AG V Banken Homeoffice / 2020
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Homeoffice GUTER NEUER MIX Die Corona-Pandemie hat auch im Bankgewerbe dazu geführt, Arbeitsprozesse noch stärker zu digitalisieren und mehr Beschäftigten als bisher die Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen, sofern ihre Tätigkeit und die technischen Möglichkeiten dies erlaubten. Nach Stabilisierung der Lage und der folgenden Lockerung der Kontaktbeschränkungen stellt sich die Frage, welchen Anteil Arbeit im Homeoffice und im Büro künftig haben werden. Aktuelle Studien zeigen: Die vielen positiven Erfahrungen mit dem Homeoffice werden das Ausmaß an Arbeit von zu Hause wohl dauerhaft auf ein höheres Niveau heben. Aber auch Arbeiten im Büro bleibt vielfach wichtig. Experten erwarten deshalb einen neuen, aber eher ausgewogenen Mix der verschiedenen Arbeitsformen. Dieser schafft größere Flexibilität und verbessert Arbeitszufriedenheit und Gesundheit. „Zu Hause ist es am schönsten“ (Die Zeit, 9. Juni), Privates Bankgewerbe: schon vor Corona „Homeoffice-Boom - Coronakrise stellt Zukunft des 40 Prozent mindestens gelegentlich im Homeoffice Büroturms infrage“ (Der Spiegel, 22. Mai 2020), aber Doch war der Digitalisierungsbeschleuniger Corona auch „Lasst uns wieder in Büro“ (Frankfurter Allge- überhaupt noch notwendig für einen generellen Be- meine Zeitung, 13. Juni 2020) lauteten nur einige der wusstseinswandel bei Arbeitgebern und Beschäftig- Schlagzeilen der vergangenen Monate, die sich mit ten, brauchte es den „Game Changer Corona“? Für viele der zwangsweisen Verschiebung von Arbeit ins Home wissensbasierte Tätigkeiten und insbesondere für die office während der Hochphase der Pandemie beschäf- Arbeit im Bankgewerbe lautet die Antwort: nicht unbe- tigten. Noch ist es zu früh, um gesicherte Aussagen dingt. Fast jede(r) zweite Bürobeschäftigte in Deutsch- über die zukünftige Arbeitsgestaltung zu treffen, aber land arbeitete schon vor der Pandemie mindestens sowohl die Headlines als auch die verschiedenen Stu- gelegentlich von zu Hause, im privaten Bankgewerbe dien, die sich mit den Folgen der Pandemie auf die Ar- (inklusive stationärem Filialvertrieb) waren es knapp beit der Zukunft beschäftigen, zeichnen ein deutlich 40 Prozent – mit erheblichem weiteren Potenzial: Von differenziertes Bild. Dass wir dauerhaft ein „Land voller den Beschäftigten, die vor der Krise nicht von zu Hause Stubenhocker“ (Die Zeit, 11. März 2020) werden, er- gearbeitet haben, würde dies über alle Branchen hinweg scheint jedenfalls im Licht der aktuellen Erkenntnisse mehr als die Hälfte gerne tun. 02 Und im privaten Bank- mehr als fraglich. gewerbe äußerten im Februar 2020, also unmittelbar vor der akuten Krisenphase, zwei Drittel der Beschäftigten Unzweifelhaft sind die Corona-Pandemie und die damit den Wunsch nach mehr Arbeit im Homeoffice. 03 verbundenen Kontaktbeschränkungen ein Digitalisie- rungsbeschleuniger bei der Gestaltung der Geschäfts- Dabei ist zu berücksichtigen, dass gerade beim The- und Arbeitsbeziehungen – und haben ein Umdenken ma Homeoffice zwischen Wunsch und Umsetzbarkeit bewirkt: 87 Prozent der Führungskräfte wollen infolge oft eine Lücke klafft, die sich nur teilweise schließen der Corona-Pandemie die Digitalisierung vorantrei- lässt. Denn Homeoffice kommt nicht für jeden Arbeits- ben, 69 Prozent sogar in hohem Maße – und somit den bereich, jede Aufgabe und jede Person in Betracht – Schwung des erzwungenen Digitalisierungsschubs und ist auch nicht für alle Beschäftigten attraktiv. nutzen.1 Vor der Krise waren nur knapp die Hälfte der Manche Erwerbstätige haben aufgrund ihrer Tätigkeit Vorgesetzten offen gegenüber der Arbeit im Home keine Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten. Bei office, sofern dies die Arbeitsaufgaben zulassen, wäh- bestimmten Jobs ist Homeoffice zwar grundsätzlich rend fast drei Viertel großen Wert darauf legten, dass möglich, aber aufgrund betrieblicher Notwendigkeiten Beschäftigte im Betrieb anwesend sind. 01 schwierig, etwa in bestimmten Projektphasen. Darüber 3 | AGV Banken
Homeoffice Vor Corona: Vorgesetzte wünschten sich Beschäftigte eher vor Ort 01 Haltung von Vorgesetzten gegenüber Arbeit im Homeoffice Gesamtwirtschaft, in % der Beschäftigten, Mai 2020 trifft genau zu trifft eher zu Vor der Corona-Krise … … legten Vorgesetzte großen Wert darauf, dass die Beschäftigten 47 28 im Betrieb anwesend sind … waren Vorgesetzte offen gegenüber der Arbeit im Homeoffice, 19 30 wenn die Arbeitsaufgaben es zulassen … waren Vorgesetzte eher misstrauisch, ob im Homeoffice auch 20 24 genauso produktiv gearbeitet wird wie im Betrieb Quelle: DAK, Digitalisierung und Homeoffice in der Corona-Krise – Sonderanalyse zur Situation in der Arbeitswelt vor und während der Pandemie, Juli 2020; repräsentative Erwerbstätigenbefragung April/Mai 2020, n = 7.226 Vor Corona: Fast die Hälfte Vor Corona: Zwei Drittel der der Bürobeschäftigten auch im 02 Bankbeschäftigten mit Wunsch 03 Homeoffice, realistischer Wunsch nach mehr Homeoffice bei einem weiteren Viertel Bürobeschäftigte und Homeoffice Wunsch, häufiger von zu Hause aus zu arbeiten Gesamtwirtschaft, in % der Bürobeschäftigten, Privates Bankgewerbe, in % der Beschäftigten, 2018 Februar 2020 Arbeit mindestens gelegentlich im Homeoffice täglich keine Arbeit im Homeoffice an einigen Tagen in der Woche obwohl gewünscht an einigen Tagen im Monat weil nicht gewünscht nein weil es die Tätigkeit nicht zulässt 4 32 28 32 46 54 11 15 32 Quellen: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bundesanstalt für Arbeitsschutz Quelle: Repräsentative Beschäftigtenbefragung im privaten Bankgewerbe, und Arbeitsmedizin, Institut der deutschen Wirtschaft Kantar TNS / AGV Banken 4 | AGV Banken
hinaus gibt es Beschäftigte, die nicht zu Hause arbei- lerdings war bei der Arbeit im Homeoffice bereits vor ten können oder wollen, weil etwa die häuslichen Be- der aktuellen Krise die Dynamik durchaus beachtlich, dingungen Homeoffice nicht ermöglichen oder weil sie vor allem in den vergangenen drei Jahren: Noch Anfang bewusst eine Grenze zwischen Beruf und Privatleben der 2010er-Jahre arbeiteten rund 26 Prozent der Be- ziehen möchten. Entsprechend wollten vor der Coro- schäftigten im privaten Bankgewerbe mindestens ge- na-Krise etwa 10 bis 15 Prozent der Beschäftigten gar legentlich von zu Hause, bis heute ist dieser Anteil um nicht von zu Hause arbeiten – auch, weil sie nicht auf die Hälfte auf 39 Prozent gestiegen. 04 den persönlichen Kontakt im Team verzichten wollten.2 Und wer nicht über ein gewisses Maß an Selbstdiszi- Die notwendige schnelle Umstellung auf Homeoffice plin, Selbstständigkeit und Abgrenzungsfähigkeit ver- in vielen Arbeitsbereichen zu Beginn der akuten Kri- fügt, wird es aus Expertensicht beim Arbeiten zu Hause senphase fiel also im Bankgewerbe grundsätzlich auf eher schwer haben. fruchtbaren Boden, die viel zitierte „neue Normalität“ ist bei den Banken in vielen Bereichen schon länger Zugleich hat sich während der Corona-Pandemie ge- gelebter Arbeitsalltag. Allerdings zeigt auch im Kredit- zeigt, dass Homeoffice häufiger möglich und sinnvoll gewerbe das Ausmaß der Veränderung zu Krisenbe- ist, als dies bislang vermutet und praktiziert wurde. Al- ginn, wie weitreichend sich die Arbeitswelt selbst bei 5 | AGV Banken
