Unser Boden-Schatz - Das Magazin - "forscher"-Magazin
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Wissenschaftsjahr 2020|21 Bioökonomie AUSGABE #1 APRIL 21 Das Magazin für NEUGIERIGE SPEZIAL Lebendig, fruchtbar, bedroht Unser Boden-Schatz
INHALTSVERZEICHNIS 2 Titelgeschichte HEREINSPAZIERT! Seite Unser Boden-Schatz Hast du einmal ein kleines Loch im Garten oder im Wald gegraben? Und darin Regenwürmer, Ameisen oder kleine Käfer gefunden? Oder eine Eichel, die schon gekeimt ist? Ich finde es faszinierend, was alles in unserem Boden steckt. Und was er hervor- bringt: von Gänseblümchen bis zu mächtigen Eichen, von Kartoffeln bis zu Wassermelonen, von Weizen bis Reis. Die Böden der Erde ernähren heute fast acht Milliarden Menschen. Warum das auch Herausforde- Interview 18 rungen mit sich bringt und welche Ideen Forschen- de und Fachleute in der Landwirtschaft haben, um Unbekannter Böden zu schützen – das erfährst du in der Titelge- Seite schichte ab Seite 2. Weiter hinten führt forscher dich Meeresboden zum Grund der Ostsee und zum roten Sand auf dem Mars. Und in der Heftmitte findest du ein Ausklapp- 20 Poster zum Raustrennen. Tiere Außerdem im Heft: ein Luftbild von einem Braun- Seite Abgefahrene kohle-Tagebau und ein Foto der niedlichsten Assel der Welt. Wir zeigen faszinierende Fossilien und Assel geben dir eine Entschlüsselungs-Hilfe für Schilder zu unterirdischen Leitungen in der Stadt. Und natürlich findest du noch viele andere Geschichten, Bilder und Rätsel, die zeigen, wie viel Spannendes es in unserer Welt zu entdecken gibt – in ganz kleinen Dingen direkt vor unseren Augen genauso wie in großen in weiter Ferne. Mit Poster! Viel Spaß beim Lesen wünscht dir In der Heftmitte findest du ein Ausklapp-Poster. Anja Karliczek Um es herauszulösen, Mitglied des Deutschen Bundestages, biegst du die Heftklam- Bundesministerin für Bildung und mern vorsichtig auf – und 22 Forschung danach wieder zu. Seite Mais vom Mars?
Der Tod INHALTSVERZEICHNIS 1 bringt Leben 10 Seite Unter Poster 8 Stimmt's oder unseren Füßen Seite stimmt's nicht? Seite Starkes Bild 12 Expedition 16 Erdreich Im Seite Seite 14 Tagebau Fantastische Fossilien Rätsel 25 Experiment Im 24 Warum ist Seite Schilderwald Seite der Mars rot? Entdeckst du die Forscherausrüstung? Diese 12 Gegenstände sind im Heft versteckt. Kreuze hier an, welche du gefunden hast. Impressum HERAUSGEBER: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Projektteam Wissenschaftsjahr 2020|21 – Bioökonomie, 10117 Berlin IDEE, REDAKTION UND GESTALTUNG: Büro Wissenschaftskommunikation/DLR PT, familie redlich AG Agentur für Marken und Kommunikation/KOMPAKTMEDIEN Agentur für Kommunikation GmbH REDAKTIONELLE KONZEPTION UND UMSETZUNG: Magdalena Hamm; Susan Schädlich, WISSEN FÜR KINDER, mit Unterstützung von Anja Garms, Bernd Eberhart, Joachim Retzbach, Angelika Rusche-Göllnitz, Michael Stang BILDNACHWEISE: BMBF/Laurence Chaperon (U2); Bruno Glaser/Martin Luther University Halle-Wittenberg (S6); drbyos (S9); Ed Thorpe (S21); eLife 2016;5:e19568, Masao et.al (S15); F. Reebig (U2); Georg Oleschinski/ Uni Bonn (S14); Georgia Tech (S9); Getty: Print Collector (S14); Heiko Bellmann (S10); Helga Bork (S5); IOW, Jörn Kurth (S19); IOW, K. Beck (S19); Luise Ohmann (S12); NASA (S22–23); NASA/JPL-Caltech (S22); picture allicance (S8); PNAS (S14); Ronny Rößler/Museum für Naturkunde, Chemnitz (S14); Shutterstock: AstroVed.com (S3), Bokehboo Studios (S25), Guillermo Guerao Serra (S15), skippy666 (S20); Simone Riehl (S3); SJADES (S21); Stock.Adobe.com: Aayam 4D (S9), Alexander (S9), Anna (S20), Bezvershenko (U2, S23), Björn Wylezich (S9), Bumann (S25), damedias (S22–23), Dariia (S20), detailfoto (S25), Elena (S7), focus finder (S25), Gewoldi (S25), Glaser (S25), ian (S21), Igor (S13), intueri (S14–15), ivector (S22–23), Kate Macate (U2), Klaus Eppele (S21), Komarov Dmitriy (U1), Kyle Selcer (S11), lesniewski (S19), MahmudulHassan (S24), mariaassorova (S13), marina_ua (U2), Matthias (S25), Natali Snailcat (U2, S18-19), nsit0108 (U2), Pixel-Shot (S8), puruan (S20), R.M. Nunes (S6), Rainer Fuhrmann (S7), Ruckszio (S20), shooarts (S20–21), SpicyTruffel (S22), Taras (S20), tynrud (S3), ub-foto (S14), Víctor (S11), WildMedia (S11), Wirestock (S15), wuttichok (S1), yingko (S15), yustus (S1), zcy (S8), Олександр Луценко (S25), Светлана Крывда (S24); Susan Schädlich (S24); Thünen Institut, M. Welling (S7); Tom Hegen (S16–17); Universität Rostock, G.Niedzwiedz: (S18–19); Verena Winiwarter (S4); Weltacker / Zukunftsstiftung Landwirtschaft (S7) ILLUSTRATION: Christoph Hoppenbrock (Poster); Cyprian Lothringer (S. 2–5); Maisa Nicola (U4) Druck: Bonifatius GmbH STAND: April 2021 Diese Publikation wird als Fachinformation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung kostenlos herausgegeben. Sie ist nicht zum Verkauf bestimmt und darf nicht zur Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden.
2 TITELGESCHICHTE UNSER BODEN-SCHATZ Fruchtbarer Boden ist wertvoller als alle Reichtümer dieser Welt. Menschen nutzen Auflage ihn seit vielen Tausend Jahren. Dabei Reste von Pflanzen wurde der Boden an vielen Orten leider und Tierkot liegen ziemlich zerstört. Weil Boden lebt und sich zuoberst. Je tiefer man kommt, desto mehr nur sehr langsam neu bildet, müssen wir zersetzt sind diese. ihn gut schützen. Regenwürmer ausbuddeln, Mohrrüben ernten oder Balkonkästen bepflanzen: Wann hast du zuletzt mit den Fingern in der Erde gegraben? Erinnerst du dich daran, wie der Boden roch und wie er sich angefühlt hat – krümelig, klebrig oder matschig? Wusstest du, dass du in diesem Moment einen der Oberboden größten Schätze in deinen Händen hattest? Hier gibt es Nährstoffe zuhauf und Kein Scherz! Bodenorganismen wie Bakterien und Pilze tummeln sich. Samen keimen in dieser Boden ist viel wertvoller als alles Gold und alle Schicht, und viele Wurzeln bilden hier Diamanten zusammen. Und niemand kann diesen dichte Netze. Wert auch nur annähernd in Geld ausdrücken. Denn Boden ist neben Sauerstoff und sauberem Wasser die Grundlage fast allen Lebens auf der Erde – auch für uns Menschen. Aus dem Boden kommt der größte Teil unserer Nahrungsmittel. Auch das Futter für Tiere, deren Milch oder Fleisch Unterboden viele Menschen verspeisen, wächst auf Wiesen In ihm finden sich viele Minerale, die Pflanzen und Ackerflächen. → mit ihren Wurzeln herausziehen. Auch Wasser Was ist Boden? für trockenere Zeiten ist hier gespeichert. Wenn wir von Boden sprechen, ist damit im engeren Sinn nur die oberste Schicht unter unseren Füßen gemeint. Manchmal misst sie nur wenige Zentimeter, manchmal ist sie mehrere Meter mächtig. Untergrund Zuunterst liegt das Ausgangsgestein, aus dem sich der Boden darüber gebildet hat. Das passiert, weil das Gestein über Jahrhunderte hinweg von Frost und Hitze zerkleinert und von Wasser und Säuren zersetzt wird.
