Trotz aller Kritk: Die Einführung des eRezepts steht bevor
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www.laekb.de Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 | 2021 Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Juli – August 2021 Trotz aller Kritk: Die Einführung des eRezepts steht bevor Seite 5 Foto: KBV Digitalisierung muss Qualität Impfkampagne effizient verbessern vorantreiben Seite 6 Seite 7 Qualitätssicherung der Medizinischer Notfall an Bord onkologischen Versorgung eines Flugzeugs Seite 16 Seite 24
Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol • 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums • Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums www.aerzteselbsthilfealkohol.de Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym. Bi�e bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben. Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de Weitere Informationen unter „Arzt und Gesund- Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de heit“ auf www.laekb.de PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de Impressum Redaktion Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint Landesärztekammer Brandenburg monatlich Inhaber und Verleger Anja Zimmermann M.A. (Doppelnummer Juli/August). Landesärztekammer Brandenburg Pappelallee 5, 14469 Potsdam Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010): Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Telefon: 0331 505605-525 jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten Pappelallee 5, 14469 Potsdam Telefax: 0331 505605-538 € 17,50. Einzelpreis € 3,35. Telefon: 0331 505605-520 E-Mail: aerzteblatt@laekb.de Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz Telefax: 0331 505605-769 GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt Repro, Satz, Druck, Herstellung, Herausgeber sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für Verlagswesen Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam- Druckerei Schiemenz GmbH mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus abgegolten. Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an Telefon 0355 877070 den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren Telefax 0355 87707-128 namen gekennzeichnete Beiträge wissenschaft- Hinweise für die Autoren licher und standespolitischer Art sowie Artikel, Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, achten Vertrieb die die Kennzeichnung „Pressemitteilung von …“ Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For- Deutsche Post AG enthalten, wird keine Verantwortung übernom- mat für DOS abzuspeichern. Bitte legen Sie men. Die darin geäußerten Ansichten decken sich einen Ausdruck des Artikels dazu. Texte können nicht immer mit denen des Herausgebers. Sie die- Anzeigenverwaltung Sie mit entsprechender Betreffzeile per E-Mail nen dem freien Meinungsaustausch innerhalb der Verlagsbüro Kneiseler (aerzteblatt@laekb.de) übermitteln. Verwenden Ärzteschaft. Die Zeitschrift und alle in ihr enthal- Uhlandstraße 161, 10719 Berlin Sie Bilder für Ihren Artikel, bitte die Vorlagen tenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Telefon 030 88682873 separat zusenden und im Text vermerken, wo das Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmi- Telefax 030 88682874 Bild stehen soll. Am besten sind Fotos geeignet gung statthaft. Rücksendung nicht verlangter E-Mail: g.kneiseler@t-online.de (Aufsichtsvorlagen). Manuskripte erfolgt nur, wenn ein vorbereiteter Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 31, gültig ab 01.01.2021 Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah- me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte Verfügungsrecht. Änderungen redaktioneller Art bleiben vorbehalten.
Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Juli – August 2021 7 – 8 | 2021 KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK Trotz aller Kritk: Die Einführung des eRezepts steht bevor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Präsidentenlogbuch .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Pandemiebekämpfung – Impfkampagne effizient vorantreiben .. . . . . . . . . . . . . . . . 7 Restrisikoabsicherung zum Arzthaftpflichtschutz in Impfzentren .. . . . . . . . . . . . . . 7 Auch vor dem Start des Sommerurlaubs: Impfungen bleiben Corona-Schutzmaßnahme Nummer 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Brandenburg braucht eine staatliche medizinische und zahnmedizinische Hochschulausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Digitaler Impfnachweis – Testlauf startet im Impfzentrum in Potsdam . . . . . . . 9 Seite 12 Aktuelle Liefermengenprognose: Corona-Impfkampagne könnte um vier Wochen verzögert sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Impftempo legt weiter zu – Deutschland jetzt über dem EU-Schnitt . . . . . . . . . 11 AKTUELL Digitalisierung in der Schlafmedizin – Mit der SomnoApp zum Schlaflabor . 12 Koronare Herzkrankheit – Drei neue Gesundheitsinformationen in Leichter Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Qualitätssicherung der onkologischen Versorgung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Christiane Krajewski erneut zur SOD-Präsidentin gewählt – Drei neue Mitglieder verstärken das Gremium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Seite 15 ARZT UND RECHT Steuerpflicht pauschal ausbezahlter Lohnzuschläge .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 FORTBILDUNG Corona-Langzeitfolgen – Genesen ist nicht immer gesund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 LÄKB – Kursangebote der Akademie für ärztliche Fortbildung der LÄKB .. 20 Schwierige Patienten – Suchterkrankung? – Kurs in Suchtmedizinischer Grundversorgung in der Brandenburger Ärztekammer im Herbst 2021 . . . . . 21 Fortbildungsangebote für Ärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Fortbildungsangebote für MFA/MTRA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Zertifizierte Kasuistik – Folge 69 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Seite 18 PERSONALIA KMG Klinikum Luckenwalde – Neue leitende Ärztin der Zentralen Notaufnahme .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Wir gratulieren zum Geburtstag im Juli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Wir gratulieren zum Geburtstag im August .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 WEITERE RUBRIKEN Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 LAVG – Apotheken und Arzneimittel .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021 | 3
EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen, „Als sie das Ziel aus den Augen ver- ebenfalls zu den Ereignissen, die ganz Dabei lagen alle guten Argumente loren hatten, verdoppelten sie ihre sicher – auch gesellschaftlich – noch spätestens seit Dezember auf dem Anstrengungen.“ An dieses Zitat, das einmal aufbereitet werden müssen. Tisch und wurden immer wieder an die Mark Twain für seine „Abenteuer Tom Politik vermittelt. Sawyers“ geschrieben hatte, fühle ich Kaum besser war der Umgang mit al- mich seit Beginn des vergangenen Jah- ten und kranken Menschen, die massiv Zuletzt im März hatten die Kolle- res in Bezug auf die politischen Maß- unter den Besuchsverboten in Klini- gen Dr. Hanjo Pohle, MUDr./ČS Peter nahmen zur Pandemiebekämpfung oft ken und Altenheimen leiden mussten. Noack, der brandenburgische DRK- erinnert. Das ist vom Grundsatz her Auch das ist für mich ein Zeichen des Chef Hubertus C. Diemer und ich dem auch nicht verwunderlich. Denn nie- mangelnden Respekts gegenüber den Gesundheitsausschuss des Landtages mand im Gesundheitssystem oder in Schwächsten in der Gesellschaft. Ich alle Zahlen und Argumente für die Ver- Dr. med. Karin Harre der Politik hatte bis dahin Erfahrungen kann und will nicht verstehen, warum lagerung des Impfens in die Praxen ge- Foto: privat mit einer pandemischen Situation die- es immer noch Besuchsverbote gibt, liefert. Dennoch gab es am Ende wie- ses Ausmaßes und dieser Verbreitungs- die selbst für vollständig Geimpfte der keine Bewegung der Politik. geschwindigkeit sammeln können. gelten. So sind Menschen gestorben, ohne dass sie die Chance hatten, sich Der virtuelle Deutsche Ärztetag hat Was mich allerdings in diesem Zusam- von ihren Liebsten verabschieden zu gefordert, dass jetzt Folgen aus dem menhang wirklich erschreckt hat, war können. Ob die dadurch erfolgte Isola- Umgang mit der Pandemie gezogen die Erkenntnis, wie sehr nicht nur die tion wirklich zum Nutzen der Patienten werden müssen. Und das ist mehr als Menschlichkeit in der Medizin, sondern und der Gesellschaft gewesen sind, nötig. So komplex die Problemlage auch der Respekt als eigentlich unver- muss ebenfalls auch wissenschaftlich auch war und ist: Gelöst werden kann zichtbare Grundlagen medizinischen untersucht werden. sie nur mit einem gemeinsamen und und gesundheitspolitischen Handelns abgestimmten Vorgehen. Und dabei in den Hintergrund gedrängt wurden. Komplettiert wird dieses Bild durch darf man die niedergelassenen Ärz- Wir alle können dafür zahlreiche Bei- die Ignoranz der Politik beim Thema tinnen und Ärzte als unverzichtbare spiele aufzählen. Impfzentren. Auch hier kam bei mir Säule der Versorgung auf gar keinen der Eindruck auf, dass die Gleichgültig- Fall noch einmal außen vorlassen. Ein Über Monate mussten wir mit anse- keit vor der Not des Einzelnen domi- Verfahren, bei dem Impfstäbe quasi hen, wie in der Pandemie die Expertise nierte. Dabei hätte es auch ohne Me- vom Feldherrnhügel aus an den Betei- und die Empfehlungen von Wissen- dizinstudium jedem klar sein können, ligten vorbei oder sogar gegen deren schaftlern durch die Politik ignoriert welche Strapazen die Fahrt zu einem ausdrücklichen Rat „durchregieren“, wurden. Obwohl sich die Virologen weit entfernten Impfzentrum für viele wird wohl kaum noch einmal akzep- und Epidemiologen nahezu überein- über 80jährige bedeuten. Gerade für tiert werden. stimmend früh für stringente Strate- diese Gruppe wäre die wohnortnahe gien ausgesprochen hatten, wurden Impfung in der Hausarztpraxis bzw. im Von Kaiser Wilhelm stammt der heute vermeintlich unpopuläre Maßnahmen Hausbesuch besonders wichtig gewe- mehr als merkwürdig anmutende Satz: insbesondere vor anstehenden Wah- sen. Lediglich für die Seniorenheimbe- „ Es steht den Untertanen nicht zu, den len mit dem Hinweis auf noch nicht wohner gab es eine angemessene Ver- Maßstab ihrer beschränkten Einsicht an gesichertes Wissen nur zögerlich bzw. sorgung über die mobilen Impfteams. das Handeln der Obrigkeit anzulegen.“ zunächst gar nicht umgesetzt. Das Klar ist dagegen, dass die Gottlob haben sich seit Kaisers Zeiten nenne ich mangelnden Respekt vor Impfkampagne in Deutschland erst die Rahmenbedingungen politischen Fachleuten. dann wirklich an Fahrt aufgenommen Handelns grundlegend gewandelt. hat, als man uns niedergelassene Ärz- Menschlich noch weit schlimmer tinnen und Ärzte daran beteiligte. Dass war zudem der fehlende Respekt vor dann dennoch 15.000 uns zugesagte Kindern und Familien. Natürlich ist es Impfdosen von einem Tag auf den an- auch in Pandemiezeiten wichtig, dass deren wieder abgesagt wurden, kann ■ In diesem Sinne! Karin Harre die Wirtschaft nicht komplett ein- man kaum anders als Missachtung Mitglied des Vorstands der Landesärztekammer Brandenburg bricht. Dass dann aber Kitas und Schu- gegenüber dem vertragsärztlichen Be- len trotz der Warnungen zu Folgen für reich und den betroffenen Bürgern be- die seelische Gesundheit der Kleinsten zeichnen. Es traf 15.000 Patientinnen geschlossen, Kinder letztlich regelrecht und Patienten, die Praxismitarbeiter weggesperrt und die Eltern mit dieser und diejenigen, die den Transport ab- extrem belastenden Situation weitest- gewickelt hätten. gehend allein gelassen wurden, gehört 4 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK TROTZ ALLER KRITK: Die Einführung des eRezepts steht bevor Das elektronische Rezept (eRe- zept) dürfte schon bald zu den am meisten genutzten Anwendungen in der Telematikinfrastruktur zäh- len. Es löst im Laufe dieses Jahres nach und nach das altbekannte rosa Papierrezept (Muster 16) ab. Ab Januar 2022 ist die Nutzung des eRezepts zur Verordnung ver- schreibungspflichtiger Arzneimit- tel und Rezepturen für alle Ver- tragsärztinnen und Vertragsärzte verpflichtend. Auch Entlassrezepte in Krankenhäu- sern müssen ab diesem Zeitpunkt als eRezept ausgestellt werden – es sei denn, die Ausstellung des eRezepts ist aus technischen Gründen nicht mög- Foto: KBV lich oder die Dienste und Komponen- ten der Telematikinfrastruktur stehen bestimmte Wirkstoffe) folgen. Hierbei Blutteststreifen, Medizinprodukte. nicht zur Verfügung. müssen das Bundesinstitut für Arznei- mittel und Medizinprodukte sowie die Welche Komponenten Einführungsstufen Landesgesundheitsbehörden einge- werden benötigt und wie des eRezepts bunden werden. ist der Prozess? Technisch möglich soll die