Unser Boden-Schatz - Das Magazin - "forscher"-Magazin

Die Seite wird erstellt Hortensia-Antonia Preuß
 
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Unser Boden-Schatz - Das Magazin - "forscher"-Magazin
Wissenschaftsjahr 2020|21 Bioökonomie                   AUSGABE
                                                                  #1   APRIL
                                                                               21
                                Das Magazin     für NEUGIERIGE

                                                                  SPEZIAL

 Lebendig,
 fruchtbar, bedroht

Unser
Boden-Schatz
Unser Boden-Schatz - Das Magazin - "forscher"-Magazin
INHALTSVERZEICHNIS

                                                                                    2
                                                                                                Titelgeschichte

HEREINSPAZIERT!

                                                                                Seite
                                                                                     Unser
                                                                                Boden-Schatz
Hast du einmal ein kleines Loch im Garten oder im
Wald gegraben? Und darin Regenwürmer, Ameisen
oder kleine Käfer gefunden? Oder eine Eichel, die
schon gekeimt ist? Ich finde es faszinierend, was
alles in unserem Boden steckt. Und was er hervor-
bringt: von Gänseblümchen bis zu mächtigen Eichen,
von Kartoffeln bis zu Wassermelonen, von Weizen bis
Reis. Die Böden der Erde ernähren heute fast acht
Milliarden Menschen. Warum das auch Herausforde-
                                                                                                        Interview

                                                                                            18
rungen mit sich bringt und welche Ideen Forschen-
de und Fachleute in der Landwirtschaft haben, um                                                         Unbekannter
Böden zu schützen – das erfährst du in der Titelge-

                                                                                        Seite
schichte ab Seite 2. Weiter hinten führt forscher dich                                                   Meeresboden
zum Grund der Ostsee und zum roten Sand auf dem
Mars. Und in der Heftmitte findest du ein Ausklapp-

                                                                            20
Poster zum Raustrennen.
                                                                                                     Tiere
Außerdem im Heft: ein Luftbild von einem Braun-
                                                                        Seite                        Abgefahrene
kohle-Tagebau und ein Foto der niedlichsten Assel
der Welt. Wir zeigen faszinierende Fossilien und                                                     Assel
geben dir eine Entschlüsselungs-Hilfe für Schilder zu
unterirdischen Leitungen in der Stadt. Und natürlich
findest du noch viele andere Geschichten, Bilder und
Rätsel, die zeigen, wie viel Spannendes es in unserer
Welt zu entdecken gibt – in ganz kleinen Dingen
direkt vor unseren Augen genauso wie in
großen in weiter Ferne.
                                                    Mit Poster!
Viel Spaß beim Lesen wünscht dir             In der Heftmitte findest
                                             du ein Ausklapp-Poster.
Anja Karliczek                                Um es herauszulösen,
Mitglied des Deutschen Bundestages,          biegst du die Heftklam-
Bundesministerin für Bildung und            mern vorsichtig auf – und

                                                                                                             22
Forschung                                       danach wieder zu.
                                                                                                     Seite

                                                                                                      Mais vom
                                                                                                      Mars?
Unser Boden-Schatz - Das Magazin - "forscher"-Magazin
Der Tod                                   INHALTSVERZEICHNIS                                   1
                                                                                                          bringt
                                                                                                          Leben

                                                                                                          10

                                                                                                     Seite
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         8         Stimmt's oder                                                                                                                                     unseren Füßen
    Seite

                   stimmt's nicht?

                                                                                          Seite

            Starkes
                    Bild
                                                                                         12           Expedition

            16
                                                                                                      Erdreich
                           Im                                                                                                                                 Seite
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                          Tagebau                                                                                                                                            Fantastische
                                                                                                                                                                             Fossilien

                                                                                                                                                                    Rätsel

                                                                                                                                                    25
                                                                     Experiment                                                                                    Im

                                                    24               Warum ist                                                                 Seite               Schilderwald
                                              Seite

                                                                     der Mars rot?

Entdeckst du die Forscherausrüstung?                                            Diese 12 Gegenstände sind im Heft versteckt. Kreuze hier an, welche du gefunden hast.

 Impressum
HERAUSGEBER: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Projektteam Wissenschaftsjahr 2020|21 – Bioökonomie, 10117 Berlin IDEE, REDAKTION UND GESTALTUNG:
Büro Wissenschaftskommunikation/DLR PT, familie redlich AG Agentur für Marken und Kommunikation/KOMPAKTMEDIEN Agentur für Kommunikation GmbH REDAKTIONELLE KONZEPTION
UND UMSETZUNG: Magdalena Hamm; Susan Schädlich, WISSEN FÜR KINDER, mit Unterstützung von Anja Garms, Bernd Eberhart, Joachim Retzbach, Angelika Rusche-Göllnitz, Michael Stang
BILDNACHWEISE: BMBF/Laurence Chaperon (U2); Bruno Glaser/Martin Luther University Halle-Wittenberg (S6); drbyos (S9); Ed Thorpe (S21); eLife 2016;5:e19568, Masao et.al (S15); F. Reebig
(U2); Georg Oleschinski/ Uni Bonn (S14); Georgia Tech (S9); Getty: Print Collector (S14); Heiko Bellmann (S10); Helga Bork (S5); IOW, Jörn Kurth (S19); IOW, K. Beck (S19); Luise Ohmann (S12);
NASA (S22–23); NASA/JPL-Caltech (S22); picture allicance (S8); PNAS (S14); Ronny Rößler/Museum für Naturkunde, Chemnitz (S14); Shutterstock: AstroVed.com (S3), Bokehboo Studios (S25),
Guillermo Guerao Serra (S15), skippy666 (S20); Simone Riehl (S3); SJADES (S21); Stock.Adobe.com: Aayam 4D (S9), Alexander (S9), Anna (S20), Bezvershenko (U2, S23), Björn Wylezich (S9),
Bumann (S25), damedias (S22–23), Dariia (S20), detailfoto (S25), Elena (S7), focus finder (S25), Gewoldi (S25), Glaser (S25), ian (S21), Igor (S13), intueri (S14–15), ivector (S22–23), Kate Macate (U2),
Klaus Eppele (S21), Komarov Dmitriy (U1), Kyle Selcer (S11), lesniewski (S19), MahmudulHassan (S24), mariaassorova (S13), marina_ua (U2), Matthias (S25), Natali Snailcat (U2, S18-19),
nsit0108 (U2), Pixel-Shot (S8), puruan (S20), R.M. Nunes (S6), Rainer Fuhrmann (S7), Ruckszio (S20), shooarts (S20–21), SpicyTruffel (S22), Taras (S20), tynrud (S3), ub-foto (S14), Víctor (S11),
WildMedia (S11), Wirestock (S15), wuttichok (S1), yingko (S15), yustus (S1), zcy (S8), Олександр Луценко (S25), Светлана Крывда (S24); Susan Schädlich (S24); Thünen Institut, M. Welling (S7);
Tom Hegen (S16–17); Universität Rostock, G.Niedzwiedz: (S18–19); Verena Winiwarter (S4); Weltacker / Zukunftsstiftung Landwirtschaft (S7) ILLUSTRATION: Christoph Hoppenbrock (Poster);
Cyprian Lothringer (S. 2–5); Maisa Nicola (U4) Druck: Bonifatius GmbH STAND: April 2021
Diese Publikation wird als Fachinformation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung kostenlos herausgegeben. Sie ist nicht zum Verkauf bestimmt und darf nicht zur Wahlwerbung
politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden.
Unser Boden-Schatz - Das Magazin - "forscher"-Magazin
2   TITELGESCHICHTE

UNSER BODEN-SCHATZ
Fruchtbarer Boden ist wertvoller als alle
Reichtümer dieser Welt. Menschen nutzen                                                                                  Auflage
ihn seit vielen Tausend Jahren. Dabei                                                                                    Reste von Pflanzen
wurde der Boden an vielen Orten leider                                                                                   und Tierkot liegen
ziemlich zerstört. Weil Boden lebt und sich                                                                              zuoberst. Je tiefer man
                                                                                                                         kommt, desto mehr
nur sehr langsam neu bildet, müssen wir                                                                                  zersetzt sind diese.
ihn gut schützen.
Regenwürmer ausbuddeln, Mohrrüben ernten oder
Balkonkästen bepflanzen: Wann hast du zuletzt mit
den Fingern in der Erde gegraben? Erinnerst du dich
daran, wie der Boden roch und wie er sich angefühlt
hat – krümelig, klebrig oder matschig? Wusstest
du, dass du in diesem Moment einen der                                                           Oberboden
größten Schätze in deinen Händen hattest?                                                        Hier gibt es Nährstoffe zuhauf und
Kein Scherz!                                                                                     Bodenorganismen wie Bakterien und Pilze
                                                                                                 tummeln sich. Samen keimen in dieser
Boden ist viel wertvoller als alles Gold und alle                                                Schicht, und viele Wurzeln bilden hier
Diamanten zusammen. Und niemand kann diesen                                                      dichte Netze.
Wert auch nur annähernd in Geld ausdrücken.
Denn Boden ist neben Sauerstoff und sauberem
Wasser die Grundlage fast allen Lebens auf der
Erde – auch für uns Menschen. Aus dem Boden
kommt der größte Teil unserer Nahrungsmittel.
Auch das Futter für Tiere, deren Milch oder Fleisch
                                                                                                Unterboden
viele Menschen verspeisen, wächst auf Wiesen
                                                                                                In ihm finden sich viele Minerale, die Pflanzen
und Ackerflächen. →
                                                                                                mit ihren Wurzeln herausziehen. Auch Wasser
                                             Was ist Boden?                                     für trockenere Zeiten ist hier gespeichert.
                                             Wenn wir von Boden sprechen, ist damit im
                                             engeren Sinn nur die oberste Schicht unter
                                             unseren Füßen gemeint. Manchmal misst sie nur
                                             wenige Zentimeter, manchmal ist sie mehrere
                                             Meter mächtig.

