelten. Indikatoren aufgenommen, für welche die langfristige Entwicklung als sehr gut beurteilt wurde. Dies sind die frühzeitige Sterblichkeit, die frühen Schul- und Ausbil- Kritisch bewertet wird das Auseinanderdriften von dungsabgänger sowie die Tötungsrate. niedrigen und hohen Einkommen der unselbständig Erwerbstätigen im längerfristigen Verlauf. Auch bezüg- lich der Variablen Materialverbrauch, Treibhausgas-Emis- Tendenziell positiv bewertet wird der langfristige Ver- sionen und energetischer Endverbrauch wird eine ten- lauf des BIP pro Kopf. Zwischen 1995 und 2008 zeigte es denziell negative Bewertung abgegeben, allerdings hier zwar einen kontinuierlichen Anstieg, nach dem krisen- aufgrund zu hoher Niveaus. Die tendenziell negative bedingten Einbruch verlief die Entwicklung jedoch eher Bewertung bei den Ökosteuern wurde mit ihrem gerin- flach. Eingeschränkt positiv gesehen wird auch der lang- gen Lenkungseffekt begründet. fristige Verlauf des privaten Konsums, der weniger dyna- misch als das BIP anstieg. Tendenziell positiv wird schließ- lich auch die Erwerbstätigenquote beurteilt, weil sie seit Indikatoren mit sehr schlechter Bewertung entstam- 2004 etwas erhöht werden konnte. Auch die Entwicklun- men ausnahmslos dem Bereich Umwelt: bei der Flächeni- gen des Gender Pay Gap und der Tertiärquote, wurden nanspruchnahme gab es einen kontinuierlichen Anstieg, als tendenziell positiv bewertet. Die langfristige Entwick- genauso wie beim Energieverbrauch des Verkehrs sowie lung der Feinstaub-Emissionen verbesserte sich im Ver- beim neuen Indikator Treibhausgasemissionen des gleich zum Vorjahr und wird ebenfalls als tendenziell posi- Verkehrs. tiv gesehen. 8 www.statistik.at
Wie geht´s Österreich? – Indikatoren und Analysen Materieller Wohlstand Oft wird der materielle Wohlstand eines Landes mit der Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (real) Höhe des Bruttoinlandsprodukts (BIP) assoziiert. Tatsäch- lich ist das BIP immer noch die verbreitetste Kennzahl 140 wirtschaftlicher Aktivität und findet sich auch als zent- rale Kennziffer für die Produktionsseite der Wirtschaft im 130 Index, 1995=100 Indikatorenset WgÖ? wieder. Inwiefern lässt sich aber der materielle Wohlstand der Bevölkerung durch andere Kenn- 120 zahlen besser beleuchten? Die erwähnten Empfehlungen 110 des Stiglitz ‑Berichts stellen klar, dass grundlegende Infor- Österreich mationen bereits im umfassenden System der Volkswirt- EU-28 100 schaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) erfasst werden. 90 Im Frühjahr dieses Jahres fand eine Neuorganisation der 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Dimensionen statt, in deren Rahmen die Dimension Pro- duktive Aktivitäten und Arbeit dem Bereich materieller Q: STATISTIK AUSTRIA, VGR; Eurostat. Wohlstand zugewiesen wurde. Unter Berücksichtigung der Stiglitz-Empfehlungen sowie des Revisionsprozesses sind nunmehr sechs Dimensionen im Themenfeld mate- rieller Wohlstand für das WgÖ?-Set definiert. Gremium externer KF LF Dimensionen des materiellen Wohlstands Expertinnen und Experten: „Der langfristige Verlauf des BIP pro Kopf seit 1995 zeigt Produk on Unbezahlte bis 2008 einen kontinuierlichen Anstieg. Nach dem krisen- Produk on bedingten Einbruch verlief die Entwicklung jedoch eher flach. Langfristig wird der Verlauf daher nur tendenziell Einkommen der positiv gesehen. Da das BIP pro Kopf (u.a. durch den Bevöl- Verteilungs- aspekte Materieller privaten kerungsanstieg) in Österreich im Gegensatz zur Entwick- Haushalte Wohlstand lung in der EU-28, seit 2014 nur sehr verhalten stieg, fällt die Bewertung der kurzfristigen Entwicklung neutral aus.