ABU-TV-Tipps im Februar 2018 - PH Zürich
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ABU-TV-Tipps im Februar 2018 Eine Dienstleistung der PH Zürich, zusammengestellt von Manfred Pfiffner (Angaben ohne Gewähr) Vernetzte Pflanzenwelt 3sat Film von Erna Buffie Donnerstag, 01.02.2018 Reden Bäume? Tuscheln Pilze? Können Pflanzen ihre Feinde 20.15–21.00 Uhr riechen? Forscher sind überzeugt, dass Pflanzen (Erstausstrahlung) kommunizieren. Haben Pflanzen dafür Sinnesorgane? Gibt es «grüne Intelligenz»? Die meisten Pflanzen sind über Wurzeln unterirdisch mitei- nander verbunden. Gemeinsam mit Pilzen bilden sie so riesige Netzwerke – ein «grünes Internet», über das pflanzliche Individuen symbiotisch miteinander in Kontakt stehen. Dass verschiedene Pflanzen sich gegenseitig durch Verströmen von speziellen Düften vor Fressfeinden warnen, ist schon länger bekannt. Ein Beispiel sind Bohnenpflanzen, die ihrer Verwandtschaft signalisieren, wenn sie von Blattläusen heimgesucht werden. Doch welche molekularbiologischen Abläufe stecken hinter diesen Fähigkeiten? Ein Gehirn haben Pflanzen nicht, das wäre evolutionär nicht vorteilhaft, da sie am Boden verwurzelt sind und nicht weglaufen können. Doch sie haben Licht- und Geruchsrezeptoren, die Informationen über die Umwelt sammeln. Gleichzeitig produzieren viele Pflanzen Düfte, durch die sie Informationen übermitteln. Und über ihre Wurzelspitzen können sie chemisch-physikalische Parameter im Boden erfassen: winzige Mineralstoffmengen aufspüren, den Feuchtigkeitsgehalt messen. Mit atemberaubenden Zeitrafferaufnahmen und spannenden Experimenten zeigen Wissenschaftler die geheime Welt der Pflanzen: Wie sie sich gegenseitig belauschen, mit ihren Verbündeten sprechen, Insekten als Söldner anheuern und für ihren Nachwuchs sorgen. Es ist eine Welt pulsierender Aktivität, in der Pflanzen kommunizieren, kooperieren und manchmal sogar Krieg führen. Pflanzen sind viel weniger passiv, als wir bislang dachten, und sie sind viel intelligenter, als wir es ihnen jemals zugetraut haben. Zusatzinformationen Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft: Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema. ABU-TV-Tipps im Februar 2018
scobel – Die Macht des 3sat Miteinander Donnerstag, 01.02.2018 21.00–22.00 Uhr Die Welt der Symbiosen ist existenziell und faszinierend. (Erstausstrahlung) «scobel» zeigt, wie Wissenschaft und Forschung sich dieses Prinzip zu Nutze machen und was die Gesellschaft daraus lernen kann. Symbiosen sind ein biologisches Überlebensprinzip mit zentralem Einfluss auf die Evolution. Gert Scobel diskutiert darüber unter anderem mit Nicole Dubilier, Symbiose- Forscherin und Professorin am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen. Tauschgeschäfte und Partnerschaften zwischen Lebewesen unterschiedlicher Arten zum gegenseitigen Nutzen sind keine Ausnahmen – sie sind die Regel. Lange wurden sie unterschätzt. Dabei gibt es zahllose Beziehungen, bei denen keiner der beiden Partner ohne den anderen überleben kann. Der Mensch könnten beispielsweise ohne Abermillionen verschiedenster Bakterien nicht überleben. Bäume kommunizieren kilometerweit über Pilzstrukturen im Boden. Beide profitieren existenziell von ihrer Lebensgemeinschaft und sorgen füreinander. Es gibt Beziehungen zwischen Organismen, in denen sich die Partner wechselseitig ergänzen und sich in kürzester Zeit neue Eigenschaften aneignen, wie zum Beispiel Gefahrenabwehr und die bessere Nutzung von Ressourcen. Selbst auf zellulärer Ebene gibt es Symbiosen. Ohne diese Formen des Miteinander gäbe es weder Menschen, Tiere noch Pflanzen auf der Erde. Symbiosen sind die Voraussetzung für Biodiversität und ein bedeutender Faktor der Evolution. Dass wir heute über dieses Wissen verfügen und es sich gegen starke Widerstände durchsetzen konnte, ist der 2011 verstorbenen amerikanischen Evolutionsbiologin und Pionierin der Symbioseforschung, Lynn Margulis, zu verdanken. Ihre Forschung legte die Grundlage zum heutigen Verständnis von Symbiose und begründete damit nicht nur ein neues Weltbild, sondern auch ein neues Verständnis von uns selbst, das unsere Existenz bis zu den ersten Bakterien vor Milliarden von Jahren zurückführt und die Theorie Charles Darwins um einen entscheidenden Faktor ergänzt. makro: Russlands Rückkehr 3sat Wirtschaft in 3sat Freitag, 02.02.2018 Moderation: Eva Schmidt 21.00–21.30 Uhr Wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen tritt (Erstausstrahlung) Russland als ein wirtschaftlich erstarktes Land in Erscheinung, das in der Weltpolitik an Einfluss gewinnt. Allein der deutsch-russische Handel erlebte zuletzt ein Plus von gut 20 Prozent. Das Comeback der russischen Wirtschaft geht nicht nur auf das Konto des gestiegenen Ölpreises. Lob für die vorausschauende Politik der russischen Notenbank kommt selbst aus dem Ausland. Der Rubel ist wieder stabil, Inflation und Zinsen sind auf niedrigem Niveau. Für 2017 wird wieder Wachstum erwartet. In den politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland zeigen sich erstmals seit der Krim-Annexion 2014 Anzeichen von Tauwetter. Zu dem deutsch-russischen Gesprächskreis «Petersburger Dialog» im November 2017 entsandte Moskau sogar ein Regierungsmitglied. Außerhalb ABU-TV-Tipps im Februar 2018
Europas schafft es Russland gekonnt, gute Kontakte zu Ländern zu knüpfen, die traditionell zum US-amerikanischen Einflussbereich gehören. Der Empfang des saudischen Königs Salman in Moskau war von historischer Tragweite. Zudem hat sich Moskau durch seine militärische Intervention in Syrien Einfluss im Nahen Osten gesichert. Innenpolitisch geht in Russland der staatliche Druck auf Zivilgesellschaft und Opposition wie bisher weiter. Umfragen zufolge entfernt sich die russische Gesellschaft immer weiter von Europa. Die deutsche Körber-Stiftung hat ermittelt, dass nur noch knapp die Hälfte der Befragten in Russland der Ansicht ist, ihr Land gehöre zu Europa. Mozart Superstar 3sat Film von Mathias Godeau Samstag, 03.02.2018 Immer noch führt dieser Künstler alle möglichen Hitlisten an. 23.00–23.55 Uhr Kein Zweifel: Der erste Popstar der Geschichte heißt (Erstsendung 17.02.2012) Wolfgang Amadeus Mozart! Die Musikdokumentation wirft einen neuen Blick auf den Popstar von damals, indem sie dessen Hauptcharakterzüge wie Genialität, Volkstümlichkeit, Exzentrik, revolutionären Geist und Modernität mit dem heutigen Starsystem vergleicht. Die wichtigsten Stars des 20. und 21. Jahrhunderts – von Elvis Presley über John Lennon, Michael Jackson und Madonna bis zu Lady Gaga – können mit seinen Erfolgen nicht mithalten: Von ihm