CAMPUS - FORSCHER-OASE IN DER WÜSTE SPEZIAL: MYTUM
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campus Das Magazin der TU München 1| 2010 Spezial: Forscher-Oase in der Wüste Forschen: KIC – neues Format fördert Innovationen Politik: Inauguration Fakultät EDU
Editorial Exzellent zu bleiben reicht nicht – b esser zu werden muss unser Ansporn sein! Es war im Jahr 2006, als der Erfolg in der Exzel- rolle unter den deutschen Univer- sitäten weiter auszubauen. Den Sta- tus quo zu halten, wäre aber ein lenzinitiative den Weg zur Umset- Rückschritt – besser zu werden, zung unseres Zukunftskonzepts muss unser Ansporn sein! Bereits TUM. The Entrepreneurial University im Frühjahr 2010 werden wir aufge- geebnet und damit tiefgreifende rufen, Antragsskizzen für neue Pro- Strukturänderungen an der TUM jekte in der Spitzenforschung vorzu- initiiert hat. Die TUM Graduate bereiten. Unsere kreativsten Köpfe School, die erstmals in Deutschland müssen wir strategisch sinnvoll ver- den Grundstein für ein universitäts- netzen, denn heutige Megathemen weites, strukturiertes Forschungs- wie die Klima-, Energie- oder auch und Qualifizierungsprogramm für die Ernährungs- und Gesundheits- Doktorandinnen und Doktoranden forschung übersteigen in ihrer Kom- legt, und das TUM Institute of Ad- plexität alles Bisherige und erfor- Thomas Hofmann vanced Study, in dem heute talen- dern die Bündelung unserer intellek- tierte Nachwuchsforscher gemein- tuellen und finanziellen Ressourcen. sam mit hochkarätigen Professoren und Gastwissenschaftlern in inter- Ein Erfolg in der neuen Exzellenzini- All dies können wir aber nur dann si- nationaler Atmosphäre arbeiten, tiative ist nicht zuletzt auch auf- chern, wenn auch die besten Wis- sind zwei Beispiele, die heute inmit- grund deren internationaler Strahl- senschaftler nach München kom- ten unserer Universität wirken und kraft entscheidend. Die Gewinner men. Mehr als früher spielt heute die Reputation der TUM in die Welt werden an globaler Sichtbarkeit auch die weitere Karriere des Le- hinaustragen. Aber auch zum Bei- weiter zulegen. Diese ist bedeuten- benspartners eine wichtige Rolle spiel beschleunigte Berufungsver- der als je zuvor, denn der internatio- für Spitzenkräfte. Sehr erfolgreich fahren, Emeriti of Excellence oder nale Wettbewerb um die klügsten unterstützt das Munich Dual Career Gender&Diversity-Programme wur- Köpfe hat längst begonnen. So ent- Office hier den Partner oder die den erst durch Mittel der Exzellenz- stehen im Ausland leistungsfähige Partnerin, in der neuen Heimat be- initiative möglich. Wissenschaftszentren wie die King ruflich Fuß zu fassen. Darauf kön- Abdullah University of Science and nen wir stolz sein, denn letztlich Doch wie geht es weiter? Ende Mai Technology, die den Anspruch ha- wird die Nachhaltigkeit unseres Er- 2009 haben Bund und Länder be- ben, die Besten der besten Studie- folgs nicht allein durch Zahlen und schlossen, die Exzellenzinitiative renden und Professoren nach Sau- Statistiken bestimmt, sondern auch über das Jahr 2012 hinaus fortzu- di-Arabien zu holen. Ich bin über- dadurch, ob sich die Wissenschaft- setzen und mit insgesamt 2,7 Milli- zeugt, dass unser zukünftiger Erfolg ler in unserer TUM-Familie zu Hause arden Euro zu fördern. Trotz Wirt- nicht zuletzt davon abhängen wird, fühlen. schaftskrise hat die Politik hiermit ob es uns gelingen wird, den Zu- die Bedeutung von Bildung und strom talentierter Wissenschaftler Ihr Wissenschaft für das Wachstum in an die TUM zu sichern. Wir sind da- Deutschland erneut unterstrichen her in der Pflicht, unser TUM-spezi- und damit Mut und Weitsicht bewie- fisches Profil zu schärfen und unse- sen. »A historic deal for German re Universität zur Vorzugsadresse Science« – wie es in der Fachzeit- für interdisziplinär denkende For- schrift Nature heißt. Erneut müssen schungspioniere auszubauen. wir diesen Wettbewerb für uns nutz- Thomas Hofmann bar machen, um unsere Führungs- Vizepräsident TUMcampus 1/10 3
Inhalt 1 Titel 2 Impressum 3 Editorial 4 Inhalt Dies academicus 6 Das war 2009 8 »Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft« 9 »Stark ausgeprägtes Zieldenken« 10 Ehrensenatorwürde für Gerhard Sussbauer 11 Heinz Maier-Leibnitz-Preis 12 Karl Max von Bauernfeind-Medaillen 14 Nachwuchspreis der Johannes B. Ortner-Stiftung 15 Preis der Landeshauptstadt München Spezial 16 Forscher-Oase in der Wüste 20 KAUST@MAC – mit Laptop und Lederhose durch den Wüstensand 10 22 CO2-Management Forschen 23 KIC – neues Format fördert Innovationen 24 EU-Geld für Goldpartikel und brillantes Röntgen 25 Intelligent gegen Krebs 26 Daten aus dem Universum Besser schlafen ohne schnarchen 27 LocomoTUM: Bewegte Forschung Politik 28 »Eine echte Herzensangelegenheit« 31 PISA an der Isar 32 Schule in der Uni 33 DFG-Förderung für exzellente Forschung 34 TUM-Präsident ist Hochschulmanager des Jahres 35 Das Bauen der Zukunft Studiengang Consumer Affairs gestartet 37 Parlez-vous excellence? 38 Warum der deutsche »Dipl.-Ing.« Bestand hat 39 TUM on top 16 12 4 TUMcampus 1/10
Inhalt Wissenschaft und 40 Zu Besuch auf dem Campus Wirtschaft Martin Halusa, Franz-Josef Kortüm Arend Oetker, Martin Winterkorn 42 Kontakte nach Südostbayern TUM-Ausgründung »fortiss« startet 43 Mobil navigieren auf der Messe 44 Prüfstein für soziale Unternehmer TUM innen 45 Erfolg für »Lehre im Fokus« TUM macht erfinderisch 46 Studenten im Streik 47 Semesterticket 48 Energie sparen in der Produktion Komplementärmedizin wird vernetzt 49 Master in Transportation Systems Innovation & Business Creation 50 Am Puls der TUM 58 Für Sie notiert 51 Neu berufen Campusleben 56 Der Turmbau zu Garching 57 Studentenansturm schlägt alle Rekorde 58 »Volksfest« auf dem Forschungscampus Garching 59 Da rauchen die Köpfe 60 Adventsmatinee als Benefizkonzert 61 Akademischer Jahresgottesdienst 62 Workshop in Kenia 63 Südafrika: TUM-Studenten bauen für Kinder Auszeichnungen 64 Preise und Ehrungen Menschen 72 Ruhestand Wer, was, wo? 73 Ich geh’ mit meiner Laterne... 74 in memoriam 76 TUM intern Standards 2 Impressum 3 Editorial 80 Termine 82 Spiel mit Fragen! 83 Vorschau TUMcampus 2/10 28 60 TUMcampus 1/10 5