                                                                                       Untergrund
                                                                                       Zuunterst liegt das Ausgangsgestein,
                                                                                       aus dem sich der Boden darüber gebildet hat.
                                                                                       Das passiert, weil das Gestein über Jahrhunderte
                                                                                       hinweg von Frost und Hitze zerkleinert und von
                                                                                       Wasser und Säuren zersetzt wird.
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Konya

                                                                                                                                              Kirkuk
                                                                                                                  Jerusalem
                                                                                                                              Damaskus
                                                                                                                                               Bagdad

Lange Zeit ernährten sich die Men-
schen von Wurzeln, Früchten und                                 „Fruchtbarer Halbmond“
Nüssen, die sie sammelten, und                                  Diesen Namen bekam das Gebiet auf der Karte. Erkennst du die Halbmondform? Hier erfanden
Wildtieren, die sie jagten. Dabei                               die Menschen die Landwirtschaft. Ein Grund: Die Böden in der Gegend waren sehr gut, weil
zogen sie mit ihrer Nahrung mit und                             es im Winter regnete und zwei große Flüsse bei ihren regelmäßigen Überflutungen immer
legten oft größere Strecken zurück.                             wieder fruchtbaren Boden anschwemmten. Damit du dich zurecht findest, haben
Aber vor fast 12.000 Jahren ließen                              wir in der Karte Ländergrenzen und Städte von heute eingezeichnet.
sich einige Menschen etwas Neues
einfallen: Sie kümmerten sich gezielt                 Die Menschen entwickelten die                                Manche bezeichnen ihn daher als Re-
um Gräser, deren Ähren besonders                      Landwirtschaft – in verschiedenen                            volution. Denn mit der Bodennutzung
viele Körner trugen. Sie begannen,                    Gebieten im Südwesten Asiens (siehe                          veränderte sich alles: Die Menschen
die Böden zu bearbeiten, Unkräuter                    Karte). In der Gegend gab es damals                          konnten sesshaft werden und länge-
zu beseitigen und darauf das Ge-                      ausgedehnte Grasländer mit sehr                              re Zeit an einem Ort leben. Wenige
treide anzubauen. Indem sie gezielt                   fruchtbaren Böden, auf denen                                 Menschen konnten viel Nahrung pro­
stabile Ähren auswählten, wurden                      Wildgetreide, aber auch Erbsen und                           duzieren. Die Bevölkerung wuchs –
die wilden und brüchigen allmählich                   Linsen gediehen.                                             und mit ihr die Siedlungen. Erste
seltener. Die stabilen Ähren blie-                                                                                 Städte entstanden und wurden zu
ben und wurden unseren heutigen                                                                                    Zentren bedeutender Kul-
Getreidesorten ähnlich. Die Men-                      Alles wird anders                                            turen. Mit der Erfindung
schen zähmten Wildtiere. Sie hielten                                                                               der Landwirtschaft
Schafe, Ziegen, Rinder und Hunde                      In Europa entwickelte sich die Land­­­                       wurden die Menschen
und bekamen damit auch regelmäßig                     wirtschaft viele Tausend Jahre später.                       abhängig vom Boden.
Fleisch und Milch.                                    In Süddeutschland gab es ersten                              Zugleich begannen sie
                                                      Ackerbau vor etwa 7.500 Jahren, in                           damit, massiv in die
                                                      Norddeutschland vor 6.000 Jahren.                            Böden einzugreifen
     „Die Entstehung des
                                                      Egal, wann er geschah – der Über-                            und sie zu verän-
     Getreideanbaus war
                                                      gang zur Landwirtschaft war ein                              dern – nicht
     einer der bedeutendsten
                                                      enorm bedeutender Schritt in der                             ohne Folgen.
     Prozesse der Mensch­
                                                      Geschichte der Menschheit.                                   →
     heitsgeschichte. Ohne
     fruchtbaren Boden wäre                 Heilige Mutter Erde
     er unmöglich gewesen.“                 Wie wichtig Boden – oder eigentlich die ganze Natur –
                                            für Menschen war, sieht man auch im Glauben: In vielen
                                            Religionen gibt es Göttinnen, die für die fruchtbare Erde
                                            stehen. In der vedischen Religion Indiens ist die Göttin Prthvi die
                                            Mutter Erde. Bei den alten Griechen war das Gaia. Sie wurden
                                            angebetet, man brachte ihnen Opfer, um sie
                                            gütig zu stimmen. In China war der Boden
                                            selbst heilig.

Simone Riehl
ist Umweltarchäologin bei der
Senckenberg Gesellschaft und hat im Iran
11.500 Jahre alte Getreidekörner ausgegraben.
Unser Boden-Schatz - Das Magazin - "forscher"-Magazin
4   TITELGESCHICHTE

     „Die Geschichte zeigt: Bevor          Boden verschwindet
     Kohle, Öl und damit Kunstdünger
    eingeführt wurden, haben viele         Das erste Problem wird
    Kulturen ihre Böden besser             bei Fluten oder Schlammla­winen
    behandelt als heute. Denn nur          dramatisch sichtbar: Boden
    wer Böden fruchtbar weitergeben        verschwindet, weil er von
    konnte, machte seinen Kindern          Wind oder Wasser davon-
    ein gutes Leben möglich.“              getragen wird. Zwar lagert
                                           dieser Boden sich anders-
                                           wo wieder ab, ein Teil wird
                                           auch ins Meer ge­spült. Für
                                           die Felder, von denen er
                                           stammt, ist er verloren.

                                           Wenn Boden weggetragen
                                           wird, sprechen Fachleute
                                           von Erosion. Sie kommt in
         Verena Winiwarter                 der Natur immer vor. Aber
         forscht an der Uni Wien in        besonders stark ist sie, wenn
         Österreich zu Umweltgeschichte.   etwa Äcker an Hängen falsch
                                           genutzt werden. Oder wenn Bö-
                                           den sozusagen nackt daliegen, ohne
Der Schatz in Gefahr                       dass eine dichte Pflanzendecke sie
                                           stabilisiert. Oft verschwinden die
Fruchtbarer Boden konnte Nahrung           Böden kaum wahrnehmbar langsam.
für viele Menschen liefern. Ging alles     Jedes Jahr tragen starke Regen oder      Immer im Kreis
gut, erwirtschafteten Bauern auf           Stürme ein paar Millimeter davon.        Wenn eine Pflanze wächst, zieht sie
ihren Äckern ausreichend Essen für         Das klingt erstmal vielleicht nicht      Nährstoffe aus dem Boden. Frisst ein Tier
ganze Dörfer oder Städte. Doch wenn        schlimm. Aber wenn Boden erst ein-       diese Pflanze, gelangen die Nährstoffe
eine Wasserflut die Felder wegspülte       mal abgetragen wurde, ist es zu spät.    in das Tier. Doch der Boden bekommt sie zurück.
oder Dürren mehrere Ernten ver-            Denn er kommt selbst im Laufe vieler     Jedes Blatt, das auf den Boden fällt, wird dort
dorren ließen, bedeutete das für die       Menschenleben nicht wieder. Man          wieder zu fruchtbarer Erde. Tiere düngen den
Menschen eine Hungerkatastrophe.           könnte auch sagen: Weg ist weg.          Untergrund mit ihrem Kot und Urin. Und wenn sie
                                                                                    sterben, gehen eine Menge Nährstoffe zurück in den
In der Geschichte gingen mehrere                                                    Boden. (→ Mehr dazu, wie Tiere verwesen, kannst
Reiche auch deswegen unter, weil           Das Nährstoff-Problem                    du auf Seite 10/11 lesen.)
ihre Ackerböden zerstört oder un-
fruchtbar wurden. Staaten stürzten         Das zweite Problem ist weniger           zu können. In der Natur ist das kein
in Krisen. So trugen häufige Dürre-        sichtbar. Es betrifft jede Handvoll      Problem, denn die Nährstoffe kom-
perioden in Teilen Afrikas wohl            eines Bodens. Ist er gesund, enthält     men in einem großen Kreislauf zurück
auch zum Ende des alten Pharaonen-         er eine Masse kleinster Lebewesen        in den Boden, wenn die Pflanze
reichs in Ägypten bei. Neben Natur-        und viele Nährstoffe. Dazu gehören       abstirbt oder wenn Tiere sie mit ihrem
katastrophen gibt es zwei weitere          Kalium, Stickstoff, Phosphor und viele   Kot ausscheiden.
große Probleme, die den Boden seit         andere Substanzen. Jede Pflanze
Jahrtausenden immer mehr in                zieht einige davon durch ihre Wurzeln
Gefahr bringen.                            aus dem Boden heraus, um wachsen
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TITELGESCHICHTE                  5
                                                   „Wir müssen die Böden sch
                                                                              ützen. Wenn sie
                                                   erstmal zerstört sind, sind
                                                                               sie für alle Zeit
                                                   verloren. Das kann man nic
                                                                               ht mehr reparieren.“

