3 Darmstadt entdeckt die Dampfkraft - Walter Kuhl
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3 Darmstadt entdeckt die Dampfkraft
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 2 Die erste Dampfmaschinenliste von 1849 Das 1837 als Buschbaum und Comp. gegründete Unternehmen, in das Hektor Rößler (sen.) seine nach 1832 stillgelegte Werkstätte auf eigenem Grundstück eingebracht hat, firmert ab Juni 1844 als „Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt“. Dieser wenig phantasievolle, den Sachverhalt jedoch eindeutig be‐ schreibende Name durchzieht die Unternehmensgeschichte bis zum Abschluß der Liquidation 1883. Abbildung 03.01: Ausschnitt aus dem „Plan der Residenz Darmstadt“ von Eduard Wagner, gedruckt bei Leske um 1846, ULB Darmstadt (↗ http://tudigit.ulb.tu- darmstadt.de/show/Sp_Da1846/0001). Die Großherzogliche Münze stand am Mainthor, markiert durch den roten unteren Punkt. An dieser Stelle befindet sich seit 1905 das Amtsgericht. Der Gebäudekomplex am nordwestlichen Ende des Herrngartens, markiert durch den roten oberen Punkt, bezeichnet die – weit vor dem allenfalls noch repräsen‐ tativen Zwecken dienenden Stadttor – errichtete Fabrik. Der geschwungene Weg unterhalb des Fabrikgeländes ist der Vorläufer der in den 1870er Jahren beim Aufbau des Blumenthalviertels angelegten Kahlertstraße [1].
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 3 Hektor Rößler (sen.) als technisch versierter Kopf verfolgte mit seiner zunächst noch kleinen Fabrik die Absicht, den langsam anlaufenden Industrialisierungs‐ prozeß geschäftlich zu nutzen und dabei zu forcieren. Während er 1830 für die Münze seine in der eigenen Werkstätte gebaute Dampfmaschine in Betrieb nehmen konnte, erhielt die Fabrik an der Chaussee nach Arheilgen und weiter nach Frankfurt eine solche von Keßler und Martiensen aus Karlsruhe. Da das Keßler'sche Unternehmen nur von 1837 bis 1842 unter dieser Bezeichnung bestanden hat, wird die Dampfmaschine an Buschbaum und Comp. geliefert worden sein. In den nachfolgenden Listen über den Bestand an Dampfmaschi‐ nen im Großherzogtum Hessen wird sie stillschweigend, den neuen Eigentums‐ verhältnissen entsprechend, der Maschinenfabrik und Eisengießerei zugeschla‐ gen. Es spricht anhand der Erwägungen aus Kapitel 2 einiges dafür, daß sie 1838 oder 1840 geliefert worden ist. 1848 waren im gesamten Gebiet des Großherzogtums Hessen gerade einmal einunddreißig Dampfmaschinen aufgestellt, wovon sich eine zum Zeitpunkt der Erhebung bei der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt im Umbau befand. Hierüber informierte das Gewerbeblatt des großherzoglich hessischen Gewerbvereins seine Mitglieder 1849 recht detailreich, so daß wir hieraus einen guten Einblick in den damaligen Stand der Maschinisierung erhalten. Nr. Name Ort Industrie Erbauer Pferdekräfte Bemerkungen 1 Mayer, Michel und Mainz Lederfabrik Deninger Christian Dingler, Zwei‐ 20 siehe Anmerkung [2] brücken 2 Heinrich Geyer II. Mainz Sägewerk Edmundts und Herren‐ 4-5 siehe Anmerkung [3] kohl, Aachen 3 Georg Gangloff Mainz Drahtstiftfabrikation Gebr. Hanauer, Münch‐ 1,5 siehe Anmerkung [4] weiler 4 Florian Webel Mainz Gewürzmühle, Schokolade, Draht‐ stifte aus England 1,5 durch Tausch in Besitz des Unter‐ nehmens gekommen 5 Michael Aleiter Mainz Maschinenbau eigene Werkstätte 6 Tabelle 03.1/1: Auflistung der 1848 im Großherzogtum Hessen vorhandenen Dampfmaschinen nach Hektor Rößler (jun.) [14].
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 4 Nr. Name Ort Industrie Erbauer Pferdekräfte Bemerkungen 6 Florian Kupfer‐ Mainz Buchdruck u. a. berg Naumann und 6 im Winter auch als Heizung der Gebäude Esser, Aachen genutzt; siehe Anmerkung [5] 7 Taunus- Kastel Eisenbahnwerkstätte Eisenbahn Edmundts und 6 1840 gebaut Herrenkohl, Aachen 8 Adolph Klein Bingen Mühle Josef Neuleaux 12 vollendet durch Bernouilli [Bernoulli], [Reuleaux] und Rowlandson und Comp., Immendingen; Comp., Esch‐ siehe Anmerkung [6] weiler-Pumpe 9 F. A. Vollmar Sohn Kempten bei Leinspinnerei Bingen Dobbs, Reuleaux 10-12 und Comp., Esch‐ weiler-Pumpe 10 Prätorius Alzey Lederfabrik Gebr. Hornauer 2 [Hanauer], Münchweiler 11 Ludwigshütte Biedenkopf Maschinenfabrik eigene Werk‐ 4-5 zwischen 1835 und 1838, siehe stätte Anmerkung [7] 12 Georg Philipp Gail Gießen Tabakfabrik Jakoby, Haniel 10 kann auf 12 Pferdestärken gesteigert und Huyssen, werden; siehe Anmerkung [8] Sterkerad 13 hessischer bei Gießen Pumpwerk Baufiskus Maschinenfabrik 6 [1844 gebaute] transportable Dampf‐ und Eisen‐ maschine, wird derzeit als stationäre für gießerei, Darm‐ Dorheimer Braunkohlenwerk umgebaut; stadt Beschreibung im Text weiter unten und ausführlich in Anlage 9 zur Unternehmens‐ geschichte Tabelle 03.1/2: Fortsetzung der Auflistung.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 5 Nr. Name Ort Industrie Erbauer Pferdekräfte Bemerkungen 14 J. W. Buderus Söhne Laubach (Hessen‐ Braunkohlengrube brücker Hammer) Jacobi, Haniel und 16 siehe Anmerkung [8] Huyssen, Gutehoffnungs‐ hütte bei Ruhrort 15 J. W. Buderus Söhne Laubach (Friedrichs‐ Hüttenwesen hütte) Jacobi, Haniel und 10 siehe Anmerkung [8] Huyssen, Gutehoffnungs‐ hütte 16 Mayer, Lind und Holzmann Sprendlingen (bei Mühle Langen) N.N., Eschweiler-Pumpe 26-30 17 Johann Christoph Hauff Offenbach Maschinenweberei [Baum‐ wollspinnerei] Dobbs und Pönsgen, 12 [soll 1832 gebaut worden Aachen sein]; siehe Anmerkung [9] 18 Friedrich Simeons Offenbach Holzschneiden, Mahlmühle, Knopffabrikation Julius de Bary, Offenbach 3-10 Pferdestärken je nach eingestellter Expansion 19 Jakob Mönch und Comp. Offenbach Portefeuillefabrik Christian Dingler, Zwei‐ 8-10 brücken 20 Julius de Bary Offenbach Maschinenbau eigene Werkstätte 2-6 siehe Anmerkung [10] 21 G. W. Martini und Sohn Offenbach Hutfabrik H. Simon Fries, Frank‐ 2 siehe Anmerkung [11] furt/M. 22 Chemische Fabrik Neuschloß Chemie Meyer, Mühlhausen (Elsaß) 8-10 siehe Anmerkung [12] 23 Mathildenbad Wimpfen Badeanstalt Josef Rouleaux und Comp., 2 1838 gebaut Eschweiler-Pumpe Tabelle 03.1/3: Fortsetzung der Auflistung.