Leidfaden - Schulz von Thun Institut
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8. Jahrgang 2 | 2019 | ISSN 2192-1202 Leid faden FA C H M A G A Z I N F Ü R K R I S E N , L E I D , T R A U E R Herausforderung Kommunikation Brücken und Wege Interview mit Friedemann Schulz von Thun zu Kommunikation und innerer Wahrheit Dominik Probst Die Bedeutung von Loben und Danken für das Gelingen von Kommunikation Matthias Schnegg Hört da wer? – Gebet als Kommunikation Lukas Radbruch Der Dolmetscher – Freund oder Feind?
Inhalt 1 Editorial 4 Friedemann Schulz von Thun im Gespräch mit Sylvia Brathuhn Interview zu Kommunikation und innerer Wahrheit 9 Caroline Mohr Gelungene Online-Kommunikation – Virtuelle Selbsthilfe im Internetforum der Frauenselbsthilfe 9 Caroline Mohr | Gelungene Online- nach Krebs Kommunikation – Virtuelle Selbsthilfe im Internetforum der Frauenselbsthilfe nach Krebs 12 Wolfgang Lalouscheck Gesunde Kommunikation in der Krise – Was ist nötig? Was ist möglich? Was braucht es keinesfalls? 16 Helmut Dörmann Trauer und Dialog 22 Gernot Brauchle und Maria Brauchle Zur hilfreichen Kommunikation nach traumatischen Krisen – Aufgaben, Setting und Zeitpunkte von unterstützenden Gesprächen 26 Mandy Falke Paarkommunikation unter dem Aspekt (m)einer lebensbedrohlichen Erkrankung 26 Mandy Falke | Paarkommunika- tion unter dem Aspekt (m)einer lebensbedrohlichen Erkrankung 30 Dominik Probst Die Bedeutung von Loben und Danken für das Gelingen von Kommunikation 33 Sabine Kirton Eine Woche im September – Gesundheitswandern 36 Waltraud Reichle | Auf Intensivstation: Begleitung von oder Lebenspilgern sedierten und komatösen Patientinnen und Patienten 36 Waltraud Reichle Auf Intensivstation: Begleitung von sedierten und komatösen Patientinnen und Patienten 40 Matthias Schnegg Hört da wer? – Gebet als Kommunikation 43 Vladimir Jankélévitch (Zitate) und Rainer Maria Rilke (Gedicht) 45 Doreen Herinek und Michael Ewers Miteinander, nicht nebeneinander – Interprofessionelle Kommunikation
48 Patrik Honegger | Belastung und Entlastung – Nachbesprechungen auf der Notfallstation 48 Patrik Honegger 79 Kathrin Spielvogel Belastung und Entlastung – Nachbesprechungen Diagnose Krebs – Helfen Kunst und Kommu auf der Notfallstation nikation in der Krise? – Gedankensplitter 51 Lukas Radbruch 81 Josef Beran Der Dolmetscher – Freund oder Feind? Kommunikation in der Kinderwunschpraxis – Eine Herausforderung für alle Beteiligten 53 داستاني نه شعر 84 Stefanie Becker 54 Heinz Lahrmann Wie Altersbilder unsere Sprache bestimmen – Herausforderung Kommunikation bei Kommunikation mit älteren Menschen neurologischen Erkrankungen 88 Tony Styger 58 Bettina Falzeder Nähe durch Distanz – Darüber reden hilft! Begleitung auf vier Pfoten – Wenn tierische Präsenz Vertrauen schafft … 91 Christian Gutzelnig Kommunikation im Krankenhaus – Hinderliche 61 Martin Franken und förderliche Strukturen und Prozesse Focusing in helfenden Gesprächen – Innere Achtsamkeit anregen und begleiten 94 Aus der Forschung: Über den therapeutischen Nutzen schwangerer Palliativmedizinerinnen 64 H. Christof Müller-Busch Kommunikation mit sterbenskranken und 95 Harald Tuckermann sterbenden Menschen Entschieden ist nicht erledigt – Die kommunikative Verfertigung von Entscheidungen in Spitälern 69 Andrea Ott Wabel und Heiner Kuhn Kommunikation in der Führung 98 Fortbildung: Der Wahrnehmungszirkel 73 Isabelle Karzig-Roduner und Tanja Krones 100 Rezensionen Advance Care Planning (ACP) – Gesundheitliche Vorausplanung basierend auf dem individuellen 104 Verbandsnachrichten Lebenssinn 107 Cartoon | Vorschau 76 Kathrin Lubig Tod(d) als Begleiter: Dem Thema Raum geben 108 Impressum