© Uli Benz Der Name ist Programm: »TUM•Energy« stellte der Präsident als neuen Schwer- punkt der Hochschule vor. Das war 2009 Wie ein roter Faden zog sich durch die Rede des Präsidenten der Stel- jetzt bei 6 750 Erstimmatrikulationen und verzeichnen damit einen An- lenwert, den Professoren, Mittelbau, stieg von 50 Prozent im Vergleich aber vor allem auch die Studieren- zum Jahr 1999. Um so wichtiger Auf der akademischen Jahresfeier 2009 nahm TUM- den für die Hochschule haben: »Die sind die Mittel, die uns durch den Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann das Audito- Studierenden sind es, deretwegen Freistaat Bayern zufließen. Die rium mit auf eine Reise durch das zurückliegende, es uns gibt. Ohne sie haben wir kei- ›Hochschulmilliarde‹ – nicht die gan- ereignisreiche Jahr an der Universität. ne Existenzberechtigung.« Mit Stolz ze Milliarde für uns, leider – brachte hob er die trotz Eignungsfeststel- immerhin ein um rund 15 Millionen lung steigende Anzahl an Immatri- Euro erhöhtes Budget.« Auf den kulationen hervor: »In vielen Fä- doppelten Abiturjahrgang richtet chern, etwa dem großen Maschi- sich die TUM durch viele Program- nenwesen, sind wir weit überbucht. me und eine Reihe von Anmietun- Das kann man nur bis zu einem ge- gen an den Hochschulstandorten wissen Maß machen, damit die ein, »so dass wir gut gerüstet sind, Qualität der Ausbildung nicht zu um den weiteren Ansturm aufzuneh- stark sinkt. Wir stehen TUM-weit men und niveauvoll auszubilden.« 6 TUMcampus 1/10
Dies academicus Eine wichtige Maßnahme war die nen wir uns bildungspolitisch nicht trickreiche Erfindungen wie der im Einrichtung der TUM Graduate leisten. Das geht am Bedarf einer Maschinenwesen entwickelte Klett- School: Die strukturierte Promotion Innovationsgesellschaft vorbei.« verschluss aus Stahl. Solche Erfolge holt die Doktoranden als zentrale schlagen bei der Einwerbung von Leistungsträger in die Mitte der Uni- Als zukünftigen zentralen Schwer- Drittmitteln positiv zu Buche: »For- versität. Das bedeutet fachliche, punkt stellte Herrmann das Thema wissenschaftliche, internationale, Energie vor: »TUM•Energy ist die teils auch industrienahe und über- große Initiative, um die Bereiche fachliche Qualifizierung. Bis zu vier Elektromobilität, regenerative Ener- Millionen Euro stellt die Universität gien und Energieeffizienz zusammen- dafür jährlich aus Bordmitteln zur zuführen. Allein im Bereich Elektro- Verfügung – »Geld, das wir erwirt- mobilität verfügt die Hochschule schaften und es in den Schwer- über starke Kompetenzen – mehr als punkt der Hochschule setzen, näm- 50 Professoren schon heute. Neu lich unsere Nachwuchstalente.« geschaffen haben wir die Lehrstühle für Technische Elektrochemie, Weiteres Highlight 2009: die 13. Fa- Elektromobilität und Mechatronik, kultät – TUM School of Education – Energiespeicherung und -wandlung. © Astrid Eckert für Lehrerbildung und Bildungsfor- Wir bilden uns nicht ein, dass wir schung. »Das ist ein deutschland- mit diesen allein die Welt bewegen, weit einmaliges Modell, das zur TU aber wir werden in dieser Aufstel- München passt. Der Name TUM lung auch hier allianzfähig sein.« Stimmungsvoll: Felix Mayer, Diri- gent des Sympho- schungsdrittmittel haben wir seit nischen Ensem- bles München, 1996 mehr als verdoppelt, wir sind und der Informati- jetzt bei 202 Millionen Euro jährlich ker Prof. Hans- angekommen.« Joachim Bungartz als Solist auf dem Dies academicus Mit Beispielen für wissenschaftliche 2009. Schwerpunkte (wie Nanotechnolo- gie und Katalyseforschung) und für neue Einrichtungen wie das interna- tionale Getränkewissenschaftliche Zentrum in Weihenstephan oder das Ingeborg Ortner-Kinderhaus in Gar- ching rundete der TUM-Präsident die Reise durchs Jahr ab. Allein an © Astrid Eckert Neubaumaßnahmen habe die TUM derzeit »mehr als 120 Millionen Euro auf dem Weg«, vor allem auf dem Ganz bei der Sache: Aufmerksame Zuhörer im Audimax Hightech-Campus Garching. Ab- schließend verwies er auf die fort- schreitende energetische Sanierung in der Arcisstraße, im Stammhaus – School of Education hat einen be- Das erneut hervorragende Ab- »das es immer bleiben wird – wir sonderen Sinn, weil er etwas Neues schneiden in Hochschulrankings sind und bleiben ja die TU Mün- signalisiert, etwas Wichtiges. Er ist stärkte das Renommee der TUM chen.« die Antwort der TUM darauf, dass ebenso wie etwa der Start des Sa- die Lehrerbildung in Deutschland telliten GOCE im März (»Wir sind ■ als fünftes Rad am Wagen der stolz auf dieses 300-Millionen- Fachwissenschaften läuft. Das kön- Euro-Projekt der ESA«) oder so TUMcampus 1/10 7
Dies academicus dernen Fundraising-Kultur. Hier Bayerns hinaus Aufsehen erregt musste Neuland betreten werden und – auch das soll nicht unerwähnt und dabei mussten auch Schwierig- bleiben – gewichtige Geldgeber und keiten überwunden werden. In in- Stifter überzeugen können. Dieses tensiven Diskussionen zwischen Engagement der TU München zeugt Hochschule und Ministerium wur- von Weitblick, denn gut ausgebilde- den aber tragfähige Lösungen ge- te Lehrerinnen und Lehrer können funden, und auch hier eine aktuelle ihre Schülerinnen und Schüler für Anmerkung: Der Vorwurf der Öko- Naturwissenschaften und Technik nomisierung trifft nicht zu. Man ver- begeistern. Diese sind die Studie- wechselt hier Ökonomisierung mit renden von morgen und die Natur- Internationalisierung. Die bayeri- wissenschaftler und Ingenieure von schen Hochschulen bekommen im übermorgen. Um ihrer Verantwor- Schnitt vier Prozent ihrer Drittmittel tung gegenüber den Studierenden aus der Wirtschaft, die anderen Gel- gerecht zu werden, hat die TUM ein der laufen über die Bundesrepublik strategisches Konzept zur Siche- Deutschland, die Europäische rung der Qualität der Lehre entwi- © Uli Benz Union und die Deutsche For- ckelt. Es wurde vor wenigen Wo- schungsgemeinschaft. Aber wir chen vom Stifterverband für die Wolfgang Heubisch müssen uns der internationalen He- deutsche Wissenschaft, nach einem rausforderung stellen, nur dann wer- bundesweiten Wettbewerb ausge- den wir die Basis legen, dass unse- zeichnet, das Konzept ist ehrgeizig, re Jugend auch »Mehr als die Vergangenheit die Arbeitsbe- dingungen und interessiert mich die Zukunft, Entwicklungen vorfindet, die sie in Zukunft die großen, gerade demographischen Herausforderun- gen auch bewältigen lässt. denn in ihr gedenke ich zu leben«, zitierte der baye- rische Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heu- Die Technische Universität Mün- bisch den Physiker Albert Einstein. »Und mit dieser chen hat ihre Freiheit immer als Frei- Haltung«, so Heubisch weiter, setzt sich die TU heit zur Verantwortung verstanden. München für Wissenschaft und Forschung in Bay- Verantwortung für hervorragende ern ein.« Der Minister hielt die Festrede zum Thema Forschung und Lehre ebenso wie »Hochschulen in Freiheit und Verantwortung«. Verantwortung gegenüber zentra- len, hochschulpolitischen und ge- »... Mit ihrem Präsidenten an der Spitze war die TUM ei- sellschaftlichen Anliegen. Einige ne der wesentlichen Motoren hinter der Experimentier- Beispiele: Die TU München will die klausel im alten Hochschulgesetz. Sie hat die neuen frauen- und familienfreundlichste Möglichkeiten kreativ und bis zum Rand ausgeschöpft. technische Universität Deutsch- Ergebnis war damals eine neuartige Hochschulverfas- lands werden... Darüber hinaus fühlt sung, die die TUM bis heute erfolgreich lebt. Aus der sich die TU München für eine kon- ©Astrid Eckert großen Freiheit von einst ist inzwischen das Standard- sequente Verbesserung der Lehrer- modell der bayrischen Hochschulverfassung geworden, bildung verantwortlich, vor allem in die guten Erfahrungen der TU München haben über- den naturwissenschaftlich-techni- zeugt – nicht nur den Gesetzgeber. Auch in anderen Be- schen Fächern, deshalb hat sie eine Protestierende Studenten unterbrachen die reichen hat sich die TU München vielfach – und vielfach eigene Fakultät für Lehrerbildung Ministerrede und übergaben Heubisch einen erfolgreich – um mehr Gestaltungsspielraum bemüht, und Bildungsforschung gegründet. etwa beim Globalhaushalt oder beim Aufbau einer mo- Sie hat damit weit über die Grenzen 8 TUMcampus 1/10