“ Produktive Konsum der Aktivitäten u. privaten Arbeit Haushalte Das reale BIP pro Kopf wuchs seit 1995 um durchschnitt- lich etwa 1,3 % pro Jahr. Nach einem kontinuierlichen Wachstum bis zum Jahr 2008 (durchschnittlich 2,1 % p.a.) Q: STATISTIK AUSTRIA, Wie geht’s Österreich?. brachte das Jahr 2009 im Zuge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise den stärksten realen Rückgang des BIP in der Nachkriegszeit (pro Kopf -4,0 %). Im Vergleich zum Die Daten für die Indikatoren des „materiellen Wohlstands“ Durchschnitt der EU-28 und insbesondere zur ebenfalls liefert in den meisten Fällen die VGR. Die Dimension Ver- exportorientierten deutschen Wirtschaft, kam Österreich teilung wird aus anderen Datenquellen, wie Lohnsteuer- aber gut durch das Krisenjahr, da die Industrieproduktion / HV-Daten und EU-SILC, dargestellt. Die Daten zum Ver- hierzulande weniger stark zurückging als im Nachbar- mögen privater Haushalte stammen aus dem Household land. 2013 und 2014 schrumpfte das Bruttoinlandspro- Finance and Consumption Survey (HFCS) von der Oester- dukt pro Kopf, 2015 und 2016 stieg es wieder geringfü- reichischen Nationalbank. gig an um 0,1 % bzw. 0,2 %. 9
Arbeitsproduktivität (BIP je geleisteter Arbeits Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit: Haushaltsfüh stunde) rung, Kinderbetreuung, Freiwilligenarbeit 140 6 5h22 5h30 Stunden pro Tag ab 19 Jahren 130 5 Index, 1995 = 100 (Montag - Sonntag) 120 4h53 4 110 3h39 3h56 3h51 Österreich 3 EU-28 100 2h10 2h41 2 90 1h34 1 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0 Q: STATISTIK AUSTRIA, VGR; Eurostat. 1981 1992 2008/09 Gesamt Frauen Männer Q: STATISTIK AUSTRIA, Zeitverwendungserhebung 2008 / 09. Gremium externer KF LF Expertinnen und Experten: „Der langfristige Verlauf der Arbeitsproduktivität seit 1995 Gremium externer weist durchwegs nach oben und ist daher positiv zu sehen. Expertinnen und Experten: Da die Entwicklung 2016 gegenläufig zum Jahr 2015 ver- lief und einen Teil des starken Anstiegs 2015 wieder kon- „Keine Bewertung möglich, da keine aktuelle Zeitreihe terkarierte, fällt die kurzfristige Bewertung nur tendenzi- verfügbar.“ ell positiv aus.“ Die Struktur der nicht-bezahlten Arbeit hat sich seit Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität je geleis- 1981 stark verändert. Insgesamt blieb die Zeit, die für teter Arbeitsstunde stieg von 2000 bis 2016 um durch- Nicht-Marktproduktion aufgebracht wurde, fast gleich. schnittlich 1,2 % pro Jahr. Im Krisenjahr 2009 war ein mini- Frauen brachten zuletzt (2008/09) weniger Zeit für diese maler Produktivitätsrückgang (-0,7 %) zu beobachten. Art der unbezahlten Arbeit auf als noch 1981, Män- 2010 bis 2013 gab es wieder einen deutlichen Anstieg der ner jedoch deutlich mehr. Dennoch bleibt ein klarer Arbeitsproduktivität. Nach einem minimalen Plus 2014 Geschlechterunterschied: Frauen leisteten 2008/09 im wuchs die Arbeitsproduktivität 2015 stark um 1,9 % zum Schnitt pro Tag immer noch deutlich mehr an unbezahl- Vorjahr. 2016 kam es zu einem geringfügigen Rückgang ter Arbeit, nämlich fast doppelt so viel wie Männer. Ins- der Arbeitsproduktivität um 0,4 %. gesamt brachten Frauen 4h53 pro Tag im Durchschnitt für nicht-bezahlte Arbeit auf, während es bei den Män- Im Vergleich zu Österreich sank die Arbeitsproduktivität nern 2h41 waren. Während Frauen deutlich mehr Zeit für der gesamten EU-28 2009 stärker (-1,4 %), stieg aber seit- unbezahlte Arbeit aufwenden, gehen sie in geringerem her kontinuierlich an und verzeichnete 2016 ein Wachs- Stundenausmaß bezahlter Arbeit nach. Fast die Hälfte der tum von 0,6 %. berufstätigen Frauen und fast drei Viertel der berufstäti- gen Frauen mit Kindern arbeiten in Teilzeit. Die nächste internationale Erhebungswelle der Zeitver- wendungserhebungen ist für 2020 geplant. Derzeit arbei- tet Statistik Austria im Rahmen einer Task Force unter der Führung von Eurostat an der Weiterentwicklung der Gui- delines für diese neue Erhebungswelle. Ob Österreich an der Erhebungswelle 2020 mitwirken wird, ist derzeit noch offen und hängt von der nationalen Finanzierung ab. 10 www.statistik.at
