Unbezahlbar 26-7 1 - Kirchenbote SG

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Unbezahlbar 26-7 1 - Kirchenbote SG
6-7 21

DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST. GALLEN                            www.kirchenbote-sg.ch

Unbezahlbar
                                      SEITE 3            SEITE 6               SEITE 15

                                      Engagiere dich! Gottergeben              Rollende Betten
FREIWILLIGENARBEIT IN DER KIRCHE      EIN PLÄDOYER       BUMERANG DER FREUDE   EIN TRAKTOR HILFT
Unbezahlbar 26-7 1 - Kirchenbote SG
EDITORIAL                                                                  IM ANFANG

«E Guets git
wieder e Guets»                               Die Freiwillige hilft,
Liebe Leserin, lieber Leser

Sie sind Kassier beim Turnverein,
                                              wo sie will
schreiben Protokolle bei der Wohnbau-         «Der Geist weht, wo er will» (Joh 3,8)
genossenschaft oder leiten eine Selbst-       Text: Bettina Birkner, Pfarrerin, Wil | Foto: Gabrielle Henderson
hilfegruppe? Dann gehören Sie zum
Grossteil der Schweizer Bevölkerung,
der sich freiwillig und unbezahlt enga-       «Wir sollten in Jesu Namen taufen, und nicht             Mich beeindrucken diese Menschen, die in
giert. Die Spitzenpositionen bei den          in das Amt der Kinderhüetiverantwortlichen               ihrem Glauben grosse Visionen verwirkli-
Mitgliedern wie den Freiwilligen neh-         hinein.» Das Gespräch drehte sich darum,                 chen. Sie entdecken blinde Flecken in der Ge-
men die Sport-, weitere Freizeit- sowie       wie Erwachsene, die sich taufen lassen, in               meinde, in der Gesellschaft und machen sich
kulturelle Vereine ein, dicht gefolgt von     der Kirchgemeinde integriert werden sollten.             gleich selbst ans Werk. Umso schöner, wenn
den kirchlichen Organisationen: Hier          Das sei eine Chance für Neues, meinte meine              solche Menschen die Rückbindung zur Kirch-
arbeiten acht Prozent ihrer Mitglieder        Gesprächspartnerin. Und gleichzeitig bedeu-              gemeinde suchen. Wenn sie die Kirche als
bzw. rund drei Prozent der Bevölkerung        te das eben auch, dass dann Altes überdacht              einen Ort zum Krafttanken erleben.
ehrenamtlich, setzen durchschnittlich         und allenfalls gestrichen werde. Durch ein
2,7 Stunden pro Woche ein und freuen          neues Mitglied könne eine Brise des Heiligen             DER GEIST WEHT, WO MAN NICHT WILL
sich im Gegenzug aufs Jahresessen, das        Geistes durch die Reihen wehen.                          Damit binden sie sich an die Tradition der
sie als Anerkennung erhalten.                                                                          Kirche, die sich vom Heiligen Geist berühren
                                              VISION UND TAT                                           lässt. Dass Gottes Geist weht, wo er will, be-
Doch es ist nicht das Filet im Teig, das      Ich erinnere mich an eine Familie, die moti-             deutet eben auch, sich vom Windstoss zer-
lockt. Vielmehr – so besagt das Freiwil-      viert durch ihren Glauben, immer junge Men-              zausen zu lassen, wenn er gerade nicht da
ligen-Monitoring 2020 – zählen beim           schen bei sich zu Hause hatten – ein offenes             weht, wo man es gerne hätte.
freiwilligen Einsatz die Selbstbestim-        Haus. Ich ging dort als Jugendliche gerne ein
mung, das Weitergeben von Erfahrung,          und aus. Ich denke an eine Frau, die ihr                 Ich wünsche mir, dass wir in den Kirchge-
das Erweitern von Kenntnissen, der            handwerkliches Geschick gratis für ihre                  meinden solche Menschen stärken, ermuti-
Spass, die Wertschätzung, das Zusam-          Nachbarinnen und Nachbarn einsetzte. Und                 gen und tragen. Denn die Kirche ist nicht
mensein mit Menschen, die Abwechs-            ich kenne eine Familie, die eine grössere WG             bloss ein Gebäude oder eine Institution, son-
lung zum Beruf, die religiöse Überzeu-        leitet und Menschen integriert, die gerade               dern die Gemeinschaft von Gläubigen – na-
gung, das Bedürfnis, der Gesellschaft et-     eine schwierige Lebensphase durchlaufen.                 türlich geprägt von einer gewissen Verbind-
was zurückzugeben, die Möglichkeit,           Wo Menschen sich einbringen, hat die Kirche              lichkeit. Aber einer, die nicht in Beschlag
Verantwortung zu tragen, Dinge zu ver-        viele Gesichter.                                         nimmt, sondern die trägt. Altes wie Neues. Ŷ
ändern oder Sinnstiftendes zu tun.

Seit meiner Jugend bringt es für mich
der Volksmund auf den Punkt. «E Guets
git wieder e Guets», ist hier wie dort zu
hören. Dies ist jeweils auch meine Ant-
wort auf die Frage, was es koste, wenn
ich jemandem einen Gefallen erweise.
Eine Plattitüde? Im Gegenteil. Denn auf
verschlungenen Wegen – nicht zwin-
gend vom Geholfenen selbst – kommt
der «Lohn» einer spontan geleisteten
Hilfe, eines freiwilligen Einsatzes wie-
der zurück – als Lächeln, als freund-
liches Wort, als Unterstützung, als Be-
gegnung. Dass die Redewendung so alt
ist wie die Menschheit, sie auch in der
                    Bibel bei den Sprü-
                    chen (11,25) zu fin-
                    den ist, eröffnete sich
                    mir erst viel später.
                    Dort steht: «Wer an-
                    dern Gutes tut, dem
                    geht es selber gut,
                    wer andern hilft, dem
                    wird geholfen.» Ŷ
Katharina Meier                               Dass der Geist weht, wo er will, bedeutet auch, sich vom Windstoss zerzausen zu lassen.

2 AUSGABE 6-7/2021
Unbezahlbar 26-7 1 - Kirchenbote SG
FREIWILLIG

Engagieren wir uns!
Guter Rat und gute Tat der Freiwilligenarbeit sind nicht teuer, sondern schlicht unbezahlbar.
Text: Philipp Kamm, Ebnat-Kappel | Foto: Michael Mosimann, Pixabay

Freiwillige Arbeit hilft auch den Meerschweinchen der Müllers.

Gegen eine Milliarde Menschen engagiert                zu finden seien. Die Statistik zeigt aber ein      zielle neue Freiwillige zueinander finden
sich weltweit freiwillig ausserhalb der eige-          insgesamt erstaunlich stabiles, differenzier-      könnten – zwei Drittel aller, die noch nicht
nen vier Wände. Ihr Handeln ist sagenhafte             tes Bild: Während etwa in Sportclubs und öf-       freiwillig aktiv sind, wären nämlich grund-
109 Millionen Vollzeitstellen oder 1,3 Billio-         fentlichem Dienst die Freiwilligenzahlen tat-      sätzlich interessiert! Viele scheuen aber
nen Franken wert. Freiwilligenarbeit ist un-           sächlich sinken, steigen sie in Kultur-, Sozial-   heutzutage regelmässige, zeitintensive Ver-
entgeltlich und zahlt sich doch für alle aus –         und Umweltvereinen.                                pflichtungen. Doch für sie gibt es extrem fle-
sie hält unsere Gesellschaft im Innersten                                                                 xible, kurze Engagements («Micro-Voluntee-
zusammen.                                              ENGAGIERTE SCHWEIZ                                 ring»): In der Mittagspause, beim Spazieren,
                                                       In der Schweiz übernehmen 39 Prozent der           mitunter auf dem Klo können Marskrater ka-
Generalstreik der Freiwilligen – fast wie Coro-        über 15-Jährigen unentgeltlich Aufgaben in         talogisiert, Abfälle entsorgt oder Sehbehin-
na-Lockdown, nur schlimmer: Gassenküchen               der formellen Freiwilligenarbeit, also in Ver-     derten Packungsbeilagen vorgelesen werden.
und Begegnungszentren machen dicht. Pfadi,             einen und Organisationen. Informell engagie-
Open Air und Quartierfest sind erledigt. Par-          ren sich sogar 46 Prozent für Projekte und         WIN-WIN-WIN
teien finden keine Kandidierende, Vereine              für Menschen, die nicht im gleichen Haushalt       Familiäre Vorbilder, erste Erfahrungen schon
stehen ohne Vorstand da. Pfarrerin und Mes-            leben: Sie betreuen Kinder, umsorgen Betag-        in der Schulzeit und ein günstiges gesell-
mer schmeissen Sonntagschule und Kirchen-              te, leisten Nachbarschaftshilfe, gestalten An-     schaftliches Klima mit vielfältigen Möglich-
kaffee allein. Wikipedia geht offline, beim            lässe mit. Als Motiv für ihren Einsatz nennen      keiten für freiwilliges Engagement: Sie för-
Sorgentelefon läuft der Anrufbeantworter. In           Freiwillige am häufigsten den Spassfaktor, die     dern unsere uneigennützige Seite. Freiwilli-
der Nachbarschaft bleibt die alleinstehende            Begegnung und den Wunsch, zu helfen oder           genarbeit hilft aber natürlich auch den Enga-
Frau Schmid sich selbst überlassen, und                gemeinsam etwas zu bewegen.                        gierten selbst, die meist sehr gute Erfahrun-
wenn Familie Müller aus den Ferien heim-                                                                  gen machen und ihr Handeln als wirksam
kommt, sind Stubenpflanzen und Meer-                   VERÄNDERUNGEN                                      und sinnstiftend erleben. Sie hilft zudem
schweinchen verdorrt.                                  Herkömmliche Freiwilligenarbeit ist stark vor      Staat und Zivilgesellschaft, da freiwilliges En-
                                                       Ort, in persönlichen Beziehungen verankert:        gagement erwiesenermassen Integration, Zu-
GRUND ZUR SORGE?                                       Die meisten Ehrenamtlichen übernahmen              sammenhalt und gegenseitiges Vertrauen
Kein Zweifel: Den Ausfall dieses dichten Net-          Aufgaben, weil sie einfach angefragt wurden.       stärkt. Und sie hilft natürlich den Unterstütz-
zes von freiwilligem Engagement könnten                Eine zunehmend mobile und anonyme Ge-              ten: von Menschen über Organisationen und
auch die gewieftesten Geschäftsleute und die           sellschaft kommt hier an Grenzen. Gleichzei-       Anliegen bis hin zu den Meerschweinchen
Maschen des grosszügigsten Sozialstaates               tig bieten Internet und soziale Medien sehr        der Müllers. Ŷ
nicht auffangen. Da beunruhigen die vielen             niederschwellige, überregionale Plattformen,
Klagen, dass Freiwillige immer schwieriger             wo passende Betätigungsfelder und poten-

