Das Magazin der Lebenshilfe Schweinfurt
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Ausgabe 01/2018 Das Magazin der Lebenshilfe Schweinfurt 20 Jahre Ein gutes Gefühl für Offene Hilfen „ShapooKlack“: den Nachhauseweg Einricchtunggsleitterrinn Wohnheimbewohner Vier Arbeitgeber R i t a We b e r machen Theater und Arbeitnehmer über im Inter view w „Mensch inklusive“
- Anzeige - Editorial 3 Liebe Leserin, lieber Leser, mit den Offenen Hil- fen feiert heuer einer Bei manchen Texten unserer Dienste sein in diesem Heft ist das 20-jähriges Bestehen, der einen für die Ar- Bild links zu sehen. beit der Lebenshilfe Das bedeutet: Die Schweinfurt zentra- len Wert im Namen Texte sind in einer trägt: Offenheit. Sie einfachen Sprache ist für die Lebenshil- fe Schweinfurt derart geschrieben. Und die wichtig, dass wir sie in Schrift ist besonders groß. Möglichst unserem Leitbild ver- ankert haben. Auch viele Menschen sollen diese Texte die Angebote unserer verstehen können. Einrichtungen sind of- fen. Sie sind offen für die unterschiedlichsten Interessen und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung. Und un- sere Einrichtungen passen ihre Angebote beständig neu an diese Interessen und Bedürfnisse an. Die Offenen Hilfen treiben dieses Prinzip auf die Spitze: Inhaltsverzeichnis Es gibt keine Definition, wie die Angebote des Dienstes aus- zusehen haben. Rund 300 freiwillige Mitarbeiter unterstüt- Editorial 3 zen und begleiten bei den Offenen Hilfen Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen in Alltag und Freizeit Chefsache 4 auf individuellste Art und Weise. Sie leisten pro Jahr 20.000 freiwillige Einsatzstunden. Ein beinahe unglaubliches Enga- Augenblick 6 gement, von dem Sie sich in dieser HINGESCHAUT-Ausga- be ab Seite 10 selbst ein Bild machen können. Gut zu wissen 8 Auch im Bereich „Arbeit“ zeigt sich die Lebenshilfe Schweinfurt offen: Neben Werkstätten, Außenarbeits- 360 Grad gruppen und Integrationsbetrieben bieten wir Menschen „Es gibt keine Definition, mit Behinderung seit 2014 eine weitere Möglichkeit an, wie unsere Angebote auszusehen haben“ Arbeit zu finden. Unsere Initiative „Mensch inklusive“ ist 20 Jahre Offene Hilfen: ein höchst individuelles Angebot, das die Interessen von Einrichtungsleiterin Rita Weber Arbeitnehmern und Arbeitgebern auf dem allgemeinen im HINGESCHAUT-Interview 10 Arbeitsmarkt gleichermaßen in den Mittelpunkt stellt. Und „Mensch inklusive“ ist eine Erfolgsgeschichte. Warum, das Abends gehen sie erfahren Sie ab Seite 16. mit einem guten Gefühl nach Hause Viel Vergnügen beim Lesen der neuen HINGESCHAUT- Vier Arbeitgeber und Arbeitnehmer Ausgabe wünscht Ihnen über ihre Erfahrungen mit „Mensch inklusive“ 16 Wohnheimbewohner machen Theater Ihr „SchapooKlack“ begeistern seit vier Jahren ihr Publikum 20 Selbst beleuchtet: Bitte schreiben Sie! 24 Dr. Horst Golüke Impressum 2 Vorsitzender der Lebenshilfe Schweinfurt IMPRESSUM Herausgeber: Lebenshilfe für Behinderte e. V. Schweinfurt, Am Oberen Marienbach 1, 97421 Schweinfurt Redaktion: Reto Glemser (V. i. S. d. P., regs), Doris Krimmel (dok) • Konzeption und Layout: Reto Glemser Texte „Leichte Sprache“: Reto Glemser • Bilder: Lebenshilfe Schweinfurt Piktogramm „Leichte Sprache“: © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e. V., Illustrator Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung der Lebenshilfe Schweinfurt.
4 Chefsache Chefsache 5 „Wir verfolgen Neben ihren fachlichen Kernaufgaben haben Führungskräfte nämlich immer auch eine Vorbildfunktion für ihre Mit- einen ganzheitlichen Ansatz“ arbeiter. Im Hinblick auf eine gesunde Lebensführung und einen respektvollen Umgang miteinander leisten sie einen Betriebliches Gesundheitsmanagement: erheblichen Beitrag zu einem motivie- renden Arbeitsumfeld. Darüber darf Lebenshilfe-Geschäftsführer Martin Groove aber nicht vergessen werden, dass jeder im HINGESCHAUT-Interview Mitarbeiter für seine Gesundheitsvor- sorge auch persönlich verantwortlich ist und im eigenen Interesse entsprechend Die Lebenshilfe Schweinfurt plant, stellen sind emotional sehr gefordert, in verstärktem aktiv werden sollte. ein flächendeckendes Betriebliches Maß Burnout-gefährdet und wünschen sich mehr Fachgespräche mit ihren Kollegen. Hat Sie das Ergeb- Welche Maßnahmen sind neben Re- Gesundheitsmanagement (BGM) in nis überrascht? silienztrainings in Zukunft für die „Die Kombination von Neurofeedback ihren Einrichtungen einzuführen. Ehrlich gesagt habe ich im Vorfeld mit einem ähnlichen Lebenshilfe Schweinfurt denkbar? und Achtsamkeit als BGM-Maßnahme Ergebnis gerechnet. Der Arbeitsalltag in den Frühförder- Wir wollen zielführende Maßnahmen In Zusammenarbeit mit der Hoch- stellen unterscheidet sich im Hinblick auf die emotionale anbieten, die auf den Ergebnissen der wäre sehr innovativ.“ - Martin Groove - schule Coburg wurden 2017 hierfür Belastung eben erheblich vom Arbeitsalltag in der Ge- ersten durchgeführten Trainings auf- zunächst Mitarbeiter der Geschäfts- schäftsstelle. Der ist von einer großen Arbeitsmenge und bauen. Dementsprechend wollen wir einem hohen Arbeitstempo geprägt. Aus diesem Grund die Auswertung dieser ersten Resilienz- stelle sowie der Frühförderstellen wurden übrigens auch zwei grundsätzlich verschiedene trainings abwarten, um anschließend Schweinfurt und Bad Kissingen zu Einrichtungen mit der Hochschule Coburg untersucht. So über weitere Maßnahmen zu entschei- konnten wir überprüfen, ob der eingesetzte Fragebogen den. Was man allerdings bereits jetzt sagen kann: In den für das BGM innerhalb der Lebenshilfe Schweinfurt? ihrem Wohlbefinden am Arbeitsplatz auch das misst, was wir messen wollten. Jetzt können wir Einrichtungen der Lebenshilfe Schweinfurt machen wir seit Der demografische Wandel – konkret der steigende Al- befragt. Eine Handlungsempfeh- sicher sein, dass die durchgeführte Untersuchung aussage- geraumer Zeit sehr gute Erfahrungen mit Neurofeedback- tersdurchschnitt der Mitarbeiter – wird die Lebenshilfe lung danach: freiwillige Trainings für kräftige Ergebnisse geliefert hat. Trainings. Diese Trainings sind möglicherweise auch für Schweinfurt in Zukunft vielfältig fordern. Denken wir nur Mitarbeiter interessant. an die zahlreichen Bereiche, in denen körperlich anstren- die Mitarbeiter zur Stressbewälti- Resilienztrainings zur Stressbewältigung für die Be- gende Arbeiten zu verrichten sind, wie zum Beispiel in der gung. HINGESCHAUT hat mit Martin legschaft: Wird es auch BGM-Maßnahmen speziell für Stichwort „Neurofeedback“: Derzeit bemühen sich Pflege. Verschärfend kommt hinzu, dass die Lebensarbeits- Führungskräfte geben? die Lebenshilfe Schweinfurt und die Hochschule Co- zeit politisch gewollt eher steigt als sinkt. Erste vorbeugen- Groove, Geschäftsführer der Lebens- In der Lebenshilfe Schweinfurt verfolgen wir mit dem BGM burg beim Bayerischen Kultusministerium um die Fi- de Schritte, um den Herausforderungen zu begegnen, hat hilfe