CAMPUS - FORSCHER-OASE IN DER WÜSTE SPEZIAL: MYTUM

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CAMPUS - FORSCHER-OASE IN DER WÜSTE SPEZIAL: MYTUM
campus
Das Magazin der TU München                  1| 2010

                             Spezial:
                             Forscher-Oase in
                             der Wüste

                             Forschen:
                             KIC – neues Format
                             fördert Innovationen
                             Politik:
                             Inauguration
                             Fakultät EDU
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CAMPUS - FORSCHER-OASE IN DER WÜSTE SPEZIAL: MYTUM
Editorial

Exzellent zu bleiben reicht nicht –

b    esser zu werden muss unser
     Ansporn sein! Es war im Jahr
2006, als der Erfolg in der Exzel-
                                        rolle unter den deutschen Univer-
                                        sitäten weiter auszubauen. Den Sta-
                                        tus quo zu halten, wäre aber ein
lenzinitiative den Weg zur Umset-       Rückschritt – besser zu werden,
zung unseres Zukunftskonzepts           muss unser Ansporn sein! Bereits
TUM. The Entrepreneurial University     im Frühjahr 2010 werden wir aufge-
geebnet und damit tiefgreifende         rufen, Antragsskizzen für neue Pro-
Strukturänderungen an der TUM           jekte in der Spitzenforschung vorzu-
initiiert hat. Die TUM Graduate         bereiten. Unsere kreativsten Köpfe
School, die erstmals in Deutschland     müssen wir strategisch sinnvoll ver-
den Grundstein für ein universitäts-    netzen, denn heutige Megathemen
weites, strukturiertes Forschungs-      wie die Klima-, Energie- oder auch
und Qualifizierungsprogramm für         die Ernährungs- und Gesundheits-
Doktorandinnen und Doktoranden          forschung übersteigen in ihrer Kom-
legt, und das TUM Institute of Ad-      plexität alles Bisherige und erfor-                    Thomas Hofmann
vanced Study, in dem heute talen-       dern die Bündelung unserer intellek-
tierte Nachwuchsforscher gemein-        tuellen und finanziellen Ressourcen.
sam mit hochkarätigen Professoren
und Gastwissenschaftlern in inter-      Ein Erfolg in der neuen Exzellenzini-    All dies können wir aber nur dann si-
nationaler Atmosphäre arbeiten,         tiative ist nicht zuletzt auch auf-      chern, wenn auch die besten Wis-
sind zwei Beispiele, die heute inmit-   grund deren internationaler Strahl-      senschaftler nach München kom-
ten unserer Universität wirken und      kraft entscheidend. Die Gewinner         men. Mehr als früher spielt heute
die Reputation der TUM in die Welt      werden an globaler Sichtbarkeit          auch die weitere Karriere des Le-
hinaustragen. Aber auch zum Bei-        weiter zulegen. Diese ist bedeuten-      benspartners eine wichtige Rolle
spiel beschleunigte Berufungsver-       der als je zuvor, denn der internatio-   für Spitzenkräfte. Sehr erfolgreich
fahren, Emeriti of Excellence oder      nale Wettbewerb um die klügsten          unterstützt das Munich Dual Career
Gender&Diversity-Programme wur-         Köpfe hat längst begonnen. So ent-       Office hier den Partner oder die
den erst durch Mittel der Exzellenz-    stehen im Ausland leistungsfähige        Partnerin, in der neuen Heimat be-
initiative möglich.                     Wissenschaftszentren wie die King        ruflich Fuß zu fassen. Darauf kön-
                                        Abdullah University of Science and       nen wir stolz sein, denn letztlich
Doch wie geht es weiter? Ende Mai       Technology, die den Anspruch ha-         wird die Nachhaltigkeit unseres Er-
2009 haben Bund und Länder be-          ben, die Besten der besten Studie-       folgs nicht allein durch Zahlen und
schlossen, die Exzellenzinitiative      renden und Professoren nach Sau-         Statistiken bestimmt, sondern auch
über das Jahr 2012 hinaus fortzu-       di-Arabien zu holen. Ich bin über-       dadurch, ob sich die Wissenschaft-
setzen und mit insgesamt 2,7 Milli-     zeugt, dass unser zukünftiger Erfolg     ler in unserer TUM-Familie zu Hause
arden Euro zu fördern. Trotz Wirt-      nicht zuletzt davon abhängen wird,       fühlen.
schaftskrise hat die Politik hiermit    ob es uns gelingen wird, den Zu-
die Bedeutung von Bildung und           strom talentierter Wissenschaftler       Ihr
Wissenschaft für das Wachstum in        an die TUM zu sichern. Wir sind da-
Deutschland erneut unterstrichen        her in der Pflicht, unser TUM-spezi-
und damit Mut und Weitsicht bewie-      fisches Profil zu schärfen und unse-
sen. »A historic deal for German        re Universität zur Vorzugsadresse
Science« – wie es in der Fachzeit-      für interdisziplinär denkende For-
schrift Nature heißt. Erneut müssen     schungspioniere auszubauen.
wir diesen Wettbewerb für uns nutz-                                              Thomas Hofmann
bar machen, um unsere Führungs-                                                  Vizepräsident

                                                                                                       TUMcampus 1/10            3
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Inhalt
                             1    Titel
                             2    Impressum
                             3    Editorial
                             4    Inhalt

Dies academicus              6    Das war 2009
                             8    »Mehr als die Vergangenheit
                                  interessiert mich die Zukunft«
                             9    »Stark ausgeprägtes Zieldenken«
                             10   Ehrensenatorwürde für Gerhard Sussbauer
                             11   Heinz Maier-Leibnitz-Preis
                             12   Karl Max von Bauernfeind-Medaillen
                             14   Nachwuchspreis der
                                  Johannes B. Ortner-Stiftung
                             15   Preis der Landeshauptstadt München

Spezial                      16   Forscher-Oase in der Wüste
                             20   KAUST@MAC – mit Laptop und Lederhose
                                  durch den Wüstensand                           10
                             22   CO2-Management

Forschen                     23   KIC – neues Format fördert Innovationen
                             24   EU-Geld für Goldpartikel und
                                  brillantes Röntgen
                             25   Intelligent gegen Krebs
                             26   Daten aus dem Universum
                                  Besser schlafen ohne schnarchen
                             27   LocomoTUM: Bewegte Forschung

Politik                      28   »Eine echte Herzensangelegenheit«
                             31   PISA an der Isar
                             32   Schule in der Uni
                             33   DFG-Förderung für exzellente Forschung
                             34   TUM-Präsident ist Hochschulmanager
                                  des Jahres
                             35   Das Bauen der Zukunft
                                  Studiengang Consumer Affairs gestartet
                             37   Parlez-vous excellence?
                             38   Warum der deutsche »Dipl.-Ing.«
                                  Bestand hat
                             39   TUM on top

                                  16                                        12

4           TUMcampus 1/10
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Inhalt

Wissenschaft und          40   Zu Besuch auf dem Campus
Wirtschaft                     Martin Halusa, Franz-Josef Kortüm
                               Arend Oetker, Martin Winterkorn
                          42   Kontakte nach Südostbayern
                               TUM-Ausgründung »fortiss« startet
                          43   Mobil navigieren auf der Messe
                          44   Prüfstein für soziale Unternehmer

TUM innen                 45   Erfolg für »Lehre im Fokus«
                               TUM macht erfinderisch
                          46   Studenten im Streik
                          47   Semesterticket
                          48   Energie sparen in der Produktion
                               Komplementärmedizin wird vernetzt
                          49   Master in Transportation Systems
                               Innovation & Business Creation
                          50   Am Puls der TUM                                                 58
                               Für Sie notiert
                          51   Neu berufen

Campusleben               56   Der Turmbau zu Garching
                          57   Studentenansturm schlägt alle Rekorde
                          58   »Volksfest« auf dem
                               Forschungscampus Garching
                          59   Da rauchen die Köpfe
                          60   Adventsmatinee als Benefizkonzert
                          61   Akademischer Jahresgottesdienst
                          62   Workshop in Kenia
                          63   Südafrika: TUM-Studenten bauen für Kinder

Auszeichnungen            64   Preise und Ehrungen

Menschen                  72   Ruhestand
                               Wer, was, wo?
                          73   Ich geh’ mit meiner Laterne...
                          74   in memoriam
                          76   TUM intern

              Standards   2    Impressum
                          3    Editorial
                          80   Termine
                          82   Spiel mit Fragen!
                          83   Vorschau TUMcampus 2/10

       28                                                                                            60

                                                                           TUMcampus 1/10        5
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© Uli Benz

             Der Name ist Programm: »TUM•Energy«
             stellte der Präsident als neuen Schwer-
             punkt der Hochschule vor.

