4 4.0 HIGHLIGHTS Brandenburgische Technische Universität Cottbus - Senftenberg - Brandenburgische ...
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1 Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg BTU NEWS Nº 42 JUNI 2015 13 JAHRGANG HIGHLIGHTS Industrie 4.0 Elektrotechnik im Fokus 4 × 4.0
BTU NEWS JUNI 15 DAS EDITORIAL HIGHLIGHTS 4 Industrie 4.0 8 Elektrotechnik im Fokus Liebe Leserinnen und Leser, der Fokus der vorliegenden Ausgabe richtet sich auf zwei wichtige Themenbereiche: Das Cover mit dem Roboterarm illustriert das Thema Industrie 4.0, das derzeit – wie zum Beispiel auf der Hannover Messe 2015 – in den einschlägigen Wirtschaftskreisen heiß diskutiert wird. Die Elektrotechnik, das zweite Highlight-Thema, spielt aus wissenschaftlicher und wirtschaft- licher Sicht im gesamten IT-Bereich und den informationsbasierten Industrien eine heraus- ragende Rolle. Für die Zukunft sehe ich im Zusammenspiel mit der Informatik, Nachrichtentechnik und materialorientierten Physikforschung ein großes Potential für die Profilierung der BTU Cott- bus–Senftenberg. Da passt es gut, dass wir erst vor wenigen Wochen ein weiteres gemein- sames Joint Lab zum Thema Sicherheit und Zuverlässigkeit von Netzen mit dem Leibniz- Institut für innovative Mikroelektronik im neuen Informatikgebäude am Zentralcampus PANORAMA feiern konnten. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass wir in diesem Jahr gemeinsam mit dem brandenburgischen Ministerium für Wirtschaft und Europangelegen- 12 Campus heiten die Industriekonferenz am 2. Juli 2015 auf unserem Zentralcampus ausrichten. 20 Aus Forschung & Lehre 42 BTU International Mit beiden Highlight-Themen beleuchten wir anhand von konkreten BTU-Projekten die ver- 48 BTU & Studium schiedenen Facetten und hoffen, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, junge Menschen in Ih- 54 BTU & Wirtschaft rer Familie und im Bekanntenkreis für das Studium solcher Fächer begeistern können. Unse- 58 Ausstellungen & Entwürfe re Ausgabe bietet darüber hinaus wieder eine Fülle von Themen aus dem Campusleben des 60 BTU Stadt & Region letzten halben Jahres: Wir berichten über die internen Prozesse zum Hochschulentwicklungs- 65 BTU & Sport plan, stellen unsere Vizepräsidentin Prof. Dr. rer. nat. Katrin Salchert vor und lassen die sehr erfreulichen Dinge wie den BTU-Ball oder die Ehrungen und Preise für unsere Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Revue passieren. In der Rubrik Forschung und Lehre widmen sich zwei Beiträge den beiden besten Disser- tationen 2014. Artikel zu den Themen »Power to Heat«, »Zukunftskraftwerk PV« oder »Energiewandler für morgen« illustrieren unseren Energieschwerpunkt sowie die Interdis- ziplinarität unserer Forschungen. Auch das Thema Leichtbau sowie Halbleitertechnologi- en finden mit neuen Projekten und Forschungsergebnissen Eingang in diese Ausgabe. In der Rubrik »BTU & Studium« versuchen wir, für unsere Studiengänge und den Studien- ort zu werben. Dabei wird eine kleine Bilanz zum »College – Zentrum für Studierendenge- winnung und Studienvorbereitung« gezogen. Eine aus Aachen stammende Studentin wirbt mit einer sympathischen, persönlichen Schilderung für unseren Studienstandort Cottbus. NACHRICHTEN Auch die Wichtigkeit der internationalen Sichtbarkeit unserer Universität möchte ich un- & NAMEN terstreichen: So konnten wir erst vor wenigen Tagen unsere Kooperationen zu China im Rahmen einer Delegations-Reise erneuern. Gleichzeitig können wir auf eine Vielzahl von Forschungs- und Projektpartnerschaften verweisen - über einige wird ebenfalls in diesem 66 Nachrichten Heft berichtet. 74 Nachruf 75 Habilitationen, Promotionen Beim Lesen all dieser Themen, Interviews und Geschichten wünsche ich Ihnen viel Spaß! 77 Ph.D., Personalia 80 Impressum Ihr Jörg Steinbach Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. (NUWM, UA) DSc. h.c. Präsident der BTU Cottbus–Senftenberg
EDITORIAL & INHALT 3 4 × 4.0 Von der Idee über die Produk- tion bis hin zur Anlieferung beim Kunden – die digitale Vernetzung aller industriellen Prozesse ermöglicht die Ent- wicklung optimierter Stan- dards in Produktion und Lo- gistik. Industrie 4.0 verbindet die Elektrotechnik, die Infor- mationstechnik sowie den Maschinen- und Anlagenbau im Internet der Dinge. Die in- telligente Vernetzung von Ro- boterarmen automatisiert ganze Produktionsstrecken. Fließbänder transportieren Waren über den Köpfen der Besucher. Eine starke Industrie ist die Basis wirtschaftlichen Erfolgs in Brandenburg. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen stehen vor der Herausforderung digitale Inf- rastrukturen zu schaffen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. An der Entwicklung intelligen- ter Produktionseinheiten in der regionalen Wirtschaft ar- beitet der Lehrstuhl Automa- tisierungstechnik der BTU Cottbus–Senftenberg unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Berger. Vier Projekte des Fachgebiets stehen im Folgenden beispielhaft für ak- tuelle Entwicklungen in der Industrie 4.0. Magnet am Roboterarm greift ein Hydraulikventil
HIGHLIGHTS 5 INDUSTRIE 4.0 DIGITAL VERNETZTE FABRIK DER ZUKUNFT Mit der vierten industriellen Revolution begann ein massives Umden- ken und Handeln in vielen technischen Branchen nicht nur in Deutsch- land. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) tragen die- ser Entwicklung Rechnung und haben mit dem »Zukunftsprojekt Indus- trie 4.0« ein Programm zur Förderung des Mittelstandes bei der Reali- sierung, der Entwicklung von Standards, der IT-Sicherheit und der Qualifizierung der Unternehmen aufgelegt. Kern der Arbeiten des BTU-Lehrstuhls für Automatisierungstechnik un- ter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Berger ist die Anpassung vorhan- dener Basistechnologien auf die Besonderheiten der sich wandelnden Anforderungen an die Produktions- und Automatisierungstechniken im Sinne von Industrie 4.0. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln maßgeschneiderte technologische Lösungsansätze auf an- wendungsbezogene Fragestellungen − insbesondere kleiner und mittle- rer Unternehmen − in den Handlungsfeldern: ∙ durchgängige Digitalisierung der Unternehmensprozesse und Wertschöpfungsketten ∙ Wandlungsfähigkeit und Flexibilität von Produktion und Service durch Mechanisierung und Automatisierung, ∙ Gestaltung einer sicheren und schnellen Datenübertragung ∙ intelligente Fertigungszellen und Assistenzsysteme. In verschiedenen Laboren, welche modern ausgestattet und in ihrer tech- nischen Ausprägung konsequent industriekonform gehalten sind, ste- hen Maschinen und Anlagen für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf den Gebieten der Steuerungs- und Automatisierungstechnik, Robo- tersysteme und numerisch gesteuerte Bearbeitungsmaschinen zur Ver- fügung. Diese bilden die Grundlage für die Erarbeitung von Konzepten zur Digitalisierung von Produktion und Fertigung, für die Integration und Vernetzung heterogerner Steuerungssysteme zur Industrieautomation und für die Konzeption von innovativen Mensch-Roboter-Kooperations- modellen. Fachgebiet Automatisierungstechnik PROF. DR.-ING. ULRICH BERGER