Ausstellung Mit der dritten Stufe können Verord- Um ein eRezept ausstellen zu kön- von eRezepten ab dem 1. Juli 2021 nungen für Heil- und Hilfsmittel über nen, benötigen Ärztinnen und Ärzte sein. Die gematik ist gesetzlich dazu das eRezept abgebildet und auch An- einen elektronischen Heilberufsaus- verpflichtet, die technischen Kompo- trags- und Abrechnungsprozesse mit weise (eHBA), mit dem sie eine so- nenten bis zum 30. Juni 2021 zu entwi- der Krankenkasse elektronisch durch- genannte qualifizierte elektronische ckeln und bereitzustellen. Dazu gehört geführt werden. Signatur (QES) erstellen können. Die auch eine eRezept-App, die zukünftig QES ist der eigenhändigen Unterschrift von den Patientinnen und Patienten In weitere Stufen sind eine grenzüber- rechtlich gleichgestellt. Auch ist eine über den App-Store oder Google Play schreitende Einlösung und die Einbin- Anpassung (Update) des Praxisver- direkt auf das Smartphone geladen dung weiterer Akteure und Formate waltungssystems notwendig. Für die werden kann. Ab Juli 2021 folgt eine vorgesehen. Nutzung der sogenannten „Komfortsi- dreimonatige Testphase; räumlich be- gnatur“ ist ein Update des Konnektors grenzt auf die Fokusregion Berlin-Bran- Im aktuell vom Bundestag beschlos- erforderlich. denburg. Anschließend ist die bundes- senen Digitale-Versorgung- und -Pfle- Das eRezept wird über das Pra- weite Einführung des eRezepts das ge-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) xis-IT-System ausgefüllt und mittels ambitionierte Ziel. sind darüber hinaus folgende Termine eHBA digital unterschrieben. Bei einem festgelegt: Ausfall der Infrastruktur oder einzelner Das eRezept wird in mehreren Stufen • Januar 2023 – elektronische Verord- Komponenten kann als Ersatzverfah- eingeführt. In der ersten Stufe sollen nung von digitalen Gesundheitsan- ren weiterhin das Papierrezept genutzt alle apothekenpflichtigen Arzneimittel wendungen (DiGA), werden. elektronisch verordnet werden, wo- • Juli 2024 – elektronische Verordnung bei auf der Empfängerseite öffentliche von häuslicher Krankenpflege und Ein eRezept kann eine Fertigarznei- Apotheken und Versandapotheken außerklinischer Intensivpflege, mittel- bzw. Wirkstoffverordnung, eine eingebunden werden. • Juli 2025 – elektronische Verordnun- Rezeptur oder eine per Freitextfeld gen von Soziotherapien nach § 37a beschriebene Verordnung enthalten. Die zweite Stufe des eRezepts startet SGB V, Inhaltlich sind die Angaben identisch am 1. Januar 2023. Dann sollen auch • Juli 2026 – elektronische Verord- mit dem Papierrezept. Bis zu drei Arz- Verordnungen von Betäubungsmit- nungen von Heilmitteln und Hilfs- neimittel (Rezeptcodes) lassen sich in teln und T-Rezepte (Sonderrezept für mitteln, Verbandmittel, Harn- u. einem Sammelcode zusammenfassen. Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021 | 5
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Aus dem Praxissystem wird das eRe- um ein Wiederholungsrezept handelt. Patienten zukünftig ebenfalls in einer zept über die Telematikinfrastruktur an Arzneimittelliste abgelegt werden. einen gesicherten eRezept-Server – ei- Einlösen des eRezepts in Diese dient als Grundlage für Infor- nen sogenannten Fachdienst – über- der (Versand-) Apotheke mationen des elektronischen Medika- mittelt. In dem Fachdienst werden alle tionsplans und kann in der elektroni- eRezepte verschlüsselt abgelegt. Von Nutzen Patientinnen und Patienten schen Patientenakte abgelegt werden. dort aus werden die Verordnungen die eRezept-App über ihr Smartpho- Wurde ein eRezept eingelöst, wird es schließlich in die eRezept-App des Pa- ne, können sie das eRezept vom eRe- nach 100 Tagen automatisch vom eRe- tienten und in die Apothekensysteme zept-Server in ihre App laden. Für das zept-Server (Fachdienst) gelöscht. heruntergeladen. Einlösen gibt es zwei Möglichkeiten: • Das eRezept wird persönlich in einer Die Abrechnung des eRezepts erfolgt Alternativ zum eRezept auf dem Vor-Ort-Apotheke vorgezeigt. für gesetzlich Versicherte wie bisher Smartphone, können Patienten – wenn • Oder die Patienten wählen die Apo- über das Apothekenrechenzentrum sie es wünschen – einen Papieraus- theke per Smartphone aus und sen- (ARZ). Nach der Abgabe des Arznei- druck in der Arztpraxis erhalten und den das eRezept an diese Apotheke. mittels erhält die Apotheke eine Bestä- in der Apotheke vorlegen. Der Papier Bei dieser kann es sich auch um eine tigung vom Fachdienst in der Telema- ausdruck des Rezepts ist mit einem Versandapotheke handeln. tikinfrastruktur und kann damit die Ab- 2D-Barcode und Informationen zu den rechnung des eRezepts gegenüber der verschriebenen Arzneimitteln verse- Über die eRezept-App können Pati- jeweiligen Krankenkasse vornehmen. hen. In diesem Fall benötigt die Praxis entinnen und Patienten zudem bereits einen Drucker, der mindestens eine eingelöste Rezepte und Protokolldaten Auflösung von 450 dpi drucken kann. einsehen. ■ BÄK Alle Schritte zur Vorbereitung des Re- Bezüglich der Dauer der Einlösbarkeit zeptes einschließlich des Ausdruckens, des eRezepts gelten die gleichen Rege- falls der Versicherte das wünscht, kön- lungen wie beim Papierrezept. nen von Praxisangestellten vorgenom- Informationen zu dispensierten Arz- men werden – vor allem, wenn es sich neimitteln sollen für Patientinnen und PRÄSIDENTENLOGBUCH Digitalisierung muss Qualität verbessern Auch wenn durch die Pandemie Teile ist Fernbehandlung auch bei uns zu- der politisch gewollten Digitalisierung lässig, wenn sie nicht ausschließlich einen neuen Schub erfahren haben, erfolgt. Im Rahmen der Therapie muss ändert das nichts an einer grundle- es also auch immer wieder einmal zu genden Wahrheit: Digitalisierung ist einem persönlichen (offline)-Gespräch kein Selbstzweck – auch und beson- zwischen Arzt und Patient kommen. ders nicht in der Medizin. Sie kann Diese Regel findet auch die große Zu- aber – richtig genutzt – dazu beitra- stimmung unserer Brandenburgischen gen, die Transparenz zu erhöhen, die Ärztinnen und Ärzte. Darüber freue Kommunikation zwischen den Ge- ich mich sehr. sundheitsberufen zu optimieren und Im Kammervorstand sehen wir es als so auch die Qualität der Behandlung unsere Aufgabe, qualitätsverbessern- zu verbessern. Dies gilt gleichermaßen de Maßnahmen der Digitalisierung für die elektronische Patientenakte zu fördern. Gefälligkeitsrezepte an und den elektronischen Arztbrief wie den eigenen behandelnden Ärztin- für die Fernbehandlung und das