4 Interview zu Kommunikation und innerer Wahrheit Friedemann Schulz von Thun im Gespräch mit Sylvia Brathuhn Sie sind einer der Pioniere auf dem Gebiet der be- Wir boten also Trainingsveranstaltungen an. wussten Kommunikation. Was hat Sie bewogen, Aber dann stellte sich heraus: Noch viel wichti- sich so intensiv mit dem Thema Kommunikation ger war das Bedürfnis, auch auf der Beziehungs- zu beschäftigen? Gibt es ein Initialgeschehen oder ebene miteinander besser klarzukommen. Das andere Gründe? war die Zeit nach 1968, als die autoritären Ver- F. Schulz von Thun: Das kam so: Ich konnte haltensweisen in Verruf gerieten und das Lern- zwar gute deutsche Aufsätze schreiben, aber auf ziel Partnerschaft in den Vordergrund trat. Nun der Beziehungsebene war ich ein Spätentwickler. wurde ich also Dozent für menschliche Qualitä- Ich hatte keine Sprache dafür, was in mir vorging, ten, an denen es mir selbst ermangelte. Bald reif- wie mir ums Herz war und was mich im Kontakt te in mir das Kommunikationsquadrat (mit den mit anderen Menschen irritierte oder unsicher vier Schnäbeln und den vier Ohren), das ich vor machte. Deswegen spielte ich Schach und brach- allem selbst brauchte, um hier klarer zu sehen. te es zu einem passablen Turnierspieler. In mei- Dass dieses Modell einen solchen Anklang fin- ner Diplomarbeit wollte ich denkpsychologische den würde, war eine Überraschung. Vorgänge beim Schachspielen erforschen. Mein Kein sehr eingängiges Narrativ, oder? Viel- Lehrer Reinhard Tausch jedoch fand es wichtiger, leicht kann man so sagen: Das Schicksal webt dass wir erforschen, wie Texte aller Art verständ- seinen Teppich aus den Fäden des Talents (deut- licher geschrieben und gestaltet werden können. sche Sprache), des Entwicklungswunsches (Be- Also gut, darüber habe ich dann auch promoviert. ziehungskompetenz, Herzensbildung) und dem, Und es dauerte gar nicht lang, da wollten Leh- was gesellschaftlich in der Luft liegt und gefragt rer und Führungskräfte darin geschult werden. ist (partnerschaftlich statt autoritär). das Kommunikationsquadrat Sachinhalt Selbst- kund- Appell Äußerung gabe © Friedemann Schulz von Thun Sender Beziehungshinweis Empfänger mit vier Schnäbeln mit vier Ohren Wenn ich als Mensch etwas von mir gebe, bin ich auf vierfache Weise wirksam. Jede meiner Äußerungen enthält, ob ich will oder nicht, vier Botschaften gleichzeitig. Leidfaden, Heft 2 / 2019, S. 4–8, © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2019, ISSN 2192–1202
