5 Die Gesamtwirtschaft in der langen Frist - Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit

Die Seite wird erstellt Nepomuk Baier
 
WEITER LESEN
5 Die Gesamtwirtschaft in der langen Frist - Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit
Die Gesamtwirtschaft in der langen Frist

                         5
                       Arbeitsmarkt und
                       Arbeitslosigkeit
                       Einführung
                       Arbeitsangebot
                       Arbeitsnachfrage
                       Arbeitslosigkeit
                       Dynamik am Arbeitsmarkt
                       Gleichgewichtsarbeitslosigkeit

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht
5 Die Gesamtwirtschaft in der langen Frist - Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit
Einführung

        Arbeitsmarkt bestimmt
               wie viel die Leute arbeiten
               wie viel sie dabei verdienen
        Arbeitsangebot ist Trade-off zwischen
               Freizeit
               Lohneinkommen zwecks Güterkonsum
        Arbeitsnachfrage ist Trade-off zwischen
               Lohnkosten
               Produktivität der Arbeitskräfte
        Zusammenspiel von Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage
               Arbeitslosigkeit
        Arbeit ist kein gewöhnlicher Produktionsfaktor
               Implizite Verträge
               Arbeitsmarktinstitutionen
        Dynamik des Arbeitsmarktes und Gleichgewichtsarbeitslosigkeit
VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht          Folie 5 - 2
5 Die Gesamtwirtschaft in der langen Frist - Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit
Arbeitsangebot

       • Haushaltsentscheidung zwischen Konsum und Freizeit
       • Voraussetzung für Konsum: Arbeit/Einkommen => Entscheidung
         wieviele h Arbeit – wieviele h Freizeit
        Indifferenzkurve des Haushalts
             •   Kombinationen zwischen Konsum (Arbeitszeit) und Freizeit mit
                 gleichem Nutzenniveau für den Haushalt (substitutive Beziehung)
             •   Lage der Indifferenzkurve = Nutzenniveau
             •   Steigung: Grenzrate der Substitution

       • Was bedeutet Entscheidung des Haushalts?

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht               Folie 5 - 3
Arbeitsangebot

       Indifferenzkurve des Haushalts       Nutzenniveaus

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht    Folie 5 - 4
Arbeitsangebot
       •   Beschränkung durch die max. verfügbare Zeit          l
        Budgetbeschränkung des Haushalts
            •   Opportunitätskosten der Freizeit
            •   Steigung der Budgetgeraden = Reallohn w (mit: w = W/P)

                                                      w               w  C
                                                    earnings          We "buy         spending
                                                                      back" our
                                                   if we work       leisure time       rest on
                                                      all day                          goods

                                                                    (  )w  C
                                                                    actual earnings

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                 Folie 5 - 5
Burda & Wyplosz                 MACROECONOMICS 4/e

      Höchste erreichbare Indifferenzkurve tangiert die
          Budgetbeschränkung der Arbeitenden

                     B
       Güterkonsum

                                                     Schön aber
                         Wir könnten uns             nicht erreichbar!
                          verbessern!
                                                     A
                                                          Freizeit
                     0
Burda & Wyplosz           MACROECONOMICS 4/e

                           Optimalwahl

                  B
    Güterkonsum

                                       R

  Konsum
                                 Steigung = -w
                                                    A
                                                        Freizeit
                  0   Freizeit             Arbeit
Arbeitsangebot
       • Ableitung der Arbeitsangebotsfunktion über die Variation des
         Reallohnsatzes (Fig. 5.3)

             •   Infolge eines Anstiegs des Reallohnsatzes verläuft die
                 Budgetrestriktion steiler (dreht sich im Punkt A)
             •   Der Haushalt wählt eine neue Kombination aus Konsum und
                 Freizeit/Arbeitszeit

             Dabei sind 2 Effekte wirksam:
             •   Einkommenseffekt
             •   Substitutionseffekt