Wie geht´s Österreich? – Indikatoren und Analysen Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte pro Konsum der privaten Haushalte pro Kopf (real) Kopf (real, Verbrauchskonzept) 140 140 130 130 Index, 1995=100 Index, 1995 = 100 120 120 110 110 BIP pro Kopf, real Haushaltskonsum 100 100 Haushaltseinkommen BIP pro Kopf, real 90 90 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q: STATISTIK AUSTRIA, VGR; Eurostat. Q: STATISTIK AUSTRIA, VGR; Eurostat. Gremium externer KF LF Gremium externer KF LF Expertinnen und Experten: Expertinnen und Experten: „Der langfristige Verlauf des privaten Konsums seit 1995 „Die langfristige reale Entwicklung des Indikators ist neu- ist eingeschränkt positiv zu sehen. Zwar wurden 2016 von tral zu bewerten. Zwar sind die realen Haushaltseinkom- den privaten Haushalten pro Kopf mehr Waren und Dienst- men heute höher als 1995, allerdings zeigt der Vergleich leistungen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse erworben mit dem BIP-Wachstum, dass sich die Einkommen der als 1995, allerdings war diese Entwicklung weniger dyna- anderen Sektoren (Unternehmen, Staat) deutlich stär- misch als jene des BIP. Die kurzfristige Bewertung fällt neu- ker entwickelten, als die Einkommen der privaten Haus- tral aus, da der Anstieg des privaten Konsums 2016 einem halte. Die kurzfristige Betrachtung fällt neutral aus, da der ähnlich starken Rückgang im Vorjahr gegenübersteht.“ gesamte Anstieg 2014 - 2016 nicht sehr ausgeprägt war.“ Der reale Konsum pro Kopf nach dem Verbrauchskonzept Das reale verfügbare Einkommen der Haushalte pro Kopf (inkl. soziale Sachtransfers) wuchs seit 1995 durchschnitt- (inkl. sozialer Sachtransfers, nach dem Verbrauchskonzept) lich um 1,1 % pro Jahr. Das durchschnittliche BIP-Wachstum wuchs von 1995 bis 2016 durchschnittlich um 0,8 % pro pro Kopf von 1995 bis 2016 fiel mit 1,3 % p.a. etwas kräfti- Jahr. Die Kaufkraft der Haushalte entwickelte sich damit ger aus. Der Haushaltskonsum pro Kopf konnte jedoch im schwächer als die gesamte erbrachte Wirtschaftsleistung Gegensatz zum BIP auch im Krisenjahr 2009 leicht zule- (reales BIP pro Kopf: durchschnittlich +1,3 % pro Jahr). gen (+0,7 % pro Kopf), während das reale BIP pro Kopf Die Einkommensentwicklung war zwischen dem Krisen- einen starken Einbruch erlitt (-4,0 %). Das lag einerseits jahr 2009 und 2016 rückläufig (durchschnittlich -0,3 % an wirtschaftspolitischen Maßnahmen und andererseits pro Jahr), jedoch wirkte sich das Krisenjahr weit weniger daran, dass Arbeitnehmereinkommen weniger konjunk- negativ aus als dies beim BIP der Fall war. turreagibel sind, als etwa Betriebsüberschuss oder Vermö- genseinkommen. In den Jahren danach wuchs der reale Nach drei Jahren des Rückgangs, stiegen die Einkommen Konsum pro Kopf verhaltener als das BIP. 2016 stieg der 2016 vor allem aufgrund der Einkommensteuerreform private Konsum erstmals seit 2012 im Vergleich zum Vor- 2015/2016 gegenüber dem Vorjahr deutlich um 1,4 %. jahr wieder an, um 0,4 %. 11
Erwerbstätigenquote der 20-64Jährigen Arbeitslosigkeit der 15-74-Jährigen ( ILO-Definition) 100 12 Österreich EU-28 in % der 20-64 Jährigen 90 10 in % der 15-74 jährigen Europa 2020 Pfad - Österreich 8,6 Erwerbspersonen 8 80 77,0 6,0 74,8 6 70 71,1 4 60 Österreich 2 EU-28 50 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q: STATISTIK AUSTRIA, MZ-Arbeitskräfteerhebung. Q: STATISTIK AUSTRIA, MZ-Arbeitskräfteerhebung. Gremium externer KF LF Gremium externer KF LF Expertinnen und Experten: Expertinnen und Experten: „Seit 2004 erhöhte sich die Erwerbstätigenquote etwas. „Die langfristige Bewertung fällt neutral aus, da über den Die langfristige Entwicklung wird damit als tendenzi- gesamten Beobachtungszeitraum keine wesentliche Ver- ell positiv eingeschätzt. Seit 2014 stieg die Erwerbstäti- änderung der Arbeitslosenquote erkennbar ist. Die kurz- genquote wieder leicht an und nähert sich damit wieder fristige Bewertung fällt aufgrund des Anstiegs seit 2014 dem Europa 2020-Zielpfad an. Da sie jedoch 2016 noch und der gegenläufigen Bewegung zur Arbeitslosenquote unter dem Zielpfad lag, fällt die kurzfristige Bewertung der EU-28 tendenziell negativ aus.“ neutral aus.