wurden die meisten Platten der letzten 100 Jahre verkauft. Die Popstars der Gegenwart hätten sicherlich auch nichts dagegen, ein so breites Publikum zu erreichen wie er, in Videospielen zu erscheinen und von so vielen Fachleuten, ob Anthropologen, Soziologen oder Historikern, behandelt zu werden. Erinnert nicht vieles von Mozart an den Rapper Eminem, an Michael Jackson oder Mylène Farmer? Und muss man nicht an Shirley Temple denken, wenn man erfährt, dass Mozart schon als kleines Kind zu erstaunlichen Gedächtnisleistungen imstande war? In puncto Arbeitskraft drängt sich die Parallele zu Britney Spears auf: Das Salzburger Wunderkind komponierte sein erstes Konzert bereits mit fünf Jahren, seine erste Symphonie mit sieben und seine erste Oper mit zwölf. Das junge «Wolferl», seinerzeit ein «Babystar», ähnlich dem Erstgeborenen der Jackson Five zwei Jahrhunderte später, wurde in Europa von seinem Vater wie ein dressierter Affe auf dem Jahrmarkt herumgezeigt. Mozarts Vater war ebenso allgegenwärtig wie der von Michael Jackson, wenn auch weniger gewalttätig. Doch beide Väter ermöglichten die frühe Entfaltung des Genies ihrer Söhne. Wie auch später die Beatles hatte Mozart begriffen, dass die Zuhörer auf eine einfache und wirkungsvolle Musik ansprechen. Doch Mozarts Werk ist so vielschichtig, dass es auch den Applaus der gebildeteren Zuhörer fand. Populär sein und gleichzeitig die Anerkennung des anspruchsvollen Publikums finden: Das ist das Dilemma, dem alle Stars ausgesetzt sind. Mozart hatte dieses Problem zu lösen gewusst. Später gelang es Elvis Presley und Eminem, die aktuellen Strömungen ihrer Zeit zusammenzufassen und zu popularisieren. Hinter dem großen Werk des Genies versteckt sich auch ein überspannter Star mit egozentrischen Launen. Dieser Wesenszug beflügelte seine Schaffenskraft. Stets suchte er eine Möglichkeit, das in ihm brennende Fieber auszudrücken. ABU-TV-Tipps im Februar 2018
Lange nachdem der Komponist der «Kleinen Nachtmusik» sich von seinen Auftraggebern befreite und sie vor den Kopf stieß, um sein Genie nicht zu verschleudern, provozierte John Lennon Kirche und Königin. Mozart war der erste Künstler, der seinem Schaffen seine Unabhängigkeit verdankte, auch wenn er sich dafür tief verschuldete. Wie alle Provokationen Madonnas die gesellschaftlichen Normen aufbrachen und Nachahmer fanden, übte auch Wolfgang Amadeus zu seiner Zeit einen so starken Einfluss aus, dass er viele Neider auf den Plan rief, die ihm das Leben schwer machten. Er löste bei anderen Leidenschaften aus und wurde zu ihrem Vorbild. Berühmtestes Beispiel: Beethoven. Mozarts schon zu Lebzeiten bewundertes Werk ist bis heute lebendig und populär geblieben, ebenso wie die Songs der Rolling Stones oder die Chansons von Claude François. In der Werbung ist er als unterschwelliger Kaufanreiz, in der Wissenschaft aufgrund der heilenden Wirkung seiner Musik präsent – bis hin zu den Videospielen in denen der Komponist selbst in Szene gesetzt wird. Mozarts früher und tragischer Tod stellt ihn in eine Reihe mit anderen großen Stars, zu deren ewigem Mythos ein solches Ende beigetragen hat. Ein Mythos, der ihn auch gleichzeitig zum Denkmal erhebt. Beispiele gibt es viele: Das Grab von Jim Morrison oder die Mühle von Dannemois in der Nähe von Paris, in der Claude François wohnte, sind vergleichbar mit dem Mozarteum in Salzburg. «Mozart Superstar» zeigt: Wolfgang Amadeus Mozart begründete das Starsystem und war der erste Superstar der Geschichte. Der NSU-Komplex 3sat Dokumentarfilm von Stefan Aust und Dirk Laabs Montag, 05.02.2018 4. November 2011, Eisenach in Thüringen: Uwe Mundlos und 22.25–23.55 Uhr Uwe Böhnhardt verbrennen in einem Wohnmobil. Das Ende (Deutschland 2016) zweier Terrorkarrieren. – Der Film rollt den Fall noch einmal auf. 16 Jahre lang waren ihre Namen auch dem Bundesamt für Verfassungsschutz ein Begriff. Die jungen Neonazis wurden zeitweise observiert, abgehört, verfolgt. Informanten berichteten immer wieder über sie. Trotzdem konnten die beiden abtauchen, unterstützt von Freunden. Böhnhardt und Mundlos wurden mutmaßlich Terroristen, erschossen Menschen, legten Bomben, bekannten sich jedoch nie zu den Taten. Erst nach ihrem Tod taucht ein Film auf, in dem sich eine Gruppe namens «Nationalsozialistischer Untergrund» (NSU) mit zehn Morden brüstet, für die Böhnhardt und Mundlos verantwortlich sein sollen. Zunächst scheint es, dass mit ihrem Tod einer der mysteriösesten Kriminalfälle der bundesdeutschen Geschichte aufgeklärt ist. Doch je länger die Ermittlungen dauern, desto merkwürdiger wird der Fall. Obwohl die verschiedenen Verfassungsschutzbehörden diverse V-Männer in unmittelbarer Nähe der untergetauchten Neonazis im Einsatz hatten, gelang es nicht, die Morde zu verhindern. Doch nicht nur die Inlandsgeheimdienste waren auf der Spur der Rechtsterroristen – auch die Sonder- kommission, die sich über Jahre um eine Serie von Morden an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund kümmerte, kam zum Ende ihrer Ermittlungen Mundlos und Böhnhardt immer näher. Der entscheidende Schlag gelang jedoch nicht. ABU-TV-Tipps im Februar 2018
«Der NSU-Komplex» rekonstruiert diese beispiellose Jagd und fragt: Was trieb Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und ihre Freunde an? Wer unterstützte die beiden? Wer half ihnen bei den Taten und dem Leben im Untergrund? Die Ermittlungen der Polizei und die Überwachung der Szene – und damit des Umfeldes der Täter – sind der rote Faden, an dem entlang die Geschichte erzählt wird. Es ist eine Geschichte über die Entstehung und Entwicklung der militanten rechten Szene nach der Wiedervereinigung in Deutschland und der am Ende hilflosen und riskanten Versuche staatlicher Behörden, mit ihr fertig zu werden. Das macht den «NSU-Komplex» hochaktuell. Denn wieder brennen Flüchtlingsheime, und erneut steht der Staat vor der Frage: Wie begegnet man dieser akuten Gefahr? Mitten in Deutschland: NSU 3sat (1/3) Die Täter – Heute ist nicht Dienstag, 06.02.2018 20.15–22.00 Uhr alle Tage (Deutschland, 2016) Beate: Anna Maria Mühe Uwe M.: Albrecht Schuch Uwe B.: Sebastian Urzendowsky Sandra: Nina Gummich Stefan: Jonas Friedrich Tilo: Ben Münchow Buch: Thomas Wendrich Regie: Christian Schwochow Im November 2011 werden zwei junge Männer aus Ostdeutschland in einem ausgebrannten Camper tot aufgefunden: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Offenbar haben sie Selbstmord begangen. Der NSU fliegt auf. Vier Tage später stellt sich die Dritte im Bunde, Beate Zschäpe, der Polizei. Der dreiteilige Fernsehfilm fragt, wie eine rechtsextreme Terrorvereinigung über