elek- nen und Ärzten vorbei gehören aber Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, tronische Rezept. ganz sicher nicht dazu. Die Umstellung Präsident der LÄKB Dennoch lässt es natürlich aufhor- der Rezepte auf die digitale Form ist Foto: Elmar Esser chen, dass sich beispielsweise Ver- letztlich ein Medienwechsel. An den sandapotheken um Portale verstärken, Grundlagen der Ausübung unseres die ärztliche Fernbehandlung anbieten. Berufes und unserer Verpflichtung, Als Landesärztekammer werden wir der Gesundheit unserer Patienten ■ Mit besten kollegialen Grüßen! darauf zu achten haben, dass unsere oberste Priorität einzuräumen, ändert Ihr Frank-Ullrich Schulz Kammermitglieder die Vorschriften sie nichts. der Berufsordnung beachten. Danach 6 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK PANDEMIEBEKÄMPFUNG: Impfkampagne effizient vorantreiben „Dass Deutschland nach einem ausreichend genutzt worden seien. Brandenburg haben, müssen wir ziel- verhaltenen Start der Coronaimp- „Zugleich haben gerade die Nieder- genau und effektiv einsetzen. Dies sei fungen inzwischen über dem gelassenen einschließlich des Praxis- in den Strukturen im Gesundheitswe- Durchschnitt der EU-Staaten liegt, personals dann die Enttäuschung ihrer sen, in denen diese Kolleginnen und ist insbesondere dem Einsatz und Patientinnen und Patienten abfangen Kollegen bereits tätig sind und in de- dem Engagement der niederge- müssen, was die Praxen zusätzlich be- nen sie die Patientinnen und Patienten lassenen Ärztinnen und Ärzte zu lastet hat.“ Die vielen zur Mithilfe be- gut kennen, am ehesten möglich, so verdanken. Diese sind durch ihre reiten Kolleginnen und Kollegen dürf- Schulz weiter. Tätigkeit in bewährten Strukturen ten nicht weiter ausgebremst werden, zu zügigem, effektivem und wirt- so Schulz. Ärztinnen und Ärzte, die in etablier- schaftlichem Impfen besonders in Die Erfahrung zeige zudem, dass sich ten Strukturen des Gesundheitswe- der Lage. Damit dieser Impfturbo gerade die besonders gefährdeten, sens die COVID-19-Impfungen durch- weiter funktioniert und noch bes- zum Teil immobilen älteren Branden- führen, sollten deshalb bevorzugt mit ser wirkt, müssen jetzt aber auch burgerinnen und Brandenburger eher Impfstoffen beliefert werden, gerade, entsprechende politische Rah- bei Ihren Hausärzten in der Nähe als solange der Impfstoff noch knapp ist. menbedingungen folgen“ erklär- in einem weit entfernten Impfzentrum Dazu zählen neben den niedergelas- te der Präsident der Landesärzte- immunisieren lassen möchten. Auch senen Ärztinnen und Ärzten auch die kammer Brandenburg, Dipl.-Med. diese Chance müsse besser genutzt Krankenhäuser, die mit konzentrierten Frank-Ullrich Schulz im Juni in werden. Impfaktionen unterstützten. „Ein der- Potsdam. art geänderter Verteilmechanismus Schließlich sei zu berücksichtigen, kann die Impfkampagne in Branden- Dabei verwies er auf das in den letz- dass die Ressource Arzt, die für jed- burg deutlich vorantreiben“, erklärte ten Wochen immer wieder aufgetre- wede Impfung zur Verfügung stehen der Präsident der Landesärztekammer tene Problem, dass diese Ärztinnen müsse, nicht beliebig multiplizierbar Brandenburg. und Ärzte keine ausreichenden Impf- sei. Dies gelte umso mehr in Bran- stofflieferungen erhalten hätten und denburg, dem Bundesland mit der damit die Möglichkeiten dieses be- geringsten Arztdichte in Deutschland. ■ LÄKBB sonders effektiven Impfstranges nicht Die Ärztinnen und Ärzte, die wir in RESTRISIKOABSICHERUNG ZUM ARZTHAFTPFLICHTSCHUTZ IN IMPFZENTREN Verlängerung des Versicherungsschutzes nach Corona-Impfeinsatz prüfen Erfreulicherweise hatte sich im Der DÄV, Gruppenversicherungspart- u. s. w.). Wird der Versicherungsschutz Frühjahr ein Vielzahl der Ärztin- ner der Landesärztekammer Branden- gegenüber der DÄV nicht bis zum nen und Ärzte im Ruhestand be- burg, danken wir für diese erfolgreiche Ende des Jahres gekündigt, verlän- reit erklärt, an der Impfkampagne Zusammenarbeit. gert sich der Versicherungsschutz um in Brandenburg mitzuwirken. Vie- ein weiteres Jahr und die Versiche- le der Ärztinnen und Ärzte, die Deutsche Ärzteversicherung und rungsprämie fällt dann erneut an. Die dann tatsächlich auch zum Ein- Landesärztekammer weisen darauf DÄV teilt mit, dass zur Kündigung eine satz kamen, haben dabei von der hin, dass die betreffenden Kammer- einfache Mitteilung an die DÄV bis speziellen Haftpflichtversicherung mitglieder bitte bis zum Ende des Jah- zum Jahresende genügt (Einhaltung der Deutschen Ärzteversicherung res prüfen mögen, ob der Versiche- der dreimonatigen Kündigungsfrist bis (DÄV) Gebrauch gemacht, die rungsschutz weiterhin benötigt wird. zum Jahresende nicht erforderlich). die DÄV im Rahmen eines spezi- Der Versicherungsschutz kann auch ell auf die Landesärztekammer unabhängig von der Corona-Mithilfe Brandenburg zugeschnittenen sinnvoll sein (Behandlungen im Freun- ■ Dr. D. Sobotta, Geschäftsführer der LÄKB vereinfachten Verfahrens ange- des- und Bekanntenkreis, freiberufliche boten hatte. Tätigkeiten an jeweils 60 Tagen im Jahr Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021 | 7
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK AUCH VOR DEM START DES SOMMERURLAUBS: Impfungen bleiben Corona-Schutzmaßnahme Nummer 1 Nach dem Start der Sommerferi- besonders wichtig, fristgerecht und den aktuellen Studien nicht nur gegen en in unserem Bundesland wollen möglichst noch vor dem Urlaub auch die neue und besonders ansteckende nun auch viele Brandenburgerin- die Zweitimpfung vornehmen zu las- Delta-Variante des Virus, sondern ver- nen und Brandenburger endlich sen“, so der Präsident der Landesärz- hindern im Fall des möglicherweise wieder auf Reisen gehen. Das ist tekammer Brandenburg. Denn wenn dennoch eintretenden Infektionsfalles völlig verständlich. In diesem Zu- diese nicht erfolge, bestehe kein aus- auch schwerwiegende Krankheitsver- sammenhang appelliert die Lan- reichender Schutz. Zum Stichtag 23. läufe.“ desärztekammer Brandenburg Juni 2021 hatten 50,3 Prozent der aber an die Bürger, in den schöns- Brandenburgerinnen und Brandenbur- ten Wochen des Jahres auch am ger mindestens eine Coronaimpfung ■ LÄKBB Urlaubsort auf die Einhaltung der erhalten. 