“ In Österreich verlief die Entwicklung der Arbeitslosig- 2016 lag die Erwerbstätigenquote in Österreich bei 74,8 %. keit seit 2004 in mehreren Phasen. Nach einem kontinu- Von 2004 bis 2008 war ein kontinuierlicher Anstieg die- ierlichen Rückgang der Quote zwischen 2004 und 2008, ser Quote zu beobachten. Im Wirtschafts- und Finanzkri- stieg diese 2009 krisenbedingt wieder an. In den Jahren senjahr 2009 gab es einen leichten Einbruch, der jedoch darauf entspannte sich die Arbeitsmarktsituation etwas. u. a. durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie Kurz- Seit 2012 ist jedoch wieder ein kontinuierlicher Anstieg arbeit abgefedert werden konnte. Nach einem erneuten zu verzeichnen. 2016 lag die Arbeitslosigkeit bei 6 % und Rückgang 2014, stieg die Erwerbstätigenquote 2015 und damit 0,7 %-Punkte höher als im Krisenjahr 2009. 2016 wieder an, zuletzt um 0,5 %-Punkte. In der EU-28 gab es ebenfalls zwischen 2004 und 2008 einen deutlichen Nach Jahren ökonomischer Krise und der Rückkehr der Anstieg der Erwerbstätigenquote. Der krisenbedingte Rezession 2012, erreichte die Arbeitslosigkeit in der EU28 Einbruch im Jahr 2009 konnte in den letzten Jahren fast 2013 einen neuen Spitzenwert von 10,9 %. Seither ging vollständig aufgeholt werden, 2016 lag die durchschnitt- die Quote jedoch wieder zurück und lag 2016 bei 8,6 %, liche EU-28-Quote bei 71,1 % (2008 bei 70,3 %). bei insgesamt sehr unterschiedlichen Entwicklungen in den Mitgliedstaaten. 12 www.statistik.at
Wie geht´s Österreich? – Indikatoren und Analysen Entwicklung der hohen und niedrigen Brutto S80 / S20 Einkommensquintil-Verhältnis der verfüg jahreseinkommen (real) baren Netto-Jahreshaushaltseinkommen (Personen bis 64 Jahre) 160 190 Index der Quoten, 1998 = 100 6 140 170 Verhältnis des obersten zum untersten 5,2 5,2 Index, 1998 = 100 5,0 5,0 5,0 5,0 4,9 4,9 5 120 150 4,3 4,2 4,2 4,1 4,1 4,1 4,1 4,1 4,0 102,9 100 130 4 EK-Quintil 80,8 80 110 3 60 90 2 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 1. EK-Quartil 1 Erwerbstätigenquote EK-Median (15-64 Jährige) 3. EK-Quartil Teilzeitquote 0 (Unselbständige) 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q: STATISTIK AUSTRIA, 2016, Lohnsteuer- / HV-Daten und Verbraucher- Österreich EU-27 preisindex 1996. - Lehrlinge sind ausgeschlossen. Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2008-2016; Eurostat. - Die Daten der Periode 2008-2011 können gegenüber früheren Veröffentlichungen abweichen da 2014 eine Rückrechnung auf Basis der seit 2012 für SILC Gremium externer KF LF verwendbaren Verwaltungsdaten vorgenommen wurde Expertinnen und Experten: „Seit 1998 kann ein Auseinanderdriften von niedrigen und hohen Einkommen der unselbständig Erwerbstäti- Gremium externer KF LF gen beobachtet werden. Diese Entwicklung wird daher in Expertinnen und Experten: der Langfristbetrachtung kritisch bewertet. Die kurzfristige Bewertung fällt neutral aus, da die Spreizung der hohen „Die Bewertung der kurzen Frist (2014-2016) fällt neutral und niedrigen Einkommen trotz des deutlichen Anstiegs aus. Im Vergleich zu 2014 lässt sich keine deutliche Verän- der Teilzeitquote seit 2013 nahezu unverändert blieb.“ derung der sekundären Einkommensverteilung feststel- len. Eine langfristige Bewertung erfolgt erst, wenn Daten für wenigstens 10 Jahre vorhanden sind.“ Die inflationsbereinigte Entwicklung der hohen und nied- rigen Einkommen zeigt, dass die Einkommen des ersten Einkommensquartils bis 2005 deutlich zurückgegangen Unter „Einkommen“ wird hier das äquivalisierte verfüg- sind, aber bis 2007 wieder etwas aufholten. Seit 2008 gin- bare Netto-Haushaltseinkommen (inkl. monetärer Sozi- gen diese Einkommen wieder stark zurück und lagen 2015 altransfers aber ohne Sachtransfers) verstanden. Um Haus- 19,2 % unter jenen des Jahres 1998. Die Einkommen des halte unterschiedlicher Größe und Zusammensetzung obersten Quartils stiegen seit 1998 um insgesamt 2,9 % an. vergleichbar zu machen, wird das äquivalisierte Haus- haltseinkommen berechnet. Die Darstellungsweise aggregierter Jahreseinkommen führt dazu, dass sich Struktureffekte wie steigende Zwischen 2008 und 2016 lässt sich keine Öffnung der Ein- Erwerbstätigkeit, Teilzeitquoten oder Saisonarbeit, aber kommensschere aus den Daten ablesen. Zuletzt waren auch der Eintritt billiger Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt die sekundären Einkommen des reichsten Einkommens- insbesondere in den unteren Einkommensgruppen abbil- quintils 4,1 mal so hoch, wie jene des ärmsten (EU‑28 5,2, den. So stieg beispielsweise die Teilzeitquote der unselb- 2015). Dieser Wert ist seit Beginn der Beobachtungsreihe ständig Beschäftigten zwischen 1998 und 2015 von 15,6 % 2008 praktisch unverändert. auf 28,2 % und lag um 81,2 % über dem Ausgangswert. 13
