Aktionsplan Westlicher Balkan und EU-Nachbarschaft - Wie Deutschland zu dauerhaftem Frieden auf dem Balkan beitragen kann - DGAP ...

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Aktionsplan Westlicher Balkan und EU-Nachbarschaft - Wie Deutschland zu dauerhaftem Frieden auf dem Balkan beitragen kann - DGAP ...
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik

                                   BERICHT

              Aktionsplan Westlicher Balkan
              und EU-Nachbarschaft
              Wie Deutschland zu dauerhaftem Frieden
              auf dem Balkan beitragen kann

                                 Gerald Knaus
                                 Vorsitzender, Europäische
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Aktionsplan Westlicher Balkan und EU-Nachbarschaft                                                             BERICHT

Seit mehr als zwei Jahrzehnten setzt sich die deutsche        europäische Außenpolitik. Dabei gelang der EU und ihren
Außenpolitik dafür ein, auf dem Westbalkan neuerliche         Mitgliedsstaaten ein geopolitisches Wunder der demokra-
Spannungen, innenpolitische Konflikte oder gar kriegeri-      tischen Stabilisierung.
sche Auseinandersetzungen zu verhindern. Das dies seit
1999 gelang, ist auch ein Erfolg deutscher Politik.           Montenegro erlangte seine Unabhängigkeit auf friedli-
                                                              chem Weg, unterstützt von einer breiten multiethnischen
                                                              Koalition. Heute leben mehr als 220.000 Nicht-Serben in
Allerdings haben in den letzten Jahren die Risiken eines      der bosnischen „Republika Srpska“, aus deren Gebiet sie
Scheiterns dieser Stabilisierungspolitik zugenommen. In       während des Krieges 1992-1995 vertrieben worden waren.
Serbien, dem mächtigsten Land der Region, sprechen füh-       In Nordmazedonien gibt es Grundschulen in vier Spra-
rende Regierungsmitglieder wieder offen über mögliche         chen, und Albanisch ist im gesamten Land Amtssprache.
kriegerische Auseinandersetzungen und stellen die Grenz-      Die Mehrheit der Kosovo-Serben, die vor 1999 im Kosovo
ziehung auf dem Westbalkan in Frage. Die Verurteilung des     lebten, blieb auch nach 1999 dort. Serbisch ist Amtssprache
ehemaligen Generals Ratko Mladić im Frühjahr 2021 wegen       im Kosovo. In der ganzen Region herrscht seit zwei Jahr-
Völkermord in Srebrenica führte bei den Regierenden und       zehnten Frieden.
den regierungsnahen Medien zu extrem nationalistischen
Reaktionen. Auch die seit Jahren wachsenden Militäraus-       Die letzten Jahre sahen rund um die Europäische Union
gaben machen klar, dass eine destabilisierende Politik        Kriege und Gewaltausbrüche: in Georgien, dem Irak, in Sy-
gegenüber Nachbarstaaten wie Bosnien-Herzegowina und          rien, in der Ukraine, in Libyen und im Kaukasus. In vielen
Kosovo nicht nur vorstellbar, sondern sogar wahrschein-       osteuropäischen Mitgliedsstaaten des Europarates gibt
lich wäre, gäbe es keine stabilisierende Gegenstrategie       es heute auch wieder politische Gefangene. Der Westbal-
Deutschlands und seiner Verbündeten.                          kan hingegen blieb friedlich. Heute gibt es in keinem Land
                                                              der Region politische Gefangene oder systematische Men-
Als im Juli 1999 der deutsche Bundeskanzler Gerhard           schenrechtsverletzungen. Deutschland zog seine Soldaten
Schröder, US-Präsident Bill Clinton und die Regierungs-       aus Bosnien-Herzegowina ab, ohne sich sorgen zu müssen,
chefs aller EU-Mitglieder zu einem großen Balkangipfel        es könnte daraufhin in Kürze zu neuen Kämpfen kommen.
nach Sarajevo kamen, war der Kosovo-Konflikt gerade erst      Nur im Kosovo ist noch ein kleines Kontingent von derzeit
zu Ende gegangen. In diesem vierten Balkankrieg in weni-      rund 80 Bundeswehr-Soldaten stationiert.
ger als einem Jahrzehnt waren fast eine Million Albaner in
die Nachbarstaaten vertrieben worden. Die Politiker, die      INS STOCKEN GERATEN
sich damals in Sarajevo trafen, teilten ihre Abscheu gegen
Nationalismus, der in kurzer Zeit so viele Menschenleben      Nicht nur auf dem Westlichen Balkan, sondern auch in der
gekostet hatte. Sie versprachen, „zur Bewahrung der mul-      europäischen Nachbarschaft ist der Einfluss Deutschlands
tinationalen und multiethnischen Vielfalt der Länder in der   auf die innen- und außenpolitischen Entwicklungen seit
Region und zum Schutz von Minderheiten zusammenzu-            mehr als zwei Jahrzehnten auf das engste mit der Glaub-
arbeiten“. Sie erklärten feierlich: „Wir werden uns gemein-   würdigkeit einer europäischen Integrationsperspektive
sam für die Integration Südosteuropas in einen Kontinent      verbunden. Wo diese besteht, hat Deutschland, bilateral
einsetzen, auf dem Grenzen unverletzlich bleiben, aber kei-   und durch die Europäische Union, großen Einfluss und
ne Spaltung mehr bedeuten und die Möglichkeit des Kon-        kann seine Interessen durchsetzen. Die auch von Deutsch-
takts und der Zusammenarbeit bieten.“ Sie versprachen         land geforderte Auslieferung von gesuchten Kriegsverbre-
einen europäischen Frieden, eine postmoderne Pax Euro-        chern, die Modalitäten für Montenegros Unabhängigkeits-
peana. Bei der Formulierung dieses Ziels spielte Deutsch-     referendum, erste Schritte im Normalisierungsprozess
land eine führende Rolle.                                     zwischen Serbien und Kosovo, der Kompromiss mit Grie-
                                                              chenland über den Namen des Staates Nordmazedonien,
ZWEI JAHRZEHNTE FRIEDEN                                       weitreichende Justizreformen in Albanien und andere
                                                              schwierige Entscheidungen wurden in der Region umge-
Waren es in der zweiten Hälfte der 90er Jahre noch vor        setzt, weil Eliten dies für notwendig hielten, um bei der
allem die USA, die bei der Stabilisierung der Region nach     von ihnen gewünschten und für realistisch eingeschätzten
dem Ende der Kriege in Bosnien (1995) und Kosovo (1999)       europäischen Integration voranzukommen.
auch militärisch eine führende Rolle spielten, so änderte
sich dies ab 2000. Die EU wurde zum führenden Akteur,         Wo diese „europäische Perspektive“ schwindet, reduziert
und innerhalb der EU spielte Deutschland seine Rolle mit      sich der Einfluss Deutschlands in der Region schnell. Die
wachsendem Einfluss. Der Westbalkan wurde so zum ers-         Entwicklung der Türkei-EU-Beziehungen ist eine klare
ten und bis heute erfolgreichsten Test für eine gemeinsame    Warnung, was auch auf dem Westbalkan in naher Zukunft
September 2021                                                                                                       99

