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www.laekb.de Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 28. Jahrgang | Juli – August 2018 7 – 8 | 2018 Foto: Anja Zimmermann M.A., LÄKB ab Seite 5 Interview und Kommentar zur Website-Datenschutzerklärung ausschließlichen Fernbehandlung sorgfältig erstellen Seite 13 und 15 Seite 19 1. Newsletter des Klinischen Koloproktologie am Krankenhaus Krebsregisters Luckenwalde Seite 24 Seite 26
Akademie für ärztliche Fortbildung Programm Ärzte: Programm Praxispersonal: Landesärztekammer Brandenburg • COPD/Asthma – Wann braucht der Patient einen • Diabetologie in der Allgemeinarztpraxis für MFA Spezialisten? • Der diabetische Fuß • Schmerz heiligt die Mittel – Krebs auch? 13. Forum für den Hausarzt Ein Update zu Cannabis und Methadon • Kommunikation mit schwierigen Patienten • Kommunikation mit Demenzerkrankten und das Praxispersonal • Kardiovaskuläre Prävention – wer braucht ein Statin? • Fehlermanagement: Aus Fehlern lernen – • 15 Jahre DMP kontinuierlicher Verbesserungsprozess ist kein Zufall • Hausärztliche Berufspolitik Leitlinien in der Praxis • Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin • Gute Organisation entlastet uns alle, aber wie? Ausgezeichnet mit dem DEGAM-Label • Azubis in der Praxis – Eine Anleitung „Tag der Allgemeinmedizin“ • Zuckersüße Märchen – die häufigsten Fehlinformationen in der Diabetes-Behandlung Wiederholungsveranstaltung • Arbeitsgruppen zur Medikamententherapie. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser 29. September 2018 9:00 bis 16:00 Uhr Ruppiner Kliniken GmbH Fehrbelliner Straße 38 • 16816 Neuruppin Anmeldungen bitte unter: Internet: www.laekb.de Wissenschaftliche Leitung: Arzt/Fortbildung/Veranstaltungen LÄKB Dr. med. I. Musche-Ambrosius Fax: Unter diesem QR-Code 0355 78010-339 In Zusammenarbeit mit: finden Sie weitere Informationen zum E-Mail: Programm für Ärzte: akademie@laekb.de Post: Landesärztekammer Brandenburg Akademie für ärztliche Fortbildung PF 101445, 03014 Cottbus Unter diesem QR-Code Ansprechpartner: finden Sie weitere Informationen zum Fabian Böer Programm für das Praxispersonal: Telefon: 0331 505605-725 Die Teilnahmegebühr beträgt für Ärztinnen und Ärzte 100,- €, für das Praxispersonal 60,- €. Impressum Redaktion Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint Landesärztekammer Brandenburg monatlich Inhaber und Verleger Pressesprecherin: Anja Zimmermann M.A. (Doppelnummer Juli/August). Landesärztekammer Brandenburg Pappelallee 5, 14469 Potsdam Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010): Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Telefon: 0331 505605-525 jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten Pappelallee 5, 14469 Potsdam Telefax: 0331 505605-538 € 17,50. Einzelpreis € 3,35. Telefon: 0331 505605-520 E-Mail: aerzteblatt@laekb.de Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz Telefax: 0331 505605-769 GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt Repro, Satz, Druck, Herstellung, Herausgeber sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für Verlagswesen Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam- Druckerei Schiemenz GmbH mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus abgegolten. Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an Telefon 0355 877070 den Herausgeber zu richten. Für mit Autorennamen Telefax 0355 87707-128 gekennzeichnete Beiträge wissenschaftlicher und Hinweise für die Autoren standespolitischer Art sowie Artikel, die die Kenn- Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, ach- Vertrieb zeichnung „Pressemitteilung von …“ enthalten, ten Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc- Deutsche Post AG wird keine Verantwortung übernommen. Die darin Format für DOS abzuspeichern. Bitte legen Sie geäußerten Ansichten decken sich nicht immer mit einen Ausdruck des Artikels dazu. Texte können denen des Herausgebers. Sie dienen dem freien Anzeigenverwaltung Sie mit entsprechender Betreffzeile per E-Mail Meinungsaustausch innerhalb der Ärzteschaft. Verlagsbüro Kneiseler (aerzteblatt@laekb.de) übermitteln. Verwenden Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträ- Uhlandstraße 161, 10719 Berlin Sie Bilder für Ihren Artikel, bitte die Vorlagen ge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck ist Telefon 030 88682873 separat zusenden und im Text vermerken, wo das nur mit schriftlicher Genehmigung statthaft. Rück- Telefax 030 88682874 Bild stehen soll. Am besten sind Fotos geeignet sendung nicht verlangter Manuskripte erfolgt nur, E-Mail: g.kneiseler@t-online.de (Aufsichtsvorlagen). wenn ein vorbereiteter Umschlag mit Rückporto Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 28, gültig ab 01.01.2018 beiliegt. Mit der Annahme von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte Verfügungsrecht. Änderungen redaktioneller Art bleiben vorbehalten.
Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 28. Jahrgang | Juli – August 2018 7 – 8 | 2018 KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK Eindrücke vom 121. Deutschen Ärztetag – Interview mit Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Erfurt – 121. Deutscher Ärztetag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 121. Deutscher Ärztetag – Statements von den Delegierten .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Interview mit Dr. med. Katharina Weinert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Kommentar – Das Fernbehandlungsverbot: eine Geschichte zwischen Mythos und Logos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Die LÄKB lädt ein: Seniorenakademie – Medizin im Wandel der Zeit .. . . . . . . . 17 ARZT UND RECHT Seite 6 Von Fall zu Fall .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Website-Datenschutzerklärung sorgfältig erstellen! .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Aktualisierung: Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrteignung .. . . . . . . . . . . . . . . . 19 FORTBILDUNG Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Lösungen zur Kasuistik Folge 56 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 AKTUELL 9. Infektiologisches Symposium in Eberswalde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 HELIOS Klinikum Bad Saarow – Hyperthermie: Mit Wärme gegen Krebs . . . 23 Seite 23 1. Newsletter des KKRBB Juni/Juli 2018 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Marburger Bund – Überbetonung der Abiturnote ist der falsche Weg .. . . . . 25 Koloproktologie am DRK Krankenhaus in Luckenwalde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Evangelisches Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow – Grundsteinlegung . . . . . . 27 Hartmannbund erwartet noch in diesem Jahr konkrete Schritte zur Reform der Notfallversorgung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Patienteninformationen – Immuntherapeutika von DMSG und KKNMS .. . . 28 16. Orthopädie-Symposium in Burg Spreewald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Erste Zusammenarbeit MHB mit Brandenburger Betriebsärzten . . . . . . . . . . . . . . 30 Bundesverband Junge Ärzte und Pflegende fordern bessere Seite 27 Arbeitsbedingungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 REZENSIERT Michael Schwarz, Bettina Kleinmann – MEDGuide .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 PERSONALIA Werner Forßmann Krankenhaus – Neuer Leiter der Elektrophysiologie .. . . . . 33 Wir gratulieren zum Geburtstag im Juli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Carl-Thiem-Klinikum Cottbus – Neuer Departmentleiter Nephrologie/ Diabetologie tritt seinen Dienst im CTK an .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Wir gratulieren zum Geburtstag im August .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 WEITERE RUBRIKEN Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 LAVG: Infektionsschutz .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018 | 3
EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Sommert naht und für viele ist die wenn nötig. Sicherlich kann man die einführen zu wollen, halte ich für eine Urlaubszeit auch die gefühlte Halbzeit- Zeiten nicht vergleichen und der digi- weitere Erhöhung der Bürokratie und pause des Jahres. Es ist die Zeit zum tale Fortschritt ist auch notwendig, wo Steigerung der Kosten, die wohl wie- Entspannen und Abschalten und wohl er hingehört. Wie Abrechnung dann derum die Ärzte selbst zahlen. Büro- auch mal zum Zurückdenken und Träu- erfolgen soll, ist wohl bisher nicht ge- kratieabbau ist das, was wir wollen. men. Und dies, denke ich, sollten wir klärt. Das Ausstellen von Rezepten und Über Dringlichkeit und Notwendigkeit wörtlich nehmen „Abschalten“. Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ist hat allein der Arzt zu entscheiden. Kein „Dienst“-Handy, kein Laptop, rechtlich so bisher auch nicht möglich. einfach mal abschalten. Gelingt uns Wer schon mal berufsrechtlich belangt Die ungebremste Inanspruchnahme das überhaupt noch? wurde, weiss, wie wichtig Dokumen- aller möglichen medizinischen Leistun- Gerade ist der Deutsche Ärztetag tation aller Aussagen und Ergebnisse gen, ob sinnig oder nicht, durch die Pa- Dipl.-Med. Sigrid Schwark vorbei und wieder wurden ganz vie- ist. Sicherlich bietet „Telemedizin“ den tienten, muss aufhören. Von Patienten- Foto: Thomas Kläber le wichtige und aktuelle Themen an- Vorteil, Kontrolle und Vergleich von er- steuerung sind wir weit entfernt. Der gesprochen und heftig diskutiert, wie hobenen Messwerten und Befunden durch Medien überinformierte und so z. B. der Paragraph zum Schwanger- ohne zeitaufwendige Hausbesuche zu oft überforderte Patient pickt sich die schaftsabbruch. Kenntnissprüfung für haben und mit unserem ausgebildeten schlimmstmögliche Diagnose raus und ausländische Ärzte, die Novellierung Fachpersonal so auch unkompliziert zu möchte umgehend umfassend behan- der Weiterbildungsordnung und vieles kommunizieren, wenn diese als Case- delt werden. Trotz Ärztemangel und mehr. Mit dem Punkt der MBO, „Lo- managerin oder Näpa unterwegs sind. auch Mangel an medizinischem Fach- ckerung des Fernbehandlungsverbo- Aber auch das kostet Zeit und geht personal sollen zukünftig Portalpraxen tes“, wurde sich auch schon im Vorfeld nicht einfach so mal schnell zwischen- rund um die Uhr geöffnet sein, neben des Ärztetages intensiv beschäftigt. durch. ambulanten Versorgungsstrukturen! Bisher kann ich mir eine ärztliche Be- Noch haben wir die Inhalte des Koa- handlung ohne direkten Patientenkon- Ein für mich absolut wichtiges Thema litionsvertrages, die Vorstellungen des takt nicht vorstellen. Eine Callcenter- des Koalitionsvertrages ist das Thema Gesundheitsministers Jens Spahn nicht medizin, wie sie schon durch Unter- Pflege. Hier muss dringend investiert ganz verdaut, liegt uns die Installation nehmen angeboten wird, dient hof- werden. Die Bezahlung der Pflege- der Telematikinfrastruktur noch im Ma- fentlich auch zukünftig nur der Bera- käfte, gerade in den „Heimen“, ist be- gen und ärgern wir uns über diese Kos- tung oder ersten Orientierung für die schämend. Eine Erhöhung der Anzahl ten. Circa jeder fünfte Patient hat bei Patienten. der Pflegekräfte, derzeit fehlen über uns keine dafür gültige elektronische Die elektronische Chipkarte steckt im- 30.000 bundesweit, eine fachliche Gesundheitskarte, die G2-Karte. Ent- mer noch in den Kinderschuhen, der Qualifizierung und auch eine Auswei- weder hat er sie nicht dabei, die bishe- bundeseinheitliche Medikationsplan tung der Kompetenzen wird auch uns rige Karte wäre ja noch gültig oder von steht immer noch auf Papier – aber Ärzte deutlich entlasten. der Krankenkasse bisher keine neue über den Einsatz digitaler Medien dis- KV-Karte bekommen. Nachfragen bei kutieren, ist für mich nicht ganz zu ver- Liebe Kolleginnen und Kollegen, ge- der Krankenkasse enden mit der Äus- stehen. Vielleicht sollte erstmal ein Pro- nießen Sie Ihren Urlaub, bevor auch serung „warum sind Sie so voreilig mit jekt zu Ende gebracht werden. dafür staatliche Vorgaben kommen. der Installation?“. Über die vollständige Sich aufzuregen, über einen Inhalt Träumen Sie vom Ende der Budgetie- Erstattung der Kosten ohne Abschläge des Koalitionsvertrages – 25 Stunden rung, einer neuen, den jetzigen Erfor- bis Ende 2018 wird sich zur Zeit (hof- Sprechstundenangebot pro Woche dernissen angepassten GOÄ und auch fentlich) noch geeinigt. vorzuhalten, lohnt nicht, viele machen einer Überarbeitung des EBM. mehr. Hausbesuche, Heimbesuche Das bisher geltende Verbot der aus- usw. zählen da noch nicht mal mit.… schliesslichen Fernbehandlung wur- Das Gesundheitsministerium sollte sich de gelockert. Eine Video- oder Tele durchaus Gedanken darüber machen, fonsprechstunde ist ohne persön- warum die Krankenkassen ein 28 Mrd. ■ Ihre Dipl.med.Sigrid Schwark lichen Erstkontakt möglich. Eine Euro-Polster haben und bei den nieder- ausschliessliche Behandlung über gelassenen Ärzten 10 % der Leistun- Kommunikationsmedien kann ich mir gen, das sind knapp 3 Mrd. Euro, nicht derzeit nicht vorstellen, für mich wäre bezahlt werden (können). Das könnte es immer nur eine Beratung. Ich hab auch ein Grund für lange „Wartezei- noch gelernt „keine Diagnose durch die ten“ sein. Hose“, also immer vollständig untersu- Den Ausbau der Terminservicestel- chen und den Patienten entkleiden, len ganztägig für alle Fachgruppen 4 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK EINDRÜCKE VOM 121. DEUTSCHEN ÄRZTETAG Interview mit Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Der zweite Deutsche Ärztetag im Bereichen sehen Sie sowohl auf Rettungskräften wurde auf dem Amt des Präsidenten der Landes- Landes- als auch auf Bundesebe- Deutschen Ärztetag aufgegriffen und ärztekammer Brandenburg liegt ne Diskussions- bzw. Handlungs- durch eine entsprechende Entschlie- hinter Dipl.-Med. Frank-Ullrich bedarf? ßung unterstützt. Trotz dieses Be- Schulz. Im folgenden Interview schlusses des Deutschen Ärztetages schildert er seine Eindrücke zu Eine große Rolle auf Bundesebene werden wir mit diesem Thema leider den Beschlüssen und gibt einen wird auch in den folgenden Jahren langfristig konfrontiert werden! Ausblick auf den weiteren Verlauf die Novellierung der GOÄ spielen. Die gesundheitspolitischer Themen Delegierten des Deutschen Ärztetages 3. Wie sind Ihre persönlichen Ein- auf Landes- und Bundesebene. in Erfurt haben sich für die Fortset- drücke zum 121. Deutschen Ärzte- zung der Arbeit an der GOÄ-Novelle tag? 1. Welche Themen des diesjähri- unter Einbeziehung der Berufsverbän- Der 121. Deutsche Ärztetag fand in Dipl.