BTU NEWS JUNI 15 INDUSTRIE 4.0 AUTOMATISIERTE MONTAGE OPTIMIERUNG VON Neue Bedien- und Programmierkonzepte in der digitalen VERLADEPROZESSEN Produktion Intelligenter und lernfähiger Algorithmus zum automatisierten Öffnen von Domdeckeln auf Kesselwagen Im Rahmen des EU-Forschungsprojektes »SMErobotics« arbeitet Gemeinsam mit der PCK Raffinerie GmbH in Schwedt entwarf und der Lehrstuhl Automatisierungstechnik an innovativen Programmier- realisierte der Lehrstuhl Automatisierungstechnik ein Lösungskonzept und Bedienkonzepten in der digitalen Produktion. Unter Einbindung des zum automatisierten Öffnen von Domdeckeln auf Kesselwagen. Ziel des Leichtbauroboters KUKA LBR iiwa wird die automatisierte Montage von Projekts war es, den Verladeprozess und die Performance zu optimieren. Hydraulikventilen durchgeführt. Der LBR iiwa zeichnet sich durch eine Unter Einbindung neuester, sensorgesteuerter Industrierobotertechnik für die Mensch-Roboter-Interaktion optimierte Mechanik aus. Mit Hil- implementierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen fe von Sensoren in den Armgelenken des Roboters lassen sich feinglied- Algorithmus zur automatisierten Mustererkennung. rige Prozesse – wie sie in der Montage anfallen – sicher automatisieren und steuern. Dieser Algorithmus bringt eine Fülle von Vorteilen mit sich: Bilder und spezifische Formen können mit der Software automatisch erkannt und Die Vorteile des entwickelten Systems: analysiert werden. Der vom Lehrstuhl verwendete Tiefenbildsensor er- ∙ schnelles Wechseln zwischen verschiedenen Produktvarianten möglicht in Verbindung mit der Software die gezielte, stufenweise Er- ∙ einfaches Erstellen neuer Programme durch Nutzer ohne kennung der wesentlichen geometrischen Parameter wie zum Beispiel Programmierkenntnisse die Kesselwagenposition und die Knebelschraubenausrichtung. Die in- ∙ Verarbeitung lose angelieferter Kleinteile (»Griff in die Kiste«) tegrierte lernfähige Datenbank gewährleistet den reibungslosen Produk- ∙ Montage trotz kleiner Toleranzen zwischen den zu montierenden tionsablauf und verringert Eingriffe durch den Menschen. Sicherheit ge- Bauteilen möglich. währleisten die sensorgesteuerte Technik und die Einbindung mobiler Endgeräte, mit deren Hilfe sich das Personal weniger im Gefahrenbe- Zusätzlich führt der Roboter während der Montage eine Qualitätskont- reich aufhalten muss. Arbeitsabläufe werden ergonomischer gestaltet rolle durch. Fehlerhafte Bauteile können damit frühzeitig erkannt und und die Effektivität wird erhöht. Kosten gesenkt werden. Die Java-basierte Programmierung des Robo- ters ermöglicht die flexible Anbindung an andere Anlagen. Gemeinsam mit 23 Partnern arbeitet der Lehrstuhl Automatisierungs- technik im EU-Projekt »SMErobotics« an kostengünstigen, modularen und interaktiven Automatisierungslösungen für anpassungsfähige Ro- boter in der Produktion kleiner und mittlerer Unternehmen. www.smerobotics.org Automatisiertes Öffnen von Domdeckeln auf Kesselwagen in der Simulation
HIGHLIGHTS 7 VERNETZTES WISSEN ENTLANG DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE Bereitstellung von Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort Wie Wissen entlang der digitalen Wertschöpfungskette zum rich- tigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein kann, erarbeitete der Lehrstuhl Automatisierungstechnik gemeinsam mit einem führenden Automo- bilhersteller. Realisiert wurde ein Wissensmanagementmodell für die Produktionsanläufe des Unternehmens. Auf das Erfahrungswissen anderer Standorte oder Produktionseinhei- ten können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens über Programm für die individualisierte webbasierte Produktherstellung ein webbasiertes Softwaresystem zugreifen. Problemlöseprozesse wer- den beschleunigt, indem die Daten eines Problemfalles mit den Infor- mationen einer von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelten Datenbank abgeglichen werden können. Das System iden- KUNDEN-INDIVIDUELLE tifiziert ähnliche Problemstellungen und zeigt bereits erfolgreich ange- MASSENPRODUKTION wandte Strategien auf. Daraus entwickelte Strategien werden in die Fall- datenbank überführt und ermöglichen eine Anpassung der Datenbank. Interaktives webbasiertes Tool zur Integration von Verbraucher-Wünschen Fachgebiet Automatisierungstechnik PROF. DR.-ING. ULRICH BERGER Im europäischen Forschungsverbundprojekt e-CUSTOM entwickel- te der Lehrstuhl gemeinsam mit den Projektpartnern ein interaktives webbasiertes Kollaborationssystem, das den Kunden bereits sehr früh in die Produktentstehung einbindet. Vor dem Hintergrund verteilter und vernetzter Fabriken realisierten die Wissenschaftlerinnen und Wissen- Die IndustrieKonferenz des Landes Brandenburg findet am schaftler der BTU eine Software, die es dem Kunden ermöglicht, sich Donnerstag, 2. Juli 2015 in der Panta Rhei gGmbH, Interdiszi- zwischen verschiedenen Produkt- und Fertigungsvarianten zu entschei- plinäres Forschungszentrum für Leichtbauwerkstoffe, am Zen- den. Dabei werden nicht nur die monetären Kosten der Produktion, son- tralcampus der BTU statt. Die Herausforderung der Digitali- dern auch die ökologischen Kosten als Auswahlkriterien mit einbezo- sierung und Automatisierung für die Unternehmen wird dabei gen. Mit dem Slogan »Einzigartige Produkte für einzigartige Kunden« eine wichtige Rolle spielen. will das e-CUSTOM-Projekt Kunden bereits beim ersten Entwurf der Produkte mit Hilfe von interaktiven, webbasierten Tools einbeziehen. Die Zur Konferenz werden zahlreiche Unternehmen aus dem gan- Produktion der personalisierten Produkte erfolgt in einem neuartigen, zen Land erwartet. Sie wird gemeinsam vom Ministerium für koordinierten, umweltfreundlichen und effizient dezentralen Fertigungs- Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg zusammen mit ansatz. Ziel war es, einzigartige Produktdesigns in einer kundenindivi- der BTU Cottbus–Senftenberg veranstaltet und findet zum zwei- duellen Massenproduktion (Mass Customization) über die bisher mög- ten Mal in Folge an der BTU statt. lichen Modifikationen von Produkten hinaus zu schaffen.