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht               Folie 5 - 8
Burda & Wyplosz                MACROECONOMICS 4/e                         Figure 4.03

                     Auswirkungen von Lohnveränderungen
                                                    Mit steigendem
                                                    Reallohnsatz steigen
                                                    Opportunitätskosten der
                     B                              Freizeit - Substitution zum
       Güterkonsum

                                                    Konsum, damit zur
                                                    Arbeitszeit
                                                    => Arbeitsangebot steigt
                                         R´

                                          R

                                                          A
                                                                  Freizeit
                      0
Durchschnittliche Gesamtarbeitsstunden und Reallöhne,
   1870-2007

                     1870        1913       1938   1973          1992    2000   2007

   Jahresarbeitsstunden pro Person
    Frankreich   2945     2588     1848            2020          1695    1591   1559
    Deutschland 2941      2584     2316            1870          1566    1473   1432
    UK           2984     2624     2267            1919          1653    1653   1607
    USA          2964     2605     2062            1887          1786    1855   1785
    Schweden     2945     2588     2204            1642          1565    1685   1601

   Reallohn (index: 1870 = 100)
    Frankreich     100      205              335   1048          1565    1701   1884
    Deutschland    100      185              285    944          1226    1372   1408
    UK             100      157              256    439           689     774    919
    USA            100      189              325    596           697     807    931
    Schweden       100      270              521   1228          1639    2102   2545

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                 Folie 5 - 10
Arbeitsangebot
       Effekte eines Lohnanstiegs auf das Arbeitsangebot
       • Substitutionseffekt: weniger Freizeit, mehr Arbeit
       • Einkommenseffekt: mehr Freizeit, weniger Arbeit

              Ohne weitere Annahmen ist nicht klar, ob ein Lohnanstieg eine
                 Reduktion oder eine Ausweitung des Arbeitsangebots nach sich zieht

       • Annahmen hinter der „üblichen“ Angebotsfunktion:
             •   Konsum und Freizeit sind normale Güter
             •   Substitutionseffekt > Einkommenseffekt
              Lohnanstieg bewirkt Zunahme des Arbeitsangebots

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht             Folie 5 - 11
Arbeitsangebot
       • Weitergehende Überlegungen zum Arbeitsangebot
             •   Unterer/Oberer Bereich der Angebotsfunktion:

                 = Bereiche mit Einkommenseffekt > Substitutionseffekt

             •   Einfluss von Normen, Werten, …..
             •   Einfluss der sozialen Rahmenbedingungen, Infrastruktur, …..
             •   Effekte aus Diskriminierung am Arbeitsmarkt, Barrieren,….
             •   Änderung der Intra-Haushaltsentscheidung….

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht              Folie 5 - 12
Arbeitsangebot
       • Individuelle und
         aggregierte
         Arbeitsangebots-
         funktion (Fig. 5.4):
           Aggregierte Angebots-
           ist in der Regel flacher
           (lohnelastischer)

                                                                  Arbeitszeit pro Woche,
                                                                    Personenstunden
             •   Aggregierte Funktion ergibt sich aus der horizontalen
                 Addition der individuellen Funktionen
             •   mit steigendem Reallohnsatz zunehmend mehr Eintritte von
                 individuellen Arbeitsanbietern

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht               Folie 5 - 13
Arbeitsnachfrage

       • Arbeitsnachfrage ergibt sich aus den
         Produktionsbedingungen
        Ableitung aus der Produktionsfunktion
             Annahmen:
             •   Konstante Skalenerträge
             •   Abnehmende Grenzproduktivität des Faktors Arbeit (MPL)
             •   Kapitalstock fix
             •   Arbeitskosten ergeben sich über Reallohnsatz
             •   Profitmaximierung
        Arbeit wird eingesetzt, bis MPL gleich w

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht         Folie 5 - 14
Produktionsfunktion