Schweinfurt, über den Stand der einen ganzheitlichen Ansatz. Darum sind auch Schulungs- nanzierung einer weiteren Zusammenarbeit im BGM: die Lebenshilfe Schweinfurt bereits vor Jahren eingeleitet. Dinge in Sachen BGM gesprochen. maßnahmen speziell für Führungskräfte unabdingbar. „Neurofeedback und Achtsamkeit in der Arbeits- Ein Beispiel dafür ist unser Wertzeitkontenmodell, das Mit- welt“ lautet deren Arbeitstitel. Was genau können arbeitern unter anderem einen vorzeitigen Übergang in Lebenshilfe-Mitarbeiter hier im Falle eines positiven den Ruhestand ermöglicht. Betriebliches H err Groove, Anfang 2018 hat die Lebenshilfe Bescheids erwarten? Schweinfurt Mitarbeitern der Geschäftsstelle Vereinfacht ausgedrückt helfen Neurofeedback-Trainings Wie und wann wird das BGM der Lebenshilfe freiwillige Trainings zur Stressbewältigung, so- Gesundheitsmanagement Menschen, verschiedene Gehirnareale besser zu vernetzen Schweinfurt auf alle ihre Einrichtungen ausgeweitet? genannte Resilienztrainings, angeboten. Wurden die und so zum Beispiel ihre Aufmerksamkeitsspanne oder ihre In allen Einrichtungen der Lebenshilfe Schweinfurt werden gut angenommen, und wie sind die Rückmeldungen in der Lebenshilfe Schweinfurt Stressresistenz zu steigern. Achtsamkeit ist eine vielverspre- bereits heute Ziele des Gesundheitsmanagements verfolgt. der Teilnehmer dazu? chende, relativ neue BGM-Maßnahme. Sie beschreibt einen Weitere Maßnahmen sollen in Zukunft Schritt für Schritt Zunächst gilt es an dieser Stelle der AOK Schweinfurt einen Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) eines Bewusstseinszustand, eine Haltung gegenüber den Perso- umgesetzt und wissenschaftlich begleitet werden, um ein- herzlichen Dank auszusprechen. Die AOK hat uns die Re- Unternehmens oder eines Vereins umfasst alle Maßnah- nen und Dingen, die uns umgeben. Man lernt dabei, sich richtungsspezifische, zielgerichtete Lösungen anzubieten. silienztrainerin, Frau Anja Pflaum, vermittelt und auch die men, die der Sicherheit, dem Gesundheitsschutz und der auf den Moment zu konzentrieren, den Augenblick sehr Wir sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten zwei bis Kosten dafür übernommen. Die Trainings wurden anschlie- Gesundheitsförderung seiner Mitarbeiter dienen. Eine be- bewusst wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten und damit drei Jahren ein übergeordnetes Gesundheitsmanagement ßend gemeinsam mit dem Bildungswerk der Bayerischen sondere Herausforderung für das BGM ist der beständige zu verfälschen. Als Ergebnis davon erreichen achtsame Per- für alle Einrichtungen der Lebenshilfe Schweinfurt einge- Wirtschaft unter Federführung von Frau Nicole Hromadka Wandel der Arbeitswelt. Einsparungen, organisatorische sonen eine größere Distanz zu den Dingen und schaffen es, führt haben werden. organisiert. Erste Rückmeldungen sind durchweg positiv, Veränderungen und wechselnde Anforderungen gehö- Situationen sehr reflektiert zu beurteilen. Die Kombination wobei wir mit Frau Pflaum vereinbart haben, den Erfolg ren für viele Mitarbeiter zur Tagesordnung. Lebenslanges von Neurofeedback und Achtsamkeit als BGM-Maßnahme Macht das BGM die Lebenshilfe Schweinfurt als Ar- der Trainings zeitnah auszuwerten, möglicherweise wieder Lernen ist für sie längst ein Muss. Parallel dazu steigt die wäre sehr innovativ. Meines Wissens wären wir und die beitgeber attraktiver? in Zusammenarbeit mit der Hochschule Coburg. In Abhän- Lebensarbeitszeit kontinuierlich. Das BGM der Lebenshilfe Hochschule Coburg die Ersten, die eine entsprechende Die Frage müsste meiner Meinung nach anders formuliert gigkeit vom Ergebnis der Auswertung sind weiterführende Schweinfurt begegnet dieser Herausforderung systema- wissenschaftliche Studie durchführen würden. Mittlerweile werden. Unabhängig davon, ob es in einem Unternehmen Maßnahmen denkbar. tisch und mit einem ganzheitlichen Ansatz, wie Geschäfts- hat die Hochschule Coburg übrigens auch weitere Unter- ein benanntes BGM gibt oder nicht, ist jeder Arbeitgeber führer Martin Groove im Interview erläutert. Unter anderem nehmen gewonnen, die ebenfalls Interesse haben, an der im Rahmen seiner Fürsorgepflicht aufgefordert, die Ar- Die Umfrage der Hochschule Coburg hat gezeigt: Mit- einrichtungsspezifische, wissenschaftlich erarbeitete Lö- Studie teilzunehmen, zum Beispiel Fraport. beitskraft und Gesundheit seiner Mitarbeiter zu erhalten arbeiter in der Geschäftsstelle sind vor allem mit ei- sungsansätze sollen den unterschiedlichen Anforderungen, und zu fördern. Dieser Haltung fühlt sich auch die Lebens- ner großen Arbeitsmenge, einem hohen Arbeitstem- denen Mitarbeiter in der Lebenshilfe Schweinfurt begeg- Die Zahl der Krankenstände, die Wiedereinstiege hilfe Schweinfurt verpflichtet. po und wenig Möglichkeiten, auf die Arbeit Einfluss nen, gerecht werden. nach längeren Krankheitsphasen oder der demogra- zu nehmen, konfrontiert. Mitarbeiter der Frühförder- fische Wandel: Was ist die größte Herausforderung Herr Groove, vielen Dank für das Gespräch. [regs]
6 Augenblick Augenblick 7 Ehrenamt im Fokus Einmal pro Woche besucht Undine Störkel, eine ehemalige Mitarbeiterin der Werkstatt für behin- derte Menschen Sennfeld, den Schweinfurter St.-Lukas-Kindergarten. Dort liest sie den Kindern vor, spielt mit ihnen, hört ihnen zu oder erzählt ihnen von sich. Ihr Ehrenamt und das einiger wei- terer Menschen mit Behinderung in Schweinfurt hat Aufsehen erregt: Ein Team der Münchener Ivory Productions besuchte Undine Störkel im Kindergarten, um unter anderem über ihr soziales Engagement einen Film zu drehen. Seine Premiere feierte der Film dann bei der Verleihung des Bayerischen Innovationspreises Ehrenamt 2018. Sozialministerin Emilia Müller zeichnete im März sechs Akteure mit dem mit jeweils 10.000 Euro dotierten Preis aus. Darunter waren auch das Freizeitnetzwerk der Offenen Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt und die Freiwilligenagentur Ge- meinsinn im Landkreis Schweinfurt. Gemeinsam hatten sich die Partner in der Vergangenheit ver- stärkt dafür eingesetzt, Menschen mit Behinderung eine ehrenamtliche Tätigkeit zu ermöglichen. Wer mehr über ehrenamtlich tätige Menschen mit Behinderung erfahren möchte, wird auf dem YouTube-Kanal der Lebenshilfe Schweinfurt fündig. [regs]