             Das war 2009                                        Wie ein roter Faden zog sich durch
                                                                 die Rede des Präsidenten der Stel-
                                                                                                        jetzt bei 6 750 Erstimmatrikulationen
                                                                                                        und verzeichnen damit einen An-
                                                                 lenwert, den Professoren, Mittelbau,   stieg von 50 Prozent im Vergleich
                                                                 aber vor allem auch die Studieren-     zum Jahr 1999. Um so wichtiger
             Auf der akademischen Jahresfeier 2009 nahm TUM-     den für die Hochschule haben: »Die     sind die Mittel, die uns durch den
             Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann das Audito-    Studierenden sind es, deretwegen       Freistaat Bayern zufließen. Die
             rium mit auf eine Reise durch das zurückliegende,   es uns gibt. Ohne sie haben wir kei-   ›Hochschulmilliarde‹ – nicht die gan-
             ereignisreiche Jahr an der Universität.             ne Existenzberechtigung.« Mit Stolz    ze Milliarde für uns, leider – brachte
                                                                 hob er die trotz Eignungsfeststel-     immerhin ein um rund 15 Millionen
                                                                 lung steigende Anzahl an Immatri-      Euro erhöhtes Budget.« Auf den
                                                                 kulationen hervor: »In vielen Fä-      doppelten Abiturjahrgang richtet
                                                                 chern, etwa dem großen Maschi-         sich die TUM durch viele Program-
                                                                 nenwesen, sind wir weit überbucht.     me und eine Reihe von Anmietun-
                                                                 Das kann man nur bis zu einem ge-      gen an den Hochschulstandorten
                                                                 wissen Maß machen, damit die           ein, »so dass wir gut gerüstet sind,
                                                                 Qualität der Ausbildung nicht zu       um den weiteren Ansturm aufzuneh-
                                                                 stark sinkt. Wir stehen TUM-weit       men und niveauvoll auszubilden.«

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Dies academicus

Eine wichtige Maßnahme war die          nen wir uns bildungspolitisch nicht    trickreiche Erfindungen wie der im
Einrichtung der TUM Graduate            leisten. Das geht am Bedarf einer      Maschinenwesen entwickelte Klett-
School: Die strukturierte Promotion     Innovationsgesellschaft vorbei.«       verschluss aus Stahl. Solche Erfolge
holt die Doktoranden als zentrale                                              schlagen bei der Einwerbung von
Leistungsträger in die Mitte der Uni-   Als zukünftigen zentralen Schwer-      Drittmitteln positiv zu Buche: »For-
versität. Das bedeutet fachliche,       punkt stellte Herrmann das Thema
wissenschaftliche, internationale,      Energie vor: »TUM•Energy ist die
teils auch industrienahe und über-      große Initiative, um die Bereiche
fachliche Qualifizierung. Bis zu vier   Elektromobilität, regenerative Ener-
Millionen Euro stellt die Universität   gien und Energieeffizienz zusammen-
dafür jährlich aus Bordmitteln zur      zuführen. Allein im Bereich Elektro-
Verfügung – »Geld, das wir erwirt-      mobilität verfügt die Hochschule
schaften und es in den Schwer-          über starke Kompetenzen – mehr als
punkt der Hochschule setzen, näm-       50 Professoren schon heute. Neu
lich unsere Nachwuchstalente.«          geschaffen haben wir die Lehrstühle
                                        für Technische Elektrochemie,
Weiteres Highlight 2009: die 13. Fa-    Elektromobilität und Mechatronik,
kultät – TUM School of Education –      Energiespeicherung und -wandlung.

                                                                               © Astrid Eckert
für Lehrerbildung und Bildungsfor-      Wir bilden uns nicht ein, dass wir
schung. »Das ist ein deutschland-       mit diesen allein die Welt bewegen,
weit einmaliges Modell, das zur TU      aber wir werden in dieser Aufstel-
München passt. Der Name TUM             lung auch hier allianzfähig sein.«
                                                                                                                       Stimmungsvoll:
                                                                                                                       Felix Mayer, Diri-
                                                                                                                       gent des Sympho-
                                                                               schungsdrittmittel haben wir seit       nischen Ensem-
                                                                                                                       bles München,
                                                                               1996 mehr als verdoppelt, wir sind
                                                                                                                       und der Informati-
                                                                               jetzt bei 202 Millionen Euro jährlich   ker Prof. Hans-
                                                                               angekommen.«                            Joachim Bungartz
                                                                                                                       als Solist auf dem
                                                                                                                       Dies academicus
                                                                               Mit Beispielen für wissenschaftliche    2009.
                                                                               Schwerpunkte (wie Nanotechnolo-
                                                                               gie und Katalyseforschung) und für
                                                                               neue Einrichtungen wie das interna-
                                                                               tionale Getränkewissenschaftliche
                                                                               Zentrum in Weihenstephan oder das
                                                                               Ingeborg Ortner-Kinderhaus in Gar-
                                                                               ching rundete der TUM-Präsident
                                                                               die Reise durchs Jahr ab. Allein an
© Astrid Eckert

                                                                               Neubaumaßnahmen habe die TUM
                                                                               derzeit »mehr als 120 Millionen Euro
                                                                               auf dem Weg«, vor allem auf dem
Ganz bei der Sache: Aufmerksame Zuhörer im Audimax                             Hightech-Campus Garching. Ab-
                                                                               schließend verwies er auf die fort-
                                                                               schreitende energetische Sanierung
                                                                               in der Arcisstraße, im Stammhaus –
School of Education hat einen be-       Das erneut hervorragende Ab-           »das es immer bleiben wird – wir
sonderen Sinn, weil er etwas Neues      schneiden in Hochschulrankings         sind und bleiben ja die TU Mün-
signalisiert, etwas Wichtiges. Er ist   stärkte das Renommee der TUM           chen.«
die Antwort der TUM darauf, dass        ebenso wie etwa der Start des Sa-
die Lehrerbildung in Deutschland        telliten GOCE im März (»Wir sind                                         ■
als fünftes Rad am Wagen der            stolz auf dieses 300-Millionen-
Fachwissenschaften läuft. Das kön-      Euro-Projekt der ESA«) oder so

                                                                                                     TUMcampus 1/10                    7
CAMPUS - FORSCHER-OASE IN DER WÜSTE SPEZIAL: MYTUM
Dies academicus

                                                           dernen Fundraising-Kultur. Hier           Bayerns hinaus Aufsehen erregt
                                                           musste Neuland betreten werden            und – auch das soll nicht unerwähnt
                                                           und dabei mussten auch Schwierig-         bleiben – gewichtige Geldgeber und
                                                           keiten überwunden werden. In in-          Stifter überzeugen können. Dieses
                                                           tensiven Diskussionen zwischen            Engagement der TU München zeugt
                                                           Hochschule und Ministerium wur-           von Weitblick, denn gut ausgebilde-
                                                           den aber tragfähige Lösungen ge-          te Lehrerinnen und Lehrer können
                                                           funden, und auch hier eine aktuelle       ihre Schülerinnen und Schüler für
                                                           Anmerkung: Der Vorwurf der Öko-           Naturwissenschaften und Technik
                                                           nomisierung trifft nicht zu. Man ver-     begeistern. Diese sind die Studie-
                                                           wechselt hier Ökonomisierung mit          renden von morgen und die Natur-
                                                           Internationalisierung. Die bayeri-        wissenschaftler und Ingenieure von
                                                           schen Hochschulen bekommen im             übermorgen. Um ihrer Verantwor-
                                                           Schnitt vier Prozent ihrer Drittmittel    tung gegenüber den Studierenden
                                                           aus der Wirtschaft, die anderen Gel-      gerecht zu werden, hat die TUM ein
                                                           der laufen über die Bundesrepublik        strategisches Konzept zur Siche-
                                                           Deutschland, die Europäische              rung der Qualität der Lehre entwi-
© Uli Benz

                                                           Union und die Deutsche For-               ckelt. Es wurde vor wenigen Wo-
                                                           schungsgemeinschaft. Aber wir             chen vom Stifterverband für die
Wolfgang Heubisch                                          müssen uns der internationalen He-        deutsche Wissenschaft, nach einem
                                                           rausforderung stellen, nur dann wer-      bundesweiten Wettbewerb ausge-
                                                           den wir die Basis legen, dass unse-       zeichnet, das Konzept ist ehrgeizig,
                                                                                re Jugend auch