BTU NEWS JUNI 15 HIGHLIGHT 2 Messung eines Chips zur Qualitätskontrolle (Foto: Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz- Institut für Höchstfrequenztechnik)
HIGHLIGHTS 9 ELEKTROTECHNIK IM FOKUS AKTUELLE TECHNOLOGIEN UND INNOVATIVE KONZEPTE Elektronische und informationstechnische Komponenten sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Optimierung der Elektro- nik ermöglicht auch die Erschließung immer neuer Anwendungsberei- che und ist ein Forschungsgebiet der BTU Cottbus−Senftenberg. Exemplarisch für die Tätigkeit der Professuren des Instituts für Elektro- nik und Informationstechnik stellt diese BTU News-Ausgabe Fragestel- lungen vor, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktu- ell arbeiten. Der Bogen spannt sich auf den folgenden Seiten thematisch von der Elektronik bis zur digitalen Signalverarbeitung. Das Energiesparen stellt innovative Konzepte für Schaltwandler in den Vordergrund. Mit ihrer Hilfe kann die Batteriespannung mobiler Geräte so umgesetzt werden, wie die verschiedenen elektronischen Bauteile es benötigen, ohne dabei selbst in der Energiebilanz aufzufallen. Das Thema robuste rauscharme Verstärker behandelt die Frage, wie sehr empfindliche Funkempfänger-Schaltungen realisiert werden können, die zu- gleich widerstandsfähig gegenüber zu hohen Signalen sind. In der Sprachsignal-Verarbeitung wird daran gearbeitet, Maschinen beizu- bringen, die Bedienerin oder den Bediener zu verstehen, statt nur auf Schlüs- selwörter zu reagieren. Zur Optimierung der Nutzer-Schnittstelle wird auch an interaktiver 3D-Visualisierung gearbeitet, die das virtuelle Konstruieren und Optimieren von komplizierten Formen per Handbewegung ermögli- chen wird. Werkzeuge, die die Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer er- kennen, sind keine Zukunftsvision mehr. Sie werden durch Sprachsteu- erung bedient. Das Cognitive Systems Lab der BTU Cottbus−Senftenberg bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als auch Studieren- den beste Möglichkeiten Mensch-Maschine-Schnittstellen zu untersu- chen, zu entwickeln und zu gestalten.
BTU NEWS JUNI 15 INNOVATIVE KONZEPTE IN DER ELEKTRONIK UND INFORMATIONSTECHNIK DIE VERSTÄRKUNG EXTREM SCHWACHER SIGNALE Komplizierteste Funkempfänger haben als Komponenten der mo- dernen Mobilkommunikation bereits jedes Kinderzimmer erobert – ob als Babyfon, Handy oder Tablet. Letztere zum Beispiel können nicht nur ihre Telefonverbindung bei mehreren Frequenzen herstellen, sondern auch drahtlose lokale Netze (WLAN), Bluetooth, Nahfeldkommunikati- on (NFC) und Signale des US-amerikanischen Satelliten-Navigations- system GPS empfangen. In modernen Fahrzeugen verhindern Radare Auffahrunfälle. Sie werden zunehmend als Serienausstattung bei Neu- Qualitätskontrolle kleinster Chips robuster, rauscharmer Verstärker (Foto: FBH) wagen angeboten und sind eine entscheidende Komponente autonom fahrender Autos. Allen diesen Anwendungen ist gemein, dass die Elektronik über einen Insbesondere durch die Zusammenarbeit mit dem FBH kann die For- sehr empfindlichen Empfänger verfügen muss, der auch extrem schwa- schung im Schaltungsentwurf mit der Forschung in der Halbleitertech- che Signale zuverlässig empfangen kann. Gleichzeitig ist es aber nicht nik eng verzahnt werden. Im Rahmen eines von der Deutschen For- möglich vorherzusagen, welcher maximalen Leistung der Empfänger schungsgemeinschaft (DFG) geförderten Kooperationsprojekts wurde ausgesetzt sein wird, beispielsweise wenn er sich in einem mobilen Ge- bereits das Rauschen der Transistoren und damit ihre Eignung für den rät befindet. Vergleichbar ist das mit einem lichtstarken Fotoapparat. Einsatz in empfindlichen Empfängern untersucht und theoretisch be- Man kann bei Kerzenlicht fotografieren. Hält man die Linse aber direkt schrieben. in die Sonne, funktioniert nichts mehr. Aktuell arbeitet die BTU Cottbus−Senftenberg an robusten, rauschar- Die Ulrich-L.-Rohde Stiftungsprofessur für Hochfrequenz- und Mikro- men Verstärkern – vom Konzept bis zum Layout des Chips. Rauschar- wellentechnik untersucht unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Matthias me Verstärker werden zum Beispiel in Handys eingesetzt. Dort kann die Rudolph innovative Empfängerkonzepte. Die Kooperation mit dem Fer- Systemempfindlichkeit durch eine niedrige Rauschzahl signifikant erhöht dinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) werden. in Berlin-Adlershof ermöglicht dabei den Zugriff auf einen Galliumnitrid (GaN)-Halbleiter-Prozess. Galliumnitrid-Komponenten können als we- Die an der BTU entwickelten Chips vertragen bereits mehr als das Hun- sentliche technische Pluspunkte die sehr große Leistungsdichte, den ho- dertfache an Eingangsleistung im Vergleich zum allgemeinen Stand der hen Wirkungsgrad und die hohe Bandbreite bis in die hohen GHz-Berei- Technik. Möglich werden damit Ein-Chip-Lösungen, die alle Funktiona- che hinein vorweisen. litäten verbinden. Sie sparen Platz, Kosten und Energie − ob im Smart- phone, dem MP3-Player oder Satelliten. Ulrich-Rohde-Stiftungsprofessur für Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik PROF. DR.-ING. MATTHIAS RUDOLPH Fachgebiet Mikroelektronik PROF. DR.-ING. DIRK KILLAT Keinen Empfang ohne rauscharmen Verstärker
HIGHLIGHTS 11 DIE MENSCH-MASCHINE-INTER- AKTION IM FORSCHUNGSLABOR FÜR KOGNITIVE SYSTEME Moderne Informationstechnik liefert Werkzeuge, die die Fertigkei- ten des Menschen ergänzen – von Heimelektronik, Smartphones und Navigationsgeräten über soziale Netzwerke, Online-Shops und Internet- suchmaschinen bis hin zu Fahrerassistenzsystemen und vollautomati- schen Fahrzeug-, Flugzeug- und Fabriksteuerungen. Menschen, die den Gebrauch dieser Werkzeuge nicht beherrschen, sind von deren Vortei- len ausgeschlossen. Prof. Dr.-Ing. Matthias Wolff (r.) im Cognitive Systems Lab am Zentralcampus Das Institut für Elektronik und Informationstechnik der BTU Cottbus– Das Labor bietet vier Arbeitsbereiche: Senftenberg forscht unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Matthias Wolff ∙ ein Versuchsfeld zur Simulation und zum Test kognitiver Benut- seit 2011 im Forschungslabor für kognitive Systeme (Cognitive Systems zerschnittstellen mit einem dreidimensionalen 64-kanaligen Lab, CSL) an neuartigen Konstruktionsprinzipien für Geräte, die die Be- Mikrofonfeld, einem berührungsempfindlichen 70-Zoll-Monitor, dürfnisse und Wünsche der Nutzer erkennen. Das CSL ist für die Ent- HD- und 3D-Kameras sowie Spezial- und Studiomikrofonen, wicklung von intuitiv bedienbaren, adaptiven und selbstlernenden tech- ∙ einen aktiven Ultraschallmessplatz, nischen Systemen ausgelegt und steht neben Mitarbeitern und ∙ einen Audiomessplatz mit einem 4-kanaligen Messmikrofonfeld, Studierenden auch Kooperationspartnern zur Verfügung. ∙ einen Sprecherarbeitsplatz mit Studiomikrofon und -kopfhörer in einer schalldichten Kabine. Das