Dies academicus wie könnte es bei der TU München auch anders sein... »Stark ausgeprägtes Auch eine starke und freiheitslie- Zieldenken« bende Universität braucht Partner. Der Wissenschaftsminister und sein Ministerium verstehen sich heute Das Grußwort der Studierenden mehr denn je als Partner der Hoch- sprach Anian Kammerloher. Der schulen, es geht gerade nicht um Vertreter der Studierenden in Se- kleinteilige Einmischung oder gar nat und Hochschulrat ging vor Gängelung. Wir wollen strategische allem auf die aktuellen studenti- Prozesse begleiten und im kon- schen Proteste ein. struktiven Gespräch Lösungen erar- beiten. Ausdruck dieses veränder- »Sämtliche größeren Universitäts- ten Rollenverständnisses von Staat standorte in Deutschland sind be- und Universität sind Zielvereinba- setzt: Berlin, Aachen, München und rungen, die wir in diesem Jahr wie- sogar Weihenstephan. Doch das © Uli Benz der abschließen konnten. Auch im Audimax der Technischen Univer- Alltag bieten sich vielfältige Gele- sität München blieb verschont. Wa- genheiten zu Austausch und Dialog.« rum ist das so? Sind die Studieren- Anian Kammerloher den an der TU München zufriedener ■ oder nur unpolitischer als anderen Ortes? Der erste und aus meiner deten für sinnvolle Ausgaben trotz Sicht entscheidende Unterschied zu grundsätzlich gegensätzlicher Posi- anderen Universitäten ist, dass an tionen. Für diese Haltung werden unserer Alma Mater ein stark ausge- wir von der Hochschulleitung auch prägtes Zieldenken vorherrscht. reichlich belohnt. Sie hat erkannt, Das betrifft sowohl Hochschullei- dass für Studierende ein kurzer tung als auch Studierende. Als stu- Draht nach oben wichtig ist«... dentische Vertretung steht für uns die Hochschule und das Leben der Zum Ende seiner Rede griff Kam- Studierenden an der TUM im Mittel- merloher noch einmal seinen Ein- punkt der Arbeit.« gangsgedanken auf: »Aus meiner Sicht sind die Studierenden an der Stellvertretend für die konkreten TU München zufriedener als an an- Forderungen der Studierenden deren Universitäten. Sie sind zielge- nannte Kammerloher das Thema richteter im Studium und ergebnis- Studienbeiträge: »Die Studentische orientierter in ihren politischen Vertretung der TU München lehnt Überlegungen. Sie sind damit eine diese weiterhin vor allem aus sozia- große Stärke dieser Universität.« len Gründen ab und arbeitet für de- ren Abschaffung. Im Gegensatz zu Weitere Themen waren unter ande- anderen Studierendenvertretungen rem das Semesterticket, der Ab- haben wir uns aber auch zum Ziel schluss »Dipl.-Ing.«, das Bachelor- gesetzt, die Studienbeiträge bis zu Master-System und die (noch nicht ihrer Abschaffung möglichst zielfüh- vorhandene) »Neue Mitte Gar- rend einzusetzen und konstruktiv an ching«. ihrer Verwendung mitzuwirken. Da- Weihnachtsbaum, behängt mit ihren Wün- durch erhalten wir Studierende den Alle Reden sind im Internet zu lesen schen und Forderungen. maximalen Nutzen dieser Zwangs- unter: www.tum.de/ccc/broschueren abgabe, und die Hochschulleitung findet in uns einen starken Verbün- ■ TUMcampus 1/10 9
Dies academicus Die Münchner Moris- kentänzer der TUM (Leitung: Dr. Gertrude Krombholz) begeisterten mit einem flotten Auftritt. fältiger Weise ehrenamtlich im Sinne der Technischen Universität München wirkt. So unterstützt Gerhard Sussbauer die UnternehmerTUM, die er seit ihrer Gründung inhaltlich begleitet. Seit 2008 engagiert er sich darüber hinaus im Vorstand des Bundes der Freunde der Technischen Universität München e.V. Die TU München verdankt Gerhard Sussbauer aber weit mehr. Als Vorstand der Schöller- Stiftungen hat er maßgeblich zur Umsetzung des Dr. Theo Schöl- ler-Stiftungslehrstuhls für Technologie- und Innovationsmanage- ment an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften beigetragen. Jüngst hat er erneut Weitblick bewiesen, als er als persönlicher Berater von Frau Friedl Schöller wesentlich zur Realisierung des © Uli Benz Friedl Schöller-Stiftungslehrstuhls für Unterrichts- und Hochschul- forschung an der neu gegründeten TUM School of Education bei- getragen hat. Seine Leistungen hat er dabei nie in den Vorder- Ehrensenatorwürde für grund gestellt, sondern hat sich immer bescheiden und dezent im Hintergrund gehalten.« Gerhard Sussbauer Die berufliche Laufbahn von Gerhard Sussbauer begann in der internen Revision bei MAN. 1968 wurde er zum Wirtschaftsprüfer Zum Ehrensenator der TUM ernannt wurde Gerhard Suss- – mit 31 Jahren zum jüngsten in Deutschland – bestellt; bald dar- bauer, Vorstand der Schöller-Stiftung, Nürnberg. TUM-Präsi- auf wurde er Vorstandsmitglied verschiedener Wirtschaftsprü- dent Prof. Wolfgang A. Herrmann überreichte ihm die Urkun- fungsgesellschaften in München und Stuttgart. Neben der Aus- de mit den Worten: übung vielfältiger Beratungstätigkeiten wurde er Aufsichtsrats- und Beiratsmitglied zahlreicher Gremien und Stiftungen, darunter »Mit Gerhard Sussbauer ehrt die TU München einen bedeuten- der Schöller-Stiftungen. Seit mehreren Jahren engagiert er sich in den Berater und Fürsprecher, der sich um die Einrichtung zweier der Bayerischen Eliteakademie, wo er als Mentor und Tutor dem Lehrstühle an der TUM verdient gemacht hat, dem die Bildung Nachwuchs mit Rat und Tat zur Seite steht. Er ist außerdem Mit- und Ausbildung von Studierenden am Herzen liegt und der in viel- glied des Kuratoriums der Bayerischen Eliteakademie. ■ 10 TUMcampus 1/10