                                                                                                                             WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3
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Jesus stellte seine Jünger nicht ein, er be
Bei kirchlicher Freiwilligenarbeit geht es um Mitsprache, Wertschätzung und den Herzschlag der Nachfolge
Text: Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie, Universität Zürich | Foto: Adi Lippuner

Mancherorts gerät es ins Stocken, in vielen            Entgelt den Kaffee auszuschenken und den          Beide Beispiele werfen ein Licht auf die
Gemeinden klappt es aber erstaunlich gut:              Abwasch zu übernehmen. Das gäbe dann              Chancen und Grenzen der Freiwilligenarbeit
das Zusammenspiel von Freiwilligen und                 halt übers ganze Jahr einen rechten Batzen.       in Kirchgemeinden. Diese sind ein Mischge-
Angestellten in Kirchgemeinden. Denn die               Und um diesen ist der Streit entbrannt. Ers-      bilde aus gewählten Amtsträgern, Angestell-
Kirche ist mehr als ein x-beliebiger Verein.           tens seien 25 Franken pro Stunde kein Pap-        ten, Ehrenamtlichen und Freiwilligen. Wo das
Drei Faktoren sind entscheidend, dass das              penstiel, und zweitens vermittle man den          Problem liegt, zeigt das zweite Beispiel:
System Freiwilligenarbeit funktioniert.                Jungen ein eigenartiges Kirchenbild, sagt         Wenn sich die Mitglieder der Kirche nicht die
                                                       einer. Aber mit Speck fängt man Mäuse,            Bohne für ihre Gemeinde interessieren, ha-
Der Saal ist festlich geschmückt und das Buf-          meint ein anderer. Warum nicht die Kirchen-       pert es mit dem Gemeindeleben.
fet reich gedeckt. An den Tischen sitzen rund          pflege den Dienst übernehmen könne, wagt
hundert gut gelaunte Menschen, viele in der            der Pfarrer zu fragen und erntet ein ver-         Der geldfreie Austausch von Zeit und Wert-
zweiten Lebenshälfte. Freude herrscht! Es                                                                schätzung ist manchenorts ins Stocken gera-
könnte eine Vereinsversammlung sein. Aber                                                                ten. Es fällt schwer, die treuen Seelen zu fin-
es ist die ländliche Kirchgemeinde, die zum                    Findet sich niemand, der                  den, die den Karren schleppen. Doch wenn
Dankesfest eingeladen hat. Der Anlass findet                   Kaffee macht, kauft man halt              jeder Handgriff bezahlt werden muss und je-
einmal jährlich zu Ehren der Freiwilligen                      eine Nespresso-Maschine.                  de Tätigkeit das Niveau einer professionellen
statt. Und fast alle sind frei und willig gekom-                                                         Dienstleistung haben soll, geraten nicht nur
                                                               Alles paletti?
men. Schliesslich ist es schön, Wertschät-                                                               Kirchgemeinden ins Trudeln, sondern auch
zung zu erhalten, wenn man für Gottes Lohn                                                               das staatliche Milizsystem, Vereine und Par-
mitarbeitet. Dass ein Team von Freiwilligen                                                              teien. Warum aber funktioniert es in vielen
die Kocherei und das Aufräumen übernimmt,              legenes Hüsteln. Vielleicht wäre es ehrlicher,    Gemeinden trotzdem?
trübt die Freude nicht. Man ist sich gewohnt,          den Kirchenkaffee zu streichen? Schliesslich
selbst Hand anzulegen.                                 haben am Sonntagmorgen schon Cafés offen.         DREI ERFOLGSFAKTOREN
                                                       «Aber was sagen die Leute?», fragt der Präsi-     Ein wichtiger Faktor ist die Kultur. Wie wer-
KNATSCH UM KIRCHENKAFFEE                               dent. «Welche Leute?», flüstert die Protokol-     den in der Kirchgemeinde Beziehungen ge-
An der Budgetsitzung der Gemeinde im                   lantin. Schliesslich beschliesst man, eine Kaf-   pflegt? Wie gross sind die Netzwerke? Beste-
Speckgürtel der Stadt herrscht hingegen di-            feemaschine zu kaufen. Das käme günstiger         hen Kontakte zu Mitgliedern ausserhalb der
cke Luft. Für rote Köpfe sorgt das Geld. Be-           und erlaube eine effiziente Selbstbedienung.      meist kleinen Sonntagmorgengemeinde? Es
antragt werden über hundert Franken «Hono-             Der Kaffee sei auch besser.                       hängt viel davon ab, wer die Freiwilligen
rar» pro Kirchenkaffee – Bohnen nicht einge-
rechnet. Man habe keine Helferinnen mehr
finden können, nachdem Martha Z. gestor-
ben sei, begründet die zuständige Kirchen-                                                 Einbruch der Freiwilligenarbeit in der Schw
pflegerin. Also habe man Konfirmandinnen
rekrutiert, die bereit sind, für ein geringes

                                                       Die Grafik zeigt den Anteil der
                                                       Über-15-Jährigen in der
                                                       Schweiz, die in Vereinen und
                                                       Organisationen freiwillig tätig
                                                       sind. Für das Jahr 1997 liegen
                                                       keine Daten für Sport- und
                                                       Kulturvereine vor.

                                                       Der Einbruch im Jahr 2020 ist
  Diskutieren Sie mit!                                 wohl dadurch bedingt, dass die
                                                       Aktivitäten wegen der Corona-
  Was ist Ihre Meinung zum Thema Freiwilli-            Schutzmassnahmen reduziert
  genarbeit in der Kirche? Sie sind herzlich           waren, wie das Bundesamt für
  eingeladen, im neuen Kirchenbote-Blog                Statistik in einer Medienmittei-
  mitzudiskutieren. Ŷ                                  lung schreibt.

  kibo-sg.ch                                           (Quelle: Bundesamt für
                                                       Statistik) Ŷ

4 AUSGABE 6-7/2021
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FREIWILLIG

rief sie

     sucht und wer angefragt wird. Sind es nur
     immer dieselben treuen Seelen, die langsam
     müde werden? Gerade bei grösseren Anläs-
     sen ist man froh um ein Reservoir an Leuten,
     die frei sind und willig einspringen.

     Ein zweiter Faktor ist die Dauer und Art des
     Engagements. Jemanden für einen Kurzein-
     satz zu gewinnen, ist einfacher, als eine Kom-
     mission zu besetzen, die regelmässig tagt. Je
     vielfältiger die Dienstgemeinschaft aufge-
     stellt ist, desto kleiner die Gefahr, dass ein-
     zelne Freiwillige zu viel buckeln müssen.

     Ein dritter Faktor ist das Team der Mitarbei-
     tenden. Wer mithilft, will – je nach Verantwor-
     tung – auch mitreden und nicht nur Befehle
     empfangen. Das richtige Mass zwischen Un-
     ter- und Überforderung will ausgehandelt
     sein. Weil freiwilliges Engagement quer zu
     den Zuständigkeiten der Angestellten steht,
     kennen die Freiwilligen oft verschiedene An-
     sprechpartner. Diese reden besser miteinan-
     der als aneinander vorbei. Das setzt ein gu-                            Elvina Krähenmann hat jahrzehntelang Gerstensuppe für den Suppentag in Wild-
     tes Arbeitsklima voraus.                                                haus zubereitet. Das gemeinsame Kochen sei vergnüglich gewesen, erinnert sie sich.