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 6 Nr. Name Ort Industrie Erbauer Pferdekräfte Bemerkungen 24 Mer[c]k Darmstadt Alkaloidenfabrik J. Jordan, Darmstadt 2,5 siehe Anmerkung [13] 25 Großherzogliche Münze Darmstadt Prägewerk mechanische Werkstatt 5 1830 gebaut; Beschreibung im Text Münzrath Rößler weiter unten 26 Maschinenfabrik und Darmstadt Maschinenbau Eisengießerei Keßler und Martiensen, 6 Beschreibung im Text weiter unten Karlsruhe 27 Main-Neckar-Eisenbahn Darmstadt Eisenbahnwerkstätte Maschinenfabrik und 10 Beschreibung im Text weiter unten Eisengießerei, Darm‐ stadt 28 N.N. Mainz und bis Umgebung 31 Eigentümer antworteten auf Anschreiben des Landesgewerb‐ vereins nicht Tabelle 03.1/4: Fortsetzung und Schluß der Auflistung. Dampf auf dem Kornsand und bei Weisenau Zwei der vier in der Dampfmaschinenliste aufgeführten Unternehmen aus der Mainzer Region, die auf den vom Landesgewerbverein verschickten Fragebogen nicht geantwortet haben, dürften ihre Dampfmaschinen auf dem Kornsand gegenüber von Oppenheim am Rhein und bei Weisenau, heute Stadtteil von Mainz, aufgestellt haben. Beiden Dampfmaschinen haben in der Presse oder anderen Veröffentlichungen ihren Niederschlag gefunden. Sie stammen zwar nicht aus der Produktion der Darmstädter Maschinenfabrik und Eisengießerei, gehören aber zu den allerersten Dampfmaschinen, die im Großherzogtum Hessen aufgestellt worden waren. Da sie seinerzeit eine besondere Aufmerk‐ samkeit auf sich zogen, sollen sie hier näher vorgestellt werden.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 7 Die Dampfmühle bei Oppenheim. Die bei Oppenheim aufgebaute Dampfmaschine wird in einer Zeitungsannonce des betreiben‐ den Unternehmens Schneider und Comp. im Herbst 1837 genannt. Das Unternehmen weist darauf hin, daß die Dampfmühle noch Abbildung 03.02: Annonce des Dampfmüh‐ nicht so eingerichtet sei, um die lenbetreibers Schneider und Comp. aus angelieferten Früchte so schnell Oppenheim, veröffentlicht in der Großher‐ wie gewünscht zu mahlen. Zum zoglich Hessischen Zeitung am 16. Oktober Bau und zum beabsichtigten 1837. Scan vom Mikrofilm; auch ULB Darmstadt (↗ http://tudigit.ulb.tu- Betrieb findet sich folgende darmstadt.de/show/Za-90-1837-Bd-2/0546). Meldung: „Nach den Angaben öffent‐ licher Blätter wurde vor Kurzem an der Oppenheimer Rheinfahrt das Fundament zu einem Gebäude für eine Dampfmühle nach amerikanischer Art gelegt, deren Maschine eine Dampfkraft von 24 Pferden haben wird, davon sollen 16 Pferdekraft für die Mahlmühle und 8 Pferdekraft für eine Oelmühle bestimmt werden. Diese Mahlmühle soll in einer Stunde 8 Malter Mehl, also in 24 Stunden 192 Malter mahlen. Welchen Nutzen, abgesehen von allen Handelsbeziehungen, eine solche Mühle für die dortige Umgegend dießseits und jenseits des Rheins für das Publikum bringen werde, kann man ermessen, wenn man bedenkt, daß die dortigen Einwohner in trockenen Sommern ihr Getreide 4 bis 5 Stunden weit zu führen haben, um Mehl zu erhalten.“ [15] Diese Dampfmühle wurde auf dem Kornsand an der rechten Rheinseite, gegenüber von Oppenheim und Nierstein, errichtet. Kurz vor der geplanten Inbetriebnahme hatte die Mühle noch mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen. „Die neue Dampfmühle bei Oppenheim Die Herrn Schneider und Comp. haben, wie schon früher in diesen Blättern angedeutet wurde, [als, erg. WK] die ersten im Großherzog‐ thume ein großartiges Werk dieser Art unternommen, welches nunmehr ins Leben zu treten im Begriff stehet. Wir machen heute nur in der Kürze darauf aufmerksam und behalten uns vor, nach der nächstens erfol‐ genden feierlichen Eröffnung des Werkes Näheres darüber zu berichten. Vollendet ist es fast ganz und auch bereits in Thätigkeit, welche nur zuweilen durch eintretende kleine Hindernisse, die von jedem neuen der‐
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 8 artigen großen Unternehmen unzertrennlich sind, noch unterbrochen wird. Diese große Dampf-Mahl- und Oelmühle nach amerikanischer Art, den Dachstuhl einbegriffen ein Gebäude von 6 Etagen, in deren oberster das Getreide aufgeschüttet wird und alsbald durch die folgenden Etagen gereinigt und gemahlen unten als schönstes und feinstes Mehl herausläuft, steht dicht am rechten Rheinufer, an der Oppenheimer Fahrt. Sie wird alle Erzeugnisse der Müllerei liefern: jede Gattung Kunstmehl, in 6 Sorten, auch Dauermehl genannt, da es auf trockenem Wege gewonnen, dem Verderben oder soge‐ nanntem Sauerwerden nicht unterworfen ist; Graupen, oder gerollte Gerste in drei Sorten; Gries in drei Sorten; Hafer‐ grütze, geschälte Hirse, Kleyen, Spreu etc.; sodann: Rüb-, Mohn-, Lein-Oel etc., Abbildung 03.03: Ausschnitt aus einer sowie Oelkuchen aller Art. Sie Karte des Großherzogtums Hessens, um will nicht nur stets Lager von 1860. Sie enthält nicht nur den Ort der Oppenheimer Dampfmühle (rot), allen diesen Gegenständen sondern auch ein bislang unbekanntes halten, sondern auch gegen Gleis vom Oppenheimer Bahnhof zum übliche Vergütung größere Par‐ Rhein. Quelle: Landesgeschichtliches thien Früchte, in Mehl, Schroot Informationssystem Hessen (↗ oder Oel verwandeln; jede Art https://lagis-hessen.de/img/hkw von guten reinen Früchten aber /s3/1_22.jpg) nach einem etablirten Tarif, gegen genannte Waaren eintauschen, und so einem längst gefühlten Bedürfnisse abhelfen. Ebenso bietet sie zu einem jeden Geschäfte, wozu die Lage dicht an dem Rheinstrome Anlaß geben könnte, gerne die Hand. Auf frankirte Anfragen ertheilen die Besitzer bereitwillig nähere Auskunft; diese kann auch in Frankfurt a. M. bei Gebrüder Schneider eingeholt werden. – Die bis jetzt gelieferten Proben übertreffen die Erwartungen noch. Wir sahen reines Roggenmehl daselbst von einer Weiße, Feine und Zartheit, welche die des gewöhnlichen bei weitem übertreffen. Eine solche Probe ward auch bei dem landwirthschaftlichen Feste zu Wörrstadt, am 4. d[ie‐ ses Monats] vorgezeigt und erregte allgemeine Bewunderung. – Es ist kein Zweifel, daß die Errichtung dieser großartigen Fabrik von höchst günstigem Einfluß auf den Wohlstand der Gegend zu werden verspricht, wenn ihr das gehoffte Gedeihen und die nöthige Unterstützung zu Theil wird. Die Erzeugnisse der Landwirthschaft finden dadurch gesicherte Ver‐ werthung und schreiten einer Vermehrung und selbst Veredlung entge‐ gen. Die Landwirthschaft erhält dadurch jene Theile zurück, welche zum