Dies academicus rufung an die TUM gilt er als wich- tigster Brückenkopf zwischen Na- tur- und Ingenieurwissenschaften einerseits und der Medizin anderer- seits. Prof. Doris Schmitt-Landsiedel, Or- dinaria für Technische Elektronik, hat große Anerkennung für ihre Initi- ative zur Förderung junger Wissen- schaftlerinnen erworben. Die konti- nuierlich erfolgreiche wissenschaft- liche Arbeit auf dem Gebiet techno- logienaher Schaltungstechnik, die Wirkung ihrer zahlreichen Publika- tionen und Vorträge sowie ihr Lehr- einsatz machen sie zum Vorbild für alle jungen Wissenschaftlerinnen © Astrid Eckert und Wissenschaftler. Ihr Engage- ment zur Gestaltung der Rahmen- bedingungen für Wissenschaft und Gesellschaft spiegelt sich in zahlrei- Heinz Maier-Leibnitz-Preis chen Auszeichnungen wider und wurde zuletzt durch das Bundesverdienstkreuz am Bande gewür- digt. Als Mitglied zahlreicher Gremien und Ausschüsse verbindet Doris Schmitt-Landsiedel die im bayerischen Raum vorhandenen In Würdigung ihrer herausragenden wissenschaftlichen Kompetenzen in der Mikro- und Nanoelektronik, um den Stand- Leistungen wurden zwei Professorinnen und zwei Professo- ort Deutschland im internationalen Wettbewerb zu stärken. Die ren der TUM mit der Heinz Maier-Leibnitz-Medaille ausge- Brücke zur industriellen Praxis schlägt sie unter anderem durch zeichnet. Der Preis ist benannt nach Prof. Heinz Maier-Leib- ihr Mandat im Aufsichtsrat des im Dax 30 notierten großen Halb- nitz (1911 – 2000), dem Nestor der deutschen Neutronen- leiterunternehmens Infineon Technologies AG. ➔ physik (»Atom-Ei« Garching) und einem der bedeutendsten Wissenschaftler der TUM. Prof. Vasilis Ntziachristos, Direktor des Instituts für Biologische Bildgebung, zählt zu den international führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet des »Biological and Medical Imaging«. Seine großen Ver- dienste liegen in der Entwicklung und in der Anwen- dung optischer und optoakustischer bildgebender Verfahren für funktionale und molekulare Visualisie- rung sowohl in präklinischen als auch in klinischen Anwendungen. Vasilis Ntziachristos gilt als Pionier der Photon-Imaging-Methoden im Bereich der me- soskopischen und makroskopischen bildgebenden Verfahren. Mit seiner revolutionären multi-spektralen optoakustischen Tomographie kann er sogar »Licht hörbar machen«. Zahlreiche Preise, Patente und her- ausragende Publikationen dokumentieren seine großartigen Leistungen. So wurde er 2004 vom Mas- sachuchetts Institute of Technology als einer der 100 Die Preisträger der Heinz Maier-Leibnitz-Medaille (v. l.): Vasilis Ntziachristos, Chris-Caro- besten Innovatoren der Welt gelistet. Seit seiner Be- lin Schön, Doris Schmitt-Landsiedel und Theodor Strobl. TUMcampus 1/10 11
Dies academicus Prof. Chris-Carolin Schön, Ordinaria für Pflanzenzüch- tung, arbeitet auf dem Gebiet der quantitativ-geneti- schen Analyse wichtiger Merkmale von Kulturpflanzen. Dabei nutzt sie neueste Entwicklungen im Bereich der DNA-Analyse, der Bioinformatik, der genetischen Sta- tistik und der effizienten Phänotypisierung und leistet so maßgebliche Beiträge in der Züchtungsforschung zur Charakterisierung der nativen Biodiversität, Aufklärung ihrer funktionellen Eigenschaften und genetischer Phä- nomene sowie der Heterosis und der Genotyp-Umwelt- Interaktionen. Die damit gewonnenen grundlegenden Erkenntnisse der quantitativen Genetik sind von großem praktischem Nutzen für eine effizientere Agrarproduk- tion. Mit diesen innovativen Forschungen liefert Chris- Carolin Schön einen hervorragenden Beitrag zur Verwis- senschaftlichung der Agrarforschung an der TUM, in Deutschland und in Europa. Ein Beispiel dafür ist der vom BMBF geförderte AgroCluster Synbreed: Unter ih- rer Federführung entstand ein einzigartiges interdiszipli- näres Zentrum zur genombasierten Züchtungsfor- schung, das Forschungen an Pflanzen, Tier und Mensch auf molekularbiologischer Basis zusammenführt. Syn- breed ist hochinnovativ und verknüpft wissenschaftliche Exzellenz mit hohem Anwendungsbezug – ein Muster- © Faces by Frank beispiel für die moderne Agrarwissenschaft an der TUM. Prof. Theodor Strobl, emeritierter Ordinarius für Wasser- bau und Wasserwirtschaft hat sich auf seinem Fachge- biet hohe nationale und internationale Reputation er- worben. An der TUM brachte er seine Begeisterung für das wasserbauliche Ingenieurwesen mehreren Genera- tionen von Studierenden und Mitarbeitern nahe. Über Karl Max von Bauernfeind- viele Jahre war er als Berater an Entwurf, Bauausfüh- rung und Betrieb großer Wasserbauprojekte in der gan- Medaillen zen Welt beteiligt. Dies spiegelte sich sowohl in zahlrei- chen Vorlesungen über den konstruktiven Wasserbau Fünf Karl Max von Bauernfeind-Medaillen für besonderes Engagement wider als auch in bemerkenswerten Fachexkursionen. um die Hochschule wurden vergeben. Die Auszeichnung ist benannt Projekte in China, Brasilien, Nigeria und konzentriert im nach dem ersten Direktor der Königlich Bayerischen Polytechnischen Nahen Osten unterstreichen Theodor Strobls Stellung Schule zu München, der Vorläuferin der heutigen TUM. im internationalen Wasserbau. Er förderte entscheidend das Zustandekommen einer Partnerschaft der TUM mit der Jordan University of Science and Technology. Sein Dr. Ingo Neuhaus, Technischer Direk- mögliche Ausnutzung eines Brenn- internationales Engagement hat maßgeblich dazu bei- tor der Forschungsneutronenquelle elements mit einer Leistung von getragen, den Namen der TUM in der Welt zu verbreiten Heinz Maier-Leibnitz (FRM II), leitet 1 200 Megawatt-Tagen erreicht. Die und die derzeitige hervorragende Stellung des Lehr- seit vier Jahren den sicheren Betrieb Nutzungsdauer verbesserte sich von stuhls zu begründen. Seit 2007 gehört Theodor Strobl des FRM II – den er auf Hochtouren 52 auf bislang unerreichte 60 Voll- dem Kreis der TUM Emeriti of Excellence an, in den die gebracht hat: Mit 260 Volllasttagen lasttage; so effizient lief kein zweiter Hochschule die Spitzenkräfte beruft, die auch nach Ab- im Jahr 2006 brach der FRM II den vergleichbarer Forschungsreaktor. schluss ihrer Hochschulkarriere bereit sind, sich für ihre damaligen Weltrekord in der Auslas- Ingo Neuhaus’ Erfahrung und seinem Alma Mater einzusetzen und die Universität voranzu- tung eines Forschungsreaktors. Und Einsatz ist es zu verdanken, dass der bringen. im Jahr 2008 gab es einen weiteren FRM II nicht nur zuverlässig und effi- ■ Rekord: Erstmals wurde die maximal zient Neutronen für Wissenschaft 12 TUMcampus 1/10