Konya Kirkuk Jerusalem Damaskus Bagdad Lange Zeit ernährten sich die Men- schen von Wurzeln, Früchten und „Fruchtbarer Halbmond“ Nüssen, die sie sammelten, und Diesen Namen bekam das Gebiet auf der Karte. Erkennst du die Halbmondform? Hier erfanden Wildtieren, die sie jagten. Dabei die Menschen die Landwirtschaft. Ein Grund: Die Böden in der Gegend waren sehr gut, weil zogen sie mit ihrer Nahrung mit und es im Winter regnete und zwei große Flüsse bei ihren regelmäßigen Überflutungen immer legten oft größere Strecken zurück. wieder fruchtbaren Boden anschwemmten. Damit du dich zurecht findest, haben Aber vor fast 12.000 Jahren ließen wir in der Karte Ländergrenzen und Städte von heute eingezeichnet. sich einige Menschen etwas Neues einfallen: Sie kümmerten sich gezielt Die Menschen entwickelten die Manche bezeichnen ihn daher als Re- um Gräser, deren Ähren besonders Landwirtschaft – in verschiedenen volution. Denn mit der Bodennutzung viele Körner trugen. Sie begannen, Gebieten im Südwesten Asiens (siehe veränderte sich alles: Die Menschen die Böden zu bearbeiten, Unkräuter Karte). In der Gegend gab es damals konnten sesshaft werden und länge- zu beseitigen und darauf das Ge- ausgedehnte Grasländer mit sehr re Zeit an einem Ort leben. Wenige treide anzubauen. Indem sie gezielt fruchtbaren Böden, auf denen Menschen konnten viel Nahrung pro stabile Ähren auswählten, wurden Wildgetreide, aber auch Erbsen und duzieren. Die Bevölkerung wuchs – die wilden und brüchigen allmählich Linsen gediehen. und mit ihr die Siedlungen. Erste seltener. Die stabilen Ähren blie- Städte entstanden und wurden zu ben und wurden unseren heutigen Zentren bedeutender Kul- Getreidesorten ähnlich. Die Men- Alles wird anders turen. Mit der Erfindung schen zähmten Wildtiere. Sie hielten der Landwirtschaft Schafe, Ziegen, Rinder und Hunde In Europa entwickelte sich die Land wurden die Menschen und bekamen damit auch regelmäßig wirtschaft viele Tausend Jahre später. abhängig vom Boden. Fleisch und Milch. In Süddeutschland gab es ersten Zugleich begannen sie Ackerbau vor etwa 7.500 Jahren, in damit, massiv in die Norddeutschland vor 6.000 Jahren. Böden einzugreifen „Die Entstehung des Egal, wann er geschah – der Über- und sie zu verän- Getreideanbaus war gang zur Landwirtschaft war ein dern – nicht einer der bedeutendsten enorm bedeutender Schritt in der ohne Folgen. Prozesse der Mensch Geschichte der Menschheit. → heitsgeschichte. Ohne fruchtbaren Boden wäre Heilige Mutter Erde er unmöglich gewesen.“ Wie wichtig Boden – oder eigentlich die ganze Natur – für Menschen war, sieht man auch im Glauben: In vielen Religionen gibt es Göttinnen, die für die fruchtbare Erde stehen. In der vedischen Religion Indiens ist die Göttin Prthvi die Mutter Erde. Bei den alten Griechen war das Gaia. Sie wurden angebetet, man brachte ihnen Opfer, um sie gütig zu stimmen. In China war der Boden selbst heilig. Simone Riehl ist Umweltarchäologin bei der Senckenberg Gesellschaft und hat im Iran 11.500 Jahre alte Getreidekörner ausgegraben.
4 TITELGESCHICHTE „Die Geschichte zeigt: Bevor Boden verschwindet Kohle, Öl und damit Kunstdünger eingeführt wurden, haben viele Das erste Problem wird Kulturen ihre Böden besser bei Fluten oder Schlammlawinen behandelt als heute. Denn nur dramatisch sichtbar: Boden wer Böden fruchtbar weitergeben verschwindet, weil er von konnte, machte seinen Kindern Wind oder Wasser davon- ein gutes Leben möglich.“ getragen wird. Zwar lagert dieser Boden sich anders- wo wieder ab, ein Teil wird auch ins Meer gespült. Für die Felder, von denen er stammt, ist er verloren. Wenn Boden weggetragen wird, sprechen Fachleute von Erosion. Sie kommt in Verena Winiwarter der Natur immer vor. Aber forscht an der Uni Wien in besonders stark ist sie, wenn Österreich zu Umweltgeschichte. etwa Äcker an Hängen falsch genutzt werden. Oder wenn Bö- den sozusagen nackt daliegen, ohne Der Schatz in Gefahr dass eine dichte Pflanzendecke sie stabilisiert. Oft verschwinden die Fruchtbarer Boden konnte Nahrung Böden kaum wahrnehmbar langsam. für viele Menschen liefern. Ging alles Jedes Jahr tragen starke Regen oder Immer im Kreis gut, erwirtschafteten Bauern auf Stürme ein paar Millimeter davon. Wenn eine Pflanze wächst, zieht sie ihren Äckern ausreichend Essen für Das klingt erstmal vielleicht nicht Nährstoffe aus dem Boden. Frisst ein Tier ganze Dörfer oder Städte. Doch wenn schlimm. Aber wenn Boden erst ein- diese Pflanze, gelangen die Nährstoffe eine Wasserflut die Felder wegspülte mal abgetragen wurde, ist es zu spät. in das Tier. Doch der Boden bekommt sie zurück. oder Dürren mehrere Ernten ver- Denn er kommt selbst im Laufe vieler Jedes Blatt, das auf den Boden fällt, wird dort dorren ließen, bedeutete das für die Menschenleben nicht wieder. Man wieder zu fruchtbarer Erde. Tiere düngen den Menschen eine Hungerkatastrophe. könnte auch sagen: Weg ist weg. Untergrund mit ihrem Kot und Urin. Und wenn sie sterben, gehen eine Menge Nährstoffe zurück in den In der Geschichte gingen mehrere Boden. (→ Mehr dazu, wie Tiere verwesen, kannst Reiche auch deswegen unter, weil Das Nährstoff-Problem du auf Seite 10/11 lesen.) ihre Ackerböden zerstört oder un- fruchtbar wurden. Staaten stürzten Das zweite Problem ist weniger zu können. In der Natur ist das kein in Krisen. So trugen häufige Dürre- sichtbar. Es betrifft jede Handvoll Problem, denn die Nährstoffe kom- perioden in Teilen Afrikas wohl eines Bodens. Ist er gesund, enthält men in einem großen Kreislauf zurück auch zum Ende des alten Pharaonen- er eine Masse kleinster Lebewesen in den Boden, wenn die Pflanze reichs in Ägypten bei. Neben Natur- und viele Nährstoffe. Dazu gehören abstirbt oder wenn Tiere sie mit ihrem katastrophen gibt es zwei weitere Kalium, Stickstoff, Phosphor und viele Kot ausscheiden. große Probleme, die den Boden seit andere Substanzen. Jede Pflanze Jahrtausenden immer mehr in zieht einige davon durch ihre Wurzeln Gefahr bringen. aus dem Boden heraus, um wachsen