           Burda & Wyplosz             MACROECONOMICS 4/e                  Figure 3.02

                                   Produktionsfunktion
                  Output (Y)

                                                             Y =F(K,L)

                               0                              Arbeit (L)

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                   Folie 5 - 15
Arbeitsnachfrage

         Produktionsfunktion
         und Funktion der Arbeits-
         kosten

         Die Firmen zahlen den
         Reallohnsatz w1

         Optimaler Arbeitseinsatz:
         MPL = w1

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht   Folie 5 - 16
Burda & Wyplosz                     MACROECONOMICS 4/e                      Figure 4.05

                  Output (Y)
                                         A1       R1 (Steigung = w1)

                                                      R2 (Steigung = w2 )

                                                    Arbeitsinput
                  Reallohn

                               w1

                               w2

                                                         Arbeitsinput
                                       L1
Burda & Wyplosz                     MACROECONOMICS 4/e                        Figure 4.05

                  Output (Y)                   A2
                                         A1         R1 (Steigung = w1)

                                                        R2 (Steigung = w2 )

                                                        Arbeitsinput
                  Reallohn

                               w1

                               w2

                                                          Arbeitsinput
                                       L1     L2
Burda & Wyplosz                     MACROECONOMICS 4/e                        Figure 4.05

                                    Arbeitsnachfrage

                  Output (Y)                   A2
                                         A1         R1 (Steigung = w1)

                                                        R2 (Steigung = w2 )

                                                        Arbeitsinput
                  Reallohn

                               w1

                               w2
                                                    MPL

                                                          Arbeitsinput
                                       L1     L2
Arbeitsnachfrage

       • Veränderung der Arbeitsnachfrage aufgrund
         steigender Arbeitsproduktivität
            •   Anstieg Kapitalstock und/oder technischer Fortschritt
            •   Produktionsfunktion wird steiler
            •   MPL steigt
            •   Arbeitsnachfragefunktion verschiebt sich nach oben (Fig. 5.6)

       • Zusammenhang technischer Fortschritt –
         Beschäftigungsentwicklung – Arbeitslosigkeit
            •   Führt arbeitssparender technischer Fortschritt zu
                Arbeitslosigkeit?

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht           Folie 5 - 20
Burda & Wyplosz                                  MACROECONOMICS 4/e                   Figure 4.07

                          Gleichgewicht am Arbeitsmarkt

                                                                Angebot
           Reallohn

                      w                                     A

                                                                   Nachfrage

                          0                             L                 Beschäftigtenstunden
© Oxford University Press, 2005. All rights reserved.
Gleichgewicht am Arbeitsmarkt
       •   Steigende Arbeitsnachfrage:
           (Anstieg MPL weil K oder A
           steigen)
           neues Gleichgewicht mit
           höherem w und höherem L

       •   Steigendes Arbeitsangebot
           (Neueintritte in Arbeitsmarkt
           z.B. durch Migration)
           neues Gleichgewicht mit
           höherem L und
           gesunkenem w

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht   Folie 5 - 22
Wöchentliche Arbeitsstunden pro Kopf

                                       1995    2006           Für Vergleiche
                                                              relevant:
             Österreich                 17.9   17.5            Partizipations-
             Kanada                     19.9   20.8             quoten
             Dänemark                   17.5   18.5
                                                               Teilzeitanteile
             Frankreich                 15.2   14.8
                                                               Marktanteil
             Deutschland                15.7   14.2             generell bzw.
                                                                informelle Arbeit
             Italien                    15.0   15.8
             Niederlande                14.7   16.3            institutionelle
             Schweden                   18.1   18.0             Faktoren / Anreize
                                                                bzw. Disincentives

             UK                         18.9   19.0
             USA                        22.3   21.9

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht               Source:
                                                      Folie 5 - 23 International Labour Office
Arbeitslosigkeit