Dies academicus lischen Rahmen verleihen. Fester Bestandteil jedes Se- mesters ist der von der Weihenstephaner Musikwerkstatt e.V. organisierte Auftritt beim Hochschulkonzert. Außer- dem veranstalten Chor und Orchester jedes Jahr ein ge- meinsames Kirchenkonzert. Auch als Dozent ist Felix Mayer der TUM verbunden: Für die Carl von Linde-Aka- demie hält er musikwissenschaftliche Seminare etwa über Wagners »Ring des Nibelungen«, Mozarts Opern und Richard Strauss. Mit TUM2 ist die Idee von der unternehmerischen TUM- Familie, einem Identität-stiftenden Austausch von Studie- renden und Ehemaligen unter dem Dach ihrer Alma Ma- ter, Wirklichkeit geworden. Seit dem Wintersemester 2008/2009 wird das Projekt unter Leitung von Peter Fin- ger, Koordinator des TUM Mentoring Programms, voran- getrieben und erfreut sich weiter wachsenden Zuspruchs bei Studierenden, Promovenden wie Alumni: Jeder Stu- dent oder Promovend, der dies möchte, genießt Unter- stützung, Rat und Tat jeweils eines Alumnus, der ihm als Mentor für ein Jahr zur Seite steht. Und jeder Alumnus, der Kontakt zu seiner alten Universität halten möchte, kann sich als Mentor engagieren. 105 solcher Tandems haben sich zu Beginn des zweiten TUM2-Mentoring- Jahrs zusammengefunden. Die Mentees, Mentorinnen und Mentoren stammen mittlerweile aus allen 13 Fakultä- ten. Mitglieder des Teams sind Petra Kleiner, Tobias Hür- limann, Leopold Borst, Christoph Knoblinger, Michael Die Preisträger der Bauernfeind-Medaille nebst Hochschulleitung (v.l.): Vizepräsident Truppel, Tina-Maria Hampp, Verena Springer und Patrick Prof. Thomas Hofmann, Prof. Friedrich R. Kreißl, Kanzler Albert Berger, Brandober- Meyer. amtsrat Kurt Franz, Vizepräsident Prof. Peter Gritzmann, TUM-Präsident Prof. Wolf- gang A. Herrmann, Vizepräsidentin Prof. Liqiu Meng, Vizepräsident Dr. Kai Wülbern, Felix Mayer, Dr. Ingo Neuhaus, Leopold Borst und Tobias Hürlimann. Der Werksfeuerwehr der TUM auf dem Campus Gar- ching, vertreten durch Brandoberamtsrat Kurt Franz, wur- de die Medaille in Anerkennung ihrer Dienste für die TU München wie auch für die Allgemeinheit verliehen. Die vor und Industrie bereitstellt, sondern die er seit mittlerweile mehr als 25 30 Jahren gegründete Werksfeuerwehr mit 60 Feuer- auch eine besondere Bedeutung ge- Jahren hält, ist zu einem Fixtermin in wehrbeamten – darunter sind sechs ausgebildete Ret- wonnen hat als wichtiger Produzent München und Oberbayern geworden tungssanitäter – besteht aus drei Wachschichten, die je- von Radioisotopen für die Nuklear- und ruft erhebliches Presseecho her- weils 24 Stunden Dienst haben. Die TUM-Feuerwehr ist medizin. vor. Mit Titeln wie »Die Hölle der vollständig in den Rettungswagen-Einsatz im Münchener Gummibärchen und die Kunst des Norden integriert. Bei Notfällen auf der Autobahn, bei Prof. Friedrich R. Kreißl, apl. Profes- Goldmachens« zog und zieht er Jung Industrieunfällen und Alarmen bei den Max-Planck- sor am Lehrstuhl für Anorganische und Alt in den Bann der Chemie. Instituten, der ESO und sogar General Electric rückt sie Chemie der TUM, hat sich mit sei- aus. Zudem dient sie als zentrale Rettungsleitstelle der nem jahrelangen großen Einsatz in Felix Mayer leitet das der TUM na- Fakultät für Sportwissenschaft und als zentrale Alarm- der Wissenschaftsvermittlung an hestehende, ambitionierte Sympho- stelle für den Freisinger TUM-Standort. Mit ihren hunder- Kinder und Jugendliche hervorra- nische Ensemble München und steht ten Einsätzen im Jahr, ihrer hervorragenden Motivation, gend verdient gemacht. Intensiv en- auch dem Universitätsorchester der Sachkunde und Ausrüstung ist die TUM-Werksfeuerwehr gagiert er sich dafür, den Nachwuchs TUM und dem Universitätschor am ein wesentlicher Sicherheitspartner im Münchener Nor- für das Fach Chemie zu gewinnen. Campus Weihenstephan der TUM den geworden. Seine traditionelle, stets hoffnungs- vor, die vielen Veranstaltungen der los überfüllte Faschingsvorlesung, Hochschule einen würdigen musika- ■ TUMcampus 1/10 13
Dies academicus Nachwuchs- preis der Johannes B. Ortner-Stiftung A uf der Vorabendveranstaltung des Dies academicus verlieh Johannes B. Ortner (4.v.l.) acht je- weils mit 1 000 Euro dotierte Nach- wuchspreise der Johannes B. Ortner- Stiftung für besonders gelungene Dissertationen und Diplomarbeiten. © Faces by Frank Das Bild zeigt den TUM-Präsiden- ten, Prof. Wolfgang A. Herrmann (l.), mit den Preisträgern (v.l.): Dipl.- Chem. Manuel Högerl (Diplomarbeit »Cyclopentadienyltrioxorhenium in dichtung in zementgebundenen der Katalyse – auf dem Weg zu sub- Baustoffen«, Lehrstuhl für Baustoff- stituierten Derivaten«, Fachgebiet kunde und Werkstoffprüfung), Dr. Molekulare Katalyse), Dr. Sandra Christoph Rapp (Dissertation »Ex- Spielvogel (Dissertation »Chemical perimentelle Studie der turbulenten Composition, Spatial Distribution Strömung über periodische Hügel«, and Stocks of Organic Matter in a Fachgebiet für Hydromechanik). Temperate High-Elevation Forest Nicht abgebildet ist Dr. Oliver Alexy Region«, Lehrstuhl für Bodenkunde), (Dissertation »Free Revealing – How Johannes B. Ortner, Dr. Monika Firms Can Profit From Being Open«, Schmidmayr (Dissertation »Beein- Dr. Theo Schöller-Stiftungslehrstuhl flussung von Proliferation und Diffe- für Technologie- und Innovations- renzierung humaner Osteoblasten- management). Zellkulturen durch Konzentration und Zyklizität von Progesteron nach Die Ortner-Stiftung fördert For- Estradiolexposition«, Lehrstuhl für schungsprojekte von Nachwuchs- Frauenheilkunde), Dipl.-Ing. Judith wissenschaftlern der naturwissen- Resch (Diplomarbeit »Mitbürger- schaftlichen und technischen Fä- haus in Bad Tölz« Lehrstuhl für Ent- cher – insbesondere der Architektur werfen und Denkmalpflege), Dipl.- und des Bauingenieurwesens – so- Ing. Julia Klassen (Diplomarbeit wie das Studien- und Weiterbil- »Mixed Use«, Lehrstuhl für Ent- dungsangebot der TUM im Ausland. wurfsmethodik), Dr. Petra Rucker- Johannes B. Ortner ist Ehrensenator Gramm (Dissertation »Modellierung der TUM. des Feucht- und Salztransports un- ter Berücksichtigung der Selbstab- ■ Das Symphonische Ensemble München unter der Leitung von Felix Mayer erfrischte Herz und Ohr der Dies-Besucher. 14 TUMcampus 1/10
Dies academicus Preis der Landeshaupt- stadt München In Vertretung von Oberbürgermeister Christian Ude verlieh der dritte Bürgermeister der Landeshauptstadt München, Hep Monatzeder, den Hochschulpreis 2009 Sie strahlten um die der Landeshauptstadt München für herausragende Wette: Patricia Ott Abschlussarbeiten an der TUM 2009. und Hep Monatzeder, der auch noch zwei Anerkennungspreise der Landeshauptstadt Der Preis ging an Patricia Ott für ihre Arbeit »Die Ord- München an Nikolaus Witte (M.) und Simon nungssysteme der Landschaft um Schleißheim: Form, Winter (l.) verteilen Typus, Modell«, angefertigt am Fachgebiet Landschafts- © Uli Benz durfte. architektur regionaler Freiräume. Die Studie befasst sich mit Form und Ausgestaltung einer historischen Achse in einem übergreifenden stadtstrukturellen und regionsbe- zogenen Ansatz. Besonders überzeugte die Interpreta- Wegen ihrer ho- tion zur Rückgewinnung von öffentlichem und urbanem hen Qualität wur- Freiraum mit zahlreichen landschaftsplanerischen Vor- de