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 9 Gedeihen und Wohle des Viehstandes, zur leichteren Erhaltung und Ver‐ mehrung desselben dienen, als Kleye, Spreu, Oelkuchen etc. Leichtere und wohlfeilere Erhaltung des Viehstandes, Vermehrung desselben wirkt aber auf Veredlung der Producte, auf leichtere und mehr gesicherte Hervorbringung derselben etc. Wir wünschen darum dem schönen und rühmlichen Unternehmen der Hrn. Schneider und Comp. aufrichtig das beste Gedeihen und von allen Seiten Unterstützung, und hoffen recht bald Erfreuliches darüber weiter berichten zu können.“ [16] Die Dampfmühle bei Weisenau. Die Dampfwalzmühle bei Weisenau nahe Mainz ließ ein Unternehmer namens Karl Haa[c]k aus Frankfurt errichten. Die – ähnlich der bei Oppenheim – überaus blumige Vorstellung dieser Mühle überspringend lassen sich einem jeweils zeitgenössischen Zeitungsbericht und einem Zeitschriftenaufsatz zufolge folgende Daten entnehmen. Die Dampfwalzmühle entstand nach dem Vorbild einer Erfindung des Züricher Ingenieurs Sulzberger, finanziert durch eine Aktiengesellschaft in Frauenfeld im Kanton Thurgau. Mit dem Bau der dritten von dieser Gesellschaft in dieser Art gefertigten Mühle wurde am 8. August 1836 in Weisenau begonnen, der Grundstein wurde am 29. Oktober 1836 gelegt und die Anlage genau ein Jahr später, am 29. Oktober 1837, vollendet, bevor es ans Probemahlen ging. Bauleiter scheint der Steinmetzmeister Jacob Oehm aus Mainz gewesen zu sein. Nach den Angaben Haaks sollen täglich 300 Zentner Mehl und 8 Ohm Öl hergestellt werden können. [17] Die Dampfmaschine, welche die Dampfmühle mit Energie versorgte, ist eben‐ falls nicht in der Rößler'schen Dampfmaschinenliste von 1849 enthalten und dürfte demnach zu den vier Maschinen gehört haben, über die der Gewerb‐ verein nichts Näheres in Erfahrung bringen konnte. Eine Erklärung könnte die nachfolgend als nachteilhaft bezeichnete Ertragslage gewesen sein; bei einem hierdurch notwendig gewordenen Stillstand könnte die diesbezügliche Anfrage aus Darmstadt zu den Daten der Maschine ins Leere gelaufen sein. – In Über‐ nahme eines Berichtes wohl der Hannoverschen Zeitung wird ein Jahr später der Betrieb noch gefeiert. „Unsere Dampf-Walzmühle hat jetzt in so weit eine günstige Epoche, als sie starke Versendungen nach Seehäfen bewerkstelligt; allein das Getreide, besonders Waizen, hat durch die ungewöhnliche Ausfuhr nach Frankreich und Holland einen Preis erreicht, der dem Besitzer der Dampfmühle sein Geschäft äußerst erschwert. – Diese Dampfmühle wird durch eine Maschine von 30 Pferdekraft getrieben; sie besteht aus 6 Serien Walzmaschinen und 4 Gängen Steinmühlen. Auf den metalle‐ nen Walzen werden ungefähr 75pCt. des Getreidegewichtes zu feinem Mehl gemahlen; die übrigen 25pCt. bestehen aus 6pCt. geringem Mehl und 19pCt. Kleie, und werden auf den Steinmahlgängen ausgemahlen. Durch die äußerst sorgfältige Reinigung des Getreides vor der Mahlung erhält das Mahlmehl eine besondere Feinheit des Geschmacks; die
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 10 schöne helle Farbe des Mehls aber wird erzielt, indem Alles zuvor auf Walzen zu Gries gemahlen wird und letzteres mit besonderer Sorgfalt auf besonderen Schwingmaschinen von allen Kleintheilen gereinigt wird, bevor man es auf anderen Walzen zu Mehl vermahlt. Da das Mehl bei der Mahlung durchaus keine Erhitzung erleidet, die Frucht auch trocken aufgeschüttet wird, und das Mehl frei von allen erdigen Bestandtheilen bleibt, so bietet es alle Garantieen der größten Dauerhaftigkeit, und kann selbst in Tropenländer ohne alle Verderbniß gesendet werden. In 24 Arbeitsstunden können 350 Centner Waizen zu Mehl gemahlen werden; außerdem aber bleiben noch 2 Steinmahl‐ gänge zu Roggen übrig. Hier im Lande mahlt die Walzmühle nicht um Molter, wohl aber tauscht sie Brodfrüchte aller Art gegen jede Mehl‐ sorte und gegen Kleie ein. Die schnelle Beförderung die den Landleuten dadurch zu Theil wird, und die denselben erwachsende Zeit- und Kostenersparniß können eine wahre Wohlthat genannt werden, so wie wir kein Bedenken tragen, dieses industrielle und gewerbliche Institut zu den bedeutendsten zu zählen, die am Rhein vorzufinden sind.“ [18] Auch in Darmstadt kannte die Begeisterung keine Grenzen. Auf der sechsten Sitzung der vereinigten Ausschüsse des Gewerbevereins am 14. November 1838 schlägt der Präsident des Gewerbevereins vor, dem Unternehmer Karl Haack das zu verleihen, was die Beurteilungskommission der Gewerbeaus‐ stellung 1837 allen hessischen Fabrikanten verwehrt hatte: eine Goldmedaille. „Eines der schönsten und großartigsten Etablissements im Lande ist ohne Zweifel die seit einiger Zeit im Gange befindliche Dampfwalz‐ mühle des Hrn. Karl Haack in Weisenau bei Mainz […]. Diese Mühle war nicht allein die erste, welche nach dem anerkannt frefflichen neueren Systeme in Teutschland mit großen Opfern von Seiten ihres Besitzers errichtet wurde, sondern es bietet deren Einrichtung in mehrfacher Beziehung, namentlich durch den dadurch hervorgerufenen bedeuten‐ den auswärtigen Handel, so große Vortheile für die Vermehrung des Nationalwohlstandes im Großherzogthum dar, daß dieses Unternehmen als ein wahres verdienstliches Unternehmen betrachtet und namentlich von Seiten des Vereins als solches anerkannt werden muß. Der Präsi‐ dent gründet hierauf seinen Antrag, dem Hrn. Karl Haack, für die Errich‐ tung der ersten großartigen Dampfwalzmühle in Teutschland, und für die Verdienste, welche er sich hierdurch für die Industrie des Groß‐ herzogthums erworben hat, die goldene Medaille zu vertheilen. Diesem Antrag stimmten die vereinigten Ausschüsse bei und es wurde beschlossen, denselben der nächsten Generalversammlung zur Geneh‐ migung zu empfehlen.“ [19] Die Geschäfte scheinen aber wohl doch nicht wie erhofft vonstatten gegangen zu sein.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 11 „Mit den guten Erfolgen, die der hier so eben erwähnte Industrie- Betrieb gewährt, bilden einen grellen Abstich die Fehlschläge, welche die Unternehmer von Dampfmühlen auf der zum Großherzogthum gehörenden Rheinstrecke seither erfahren. Die Dampfmühle bei Oppenheim feiert beinahe gänzlich; und auch die in der Wießenau bei Mainz, vornehmlich von Frankfurter Spekulanten angelegte Dampf‐ mühle, arbeitete seither nur unter sehr wesentlichen Nachtheilen. Die überseeische Mehlausfuhr scheint eine Utopie gewesen zu seyn; es ist mindestens davon jetzt wenig oder gar keine Rede mehr. Rechnete aber der Unternehmer der Mainzer Dampfmühle früher auf den Mehl‐ absatz an die Garnison der Bundesfestung, so hat er sich bitter ge‐ täuscht gesehen. Die Mehllieferungen nehmlich für den Verbrauch der Besatzungstruppen werden auf dem Wege öffentlicher Versteigerung dem Mindest Fordernden übertragen; und da nun die Mainzer Rhein‐ müller durchgehend vermögliche Leute sind, die auch zugleich Frucht‐ handel treiben, so kommt es ihnen nicht darauf an, jene Lieferungen, selbst mit augenblicklichem Schaden, zu übernehmen, wofern es ihnen nur dadurch gelingt, den gefährlichen Konkurrenten auf diese Weise zu verdrängen.