I n t e r v i e w z u K o m m u n i k a t i o n u n d i n n e r e r Wa h r h e i t 5 Gibt es eine Meinung oder einen Standpunkt hin- bylonisches Durcheinander herrscht, meist auch sichtlich Ihrer Gedanken zum Thema Kommuni- ein Gegeneinander. Davon handelt mein Band 3 kation, der sich für Sie persönlich radikal geändert von »Miteinander reden«. Die frohe Botschaft hat im Verlauf Ihrer Karriere und wenn ja, warum? darin: Es ist menschenmöglich, aus den Nöten F. Schulz von Thun: Ja, es gab mehrere solcher (der Schwerhörigkeit nach innen, dem inneren Wendepunkte im Verlaufe der letzten fünfzig Durcheinander und Gegeneinander) eine Tu- Jahre. Der erste und vielleicht wichtigste war in gend zu machen und aus den vielen »Seelen in den siebziger Jahren der Einfluss von Ruth Cohn der Brust« ein inneres Team zu entwickeln. Die- und der Humanistischen Psychologie. Bis dahin ses gruppendynamische Modell von Menschen ist wollten wir den Lehrern und Führungskräften inzwischen weit verbreitet und die dazugehöri- ein kommunikatives Idealverhalten beibringen: gen Methoden haben sich als erlernbar erwiesen. wertschätzend, aktiv zuhörend, korrekte Ich-Bot- schaften und so weiter. Das war gut gemeint und Nun hat jemand seine inneren »Sprecher und Pro- haben wir dann in Rollenspielen trainiert. Wir tagonisten« identifiziert, kennengelernt und sie waren ausgerichtet auf ein uniformes Idealverhal- möglicherweise auch als Team aufgestellt. Nach ten, auf einen »kommunikativen Sonntagsanzug«, welchen »Spielregeln« wird dieses Team denn nun wie ich das später (selbst-)ironisch genannt habe. betreut, wie und von wem im Innen wird es »trai- Was dabei unbeachtet blieb, war die Authentizi- niert«, damit das babylonische Durcheinander tät und die innere Wahrheit. Dass das, was ich nicht regelmäßig wiederkehrt? von mir gebe, in Übereinstimmung sein muss F. Schulz von Thun: Ja, jetzt wird es spannend! mit dem inneren Menschen, der in mir wohnt. Für die innere Führung braucht es eine Instanz, Das setzte aber etwas voraus, was beim Verhal- die dafür sorgt, dass das Ganze mehr wird als die tenstraining unterbleibt: die Selbstklärung! Der Summe seiner Teile. Eine übergeordnete Instanz, Kompass für gelungene Kommunikation stellte die die Integration der inneren Pluralität zustan- sich jetzt neu: »Habe den Mut und erwirb die Fä- de bringt. So wie ein Dirigent oder eine Dirigen- higkeit, zu deiner inneren Wahrheit zu stehen!« tin, die sich das gelingende Zusammenspiel der einzelnen Stimmen zur Aufgabe macht. Jemand, Ich finde es spannend zu lesen, dass es jetzt eine der die inneren Konflikte durch eine gute Me- andere Richtung nimmt. »Communicare« heißt ja diation zur Lösung bringt und der die inneren »verbinden, gemeinsam machen, teilen« etc. Hier Ratsversammlungen moderiert, wenn es um ver- geht es jetzt jedoch erstmal in die Innenschau an- zwickte Entscheidungen geht. Ich spreche vom stelle zum Gegenüber. Welche Hilfen bekommen »integralen Oberhaupt«. Im Idealfall hat es einen Menschen von Ihnen, um sich dieser Innenschau zu guten Draht zu seinen Mitarbeitern, ohne aber widmen – Sie sprechen ja davon, dass der Mensch sich mit ihnen zu identifizieren. – Das ist jetzt dazu Mut braucht? ziemlich abstrakt, oder? F. Schulz von Thun: Ja, dass der innere Mensch für das Gelingen des Zwischenmenschlichen eine Ja, tatsächlich klingt es für mich logisch und abs- so bedeutende Rolle spielt, darüber war ich zu Be- trakt zu gleich. Ich verstehe, dass das »integrale ginn meiner Karriere als Kommunikationstrainer Oberhaupt« immer auch in Verbindung mit dem noch ohne Ahnung. Bevor du zum Anderen aus- Thema Bewusstheit steht und die »inneren Mit- schreitest, musst du bei dir selbst gewesen sein – arbeitenden« letztlich zunächst ein undomesti- so formuliert es Buber. Aber es kann geschehen, ziertes Eigenleben führen. Bedeutet dies nicht in dass ich in mich gehe und dort niemanden antref- der Quintessenz, dass es uns Menschen ein hohes fe. Oder, im Gegenteil, dass dort ein großes ba- Maß an Bewusstheit und Achtsamkeit abfordert? Herausforderung Kommunikation