       • Im einfachen Arbeitsmarktmodell: nur freiwillige Arbeitslosigkeit
            •   Arbeitslosigkeit = Arbeitsangebot zwischen L und
            •   Übliche Interpretation: Gleichgewichtsreallohnsatz ist zu niedrig, um
                alle potentiellen Arbeitskräfte zur Aufgabe ihre Freizeit zu bringen
                (aus unterschiedlichen Gründen)
            •   Unfreiwillige Arbeitslosigkeit ist nur infolge eines rigiden zu hohen
                Lohnsatzes möglich: Fig. 5.9
            •   Diese Interpretation ist zur Beschreibung/Erklärung empirisch
                gegebener Arbeitslosigkeit jedenfalls unbefriedigend
        Erklärungsansätze zu UN-freiwilliger Arbeitslosigkeit in allen
         neueren Arbeitsmarkttheorien

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                 Folie 5 - 25
Arbeitslosigkeit

        Erklärungsansätze zu UN-freiwilliger Arbeitslosigkeit in allen
         neueren Arbeitsmarkttheorien
           Zentrale Fragestellung:
                 Suche nach den Ursachen für Reallohn-Rigidität:
                 warum erfolgt keine Markträumung über flexible Löhne?
           Ansätze in der Arbeitsmarktökonomik:
            •   Collective bargaining – Gewerkschaften
            •   Mindestlöhne
            •   Effizienzlöhne
            •   Kontraktlohntheorien
            •   Insider-Outsider Theorien
            •   Arbeitsmarktsegmentierungsansätze

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                Folie 5 - 26
Gewerkschaften und Reallohnrigidität
       Gewerkschaften: Mitgliedschaft und Ausmaß der Vertretung
                                                                                                        Union
                                 Structure                          Union membership (%)            coverage (%)
                                                                 1950 1970 1990 1997        2004     (2001-2004)
    Sweden        Umbrella (ILO, TCO, SACO)                      67     67    82     86      77        92
    Finland       Umbrella (SAK, STTK, AKAVA)                    30     51    73     78      70        90
    Denmark       Umbrella (LO, HK, FTF)                         56     63    75     76      80        83
    Norway        Umbrella (LO, AF, YS)                          45     50    56     55      N/A       N/A
    Belgium       Party, religious (ACV/CSC,ABVV/FGTB,           43     42    50     53      50        96
                  ACLVB/CGSLB)
    Ireland       Mostly crafts in ICTU, fragmented              42     59    59     52      43        40
    Austria       Umbrella/industrial (ÖGB)                      62     57    47     39      33        98
    Italy         Party, religious (CGIL, CISL, UIL)             45     37    39     37      34        70
    U.K.          Mostly crafts (TUC)                            45     50    43     36      29        35
    Germany*      Umbrella/industrial (DGB, IG Metall, Ver.di)   38     32    36     27      18      68W/53E
    Portugal      Party, religious/umbrella (CGTP, UGT)           -      -    40     30      25        71
    Netherlands   Party, religious (FNV, CNV, MHP)               43     37    24     24     20-25      81
    Greece        Occupational/sectoral (GSEE/ADEDY)              -      -    34     N/A     20        65
    Spain         Industrial, firm level (CC.OO, UGT,ELA,CIGA)    -      -    12     17      16        81
    France        Party, religious (CGT, CFDT, CGT-FO, CFTC,     30     20    14     10       8        95
                  CFE-CGC

    Memo: US      Mostly local plant-level (AFL-CIO)              -     -      -      16     7.4        14

 *West Germany until 1990
VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                                     Folie 5 -Source:
                                                                                        27     EIRO, country profiles
Gewerkschaften und Reallohnrigidität
       • Gewerkschaften als Ursache für Reallohnrigidität – warum?
            •   Gewerkschaften agieren als Monopole am Arbeitsmarkt mit eigenen
                Präferenzen bzgl. Beschäftigungsausmaß und Reallohnhöhe
            •   Trade-off zwischen Höhe des Reallohnes und Beschäftigungsausmaß
                (Indifferenzkurve der Gewerkschaft)
            •   Steigung der Indifferenzkurve: je nach Ausrichtung der Gewerkschaft:

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht              Folie 5 - 28
Burda & Wyplosz                 MACROECONOMICS 4/e                           Figure 4.11

                Beschränkung für die Gewerkschaft: Arbeitsnachfrage
             Für unterschiedliche Niveaus der Arbeitsnachfrage ergibt sich
             kollektive Arbeitsangebotsfunktion

                                                              Kollektives
                                                            Arbeitsangebot
       Reallohn

                  Arbeitsnachfrage

                                                                 Beschäftigung
                  0
Gewerkschaften und Reallohnrigidität
       • Gewerkschaften können – zumindest für einige
         Beschäftigungsbereiche – einen höheren Reallohn durchsetzen
       • Die kollektive Angebotsfunktion wird daher tendenziell über der
         individuellen Angebotsfunktion liegen
             Im Ergebnis spielt sich ein Gleichgewichtsreallohn ein, der über dem
                markträumenden Reallohnsatz liegt
             Die Folge ist Arbeitslosigkeit, und zwar
                 • Unfreiwillige Arbeitslosigkeit in Bezug auf den
                   Handlungsspielraum der betroffenen Individuen
                 • „freiwillige“ Arbeitslosigkeit in Bezug auf den Handlungsspielraum
                   der Gewerkschaft

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                Folie 5 - 30
Burda & Wyplosz               MACROECONOMICS 4/e                      Figure 4.12

                  Arbeitsmarkt mit Gewerkschaft

    Real-
    lohn                                      Kollektives Arbeitsangebot
                                               Individuelles Arbeitsangebot
                              B
             w
             w                            A

                                                   Arbeitsnachfrage

                                              s
                                                                Beschäftigung
                  0           L       L       L
          Gewerkschaft-freiwillige, individuell-unfreiwillige
          Arbeitslosigkeit
Gewerkschaften und Reallohnrigidität
       • Empirische Relevanz?
           Arbeitslosenquote nach internationaler Definition:
                       1960–69        1970–79     1980–89       1990–99    2000–06

        France             2.0              3.8     8.6           10.6       9.2
        Germany            0.8              2.4     5.8            7.6       8.4
        Italy              3.8              4.7     7.8           10.3       8.4

        Spain              2.5              4.4    14.7           15.9      10.3
        Sweden             1.7              2.0     2.6            7.2       6.0
        UK                 1.8              4.2     9.5            8.0       5.0

        USA                4.8              6.2     7.3             5.8      5.1

       • Frage: Entwicklung der Arbeitslosigkeit durch
         Gewerkschaftsverhalten erklärbar?

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                   Folie 5 - 32
Mindestlöhne und Reallohnrigidität

       • Mindestlohnvorgaben entsprechend nationaler Gesetze / Kollektiv-
         vertragsvereinbarungen
       • Wenn wmin über dem markträumenden Niveau liegt, entsteht
         wiederum Arbeitslosigkeit
       • Diese Form der Arbeitslosigkeit betrifft insbesondere Arbeitskräfte
         mit (noch) geringer Produktivität
             Ein Erklärungsfaktor für Jugendarbeitslosigkeit
             Effekte auf die gesamte Beschäftigung nicht eindeutig
             Tabelle 5.06

       • Frage: Abschaffung von Mindestlöhnen zur Erhöhung der
         Beschäftigung?