8 Gut zu wissen Gut zu wissen 9 Gut zu wissen +++ Gut zu wissen +++ Das Wichtigste in aller Kürze Lebenshilfe-Schüler wissen, ger Inklusionsband „Mosaik“. Für die ril zu Gratisrunden auf dem Hammel- Hurra, der Pumuckl ist da 500 Holzfische als Andenken was in der Welt passiert Finanzierung des nächsten integrati- burger Volksfest ein. Im Juni feierten Auch heuer hat die Werkstatt Augsfeld die Vorschulkinder des Caritas-Kinder- Bei den diesjährigen Sömmersdorfer Seit vielen Jahren nehmen die drei ven Fußballturniers wurden im März Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam gartens St. Kilian zu sich in die Schreinerei eingeladen. Zusammen mit den Mit- Passionsspielen sind an die Besucher Schulen der Lebenshilfe Schweinfurt bereits 300 Euro vom Rotary Club ein Sommerfest unter dem Motto arbeitern bastelten die Kinder dort im April einen Klettermaxe. Die Schreinerei 500 Fischanhänger aus Holz verteilt – die Franziskus-Schule, die Kathari- Schweinfurt-Peterstirn überreicht. „Fußball-Weltmeisterschaft“. der Werkstatt ist im Kindergarten seit Jahren als der Ort bekannt, wo der Pu- worden. Die Andenken waren zuvor nen-Schule und das Förderzentrum muckl und der Meister Eder zu Hause sind. Meister Eder, das ist in diesem Fall in der Werkstatt Sennfeld ausgesägt Schonungen – am medienpädagogi- Fußball: Abstieg und Klassenerhalt Besondere Erlebnisse Gruppenleiter Johannes Selig. Sind die Kindergartenkinder zu Besuch, stehen in und mit Gravur versehen und von den schen Projekt „Klasse!“ der Main-Post Das 36. landesweite Fußballturnier möglich gemacht der Schreinerei ein kleines Pumuckl-Bettchen und die typische Pumuckl-Schiff- Kindern des Schonunger Waldkinder- teil. Schüler und Lehrkräfte erhalten der Landesarbeitsgemeinschaft der Aus der großzügigen Spende der Karl- schaukel im Regal. Die Schaukel bewegt sich dann wie von Geisterhand und gartens bemalt worden. dabei kostenfrei verschiedene Main- Werkstätten für behinderte Menschen Wagner-Stiftung Eschenbach im letz- die Decke im Bettchen wird gelupft und Süßigkeiten kommen zum Vorschein. Post-Produkte und entsprechendes in Bayern ist im Juni für die Kicker ten Jahr in Höhe von 12.000 Euro hat Und manchmal springt sogar ein lebensgroßer und zudem sichtbarer Pumuckl Regionalliga-Kicker Unterrichtsmaterial. Extra von der der Werkstatt Augsfeld leider mit ei- das Förderzentrum Schonungen unter zwischen den Büschen im Werkstattgarten herum. auf Stippvisite Main-Post eingerichtete Leseecken in ner Enttäuschung zu Ende gegangen. anderem im Mai ein großes Trommel- Kurz vor dem Saisonstart im März ha- den Schulen werden täglich mit den Sie verloren im harten Elfmeter-Zwei- Mitmachkonzert mit Thomas Soukou gruppe der Werkstatt ging derweil für Menschen mit und ohne Behinde- ben die Regionalliga-Kicker des 1. FC neuesten Tageszeitungen bestückt kampf nach einem 2:2-Unentschieden für alle Kinder und Jugendlichen des auf „Tournee“: Im April umrahmte sie rung, sondern auch ein Arbeitsplatz Schweinfurt 05 die Werkstatt Senn- und laden zum Lesen ein. das Spiel um den fünften Platz gegen Förderzentrums organisiert. Auch ein das Frühstück des Pfarrgemeinderats für Werkstattmitarbeiter zur Qualifi- feld besucht, um ihren Fans bei der Ar- Kaufbeuren und stiegen nach vier Jah- Besuch auf dem Baumwipfelpfad Stei- in Aschach, und im Mai sorgten sie zierung im Bereich „Gastronomie“. beit über die Schulter zu schauen. Ein Schweinfurter Prinzenpaar von ren aus der Bayern- in die Oberliga gerwald wurde von dem Spendengeld für eine ganz besondere Maiandacht Das Café hat montags bis donnerstags wirkliches Highlight im Arbeitsalltag Lebenshilfe-Fasching begeistert ab. Für die Mannschaft der Werkstatt finanziert. Für Kinderfahrzeuge und in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt von 8.00 Uhr bis 15.45 Uhr und frei- aller Schnüdelfans der Werkstatt. Laut Prinzessin Tanja II war der Besuch Sennfeld lief es besser: Sie gewannen Hilfsmittel hingegen wird die Spende in Bad Neustadt. Den musikalischen tags von 8 Uhr bis 15 Uhr geöffnet. des diesjährigen Lebenshilfe-Faschings 3:1 gegen Ahorn im Endspiel und blie- von Bildhauer Gerhard Nerowski aus Part während der „Berg-Zeit“, einer Empfehlenswert sind unter anderem Erfolgreiche Sportler, am letzten Januar-Wochenende einer ben somit in der Bayernliga mit guten Königsberg eingesetzt. Er überreichte Sommerandacht in der Kirchenruine die Frühstücksspezialitäten des Cafés. langjährige Mitarbeiter, der schönsten Momente ihrer Amts- Chancen auf den Meistertitel. dem Förderzentrum Schonungen im Michelsberg, übernahmen sie im Juni zufriedene Festbesucher zeit. Zusammen mit Prinz Sergei I und April anlässlich seines 60. Geburtsta- zum zweiten Mal in Folge. Inklusionsprojekt Im April hat die Tischtennismannschaft einer Gardetruppe hatte sie während Fußball: Männer gegen Frauen ges 755 Euro. dank Ringstraßenfest der Werkstatt Hohenroth am 34. lan- der Veranstaltung zur Freude aller Fei- Eine runde Sache: Anlässlich des Ein Ort, wo Funken sprühen Vorschulkinder des Marienkindergar- desweiten Tischtennisturnier teilge- ernden für Stimmung gesorgt. Dafür 50-jährigen Jubiläums des Ebenhäu- Mit dabei beim Im Café Luna der Nüdlinger Werkstatt tens in Hambach und die Tagesgrup- nommen und den Klassenerhalt in ein herzliches Dankeschön! sener Sportheims hat im Mai ein Da- Deutschen Down-Sportlerfestival hat es gefunkt: Dort hatten sich die pe der Werkstatt Sennfeld haben im der B-Liga der nordbayerischen Meis- men-Herren-Inklusionsspiel zwischen Im April waren Marcel Engert und Ste- beiden Werkstattmitarbeiter Julia Bau- März gemeinsam einen Weidenzaun terschaft geschafft. Im Juni wurden Fußball: den Fußballern der Werkstatt Senn- fan Pfister, Mitarbeiter der Werkstatt er und Thomas Gensler vor sechs Jah- als Schichtschutz für die Kita gefloch- dann zwei „Urgesteine“ der Werkstatt Um jeden Ball hart gekämpft feld und der Damenmannschaft des für behinderte Menschen Sennfeld, ren kennengelernt. Im Mai haben sie ten. Die Idee dazu war beim Hamba- Hohenroth, Sozialpädagoge Ludwig Beim von der Lebenshilfe Schweinfurt TSV Ebenhausen stattgefunden. zwei unter 600 Sportlern: Sie haben sich nun das Ja-Wort gegeben. Herz- cher Ringstraßenfest entstanden, an Mächtlinger und Industriemeister Kon- und der Turngemeinde Schweinfurt zum 15. beziehungsweise 10. Mal am lichen Glückwunsch! Das Café Luna dem die Tagesgruppe seit Jahren re- rad Gessner, nach 38 Arbeitsjahren in 1848 ausgerichteten, integrativen Laufen für den guten Zweck Deutschen Down-Sportlerfestival teil- ist nicht nur ein Ort der Begegnung gelmäßig teilnimmt. den Ruhestand verabschiedet. Werk- Fußballturnier wurde Ende Januar um Die Schüler der Katharinen-Schule in genommen, das seit 2003 in Frankfurt stattleiter Andreas Witke dankte den jeden Ball hart gekämpft. Diverse U- Fuchsstadt waren schon beinahe tra- veranstaltet wird. Engert und Pfister Sternsinger, Schwimmer und Spender beiden für ihren Einsatz und ihre „ge- 13-Mannschaften aus der Region so- ditionsgemäß auch heuer wieder beim zeigten auch heuer wieder viel Ehrgeiz, In der Schwanfelder Grundschule unterhält die Franziskus-Schule eine Außen- lebte Lebenshilfe“. Ebenfalls im Juni wie Teams der Lebenshilfe-Werkstät- Spendenlauf der Johannis-Petri-Schule als es um 100-Meter-Lauf, Weitsprung klasse. Deren Schüler haben im Januar ihre Mitschüler mit einem Dreikönigs- öffnete die Werkstatt Hohenroth ihre ten Hammelburg, Sennfeld, Augsfeld, aus dem benachbarten Langendorf oder Weitwurf ging. Beide können besuch überrascht. Als Sternsinger verkleidet zogen sie von Klasse zu