Geschlechtsspezifischer Lohnunterschied (unbereinigt) 30 in % 25,5 25,5 25,1 24,3 24,0 25 23,5 22,9 22,3 22,2 21,7 20 17,7 17,6 17,3 17,2 17,3 16,5 16,9 16,8 16,7 16,4 15 EU-27 Österreich 10 5 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Q: STATISTIK AUSTRIA; Eurostat. Geschlechtsspezifischer Lohnunterschied (ohne Anpassungen) - Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern. Gremium externer KF LF Expertinnen und Experten: „Da sich der Gender Pay Gap im internationalen Vergleich in den vergangenen 10 Jahren kontinuierlich an den Ver- gleichswert der EU-27 annähert, wird die langfristige Ent- wicklung als tendenziell positiv eingestuft. Die Bewer- tung der kurzen Frist fällt neutral aus, da der Rückgang der geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede ausgehend von einem im internationalen Vergleich hohen Niveau auch im Zeitraum 2013-2015 nur sehr langsam vorangeht.“ Gemäß dem EU-Indikator „Gender Pay Gap“ betrug der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied (ohne Anpas- sungen) gemessen an den Bruttostundenverdiensten in der Privatwirtschaft 2015 in Österreich 21,7 % (siehe Gra- fik 25). Seit Beginn des Beobachtungszeitraums 2006 (25,5 %) ist dieser Wert langsam aber kontinuierlich zurückgegangen. Berücksichtigt man den Einfluss verschiedener Faktoren auf den Gender Pay Gap, so zeigt sich, dass basierend auf den Daten der Verdienststrukturerhebung 2014 insgesamt 8,6 %-Punkte durch beobachtbare Unterschiede erklärt werden können. Der Rest von 13,6 %-Punkten – der berei- nigte Gender Pay Gap – kann dagegen nicht durch die im Modell enthaltenen Merkmale erklärt werden. 14 www.statistik.at
Wie geht´s Österreich? – Indikatoren und Analysen Lebensqualität Während die Frage, worin Lebensqualität zum Ausdruck Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung kommt und was ihre Komponenten sind, eine lange phi- losophische Tradition hat, geht es gegenwärtig darum, 30 diese Debatte in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen und mit statistischem Datenmaterial zu unterfüttern. in % der Bevölkerung 25 Der Sponsorship Report des Europäischen Statistischen Systems (ESS) leitete aus den Empfehlungen des bereits 23,4 erwähnten Stiglitz-Berichts eine Operationalisierung von 20 17,8 Lebensqualität in 8 + 1 Dimensionen ab und formulierte 18,0 eine vorläufige Liste mit dazugehörigen Schlüsselindi- 15 Österreich katoren. An diesen Vorgaben orientierte sich auch der Europa-2020-Pfad Auswahlprozess bei Statistik Austria. Im erwähnten Revi- EU-28 10 sionsprozess im Frühjahr dieses Jahres fand eine Neuor- 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 ganisation der Dimensionen statt, in deren Rahmen auch neue Schlüsselindikatoren formuliert wurden. Grafik xx gibt einen Überblick der nunmehr 7 Dimensionen mit Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC. - Die Daten der Periode 2008-2011 kön- nen gegenüber früheren Veröffentlichungen abweichen, da 2014 eine den dazugehörigen Schlüsselindikatoren: Rückrechnung auf Basis der seit 2012 für SILC verwendbaren Verwal- tungsdaten vorgenommen wurde. Dimensionen der Lebensqualität Gremium externer Soziale KF LF Teilhabe und Expertinnen und Experten: Armut Subjektives Gesundheit „In der kurzfristigen Betrachtung der Jahre 2014 bis 2016 Wohlbefinden lässt sich ein leichter Rückgang der Armuts- oder Aus- Lebensqualität grenzungsgefährdung feststellen, der jedoch nicht signi- fikant ist. Da die Quote 2016 aber unter dem Zielpfad lag, Bildung Wohnen fällt die Bewertung tendenziell positiv aus. Eine langfris- tige Bewertung erfolgt erst, wenn Daten für wenigstens Qualität der ge- 10 Jahre vorhanden sind.