5 Die Gesamtwirtschaft in der langen Frist - Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit
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Die Gesamtwirtschaft in der langen Frist 5 Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit Einführung Arbeitsangebot Arbeitsnachfrage Arbeitslosigkeit Dynamik am Arbeitsmarkt Gleichgewichtsarbeitslosigkeit VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht
Einführung Arbeitsmarkt bestimmt wie viel die Leute arbeiten wie viel sie dabei verdienen Arbeitsangebot ist Trade-off zwischen Freizeit Lohneinkommen zwecks Güterkonsum Arbeitsnachfrage ist Trade-off zwischen Lohnkosten Produktivität der Arbeitskräfte Zusammenspiel von Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage Arbeitslosigkeit Arbeit ist kein gewöhnlicher Produktionsfaktor Implizite Verträge Arbeitsmarktinstitutionen Dynamik des Arbeitsmarktes und Gleichgewichtsarbeitslosigkeit VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 2
Arbeitsangebot • Haushaltsentscheidung zwischen Konsum und Freizeit • Voraussetzung für Konsum: Arbeit/Einkommen => Entscheidung wieviele h Arbeit – wieviele h Freizeit Indifferenzkurve des Haushalts • Kombinationen zwischen Konsum (Arbeitszeit) und Freizeit mit gleichem Nutzenniveau für den Haushalt (substitutive Beziehung) • Lage der Indifferenzkurve = Nutzenniveau • Steigung: Grenzrate der Substitution • Was bedeutet Entscheidung des Haushalts? VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 3
Arbeitsangebot Indifferenzkurve des Haushalts Nutzenniveaus VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 4
Arbeitsangebot • Beschränkung durch die max. verfügbare Zeit l Budgetbeschränkung des Haushalts • Opportunitätskosten der Freizeit • Steigung der Budgetgeraden = Reallohn w (mit: w = W/P) w w C earnings We "buy spending back" our if we work leisure time rest on all day goods ( )w C actual earnings VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 5
Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Höchste erreichbare Indifferenzkurve tangiert die Budgetbeschränkung der Arbeitenden B Güterkonsum Schön aber Wir könnten uns nicht erreichbar! verbessern! A Freizeit 0
Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Optimalwahl B Güterkonsum R Konsum Steigung = -w A Freizeit 0 Freizeit Arbeit
Arbeitsangebot • Ableitung der Arbeitsangebotsfunktion über die Variation des Reallohnsatzes (Fig. 5.3) • Infolge eines Anstiegs des Reallohnsatzes verläuft die Budgetrestriktion steiler (dreht sich im Punkt A) • Der Haushalt wählt eine neue Kombination aus Konsum und Freizeit/Arbeitszeit Dabei sind 2 Effekte wirksam: • Einkommenseffekt • Substitutionseffekt VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 8
Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Figure 4.03 Auswirkungen von Lohnveränderungen Mit steigendem Reallohnsatz steigen Opportunitätskosten der B Freizeit - Substitution zum Güterkonsum Konsum, damit zur Arbeitszeit => Arbeitsangebot steigt R´ R A Freizeit 0
Durchschnittliche Gesamtarbeitsstunden und Reallöhne, 1870-2007 1870 1913 1938 1973 1992 2000 2007 Jahresarbeitsstunden pro Person Frankreich 2945 2588 1848 2020 1695 1591 1559 Deutschland 2941 2584 2316 1870 1566 1473 1432 UK 2984 2624 2267 1919 1653 1653 1607 USA 2964 2605 2062 1887 1786 1855 1785 Schweden 2945 2588 2204 1642 1565 1685 1601 Reallohn (index: 1870 = 100) Frankreich 100 205 335 1048 1565 1701 1884 Deutschland 100 185 285 944 1226 1372 1408 UK 100 157 256 439 689 774 919 USA 100 189 325 596 697 807 931 Schweden 100 270 521 1228 1639 2102 2545 VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 10