ein Jahrzehnt unentdeckt in Deutschland morden konnte. Teil eins blickt auf die Täter. Jena, 1990: Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es keine ähnliche Situation in Deutschland, in der in so kurzer Zeit so viele Menschen gleichzeitig ihre Arbeit verlieren. Viele Jugendliche in Ostdeutschland erleben ihre verunsicherten Eltern und Lehrer, spüren die Machtlosigkeit der Polizei und des Staates. Sie fühlen sich orientierungslos, ungeliebt und gekränkt. Instinktiv ordnen sie sich als Menschen zweiter Klasse ein, versuchen sich anzupassen und lernen in kürzester Zeit, dass von Seiten der Gesellschaft keine oder wenig Hilfe zu erwarten ist. Reihenweise driften junge Leute von der Schule in die Arbeitslosigkeit. Manche schaffen den Sprung, indem sie in die alten Bundesländer wechseln. Andere bleiben – und beginnen wütend, zu rebellieren. Eine von ihnen ist Beate Zschäpe, die in den Bann junger Rechtsradikaler in Jena-Winzerla gerät. Sie freundet sich mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt an. Aus den drei Freunden wird schnell eine verschworene Gemeinschaft. Ihr Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit ist das grundlegende Erfahrungsmuster, das sie mit tausenden, jungen Menschen in Ostdeutschland teilen. Bei den Dreien aber setzt eine eigene Entwicklung ein: Wut und Rebellion werden in Hass und Gewalt verkehrt. Sie suchen nach Wahrheit und werden entsetzlich fündig. In einem rechtsextremen neonazistischen Umfeld organisieren und radikalisieren sie sich, dicht gefolgt und umgeben nicht nur von Verbündeten, sondern von «Nazi-Kameraden», die ABU-TV-Tipps im Februar 2018
inzwischen als Spitzel für den Verfassungsschutz arbeiten. Ihre Aktionen sind sowohl der Polizei wie dem Verfassungsschutz bekannt, dennoch werden sie nicht festgenommen. Nach einem missglückten Bombenanschlag und nach dem Fund von Sprengstoff in einer von Beate Zschäpe angemieteten Garage, gehen die drei Neonazis, inzwischen ein unzertrennbares Trio, Ende 1998 in den Untergrund. Was folgt, ist die schwerstwiegende, erschütterndste Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte. Redaktionshinweis: Die zwei weiteren Folgen von «Mitten in Deutschland: NSU» zeigt 3sat am Mittwoch, 7. Februar, ab 20.15 Uhr. Die Lücke – Der NSU- 3sat Bombenanschlag von Köln Dienstag, 06.02.2018 22.25–23.10 Uhr Film von Adrian Figueroa (Erstausstrahlung) Buch: Nuran David Calis Am 9. Juni 2004 verübte der NSU in der Kölner Keupstraße ein Nagelbomben-Attentat. Es gab 22 Verletzte. Das Stück «Die Lücke» von Nuran David Calis gibt den Opfern eine Stimme. Ein Jahr lang hat der Autor, Regisseur und Filmemacher Anwohner und Geschäftsleute getroffen und sie gefragt, wie sie den Anschlag und die Zeit danach erlebt haben – und daraus das Theaterstück «Die Lücke» konzipiert. Der Film begleitet seine Arbeit. Ziel des Attentats waren die Menschen, die in der vorwiegend türkisch und kurdisch geprägten Straße lebten. Verübt wurde er vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Polizei und Politik jedoch schlossen sieben Jahre lang einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat aus. Stattdessen rückten die Anwohner selbst ins Zentrum der Ermittlungen: Die eigentlichen Opfer des Anschlages wurden zu potenziellen Täter. Bei dem am Schauspiel Köln im Juni 2014 uraufgeführten Stück treten Anwohner und Betroffene gemeinsam mit Schauspielern auf. Der Film «Die Lücke – Der NSU- Bombenanschlag von Köln» dokumentiert die Theaterarbeit von Nuran David Calis und verknüpft Material von der Vorbereitung und der Inszenierung des Theaterstücks mit Aussagen von Anwohnern der Keupstraße, die über den Bombenanschlag sprechen. Mal emotional, mal nüchtern, immer aber nachvollziehbar und reflektiert, erinnern sich die Beteiligten an die damaligen Ereignisse. Klar benannt werden dabei die rassistische Diskriminierung durch die Presseberichterstattung und die einseitige Polizeiermittlungen. So entsteht ein Bild der Keupstraße aus der Sicht der Menschen, die dort leben – von ihnen selbst erzählt. Vaterunser 3sat Ursprung und Tradition Mittwoch, 07.02.2018 Film von Martin Choroba 12.15–12.30 Uhr Das Vaterunser verbindet die gesamte Christenheit und kann (Erstsendung 19.05.2011) bei jedem Anlass gebetet werden. Der Film führt zu den Ursprüngen des christlichen Glaubens. Das Vaterunser ist weitaus mehr als nur ein Gebet. Das ABU-TV-Tipps im Februar 2018
gesamte Wertesystem des europäischen Abendlandes fußt auf der Lehre Jesu, die kurz und prägnant im Vaterunser zusammengefasst ist. Jesus Christus selbst soll seinen Jüngern das Vaterunser beigebracht haben. Davon zeugt das Neue Testament, das seit Jahrhunderten dessen Wortlaut bewahrt und überliefert hat. Auf einem Hügel oberhalb des Sees Genezareth soll Jesus dieses «Herrengebet» einer Schar Gläubigen gelehrt haben. Er wollte ihnen beibringen, sich im Gebet kurz zu fassen und mit wenigen Worten all das zu erbitten, wonach sich Menschen im Leben sehnen. Vor rund 2000 Jahren, als Jesus dieses Gebet formuliert hat, wussten seine Jünger sehr genau, worum es in den sieben Fürbitten ging. Aus ihnen sprachen die Sorgen und Ängste, aber auch die Hoffnungen der Menschen seiner Zeit. Und heute? – Fürbitten wie «Dein Reich komme» oder «Dein Wille geschehe» sind schnell heruntergebetet. Aber wer denkt noch darüber nach, was mit dem «Reich Gottes» gemeint ist? Wo befindet sich dieses Reich? Jenseits der Wolken? Oder in den Herzen der Menschen? Mitten in Deutschland: NSU 3sat (2/3) Die Opfer – Vergesst Mittwoch, 07.02.2018 20.15–22.00 Uhr mich nicht (Deutschland 2016) Semiya: Almila Bagriacik Adile: Uygar Tamer Enver: Orhan Kilic Kerim: Emilio Sakraya Kerim (jung): Mert Dincer Buch: Laila Stieler Regie: Züli Aladag Im September 2000 teilt man der 14-jährigen Semiya mit, dass ihr Vater einen Unfall hatte. Im Hospital erfährt sie, dass er im Koma liegt. Acht Schüsse wurden auf ihn abgefeuert. Er stirbt. Die Polizei macht sich an die Arbeit. Es gibt kaum Spuren, aber jede Menge Hinweise: Enver Simsek ist in kurzer Zeit zu sehr viel Geld gelangt, als Blumenhändler war er häufig in Holland unterwegs. Ein Zeuge will Enver bei einem Drogentransport begleitet haben. Immer wieder werden Semiya und ihre Familie daraufhin ins Präsidium zitiert, immer wieder müssen sie sich zermürbenden Vernehmungen stellen. Semiya zweifelt keine Sekunde an der Unschuld ihres Vaters. Ebenso ihr kleiner Bruder und ihre beiden Onkel. Ihre Mutter Adile ist dem Druck körperlich und seelisch nicht gewachsen. Als sie für einige Zeit ins Krankenhaus muss, übernimmt die gerade 15-jährige Semiya die Verantwortung für sich selbst und für ihren Bruder. Die eher mittelmäßige Schülerin kämpft sich durch ihr Fachabitur, beginnt zu studieren und schützt Mutter und Bruder vor weiteren Ermittlungen der Polizei, die immer noch an ein Drogendelikt glaubt. Sieben türkische und ein griechischer Geschäftsmann sind inzwischen mit derselben Waffe wie Enver Simsek ermordet worden. Ein neuer Ermittler bringt zwar Bewegung in den Fall Simsek und kann die Zeugenaussage von damals widerlegen, aber letztlich verlaufen auch seine Untersuchungen sowie die mehrerer Sonderkommissionen im Sande. Die Angehörigen der Opfer beginnen sich zu wehren. Auf einer Großdemonstration hält auch Semiya eine Rede. Selbstbewusst fordert sie die Polizei auf, nach den wahren ABU-TV-Tipps im Februar 2018