»Mehr als die Vergangenheit
                                                                                die Arbeitsbe-
                                                                                dingungen und

interessiert mich die Zukunft,                                                  Entwicklungen
                                                                                vorfindet, die sie
                                                                                in Zukunft die
                                                                                großen, gerade
                                                           demographischen Herausforderun-
                                                           gen auch bewältigen lässt.
denn in ihr gedenke ich zu leben«, zitierte der baye-
rische Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heu-             Die Technische Universität Mün-
bisch den Physiker Albert Einstein. »Und mit dieser        chen hat ihre Freiheit immer als Frei-
Haltung«, so Heubisch weiter, setzt sich die TU            heit zur Verantwortung verstanden.
München für Wissenschaft und Forschung in Bay-             Verantwortung für hervorragende
ern ein.« Der Minister hielt die Festrede zum Thema        Forschung und Lehre ebenso wie
»Hochschulen in Freiheit und Verantwortung«.               Verantwortung gegenüber zentra-
                                                           len, hochschulpolitischen und ge-
»... Mit ihrem Präsidenten an der Spitze war die TUM ei-   sellschaftlichen Anliegen. Einige
ne der wesentlichen Motoren hinter der Experimentier-      Beispiele: Die TU München will die
klausel im alten Hochschulgesetz. Sie hat die neuen        frauen- und familienfreundlichste
Möglichkeiten kreativ und bis zum Rand ausgeschöpft.       technische Universität Deutsch-
Ergebnis war damals eine neuartige Hochschulverfas-        lands werden... Darüber hinaus fühlt
sung, die die TUM bis heute erfolgreich lebt. Aus der      sich die TU München für eine kon-
                                                                                                     ©Astrid Eckert

großen Freiheit von einst ist inzwischen das Standard-     sequente Verbesserung der Lehrer-
modell der bayrischen Hochschulverfassung geworden,        bildung verantwortlich, vor allem in
die guten Erfahrungen der TU München haben über-           den naturwissenschaftlich-techni-
zeugt – nicht nur den Gesetzgeber. Auch in anderen Be-     schen Fächern, deshalb hat sie eine       Protestierende Studenten unterbrachen die
reichen hat sich die TU München vielfach – und vielfach    eigene Fakultät für Lehrerbildung         Ministerrede und übergaben Heubisch einen
erfolgreich – um mehr Gestaltungsspielraum bemüht,         und Bildungsforschung gegründet.
etwa beim Globalhaushalt oder beim Aufbau einer mo-        Sie hat damit weit über die Grenzen

8                   TUMcampus 1/10
CAMPUS - FORSCHER-OASE IN DER WÜSTE SPEZIAL: MYTUM
Dies academicus

   wie könnte es bei der TU München
   auch anders sein...                    »Stark ausgeprägtes
   Auch eine starke und freiheitslie-
                                          Zieldenken«
   bende Universität braucht Partner.
   Der Wissenschaftsminister und sein
   Ministerium verstehen sich heute       Das Grußwort der Studierenden
   mehr denn je als Partner der Hoch-     sprach Anian Kammerloher. Der
   schulen, es geht gerade nicht um       Vertreter der Studierenden in Se-
   kleinteilige Einmischung oder gar      nat und Hochschulrat ging vor
   Gängelung. Wir wollen strategische     allem auf die aktuellen studenti-
   Prozesse begleiten und im kon-         schen Proteste ein.
   struktiven Gespräch Lösungen erar-
   beiten. Ausdruck dieses veränder-      »Sämtliche größeren Universitäts-
   ten Rollenverständnisses von Staat     standorte in Deutschland sind be-
   und Universität sind Zielvereinba-     setzt: Berlin, Aachen, München und
   rungen, die wir in diesem Jahr wie-    sogar Weihenstephan. Doch das

                                                                                 © Uli Benz
   der abschließen konnten. Auch im       Audimax der Technischen Univer-
   Alltag bieten sich vielfältige Gele-   sität München blieb verschont. Wa-
   genheiten zu Austausch und Dialog.«    rum ist das so? Sind die Studieren-                                            Anian Kammerloher
                                          den an der TU München zufriedener
                                     ■    oder nur unpolitischer als anderen
                                          Ortes? Der erste und aus meiner        deten für sinnvolle Ausgaben trotz
                                          Sicht entscheidende Unterschied zu     grundsätzlich gegensätzlicher Posi-
                                          anderen Universitäten ist, dass an     tionen. Für diese Haltung werden
                                          unserer Alma Mater ein stark ausge-    wir von der Hochschulleitung auch
                                          prägtes Zieldenken vorherrscht.        reichlich belohnt. Sie hat erkannt,
                                          Das betrifft sowohl Hochschullei-      dass für Studierende ein kurzer
                                          tung als auch Studierende. Als stu-    Draht nach oben wichtig ist«...
                                          dentische Vertretung steht für uns
                                          die Hochschule und das Leben der       Zum Ende seiner Rede griff Kam-
                                          Studierenden an der TUM im Mittel-     merloher noch einmal seinen Ein-
                                          punkt der Arbeit.«                     gangsgedanken auf: »Aus meiner
                                                                                 Sicht sind die Studierenden an der
                                          Stellvertretend für die konkreten      TU München zufriedener als an an-
                                          Forderungen der Studierenden           deren Universitäten. Sie sind zielge-
                                          nannte Kammerloher das Thema           richteter im Studium und ergebnis-
                                          Studienbeiträge: »Die Studentische     orientierter in ihren politischen
                                          Vertretung der TU München lehnt        Überlegungen. Sie sind damit eine
                                          diese weiterhin vor allem aus sozia-   große Stärke dieser Universität.«
                                          len Gründen ab und arbeitet für de-
                                          ren Abschaffung. Im Gegensatz zu       Weitere Themen waren unter ande-
                                          anderen Studierendenvertretungen       rem das Semesterticket, der Ab-
                                          haben wir uns aber auch zum Ziel       schluss »Dipl.-Ing.«, das Bachelor-
                                          gesetzt, die Studienbeiträge bis zu    Master-System und die (noch nicht
                                          ihrer Abschaffung möglichst zielfüh-   vorhandene) »Neue Mitte Gar-
                                          rend einzusetzen und konstruktiv an    ching«.
                                          ihrer Verwendung mitzuwirken. Da-
Weihnachtsbaum, behängt mit ihren Wün-    durch erhalten wir Studierende den     Alle Reden sind im Internet zu lesen
schen und Forderungen.                    maximalen Nutzen dieser Zwangs-        unter:                 www.tum.de/ccc/broschueren
                                          abgabe, und die Hochschulleitung
                                          findet in uns einen starken Verbün-                                      ■

                                                                                                       TUMcampus 1/10                   9
CAMPUS - FORSCHER-OASE IN DER WÜSTE SPEZIAL: MYTUM
Dies academicus

                                 Die Münchner Moris-
                                   kentänzer der TUM
                                             (Leitung:
                             Dr. Gertrude Krombholz)
                              begeisterten mit einem
                                       flotten Auftritt.

                                                                                fältiger Weise ehrenamtlich im Sinne der Technischen Universität
                                                                                München wirkt.

                                                                                So unterstützt Gerhard Sussbauer die UnternehmerTUM, die er
                                                                                seit ihrer Gründung inhaltlich begleitet. Seit 2008 engagiert er
                                                                                sich darüber hinaus im Vorstand des Bundes der Freunde der
                                                                                Technischen Universität München e.V. Die TU München verdankt
                                                                                Gerhard Sussbauer aber weit mehr. Als Vorstand der Schöller-
                                                                                Stiftungen hat er maßgeblich zur Umsetzung des Dr. Theo Schöl-
                                                                                ler-Stiftungslehrstuhls für Technologie- und Innovationsmanage-
                                                                                ment an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften beigetragen.
                                                                                Jüngst hat er erneut Weitblick bewiesen, als er als persönlicher
                                                                                Berater von Frau Friedl Schöller wesentlich zur Realisierung des
© Uli Benz

                                                                                Friedl Schöller-Stiftungslehrstuhls für Unterrichts- und Hochschul-
                                                                                forschung an der neu gegründeten TUM School of Education bei-
                                                                                getragen hat. Seine Leistungen hat er dabei nie in den Vorder-
             Ehrensenatorwürde für                                              grund gestellt, sondern hat sich immer bescheiden und dezent im
                                                                                Hintergrund gehalten.«
             Gerhard Sussbauer
                                                                                Die berufliche Laufbahn von Gerhard Sussbauer begann in der
                                                                                internen Revision bei MAN. 1968 wurde er zum Wirtschaftsprüfer
             Zum Ehrensenator der TUM ernannt wurde Gerhard Suss-               – mit 31 Jahren zum jüngsten in Deutschland – bestellt; bald dar-
             bauer, Vorstand der Schöller-Stiftung, Nürnberg. TUM-Präsi-        auf wurde er Vorstandsmitglied verschiedener Wirtschaftsprü-
             dent Prof. Wolfgang A. Herrmann überreichte ihm die Urkun-         fungsgesellschaften in München und Stuttgart. Neben der Aus-
             de mit den Worten:                                                 übung vielfältiger Beratungstätigkeiten wurde er Aufsichtsrats-
                                                                                und Beiratsmitglied zahlreicher Gremien und Stiftungen, darunter
             »Mit Gerhard Sussbauer ehrt die TU München einen bedeuten-         der Schöller-Stiftungen. Seit mehreren Jahren engagiert er sich in
             den Berater und Fürsprecher, der sich um die Einrichtung zweier    der Bayerischen Eliteakademie, wo er als Mentor und Tutor dem
             Lehrstühle an der TUM verdient gemacht hat, dem die Bildung        Nachwuchs mit Rat und Tat zur Seite steht. Er ist außerdem Mit-
             und Ausbildung von Studierenden am Herzen liegt und der in viel-   glied des Kuratoriums der Bayerischen Eliteakademie.           ■

             10                  TUMcampus 1/10
Dies academicus

                                                                                                                        rufung an die TUM gilt er als wich-
                                                                                                                        tigster Brückenkopf zwischen Na-
                                                                                                                        tur- und Ingenieurwissenschaften
                                                                                                                        einerseits und der Medizin anderer-
                                                                                                                        seits.