                                                                                             Hans-Rudolf Bork
            Mischt sich der Mensch       Essen für                                         arbeitet als Umwelt- und
             ein, sieht das schnell                                                           Bodenwissenschaftler
              anders aus: Dann           Milliarden Menschen                                         an der Uni Kiel.
                nehmen Menschen
                 und ihre Nutztiere      Mit der Zeit mussten die Böden immer               Fachleuten auf der ganzen Welt ist
                  die Nährstoffe aus     mehr Menschen ernähren. Denn                       seit langem klar, wie wichtig es ist,
                  den Böden auf.         die Bevölkerung wuchs enorm, ganz                  Böden und Umwelt zu schützen.
                  Geben sie sie nicht    be­sonders in den vergangenen                      Denn wie wir heute handeln, wirkt im
                  zurück, werden die     100 Jahren. Lebten 1920 knapp zwei                 Boden viele Tausend Jahre nach. Wie
                  Böden unfruchtbar.     Milliarden Menschen auf der Erde,                  lange es dauert, bis neuer Boden
                  Im schlimmsten         sind es heute fast acht Milliarden                 entsteht, ist von Ort zu Ort komplett
                 Fall wächst dann        Menschen! Um immer mehr Nah-                       unterschied­lich. Aber ganz grob
                 kaum noch etwas         rungsmittel anzubauen, wurden an                   könnte man sagen: Damit sich ein
               auf ihnen.                vielen Orten Wälder und Moore zu                   Zentimeter Boden neu bildet, braucht
                                         Äckern und Weiden gemacht.                         es vielleicht 200 Jahre. Benötigen wir
                Vor vielen Jahrhunder-                                                      eine Handbreit neuen Boden, müssen
              ten zogen manche Dörfer    Vor gut 100 Jahren wurde künstlicher               wir bis zum Jahr 3020 oder noch viel
            deswegen regelmäßig um.      Dünger erfunden. Er wird in Fabri-                 länger warten.
         Hatten die Menschen die         ken hergestellt und kann mit Hilfe
      Böden durch den Anbau und die      von Maschinen leicht auf                           Wie kann es gelingen, viele Menschen
   Nutzung von Pflanzen ausgelaugt,      Feldern verteilt werden.                            zu ernähren – und unseren Boden
ließen sie sie zurück. Sie bauten ein    Mit Kunstdünger wurde                                      trotzdem so gut zu behan-
paar Kilometer weiter ein neues Dorf     es möglich, auf der                                         deln, dass er für die nächs-
auf, rodeten dort die Wälder und         gleichen Fläche viel                                         ten Generationen immer
legten auf noch unbeschadeten Böden      mehr zu ernten.                                               noch ein fruchtbarer
neue Äcker an.                           Heute holt ein                                                  Schatz bleibt? Einige
                                         Bauer ungefähr                                                   Ideen dafür zeigt
Hatten die Menschen um ihre Dörfer       drei Mal so viel                                                  forscher dir auf der
viel Land und düngten sie ihre Äcker     Getreide oder                                                     nächsten Seite.
ausreichend mit Mist ihrer Tiere oder    andere Früchte
menschlichem Urin und Kot, dann          von seinem Feld
konnten sie länger bleiben.              wie zu der Zeit,
                                         als deine Großel-
Bei Städten funktionierte dieses
Zurückgeben weniger. Denn dort
                                         tern Kinder waren.
                                                                                                 CheckerwngeisBodesnevenrschwindet
                                                                                                        de: Eine Me
ernährten sich viel mehr Menschen        Das klingt vielleicht              Deckel drauf und En                                    werden.
von den Pflanzen und ihren Nährstof-     gut. Aber unsere Acker­               ut e au ch , we  nn Hä  us er oder Straßen gebaut
                                                                            he                                                     elt . In
                                                                                                          Der Boden wird versieg
fen aus der weiteren Umgebung der        böden enthalten jetzt oft zu viele Fachleute sagen dazu:                                     r Fläche
                                                                                                            s in jeder Stunde mi de
                                                                                                                                 t
Stadt. Aber Küchenabfälle, Urin und      Nährstoffe. Und wenn diese in       Deut schland passier t da                              nicht nach
                                                                                                          ßballfelde s. Das klingt
Kot landeten selten wieder auf dem       Flüsse, Seen und andere Lebens­     von der Größe eines Fu                       izen angebaut , ließen
Feld. Meist spülte Regenwasser sie       räume gelangen, können sie Pflan- viel. Aber würde au f die ser Fläche We                          en!
in einen Fluss – und der brachte die     zen und Tieren schaden und unser             mi t  pr o Ja hr me  hr als  200.000 Brötchen back
                                                                              sich da
Nährstoffe ins Meer.                     Grundwasser verschmutzen.
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6   TITELGESCHICHTE

SCHUTZ FÜR                                                                             Axel Don
                                                                                        arbeitet am Thünen Institut in Braunschweig.

DEN SCHATZ
                                                                                        Er hat mit seinem Team auf mehr als 3.000 Äckern und
                                                                                        Wiesen in ganz Deutschland Bodenkohlenstoff untersucht.
                                                                                       „Die Böden zu schützen – das
                                                                                                                            ist auch für
                                                                                      den Klimaschutz wichtig. Au
                                                                                                                          s einem Hektar
                                                                                      trockengeleg tem Moor ent
Wenn Menschen den Boden nutzen, dann                                                  CO , wie ein Auto ausstößt,
                                                                                                                       weicht pro Jahr so viel
                                                                                          ²                              wenn es fünf Mal um
müssen sie vorsichtig sein. Und das so tun,                                           die ganze Erde fährt!“
dass es dem Boden auch langfristig noch
gut geht – wenn ihre Kinder, Enkel und
Urenkel ihn brauchen. Hier zeigt
dir forscher fünf Ideen:

                                                                       Schwarzerde Amazoniens
                                                                       Regenwald-Boden ist karg und für Felder total ungeeignet. Im Ama-
                                                                       zonas-Regenwald aber haben die Ureinwohner schon vor Hunderten
                                                                       Jahren selbst fruchtbaren Boden hergestellt. Sie gaben Küchenabfälle,
                                                                       Kot, Urin und Holzkohle auf den Boden rund um ihre Häuser. Bodenle-
                                                                       bewesen verwandelten dies in wertvollen Humus. Wegen der Holzkohle
                                                                       bekam der Boden seine Farbe und seinen Namen: Terra preta, auf
                                                                       Deutsch schwarze Erde.

                                                                       Leider verschwand dieses Wissen, als die Europäer vor rund 500 Jahren
                                                                       nach Südamerika kamen. Viele Ureinwohner starben in der Zeit – vor
                                                                       allem an Krankheiten, die die Europäer eingeschleppt hatten. Vor eini-
                                                                       gen Jahren entdeckten Forschende die Terra preta. Sie konnten zeigen,
                                                                       wie sie ausgelaugte Böden in Afrika wieder fruchtbarer macht, und
                                                                       untersuchen, wie sich das noch häufiger nutzen lässt.

    Wo: Amazonas-Regenwald
    Problem: nährstoffarme Böden
    Lösung: Menschen stellten fruchtbaren Boden selbst her
    Besonderheit: uraltes Wissen

Stufe für Stufe
Hänge lassen sich nur schwer beackern. Und wenn es
regnet, wird der Boden fortgespült. Um das zu umge-
hen, haben Menschen den Terrassenlandbau erfunden.
Dabei wird die Schräge in viele Stufen umgebaut. Schon       Wo: überall auf der Welt
vor mehreren Tausend Jahren legten die Menschen
etwa in China oder im arabischen Raum so ihre Felder
                                                             Problem: Regen spült Boden an Hängen weg
an. Die Technik wird noch heute genutzt, bei uns vor         Lösung: Terrassen-Stufen bauen
allem im Weinanbau. Das Foto zeigt Reisfelder auf den        Besonderheit: wurde überall auf der Welt erfunden
Philippinen in Asien.
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7
Neue Moore
Moorlandschaften trockenlegen und darauf
Felder oder Weiden schaffen – das galt vor einigen
Jahrzehnten als große Leistung, weil die Men-
schen damit neue Flächen für sich und ihre Tiere
schafften. Vor allem in Norddeutschland wurde das
gemacht. Deswegen sind heute die meisten Moore in
Deutschland zerstört. Aber inzwischen wissen For-
schende, dass Moorböden extrem wichtig für den
Klimaschutz sind. Denn sie speichern Unmengen
Kohlenstoff. Werden die Moore ausgetrocknet, wird
er frei – und zu CO2, das das Klima der Erde aufheizt.
Deswegen werden die Flächen an einigen Stellen
                                                                    Wo: in Deutschland und vielen anderen Ländern
wieder vernässt, damit neue Moore wachsen.                          Problem: sind Moore trocken, wird massenhaft CO2 frei
                                                                    Lösung: ehemalige Moore wieder vernässen
                                                                    Besonderheit: extrem wirksamer Klimaschutz

                                                                                                        Weltacker
                                                                                                        Dieses Feld ist genau 2.000 Quadratmeter groß und
                                                                                                        eine Art lebendes Museum. Es zeigt die Ackerfläche, die
                                                                                                        jedem Menschen zustünde, würden wir alle Ackerflächen
                                                                                                        der Welt gerecht aufteilen. Darauf könnte alles wachsen,
                                                                                                        um einen Menschen über das Jahr zu ernähren: Pflanzen
                                                                                                        zum Essen und als Futter für Tiere, deren Fleisch, Milch
                                                                                                        oder Eier der Mensch verzehrt. Außerdem Ölpflanzen für
                                                                                                        Biosprit und Baumwolle für seine Klamotten.