“ [20] Die Dampfmaschine auf dem Kornsand wird in der weiter unten vorgestellten Dampfmaschinenliste von 1854 als Oppenheim Nr. 2 geführt, während die vom „Frankfurter Spekulanten“ Haak in Weisenau errichtete Dampfmühle in dersel‐ ben Liste unter Mainz Nr. 16 zu finden ist. [21] Ungereimtheiten Der Dampfwagen von Jordan und Wernher In England versuchten in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts mehrere Konstrukteure, Dampfmaschinen auf Räder zu setzen, ohne dabei auf Schienen‐ stränge angewiesen zu sein. In Darmstadt taten sich 1834 die Mechaniker Johannes Jordan und August Wernher zusammen, um ein eigenes derartiges Fahrzeug zu bauen. Ihr Plan scheint es gewesen zu sein, eine Art Postkutschen‐ verbindung auf Dampfrädern entlang des Rheins von Frankfurt bis nach Basel einzurichten. „Die Mechaniker Werner und Jordan zu Darmstadt sollen ihre projectirten Dampfwagen nunmehr zwischen Frankfurt und Basel auszudehnen beabsichtigen. Wenn das Unternehmen vor der Hand ausführbar seyn sollte, so steht bald zu erwarten, daß die Thurn und Taxische General-Postverwaltung sich nicht den Vorrang ablaufen lassen werde.“ [22]
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 12 Im Oktober 1834 nutzte ein anonymer Verfasser, anläßlich einer Vorführung eines Dampfwagens in München, für die Bayerische National-Zeitung einen schon anderweitig veröffentlichten zweiteiligen Artikel „Ueber Dampfwagen“ und erweiterte ihn. Der dortige Autor zeigte sich begeistert über die Möglich‐ keiten, mit dampfgetriebenen Fahrzeugen auf gewöhnlichen Straßen zu fahren. Wenn er geahnt hätte, daß seine Träume erst ein halbes Jahrhundert später Wirklichkeit werden würden … – Im Grunde handelt es sich bei diesen Lokomo‐ bilen um fahrbare Dampfmaschinen, wie es auch Lokomotiven welche sind. Der unbekannte Autor verweist auf erfolgreiche englische Beispiele und fährt dann dort: „In Frankreich läßt gegenwärtig die Kompagnie Lafitte in den Werk‐ stätten der [Herren] Dietz und Herrmann in Paris mehrere Chaussee- Dampfwagen bauen, die den Dienst der Postwagen versehen sollen. Die Maschinenbauer, Hr. Egols in Berlin und Hr. Oberbergrath Henschel in Kassel, unternehmen den Bau von Chaussee-Dampfwagen, und in Darmstadt wird gegenwärtig einer von den [Herren] Jordan und Warnher verfertigt. Man beabsichtigt bereits, einen regelmäßigen Chaussee-Dampfwagendienst zwischen Kassel und Frankfurt, und zwischen Frankfurt und Basel zu eröffnen. Es ist leicht vorherzusehen, daß einstens jeder Fuhrmann seinen Dampfwagen haben wird; […].“ [23] Die Mitteilung über das Darmstädter Vorhaben fand als Übernahme einer Meldung aus Karlsruhe sogar Eingang in die Schweizer Presse; was folgerichtig erscheint, wenn der beabsichtigte Zielort eben Basel gewesen ist. „In Darmstadt wird gegenwärtig ein Chaussee-Dampfwagen von den [Herren] Jordan und Warnher gebaut. Man beabsichtigt, einen regel‐ mäßigen Chaussee-Dampfwagendienst zwischen Kassel und Frankfurt, und zwischen Frankfurt und Basel zu eröffnen.“ [24] Wir sehen: es werden sogar falsch geschriebene Namen mit abgekupfert. Aus dem Projekt wird nichts geworden sein. Hoch fliegende Pläne, die krachend zu Boden fallen. August Wernher wird nachfolgend Miteigentümer der Ludwigs‐ hütte bei Biedenkopf werden, bevor er Direktor der Darmstädter Maschinen‐ fabrik wird und dort Johann Ludwig Buschbaum als technischen Leiter ersetzt. Johannes Jordan, der sich 1836 beim Darmstädter Eisenbahnbauprojekt von Mainz und Frankfurt über Darmstadt nach Mannheim engagiert, wird zum Darmstädter Stadtbaumeister ernannt werden. – Sofern je ein fahrbares Exemplar aus der Jordan'schen Werkstatt das Licht der Welt erblickt haben sollte, so wird es schon deswegen nicht Eingang in die Dampfmaschinenliste gefunden haben, weil fahrbare Gefährte, wie sie auch Lokomotiven sind, nicht mit aufgenommen wurden.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 13 Die Dampfmaschine von Pabst und Merck Ende der 1830er Jahre betrieb Heinrich Emanuel Merck zusammen mit Georg Friedrich Pabst am Mühlweg eine Kerzenfabrik. Nicht einmal Berthold Matthäus, der ansonsten sehr akribisch die Energieversorgung des frühen Merck'schen Unternehmens erforscht hat, erwähnt diese Dampfmaschine: Wohin mag sie nach 1841 gelangt sein, als Merck sich aus dem Geschäft zurückgezogen hatte und Pabst bald darauf die Produktion eingestellt hat? [25] „Herr Friedr[ich] Koch in Oppenheim liefert Chinin und Cinchonin, von ausgezeichneter Güte. Merk und Pabst in Darmstadt Stearin- und Astrallichter. (Sie haben eine Dampfmaschine von 8 Pferdestärken.) Herr J. Wagner in Mainz Wachsperlen.“ [26] Die dampfgetriebene Ölmühle von Gandenberger Eine weitere Dampfmaschine wird im Mai 1842 von bzw. über Peter Ganden‐ berger zum Verkauf angeboten, wobei (mir) unklar ist, wo selbige gestanden haben soll. War sie aus Jordan'scher Produktion? „Dampf-Oelmühle-Verkauf. Eine ganz neue complette Dampf-Oelmühle, bestehend in einer Dampf‐ maschine von 4 Pferdekraft mit Dampfkessel und eisernem Kamin, einer hydraulischen Doppelpresse von 3000 Centner Druckkraft, ein complettes Mahlwerk mit eisernen Rädern und Wellen, eine Walzen- Schrotmüle und ein Saamenwärmeapparat für Dampf, alles nach den neuesten Constructionen ausgeführt, ist billig zu verkaufen und kann täglich eingesehen werden.“ [27] Peter Gandenberger sollte 1851 seine eigene kleine Maschinenfabrik gründen – wohl erst einmal nicht mehr als eine bessere Werkstatt –, nachdem er zuvor neun Jahre lang Leiter der Maschinenfabrik des Stadtbaumeisters Johannes Jordan gewesen war [28]. In der Verkaufsannonce gibt er als Auskunftsadresse Lit. G Nr. 241 an, was nicht zur Erhellung des Sachverhalts beiträgt. Diese Anschrift verweist nämlich auf den Weißbindermeister Weber in der Holzhof‐ straße, der heutigen Lauteschlägerstraße. „Mittel gegen Incrustationen in Dampfkesseln In Folge einer von Seiten der Offenbacher Lokalsektion an den Gr[oßher‐ zoglichen] Gewerbverein gerichteten Anfrage über zweckmäßige Mittel