Homeoffice Schon vor Corona: Homeoffice im Kommen 04 Arbeitsorte Privates Bankgewerbe, in % der Beschäftigten immer / ausschließlich im Büro / Betrieb mindestens gelegentlich* zu Hause häufiger** zu Hause 50 43 41 41 40 40 40 39 40 37 37 33 32 29 30 29 30 26 26 26 25 23 20 21 21 18 19 20 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Feb. 2020 * mind. 1 x / Monat; ** mind. 1x / Woche; Quelle: Repräsentative Beschäftigtenbefragung im privaten Bankgewerbe, Kantar TNS / AGV Banken den Banken als Digitalisierungs-Vorreiter verändert stellt hatten, etwa indem sie innerhalb kürzester Zeit hat: So stieg auch in Großbanken mit größeren Einhei- Tausende neuer digitaler Endgeräte bereitgestellt und ten wie dem Filialgeschäft, die sich nicht für die Arbeit ihre Arbeitsabläufe mit neuester Technologie und ver- von zu Hause eignen, zu Spitzenzeiten der Anteil der änderter Programmierung angepasst haben. Ablesbar Beschäftigten im Homeoffice von etwa einem Fünftel ist das in einer aktuellen Beschäftigtenbefragung der auf teilweise über zwei Drittel; in Instituten mit ande- DAK zur Situation in der Arbeitswelt vor und während der ren Geschäftsmodellen arbeitete zwischenzeitlich so- Pandemie: 80 Prozent der Befragten in der Finanzwirt- gar annähernd die gesamte Belegschaft außerhalb des schaft bescheinigten ihren Arbeitgebern, die Möglich- Büros. keiten zur Arbeit im Homeoffice sprunghaft ausgeweitet zu haben. Damit sind Banken und Versicherungen die Banken führend beim Wechsel ins Homeoffice Branche mit der höchsten Dynamik bei der Bewältigung Bei allen – auch technischen – Schwierigkeiten dieser des abrupten Wandels, noch vor IT-Dienstleistern. 05 Ad-hoc-Umstellung waren es vor allem die Banken, die Viele Unternehmen anderer Branchen haben ähnlich sich besonders schnell auf die neue Situation einge- gehandelt. So haben die Bürobeschäftigten in rund 6 | AGV Banken
Ausweitung digitaler Arbeitsmethoden während der Corona-Krise: 05 Banken mit höchster Dynamik „Im Zuge der Corona-Krise hat mein Arbeitgeber die Möglichkeiten, über digitale Arbeitsmethoden im Homeoffice zu arbeiten, sprunghaft ausgeweitet“ Zustimmende Antworten, in % der Beschäftigten, Mai 2020 Banken, Versicherungen 80 Datenverarbeitung und Informationsdienstleistungen 75 Chemische Industrie 73 Öffentliche Verwaltung 72 Bildung, Kultur, Medien 68 Fahrzeugbau, Automobilindustrie, -zulieferer 68 Land-, Forst-, Energie-, Abfallwirtschaft 65 Organisationen und Verbände 63 Rechtsberatung und andere Unternehmensdienstleitungen 62 sonstiges verarbeitendes Gewerbe 60 Sonstiges 60 Gesamtwirtschaft 57 Verkehr, Lagerei und Kurierdienste 53 Holz, Papier, Druck 52 sonstige Dienstleistungen 52 Baugewerbe 43 Nahrungs- und Genussmittel 38 Handel 37 Sozialwesen 35 Gesundheitswesen 29 Quelle: DAK, Digitalisierung und Homeoffice in der Corona-Krise – Sonderanalyse zur Situation in der Arbeitswelt vor und während der Pandemie, Juli 2020; repräsentative Erwerbstätigenbefragung April/Mai 2020, n = 7.226 70 Prozent