Arbeitsangebot Effekte eines Lohnanstiegs auf das Arbeitsangebot • Substitutionseffekt: weniger Freizeit, mehr Arbeit • Einkommenseffekt: mehr Freizeit, weniger Arbeit Ohne weitere Annahmen ist nicht klar, ob ein Lohnanstieg eine Reduktion oder eine Ausweitung des Arbeitsangebots nach sich zieht • Annahmen hinter der „üblichen“ Angebotsfunktion: • Konsum und Freizeit sind normale Güter • Substitutionseffekt > Einkommenseffekt Lohnanstieg bewirkt Zunahme des Arbeitsangebots VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 11
Arbeitsangebot • Weitergehende Überlegungen zum Arbeitsangebot • Unterer/Oberer Bereich der Angebotsfunktion: = Bereiche mit Einkommenseffekt > Substitutionseffekt • Einfluss von Normen, Werten, ….. • Einfluss der sozialen Rahmenbedingungen, Infrastruktur, ….. • Effekte aus Diskriminierung am Arbeitsmarkt, Barrieren,…. • Änderung der Intra-Haushaltsentscheidung…. VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 12
Arbeitsangebot • Individuelle und aggregierte Arbeitsangebots- funktion (Fig. 5.4): Aggregierte Angebots- ist in der Regel flacher (lohnelastischer) Arbeitszeit pro Woche, Personenstunden • Aggregierte Funktion ergibt sich aus der horizontalen Addition der individuellen Funktionen • mit steigendem Reallohnsatz zunehmend mehr Eintritte von individuellen Arbeitsanbietern VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 13
Arbeitsnachfrage • Arbeitsnachfrage ergibt sich aus den Produktionsbedingungen Ableitung aus der Produktionsfunktion Annahmen: • Konstante Skalenerträge • Abnehmende Grenzproduktivität des Faktors Arbeit (MPL) • Kapitalstock fix • Arbeitskosten ergeben sich über Reallohnsatz • Profitmaximierung Arbeit wird eingesetzt, bis MPL gleich w VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 14
Produktionsfunktion Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Figure 3.02 Produktionsfunktion Output (Y) Y =F(K,L) 0 Arbeit (L) VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 15
Arbeitsnachfrage Produktionsfunktion und Funktion der Arbeits- kosten Die Firmen zahlen den Reallohnsatz w1 Optimaler Arbeitseinsatz: MPL = w1 VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 16
Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Figure 4.05 Output (Y) A1 R1 (Steigung = w1) R2 (Steigung = w2 ) Arbeitsinput Reallohn w1 w2 Arbeitsinput L1
Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Figure 4.05 Output (Y) A2 A1 R1 (Steigung = w1) R2 (Steigung = w2 ) Arbeitsinput Reallohn w1 w2 Arbeitsinput L1 L2
Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Figure 4.05 Arbeitsnachfrage Output (Y) A2 A1 R1 (Steigung = w1) R2 (Steigung = w2 ) Arbeitsinput Reallohn w1 w2 MPL Arbeitsinput L1 L2
Arbeitsnachfrage • Veränderung der Arbeitsnachfrage aufgrund steigender Arbeitsproduktivität • Anstieg Kapitalstock und/oder technischer Fortschritt • Produktionsfunktion wird steiler • MPL steigt • Arbeitsnachfragefunktion verschiebt sich nach oben (Fig. 5.6) • Zusammenhang technischer Fortschritt – Beschäftigungsentwicklung – Arbeitslosigkeit • Führt arbeitssparender technischer Fortschritt zu Arbeitslosigkeit? VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 20
Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Figure 4.07 Gleichgewicht am Arbeitsmarkt Angebot Reallohn w A Nachfrage 0 L Beschäftigtenstunden © Oxford University Press, 2005. All rights reserved.