-Med. gen Deutschen Ärztetages wur- de und der Fachgesellschaften aus- einer sehenswerten, gepflegten und Frank-Ullrich Schulz Foto: Thomas Kläber den aus Ihrer Sicht erfolgreich dis- gesprochen. Eine Vereinheitlichung sehr schönen, restaurierten Stadt bei kutiert und beschlossen? inkompatibler ärztlicher Gebühren- wunderbarem Frühlingswetter statt. ordnungen – sprich EBM und GOÄ - Leider hatte man auf Grund der Auf dem diesjährigen Deutschen Ärz- wurde abgelehnt. Nur mit einer fertig vollen Tagesordnung und der zusätz- tetag in Erfurt wurde die Novelle der gestellten GOÄ hat die deutsche Ärz- lichen Veranstaltungen jeden Abend Musterweiterbildungsordnung erfolg- teschaft eine gute Verhandlungsposi- keine Zeit für die Sehenswürdigkeiten reich diskutiert und auch mit großer tion gegenüber der Politik, wenn die von Erfurt. In sehr guter Erinnerung Mehrheit beschlossen. Arbeit der wissenschaftlichen Kom- bleibt mir der Abend mit den Bran- Auch wenn das e-Logbuch noch nicht mission, wie allgemein erwartet, in denburger Delegierten und den am fertiggestellt ist und auch die letzte einer Meinungsvielfalt, aber ohne Ärztetag teilnehmenden Mitarbeitern Entscheidung über die Zusatzweiter- greifbares Ergebnis endet. unserer Landesärztekammer. In Be- bildungen erst durch den BÄK-Vor- Bei der Anerkennung der Abschlüsse zug auf die Tagesordnung hat man stand getroffen wird, gilt schon jetzt ausländischer Ärzte aus Drittstaaten leider immer mehr den Eindruck, dass dem Leiter der Weiterbildungsgremi- wurde die Position unserer Landesärz- die großen Organisationen, wie zum en der Bundesärztekammer, Herrn tekammer unterstützt und gestützt. Beispiel die KBV durch ihre Vertreter- Dr. Bartmann, Präsident der Landes- Auch der Deutsche Ärztetag fordert versammlung, der Marburger Bund, ärztekammer Schleswig-Holstein, und einen Fachsprachtest auf C1-Niveau der Hausärzteverband und der SpiFa den Mitarbeitern des Referats Weiter- und eine Kenntnisprüfung entspre- sowie auch die großen Landesärzte- bildung ein herzlicher Dank für die chend dem dritten Deutschen Staats- kammern mit ihren zahlreichen Dele- enorme, geleistete Arbeit bis zu die- examen. Die Termine für Kenntnisprü- gierten am Vortag der Eröffnung ver- sem Ärztetag. fungen sollten in der gesetzlich vor- suchen, Beschlüsse in ihre Richtung zu Auch die Diskussionen zum § 219a, gesehenen Frist angeboten werden lenken, so dass es Anträge aus kleine- die von hoher Sachlichkeit und großer und die Durchführung dieser Prüfun- ren Kammern mit weniger Delegier- Akzeptanz gegenüber unterschied- gen sollte an universitären Einrichtun- ten sehr schwer haben, eine Mehrheit lichen Meinungen geprägt waren gen erfolgen. Auch die Etablierung ei- zu erhalten. und letztendlich in einem Beschluss, nes bundesweiten Registers von Ärz- Die Atmosphäre dieses Ärztetages der sich gegen eine Streichung oder ten mit nicht bestandenen Kenntnis- war von Respekt sowie von einem Einschränkung des in § 219a festge- prüfungen aus Nicht-EU-Staaten bei freundlichen und achtungsvollen Um- schriebenen Werbeverbots für Abtrei- den Approbationsbehörden wurde gang an den meisten Tagen geprägt. bungen stellt, mündete, gleichzeitig gefordert und ein entsprechender An- Ausnahmen bestätigen die Regel. Das aber auch forderte, dass Ärztinnen trag wurde angenommen. war in den letzten Jahren leider nicht und Ärzte über legale Schwanger- Die Forderung nach einer Erhöhung immer so. schaftsabbrüche informieren dürfen, der Anzahl der Studienplätze in der ohne dafür bestraft zu werden, ist für Humanmedizin und einer damit ver- mich ein erfolgreich diskutierter Ta- bundenen adäquaten strukturellen ■ Das Interview führte gesordnungspunkt. und finanziellen Ausstattung der Uni- Anja Zimmermann M.A. versitäten wird ebenfalls weiterhin 2. Welche gesundheitspolitischen auf der Tagesordnung stehen. Themen, die auf dem DÄT dis- Die Entschließung unserer Landes- kutiert wurden, werden auch in ärztekammer für mehr Schutz vor den kommenden Jahren weiter Gewalt gegenüber Ärztinnen, Ärz- eine Rolle spielen und in welchen ten, medizinischem Personal und Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018 | 5
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK ERFURT 121. Deutscher Ärztetag Vom 8. bis zum 11. Mai fand in Erfurt der 121. Deutsche Ärzte- tag (DÄT) statt. Hauptthema war die ärztliche Versorgung psychi- scher Erkrankungen. Erfolgreich beendet wurden unter anderem die Diskussionen zur Novellierung der Musterweiterbildungsord- nung (MWBO) sowie zur Regelung der Anerkennung von Studienab- schlüssen aus Drittstaaten. Psychotherapeuten ausbildung Die Delegierten des 121. Deutschen Ärztetages haben die geplante Novel- Fotos: Anja Zimmerman M.A. lierung des Psychotherapeutengeset- zes in der vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vorgelegten Form Das Ärzteparlament forderte den Ge- könne. So könne es zum Beispiel auf- abgelehnt. Der vom BMG 2017 vorge- setzgeber sowie die Institutionen der grund der fehlenden physischen Un- legte Gesetzentwurf bedrohe das ärzt- Selbstverwaltung auf, sich stärker für tersuchungsmöglichkeiten zu gefährli- liche Berufsbild sowie die ganzheitliche die Bedürfnisse von Menschen mit psy- chen Fehldiagnosen kommen. Zudem Versorgung des Patienten, so die Be- chischen und psychosomatischen Er- gründung des Ärzteparlaments. Viel- krankungen einzusetzen. mehr solle auch weiterhin eine multi- Hingewiesen wurde auch auf die Not- disziplinär vernetzte Versorgung sicher- wendigkeit der Weiterentwicklung des gestellt werden. Eine Verdrängung der stationären Vergütungssystems in den Ärzte aus der psychotherapeutischen Bereichen Psychiatrie, psychosomati- Versorgung müsse ausgeschlossen sche Medizin und Kinder- und Jugend- werden. Kritisiert wurden die offen- psychiatrie sowie einer differenzierten, sichtlichen Pläne des BMG, einen Pa- eigenständigen Bedarfsplanung im am- rallelberuf zum Arzt, einen sogenann- bulanten Bereich für die Fachgebiete ten nichtärztlichen Psychotherapeuten, Neurologie, Psychiatrie, Psychosoma- einführen zu wollen. tische Medizin sowie Kinder- und Ju- Zudem wurde eine Reduktion der Be- gendpsychiatrie. rufsbezeichnung der Psychologischen Psychotherapeuten sowie der Kinder- Ausschließliche Dipl.