                                                                                                         Prof. Doris Schmitt-Landsiedel, Or-
                                                                                                         dinaria für Technische Elektronik,
                                                                                                         hat große Anerkennung für ihre Initi-
                                                                                                         ative zur Förderung junger Wissen-
                                                                                                         schaftlerinnen erworben. Die konti-
                                                                                                         nuierlich erfolgreiche wissenschaft-
                                                                                                         liche Arbeit auf dem Gebiet techno-
                                                                                                         logienaher Schaltungstechnik, die
                                                                                                         Wirkung ihrer zahlreichen Publika-
                                                                                                         tionen und Vorträge sowie ihr Lehr-
                                                                                                         einsatz machen sie zum Vorbild für
                                                                                                         alle jungen Wissenschaftlerinnen

                                                                                                      © Astrid Eckert
                                                                                                         und Wissenschaftler. Ihr Engage-
                                                                                                         ment zur Gestaltung der Rahmen-
                                                                                                         bedingungen für Wissenschaft und
                                                                                                         Gesellschaft spiegelt sich in zahlrei-

Heinz Maier-Leibnitz-Preis
                                                                                                         chen Auszeichnungen wider und
                                                                          wurde zuletzt durch das Bundesverdienstkreuz am Bande gewür-
                                                                          digt. Als Mitglied zahlreicher Gremien und Ausschüsse verbindet
                                                                          Doris Schmitt-Landsiedel die im bayerischen Raum vorhandenen
In Würdigung ihrer herausragenden wissenschaftlichen                      Kompetenzen in der Mikro- und Nanoelektronik, um den Stand-
Leistungen wurden zwei Professorinnen und zwei Professo-                  ort Deutschland im internationalen Wettbewerb zu stärken. Die
ren der TUM mit der Heinz Maier-Leibnitz-Medaille ausge-                  Brücke zur industriellen Praxis schlägt sie unter anderem durch
zeichnet. Der Preis ist benannt nach Prof. Heinz Maier-Leib-              ihr Mandat im Aufsichtsrat des im Dax 30 notierten großen Halb-
nitz (1911 – 2000), dem Nestor der deutschen Neutronen-                   leiterunternehmens Infineon Technologies AG.                          ➔
physik (»Atom-Ei« Garching) und einem der bedeutendsten
Wissenschaftler der TUM.

Prof. Vasilis Ntziachristos, Direktor des Instituts für
Biologische Bildgebung, zählt zu den international
führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet des
»Biological and Medical Imaging«. Seine großen Ver-
dienste liegen in der Entwicklung und in der Anwen-
dung optischer und optoakustischer bildgebender
Verfahren für funktionale und molekulare Visualisie-
rung sowohl in präklinischen als auch in klinischen
Anwendungen. Vasilis Ntziachristos gilt als Pionier
der Photon-Imaging-Methoden im Bereich der me-
soskopischen und makroskopischen bildgebenden
Verfahren. Mit seiner revolutionären multi-spektralen
optoakustischen Tomographie kann er sogar »Licht
hörbar machen«. Zahlreiche Preise, Patente und her-
ausragende Publikationen dokumentieren seine
großartigen Leistungen. So wurde er 2004 vom Mas-
sachuchetts Institute of Technology als einer der 100     Die Preisträger der Heinz Maier-Leibnitz-Medaille (v. l.): Vasilis Ntziachristos, Chris-Caro-
besten Innovatoren der Welt gelistet. Seit seiner Be-     lin Schön, Doris Schmitt-Landsiedel und Theodor Strobl.

                                                                                                                          TUMcampus 1/10                11
Dies academicus

Prof. Chris-Carolin Schön, Ordinaria für Pflanzenzüch-
tung, arbeitet auf dem Gebiet der quantitativ-geneti-
schen Analyse wichtiger Merkmale von Kulturpflanzen.
Dabei nutzt sie neueste Entwicklungen im Bereich der
DNA-Analyse, der Bioinformatik, der genetischen Sta-
tistik und der effizienten Phänotypisierung und leistet so
maßgebliche Beiträge in der Züchtungsforschung zur
Charakterisierung der nativen Biodiversität, Aufklärung
ihrer funktionellen Eigenschaften und genetischer Phä-
nomene sowie der Heterosis und der Genotyp-Umwelt-
Interaktionen. Die damit gewonnenen grundlegenden
Erkenntnisse der quantitativen Genetik sind von großem
praktischem Nutzen für eine effizientere Agrarproduk-
tion. Mit diesen innovativen Forschungen liefert Chris-
Carolin Schön einen hervorragenden Beitrag zur Verwis-
senschaftlichung der Agrarforschung an der TUM, in
Deutschland und in Europa. Ein Beispiel dafür ist der
vom BMBF geförderte AgroCluster Synbreed: Unter ih-
rer Federführung entstand ein einzigartiges interdiszipli-
näres Zentrum zur genombasierten Züchtungsfor-
schung, das Forschungen an Pflanzen, Tier und Mensch
auf molekularbiologischer Basis zusammenführt. Syn-
breed ist hochinnovativ und verknüpft wissenschaftliche
Exzellenz mit hohem Anwendungsbezug – ein Muster-
                                                             © Faces by Frank

beispiel für die moderne Agrarwissenschaft an der TUM.

Prof. Theodor Strobl, emeritierter Ordinarius für Wasser-
bau und Wasserwirtschaft hat sich auf seinem Fachge-
biet hohe nationale und internationale Reputation er-
worben. An der TUM brachte er seine Begeisterung für
das wasserbauliche Ingenieurwesen mehreren Genera-
tionen von Studierenden und Mitarbeitern nahe. Über
                                                             Karl Max von Bauernfeind-
viele Jahre war er als Berater an Entwurf, Bauausfüh-
rung und Betrieb großer Wasserbauprojekte in der gan-
                                                             Medaillen
zen Welt beteiligt. Dies spiegelte sich sowohl in zahlrei-
chen Vorlesungen über den konstruktiven Wasserbau            Fünf Karl Max von Bauernfeind-Medaillen für besonderes Engagement
wider als auch in bemerkenswerten Fachexkursionen.           um die Hochschule wurden vergeben. Die Auszeichnung ist benannt
Projekte in China, Brasilien, Nigeria und konzentriert im    nach dem ersten Direktor der Königlich Bayerischen Polytechnischen
Nahen Osten unterstreichen Theodor Strobls Stellung          Schule zu München, der Vorläuferin der heutigen TUM.
im internationalen Wasserbau. Er förderte entscheidend
das Zustandekommen einer Partnerschaft der TUM mit
der Jordan University of Science and Technology. Sein        Dr. Ingo Neuhaus, Technischer Direk-    mögliche Ausnutzung eines Brenn-
internationales Engagement hat maßgeblich dazu bei-          tor der Forschungsneutronenquelle       elements mit einer Leistung von
getragen, den Namen der TUM in der Welt zu verbreiten        Heinz Maier-Leibnitz (FRM II), leitet   1 200 Megawatt-Tagen erreicht. Die
und die derzeitige hervorragende Stellung des Lehr-          seit vier Jahren den sicheren Betrieb   Nutzungsdauer verbesserte sich von
stuhls zu begründen. Seit 2007 gehört Theodor Strobl         des FRM II – den er auf Hochtouren      52 auf bislang unerreichte 60 Voll-
dem Kreis der TUM Emeriti of Excellence an, in den die       gebracht hat: Mit 260 Volllasttagen     lasttage; so effizient lief kein zweiter
Hochschule die Spitzenkräfte beruft, die auch nach Ab-       im Jahr 2006 brach der FRM II den       vergleichbarer Forschungsreaktor.
schluss ihrer Hochschulkarriere bereit sind, sich für ihre   damaligen Weltrekord in der Auslas-     Ingo Neuhaus’ Erfahrung und seinem
Alma Mater einzusetzen und die Universität voranzu-          tung eines Forschungsreaktors. Und      Einsatz ist es zu verdanken, dass der
bringen.                                                     im Jahr 2008 gab es einen weiteren      FRM II nicht nur zuverlässig und effi-
                                                       ■     Rekord: Erstmals wurde die maximal      zient Neutronen für Wissenschaft

12                  TUMcampus 1/10
Dies academicus

                                                                                        lischen Rahmen verleihen. Fester Bestandteil jedes Se-
                                                                                        mesters ist der von der Weihenstephaner Musikwerkstatt
                                                                                        e.V. organisierte Auftritt beim Hochschulkonzert. Außer-
                                                                                        dem veranstalten Chor und Orchester jedes Jahr ein ge-
                                                                                        meinsames Kirchenkonzert. Auch als Dozent ist Felix
                                                                                        Mayer der TUM verbunden: Für die Carl von Linde-Aka-
                                                                                        demie hält er musikwissenschaftliche Seminare etwa
                                                                                        über Wagners »Ring des Nibelungen«, Mozarts Opern
                                                                                        und Richard Strauss.