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 14 zur Verhütung des Pfannensteins in Dampfkesseln wurde von H[er]rn Münzwardein Fr. Rößler in Frankfurt a. M. folgende Erfahrung mitgetheilt: ‚In der hiesigen Münze verwendet man schon seit längerer Zeit bei 2 Dampfkesseln, welche mit sehr kalkhaltigem Wasser ge‐ speist werden, einen Zusatz von Soda und Zuckersyrup mit dem besten Erfolg. Es geschieht solches fast regelmäßig von 3 Wochen zu 3 Wochen, in Quantitäten von etwa 4 Pfd. Soda und 3 Maß Syrup; alle 2 Monate ungefähr werden die Kessel ausge‐ leert und der darin befindliche schlammartige Kalk herausge‐ nommen. Von der guten Wirkung dieses Mittels hatte ich dieser Tage erst wieder Gelegenheit, mich zu überzeugen, indem bei einem in der Münze herausgenommenen Kessel, der sonst immer mit faust‐ dicken Krusten bedeckt war, derselbe an den Kesselflächen nur mit einer papierdicken Lage Kalk befunden ward. Bekanntlich wendet man bei den Locomotiven der Taunusbahn seit längerer Zeit zu dem genannten Zweck Lohbrühe an und man ist mit deren Erfolg zufrieden. Die Lohbrühe hat namentlich die gute Eigenschaft, alle Incrustationen vollständig wegzulösen, wenn man den Kessel einige Tage mit diesem Zusatz im Gange erhält. Im polytechn[ischen] Notizblatt für Gewerbetreibende etc., von Dr. R. Böttger, befinden sich in Nr. 2 des Jahrgangs 1846 ver‐ schiedene in England patentirte Compositionen zur Verhütung der Incrustationen bei Dampfkesseln, welche im Wesentlichen mit den obengenannten Mitteln Aehnlichkeit haben.‘ In der Gr[oßherzoglichen] Münze in Darmstadt wird Zuckersyrup mit Soda ebenfalls seit längerer Zeit mit Vortheil verwendet. Ueber denselben Gegenstand theilte H[er]r Medicinalrath Merk dahier seine Erfahrungen in folgender Weise mit: ‚Meine Erfahrungen über die Wirkung des Zuckersyrups zur Ver‐ hütung und Auflösung des Pfannensteins in Dampfkesseln sind zwar von kurzer Dauer, waren jedoch bisher günstiger Natur. Bei dem ersten Versuch wurden, in Folge eines Mißverständnisses, auf einmal circa 8 Maß Runkelrübensyrup in den Kessel gebracht; im Verlauf eines Vierteljahres fand sich nicht nur kein Pfannen‐ stein vor, sondern der von der letzten Reinigung noch vorhan‐ dene hatte sich vollständig gelöst. Seitdem lasse ich jede Woche ½ Maß Syrup zusetzen, kann jedoch von dem Erfolg noch nicht urtheilen, da mein Kessel noch nicht gereinigt wurde. Ich benutze übrigens ein sehr reines Flußwasser, so wie das con‐
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 15 densirte Wasser zur Speisung des Kessels, so daß ich auch vor Anwendung des Syrups nur mäßige Incrustationen hatte. Soda in Verbindung mit Syrup habe ich bisher nicht angewandt. Ein viel Kalksalz enthaltendes Wasser möchte übrigens durch Zusatz einer diesen Salzen entsprechenden Menge Natrons oder Soda zu verbessern sein, wenn der niedergeschlagene Kalk sich vorher in einem eigenen Reservoir absetzen kann.‘“ Quelle: Monatsblatt des Gewerbvereins für das Großher‐ zogthum Hessen, Nr. 7, Juli 1846, Seiten 151–153. Was im Großherzogtum Hessen als Zeichen des rau‐ chenden Fortschritts galt, war andernorts ein alter Jahr Anzahl „PS“ Hut. Hektor Rößler (jun.), der Sohn des Münzrats und Sekretär des Großherzoglich Hessischen Ge‐ 1829 37 630 werbvereins, listete in seinen Betrachtungen über 1830 41 751 die Industrieausstellung in Brüssel 1841 die Anzahl von Dampfmaschinen auf, die alleine zwischen 1829 1831 11 324 und 1835 in der Provinz Lüttich fabriziert wurden. 1832 24 374 Besaß das gesamte Großherzogtum 1848 einund‐ dreißig Dampfmaschinen, so waren allein im Lütti‐ 1833 38 656 cher Raum 1829, also fast zwanzig Jahre zuvor, 1834 46 906 schon 37 gebaut worden. 1835 64 1761 Berthold Matthäus datiert die Inbetriebnahme der an das Unternehmen von Heinrich Emanuel Merck ge‐ Tabelle 03.2: Zusam‐ lieferten Dampfmaschine auf Herbst 1843. Er hält es menstellung der in der für möglich, daß diese zweite in Darmstadt errich‐ Provinz Lüttich gebau‐ tete Dampfmaschine von der Maschinenfabrik und ten Dampfmaschinen. Eisengießerei vor Ort gebaut wurde [30]; doch war Quelle: [29]. sie wohl eher das dritte Darmstädter Exemplar. Tatsächlich jedoch, so erfahren wir aus der Liste im 1849er Gewerbeblatt, war sie ein Produkt der eben‐ falls in Darmstadt ansässigen Maschinenbauanstalt Jordan und Sohn. Johannes Jordan war zugleich Stadtbaumeister in Darmstadt. Das Gewerbeblatt bemerkt zu dieser Dampfmaschine: „Dieselbe ist zum Rindenschneiden in der Alkaloidenfabrik des Besit‐ zers bestimmt, wird aber gegenwärtig nicht gebraucht. Erbaut in der vormaligen Maschinenfabrik von J. Jordan in Darmstadt. Sie besitzt eine Kraft von 2½ Pferden. Hochdruckmaschine ohne Balancier, ohne Expan‐ sion und Condensation der Dämpfe. Der Dampfkessel ist cylindrisch mit 2 Siederöhren. Von Ruhrer Fettschrot konsumirte die Maschine bei zwölfstündiger Arbeitszeit 4 Ctr. Der Schornstein ist von Backsteinen aufgemauert und 60 Fuß hoch.“ [31].
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 16 Die Dampfmaschinen der Maschinenfabrik bis 1849 Zu den hier interessierenden Dampfmaschinen der Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt bieten sowohl das Gewerbeblatt wie auch die Schriftenreihe „Verhandlungen des Gewerbvereins“ weitere Informationen. Die Dampfmaschinen der Maschinenfabrik und Eisengießerei, Teil 1 „13. Eine transportable Dampfmaschine. Diese, für Rechnung des Bau‐ fiskus angeschaffte Maschine diente zum Betrieb der Pumpwerke bei dem Bau der neuen steinernen Brücke über die Lahn bei Gießen. Sie wurde von der Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt, ein‐ schließlich des Wagens, welcher der Maschine als Fundament und gleich‐ zeitig zum Transport dient, ferner mit Einschluß eines Blechschornsteins von 18′ Höhe bei 12″ Weite für die Summe von 4600 fl. geliefert. Die Maschine arbeitet mit 5 Atmosphären ganzem Drucke, mit Expansion und ohne Condensation der Dämpfe. Ihre Kraft ist, wenn die Dämpfe bei ¼ der Länge des Kolbenlaufs abgesperrt werden, reichlich die von 6 Pferden und der Nutzeffekt der verwandten Dampfkraft zwischen 40 und 50 Prozent. Die Richtigkeit beider Resultate ist durch eine Probe mit dem Prony'schen Zaum bestätigt worden. Der Kessel ist ein starker Cylinder, in welchem ein 30″ weites durch seine ganze Länge gehendes Rohr den Feuerplatz und die Züge bildet. Trotz dieses durch finanzielle Verhältnisse gebotenen nicht vortheilhaften Arrangements des Kessels consumirt die Maschine unter den angege‐ benen Verhältnissen nur 100 Pfund Braunkohlen von den Gruben Buderus bei Laubach per Stunde, und bei verringerter Expansion bis zu ½ des Kol‐ benlaufs und verhältnißmäßig gesteigerter Kraft circa 130 Pfund. Da nach Henschels Versuchen 141 Pfund Braunkohlen bester Qualität 254 Pfund Wasser, oder 1 Pfund Braunkohlen 1,8 Pfund Wasser verdampfen, so ist, angenommen daß 1 Pfund Steinkohlen mindestens 6 Pfund Wasser verdampfen, der erstbemerkte Kohlenverbrauch höchstens 30 Pfund Steinkohlen gleich zu setzen, was sehr für die vortheilhafte Verwendung der Dämpfe spricht. – Der Dampfcylinder der Maschine liegt horizontal und unmittelbar auf dem Kessel; letzterer bildet demnach das Gestelle der Maschine. Die Steuerung ist die von Edwards in möglichst einfacher Form. Das Speisewasser wird durch die gebrauchten Dämpfe vorgewärmt. –