-Med. und Jugendlichenpsychotherapeuten Fernbehandlung Frank-Ullrich Schulz auf „Psychotherapeut“ zurückgewie- sen, da Ärzte ebenfalls psychothera- Die Delegierten des 121. Deutschen peutisch tätig sein dürfen. Für Patienten Ärztetages haben die Änderung des seien die Haftungsrisiken für den Arzt solle erkennbar sein, auf Basis welcher § 7 Absatz 4 der (Muster-) Berufsord- entsprechend hoch. Grundqualifikation psychotherapeuti- nung beschlossen. Zukünftig soll somit Ob und in welcher Form die branden- sche Verfahren angewandt werden. eine ausschließliche Fernbehandlung, burgische Berufsordnung dahingehend Zudem sprach sich der Ärztetag dafür ohne mindestens einmaligen direkten abgeändert wird, hängt von der Ent- aus, dass eine sichere Anwendung von Arzt-Patienten-Kontakt möglich sein. scheidung der Delegierten der Kam- Pharmaka nur auf der Grundlage eines Die Landesärztekammer Branden- merversammlung der LÄKB ab. Medizinstudiums möglich sei. Die Ein- burg hatte mit einem eigenen Antrag führung von Modellstudiengängen, in gegen diese Änderung gestimmt. Die Novellierung denen Kompetenzen zur Feststellung, Brandenburger Ärztetags-Delegierten der Gebührenordnung Verordnung und Überprüfung psy- gaben zu bedenken, dass eine Abän- chopharmakologischer Maßnahmen derung der Berufsordnung in genann- Das Ärzteparlament hat eine Fortfüh- vermittelt werden sollen, lehnten die ter Form nicht vertretbare Risiken für rung der Arbeit an dem Entwurf zur Delegierten demzufolge ab. die Patientensicherheit zur Folge haben Novellierung der Gebührenordnung für 6 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Bild li.: Pressekonferenz mit Prof. Dr. med. F.-U. Montgomery Bild re.: Dr. med U. Fleck Ärzte (GOÄ) beschlossen unter Einbin- wurde dabei beschlossen, welche Zu- Beratungsstellen sicherzustellen. dung der Landesärztekammern sowie satzbezeichnungen künftig Teil der ärzt- Das Ärzteparlament hat sich gegen der Berufsverbände und Fachgesell- lichen Weiterbildung werden. eine Streichung oder Einschränkung schaften. Die Entscheidung über die Inhalte der des in § 219a festgeschriebenen Wer- Derzeit wird der Entwurf der Leis- Zusatz-Weiterbildungen wurde an den beverbots für Abtreibungen ausge- tungslegendierungen einer betriebs- BÄK-Vorstand überwiesen. Er soll auf sprochen. Sichergestellt werden müs- wirtschaftlich nachvollziehbaren Kalku- der Grundlage dessen beschließen, was se aber, dass Ärztinnen und Ärzte über lation unterzogen. die Weiterbildungsgremien der BÄK in ihre Bereitschaft informieren dürfen, Die von Teilen der Politik erwogene enger Abstimmung mit den Fachgesell- gesetzlich zulässige Schwangerschafts- einheitliche Gebührenordnung als Zu- schaften und Berufsverbänden sowie abbrüche durchzuführen, ohne dafür sammenführung von GOÄ und Ein- den Landesärztekammern erarbeiten. bestraft zu werden. heitlichem Bewertungsmaßstab (EBM) Begrüßt wurde die Einführung eines lehnten die Ärztetags-Delegierten elektronischen Logbuchs. Studienabschlüsse aus ab. Zudem soll ausgeschlossen wer- Die 2012 in Nürnberg begonnene Drittstaaten den, dass die GOÄ mit dem Ziel einer Weiterbildungsreform wurde nun in Er- Vereinheitlichung der ärztlichen Vergü- furt abgeschlossen. Die Delegierten haben beschlossen, tungssysteme an den EBM angepasst dass Ärztinnen und Ärzte aus Dritt- wird. Schwangerschaftsabbrüche staaten durch eine Prüfung nachwei- sen müssen, dass sie über den gleichen Neue Die Delegierten des 121. Deutschen Kenntnisstand verfügen wie Ärztinnen Weiterbildungsordnung Ärztetages haben eine Stärkung der und Ärzte, die ihre Prüfung in Deutsch- neutralen Information, der individuel- land absolviert haben. Die Delegierten des 121. DÄT haben len Beratung und der Hilfeleistung für Um die Patientensicherheit zu ge- die Gesamtnovelle der (Muster-) Wei- Frauen in Konfliktsituationen gefor- währleisten, muss zur Erlangung der terbildungsordnung beschlossen. Ziel dert. Hilfsangebote und Beratungsstel- Approbation ein umfassendes, für den ist eine kompetenzbasierte Weiterbil- len sollen weiter gefördert bzw. ausge- medizinischen Alltag relevantes medizi- dung zur Verbesserung der Weiterbil- baut werden. nisches Wissen nachgewiesen werden dungsqualität. Die Informationsangebote der Bun- sowie gute, sprachliche Kommunikati- Künftig werden die Kompetenzen in deszentrale für gesundheitliche Auf- onsfähigkeiten auf dem Niveau C1. vier Kategorien bescheinigt: klärung (BZgA) zu Schwangerschafts- Die Bundesländer wurden aufgefor- - Inhalte, die der Weiterbildende zu konflikt und Schwangerschaftsabbruch dert, die Gutachtenstelle für Gesund- beschreiben hat sowie die zur Verfügung gestellte Da- heitsberufe (GfG) auszubauen und mit - Inhalte, die er systematisch einord- tenbank mit einer Übersicht der aner- der Annahme aller Anträge auf Gleich- nen und erklären soll kannten Beratungsstellen sollen wei- wertigkeitsprüfung zu beauftragen. Die - Fertigkeiten, die er unter Supervision terentwickelt und stärker bekannt ge- GfG soll alle Anträge auf Anerkennung durchführt macht werden, so die Forderung der ärztlicher Grundausbildungen vollstän- - Fertigkeiten, die er allein durchführt. Delegierten. dig fristgerecht bearbeiten, insbeson- Die anerkannten Beratungsstellen sol- dere soll dabei die Echtheit der einge- Abgestimmt wurde über die Präambel len betroffenen Frauen Auskunft ge- reichten Unterlagen überprüft werden. und über den Paragrafenteil. ben, welche Ärztinnen und Ärzte in ih- Das Ärzteparlament forderte die Bun- Des Weiteren wurde über die Allge- rer Nähe Schwangerschaftsabbrüche desländer auf, dafür Sorge zu tragen, meinen Inhalte der Weiterbildung ent- durchführen und welche Verfahren da- dass ausländische Ärztinnen und Ärzte schieden und es wurde über den Kopf- für angewandt werden. für eine Kenntnisprüfung einen Termin teil der Zusatz-Weiterbildungen der Die Länder haben ein ausreichen- innerhalb der gesetzlich vorgesehenen MWBO abgestimmt. Unter anderem des plurales Angebot wohnortnaher Frist von sechs Monaten erhalten. Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018 | 7
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Bild mi.: Dr. K. Harre und Organspende der ärztlichen Approbationsordnung Deutschen Ärztetags mehr Personal, Dr. K. Weinert verankert werden. eine bessere Vernetzung der Versor- Die Ärztetags-Delegierten haben sich gungsbereiche sowie deren sektoren- Bild re.: v.l.n.r. für die Einführung der Widerspruchslö- Ärzte und medizinisches übergreifende und extrabudgetäre Fi- Dr. S. König, sung zur Organspende ausgesprochen nanzierung gefordert. Eine bessere Dr. U. Wolter, Personal vor Gewalt und den Gesetzgeber aufgefordert, Aufklärung der Bevölkerung über die Dr. J. Fischer und schützen Dr. U. Fleck das Transplantationsgesetz (TPG) da- bestehenden Versorgungsstrukturen hingehend zu ändern. Ärztinnen und Ärzte, Rettungskräfte in der Notfallmedizin sowie über deren Jeder Bürger, der keine Organspen- sowie medizinisches Personal sind im- Nutzung müsse ebenfalls erfolgen. de wünscht, sollte dies schriftlich oder mer häufiger im Rahmen ihrer Berufs- Weiterentwickelt werden solle die Zu- mündlich äußern. Im Zweifelsfalle sei ausübung Gewalt und Aggressivität sammenarbeit von Portal- und Notfall- der mutmaßliche Wille des Patienten ausgesetzt. Die Delegierten des 121. praxen mit Klinikärzten in Notfallzent- zu klären. Deutschen Ärztetages haben aus die- ren. Das Ärzteparlament sprach sich für sem Grund den Gesetzgeber aufgefor- eine ambulante Notfallversorgung auch Medizinstudium dert, Ärzte in Klinik und Praxis in den während der vertragsärztlichen Sprech- neuen Straftatbestand „Tätlicher An- stundenzeiten durch Notdienstpraxen Die Delegierten haben