der Unternehmen nahezu komplett oder spielsweise 54 Prozent der Beschäftigten eine Verbes- größtenteils im Homeoffice gearbeitet.3 Häufig etabliert serung – Tendenz: deutlich steigend; fünf Jahre zuvor wurden dabei Schichtmodelle, bei denen im Wechsel lag der Anteil der positiv Gestimmten noch bei 45 Pro- ein Teil der Beschäftigten entweder im Homeoffice oder zent. 06 Insofern hat die Pandemie eine von großen im Büro arbeitet, um persönliche Kontakte zu minimie- Teilen der Beschäftigten erhoffte veränderte Arbeitssi- ren und bei Infektionen in einer Teilgruppe die übrigen tuation schneller als erwartet Realität werden lassen. Beschäftigten zu schützen. Die Erfahrungen im ersten Halbjahr 2020 haben aber Erfolgsfaktor bei der besonders zügigen Transformation auch gezeigt, dass sich persönliche soziale Kontakte im im Bankgewerbe war sicherlich auch, dass die Beschäf- Büro nicht vollständig durch virtuelle Treffen ersetzen tigten dort ohnehin einen überwiegend positiven Blick lassen, und das mit erkennbar abnehmender Tendenz: auf die Digitalisierung und deren Auswirkungen auf ihr Je länger soziale Distanzierung nötig sein wird, desto persönliches Arbeitsumfeld haben. Bezogen auf den seltener werden die Menschen auf bestehende Kontakte Arbeitsort (Unternehmen/Homeoffice) erwarten bei- und Netzwerke zurückgreifen können – einmal ganz ab- 7 | AGV Banken
Homeoffice Auswirkungen der Digitalisierung auf die Wahl des Arbeitsorts: 06 Bankbeschäftigte erwarten mehr Flexibilität Erwartete Veränderung durch Digitalisierung bei der Wahl des Arbeitsorts Priv. Bankgewerbe, in % der Beschäftigten (eher bzw. starke) Verbesserung teils teils (eher bzw. starke) Verschlechterung keine Veränderung k. A. 2015 45 30 8 12 6 2016 42 27 9 15 6 2017 44 29 9 13 5 2018 48 28 9 10 4 2019 49 30 7 10 5 2020 54 27 5 10 4 Quelle: Repräsentative Beschäftigtenbefragungen im privaten Bankgewerbe, Kantar TNS im Auftrag des AGV Banken gesehen von der Tatsache, dass der Mensch als soziales empfinden eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Wesen für eine dauerhaft gute Zusammenarbeit Vertrau- Privatleben (bei Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren en auch über persönliche Kontakte aufbauen muss. Zu sind es sogar 77 Prozent), bewerten den Zeitgewinn dieser Erkenntnis passen die Befragungsergebnisse im aufgrund fehlender Pendelzeiten als positiv und sehen privaten Bankgewerbe zu den erwarteten Auswirkungen bessere Möglichkeiten, sich die Arbeit einzuteilen. 08 der Digitalisierung auf Teamgeist und Führungsverhal- Die positiven Bewertungen decken sich in Ausmaß und ten. Hier sind die Beschäftigten eher skeptisch, und mit Gewichtung fast vollständig mit Daten aus dem priva- Blick auf die Zusammenarbeit im Team überwogen sogar ten Bankgewerbe, die zu Jahresbeginn 2020 – also die negativen Erwartungen – jedenfalls vor der Corona- vor der Corona-Krise – erhoben wurden. Das lässt da- Krise. 