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 17 Die Maschine wurde 2 Jahre hindurch bei dem Lahnbrückenbau zu Gießen und 1 Jahr bei dem Bau einer Schleuse bei Neuenheim zum Trockenlegen der Baugruben verwendet, wird aber gegenwärtig in der oben bemerkten Maschinenfabrik zu einer stationären Maschine umgeschaffen, um dem‐ nächst als Wasserhaltungs- und Kohlenfördermaschine bei dem Dorhei‐ mer Braunkohlenwerk zu dienen.“ Quelle: Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1849, Seiten 50–51. Eine noch ausführlichere, technisch orientierte Beschreibung dieser vielleicht schon 1843 gebauten, auf jeden Fall Anfang 1844 fertiggestellten transporta‐ blen Dampfmaschine findet sich in den „Verhandlungen des Gewerbvereins für das Großherzogthum Hessen“ [32]. Hier wird als ausführender Ingenieur der Darmstädter Mechanikus August Wernher genannt. Friedrich August Wernher wurde am 23. März 1811 als Sohn des Tribunals‐ präsidenten und Geheimen Staatsrats Johann Wilhelm Wernher und Julie geb. Bruch in Mainz geboren. In jungen Jahren konnte er 1835 zusammen mit zwei Partnern die Ludwigshütte bei Biedenkopf kaufen, sie mit erheblichem finan‐ ziellen Aufwand technisch ausbauen, muß aber unter Verlust von 40.000 Gulden Eigenkapital dort sieben Jahre später ausscheiden. Am 1. Mai 1842 wird er Direktor des Eisenwerks Gebrüder Benckiser in Pforzheim, am 1. April 1843 Direktor in der Maschinenwerkstätte von Hektor Rößler, zu diesem Zeitpunkt noch firmierend als Buschbaum und Comp. und erst ab Juni 1844 als Maschi‐ nenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt. Im November oder Dezember 1848 geht er im Auftrag des Reichshandelsministeriums für einige Monate nach England, um dort angesichts eines Krieges mit Dänemark um Schleswig und Holstein Schiffe für die deutsche Marine zu kaufen. Das würde darauf schließen lassen, daß er allenfalls fünf Jahre in Darmstadt geblieben ist. Zum 15. August 1850 wechselt er zur Taunus-Eisenbahn, ist dort zunächst Technischer, ab 1853 Baudirektor. 1872 wird er Baudirektor der Hessischen Ludwigsbahn, welche die Taunus-Eisenbahn im selben Jahr kurzzeitig erworben und dann an die Preußi‐ sche Staatsbahn weitergegeben hatte. Er stirbt am 13. Mai 1887 in Frankfurt am Main. Ihm folgt in Darmstadt als Ingenieur und technischer Direktor Franz Horstmann (1816–1887). [33] Von 1832 bis 1836 war Hektor Rößler (jun.) als Rechner der Ludwigshütte ange‐ stellt, bevor er wieder nach Darmstadt zurückkehrte und dort zum Sekretär des Gewerbvereins ernannt wurde. Angesichts dieser Kontakte ist es wenig verwun‐ derlich, daß Wernher nach seinem wohl unfreiwilligen Ausscheiden aus der Lud‐ wigshütte ein neues Tätigkeitsfeld in der Darmstädter Fabrik finden konnte. [34]
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 18 Abbildung 03.04: Dampfmaschine der Großherzoglichen Münze in Darmstadt. Quelle: Verhandlungen des Gewerbvereins für das Großgerzogthum Hessen, II. und III. Quartals‐ heft 1838, Tafel VI. Die Dampfmaschinen der Maschinenfabrik und Eisengießerei, Teil 2 „25. Dampfmaschine in der Gr[oßherzoglichen] Münze zu Darm‐ stadt. [35] Sie dient zum Betrieb des Streckwerks und eines Uhlhorn'‐ schen Prägewerks. Erbaut (1830) in der vormaligen mechanischen Werkstätte des Münzraths Rößler, (jetzt ‚Maschinenfabrik und Eisen‐ gießerei in Darmstadt.‘) Die Maschine ist auf eine Kraft von 5 Pferden construirt. Mitteldruck von ca. 3 Atmosphären oder 40 Pfd. auf den Quadratzoll. Konstruirt nach Saulnier's System, mit Balancier, Conden‐ sation und Expansion der Dämpfe [36]. Cylindrischer Kessel mit 2 Sied‐ röhren. Brennmaterial: Ruhrer Steinkohlen, von welchen 6–7 Ctr. bei einer
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 19 Arbeitszeit von 12 Stunden verbraucht werden. Mit Backsteinen gemau‐ erter Schornstein von 90 Fuß Höhe, 30 Zoll unterer und 20 Zoll oberer lichter Weite. 26. Dampfmaschine der Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darm‐ stadt. Dieselbe setzt die verschiedenen Arbeitsmaschinen sowie den die Gießerei bedienenden Ventilator in Bewegung. Erbauer: Emil Keßler (damals noch Keßler und Martiensen) in Karlsruhe. Die Kraft der Maschi‐ ne beträgt 6 Pferde. Sie kostete, einschließlich einiger Transmissions‐ theile und des Ventilators für die Gießerei, 5600 fl.; nach Abzug der genannten, zu den üblichen Preisen angeschlagenen Theile auf 4400 bis 4600 fl. Das System ist das der bekannten Saulnier'schen Hochdruck‐ maschinen, ohne Balancier, mit Expansion und ohne Condensation des Dampfs. Die Expansion ist zwischen 1/3 und 2/3 der Länge des Kolben‐ laufs verstellbar. Das Speisewasser wird durch die abziehenden Dämpfe vorgewärmt. Das Kesselsystem ist das gewöhnliche mit 2 Siedröhren. Für gewöhnlich arbeitet die Maschine mit 4 Atmosphären und Absperrung des Dampfs bei 1/3 der Länge des Kolbenlaufs, unter welchen Verhält‐ nissen bei der (hohen) Annahme von 40 Proz. Nutzeffekt ihre Kraft der von 3,6 Pferden gleich kommen würde. Wenn nöthig, kann der Dampf‐ druck bis zu 6 Atmosphären gesteigert werden, unter welchem Druck die Maschine ihre nominelle Kraft (6 Pferde) erreicht. – Im Durchschnitt von 6 Arbeitstagen mit zusammen 68 Arbeitsstunden, wobei der Steinkohlen‐ verbrauch (Ruhrkohlen) 2200 bis 2700 Pfd. beträgt, berechnet sich derselbe für eine zwölfstündige Arbeitszeit auf 3¾ bis 4¾ Ctr., durch‐ schnittlich also auf 4¼ Ctr. Der Schornstein ist von Eisenblech und 80 Fuß hoch. [37] 27. Dampfmaschine in den Werkstätten des Centralbahnhofs der Main- Neckar-Eisenbahn zu Darmstadt. Durch die Maschine werden in Gang gesetzt: 1 Ventilator von 4 Fuß Durchmesser und 8 Zoll Breite, eine Stoßmaschine, eine Drehbank für das Abdrehen der Locomotivräder, eine Schraubenschneidmaschine, eine große Hobelbank mit einer Brettlänge von 13 Fuß und 4 Fuß Breite, die Wagenräderdrehbank, die große Bohr‐ maschine, die kleine Bohrmaschine, drei Handdrehbänke, die kleine Paralleldrehbank mit einer Brettlänge von 16 Fuß, die große Paralleldreh‐ bank mit einer Brettlänge von 20 Fuß und ein Schleifstein. – Die Maschine wurde gebaut in der Maschinenfabrik und Eisengießerei zu Darmstadt. Die Cylinderdimensionen der Maschine sind von solcher Größe, daß wenn der Dampf bei vollendetem ¼ Theile des Kolbenhubes abgesperrt wird, die Maschine bei 32 Kurbelumdrehungen per Minute reichlich die Kraft von 10 Pferden entwickelt. – Anschaffungspreis 8350 fl., einschl. zweier Kessel, aber ohne die Transmission. – Die Maschine ist eine Hochdruck‐ maschine ohne Condensation des Dampfes. Die Dämpfe werden in dem Kessel bis zu 5 Atmosphären ganzem Druck gesperrt, wornach die Sicher‐ heitsventile mit 4,132 Kil. per Quadratcentimeter belastet werden, welcher Druck einer Quecksilbersäule von 3,04 Meter Höhe entspricht. Der Kolben hat einen Durchmesser von 0,36 Meter und 1 Meter Hub. –