30 Prozent waren vollständig Hygiene- und Abstandsregeln geimpft und sind damit nach aktuellem zu achten. „Die Tatsache, dass Stand der Wissenschaft bestmöglich wir in Deutschland die Zahl der gegen Corona geschützt. Corona-Neuinfektionen durch Impfungen und entsprechende Für die Ungeimpften gilt dies aber Maßnahmen beherrschen konn- noch nicht. Daher rief Dr. Steffen Kö- ten und zuletzt die Infektionsfälle nig auch diese Mitbürger dazu auf, das sehr deutlich zurückgingen, darf Impfangebot möglichst bald wahrzu- nicht als Entwarnung missverstan- nehmen. Dies sei bei den niedergelas- den werden“, erklärte Dipl.-Med. senen Ärztinnen und Ärzten, im Rah- Frank-Ullrich Schulz. Insofern ge- men von Impfaktionen der Kranken- höre 2021 unbedingt auch eine häuser sowie in den Impfzentren im ausreichende Zahl an Schutzmas- Lande zurzeit gut möglich. „Impfungen ken in das Reisegepäck. sind und bleiben die Corona-Schutz- maßnahme Nummer 1“, erklärte der „Für Menschen, die bereits eine Imp- Vizepräsident der Landesärztekam- fung bekommen haben, ist es zudem mer Brandenburg. „Sie helfen nach LÄNDESÄRZTEKAMMER UND LANDESZAHNÄRZTEKAMMER Brandenburg braucht eine staatliche medizinische und zahnmedizinische Hochschulausbildung Für die zukünftige Sicherstel- Eine moderne und zeitgemäße Medi- und die Landeszahnärztekammer Bran- lung der medizinischen und zahn- zinische Hochschule ist ohne zahnme- denburg sind sich daher einig: Bran- medizinischen Versorgung des dizinischen Bereich kaum vorstellbar. denburg braucht die in der Lausitz Flächenlandes Brandenburg ist Die Zusammenhänge zwischen Mund- geplante medizinische Hochschule mit eine eigene staatliche Hochschul gesundheit und der allgemeinen Ge- einem zusätzlichen zahnmedizinischen ausbildung von elementarer Be- sundheit ist seit Jahren wissenschaft- Ausbildungszweig. deutung. Die Ausbildungszahlen lich erwiesen. Dem Gedanken der en- der Universitäten der umliegen- geren Verknüpfung der Humanwissen- den Bundesländer reichen schon schaften tragen die neuen Approbati- ■ LÄKBB jetzt nicht aus, um den zukünf- onsordnungen für die Ausbildung der tigen Bedarf der brandenburgi- Humanmediziner und Zahnmediziner schen Bevölkerung zu decken. Rechnung. Gemeinsames Studieren, Nur der konstante Zustrom von gemeinsames Forschen und gemein- Absolventen kann die wohnort- sames Behandeln ist das Ziel. nahe Versorgung im ländlichen Raum sichern. Die Landesärztekammer Brandenburg 8 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK DIGITALER IMPFNACHWEIS Testlauf startete im Impfzentrum in Potsdam Bevor der digitale Impfnachweis deutschlandweit jeder geimpften Person angeboten werden konn- te, wurde das Verfahren getes- tet. Den Testlauf starteten am 27. Mai im Impfzentrum in Potsdam Gottfried Ludewig, Leiter der Abteilung „Digitalisierung und Freuten sich über den Innovation“ im Bundesgesund- gelungenen Start des Feldtests im Impfzentrum heitsministerium, Holger Rostek, Potsdam: Holger Rostek stellvertretender Vorsitzender (Vorstand KVBB), der Kassenärztlichen Vereinigung Dr. Gottfried Ludewig (Abteilungsleiter Brandenburg (KVBB), Gesund- Digitalisierung heitsstaatssekretär Michael Ranft und Innovation im und Projektmanager Ronald Fritz BMG), Ronald Fritz (IBM). (Projektmanager IBM), Michael Ranft (Staatssekretär MSGIV) Die KVBB beteiligte sich in Zusam- Foto: Regine Baeker menarbeit mit der DigitalAgentur Brandenburg an der Pilotierung des Meilenstein auf dem Weg zum digita- erhielten im Rahmen des Feldtests im „Digitalen Impfnachweises“. Es war len Impfnachweis. Der Impfnachweis, Impfzentrum Potsdam einen digitalen ein Projekt des Bundesgesundheitsmi- ob mit dem gelben Impfausweis oder Impfnachweis in Form eines ausge- nisteriums, das IBM, Ubirch, govdigital mit einer App, ermöglicht den Men- druckten QR-Codes (Impfzertifikat). und Bechtle mit der Entwicklung einer schen mehr Freiheiten. Der digitale Das Impfzertifikat ist ein gültiger di- Impfpass-App (CovPass) beauftragt Impfnachweis ist eine einfache und gitaler Impfnachweis. In den übrigen hatte. In einem kontrollierten Feldtest praktikable Lösung. Ich danke allen Impfzentren des Landes und auch in sollten zunächst in einzelnen Impfzen- Beteiligten für die Umsetzung des den Arztpraxen wurde noch kein digi- tren Erfahrungen mit dem System ge- Projekts, ganz besonders der Kassen tales Impfzertifikat ausgestellt. sammelt werden, um Verbesserungs- ärztlichen Vereinigung Brandenburg möglichkeiten zu identifizieren. Pro und der DigitalAgentur Brandenburg, Wichtig: Die geimpften Personen, die Tag sollten in jedem teilnehmenden die sehr engagiert an der Pilotierung an dem Feldtest teilnahmen, müssen Impfzentrum zunächst rund 30 digitale mitwirken.“ diesen Impfnachweis sorgfältig aufbe- Impfnachweise ausgestellt werden. In wahren. Erst später könnte er durch Brandenburg beteiligte sich die KVBB Dr. André Göbel, Geschäftsfüh- offizielle Prüfstellen überprüft werden. mit dem Impfzentrum in der Potsda- rer der DigitalAgentur Brandenburg mer „Metropolis Halle“. GmbH: „Wir freuen uns, dass wir das Dann konnte das Impfzertifikat (QR- Gesundheitsministerium und die Kas- Code) zum Beispiel über die CovPass Holger Rostek, stellvertretender KV- senärztliche Vereinigung Brandenburg App oder die Corona-Warn-App digi- BB-Vorsitzender: „Wir starten jetzt die bei diesem Pilotprojekt unterstützen tal oder alternativ als maschinenles- Testphase. Das ist ein entscheidender, können. Die Zusammenarbeit ist ein barer Ausdruck genutzt werden. Das notwendiger Schritt, um die Technik gutes Beispiel dafür, wie mit agilen Impfzertifikat enthält nur Informatio- und die Zuverlässigkeit des Systems zu Methoden über Organisations- und Zu- nen zum Impfstatus, den Namen des prüfen. Wenn alles funktioniert und ständigkeitsgrenzen hinaus in kürzes- Geimpften und das Geburtsdatum. Für der Bund den digitalen Impfnachweis ter Zeit IT-Projekte umgesetzt werden Dienstleister, die den Impfstatus über- für Deutschland frei gibt, erhalten alle können, die in der Vergangenheit oft prüfen möchten, gibt es eine Prüf-App Bürgerinnen und Bürger ihren individu- Monate oder Jahre gebraucht hätten. zur Prüfung des Impfzertifikats. Damit ellen digitalen Impfausweis als ausge- Wir begrüßen sehr, dass der digitale kann der Impfstatus ähnlich wie ein druckten QR-Code direkt im Nachgang Impfnachweis jetzt in der realen Um- Barcode eines Flug- oder Bahntickets ihrer Impfung. Den Personen die bereits gebung getestet und optimiert wird, gescannt werden. Alternativ ist ein in einem Impfzentrum des Landes voll- bevor er in Betrieb geht.“ Nachweis mit dem analogen Impfpass ständig geimpft wurden, soll der Impf- möglich. nachweis per Post zugesandt werden.“ Informationen zum Feldtest Gesundheitsstaatssekretär Mi- ■ E.B. chael Ranft: „Das ist ein wichtiger Ausgewählte geimpfte Personen Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021 | 9