                                                                                                        Der Weltacker soll auf ein Problem aufmerksam machen:
                                                                                                        In Wirklichkeit reicht für viele von uns diese Ackerfläche
                                                                                                        nicht aus. Deswegen werden dauernd irgendwo unbe-
                                                                                                        rührte Natur und Wälder in Felder umgewandelt. Dabei
                                                                                                        wird der natürliche Boden verändert und oft zerstört.
                           Wo: unter anderem in Berlin                                                  Eine Lösung liegt in unserem Essen: Würden wir alle we-
                           Problem: In Europa brauchen Menschen zu viel Ackerfläche                     niger Fleisch und Milchprodukte verzehren, könnte das
                                                                                                        Ackerfläche sparen. Denn ein großer Teil wird gebraucht,
                           Lösung: andere Ernährung – weniger Fleisch und Milchprodukte                 um Futterpflanzen für die Tiere zu produzieren. Viel
                           Besonderheit: Über die Art, wie wir essen, können wir Boden schützen         Fläche würde auch gespart, wenn wir nicht so viel Essen
                                                                                                        wegwerfen würden.
                                                                                                        www.2000m2.eu

Guter Kompost!
Kartoffelschalen, alte Teebeutel, welke Salatblätter:
All das landet oft im Biomüll. Weil aber viele Leute
auch Plastik oder Restmüll in die Tonnen werfen, wird
ein großer Teil des Biomülls verbrannt.
Dabei könnte aus ihm fruchtbarer Humus werden!
Die gute Nachricht: Eigentlich kann jeder aus seinem
Biomüll selbst Humus werden lassen. Mit einem Kom-
post. Wie man ihn anlegt, kann man in Büchern oder
im Internet lesen. Wer selbst hergestellten Humus
dann statt gekaufter Gartenerde in Balkonkästen
füllt, schützt meist auch das Klima. Denn Gartenerde
aus dem Baumarkt enthält oft Torf, für dessen Abbau                                                          Wo: auf dem Balkon, im Innenhof oder Garten
Moore zerstört werden.
                                                                                                             Problem: Boden-Nährstoffe landen massenhaft im Müll
                                                                                                             Lösung: Kompost anlegen
                                                                                                             Besonderheit: kann fast jeder selbst machen
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8   NACHGEFORSCHT

STIMMT'S ODER
STIMMT'S NICHT?
Eine der Nachrichten aus der Forschung
ist erfunden. Welche?
                                                           Putzen statt Bohren
                                                          Wenn der Zahnarzt ein Loch im Zahn entdeckt,
                                                          heißt es normalerweise: bohren. Bald könnte diese
                                                          unangenehme Behandlung überflüssig werden. Denn
                                                          Forschende haben eine Zahncreme entwickelt, die
                                                          kleine Löcher in den Zähnen einfach beim Putzen
                                                          verschließt. Das geht so: Chemische Sensoren – eine
                                                          Art Fühler – in der Creme erkennen selbständig die
                                                          Stellen, an denen der Zahnschmelz von den Bakterien
                                                          angegriffen ist. Antibakterielle Wirkstoffe töten die
                                                          Bakterien rund um die beschädigte Stelle ab. Dann
                                                          lagern sich spezielle Nanopartikel in die Löcher ein
                                                          und verschließen sie dauerhaft. Noch kann man die
                                                          Spezial-Zahnpasta nicht kaufen. Tests sollen nun
                                                          zeigen, ob sie Karies bei Kindern und Erwachsenen
                                                          genauso gut beseitigt wie der Bohrer.

                        Junge Forscherin
                         „Kid of the Year“ oder übersetzt „Jugendliche des Jahres“ – diesen Titel hat
                         eine bekannte Zeitschrift Ende 2020 in den USA an Gitanjali Rao verliehen.
                         Damit ehren die Leute von der Zeitschrift die 15-Jährige als besonderen
                         Menschen, der die Welt zum Guten verändert. Gitanjali begeistert sich für
                         Chemie, Biologie und Technik. Sie hat schon mehrere Dinge erfunden, unter
                         anderem ein Gerät, das giftiges Blei in Trinkwasser bestimmt und einer App
                         meldet. Außerdem hat sie eine App programmiert, die Mobbing im Internet
                         erkennt. Die Auszeichnung ist doppelt besonders, denn es war das erste
                         Mal, dass eine Jugendliche sie bekam. Wer Englisch kann, kann im Inter-
                         net lesen, was Gitanjali so macht und schreibt. Sie hat Accounts bei vielen
                         sozialen Netzwerken.
NACHGEFORSCHT             9

Robo-Faultier
Smiley-Mund, Kulleraugen und extrem langsame
Bewegungen: So sieht ein Roboter-Faultier aus, das
Techniker in den USA entwickelt haben. Es hängt
kopfüber an einem Seil zwischen den Bäumen und fällt
zunächst kaum auf. Und genau das ist spannend daran.
Denn die Forscher wollen den Roboter nutzen, um
bedrohte Tiere, etwa im Regenwald, über lange Zeiten
zu beobachten. Dafür ist es wichtig, dass die Tiere sich
nicht gestört fühlen. Weiterer Vorteil: Der Roboter
benötigt genau wie das echte Faultier sehr wenig Ener-
gie. Er wird mit Solarenergie betrieben und sucht sich
selbst ein sonniges Plätzchen, wenn seine Batterien
aufgeladen werden müssen.

                                                              Außerirdische Edelsteine
                                                              Diamanten entstehen meist tief im Inneren der Erde.
                                                              Aber auch im Weltraum sind die wertvollen Edelsteine
                                                              vor Jahrmilliarden entstanden. Ein internationales For-
                                                              schungsteam hat winzige dieser außerirdischen Diaman-
                                                              ten in Meteoriten gefunden (also in Gestein), die aus dem
                                                              Weltall auf der Erde gelandet sind. Jeder der Diamanten
                                                              ist kleiner als ein Millimeter. Die Fachleute nehmen an,
                                                              dass die Edelsteine bei dem Zusammenstoß von zwei
                                                              Himmelskörpern entstanden sind, zum Beispiel von zwei
                                                              Kleinplaneten.
                                                                                                              Die Auflösung
                                                                                                              findet ihr auf
                                                                                                              Seite 25!

     Schweinchen schlau
     Minischweine sind schlauer als Hunde. Zumindest solche Schweine, die als Haus-
     tiere gehalten werden. Das hat eine Tierärztin aus Ungarn in einer Art tierischem
     Intelligenz-Wettbewerb herausgefunden. Sie versteckte Leckerbissen in Schach-
     teln, die mal schwerer, mal leichter zu öffnen waren. Dann schaute sie zu, wie die
     Tiere sich anstellten. Ergebnis: Die Minischweine gingen geschickter vor als Hunde
     und gaben auch nicht so leicht auf, wenn sie nicht weiterkamen. Die Hunde dagegen
     schauten eher zu einem Menschen und warteten auf Hilfe. Die Forscherin sagt: Die
     Minischweine scheinen besser darin zu sein, Probleme selbständig zu lösen.
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 DER TOD BRINGT LEBEN
      Tote Tiere findet man selten im Wald. Denn ihre Körper werden schnell weggeräumt und
         verwertet. In der Natur entsteht daraus in kürzester Zeit eine Menge neues Leben.