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 20 Die Expansionsvorrichtung der Maschine ist die von Edwards mit 2 Schie‐ bern; sie ist während des Ganges der Maschine entweder mittelst des Regulators oder mit der Hand verstellbar, so daß entweder die Expansion ganz weggelassen oder der Dampf in allen Zwischenlängen von ½ bis 3/16 des Kolbenhubes abgesperrt werden kann. Geschieht die Stellung der Expansion mit der Hand, so regelt der Regulator mittelst einer gewöhnlichen Drosselklappe den Eintritt des Dampfes und somit den Gang der Maschine. – Die Maschine hat zwei Kessel und jeder Kessel zwei Siedröhren, welche zum Auswechseln eingerichtet sind. Die Metallstärke ist nach der preußischen Verordnung vom 6. Mai 1838 berechnet und hat jeder Kessel eine feuerberührte Oberfläche von 15,6 Quadratmeter, so daß der einzelne Kessel für eine Maschine von 12 Pferden Dampf zu liefern im Stande sein würde. – Jeder Kessel hat einen Mannlochaufsatz, an welchem bis auf den Alarmschwimmer und das Speiserohr sämmtliche Kesselapparate befestigt sind, und außer dieser Oeffnung 2 Reinigungs‐ öffnungen an den Siedrohrköpfen. Weiter hat jeder Kessel zwei Sicher‐ heitsventile, einen Alarmschwimmer, einen Wasserstandszeigerapparat in der Vorderseite des Ofens, bestehend aus einem Glasrohr mit der ge‐ wöhnlichen Fassung und zwei Probirhähnchen, sodann zwei Abzapf‐ hahnen an den Siedröhren. Beide Kessel haben zusammen einen Mano‐ meter mit offener Glasröhre. Der Ofenbeschlag besteht aus dem Kessel- und Siedrohrträger, aus einer starken Feuerplatte mit der Schür- und Aschenfallthüre und ihren Befestigungsankern, aus dem Kaminregister mit Gegengewicht, dem Rost mit gegossenen Tragplatten und sind sämmtliche genannte Apparate an jedem Kessel angebracht. – Als Brenn‐ material dient Ruhrer Fettschrot, von welchem die Maschine bei zwölf‐ stündiger Arbeit 10 Ctr. verbraucht. – Die Speisung des Kessels geschicht in der Art, daß das Wasser in koch‐ end heißem Zustand in den Kessel gepumpt wird. Die Pumpe arbeitet beständig fort; sobald nun der Wasserbestand die richtige Höhe erreicht hat, wird durch einen sogenannten Dreiweghahn die Communication mit dem Kessel abgeschnitten und das Wasser alsdann in einer kupfernen Röhre durch das Rohr, welches den gebrauchten Dampf ins Freie führt, hin und her gepumpt und in das Reservoir zurückgeleitet, wodurch es eine bedeutend hohe Temperatur annimmt. Zugleich wird das Condensa‐ tionswasser, welches sich in dem beträchtlich hohen Ausströmungsrohr erzeugt, durch eine Abflußröhre in das Reservoir geleitet und trägt wesentlich dazu bei, das in demselben befindliche Wasser zur Speisung des Kessels vorzuwärmen. Der Schornstein hat eine Höhe von 110 Fuß und 13 Fuß im Gevierte, der Schaft ist rund, der untere Durchmesser 9 Fuß und der obere 6 Fuß, die innere Oeffnung ist bis zur Höhe des Postaments 4 Fuß im Gevierte und geht von da in eine 2 Fuß im Quadrat große Oeffnung durch die ganze Höhe des Schaftes über. Der ganze Schornstein ist von Backsteinen aufgeführt, mit Ausnahme der Gesimse, Tragsteine am Kapitäl und der Schlußplatte desselben, welche aus Sandsteinen bestehen. –“ [38]
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 21 Quelle: Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1849, Seiten 62–64. Es kann davon ausgegangen werden, daß das führende Maschinenbauunter‐ nehmen vor Ort mehr als nur die Dampfmaschine für die Zentralwerkstätte der Main-Neckar-Bahn geliefert hat. Die Schraubenschneidemaschine beispiels‐ weise ist ein geradezu typisches Produkt der aus dem Buschbaum'schen Unternehmen hervorgegangenen Maschinenfabrik und Eisengießerei. Leider finden sich bislang hierzu außer einer Zeitungsnotiz keine geeigneten Unter‐ lagen; nur die Lieferung von Stoßplatten für den Oberbau der Main-Neckar- Bahn ist überliefert. Während der Zentner – selbst Dampfmaschinen wurden zuweilen nach ihrem Gewicht berechnet – Stoßplatten, geliefert von Buderus und Söhnen, 5 Gulden und 40 Kreuzer gekostet hat, verlangte die Darmstädter Maschinenfabrik hierfür 6 Gulden. [39] Abbildung 03.05: Der Stationshof der Main-Neckar-Eisenbahn in Darmstadt. Im Hinter‐ grund der Schornstein der Werkstätten, der die Dampfmaschine der Maschinenfabrik entqualmt. Quelle: Illustrirte Zeitung Nº. 164 vom 22. August 1846, online (↗ http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=izl&datum=18460822).
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 22 Die zweite Dampfmaschinenliste von 1854 Fünf Jahre nach seiner ersten Erhebung der im Großherzogtum vorhandenen Dampfmaschinen führte der Landesgewerbverein 1854 eine erneute Befragung durch. Die den Eigentümern zur Beantwortung vorgelegten Fragen betrafen Ort und Besitzer der Dampfmaschine, ihr Einsatzgebiet, Baujahr und Hersteller, Anschaffungspreis, die Pferdestärke, die Anzahl der damit verbundenen Kessel, den durchschnittlich beim Einsatz vorkommenden Druck in Atmosphären, den Brennstoffverbrauch (in der Regel Steinkohlen) innerhalb von 12 Stunden und Art und Höhe des Schornsteins. Insgesamt wurden 72 (mit Nachträgen: 74) Dampfmaschinen erfaßt, die alphabetisch nach ihrem Einsatzort aufgelistet wurden. Mit Inkonsistenzen im Verhältnis zur Erhebung von 1848/49 ist zu rechnen. Die Numerierung folgt dem Originaltext. [40] Nr. Name Ort Industrie Erbauer Baujahr und Bemerkungen Pferdekräfte Wilhelm Praetorius Alzey Lederfabrikant Gebr. Hornauer, Münchweiler 1846 –– 1,5-2 Krafft & Comp. Ludwigshütte Biedenkopf Hüttenwesen eigene Werkstätte vor 1849 –– 4-5 Adolf Klein Bingen Mühle Dobbs, Reuleaux & Comp., vor 1849 –– 12 Eschweiler-Pumpe 1 Großherzogliche Münze Darmstadt Münzprägung Werkstätte Hektor Rößler vor 1849 [1830] –– 5 2 Centralbahnhof der Main- Darmstadt Eisenbahnwerkstätte Neckar-Eisenbahn Maschinenfabrik und Eisen‐ vor 1849 –– 5 gießerei, Darmstadt 3 Maschinenfabrik und Eisen‐ Darmstadt Maschinenfabrik, auch gießerei Kupolöfen Emil Keßler, Karlsruhe vor 1849 –– 6 Tabelle 03.3/1: Auflistung der 1854 vorhandenen Dampfmaschinen nach Hektor Rößler (jun.) : Dampfmaschinen im Großherzogthum Hessen, in: Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1854.