6 Fr i e d e m a n n S c h u l z v o n T h u n i m G e s p r ä c h m i t S y l v i a B r a t h u h n Spielt das Thema »Achtsamkeit« in Ihren Trainings ein Thema: Ist allen klar, worum es hier gehen auch eine Rolle? Und wenn ja, wie fördern Sie die- soll – und auch, worum es nicht gehen soll? Wenn se Fähigkeit? jemand äußert »Darum geht es doch gar nicht!«, F. Schulz von Thun: Mein Leitstern für gelin- ist das ein wichtiger Hinweis, dass kein gemeinsa- gende Kommunikation lautet »Stimmigkeit«: mes Themenverständnis gegeben ist. Jetzt haben Deine Kommunikation ist gut, wenn sie stim- wir schon die historische und die thematische Di- mig ist, das heißt in Übereinstimmung mit dir mension einer Situation vor Augen. Jetzt kommt selbst und mit der Wahrheit der Situation (we- die menschliche Dimension: Wer alles ist, mit sensgemäß und situationsgerecht). Dafür ist tat- welchem Rollenhut auf dem Kopf und an welchen sächlich eine dreifache Achtsamkeit erforderlich. Fäden hängend, an der Begegnung beteiligt? Pas- Erstens die Achtsamkeit für das, was in mir vor- sen diese Beteiligten zum Anlass und zum The- geht. Davon haben wir schon gesprochen, und ma der Situation? Ist Frau X hier als Betroffene das Modell vom Inneren Team ist hier eine ent- oder als Sachverständige eingeladen oder als Be- scheidende Hilfe, um Selbstempathie zu erlan- obachterin ihrer Chefin? Hat jeder der Beteiligten gen. Zweitens die Achtsamkeit für dein Gegen- Klarheit über seine eigene Rolle und über die zwi- über: Übungen zum aktiven Zuhören können die schenmenschliche Konstellation? Nicht selten ha- Empathie erhöhen und verfeinern. Drittens die ben Beteiligte mehrere Hüte gleichzeitig auf dem Achtsamkeit für die Wahrheit der Situation: wozu Kopf. Und viertens, was soll am Ende herauskom- sie mir Gelegenheit gibt und was sie mir abver- men? Was ist der Zweck des Treffens? Geht es um langt. Jede Situation enthält eine Forderung, auf Fehleranalyse und um Ermittlung der Schuldfra- die wir zu hören und der wir wenn möglich zu ge, oder geht es darum gar nicht, sondern darum, gehorchen haben. Dies aber auch mit dem dazu- den ersten Schritt zur Lösung festzulegen? Ein Se- gehörigen Rollenbewusstsein, denn Situationen gen, wenn alle Beteiligten ein gemeinsames Situa- sind in einen systemischen Kontext eingebettet tionsverständnis im Hinblick auf alle vier Dimen- und stimmiges Verhalten setzt ein entsprechen- sionen haben, dann ist stimmige Kommunikation des Kontextbewusstsein voraus. Um das zu üben, erleichtert und wahrscheinlicher. Ein guter Mo- benutzen wir ein Situationsmodell, das die Acht- derator sorgt am Anfang und zwischendrin im- samkeit auf vier Situationskomponenten lenkt. mer mal wieder für die Überprüfung dieses ge- Also in der Tat: Diese dreifache Achtsamkeit ist meinsamen Situationsverständnisses. für gelingende Kommunikation essenziell. Bei diesem