die Bundeslän- griff auf Vollstreckungsbeamte“ (§ 115 der Kassenärztlichen Vereinigungen im der aufgefordert, die finanziellen Mittel Strafgesetzbuch) aufzunehmen. Rahmen von Modellprojekten aus. für eine Erhöhung der Anzahl der Stu- Kritisch hat sich der Ärztetag zum dienplätze um bundesweit mindestens Behandlungsspektrum Konzept des Gemeinsamen Bundes- zehn Prozent bereitzustellen. von Heilpraktikern ausschusses (GBA) für ein gestuftes Gemäß des Anfang des Jahres System von Notfallstrukturen an Kran- einschränken gefällten Urteils des Bundesverfas- kenhäusern ausgesprochen. Die Dele- sungsgerichts zur Neuregelung der Zu- Die Delegierten haben die Pläne von gierten bemängelten, dass in diesem lassung zum Medizinstudium solle die Union und SPD unterstützt, das zuläs- Konzept weder regionale Besonderhei- berufliche Vorprägung der Bewerber sige Behandlungsspektrum von Heil- ten noch komplexe Wechselwirkungen stärker fokussiert werden. Zudem soll praktikern auf den Prüfstand zu stel- über Schnittstellen und Sektorengren- ein bundesweit einheitliches Verfahren len. Ziel ist es, die Patientensicherheit zen hinweg berücksichtigt werden. Aus eingeführt werden, in das die Abitur- zu erhöhen. Dringend erforderlich sei diesem Grund forderten die Delegierten note sowie die Ergebnisse eines ein- es, Heilpraktiker von invasiven Maß- eine Wiederaufnahme des Beratungs- heitlichen schriftlichen Tests und eines nahmen, chirurgischen Eingriffen, In- prozesses, an dem auch medizinische standardisierten Assessmentverfahrens jektionen und Infusionen sowie von Akteure beteiligt sein sollen. zu je einem Drittel einfließen. der Behandlung von Krebserkrankun- Das Bundesgesundheitsministerium gen auszuschließen. Mit der Zulassung Ausführliche Informationen zu den (BMG) wurde aufgefordert, die Qua- der genannten Maßnahmen könne der Themen und Ergebnissen des 121. lität des Praktischen Jahres (PJ) durch rechtzeitige Beginn einer wirksamen Deutschen Ärztetags finden Sie auf der eine hochwertige praktische Lehre Behandlung verzögert oder verhindert Internetseite der Bundesärztekammer mittels zusätzlichen für die Lehre frei- werden. unter www.baek.de . gestellten ärztlichen Personals an je- dem akademischen Lehrkrankenhaus Notfallhilfen einschließlich der Universitätsklinika für Notaufnahmen ■ Anja Zimmermann M.A. zu verbessern. Die Arbeits- und Lehr- bedingungen im PJ müssten verbes- Um die in Deutschland vielerorts Die Statements der Delegierten des sert werden. Der Anspruch auf eine überlasteten Notaufnahmen zu ent- 121. DÄT lesen Sie auf den folgenden Seiten. Aufwandsentschädigung im PJ soll in lasten haben die Delegierten des 121. 8 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK 121. DEUTSCHER ÄRZTETAG Statements von den Delegierten Dr. med. Katharina Weinert Diskussion um die Veränderung/Ab- entgegengesehen. Ich muss sagen, er Fünf Tage Deutscher Ärztetag in Erfurt schaffung des § 219 a, der sich mit hat mich nicht enttäuscht. Allerdings liegen hinter uns. dem Schwangerschaftsabbruch be- habe ich auch nicht viel erwartet. Die Begonnen hat für mich der DÄT, wie schäftigt, geblieben. Natürlich ist der Aussage: „Ich bin nicht mit allem was auch im letzten Jahr, mit dem „Dialog DÄT nicht das Gremium, welches Ge- im Koalitionsvertrag stehr glücklich, mit jungen Ärzten“. Eine spannende setze verändern kann, aber die Dele- aber ich muss es umsetzen“ hat sich Diskussion über Berufszufriedenheit gierten haben sich klar positioniert. in meinem Gedächtnis eingebrannt. ergab sich schnell, als Welten und An- Auch ich bin dafür, dass die öffentlich Er war dabei durchaus freundlich, ver- sichten eines chirurgischen Chefarztes zugänglichen Informationsmöglichkei- suchte, wo immer möglich, Konflikte und einer Ärztin in Weiterbildung für ten zum Thema Schwangerschaftsab- klein zu reden, stand aber in Summe Allgemeinmedizin aufeinandertrafen. bruch gestärkt werden müssen und mit leeren Händen da. Großes Interes- Akute Missstände und generelle Sys- eine Entkriminalisierung der durchfüh- se zeigte er an der Freigabe der Fern- temkritik, aber auch konkrete Verbes- renden Ärzte unerlässlich ist, damit die behandlung. Auch forderte er die Bun- serungsvorschläge wurden intensiv dis- Menschen die für diese wichtige Ent- desärztekammer auf, ihm den Entwurf kutiert. Allein an diesem Beispiel zeigte scheidung notwendigen, unabhängi- der GOÄneu zur Verfügung zu stellen, sich für mich wieder einmal, dass ein gen Informationen unkompliziert und sobald sie fertig ist. Der Minister sagte Austausch zwischen den Generationen vertraulich erhalten können. allerdings nicht, was er damit machen zwingend notwendig und durchaus Abschließend ein kurzes Fazit zum will. Mein erster Eindruck, dass wir von fruchtbar ist, um die Zukunft der Ärzte- DÄT 2018: Im Großen und Ganzen der Politik in der jetzigen Legislaturpe- schaft zu gestalten. Auch im nächsten wurde viel und konstruktiv diskutiert, riode nicht viel zu erwarten haben, hat Jahr wird diese Veranstaltung stattfin- aber auch wichtige Themen wurden sich bestätigt. den und sicher für mich, aber wie ich auf den Weg gebracht. Einige Entschei- Bezüglich der GOÄ-Reform ist die hoffe, auch für andere junge KollegIn- dungen werden uns sicher auch noch Bundesärztekammer theoretisch gut nen aus Brandenburg wieder eine in- lange auf Ebene der Landesärztekam- vorangekommen, nur leider ohne prak- teressante Plattform für den Austausch mern, aber natürlich auch im Praxis tische Auswirkungen. Machen wir uns untereinander und eine zukunftsorien- alltag der nächsten Jahre beschäftigen. nichts vor, so lange die Arbeitsgruppe tierte Diskussion miteinander bieten. des Bundes zur Harmonisierung der Auch bei diesem Ärztetag stand wie- Dr. med. Steffen König Gebührenordnungen tagt, passiert gar der die Musterweiterbildungsordnung Alle Jahre wieder trifft sich die Deut- nichts. Ich bin davon überzeugt, dass auf dem Tagesplan – in diesem Jahr das sche Ärzteschaft in jeweils einer ande- diese Institution nicht so schnell voran- Kapitel der Zusatzweiterbildungen. Für ren deutschen Stadt zu ausführlichen kommen wird. Wir werden also wei- mich als positiv zu werten ist, dass der Beratungen und weitreichenden Be- ter an der GOÄ arbeiten, damit wir bei mit großer Mehrheit verabschiedete schlüssen. Um es vorweg zu sagen: Er- besseren politischen Rahmenbedingun- Trend zur berufsbegleitenden Weiter- furt ist eine Reise wert. Schaut man sich gen ein fertiges Konzept haben. bildung weiter gestärkt wurde. Aller- die Stadt an, denkt man unwillkürlich Die beiden wirklich großen Themen- dings muss ich kritisch anmerken, dass an die „blühenden Landschaften“ von blöcke waren die Freigabe der aus- leider wohl nicht weniger, sondern Altbundeskanzler Kohl. Erfurt hat sei- schließlichen Fernbehandlung und die noch mehr Zusatzweiterbildungen in ne Tradition über die vierzig Jahre DDR neue Musterweiterbildungsordnung. der neuen MBWO enthalten sein wer- gerettet und nach der Wende eine un- Es ist völlig klar, dass wir unsere ärzt- den. Darunter auch einige, die meiner glaubliche Entwicklung genommen. lichen Werkzeuge der modernen Ent- Meinung nach