TITELGESCHICHTE 5 „Wir müssen die Böden sch ützen. Wenn sie erstmal zerstört sind, sind sie für alle Zeit verloren. Das kann man nic ht mehr reparieren.“ Hans-Rudolf Bork Mischt sich der Mensch Essen für arbeitet als Umwelt- und ein, sieht das schnell Bodenwissenschaftler anders aus: Dann Milliarden Menschen an der Uni Kiel. nehmen Menschen und ihre Nutztiere Mit der Zeit mussten die Böden immer Fachleuten auf der ganzen Welt ist die Nährstoffe aus mehr Menschen ernähren. Denn seit langem klar, wie wichtig es ist, den Böden auf. die Bevölkerung wuchs enorm, ganz Böden und Umwelt zu schützen. Geben sie sie nicht besonders in den vergangenen Denn wie wir heute handeln, wirkt im zurück, werden die 100 Jahren. Lebten 1920 knapp zwei Boden viele Tausend Jahre nach. Wie Böden unfruchtbar. Milliarden Menschen auf der Erde, lange es dauert, bis neuer Boden Im schlimmsten sind es heute fast acht Milliarden entsteht, ist von Ort zu Ort komplett Fall wächst dann Menschen! Um immer mehr Nah- unterschiedlich. Aber ganz grob kaum noch etwas rungsmittel anzubauen, wurden an könnte man sagen: Damit sich ein auf ihnen. vielen Orten Wälder und Moore zu Zentimeter Boden neu bildet, braucht Äckern und Weiden gemacht. es vielleicht 200 Jahre. Benötigen wir Vor vielen Jahrhunder- eine Handbreit neuen Boden, müssen ten zogen manche Dörfer Vor gut 100 Jahren wurde künstlicher wir bis zum Jahr 3020 oder noch viel deswegen regelmäßig um. Dünger erfunden. Er wird in Fabri- länger warten. Hatten die Menschen die ken hergestellt und kann mit Hilfe Böden durch den Anbau und die von Maschinen leicht auf Wie kann es gelingen, viele Menschen Nutzung von Pflanzen ausgelaugt, Feldern verteilt werden. zu ernähren – und unseren Boden ließen sie sie zurück. Sie bauten ein Mit Kunstdünger wurde trotzdem so gut zu behan- paar Kilometer weiter ein neues Dorf es möglich, auf der deln, dass er für die nächs- auf, rodeten dort die Wälder und gleichen Fläche viel ten Generationen immer legten auf noch unbeschadeten Böden mehr zu ernten. noch ein fruchtbarer neue Äcker an. Heute holt ein Schatz bleibt? Einige Bauer ungefähr Ideen dafür zeigt Hatten die Menschen um ihre Dörfer drei Mal so viel forscher dir auf der viel Land und düngten sie ihre Äcker Getreide oder nächsten Seite. ausreichend mit Mist ihrer Tiere oder andere Früchte menschlichem Urin und Kot, dann von seinem Feld konnten sie länger bleiben. wie zu der Zeit, als deine Großel- Bei Städten funktionierte dieses Zurückgeben weniger. Denn dort tern Kinder waren. CheckerwngeisBodesnevenrschwindet de: Eine Me ernährten sich viel mehr Menschen Das klingt vielleicht Deckel drauf und En werden. von den Pflanzen und ihren Nährstof- gut. Aber unsere Acker ut e au ch , we nn Hä us er oder Straßen gebaut he elt . In Der Boden wird versieg fen aus der weiteren Umgebung der böden enthalten jetzt oft zu viele Fachleute sagen dazu: r Fläche s in jeder Stunde mi de t Stadt. Aber Küchenabfälle, Urin und Nährstoffe. Und wenn diese in Deut schland passier t da nicht nach ßballfelde s. Das klingt Kot landeten selten wieder auf dem Flüsse, Seen und andere Lebens von der Größe eines Fu izen angebaut , ließen Feld. Meist spülte Regenwasser sie räume gelangen, können sie Pflan- viel. Aber würde au f die ser Fläche We en! in einen Fluss – und der brachte die zen und Tieren schaden und unser mi t pr o Ja hr me hr als 200.000 Brötchen back sich da Nährstoffe ins Meer. Grundwasser verschmutzen.
6 TITELGESCHICHTE SCHUTZ FÜR Axel Don arbeitet am Thünen Institut in Braunschweig. DEN SCHATZ Er hat mit seinem Team auf mehr als 3.000 Äckern und Wiesen in ganz Deutschland Bodenkohlenstoff untersucht. „Die Böden zu schützen – das ist auch für den Klimaschutz wichtig. Au s einem Hektar trockengeleg tem Moor ent Wenn Menschen den Boden nutzen, dann CO , wie ein Auto ausstößt, weicht pro Jahr so viel ² wenn es fünf Mal um müssen sie vorsichtig sein. Und das so tun, die ganze Erde fährt!“ dass es dem Boden auch langfristig noch gut geht – wenn ihre Kinder, Enkel und Urenkel ihn brauchen. Hier zeigt dir forscher fünf Ideen: Schwarzerde Amazoniens Regenwald-Boden ist karg und für Felder total ungeeignet. Im Ama- zonas-Regenwald aber haben die Ureinwohner schon vor Hunderten Jahren selbst fruchtbaren Boden hergestellt. Sie gaben Küchenabfälle, Kot, Urin und Holzkohle auf den Boden rund um ihre Häuser. Bodenle- bewesen verwandelten dies in wertvollen Humus. Wegen der Holzkohle bekam der Boden seine Farbe und seinen Namen: Terra preta, auf Deutsch schwarze Erde. Leider verschwand dieses Wissen, als die Europäer vor rund 500 Jahren nach Südamerika kamen. Viele Ureinwohner starben in der Zeit – vor allem an Krankheiten, die die Europäer eingeschleppt hatten. Vor eini- gen Jahren entdeckten Forschende die Terra preta. Sie konnten zeigen, wie sie ausgelaugte Böden in Afrika wieder fruchtbarer macht, und untersuchen, wie sich das noch häufiger nutzen lässt. Wo: Amazonas-Regenwald Problem: nährstoffarme Böden Lösung: Menschen stellten fruchtbaren Boden selbst her Besonderheit: uraltes Wissen Stufe für Stufe Hänge lassen sich nur schwer beackern. Und wenn es regnet, wird der Boden fortgespült. Um das zu umge- hen, haben Menschen den Terrassenlandbau erfunden. Dabei wird die Schräge in viele Stufen umgebaut. Schon Wo: überall auf der Welt vor mehreren Tausend Jahren legten die Menschen etwa in China oder im arabischen Raum so ihre Felder Problem: Regen spült Boden an Hängen weg an. Die Technik wird noch heute genutzt, bei uns vor Lösung: Terrassen-Stufen bauen allem im Weinanbau. Das Foto zeigt Reisfelder auf den Besonderheit: wurde überall auf der Welt erfunden Philippinen in Asien.