“ Physische sellscha lichen Unsicherheit Organisa on In Österreich ist hinsichtlich der Armuts- oder Aus- Q: STATISTIK AUSTRIA, Wie geht’s Österreich?. grenzungsgefährdung seit 2008 eine Tendenz in die gewünschte Richtung zu beobachten: Der Anteil der armuts- oder ausgrenzungsgefährdeten Bevölkerung Ein Großteil der Indikatoren basiert dabei auf Daten der reduzierte sich von 20,6 % im Jahr 2008 auf 18 % im Jahr Europäischen Erhebung zu Einkommen und Lebensbe- 2016, das entspricht – zwei Jahre nach der Hälfte des dingungen EU-SILC.7 Weitere verwendete Datenquellen Beobachtungszeitraums – etwa 157.000 Personen. 2013 sind beispielsweise die Mikrozensus Arbeitskräfteerhe- und 2014 kam es zu einem leichten Anstieg, gefolgt von bung (MZ-AKE), die Todesursachenstatistik und die Zeit- einem Rückgang 2015 und 2016, so dass die Quote nun verwendungserhebung 2008/09. Alle Daten werden bei knapp unter dem Zielpfad für 2020 liegt. Statistik Austria erhoben und aufbereitet. In der nationalen Umsetzung des Europa 2020-Ziels wird eine Verringerung der Armuts- oder Aus¬grenz-ungs¬- gefährdung um 235.000 Personen innerhalb von zehn Jahren angestrebt. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste in den kommenden zwei Jahren die Zahl der Betroffenen noch um weitere 78.000 Personen verringert werden. 7 European Statistics on Income and Living Conditions, http://ec.europa.eu/eurostat/de/web/microdata/ european-union-statistics-on-income-and-living-conditions. 15
Subjektiver Gesundheitszustand der Personen ab 16 Frühzeitige Sterblichkeit an nicht-übertragbaren Jahren in Österreich und der EU-27* Krankheiten, 30 bis 69-Jährige 100 500 Sterbefälle auf 100.000 Personen gleichen Alters und Geschlechts in % der Personen ab 16 Jahren 400 80 300 60 200 259 40 100 20 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q: STATISTIK AUSTRIA, Todesursachenstatistik. sehr gut/gut mittelmäßig schlecht/sehr schlecht Gremium externer KF LF EU-27: Grenzwert schlecht zu mittelmäßig EU-27: Grenzwert mittelmäßig zu gut Expertinnen und Experten: „Die frühzeitige Sterblichkeit an den wichtigsten nicht-über- Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC; Eurostat. - Mit Verwaltungsdaten rück- tragbaren Krankheiten (30-69 Jahre) ging seit 1995 stark gerechnete Werte für 2008-2011. - * EU-28 ohne Kroatien, Daten für Kroatien liegen nicht ab Beginn der Zeitreihe vor. zurück, weshalb die langfristige Bewertung sehr positiv ausfällt. In den letzten Jahren wurde der Rückgang fla- cher, weshalb die kurzfristige Entwicklung als tendenzi- ell positiv bewertet wird.“ Gremium externer KF LF Expertinnen und Experten: Die frühzeitige Sterblichkeit an den wichtigsten nicht-über- „Weder in der längeren Frist seit 2004, noch in der Betrach- tragbaren Krankheiten Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, tung der Entwicklung seit 2014, sind bei diesem Indika- Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen hat tor signifikante Veränderungen wahrzunehmen. Es tra- seit 1995 kontinuierlich und deutlich abgenommen und ten also weder Verbesserungen noch Verschlechterungen lag 2016 bei 259 auf 100.000 Personen zwischen 30 und auf, weshalb sowohl die langfristige Entwicklung als auch 69 (berechnet in Bezug auf die Normbevölkerung). Das jene seit 2014 neutral eingestuft wird.“ ist ein Rückgang um 42 %. Die Sterblichkeit wird üblicherweise mittels altersstandar- Der Schlüsselindikator subjektive Gesundheitseinschät- disierter Sterberaten beschrieben. Diese standardisierte zung basiert auf der Frage: „Wie ist Ihre Gesundheit im All- Sterberate berücksichtigt sowohl die insgesamt wach- gemeinen?“. Dabei zeigt sich, dass der subjektive Gesund- sende Bevölkerung als auch ihre kontinuierliche Alte- heitsstand der österreichischen Bevölkerung in den letzten rung und macht damit die unterschiedlichen Sterbebe- Jahren relativ konstant geblieben ist. Seit 2008 ist der dingungen vergleichbar. Anteil der Personen, die ihre Gesundheit als gut oder sehr gut einstufen, fast unverändert geblieben und lag 2016 bei 70,3 %. 8,1 % stuften ihre Gesundheit als schlecht oder sehr schlecht ein. Personen in Österreich weisen durch- schnittlich eine bessere subjektive Gesundheit auf als im EU-27-Durchschnitt. 16 www.statistik.at