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht             Folie 5 - 33
Effizienzlöhne und Reallohnrigidität

        Es wird ein Zusammenhang zwischen der Produktivität der
         Beschäftigten (bzw. ihrer Effizienz) und der Lohnhöhe
         angenommen
               Produktivität i.S. der individuellen Arbeitsanstrengung ist zumeist
                nicht direkt beobachtbar, für den Produktionsprozess aber relevant
               Für Firmen ist es rational, über dem markträumenden Niveau
                liegende Effizienzlöhne zu zahlen, um Arbeitskräfte zu motivieren,
                ihre “wahre” Produktivität einzusetzen

            => Auswirkungen analog zu den Effekten von
               Gewerkschaften/Mindestlöhnen: es gibt unfreiwillige Arbeitslosigkeit

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht               Folie 5 - 34
Effizienzlöhne und Reallohnrigidität

       In den Effizienzlohntheorien wird ein relativ reichhaltiges
        Motivations- und Verhaltensspektrum angenommen
       Dieses baut häufig auf Principal-Agent Beziehungen auf:
                • Shirking Ansatz
                • adverse selection Ansatz
                • labour-turnover Ansatz
       Oder baut Fairness-Überlegungen ein:
              gift exchange Ansatz

              Frage: Ist über Effizienzlöhne dauerhafte unfreiwillige Arbeitslosigkeit
               ökonomisch erklärbar?

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                Folie 5 - 35
Dynamik am Arbeitsmarkt: Bestände und
       Ströme

       Bestandsgrößen
          Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bzw. das
           Arbeitskräftepotenzial, umfasst alle Personen im Alter zwischen 15 und
           65 Jahren, die grundsätzlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
          Die Gruppe der Erwerbspersonen setzt sich aus der Gruppe der
           Erwerbstätigen und der Gruppe der Arbeitslosen zusammen.
          Die Erwerbsquote bezeichnet das Verhältnis von Erwerbspersonen zum
           Arbeitskräftepotenzial, die Erwerbstätigenquote das Verhältnis der
           Erwerbstätigen zum Arbeitskräftepotential; werden nur die unselbständig
           Beschäftigten betrachtet, ergibt sich die Beschäftigungsquote.
          Die Arbeitslosenquote ist allgemein das Verhältnis von Arbeitslosen zu
           Erwerbspersonen.

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht            Folie 5 - 36
Dynamik des Arbeitsmarktes: Bestände
       und Ströme am Arbeitsmarkt

       Wer ist beschäftigt/erwerbstätig/arbeitslos?  Mehrere Konzepte
          Erwerbstätigkeit: Labor Force Konzept und Lebensunterhaltskonzept
                LFK: alle Erwerbstätigen ab einer Stunde bezahlter Arbeit in der
                 Referenzwoche
                LUK: Mindestanzahl an Arbeitsstunden (mind. 11 pro Woche) –
                 geringfügig Beschäftigte fallen heraus
          Arbeitslosigkeit:
            • Nach der Definition der ILO (Internationale Arbeitsorganisation)
               zählen zu den Arbeitslosen all die Personen,
                  • die laut Befragung ohne Arbeit sind,
                  • innerhalb von zwei Wochen eine Beschäftigung aufnehmen können
                  • und in den letzten vier Wochen selbst eine Arbeit gesucht haben.
                  Dies gilt unabhängig, ob sie als arbeitslos gemeldet sind.
                Registrierte Arbeitslose sind Personen, die sich beim Arbeitsamt
                 arbeitslos gemeldet haben.

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                    Folie 5 - 37
Dynamik des Arbeitsmarktes: Bestände
       und Ströme am Arbeitsmarkt

       Grundgesamtheit:
          Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bzw. das
           Arbeitskräftepotenzial, umfasst alle Personen im Alter zwischen 15 und
           65 Jahren, die grundsätzlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

       Arbeitsmarkt-“Zustände“:
          Die Gruppe der Erwerbspersonen setzt sich aus der Gruppe der
           Erwerbstätigen und der Gruppe der Arbeitslosen zusammen.
          Jene Personen, die weder arbeiten noch Arbeit suchen, zählen nicht zu
           den Erwerbspersonen (=> inaktive Personen, Nichterwerbstätige)

          Zwischen diesen drei potentiellen Zuständen erwerbstätig – arbeitslos –
           nichterwerbstätig gibt es eine Reihe von Übergängen, die erst in einer
           dynamischen Arbeitsmarktbetrachtung sichtbar werden.