Klasse. Tore für die Öffentlichkeit: Beim Werk- Hohenroth und Nüdlingen sowie der mit von der Partie. Im Mai sorgten sie übrigens schon auf eine beachtliche Bei der alljährlichen Schwimm-Stadtmeisterschaft der Grund- und Förderschu- stattfest freuten sich Besucher über Lebenshilfe Bamberg, Würzburg und mit ihren gelaufenen Runden für eine Zahl an Medaillen zurückblicken. len im Mai musste sich die Franziskus-Schule allerdings mit dem zweiten Platz Werkstattführungen und ein abwechs- der BVSV/TG lieferten sich spannen- Aufstockung des Spendenbetrags. begnügen. Den ersten Platz belegte die Kardinal-Döpfner-Schule. Groß war die lungsreiches Rahmenprogramm. de Matches. Besondere Gäste waren Ebenfalls zum wiederholten Male lud Musik, Kultur und Begegnungen Freude in der Franziskus-Schule wiederum über zahlreiche Spender: Im Februar der Schirmherr des Turniers, Staatsse- die Schaustellerfamilie Krzenck die in der Nüdlinger Werkstatt überreichte das Friseur-Team Wirth aus Waigolshausen 1.120 Euro aus seiner Frauen-Union kretär Gerhard Eck, und die Würzbur- Schüler der Katharinen-Schule im Ap- Zu ihrem diesjährigen Benefizkonzert letztjährigen Weihnachtsspendenaktion. Ebenfalls im Februar überreichte der unterstützt Integrationsbetriebe im April hat die Nüdlinger Werkstatt Frauenbund Mönchstockheim 600 Euro, die aus dem Erlös seiner Altpapier- Die Frauen-Union Schweinfurt-Land Bankeinzug der Mitgliedsbeiträge erstmals die „Herzensblecher“ einge- sammlungen 2017 stammen. 700 Euro erhielt die Franziskus-Schule im März hat dem Markt- und Service-Integrati- An dieser Stelle möchten wir unsere Vereinsmitglieder darüber informieren, laden. Das facettenreiche, fränkische vom Rotary Club Schweinfurt-Peterstirn aus dem Erlös des letztjährigen „Rotari- onsunternehmen im April 1.100 Euro dass wir ihre uns vorliegende Einzugsermächtigung für den Mitgliedsbeitrag Musikkabarett begeisterte das Publi- an Rowdy River Raft Race“. Eine Spende in Höhe von 750 Euro übergab Herbert gespendet. Das Geld stammt aus der als SEPA-Mandat verwenden. Unsere Gläubiger-ID für den Lastschrifteneinzug kum im ausverkauften Veranstaltungs- Keller im Juni an die Franziskus-Schule. Das Geld hatte er mit dem Verkauf von letztjährigen Weihnachtssammlung lautet: DE91ZZZ00000032669. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung. saal der Werkstatt. Die Veeh-Harfen- selbst geschreinerten Dekoartikeln gesammelt. der Frauen-Union. [dok]
10 360 Grad 360 Grad 11 „Es gibt keine Definition, wie unsere Angebote auszusehen haben“ 20 Jahre Offene Hilfen: Einrichtungsleiterin Rita Weber im HINGESCHAUT-Interview Es gab Zeiten, da teilte man sich mit den Kollegen der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie Schweinfurt zu sechst ein Büro. Heute besitzen die Offenen Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt eigene Räumlichkeiten und zählen 300 freiwillige Mitarbeiter. Diese unterstützen und begleiten Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen in Alltag und Freizeit auf individuellste Art und Weise. Rita Weber, die Leiterin der Offenen Hilfen, fragt sich manchmal, ob das auch langfristig gut funktioniert. 20 Jahre entlasten, stärken, verbinden: Seit ihrer Gründung entlasten die Offenen Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt Menschen, die sich um pflege- bedürftige Familienmitglieder kümmern. Sie stärken Menschen mit und ohne Behinderung, die selbstbestimmt ihren Weg gehen wollen. Und sie verbinden Menschen, damit sie sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen. F rau Weber, im Herbst 1998 wurde der Dienst ge- gründet. Seit Februar 1999 leiten Sie ihn. Eine lan- ge Zeit. Was gefällt Ihnen an den Offenen Hilfen? Die Offenheit. Die Offenen Hilfen sind so offen, wie sie Lebenshilfe Schweinfurt allein für die Offenen Hilfen verantwortlich. Was hat sich dadurch verändert? Die spürbarste Veränderung war wohl der Auszug aus dem OBA-Büro. Damals haben wir uns mit der OBA ein Büro untereinander absprechen, wer welche Angebote macht, damit es da nicht allzu große Überschneidungen gibt. Ähnlichkeiten zwischen den Angeboten der Offenen einen Erste-Hilfe-Kurs in Leichter Sprache von beiden Trä- gern gleichzeitig. Für was steht das „Offen“ im Namen „Offene Hilfen“? heißen. Wir sind ein Dienst, der die Menschen bei ihren geteilt und manchmal zu sechst in einem Raum gearbei- Hilfen und der OBA gibt es trotzdem hin und wie- Offen steht für Offenheit. Wir sind offen für neue Entwick- Bedürfnissen und Interessen abholt und versucht, passge- tet. Das ging irgendwann nicht mehr. Durch den Umzug der. Wie die Offenen Hilfen bietet auch die OBA für lungen, für neue Angebote und zwischenmenschliche Be- naue Angebote und Hilfestellungen dafür zu entwickeln haben wir im wahrsten Sinne des Wortes Raum gewonnen Nutzer in der Stadt und im Landkreis Schweinfurt Bil- gegnungen. In den Offenen Hilfen arbeiten wir daran, dass und immer wieder daran anzupassen. Ich bin ein Mensch, und konnten unser eigenes Profil stärker schärfen. Alleine dungs- und Freizeitangebote an. Stehen die beiden Menschen mit und ohne Behinderung aufeinander zuge- der offen ist für neue Erfahrungen, Begegnungen, Ent- schon dadurch, dass die OBA und die Offenen Hilfen ab Dienste in Konkurrenz zueinander? hen und sich gesellschaftliche Akteure und Einrichtungen wicklungen, Veränderungen. Und deswegen geht´s mir gut 2010 getrennte Büros hatten, haben die Leute gemerkt, Eine gewisse Konkurrenz war da, als es um den finanziellen für Menschen mit Behinderung öffnen. Offen ist auch der in diesem Arbeitsfeld. Ich habe ein Team, das sehr offen, dass wir zwei eigenständige Dienste mit unterschiedlichen Topf beziehungsweise die Verteilung der öffentlichen Zu- Hilfebedarf, der an uns herangetragen wird. Es gibt keine motiviert und engagiert ist und eine Geschäftsführung und Angeboten sind. Damals war das für unsere Nutzer nicht schüsse ging. Da hat jeder Dienst natürlich ein Stück weit Definition, wie unsere Angebote auszusehen haben. Wir einen Vorstand, die uns den Rücken stärken. Das ist nicht immer klar. Der Auszug hatte aber auch Nachteile: Wenn für sich gekämpft, um gut für die Zukunft ausgestattet zu sind da zuerst einmal offen für die Wünsche und Bedürf- selbstverständlich. Und die Lebenshilfe Schweinfurt erlebe wir uns heute mit der OBA abstimmen wollen, müssen wir sein. Ansonsten gibt es keine Konkurrenz. Jeder schaut, nisse der Menschen und versuchen dann, ihnen etwas an- ich als einen Verein, der ebenfalls sehr offen ist und Verän- Besprechungstermine vereinbaren. Die Tür- und Angelge- dass er den Bereich, den er macht, gut macht, und dass zubieten, was zu ihnen passt. derungen zulässt. spräche von damals, das schnelle Reagieren, das Mitkrie- da nicht unbedingt der andere mit einsteigt. Unterm Strich gen von beiden Seiten, was gerade los ist, gibt es nicht sehe ich die Angebote der OBA und der Offenen Hilfen Die Angebote der Offenen Hilfen sind also nahe dran Anfangs war die Lebenshilfe in erster Linie für die mehr. Die Qualität unserer Zusammenarbeit mit der OBA als eine sehr fruchtbare Ergänzung. Sie bieten Menschen an den Bedürfnissen ihrer potenziellen Nutzer. Haben Finanzierung der Offenen Hilfen zuständig. Fachlich hat das aber nicht beeinflusst. Sie ist nach wie vor gut. mit Behinderung Wahlmöglichkeiten. Und wenn wir Bil- sich diese Bedürfnisse im Lauf der Zeit verändert? begleitete die Offene Behindertenarbeit (OBA) der Wir haben einen gemeinsamen Kooperationsvertrag un- dungsangebote anbieten, dann versuchen wir, nicht die Lebensumstände, eine Gesellschaft und die Menschen in Diakonie Schweinfurt den Dienst. Seit 2010 ist die terschrieben, der unter anderem beinhaltet, dass wir uns gleichen wie die OBA zu machen, also zum Beispiel nicht ihr verändern sich ständig und damit auch die Bedürfnis-