                                                                                        Mit TUM2 ist die Idee von der unternehmerischen TUM-
                                                                                        Familie, einem Identität-stiftenden Austausch von Studie-
                                                                                        renden und Ehemaligen unter dem Dach ihrer Alma Ma-
                                                                                        ter, Wirklichkeit geworden. Seit dem Wintersemester
                                                                                        2008/2009 wird das Projekt unter Leitung von Peter Fin-
                                                                                        ger, Koordinator des TUM Mentoring Programms, voran-
                                                                                        getrieben und erfreut sich weiter wachsenden Zuspruchs
                                                                                        bei Studierenden, Promovenden wie Alumni: Jeder Stu-
                                                                                        dent oder Promovend, der dies möchte, genießt Unter-
                                                                                        stützung, Rat und Tat jeweils eines Alumnus, der ihm als
                                                                                        Mentor für ein Jahr zur Seite steht. Und jeder Alumnus,
                                                                                        der Kontakt zu seiner alten Universität halten möchte,
                                                                                        kann sich als Mentor engagieren. 105 solcher Tandems
                                                                                        haben sich zu Beginn des zweiten TUM2-Mentoring-
                                                                                        Jahrs zusammengefunden. Die Mentees, Mentorinnen
                                                                                        und Mentoren stammen mittlerweile aus allen 13 Fakultä-
                                                                                        ten. Mitglieder des Teams sind Petra Kleiner, Tobias Hür-
                                                                                        limann, Leopold Borst, Christoph Knoblinger, Michael
Die Preisträger der Bauernfeind-Medaille nebst Hochschulleitung (v.l.): Vizepräsident   Truppel, Tina-Maria Hampp, Verena Springer und Patrick
Prof. Thomas Hofmann, Prof. Friedrich R. Kreißl, Kanzler Albert Berger, Brandober-      Meyer.
amtsrat Kurt Franz, Vizepräsident Prof. Peter Gritzmann, TUM-Präsident Prof. Wolf-
gang A. Herrmann, Vizepräsidentin Prof. Liqiu Meng, Vizepräsident Dr. Kai Wülbern,
Felix Mayer, Dr. Ingo Neuhaus, Leopold Borst und Tobias Hürlimann.                      Der Werksfeuerwehr der TUM auf dem Campus Gar-
                                                                                        ching, vertreten durch Brandoberamtsrat Kurt Franz, wur-
                                                                                        de die Medaille in Anerkennung ihrer Dienste für die TU
                                                                                        München wie auch für die Allgemeinheit verliehen. Die vor
und Industrie bereitstellt, sondern         die er seit mittlerweile mehr als 25        30 Jahren gegründete Werksfeuerwehr mit 60 Feuer-
auch eine besondere Bedeutung ge-           Jahren hält, ist zu einem Fixtermin in      wehrbeamten – darunter sind sechs ausgebildete Ret-
wonnen hat als wichtiger Produzent          München und Oberbayern geworden             tungssanitäter – besteht aus drei Wachschichten, die je-
von Radioisotopen für die Nuklear-          und ruft erhebliches Presseecho her-        weils 24 Stunden Dienst haben. Die TUM-Feuerwehr ist
medizin.                                    vor. Mit Titeln wie »Die Hölle der          vollständig in den Rettungswagen-Einsatz im Münchener
                                            Gummibärchen und die Kunst des              Norden integriert. Bei Notfällen auf der Autobahn, bei
Prof. Friedrich R. Kreißl, apl. Profes-     Goldmachens« zog und zieht er Jung          Industrieunfällen und Alarmen bei den Max-Planck-
sor am Lehrstuhl für Anorganische           und Alt in den Bann der Chemie.             Instituten, der ESO und sogar General Electric rückt sie
Chemie der TUM, hat sich mit sei-                                                       aus. Zudem dient sie als zentrale Rettungsleitstelle der
nem jahrelangen großen Einsatz in           Felix Mayer leitet das der TUM na-          Fakultät für Sportwissenschaft und als zentrale Alarm-
der Wissenschaftsvermittlung an             hestehende, ambitionierte Sympho-           stelle für den Freisinger TUM-Standort. Mit ihren hunder-
Kinder und Jugendliche hervorra-            nische Ensemble München und steht           ten Einsätzen im Jahr, ihrer hervorragenden Motivation,
gend verdient gemacht. Intensiv en-         auch dem Universitätsorchester der          Sachkunde und Ausrüstung ist die TUM-Werksfeuerwehr
gagiert er sich dafür, den Nachwuchs        TUM und dem Universitätschor am             ein wesentlicher Sicherheitspartner im Münchener Nor-
für das Fach Chemie zu gewinnen.            Campus Weihenstephan der TUM                den geworden.
Seine traditionelle, stets hoffnungs-       vor, die vielen Veranstaltungen der
los überfüllte Faschingsvorlesung,          Hochschule einen würdigen musika-                                                                 ■

                                                                                                              TUMcampus 1/10                  13
Dies academicus

Nachwuchs-
preis
der Johannes B.
Ortner-Stiftung

A    uf der Vorabendveranstaltung
     des Dies academicus verlieh
Johannes B. Ortner (4.v.l.) acht je-
weils mit 1 000 Euro dotierte Nach-
wuchspreise der Johannes B. Ortner-
Stiftung für besonders gelungene
Dissertationen und Diplomarbeiten.

                                                                                      © Faces by Frank
Das Bild zeigt den TUM-Präsiden-
ten, Prof. Wolfgang A. Herrmann (l.),
mit den Preisträgern (v.l.): Dipl.-
Chem. Manuel Högerl (Diplomarbeit
»Cyclopentadienyltrioxorhenium in        dichtung in zementgebundenen
der Katalyse – auf dem Weg zu sub-       Baustoffen«, Lehrstuhl für Baustoff-
stituierten Derivaten«, Fachgebiet       kunde und Werkstoffprüfung), Dr.
Molekulare Katalyse), Dr. Sandra         Christoph Rapp (Dissertation »Ex-
Spielvogel (Dissertation »Chemical       perimentelle Studie der turbulenten
Composition, Spatial Distribution        Strömung über periodische Hügel«,
and Stocks of Organic Matter in a        Fachgebiet für Hydromechanik).
Temperate High-Elevation Forest          Nicht abgebildet ist Dr. Oliver Alexy
Region«, Lehrstuhl für Bodenkunde),      (Dissertation »Free Revealing – How
Johannes B. Ortner, Dr. Monika           Firms Can Profit From Being Open«,
Schmidmayr (Dissertation »Beein-         Dr. Theo Schöller-Stiftungslehrstuhl
flussung von Proliferation und Diffe-    für Technologie- und Innovations-
renzierung humaner Osteoblasten-         management).
Zellkulturen durch Konzentration
und Zyklizität von Progesteron nach      Die Ortner-Stiftung fördert For-
Estradiolexposition«, Lehrstuhl für      schungsprojekte von Nachwuchs-
Frauenheilkunde), Dipl.-Ing. Judith      wissenschaftlern der naturwissen-
Resch (Diplomarbeit »Mitbürger-          schaftlichen und technischen Fä-
haus in Bad Tölz« Lehrstuhl für Ent-     cher – insbesondere der Architektur
werfen und Denkmalpflege), Dipl.-        und des Bauingenieurwesens – so-
Ing. Julia Klassen (Diplomarbeit         wie das Studien- und Weiterbil-
»Mixed Use«, Lehrstuhl für Ent-          dungsangebot der TUM im Ausland.
wurfsmethodik), Dr. Petra Rucker-        Johannes B. Ortner ist Ehrensenator
Gramm (Dissertation »Modellierung        der TUM.
des Feucht- und Salztransports un-
ter Berücksichtigung der Selbstab-                                            ■

                       Das Symphonische Ensemble München unter der Leitung von
                             Felix Mayer erfrischte Herz und Ohr der Dies-Besucher.

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Dies academicus

Preis der Landeshaupt-
stadt München
In Vertretung von Oberbürgermeister Christian Ude
verlieh der dritte Bürgermeister der Landeshauptstadt
München, Hep Monatzeder, den Hochschulpreis 2009                                                                                    Sie strahlten um die
der Landeshauptstadt München für herausragende                                                                                      Wette: Patricia Ott
Abschlussarbeiten an der TUM 2009.                                                                                                  und Hep Monatzeder,
                                                                                                                                    der auch noch zwei
                                                                                                                                    Anerkennungspreise
                                                                                                                                    der Landeshauptstadt
Der Preis ging an Patricia Ott für ihre Arbeit »Die Ord-                                                                            München an Nikolaus
                                                                                                                                    Witte (M.) und Simon
nungssysteme der Landschaft um Schleißheim: Form,                                                                                   Winter (l.) verteilen
Typus, Modell«, angefertigt am Fachgebiet Landschafts-
                                                                        © Uli Benz

                                                                                                                                    durfte.
architektur regionaler Freiräume. Die Studie befasst sich
mit Form und Ausgestaltung einer historischen Achse in
einem übergreifenden stadtstrukturellen und regionsbe-
zogenen Ansatz. Besonders überzeugte die Interpreta-                    Wegen ihrer ho-
tion zur Rückgewinnung von öffentlichem und urbanem                     hen Qualität wur-
Freiraum mit zahlreichen landschaftsplanerischen Vor-                   de zusätzlich die
schlägen, die von der Stadt aufgegriffen werden kön-                    Sonderdiplomar-
nen.                                                                    beit »Zentrum für
                                                                        Kunst und Tech-
                                                                        nologie, Erweite-
                                                                        rung und Teil-
                                                                        raumstrukturie-
                                                                        rung des Muffat-
                                                                        werks« mit einer
                                                                                            © Uli Benz

                                                                        öffentlichen An-
                                                                        erkennung ge-
                                                                        würdigt. Mit ih-
                                                                        rem      sorgfältig
                                                                        ausgearbeiteten Entwurf bewiesen Nikolas Witte und Si-
                                                                        mon Winter ein hohes Einfühlungsvermögen in die spe-
                                                                        zielle städtebauliche und landschaftliche Situation des
                                                                        Muffatwerks. Die Arbeit greift historische und topografi-
                                                                        sche Besonderheiten auf und besticht durch einen
                                                                        schonenden, aber innovativen Umgang mit diesem his-
                                                                        torisch wertvollen Ort. Die Arbeit entstand am Lehrstuhl
                                                                        für Raumkunst und Lichtgestaltung.