Wenn ein Reh stirbt, geht sein Leben             oft Zehntausende Fliegeneier. Meist       Mehr als 130 verschiedene Insek-
zu Ende. Was erst einmal vielleicht              kommen auch größere Tiere recht           tenarten haben Forschende an toten
traurig macht, ist in der Natur nicht            bald vorbei: Dann picken Raben und        Tieren gefunden, viele davon können
nur normal – sondern extrem wichtig.             Bussarde sich Fleisch heraus. Räu-        ohne Aas nicht leben. Zugleich sind
Denn die Nährstoffe aus dem toten                ber wie Füchse, Luchse, Wildkatzen,       sie wichtige Teile im Kreislauf. Speck-
Körper ermöglichen unzähligen ande-              Baummarder oder Wölfe holen sich          käfer zum Beispiel verdauen sogar
ren Tieren und Pflanzen das Überle-              ihre Portion. Auch für Allesfresser wie   Haut und Haare und sorgen dafür,
ben. Besonders gut lässt sich dieser             Wildschweine oder Dachse ist das Reh      dass wirklich alles vom Reh in der
Kreislauf im Wald erforschen. Dort               ein gefundenes Fressen. Besonders         Natur wiederverwertet wird.
wird das tote Reh schnell zu einer Art           im Winter, wenn andere Beute rar ist,
Schlaraffenland.                                 sichert ein totes Tier vielen anderen     Wenn der Wald gesund ist, sind bei
                                                 Tieren im Wald das Überleben.             wärmerem Wetter von einem toten
                                                                                           Reh oft nach zehn Tagen nur noch
                                                 Wenn aus den Fliegeneiern nach we-        Knochen übrig. Doch auch sie werden
                                                 nigen Tagen Maden schlüpfen, treten       genutzt. Eichhörnchen knabbern dar-
                                                 auf einen Schlag Tausende der flei-       an und holen sich das nahrhafte Mark
                                                 ßigsten Entsorger auf den Plan: Jede      aus dem Inneren. Was übrig bleibt,
                                                 Made frisst zwei Gramm Fleisch oder       entsorgen die Wildschweine.*
                                                 andere Kadaverteile. Zehntausend von
                                                 ihnen könnten ein totes Reh problem-
               Totengräber                       los auch ohne die Hilfe anderer Tiere     Natürlicher Dünger
               Zwei Käfer bringen eine           in kürzester Zeit verschwinden lassen.
               tote Maus in acht Stunden unter                                             So geht ein Großteil der Nährstoffe
               die Erde. Dort füttern sie ihre                                             aus dem toten Reh in unzählige ande-
               Larven mit Nährstoffen des        Fressen und                               re Tiere über – von der Fliege bis zum
               Kadavers. Erkennst du den                                                   Wolf. Der Rest landet im Boden, wenn
               Mäuseschwanz?                     gefressen werden                          aus dem Tierkadaver Flüssigkeiten
                                                                                           in die Tiefe sickern. Monate später
                                                 Meist aber helfen andere Tiere mit        sprießt um die Stelle, an der das tote
Futter für Viele                                 bei der Verwertung. Und einige freuen     Reh lag, oft ein dichter Ring aus Pflan-
                                                 sich dabei auch über die Maden. Für       zen. Denn mit der Flüssigkeit aus dem
Schmeißfliegen sind immer die                    Kolkraben oder Wildschweine sind die      Kadaver ist Stickstoff in den Boden
Ersten. Nur wenige Minuten nach                  weißen Fliegenlarven besondere            gelangt. Und zwar so viel auf einmal,
dem Tod des Rehs landen sie auf dem              Leckerbissen. Auch Totengräber            wie ein Bauer in 50 Jahren als Dünger
Kadaver, wie tote Tierkörper auch                fliegen gezielt zu Kadavern, um           auf eine vergleichbar große Fläche
genannt werden. Dort klebt jedes                 Maden zu fressen. Als Beute bringt        seines Feldes geben würde!
Schmeißfliegen-Weibchen 250 Eier an              jede Made eine gute Portion Eiweiß
Augen, Maul, Nase und After. So häu-             (das kurz zuvor noch Teil des Rehkör-     * Beschrieben werden Ergebnisse des
fen sich an einem einzigen toten Reh             pers war).                                   Biologen Christian von Hoermann, der
                                                                                              Kadaver im Nationalpark Bayerischer
                                                                                              Wald erforscht.
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Schnelle Entsorger
Vor allem auf der Unterseite toter Tiere wimmelt es oft
von Zehntausenden Maden. Sie arbeiten wie eine schnelle
Aas-Entsorgungstruppe. Weil ihre Körper dauernd                               Knöcherner Rest
aneinanderreiben, entsteht Wärme, die die Verwesung                           Skelett-Teile findet man
beschleunigt. Maden können einen toten Körper so                              manchmal im Wald, meist
aufheizen, dass er 20 bis 30 Grad Celsius                                     Wirbel oder Teile von großen
wärmer ist als die Umgebung.                                                  Röhrenknochen. Ganze Schädel
                                                                              mit Geweih sind eher selten.

                                   A wie Aas:
                                Wörter für den Tod
                                           Aas – toter Tierkörper
                                  Fallwild – so nennen Jäger und Förster
                                   gestorbene oder überfahrene Wildtiere
                                 Kadaver – noch ein Wort für ein totes Tier
                                    verenden – anderes Wort für sterben
                                Verwesung – Zersetzung von Körpern durch
                                 Bakterien und andere kleinste Lebewesen
                                        unter Zufuhr von Sauerstoff

     Festschmaus
     Ein Mäusebussard ist der
     erste Besucher auf diesem
     toten Reh. Für den Greifvogel
     ist ein Stück Aas leichtes Futter.
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              FORSCHT MIT!
             Wie geht’s unseren Böden? Um das zu untersuchen, setzen
      Forschende 2021 auch auf die Hilfe von Kindern. Wie ihr mitmachen könnt,
                erklärt eine der Wissenschaftlerinnen im Interview.