Tätern zu suchen. Aber erst im November 2011 kommt heraus, wer die mutmaßlichen Mörder waren: Der NSU steckte hinter der Tat. Der zweite Teil des Fernsehfilms «NSU: Mitten in Deutschland» greift Motive der Biografie «Schmerzliche Heimat» von Semiya Simsek und Peter Schwarz auf und erzählt von einer kraftvollen jungen Frau, von fehlgeleiteten Ermittlungen und vom Versagen der Polizei in einem der größten Fälle der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zugleich zeichnet er das Bild einer Familie, der es gelingt, in Zeiten größter Erschütterung zusammenzurücken und sich ihren Glauben und ihre Liebe zu bewahren. Mitten in Deutschland: NSU 3sat (3/3) Die Ermittler – Nur für Mittwoch, 07.02.2018 22.25–23.55 Uhr den Dienstgebrauch (Deutschland 2016) Paul Winter: Florian Lukas Charlotte Ahler: Liv Lisa Fries Walter Ahler: Sylvester Groth Alexander Melchior: Florian Stetter Mirko Kerber: Alexander Beyer Buch: Rolf Basedow, Christoph Busche, Jan Braren Regie: Florian Cossen November 2011: Ein Bankraub und zwei Tote in einem Wohnmobil ändern alles. Eine seit zehn Jahren unaufgeklärte Mordserie an Migranten ist offenbar das Werk einer Neonazi- Terrorzelle. Am Beispiel zweier Zielfahnder, die schon früh mit den mutmaßlichen Tätern befasst sind, bei ihren Ermittlungen jedoch gegen unsichtbare Mauern anrennen, erzählt der Film davon, wie Polizei und Verfassungsschutz ganz nah dran waren an der Wahrheit. Paul Winter, Zielfahnder in Thüringen, wird im Januar 1998 gemeinsam mit seinem Vorgesetzten und engsten Vertrauten Walter Ahler zum Leiter des LKA gerufen. Drei Rechtsradikale sind untergetaucht, die Zielfahndung soll sie finden. Was wie ein Routineauftrag beginnt, entwickelt sich zu einem jahrelangen Ringen mit den Institutionen, denn die beiden Polizisten stoßen bei ihrer Suche auf unerwartete Widerstände – durch andere Behörden ebenso wie im eigenen Haus. Bald wird deutlich, wie aktiv der Verfassungsschutz in der rechten Szene agiert, wie er V-Männer installiert und finanziell unterstützt, um die Szene im Auge zu behalten, zugleich aber dabei hilft, Strukturen aufzubauen, die zunehmend außer Kontrolle geraten – mit unabsehbaren Konsequenzen. Über die Jahre wird es einsam um Paul Winter. Die Mitstreiter an seiner Seite werden nach und nach im System aufgerieben. Auch die Suche nach dem Nazi-Trio wird schließlich erfolglos ad acta gelegt. Bis im November 2011 eine Polizeistreife in einem Wohngebiet in Eisenach nach einem Banküberfall auf ein verdächtiges Campingmobil trifft. Als die Beamten sich dem Fahrzeug nähern, fallen Schüsse, der Wohnwagen geht in Flammen auf. Später werden aus dem ausgebrannten Camper die Leichen der beiden Bankräuber geborgen und mit ihnen ein Arsenal von geladenen Waffen, gefälschte Dokumente und die Beute zahlreicher Überfälle. Die Toten werden identifiziert: Es sind Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, zwei der drei Rechtsradikalen, die die Zielfahnder einst gesucht haben. Erneut wird Paul Winter hinzugezogen, der nun die Dritte im Bunde, die flüchtige Beate Zschäpe ABU-TV-Tipps im Februar 2018
finden soll. Winter erkennt, dass dies seine Chance ist, die tatsächlichen Zusammenhänge endlich ans Licht zu bringen. Zusammen mit der Kommissarsanwärterin Charlotte Ahler begibt er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Nach den beiden ersten Teilen von «Mitten in Deutschland: NSU», die sich den Taten des «Nationalsozialistischen Untergrunds» aus Sicht der mutmaßlichen Täter und der Opfer nähern, erzählt Teil drei der Filmtrilogie die Perspektive der Ermittler: Polizisten zwischen Verfassungsschutz, V-Männern und Staatsinteresse. makro: Schöne neue 3sat Arbeitswelt? Freitag, 09.02.2018 21.00–21.30 Uhr Wirtschaft in 3sat (Erstausstrahlung) Moderation: Eva Schmidt Unser Arbeitsalltag wird sich durch Computer und Roboter stark verändern. Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Welche Jobs drohen wegzufallen, welche könnten neu entstehen? Das klassische Beschäftigungsverhältnis scheint sich immer mehr aufzulösen. «makro» fragt, wie sich Wirtschaft und Politik auf die tiefgreifenden Veränderungen am Arbeitsmarkt einstellen können. Trends wie Digitalisierung, demografischer Wandel und Flexibilisierung stellen Wirtschaft und Arbeitnehmer vor große Herausforderungen. Höherer Arbeitsdruck und flexiblere Arbeitszeiten sind schon heute an der Tagesordnung. Durch den Vormarsch von Robotern wird die deutsche Wirtschaft bis 2030 fast ein Viertel der Arbeitsstunden einsparen, so das Ergebnis einer Studie des McKinsey Global Institute. Das betreffe vor allem Berufe wie Sachbearbeiter, aber auch Schlosser und Köche. Millionen Beschäftigte müssten sich demzufolge neue Fähigkeiten aneignen oder in eine andere Branche wechseln. Die Automatisierung in der Arbeitswelt trifft auf einen zunehmenden Fachkräftemangel. Da Deutschlands Bevölkerung rasant altert, fehlen laut McKinsey bis 2030 auf der anderen Seite drei Millionen Arbeitskräfte. Die größten Arbeitskräftelücken werden in den Pflege- und Gesundheitsberufen erwartet. In Anbetracht zukünftiger Personalnöte in der Wirtschaft empfiehlt die OECD nicht nur den Deutschen, sondern allen Menschen in hochentwickelten Industrieländern «längeres Arbeiten». Wir waren die Tschinggeli 3sat Film von Gabriele Heim Sonntag, 11.02.2018 Nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte die Schweiz dringend 19.10–19.40 Uhr Arbeitskräfte. Fündig wurde sie im kriegsversehrten Italien. (Erstsendung 10.11.2016) Die ersten, die kamen, waren tausende junge Frauen aus dem Trentin. Viele wurden im Zuge der «Trentiner Aktion» von der Migros angeworben und in der Schweiz in erster Linie als Haushaltshilfen vermittelt. So auch Laura, Leda, Alessia und Agnese. Sie kommen in diesem «NZZ Format» zu Wort. Die vier – heute 90-jährigen – Frauen erinnern sich an ihre Erlebnisse als Fremdarbeiterinnen zurück und wie es damals gewesen sei, das «Tschinggeli» zu sein. ABU-TV-Tipps im Februar 2018