Forschungslabor für kognitive Systeme bietet die Möglichkeit einer multimodalen System-Benutzer-Interaktion, zum Beispiel in Form von Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten an der Opti- Eingaben wie der Spracherkennung (akustisch), der Gestensteuerung mierung der Mensch-Maschine-Interaktion. Eine besondere Rolle spielt und Gebärdenspracherkennung (visuell) sowie der Touch-Gesten (hap- dabei die sogenannte Wizard-of-Oz-Methode – eine Methode, bei der tisch). Ausgegeben werden können Informationen über den Bildschirm ein Proband annimmt, mit einem im Sinne der Künstlichen Intelligenz und Lichtzeichen (visuell) sowie über die Sprachsynthese oder einen autonomen System zu kommunizieren. In Wirklichkeit aber erzeugt spezifischen Ton (akustisch). ein anderer Mensch im Verborgenen die Reaktionen des Systems. Ziel dieses Versuchs ist es, die Akzeptanz zukünftiger Systeme zu testen. Darüber hinaus ermöglicht das kognitive System des CSL eine automa- Derartige technische Systeme werfen ethische und soziale Fragen auf, tische Benutzeridentifikation wie zum Beispiel die Personen- und Spre- die ebenfalls Gegenstand der Forschung sind. cherkennung. Damit können neben der Raumüberwachung auch Zu- griffsberechtigungen für das System und individuelle Bedürfnisse der Anwender adäquat berücksichtigt werden. Fachgebiet Kommunikationstechnik PROF. DR.-ING. MATTHIAS WOLFF Fachgebiet Medientechnik PROF. DR.-ING. CHRISTIAN HENTSCHEL Fachgebiet Angewandte Medienwissenschaften PROF. DR. PHIL. CHRISTER PETERSEN Sprecherplatz im Cognitive Systems Lab
BTU NEWS JUNI 15 CAMPUS PANORAMA 12 Campus 20 Aus Forschung und Lehre 42 BTU International BETEILIGUNG UND 48 BTU & Studium TRANSPARENZ 54 BTU & Wirtschaft 58 Ausstellungen & Entwürfe Vom Blog-Beitrag bis zu Brasseriegesprächen - mit einer Fülle von kommunikativen Beteiligungsformaten 60 BTU Stadt & Region wird der Entwurf des Hochschulentwicklungsplans in 65 BTU & Sport der Universität diskutiert Das zweite Brasseriegespräch am 14. April 2015: BTU-Präsident Jörg Steinbach im Ge- spräch mit Mitarbeitern. Mit im Bild: Winfried Bulkow (Mitte), Leiter Gebäudemanagement und Klaus-Dieter Krü- ger, Mitarbeiter im Leitungsstab Neuordnung
PANORAMA 13 DER HOCHSCHUL- ENTWICKLUNGSPLAN Prof. Dr. rer. pol. Christiane Hipp, hauptamtliche Vize- Präsidentin, erläutert das redaktionelle Verfahren zum Hochschulentwicklungsplan 2015–2020 BTU NEWS: Seit Januar wird intensiv an der Erstellung des Hochschulent- wicklungsplanes (HEP) gearbeitet. Wie sind Sie dabei vorgegangen? PROF. HIPP: Nach der ersten Vorlage eines rund 60seitigen Entwurfes durch CHRONOLOGIE die Hochschulleitung sollte eine hochschulöffentliche Diskussion auf un- terschiedlichen Ebenen angeschoben werden. Da der HEP im Präsiden- 15. Okt. 2014 Amtseinführung ten-Blog eingestellt wurde und zeitgleich die Möglichkeit bestand, ei- Vorstellung des neuen Präsidiums mit den nen Feedbackbogen zur detaillierten Meinungsäußerung zu nutzen, ka- Vizepräsidenten und dem Kanzler. Die Leitung men viele Rückmeldungen über diese beiden Kanäle ans Präsidium. Ei- der Hochschule ist damit komplett. nige Mitglieder der Hochschule nutzten sowohl individuelle Rückmel- 7./8. Nov. 2014 Klausurtagung dungen, als auch persönliche Gespräche mit der Hochschulleitung. Alle In einer Klausur des Präsidiums werden erste Informationen und Meinungen zu den Themen des HEP wurden erfasst grundlegende Strukturüberlegungen zu den und in einer Synopse zum HEP zusammengetragen und bewertet. Maß- Fachgebieten/Professuren, der Fakultätsstruktur, gebliche Meinungen fanden Eingang in die weitere Qualifizierung des zum Haushalt und zur inhaltlichen Gestaltung HEP. des Hochschulentwicklungsplans diskutiert. 3. Dez. 2014 Neue Verwaltungsstruktur BTU NEWS: Warum legt das Präsidium so großen Wert auf diese Redak- Präsentation zur Reorganisation der Verwaltung tionsarbeit? An anderen Hochschulen läuft dies wesentlich weniger auf der Grundlage der externen Organisations- partizipativ. untersuchung und eigener konzeptioneller PROF. HIPP: Wir befinden uns immer noch in einer besonderen Situation, Überlegungen der Hochschulleitung. Ziel: auch wenn wir jetzt schon seit zwei Jahren als BTU Cottbus–Senftenberg Aufbau einer modernen und effizienten Verwal- bestehen. Unsere gemeinsame Zieldefinition ist elementarer Bestandteil, tung durch stärkere Verzahnung Wissenschafts- damit wir gemeinsam unser neues Profil mit Leben füllen. Das Offenlegen bereiche-Verwaltung, Stärkung der dezentralen des Entwurfs und die Mitwirkungsmöglichkeiten am HEP hält das Präsidi- Eigenverantwortung, Verankerung des Ressort- um für ganz wesentlich. prinzips auf Leitungsebene. 17. Dez. 2014 Grundzüge für Entwurf HEP BTU NEWS: Trotz aller Mitwirkungsrechte hat das Präsidium im Herbst Vorstellung grundsätzlicher Ziele im Zeithorizont 2014 die ersten Rahmenbedingungen abgesteckt. Es ist also ein nicht ganz von zehn Jahren bei der Hochschullehrer- offener Prozess. Versammlung sowie der Grundzüge des PROF. HIPP: Das stimmt in gewisser Weise. Zu einer guten Führungs- Hochschulentwicklungsplans zur Struktur im kultur zählt jedoch auch, anhand diskussionswürdiger Grundlagen einen wissenschaftlichen Bereich unter Berücksichti- solchen Prozess vorzubereiten. Es zeigt sich einfach immer wieder, dass gung von Plangrößen aus dem Haushalt. wir als Universität davon profitieren, wenn das »Hochschulschiff« gut 20. Jan. 2015 Erster Entwurf HEP navigiert wird. Das Bemühen um Transparenz und die Plausibilität von Vorstellung des 1. Entwurfes HEP innerhalb einer Entscheidungen nachvollziehbar zu machen, war zu jeder Zeit maßgeb- Vollversammlung und Start der hochschulöffent- lich für unser Handeln. Die sehr positive Resonanz auf die beiden Bras- lichen Diskussion auf mehreren Ebenen: serie-Gespräche spiegelt dies im Übrigen wider. Das ungezwungene Ge- Präsidentenblog, Sprechstunden des Präsiden- sprächsformat soll künftig auch über den HEP hinaus eine Fortsetzung ten, persönliche Rückmeldungen, Besuche der erfahren. Hochschulleitung in den Fakultäten, Abstimmun- gen mit den Gremien, mehrwöchige Schaltung BTU NEWS: Wie läuft das weitere Verfahren ab? eines Feedbackbogens zur Meinungsäußerung, PROF. HIPP: Zwischen den Monaten Juni und August müssen wir den Brasserie-Gespräche der Hochschulleitung. Entwurf in unseren Gremien (Senat, Erweiterter Senat, Strukturkom- Feb. 2015 Lenkungsausschüsse mission) diskutiert und verabschiedet haben. Im September wird der Bildung von Lenkungsausschüssen für die neuen HEP dem Wissenschaftsministerium vorgelegt. Der Hochschulent- Fakultäten, um die inneren Strukturen in den neu- wicklungsplan ist dann die theoretische Grundlage für einen prakti- en Einheiten zu finden und zu definieren. schen Umsetzungsprozess, welcher sich vermutlich über mindestens 1. April 2015 Die neue Verwaltungsstruktur wird wirksam. drei Jahre erstrecken wird.