12 360 Grad 360 Grad 13 Die Offenen Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt Die Offenen Hilfen unterstützen Menschen mit Behin- derung jeden Alters und ihre pflegenden Angehörigen in Alltag und Freizeit. Rund 300 freiwillige Mitarbeiter begleiten hierfür Menschen mit Behinderung stunden- oder tageweise bei allen denkbaren Aktivitäten oder nehmen sie kurzzeitig bei sich zu Hause auf. Die Frei- willigen sind keine Mitarbeiter im klassischen Sinn, sondern Privatpersonen, die sich in ihrer Freizeit en- gagieren. Sie arbeiten unentgeltlich oder für eine ge- ringe Aufwandsentschädigung. Rund 240 Menschen mit Behinderung und deren Familien unterstützen sie derzeit. Pro Jahr leisten sie etwa 20.000 Einsatzstun- den. Darüber hinaus steht der Leiterin der Offenen Hilfen, Rita Weber, ein Team aus 5 Fach- beziehungs- weise Verwaltungskräften zur Verfügung. Der Gründung der Offenen Hilfen durch die Lebens- hilfe Schweinfurt im Jahr 1998 ging 1995 ein neues Gesetz zur Pflegeversicherung voraus. Mit ihm erhiel- ten Menschen mit Behinderung einen Anspruch auf Unterstützung in Haushalt und Freizeit. Schon bald fragten betroffene Angehörige bei der Lebenshilfe Schweinfurt entsprechende Leistungen nach, und der gemeinnützige Verein reagierte. Neben der klassischen Familienentlastung bieten die Offenen Hilfen mittlerweile auch ein Freizeitnetzwerk an, das sich gezielt um die Freizeitgestaltung von „Die Offenen Hilfen sind so Menschen mit Behinderung kümmert. Dazu kommt die Geschwisteranlaufstelle. Sie unterstützt nicht- offen, wie sie heißen. Wir sind ein behinderte Geschwister von Menschen mit Behin- Dienst, der die Menschen bei ihren derung. Ein jährlich neu aufgelegtes, umfangreiches Schulungs- und Veranstaltungsprogramm für Nutzer, Bedürfnissen abholt.“ - Rita Weber - Mitarbeiter und die interessierte Öffentlichkeit rundet das Angebot der Offenen Hilfen ab. se. Davon sind natürlich auch Menschen mit Behinderung me und Zeit für sich. Er war das erste Angebot der nig Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung gesam- te. Wie passt so ein Angebot zur Lebenshilfe Schwein- und ihre Familien betroffen. Ein Beispiel dafür ist die Be- Offenen Hilfen. Ist er auch das Wichtigste? melt haben, haben Angst, etwas falsch zu machen, falsche furt, einem Dienstleister in der Behindertenarbeit? rufstätigkeit von Müttern. Die Frage nach der Vereinbar- Für die Nutzer, für die es wichtig ist, individuell und wohn- Worte zu wählen, unangemessene Hilfestellung anzubie- Wenn ein Mensch mit Behinderung zur Lebenshilfe keit von Familie und Beruf stellt sich heutzutage viel stärker ortnah zu Abend- und Nachtzeiten und an Wochenenden ten oder den Erwartungen der Menschen mit Behinderung Schweinfurt passt, dann muss auch seine Familie dazu pas- als noch vor zwanzig Jahren. Eine weitere Entwicklung ist, unterstützt zu werden, ist er wahrscheinlich das Wichtigs- oder ihrer Eltern nicht gerecht zu werden. Andererseits sen. Ein Mensch mit Behinderung lebt ja nicht im luftleeren dass Menschen heutzutage an Unterstützungsangebote te. Unsere Erfahrung ist, dass dieses Angebot viele Entlas- müssen sich auch Menschen mit Behinderung erst einmal Raum. Er hat eine Familie und die ist, wie bei jedem, der gewöhnt sind. Sie wachsen mittlerweile bereits mit einem tungsmomente für die Familie bringt. Es gibt Gastfamilien, getrauen, sich in so ein inklusives Feld hineinzubegeben. Kern der zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn wir breit gefächerten Angebot auf, nutzen es selbstverständ- die sich bereit erklären, ein behindertes Kind für ein paar Wir glauben, dass das Zugeben dieser Ängste auf beiden das Familiensystem stärken, dann stärken wir im Grunde lich und äußern konkrete Wünsche. Menschen mit Behin- Tage oder auch für eine ganze Woche aufzunehmen. Da Seiten ein erster Schritt ist, um aufeinander zuzugehen. Es auch die Menschen mit Behinderung. Aber natürlich de- derung und ihre Angehörigen sind auch mutiger gewor- fragen die nichtbehinderten Kinder der Familie dann schon: erzeugt Offenheit. Da, wo Menschen einfach sagen „So finieren sich die nichtbehinderten Familienmitglieder nicht den. Sie wollen verstärkt Teil einer inklusiven Gesellschaft „Wann kommt denn XY mal wieder zu uns?“ Die Flexibi- ist es und was kann man tun“, da kann man auch gut un- nur über das behinderte Familienmitglied. Sie existieren sein und fordern das ein. Zudem sind die Bedürfnisse von lität des FED schätzen die Nutzer sehr. Insofern ist diese terstützen. Auf der anderen Seite ist unsere Erfahrung im auch als eigenständige Menschen mit eigenen Bedürfnis- nichtbehinderten Geschwistern von Menschen mit Behin- Säule der Offenen Hilfen nach wie vor eine ganz wichtige. Rahmen des Freizeitnetzwerkes auch, dass es bereits sehr sen und wollen ihren eigenen Weg gehen. Der ist für Ge- derung in den letzten Jahren verstärkt ins Blickfeld gerückt. viele offene Vereine gibt, die sich grundsätzlich vorstellen schwister nicht ganz einfach zu finden, weil sie in einem Unsere Geschwisterangebote sind gefragt und wir bekom- Seit 2012 betreiben die Offenen Hilfen das Freizeit- können, ihr Angebot für Menschen mit Behinderung zu- Umfeld aufwachsen, in dem der Mensch mit Behinderung men viele Rückmeldungen von Nutzern, dass es ihnen gut- netzwerk. Unter anderem setzt es sich dafür ein, dass gänglicher zu gestalten. zwangsläufig viel mehr Aufmerksamkeit braucht. Die Ge- tut, dass auch sie unterstützt werden. sich Vereine für Menschen mit Behinderung öffnen. schwister müssen gucken, wie sie ihre Freiräume finden Wie empfänglich sind Vereine und auch Menschen Die Geschwisteranlaufstelle der Offenen Hilfen rich- und wie sie auch zu ihrem Recht kommen. Und vielen Ge- Der Familienentlastende Dienst (FED) kümmert sich mit Behinderung selbst für diese Bemühungen? tet sich an Menschen ohne Behinderung. Sie bietet schwistern gelingt das sehr gut. Und trotzdem sind da oft in Alltag und Freizeit um Menschen mit Behinderung Um sich darauf einzulassen, braucht es auf beiden Seiten jungen und erwachsenen Geschwistern behinderter auch Bedürfnisse, die im Familienalltag vielleicht zurück- und verschafft pflegenden Angehörigen so Freiräu- ein bisschen Mut. Viele Vereine, die noch keine oder we- Menschen Beratungs-, Bildungs- und Freizeitangebo- treten müssen, oder Fragen, die man nicht unbedingt den