                                                                           Steckbrief
                                                                           Name: Luise Ohnmann
                                                                           Alter: 29 Jahre
                                                                           Beruf: Bodenwissenschaftlerin am
                                                                           Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig
Warum forschen Sie gemeinsam         in der Erde. Zum Beispiel in einem    Hobbys: wandern und mit dem Hund
                                                                           draußen sein, Gemüse im Garten anbauen
mit Kindern und anderen Menschen,    Garten, im Wald oder man fragt
die nichts mit Wissenschaft zu       einen Bauern um Erlaubnis, das
tun haben?                           auf seinem Feld zu tun. Die Stellen   So kannst
Wir wollen herausfinden, wie es      muss man sich gut merken. Denn
den Böden in Deutschland geht –      nach drei Monaten werden die          du mitmachen
und zwar für möglichst viele Ecken   Teebeutel wieder rausgeholt. Vor
des Landes. Dafür brauchen wir       dem Vergraben hat man die Tee-        Wann: Die Aktion läuft von
viele Tausend Untersuchungen.        beutel gewogen. Jetzt werden sie      April bis September 2021.
Und damit wir sie vergleichen        getrocknet und erneut gewogen.        Wo: Klickt im Internet auf
können, müssen die alle etwa zur     Denn wir wollen wissen, wie viel      expedition-erdreich.de .
gleichen Zeit gemacht werden. So     Gewicht sie verloren haben, weil      Dort findet ihr viele weitere
etwas schaffen wir Forschenden       kleinste Lebewesen im Boden den       spannende Informationen zur
nicht allein, sondern nur, wenn      Tee zersetzen. Wir Forschenden        Aktion. Unter „Boden“ gibt es
viele Leute möglichst überall        würden sagen: Wir untersuchen         sogar eine ganze Seite über die
mithelfen.                           die biologische Aktivität im Boden.   Wunderwelt unter unseren
                                                                           Füßen. Lehrende finden auf
Wie genau wird dabei geforscht?      Wie bekommen Sie die                  der Website unter „Downloads“
Zunächst bestimmt man die Farbe,     ganzen Ergebnisse?                    auch Schulmaterial – für span-
die Bodenart und schaut nach         Alle Mitforschenden schreiben auf,    nende Stunden oder Projekte!
Tieren im Boden und danach, wie      wie sie vorgehen. Und sie geben
sehr er von Wurzeln durchzogen       ihre Ergebnisse über unsere Web-
ist. Außerdem bestimmen die          site ein. Dort erfährt man gleich,
Teilnehmenden den Säuregehalt.       was die Daten bedeuten. Außer-
Wenn man alles auf einmal macht,     dem werten ich und viele andere
dauert das etwa einen Nachmittag.    Forschende alles aus. So erfahren
                                     wir enorm viel über die Böden in
Ein anderer Versuch funktioniert     Deutschland.
mit Teebeuteln. Wie geht das?
Das macht man am besten im
April oder Mai. An zwei Stellen
vergräbt man je sechs Teebeutel
Unter unseren Füßen – was das Poster zeigt                                                                                        13
1. Ruhe in Frieden                             Wie viele solcher Blindgänger noch im Bo-    In Ratingen bei Düsseldorf kamen 2019
90 Zentimeter Erde müssen mindestens           den schlummern, ist unklar. Schätzungen      Fossilien einer Seekuh ans Tageslicht. Sie
auf einem Sargdeckel liegen. Das bestim-       gehen von vielen Zehntausend aus.            hatte vor etwa 30 Millionen Jahren gelebt.
men Friedhofsregeln. So wird verhindert,                                                    Damals reichte die Nordsee noch bis ins
dass Aasfresser Witterung aufnehmen            10. Archiv der Vergangenheit                 Rheinland.
oder Gerüche aus dem Sarg steigen.             Wenn in alten Städten gegraben wird,
                                               kommen oft Reste vergangener Siedlun-        18. Tunnelbohrer
2. Voll das Leben                              gen ans Tageslicht: Mauerreste, Münzen,      Tunnelbohrmaschinen wühlen sich durch
1.000.000.000.000 Lebewesen auf einem          Waffen oder Scherben zum Beispiel. In        festes Gestein und graben Tunnel durch
Teelöffel, also eine Billion. Richtig gele-    Berlin stießen Bauarbeiter beim Neubau       Berge oder unter Straßen, Flüssen und
sen: In der Erde, die auf einen Teelöffel      des Stadtschlosses auf erhaltene Grab-       sogar Meeren. Vorne dreht sich der Bohr-
passt, tummeln sich viel mehr Lebewesen        kammern mit Skeletten.                       kopf, im Inneren wird das zerkleinerte Ge-
als Menschen auf unserem Planeten.                                                          stein über Förderbänder abtransportiert
Darunter sind Bärtierchen, Mikropilze,         11. Nase zu und durch                        und gleichzeitig die entstehende Röhre
Mikroalgen und Bakterien. Eine Bakte-          In Abwasserkanälen landet alles, was         mit Betonringen ausgekleidet. Tunnel-
rienart sondert den Duftstoff Geosmin          Menschen durchs Klo oder die Abflüsse        bohrmaschinen gehören zu den riesigsten
ab. Er sorgt für den erdigen Geruch des        spülen. Sielarbeiter sorgen dafür, dass      Maschinen, die es gibt. Einige sind höher
Bodens.                                        der Unrat die Kanäle nicht verstopft. Sie    als ein Haus mit fünf Stockwerken.
                                               steigen regelmäßig hinab und reinigen die
3. Käfer-Kinderstube                           Kanäle.                                      19. Zwergenhausen
Manche Käfer wie der Maikäfer legen                                                         Zwerge oder Gnome, die in unterirdischen
ihre Eier in den Boden. Dort schlüpfen die     12. Mitbewohner der Unterwelt                Gängen nach Gold, Silber und Edelsteinen
Larven, die wie Erdnussflips gekrümmt          Wanderratten fühlen sich im Abwasser-        graben und ihre Schätze in Höhlen hor-
sind und Engerlinge heißen. Maikäferlar-       system der Menschen wohl. Vor allem im       ten – solche Geschichten gibt es in vielen
ven fressen gern Löwenzahnwurzeln. Sie         Winter ziehen sie sich in die warme Kana-    Ländern. Welche kennst du?
bleiben drei bis vier Jahre unter der Erde,    lisation zurück – die ihnen zugleich eine
bevor sie als Käfer herauskrabbeln.            Menge Futter vor die Nase spült. Aber        20. Dino-Fossilien
                                               Achtung: Auf der Suche nach einem Le-        Auch in Deutschland werden Dino-Fossi-
4. Pfahlwurzeln                                ckerbissen folgen die Kletterkünstler dem    lien gefunden. Weil im Jura hier ein Meer
Bis zu zwei Meter tief können die Wur-         Geruch. Daher: besser nie Speisereste ins    lag, sind es meist Meeressaurier. Oder
zeln von Löwenzahn reichen. Nach ihrem         Klo oder in den Abfluss geben!               einst abgestürzte Flugsaurier. Triceratop-
Aussehen werden sie auch Pfahlwurzeln                                                       se gab es dagegen hier nicht, sie werden
genannt. In den Nachkriegsjahren wurden        13. Erdwärme                                 in Nordamerika gefunden.
Löwenzahnwurzeln getrocknet, geröstet,         Je tiefer man ins Erdinnere vordringt,
gemahlen und zu Ersatzkaffee aufge-            desto wärmer wird es. Bei uns etwa           21. Kohle-Bergbau
brüht. Muckefuck wurde das genannt –           3 Grad Celsius pro 100 Meter. Die Wärme      Als schwarzes Gold wird Steinkohle oft
und kommt heute wieder in Mode.                lässt sich anzapfen und zum Heizen von       bezeichnet. In einigen Gegenden liegt
                                               Häusern nutzen.                              sie auch bei uns unter der Erde – und
5. Potz Blitz!                                                                              wurde dort über viele Jahrzehnte abge-
Jagt ein Blitz in den Boden, lässt die Hitze   14. U wie Untergrund                         baut. Dabei mussten die Bergleute immer
Sandkörner verschmelzen. Dann können           Underground, also Untergrundbahn,            tiefer vordringen, zuletzt oft mehr als
sich glasähnliche Röhren bilden, die man       nennen die Londoner ihre U-Bahn. Sie war     1.000 Meter tief. Auch deswegen wurde
ausgraben kann. Fulgurite werden sie           die erste der Welt, als sie 1890 eröffnet    der Steinkohlebergbau in Deutschland
genannt.                                       wurde. Heute gibt es U-Bahn-Netze in         2019 beendet.
                                               vielen Städten der Welt. Eine der tiefs-
6. Tierische Tunnelbauer                       ten Stationen liegt 105 Meter unter der      22. Heiße Hölle?
Etwa 200 Meter lang ist das Tunnelsystem       ukrainischen Stadt Kiew. In Deutschland      In vielen Religionen gibt es die Idee von
eines Maulwurfs. Es lebt immer nur ein         hält die Hamburger Station Messehallen       einer Hölle oder einem schlechten Jen-
erwachsenes Tier darin. In ihrer Vorrats-      den Tiefenrekord – mit 26 Metern unter       seits. Doch wo ist das? Geht man von dem
kammer lagern Maulwürfe Frischfutter:          der Erde.                                    lateinischen Wort für Hölle aus, nämlich
Sie beißen Regenwürmern manchmal                                                            infernus, liegt sie vielleicht hier unten.
nur die Köpfe ab, sodass diese nicht mehr      15. Tropfsteinhöhle                          Denn infernus bedeutet wörtlich unter der
wegkriechen, aber weiterleben können.          Unterhalb der mehrere Meter dicken           Erde. Und tief unten wird es heiß.
                                               Schicht aus loser Erde und Geröll folgt
7. Freundschaftsnetz                           meistens festes Gestein. Dringt Wasser       23. Hallo Hohlerde!
Unterirdisch gehen die meisten Land-           in dessen Hohlräume ein, können über         Vor 250 Jahren dachten manche Wissen-
pflanzen eine enge Freundschaft mit            Hunderte von Jahren Höhlen entstehen.        schaftler, unser Planet wäre innen hohl.
Pilzen ein. Das Wurzelgeflecht, wie bei        Tropfsteine bilden sich, wenn mineralhal-    Im Roman „Reise zum Mittelpunkt der
diesem Baum zu sehen, heißt Mykorrhiza.        tiges Wasser von der Höhlendecke tropft.     Erde“ greift der französische Autor Jules
Die Pilze liefern Nährsalze und Wasser         Wachsen sie von oben nach unten, werden      Verne das auf: In seinem Text gibt es dort
und erhalten dafür Zucker und Fette.           sie Stalagtiten genannt. Stalakmiten         unten einen Ozean, in dem Dinos schwim-
                                               wachsen von unten nach oben.                 men, und einen Wald aus baumhohen
8. Adern der Stadt                                                                          Pflanzen.
Wenige Meter unter der Straße verlaufen        16. Wasservorrat
allerlei Versorgungsleitungen: Kabel           Grundwasser liefert einen Großteil           24. Bling-Bling
und Rohre für Strom, Telefon, Internet,        unseres Trinkwassers. Es entsteht, wenn      Diamanten bestehen genau wie Steinkoh-
Fernsehen, Frischwasser, Abwasser, Gas         Regenwasser im Boden versickert – und        le aus Kohlenstoff. Damit sie entstehen,
und Fernwärme. Schon die Römer bauten          die Schichten aus Sand, Kies oder Lehm       braucht es aber viel höhere Temperatu-
unterirdische Wasserleitungen.                 es dabei filtern und reinigen. Grundwas-     ren und Drücke. Diamanten bilden sich
                                               ser, das wir aus der Leitung bekommen,       im Erdmantel, in 250 bis 800 Kilometern
9. Blindgänger                                 ist oft viele Jahre oder sogar Jahrhunder-   Tiefe. Dort ist es bis zu 1.400 Grad Celsius
In vielen Städten in Deutschland liegen        te unterwegs gewesen.                        heiß. Nach oben kommen die Steine, wenn
Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg im                                                         sie von aufsteigendem Magma mitgenom-
                      Boden, die damals        17. Mammutschädel & Co.                      men werden.
                      abgeworfen wurden,       Riesenelch, Mammut, Wildpferd, Rentier
                      aber nicht explo-        und Wollhaar-Nashorn – von all diesen        25. Ab durch die Mitte
   Poster             dierten. Sie müssen
                      vorsichtig entschärft
                                               Tieren wurden im Boden unter Berlin
                                               schon Überreste gefunden.
                                                                                            6.370 Kilometer unter der Oberfläche liegt
                                                                                            der Mittelpunkt der Erde. Hier ist es etwa
                      und entsorgt werden.                                                  so heiß wie auf der Oberfläche der Sonne,
                                                                                            rund 6.000 Grad Celsius.
14

                                 Wunderschön
                                 Seelilien heißen zwar wie Blumen und sehen wie Pflanzen
                                 aus, dabei sind es Tiere. Sie sind mit Seesternen und Seeigeln
                                 verwandt. Seelilien gibt es noch heute. Manchmal wachsen
                                 ganze Seelilienwälder, einige dieser Tiere werden 50 Meter
                                 lang! Seelilien gibt es schon seit rund 350 Millionen Jahren.
                                 Sie sehen im Stein ebenso prächtig aus wie heute lebende.

Super jung
Normalerweise dauert es viele
Zehntausend Jahre, bis ein Fossil
entsteht. Aber manche Forschende unter-
                                                                                                                 Kompletter Wald
suchen Fossilien, die gerade entstehen – und erst                                                                Auch Pflanzen können versteinern. In der Nähe
einige Wochen oder Monate alt sind. Einige davon                                                                     von Chemnitz in Sachsen wurde ein ganzer
lagern zum Beispiel im Labor eines Geologen in Bonn. Er                                                                  versteinerter Wald entdeckt, so etwas
versucht, absichtlich tote Fische zu versteinern. Damit will der                                                            ist sehr selten! Der Wald wurde vor
Forscher ganz genau herausfinden, was in der Natur zusammen-                                                                  291 Millionen Jahren bei einem
kommen muss, damit Fossilien entstehen.                                                                                         Vulkanausbruch verschüttet. Solche
                                                                                                                                 Naturkatastrophen gab es damals
                                                                                                                                  häufig. Für die Forschung ist das
                                                                                                                                   ein Glücksfall: So lässt sich bis
                                                                                                                                   ins kleinste Detail untersuchen,

Lebende Fossilien?                                                                                                                 welche Bäume und Pflanzen es
                                                                                                                                   damals gab.