mit evidenzbasierter Schade, wenn man eigentlich keine wicklung anpassen müssen. Der künfti- Medizin wenig konform gehen. Diesen Zeit hat, diese wunderschön restaurier- ge Patient erwartet eine Beratung und Trend sähe ich ungern weiter gestärkt. te und behutsam modernisierte Stadt sicherlich auch eine Behandlung un- Des Weiteren war die ausschließliche kennenzulernen. ter Einbeziehung der modernen Kom- Fernbehandlung eines der zentralen So schön wie die Stadt ist, so schwie- munikationsmöglichkeiten. Schließlich Themen des diesjährigen Ärztetages. rig sind die Ergebnisse des Ärztetages gibt es für alles Mögliche inzwischen Wie Sie wahrscheinlich bereits erfah- zu bewerten. Wiederum positiv fiel mir eine App. Es ist auch klar, dass die jun- ren haben, ist diese nun erlaubt. Ge- der von gegenseitigem Respekt und ge Ärztegeneration dem Thema gegen- naue Regeln und Bestimmungen dazu, Achtung geprägte Umgang der ver- über deutlich aufgeschlossener ist. Auf lassen aber noch auf sich warten. Die schiedenen Interessengruppen inner- der anderen Seite ist nicht alles was Rechtssicherheit für Patienten und Ärz- halb der Ärzteschaft auf. Das war nicht technisch möglich ist, auch medizinisch te scheint mir durch diesen Beschluss immer so. sinnvoll. Wir wissen alle, dass auch die eher geschwächt, denn gestärkt wor- Am Eröffnungstag wurde der Interpretation von Befunden techni- den zu sein. Rede unseres neuen Gesundheits- scher Untersuchungen nur im Zusam- Im Gedächtnis ist mir ebenfalls die ministers Spahn mit Spannung menhang mit dem klinischen Bild des Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018 | 9
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Patienten sinnvoll ist. Ansonsten gerät wurde letztlich mit einem Geschäfts- der Telematikstrukturen für uns alle auf man in die Gefahr, Befunde zu behan- ordnungskniff erst gar nicht zur Ab- der Agenda stehen. Was das praktisch deln, anstelle von Patienten. Die Gren- stimmung gebracht. Die vorherige Dis- bedeutet und bedeuten wird, wusste zen der Fernbehandlung sind meiner kussion ergab allerdings, dass viele un- wohl er selbst auch noch nicht zu er- Meinung nach sehr unscharf definiert. sere Befürchtungen teilten. messen. Ich glaube auch nicht, dass die Ände- Eine Minute nach der Abstimmung er- Bewegend wirkten die musikalischen rung der Musterberufsordnung tatsäch- hielt Herr Montgomery eine SMS von Darbietungen auf sehr hohem musika- lich dazu führt, dass die Behandlung in Herrn Spahn mit Glückwünschen zu un- lischen Niveau. Den Schluss bildete das den Händen der Ärzte bleibt und nicht serer Entscheidung..... gemeinsame Singen der Nationalhym- Geschäftsmodell der großen Internet- Unter den vielen Anträgen am Freitag ne der Bundesrepublik Deutschland … konzerne wird. Diese werden sich wohl gab es auch einiges Positives, zum Bei- „Einigkeit und Recht und Freiheit für eher die lukrativsten Felder herauspi- spiel, dass die Krankenkassen aufgefor- das deutsche Vaterland. Danach lasst cken. Ich bin überzeugt davon, dass dert werden, die 116117 auf die Chip- uns alle streben, brüderlich mit Herz mit dem Beschluss des DÄT ein Prozess karten zu drucken. und Hand…” in Gang gesetzt wurde, der nicht mehr Weniger gut gefiel mir, dass ein An- Wie es um unser Vater- und Mutter- aufzuhalten ist und dessen Ergebnis trag auf 24/7-Schaltung der Nummer land bestellt ist, hörten wir uns am völlig offen ist. 116117 durchgewunken wurde, auch nächsten Tag an. Es ging um die psy- Die neue Musterweiterbildungsord- bei einer zweiten Lesung ließ sich das chischen Erkrankungen bzw. Störun- nung wurde nach jahrelangem Diskus- nicht verhindern. gen. Diese wurden und werden von sionsprozess beschlossen. Das ist wirk- Es ist ja gut möglich, dass wir am Fachärzt*innen für Psychiatrie und Psy- lich ein Erfolg. Natürlich konnte man Ende unserer Diskussionen auch dahin- chotherapie behandelt, gemeinsam mit nicht erwarten, dass alle gleicherma- kommen, aber dafür ist die Kassenärzt- Fachärzt*innen für Psychosomatische ßen hochzufrieden sind. Es steht auch liche Vereinigung zuständig und nicht Medizin und Psychotherapie sowie FÄ noch ein erhebliches „Finetuning“ an. der Ärztetag. für Kinder und Jugendpsychiatrie und Ob diese MWBO der große Wurf ist, Immerhin wurde eine Geschäftsord- Psychotherapie. Zudem kommen viele den sich alle gewünscht haben, werden nungsreform für das nächste Jahr in Fachärzte mit einem Zusatztitel Psycho- wir in ein paar Jahren wissen. Wichtig Aussicht gestellt. therapie oder Psychoanalyse dazu. ist der konsequente Übergang von der Was noch? Die Kontakte mit Kollegen Alle diese sogenannten P-Fachärz- präsenzbedingten (Anzahl der Jahre) aus anderen Bundesländern waren in- te (ca. 14.000) teilen sich die Ver- zur kompetenzbedingten (Summe der teressant und Erfurt ist eine wunder- sorgungsaufgaben mit den Psycho- Kenntnisse und Fähigkeiten) Weiterbil- schöne Stadt mit italienischem Flair. logischen Psychotherapeut*innen dung. Das wird für jede einzelne Kam- und den Kinder- und Jugendlichen- mer eine Herausforderung. Hoffentlich Dr. med. Stephan Alder Psychotherapeut*innen (ca. 34.000). können wir im nächsten Jahr das elek- Nachdem wir die schöne, thüringi- Auffällig sind die jeweils langen Ge- tronische Logbuch beschließen. Das E- sche Groß- und Landeshauptstadt Er- bietsbezeichnungen. So sucht man Logbuch ist essentiell für eine kompe- furt erreichten, erlebten wir in einer am nach Verkürzungen. Im Angebot sind tenzbasierte Weiterbildung. Rande der Stadt gelegenen Messehalle Psycho-Ärzte und klinische Psycholo- die Eröffnungsveranstaltung des 121. gen oder Ärzte und Psychotherapeuten Dr. med. Karin Harre Deutschen Ärztetages. 250 Delegierte (Sprachduktus des SGB). Doch Psycho- Ich war zum zweiten Mal auf einem aus 17 Ärztekammern waren für vier therapeuten sind sowohl die Ärzte als Deutschen Ärztetag. Mir fiel wieder Tage gemeinsam mit hauptamtlichen auch die klinischen Psychologen. Da besonders auf, dass die Tagesordnung Vertretern nach Erfurt, der Stadt mit muss eine bessere Sprachregelung ge- sehr ungleichmäßig über die Tage ver- dem sehr schönen Dom, gekommen. funden werden, wie zum Beispiel Psy- teilt war. Das Wichtigste, nämlich die Es wurde auf Martin Luther Bezug chiater, Psychosomatiker oder Psycho- Weiterbildungsordnung und die Be- genommen, seine standhafte Haltung Ärzte und klinische Psychologen. schlüsse über die Zusatzbezeichnun- gegenüber dem Papst und dem Kaiser, Inhaltlich wurden schwere psychi- gen sowie circa 150 weitere Anträge um für eigene Interessen einzutreten. sche Störungen behandelt. Dazu ge- mussten alle am letzten Tag durchge- Wie destabilisierend und zugleich die hören Essstörungen, Depressionen, peitscht werden. Vorher haben wir viel weitere Entwicklung in Deutschland Angsterkrankungen, psychische Trau- Zeit mit philosophischen Diskussionen und Europa beeinflussend all das vor mafolgestörungen (PTBS) und die über psychische Erkrankungen und die 500 Jahren war, wurde als Hintergrund Schizophrenien. Abtreibung verbracht. Letztere stand ja für die aktuelle Gesundheitspolitik ge- Ein wichtiges Ergebnis soll hier ge- gar nicht