14 360 Grad 360 Grad 15 Die Offenen Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt D ie Offenen Hilfen haben dieses Jahr Ge- burtstag gefeiert. Sie sind 20 Jahre alt ge- worden. Rita Weber leitet die Offenen Hilfen. Im HINGESCHAUT erzählt sie von den Offenen Hilfen. Sie erzählt, wie alles angefangen hat. Sie erzählt, wie die Of- fenen Hilfen heute sind. Und sie erzählt, wie es mit den Offenen Hilfen weitergeht. Die Offenen Hilfen gehören zur Lebenshilfe Schwein- furt. Die Offenen Hilfen tun etwas für Menschen mit Be- hinderung und ihre Familien. Sie tun vor allem 3 Dinge. 1.) Sie entlasten Familien. Sie kümmern sich um Men- schen mit Behinderung. 2.) Sie begleiten Menschen mit Behinderung in ihrer Freizeit. 3.) Sie kümmern sich um die Geschwister von Menschen mit Behinderung. Im Internet gibt es einen Text über die Offenen Hilfen. Er ist in Leichter Sprache geschrieben. In dem Text wer- den die Offenen Hilfen gut erklärt. Man versteht dann, was die Offenen Hilfen alles machen. Hier kann man den Text im Internet lesen: www.lebenshilfe-schweinfurt.de -> Infomaterial -> Offene Hilfen. Der Text heißt: 20 Jahre Offene Hilfen – Festrede in Leichter Sprache. Eltern stellen will, um nicht noch mehr Belastung in den uns bemühen, nicht nur die Bedürfnisse der Menschen mit was die Freiwilligen anbieten, über die Aktivitäten, die man gebraucht wäre und sie die Offenen Hilfen nicht mehr so Alltag hineinzubringen. Für erwachsene Geschwister stel- Behinderung und ihrer Familien zu sehen, sondern auch gemeinsam unternimmt. häufig in Anspruch nehmen könnten. len sich dabei andere Fragen als für 6- bis 7-Jährige oder die Bedürfnisse und Interessen der Freiwilligen. Die heuti- 12-Jährige. Daher bieten wir unterschiedliche Angebote gen Freiwilligen wollen eine Balance zwischen Geben und Wird das Angebot der Offenen Hilfen auch in Zukunft Das Angebot der Offenen Hilfen wächst seit ihrer für unterschiedliche Altersgruppen an. Ganz wichtig da- Nehmen. Und letztendlich ist das auch eine gesunde Ein- mit freiwilligen Mitarbeitern zu schultern sein? Gründung. Worauf darf man sich als nächstes freuen? bei sind unsere Gruppenaktivitäten: Ich vergleiche die jetzt stellung. Wenn man immer nur gibt, ist man irgendwann Diese Frage stellen wir uns immer wieder. Wir kommen Als nächstes bilden wir acht Menschen mit Behinderung mal mit der Begegnung von zwei Chinesen in Schweinfurt. ausgebrannt und leer. Darum unterstützen wir unsere jetzt schon in Situationen, in denen wir uns fragen: „Schaf- zu sogenannten Peer-Unterstützern aus. In der Ausbildung Wenn die sich über China unterhalten, braucht es nur ein Freiwilligen nicht nur im Umgang mit Menschen mit Be- fen wir es in diesem Jahr, genug Freiwillige zu finden?“ werden Menschen mit Lernschwierigkeiten darin geschult, paar Worte, und sie wissen Bescheid. So ist das auch bei hinderung. Wir unterstützen sie auch darin, an sich selbst Die Nachfrage nach den Angeboten der Offenen Hilfen ist ihre Erfahrungen, die sie gemacht haben, an andere Men- Geschwistern von Menschen mit Behinderung. Menschen zu denken und auf sich zu achten, und betonen immer groß. Ob wir über die Jahre und in 20 Jahren hierfür noch schen mit Lernschwierigkeiten weiterzugeben. Dabei kann zu treffen, bei denen zwei, drei Sätze genügen, um ver- wieder, dass sie „Nein“ sagen dürfen. Auch finden die Frei- genügend Freiwillige finden, weiß ich nicht. Wir fragen uns es zum Beispiel um den Auszug aus dem Elternhaus oder standen zu werden, das tut gut! willigen bei uns immer offene Türen. Wenn einer zu uns auch immer wieder, wo die Grenzen des Freiwilligenenga- die Wahl des Arbeitsplatzes gehen. Menschen mit Lern- ins Büro kommt, bleibt das Papier liegen und dann haben gements liegen, zum Beispiel bei Menschen mit sehr kom- schwierigkeiten haben ihr eigenes Erleben. Sie können ihre Familienentlastung und Freizeitbegleitung: Den Groß- wir Zeit für ihn oder sie. Was auch zur Bindung beiträgt, plexem Hilfebedarf oder sehr herausforderndem Verhalten. Erfahrungen ganz anders weitergeben als eine Fachkraft. teil ihrer Leistungen bieten die Offenen Hilfen ihren sind unsere Mitarbeiterfeste und kostenlosen Bildungsan- Auch über Alternativen zum Freiwilligenengagement und Die Peer-Beratung ersetzt zwar keine Fachberatung, aber Nutzern mit freiwilligen Mitarbeitern an. Rund 300 gebote. Am wichtigsten allerdings, glaube ich, sind die po- deren Finanzierung kann man nachdenken. Müssten wir sie hilft Menschen mit Lernschwierigkeiten bei den eigenen sind es derzeit. Eine beachtliche Zahl. Was macht die sitive Mund-zu-Mund-Propaganda der Freiwilligen und die das Freiwilligenengagement allerdings durch festangestell- Entscheidungen. Darüber hinaus würde ich mich freuen, Offenen Hilfen so erfolgreich, wenn es darum geht, Rückmeldungen der Menschen mit Behinderung und ihrer te Mitarbeiter ersetzen, müssten wir auch andere Preise wenn wir das, was wir bis jetzt aufgebaut haben, langfris- freiwillige Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten? Familien. Die Freiwilligen bekommen ganz viel von denje- von unseren Nutzern verlangen. Das würde bedeuten, dass tig halten und weiter finanzieren können. Ehrlich gesagt ist das eine wirkliche Herausforderung. nigen zurück, die sie unterstützen. Das sind Dankbarkeit, das Budget der Pflegeversicherung, das unseren Nutzern Aber ich denke, wir sind deswegen so erfolgreich, weil wir ein Lächeln, eine Umarmung. Das ist die Freude über das, für unsere Angebote zur Verfügung steht, schneller auf- Frau Weber, vielen Dank für das Gespräch. [regs]
16 360 Grad Abends gehen sie gut“, sagt er, „und ich gehe abends mit einem guten Ge- fühl nach Hause.“ Seinen Arbeitsplatz beim Gemeindebauhof hat Reiher mit einem guten über „Mensch inklusive“ gefunden. Das von der Lebenshilfe Schweinfurt geführte Projekt vermittelt Menschen mit Be- Gefühl nach Hause einträchtigungen Arbeitsplätze in Betrieben ihres Heimat- ortes oder in unmittelbarer Nähe davon. „Menschen, die uns persönlich und räumlich nahestehen, geben wir eher eine Chance“, erläutert Projektleiter Peter Pratsch, warum Vier Arbeitgeber das für potenzielle Arbeitgeber Sinn macht. Ausgehend und Arbeitnehmer von den Wünschen und Talenten eines Bewerbers bringen Projektmitarbeiter von „Mensch inklusive“ die passenden über ihre Erfahrungen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen. Zudem beglei- mit „Mensch inklusive“ ten sie die beiden Parteien vom ersten Kennenlernen über die Einarbeitung bis hin zum Arbeitseinsatz kontinuierlich. Die Vorteile für Arbeitgeber: Sie gewinnen hoch motivierte Seine Arbeit als Hochbaufacharbei- Mitarbeiter, die ausgezeichnet zum Unternehmen passen, und übernehmen zudem soziale Verantwortung. Arbeit- ter hat Michael Reiher nicht glück- nehmer mit Beeinträchtigung wiederum fassen im allge- lich gemacht. Und Sebastian Krause meinen Arbeitsmarkt Fuß und stellen dort ihre Fähigkeiten spielt auf seinem Smartphone gerne und Stärken unter Beweis. Die Beschäftigungsverhältnisse sind sehr flexibel gestaltbar. Formal bleiben die Mitarbeiter einen Landwirtschaftssimulator. Ar- bei der Lebenshilfe Schweinfurt angestellt. Und: „Die von „Hier fühle ich mich gut“ (Bild oben): beit zu finden, ist für die beiden jun- uns vermittelten Arbeitnehmer“, so Pratsch weiter, „sind in Michael Reiher hat über „Mensch inklu- aller Regel geschätzte Arbeitskollegen und entlasten einen sive“ beim Gemeindebauhof Poppen- gen Männer aus unterschiedlichen Betrieb zum Teil erheblich.