Gleichgewicht am Arbeitsmarkt • Steigende Arbeitsnachfrage: (Anstieg MPL weil K oder A steigen) neues Gleichgewicht mit höherem w und höherem L • Steigendes Arbeitsangebot (Neueintritte in Arbeitsmarkt z.B. durch Migration) neues Gleichgewicht mit höherem L und gesunkenem w VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 22
Wöchentliche Arbeitsstunden pro Kopf 1995 2006 Für Vergleiche relevant: Österreich 17.9 17.5 Partizipations- Kanada 19.9 20.8 quoten Dänemark 17.5 18.5 Teilzeitanteile Frankreich 15.2 14.8 Marktanteil Deutschland 15.7 14.2 generell bzw. informelle Arbeit Italien 15.0 15.8 Niederlande 14.7 16.3 institutionelle Schweden 18.1 18.0 Faktoren / Anreize bzw. Disincentives UK 18.9 19.0 USA 22.3 21.9 VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Source: Folie 5 - 23 International Labour Office
Arbeitslosigkeit • Im einfachen Arbeitsmarktmodell: nur freiwillige Arbeitslosigkeit • Arbeitslosigkeit = Arbeitsangebot zwischen L und • Übliche Interpretation: Gleichgewichtsreallohnsatz ist zu niedrig, um alle potentiellen Arbeitskräfte zur Aufgabe ihre Freizeit zu bringen (aus unterschiedlichen Gründen) • Unfreiwillige Arbeitslosigkeit ist nur infolge eines rigiden zu hohen Lohnsatzes möglich: Fig. 5.9 • Diese Interpretation ist zur Beschreibung/Erklärung empirisch gegebener Arbeitslosigkeit jedenfalls unbefriedigend Erklärungsansätze zu UN-freiwilliger Arbeitslosigkeit in allen neueren Arbeitsmarkttheorien VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 25
Arbeitslosigkeit Erklärungsansätze zu UN-freiwilliger Arbeitslosigkeit in allen neueren Arbeitsmarkttheorien Zentrale Fragestellung: Suche nach den Ursachen für Reallohn-Rigidität: warum erfolgt keine Markträumung über flexible Löhne? Ansätze in der Arbeitsmarktökonomik: • Collective bargaining – Gewerkschaften • Mindestlöhne • Effizienzlöhne • Kontraktlohntheorien • Insider-Outsider Theorien • Arbeitsmarktsegmentierungsansätze VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 26
Gewerkschaften und Reallohnrigidität Gewerkschaften: Mitgliedschaft und Ausmaß der Vertretung Union Structure Union membership (%) coverage (%) 1950 1970 1990 1997 2004 (2001-2004) Sweden Umbrella (ILO, TCO, SACO) 67 67 82 86 77 92 Finland Umbrella (SAK, STTK, AKAVA) 30 51 73 78 70 90 Denmark Umbrella (LO, HK, FTF) 56 63 75 76 80 83 Norway Umbrella (LO, AF, YS) 45 50 56 55 N/A N/A Belgium Party, religious (ACV/CSC,ABVV/FGTB, 43 42 50 53 50 96 ACLVB/CGSLB) Ireland Mostly crafts in ICTU, fragmented 42 59 59 52 43 40 Austria Umbrella/industrial (ÖGB) 62 57 47 39 33 98 Italy Party, religious (CGIL, CISL, UIL) 45 37 39 37 34 70 U.K. Mostly crafts (TUC) 45 50 43 36 29 35 Germany* Umbrella/industrial (DGB, IG Metall, Ver.di) 38 32 36 27 18 68W/53E Portugal Party, religious/umbrella (CGTP, UGT) - - 40 30 25 71 Netherlands Party, religious (FNV, CNV, MHP) 43 37 24 24 20-25 81 Greece Occupational/sectoral (GSEE/ADEDY) - - 34 N/A 20 65 Spain Industrial, firm level (CC.OO, UGT,ELA,CIGA) - - 12 17 16 81 France Party, religious (CGT, CFDT, CGT-FO, CFTC, 30 20 14 10 8 95 CFE-CGC Memo: US Mostly local plant-level (AFL-CIO) - - - 16 7.4 14 *West Germany until 1990 VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 -Source: 27 EIRO, country profiles
Gewerkschaften und Reallohnrigidität • Gewerkschaften als Ursache für Reallohnrigidität – warum? • Gewerkschaften agieren als Monopole am Arbeitsmarkt mit eigenen Präferenzen bzgl. Beschäftigungsausmaß und Reallohnhöhe • Trade-off zwischen Höhe des Reallohnes und Beschäftigungsausmaß (Indifferenzkurve der Gewerkschaft) • Steigung der Indifferenzkurve: je nach Ausrichtung der Gewerkschaft: VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 28
Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Figure 4.11 Beschränkung für die Gewerkschaft: Arbeitsnachfrage Für unterschiedliche Niveaus der Arbeitsnachfrage ergibt sich kollektive Arbeitsangebotsfunktion Kollektives Arbeitsangebot Reallohn Arbeitsnachfrage Beschäftigung 0
Gewerkschaften und Reallohnrigidität • Gewerkschaften können – zumindest für einige Beschäftigungsbereiche – einen höheren Reallohn durchsetzen • Die kollektive Angebotsfunktion wird daher tendenziell über der individuellen Angebotsfunktion liegen Im Ergebnis spielt sich ein Gleichgewichtsreallohn ein, der über dem markträumenden Reallohnsatz liegt Die Folge ist Arbeitslosigkeit, und zwar • Unfreiwillige Arbeitslosigkeit in Bezug auf den Handlungsspielraum der betroffenen Individuen • „freiwillige“ Arbeitslosigkeit in Bezug auf den Handlungsspielraum der Gewerkschaft VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 30
Burda & Wyplosz MACROECONOMICS 4/e Figure 4.12 Arbeitsmarkt mit Gewerkschaft Real- lohn Kollektives Arbeitsangebot Individuelles Arbeitsangebot B w w A Arbeitsnachfrage s Beschäftigung 0 L L L Gewerkschaft-freiwillige, individuell-unfreiwillige Arbeitslosigkeit
Gewerkschaften und Reallohnrigidität • Empirische Relevanz? Arbeitslosenquote nach internationaler Definition: 1960–69 1970–79 1980–89 1990–99 2000–06 France 2.0 3.8 8.6 10.6 9.2 Germany 0.8 2.4 5.8 7.6 8.4 Italy 3.8 4.7 7.8 10.3 8.4 Spain 2.5 4.4 14.7 15.9 10.3 Sweden 1.7 2.0 2.6 7.2 6.0 UK 1.8 4.2 9.5 8.0 5.0 USA 4.8 6.2 7.3 5.8 5.1 • Frage: Entwicklung der Arbeitslosigkeit durch Gewerkschaftsverhalten erklärbar? VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 32
Mindestlöhne und Reallohnrigidität • Mindestlohnvorgaben entsprechend nationaler Gesetze / Kollektiv- vertragsvereinbarungen • Wenn wmin über dem markträumenden Niveau liegt, entsteht wiederum Arbeitslosigkeit • Diese Form der Arbeitslosigkeit betrifft insbesondere Arbeitskräfte mit (noch) geringer Produktivität Ein Erklärungsfaktor für Jugendarbeitslosigkeit Effekte auf die gesamte Beschäftigung nicht eindeutig Tabelle 5.06 • Frage: Abschaffung von Mindestlöhnen zur Erhöhung der Beschäftigung? VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 33
Effizienzlöhne und Reallohnrigidität Es wird ein Zusammenhang zwischen der Produktivität der Beschäftigten (bzw. ihrer Effizienz) und der Lohnhöhe angenommen Produktivität i.S. der individuellen Arbeitsanstrengung ist zumeist nicht direkt beobachtbar, für den Produktionsprozess aber relevant Für Firmen ist es rational, über dem markträumenden Niveau liegende Effizienzlöhne zu zahlen, um Arbeitskräfte zu motivieren, ihre “wahre” Produktivität einzusetzen => Auswirkungen analog zu den Effekten von Gewerkschaften/Mindestlöhnen: es gibt unfreiwillige Arbeitslosigkeit VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 34
Effizienzlöhne und Reallohnrigidität In den Effizienzlohntheorien wird ein relativ reichhaltiges Motivations- und Verhaltensspektrum angenommen Dieses baut häufig auf Principal-Agent Beziehungen auf: • Shirking Ansatz • adverse selection Ansatz • labour-turnover Ansatz Oder baut Fairness-Überlegungen ein: gift exchange Ansatz Frage: Ist über Effizienzlöhne dauerhafte unfreiwillige Arbeitslosigkeit ökonomisch erklärbar? VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 35