7 Neue Moore Moorlandschaften trockenlegen und darauf Felder oder Weiden schaffen – das galt vor einigen Jahrzehnten als große Leistung, weil die Men- schen damit neue Flächen für sich und ihre Tiere schafften. Vor allem in Norddeutschland wurde das gemacht. Deswegen sind heute die meisten Moore in Deutschland zerstört. Aber inzwischen wissen For- schende, dass Moorböden extrem wichtig für den Klimaschutz sind. Denn sie speichern Unmengen Kohlenstoff. Werden die Moore ausgetrocknet, wird er frei – und zu CO2, das das Klima der Erde aufheizt. Deswegen werden die Flächen an einigen Stellen Wo: in Deutschland und vielen anderen Ländern wieder vernässt, damit neue Moore wachsen. Problem: sind Moore trocken, wird massenhaft CO2 frei Lösung: ehemalige Moore wieder vernässen Besonderheit: extrem wirksamer Klimaschutz Weltacker Dieses Feld ist genau 2.000 Quadratmeter groß und eine Art lebendes Museum. Es zeigt die Ackerfläche, die jedem Menschen zustünde, würden wir alle Ackerflächen der Welt gerecht aufteilen. Darauf könnte alles wachsen, um einen Menschen über das Jahr zu ernähren: Pflanzen zum Essen und als Futter für Tiere, deren Fleisch, Milch oder Eier der Mensch verzehrt. Außerdem Ölpflanzen für Biosprit und Baumwolle für seine Klamotten. Der Weltacker soll auf ein Problem aufmerksam machen: In Wirklichkeit reicht für viele von uns diese Ackerfläche nicht aus. Deswegen werden dauernd irgendwo unbe- rührte Natur und Wälder in Felder umgewandelt. Dabei wird der natürliche Boden verändert und oft zerstört. Wo: unter anderem in Berlin Eine Lösung liegt in unserem Essen: Würden wir alle we- Problem: In Europa brauchen Menschen zu viel Ackerfläche niger Fleisch und Milchprodukte verzehren, könnte das Ackerfläche sparen. Denn ein großer Teil wird gebraucht, Lösung: andere Ernährung – weniger Fleisch und Milchprodukte um Futterpflanzen für die Tiere zu produzieren. Viel Besonderheit: Über die Art, wie wir essen, können wir Boden schützen Fläche würde auch gespart, wenn wir nicht so viel Essen wegwerfen würden. www.2000m2.eu Guter Kompost! Kartoffelschalen, alte Teebeutel, welke Salatblätter: All das landet oft im Biomüll. Weil aber viele Leute auch Plastik oder Restmüll in die Tonnen werfen, wird ein großer Teil des Biomülls verbrannt. Dabei könnte aus ihm fruchtbarer Humus werden! Die gute Nachricht: Eigentlich kann jeder aus seinem Biomüll selbst Humus werden lassen. Mit einem Kom- post. Wie man ihn anlegt, kann man in Büchern oder im Internet lesen. Wer selbst hergestellten Humus dann statt gekaufter Gartenerde in Balkonkästen füllt, schützt meist auch das Klima. Denn Gartenerde aus dem Baumarkt enthält oft Torf, für dessen Abbau Wo: auf dem Balkon, im Innenhof oder Garten Moore zerstört werden. Problem: Boden-Nährstoffe landen massenhaft im Müll Lösung: Kompost anlegen Besonderheit: kann fast jeder selbst machen
8 NACHGEFORSCHT STIMMT'S ODER STIMMT'S NICHT? Eine der Nachrichten aus der Forschung ist erfunden. Welche? Putzen statt Bohren Wenn der Zahnarzt ein Loch im Zahn entdeckt, heißt es normalerweise: bohren. Bald könnte diese unangenehme Behandlung überflüssig werden. Denn Forschende haben eine Zahncreme entwickelt, die kleine Löcher in den Zähnen einfach beim Putzen verschließt. Das geht so: Chemische Sensoren – eine Art Fühler – in der Creme erkennen selbständig die Stellen, an denen der Zahnschmelz von den Bakterien angegriffen ist. Antibakterielle Wirkstoffe töten die Bakterien rund um die beschädigte Stelle ab. Dann lagern sich spezielle Nanopartikel in die Löcher ein und verschließen sie dauerhaft. Noch kann man die Spezial-Zahnpasta nicht kaufen. Tests sollen nun zeigen, ob sie Karies bei Kindern und Erwachsenen genauso gut beseitigt wie der Bohrer. Junge Forscherin „Kid of the Year“ oder übersetzt „Jugendliche des Jahres“ – diesen Titel hat eine bekannte Zeitschrift Ende 2020 in den USA an Gitanjali Rao verliehen. Damit ehren die Leute von der Zeitschrift die 15-Jährige als besonderen Menschen, der die Welt zum Guten verändert. Gitanjali begeistert sich für Chemie, Biologie und Technik. Sie hat schon mehrere Dinge erfunden, unter anderem ein Gerät, das giftiges Blei in Trinkwasser bestimmt und einer App meldet. Außerdem hat sie eine App programmiert, die Mobbing im Internet erkennt. Die Auszeichnung ist doppelt besonders, denn es war das erste Mal, dass eine Jugendliche sie bekam. Wer Englisch kann, kann im Inter- net lesen, was Gitanjali so macht und schreibt. Sie hat Accounts bei vielen sozialen Netzwerken.
NACHGEFORSCHT 9 Robo-Faultier Smiley-Mund, Kulleraugen und extrem langsame Bewegungen: So sieht ein Roboter-Faultier aus, das Techniker in den USA entwickelt haben. Es hängt kopfüber an einem Seil zwischen den Bäumen und fällt zunächst kaum auf. Und genau das ist spannend daran. Denn die Forscher wollen den Roboter nutzen, um bedrohte Tiere, etwa im Regenwald, über lange Zeiten zu beobachten. Dafür ist es wichtig, dass die Tiere sich nicht gestört fühlen. Weiterer Vorteil: Der Roboter benötigt genau wie das echte Faultier sehr wenig Ener- gie. Er wird mit Solarenergie betrieben und sucht sich selbst ein sonniges Plätzchen, wenn seine Batterien aufgeladen werden müssen. Außerirdische Edelsteine Diamanten entstehen meist tief im Inneren der Erde. Aber auch im Weltraum sind die wertvollen Edelsteine vor Jahrmilliarden entstanden. Ein internationales For- schungsteam hat winzige dieser außerirdischen Diaman- ten in Meteoriten gefunden (also in Gestein), die aus dem Weltall auf der Erde gelandet sind. Jeder der Diamanten ist kleiner als ein Millimeter. Die Fachleute nehmen an, dass die Edelsteine bei dem Zusammenstoß von zwei Himmelskörpern entstanden sind, zum Beispiel von zwei Kleinplaneten. Die Auflösung findet ihr auf Seite 25! Schweinchen schlau Minischweine sind schlauer als Hunde. Zumindest solche Schweine, die als Haus- tiere gehalten werden. Das hat eine Tierärztin aus Ungarn in einer Art tierischem Intelligenz-Wettbewerb herausgefunden. Sie versteckte Leckerbissen in Schach- teln, die mal schwerer, mal leichter zu öffnen waren. Dann schaute sie zu, wie die Tiere sich anstellten. Ergebnis: Die Minischweine gingen geschickter vor als Hunde und gaben auch nicht so leicht auf, wenn sie nicht weiterkamen. Die Hunde dagegen schauten eher zu einem Menschen und warteten auf Hilfe. Die Forscherin sagt: Die Minischweine scheinen besser darin zu sein, Probleme selbständig zu lösen.
10 DER TOD BRINGT LEBEN Tote Tiere findet man selten im Wald. Denn ihre Körper werden schnell weggeräumt und verwertet. In der Natur entsteht daraus in kürzester Zeit eine Menge neues Leben. Wenn ein Reh stirbt, geht sein Leben oft Zehntausende Fliegeneier. Meist Mehr als 130 verschiedene Insek- zu Ende. Was erst einmal vielleicht kommen auch größere Tiere recht tenarten haben Forschende an toten traurig macht, ist in der Natur nicht bald vorbei: Dann picken Raben und Tieren gefunden, viele davon können nur normal – sondern extrem wichtig. Bussarde sich Fleisch heraus. Räu- ohne Aas nicht leben. Zugleich sind Denn die Nährstoffe aus dem toten ber wie Füchse, Luchse, Wildkatzen, sie wichtige Teile im Kreislauf. Speck- Körper ermöglichen unzähligen ande- Baummarder oder Wölfe holen sich käfer zum Beispiel verdauen sogar ren Tieren und Pflanzen das Überle- ihre Portion. Auch für Allesfresser wie Haut und Haare und sorgen dafür, ben. Besonders gut lässt sich dieser Wildschweine oder Dachse ist das Reh dass wirklich alles vom Reh in der Kreislauf im Wald erforschen. Dort ein gefundenes Fressen. Besonders Natur wiederverwertet wird. wird das tote Reh schnell zu einer Art im Winter, wenn andere Beute rar ist, Schlaraffenland. sichert ein totes Tier vielen anderen Wenn der Wald gesund ist, sind bei Tieren im Wald das Überleben. wärmerem Wetter von einem toten Reh oft nach zehn Tagen nur noch Wenn aus den Fliegeneiern nach we- Knochen übrig. Doch auch sie werden nigen Tagen Maden schlüpfen, treten genutzt. Eichhörnchen knabbern dar- auf einen Schlag Tausende der flei- an und holen sich das nahrhafte Mark ßigsten Entsorger auf den Plan: Jede aus dem Inneren. Was übrig bleibt, Made frisst zwei Gramm Fleisch oder entsorgen die Wildschweine.* andere Kadaverteile. Zehntausend von ihnen könnten ein totes Reh problem- Totengräber los auch ohne die Hilfe anderer Tiere Natürlicher Dünger Zwei Käfer bringen eine in kürzester Zeit verschwinden lassen. tote Maus in acht Stunden unter So geht ein Großteil der Nährstoffe die Erde. Dort füttern sie ihre aus dem toten Reh in unzählige ande- Larven mit Nährstoffen des Fressen und re Tiere über – von der Fliege bis zum Kadavers. Erkennst du den Wolf. Der Rest landet im Boden, wenn Mäuseschwanz? gefressen werden aus dem Tierkadaver Flüssigkeiten in die Tiefe sickern. Monate später Meist aber helfen andere Tiere mit sprießt um die Stelle, an der das tote Futter für Viele bei der Verwertung. Und einige freuen Reh lag, oft ein dichter Ring aus Pflan- sich dabei auch über die Maden. Für zen. Denn mit der Flüssigkeit aus dem Schmeißfliegen sind immer die Kolkraben oder Wildschweine sind die Kadaver ist Stickstoff in den Boden Ersten. Nur wenige Minuten nach weißen Fliegenlarven besondere gelangt. Und zwar so viel auf einmal, dem Tod des Rehs landen sie auf dem Leckerbissen. Auch Totengräber wie ein Bauer in 50 Jahren als Dünger Kadaver, wie tote Tierkörper auch fliegen gezielt zu Kadavern, um auf eine vergleichbar große Fläche genannt werden. Dort klebt jedes Maden zu fressen. Als Beute bringt seines Feldes geben würde! Schmeißfliegen-Weibchen 250 Eier an jede Made eine gute Portion Eiweiß Augen, Maul, Nase und After. So häu- (das kurz zuvor noch Teil des Rehkör- * Beschrieben werden Ergebnisse des fen sich an einem einzigen toten Reh pers war). Biologen Christian von Hoermann, der Kadaver im Nationalpark Bayerischer Wald erforscht.