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 23 Nr. Name Ort Industrie Erbauer Baujahr und Bemerkungen Pferdekräfte 4 Emanuel Merck Darmstadt Alkaloidenfabrikant Maschinenfabrik und 1850 –– 8 [es handelt sich nicht um die 1849 Eisengießerei, Darm‐ als Nr. 24 aufgeführte Maschine] stadt 5 Felix Hochstätter Darmstadt Tapetenfabrikant Maschinenfabrik und 1853 –– 4 Eisengießerei, Darm‐ stadt 6 Benedikt Blumenthal Darmstadt Maschinenfabrikant Pönsgen & Comp., k. A. –– 4 [laut HStAD G 15 Darmstadt Aachen Nr. 130: 1850, sein Sohn Heinrich Blumenthal] 7 Wilhelm Kleyer Darmstadt Maschinenfabrikant Julius de Bary, Offen‐ 1854 –– 2 bach ? Dorheim [Braunkohlenwerk] [es sollte sich um die 1849 als Nr. 13 aufgeführte Maschine handeln] Bahnhof der Main- Friedberg Entwässerung Weser-Bahn Henschel & Sohn, 1854 –– 3 Kassel 1 Georg Philipp Gail Gießen Tabakfabrik Jakoby, Haniel & vor 1849 –– 10-12 Huyssen, Gutehoff‐ nungshütte 2 Georg Philipp Gail Gießen Wollspinnerei Julius de Bary, Offen‐ 1853 –– 8 bach 3 Main-Weser-Bahnhof Gießen Eisenbahnwerkstätten Henschel & Sohn, 1851 –– 10 [zur Lieferung siehe Kapitel 4] Kassel Tabelle 03.3/2: Fortsetzung der Auflistung.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 24 Nr. Name Ort Industrie Erbauer Baujahr und Pferde‐ Bemerkungen kräfte J. W. Buderus Söhne Friedrichshütte bei Hüttenwesen Laubach Jakoby, Haniel & Huyssen, vor 1849 –– 10 Gutehoffnungshütte J. W. Buderus Söhne Hessenbrücker Ham‐ Hüttenwesen mer bei Laubach Jakoby, Haniel & Huyssen, vor 1849 –– 16 Gutehoffnungshütte J. W. Buderus Söhne Hirzenhainer Hütte bei Hüttenwesen Ortenberg eigene Werkstätten 1854 –– 8-10 [Nachtrag im Gewerbe‐ blatt] F. A. Vollmar Sohn Kempten bei Bingen Leinspinnerei Dobbs, Reuleaux & vor 1849 –– 10-12 Comp., Eschweiler-Pumpe 1 Meyer, Michel & Mainz Lederfabrik Den[n]inger Dingler, Zweibrücken vor 1849 –– 20 2 Florian Kupferberg Mainz Buchdruck Esser & Neumann, vor 1849 –– 6 Aachen 3 Meule & Comp. Mainz Nudelfabrik Edmundts & Herrenkohl, k. A. –– 4 jetzt unbenutzt Aachen 4 J. A. Röder & Sohn Mainz Wagenfabrikanten Edmundts & Herrenkohl, vor 1849 –– 4-5 dieselbe wie die 1849 als Aachen Nr. 2 aufgeführte 5 Michael Aleiter Mainz Maschinenfabrikant eigene Werkstätten vor 1849 –– 6 6 Martin Aleiter Mainz Maschinenfabrikant eigene Werkstätten k. A. –– 2 7 M. Ampt Mainz Bierbrauer Martin Aleiter, Mainz k. A. –– 2 Tabelle 03.3/3: Fortsetzung der Auflistung.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 25 Nr. Name Ort Industrie Erbauer Baujahr und Bemerkungen Pferdekräfte 8 E. S. Vohsen Mainz Ölmüller Esser & Neumann, k. A. –– 15 Aachen 9 Stephan Grebert Mainz Ölmüller Michael Aleiter, Mainz k. A. –– 10 10 Gastel & Harig Mainz Wagenfabrikanten F. Fürth, Köln k. A. –– 10-12 11 Carl Becker Mainz Gewürzmühle Julius Blank, Köln k. A. –– 6 12 Gebr. G. & Paul Stumpf Mainz Maschinenfabrik Esser & Neumann, k. A. –– 12-14 gebraucht gekauft Aachen 13 Georg Gangloff Mainz Drahtstiftfabrik Gebr. Hornauer, Münch‐ vor 1849 –– 1,5 gegenwärtig unbenutzt weiler 14 Pfälzische Ludwigs- Mainz Eisenbahnwerkstätte Eisenbahn Maschinenfabrik und k. A. –– 8 [siehe Erörterung im Text weiter Eisengießerei, Darm‐ unten] stadt 15 Taunus-Eisenbahn Kastel bei Mainz Eisenbahnwerkstätte Edmundts & Herren‐ 1840 –– 6 kohl, Aachen 16 Vormalige Dampf-Walz‐ Weisenau mühle Dobbs, Reuleaux & k. A. –– 30 unbenutzt, soll verkauft sein; Comp., Eschweiler- [1836/37, siehe im Text weiter Pumpe oben] 17 Florian Webel Mainz Gewürzmühle, Schokolade‐ maschinen, Drahtstiftfabrikation englische Fabrik vor 1849 –– 1,5 gegenwärtig unbenutzt Tabelle 03.3/4: Fortsetzung der Auflistung.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 26 Nr. Name Ort Industrie Erbauer Baujahr und Bemerkungen Pferdekräfte a) Eisenhüttenwerk Michelstadt Walzwerk in Seraing 1850 –– 40 b) Eisenhüttenwerk Michelstadt Walzwerk in Seraing 1850 –– 30 c) Eisenhüttenwerk Michelstadt Eisenhüttenwerk Julius de Bary, 1850 –– 20 Offenbach Eisenhüttenwerk Michelstadt Eisenhüttenwerk in Seraing k. A. –– 2 Dampfpumpe Gebr. Rexroth Michelstadt Furnierschneiderei Richard Hartmann, 1852 –– 16 Chemnitz Chemische Fabrik Neuschloß bei Chemie Lorsch Meyer, Mühl‐ vor 1849 –– 8-10 hausen 1 Johann Christian Offenbach Maschinenweberei Hauff Dobbs & Pönsgen, vor 1849 –– 12 Aachen 2 Jakob Mönch & Offenbach Portefeuillefabrik Comp. Christian Dingler, vor 1849 –– 8-10 Zweibrücken 3 G. W. Martini & Offenbach Hutfabrikation Sohn Simon Fries, Frank‐ vor 1849 –– 2 furt am Main 4 Gebr. Bernard Offenbach Schnupftabakfabrik Julius de Bary, 1850 –– 20 Offenbach 5 Gölzenleuchter & Offenbach Schnupftabakfabrik Simeons Julius de Bary, vor 1849 –– bis zu vormals bei Friedrich Simeons aufge‐ Offenbach 10 stellt; 1849 als Nr. 18 aufgeführt Tabelle 03.3/5: Fortsetzung der Auflistung.
3 Darnstadt entdeckt die Dampfkraft 27 Nr. Name Ort Industrie Erbauer Baujahr und Bemerkungen Pferdekräfte 6 Julius de Bary Offenbach Maschinenfabrik eigene Werkstätten vor 1849 –– 2-6 7 Gebr. Heim Offenbach Maschinenfabrik eigene Werkstätten 1851 –– 6 8 Gebr. Schmaltz Offenbach Maschinenfabrik eigene Werkstätten 1852 –– 5 9 J. J. Schäfer sen. Offenbach Wachstuchfabrik Gebr. Schmaltz, Offen‐ 1852 –– 6 bach 10 Wilhelm Kugler-Zinn Offenbach Hasenhaarschneiderei Julius de Bary, Offenbach 1852 –– 2,5 11 M. Heil Offenbach Stahlgarniturenschleiferei Gebr. Schmaltz, Offen‐ 1853 –– 6 bach 12 E. Gries Offenbach Stahlschleiferei Gebr. Schmaltz, 1853 –– 2,5 Offenbach 13 W. Moller Offenbach Stahlschleiferei Gebr. Heim, Offenbach k. A. –– ? 14 J. A. Koppe Offenbach Garnfabrikation 1853 –– 4 gebraucht von einem Aus‐ länder gekauft 15 Alfred Richard Seebaß Offenbach Eisenkunstgießerei Gebr. Heim, Offenbach 1854 –– 5 16 Jakob Pfaltz Söhne Offenbach Zichorienfabrikant Gebr. Heim, Offenbach 1853 –– 8 17 Ferdinand Ihm (Marten‐ Offenbach Wachstuchfabrik stein & Pfaltz) Julius de Bary, Offenbach 1853 –– 6 18 Gebr. Volmar Offenbach Stearinlichterfabrik Gebr. Heim, Offenbach 1853 –– 2,5 Tabelle 03.3/6: Fortsetzung der Auflistung.
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