zusätzlich die schlägen, die von der Stadt aufgegriffen werden kön- Sonderdiplomar- nen. beit »Zentrum für Kunst und Tech- nologie, Erweite- rung und Teil- raumstrukturie- rung des Muffat- werks« mit einer © Uli Benz öffentlichen An- erkennung ge- würdigt. Mit ih- rem sorgfältig ausgearbeiteten Entwurf bewiesen Nikolas Witte und Si- mon Winter ein hohes Einfühlungsvermögen in die spe- zielle städtebauliche und landschaftliche Situation des Muffatwerks. Die Arbeit greift historische und topografi- sche Besonderheiten auf und besticht durch einen schonenden, aber innovativen Umgang mit diesem his- torisch wertvollen Ort. Die Arbeit entstand am Lehrstuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung. Der mit 4 000 Euro dotierte Preis der Landeshauptstadt München wird für Arbeiten vergeben, die sich mit wichti- gen Fragen der Stadtentwicklung befassen und deren Ergebnisse für die Stadt von Bedeutung sind. Der Preis soll die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Münchner Themen in den Hochschulen und Universitä- ten anregen und gleichzeitig Erkenntnisse aus den Hoch- © Astrid Eckert schulen für die Stadt und ihre Verwaltung nutzen. ■ TUMcampus 1/10 15
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Spezial Forscher-Oase in der Wüste © Albert Berger Die King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) in Saudi-Arabien hat ein ehrgeiziges Ziel: die Weltspitze! TUMcampus 1/10 17
Spezial N ach nur zwei Jahren Bauzeit hat im September 2009 die modernste und am besten aus- und Ausbildung der jungen Bevöl- kerung die wesentliche Quelle für künftigen Wohlstand sein müssen. dratkilometer großen Gelände über zwölf Milliarden Dollar kosten las- sen. Der größte Teil davon floss in gestattete Universität der isla- Neben Iran hat Saudi-Arabien die die Errichtung einer Stiftung zum mischen Welt ihren Betrieb auf- jüngste Bevölkerung der Welt: Mehr dauerhaften Betrieb der Universität genommen. König Abdullah von als die Hälfte aller Saudis sind jün- mit Stipendien für alle Studieren- Saudi-Arabien erfüllt sich damit nicht nur einen Traum. Er stößt einen umfassenden Prozess der Modernisierung an, der von der »Mit der KAUST-Kooperation hat die TUM über ihre große internationa- neuen Universität ausgehen und le Erfahrung hinaus wieder einmal pionierhaft Neuland betreten und ein von ihr befeuert werden soll. in jeder Hinsicht ambitioniertes Projekt eingeworben. Bereits jetzt zeigt sich, dass die TUM damit im Kreis der weltweit besten Universitäten eine In unmittelbarer Nähe zu den heilig- ›hervorstechende‹ Sichtbarkeit und weiteren Reputationsgewinn erlangt sten Stätten der islamischen Welt, hat.« in dem geografischen Dreieck aus Albert Berger Medina, Mekka und Dschidda, ist an der Küste des Roten Meers eine weitere Pilgerstätte entstanden. Allerdings im übertragenen Sinne, denn die neue Universität zieht ger als 21 Jahre. Wissenschaft und den. Etwa zwei Milliarden Dollar schon jetzt Professoren, Mitarbeiter Technik sollen nach Öl und Gas die wurden verbaut, vorübergehend und Studierende aus vielen Ländern wirtschaftliche und industrielle Ba- waren bis zu 54 000 Arbeitskräfte an. sis bilden für das Saudi-Arabien der auf der Baustelle. So ist in nur zwei Zukunft. Jahren ein hochmoderner, durch- Das Land, und sein König an der dachter, zweckmäßiger und optisch Spitze, haben erkannt, dass neben König Abdullah hat sich die Univer- ansprechender Campus entstan- Bodenschätzen vor allem Bildung sität auf einem mehr als 36 Qua- den. In der Mitte thront die Biblio- © KAUST Ein Modell der jüngsten Uni der Welt: Die »King Abdullah University of Science and Technology« (KAUST) nahm am 23. September 2009 ihren Betrieb auf. 18 TUMcampus 1/10
Spezial thek, darum gegliedert sind die Bei der Eröffnung Lehr- und Forschungsgebäude, und der KAUST (v.l.): Prof. Choon Fong außen – durch einen Kanal abge- Shih, Präsident der trennt – stehen Wohnungen und KAUST, Prof. Wolf- Häuser für Studenten und Dozenten. gang A. Herrmann, TUM-Präsident, und DFG-Präsident Prof. Die KAUST ist eine Bildungseinrich- Matthias Kleiner. tung der Superlative: die jüngste Uni der Welt, die neuesten Geräte, dar- unter einer der schnellsten Com- puter. 20 000 Quadratmeter Solar- kollektoren stehen auf den Dächern, Entsalzungsanlagen versorgen La- bors, Wohnungen und Gärten mit Wasser. Mehr als 80 000 Bäume © Albert Berger und Sträucher haben Bauarbeiter in den vergangenen Monaten ge- pflanzt. Ein 63 Kilometer langes Netzwerk an Sprinklerleitungen be- Man hat sich klangvolle Universitäten als Partner ge- International Advisory Council sucht: Berkeley, Cambridge, Stanford, das Imperial Col- lege London und, als einzige aus Deutschland, die TU München. Diese Hochschulen erhalten Millionenbeträ- TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann ist Mitglied des neuge- ge, um ihre Forschungsprojekte an der KAUST voranzu- schaffenen International Advisory Council (IAC) der King Abdullah Uni- treiben. Schwerpunkte sind Bio- und Nanowissenschaf- versity of Science and Technology (KAUST). Das Gremium unterstützt ten, Energietechnik, Materialwissenschaften und Infor- und berät KAUST-Präsident Prof. Choon Fong Shih. Weitere Mitglieder matik. Zwei langfristige Forschungsstrategien werden des IAC sind unter anderen Prof. Olaf Kübler, Altpräsident der ETH Zü- verfolgt: Erstens soll eine weltweit führende Solartech- rich, Prof. Jang Moo Lee, Präsident der Seoul National University, Ko- nologie entwickelt werden, die dazu beiträgt, dass Sau- rea, Prof. Paul C. W. Chu, bis 2009 Präsident der Hongkong Universi- di-Arabien neben Öl und Gas auch Sonnenenergie ex- ty of Science and Technology, und Dr. Samuel E. Bodman, vormaliger portieren wird. Zweitens erwartet das Land von den For- U.S.-Minister für Energiefragen. Den Vorsitz hat Prof. Frank Press, Di- schern ein ambitioniertes Biotechnologie-Programm. rektor der Washington Advisory Group. Es soll eines Tages ermöglichen, mithilfe von Sonnen- energie und entsalztem Wasser aus dem Roten Meer Weizen in der Wüste anzubauen. wässert grüne Rasenflächen mit soren kommen aus Deutschland, 14 Neben dem hochmodernen Campus und dem interna- entsalztem Meerwasser. aus den USA, womit Deutschland tionalen Forscherteam stützt sich die Strategie noch auf das zweitstärkste Kontingent stellt. eine dritte Komponente: Forschungspartnerschaften mit Die KAUST wird als internationale weltweit führenden Universitäten und Firmen – und da- Forschungsuniversität für Master- Das akademische Modell der von möglichst viele. Die KAUST stellt hierfür einige Hun- studenten und Doktoranden errich- KAUST ist um vier Forschungsinsti- dert Millionen US-Dollar bereit. 42 Kooperationsverein- tet und soll mit ihrem Programm die tute mit verschiedenen Forschungs- barungen gibt es bislang, als einzige deutsche Einrich- besten Dozenten und Studierenden zentren strukturiert, die sich den tung ist die TUM mit von der Partie. Über eine Laufzeit rekrutieren. Mehr als 220 Professu- Themen Rohstoffe und Energie, von vier Jahren bekommen die Bayern von der KAUST ren und viele hundert Wissenschaft- Biotechnologie, Ingenieurwissen- 21 Millionen US-Dollar für drei gemeinsame For- lerstellen wurden neu geschaffen schaften, Chemie und Mathematik schungsprojekte, die teils in München, teils in Thuwal und besetzt, um über 2 000 Studen- widmen und somit voneinander in vorangetrieben werden: »Virtual Arabia« ist die drei- ten auszubilden und mit ihnen zu ihren wissenschaftlichen und tech- dimensionale Darstellung Saudi-Arabiens, die nicht nur forschen. Immerhin sieben Profes- nischen Studien profitieren können. die Oberfläche abbildet, sondern auch die darunter lie- TUMcampus 1/10 19