11 Schnelle Entsorger Vor allem auf der Unterseite toter Tiere wimmelt es oft von Zehntausenden Maden. Sie arbeiten wie eine schnelle Aas-Entsorgungstruppe. Weil ihre Körper dauernd Knöcherner Rest aneinanderreiben, entsteht Wärme, die die Verwesung Skelett-Teile findet man beschleunigt. Maden können einen toten Körper so manchmal im Wald, meist aufheizen, dass er 20 bis 30 Grad Celsius Wirbel oder Teile von großen wärmer ist als die Umgebung. Röhrenknochen. Ganze Schädel mit Geweih sind eher selten. A wie Aas: Wörter für den Tod Aas – toter Tierkörper Fallwild – so nennen Jäger und Förster gestorbene oder überfahrene Wildtiere Kadaver – noch ein Wort für ein totes Tier verenden – anderes Wort für sterben Verwesung – Zersetzung von Körpern durch Bakterien und andere kleinste Lebewesen unter Zufuhr von Sauerstoff Festschmaus Ein Mäusebussard ist der erste Besucher auf diesem toten Reh. Für den Greifvogel ist ein Stück Aas leichtes Futter.
12 FORSCHT MIT! Wie geht’s unseren Böden? Um das zu untersuchen, setzen Forschende 2021 auch auf die Hilfe von Kindern. Wie ihr mitmachen könnt, erklärt eine der Wissenschaftlerinnen im Interview. Steckbrief Name: Luise Ohnmann Alter: 29 Jahre Beruf: Bodenwissenschaftlerin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig Warum forschen Sie gemeinsam in der Erde. Zum Beispiel in einem Hobbys: wandern und mit dem Hund draußen sein, Gemüse im Garten anbauen mit Kindern und anderen Menschen, Garten, im Wald oder man fragt die nichts mit Wissenschaft zu einen Bauern um Erlaubnis, das tun haben? auf seinem Feld zu tun. Die Stellen So kannst Wir wollen herausfinden, wie es muss man sich gut merken. Denn den Böden in Deutschland geht – nach drei Monaten werden die du mitmachen und zwar für möglichst viele Ecken Teebeutel wieder rausgeholt. Vor des Landes. Dafür brauchen wir dem Vergraben hat man die Tee- Wann: Die Aktion läuft von viele Tausend Untersuchungen. beutel gewogen. Jetzt werden sie April bis September 2021. Und damit wir sie vergleichen getrocknet und erneut gewogen. Wo: Klickt im Internet auf können, müssen die alle etwa zur Denn wir wollen wissen, wie viel expedition-erdreich.de . gleichen Zeit gemacht werden. So Gewicht sie verloren haben, weil Dort findet ihr viele weitere etwas schaffen wir Forschenden kleinste Lebewesen im Boden den spannende Informationen zur nicht allein, sondern nur, wenn Tee zersetzen. Wir Forschenden Aktion. Unter „Boden“ gibt es viele Leute möglichst überall würden sagen: Wir untersuchen sogar eine ganze Seite über die mithelfen. die biologische Aktivität im Boden. Wunderwelt unter unseren Füßen. Lehrende finden auf Wie genau wird dabei geforscht? Wie bekommen Sie die der Website unter „Downloads“ Zunächst bestimmt man die Farbe, ganzen Ergebnisse? auch Schulmaterial – für span- die Bodenart und schaut nach Alle Mitforschenden schreiben auf, nende Stunden oder Projekte! Tieren im Boden und danach, wie wie sie vorgehen. Und sie geben sehr er von Wurzeln durchzogen ihre Ergebnisse über unsere Web- ist. Außerdem bestimmen die site ein. Dort erfährt man gleich, Teilnehmenden den Säuregehalt. was die Daten bedeuten. Außer- Wenn man alles auf einmal macht, dem werten ich und viele andere dauert das etwa einen Nachmittag. Forschende alles aus. So erfahren wir enorm viel über die Böden in Ein anderer Versuch funktioniert Deutschland. mit Teebeuteln. Wie geht das? Das macht man am besten im April oder Mai. An zwei Stellen vergräbt man je sechs Teebeutel
Unter unseren Füßen – was das Poster zeigt 13 1. Ruhe in Frieden Wie viele solcher Blindgänger noch im Bo- In Ratingen bei Düsseldorf kamen 2019 90 Zentimeter Erde müssen mindestens den schlummern, ist unklar. Schätzungen Fossilien einer Seekuh ans Tageslicht. Sie auf einem Sargdeckel liegen. Das bestim- gehen von vielen Zehntausend aus. hatte vor etwa 30 Millionen Jahren gelebt. men Friedhofsregeln. So wird verhindert, Damals reichte die Nordsee noch bis ins dass Aasfresser Witterung aufnehmen 10. Archiv der Vergangenheit Rheinland. oder Gerüche aus dem Sarg steigen. Wenn in alten Städten gegraben wird, kommen oft Reste vergangener Siedlun- 18. Tunnelbohrer 2. Voll das Leben gen ans Tageslicht: Mauerreste, Münzen, Tunnelbohrmaschinen wühlen sich durch 1.000.000.000.000 Lebewesen auf einem Waffen oder Scherben zum Beispiel. In festes Gestein und graben Tunnel durch Teelöffel, also eine Billion. Richtig gele- Berlin stießen Bauarbeiter beim Neubau Berge oder unter Straßen, Flüssen und sen: In der Erde, die auf einen Teelöffel des Stadtschlosses auf erhaltene Grab- sogar Meeren. Vorne dreht sich der Bohr- passt, tummeln sich viel mehr Lebewesen kammern mit Skeletten. kopf, im Inneren wird das zerkleinerte Ge- als Menschen auf unserem Planeten. stein über Förderbänder abtransportiert Darunter sind Bärtierchen, Mikropilze, 11. Nase zu und durch und gleichzeitig die entstehende Röhre Mikroalgen und Bakterien. Eine Bakte- In Abwasserkanälen landet alles, was mit Betonringen ausgekleidet. Tunnel- rienart sondert den Duftstoff Geosmin Menschen durchs Klo oder die Abflüsse bohrmaschinen gehören zu den riesigsten ab. Er sorgt für den erdigen Geruch des spülen. Sielarbeiter sorgen dafür, dass Maschinen, die es gibt. Einige sind höher Bodens. der Unrat die Kanäle nicht verstopft. Sie als ein Haus mit fünf Stockwerken. steigen regelmäßig hinab und reinigen die 3. Käfer-Kinderstube Kanäle. 19. Zwergenhausen Manche Käfer wie der Maikäfer legen Zwerge oder Gnome, die in unterirdischen ihre Eier in den Boden. Dort schlüpfen die 12. Mitbewohner der Unterwelt Gängen nach Gold, Silber und Edelsteinen Larven, die wie Erdnussflips gekrümmt Wanderratten fühlen sich im Abwasser- graben und ihre Schätze in Höhlen hor- sind und Engerlinge heißen. Maikäferlar- system der Menschen wohl. Vor allem im ten – solche Geschichten gibt es in vielen ven fressen gern Löwenzahnwurzeln. Sie Winter ziehen sie sich in die warme Kana- Ländern. Welche kennst du? bleiben drei bis vier Jahre unter der Erde, lisation zurück – die ihnen zugleich eine bevor sie als Käfer herauskrabbeln. Menge Futter vor die Nase spült. Aber 20. Dino-Fossilien Achtung: Auf der Suche nach einem Le- Auch in Deutschland werden Dino-Fossi- 4. Pfahlwurzeln ckerbissen folgen die Kletterkünstler dem lien gefunden. Weil im Jura hier ein Meer Bis zu zwei Meter tief können die Wur- Geruch. Daher: besser nie Speisereste ins lag, sind es meist Meeressaurier. Oder zeln von Löwenzahn reichen. Nach ihrem Klo oder in den Abfluss geben! einst abgestürzte Flugsaurier. Triceratop- Aussehen werden sie auch Pfahlwurzeln se gab es dagegen hier nicht, sie werden genannt. In