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht             Folie 5 - 38
Dynamik des Arbeitsmarktes:
       Bestände und Ströme am Arbeitsmarkt
                           Veränderung der Beschäftigung und
                         Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr
                                          absolut
      70.000
      60.000
      50.000
      40.000
      30.000
      20.000
      10.000
           0
     -10.000
     -20.000
     -30.000
               Jahr 97

                         Jahr 98

                                   Jahr 99

                                             Jahr 00

                                                       Jahr 01

                                                                 Jahr 02

                                                                           Jahr 03

                                                                                     Jahr 04

                                                                                               Jahr 05

                                                                                                         Jahr 06

                                                                                                                   Jahr 07
                Veränd. d. Beschäftigung                            Veränd. d. Arbeitslosigkeit
      Quellen: AMS, HV

      •    Das empirische Faktum, dass sich Arbeitslosigkeit und Beschäftigung
           nicht immer gegengleich zueinander entwickeln, wird erst erklärbar, wenn
           die Zu- und Abgänge aus der/in die Nichterwerbstätigkeit einbezogen
           werden.

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                                                                                Folie 5 - 39
Dynamik des Arbeitsmarktes:
         Bestände und Ströme am Arbeitsmarkt

                                                       Findet Job
 Job-
wechsel              Beschäftigte                                               Arbeitslose
                                                      Entlassung
                                                      Kündigung in
                                                     Arbeitslosigkeit

           Pensionierung                  Neueintritte        Erfolglose Neue          Entmutigt

                                                      Nicht im
                                                   Arbeitskräftepo-
                                                       tenzial
  VUUniversity
xford Mikrofundierung   undAllMakrogleichgewicht
               Press, 2005.    rights reserved.                  Folie 5 - 40
Dynamik des Arbeitsmarktes:
       Bestände und Ströme am Arbeitsmarkt
       Stromgrößen:
          Zu- und Abgänge aus der Arbeitslosigkeit (AMS)
          Betroffenheit von Arbeitslosigkeit (AMS)
          Neuzugänge zur Beschäftigung (Hauptverband)
          Abgänge in Pension (Hauptverband)

       Stromgrößen – Schätzwerte:
        Übergänge in die bzw. aus der Stillen Reserve
        Jobwechsel, Kündigungen und Wiedereinstiege
        Wechsel aus der / in die Karenz
        Wechsel zwischen Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigungen
        …..
       Quellen: z.B. Arbeitsmarktmonitorin des AMS
       (www.ams.or.at, www.ams-forschungsnetzwerk.at/

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht           Folie 5 - 41
Arbeitsmarktdynamik 2007

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht   Folie 5 - 42
Dynamik der Arbeitslosigkeit
  •Durchschnittliche Bestände und jährl. Ströme in 2006
                                            (Mill. Person)
       U  se  L  fi  U , se  Trennungsquote, fi  Findequote

       LS  L  U und U  0  se  Ls  U   fi  U  se  LS   se  fi U 
                                                                                   U    se
                                                                                            uf
                                                                                   L se  fi
                                                                                    s