makro: Brasiliens gekaufte 3sat Demokratie Freitag, 16.02.2018 21.00–21.30 Uhr Film von Luten Leinhos (Erstausstrahlung) Brasilien befindet sich in einer tiefen Depression. Die junge Demokratie des Landes ist ins Wanken geraten. Schuld daran sind die Wirtschaftskrise und Korruption im großen Stil. Das ganze politische System scheint von Korruption durchdrungen. Doch ein kleines Team mutiger Strafverfolger kämpft dagegen an. Es nimmt bisher Unangreifbare ins Visier. Darunter auch den amtierenden Präsidenten Temer und seine Minister. Beinahe täglich gibt es unter Politikern und Konzernmanagern neue Festnahmen. Südamerika-Korrespondent Luten Leinhos porträtiert ein Land, in dem zur Zeit 94 Prozent der Menschen das Vertrauen in den Staat und seine Repräsentanten verloren haben. Ausgangspunkt der Dokumentation ist eine zur Geldwaschanlage umfunktionierte Tankstelle in der Hauptstadt Brasilia, deren Besitzer berichtet, wie genau hier die Sonderkommission «Lava Jato» (Autowaschanlage) mit ihren atemberaubenden Ermittlungen begann. Das Film-Team spricht mit den beschuldigten Ex-Präsidenten Lula da Silva und Dilma Rousseff. Und es lässt jene mutigen Staatsanwälte zu Wort kommen, die gerade dabei sind, eine Kultur der systematischen Bestechung in Brasiliens Politik und Wirtschaft freizulegen. Gotthard (1/2) 3sat Max Bühl: Maxim Mehmet Samstag, 17.02.2018 Anna Tresch: Miriam Stein 14.50–16.20 Uhr Tommaso Lazzaroni: Pasquale Aleardi (Schweiz 2016) Louis Favre: Carlos Leal Lina: Marie Bäumer Knecht: Joachim Król Bachmann: Max Simonischek Anton Tresch: Christoph Gaugler Wagner: Roeland Wiesnekker Riedinger: Cornelius Obonya nach einer Idee von Niklaus Hilber, Patrick Tönz Buch: Stefan Dähnert Regie: Urs Egger Frühjahr 1873: Täglich kommen neue Menschen aus ganz Europa in das kleine Bergdorf Göschenen. Sie suchen Arbeit auf der größten Baustelle der Neuzeit: dem Eisenbahntunnel durch den Gotthard. Unter den Begeisterten sind Max, der angehende Ingenieur aus Deutschland, und Tommaso, der stolze Mineur aus dem Piemont. Die beiden jungen Männer streiten sich um das letzte Logierbett auf dem Hof der Fuhrmannstochter Anna. Schließlich teilen sie es sich aus finanziellen Gründen. Nicht nur die knochenharte Arbeit schweißt Max und Tommaso zusammen, sondern auch ihre Freundschaft mit der zupackenden Anna. Während der charismatische Unternehmer und Visionär Louis Favre gegenüber dem Schweizer Bundesrat wie auch den europäischen Investoren behauptet, die Bauarbeiten liefen nach Plan, kommt es im Tunnel immer wieder zu Rückschlägen. Der harte Granit zerstört die Bohrer, weiche ABU-TV-Tipps im Februar 2018
Gesteinspartien lassen Teile des Stollens einstürzen. Die ersten Toten sind zu beklagen. Als sich der wütende Tommaso gegen die schlechte Behandlung durch das Unternehmen Louis Favres wehrt, wird er entlassen. Ohne Arbeit droht Tommaso die Abschiebung. Max hingegen kommt seinem Traum, ein großer Ingenieur zu werden, näher: Favre schickt ihn in die Zentrale nach Luzern, wo er seine Ideen umsetzen soll. Anna, von Max' Abschied verletzt, macht Tommaso einen Heiratsantrag: So könnte er in Göschenen bleiben, und sie hätte den «Geschlechtervormund», den sie als Frau braucht, um ein Logierhaus zu bauen und ein Gewerbe zu führen. Der Fernsehfilm «Gotthard» unter Regie von Urs Egger wurde 2017 im Rahmen der Verleihung des 43. Prix Walo in der Kategorie TV-Produktion ausgezeichnet. Gotthard (2/2) 3sat Max Bühl: Maxim Mehmet Samstag, 17.02.2018 Anna Tresch: Miriam Stein 16.20–17.50 Uhr Tommaso Lazzaroni: Pasquale Aleardi (Schweiz 2016) Louis Favre: Carlos Leal Lina: Marie Bäumer Knecht: Joachim Król Bachmann: Max Simonischek Anton Tresch: Christoph Gaugler Wagner: Roeland Wiesnekker Riedinger: Cornelius Obonya nach einer Idee von Niklaus Hilber, Patrick Tönz Buch: Stefan Dähnert Regie: Urs Egger Drei Jahre sind vergangen, und der Tunnelbau am Gotthard kommt nur schleppend voran. Zu langsam für die Investoren, die Favre den Geldhahn zudrehen. Max kehrt nach Göschenen zurück. Im Gepäck hat er «Favre-Franken». Die müssen von den Arbeitern und dem Gewerbe gutgeheißen werden, sonst ist der Tunnelbau am Ende. Es ist eine Reise mit gemischten Gefühlen. Wie wird es sein, Anna und Tommaso nach so vielen Jahren wieder zu begegnen? Max gelingt es zwar, die Leute vom neuen Zahlungsmittel zu überzeugen, aber die Zustände, die er an der Baustelle vorfindet, sind verheerend. Es werden immer mehr Tote aus dem Tunnel getragen. Die Luft tief im Berg ist vom Dampf der Lokomotiven so verschmutzt, dass das Atmen für die Arbeiter fast unmöglich geworden ist. Die Missstände werden von einer Widerstandsgruppe mit Flugblättern bekämpft. Max entdeckt, dass Tommaso, der mittlerweile mit Anna eine kleine Tochter hat, der Kopf der Rebellen ist. Das Band, das Anna, Tommaso und Max zusammengehalten hat, droht zu reißen, als Tommaso von Max Unterstützung für seinen Kampf fordert und Anna und Max ihre Gefühle zueinander wieder entdecken. Es kommt zum Streik, bei dem sich Max und Tommaso als Gegner gegenüberstehen. Trotz aller Schlichtungsversuche durch Max wird der Aufruhr blutig beendet. Tommaso überlebt, aber es bleibt ihm nur die Flucht. Anna wirft Max vor, die bewaffnete Bürgerwehr geholt zu haben und für die Toten verantwortlich zu sein. Sie will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Als Favre auch noch stirbt und Max entdeckt, dass sich im ABU-TV-Tipps im Februar 2018
Dorf wegen der katastrophalen hygienischen Bedingungen eine Seuche ausbreitet, muss er sich entscheiden: Ist er bereit, über alle Missstände hinwegzusehen, nur damit der Tunnel fertig wird? Der schmerzvolle Abschied 3sat Wie der Schweiz das Bankgeheimnis abhanden kam Samstag, 17.02.2018 Film von Hansjürg Zumstein 17.50–18.40 Uhr Jahrzehntelang verteidigte die Schweiz das Bankgeheimnis (Erstsendung 03.04.2014) resolut gegen ausländische Angriffe – wohlwissend, dass Tausende von Ausländern dies nur nutzten, um Steuerzahlungen zu vermeiden. Die Schweizer Haltung Anfragen ausländischer Steuerbehörden gegenüber blieb stets die gleiche: Bei Steuerhinterziehung gibt es keine Auskunft, das Bankgeheimnis geht vor. Nach dem Ausbruch der Wirtschafts- krise im Jahr 2007 kam die Schweiz jedoch unter Druck. Innerhalb weniger Monate geschah, was vorher kaum jemand für möglich hielt: Bei Steuerhinterziehung müssen Schweizer Banken jetzt Auskunft geben. Das fiskalische Bankgeheimnis ist Geschichte. Im Dokumentarfilm «Der schmerzvolle Abschied» von Hansjürg