den Nachkriegsjahren wurden 13. Erdwärme in Nordamerika gefunden. Löwenzahnwurzeln getrocknet, geröstet, Je tiefer man ins Erdinnere vordringt, gemahlen und zu Ersatzkaffee aufge- desto wärmer wird es. Bei uns etwa 21. Kohle-Bergbau brüht. Muckefuck wurde das genannt – 3 Grad Celsius pro 100 Meter. Die Wärme Als schwarzes Gold wird Steinkohle oft und kommt heute wieder in Mode. lässt sich anzapfen und zum Heizen von bezeichnet. In einigen Gegenden liegt Häusern nutzen. sie auch bei uns unter der Erde – und 5. Potz Blitz! wurde dort über viele Jahrzehnte abge- Jagt ein Blitz in den Boden, lässt die Hitze 14. U wie Untergrund baut. Dabei mussten die Bergleute immer Sandkörner verschmelzen. Dann können Underground, also Untergrundbahn, tiefer vordringen, zuletzt oft mehr als sich glasähnliche Röhren bilden, die man nennen die Londoner ihre U-Bahn. Sie war 1.000 Meter tief. Auch deswegen wurde ausgraben kann. Fulgurite werden sie die erste der Welt, als sie 1890 eröffnet der Steinkohlebergbau in Deutschland genannt. wurde. Heute gibt es U-Bahn-Netze in 2019 beendet. vielen Städten der Welt. Eine der tiefs- 6. Tierische Tunnelbauer ten Stationen liegt 105 Meter unter der 22. Heiße Hölle? Etwa 200 Meter lang ist das Tunnelsystem ukrainischen Stadt Kiew. In Deutschland In vielen Religionen gibt es die Idee von eines Maulwurfs. Es lebt immer nur ein hält die Hamburger Station Messehallen einer Hölle oder einem schlechten Jen- erwachsenes Tier darin. In ihrer Vorrats- den Tiefenrekord – mit 26 Metern unter seits. Doch wo ist das? Geht man von dem kammer lagern Maulwürfe Frischfutter: der Erde. lateinischen Wort für Hölle aus, nämlich Sie beißen Regenwürmern manchmal infernus, liegt sie vielleicht hier unten. nur die Köpfe ab, sodass diese nicht mehr 15. Tropfsteinhöhle Denn infernus bedeutet wörtlich unter der wegkriechen, aber weiterleben können. Unterhalb der mehrere Meter dicken Erde. Und tief unten wird es heiß. Schicht aus loser Erde und Geröll folgt 7. Freundschaftsnetz meistens festes Gestein. Dringt Wasser 23. Hallo Hohlerde! Unterirdisch gehen die meisten Land- in dessen Hohlräume ein, können über Vor 250 Jahren dachten manche Wissen- pflanzen eine enge Freundschaft mit Hunderte von Jahren Höhlen entstehen. schaftler, unser Planet wäre innen hohl. Pilzen ein. Das Wurzelgeflecht, wie bei Tropfsteine bilden sich, wenn mineralhal- Im Roman „Reise zum Mittelpunkt der diesem Baum zu sehen, heißt Mykorrhiza. tiges Wasser von der Höhlendecke tropft. Erde“ greift der französische Autor Jules Die Pilze liefern Nährsalze und Wasser Wachsen sie von oben nach unten, werden Verne das auf: In seinem Text gibt es dort und erhalten dafür Zucker und Fette. sie Stalagtiten genannt. Stalakmiten unten einen Ozean, in dem Dinos schwim- wachsen von unten nach oben. men, und einen Wald aus baumhohen 8. Adern der Stadt Pflanzen. Wenige Meter unter der Straße verlaufen 16. Wasservorrat allerlei Versorgungsleitungen: Kabel Grundwasser liefert einen Großteil 24. Bling-Bling und Rohre für Strom, Telefon, Internet, unseres Trinkwassers. Es entsteht, wenn Diamanten bestehen genau wie Steinkoh- Fernsehen, Frischwasser, Abwasser, Gas Regenwasser im Boden versickert – und le aus Kohlenstoff. Damit sie entstehen, und Fernwärme. Schon die Römer bauten die Schichten aus Sand, Kies oder Lehm braucht es aber viel höhere Temperatu- unterirdische Wasserleitungen. es dabei filtern und reinigen. Grundwas- ren und Drücke. Diamanten bilden sich ser, das wir aus der Leitung bekommen, im Erdmantel, in 250 bis 800 Kilometern 9. Blindgänger ist oft viele Jahre oder sogar Jahrhunder- Tiefe. Dort ist es bis zu 1.400 Grad Celsius In vielen Städten in Deutschland liegen te unterwegs gewesen. heiß. Nach oben kommen die Steine, wenn Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg im sie von aufsteigendem Magma mitgenom- Boden, die damals 17. Mammutschädel & Co. men werden. abgeworfen wurden, Riesenelch, Mammut, Wildpferd, Rentier aber nicht explo- und Wollhaar-Nashorn – von all diesen 25. Ab durch die Mitte Poster dierten. Sie müssen vorsichtig entschärft Tieren wurden im Boden unter Berlin schon Überreste gefunden. 6.370 Kilometer unter der Oberfläche liegt der Mittelpunkt der Erde. Hier ist es etwa und entsorgt werden. so heiß wie auf der Oberfläche der Sonne, rund 6.000 Grad Celsius.
14 Wunderschön Seelilien heißen zwar wie Blumen und sehen wie Pflanzen aus, dabei sind es Tiere. Sie sind mit Seesternen und Seeigeln verwandt. Seelilien gibt es noch heute. Manchmal wachsen ganze Seelilienwälder, einige dieser Tiere werden 50 Meter lang! Seelilien gibt es schon seit rund 350 Millionen Jahren. Sie sehen im Stein ebenso prächtig aus wie heute lebende. Super jung Normalerweise dauert es viele Zehntausend Jahre, bis ein Fossil entsteht. Aber manche Forschende unter- Kompletter Wald suchen Fossilien, die gerade entstehen – und erst Auch Pflanzen können versteinern. In der Nähe einige Wochen oder Monate alt sind. Einige davon von Chemnitz in Sachsen wurde ein ganzer lagern zum Beispiel im Labor eines Geologen in Bonn. Er versteinerter Wald entdeckt, so etwas versucht, absichtlich tote Fische zu versteinern. Damit will der ist sehr selten! Der Wald wurde vor Forscher ganz genau herausfinden, was in der Natur zusammen- 291 Millionen Jahren bei einem kommen muss, damit Fossilien entstehen. Vulkanausbruch verschüttet. Solche Naturkatastrophen gab es damals häufig. Für die Forschung ist das ein Glücksfall: So lässt sich bis ins kleinste Detail untersuchen, Lebende Fossilien? welche Bäume und Pflanzen es damals gab. Der Name lebende Fossilien ist Quatsch, denn ein Fossil lebt ja nicht mehr. Aber der bekannte Naturforscher Charles Darwin hat vor über 150 Jahren schon diesen Begriff genutzt, und zwar für zwei Tiere, die es heute noch gibt: das Schnabeltier und den Lungenfisch. Denn manchmal gibt es Tiere oder Pflanzen, die sich seit Jahrmillionen nicht verändert haben und trotzdem überlebten, wie zum Beispiel der Ginkgo-Baum, der Quastenflosser oder der Pfeilschwanzkrebs, den du auf diesem Foto siehst. Urururalt Seit vielen Jahren gibt es Streit um die ältesten Fossilien. Als Rekordhalter gelten Gebilde, die unglaubliche 3.465.000.000 Jahre alt sind, also fast 3,5 Milliarden Jahre! Zu der Zeit war die Ober- fläche der Erde noch eine brodelnde Suppe, Pflanzen oder Tiere gab es erst viel, viel später. Doch lebten damals schon erste Urbakterien auf dem jungen Planeten? Darauf deuten winzige Strukturen hin, die Forschende in Gestein aus Australien entdeckt haben. Sie sehen aus wie dunkle schlauchförmige Minigän- ge und sind nur unter dem Mikroskop zu erkennen.