     MEHR ALS KUCHEN BACKEN
     In den letzten Jahren ist einiges gegangen bei     siert. Es gibt Aus- und Weiterbildungen, Zer-       leute eingeschlossen. Auch die Pfarrerin, der
     der Freiwilligenarbeit. Sie hat sich moderni-      tifikate und Ausweise, die belegen, was Frei-       Organist und der Diakon gehören diesem
                                                        willige geleistet haben. Für Menschen im Er-        Priestertum an. Denn es gibt kein anderes!
                                                        werbsalter ist eine ausgewiesene Freiwil-           Und wer darf sich Laie nennen? Wer den Ruf
                                                        ligenarbeit ein Plus im Arbeitsmarkt. Und           hört und ihm folgt. Ist das nicht freikirchlich?
eiz wegen Corona                                        rüstige Seniorinnen und Senioren, die ihre
                                                        Lebens- und Berufserfahrung einbringen,             Mag sein, dass die Freikirchen ein Stück
                                                        werden nicht nur fürs Kuchenbacken gefragt.         Jesuserbe bewahrt haben, das in der staats-
                                                        Vor allem da, wo keine Steuergelder fliessen,       nahen Volkskirche vergessen ging. Nämlich
                                                        ist man auf das unentgeltliche Engagement           die Erinnerung, dass der Ursprung der Kir-
                                                        angewiesen. Nun gilt das für landeskirchliche       che eine Bewegung ist. Jesus stellte seine
                                                        Gemeinden nur bedingt. Findet sich nie-             Jünger nicht ein, sondern er berief sie. Und
                                                        mand, der Kaffee macht, kauft man halt eine         sie sind ihm gefolgt. Darauf beruht die Kraft
                                                        Nespresso-Maschine. Alles paletti?                  der christlichen Freiwilligkeit. Sie entspringt
                                                                                                            der Beziehung zu Jesus, der Leidenschaft,
                                                        DER HERZSCHLAG DER NACHFOLGE                        mit der er lebte. Wenn also Angestellte oder
                     Sportvereine
                                                        Die Kirchgemeinde ist etwas anderes als der         Ehrenamtliche andere Laien zum Mitmachen
                                                        x-te Verein im Dorf. Daher liegt es nahe,           bewegen, geht es nicht darum, den Laden am
                                                        nachzufragen, was es mit der Freiwilligkeit         Laufen zu halten. Es geht um den Herzschlag
                     Kulturelle Vereine                 der Christen eigentlich auf sich hat. Einen         der Nachfolge, um das, was wir uns gegensei-
                                                        Hinweis verdanken wir dem biblischen Be-            tig zuliebe tun und miteinander für andere
                     Sozial-karitative Organisationen   griff des «Laien». Das Wort ist griechischen        tun können. Wenn die Kirche zu diesem
                     Kirchliche Institutionen           Ursprungs. Es leitet sich ab von laós (= Volk)      Dienst aufruft, macht sie, was weder Schüt-
                                                        und taucht im Zusammenhang mit dem                  zenverein noch Partei tut: Sie beruft sich auf
                     Politische Parteien, Ämter         Priestertum aller Gläubigen auf. Unter              Jesus, seine Nächstenliebe, seine Hoffnung
                                                        «Laien» sind biblisch gesprochen die Volksge-       auf das Gottesreich. Das Kirchenlied
                                                        nossen zu verstehen, diejenigen, die zum            (RG 167) bringt es auf den Punkt: «Du hast
                                                        Volk Gottes gehören. Natürlich sind Berufs-         uns Herr gerufen und darum sind wir hier.» Ŷ

                                                                                                                                WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5
Unbezahlbar 26-7 1 - Kirchenbote SG
FREIWILLIG

                     Bumerang der Freude
                     Der Buchser Fritz Beglinger, CEO und Oberstleutnant, macht beim Kirchenkaffee mit
                     Text | Foto: Marcel Wildi, Pfarrer in Buchs/Diepoldsau-Widnau-Kriessern

                     «Was hast du davon, dass du dich als Frei-            Überhaupt hat er selten etwas gemacht,
                     williger in der Kirchgemeinde engagierst?»,           ohne zuerst mit Gott und mit seiner Frau
                     frage ich Fritz Beglinger, seit sechs Jahren          darüber zu reden. Und die Liste seiner
                     pensioniert, Ehemann, dreifacher Vater, vier-         freiwilligen Tätigkeiten ist wirklich lang:
                     facher Grossvater. Seine Antwort: «Sehr viele         Präsident der HWV-Studentenvereinigung,
                     gute Begegnungen, von denen ich enorm pro-            Vorstandsmitglied des Turnvereins, Mitglied
                     fitiert habe, gerade auch mit Menschen, mit           der GPK der Kirchgemeinde, Co-Leiter eines
                     denen ich sonst nicht unbedingt auf einer             Hauskreises in einer Alterssiedlung, Mit-
                     Wellenlänge bin.»                                     glied im Besuchsteam des Diakonievereins
                                                                           Werdenberg und im Vorstand des Rwanda-
                     Fritz ist überzeugt: Kirche funktioniert nur,         Missionsfonds, im Kirchenkaffeeteam und
                     wenn Menschen sich mit ihren Begabungen               im Segnungsteam. Daneben engagiert er sich
                     engagieren. Wenn das nur die Profis tun, also         auch bei den Gideons, die Bibeln in öffent-
                     die Pfarrpersonen und Diakone, dann ist die           lichen Institutionen verteilen, ist Sprecher
                     Kirche nicht mehr als ein «religiöser» Dienst-        beim Wort zum Tag der Bibelgesellschaft
                     leistungsbetrieb.                                     Ostschweiz und auch immer wieder bereit,
                                                                           bei kurzfristigen Projekten in der Gemeinde
                                                                           mitzuhelfen.
                            Er hat selten etwas gemacht,
                                                                           Warum er das alles mache, frage ich ihn.
                            ohne nicht zuerst mit Gott
                                                                           Er tue es, weil er das von seinen Eltern
                            darüber zu reden.                              vorgelebt bekommen habe und es für seine
                                                                           Generation einfach selbstverständlich sei. Er
                                                                           tue es auch, weil er selber am meisten davon
                     Angefangen hat sein kirchliches Leben                 profitiere und weil es ihn freue, zu sehen,
                     und Engagement in der Sonntagschule der               dass sein Dienst anderen Menschen eine Hil-
                     Kirchgemeinde Buchs, später dann in der JK,           fe sei. Ausserdem möchte er der Gesellschaft
                     der Jungen Kirche. Die Jugendlichen trafen            etwas zurückgeben von all dem Guten, das er
                     sich damals nicht nur am Samstagabend                 selber bekommen habe. Einer der besonders
                     unter ihresgleichen, sondern hüteten auch             eindrücklichen Momente war für ihn, als am
                     Kleinkinder, am Sonntagmorgen während des
                     Gottesdienstes und unter der Woche abends,
                     wenn Eltern jemanden zum Aufpassen                            «Es freut mich, zu sehen,
                     brauchten.                                                    dass mein Dienst andern
                                                                                   Menschen eine Hilfe ist.»
                     Nach seinem Abschluss als Betriebsökonom
                     an der HWV und einigen Jahren Arbeit in
                     Zürich und im Aargau ist er mit seiner Frau
                     Elisabeth nach Buchs zurückgekehrt. Er                Ende eines Gottesdienstes in Bujumbura
                     wurde Familienvater, CEO einer Firma im               (Burundi) ein junger Mann zu ihm kam, der
                     Werdenberg, war dafür oft auf der ganzen              im nahe gelegenen Spital als Arzt arbeitet,
                     Welt unterwegs, machte Karriere im Militär            und sich herzlich bedankte, dass der Rwanda-
                     und amtete 14 Jahre als Präsident der Kirch-          Missionsfonds ihm das Medizinstudium mit-
                     gemeinde. «Im Rückblick eine sehr strenge             finanziert hat.
                     Zeit; aber Gott hat uns durchgetragen, auch
                     weil meine Frau hinter dem Engagement                 Energie für all sein Engagement tankt der
                     stand und Mitchristen für uns und meine               stets ruhig und überlegt wirkende Mann
                     Arbeit gebetet haben», sagt er.                       beim regelmässigen Besuch des Gottesdiens-
                                                                           tes, bei täglichen Spaziergängen mit Frau
                                                                           und Hund, beim Lesen, Trompetespielen,
                                                                           Grosskinderhüten oder Velofahren.
                                                                           Obwohl ich ihn nun schon 24 Jahre kenne,
                                                                           bin ich ganz neu beeindruckt. Und dankbar,
                     Fritz Beglinger will mit seiner Freiwilligenarbeit    Menschen wie ihn als Freiwillige in unserer
                     der Gesellschaft etwas zurückgeben.                   Kirchgemeinde zu haben. Ŷ

6 AUSGABE 6-7/2021
Unbezahlbar 26-7 1 - Kirchenbote SG
FREIWILLIG

                                                                                                            Aktive Reformierte
                                                                                                            Die typische Gossauer Freiwillige in der
                                                                                                            Kirchgemeinde Gossau ist eine frisch
                                                                                                            pensionierte Frau. Rund drei Viertel der
                                                                                                            Freiwilligenarbeit wird von Frauen ge-
                                                                                                            leistet. Dem Gesamtbild formeller Frei-
                                                                                                            willigenarbeit in der Schweiz entspricht
                                                                                                            das aber nicht. Laut der neusten Erhe-
                                                                                                            bung des Freiwilligen-Monitors Schweiz
                                                                                                            engagieren sich etwas mehr Männer als
                                                                                                            Frauen in Vereinen und Organisationen,
                                                                                                            vor allem im Sportbereich. Der Freiwilli-
                                                                                                            gen-Monitor schlüsselt auch nach Kon-
                                                                                                            fession auf. Am aktivsten sind demnach
                                                                                                            die Reformierten, dicht gefolgt von den
                                                                                                            Katholiken. Bei Konfessionslosen und
                                                                                                            Angehörigen anderer Konfessionen und
                                                                                                            Religionen ist der Anteil derer, die sich
                                                                                                            in Vereinen und Organisationen freiwillig
                                                                                                            engagieren, tiefer. (sd) Ŷ

Eine freiwillige Mitarbeiterin bewirtet im Bistro Witenwis in Gossau eine Mutter und ihre Tochter.