Zumstein erzählen prominente Akteure, «wie der Schweiz das Bankgeheimnis abhanden kam», darunter der deutsche Bankier Oswald Grübel, der ehemalige Staatssekretär Michael Ambühl im Eidgenössischen Finanzdepartement, der Schweizer Alt-Bundesrat Pascal Couchepin und der Schweizer Nationalrat Christoph Blocher. Neben diesen Interview-Ausschnitten nutzt der Autor auch das umfangreiche Videoarchiv des Schweizer Fernsehens. Unzählige Stunden von Videomaterial wurden ausgewertet: Von «Wochenschauen» – beispielsweise über die Verhand- lungen des Sonderdiplomaten Walter Stucki kurz nach dem Zweiten Weltkrieg – bis hin zu aktuellen Medienkonferenzen. Zudem werden einzelne Schlüsselereignisse mit Schauspielern nachgestellt: Die dokumentarische Ebene wird durch eine Reenactment-Ebene ergänzt, die ebenfalls auf sorgfältiger Recherche und ausführlichem Studium von Originaldokumenten beruht. Die Dokumentation «Der schmerzvolle Abschied» hat den Medienpreis des Schweizerischen Anwaltsverbandes (SAV) 2015 in der Kategorie der audiovisuellen Medien gewonnen. Neuland 3sat Dokumentarfilm von Anna Thommen Samstag, 17.02.2018 Der 19-jährige Ehsanullah ist aus Afghanistan geflüchtet und 18.40–20.15 Uhr kam mit dem Schlauchboot über das Meer und zu Fuß über (Schweiz 2013) die Berge in die Schweiz. Die albanischen Geschwister Nazljie und Ismail wiederum verließen ihr Land nach dem Tod ihrer Mutter und wurden bei Verwandten aufgenommen. Sie alle hoffen, ihre harte Vergangenheit hinter sich zu lassen und in der Schweiz ihre Träume leben zu können. Darüber macht sich Herr Zingg keine Illusionen und wird gleichwohl nicht müde, den Migrantinnen und Migranten den Glauben an sich selbst und eine bessere Zukunft zu lehren. Aber je näher das Ende der zweijährigen Ausbildung rückt, desto drängender wird die Frage, ob es denn überhaupt einen Platz für sie gibt im neuen Land. ABU-TV-Tipps im Februar 2018
Beobachtend und einfühlsam zeigt «Neuland» die Realität der jungen Menschen in der für sie so fremden Kultur und wirft ein ungewohntes Schlaglicht auf die globalisierte, kriegerische Welt der Gegenwart. Dafür gab es beim «Zurich Film Festival 2013» ein «Goldenes Auge» für den «Besten deutschsprachigen Dokumentarfilm». Bei den 49. Solothurner Filmtagen 2014 gewann «Neuland» den Publikumspreis. Außerdem erhielt der Film 2016 den renommierten CIVIS Medienpreis. Giovanni Segantini – Magie 3sat des Lichts Samstag, 17.02.2018 23.15–00.35 Uhr Film von Christian Labhart (Erstsendung 31.07.2016) Maler, Aussteiger, Sans Papiers, Genie: Das alles war Giovanni Segantini. – Ein Filmessay von Christian Labhart, mit autobiografischen Texten von Segantini selbst, gelesen von Bruno Ganz. Auch mit Auszügen aus dem Roman «Das Schönste, was ich sah» von Asta Scheib nimmt der Film Anteil an Segantinis zahlreichen inneren Krisen, an seinem von finanziellen Nöten geprägtem Alltag und an seinem widersprüchlichen Verhältnis zur Mutterliebe und Erotik. Der Filmessay öffnet den Blick auf Segantinis dramatische Kindheit und Jugend, und nicht zuletzt auch auf seinen verzweifelten Kampf gegen den Tod: Der Maler verstarb 1899 mit nur 41 Jahren im Schweizer Engadin unter dramatischen Umständen in einer Alphütte auf 2700 Metern Höhe. Der Schauspieler Bruno Ganz liest die Texte, die Musik stammt von Paul Giger, und Pio Corradi zeichnet für die mit besonders hochauflösenden Kameras aufgenommenen Bilder, die eine farbgetreue Wiedergabe von Segantinis monumentalen Werken – meist unter freiem Himmel geschaffen – ermöglichen. Der Dokumentarfilm «Giovanni Segantini – Magie des Lichts» erhielt 2016 in Montreal beim Festival International du Film sur l'Art den Prix de la Meilleure Biographie sowie beim Zürcher Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm die Erfolgsprämie «Succès Zürich». Sophie Scholl – Allen 3sat Gewalten zum Trotz ... Sonntag, 18.02.2018 10.05–11.05 Uhr Dokumentarfilm von Marieke Schroeder und Ulrich (Deutschland 2005) Chaussy Die 1921 geborene Sophie Scholl könnte heute noch leben, wenn sie ein «normales» Studentenleben im Zweiten Weltkrieg geführt hätte. Doch Sophie hatte nicht weggesehen und weggehört. Krieg, Terror gegen die eigene Zivilbevölkerung, Euthanasie und Holocaust waren nicht zu übersehen, wohl aber zu verdrängen. Sophie hat mit ihrem Bruder Hans und ihren Freunden von der Widerstandsgruppe «Weiße Rose» den Kampf gegen ein Terrorregime aufgenommen. Am 18. Februar 1943 wurde die 22-Jährige zusammen mit ihrem Bruder verhaftet und vier Tage danach, am 22. Februar, hingerichtet, weil sie an der Herstellung und Verbreitung der Flugblätter beteiligt war. Sie war die einzige Frau der «Weißen Rose», die ermordet wurde. Der Publizist und Buchautor Ulrich Chaussy, der sich seit ABU-TV-Tipps im Februar 2018
vielen Jahren mit der «Weißen Rose» befasst, hat im Rahmen seiner historischen Recherche für den Regisseur des Kinofilms, Marc Rothemund, und Drehbuchautor Fred Breinersdorfer auch Interviews vor laufender Kamera geführt. Er hat neue Zeitzeugen entdeckt und Fotos und Dokumente zusammengetragen, die teilweise noch unveröffentlicht waren. Dieses Material haben Ulrich Chaussy und die Regisseurin Marieke Schroeder zu einem Dokumentarfilm verarbeitet und durch weitere, eigens für ihren Film geführte Interviews ergänzt. Sophie Scholl steht im Zentrum des Dokumentarfilms, der nicht nur ihren familiären Hintergrund ausleuchtet, sondern auch ihr Umfeld und ihr Beziehungsgeflecht. Erfreulicherweise leben noch Zeitzeugen, die sie und ihre Welt kannten, Menschen, die zur «Weißen Rose» gehörten und nur ein Quäntchen mehr Glück hatten als die Ermordeten. Der Dokumentarfilm beginnt mit einem Foto der Familie Scholl aus glücklichen Tagen. Sophie sprüht darauf vor Lebensfreude, verbringt sie doch eine unbeschwerte Jugend in einer bürgerlichen, intakten Familie: Die Mutter ist religiös, der Vater ein überzeugter Demokrat, der seinen Kindern ungewöhnliche Freiheiten lässt und auf ihre Selbstverantwortung setzt. Der Film schildert den Konflikt der Geschwister Scholl mit dem Vater, als sie gegen seinen Willen in die Hitlerjugend eintraten – zusammen mit den meisten ihrer Freunde. Doch diese jungen Leute haben damals nicht weggesehen oder verdrängt. Sie verließen die Hitlerjugend, in der sie wegen «bündischen», nicht an die HJ angepassten Verhaltens aneckten. Die Geschwister Scholl wurden zum ersten Mal von der Gestapo verhaftet und verhört. Dann folgten die Militär- und Studienjahre und der Entschluss, etwas aktiv gegen das System zu unternehmen, die Flugblätter, die Verhaftung der Geschwister und vieler Freunde – darunter des am selben