15 FANTASTISCHE FOSSILIEN Fische in Steinplatten, Muscheln, plattgedrückte Urvögel oder jahrtausendealte Skelette von Wirbeltieren: Versteinerungen aus längst vergangenen Zeiten gehören zu den faszinierendsten Dingen, die im Boden gefunden werden. forscher stellt dir ein paar der besondersten vor. Unappetitlich Komischster Nicht nur ganze Tiere oder Knochen versteinern, sondern auch weiche Dinge wie zum Beispiel Gehirne – und ja, auch Kot. Fachleute Name drücken es vornehmer aus: Koprolithen nennen sie die Funde. Das bedeutet so viel wie Kotsteine. Es gibt „Zehennägel des Teufels“ – so sie von Dinos auriern, Vögeln, werden diese Fossilien genannt. Es Säugetieren und vielen anderen sind Versteinerungen ausgestorbener Tieren. Schließlich haben zu Muscheln (Gryphae). In Gesteinsschichten Lebzeiten alle dauernd aus der Kreidezeit kommen sie häufig vor, in auch Kot produziert. Steinbrüchen in Schottland und Südfrankreich findet man sie millionenfach. Früher wurden die Muschelschalen zu Pulver gemahlen und zu Salbe verarbeitet und bei Pferden und Menschen gegen Gelenkbeschwerden eingesetzt. Erste Augen Für uns Menschen ist das Sehen einer der wichtigsten Sinne, für viele Tiere nicht unbedingt. Die ersten komplexen Linsenaugen haben sich schon vor 540 Millionen Jahren entwickelt. Vermutlich entstanden Augen durch Zufall Eindrücklich bei Räubern, die ihre Beute dann sehen konnten und damit einen Riesenvorteil Wie oft passt dein Fuß in den hatten. Später entwickelten sich Augen auch bei Fußabdruck eines Dinosau- Beutetieren. Beeindruckende Sehorgane hatten riers? In manchen Museen die ausgestorbenen Trilobiten. Ihre Augen kannst du das ausprobie- bestanden aus bis zu 15.000 (!) ren. Denn auch Spuren Linsen. Manche dieser Tiere können als Fossilien konnten gleichzeitig in alle erhalten sein und gezeigt Richtungen schauen, werden. Neben Fußspu- hatten also einen ren gibt es auch Kriech- 360-Grad- spuren von Würmern oder Rundumblick! Nage- und Fressspuren. Die berühmtesten Spuren- fossilien siehst du auf diesem Bild. Sie stammen aus Laetoli in Ostafrika. Dort ist vor 3,6 Millio- nen Jahren ein Vulkan ausgebrochen. Kurze Zeit später liefen drei Frühmenschen (Australopithecus afarensis) durch die feuchte Asche. Anschließend härtete die Sonne die Abdrücke aus. Sie über dauerten bis heute. Dank dieser Spuren ist klar, dass unsere Vorfahren damals schon aufrecht laufen konnten.
16 STARKES BILD IM TAGEBAU
Wo Menschen Boden komplett umbauen Aus der offenen Tür eines Hubschraubers hat der Fotograf Tom Hegen dieses Bild aufgenommen. Es zeigt einen Ausschnitt eines Tagebaus in der Lausitz im Süden des Bundeslandes Brandenburg. Dort wird Braunkohle abgebaut, aus der in Kraftwerken Strom für mehr als fünf Millionen Haushalte und Fernwärme erzeugt werden. Weil die Kohle hier in bis zu 120 Metern Tiefe liegt, tragen Bagger vorher alle Erde über ihr ab. Pro Tonne Braunkohle werden sechs Tonnen Boden, Kies, Sand und Ton abgebaggert. Fachleute nennen dieses Material Abraum. Du siehst es auf unserem Bild. An den verschiedenen Farben erkennst du, dass es sich um ganz unterschiedliche Erdschichten handelt. Die Maschine auf dem Foto ist ein Absetzbagger, der den Abraum gerade wieder 17 aufschüttet – ein gewaltiger Umbau der Natur und der Landschaft. Weil bei der Braunkohle-Verbrennung viel klimaschädliches CO2-Gas frei wird, hat die Bundesregierung beschlossen, sie zu beenden. Spätestens 2038 soll das letzte deutsche Kohlekraftwerk geschlossen werden. Auch Kohle-Tagebaue wird es dann nicht mehr geben.
18 INTERVIEW UNBEKANNTER MEERESBODEN Ein gewaltiger Teil der Erde ist von Meeren und Ozeanen bedeckt. Doch ihre Böden sind erst wenig erforscht – selbst in der Ostsee! Noch immer werden dort Riffe neu entdeckt, verrät der Meeresbiologe Alexander Darr im forscher-Interview. Sie erforschen Riffe in der Ostsee. Das klingt toll ... Vor zehn Jahren kannten wir viele Sehen die so aus wie die bunten Nicht so bunt wie in der Karibik, aber Riffe in der Ostsee noch gar nicht. Korallenriffe in der Karibik? trotzdem sehr wichtig. In Riffen gibt Aber es kann gut sein, dass wir noch Nein, Riffe können ganz unter- es eine besondere Artenvielfalt. Das weitere finden. Vor zwei Jahren zum schiedlich aussehen. Riffe sind wie heißt, dort leben sehr viele verschie- Beispiel haben wir im Arkonabecken Hügel auf dem Meeresboden. Man- dene Tiere und Pflanzen. Die finden bei Rügen ein Riff neu entdeckt. che dieser Erhebungen werden von dort gute Bedingungen: Überall gibt Korallen gebildet, aber in der Ostsee es Steine in verschiedenen Größen, Wie kann das sein – in einem Meer, bestehen sie aus Steinen. Typisch für die übereinander und nebeneinander das so bekannt ist wie die Ostsee? die Ostsee ist, dass sich dort super liegen. Dadurch finden sich unzählige Den Meeresboden zu erforschen, ist viele Miesmuscheln angesiedelt ha- Nischen und Ritzen, in und an denen ziemlich schwierig. Wenn ich aufs ben – oft über viele Quadratkilometer alles Mögliche wachsen kann und wo Meer blicke, sehe ich erstmal nur die hinweg und bis in größere Tiefen. Tiere Verstecke und Futter finden. Wasseroberfläche. Auch wenn ich Viele Tiere verbringen ihr ganzes den Kopf ins Wasser stecke, beobach- Was wächst da noch? Leben im Riff. Dorsche finden als te ich immer nur einen ganz klitze- An Ostseeriffen wachsen viele Jungtiere dort Schutz. kleinen Ausschnitt vom Boden. größere Algen wie Zuckertang und Meerampfer. Auch Schwämme und Wo in der Ostsee gibt es denn Riffe? Polypen kommen vor und bilden rich- Bedeutende Riffe gibt es zum Beispiel tige kleine Wälder. Außerdem gibt es vor der Insel Fehmarn. Ein wichtiges Blumentiere wie Seenelken. Riff liegt außerdem im sogenannten Adlergrund zwischen Rügen und der Checkerw issen es dänischen Insel Bornholm. Das Span- du kannst helfen, dass Riff-Helfer Auch n, nende ist: Das wissen wir erst seit es, was wir an Land tu Riffen gut geht . Denn all rau m im kurzer Zeit. auf den Lebens hat auch eine Wirkung sind häuf ig vermüllt – Seenelken Meer. Riffe zum Beispiel vom Land. Auch Dünge- und die ser Müll kommt chaf t können der mittel aus der Land wirts n. Unter wasser welt schade Zuckertang Meerampfer