            BERICHT                                                  Aktionsplan Westlicher Balkan und EU-Nachbarschaft

möglich ist. In der Türkei gab es nach dem Jahr 2000 eine    Erweiterungsprozess stockt seit Jahren. Derzeit sind nur
Periode des wachsenden Einflusses Deutschlands und der       zwei der sechs Staaten der Region tatsächlich in Beitritts-
EU. Dann aber verloren die Beitrittsgespräche der EU mit     gespräche eingebunden: Serbien und Montenegro. Deren
der Türkei aus unterschiedlichen Gründen jede Glaubwür-      Beitrittsgespräche und Reformen treten allerdings seit
digkeit und wurden schließlich eingefroren. Gleichzeitig     Jahren auf der Stelle. Albanien und Nordmazedonien war-
wuchsen die Spannungen zwischen der Türkei einerseits        ten seit Jahren auf den Beginn dieser Gespräche. Bosnien-
und Deutschland und anderen EU-Staaten andererseits,         Herzegowina ist noch nicht einmal offizieller Beitritts-
bis hin zu militärischen Drohungen Ankaras gegen Grie-       kandidat. Kosovo wird von manchen EU-Mitgliedsstaaten
chenland und Zypern. Auch angesichts des Abbaus des          nicht als unabhängiger Staat anerkannt und kann daher
türkischen Rechtsstaats und der Verletzung grundlegen-       keinen EU-Beitrittsantrag stellen.
der Menschenrechte zeigen sich Deutschland und die EU
machtlos.                                                    DEUTSCHLANDS ROLLE
Heute verliert auch auf dem Westbalkan die vor wenigen       Im Dezember 2003 verabschiedete die EU ihre erste Euro-
Jahren noch so wirkmächtige Perspektive der Integration      päische Sicherheitsstrategie, die eine Warnung enthielt:
an Glaubwürdigkeit für die politischen Eliten und Gesell-    „Der Ausbruch des Konflikts auf dem Balkan hat uns dar-
schaften. In wichtigen EU-Mitgliedsstaaten wie Frank-        an erinnert, dass der Krieg nicht von unserem Kontinent
reich, aber auch den Niederlanden, herrscht große Skep-      verschwunden ist.“ Und sie knüpfte die Zukunft der EU-
sis gegenüber jeder weiteren Erweiterungsrunde. Weitere      Außenpolitik an ihren Erfolg in Südosteuropa:
EU-Beitritte sind somit unwahrscheinlich geworden; der

EU-Beitrittsverhandlungen mit den Staaten des Westlichen Balkans

                                                                                SERBIEN
                 BOSNIEN-HERZEGOWINA                                            Beitrittsverhandlungen
                 nicht in Beitritts-                                            seit 2014
                 verhandlungen