Tag wie Hans und Sophie hingerichteten Christoph Probst. Sophies jüngste Schwester, Elisabeth Hartnagel, ist eine der wichtigsten Zeitzeuginnen. Sie hat noch nie zuvor ein so ausführliches Interview vor laufender Kamera gegeben. Und noch heute, mehr als 60 Jahre nach den Ereignissen, kann sie Tränen, Trauer und Verzweiflung über den Tod ihrer Geschwister nicht verbergen. Susanne Zeller-Hirzel, eine enge Freundin von Sophie, und Franz Müller, ein Schulfreund aus Ulm, haben selbst vor dem Volksgerichtshofs des Dr. Roland Freisler gestanden. Sie berichten über Sophie, ihren Bruder Hans und über ihren eigenen Weg in den Widerstand und die Haft. Anneliese Knoop-Graf, die Schwester des ebenfalls hingerichteten Willi Graf, war zwar selbst nicht eingeweiht, wurde aber dennoch von der Gestapo vier Monate eingesperrt und vernommen – von Robert Mohr, demselben Mann, der Sophie endlosen Verhören unterzog. Sie saß in derselben Zelle wie Sophie – zusammen mit Else Gebel, die diese Zelle mit Sophie während ihrer letzten Tagen teilte. Anneliese Knoop-Graf berichtet aus eigener Anschauung über Sophie, die sie in München kennengelernt hatte, und über die beiden Menschen, die Sophies Leben in ihren letzten Tagen geprägt haben, bevor sie vor Freislers Tribunal gezerrt wurde. Die letzten Tage werden auch von Zeitzeugen beleuchtet, die bisher unbekannt waren: dem Sohn von Robert Mohr und dem Neffen von Else Gebel, der Zellengenossin von Sophie. Walter Gebel berichtet von Erzählungen seiner Tante Else über Sophie nach dem Krieg. Er erinnert sich daran, dass seine Tante einen minutiösen Bericht über ihre Zeit mit Sophie ABU-TV-Tipps im Februar 2018
abfasste und deren Eltern zuschickte. Willi Mohr, ein Jahr jünger als Sophie Scholl, nimmt eine distanziert kritische Haltung zu seinem Vater ein, den er «Freislers Vorarbeiter» nennt. Über die Interviews hinaus, ist das dokumentarische Material des Filmes angereichert mit Ausschnitten aus dem Kinofilm, wobei sichtbar wird, wie präzise sich der Kinofilm an die recherchierten Fakten hält. Redaktionshinweis: 3sat zeigt den Dokumentarfilm «Sophie Scholl – Allen Gewalten zum Trotz ...» zum 75. Todestag von Sophie Scholl am 22. Februar. Operation souveräne Grenzen: 3sat Australiens harte Sonntag, 18.02.2018 19.10–19.40 Uhr Migrationspolitik (Erstsendung 19.01.2017) Valerie Lew Australiens Migrationspolitik gilt als eine der härtesten weltweit. Ein «NZZ Format» über Australiens Umgang mit der Zuwanderung. Wer ohne Visa versucht, auf den fünften Kontinent zu gelangen, wird von Marineschiffen zur Umkehr gezwungen oder auf abgelegenen Inseln interniert. Die Zahl der Bootsflüchtlinge ist so gegen null gesunken. Jedoch nimmt Australien jedes Jahr etwa 14 000 Flüchtlinge auf. Die Flüchtlinge werden in einem international als vorbildlich geltenden Verfahren integriert. Und Australiens Bevölkerung wächst vor allem dank der jährlichen Einwanderung von rund 200 000 Menschen überdurchschnittlich. Dienen die strengen Auswahlverfahren auch anderen Ländern als Vorbild? Bringt die rigorose Steuerung der Zuwanderung nur Vorteile? Tausend Wale 3sat Film von Angela Graas Montag, 19.02.2018 An Bord des Greenpeace-Schiffes «Esperanza» machen sich 16.15–17.00 Uhr 37 Menschen auf eine gefährliche Reise in die Antarktis, auf (Erstsendung 27.11.2010) der Spur der japanischen Walfangflotte. Ein Wettlauf mit der Zeit. Japan will über Tausend der friedlichen Meeressäuger im Walschutzgebiet im Südpolarmeer töten – unter dem Deckmantel der Wissenschaft. Auf der Fangliste stehen neben Zwerg- und Finnwalen erstmals auch Buckelwale. Das Fleisch landet in japanischen Restaurants. Die Crew der «Esperanza» will das verhindern. Eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus über 20 Nationen, die eines verbindet: ihre Liebe zu Walen. Um die Tiere zu retten, sind die Aktivisten bereit, ihr Leben zu riskieren. Sie wollen sich in ihren Schlauchbooten als Schutzschild zwischen Wal und Harpune stellen. Doch zuvor muss die Mannschaft das stürmische Südpolarmeer überqueren und die Walfangflotte am endlosen Eisrand aufspüren. Dafür braucht es nicht nur Kalkül, sondern vor allem viel Glück. Japan setzt alles daran, eine Konfrontation mit Greenpeace zu umgehen. In der einsamen Schönheit der Antarktis beginnt für die «Esperanza» ein Wettlauf mit der Zeit. Eine einzigartige Begegnung mit Buckelwalen macht der Mannschaft Mut. Doch im unerwarteten Verlauf der Ereignisse scheint eine Frage immer bohrender zu werden: Was wird der Einsatz der ABU-TV-Tipps im Februar 2018
«Esperanza» den Walen am Ende wirklich nützen? Der Renaissance-Faktor 3sat Film von Martin Papirowski Mittwoch, 21.02.2018 Die Renaissance löst im 14. Jahrhundert eine wirtschaftliche, 20.15–21.45 Uhr wissenschaftliche, technische, gesellschaftliche, religiöse und (Erstausstrahlung) kulturelle Entwicklung aus, die einzigartig in der Geschichte ist. Sie schafft einen neuen Typus Mensch, der nicht mehr nur glauben will, sondern den Dingen «auf den Grund» geht und der sich selbst als ein «göttliches Wesen» begreift. Die Dokumentation fahndet nach den Faktoren wie die Zerstörung Konstantinopels oder die Pest. Oströmische Gelehrte bringen das verlorene Wissen der Antike in den Westen, lösen Innovationsschübe in allen Fakultäten aus. Doch die Renaissance ist mehr als die «Wiedergeburt der Antike», denn sie wird die Kenntnisse der Antike überflügeln. Die Dokumentation analysiert die Kettenreaktion des Fortschritts und ihre Auswirkung auf die Gegenwart. Sie wagt den Brückenschlag von der (Wieder-)Erfindung der Zentralperspektive zu CAD-Systemen, von Leonardos Maschinen-Mensch zu autonomen Roboter-Kickern. Auch Global Player, Großbanken oder Massenkommunikation gab es schon in der Renaissance. «Der Renaissance-Faktor» erzählt Geschichte phänomenologisch und erweitert die visuellen Instrumente der Dokumentation durch szenische «Zeitreisen» zu den Wendepunkten der Geschichte. ADHS – ein Leben lang 3sat Film von Michael McNamara Donnerstag, 22.02.2018 Früher dachte man, ADHS beträfe nur Kinder und 20.15–21.00 Uhr Jugendliche. Heute weiß man, auch Erwachsene haben das (Erstausstrahlung) Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom, aber es wird häufig nicht erkannt. Die neurobiologische Erkrankung ADHS führt im Kindesalter häufig zu Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Allerdings können sich die Symptome im Laufe der Jahre wandeln, der ausgeprägte Bewegungsdrang geht oft zurück oder verschwindet sogar ganz. Ein gestörter Stoffwechsel der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn wird für ADHS verantwortlich gemacht – Forscher gehen davon aus, dass diese Störung genetisch bedingt ist. Wurde ADHS nicht schon im Kindesalter diagnostiziert, ist es gut möglich, dass Erwachsene gar nicht oder falsch diagnostiziert werden. Gerade bei Frauen wird das Syndrom häufig mit einer Depression verwechselt. Das Medikament Ritalin wird seit Anfang der 1990er-Jahre intensiv bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS eingesetzt. Kritiker sagen, dass es zu früh und zu häufig verschrieben werde, denn die Nebenwirkungen sind immens und reichen von Schläfrigkeit über Gewichtszunahme bis hin zu psychischer Abhängigkeit. ADHS kann eine Ursache von Stress und Versagen sein, aber auch eine Quelle von Stärke und Kreativität. Erwachsene berichten, wie sie jahrelang versuchten, mit einer Erkrankung klarzukommen, von der sie nicht einmal wussten, dass sie sie hatten. ABU-TV-Tipps im Februar 2018