“ hausen seinen Traumjob gefunden. Gründen schwierig. Beim Gemein- debauhof Poppenhausen und beim Entlasten, fördern und fordern Mehr Familienzeit (Bild unten): Michael Organisationsleiter Preuske bestätigt das: „Wir haben ei- Derleth (links) führt in Salz bei Bad Naturlandhof Derleth hat es dank des nen sehr guten Mitarbeiter gewonnen, der uns viel Arbeit Neustadt einen Bio-Betrieb mit rund Lebenshilfe-Projekts „Mensch inklusi- abnimmt.“ Reiher verrichte beim Gemeindebauhof die 2.000 Hühnern. Seit ihm Sebastian gleichen Arbeiten wie andere Mitarbeiter. Er sei bei allen Krause im Rahmen von „Mensch inklu- ve“ dennoch geklappt. Zwei Glücks- Teambesprechungen dabei und habe Zugang zu allen übli- sive“ zur Hand geht, hat der Landwirt fälle für Arbeitgeber und Arbeitneh- chen Bereichen und Maschinen. „Das fühlt sich gleichwer- sonntags mehr Zeit für seine Familie. mer, wie alle Beteiligten finden. tig an“, fasst es Preuske zusammen. Er scheint zu wissen, was er Reiher zutrauen kann und will ihn „fördern und for- dern“. Im Moment ist Reiher dabei, seinen Führerschein „D raußen wird man fertiggemacht, auch wenn zu machen. Die theoretische Prüfung hat er bereits be- man sein Bestes gibt“, erzählt Michael Reiher. standen. Schafft er auch die praktische, soll er für den Ge- Souverän schiebt der 25-Jährige einen schwe- meindebauhof die sogenannte Schmutztour fahren. Reiher ren Handrasenmäher mit Allradantrieb an einer Böschung wäre dann mit einem VW-Bus unterwegs, um zum Beispiel entlang. Es ist laut, der Mäher schleudert das abgeschnitte- die Mülleimer an Bushaltestellen zu leeren. Preuske ist sich ne Gras zur Seite heraus. „Draußen“, das ist die Zeit, bevor sicher: „Das schafft er.“ Reiher beim Gemeindebauhof Poppenhausen zu arbeiten Entlasten, fördern und fordern: Erfahrungen, die auch angefangen hat: die Zeit, in der er seinen Hauptschulab- Michael Derleth gemacht hat. Der Landwirt führt in Salz schluss und eine Ausbildung zum Hochbaufacharbeiter ab- bei Bad Neustadt in der fünften Generation einen seit geschlossen hat. In seinem gelernten Beruf fasste Reiher al- 1989 Naturland-zertifizierten Bio-Betrieb. Über 200 Hektar lerdings nicht Fuß. „Ich konnte nicht alles alleine machen“, landwirtschaftliche Fläche sind hier zu bestellen und etwa sagt er. Unter anderem fiel es ihm schwer, sich das richtige 2.000 Hühner zu versorgen. Seit September 2017 geht ihm Mischunsgverhältnis für Mörtel zu merken. Er fühlte sich der 20-jährige Sebastian Krause im Rahmen von „Mensch von seinen Arbeitskollegen beobachtet und unfreundlich inklusive“ dabei zur Hand. Und das durchaus erfolgreich: behandelt. Sein jetziger Chef schaut erschrocken auf, als „Sebastian ist eine große Entlastung für uns. Wir mussten Reiher davon erzählt. „Was ich da höre, kann ich nicht beinahe lernen, dass wir jetzt ein bisschen mehr Freizeit nachvollziehen“, sagt Organisationsleiter Marco Preuske. haben“, scherzt Derleth. Seit Krause bei ihm arbeitet, sor- „Ich kann mich auf Herrn Reiher zu 100 Prozent verlassen, tiert Derleth die rund 1.500 Eier, die seine Hühner täglich und die Arbeiten führt er so aus, wie ich mir das vorstelle.“ legen, sonntags nicht mehr. Er kann sich darauf verlassen, Der Gemeindebauhof Poppenhausen ist mit seinen sieben dass Krause das montags übernimmt. „So haben wir sonn- Mitarbeitern für alle Liegenschaften der sechs Gemeinde- tags mehr Zeit für die Familie.“ Zusammen mit der hat es teile zuständig. Rasen mähen, Unkraut zupfen, Bachläufe sich Derleth zu Beginn ganz genau überlegt, ob er Krau- säubern, Mülltonnen leeren: Seit Mai 2016 arbeitet Reiher se bei sich arbeiten lassen will. „Irgendwann wieder weg- hier. Und er scheint zufrieden damit. „Hier fühle ich mich schicken, weil die Chemie nicht stimmt, wäre nicht fair.“
18 360 Grad Mittlerweile nennt er Krause ein „Familienmitglied“. Man Naturlandhof Derleth Gastronomen, Hotels und Naturkost- arbeitet zusammen, erzählt sich auch mal etwas Privates, läden im Umkreis von 30 Kilometern beliefert. sitzt gemeinsam am Mittagstisch. Derleth ist mit Krauses Leistung hochzufrieden. Gleich- Für Krause ist mit der Arbeit auf dem Naturlandhof Der- zeitig freut er sich für den 20-Jährigen: „Es hat jeder ver- leth ein Wunsch in Erfüllung gegangen. „Ich habe mich dient, dass er eine Arbeit hat, die ihn glücklich macht“, immer für Landwirtschaft interessiert“, erzählt er. Schon meint Derleth. Dazu gehört für ihn auch, dass er Krause als er noch die Herbert-Meder-Schule in Unsleben, ein För- etwas zutraut, ihn fördert und gleichzeitig fordert. Hilfs- derzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwick- arbeiten will er keine vergeben. „Ich brauche niemanden, lung, besuchte, spielte er auf seinem Smartphone einen um den Hof zu kehren.“ Landwirtschaftssimulator. In dem versorgt der Spieler unter anderem verschiedene Nutztiere. Allerdings keine Hühner. Stärken im Mittelpunkt, nicht Defizite Die findet Krause dafür in großer Zahl bei Derleth. Krause Projektleiter Pratsch ist zuversichtlich, dass Reiher beim Ge- füttert sie, füllt ihre Staubbäder für die Gefiederpflege auf. meindebauhof Poppenhausen und Krause beim Naturland- Er packt die gelegten Eier aus dem Stall in Paletten, sortiert hof Derleth Arbeitsplätze gefunden haben, die langfristig sie anschließend mit einer entsprechenden Maschine nach sicher sind und ihnen helfen, sich weiterzuentwickeln. Größe und legt sie in die Verkaufskartons. Auch bei ande- „Wir haben das große Glück“, so Pratsch, „dass beide ren Arbeiten geht er Derleth zur Hand. Und es macht ihm Arbeitgeber die Stärken und Fähigkeiten der Mitarbeiter Spaß: „Abends ist es schön, dass man das gemacht hat, in den Mittelpunkt stellen, nicht deren Defizite.