Unbezahlt, aber Gold wert
Text: Stefan Degen | Foto: Elke Hegemann

Der Schlüssel zum Einbezug von Freiwilli-               Contratto. Denn es sei wichtig, den Freiwilli-    Witenwis, einem kürzlich gebauten kirchli-
gen liegt im persönlichen Kontakt. Sie zu               gen Sorge zu tragen, den Kontakt zu pflegen.      chen Begegnungszentrum für Jung und Alt.
begleiten und ihre Arbeit wertzuschätzen                «Jede Gruppe hat eine Leiterin», erzählt sie,
ist aber aufwendig. Die Kirchgemeinde                   «meine Ansprechperson.» Einmal im Jahr            BEI DER JOBSUCHE WICHTIG
Gossau-Andwil zeigt, wie es gelingt.                    lade sie diese in ein Café ein, um zu erfahren,   Manchmal melden sich auch Zugezogene von
                                                        wo der Schuh drückt. «Zuhören und Zeit            sich aus: Sie seien neu in Gossau, würden
130 Osternestchen hat Isabelle Contratto mit            schenken ist eine Form von Wertschätzung.»        sich gerne engagieren. Dann lädt Contratto
drei Helfern verteilt. Sie sind durch Gossau ge-        Alle zwei Jahre gebe es zudem ein grosses         sie zum Kaffee ein, um herauszufinden, wel-
fahren und haben alle persönlich übergeben.             Dankesessen für alle Angestellten und Frei-       che Tätigkeit zu ihnen passt. Und sie erklärt
«Das war eine Heidenarbeit», resümiert sie,             willigen. «Das ist dann eine grosse Kiste mit     ihnen die Rahmenbedingungen. Alle Freiwilli-
«aber wir wollten den Leuten zeigen, dass               speziellem Rahmenprogramm.» In den Zwi-           gen sind über die Kirchgemeinde haftpflicht-
wir sie trotz Corona nicht vergessen haben.»            schenjahren können die einzelnen Freiwilli-       versichert, erhalten einen Nachweis ihrer Tä-
                                                        gengruppen selbst etwas unternehmen, einen        tigkeit, den sie auch Bewerbungen beilegen
Die «Leute», das sind Menschen, die sich frei-          Ausflug zum Beispiel. «Wir müssen sie aber        können. «Für Junge, die eine Lehrstelle oder
willig in der reformierten Kirche Gossau-And-           dazu regelrecht ermuntern», sagt Contratto,       einen Job suchen, kann das Gold wert sein.»
wil engagieren. Sie leiten Kinder- und Jugend-          «oft sind sie fast zu bescheiden.»
lager, kochen für den Seniorenzmittag, holen                                                              Was sind das für Leute, die sich freiwillig in
Leute mit dem Kirchenbus zum Gottesdienst               DORT HINGEHEN, WO DIE LEUTE SIND                  der Kirchgemeinde engagieren? «Viele haben
ab, helfen Flüchtlingen bei Jobsuche und                An Freiwilligen mangelt es der Kirchgemein-       mit der Kirche gar nicht so viel am Hut», sagt
Bürokram oder arbeiten in der Kleiderbörse              de Gossau-Andwil nicht. Wie schafft sie es,       Contratto. «Es sind Vereinstypen, die am ge-
mit – die Liste liesse sich problemlos verdrei-         Menschen für die Mitarbeit zu gewinnen?           sellschaftlichen Leben teilhaben wollen – ob
fachen. Über 150 Freiwillige sind in der Kirch-         «Die beste Werbung ist Mund-zu-Mund-Pro-          nun im Turnverein oder in einem kirchlichen
gemeinde aktiv. Zuständig für sie ist Isabelle          paganda», stellt Contratto fest. «Wichtig ist     Dienst.» Es gebe aber auch einige, die oft in
Contratto, die in der Kirchenvorsteherschaft            auch, sich im Bistro zu zeigen.» Sie gehe         den Gottesdienst kämen, denen die christli-
das Ressort Freiwilligenarbeit betreut. Wie             dorthin mittagessen, einfach, um mit den          che Botschaft wichtig sei. «Diese sind sehr
schafft sie es, den Überblick zu behalten?              Leuten ins Gespräch zu kommen, zu hören,          wertvoll. Vielleicht sprechen sie ein Gebet,
                                                        was sie bewegt. «So gewinne ich manchmal          bevor sie sich an die Arbeit machen. Der
«Anita Frehner, unsere Sekretärin, hat den              auch eine freiwillige Mitarbeiterin.» Das Bis-    Dienst bekommt dadurch eine zusätzliche
Überblick und führt eine aktuelle Liste», lobt          tro gehört zum Gemeinschaftshaus                  Dimension.» Ŷ

                                                                                                                            WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
Unbezahlbar 26-7 1 - Kirchenbote SG
IN KÜRZE                                                           PANORAMA GEMEINDEN

Kollekten via Twint
Wer im Gottesdienst kein Bargeld dabei hat
                                               Kirchenasyl in Gretschins
oder eine Spende tätigen will, kann dies in    Fledermäuse: Kirchgemeinde Wartau will sie weiterhin schützen und ihr Logis erhalten
immer mehr Kirchgemeinden per Twint er-
ledigen. Nicht nur in der Kirchgemeinde                                                                                   niert. Die St. Martinskirche hat derzeit eine

                                                                                                   Foto: René Güttinger
Unteres Toggenburg sind in den Vorräumen                                                                                  Kolonie mit 40 Alttieren, die jeweils im Som-
der Kirche die entsprechenden QR-Codes                                                                                    mer aufwendig gezählt werden. Zu erkennen
aufgehängt, sondern auch in der Kirchge-                                                                                  sind die Tiere an ihren dunklen Gesichtern,
meinde St. Gallen Tablat kann mit Twint für                                                                               der hellen Unter- und Halsseite sowie dem
einen guten Zweck gespendet werden. Mit                                                                                   dreieckigen Unterlippenpolster.
der Twint-App kann der Code gescannt, der
Betrag eingetragen und bezahlt werden.                                                                                    BEDROHTE TIERART
Und: Normalerweise ist es nicht ersicht-                                                                                  Wie die meisten Fledermausarten, sind auch
lich, von wem die Spende überwiesen wird,                                                                                 die Alpenlangohren gefährdet. Intensive land-
sie geschieht weiterhin anonym. (meka) Ŷ                                                                                 und forstwirtschaftliche Nutzung schmälert
                                                                                                                          die Insektenvielfalt. Obstgärten und Hecken
                                               2007 wurde in der St. Martinskirche in Gretschins                          müssen dabei häufig weichen, und so schwin-
                                               erstmals das Alpenlangohr nachgewiesen.                                    den Jagdgebiete und Orientierungshilfen für
Über 50 Jahre mitgewirkt                                                                                                  die kleinen Tiere. Für sie verheerend können
                                                                                                                          auch Dachrenovationen sein. Dies zeigte sich
                         Die Kirche ist für    Sennwald hat sie, aber auch die Kirche                                     in Gretschins selbst. Anfang der 1990er-Jahre
                         ihn ein grosses       Gretschins: Alpenlangohren. Um deren                                       wurde der Dachstock der Kirche isoliert und
                         Stück Heimat, oder    Schutz will sich die Vorsteherschaft der                                   die Langohren wurden ausgesperrt. Nur dank
                         wie es das «Tog-      Kirchgemeinde Wartau weiterhin kümmern.                                    der Initiative des ehemaligen Kirchgemeinde-
                         genburger Tag-                                                                                   kassiers Werner Keller und einer Beratung
                         blatt» umschrieb,     Diese Absicht, verbunden mit Aufgaben und                                  kam es um die Jahrtausendwende zur Wie-
                         ein zweites Zuhau-    Pflichten gegenüber den Fledermäusen, hat                                  derbesiedlung des Kirchturms. 2002 wurden
                         se: Ueli Lüber aus    sie letzthin erneut unterstrichen. Anlass war                              bereits wieder zehn Tiere angetroffen. Für
                         Bazenheid begann      der Besuch des Naturfotografen und Biolo-                                  Keller war dann klar, dass die Fledermäuse
                         als 18-Jähriger die   gen René Güttinger, der das Fledermaus-                                    Anrecht auf ewiges Kirchenasyl in der St. Mar-
                         Sonntagschule mit     schutzprojekt St. Gallen-Appenzell koordi-                                 tinskirche in Gretschins haben. (meka) Ŷ
Ueli Lüber               zu betreuen. Spä-
                         ter sass er 23 Jah-
re in der Vorsteherschaft der Kirchgemein-