Spezial genden geologischen Strukturen. Das zweite Projekt dreht sich um die CO2-Einlagerung in unterirdischen KAUST@MAC – mit Laptop Speicherstätten. Ziel des dritten Forschungsprojekts ist die Entwicklung neuer hochwertiger Stoffklassen aus und Lederhose Kohlendioxid. Während mit dem Geld neue Wissen- schaftlerstellen in München geschaffen werden, hoffen durch den Wüstensand die Saudis auf einen Wissenstransfer modernster For- schungspraktiken und -ergebnisse. Kampf um die besten Köpfe »KAUST is the first CSE-University«. Prof. Wolfgang A. Herrmann, bei der Mit diesen Worten leitet David E. offiziellen Eröffnung des MAC im »Wir wollen die besten Köpfe aus aller Welt anlocken«, Keyes, ehemals Columbia Universi- Juli betonten. Unter diesem Dach betont KAUST-Präsident Prof. Choon Fong Shih aus ty und jetzt verantwortlich für Com- haben sich zahlreiche Lehrstühle Singapur bei jeder Gelegenheit. Darin liege die Heraus- putational Science and Engineering verschiedener Fakultäten der TUM, forderung: »Denn, wissen Sie, wir konkurrieren mit den (CSE) bei der KAUST, gern seine aber auch Arbeitsgruppen der LMU führenden Universitäten der Welt, in Europa, in den Vorstellung von der KAUST ein. Und und der Max-Planck-Gesellschaft USA. Wir haben sehr hart dafür gearbeitet, einige der in der Tat: Die KAUST schreibt den sowie das Leibniz-Rechenzentrum besten Leute aus diesen Teilen der Welt zu holen.« Da- Themen Simulation und Höchstleis- der Bayerischen Akademie der Wis- mit Spitzenforscher kommen und auch bleiben, musste tungsrechnen (HPC) nicht nur eine senschaften, zu fachübergreifenden mehr geschehen als nur neue Gebäude hochzuziehen Nebenrolle zu. Erstmals prägt der Projekten zusammengeschlossen. und schnelle Computer zu kaufen. interdisziplinäre Ansatz eine kom- Zwei der drei Verbundprojekte aus plette Forschungsuniversität – das der KAUST-TUM-Partnerschaft Erstmals in Saudi-Arabien lernen und forschen Frauen Niederreißen klassischer Fakultäts- wurden nun ebenfalls in das MAC und Männer gemeinsam. Auf dem Campus gelten keine scheuklappen inklusive. Mit dem im integriert, und beide haben sich speziellen Kleidungsvorschriften. Saudische Frauen Herbst 2008 an der TUM eingerich- »Computational« und »Computing« sind an der KAUST gleichberechtigt, dürfen Auto fahren auf ihre Fahnen geschrieben. und müssen nicht in gesonderten Bereichen im Restau- rant sitzen. Im Projekt »Simulating CO2 Seques- tration« pumpen zwei Postdocs und Für König Abdullah ist die KAUST nicht nur ein erfüllter vier Doktoranden CO2 virtuell in be- Traum, sondern auch ein weiterer Schritt hinaus aus der reits seit längerem erschlossene Öl- jahrzehntelangen Isolation seines Landes. Für Europäer, felder. Rechnet und erprobt man besonders Deutsche, wird ein weiteres Mal deutlich, Ähnliches in Deutschland und an- welches Gewicht andere Länder der Ausbildung ihrer derswo schon seit einiger Zeit, um jungen Generationen beimessen und bereit sind, dafür das CO2 langfristig der Atmosphäre viele Milliarden Dollar in die Hand zu nehmen. Überzeu- zu entziehen und einzulagern, so gend ist das Bekenntnis des Universitätsgründers: wollen die Saudis durch die Einspei- »Knowledge is the oil of the future.« Das sagt alles. sung auch die schwer erschließba- © M. Manhart ren Reste der Ölvorkommen för- Wolfgang A. Herrmann dern. Die zugrunde liegende Simu- lationsaufgabe ist ein Paradebei- Strömungen in porösen Medien sind ein spiel für Forschung auf dem Gebiet zentraler Punkt bei der CO2-Sequestrie- des CSE und beinhaltet komplexe rung. Fragestellungen der Modellierung, der numerischen Algorithmik und teten »Munich Centre of Advanced des HPC. Dementsprechend arbei- Computing« (MAC), das sich eben- ten Gruppen der Mathematik – die falls Simulation und HPC verschrie- Professoren Martin Brokate, Karl- ben hat, besteht nun seitens der Heinz Hoffmann und Michael Ul- TUM eine ideale Andockstelle, wie brich –, der Informatik – die Profes- die Präsidenten beider Hochschu- soren Arndt Bode und Hans- len, Prof. Choon Fong Shih und Joachim Bungartz – sowie der Strö- 20 TUMcampus 1/10
Spezial Terraindaten aufzu- bereiten und darzu- stellen, ist allein schon eine Heraus- forderung – das Pro- jekt »Virtual Arabia« will sie auch noch in Echtzeit mit Simula- tionsdaten und CAD- Planungstools kom- binieren und so einen virtuellen Simulations- und Arbeitskosmos schaffen. © R. Westermann mungsmechanik – Prof. Michael ausstoßen, relevanter ist denn je. von der Bereitstellung und Speicherung bzw. Kompri- Manhart – gemeinsam daran, die Im Zentrum des Projekts »Virtual mierung der Daten über die Echtzeit-Visualisierung zum zahlreichen Herausforderungen Arabia« stehen deshalb die visuelle Zweck interaktiver Eingriffe bis hin zur Präsentation in vom »Multi-Typ« (Multi-Phasen, Aufbereitung und Exploration kom- virtuellen Räumen à la CAVE. Fünf Doktoranden aus den Multi-Skalen, Multi-Level und Multi- plexer und heterogener Daten. Dies Informatik-Gruppen der Professoren Arndt Bode, Hans- Core) zu meistern. schließt Simulationsergebnisse aus Joachim Bungartz, Gudrun Klinker und Rüdiger Wester- dem Projekt zur CO2-Sequestrie- mann sowie des Ingenieurwesens (Prof. Ernst Rank) ar- »The purpose of computing is in- rung ein, aber es beinhaltet noch beiten gemeinsam an dieser Thematik. sight, not numbers« ist ein viel zitier- viel mehr: Terraindaten, Daten ge- ter Ausspruch des Mathematikers bauter Infrastruktur oder Klimada- Die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen in den beiden Projekten geschieht übrigens auch über Köpfe – bekanntlich ja nicht der schlechteste Weg. Zum Jahres- »Im Grunde ist KAUST keine Universität, sondern eine Idee, eine welt- anfang wechseln Thomas Amler und Jens Schneider, weite Exzellenzinitiative, ein internationales Forschungsnetzwerk. Dabei beide ehemalige TUM-Doktoranden, als Postdocs nach zu sein ist nicht alles, aber es eröffnet Chancen und Perspektiven, die Saudi-Arabien, um auf dem KAUST-Campus Nach- weit über die jetzt angelaufenen Projekte hinausgehen.« wuchsgruppen aufzubauen – und bei der KAUST-TUM- Partnerschaft kräftig mitzumischen. Hans-Joachim Bungartz Hans-Joachim Bungartz Tobias Weinzierl und Computerpioniers Richard ten. Und genau in dieser Integration Hamming, der in Zeiten, in denen liegt der hohe Innovationsgrad. immer leistungsfähigere Rechner Auch in diesem Projekt wird thema- immer noch größere Datenfluten tisch ein weiter Bogen gespannt – TUMcampus 1/10 21