07 rauf schließen, dass sich die Beurteilung der Arbeit im Homeoffice während der Pandemie nicht grundlegend Zeitersparnis größter Vorteil, fehlender Kontakt verändert hat. größter Nachteil im Homeoffice Aktuelle Studien unterstreichen diesen Aspekt. Da- Entsprechend lohnt ein Blick auf Umfragedaten, die nach vermissen 75 Prozent der Beschäftigten, die re- der AGV Banken unmittelbar vor der akuten Krisenpha- gelmäßig im Homeoffice arbeiten, den direkten Kontakt se erhoben hat. Danach liegt die Arbeitszufriedenheit zu ihrem Team. Und knapp 50 Prozent empfinden den von Beschäftigten, die häufiger im Homeoffice arbeiten kurzfristigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen (mindestens einmal pro Woche), signifikant über dem als schwieriger. Auch sind bestimmte Unterlagen und Durchschnitt. Das liegt vor allem an den besonders Arbeitsmaterialien nicht so leicht zugänglich. Auf der an- hohen Entscheidungsspielräumen, die nach dem deren Seite ergibt sich eine Reihe von Vorteilen. So sind jüngsten Stand arbeitswissenschaftlicher Forschung viele Beschäftigte, die während der Pandemie erstmals auch einen gesundheitsförderlichen Effekt haben, an regelmäßig im Homeoffice waren, mit ihrer Arbeit über- der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben durchschnittlich zufrieden. Zwei Drittel dieser Gruppe und an der leichteren Arbeitseinteilung. Dadurch emp- F ortsetzung auf Seite 10 8 | AGV Banken
Auswirkungen der Digitalisierung auf Team und Führung: 07 Bankbeschäftigte eher skeptisch Erwartete Veränderung durch Digitalisierung Priv. Bankgewerbe, in % der Beschäftigten, 2020 (eher bzw. starke) Verbesserung teils teils (eher bzw. starke) Verschlechterung keine Veränderung k. A. Teamgeist und Zusammenhalt unter Kollegen 18 36 30 12 4 Führungsverhalten der direkten Führungskraft 19 37 19 17 8 Quelle: Repräsentative Beschäftigtenbefragungen im privaten Bankgewerbe, Kantar TNS / AGV Banken Vor- und Nachteile im Homeoffice: Zeitgewinn, bessere Vereinbarkeit und 08 Produktivität versus fehlender Kontakt und unklare Grenze zum Privaten Vor- und Nachteile der Arbeit im Homeoffice Zustimmende Antworten, in % der Beschäftigten, Mai 2020 / Februar 2020 alle Branchen privates Bankgewerbe Befragte mit regelmäßiger Gründe für Homeoffice; Befragte, Arbeit im Homeoffice; die mindestens gelegentlich im Mai 2020 Homeoffice arbeiten oder daran Vorteile interessiert sind, Februar 2020 Zeitersparnis, z. B. durch Wegfall der 68 61 Fahrt zur Arbeitsstelle bessere Vereinbarkeit von Beruf 66 49 und Privatleben Weniger Stress, z. B. durch bessere 65 45 Einteilung der Arbeitszeit produktiveres/konzentrierteres 56 44 Arbeiten Nachteile fehlender persönlicher Kontakt zu 75 Kolleginnen/Kollegen Beeinträchtigung kurzfristiger 48 Besprechungen im Team keine klare Trennung zwischen 47 Beruf und Privatleben schwieriger/kein Zugang zu 41 Unterlagen/Akten/Materialien Quelle: DAK, Digitalisierung und Homeoffice in der Corona-Krise – Sonderanalyse zur Situation in der Arbeitswelt vor und während der Pandemie, Juli 2020; repräsentative Erwerbstätigenbefragung April/Mai 2020, n = 7.226 | Repräsentative Beschäftigtenbefragung im privaten Bankgewerbe, Kantar TNS / AGV Banken, Februar 2020 9 | AGV Banken
Homeoffice F ortsetzung von Seite 8 finden die Beschäftigten ihre Arbeitsbelastung als un- Arbeit im Homeoffice gesundheitsgerecht gestalten terdurchschnittlich, Ziele als überdurchschnittlich gut Die passende Mischung aus Homeoffice und Büro ist erreichbar und haben insgesamt deutlich mehr Spaß darüber hinaus auch für die Gesundheit der Beschäftig- an der Arbeit. 09 Dabei ist zu beachten, dass die al- ten von Bedeutung. Auch das belegen Erhebungsdaten lermeisten Beschäftigten in dieser Gruppe sich keines- aus dem privaten Bankgewerbe. Danach sind die Be- wegs dauerhaft zu Hause aufhalten, sondern in einem schäftigten, die häufiger im Homeoffice arbeiten, trotz ausgewogenen Mix aus Präsenzzeiten im Büro und insgesamt erhöhter Arbeitsanforderungen überdurch- Zeiten im Homeoffice arbeiten. Daraus lässt sich ablei- schnittlich zufrieden. Am wohlsten und leistungsfähigs- ten, dass weder komplette Büroarbeit noch komplettes ten fühlen sich aber diejenigen, die nur ein- bis zweimal Homeoffice als ideale Arbeitsform anzusehen sind – pro Woche von zu Hause arbeiten. 09 vielleicht nicht in jedem Einzelfall, aber im Durchschnitt der Belegschaften. F ortsetzung auf Seite 12 10 | AGV Banken