                                                                                                                                                                           Foto: Screenshot
de Kirchberg-Bazenheid, davon 21 Jahre als
Kassier. 2003 übernahm er schliesslich das
Mesmeramt in Teilzeit in Bazenheid. Vor-
übergehend, als ein Engpass in Kirchberg
entstand, sprang er auch hier von 2004 bis
2009 als Mesmer ein. Dem Dienste in der
Kirche nicht genug, erteilte Ueli Lüber frü-
her auch 15 Jahre lang Unterricht als Kate-
chet, sowohl evang. als auch kath. Schüle-
rinnen und Schülern. Nun möchte es Ueli
Lüber nach 57 Jahren Tätigkeit bei der
Kirchgemeinde etwas ruhiger angehen und
trat vom Mesmeramt zurück. (meka) Ŷ

700 Eier bereiteten Freude
Mit einem Ei und einem Kartengruss hat die
Kirchgemeinde Mittleres Toggenburg ihre        Offene Kirche in St. Gallen wird abgerissen
Mitglieder vor Ostern überrascht. Beim
Überreichen des Ostergrusses wurden hier       Nun ist es definitiv: Das Gebäude, in dem die Offene Kirche St. Gallen untergebracht ist, muss dem neuen
wie dort ein paar Worte gewechselt, überall    Uni-Campus weichen. Den St. Gallerinnen und St. Gallern dürfte das Gebäude an der Böcklinstrasse 2
löste die sehr aufwendige Aktion grosse        wegen des Graffito an seiner Fassade aufgefallen sein: Das Gesicht einer brasilianischen Frau, das die ge-
Freude aus. Sie kam rechtzeitig, denn zu je-   samte Höhe einnimmt und in der Vergangenheit kontroverse Diskussionen ausgelöst hat. Dieses Bild wird
nem Zeitpunkt war – coronabedingt – bei        nun verschwinden – zusammen mit der ganzen Liegenschaft. Im Siegerprojekt des neuen HSG-Campus ist
vielen die Stimmung im Keller. (meka) Ŷ        der Erhalt des Baus nicht vorgesehen. Spätestens 2025 sollen die Bagger auffahren. (ref.ch) Ŷ

8 AUSGABE 6-7/2021
Unbezahlbar 26-7 1 - Kirchenbote SG
PANORAMA KANTON                                                                       IN KÜRZE

                                                                                                              Melde dein Projekt an!
                                                                                                              Der Jugendprojektwettbewerb 2021 des
                                                                                                              Kantons St. Gallen ist lanciert. Er richtet
                                                                                                              sich an Leute zwischen 13 und 24 Jahren
                                                                                                              aus dem Kanton St. Gallen. Es können Pro-
                                                                                                              jekte aus allen Sparten wie Kultur, Sport,
                                                                                                              Umwelt, Soziales, Technik etc. eingereicht
                                                                                                              werden, die im Zeitraum von Juli 2019 bis
                                                                                                              Oktober 2021 realisiert oder umgesetzt
                                                                                                              werden/wurden. Es winken Geldpreise
                                                                                                              im Gesamtwert von Fr. 7000.–. Einreiche-
                                                                                                              schluss ist der 7. Juli 2021. Ŷ

                                                                                                              Mehr auf: kindersg.ch

Er trägt neu den Ehrendoktortitel der Universität Zürich: Der St. Galler Organist und Dirigent Rudolf Lutz.   St. Gallen entdeckt seine
                                                                                                              heilige Wiborada neu

Würde für Rudolf Lutz                                                                                         Vor über tausend Jahren lebte die heilige
                                                                                                              Wiborada von St. Gallen neben der Kirche
                                                                                                              St. Mangen als Eingeschlossene in einer
Die Universität Zürich hat am 24. April                  Hummler. Ziel ist es, innert 25 Jahren das ge-       Zelle. Dieses Jahr wagen es zehn Frauen
Rudolf Lutz, dem musikalischen Leiter der                samte Vokalwerk Bachs aufzuführen. Lutz              und Männer, dem Leben und Wirken dieser
J. S.-Bach-Stiftung St. Gallen, den Ehren-               hat mit dem Chor und Orchester der J. S.-            Frau nachzuspüren, indem sie sich jeweils
doktortitel verliehen.                                   Bach-Stiftung und mit Solistinnen und Solis-         für eine Woche einschliessen lassen. Dazu
                                                         ten bereits über 140 der rund 220 Vokalwerke         wurde eine Klause an die Kirche St. Mangen
Die theologische Fakultät würdigt «damit sei-            aufgeführt. Das Projekt dauert bis etwa 2027.        gebaut. Mittlerweile zogen Hildegard Aepli,
ne Verdienste um die Vermittlung von Musik                                                                    Initiantin des Projekts Wiborada 2021, und
und Wort in der Gesamtaufführung des Vokal-              ORIENTIERUNG AM ORIGINAL                             weitere Personen in die neu errichtete Zel-
werks von Johann Sebastian Bach und in in-               Die Aufführungen von Lutz orientieren sich           le ein. Am 3. Juli wird die Zelle zum letzten
novativen Werkeinführungen sowie seinen                  eng am historischen Original respektive an           Mal geöffnet und das Projekt geht zu Ende.
langjährigen Einsatz zur Vermittlung geistli-            dem, was durch die musiktheoretische und             Das Fenster «nach aussen» ist von Sonntag
cher Musik in der Schweiz und im Ausland»,               theologische Forschung für unsere Zeit er-           bis Freitag zwischen 12.30 und 13.30 Uhr
wie es in einer Mitteilung heisst.                       schlossen wurde. Die Bedeutung der Texte,            sowie zwischen 17.30 und 18.30 Uhr geöff-
                                                         die Bach vertonte, ist zentral für die Lutz’sche     net, in Anlehnung an die historische Über-
220 VOKALWERKE IN TON UND BILD                           Interpretation. «Jede von Bach gesetzte Note         lieferung. Jahrelang lebte Wiborada strikt
Für die J. S.-Bach-Stiftung komme diese Eh-              war wohlüberlegt», so der Geehrte. (pd) Ŷ            eingeschlossen. Sie blieb jedoch durch ein
rung einer Bestätigung des Stiftungszwecks                                                                    Fenster allen Menschen zugewandt, die Rat
gleich, so Gründer und Präsident Konrad                  Werke zu hören auf: www.bachipedia.org               suchten. Auch die Mönche des Klosters
                                                                                                              kamen regelmässig vorbei. Dank dieses
                                                                                                              Kontakts und der Visionen der Heiligen sei-
                                                                                                              en die Stadtbevölkerung, der Klosterschatz

Paradigmenwechsel                                                                                             und die Stiftsbibliothek beim Einfall der
                                                                                                              Ungarn gerettet worden, wird überliefert.
                                                                                                              Wiborada, die ihre Klause nicht verlassen
Die St. Galler Synode behandelt am 28. Juni in erster Lesung «Lernende Gemeinde»                              wollte, bezahlte mit ihrem Leben. (pd) Ŷ

Wenn am letzten Junimontag das refor-                    zur religiösen Mündigkeit gelingen kann. Ne-
                                                                                                                                                              Foto: Stefan Degen

mierte Kirchenparlament des Kantons                      ben dieser Änderung des Denkansatzes haben
St. Gallen tagt, kommt es wohl zu einem                  die 180 Synodalen übers Budget zu befinden.
Paradigmenwechsel.                                       Und weil Ende 2020 die St. Galler Regierung
                                                         entschieden hat, ab dem Schuljahr 2021/2022
Denn in erster Lesung soll der Abschnitt «Ler-           das Fach ERG nur noch in schulischer Verant-
nende Gemeinde» der Kirchenordnung revi-                 wortung zu unterrichten, gilt es für die Syno-
diert werden. Beim neuen Abschnitt IV liegt              de zudem, entsprechende Übergangsbestim-
nicht mehr die Frage zugrunde, wie einzelne              mungen zu verabschieden. Schliesslich wird
Lernorte gestaltet werden sollen, sondern er             auch noch über den Antrag zur Stellenerhö-
gibt darüber Auskunft, was junge Menschen                hung von 20 Prozent bei der kantonalen Kom-
in der Kirche erwarten können, damit ihr Weg             munikationsstelle ausgemehrt. (meka) Ŷ

                                                                                                                              WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
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IN KÜRZE                                                           PANORAMA SCHWEIZ

Bundesrat prüft Register
für Imame
Der Bundesrat will die Einführung eines
öffentlichen Registers für muslimische
Imame prüfen. Er folgt damit einem Vor-
stoss der Sicherheitspolitischen Kommis-
sion. Das gab der Bundesrat Mitte Mai be-
kannt. Die Kommission hatte im März
vom Bundesrat verlangt, er müsse in
einem Bericht darlegen, wie Personen
besser kontrolliert werden können, die in
religiösen Reden und Predigten terroristi-
sches oder gewalttätig-extremistisches
Gedankengut verbreiten. (kath.ch) Ŷ