                                    •Durchschn. •Arbeitslosenströme
                            Arbeitslosenbestand       •(Mill. / Jahr):
                                     Millionen  •Zuflüsse •Abflüsse
          •Austria                           •0.24                 •0.92                   •1.07
          •Germany                           •4.49                 •6.88                   •7.38
          •UK                                •0.92                 •2.52                   •2.47
          •USA                               •6.99                •31.34                  •31.83
                                                       •Source: AMS (Austria), Bundesagentur für Arbeit
VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                         (Germany)
                                                                 Folie 5 - 43 Dept. of Employment (UK)
Arbeitslosenunterstützung/Anspruchsberechtigung
                     •Eligibility condition          •Maximum        •Replacement      •Restrictions                   •Long term
                                                     •benefit        •rate of net                                      •unemployment (> 12
               •Employment           •Period         •duration       •earnings/                                        •months) as % of all
                                                     •(in weeks)                  •c                                   •unemployed, 2006
                                                                     •Benefit level
•Austria       •28 weeks             •12 months             •52            •55%        •according to wage class                 •27.3
•Belgium       •312 days             •18 months        •indefinite         •60%        •of maximum earnings                     •55.6
•Canada                                                                                                                          •8.7
•Denmark       •52 weeks             •3 years              •208            •90%        •of avg. earnings                        •20.4
•Finland       •43 weeks             •24 months             •24          •€ 23.50      •per day                                 •24.8
•France        •registered                                 •116         •57.4-75%      •of avg.daily wage                       •44.0
               •employment
•Germany       •12 months            •2 years               •77            •60%        •of net earnings                         •57.2
•Greece        •200 days             •2 years               •52        •40% (50%)      •daily wages (monthly salary)            •55.6
•Ireland       •39 weeks             •last 1 year           •64         •€ 165.80      •per week                                •34.3
•Italy         •52 weeks             •2 years               •30            •40%        •of gross avg. daily wage                •52.9
•Japan         •6 months             •12 months             •47          •50-80%       •of avg. daily wages                     •33.0
•Netherlands   •26 weeks             •39 weeks              •26            •70%        •of minimum wage                         •45.2
•New Zealand   •resident for 24      •indefinite                       •NZ$173.92      •per week                                 •7.1
               •months
•Norway        •registered                                 •104           •0.20%       •of annual income per day                •14.1
               •employment
•Spain         •12 months            •last 6 years          •26           •70%         •of avg. earnings                        •29.5
•Sweden        •450 hours            •6 months              •43          •320 kr       •per day                                 •14.2
•Switzerland               •a        •2 years               •74           •80%         •of last earnings                        •39.1
               •12 months
•UK                                                         •26          •£57.45       •per week                                •22.1
•USA                            •b   •1 year                •26           •50%         •of last earnings, taxable               •10.0
               •15-20 weeks

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                                              Folie 5 -•Source
                                                                                                 44     and footnotes: see text
Gleichgewichtsarbeitslosenquoten

                          •1970–9           •1980–9     •1990–9          •2000–9

         •Germany             •N/A            •N/A          •6.4             •7.2
         •Italy               •4.5            •7.1          •9.4             •7.7
         •Japan               •1.9            •2.3          •3.0             •3.9
         •Spain                •5.6          •11.0        •14.0            •10.1
         •UK                   •2.5           •7.0         •7.1             •5.4
         •USA                  •6.1           •6.2         •5.4             •4.8

      Gleichgewichtsarbeitslosigkeit = friktionelle + strukturelle Arbeitslosigkeit

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht             •Source:    OECD Stat; Economic Outlook
                                                        Folie 5 - 45
Indizes von Beschäftigung und Reallöhne

                                            •Reallöhne

                                            •Beschäftigung

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht   Folie 5 - 46   •Source: OECD
Indizes von Beschäftigung und Reallöhne

                                            •Beschäftigung

                                               •Reallöhne

VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht       Folie 5 - 47   •Source: OECD
Tatsächliche Beschäftigung wenn Reallohn
       ungleich Gleichgewichtslohn

       •Real-
        lohn                                 Kollektives Arbeitsangebot

                w1                •A1                 Individuelles
                                     •A               Arbeitsangebot
                w
                w2                          •A2

                                                        Arbeitsnachfrage

                                                  s
                                                                        •Beschäftigung
                  •0         L1      L L2         L
VU Mikrofundierung und Makrogleichgewicht                Folie 5 - 48
Sie können auch lesen