Wie geht´s Österreich? – Indikatoren und Analysen Tertiärquote der 30-34-Jährigen Frühzeitige Schul- und Ausbildungsabgängerinnen und ‑abgänger, 18-24-Jährige 45 40,1 40,0 20 40 in % der 30-34 Jährigen 38,0 in % der 18-24 Jährigen 35 39,1 15 30 10,0 25 10 10,7 Österreich (ISCED 2011)* 9,5 20 EU-28 6,9 15 Europa-2020-Ziel – Österreich 5 Europa-2020-Pfad – EU-28 10 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Q: STATISTIK AUSTRIA, MZ-Arbeitskräfteerhebung; Eurostat. - * Bil- dungsabschlüsse bis 2013 gemäß ISCED 1997 + äquivalente Bildungs- Österreich Europa 2020 Pfad – Österreich abschlüsse, ab 2014 gemäß ISCED 2011. EU-28 Europa 2020 Pfad – EU-28 Q: STATISTIK AUSTRIA, MZ-Arbeitskräfteerhebung; Eurostat. Gremium externer KF LF Expertinnen und Experten: Gremium externer KF LF Expertinnen und Experten: „Die Tertiärquote stieg seit 2004 stark an. Diese enthält auch BHS-Abschlüsse, deshalb wird die langfristige Ent- „Da die Quote der frühzeitigen Schul‑ und Ausbildungs- wicklung als tendenziell positiv bewertet. Die Entwicklung abgängerinnen und Schulabgänger vor allem seit 2007 seit 2014 zeigt keine signifikanten Veränderungen. Da das stark sank und sich deutlich unter dem EU 2020-Zielwert nationale Ziel aber bereits erreicht wurde und der Anteil für Österreich befindet, wird die langfristige Entwicklung über dem EU-Wert liegt, wird die kurzfristige Entwicklung als sehr positiv bewertet. In den letzten 3 Jahren zeigte ebenfalls als tendenziell positiv bewertet.“ sich keine Veränderung mehr, durch die deutliche Unter- schreitung des Zielwertes fällt die kurzfristige Bewertung tendenziell positiv aus.“ Als Tertiärabschluss werden grundsätzlich Abschlüsse der ISCED-Kategorien 5 bis 8 nach ISCED 2011 (ab 2014) bzw. 5a und 5b sowie 6 nach ISCED97 (bis 2013) gewertet. 2016 waren in Österreich 6,9 % der jungen Erwachsenen Neben akademischen Abschlüssen (Bachelor, Master etc.) zwischen 18 und 24 Jahren ohne Sekundarabschluss und zählen hierzu Abschlüsse der berufsbildenden und leh- befanden sich auch nicht in einer weiterführenden Aus- rerbildenden Akademien sowie auch Meister- und Werk- bildung. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen meisterabschlüsse und die Reife- und Diplomprüfung an geringen Rückgang um 0,4 %Punkte, der aber, genauso berufsbildenden höheren Schulen. wie der ähnlich geringe Anstieg zwischen 2014 und 2015, auf Stichprobeneffekte zurückzuführen sein kann. Als nationales Ziel wurde eine Quote von 38 % festgelegt. 2016 konnten 40,1 % der 30-34-Jährigen einen Tertiärab- EU-weit waren 2016 10,8 % der 18-24-Jährigen frühe Schul- schluss aufweisen. Anzumerken ist, dass die in der Grafik und Ausbildungsabgänger/innen. Auch hier konnte der sichtbare Schwankungen der Tertiärquote auf Strichpro- Anteil im Beobachtungszeitraum deutlich reduziert wer- beneffekt zurückzuführen sein könnten. den (2004: 16 %). 17
Physisches Unsicherheitsempfinden der Bevölkerung Todesfälle aufgrund von Mord, Totschlag und Verletzungen mit Todesfolgen 20 2,4 Anzahl pro 100.000 Personen in % der Bevölkerung 15 13,6 2,0 11,7 1,6 10 1,2 5 Österreich 0,8 0,5 EU-28 0,4 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 0,0 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC. - Mit Verwaltungsdaten rückgerech- nete Werte für 2008-2011. Q: STATISTIK AUSTRIA, Todesursachenstatistik. Gremium externer KF LF Gremium externer KF LF Expertinnen und Experten: Expertinnen und Experten: „Die längerfristige Entwicklung seit 2004 zeigt im Trend „Da die Tötungsrate seit 1995 stark zurückging, wird die nur wenig Veränderung und wird daher neutral bewer- langfristige Entwicklung als sehr positiv bewertet. In den tet. Da in den letzten drei Jahren ein Rückgang festzu- letzten drei Jahren gab es keine signifikanten Verände- stellen ist, wird die kurzfristige Veränderung als tenden- rungen, weshalb die kurzfristige Entwicklung als neut- ziell positiv bewertet.“ ral eingestuft wird.