Situationsmodell sind prägnan- te Beispiele immer schwierig, weil es in seinem Nun sprechen Sie ja schon das Situationsmodell Wesen liegt, das ganze »Drumherum« zu erfas- an. Was sind die vier Komponenten, auf die es zu sen, und das ist in der Regel in seiner Komplexi- achten gilt, und können Sie dies vielleicht anhand tät »nicht ohne«! Vielleicht hier ein einfaches Mi- eines praktischen Beispiels verdeutlichen? Vielleicht nibeispiel: Eine Frau hat sehr darunter zu leiden, aus dem Feld »Krise, Leid, Trauer«? wie ihr Ex-Mann sich unfair und niederträchtig F. Schulz von Thun: Eine Situation, in der wir verhält. Immerhin ist sie froh, dass sie gegenüber uns begegnen (zu zweit, zu mehreren), hat ers- ihrer sechzehnjährigen Tochter ihr Herz ausschüt- tens eine Vorgeschichte: Es ist etwas vorgefallen, ten kann, wie zu einer guten Freundin, wie sie sagt. jemand hat einen Anlass gesehen, die Begegnung Auch (und gerade) wenn sie authentisch über ihr herbeizuführen, im Vorfeld sind Entscheidungen Zumutesein spricht und auch (und gerade) wenn getroffen worden und so weiter – Gut, wenn alle die Tochter empathisch und mitfühlend reagiert, Beteiligten diese Geschichte im Hinterkopf ha- würden wir diese Begegnung für problematisch ben! Zweitens hat eine herbeigeführte Begegnung und un-stimmig halten. Denn die Wahrheit der L E I D FA D E N – FAC H M AG A Z I N F Ü R K R I S E N , L E I D, T R AU E R Heft 2 / 2019
Mein Leitstern für gelin- gende Kommunikation lautet »Stimmigkeit«: Deine Kommunikation ist gut, wenn sie stimmig ist, das heißt in Überein- stimmung mit dir selbst m barkarola / Shutterstock.co und mit der Wahrheit der Situation. Situation ist nicht, dass sich zwei beste Freundin- »macht das mit uns«? Was wird aus dem Bild- nen begegnen, sondern Mutter und Tochter, auch schirm-Schlaraffen, der vor lauter Macht und vor des Vaters. Je empathischer die Tochter sich ver- lauter Erwartung, beliefert zu werden, bald nicht hält, umso mehr verschärft sich ihr Loyalitätskon- mehr laufen kann, trotz seiner Schrittzähler? flikt. Selbstverständlich gilt das genauso für Ge- Meine Befürchtung ist, dass die »Festplatte« spräche des geschiedenen Vaters mit seinem Kind. des Menschen überbevölkert wird mit all den leicht zugänglichen Fertigwaren und dass der in- Jetzt würde ich gern einen Schwenk zu den Social nere Kern dabei unausgereift bleibt. Ich habe die Media machen. Was ist Ihre Meinung, was sind Ihre Metapher von Nektar und Honig kreiert: Man Gedanken zu der virtuellen Kommunikation? Wie sagt ja: »Da habe ich Honig gesaugt!« – zum Bei- sehen Sie die Gefahr des Verku(e)mmerns gespro- spiel bei einem Vortrag, aus einer Zeitschrift oder chener Kommunikation im Zeitalter des Daddelns einem YouTube-Video. Die Bienen saugen aber und der digitalen Medien? Welche Aspekte sind Ihrer gar keinen Honig, sondern Nektar. Honig ent- Meinung nach wichtig, dass Kommunikation wei- steht daraus erst, wenn die Biene den eingesaug- terhin verbindet? ten Nektar mit der Eigensubstanz aus ihrem In- F. Schulz von Thun: Oha, Frau Brathuhn, jetzt neren verbindet. Ich befürchte, dass im digitalen machen Sie aber noch mal ein ganz großes Fass Schlaraffenland viel Nektar fließt und wenig Ho- auf! Ein uralter Traum der Menschheit wird nig daraus wird. In unseren