zur Debatte, lediglich, dass nutzt. Von vorsichtiger und bedach- nannt werden: Die Anzahl der psychi- wir unsere Kollegen vor ungerechtfer- ter Rebellion wurde gesprochen. Jens schen Störungen/Erkrankungen hat in tigten Anschuldigungen gesichert wis- Spahn, der neue Gesundheitsminister, den letzten 20 Jahren nicht zugenom- sen wollten. bewegte sich recht selbstbewusst im men, aber das Inanspruchnahmever- Zum Thema ausschließliche Fernbe- Kreis der deutlich älteren Ärzteschaft. halten der Bevölkerung in Deutschland. handlung werden wir uns noch in un- Er brachte den Leistungen der Ärztin- Das ist ein sehr wichtiges Ergebnis! serer eigenen LÄK verständigen müs- nen und Ärzte viel Anerkennung ent- Das ist ein kultureller Fortschritt, der sen. Unser kritischer Antrag, der von gegen. Er warb zugleich für die Mo- begrüßt werden muss und nicht be- unseren Juristen sehr gut fundiert war, dernisierungen, die durch die Nutzung klagt werden sollte. Es zeigt, dass wir 10 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Menschen im Rahmen unserer Kultur mit einzuplanen. Das ist ein wichti- zwei Anträge, die auch beschlossen der Reflexion und gegenseitigen Für- ger Schritt hin zu einer Humanisie- wurden. Diese widersprachen nach sorge, schneller auch im psychischen rung des Berufsstands als Teil der meinem Dafürhalten dem Kerngedan- Bereich (Ängste, Depressionen, Essstö- Zivilgesellschaft. ken: keine Arbeitsunfähigkeitsbeschei- rungen, verletzende Gewalt) professio- • Weiterbildungsordnung. Dieser Ent- nigungen, keine Rezepte oder andere nelle Hilfe in Anspruch nehmen. wurf der Weiterbildungsordnung Dokumente. Das fiel erst ziemlich spät Berufspolitisch will ich hier einfügen, (Muster-WBO) wurde beschlossen. auf, so dass eine zweite Lesung statt- dass es wichtig ist zu wissen, dass die Damit sind nun die Landesärzte- fand und diese Dinge einer Kommis- PP und KJP eine eigene Kammer haben, kammern an der Reihe, diese Novel- sion zugeleitet werden sollen, die das ebenso wie wir Ärzte. Ein wichtiges Ziel lierung in den Ländern umzusetzen. prüfen und neu vorstellen sollen. Alles ist es, wenn es um psychische Störun- Bemerkenswert ist, dass ebenfalls andere in der Diskussion gab es schon, gen und um Psychotherapie geht, soll- beschlossen wurde, dass die Zusatz- Telefonkontakte oder E-Mail-Verkehr te stets die Kammer der Psychologen bezeichnungen noch über den jetzi- mit bekannten Patienten oder einen Pa- und KJP an die Psycho-Ärzte und deren gen Sommer in einzelnen Fällen ge- tienten, der bereits vorher Erstkontakt Kammer denken und umgekehrt. meinsam von BÄK, LÄKammern und mit einem Arzt hatte. Ein Arzt erlernt in Das fällt beiden Seiten schwer. Die Fachgesellschaften konkretisiert wer- seinem Studium früh die medizinische Ärztekammern behandeln zeitweise die den. Für den Psycho-Bereich kann Propädeutik. Primär wird versucht, mit Belange der Psycho-Ärzte als ein rand- festgehalten werden, dass die Quali- seinen Sinnen und den medizinischen ständiges Thema. Wie sollen die Berufs- fikation für Gruppenpsychotherapie Erfahrungen eine Anfangsdiagnose zu politiker dann auch noch an die PP-KJP/ mehr Raum einnehmen wird, aber finden. Psychotherapeuten-Kammern denken? die Psychiater auch die Lumbalpunk- Das für mich wichtigste Thema war Und umgekehrt: Wie sollen die PP-KJP- tion wieder beherrschen müssen. die Verabschiedung der (Muster)-Wei- Kammervertreter bei ihren Belangen Fazit: Ein Ärztetag mit vielen Themen, terbildungsordnung. Nach vielen Jahren auch noch an die Psycho-Ärzte den- engagiert wurde vorgetragen, differen- intensiver Arbeit der Weiterbildungs- ken, von denen sie sich gerade begon- ziert diskutiert und demokratisch ab- gremien konnten die Präambel, der Pa- nen haben, zu emanzipieren? gestimmt. Eine beeindruckende Erfah- ragraphenteil, die allgemeinen Inhalte, Die weiteren Themen: rung von Demokratie im Rahmen von der Teil B, Gebiete, und die Kopfteile • Es ging um die GOÄ. Es wird eine berufsständischer Selbstverwaltung. des Teiles C, Zusatzweiterbildungen, neue Kommission gebildet, diesmal einstimmig beschlossen werden. Es feh- eine mit einem wissenschaftlichen Dr. med. Udo Wolter len nun noch die Inhalte zum Teil C und Auftrag. Es schreit zum Himmel. Es Traditionell findet der jährliche DÄT in das e-Logbuch. Erst dann können wir in soll offenbar so schnell keine neue der Woche mit dem Feiertag Himmel- der Landesärztekammer Brandenburg GOÄ geben, damit die Steuermit- fahrt statt. Das war in diesem Jahr sehr beginnen, die Weiterbildungsordnung tel nicht durch eine zu erwartende früh. Das Wetter war aber sehr schön für uns umzusetzen. Es dauert also Erhöhung in die PKV fließen. Man und die Stadt Erfurt sehenswert und noch etwas. Mein Fazit: Teil B finde ich muss dazu bedenken, dass ca. 40- sehr gastfreundlich. Die Eröffnungs- in Ordnung, im Teil C gibt es für mich 50 % der Gelder für die PKV durch veranstaltung mit dem neuen Gesund- noch zu viele Zusatzbezeichnungen, die die Beihilfe gezahlt werden. heitsminister Spahn fand ich nicht sehr Einführung des berufsbegleitenden Er- • Fernbehandlung. Das ist eine Krö- aufschlussreich. An sich gibt die Politik werbs finde ich gut, sie setzt aber noch te, die wir als Brandenburger Dele- hier in persona des Gesundheitsminis- einige Veränderungen unseres Heil- gierte schluckten. Es war klar. Wenn ters immer einige neue Trends in der berufsgesetzes voraus. Ich hoffe, dass wir gegen die Fernbehandlung im Gesundheitsgesetzgebung vor. Bei der die noch fehlenden Teile schnell erar- Grundsatz stimmen, werden die Eröffnung des 121. DÄT nur Dinge, die beitet und beschlossen werden, denn Online-Dienste von Nicht-Ärzten be- man auch aus durchschnittlichen Zei- so einige Dinge unserer aktuellen Wei- dient. Wenn wir dafür sind, können tungen hätte erfahren können. Für die terbildungsordnung sind obsolet und diese Behandlungen ohne direkten erfahrenen Ärztetags-Delegierten, fand entsprechen teilweise nicht mehr dem Arzt-Patient-Kontakt auch Ärzte mit ich, nur kalter Kaffee. Zeitgeist. Sachverstand und Einfühlungsver- Die zwei Tagesordnungspunkte, die Ansonsten war es ein harmonisch ver- mögen gestalten. Dass die Fernbe- mich bewegten und interessierten, wa- laufender Ärztetag. handlung keine körperliche Untersu- ren das Fernbehandlungsverbot und die chung und kein Gespräch zwischen Weiterbildung. Dr. med. Jürgen Fischer Patient und Arzt ersetzt, weiß jeder Hierzu meine Eindrücke. Es ist ja be- Wie immer begann der Deutsche Ärz- und jede der Beteiligten, auch die kannt, dass ich ein Gegner der Fernbe- tetag mit Begrüßungsreden, wo in der Patienten selbst. handlung bin, nach dem Muster „unbe- Regel der amtierende Gesundheitsmi- • Die Berufsordnung. Es wurde ein kannter Patient und unbekannter Arzt nister die Gelegenheit ergreift, seine wichtiger Punkt eingefügt, das Ge- begegnen sich elektronisch“. Dieser Ta- Vorstellungen zu aktuellen Themen bot der Selbstfürsorge. Danach ist gesordnungspunkt war im Vorfeld so der Gesundheitspolitik zu skizzieren. So es für jeden Arzt/Ärztin geboten, gut vorbereitet worden, dass eine Ab- auch diesmal Jens Spahn. Dabei bekräf- neben der fachlichen Qualifikation lehnung durch den Ärztetag nicht zu tigte er noch einmal die gesundheitspo- und ethischen Maximen die eigene erwarten war. Und so geschah es auch. litischen Pläne, die im Koalitionsvertrag Regeneration, die eigene Erholung Interessant waren für mich allerdings festgelegt sind, wie zum Beispiel die Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018 | 11