“ Physisches Unsicherheitsempfinden wird in EU-SILC durch Die Daten aus der Todesursachenstatistik, die bei ihrer die folgende Frage erfasst: „Haben Sie in Ihrer Wohnge- Berechnung der Tötungsrate die kontinuierliche Alte- gend Probleme mit Kriminalität, Gewalt oder Vandalis- rung der Bevölkerung bei der Berechnung des Indika- mus?“. 11,7 % der Bevölkerung gaben 2016 an, in ihrer tors berücksichtigt, zeigen, dass das Risiko durch Mord, Wohngegend Probleme mit Kriminalität, Gewalt oder Van- Totschlag oder vorsätzliche Verletzung zu Tode zu kom- dalismus zu haben, was einen leichten Rückgang gegen- men, seit den 1990er Jahren in Österreich kontinuierlich über den beiden Vorjahren darstellt. gesunken ist. Während Mitte der 1990er Jahre noch unge- fähr durchschnittlich eine von 100.000 Personen durch Vergleicht man die Werte zum physischen Unsicherheits- Mord, Totschlag und vorsätzlich zugefügte Verletzungen empfinden für Österreich mit den EU-Werten, so zeigt zu Tode kamen, waren es 2016 auf 100.000 Personen nur sich, dass sich Österreicherinnen und Österreicher in ihrer noch 0,5 vorsätzlich Getötete (2014 sogar nur 0,4). Wohngegend im Durchschnitt sicherer fühlen (und immer sicherer gefühlt haben) als EU-Bürgerinnen und EU-Bürger. Die standardisierte Rate gibt dabei an, wie viele Sterbe- fälle aufgrund der jeweils herrschenden Sterblichkeits- verhältnisse auf 100.000 Lebende entfallen wären, wenn der Altersaufbau der nationalen Bevölkerung (gleichen Geschlechts) in der betreffenden Berichtsperiode dem der gewählten Standardbevölkerung entsprochen hätte. 18 www.statistik.at
Wie geht´s Österreich? – Indikatoren und Analysen Vertrauen in das politische System der Personen Sehr schlechter Wohnstandard ab 16 Jahren auf einer Skala von 0-10 (2013) 8 in % der Bevölkerung EU-28 Hoch (7-10) 6 Mittelwert 20,6% 4 3,0 3,5 /10 4,4 /10 Gering (0-4) 44,2% 2 Mittel (5-6) 0 35,1% 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC. - * Mit Verwaltungsdaten rückgerech- nete Werte für 2008-2011. Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2013, Modul Wohlbefinden. Gremium externer KF LF Gremium externer Expertinnen und Experten: Expertinnen und Experten: „Da sich seit 2004 kein eindeutiger Trend in eine bestimmte Keine Bewertung möglich, da keine Zeitreihe verfügbar. Richtung ausmachen lässt, wird die langfristige Entwick- lung als neutral bewertet. Seit 2014 kam es hingegen zu einem erkennbaren Anstieg, weshalb die kurzfristige Ent- Auf einer 11-stufigen Skala von 0 (vertraue gar nicht) bis wicklung als tendenziell negativ bewertet wird.“ 10 (vertraue vollkommen) wählten 2013 20,6 % hohe (7-10) und 44,2 % niedrige (0-4) Werte. 12 % gaben an, über- haupt kein Vertrauen in das politische System zu haben. Von sehr schlechtem Wohnstandard wird gesprochen, Der Mittelwert lag bei 4,4, der für die EU-28 lediglich bei wenn zwei der folgenden vier Merkmale zutreffen: (1) 3,5. Es ist anzunehmen, dass die Antwortverteilung bei weder Badezimmer noch Dusche in der Wohnung (2) den Fragen zum Vertrauen deswegen so stark von der keine Toilette in der Wohnung (3) Probleme durch feuchte Verteilung bei Zufriedenheitsfragen – wie etwa der Frage Wände oder Fußböden, Fäulnis in Fensterrahmen oder nach der subjektiven Lebenszufriedenheit - abweicht, da Fußböden, undichtes Dach (4) Probleme durch dunkle hier im Gegensatz zur Zufriedenheit, die das Individuum Räume. 2016 lebten 3 % der österreichischen Gesamt- von innen her erlebt, das Objekt der Bewertung extern bevölkerung in Wohnungen mit einem sehr schlechten ist, d. h. außerhalb des Individuums liegt. Wohnstandard. Der Anteil sank seit 2008 leicht, ist aber zuletzt (2015 und 2016) wieder angestiegen. Schwankun- In der durchschnittlichen Beurteilung zeigten sich zwi- gen dieser Größenordnung können hier jedoch auch auf schen den verschiedenen Einkommensgruppen geringe Stichprobeneffekte zurückzuführen sein. Unterschiede. So lag das mittlere Vertrauen in das politi- sche System im untersten Einkommensquintil bei einem Mittelwert von 4,2, während sich im obersten Einkom- mensquintil ein Mittelwert von 4,6 ergab. 19
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