An der Universität von Kalifornien in Irvine zeigt Dr. Jean Gehricke, dass Nikotin – ähnlich wie ADHS-Medikamente – den Dopamin-Spiegel im Gehirn erhöht. Das reduziert die Symptome deutlich, sodass Raucher oft nicht erkennen, dass sie an ADHS leiden – bis sie versuchen, sich das Rauchen abzugewöhnen. An der Florida State University haben Professor Pradeep Bhide und sein Team erstmals an Mäusen gezeigt, wie Nikotingenuss in der Schwangerschaft dazu führt, dass ADHS an die Kinder weitergegeben wird. Hyperaktive Jungen fallen schnell auf, während Mädchen häufig durch das Raster fallen. Ein Feldversuch an 50 Kindern testet eine neue, nicht-pharmazeutische Therapie: MegaTeam, ein Videospiel, entwickelt vom SickKids-Krankenhaus in Toronto. Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft: Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema. scobel – Trügerische 3sat Diagnosen Donnerstag, 22.02.2018 21.00–22.00 Uhr Trendige Befunde wirken sich nicht nur auf einzelne Patienten (Erstausstrahlung) aus, sondern sie belasten auch das Gesundheitssystem. «scobel» beschäftigt sich mit Mode-Diagnosen in der Medizin. Aus dem gigantischen Fundus für Laien-Mediziner im Internet ziehen nicht wenige Patienten ihre Meinungen und Behandlungsmethoden. Kann das Wissen von Amateuren die Fachkenntnisse von Experten und unabhängigen Forschern ersetzen? Diagnosen sind nicht immer wissenschaftlich fundiert. Ärzte und Patienten unterliegen ihren subjektiven Eindrücken und neigen manchmal zu voreiligen Schlüssen. Im Internet gibt es unendlich viele Informationen über medizinische Themen, Diagnosevorschläge und Empfehlungen für Therapien. Selbst Ärzte sind nicht frei von fehlerhaften Beurteilungen und überflüssigen Therapien. So werden manche vorrübergehende Auffälligkeiten sehr schnell den weitverbreitenden Modekrankheiten zugeordnet, zum Beispiel ADHS oder Burnout. Häufig ist es nur eine Frage der Interpretation, ab wann ein auffälliges Verhalten auf eine zu behandelnde Krankheit hinweist. Und ist erst einmal der Befund erstellt, gibt es gleich dazu die passenden Therapien und Medikamente. Manchmal ist es sogar umgekehrt: Zuerst gibt es die Pille, und anschließend wird die dazugehörige Krankheit kreiert. Pharmahersteller haben ein großes Interesse, ihre Produkte zu verkaufen, und freuen sich deshalb über jeden neuen Krankheitsbegriff, der sich durch gezielte Werbekampagnen kommerziell vermarkten lässt. Manchmal genügt auch die Absenkung von Grenzwerten oder die Ausweitung des Krankheitsbildes, um aus ärztlicher Sicht eine Medikation zu erreichen. Für bestimmte Erkrankungen, deren Behandlungskosten hoch sind, können Krankenkassen aus dem staatlichen Gesundheitsfonds Zuschüsse erhalten. Da es scheinbar einen Missbrauch von bestimmten Diagnosen und deren Zuschüsse gegeben hat, haben Staatsanwaltschaften inzwischen Ermittlungen wegen Verdacht des Betrugs und der Untreue aufgenommen. Sind Ärzte von Krankenkassen zu begehrten Diagnosen angestiftet worden? Brauchen wir mehr öffentliche ABU-TV-Tipps im Februar 2018
Debatten und unabhängige Forschungsarbeiten, damit die Mode-Diagnosen nicht ausufern? Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. makro: Faire Steuern 3sat Wirtschaft in 3sat Freitag, 23.02.2018 Moderation: Eva Schmidt 21.00–21.30 Uhr Mit seiner Steuerreform hat US-Präsident Donald Trump den (Erstausstrahlung) globalen Wettbewerb um die niedrigsten Steuersätze angefacht. Die USA werden damit zu einem der größten Steuerparadiese der Welt. Für die deutsche Wirtschaft drohen durch die Reform finanzielle Nachteile. Unternehmen könnten gezwungen sein, Investitionen in die USA zu verlagern, zu Lasten von Arbeitsplätzen in Deutschland. Längst fordern Unternehmerverbände auch geringere Steuersätze. Aber nicht nur Unternehmen, auch Privatpersonen verlagern ihr Vermögen immer öfter ins Ausland, um eine hohe Besteuerung im Land zu umgehen. Die USA haben dafür eine einfache Lösung: Besteuert wird nicht nach Wohnsitz, sondern nach Staatsbürgerschaft. Da hilft auch kein Umzug nach Monaco. Doch auch Normalverdiener zahlen in Deutschland relativ hohe Steuern, trotz sprudelnder Steuereinnahmen des Staates. Das liegt auch daran, dass an der Einkommensteuer seit Jahren nichts mehr verändert wurde. Fast alle Parteien wollen für mehr Steuergerechtigkeit sorgen. Die Vorschläge gehen indes weit auseinander und reichen von einer Abgabenbremse bis zur Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Das 3sat-Wirtschaftsmagazin «makro» fragt, wie faire Steuern für Bürger und Unternehmen aussehen könnten. Martin Suter 3sat Der letzte Weynfeldt Samstag, 24.02.2018 Adrian Weynfeldt: Stefan Kurt 20.15–21.45 Lorena: Marie Bäumer (Deutschland 2010) Pedroni : Nicholas Ofczarek Rolf Strasser: Roeland Wiesnekker Frau Hauser: Annemarie Düringer Herr Dr. Baier: Vadim Glowna nach dem Roman von Martin Suter Drehbuch: Alexander Buresch Regie: Alain Gsponer Das Leben des reichen Adrian Weynfeldt besteht aus den immer gleichen Tagesabläufen. Dann gerät seine Welt aus den Fugen. – Verfilmung des gleichnamigen Romans von Martin Suter. Das Fehlen einer Olive für seinen Dry Martini treibt Adrian Weynfeldt eines Abends in eine nahegelegene Bar. Dort begegnet er einer schönen Frau, deren direkter Art und ungeschliffenem Charme er sich nicht entziehen kann. Er nimmt Lorena mit nach Hause. Am nächsten Morgen steht Lorena außerhalb der Balkonbrüstung und will hinunterspringen. Dem ungelenken Weynfeldt gelingt es, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Von nun an macht Lorena ihn für ihr Leben verantwortlich und verleitet ihn dazu, ihr mehrfach aus finanziellen Engpässen zu helfen. ABU-TV-Tipps im Februar 2018
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