                                                                        Der mit 4 000 Euro dotierte Preis der Landeshauptstadt
                                                                        München wird für Arbeiten vergeben, die sich mit wichti-
                                                                        gen Fragen der Stadtentwicklung befassen und deren
                                                                        Ergebnisse für die Stadt von Bedeutung sind. Der Preis
                                                                        soll die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
                                                                        Münchner Themen in den Hochschulen und Universitä-
                                                                        ten anregen und gleichzeitig Erkenntnisse aus den Hoch-
                                                      © Astrid Eckert

                                                                        schulen für die Stadt und ihre Verwaltung nutzen.

                                                                                                                              ■

                                                                                                                  TUMcampus 1/10                     15
Spezial

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Spezial

Forscher-Oase in der Wüste
                                                                            © Albert Berger

Die King Abdullah University of Science and Technology (KAUST)
in Saudi-Arabien hat ein ehrgeiziges Ziel: die Weltspitze!

                                                 TUMcampus 1/10        17
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          N   ach nur zwei Jahren Bauzeit
              hat im September 2009 die
          modernste und am besten aus-
                                                 und Ausbildung der jungen Bevöl-
                                                 kerung die wesentliche Quelle für
                                                 künftigen Wohlstand sein müssen.
                                                                                             dratkilometer großen Gelände über
                                                                                             zwölf Milliarden Dollar kosten las-
                                                                                             sen. Der größte Teil davon floss in
          gestattete Universität der isla-       Neben Iran hat Saudi-Arabien die            die Errichtung einer Stiftung zum
          mischen Welt ihren Betrieb auf-        jüngste Bevölkerung der Welt: Mehr          dauerhaften Betrieb der Universität
          genommen. König Abdullah von           als die Hälfte aller Saudis sind jün-       mit Stipendien für alle Studieren-
          Saudi-Arabien erfüllt sich damit
          nicht nur einen Traum. Er stößt
          einen umfassenden Prozess der
          Modernisierung an, der von der          »Mit der KAUST-Kooperation hat die TUM über ihre große internationa-
          neuen Universität ausgehen und          le Erfahrung hinaus wieder einmal pionierhaft Neuland betreten und ein
          von ihr befeuert werden soll.           in jeder Hinsicht ambitioniertes Projekt eingeworben. Bereits jetzt zeigt
                                                  sich, dass die TUM damit im Kreis der weltweit besten Universitäten eine
          In unmittelbarer Nähe zu den heilig-    ›hervorstechende‹ Sichtbarkeit und weiteren Reputationsgewinn erlangt
          sten Stätten der islamischen Welt,      hat.«
          in dem geografischen Dreieck aus                                                                  Albert Berger
          Medina, Mekka und Dschidda, ist
          an der Küste des Roten Meers eine
          weitere Pilgerstätte entstanden.
          Allerdings im übertragenen Sinne,
          denn die neue Universität zieht        ger als 21 Jahre. Wissenschaft und          den. Etwa zwei Milliarden Dollar
          schon jetzt Professoren, Mitarbeiter   Technik sollen nach Öl und Gas die          wurden verbaut, vorübergehend
          und Studierende aus vielen Ländern     wirtschaftliche und industrielle Ba-        waren bis zu 54 000 Arbeitskräfte
          an.                                    sis bilden für das Saudi-Arabien der        auf der Baustelle. So ist in nur zwei
                                                 Zukunft.                                    Jahren ein hochmoderner, durch-
          Das Land, und sein König an der                                                    dachter, zweckmäßiger und optisch
          Spitze, haben erkannt, dass neben      König Abdullah hat sich die Univer-         ansprechender Campus entstan-
          Bodenschätzen vor allem Bildung        sität auf einem mehr als 36 Qua-            den. In der Mitte thront die Biblio-

                                                                                                                                  © KAUST

                                                 Ein Modell der jüngsten Uni der Welt: Die »King Abdullah University of Science and
                                                 Technology« (KAUST) nahm am 23. September 2009 ihren Betrieb auf.

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thek, darum gegliedert sind die                                                                                                    Bei der Eröffnung
Lehr- und Forschungsgebäude, und                                                                                                   der KAUST (v.l.):
                                                                                                                                   Prof. Choon Fong
außen – durch einen Kanal abge-                                                                                                    Shih, Präsident der
trennt – stehen Wohnungen und                                                                                                      KAUST, Prof. Wolf-
Häuser für Studenten und Dozenten.                                                                                                 gang A. Herrmann,
                                                                                                                                   TUM-Präsident, und
                                                                                                                                   DFG-Präsident Prof.
Die KAUST ist eine Bildungseinrich-                                                                                                Matthias Kleiner.
tung der Superlative: die jüngste Uni
der Welt, die neuesten Geräte, dar-
unter einer der schnellsten Com-
puter. 20 000 Quadratmeter Solar-
kollektoren stehen auf den Dächern,
Entsalzungsanlagen versorgen La-
bors, Wohnungen und Gärten mit
Wasser. Mehr als 80 000 Bäume

                                                                                                                 © Albert Berger
und Sträucher haben Bauarbeiter in
den vergangenen Monaten ge-
pflanzt. Ein 63 Kilometer langes
Netzwerk an Sprinklerleitungen be-

                                                                               Man hat sich klangvolle Universitäten als Partner ge-
  International Advisory Council                                               sucht: Berkeley, Cambridge, Stanford, das Imperial Col-
                                                                               lege London und, als einzige aus Deutschland, die TU
                                                                               München. Diese Hochschulen erhalten Millionenbeträ-
  TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann ist Mitglied des neuge-             ge, um ihre Forschungsprojekte an der KAUST voranzu-
  schaffenen International Advisory Council (IAC) der King Abdullah Uni-       treiben. Schwerpunkte sind Bio- und Nanowissenschaf-
  versity of Science and Technology (KAUST). Das Gremium unterstützt           ten, Energietechnik, Materialwissenschaften und Infor-
  und berät KAUST-Präsident Prof. Choon Fong Shih. Weitere Mitglieder          matik. Zwei langfristige Forschungsstrategien werden
  des IAC sind unter anderen Prof. Olaf Kübler, Altpräsident der ETH Zü-       verfolgt: Erstens soll eine weltweit führende Solartech-
  rich, Prof. Jang Moo Lee, Präsident der Seoul National University, Ko-       nologie entwickelt werden, die dazu beiträgt, dass Sau-
  rea, Prof. Paul C. W. Chu, bis 2009 Präsident der Hongkong Universi-         di-Arabien neben Öl und Gas auch Sonnenenergie ex-
  ty of Science and Technology, und Dr. Samuel E. Bodman, vormaliger           portieren wird. Zweitens erwartet das Land von den For-
  U.S.-Minister für Energiefragen. Den Vorsitz hat Prof. Frank Press, Di-      schern ein ambitioniertes Biotechnologie-Programm.
  rektor der Washington Advisory Group.                                        Es soll eines Tages ermöglichen, mithilfe von Sonnen-
                                                                               energie und entsalztem Wasser aus dem Roten Meer
                                                                               Weizen in der Wüste anzubauen.

wässert grüne Rasenflächen mit          soren kommen aus Deutschland, 14       Neben dem hochmodernen Campus und dem interna-
entsalztem Meerwasser.                  aus den USA, womit Deutschland         tionalen Forscherteam stützt sich die Strategie noch auf
                                        das zweitstärkste Kontingent stellt.   eine dritte Komponente: Forschungspartnerschaften mit
Die KAUST wird als internationale                                              weltweit führenden Universitäten und Firmen – und da-
Forschungsuniversität für Master-       Das akademische Modell der             von möglichst viele. Die KAUST stellt hierfür einige Hun-
studenten und Doktoranden errich-       KAUST ist um vier Forschungsinsti-     dert Millionen US-Dollar bereit. 42 Kooperationsverein-
tet und soll mit ihrem Programm die     tute mit verschiedenen Forschungs-     barungen gibt es bislang, als einzige deutsche Einrich-
besten Dozenten und Studierenden        zentren strukturiert, die sich den     tung ist die TUM mit von der Partie. Über eine Laufzeit
rekrutieren. Mehr als 220 Professu-     Themen Rohstoffe und Energie,          von vier Jahren bekommen die Bayern von der KAUST
ren und viele hundert Wissenschaft-     Biotechnologie, Ingenieurwissen-       21 Millionen US-Dollar für drei gemeinsame For-
lerstellen wurden neu geschaffen        schaften, Chemie und Mathematik        schungsprojekte, die teils in München, teils in Thuwal
und besetzt, um über 2 000 Studen-      widmen und somit voneinander in        vorangetrieben werden: »Virtual Arabia« ist die drei-
ten auszubilden und mit ihnen zu        ihren wissenschaftlichen und tech-     dimensionale Darstellung Saudi-Arabiens, die nicht nur
forschen. Immerhin sieben Profes-       nischen Studien profitieren können.    die Oberfläche abbildet, sondern auch die darunter lie-