Wechsel aus Präsenz im Büro und häufigerer Arbeit im Homeoffice macht 09 überdurchschnittlich zufrieden und leistungsfähig Bewertung wichtiger Faktoren der Arbeitsqualität Bewertung der persönlichen Gesundheit und Top Two (ausgezeichnet/sehr gut); Abweichung Leistungsfähigkeit vom Durchschnitt aller Beschäftigten in Prozent Top Two (ausgezeichnet/sehr gut); Abweichung Beschäftigte, die häufiger (1x/Woche oder öfter) vom Durchschnitt aller Beschäftigten in Prozent im Homeoffice arbeiten eschäftigte, die durchschnittlich etwa 1x/Woche B im Homeoffice arbeiten eschäftigte, die immer/täglich oder mehrmals pro Woche B im Homeoffice arbeiten Durchschnitt Durchschnitt aller Beschäftigten aller Beschäftigten Gesundheits- 7 Gesamtzufriedenheit 20 zustand insgesamt -1 Vereinbarkeit von Beruf Psychische 4 21 und Privatleben Verfassung -5 Umgang mit neuen Entscheidungs Aufgaben/ 13 17 spielräume Heraus- -11 forderungen Umgang mit Termin-/ 12 Spaß an der Arbeit 14 Leistungsdruck 6 angemessene/ erreichbare 12 Arbeitsziele ausreichend Zeit 11 und Ressourcen angemessene 9 Arbeitsbelastung Quelle: Repräsentative Beschäftigtenbefragung im privaten Bankgewerbe, Kantar TNS / AGV Banken, 2020 11 | AGV Banken
Homeoffice F ortsetzung von Seite 10 Darüber hinaus spielt die Gestaltung von Homeoffice Die Zukunft der Arbeit wird hybrid eine entscheidende Rolle. Das beginnt bei Fragen der Die Ergebnisse vieler aktueller Studien und Erhebungen technischen Ausstattung, der Arbeitszeit und Erreich- zum Homeoffice legen nahe, dass das Arbeiten von zu barkeit und geht über das Schaffen ausreichender – auch Hause weiter zunehmen wird und dass Mischformen persönlicher – Kommunikation bis hin zu Überlegungen, zwischen Präsenz im Büro und remote work besonders wie sich Unternehmens- und Führungskultur verändern verbreitet sein werden. Etwas mehr als 40 Prozent der müssen. Der AGV Banken hat sich mit diesen Fragen im Unternehmen wollen das Angebot, im Homeoffice ar- Rahmen der Sozialpartner-Initiative „Mitdenken 4.0“ un- beiten zu können, auch nach der Pandemie ausweiten – ter dem Dach der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft aber ebenso viele haben dazu noch keine endgültige (VBG) ausführlich beschäftigt und gemeinsam mit den Entscheidung getroffen.4 Für die große Mehrheit der Partnern – AGV Versicherungen, BDA und Verdi – eine Führungskräfte (79 Prozent) hat die Präsenz der Be- Handlungshilfe zur gesundheitsgerechten Gestaltung schäftigten im Betrieb auch in Zukunft einen hohen der Arbeit im Homeoffice erarbeitet, die als Download Stellenwert, sie setzen aber ebenfalls mehrheitlich zur Verfügung steht (www.vbg.de/mitdenken4null). (rund 60 Prozent) auf gemischte Angebote (Präsenz- und Homeoffice) und den Ausbau der Arbeit im Home- office.5 Daraus lässt sich der Schluss ziehen: Die Zukunft der Arbeit wird hybrid – soweit sie es nicht ohnehin schon war. 12 | AGV Banken