Dynamik am Arbeitsmarkt: Bestände und Ströme Bestandsgrößen Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bzw. das Arbeitskräftepotenzial, umfasst alle Personen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren, die grundsätzlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die Gruppe der Erwerbspersonen setzt sich aus der Gruppe der Erwerbstätigen und der Gruppe der Arbeitslosen zusammen. Die Erwerbsquote bezeichnet das Verhältnis von Erwerbspersonen zum Arbeitskräftepotenzial, die Erwerbstätigenquote das Verhältnis der Erwerbstätigen zum Arbeitskräftepotential; werden nur die unselbständig Beschäftigten betrachtet, ergibt sich die Beschäftigungsquote. Die Arbeitslosenquote ist allgemein das Verhältnis von Arbeitslosen zu Erwerbspersonen. VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 36
Dynamik des Arbeitsmarktes: Bestände und Ströme am Arbeitsmarkt Wer ist beschäftigt/erwerbstätig/arbeitslos? Mehrere Konzepte Erwerbstätigkeit: Labor Force Konzept und Lebensunterhaltskonzept LFK: alle Erwerbstätigen ab einer Stunde bezahlter Arbeit in der Referenzwoche LUK: Mindestanzahl an Arbeitsstunden (mind. 11 pro Woche) – geringfügig Beschäftigte fallen heraus Arbeitslosigkeit: • Nach der Definition der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) zählen zu den Arbeitslosen all die Personen, • die laut Befragung ohne Arbeit sind, • innerhalb von zwei Wochen eine Beschäftigung aufnehmen können • und in den letzten vier Wochen selbst eine Arbeit gesucht haben. Dies gilt unabhängig, ob sie als arbeitslos gemeldet sind. Registrierte Arbeitslose sind Personen, die sich beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet haben. VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 37
Dynamik des Arbeitsmarktes: Bestände und Ströme am Arbeitsmarkt Grundgesamtheit: Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bzw. das Arbeitskräftepotenzial, umfasst alle Personen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren, die grundsätzlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Arbeitsmarkt-“Zustände“: Die Gruppe der Erwerbspersonen setzt sich aus der Gruppe der Erwerbstätigen und der Gruppe der Arbeitslosen zusammen. Jene Personen, die weder arbeiten noch Arbeit suchen, zählen nicht zu den Erwerbspersonen (=> inaktive Personen, Nichterwerbstätige) Zwischen diesen drei potentiellen Zuständen erwerbstätig – arbeitslos – nichterwerbstätig gibt es eine Reihe von Übergängen, die erst in einer dynamischen Arbeitsmarktbetrachtung sichtbar werden. VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 38
Dynamik des Arbeitsmarktes: Bestände und Ströme am Arbeitsmarkt Veränderung der Beschäftigung und Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr absolut 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 -10.000 -20.000 -30.000 Jahr 97 Jahr 98 Jahr 99 Jahr 00 Jahr 01 Jahr 02 Jahr 03 Jahr 04 Jahr 05 Jahr 06 Jahr 07 Veränd. d. Beschäftigung Veränd. d. Arbeitslosigkeit Quellen: AMS, HV • Das empirische Faktum, dass sich Arbeitslosigkeit und Beschäftigung nicht immer gegengleich zueinander entwickeln, wird erst erklärbar, wenn die Zu- und Abgänge aus der/in die Nichterwerbstätigkeit einbezogen werden. VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 39
Dynamik des Arbeitsmarktes: Bestände und Ströme am Arbeitsmarkt Findet Job Job- wechsel Beschäftigte Arbeitslose Entlassung Kündigung in Arbeitslosigkeit Pensionierung Neueintritte Erfolglose Neue Entmutigt Nicht im Arbeitskräftepo- tenzial VUUniversity xford Mikrofundierung undAllMakrogleichgewicht Press, 2005. rights reserved. Folie 5 - 40