Der Name lebende Fossilien ist Quatsch, denn ein Fossil lebt ja nicht
mehr. Aber der bekannte Naturforscher Charles Darwin hat vor über
150 Jahren schon diesen Begriff genutzt, und zwar für zwei Tiere, die es
heute noch gibt: das Schnabeltier und den Lungenfisch. Denn manchmal
gibt es Tiere oder Pflanzen, die sich seit Jahrmillionen nicht verändert
haben und trotzdem überlebten, wie
zum Beispiel der Ginkgo-Baum,
der Quastenflosser oder der
Pfeilschwanzkrebs, den
du auf diesem
Foto siehst.                                                                                 Urururalt
                                                                                             Seit vielen Jahren gibt es Streit
                                                                                             um die ältesten Fossilien.
                                                                                             Als Rekordhalter gelten
                                                                                             Gebilde, die unglaubliche
                                                                                             3.465.000.000 Jahre alt sind,
                                                                                             also fast 3,5 Milliarden Jahre!
                                                                                             Zu der Zeit war die Ober-
                                                                                             fläche der Erde noch eine
                                                                                             brodelnde Suppe, Pflanzen
                                                                                             oder Tiere gab es erst viel, viel
                                                                                             später. Doch lebten damals schon
                                                                                             erste Urbakterien auf dem jungen
                                                                                             Planeten? Darauf deuten winzige
                                                                                             Strukturen hin, die Forschende in Gestein
                                                                                             aus Australien entdeckt haben. Sie sehen
                                                                                             aus wie dunkle schlauchförmige Minigän-
                                                                                             ge und sind nur unter dem Mikroskop zu erkennen.
15

                                FANTASTISCHE
                                  FOSSILIEN
     Fische in Steinplatten, Muscheln, plattgedrückte Urvögel oder jahrtausendealte Skelette
von Wirbeltieren: Versteinerungen aus längst vergangenen Zeiten gehören zu den faszinierendsten
      Dingen, die im Boden gefunden werden. forscher stellt dir ein paar der besondersten vor.

                                                                               Unappetitlich
                                           Komischster                         Nicht nur ganze Tiere oder Knochen versteinern, sondern auch
                                                                               wei­che Dinge wie zum Beispiel Gehirne – und ja, auch Kot. Fachleute
                                           Name                                drücken es vornehmer aus: Koprolithen nennen sie die Funde. Das
                                                                                                          bedeutet so viel wie Kotsteine. Es gibt
                                          „Zehennägel des Teufels“ – so                                        sie von Dino­s auriern, Vögeln,
                                         werden diese Fossilien genannt. Es                                         Säu­ge­tieren und vielen anderen
                                      sind Versteinerungen ausgestorbener                                              Tieren. Schließlich haben zu
                                   Muscheln (Gryphae). In Gesteinsschichten                                                 Leb­zeiten alle dauernd
                             aus der Kreidezeit kommen sie häufig vor, in                                                      auch Kot produziert.
                             Steinbrüchen in Schottland und Südfrankreich
                             findet man sie millionenfach. Früher wurden die
                             Muschelschalen zu Pulver gemahlen und zu Salbe
                             verarbeitet und bei Pferden und Menschen gegen
                             Gelenkbeschwerden eingesetzt.

Erste Augen
Für uns Menschen ist das Sehen einer der wichtigsten Sinne, für viele Tiere
nicht unbedingt. Die ersten komplexen Linsenaugen haben sich schon vor
540 Millionen Jahren entwickelt. Vermutlich entstanden Augen durch Zufall
                                                                               Eindrücklich
bei Räubern, die ihre Beute dann sehen konnten und damit einen Riesenvorteil   Wie oft passt dein Fuß in den
hatten. Später entwickelten sich Augen auch bei                                Fußabdruck eines Dinosau-
Beutetieren. Beeindruckende Sehorgane hatten                                   riers? In manchen Museen
die ausgestorbenen Trilobiten. Ihre Augen                                      kannst du das ausprobie-
bestanden aus bis zu 15.000 (!)                                                ren. Denn auch Spuren
Linsen. Manche dieser Tiere                                                    können als Fossilien
konnten gleichzeitig in alle                                                   erhalten sein und gezeigt
Richtungen schauen,                                                            werden. Neben Fußspu-
hatten also einen                                                              ren gibt es auch Kriech-
360-Grad-                                                                      spuren von Würmern oder
Rundumblick!                                                                   Nage- und Fressspuren.
                                                                               Die berühmtesten Spuren-
                                                                               fossilien siehst du auf diesem
                                                                               Bild. Sie stammen aus Laetoli
                                                                               in Ostafrika. Dort ist vor 3,6 Millio-
                                                                               nen Jahren ein Vulkan ausgebrochen.
                                                                               Kurze Zeit später liefen drei Frühmenschen
                                                                               (Australopithecus afarensis) durch die feuchte
                                                                               Asche. Anschließend härtete die Sonne die Abdrücke aus. Sie über­
                                                                               dauerten bis heute. Dank dieser Spuren ist klar, dass unsere Vorfahren
                                                                               damals schon aufrecht laufen konnten.
16 STARKES BILD

     IM
  TAGEBAU
Wo Menschen Boden komplett umbauen
Aus der offenen Tür eines Hubschraubers hat der Fotograf Tom Hegen dieses Bild aufgenommen. Es zeigt einen Ausschnitt eines Tagebaus in der Lausitz im Süden des Bundeslandes Brandenburg.
Dort wird Braunkohle abgebaut, aus der in Kraftwerken Strom für mehr als fünf Millionen Haushalte und Fernwärme erzeugt werden. Weil die Kohle hier in bis zu 120 Metern Tiefe liegt, tragen
Bagger vorher alle Erde über ihr ab. Pro Tonne Braunkohle werden sechs Tonnen Boden, Kies, Sand und Ton abgebaggert. Fachleute nennen dieses Material Abraum. Du siehst es auf unserem
Bild. An den verschiedenen Farben erkennst du, dass es sich um ganz unterschiedliche Erdschichten handelt. Die Maschine auf dem Foto ist ein Absetzbagger, der den Abraum gerade wieder
                                                                                                                                                                                               17

auf­schüttet – ein gewaltiger Umbau der Natur und der Landschaft. Weil bei der Braunkohle-Verbrennung viel klimaschädliches CO2-Gas frei wird, hat die Bundesregierung beschlossen, sie zu
beenden. Spätestens 2038 soll das letzte deutsche Kohlekraftwerk geschlossen werden. Auch Kohle-Tagebaue wird es dann nicht mehr geben.
18   INTERVIEW

                               UNBEKANNTER
                         MEERESBODEN
          Ein gewaltiger Teil der Erde ist von Meeren und Ozeanen bedeckt. Doch ihre Böden
          sind erst wenig erforscht – selbst in der Ostsee! Noch immer werden dort Riffe neu
               entdeckt, verrät der Meeresbiologe Alexander Darr im forscher-Interview.

Sie erforschen Riffe in der Ostsee.     Das klingt toll ...                        Vor zehn Jahren kannten wir viele
Sehen die so aus wie die bunten         Nicht so bunt wie in der Karibik, aber     Riffe in der Ostsee noch gar nicht.
­Korallenriffe in der Karibik?          trotzdem sehr wichtig. In Riffen gibt      Aber es kann gut sein, dass wir noch
Nein, Riffe können ganz unter-          es eine besondere Artenvielfalt. Das       weitere finden. Vor zwei Jahren zum
schiedlich aussehen. Riffe sind wie     heißt, dort leben sehr viele verschie-     Beispiel haben wir im Arkonabecken
Hügel auf dem Meeresboden. Man-         dene Tiere und Pflanzen. Die finden        bei Rügen ein Riff neu entdeckt.
che dieser Erhebungen werden von        dort gute Bedingungen: Überall gibt
Korallen gebildet, aber in der Ostsee   es Steine in verschiedenen Größen,         Wie kann das sein – in einem Meer,
bestehen sie aus Steinen. Typisch für   die übereinander und nebeneinander         das so bekannt ist wie die Ostsee?
die Ostsee ist, dass sich dort super    liegen. Dadurch finden sich unzählige      Den Meeresboden zu erforschen, ist
viele Miesmuscheln angesiedelt ha-      Nischen und Ritzen, in und an denen        ziemlich schwierig. Wenn ich aufs
ben – oft über viele Quadratkilometer   alles Mögliche wachsen kann und wo         Meer blicke, sehe ich erstmal nur die
hinweg und bis in größere Tiefen.       Tiere Verstecke und Futter finden.         Wasseroberfläche. Auch wenn ich
                                        Viele Tiere verbringen ihr ganzes          den Kopf ins Wasser stecke, beobach-
Was wächst da noch?                     Leben im Riff. Dorsche finden als          te ich immer nur einen ganz klitze-
An Ostseeriffen wachsen viele           Jungtiere dort Schutz.                     kleinen Ausschnitt vom Boden.
größere Algen wie Zuckertang und
Meerampfer. Auch Schwämme und           Wo in der Ostsee gibt es denn Riffe?
Polypen kommen vor und bilden rich-     Bedeutende Riffe gibt es zum Beispiel
tige kleine Wälder. Außerdem gibt es    vor der Insel Fehmarn. Ein wichtiges
Blumentiere wie Seenelken.              Riff liegt außerdem im sogenannten
                                        Adlergrund zwischen Rügen und der          Checkerw   issen es
                                        dänischen Insel Bornholm. Das Span-               du kannst helfen, dass
                                                                                    Riff-Helfer Auch                                   n,
                                        nende ist: Das wissen wir erst seit                                    es, was wir an Land tu
                                                                                    Riffen gut geht . Denn all                rau m im
                                        kurzer Zeit.                                                        auf den Lebens
                                                                                    hat auch eine Wirkung
                                                                                                                sind häuf ig vermüllt –
             Seenelken                                                              Meer. Riffe zum Beispiel
                                                                                                              vom Land. Auch Dünge-
                                                                                     und die ser Müll kommt
                                                                                                                chaf t können der
                                                                                     mittel aus der Land wirts
                                                                                                                n.
                                                                                     Unter wasser welt schade

                                                                                                                 Zuckertang
                                                                      Meerampfer
Finnland
                                                                                                                               INTERVIEW            19
                                         Norwegen