Appenzeller Kirchenrats-
präsidium wird gewählt
Der Kirchenrat Thomas Gugger und die          EKS-Präsidentin Rita Famos möchte eine Person beauftragen, um den Kontakt zum Bund zu stärken.
Pfarrerin Martina Tapernoux Tanner be-
werben sich um das Appenzeller Kirchen-
ratspräsidium. Gewählt wird die Nachfol-
ge des abtretenden Koni Bruderer an der
Synode vom 28. Juni. Der 59-jährige Tho-
                                              Famos will reformierten
mas Gugger ist 2012 in den Kirchenrat ge-
wählt worden und zurzeit Vizepräsident.
Die 46-jährige Martina Tapernoux Tanner
                                              Botschafter beim Bund
arbeitet als Pfarrerin in Heiden sowie im     Text: ref.ch | Foto: EKS
ostschweizerischen Gehörlosenpfarramt.
Zudem unterrichtet sie das Fach «Bibel
und Theologie» am Religionspädagogi-          Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz         gerade wenn Fragen oder Probleme auf-
schen Institut St. Gallen. (ref.ch) Ŷ         (EKS) hat die Idee lanciert, den Austausch         tauchten, so Rita Famos auf Nachfrage von
                                              zwischen Kirche und Bund zu festigen. Sie          ref.ch. «Auf kantonaler Ebene sind diese Kon-
                                              wünscht sich, dass die reformierte Kirche          takte schon gut etabliert. Aber auch auf Bun-
                                              ihre Anliegen damit noch besser einbringen         desebene gibt es Themen, die uns betreffen.»
Untersuchung zu Gewalt                        kann. Vorbild ist Deutschland.                     Famos erwähnt die Organspende oder die In-
in Bundesasylzentren                                                                             teressen der Kirche während der Pandemie.
                                              In Rita Famos, Präsidentin der Evange-
Eine externe Untersuchung soll klären, ob     lisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), äus-      Während die katholische Kirche durch den
es in den Asylzentren des Bundes zu un-       serte in der «NZZ» die Idee, eine Person zu        Nuntius diesen Austausch schon etabliert
verhältnismässigen Gewaltanwendungen          beauftragen, um die Beziehung von Refor-           habe, fehle dies auf reformierter Seite, so die
und Vertuschungen gekommen ist, wie           mierten zur offiziellen Schweiz zu pflegen.        EKS-Präsidentin. «Klar haben wir einen ande-
mehrere Medien berichteten. Das Staats-                                                          ren völkerrechtlichen Status als der Heilige
sekretariat für Migration (SEM) hat nun alt   Hintergrund dieser Idee ist der Plan des Bun-      Stuhl. Aber wir sind die zweitgrösste Religions-
Bundesrichter Niklaus Oberholzer mit der      desrats, einen Botschafter in den Vatikan zu       gemeinschaft des Landes mit einer explizit
Leitung der Untersuchung betraut.             entsenden. Famos begrüsste grundsätzlich,          schweizerischen DNA.» Da sei es sinnvoll,
                                              dass der Bund diplomatische Beziehungen            wenn der Bundesrat die reformierten Positio-
In den von den Medien geschilderten Bei-      zum Vatikan unterhalte. Allerdings bezweifel-      nen auch wahrnehme. Ein institutionalisier-
spielen ist von Provokationen und Schlä-      te sie die Notwendigkeit eines Botschafters        ter Austausch erleichtere dies, hofft Famos.
gen durch Sicherheitspersonal die Rede.       und kritisierte die «konfessionelle Schief-
In mehreren Fällen soll das Sicherheits-      lage», die sich dadurch noch verstärken            VORBILD DEUTSCHLAND
personal Vorgänge in Rapporten ver-           könnte. «Die Beziehungen des Bundes zur            Man werde nun im Rat diskutieren, wie man
fälscht dargestellt haben. Zu mehreren        katholischen Kirche würden gestärkt, wäh-          damit weiterfahren wolle. Jedoch zeige ein
der geschilderten Vorfälle seien Stra-        rend wir Protestanten keine offizielle Verbin-     Blick ins Ausland, dass dies nicht einfach
fanzeigen eingereicht worden, schrieb das     dung zum Bund haben», so Famos.                    eine Schnapsidee sei. Rita Famos verweist
SEM in seiner Mitteilung. Gemäss den Me-                                                         auf Deutschland. Dort vertritt ein Bevoll-
dienberichten hat das SEM 14 Sicherheits-     KONTAKTE AUF NATIONALER EBENE                      mächtigter die Interessen der evangelischen
leute suspendiert, drei davon im Bundes-      Dabei sei es wichtig, dass gute Beziehungen        Kirche bei der Bundesrepublik und der Euro-
asylzentrum Altstätten. (ref.ch) Ŷ            zwischen Entscheidungsträgern bestünden,           päischen Union. (ref.ch) Ŷ

10 AUSGABE 6-7/2021
PANORAMA WELT                                                                   IN KÜRZE

Veranstalter mit Kirchen-                                                                             25-Jährige in Spitzen-
                                                                                                      amt gewählt

tag zufrieden                                                                                         Die Evangelische Kirche in Deutschland
                                                                                                      (EKD) hat die Philosophiestudentin
                                                                                                      Anna-Nicole Heinrich zur Synodenpräses
Text: ref.ch | Foto: ÖKT                                                                              gewählt. Sie ist die jüngste Präses in der
                                                                                                      Geschichte. Durch ihr Amt hat sie einen
                                                                                                      festen Platz im Rat der EKD und sitzt auf
In Frankfurt am Main ist am 16. Mai der             Zugriffe auf Downloads gezählt worden.            Augenhöhe mit dem EKD-Ratsvorsitzen-
3. Ökumenische Kirchentag zu Ende gegan-            Rund 160 000 Menschen hätten sich beteiligt.      den Heinrich Bedford-Strohm.
gen. Den drängenden Themen der Zeit in              Das sei eine grossartige Zahl, heisst es sei-
Gesellschaft und Kirchen stellten sich die          tens der Veranstalter. Sie zeige, dass der Kir-   «Mein Handy explodiert gleich.» Mit
Christen weitgehend im digitalen Raum.              chentag die Themen angesprochen habe, die         diesen Worten bedankte sich Anne-Nicole
Laut Veranstaltern fand diese Form beim             angesagt seien.                                   Heinrich auf Twitter für die Gratulationen
Publikum Anklang.                                                                                     zu ihrer Wahl – und bei der Marburger
                                                    GEMEINSAMES ABENDMAHL                             Richterin und Kommunalpolitikerin Nadi-
Mit Aufrufen zur Versöhnung nach der Coro-          Am Samstagabend hatten Katholiken, Protes-        ne Bernshausen, die ihr überrasschender-
nakrise und Zusammenhalt in Gesellschaft            tanten und Orthodoxe ein Zeichen der Ver-         weise unterlag.
und Kirchen ist am 16. Mai der 3. Ökumeni-          bundenheit gesetzt und vier konfessionelle
sche Kirchentag in Frankfurt am Main zu             Gottesdienste gemeinsam gefeiert. Katholi-        DURCH ZUFALL ZUM GLAUBEN
Ende gegangen.                                      sche Christen hatten dabei Brot und Wein          Anna-Nicole Heinrich studiert im Master
                                                    beim evangelischen Abendmahl empfangen,           Philosophie. Zum Glauben kam Heinrich
GROSSE RESONANZ                                     Protestanten nahmen an der katholischen           «eher durch Zufall als durch Verstand
Es war nach 2003 und 2010 das dritte Mal,           Eucharistiefeier teil. Im orthodoxen Vesper-      und Sozialisation», erzählt sie. Ihre Eltern
dass der Deutsche Evangelische Kirchentag           gottesdienst wurden in einer feierlichen Li-      gehörten keiner Kirche an. Über den
und das Zentralkomitee der Deutschen Ka-            turgie Brote gesegnet und ausgeteilt, wobei       Religionsunterricht kam sie in Kontakt zu
tholiken ein gemeinsames Christentreffen            es sich aber nicht um eine Abendmahlsfeier        einer evangelischen Gemeinde. Im Grund-
organisiert hatten. Wegen der Coronapande-          handelte.                                         schulalter wurde sie getauft.
mie musste es weitgehend digital stattfinden.
Nur bei wenigen der rund 100 Veranstaltun-          Die wechselseitige Teilnahme am Abendmahl         «RAUS AUS DER BUBBLE»
gen binnen vier Tagen waren Besucher vor            ist seit Jahren ein Streitpunkt im Verhältnis     Als stellvertretende Vorsitzende der
Ort zugelassen. An den Gesprächen und               zwischen Katholiken und Protestanten. Der         Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen
Podien beteiligten sich zahlreiche Spitzen-         katholische Frankfurter Stadtdekan Johannes       Jugend und als Jugenddelegierte in der
politikerinnen, unter ihnen Bundeskanzlerin         zu Eltz bat in seiner Predigt im Dom evangeli-    Synode sammelte sie bereits Erfahrung
Angela Merkel und Nato-Generalsekretär              sche Christen um Verzeihung für Hochmut           mit evangelischen Gremien. Die charisma-
Jens Stoltenberg.                                   und Herzenshärt vonseiten seiner Kirche,          tische junge Frau vertrat selbstbewusst
                                                    welche die Teilnahme von Protestantinnen          die Anliegen der Jüngeren, forderte Offen-
Zum Abschluss äusserten sich die Organisa-          an der katholischen Eucharistie bislang nur       heit für neue Formen von Gottesdienst –
toren zufrieden mit der Resonanz. Es seien          unter der Voraussetzung einer Gewissens-          auch digital. «Raus aus der Bubble» ist
165 000 Zugriffe auf Livestreams und 155 000        prüfung zulässt. Ŷ                                dabei ihr Motto – eine Anspielung auf das
                                                                                                      in der Kirche oft beklagte Schmoren im
                                                                                                      eigenen Saft. (ref.ch) Ŷ