altmodischen »analo- Wirklichkeit: ein Leben im Schlaraffenland. Das gen« Seminaren suchen wir immer wieder auch digitale Schlaraffenland ermöglicht und verführt den inneren Menschen auf. Der gehört zu den uns dazu, mit wenigen Mausklicks oder mit ge- wenigen Dingen, die man nicht schnell mal eben sprochenen Befehlen zwar keine gebratenen Tau- herunterladen kann. Die gebratenen Tauben hin- ben, aber doch fast alles andere in erschlagender gegen werden wir irgendwann demnächst auch Fülle geliefert zu bekommen: umfassende Infor- noch hinkriegen … mationen über alles, herrliche Bilder, ganze Filme, wunderbare Musik nach Wunsch, schnelle Kon- Wenn Sie einmal ganz frei zu dem Thema »Her- takte von Mensch zu Mensch über den ganzen ausforderung Kommunikation« assoziieren, wel- Erdball, demnächst eine gehorsame künstlich- che Begriffe fallen Ihnen ein? Und wie würde ein intelligente Umwelt. Alles frei Haus, alles frei Filmtitel oder ein Buchtitel lauten, den Sie daraus Bildschirm. Das »normale Leben« kann mit die- kreieren würden und der sozusagen wie eine Emp- ser Faszination nicht konkurrieren, oder? Was fehlung für Ihre Leserschaft lauten könnte? Herausforderung Kommunikation
8 Fr i e d e m a n n S c h u l z v o n T h u n i m G e s p r ä c h m i t S y l v i a B r a t h u h n F. Schulz von Thun: Das ist eine ungewöhnli- tel wäre, dass er männlich akzentuiert ist, denn che Frage an einen Wissenschaftler, Frau Dr. Brat- für Frauen gilt das haargenau so. – Also gut, ich huhn! Ich nehme sie mal als Erlaubnis für ein et- denke weiter darüber nach! was verrücktes Brainstorming. Wie wäre es mit dem Buchtitel »Auch du bist Parzival!«? Parzival Ich danke Ihnen von Herzen für dieses inspirie- war (wie ich) ein »tumber Tor«, was den Umgang rende Gespräch. mit Menschen anging, war (anders als ich) ein Friedemann Schulz von Thun war Pro- mutiger Draufgänger, aber er hatte keine Empa- fessor für Psychologie an der Universität thie und kein Gefühl für Stimmigkeit, nur ein Hamburg und leitet das Schulz von Thun Institut für Kommunikation. paar Regeln und Rezepte, die man ihm einge- Website: www.schulz-von-thun.de schärft hatte – und die dann prompt zum Schei- tern führten. Dann jedoch suchte er in seinem Leben »Weiterbildung« – durch weise Menschen Dr. Sylvia Brathuhn, Diplom-Pädago- gin, ist in der psychoonkologischen Be- und durch das Leben selbst und am Ende war er ratung und Betreuung für krebskranke sogar ausersehen und imstande, einen Gral zu hü- Menschen und ihre Angehörigen tätig; Bundesvorsitzende des Bundesverban- ten. Treiben wir die Analogie nicht zu weit, aber des Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V., mein Gral wäre die Quintessenz der Kommuni- Landesvorsitzende der Frauenselbsthil- fe nach Krebs Rheinland-Pfalz/Saarland e. V., Mitglied der kationslehre, über die wir hier gesprochen haben. IWG (International Workgroup of Death, Dying and Bereave Und so, denke ich mir, kann jeder »tumbe Tor« ment); Trainerin in den Bereichen Sterben, Tod, Spiritualität der Kommunikation sich als ein Spätentwickler und Kommunikation, Trauerbegleiterin; Fachbuchautorin. erkennen, kann durch Weiterbildung und durch die Lektionen seines eigenen Lebens einen geis- Literatur Schulz von Thun, F. (1998). Miteinander reden. Band 3: Das tigen Schatz entwickeln. Daher die Ermutigung: »innere Team« und situationsgerechte Kommunikation. Auch du bist ein Parzival! Unschön an diesem Ti- Reinbek. optimarc / Shutterstock.com L E I D FA D E N – FAC H M AG A Z I N F Ü R K R I S E N , L E I D, T R AU E R Heft 2 / 2019