BTU NEWS JUNI 15 CAMPUS DAS HERZ DER INFORMATIONS- TECHNIK SCHLÄGT IN EINEM NEUEN GEBÄUDE Das neue Verfügungsgebäude 1C ist Lehrgebäude für die Informatik und Rechenzentrum zugleich Mit einer symbolischen Schlüsselübergabe wurde am 27. Januar 2015 an der Konrad-Wachmann-Allee das neue Gebäude für die Infor- matik und das Rechenzentrum der BTU Cottbus–Senftenberg eingeweiht. Als Gäste der Landesregierung sprachen Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Sabine Kunst und die Staatssekretärin des Finanzministeriums, Da- niela Trochowski, die Grußworte zur feierlichen Veranstaltung. Blick auf den Neubau von der Konrad-Wachsmann-Allee Für BTU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach ist die Inbetriebnahme Informatik sowie der Informations- und Medientechnik geschaffen. Im des Gebäudes eine Bereicherung für den modernen Campus: »Eine hoch- oberen Teil des Gebäudes befinden sich die modernen Serverräume und wertige IT-Infrastruktur braucht ein modernes Zuhause, denn die Leis- Arbeitsbereiche für das Universitätsrechenzentrum. Der Umzug in den tungsfähigkeit einer Universität ist heute unabdingbar mit der ihrer Ser- Neubau erfolgte nach seiner Fertigstellung im September und Oktober vertechnik und ihres Datennetzes verbunden. Ohne sie wären weder 2014, für das Rechenzentrum sogar im laufenden Betrieb der techni- Forschung und Lehre, noch Verwaltung in der entsprechenden Qualität schen Systeme. denkbar. Mit dem Neubau wurden nun die räumlichen und technischen Voraussetzungen für eine zuverlässige und sichere Funktion dieser Sys- Insgesamt investierten das Land Brandenburg, der Bund und die Euro- teme geschaffen.« Wissenschaftsministerin Kunst sagte: »Bei der Ge- päische Union in dieses Gebäude ca. 21,2 Mio. €, davon etwa 7,7 Mio. € winnung von Hochschullehrkräften und Studierenden spielen neben dem für die technische Ausstattung. In der Kategorie »Energie- und ressour- wissenschaftlichen Umfeld und den Kooperationsmöglichkeiten immer ceneffiziente Rechenzentren« wurde das Gebäude der Bez + Kock Ar- auch die räumliche Situation und die Ausstattung eine wichtige Rolle. chitekten Generalplaner GmbH im März 2014 mit dem dritten Platz des Der Neubau für das Rechenzentrum, mehrere Lehrstühle und Räume der Deutschen Rechenzentrumpreises ausgezeichnet. Informatik stärkt die Attraktivität des Hochschulstandortes deutlich.« Die Übergabe der Schlüsselgewalt erfolgte von Volker Bargfrede, dem kaufmännischen Geschäftsführer des Brandenburgischen Landesbetrie- Im Anschluss an die Schlüsselübergabe wurden die beiden jüngs- bes für Liegenschaften und Bauen (BLB) über die Staatssekretärin Da- ten Projekte »Kunst am Bau« vorgestellt: Das Kunstwerk »It’s niela Trochowski und die Wissenschaftsministerin Sabine Kunst an den Like Talking to Ghosts« von Pauline Kraneis und Nikolas M. Theil- Präsidenten der BTU Cottbus–Senftenberg, Jörg Steinbach. gaard ist im Innenhof des Verfügungsgebäudes entstanden und gibt Einblicke in dessen Funktion: Auf dem Boden des Innenho- In dem viergeschossigen Neubau wurden auf einer Nutzfläche von 4.041 fes befinden sich dezent eingefärbte Platten mit Schriftzeichen, Quadratmetern Seminar-, Labor- und Büroräume für die Lehrstühle der die einem Dialog entstammen, der mit Hilfe künstlicher Intelli- genz entstand. Als zweites Kunstwerk wurde im Zentrum für Energietechnolo- gie ein 12,5 Meter hohes und 11,5 Meter breites Mosaik einge- weiht, mit welchem der Künstler Thomas Eller die Rückwand des Foyers der Eingangshalle gestaltet hat. Die Einführungen in die Projektarbeiten übernahmen Prof. Jo Achermann und Prof. Dr. Magdalena Droste. (siehe auch Seite 58) Bei der Schlüsselübergabe: BTU-Präsident Jörg Steinbach mit Staatssekretärin Daniela Trochowski und Ministerin Sabine Kunst (v.l.n.r.)
PANORAMA 15 »AN UNSEREN ABSOLVENTEN UND UNSEREN LEISTUNGEN WERDEN WIR GEMESSEN« Prof. Dr. rer. nat. Katrin Salchert ist neue Vizepräsidentin für Wissens- und Technologietransfer und Struktur In der Sitzung des Gründungssenates der BTU Cottbus–Senften- BMBF-Förderprojekten zur Unterstützung der Kooperationen zwischen berg vom 26. Februar 2015 wurde Prof. Dr. Katrin Salchert zur neuen Vi- Unternehmen und Universität. Zudem könne die Bindung von Alumni zepräsidentin für Wissens- und Technologietransfer und Struktur ge- an die Universität noch stärker genutzt werden. wählt. Sie tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Stefan Zundel an, der das Amt im Januar aus familiären Gründen niedergelegt hatte. Die BTU-Weiterbildung sieht Prof. Salchert in Cottbus gut aufgestellt, wünscht sich aber für die Zukunft, dass das Potential der ehemaligen Als Vizepräsidentin übernimmt Prof. Salchert über ihre wissenschaftli- Hochschule Lausitz stärker implementiert wird. Im Sinne des Lebens- che Tätigkeit hinaus Aufgaben, die die künftige Entwicklung der Univer- langen Lernens erstrecken sich die Aufgaben beginnend bei der Kinder sität maßgeblich mitbestimmen werden. Dabei glaubt sie fest an die Er- Uni, über Angebote für externe Zielgruppen in klein- und mittelständi- reichbarkeit der ehrgeizigen Ziele des neuen Modells, setzt aber schen Unternehmen (KMU) bis hin zu Qualifizierungen von gleichzeitig darauf, Bewährtes, was sich in den vergangenen Jahren eta- BTU-Beschäftigten und Lehrenden. Dazu gehören aus ihrer Sicht auch bliert hat, auch unter dem Dach der neuen Universität mit zu betrach- grundständige Englisch-Kenntnisse für Beschäftigte und Studierende. ten. Ihre Motivation zur Übernahme des neuen Amtes beschreibt sie so: Zur Sicherstellung soll ein Campus-Service-Center die bisherigen Dienst- »Die liegt ganz klar in der Chance, an der Neugestaltung dieser Univer- leistungen und administrativen Prozesse in wichtigen Verwaltungsbe- sität mitzuwirken. Ich bin überzeugt davon, dass das Konzept des Prä- reichen, wie beispielsweise im Studierenden-Service, für das Akademi- sidenten umsetzbar ist.« BTU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach sche Auslandsamt sowie für Technologietransfer und Careerservice, in sagte vor dem Senat zu seiner Entscheidung für Prof. Katrin Salchert: Senftenberg übernehmen. »Die Überraschung hinsichtlich meiner Wahl habe ich als größtes Lob empfunden.« Rückhalt hat die zweifache Mutter auch in ihrer Familie, die ihre Entscheidung mit trägt. Von den Mitgliedern des Gründungsse- nates wurde sie mit großer Mehrheit gewählt. ZUR PERSON Die Aufgaben, die Katrin Salchert mit ihrem Amt verbindet, sind breit Katrin Salchert studierte von 1985 bis 1990 Chemie an der Uni- gefächert. Sie beinhalten die Bereiche Weiterbildung, Sprachen, Hoch- versität Leipzig. 