“ So ent- was man will“, erzählt Krause. wickele sich „Mensch inklusive“ für Arbeitgeber und Ar- „Ein sehr guter Mitarbeiter, der uns Zum Spaß kommt noch etwas anderes hinzu: In der beitnehmer gleichermaßen zu dem, was es sein soll: eine viel Arbeit abnimmt“ (Bild oben): kurzen Zeit bei Derleth hat Krause viel gelernt. Er weiß, klassische Win-win-Situation. Marco Preuske (rechts), Organisa- woran man poröse Schalen erkennt, und sortiert die ent- Für Preuske und Reiher, Derleth und Krause scheint das tionsleiter des Gemeindebauhofs sprechenden Eier zuverlässig aus. Er weiß, dass Eier mit der der Fall zu sein. Alle Beteiligten wollen noch möglichst lan- Poppenhausen, ist mit Michael stumpfen Seite nach oben in die Verkaufskartons gelegt ge miteinander arbeiten. Derleth hat auch schon die nächs- Mensch inklusive – Reihers Arbeit sehr zufrieden. werden müssen. Anderenfalls würde die Luftblase, die im- te Aufgabe für Krause: „Im August bekomme ich einen mer an der stumpfen Seite des Eis liegt, Dotter und Eiweiß neuen Azubi. Da kann mir Sebastian bei dessen Einarbei- eine Erfolgsgeschichte Hühner füttern, Eier sortieren, beim Aufsteigen durchmischen. Und Krause weiß, dass der tung helfen.“ [regs] verkaufsfertig verpacken und noch Seit 2014 bietet die Lebenshilfe Schweinfurt das vieles mehr (Bild unten): Sebastian Projekt „Mensch inklusive“ an. Unter der Leitung Krauses Arbeit beim Naturlandhof Dort arbeiten, wo andere auch arbeiten von Peter Pratsch vermitteln hierbei sechs Pro- jektmitarbeiter Menschen mit Beeinträchtigun- Derleth ist abwechslungsreich. gen Arbeitsplätze in Betrieben des allgemeinen M enschen mit Behinderung kön- nen an vielen Orten arbeiten. Sie können zum Beispiel in einer Werkstatt einem Dorf um die Stra- ßen, Pflanzen, Bäche und den Müll. Michael Reiher Arbeitsmarkts. Hierfür setzt „Mensch inklusive“ bei den Fähigkeiten und Wünschen eines Men- schen mit Beeinträchtigung an und gleicht diese mit den Erwartungen eines potenziellen Arbeit- gebers ab. für behinderte Menschen arbeiten. mäht Rasen. Er entfernt Unkraut. Er Mittlerweile unterstützen alle vier unterfrän- Oder sie können auf dem allgemeinen leert Müll-Tonnen. Jetzt macht er sei- kischen Landkreise, in denen die Lebenshilfe Schweinfurt Einrichtungen unterhält, „Mensch in- Arbeits-Markt arbeiten. Allgemeiner Ar- nen Führer-Schein. Dann darf er Auto klusive“. Die Landkreise Bad Kissingen, Haßber- beits-Markt heißt: Hier arbeiten vor al- fahren. Und er kann noch mehr Arbei- ge, Schweinfurt und Rhön Grabfeld sowie diverse örtliche Institutionen und Verbände haben hierfür lem Menschen ohne Behinderung. Eine ten beim Gemeinde-Bauhof machen. Kooperationsvereinbarungen mit der Lebenshilfe Arbeit auf dem allgemeinen Arbeits- Mensch inklusive hat auch Sebastian Schweinfurt unterzeichnet. Die Kooperations- partner werben für „Mensch inklusive“. Sie hel- Markt zu finden, kann schwierig sein. Krause geholfen. Er arbeitet auf einem fen mit ihren Netzwerken, passende Arbeitgeber Deshalb gibt es Mensch inklusive. Bauern-Hof. Sebastian Krause kümmert und neue Partner zu finden oder beschäftigen selbst Menschen mit Beeinträchtigungen. Derzeit Wer zu Mensch inklusive kommt, sich auf dem Bauern-Hof um 2.000 arbeiten 55 Menschen im Rahmen von „Mensch wird gefragt: Wo möchten Sie arbeiten? Hühner. Er füttert sie. Er sammelt ihre inklusive“ in verschiedenen Betrieben. Man kann seine Wünsche sagen. Dann Eier ein. Dann packt er die Eier in Ver- sucht Mensch inklusive einen Arbeits- kaufs-Kartons. Platz in einem Betrieb, der dazu passt. Michael Reiher und Sebastian Krause So war das auch bei Michael Reiher. sind zufrieden. Ihre Arbeit gefällt ihnen. Er arbeitet bei einem Gemeinde-Bauhof. Sie gehen abends nach der Arbeit mit Ein Gemeinde-Bauhof kümmert sich in einem guten Gefühl nach Hause.
20 360 Grad 360 Grad 21 Wohn-Heim-Bewohner spielen Theater I n der Lebenshilfe Schwein-- furt gibt es eine Theater-- Gruppe. Sie besteht aus 11 Wohn-Heim-Bewohnern. 5 Wohn-Heim-Mitarbeiter unterstützen die Gruppe. Die Mit- arbeiter spielen mit der Gruppe auf der Bühne Theater. Sie machen Mu- sik für das Theater. Sie kümmern sich um die Technik und die Kostüme für das Theater. Die Theater-Gruppe der Wohn-Heime heißt Schapoo-Klack. Es gibt sie seit vier Jahren. Die The- ater-Gruppe tritt öffentlich auf. Das heißt jeder, der Lust hat, kann sich ihre Theater-Stücke anschauen. Die Noch lachen die Schlossherren, gespielt von Thorsten Pfeil (l.) und Karlheinz Züchner: Die Kellner-Weste von Diener Tim Schmitt Theater-Gruppe tritt meistens im passt nicht, wie so manches im Stück „Graf, der Tee“. Förder-Zentrum Schonungen der Le- benshilfe Schweinfurt auf. Wohnheimbewohner machen Theater Die Theater-Gruppe spielt auf der Bühne kurze, lustige Geschichten. „SchapooKlack“ begeistern seit vier Jahren ihr Publikum Meistens geht es um Dinge, die jeder kennt. Man kann mitlachen. I m März haben „SchapooKlack“ in der Alten Mühle des Die Theater-Gruppe übt ihre Stü- Förderzentrums Schonungen an zwei aufeinanderfol- Die Truppe mit dem schillernden genden Nachmittagen wieder einmal das Publikum in ih- cke, bevor sie auftritt. Die Mitglieder Namen „ShapooKlack“ ist ein Spaß- ren Bann gezogen. Unter der Leitung von Brigitte Schmidt der Theater-Gruppe müssen sich den hinterließen sie mit den vier kurzen Theaterstücken „Graf, Fahrgastpaar Susanne Kirchner und Heinz Brünner haben Prob- garant: Die elf spielbegeisterten Be- der Tee“, „Bushaltestelle“, „Erlebnisgastronomie Zur leme, die Fahrzeiten zu lesen, denn ein ausgekauter Kaugummi Text der Stücke merken. Das kann wohner aus den Wohnheimen der Glücklichen Henne“ und „Erdbeerkuchen“ einen bleiben- klebt im Stück „Die Bushaltestelle“ an der Zeitentafel. anstrengend sein. Und man muss Lebenshilfe Schweinfurt im Alter den Eindruck. Mit dem live gesungenen Evergreen von Katja Ebstein, mutig sein. Die Theater-Gruppe spielt von 30 bis 70 Jahren unterhalten die „Theater, Theater der Vorhang geht auf“, zogen die Dar- „ShapooKlack“ sind: auf der Bühne vor vielen Zuschauern. Zuschauer mit ihren Theaterstücken steller ein. Passend zum Namen „SchapooKlack“ trugen sie Man muss sich getrauen, vor den Zu- glitzernde Zylinder, die sie abwechselnd im Takt auf- und Wohnheimbewohner: stets aufs Beste. Fünf haupt- und absetzten. Chapeau! Hut ab! Der erste Applaus eines be- Karin Walter, Thorsten Pfeil, Paul Rattinger, Heinz Brünner, schauern auf der Bühne zu stehen. ehrenamtliche Wohnheimmitarbeiter geisterten Publikums war im Kasten. Silvia Grimm, Angelika Burger, Daniel Veith, Henning Lau- fer, Roland Georgius, Karlheinz Züchner, Jutta Röder Trotzdem macht es allen in der The- unterstützen die Laienschauspieler Im Spiel die eigene Persönlichkeit entwickeln Wohnheimmitarbeiter: ater-Gruppe viel Spaß. Und sie sind mit Behinderung musikalisch, auf der Auch wenn sie es trotzdem tun: „Beim Theaterspielen geht Monika Löwenstein, Tim Schmitt, Susanne Kirchner Bühne und hinter den Kulissen. es uns nicht primär darum, ein Publikum zu unterhalten“, Ehrenamtliche Mitarbeiter: stolz auf sich. Beim Theater-Spielen erläuterte Peter Throm. „Vielmehr sollen Menschen mit Be- Nico Kaufman, Patrick Mittelbach kann man zeigen, was man kann. hinderung ihren ganz persönlichen Ausdruck finden“, so weiter S. 22
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