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK AKTUELLE LIEFERMENGENPROGNOSE: Corona-Impfkampagne könnte um vier Wochen verzögert sein Durch die aktuelle Prognose 2021 erreicht. Voraussetzung dafür ist, Warteschlange von etwa 3 Millionen des Bundesministeriums für Ge- dass Johnson & Johnson ab Juli 1,7 Zweitimpfungen entstehen. Um dies sundheit (BMG) über die zu er- Millionen Dosen und AstraZeneca etwa zu vermeiden, müsste bereits im Juli wartenden Liefermengen der 2,7 Millionen Dosen wöchentlich nach ein Teil der verfügbaren Dosen entwe- COVID-19-Impfstoffe könnte sich Deutschland liefern. der für Zweitimpfungen mit verkürz- die Corona-Impfkampagne rech- tem Impfintervall verwendet oder zur nerisch um weitere vier Wochen Berücksichtigt man die STIKO-Al- Bildung von Rücklagen zurückgelegt verzögern. Bei vollständiger Um- tersempfehlung und die Impfung von werden. In beiden Fällen würden im setzung der Altersempfehlung Kindern und Jugendlichen, verengt Juli weniger Erstimpfungen durchge- der Ständigen Impfkommission sich die Impfkampagne auf die mR- führt werden“, sagte der Zi-Vorstands- (STIKO) am Robert Koch-Institut NA-Impfstoffe, insbesondere auf den vorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. (RKI) könnten alle erwachsenen Wirkstoff von Biontech. Damit rückt Impfberechtigten ab 18 Jahren das rechnerische Datum für eine Erst Betrachtet man die Liefermengen- erst bis zum 5. September 2021 impfung aller Impfberechtigten im Al- prognosen, wird ab dem vierten eine Erstimpfung und bis zum ter ab 12 Jahren auf den 12. Septem- Quartal der Impfstoff von Moderna 17. Oktober 2021 einen vollen ber 2021 bzw. für einen vollständigen für die Auffrischimpfungen beson- Impfschutz erhalten haben. Das Impfschutz auf den 24. Oktober 2021. ders relevant: Hier stehen nach aktu- ist das Ergebnis einer aktualisier- Geht man von einer Impfbereitschaft ellem Informationsstand wöchentlich ten Simulation zum zeitlichen Ver- von 85 Prozent aus, könnten alle impf- 1,2 Millionen Dosen von Biontech und lauf der Corona-Impfkampagne, willigen Erwachsenen bei Beachtung 3,8 Millionen Dosen von Moderna zur die das Zentralinstitut für die kas- der STIKO-Altersempfehlung bis zum Verfügung. Für Auffrischimpfungen senärztliche Versorgung (Zi) nach 18. Juli 2021 eine Erstimpfung und bis in den Arztpraxen wird dabei die Be- Veröffentlichung neuer Eckwerte zum 5. September 2021 den vollständi- reitstellung der Impfstoffe in Form durch das BMG am 17. Juni vorge- gen Impfschutz erreicht haben. von bereits aufgezogenen Einzeldosen nommen hat. wichtig werden. „Gebremst wird die Geschwindig- Würde die STIKO-Altersempfehlung keit der Impfkampagne dadurch, dass nicht beachtet und der gesamte verfüg- der Impfstoff von Biontech nach zwi- ■ ZI bare Impfstoff einschließlich aller Dosen schenzeitlich höheren Liefermengen von AstraZeneca und Johnson & John- im Juni ab Juli nur bei rund 3 Millionen son verimpft, wäre es rechnerisch mög- Dosen wöchentlich liegen wird. Wenn lich, alle Erwachsenen bis zum 18. Juli im Juni eine hohe Zahl von Erstimp- 2021 erstmals zu impfen. Ein vollständi- fungen mit Biontech vorgesehen ist, ger Impfschutz wäre am 26. September könnte in der ersten Augusthälfte eine Zweitimpfungen in den niedergelassenen Arztpraxen (nur Biontech) KW Lieferungen* Zweitimpfungen** mögliche Erstimpfungen 25 2.837.250 1.167.016 1.670.234 26 1.400.000 732.955 667.045 27 1.400.000 714.723 685.277 28 1.400.000 915.605 484.395 29 1.400.000 705.210 694.791 * Erwartete Lieferungen an Arztpraxen ** Die Verteilung der Zweitimpfungen erfolgt auf folgende Impfabstände: 10 % 4 Wochen nach Erstimpfung, 20 % 5 Wochen und 70 % 6 Wochen nach Erstimpfung. 10 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK IMPFTEMPO LEGT WEITER ZU – Deutschland jetzt über dem EU-Schnitt Die Impfkampagne in Deutsch- land nimmt Fahrt auf. Während Deutschland noch in der ersten Märzwoche bei den täglichen Immunisierungen pro 1 Mio. Ein- wohner 9,6 Prozent unter dem EU-Durchschnitt lag, hat sich das Verhältnis grundlegend gewan- delt, seit auch in den Arztpraxen geimpft wird. Inzwischen betei- ligen sich über 67.000 Praxen an der Impfkampagne. Bis ein- schließlich 1. Juni 2021 wurden insgesamt 51.540.953 Impfdo- sen verabreicht. Hiervon wurden 36.071.518 Dosen in Impfzentren und 15.469.435 Dosen in Arztpra- xen injiziert. Nach einer Auswertung des Zen- tralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) wurden Anfang Juni hierzulande bereits 19,1 Prozent mehr tägliche Impfungen als im EU-Schnitt Betriebsärzte allein ca. 3,6 Mio. Dosen/ wieder abgesagt werden müssen. Vor durchgeführt. Bestimmend für die KW der Vakzine von BioNTech und diesem Hintergrund überlegten bereits Durchimpfungsrate bleibt aber letztlich Pfizer vorgesehen. Keine Juni-Zahlen erste Kolleginnen und Kollegen, vor- weiterhin die Zahl der zur Verfügung veröffentlichte das Ministerium für die übergehend das Impfen auszusetzen, stehenden Dosen. Und hier rechnete Impfstoffe von AstraZeneca, Johnson bis sich die Lage stabilisiert hat, warnte das BMG insbesondere für den Juni & Johnson. Diese kämen „je nach Lie- etwa die KV Hamburg. Kritisiert wurde 2021, in dem die Priorisierung endete, ferplan der Unternehmen dazu“. auch, dass die Praxen aus ihrem Kon- mit einer deutlichen Steigerung der zur tingent nicht nur die Impfdosen für Verfügung stehenden Coronaimpf Allerdings waren auch diese Zahlen Kinder und Jugendliche sicherstellen stoffe. weiterhin mit Unsicherheiten behaftet. müssen, sondern auch die Impfungen In der Woche ab dem 31. Mai 2021 durch Betriebsärzte und Privatärzte. Herausragend waren dabei die Zah- wurden die Arztpraxen beispielswei- len für das Vakzin „Comirnaty“ von se nur 2,2 Mio. Dosen des Präparates Bleibt es bei den aktuellen Progno- BioNTech und Pfizer. Während diese Comirnaty von BioNTech/Pfizer er- sen, geht das BMG bis Ende 2021 von im April 2021 im Mittel bei 2,5 Mio. halten. Ursprünglich waren 3,3 Mio. insgesamt 290 Mio. Dosen Impfstoff Dosen pro Kalenderwoche lagen, Dosen vorgesehen. Johnson&John- aus, die für die Immunisierung der in konnten sie ab der KW 17 (Ende April son wird etwa 720.000 Dosen seiner Deutschland lebenden Menschen zur 2021) auf rund 3,4 Mio. Dosen/Woche Janssen Vaccine zur Verfügung stellen. Verfügung stehen. Das wiederum wäre gesteigert werden. Für Juni 2021 pro- AstraZeneca hatte dem BMG mitge- dann erheblich mehr als für eine wohl gnostizierte das BMG eine nochmalige teilt, dass seine erwarteten 300.000 unrealistische Impfquote von sogar Steigerung auf ca. 5,1 Mio. Dosen Co- Dosen wegen verzögerter Freigaben 100 Prozent erforderlich. mirnaty pro KW. Moderna lag dage- erst Mitte der KW 22 in den Praxen gen mit Zahlen zwischen 550.000 bis ankommen. 