1996 promovierte sie zum Thema »Untersuchun- schulsport, zentrale wissenschaftliche Einrichtungen gleichermaßen wie gen zur Bindungsortspezifität trypsin- und trypsinogenkatalysier- den Technologietransfer. Die Senftenberger Professorin hat dabei auch ter Acyltransferreaktionen« bei Prof. Hans-Dieter Jakubke. Da- die Spezifik des dortigen Universitätsstandortes im Fokus, die sich un- nach forschte sie weiter zur enzymkatalysierten Peptidsynthese ter anderem in einer engen Vernetzung zu den Unternehmen der Regi- am Institut für Biochemie an der Technischen Universität Dres- on zeigt. Vor dem Senat sagt Prof. Salchert: »An unseren Absolventen, den. Im Jahr 2000 wechselte Katrin Salchert zum Leibniz-Insti- an den Drittmittel-Einnahmen, an Patenten und an unseren Ausgrün- tut für Polymerforschung e.V. in Dresden, wo sie sechs Jahre in dungen – daran werden wir gemessen.« Ihrer Auffassung nach gehört der Abteilung Biokompatible Materialien und am Max-Bergmann- es zur Verantwortung der Universität, in die Wirtschaft wie auch in die Zentrum für Biomaterialien verschiedene Forschungsprojekte Gesellschaft und in die Kultur hinein zu wirken. leitete. Prof. Dr. rer. nat. Katrin Salchert hat seit September 2006 in der Für den Technologietransfer ist es ihr Ziel, die überregionale Sichtbar- Fakultät für Naturwissenschaften am Standort Senftenberg das keit zukünftig noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Grundlage kön- Lehrgebiet Naturstoffchemie inne. Ihre wissenschaftliche Kom- nen die bisherigen guten Erfahrungen in der Kooperation mit regionalen petenz liegt insbesondere in der Forschung zur chemischen und Unternehmen sein. Geeignete Instrumente hierfür seien verteilte Tech- biochemischen Oberflächenfunktionalisierung synthetischer Po- nologietransferstellen und Careercenter. Auch ein Transferkatalog und lymere. In ihrem Fachgebiet kann sie auf 1,2 Mio. eingeworbene die stärkere Berücksichtigung der Clusterpolitik des Landes gehören Drittmittel und etwa 30 Veröffentlichungen in Fachjournalen dazu. Unternehmen könnten im Rahmen von Honorarprofessuren stär- verweisen. ker in die Lehre integriert werden. Wichtige Bausteine seien auch das Innovationszentrum der Stadt Senftenberg und des Landkreises Ober- spreewald-Lausitz am Campus Senftenberg und die Beteiligung an
BTU NEWS JUNI 15 CAMPUS Die Preisträgerinnen und Preisträger mit den Stiftern: Clara Jiva Schulte, Felix AUSZEICHNUNG UND ANSPORN Krieg, Robert Scheffler, Malte Paul Plewa, André Faustmann, Stefan Löwe, Felix Lange, Ayda Ayoubi (hinten, v.l.n.r.) ZUGLEICH Stefan Uhlig, Julia Göbel, BTU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach, Dr. Her- mann Borghorst (Förderverein BTU Cottbus e.V.), Karin Eder (Soroptimist In- Junge Akademikerinnen und Akademiker erhalten die ternational), Prof. Dr. Peter Biegel (Institut für Umwelttechnik und Recycling Senftenberg e. V.), Christin Schaaf, Christin Voigt, Dr. rer. nat. Olga Varlamova, Universitätspreise für herausragende Leistungen Dr.-Ing. Andrej Rumiantsev, Hui Li, Alexander Acker (vorn, v.l.n.r.) BTU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach überreichte am 27. Ja- nuar 2015 in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal A auf dem Zentralcampus die Universitätspreise für zwei herausragende Disserta- tionen, die sechs besten Master- und acht besten Bachelorarbeiten so- wie den Förderpreis des Soroptimist International (SI) Clubs Cottbus. Für die besten Dissertationen der BTU Cottbus–Senftenberg im Jahr 2014 wurden Dr. Olga Varlamova und Dr. Andrej Rumiantsev ausge- zeichnet: Olga Varlamova promovierte bei Prof. Dr. Jürgen Reif am Lehr- stuhl Experimentalphysik II zum Thema »Self-organized surface patterns originating from femtosecond laser-induced instability«, Andrej Rumi- antsev an der Ulrich-Rohde-Stiftungsprofessur für Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik bei Prof. Dr.-Ing. Matthias Rudolph zum Thema »On- Wafer Calibration Techniques Enabling Accurate Characterization of High-Performance Silicon Devices at the mm-Wave Range and Beyond«. (weitere Informationen auf Seite 20/21) Die Preisgelder für die jährlich verliehenen Universitätspreise werden vom Förderverein der BTU Cottbus e.V. und vom Förderverein Hochschu- le Lausitz e.V. gestiftet. Ayda Ayoubi erhielt den Förderpreis des Soroptimist International Clubs Cottbus 2014 verbunden mit einem Preisgeld von 1.000 € für ihre sehr guten Studienleistungen sowie für ihr soziales, ethisches und interkul- turelles Engagement.
PANORAMA 17 DIE BESTEN MASTERARBEITEN FAKULTÄT MATHEMATIK, NATURWISSENSCHAFTEN FAKULTÄT INGENIEURWISSENSCHAFTEN UND INFORMATIK UND INFORMATIK Stefan Löwe, M.Sc. Sebastian Uhlig, M.Sc. »Tragverhalten von nachträglichen Befestigungen in Sandwichelemen- »Self-Organized Surface Structures with Ultrafast White-Light ten mit Polyurethan-Hartschaumkern und Naturfaserdecklage unter Zug- Supercontinuum« belastung« Betreuer: Prof. Dr. Jürgen Reif, apl. Prof. Dr. Reiner Schmid Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Sylvio Simon, Dipl.-Phys. Andreas Krombholz FAKULTÄT ARCHITEKTUR, BAUINGENIEURWESEN FAKULTÄT NATURWISSENSCHAFTEN UND STADTPLANUNG Tom Wahlicht, M.Sc. Clara Jiva Schulte, M.Sc. »The role of vitamin A and vitamin D signaling during differentiation of »Der Kant-Garagen-Palast Berlin (1929-30, 1936) – Zustandserfassung, urothelial cells in vitro« Bewertung und Entwicklung eines Sanierungskonzepts« Betreuer: Prof. Dr. Jan-Heiner Küpper Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Werner Lorenz, apl. Prof. Dr. Klaus-Jürgen Hünger FAKULTÄT BAUEN FAKULTÄT MASCHINENBAU, ELEKTROTECHNIK UND André Faustmann, M.Eng. WIRTSCHAFTSINGENIEURWESEN »Änderung der Wasserqualität im Reinigungsprozess einer Mascha Wieckhorst, M.Sc Trinkwasseraufbereitungsanlage« »Technischer Fortschritt als gesellschaftliche Herausforderung – Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Günter Mügge, Dr.-Ing. Andrea Straub Trendprognosen am Beispiel vom 3D-Druck« Betreuer: Prof. Dr. Christiane Hipp, Nadine Litwin DIE BESTEN BACHELORARBEITEN FAKULTÄT MATHEMATIK, NATURWISSENSCHAFTEN FAKULTÄT INGENIEURWISSENSCHAFTEN UND INFORMATIK UND INFORMATIK Alexander Acker, B.Sc. Robert Scheffler, B.Sc »Entwicklung und Umsetzung einer Architektur zur Messdatenaufnah- »Optimale Koordinierung von Lichtsignalanlagen – Untere Schranken me unter Realzeitbedingungen« für ein modifiziertes Multi-Commodity-Min-Cost-Flow-Problem« Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Sven Bönisch, Prof. Dr.