Vor diesem Hintergrund überraschen aktuelle Über- Zugleich bedeutet mobil-flexible Arbeit etwa im Home- legungen für einen gesetzlichen Anspruch auf Home- office nicht unbegrenzte Freiheit für die Beschäftigten office. Ins Spiel gebracht wurde bereits ein Modell, und nicht unbegrenzte Verfügbarkeit für die Unter- nach dem Beschäftigte grundsätzlich ein Recht auf nehmen. Alle Beteiligten tun gut daran, Bedürfnisse und Homeoffice haben sollen, wenn ihr Arbeitsplatz dies Erwartungen wohl abzuwägen und in Einklang zu bringen. zulässt. Auch eine vollständige Verlagerung der Arbeit Das bedeutet: Vorgesetzte und Mitarbeiter müssen ins Homeoffice soll möglich sein, darüber hinaus soll es sich über die Möglichkeiten und Grenzen der neuen neue Regeln für die Arbeit im Homeoffice geben, um Arbeitsformen verständigen, und die Beschäftigten eine klare Trennung von Arbeit und Privatleben auch zu müssen stärker als bisher eigenverantwortlich ihre Hause zu ermöglichen. Arbeit strukturieren und wissen, wann es Zeit ist, den Aus-Knopf zu drücken. Dieser Ansatz erscheint jedoch allzu pauschal und ein- seitig. Flexibilität ist keine Einbahnstraße: Nicht alle Die Pandemie hat gezeigt, dass das Vertrauen in Home- Beschäftigten, die gerne flexibler arbeiten möchten, office und Mobilarbeit bei Beschäftigten und Arbeit- können damit rechnen, dass sich dieser Wunsch mit den gebern weiter gestiegen ist. Laut einer repräsentati- Notwendigkeiten im Unternehmen deckt. Umgekehrt ven Corona-Umfrage der Initiative Psyga (psychische dürfen Vorgesetzte nicht erwarten, dass alle Beschäf- Gesundheit in der Arbeitswelt) des Bundesarbeits- tigten zur Arbeit im Homeoffice fähig oder bereit sind. Für ministeriums sagen zwei Drittel der Beschäftigten, dass welche Unternehmensbereiche, Tätigkeiten oder Per- ihre Arbeitgeber sie vorbildlich unterstützen, und eben- sonen sich Arbeit im Homeoffice eignet, ist eine Frage, so viele bestätigen, dass sie sich gut über den Umfang die sich gerade nicht pauschal beantworten lässt. Hier mit der Situation informiert fühlten. Diese Transparenz sind Aushandlungsprozesse nötig – mindestens für ein- und das entstandene Vertrauen sollten nicht durch zelne Unternehmen, eher sogar für bestimmte Arbeits- vorauseilende Regulierung untergraben werden. bereiche, womöglich sogar individuell. Personalarbeit und Führung werden dadurch ohne Frage kleinteiliger – doch der Aufwand lohnt sich, wenn passende Lösungen gefunden werden, die Gesundheit, Motiva- tion und Mitarbeiter-Commitment steigern. 1 ays/Rheingold Institut: Anpassung an eine neue Normalität; Befragung von 750 Führungskräften (davon nahezu die Hälfte aus dem H Dienstleistungssektor), Juli 2020 2 Universität Mannheim: Mannheimer Corona-Studie, Schwerpunktbericht zur Nutzung und Akzeptanz von Homeoffice in Deutschland während des Lockdowns, Juli 2020 3 Fraunhofer IAO, DGFP e.V.: Arbeiten in der Corona-Pandemie – auf dem Weg zum New Normal, Stuttgart, Juli 2020 4 Fraunhofer IAO, DGFP e.V.: Arbeiten in der Corona-Pandemie – auf dem Weg zum New Normal, Stuttgart, Juli 2020 5 Hays/Rheingold Institut: Anpassung an eine neue Normalität; Befragung von 750 Führungskräften (davon nahezu die Hälfte aus dem Dienstleistungssektor), Juli 2020 13 | AGV Banken
Herausgeber: www.agvbanken.de Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes e.V. AGV Banken Burgstr. 28 10178 Berlin September 2020 Illustrationen: Prof. Felix Scheinberger
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