Dynamik des Arbeitsmarktes: Bestände und Ströme am Arbeitsmarkt Stromgrößen: Zu- und Abgänge aus der Arbeitslosigkeit (AMS) Betroffenheit von Arbeitslosigkeit (AMS) Neuzugänge zur Beschäftigung (Hauptverband) Abgänge in Pension (Hauptverband) Stromgrößen – Schätzwerte: Übergänge in die bzw. aus der Stillen Reserve Jobwechsel, Kündigungen und Wiedereinstiege Wechsel aus der / in die Karenz Wechsel zwischen Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigungen ….. Quellen: z.B. Arbeitsmarktmonitorin des AMS (www.ams.or.at, www.ams-forschungsnetzwerk.at/ VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 41
Arbeitsmarktdynamik 2007 VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 42
Dynamik der Arbeitslosigkeit •Durchschnittliche Bestände und jährl. Ströme in 2006 (Mill. Person) U se L fi U , se Trennungsquote, fi Findequote LS L U und U 0 se Ls U fi U se LS se fi U U se uf L se fi s •Durchschn. •Arbeitslosenströme Arbeitslosenbestand •(Mill. / Jahr): Millionen •Zuflüsse •Abflüsse •Austria •0.24 •0.92 •1.07 •Germany •4.49 •6.88 •7.38 •UK •0.92 •2.52 •2.47 •USA •6.99 •31.34 •31.83 •Source: AMS (Austria), Bundesagentur für Arbeit VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht (Germany) Folie 5 - 43 Dept. of Employment (UK)
Arbeitslosenunterstützung/Anspruchsberechtigung •Eligibility condition •Maximum •Replacement •Restrictions •Long term •benefit •rate of net •unemployment (> 12 •Employment •Period •duration •earnings/ •months) as % of all •(in weeks) •c •unemployed, 2006 •Benefit level •Austria •28 weeks •12 months •52 •55% •according to wage class •27.3 •Belgium •312 days •18 months •indefinite •60% •of maximum earnings •55.6 •Canada •8.7 •Denmark •52 weeks •3 years •208 •90% •of avg. earnings •20.4 •Finland •43 weeks •24 months •24 •€ 23.50 •per day •24.8 •France •registered •116 •57.4-75% •of avg.daily wage •44.0 •employment •Germany •12 months •2 years •77 •60% •of net earnings •57.2 •Greece •200 days •2 years •52 •40% (50%) •daily wages (monthly salary) •55.6 •Ireland •39 weeks •last 1 year •64 •€ 165.80 •per week •34.3 •Italy •52 weeks •2 years •30 •40% •of gross avg. daily wage •52.9 •Japan •6 months •12 months •47 •50-80% •of avg. daily wages •33.0 •Netherlands •26 weeks •39 weeks •26 •70% •of minimum wage •45.2 •New Zealand •resident for 24 •indefinite •NZ$173.92 •per week •7.1 •months •Norway •registered •104 •0.20% •of annual income per day •14.1 •employment •Spain •12 months •last 6 years •26 •70% •of avg. earnings •29.5 •Sweden •450 hours •6 months •43 •320 kr •per day •14.2 •Switzerland •a •2 years •74 •80% •of last earnings •39.1 •12 months •UK •26 •£57.45 •per week •22.1 •USA •b •1 year •26 •50% •of last earnings, taxable •10.0 •15-20 weeks VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 -•Source 44 and footnotes: see text
Gleichgewichtsarbeitslosenquoten •1970–9 •1980–9 •1990–9 •2000–9 •Germany •N/A •N/A •6.4 •7.2 •Italy •4.5 •7.1 •9.4 •7.7 •Japan •1.9 •2.3 •3.0 •3.9 •Spain •5.6 •11.0 •14.0 •10.1 •UK •2.5 •7.0 •7.1 •5.4 •USA •6.1 •6.2 •5.4 •4.8 Gleichgewichtsarbeitslosigkeit = friktionelle + strukturelle Arbeitslosigkeit VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht •Source: OECD Stat; Economic Outlook Folie 5 - 45
Indizes von Beschäftigung und Reallöhne •Reallöhne •Beschäftigung VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 46 •Source: OECD
Indizes von Beschäftigung und Reallöhne •Beschäftigung •Reallöhne VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 47 •Source: OECD
Tatsächliche Beschäftigung wenn Reallohn ungleich Gleichgewichtslohn •Real- lohn Kollektives Arbeitsangebot w1 •A1 Individuelles •A Arbeitsangebot w w2 •A2 Arbeitsnachfrage s •Beschäftigung •0 L1 L L2 L VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht Folie 5 - 48
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