Finnland INTERVIEW 19 Norwegen Estland D äne- Die Ostsee Lettland Schweden mark Wie bekommen Sie es trotzdem hin, den Meeresboden zu erforschen? Seeland Litauen Ein Weg ist, Schallwellen in Rich- Fünen Bornholm RUS tung Meeresboden zu strahlen. Das machen wir mit sogenannten Sonar- Rügen Deutschland Polen Alexander Darr Geräten und sogenannten Echoloten. Alter: 45 Jahre Sie messen, wie viel Energie der Beruf: Meeresbiologe Strahl hat, wenn er vom Meeresbo- Hier forscht er. Arbeitsort: Leibniz-Institut für Ostseeforschung den zurückkommt. Daraus errechnen in Rostock-Warnemünde wir, ob es ein harter oder ein weicher Kinder: drei Untergrund ist. Das ist so ähnlich wie Woran arbeiten Sie gerade? Geheimnis: wurde früher furchtbar seekrank bei einem Tennisball: Der prallt von Mein Team und ich erstellen gerade einem harten Boden auch anders ab eine Karte über die Lebensräume in Wofür braucht es Karten vom als von einem Sandboden. der Ostsee. Darauf zeichnen wir zum Meeresboden? Beispiel ein, wo es Riffe gibt. Das ist Wir Menschen bauen nicht nur Häuser Und wie finden Sie raus, ob dort Tiere wichtig, denn nur was wir gut ken- und Straßen auf dem Land. Manchmal und Pflanzen leben? nen, können wir auch schützen. bauen wir auch im Meer – zum Bei- Bis in Tiefen von 20 Metern gehen spiel Windparks, Tunnel oder Brü- Taucher runter. Wenn der Meeres- Was fasziniert Sie an Ihrer Forschung? cken. Um die wertvollen Riffe schüt- boden tiefer liegt, lassen wir vom Ich liebe an meiner Arbeit, dass ich zen zu können, ist es wichtig, dass Schiff aus Kameras mit sehr viel auch nach 20 Jahren noch Neues genau bekannt ist, wo sie verlaufen. Licht hinunter. Dann sehen wir zum entdecken kann. Jedes Jahr fahren Nur dann können Behörden oder Beispiel: Hier wachsen Algen, hier wir mit dem Forschungsschiff sieben Fachleute in der Politik entscheiden, wachsen Muscheln. Aber auch beim bis zehn Tage raus. Und jedes Jahr ob eine Baustelle erlaubt wird. Tauchen oder mit so einer Kamera kommt irgendwann im Laufe der Aus- kann ich nur ein paar Meter links fahrt der Punkt, wo wir sagen: „Hey, und rechts gucken. Deshalb schlep- was ist denn das? Das haben wir hier pen wir die Kameras eine Strecke nicht erwartet.“ Und das macht das mit dem Schiff über den Boden. Ganze extrem spannend und schön. Miesmuschel-Versteck Riffe bieten vielen Tierarten einen Schutzraum. Wer entdeckt die Seestern Aalmutter zwischen den Miesmuscheln? Sonnensterne haben viele Arme. Schwämme
20 TIERE ABGEFAHRENE ASSEL Ob unter Steinen oder Kübeln, in Astlöchern oder Mauerritzen: Asseln findet man fast überall. Aber wusstest du, dass die Tiere ursprünglich aus dem Meer kommen? Dass es unzählige Arten von ihnen gibt und manche Menschen sie sogar als Haustiere halten? Hier sind fünf wissenswerte Fakten über die nur scheinbar gewöhnlichen Bodentiere. Asseln als Haustiere Ja, du hast richtig gelesen: Gar nicht so wenige Menschen halten sich Asseln als Haustiere. Manche versuchen, Asseln in neuen Farben zu züchten, andere erfreuen sich einfach an Terrarium dem Gewusel im Terrarium. Solltest du das auch machen wollen: Zum Starten braucht man ein kleines Terrarium, Waldboden, trockenes Laub und ein Stück Baumrinde als Versteck. Asseln fressen Laub, Obst, Ge- müse und Kalkpulver. Wichtig ist, dass der Boden in einer Ecke des Terrariums immer feucht ist. Im Internet gibt es zahlreiche Assel-Gruppen, bei denen man Tipps bekommt. Bodenpolizei Manche Asseln leben ganz in der Nähe von Menschen, am bekann- testen sind in Deutschland die Kel- lerassel und die Mauerassel. Aber im Gegensatz etwa zu Kakerlaken sind Asseln keine Niedlichkeits-Alarm! Schädlinge. Sie haben es nicht auf unsere Vorräte Bei Menschen, die Asseln als Haustiere halten, abgesehen, sondern fressen am liebsten ist diese Art wegen ihrer putzigen gelben Schnute das, was sonst niemand haben möchte: beliebt. Ihr Spitzname lautet „Rubber Ducky“, zu Deutsch: „Quietsche-Entchen“. verrottende Pflanzen, fauliges Holz oder Kot. Denn darauf wachsen für sie leckere Bakterien und Pilze. So helfen Asseln mit, dass der Erdboden gesund und fruchtbar bleibt – gemeinsam mit Regen- würmern, Springschwänzen und anderen Insekten. Weil sie im Boden aufräumen und sozusagen für Ordnung sorgen, spricht man auch von der Bodenpolizei.
TIERE 21 Wachsende Rüstung Asseln sehen so aus, als würden sie eine Ritterrüstung tra- gen. Tatsächlich bestehen ihre Rückenschilde wie alle Panzer Seltener Pikser von Krebsen aus hartem Kalk und dem Stoff Chitin. Wenn Asseln gibt es fast auf der ganzen Welt. Asseln wachsen, wächst ihre schützende Hülle aber nicht mit. Manche sehen echt exotisch aus – wie diese Deshalb müssen sie sich in regelmäßigen Abständen häuten. Gelbe Stachelassel (Pseudolaureola atlantica). Dabei wird der Panzer in zwei Teilen abgestreift und wächst Sie ist vom Aussterben bedroht und dann eine Nummer größer nach. Als wahre Recycling-Meister kommt ausschließlich auf St. Helena vor, futtern Asseln die alte Hülle einfach auf. So kann ihr eigener einer Insel mitten im Südatlantik zwischen Körper das wertvolle Material wiederverwerten. Afrika und Lateinamerika. So untersuchst du eine Kellerassel Die Stellen, an denen Kellerasseln über die Haut Sauerstoff aufnehmen, kann man sehen, wenn man sie auf den Rücken dreht. Mini-Krebse auf Landgang Auf den ersten Blick ähneln Asseln Käfern, Wanzen oder Raupen. Aber sie sind keine Insekten, sondern Krebstiere! Sie sind also enger mit Hummern und Krabben verwandt als mit Hirschkäfern oder Ameisen. Ihre Herkunft aus dem Meer prägt noch immer ihren Körper: Wie Fische haben Asseln Kiemen. Viele Assel-Arten, die an Land leben, können zusätzlich auch Luft atmen. Dafür haben sie spezielle Hautstellen, über die sie Sauerstoff aufnehmen. Bei einer Kellerassel kannst du sie erkennen, wenn du das Tier auf den Rücken drehst: Es sind die weißen Flächen an den hintersten Beinpaaren. Aber sehr trockene Luft ist für die meisten Landasseln gefährlich. Deshalb lieben sie eine feuchte und schattige Umgebung – und fühlen sich zum Beispiel unter Blumentöpfen Schützende Kugel oder Rindenstücken wohl. Manche Vertreter der Assel-Familie – die Rollasseln – können sich zu einem flachen Ball zusammenrollen. Dann sind ihre Beine und der weiche Bauch durch den Rückenpanzer geschützt. So retten sich die Asseln vor ihren Fressfeinden: Spinnen oder Käfer kommen mit ihren Mundwerkzeugen nicht durch die Schutz- hülle hindurch. Und für Vogelschnäbel ist eine glatte Kugel schwieriger zu greifen. Außerdem schützt das Einkugeln sie gut Kapitaler Krabbler vor dem Austrocknen. Die größten Assel-Arten leben in der Tiefsee auf dem Meeres- boden: Riesenasseln können 45 Zentimeter lang werden und wiegen bis zu 1,7 Kilogramm!
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