                                                                                                     TUMcampus 1/10                                19
Spezial

genden geologischen Strukturen. Das zweite Projekt
dreht sich um die CO2-Einlagerung in unterirdischen        KAUST@MAC – mit Laptop
Speicherstätten. Ziel des dritten Forschungsprojekts ist
die Entwicklung neuer hochwertiger Stoffklassen aus
                                                           und Lederhose
Kohlendioxid. Während mit dem Geld neue Wissen-
schaftlerstellen in München geschaffen werden, hoffen
                                                           durch den Wüstensand
die Saudis auf einen Wissenstransfer modernster For-
schungspraktiken und -ergebnisse.

Kampf um die besten Köpfe                                  »KAUST is the first CSE-University«.                Prof. Wolfgang A. Herrmann, bei der
                                                           Mit diesen Worten leitet David E.                   offiziellen Eröffnung des MAC im
»Wir wollen die besten Köpfe aus aller Welt anlocken«,     Keyes, ehemals Columbia Universi-                   Juli betonten. Unter diesem Dach
betont KAUST-Präsident Prof. Choon Fong Shih aus           ty und jetzt verantwortlich für Com-                haben sich zahlreiche Lehrstühle
Singapur bei jeder Gelegenheit. Darin liege die Heraus-    putational Science and Engineering                  verschiedener Fakultäten der TUM,
forderung: »Denn, wissen Sie, wir konkurrieren mit den     (CSE) bei der KAUST, gern seine                     aber auch Arbeitsgruppen der LMU
führenden Universitäten der Welt, in Europa, in den        Vorstellung von der KAUST ein. Und                  und der Max-Planck-Gesellschaft
USA. Wir haben sehr hart dafür gearbeitet, einige der      in der Tat: Die KAUST schreibt den                  sowie das Leibniz-Rechenzentrum
besten Leute aus diesen Teilen der Welt zu holen.« Da-     Themen Simulation und Höchstleis-                   der Bayerischen Akademie der Wis-
mit Spitzenforscher kommen und auch bleiben, musste        tungsrechnen (HPC) nicht nur eine                   senschaften, zu fachübergreifenden
mehr geschehen als nur neue Gebäude hochzuziehen           Nebenrolle zu. Erstmals prägt der                   Projekten zusammengeschlossen.
und schnelle Computer zu kaufen.                           interdisziplinäre Ansatz eine kom-                  Zwei der drei Verbundprojekte aus
                                                           plette Forschungsuniversität – das                  der       KAUST-TUM-Partnerschaft
Erstmals in Saudi-Arabien lernen und forschen Frauen       Niederreißen klassischer Fakultäts-                 wurden nun ebenfalls in das MAC
und Männer gemeinsam. Auf dem Campus gelten keine          scheuklappen inklusive. Mit dem im                  integriert, und beide haben sich
speziellen Kleidungsvorschriften. Saudische Frauen         Herbst 2008 an der TUM eingerich-                   »Computational« und »Computing«
sind an der KAUST gleichberechtigt, dürfen Auto fahren                                                         auf ihre Fahnen geschrieben.
und müssen nicht in gesonderten Bereichen im Restau-
rant sitzen.                                                                                                   Im Projekt »Simulating CO2 Seques-
                                                                                                               tration« pumpen zwei Postdocs und
Für König Abdullah ist die KAUST nicht nur ein erfüllter                                                       vier Doktoranden CO2 virtuell in be-
Traum, sondern auch ein weiterer Schritt hinaus aus der                                                        reits seit längerem erschlossene Öl-
jahrzehntelangen Isolation seines Landes. Für Europäer,                                                        felder. Rechnet und erprobt man
besonders Deutsche, wird ein weiteres Mal deutlich,                                                            Ähnliches in Deutschland und an-
welches Gewicht andere Länder der Ausbildung ihrer                                                             derswo schon seit einiger Zeit, um
jungen Generationen beimessen und bereit sind, dafür                                                           das CO2 langfristig der Atmosphäre
viele Milliarden Dollar in die Hand zu nehmen. Überzeu-                                                        zu entziehen und einzulagern, so
gend ist das Bekenntnis des Universitätsgründers:                                                              wollen die Saudis durch die Einspei-
»Knowledge is the oil of the future.« Das sagt alles.                                                          sung auch die schwer erschließba-
                                                                                                © M. Manhart

                                                                                                               ren Reste der Ölvorkommen för-
                                 Wolfgang A. Herrmann                                                          dern. Die zugrunde liegende Simu-
                                                                                                               lationsaufgabe ist ein Paradebei-
                                                           Strömungen in porösen Medien sind ein               spiel für Forschung auf dem Gebiet
                                                           zentraler Punkt bei der CO2-Sequestrie-             des CSE und beinhaltet komplexe
                                                           rung.
                                                                                                               Fragestellungen der Modellierung,
                                                                                                               der numerischen Algorithmik und
                                                           teten »Munich Centre of Advanced                    des HPC. Dementsprechend arbei-
                                                           Computing« (MAC), das sich eben-                    ten Gruppen der Mathematik – die
                                                           falls Simulation und HPC verschrie-                 Professoren Martin Brokate, Karl-
                                                           ben hat, besteht nun seitens der                    Heinz Hoffmann und Michael Ul-
                                                           TUM eine ideale Andockstelle, wie                   brich –, der Informatik – die Profes-
                                                           die Präsidenten beider Hochschu-                    soren Arndt Bode und Hans-
                                                           len, Prof. Choon Fong Shih und                      Joachim Bungartz – sowie der Strö-

20                 TUMcampus 1/10
Spezial

                                                                                                                                     Terraindaten aufzu-
                                                                                                                                     bereiten und darzu-
                                                                                                                                     stellen, ist allein
                                                                                                                                     schon eine Heraus-
                                                                                                                                     forderung – das Pro-
                                                                                                                                     jekt »Virtual Arabia«
                                                                                                                                     will sie auch noch in
                                                                                                                                     Echtzeit mit Simula-
                                                                                                                                     tionsdaten und CAD-
                                                                                                                                     Planungstools kom-
                                                                                                                                     binieren und so
                                                                                                                                     einen virtuellen
                                                                                                                                     Simulations- und
                                                                                                                                     Arbeitskosmos
                                                                                                                                     schaffen.

                                                                                                                   © R. Westermann
mungsmechanik – Prof. Michael              ausstoßen, relevanter ist denn je.     von der Bereitstellung und Speicherung bzw. Kompri-
Manhart – gemeinsam daran, die             Im Zentrum des Projekts »Virtual       mierung der Daten über die Echtzeit-Visualisierung zum
zahlreichen    Herausforderungen           Arabia« stehen deshalb die visuelle    Zweck interaktiver Eingriffe bis hin zur Präsentation in
vom »Multi-Typ« (Multi-Phasen,             Aufbereitung und Exploration kom-      virtuellen Räumen à la CAVE. Fünf Doktoranden aus den
Multi-Skalen, Multi-Level und Multi-       plexer und heterogener Daten. Dies     Informatik-Gruppen der Professoren Arndt Bode, Hans-
Core) zu meistern.                         schließt Simulationsergebnisse aus     Joachim Bungartz, Gudrun Klinker und Rüdiger Wester-
                                           dem Projekt zur CO2-Sequestrie-        mann sowie des Ingenieurwesens (Prof. Ernst Rank) ar-
»The purpose of computing is in-           rung ein, aber es beinhaltet noch      beiten gemeinsam an dieser Thematik.
sight, not numbers« ist ein viel zitier-   viel mehr: Terraindaten, Daten ge-
ter Ausspruch des Mathematikers            bauter Infrastruktur oder Klimada-     Die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen in den
                                                                                  beiden Projekten geschieht übrigens auch über Köpfe –
                                                                                  bekanntlich ja nicht der schlechteste Weg. Zum Jahres-
 »Im Grunde ist KAUST keine Universität, sondern eine Idee, eine welt-            anfang wechseln Thomas Amler und Jens Schneider,
 weite Exzellenzinitiative, ein internationales Forschungsnetzwerk. Dabei         beide ehemalige TUM-Doktoranden, als Postdocs nach
 zu sein ist nicht alles, aber es eröffnet Chancen und Perspektiven, die          Saudi-Arabien, um auf dem KAUST-Campus Nach-
 weit über die jetzt angelaufenen Projekte hinausgehen.«                          wuchsgruppen aufzubauen – und bei der KAUST-TUM-
                                                                                  Partnerschaft kräftig mitzumischen.
                                                     Hans-Joachim Bungartz
                                                                                                                 Hans-Joachim Bungartz
                                                                                                                       Tobias Weinzierl
und Computerpioniers Richard               ten. Und genau in dieser Integration
Hamming, der in Zeiten, in denen           liegt der hohe Innovationsgrad.
immer leistungsfähigere Rechner            Auch in diesem Projekt wird thema-
immer noch größere Datenfluten             tisch ein weiter Bogen gespannt –