622.000 Dosen erheblich niedriger. ■ E.B Ebenfalls nach den Prognosen soll- Inzwischen mehren sich aus der Ärz- ten die Arztpraxen und die Betriebs teschaft Mahnungen, dass die Poli- ärzte im Juni 2021 zudem insgesamt tik darauf achten muss, wenn irgend mehr Impfstoffdosen als die Län- möglich die angekündigten Mengen der für ihre Impfzentren erhalten. aufrechtzuerhalten und nicht zu kür- Während die Länder im Juni 2021 mit zen. Patienten ließen ihren Frust häu- rund 2,6 Mio. Dosen pro KW rechnen fig beim Praxispersonal ab, wenn bei- konnten, waren für die Arztpraxen und spielsweise bereits vereinbarte Termine Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021 | 11
AKTUELL DIGITALISIERUNG IN DER SCHLAFMEDIZIN Mit der SomnoApp zum Schlaflabor Abb. 1: Schlafstörungen nachts und Tageschläfrig- keit treten häufig gemein- sam auf Foto: stock.adobe.com Schlafprobleme nehmen zu Krankenkassen (GKV) sind Wartezeiten im Allgemeinen rar. Ein weiteres Prob- von mehreren Jahren keine Seltenheit, lem kann eine natürliche Hemmschwel- Ein Drittel aller Deutschen hat um zunächst den Zugang zur Kaskade le der Betroffenen sein, da es sich bei Schlafstörungen. Laut einer Stu- der schlafmedizinischen Diagnostik Schlafstörungen, Schnarchen und an- die von Benjafield (1) aus dem Jahr zu finden. Diese wird in Form einer deren schlafbezogenen Misslichkeiten 2019 leiden 26 Millionen Men- Stufendiagnostik von vier Etappen, um sehr persönliche, zum Teil intime schen in Deutschland an Schlafap- den sogenannten BUB-Richtlinien (2) Probleme handelt, die ungeachtet der noe, der häufigsten schlafbezoge- durchgeführt und beinhaltet neben gravierenden gesundheitlichen und ge- nen Atmungsstörung, die somit der Anamneseerhebung und der kör- sellschaftlichen (manchmal auch part- eine Volkserkrankung darstellt. perlichen Untersuchung (Stufe 1),der nerschaftlichen) Relevanz nicht immer Während der Corona-Pandemie, Durchführung einer klinischen Untersu- öffentlich gemacht werden wollen. in der leider auch viele Schlafla- chung mit kardiopulmonalen, neurolo- bore geschlossen waren, haben gischen und psychiatrischen Aspekten Digitale und telemedizi- sich die Schlafprobleme in der Be- inklusive obligater Konsultation eines nische Lösungen in der völkerung noch verstärkt. Jeder HNO-Arztes (Stufe 2), die Durchfüh- Schlafmedizin zweite beklagte Ein- oder Durch- rung einer Polygraphie im häuslichen schlafstörungen. Wer aber nachts Milieu (Stufe 3) und ggf. die Polysom- Digitale und telemedizinische Lösun- nicht oder schlecht schläft, ist nographie im Schlaflabor( Stufe 4). Vor gen, die sich insbesondere während tagsüber müde und leistungsge- allem die Polygrafie stellt in diesem der Corona-Pandemie in allen Berei- mindert. (Abb.1) Prozess einen „Flaschenhals“ dar, der chen sprunghaft entwickelt haben, für viele Patienten schwierig zu passie- können hier Abhilfe schaffen und sind Die gesundheitlichen und volkswirt- ren ist. Doch selbst nach erfolgter Poly- für die Schlafmedizin geradezu prä- schaftlichen Auswirkungen sind im- graphie und einer Diagnosestellung ist destiniert.(3) Schon seit vielen Jahren mens. Dem gegenüber sind die Kapa- die Odyssee für die Patienten oft nicht wird von der Politik die Einführung von zitäten bei der Diagnostik und Therapie abgeschlossen, denn die Schlaflabore elektronischen Prozessen in der Medi- der Schlafstörungen unzureichend. Ins- sind in der Regel für Monate und Jahre zin (E-Health) adressiert. Auf Grund- besondere im Bereich der gesetzlichen ausgebucht und Schlafmediziner sind lage einiger Gesetze wie z.B. dem 12 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021
AKTUELL E-Health – Gesetz aus dem Jahr 2015 dazu beitragen, unentdeckte Fälle von für Schlafstörungen und schlafbezo- sollen digitale Anwendungen durch schlafbezogen Atmungsstörungen zu gene Atmungsstörungen fungieren IT-Unterstützung schrittweise papier- erkennen und durch eine schnelle Dia- können. BIG Data und künstliche In- basierte Verfahren im praktischen me- gnostik- und Therapieeinleitung Risiken telligenz sind also spätestens seit der dizinischen Alltag ablösen. Das betrifft minimieren. Corona Pandemie hierzulande in der u.a. die elektronische Patientenakte, Schlafmedizin angekommen. den elektronischen Arztausweis, das Die meisten Menschen besitzen mitt- elektronische Rezept oder die Kommu- lerweile ein Smartphone und benutzen Bereits vor Covid-19 kamen schon, nikation im Medizinwesen (KIM). Apps – ohne „Digital Nativs“ zu sein. wenn auch sporadisch, telemedizini- Es gibt viele Apps zur Aufzeichnung Ein weiterer Baustein in diesem Pro- des Schlafes, teilweise gekoppelt mit zess ist die Videosprechstunde, die Sensoren bzw. kleinen Geräten, die inzwischen routinemäßig genutzt wird am Körper angebracht werden wie und in Deutschland von verschiedenen Armbänder und Uhren. Auch wenn Anbietern zur Verfügung gestellt wird. die Kosten und die Qualität dieser im (Abb.2) Die Schlafmedizin ist dafür Lifestyle angesiedelten wearables he- durch den hohen Bedarf an Beratung terogen sind und die Messgenauigkeit und Auswertung von Befunden bes- nebst Aussagekraft häufig ein Problem tens geeignet. Auch die Telekonsultati- darstellen, sind sie beliebt und be- on zwischen schlafmedizinisch tätigen rechtigt, da sie das Gefühl vermitteln, Ärzten ist aufgrund des interdisziplinä- Schlafabläufe zu kontrollieren und so- ren Charakters des noch jungen Fach- gar zu verbessern. gebietes und der Notwendigkeit von Abb. 3: Die SomnoApp kollegialen Konsultationen ein weiterer Auf der Grundlage des „Digitale kann auf jedes Smart- phone heruntergeladen wichtiger Aspekt. Versorgungsgesetzes“ (DVG) kön- werden Foto: CoBo App GmbH & Co.KG sche Maßnahmen der Therapiekon trolle bei der Nutzung der PAP-Geräte (PAP= Positiver Atemwegsdruck) zur Therapie von Patienten mit schlafbezo- genen Atmungsstörungen zum Einsatz, indem die Therapiedaten gespeichert wurden und am nächsten Morgen übertragen wurden. Das steigert nach- weislich die Therapie-Adhärenz der Pa- tienten, ebenso wie die Nutzung von sogenannten „Engagement – Apps.