                                                                                                      ÖRK verurteilt Gewalt
                                                                                                      im Nahen Osten
                                                                                                      In einer Medienmitteilung äusserte Ioan
                                                                                                      Sauca, Generalsekräter des Ökumeni-
                                                                                                      schen Rates der Kirchen (ÖRK), seine
                                                                                                      Sorge und seinen tiefen Schmerz über
                                                                                                      die zunehmende Zahl der Toten und Ver-
                                                                                                      letzten infolge der eskalierenden Gewalt
                                                                                                      in Israel und Palästina. Er appellierte «an
                                                                                                      alle Beteiligten, die Schwelle zu einer
                                                                                                      noch tödlicheren und zerstörerischeren
                                                                                                      Eskalation des Konfliktes nicht zu über-
                                                                                                      schreiten.» Der ÖRK trauere mit den Fami-
                                                                                                      lien und Gemeinschaften, die Angehörige
«Schaut hin», war das Motto des Ökumenischen Kirchentages in Frankfurt am Main.                       und Freunde verloren haben. (pd) Ŷ

                                                                                                                      WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
TIPPS                                                                        PALETTE

                                                 Gottesdienste                                        Hilfe
                                                 ÉGLISE FRANÇAISE DE SAINT-GALL                       FRAUENHILFE ST. GALLEN-APPENZELL
                                                 Dimanche 13 (avec pasteur Michel Cornu),             Oberer Graben 42, St. Gallen, 071 220 81 80
                                                 20 et 27 juin, 4 juillet (sortie d’église)           Beratung und Information bei Lebenskrisen,
                                                 10 h Culte à Saint-Gall, église de St-Mangen         Beziehungsproblemen, Trennung, Scheidung,
                                                 Dimanche 13 juin                                     Verlust der Arbeitsstelle, Unsicherheiten im
                                                 19 h Culte à Rorschach, église réformée              Umgang mit Behörden und Ämtern, finanziel-
                                                 Dimanche 27 juin                                     ler Notsituation… – info@efh-sgapp.ch
                                                 19 h Culte à Rapperswil, maison de paroisse
                                                 Pasteur Rédouane Es-Sbanti, 078 648 27 67            GANZ OHR – ES WIRD WEITER ZUGEHÖRT
                                                 www.eglisefrancaise.ch                               Jeden Donnerstag, 16 – 18 Uhr, St. Gallen
                                                                                                      (Pause vom 15. Juli bis 12. August)
                                                 ALL SOULS PROTESTANT CHURCH                          Kirche St. Laurenzen. Gibt es Dinge, die Sie
                                                 Jeweils am Sonntag um 12 Uhr                         im Moment beschäftigen oder belasten? Ein
                                                 Englischsprachige Kirche mit Scotty Williams         Gesprächsangebot der Kirchen St. Gallens.
                                                 Worship Service: 6. und 20. Juni sowie 4. Juli
Das Klima streikt                                Pfr. Scotty Williams, 079 559 09 40
                                                 www.allsouls.ch                                      Meditation
Von Mikroplastik bis Gletscherschmelze:                                                               Angebote in St. Gallen – via integralis
Bis am 13. Juni zeigt das «museumbickel»         AUF DER SCHWÄGALP – KAPELLE                          – Gabrielle Bregenzer-Ris: 071 244 32 35,
in Walenstadt, wie sich Kunstschaffende          6. Juni: Johannes Stäubli, Schwellbrunn                gabrielle.bregenzer@hotmail.com
mit Klimathemen auseinandersetzen.               13. Juni: Koni Menet, Mogelsberg                     - Eveline Felder, eveline.felder@gmx.net,
Nach den Klimastreiks kehrt diese Aus-           20. Juni: Harald Greve, Schönengrund                   079 269 09 39, www.meditation-sg.ch
stellung den Spiess um: Wenn die Men-            27. Juni: Hans Jörg Fehle, Wattwil                   – Margrit und Charlie Wenk: 071 288 65 88,
schen nicht mitmachen, streikt das Klima.        4. Juli: D. und B. Dettmers Frey, St. Gallen           www.meditation.margritwenk.ch
Es gibt Werke von Chrigu Barmettler (un-
ser Bild), Felix Brunner, Leo Brunsch-           PILGERSEGEN                                          SCHWEIGEMEDITATION
wiler, Eva Gallizzi, Florence Iff, Doris Naef,   Kathedrale: Mo, 6.30 Uhr, 8.15 Uhr – Di, 6.30        Jeden Freitag, 12.15 – 13.15 Uhr
Ruth Maria Obrist, Daniella Tuzzi, Gregor        Uhr, 8.15 Uhr, 17.30 Uhr – Mi, 6.30 Uhr, 9.00        Ökum. Kirche Halden. Es ist um 12.45 Uhr,
Vogel, Andreas Weber. (gb) Ŷ                     Uhr – Do, 8.15 Uhr, 12.05 Uhr (Schutzengelka-        während der Gehmeditation, möglich, zu
                                                 pelle) – Fr, 8.15 Uhr, 18.15 Uhr – Sa, 8.15 Uhr,     kommen oder zu gehen.
                                                 17.30 Uhr – So, 8.30 Uhr, 10.30 Uhr, 19.30 Uhr       Leitung: Margrit Wenk und Team
                                                 St. Laurenzen: So, 10.30 Uhr
Mit viel Humoristischem
Die Jahresversammlung mit anschliessen-

                                                                                                                                                            Foto: Paul Joos
dem Apéro riche der Evang. Frauenhilfe
St. Gallen-Appenzell findet am Dienstag,
22. Juni, um 18 Uhr im Haus zur Perle,
Oberer Graben 31, in St. Gallen statt. Da-
nach, um ca. 19 Uhr, überrascht Pfarrerin
Marilene Hess mit einer humoristischen
Einlage. (nzm) Ŷ

Suche nach Gerechtigkeit
Die religiös-sozialistische Vereinigung der
Deutschschweiz (resos) lädt am Samstag,
26. Juni, zur Tagung nach Rorschach ein.
Unter dem Titel «Auf der Suche nach Ge-
rechtigkeit» referieren der Sozialethiker        12. St. Galler Kirchenmusikwoche – «Sei du mein Atem»
Franz Segbers, Konstanz, Jochi Weil-Gold-
stein, Zürich, und Lejla und Nexhla Medii,       Vom 19. bis 23. Oktober findet die 12. St. Galler Kirchenmusikwoche statt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Rorschach, zu sozialen Fragen in drei            widmen sich Aspekten der etwas anderen österreichischen Kirchenmusik, abseits von Haydn, Mozart und
Religionen. Das Detailprogramm ist unter         Beethoven. Geplant sind auch diverse Ateliers zur Vertiefung. Am Ende der Woche wird im Gesamtchor die
www.resos.ch zu finden. Anmeldung bis            «Kleine Festmesse» für Chor und Orgel von Ernst Tittel (1910 – 1969) und die Motette «Sei du mein Atem,
18. Juni an: vr.keller@bluewin.ch oder           Heil’ger Geist» von Joseph Kronsteiner in der Kathedrale aufgeführt. Die Leitung hat der Linzer Dom-
061 322 83 73. (ae) Ŷ                            kapellmeister Josef Habringer. Anmeldeschluss: 30. Juni. www.kirchenmusik-sg.ch. (pd) Ŷ

12 AUSGABE 6-7/2021
PALETTE                                                                TIPPS DES MONATS

                                                                                                             Immer der Muschel nach
                                                                                                             Am Samstag, 12. Juni, organisiert die IG
                                                                                                             Swiss Camino den zweiten nationalen
                                                                                                             Pilgertag. Die Idee: Der ganze Jakobsweg
                                                                                                             wird zwischen Bodensee und Genfersee
                                                                                                             am gleichen Tag in Etappen begangen.
                                                                                                             Für jede Etappe steht eine Begleitung
                                                                                                             zur Verfügung. Zeit und Ort zum Start
                                                                                                             der jeweiligen Etappe ist bei den Pilger-
                                                                                                             begleitungen zu erfahren. Diese nehmen
                                                                                                             Anmeldungen bis zum 5. Juni entgegen.
                                                                                                             Etappen und Kontaktadressen auf: www.
                                                                                                             pilgern.ch/nationaler-pilgertag. (js). Ŷ