                                                                                                        TUMcampus 1/10                                21
Spezial

          CO2-Management                                             ein weiteres gemeinsames Projekt von TUM und KAUST
                                                                     an. Ziel ist die Fixierung von Kohlendioxid: aus CO2 sol-
                                                                     len hochwertige Stoffklassen, beispielsweise Werk- und
                                                                     Wirkstoffe, vielleicht sogar Treibstoffe entstehen. Um

          Z   ukunftsstrategien zur Kontrolle des globalen Tem-
              peraturanstiegs verlangen nach einem konsequen-
          ten CO2-Management. Als ein In-
                                                                     dieses Ziel zu erreichen, ist eine interdisziplinäre For-
                                                                     schungsumgebung notwendig, deren Kristallisations-

          strument dafür wurde nach dem
          Kyoto-Protokoll ein Handel mit CO2-      »Die Herausforderung einer effizienten Nutzung fossiler und zukünftig re-
          Emissionsrechten etabliert, der da-      generierbarer Energieträger wird die Welt des 21. Jahrhunderts prägen.
          zu führt, dass Kohlendioxid aus          Visionäre Lösungsansätze erfordern nicht mehr nur den Einsatz einzel-
          unterschiedlichen Prozessen abge-        ner, exzellenter Gruppen. Daher geht KAUST diese Fragestellungen mit
          trennt wird und so in großen Men-        einem globalen Netzwerk der besten Köpfe an.«
          gen zur Verfügung steht. Neben sei-                                                              Bernhard Rieger
          ner Wirkung als Treibhausgas stellt
          CO2 jedoch eine wichtige Kohlen-
          stoffquelle (»C1-Baustein«) dar, die
          von der natürlichen Photosynthese genutzt wird, um         keim die breit angelegte Kooperation mit der KAUST
          Sonnenenergie in eine breite Palette organischer Struk-    darstellt. Drei Forschergruppen organisieren sich dazu
          turen umzuwandeln.                                         um den Leitbegriff »Katalyse«: die von Prof. Bernhard
                                                                     Rieger (Makromolekulare Chemie), von Prof. Wolfgang A.
                                                                                                  Herrmann (Anorganische
                                                                                                  Chemie) und von Prof.
                                                                                                  Fritz Kühn (Molekulare Ka-
                                                                                                  talyse). Um dem breiten
                                                                                                  Interesse an einer stoff-
                                                                                                  lichen Nutzung von CO2
                                                                                                  gerecht zu werden, wurde
                                                                                                  zudem am WACKER-Lehr-
                                                                                                  stuhl für Makromolekulare
                                                                                                  Chemie ein »Center for
                                                                                                  Catalytic CO2-Activation«
                                                                                                  (CCA) gegründet, das wei-
                                                                                                  tere Kooperationspartner
                                                                                                  aus dem akademischen
                                                                                                  aber auch industriellen
                                                                                                  Umfeld anzieht und zu ei-
                                                                                                  ner starken Allianz verbin-
                                                                                                  det.

          Kluge Köpfe beim Kick-off-Meeting KAUST at TUM mit
          Bernhard Rieger (4.v.l.) und Fritz Kühn (4.v.r.)
                                                                                    www.forum-chemie-macht-zukunft.de

          Bezogen auf die riesige Gesamtmenge des jährlich pro-
          duzierten CO2 steckt dessen industrielle Nutzung noch                                                            ■
          in den Kinderschuhen (www.forum-chemie-macht-zu-
          kunft.de, Beitrag »Mit CO2 bekommen wir einen Roh-
          stoff, den wir nicht mal ausgraben müssen«). Hier setzt

22        TUMcampus 1/10
Forschen

                       KIC – neues                                                                 Im Klima-KIC wird es
                                                                                                   unter anderem darum

                       Format                                                                      gehen, gemeinsam mit
                                                                                                   den drei nationalen

                       fördert
                                                                                                   wissenschaftlichen
                                                                                                   Partnern, dem Pots-
                                                                                                   dam-Institut für Klima-

                       Innovationen                                                                folgenforschung, dem
                                                                                                   Helmholtz-Zentrum
© Andreas Heddergott

                                                                                                   Potsdam Deutsches
                                                                                                   GeoForschungsZent-
                                                                                                   rum und der TU Berlin,
                                                                                                   als Teil des europäi-
                                                                                                   schen Konsortiums so-
                                                                                                   wie dessen zehn In-
                                                                                                   dustriepartnern neue
Die TUM wird europäischer                                                      Wege zu finden, in Städten durch ge-
Forschungs-Knotenpunkt für Klimaschutz und zielte Steuerung der Vegetation Emis-
                                                                               sionen zu reduzieren und das Klima zu
Informationstechnologie.                                                       verbessern. »Neben der Forschung
                                                                               werden wir im Verbund aber auch neue
                                                                               industrienahe Lehrangebote entwickeln

D    ie TUM hat sich mit ihrer Beteiligung an zwei neuen
     EU-weiten Innovations- und Forschungsverbünden
mit geplanten Jahresbudgets von jeweils rund 100 Milli-
                                                          und
                                                          dungen
                                                                Wissenschaftler

                                                          Ordinarius
                                                                    unterstützen«,
                                                                        für
                                                                                      mit innovativen Ideen bei Ausgrün-
                                                                                       erklärt Prof. Ulrich Stimming. Der
                                                                             Experimentalphysik       (E19) koordiniert die
onen Euro erfolgreich als europäischer Entwicklungs-      KIC-Aktivitäten     an  der  TUM.
standort für Strategien im Klimaschutz und künftiger IT-
Services positioniert. Auf den Weg gebracht wurden die    Die im IT-Bereich angesiedelte KIC »EIT ICT Labs« ver-
Knowledge and Innovation Communities (KICs) von           folgt das Ziel, neue IT-Dienste zu entwickeln und zur An-
dem neuen europäischen Spitzeninstitut European Insti-    wendung      zu bringen. Die von Berlin aus koordinierte
tute of Innovation and Technology (EIT). Sie sind ein     deutsche    Gemeinschaft,         in der die TUM ein wichtiger
langfristiges, auf durchschnittlich sieben Jahre angeleg- Knotenpunkt      ist,  soll dazu   beitragen, Europa zum Welt-
tes Format der Innovationsförderung, finanziert aus Mit-  führer  in  den   Informations-      und Kommunikationstech-
teln beteiligter Industriepartner – geplant sind pro KIC  nologien   zu   machen.     Die  TUM   überzeugte hier mit ihrem
rund 600 Millionen Euro – und der EU; sie steuert jeweils Vorsprung      im  Forschungsgebiet        Cyber-Physical Sys-
etwa 120 Millionen Euro bei. Als einzige deutsche Uni-    tems:  »Künftige      neue   Dienste   werden  physikalische In-
versitäten waren die TUM und die TU Berlin mit ihren      formationen mit aufnehmen und kommunizieren, zum
Anträgen auf Beteiligung an gleich zwei KICs erfolg-      Beispiel aktuelle Temperaturen kleinräumig abfragbar
reich.                                                    machen über das Internet. So könnten etwa Autofahrer
                                                          online vor vereisten Straßen oder hohem Verkehrsauf-
Der Auswahl der neuen Wissens- und Innovationsge-         kommen gewarnt werden«, erklärt Prof. Manfred Broy,
meinschaften »KICs« war ein anspruchsvolles Wettbe-       Informatik-Ordinarius der TUM und einer der Direktoren
werbsverfahren am EIT vorausgegangen. In den KICs         des von TUM und LMU München geführten Centers for
sollen Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft neue       Digital Technology and Management in München, wo
Formen der Zusammenarbeit finden: praxisnahe Inno-        die Cyber-Physical Systems TUM-Arbeitsschwerpunkt
vationen gezielt erforschen, entwickeln und unterneh-     sind. Deutsche Hauptpartner der TUM sind in diesem
merisch umsetzen. Für ihre Beteiligung am Klima-KIC       KIC: Deutsche Telekom AG, TU Berlin, Fraunhofer-Ge-
überzeugte die TUM durch ihre Kompetenzen in der          sellschaft, Deutsches Forschungszentrum für Künstli-
Elektromobilität (Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik), im      che Intelligenz, SAP AG und Siemens AG.
energieeffizienten Bauen (Lehrstuhl für Bauphysik) und
in der Klimaforschung (Fachgebiet für Ökoklimatologie).                                                                  ■

                                                                                                            TUMcampus 1/10          23
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