-Ing. Martin Weigert Betreuer: Prof. Dr. Ekkehard Köhler, Dr. Martin Strehler FAKULTÄT NATURWISSENSCHAFTEN FAKULTÄT ARCHITEKTUR, BAUINGENIEURWESEN Felix Lange, B.Sc. UND STADTPLANUNG »Heterogen katalysierte CO2-Hydrierung zu Methan an Ruthenium- und Julia Göbel, B.Sc. und Christin Schaaf, B.Sc. Nickel-haltigen Katalysatoren unter erhöhten Drücken« »Die Masse macht’s?! – Schwarmfinanzierung als alternatives Betreuer: Dr. Armbruster (Leibniz-Institut für Katalyse e.V.), Finanzierungsmodell in der Stadt(-teil)entwicklung« Prof. Dr. Olaf Klepel Betreuer: Gastprofessor Ph.D. Johannes Novy FAKULTÄT WIRTSCHAFTS-UND SOZIALWISSENSCHAFTEN, FAKULTÄT MASCHINENBAU, ELEKTROTECHNIK UND MUSIKPÄDAGOGIK WIRTSCHAFTSINGENIEURWESEN Felix Krieg, B.Sc Christin Voigt, B.Sc. »Konforme Vorgangsbeschreibung bei der Anwendung des »Erarbeitung eines Konzepts zur Einführung von flexiblen Risikomanagements für medizinische Software nach DIN EN ISO 14971 Arbeitszeiten in der letzten Zeit des Arbeitslebens« am Beispiel eines Präventionsportals für Diabetiker« Betreuer: Prof. Dr. Christiane Hipp, Jadranka Halilovic Betreuer: Prof. Dr. Klaus Brockmeyer FAKULTÄT UMWELTWISSENSCHAFTEN UND FAKULTÄT BAUEN VERFAHRENSTECHNIK Matthias Peter, B.Eng. Malte Paul Plewa, B.Sc. »Eckbebauung am Beelitzer Rathaus« »Environmental Refugees in International Law – Approaches Betreuer: Prof. Karl Plastrotmann, Prof. Markus Otto, towards Recognition« Dott. Maria Ippolita Nicotera Betreuer: Prof. Dr. Eike Albrecht, Prof. Bachar Ibrahim
BTU NEWS JUNI 15 CAMPUS »WIR TANZEN DURCH« Die BTU feiert den Jahresauftakt mit einem rauschenden Fest Mit einem Ball unter dem Motto »Wir tanzen durch« feierte die BTU Cottbus–Senftenberg am 16. Januar den Start in das Jahr 2015. 700 Professorinnen und Professoren, Beschäftigte, Studierende sowie Freunde und Partner der Universität trafen sich zu einem ausgelassenen Abend mit musikalischer Unterhaltung non stop. Zu diesem Anlass ver- wandelte sich die Mensa auf dem Zentralcampus in einen Ball-Saal. »Toni Gutewort and his Dance Orchestra« aus Potsdam und das »Tanz-Ateli- er KoKü mit Seth Schwarz« sorgten dafür, dass die Tanzfläche immer gut besucht war. Ein Programm-Highlight war auch in diesem Jahr das tra- ditionelle Feuerwerk. Bunt gemischt und ausgelassen feierten BTU-Angehörige und Freunde bis in Die Gäste des Festes waren begeistert. Ganze 15 Minuten lang wurde der Platz die frühen Morgenstunden. vor der Mensa von einem Höhenfeuerwerk in leutende Farben getaucht. Toni Gutewort and his Dance Orchestra zog das Publikum mit einem Musikmix Ein Andenken an den BTU-Ball 2015 - Wer wollte, konnte sich vor der exklusi- von Swing bis Pop auf die Tanzfläche. Ab ein Uhr nachts begeisterte Seth ven Kulisse in seinem glamuorösen Balloutfit von den Fotografen des Multime- Schwarz mit elektronischen Beats zu klassischen Instrumenten. diazentrums ablichten lassen. BTU Präsident Jörg Steinbach und die Studie- renden, mit denen er den Ball mit einem Tanz eröffnete, machten es vor. Weitere Impressionen unter www.b-tu.de/btuball
PANORAMA 19 HOCH-ZUVERLÄSSIGE IT FÜR INDUSTRIE 4.0 Gemeinsames Joint Lab mit dem IHP Frankfurt (Oder) am 5. Mai 2015 eröffnet Industrie 4.0 und das Internet der Dinge brauchen hoch-zuverläs- sige IT-Strukturen als Voraussetzung. Die BTU Cottbus–Senftenberg und das IHP – Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik initiierten am 5. Mai 2015 das gemeinsame Joint Lab »Dependable Sensor Networks«, um diese sicheren Netze weiter zu erforschen und ihre Ergebnisse der Industrie zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, hochrangige Forschungs- projekte im Bereich der »zuverlässigen Sensornetze« gemeinsam durch- zuführen. Geleitet wird das Joint Lab durch den IHP- und BTU-Wissen- schaftler Prof. Dr. rer. nat. Peter Langendörfer, Lehrstuhl Sicherheit in per- vasiven Systemen und Prof. Dr.-Ing. Heinrich-Theodor Vierhaus, Lehr- stuhl Technische Informatik an der BTU Cottbus–Senftenberg. Die Kopplung von angewandter Forschung und Grundlagenforschung ist ein strategisches Ziel der BTU zur Profilschärfung von Forschung und Leh- re. Im Rahmen des Joint Labs werden gemeinsam mit dem IHP nationa- le und internationale Forschungsprojekte eingeworben und durchgeführt. Die IT-Sicherheit in den Bereichen »Industrie 4.0«, »Taktiles-Internet« (v. r. n. l.): Prof. Dr. Bernd Tillack (IHP), Prof. Dr. Jörg Steinbach (BTU ), und »Cyber Physical Systems« steht im Fokus der Projekte. Anwen- Christiane Neumann (Generalsekretärin der Leibniz-Gemeinschaft), Prof. Dr. Peter Langendörfer (IHP), Prof. Dr. Heinrich Vierhaus (BTU), dungsbezogene Forschung mit regionalen und überregeionalen Firmen Staatssekretär Martin Gorholt (MWFK) dient dem Transfer der Ergebnisse in die Wirtschaft. Ziel ist darüber hi- naus die Ausbildung von Studierenden und Doktoranden auf internati- onalem Niveau. Aufgrund der Echtzeitanforderungen an das Kommunikationssystem setzen Industrieanlagen bisher noch weitgehend auf eine traditionelle BTU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach über das Joint Lab: »Als Uni- Verkabelung der Maschinen. Eine Verzögerung oder Unterbrechung der versität freuen wir uns über diese Partnerschaft. Sie ist Teil unserer Ver- Datenübertragung von nur wenigen Millisekunden kann bei der Steue- netzungsstrategie mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen.« rung eines Industrieroboters bereits schwerwiegende Folgen haben. Das im Projekt »ParSec« entwickelte Funkverfahren erhöht die Flexibili- Die Arbeit ist in vier wesentliche wissenschaftliche Themenkomplexe tät und Mobilität in der Industrie 4.0. gegliedert: ∙ Sensorknoten: Entwicklung in Software (Betriebssysteme Middleware, Protokolle) und Hardware (Prozessordesign, Hardwarebeschleuniger) Fachgebiet Sicherheit in pervasiven Systemen ∙ Sicherheit in Software und Hardware PROF. DR. RER. NAT. PETER LANGENDÖRFER ∙ Zuverlässigkeit in Software und Hardware ∙ Mikrosystemtechnik und Sensorik. Fachgebiet Technische Informatik PROF. DR.-ING. HEINRICH-THEODOR VIERHAUS Im Verbundprojekt »ParSec« entwickeln IHP und BTU im Rahmen des Joint Lab ein flexibles, echtzeitfähiges Funksystem für Industrie-Roboter. Ziel ist es, Daten in der digitalen Produktion sicher und fehlerfrei zu übertragen.