                                                                                             Estland

                                         D äne-
                                                                     Die Ostsee    Lettland
                                                         Schweden
                                          mark
Wie bekommen Sie es trotzdem hin,
den Meeresboden zu erforschen?               Seeland                                    Litauen
Ein Weg ist, Schallwellen in Rich-       Fünen
                                                                Bornholm
                                                                                  RUS
tung Meeresboden zu strahlen. Das
machen wir mit sogenannten Sonar-
                                                   Rügen

                                           Deutschland
                                                                      Polen                            Alexander Darr
Geräten und sogenannten Echoloten.                                                                     Alter: 45 Jahre
Sie messen, wie viel Energie der                                                                       Beruf: Meeresbiologe
Strahl hat, wenn er vom Meeresbo-                   Hier forscht er.                                   Arbeitsort: Leibniz-Institut für Ostseeforschung
den zurückkommt. Daraus errechnen                                                                      in Rostock-Warnemünde
wir, ob es ein harter oder ein weicher                                                                 Kinder: drei
Untergrund ist. Das ist so ähnlich wie    Woran arbeiten Sie gerade?                                   Geheimnis: wurde früher furchtbar seekrank
bei einem Tennisball: Der prallt von      Mein Team und ich erstellen gerade
einem harten Boden auch anders ab         eine Karte über die Lebensräume in                           Wofür braucht es Karten vom
als von einem Sandboden.                  der Ostsee. Darauf zeichnen wir zum                          Meeresboden?
                                          Beispiel ein, wo es Riffe gibt. Das ist                      Wir Menschen bauen nicht nur Häu­ser
Und wie finden Sie raus, ob dort Tiere    wichtig, denn nur was wir gut ken-                           und Straßen auf dem Land. Manchmal
und Pflanzen leben?                       nen, können wir auch schützen.                               bauen wir auch im Meer – zum Bei-
Bis in Tiefen von 20 Metern gehen                                                                      spiel Windparks, Tunnel oder Brü-
Taucher runter. Wenn der Meeres-          Was fasziniert Sie an Ihrer Forschung?                       cken. Um die wertvollen Riffe schüt-
boden tiefer liegt, lassen wir vom        Ich liebe an meiner Arbeit, dass ich                         zen zu können, ist es wichtig, dass
Schiff aus Kameras mit sehr viel          auch nach 20 Jahren noch Neues                               genau bekannt ist, wo sie verlaufen.
Licht hinunter. Dann sehen wir zum        entdecken kann. Jedes Jahr fahren                            Nur dann können Behörden oder
Beispiel: Hier wachsen Algen, hier        wir mit dem Forschungsschiff sieben                          Fachleute in der Politik entscheiden,
wachsen Muscheln. Aber auch beim          bis zehn Tage raus. Und jedes Jahr                           ob eine Baustelle erlaubt wird.
Tauchen oder mit so einer Kamera          kommt irgendwann im Laufe der Aus-
kann ich nur ein paar Meter links         fahrt der Punkt, wo wir sagen: „Hey,
und rechts gucken. Deshalb schlep-        was ist denn das? Das haben wir hier
pen wir die Kameras eine Strecke          nicht erwartet.“ Und das macht das
mit dem Schiff über den Boden.            Ganze extrem spannend und schön.

Miesmuschel-Versteck
Riffe bieten vielen Tierarten
einen Schutzraum. Wer entdeckt die                                     Seestern
Aalmutter zwischen den Miesmuscheln?                                   Sonnensterne
                                                                       haben viele Arme.
                                                                                                                                         Schwämme
20    TIERE

            ABGEFAHRENE ASSEL             Ob unter Steinen oder Kübeln, in Astlöchern oder Mauerritzen:
                                         Asseln findet man fast überall. Aber wusstest du, dass die Tiere
                                        ursprünglich aus dem Meer kommen? Dass es unzählige Arten von
                                         ihnen gibt und manche Menschen sie sogar als Haustiere halten?
                                            Hier sind fünf wissenswerte Fakten über die nur scheinbar
                                                             gewöhnlichen Bodentiere.

Asseln als Haustiere
Ja, du hast richtig gelesen: Gar
nicht so wenige Menschen halten
sich Asseln als Haustiere. Manche
versuchen, Asseln in neuen Farben zu
züchten, andere erfreuen sich einfach an                              Terrarium
dem Gewusel im Terrarium. Solltest du das auch
machen wollen: Zum Starten braucht man ein kleines
Terrarium, Waldboden, trockenes Laub und ein Stück
Baumrinde als Versteck. Asseln fressen Laub, Obst, Ge-
müse und Kalkpulver. Wichtig ist, dass der Boden in einer
Ecke des Terrariums immer feucht ist. Im Internet gibt es
zahl­reiche Assel-Gruppen, bei denen man Tipps bekommt.

                                                                                  Bodenpolizei
                                                                                  Manche Asseln leben ganz in der
                                                                                  Nähe von Menschen, am bekann-
                                                                                  testen sind in Deutschland die Kel-
                                                                                  lerassel und die Mauerassel. Aber
                                                                                  im Gegensatz etwa zu Kakerlaken sind Asseln keine
Niedlichkeits-Alarm!                                                                   Schädlinge. Sie haben es nicht auf unsere Vorräte
Bei Menschen, die Asseln als Haustiere halten,                                              abgesehen, sondern fressen am liebsten
ist diese Art wegen ihrer putzigen gelben Schnute
                                                                                            das, was sonst niemand haben möchte:
beliebt. Ihr Spitzname lautet „Rubber Ducky“,
zu Deutsch: „Quietsche-Entchen“.                                                            verrottende Pflanzen, fauliges Holz oder Kot.
                                                                                          Denn darauf wachsen für sie leckere Bakterien
                                                                                    und Pilze. So helfen Asseln mit, dass der Erdboden
                                                                                  gesund und fruchtbar bleibt – gemeinsam mit Regen-
                                                                                  würmern, Springschwänzen und anderen Insekten. Weil
                                                                                  sie im Boden aufräumen und sozusagen für Ordnung
                                                                                  sorgen, spricht man auch von der Bodenpolizei.
TIERE       21
                                                                                        Wachsende Rüstung
                                                                                        Asseln sehen so aus, als würden sie eine Ritterrüstung tra-
                                                                                        gen. Tatsächlich bestehen ihre Rückenschilde wie alle Panzer
Seltener Pikser                                                                         von Krebsen aus hartem Kalk und dem Stoff Chitin. Wenn
Asseln gibt es fast auf der ganzen Welt.                                                Asseln wachsen, wächst ihre schützende Hülle aber nicht mit.
Manche sehen echt exotisch aus – wie diese                                              Deshalb müssen sie sich in regelmäßigen Abständen häuten.
Gelbe Stachelassel (Pseudolaureola atlantica).                                          Dabei wird der Panzer in zwei Teilen abgestreift und wächst
Sie ist vom Aussterben bedroht und                                                      dann eine Nummer größer nach. Als wahre Recycling-Meister
kommt ausschließlich auf St. Helena vor,                                                futtern Asseln die alte Hülle einfach auf. So kann ihr eigener
einer Insel mitten im Südatlantik zwischen                                              Körper das wertvolle Material wiederverwerten.
Afrika und Lateinamerika.

                                                                     So untersuchst du eine Kellerassel
                                                                     Die Stellen, an denen Kellerasseln über
                                                                     die Haut Sauerstoff aufnehmen, kann man
                                                                     sehen, wenn man sie auf den Rücken dreht.

                                                                       Mini-Krebse auf Landgang
                                                                       Auf den ersten Blick ähneln Asseln Käfern, Wanzen oder Raupen. Aber sie
                                                                       sind keine Insekten, sondern Krebstiere! Sie sind also enger mit Hummern und
                                                                       Krabben verwandt als mit Hirschkäfern oder Ameisen. Ihre Herkunft aus dem
                                                                       Meer prägt noch immer ihren Körper: Wie Fische haben Asseln Kiemen. Viele
                                                                       Assel-Arten, die an Land leben, können zusätzlich auch Luft atmen. Dafür
                                                                       haben sie spezielle Hautstellen, über die sie Sauerstoff aufnehmen. Bei einer
                                                                       Kellerassel kannst du sie erkennen, wenn du das Tier auf den Rücken drehst:
                                                                       Es sind die weißen Flächen an den hintersten Beinpaaren. Aber sehr trockene
                                                                       Luft ist für die meisten Landasseln gefährlich. Deshalb lieben sie eine feuchte
                                                                       und schattige Umgebung – und fühlen sich zum Beispiel unter Blumentöpfen
Schützende Kugel                                                       oder Rindenstücken wohl.
Manche Vertreter der Assel-Familie – die
Rollasseln – können sich zu einem flachen
Ball zusammenrollen. Dann sind ihre Beine
und der weiche Bauch durch den Rückenpanzer
geschützt. So retten sich die Asseln vor ihren
Fressfeinden: Spinnen oder Käfer kommen mit
ihren Mundwerkzeugen nicht durch die Schutz-
hülle hindurch. Und für Vogelschnäbel ist
eine glatte Kugel schwieriger zu greifen.
Außerdem schützt das Einkugeln sie gut         Kapitaler Krabbler
vor dem Austrocknen.                           Die größten Assel-Arten leben
                                                 in der Tiefsee auf dem Meeres­-
                                                 boden: Riesenasseln können 45
                                                 Zentimeter lang werden und
                                                 wiegen bis zu 1,7 Kilogramm!
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