Concert spirituel – Neue Klänge zu alten Themen
                                                                                                             Klanghalt wird auch
Der Concentus rivensis freut sich, am Sonntag, 4. Juli, in einem um 17 Uhr in der evang. Kirche Walenstadt   zum Schreibhalt
beginnenden Concert spirituel wieder auftreten zu dürfen. Auch dieses Konzert weist eine innere Kohä-
renz auf. Im Zentrum stehen Kompositionen von Enrico Lavarini über geistliche Themen und eine von ihm        Im Zusammenwirken der Projekte Wi-
komponierte Hommage an Beethoven mit dem Titel Réflexion sur un thème de Beethoven. Es spielt ein             borada 2021 und klanghalt wird mit den
Ensemble des Concentus rivensis, bestehend aus Monika Burggraf (Oboe) und einem Streichquartett, be-         «schreibhalten» die Möglichkeit geboten,
stehend aus Branko Simic (Violine), Markus Majoleth (Violine), Walter Tiefenthaler (Viola) und Maria         Psalmen zu hören, aber auch Psalmen zu
Schweizer (Violoncello). Karten gibt es im Vorverkauf unter www.concentus.ch. (pd) Ŷ                         schreiben. Die Teilnehmenden werden
                                                                                                             angeleitet, an den Psalmen entlang zu
                                                                                                             schreiben – in unsere eigene Zeit und
                                                                                                             Sprache. (www.wiborada2021.ch) (pd) Ŷ
OFFENE SCHWEIGEMEDITATION                              Stadtrundgänge
Do, 10. Juni, und Mo, 28. Juni, 18.30 – 20 Uhr         In der Regel in der Stadt St. Gallen
Ökum. Kirche Halden, ohne Anmeldung. Jede              Bei jedem Wetter, ohne Anmeldung, Kollekte.
halbe Stunde ist ein Dazukommen oder Ge-               Mit charlie.wenk@gmx.ch (071 288 65 88) und           «Prinzessinnenscheiss»
hen während der Gehmeditation möglich. Lei-            walterfrei@stgaller-geschichten.org (071 278 12
                                                                                                             mit den Care Belles
tung: Gabrielle Bregenzer und Margrit Wenk             64). Textblätter. www.stgaller-geschichten.org
                                                                                                             «Care Belles» nennen sich Kathrin Bolt,
SITZEN IN DER STILLE                                   ST. GALLER HEXEN IM 17. JAHRHUNDERT                   Andrea Scherrer und Bernadette Mock
Mi,16. Juni, 18 – 20.30 Uhr                            Mi, 16. Juni, 14.30 – 16 Uhr                          (auf dem Bild von links). Sie setzen sich
Evang. Kirchgemeindezentrum Heiligkreuz,               Volkskultur und Teufelsglaube, Bedrohungs-            mit dem Thema «Wirtschaft ist Care» aus-
Lettenstrasse 18. Mit Impuls und Möglichkeit           ängste und Projektionen. Mit Walter Frei.             einander. Mit Liedern und Szenen zeigen
zum Einzelgespräch. Info und Anmeldung:                Treff: Vadian-Denkmal am Marktplatz                   sie auf, wie Frauen vielerorts wirtschaft-
Eveline Felder                                                                                               lich benachteiligt werden, obschon sie
                                                       VISIONÄRE FRAUEN WIE WIBORADA                         oft diejenigen sind, welche Care-Arbeit
HEILMEDITATION                                         Do, 24. Juni, 18 – 19.30 Uhr                          unbezahlt verrichten. Musik: Philipp
Mi, 16. Juni, 14.30 Uhr                                Mit Charlie Wenk. Treff: Kirche St. Mangen            Kamm. Regie: Beatrice Mock.
Offene Kirche, Böcklinstr. 2, mit Hedda Schu-                                                                Aufführungen in der DenkBar St. Gallen,
rig, 071 333 30 28, hedda.schurig@bluewin.ch           GESCHICHTEN VON ST. GALLER JUDEN                      Gallusstrasse 11, am Mittwoch, 30. Juni,
                                                       Mo, 28. Juni, 14.30 – 16 Uhr                          um 18 und 20 Uhr.
                                                       Hausierer, Textilgeschäfte, Architekt Hauser          Ab 17 und 19.15 Uhr offener Garten für
Musik                                                  und Maler Varlin, Polizeikommandant Paul              Apéro und Snacks. Eintritt: Fr. 20.–, Platz-
                                                       Grüninger. Mit Walter Frei. Treff: Spisertor          zahl beschränkt. Reservation unter:
BACH-KONZERT                                                                                                 www.ref-sg.ch/veranstaltungen Ŷ
Fr, 25. Juni, Olmahalle 2.0, St. Gallen
                                                       Waldgwunder*
                                                                                                                                                            Foto: Beatrice Mock

17.30 – 18.15 Uhr, Einführung
19 Uhr, Aufführung, Reflexion, 2. Aufführung
der Kantate BWV «Preise dein Glücke,                   PHILOSOPHIEREN AM FEUER
gesegnetes Sachsen» mit Dorothee Mields,               Do, 24. Juni, 19.30 Uhr
Sopran; Daniel Johannsen, Tenor, und Peter             Treff: Haltestelle «Uni/Gatterstrasse», St. Gal-
Kooij, Bass, sowie Chor und Orchester der              len. «Waldgwunder*» ist unter freiem Himmel
Bach-Stiftung. Tickets: 071 242 16 61,                 und in der Natur Gott auf der Spur – diesmal
info@bachstiftung.ch, mehr unter:                      an einem Abend am Feuer, im Hätterenwald.
www.bachstiftung.ch                                    Mehr bei: matthias.wenk@kathsg.ch oder
                                                       Uwe.Habenicht@straubenzell.ch

                                                                                                                            WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
FREIWILLIG                                                                    LESERBRIEF

                                                                                                            Menschen gehen in der
                                                                                                            Kirche ein und aus
                                                                                                            Kirchenbote 4/2021:
                                                                                                            «Kirche zu verkaufen»

                                                                                                            Kirche zu verkaufen,
                                                                                                            oh, nein,
                                                                                                            kann das sein?

                                                                                                            Die Kirche ist kein Gebäude,
                                                                                                            sondern ein Gotteshaus.
                                                                                                            Menschen gehen ein und aus.

                                                                                                            Sie ist Heimat, ein stiller Rückzugsort,
                                                                                                            wir fühlen Gottes Gegenwart
                                                                                                            und hören auf sein Wort.

                                                                                                            Überflüssig? Nein, das ist sie nicht,
                                                                                                            sie ist für alle Glaubenden
                                                                                                            jederzeit ein helles Licht. Ŷ

                                                                                                                                          Barbara Gross
                                                                                                                                                  Grabs

Aline Pfister sieht mit Freude, wie in der Kirchgemeinde eine neue Generation Jugendlicher heranwächst.

«Ich will nicht, dass es ein Müssen wird»
Text | Foto: Stefan Degen

Aline Pfister leitet in Wil Worship-Abende            eine Clique und sind es bis heute.» Das sei         ne zu stehen und einen Input zu halten. Dazu
und organisiert Jugendgottesdienste – frei-          mit ein Grund, weshalb sie als Erwachsene           sei sie zu zurückhaltend, zu schüchtern ge-
willig und unbezahlt. Trotz ihres grossen            der Kirche treu geblieben sei: «Dass meine          wesen. Mittlerweile habe sie nun aber einige
Engagements sucht sie keine kirchliche               Freundinnen und Freunde dort sind.»                 Inputs gehalten.
Anstellung. Denn Wertschätzung erhält die
24-Jährige auch so.                                  Hat sie nie eine kirchliche Anstellung in Er-       NÄCHSTE GENERATION AM START
                                                     wägung gezogen? «Das habe ich mir tatsäch-          Mit Freude sieht Pfister, wie in der Kirchge-
«Für jeden Worship-Abend stellen wir extra           lich einmal überlegt», antwortet die gelernte       meinde eine neue Generation von Jugendli-
eine Band zusammen und üben vier, fünf               Optikerin, die nun Sozialpädagogik studiert         chen heranwächst: «Zu sehen, wie sie sich
Mal», antwortet Aline Pfister auf die Frage,         und nebenbei zu 60 Prozent in einem Inter-          mehr zutrauen, wie sie Fortschritte machen,
ob ihr freiwilliges Engagement in der Kirche         nat arbeitet. Aber mein Glaube ist etwas Per-       das ist schon cool.» Für ihre Arbeit erhält sie
Wil zeitintensiv sei. Das ist es alleweil. Denn      sönliches, mein Hobby gewissermassen.» Ge-          viel Wertschätzung: Von den Jugendlichen,
neben den Worship-Abenden organisiert sie            rade weil ihr der Glaube wichtig sei, wolle sie     von der Kirchenvorsteherschaft, von den
auch noch den Jugendgottesdienst «Alive».            verhindern, dass es ein Müssen wird.                kirchlichen Angestellten. Besonders gefreut
Rund 150 Stunden wende sie jährlich für ihre                                                             hat sie, dass die Kirchgemeinde die Retraite
kirchliche Arbeit auf, schätzt sie. Ohne einen       AUCH MAL NEIN SAGEN                                 des «Alive»-Leitungsteams unterstützt hat.
Franken Entschädigung, nota bene.                    Aline Pfister schätzt es, sich in der Kirche
                                                     einzubringen. Manchmal erhalte sie aber             Wurmt es sie denn nicht, dass Jugendarbeite-
IN DER KIRCHE GROSS GEWORDEN                         auch Anfragen, da schlucke sie leer und den-        rinnen und Jugendarbeiter für ähnliche Ar-
Aline Pfister ist in der Kirche gross gewor-         ke: «Traue ich mir das wirklich zu? Kann ich        beit bezahlt werden, die sie unentgeltlich er-
den. «Eine Zeit lang habe ich sogar direkt ne-       das? Will ich das?» Zum Glück könne sie gut         ledigt? «Manchmal denke ich schon so», gibt
ben der Kirche gewohnt», erzählt sie. Sie ha-        Nein sagen, wenn es ihr zu viel werde. Doch         sie unumwunden zu. «Andererseits kann ich
be als Kind den «Kolibri» besucht, während           Herausforderungen seien auch bereichernd.           mir mein Engagement aussuchen. Angestellte
ihre Eltern im Gottesdienst waren. Später            So habe sie sich vor einigen Jahren nicht vor-      müssen auch Dinge erledigen, die sonst nie-
war sie in Jugendlagern dabei. «Wir waren            stellen können, am «Alive»-Gottesdienst vor-        mand machen will.» Ŷ

14 AUSGABE 6-7/2021
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