8. Jahrgang 3 | 2019 | ISSN 2192-1202 Leidfaden Leidfaden Leidfaden FA C H M A G A Z I N F Ü R K R I S E N , L E I D , T R A U E R Das Fachmagazin für Krisen, Leid, Trauer TRAUERPOLITIK – VERLUSTE GESTALTEN Die Zeitschrift möchte allen, die Menschen in Krisen und Trauer therapeutisch, medizinisch oder seelsorgerlich 8. Jahrgang Trauer- 4 | 2019 | ISSN 2192-1202 begleiten, zur Seite stehen und sie mit fundierten Politik Leidfaden Verluste gestalten Beiträgen bei ihrer Arbeit unterstützen. Leidfaden FA C H M A G A Z I N F Ü R K R I S E N , L E I D , T R A U E R BINDUNG: ENTSTEHUNG – BEDEUTUNG – BELASTUNG Geschäftsführende Herausgeber: Monika Müller (Rheinbach), Lukas Radbruch (Bonn) und Sylvia Brathuhn (Neuwied). Herausgeber: Dorothee Bürgi (Zürich), Arnold Langenmayr (Ratingen), Heiner Melching (Berlin), Christian Metz (Wien), BINDUNG Entstehung – Bedeutung – Belastung Petra Rechenberg-Winter (Hamburg), Erika Schärer-Santschi (Thun), Margit Schröer (Düsseldorf), Patrick Schuchter (Wien), Reiner Sörries (Erlangen).
Aktuelle Hefte 2019 Bestellschein/Bezugsdetails 2019 Heft 1: Hiermit bestelle(n) ich/wir von 50 % Ermäßig Vandenhoeck & Ruprecht Verlage im 1. Ab iung Theaterstraße 13 ojahr! Langsame Fahrt voraus – 37073 Göttingen (gilt n ur für Pri va kunden) t- die Kunst ethischen über die Reflektierens HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice GmbH Holzwiesenstr. 2 ISBN: 978-3-525-40665-6 72127 Kusterdingen Kusterdingen E-Mail: v-r-journals@hgv-online.de 2019 Heft 2: die Zeitschrift: Herausforderung Leidfaden. Fachmagazin für Krisen, Leid, Trauer Kommunikation. erscheint 4-mal jährlich mit einem Umfang von je etwa 100 Brücken und Wege Seiten, durchgehend farbig ISSN print 2192-1202 | ISSN online 2196-8217 ISBN: 978-3-525-40666-3 q Bitte senden Sie mir zunächst ein kostenloses Probeheft. q Ich möchte die Zeitschrift »Leidfaden« kostenpflichtig als 8. Jahrgang 3 | 2019 | ISSN 2192-1202 2019 Heft 3: Privatkunde abonnieren. Leidfaden q Leidfaden FA C H M A G A Z I N F Ü R K R I S E N , L E I D , T R A U E R Ich möchte die Zeitschrift »Leidfaden« kostenpflichtig als TrauerPolitik – Institution abonnieren. TRAUERPOLITIK – VERLUSTE GESTALTEN Verluste gestalten Abonnement Für Privatkunden: print + online: € 70,– D | € 72,– A* Für Institutionen: print + online: € 132,– D | € 135,80 A* Trauer- *Preise zzgl. Versandkosten. Preisänderungen vorbehalten. Die Bezugsdauer verlängert sich Politik Verluste gestalten ISBN: 978-3-525-40670-0 um 1 Jahr, wenn das Abonnement nicht bis zum 01.10. des Jahres gekündigt wird. 8. Jahrgang 4 | 2019 | ISSN 2192-1202 2019 Heft 4: Absender: Leidfaden Leidfaden FA C H M A G A Z I N F Ü R K R I S E N , L E I D , T R A U E R Bindung: Entstehung – BINDUNG: ENTSTEHUNG – BEDEUTUNG – BELASTUNG Bedeutung – Belastung E-Mail: Datum/Unterschrift: BINDUNG Entstehung – Bedeutung – Belastung ISBN: 978-3-525-40671-7 Verkehrsnummer: 11213 Ust-IdNr.: DE 223586399 HRB 3535
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