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Ablehnung einer Bürgerversicherung, Der letzte Tag des Ärztetages war Da als ein Hauptthema „Die Novel- schnellere Arzttermine und die Einset- fast ausschließlich der Novellierung der lierung der neuen Weiterbildung“ be- zung einer wissenschaftlichen Kommis- Musterweiterbildungsordnung gewid- schlossen werden sollte, war auch sion zur Reform der Gebührenordnung met. Dabei wurde nach teils heftigen dies für mich ein Höhepunkt als Mit- für Ärzte (GOÄ) und des Einheitlichen und auch kontroversen Diskussionen, glied der Weiterbildungskommissi- Bewertungsmaßstabes (EBM). Die Vor- insbesondere um einzelne Zusatz- Wei- on der Landesärztekammer Branden- schläge, die die BÄK gemeinsam mit terbildungen, die Gesamtnovelle be- burg. Am letzten Tag des Ärztetages dem PKV-Verband erarbeitet habe, schlossen. Es liegt nun bei den Landes- wurde einstimmig der Paragraphenteil seien hier „hilfreich“. Insgesamt blieb ärztekammern, diese für die einzelnen der Weiterbildungsordnung angenom- Spahn im Ton zwar moderat, inhaltlich Kammerbereiche zu übernehmen. Vor men und anschließend lief eine viel- gab es jedoch keine neuen Aspekte. allem das elektronische Logbuch als ein schichtige Diskussion über die vielen Die großen Diskussionsthemen auf zentraler Bestandteil der neuen Wei- Zusatzweiterbildungen. dem Ärztetag waren diesmal die Ver- terbildungsordnung sollte möglichst Ich selbst hatte mich als beauftrag- sorgung von Psychologischen Erkran- schnell im Interesse der jungen Kollegin- tes Mitglied der Weiterbildungskom- kungen aus ärztlicher Sicht, der Stand nen und Kollegen umgesetzt werden. mission in der vorbereitenden Sitzung der Entwicklung einer neuen GOÄ, das Weitere wichtige Themen des Ärzte- der STÄKO für eine deutliche Begren- Thema Fernbehandlung sowie die No- tages waren die Probleme mit der Not- zung der Zusatzweiterbildung ausge- vellierung der (Muster-) Weiterbildung. fallversorgung sowie die Notwendigkeit sprochen. Auch in meinem Berufsfeld Zum Thema „GOÄ“ berichtete Dr. Rein- des Nachweises eines gleichwertigen hatte ich mich für die Integration der hardt, Vorsitzender des Ausschusses Ausbildungsstandes von Ärztinnen und Zusatzweiterbildung „Spezielle Visze- „Gebührenverordnung“ der Bundes- Ärzten mit Drittstaatenabschlüssen. ralchirurgie“ dafür ausgesprochen, sie ärztekammer, über die seit dem letzten Nach heftigen Diskussionen herrschte in die Gebietssäule Viszeralchirurgie zu Jahr erreichten Fortschritte. Mittlerwei- Einigkeit, dass alle ausländischen Kol- integrieren. le sind die meisten Ziffern der Gebüh- leginnen und Kollegen einen Kenntnis- Diese Entscheidung wird aber der All- renordnung mit den Fachgesellschaften stand nachweisen müssen, über den tagsrealität vieler Kliniken nicht gerecht abgestimmt und es laufen die Verhand- auch Ärztinnen und Ärzte verfügen, und gemeinsam mit meiner Mutterge- lungen mit dem Vorstand der privaten die in Deutschland ihre ärztliche Ausbil- sellschaft, der Deutschen Gesellschaft Krankenkassen. Trotz der zweifellos er- dung absolviert haben. für Allgemein- und Viszeralchirurgie reichten Fortschritte ist es in meinen Dieser Kenntnisstand soll durch die und der Deutschen Gesellschaft für Chi- Augen völlig unklar, ob es gelingt, dass Teilnahme am medizinischen Staatsex- rurgie, konnte auf Antrag des Landes die neue GOÄ in dieser Legislaturperio- amen nachgewiesen werden. Außer- Brandenburg die Zusatzweiterbildung de noch verabschiedet wird, zumal für dem soll die Gutachterstelle für Gleich- „Spezielle Viszeralchirurgie“ in der neu- die Arbeit der wissenschaftlichen Kom- wertigkeitsprüfung ausgebaut werden, en Musterweiterbildung erhalten blei- mission zur Reform der GÖA und des die zwar schon existiert, deren Kapazi- ben. Um den zeitlichen Druck auf die EBM ein Zeitraum von zwei Jahren ver- tät aber bislang völlig unzureichend ist. Viszeralchirurgen zu nehmen, sollte anschlagt worden ist. Zum Thema Notfallversorgung wurde diese spezielle Weiterbildung für hoch- Angesichts des Dilemmas wurde so- noch einmal die Notwendigkeit eines komplexe viszeralchirurgische Prozedu- gar vorgeschlagen, auf die Weiterent- integrierten Konzeptes für die struktu- ren, wie Pankreas-, Leber- und Ösopha- wicklung einer neuen GOÄ ganz zu ver- rierte Inanspruchnahme betont. Dabei gusoperationen, in einer berufsbeglei- zichten und stattdessen eine Erhöhung muss eine echte Kooperation zwischen tenden Weiterbildung erbracht werden der alten GOÄ- Kennziffern zu fordern, dem ambulanten und dem stationären ohne zeitliche Begrenzung. was allerdings vom Ärztetag abgelehnt Sektor erfolgen. Dier Finanzierung soll- Die von mir auch im Vorfeld des Ärzte- wurde. te sektorenübergreifend extrabudgetär tages hohen Erwartungen wurden alle Ein weiteres großes Thema war die einheitlich erfolgen. erfüllt. Hier sind besonders erwähnens- Änderung der Berufsordnung, wo es Insgesamt kann man feststellen, dass wert die Entschließungen zur GOÄ, die darum ging, ob es zukünftig mög- auf dem 121. Deutschen Ärztetag eine Beibehaltung des Werbeverbotes des lich sein wird, Patienten ausschließlich ganze Reihe von wichtigen Beschlüs- Schwangerschaftsabbruches (Paragraph über Kommunikationsmedien zu bera- sen nach lebhafter Diskussion gefasst 219A StGB) sowie die Ebnung des Deut- ten und zu behandeln. Die Delegierten wurde. schen Ärztetages für eine ausschließli- aus Brandenburg hatten sich schon im che Fernbehandlung. Auch wenn dies Vorfeld des Ärztetages eindeutig da- Dr. med. Ullrich Fleck von vielen Delegierten des Ärztetages gegen ausgesprochen und auch einen Die Ausrichtung des Ärztetages 2018 sehr kritisch gesehen wurde, und auch entsprechenden Antrag auf dem Ärz- in Erfurt durch die Landesärztekammer unser Landesärztekammerpräsident, tetag gestellt. Leider konnte sich die- Thüringen unter der Leitung von Frau Herr Dipl.-Med. F.-U. Schulz, den bran- se Meinung nicht durchsetzen. Dies Dr. Lundershausen war für mich ein be- denburgischen Antrag nicht durchbrin- ist aus meiner Sicht sehr bedauerlich. sonderes, persönliches Highlight, da ich gen konnte, haben wir unseren Einfluss Der „Geist ist jetzt erstmal aus der Fla- vor mehr als 20 Jahren über zehn Jahre auf die ausschließliche Fernbehandlung sche“ und man wird ihn wahrscheinlich an der damaligen Medizinischen Aka- behalten ohne von außen diese Form in diese nicht mehr hinein bekommen. demie meinen beruflichen Werdegang aufoktroyiert zu bekommen. Man wird sehen, wohin diese Entschei- vervollständigte, ehe ich nach Branden- Das schöne Wetter, die fantastisch dung noch führt. burg wechselte. rekonstruierte Altstadt sowie die 12 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2018
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