Spezial CO2-Management ein weiteres gemeinsames Projekt von TUM und KAUST an. Ziel ist die Fixierung von Kohlendioxid: aus CO2 sol- len hochwertige Stoffklassen, beispielsweise Werk- und Wirkstoffe, vielleicht sogar Treibstoffe entstehen. Um Z ukunftsstrategien zur Kontrolle des globalen Tem- peraturanstiegs verlangen nach einem konsequen- ten CO2-Management. Als ein In- dieses Ziel zu erreichen, ist eine interdisziplinäre For- schungsumgebung notwendig, deren Kristallisations- strument dafür wurde nach dem Kyoto-Protokoll ein Handel mit CO2- »Die Herausforderung einer effizienten Nutzung fossiler und zukünftig re- Emissionsrechten etabliert, der da- generierbarer Energieträger wird die Welt des 21. Jahrhunderts prägen. zu führt, dass Kohlendioxid aus Visionäre Lösungsansätze erfordern nicht mehr nur den Einsatz einzel- unterschiedlichen Prozessen abge- ner, exzellenter Gruppen. Daher geht KAUST diese Fragestellungen mit trennt wird und so in großen Men- einem globalen Netzwerk der besten Köpfe an.« gen zur Verfügung steht. Neben sei- Bernhard Rieger ner Wirkung als Treibhausgas stellt CO2 jedoch eine wichtige Kohlen- stoffquelle (»C1-Baustein«) dar, die von der natürlichen Photosynthese genutzt wird, um keim die breit angelegte Kooperation mit der KAUST Sonnenenergie in eine breite Palette organischer Struk- darstellt. Drei Forschergruppen organisieren sich dazu turen umzuwandeln. um den Leitbegriff »Katalyse«: die von Prof. Bernhard Rieger (Makromolekulare Chemie), von Prof. Wolfgang A. Herrmann (Anorganische Chemie) und von Prof. Fritz Kühn (Molekulare Ka- talyse). Um dem breiten Interesse an einer stoff- lichen Nutzung von CO2 gerecht zu werden, wurde zudem am WACKER-Lehr- stuhl für Makromolekulare Chemie ein »Center for Catalytic CO2-Activation« (CCA) gegründet, das wei- tere Kooperationspartner aus dem akademischen aber auch industriellen Umfeld anzieht und zu ei- ner starken Allianz verbin- det. Kluge Köpfe beim Kick-off-Meeting KAUST at TUM mit Bernhard Rieger (4.v.l.) und Fritz Kühn (4.v.r.) www.forum-chemie-macht-zukunft.de Bezogen auf die riesige Gesamtmenge des jährlich pro- duzierten CO2 steckt dessen industrielle Nutzung noch ■ in den Kinderschuhen (www.forum-chemie-macht-zu- kunft.de, Beitrag »Mit CO2 bekommen wir einen Roh- stoff, den wir nicht mal ausgraben müssen«). Hier setzt 22 TUMcampus 1/10
Forschen KIC – neues Im Klima-KIC wird es unter anderem darum Format gehen, gemeinsam mit den drei nationalen fördert wissenschaftlichen Partnern, dem Pots- dam-Institut für Klima- Innovationen folgenforschung, dem Helmholtz-Zentrum © Andreas Heddergott Potsdam Deutsches GeoForschungsZent- rum und der TU Berlin, als Teil des europäi- schen Konsortiums so- wie dessen zehn In- dustriepartnern neue Die TUM wird europäischer Wege zu finden, in Städten durch ge- Forschungs-Knotenpunkt für Klimaschutz und zielte Steuerung der Vegetation Emis- sionen zu reduzieren und das Klima zu Informationstechnologie. verbessern. »Neben der Forschung werden wir im Verbund aber auch neue industrienahe Lehrangebote entwickeln D ie TUM hat sich mit ihrer Beteiligung an zwei neuen EU-weiten Innovations- und Forschungsverbünden mit geplanten Jahresbudgets von jeweils rund 100 Milli- und dungen Wissenschaftler Ordinarius unterstützen«, für mit innovativen Ideen bei Ausgrün- erklärt Prof. Ulrich Stimming. Der Experimentalphysik (E19) koordiniert die onen Euro erfolgreich als europäischer Entwicklungs- KIC-Aktivitäten an der TUM. standort für Strategien im Klimaschutz und künftiger IT- Services positioniert. Auf den Weg gebracht wurden die Die im IT-Bereich angesiedelte KIC »EIT ICT Labs« ver- Knowledge and Innovation Communities (KICs) von folgt das Ziel, neue IT-Dienste zu entwickeln und zur An- dem neuen europäischen Spitzeninstitut European Insti- wendung zu bringen. Die von Berlin aus koordinierte tute of Innovation and Technology (EIT). Sie sind ein deutsche Gemeinschaft, in der die TUM ein wichtiger langfristiges, auf durchschnittlich sieben Jahre angeleg- Knotenpunkt ist, soll dazu beitragen, Europa zum Welt- tes Format der Innovationsförderung, finanziert aus Mit- führer in den Informations- und Kommunikationstech- teln beteiligter Industriepartner – geplant sind pro KIC nologien zu machen. Die TUM überzeugte hier mit ihrem rund 600 Millionen Euro – und der EU; sie steuert jeweils Vorsprung im Forschungsgebiet Cyber-Physical Sys- etwa 120 Millionen Euro bei. Als einzige deutsche Uni- tems: »Künftige neue Dienste werden physikalische In- versitäten waren die TUM und die TU Berlin mit ihren formationen mit aufnehmen und kommunizieren, zum Anträgen auf Beteiligung an gleich zwei KICs erfolg- Beispiel aktuelle Temperaturen kleinräumig abfragbar reich. machen über das Internet. So könnten etwa Autofahrer online vor vereisten Straßen oder hohem Verkehrsauf- Der Auswahl der neuen Wissens- und Innovationsge- kommen gewarnt werden«, erklärt Prof. Manfred Broy, meinschaften »KICs« war ein anspruchsvolles Wettbe- Informatik-Ordinarius der TUM und einer der Direktoren werbsverfahren am EIT vorausgegangen. In den KICs des von TUM und LMU München geführten Centers for sollen Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft neue Digital Technology and Management in München, wo Formen der Zusammenarbeit finden: praxisnahe Inno- die Cyber-Physical Systems TUM-Arbeitsschwerpunkt vationen gezielt erforschen, entwickeln und unterneh- sind. Deutsche Hauptpartner der TUM sind in diesem merisch umsetzen. Für ihre Beteiligung am Klima-KIC KIC: Deutsche Telekom AG, TU Berlin, Fraunhofer-Ge- überzeugte die TUM durch ihre Kompetenzen in der sellschaft, Deutsches Forschungszentrum für Künstli- Elektromobilität (Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik), im che Intelligenz, SAP AG und Siemens AG. energieeffizienten Bauen (Lehrstuhl für Bauphysik) und in der Klimaforschung (Fachgebiet für Ökoklimatologie). ■ TUMcampus 1/10 23
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