“ Schlafmanagement mittels SomnoApp Abb.2: Videosprech- Die SomnoApp kann sowohl im App stunde Store als auch im Google Play Store auf Foto: Dr. Frank Käßner- privat alle Endgeräte heruntergeladen wer- Neben den beiden Standarddiagnos- nen jedoch auch Apps, wenn sie den den und dient als zentrales Element tikverfahren für schlafbezogene At- Nachweis einer medizinischen Evidenz des Managements von schlafbezoge- mungsstörungen (Polygraphie und Po- erbracht haben, nach entsprechender nen Atmungsstörungen. (Abb. 3) lysomnographie) wurden mittlerweile Zertifizierung durch die gesetzlichen Zusätzlich zur digitalen Erfassung auch reduzierte Diagnostikverfahren Krankenkassen finanziert werden. Sie der Anamnese gemäß entsprechen- und Screeningverfahren (unterhalb der werden dann im sogenannten „DIGA der Tools basierend auf standardi- 6-Kanal-Polygraphie) mit in die Teilak- – Katalog“ (DIGA= Digitale Gesund- sierten Fragebögen wird in Kombi- tualisierung der Leitlinien aufgenom- heitsanwendung) gelistet und können nation mit einem wearable (Chest men (4). Das sind beispielweise kon- von Medizinern verordnet werden, Monitor), das innerhalb von 24 h im taktarme und kontaktlose Technologi- quasi als „App auf Rezept“. Im Indi- deutschsprachigen Raum geordert en der Aufzeichnung und Analyse von kationsbereich der Schlafstörungen werden kann, eine ( oder mehrere) Surrogatparametern. Diese Verfahren ist bereits eine entsprechende App nächtliche Screening-Untersuchung sind ausschließlich für das Screening gelistet, weitere werden folgen. Viel- durchgeführt, bei der die Sauerstoff- zugelassen, nicht aber für eine ab- versprechend sind hier z. B. Screening- sättigung, die Atemfrequenz, der Blut- schließende Diagnostik. Dennoch Tools, die anamnestische Daten de- druck, die Pulswelle, das Herzschlag- können sie gerade bei Risikogruppen tektieren und somit als Prädiktoren volumen, das Herzzeitvolumen, die Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021 | 13
AKTUELL Abb. 4: Algorithmus des digitalen Managements von schlafbezogenen Atmungsstörungen mit- tels SomnoApp Quelle: CoBo App GmbH & Co.KG Herzfrequenzvariabilität die Pulsampli- kann. Die Kosten sind gering und be- verbessert und direkte sowie indirekte tude und der Herzindex gemessen lasten nicht das GKV -System. Erst im Kosten gespart. Erste Validierungsstu- werden. Anhand dieser Parameter in Falle eines positiven Befundes wird dien in Brandenburger Schlaflaboren Kombination mit den anamnestischen der Patient in das GKV-System inte- laufen derzeit an, größere weiterfüh- Tools kann am nächsten Morgen mit griert, jedoch üblicherweise unter rende multizentrische Untersuchungen einer ausreichenden Spezifität und Umgehung der langen Wartezeiten, zur Evidenz sind deutschlandweit ge- Sensitivität die Diagnose einer schlaf- der bürokratischen Hürden und der plant. Die Kostenträger sind am Zug, bezogenen Atmungsstörung gestellt persönlichen Hemmschwellen. Somit dieses Potenzial zu erkennen und zu bzw. ausgeschlossen werden. Ferner kann die Therapie schneller und effizi- honorieren. erfolgt eine Stratifizierung gemäß dem enter erfolgen. Die notwendigen The- Ampelschema: rapiekontrollen können im Rahmen des Literatur: 1. Grün: Kein pathologischer Befund. SomnoApp-Konzeptes auf digitaler Herzlicher Glückwunsch! und telemedizinischer Basis zuverlässig 1. Benjafield AV et al (2019) Estimati- 2. Gelb: Geringfügige pathologische mit den bekannten Elementen erfolgen on of the global prevalence and bur- Veränderungen. Es erfolgen Emp- und sorgen für eine verbesserte Thera- den of obstruction sleep apnoe; a li- fehlungen! pie-Adhärenz. Das SomnoApp-Konzept terature bases analysis.Lancet Respir 3. Rot: Pathologischer Befund. Drin- entspricht somit in jeder Hinsicht der Med. 7 (8):687-698 gende weitere Differenzialdiagnos- P4-Medizin. Es ist präventiv, personali- 2. Gemeinsamer Bundesausschußss (G- tik bzw. Therapie ist nötig! siert, präzise und partizipativ. BA) (2006) Richtlinie des Gemeinsa- Ab der Stufe 2 (Ampelfarbe Gelb) ist men Bundesausschusses zu Untersu- eine weitere Beratung per Video durch Fazit chungs- und Behandlungsmethoden einen erfahrenen Schlafmediziner der vertragsärztlichen Versorgung möglich. Bei Notwendigkeit, zumeist Knappe diagnostische Ressourcen in 3. Schöbel C, Woehrle H (2020) Digita- ab Stufe 3 (Ampelfarbe Rot) erfolgt der Schlafmedizin (Polygraphie und le respiratorische Schlafmedizin I und auf Basis eines deutschlandweiten Polysomnographie) und ein schnell II. Somnologie 24: 138-150 Netzwerkes eine Vermittlung zu einer wachsender Bedarf bei zunehmenden 4. Glos, M, Triche‘, D, Schöbel, C (2021) spezialisierten schlafmedizinischen Ge- Schlafstörungen stellen eine Diskre- Schlafapnoescreening mit reduzier- sundheitseinrichtung oder zu einem panz dar, die durch digitale und tele- ten Systemen. Somnologie 25:155- Schlaflabor im regionalen Umfeld des medizinische Lösungen behoben wer- 165 SomnoApp Nutzers zur weiteren dif- den kann. Die für die flächendeckende ferenzierten Diagnostik und Therapie. Umsetzung dringend erforderlichen Nach erfolgter Therapie-Einstellung politischen und technischen Voraus- ■ Frank Käßner, Robin Kuscheck, können die Kontrollen im häuslichen setzungen dafür sind in Deutschland Johann Edelbrunner Milieu durch das SomnoApp und Chest inzwischen vorhanden. Mit dem hier Monitor System durchgeführt werden. vorgestellten SomnoApp-Konzept wird (Abb.4) nicht nur der Zugang zur Schlafmedizin wesentlich vereinfacht und verkürzt, Die Vorteile des SomnoApp-Konzep- sondern erstmals ein komplexes Sys- Korrespondenzadresse: tes liegen auf der Hand. Dabei handelt tem des Managements zum Screening, Dr. med. Frank Käßner es sich um eine sichere, bequeme, zur Diagnostik, zur Therapieeinleitung Ambulantes Zentrum für Lungenkrank- anonyme und anwenderfreundliche sowie zur Langzeitbetreuung von Pati- heiten und Schlafmedizin (AZLS) Diagnostik von Schlafstörungen, ins- enten mit schlafbezogenen Atmungs- MECS-Medical Clinical Studies GmbH besondere von schlafbezogenen At- störungen angeboten. CoBo App GmbH & Co.KG mungsstörungen, die beliebig oft im Dadurch werden die Therapie-Qua- Thiemstraße 124, 03050 Cottbus, www.lunge-schlaf.de häuslichen Milieu wiederholt werden lität und die Therapie-Adhärenz 14 | Brandenburgisches Ärzteblatt 7 – 8 • 2021
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