BTU NEWS JUNI 15 AUS FORSCHUNG & LEHRE AUS FORSCHUNG & LEHRE Für die besten Dissertationen der BTU Cottbus–Senftenberg im Jahr Die nano-strukturierten Oberflächen weisen ganz ungewöhnliche Eigen- 2014 wurden Dr. Olga Varlamova und Dr. Andrej Rumiantsev ausgezeich- schaften auf in Bezug auf ihre Benetzbarkeit (Lotus-Effekt), Farbe (schwar- net: Olga Varlamova promovierte bei Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Reif am Lehr- zes Silicium), Reibungseigenschaften und Ähnlichen. Sie können außerdem stuhl Experimentalphysik/Materialwissenschaften zum Thema »Selbst- als Grundlage für das Wachstum von biologischen Filmen auf Halbleiter- organisierte Bildung von Periodischen Oberflächenstrukturen nach Oberflächen dienen. Damit bieten sich vielfältige Anwendungsmöglichkei- Femtosekundenlaser-Induzierter Instabilität«, Andrej Rumiantsev an der ten der Oberflächen-Nano-Strukturierung durch Femtosekunden-Laser un- Ulrich-Rohde-Stiftungsprofessur für Hochfrequenz- und Mikrowellentech- ter anderem im Maschinenbau, der Solarindustrie, der Halbleiter- und der nik unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Matthias Rudolph zum Thema »On- Biotechnologien − überall dort, wo Materialien spezifische optische oder Wafer Calibration Techniques Enabling Accurate Characterization of High- physikalische Eigenschaften aufweisen müssen. Performance Silicon Devices at the mm-Wave Range and Beyond«. Die Dissertation von Dr. Varlamova fand großes internationales Interesse. In zahlreichen Veröffentlichungen in internationalen, referierten Zeitschrif- Die besten Dissertationen werden jährlich durch die BTU Cottbus–Senf- ten und eingeladenen Vorträgen auf weltweiten Konferenzen setzt sich die tenberg ausgezeichnet. Das Preisgeld in Höhe von jeweils 1.000 € stif- wissenschaftliche Arbeit der Wissenschaftlerin an der BTU Cottbus–Senf- tete der Förderverein der BTU Cottbus e.V. an hervorragende Nach- tenberg erfolgreich fort. wuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der BTU mit abgeschlossener Promotion. ZUR PERSON: Dr. Olga Varlamova ist akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl Experimentalphysik/Materialwissenschaften unter der Leitung NANOSTRUKTURIERUNG VON von Prof. Dr. Jürgen Reif an der BTU Cottbus–Senftenberg. Im OBERFLÄCHEN Jahr 2013 schloss sie ihre Dissertation mit dem Prädikat »sum- ma cum laude« ab. Dr. Varlamova untersuchte den Einfluss ultra-kurzer Lichtpulse auf ResearchGate die Bildung kleinster Oberflächen-Strukturen www.researchgate.net/profile/Olga_Varlamova In der Dissertation »Selbstorganisierte Bildung von Periodischen Ober- flächenstrukturen nach Femtosekundenlaser induzierter Instabilität« befass- te sich Dr. Olga Varlamova mit dem Phänomen, dass sich unter dem Einfluss der Bestrahlung mit ultra-kurzen Laserblitzen auf der Oberfläche von festen Materialien regelmäßige Nano-Strukturen bilden − ähnlich der Oberfläche ei- nes Lotus-Blattes. Ziel der Arbeit von Dr. Varlamova war es, die grundlegende Physik dieser Strukturierung von Oberflächen zu untersuchen. In ihren Experimenten und parallel durchgeführten theoretischen Berechnungen und Simulationen konnte die Wissenschaftlerin einerseits zeigen, welchen Einfluss spezifische Parameter des Lasers wie Pulszahl oder Intensität auf die Strukturierung ha- ben. Zum anderen konnte sie in ihren theoretischen Arbeiten ein Verständ- nis dafür entwickeln, welche Prozesse im Material ablaufen. Sie bestätigte die Annahme, dass die Laserbestrahlung das Material kurzzeitig in einen undefinierten, Chaos-artigen Zustand − nicht flüssig und nicht fest − ver- setzt. Bei der folgenden Abkühlung bilden sich dann die geordneten Nano- Strukturen durch eine Selbstorganisation des Materials. Dr. Olga Varlamova beim Entnehmen einer nano-strukturierten Probe im Labor
PANORAMA 21 KALIBRIERUNGSKONZEPT FÜR HOCHFREQUENZ-MESS-SYSTEME Dr. Andrej Rumiantsev über moderne Halbleitertechnologien In der Mikroelektronik ist seit über 20 Jahren eine beispiellos ra- sante Entwicklung zu beobachten – Wirtschaft und Alltag sind ohne digitale Geräte nicht mehr vorstellbar. Gigantische, ständig wachsen- de Datenmengen müssen übertragen werden. Das Hauptkriterium sind dabei die Übertragungs- und Rechengeschwindigkeit. Hochfrequenz- transistoren sind die »Synapsen« dieser digitalen Systeme als Teil in- tegrierter Schaltungen. Wenige Unternehmen weltweit verfügen über die erforderlichen technologi- schen Prozesse zur Herstellung integrierter Schaltungen und über Modelle zur elektrotechnischen Charakterisierung der Elemente. Die technologischen Prozesse unterliegen den ständig wachsenden Anforderungen der Industrie. Mit jeder neuen Generation von Prozessoren sollen Elemente kleiner, schnel- ler und energieeffizienter werden. Je kleiner die Elemente werden, desto schwieriger wird eine genaue und zuverlässige Messung ihrer elektrotechni- schen Eigenschaften. Die Messgenauigkeit hängt von der Kalibrierung der Mess-Systeme ab. Das zu Grunde liegende Kalibrierungskonzept dieser Mes- sungen stammt aus dem Jahr 1987. Das alte Konzept erlaubte präzise Mes- sungen nur bis ungefähr 20 GHz während die Bauelemente die 100 GHz- Schwelle längst überschritten hatten. Im höheren Frequenzbereich mussten bisher Kompromisse zu Lasten der Messgenauigkeit gemacht werden. Hochfrequenz-Messspitzen auf einen Silizium-Wafer Dr. Andrej Rumiantsev entwickelte in seiner Dissertation eine Kalibrier- methode, die den (theoretisch) möglichen Messfrequenzbereich um mehr als das Zehnfache erweitert. Dabei wies er nach, dass diese Methode im Vergleich zu herkömmlichen Messmethoden im Frequenzbereich bis 110 GHz die mit Abstand höchste Messgenauigkeit ermöglicht. ZUR PERSON: Dr. Andrej Rumiantsev arbeitet an Die Arbeit von Dr. Rumiantsev befasst sich mit der Charakterisierung von der Ulrich-Rohde-Stiftungsprofes- Millimeter-Wellen-Bauelementen in der modernen Halbleitertechnologie. sur für Hochfrequenz- und Mikro- Es wurde eine In-Situ-Kalibrierlösung entwickelt, die sich einfach in Silizi- wellentechnik unter der Leitung von umtechnologie implementieren lässt. Prof. Dr.-Ing. Matthias Rudolph. Die praktischen Ergebnisse der Dissertation von Dr. Andrej Rumiantsev ResearchGate belegen, dass die vorgeschlagene In-Situ-Kalibrierung die konventionel- len Methoden bei Weitem übertrifft, unabhängig von den Spezifika und www.researchgate.net/profile/Andrej_Rumiantsev der Komplexität des Prozesses.
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