                 MONTENEGRO
                                                                                KOSOVO
                 Beitrittsverhandlungen
                                                                                nicht in Beitritts-
                 seit 2012
                                                                                verhandlungen

                 ALBANIEN
                 nicht in Beitritts-
                 verhandlungen
                                                                                NORDMAZEDONIEN
                                                                                nicht in Beitritts-
                                                                                verhandlungen

Quelle: Europäische Kommission (2020), https://t1p.de/frli
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Aktionsplan Westlicher Balkan und EU-Nachbarschaft                                                                        BERICHT

„Die Glaubwürdigkeit unserer Außenpolitik hängt von der              in Nordmazedonien, Bosnien-Herzegowina und Montene-
Festigung unserer dortigen Errungenschaften ab.” Das gilt            gro. In einer Region, in der sich alle Staaten an der EU, ihren
weiterhin. Von Belgrad bis Tirana, von Sarajewo bis Pristi-          Standards und Werten, aber auch ihren Regeln und Institu-
na ist Deutschland heute der anerkannteste und wichtigste            tionen orientieren, würden auch Statusfragen lösbar.
europäische Partner. Tatsächlich könnte der Westbalkan               Auch die nächste deutsche Regierung hat ein großes Inte-
in den nächsten fünf Jahren eine außenpolitische Erfolgs-            resse an Stabilität in einer Region, die in den 1990er Jah-
geschichte für Deutschland und die EU werden, würde es               ren mit vier Kriegen und Völkermord die damals blutigste
gelingen, die Integrationsperspektive erneut glaubwürdig             Konfliktregion der Welt war und große Flüchtlingsbewe-
zu machen. Dann wäre es möglich, durch kluge Diplomatie              gungen sah. Um das Risiko einer Rückkehr zur Instabilität
auch offene außenpolitische Fragen ihrer Lösung näher zu             auszuschließen, genügt es nicht, den derzeitigen Prozess
bringen: vom Dialog zwischen Serbien und Kosovo bis zur              weiterlaufen zu lassen. Es braucht eine deutsche Initiative.
dauerhaften Stabilisierung multiethnischer Demokratien

      Empfehlungen                                                          das die dafür notwendigen Bedingungen erfüllt,
                                                                            dem Binnenmarkt beitreten können, so wie Finn-
                                                                            land, Schweden und Österreich 1994. Diesen Beitritt
      FÜR EINE ERNEUERTE DEUTSCHE                                           bis 2030 zu vollziehen, wäre ein realistisches Ziel
      WESTBALKAN-POLITIK                                                    für alle Länder des westlichen Balkans. Sie würden
                                                                            auf diese Weise in den Genuss der vier Freiheiten
                                                                            kommen – des freien Verkehrs von Waren, Kapital,
      In den letzten Jahren haben die Regierungen in Bel-                   Dienstleistungen und Arbeitskräften –, genau wie
      grad, Podgorica, Pristina, Sarajevo, Skopje und Tira-                 Norwegen und Island heute. Die EU sollte dafür den
      na viele Forderungen Deutschlands und der EU erfüllt                  Rahmen eines Südosteuropäischen Wirtschafts-
      und die Beziehungen zwischen den Volksgruppen und                     raums (SWR) schaffen. Das Kanzleramt, das Aus-
      zu ihren Nachbarn verbessert. Politiker in Montenegro                 wärtige Amt und andere Ministerien würden einen
      (vor und unmittelbar nach Aufnahme der Beitrittsge-                   konkreten Vorschlag ausarbeiten und in der EU da-
      spräche 2012), Serbien (zwischen 2010 und 2014), Nord-                für werben.
      mazedonien (im Zeitraum 2004-2005, als das Land auf
      die Erlangung des Kandidatenstatus hoffte, und erneut             •   Die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit in der Region
      zwischen 2017 und heute) und Albanien haben immer                     bleibt dabei ein zentraler Bestandteil des Integra-
      wieder auch politisch anspruchsvolle Reformen umge-                   tionsprozesses, denn alle Bedingungen für Demo-
      setzt, mit einem konkreten und attraktiven Ziel vor Au-               kratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte
      gen. Heute fehlen in der Region ähnlich mobilisierende                müssen vollständig erfüllt sein, bevor ein Land dem
      Ziele. Es liegt im deutschen Interesse, dies zu ändern.               Binnenmarkt und dem Südosteuropäischen Wirt-
      Doch kann das nur gelingen, wenn Berlin die Bedenken                  schaftsraum beitreten kann. Die nächste deutsche
      seiner Partner in der EU ernst nimmt.                                 Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, die re-
                                                                            gelmäßigen EU-Rechtsstaatlichkeitsberichte auch
      Mit seiner Initiative sollte sich Deutschland auf einen               auf die Länder des Westbalkans auszudehnen.
      Vorschlag stützen, den Frankreich Ende 2019 vorgelegt
      hat und der verschiedene Phasen bei der Integration               •   Gleichzeitig sollte sich Deutschland für eine Stär-
      der Balkanländer vorsieht. Diese Idee kann vereinfacht                kung des Europarats – dem fünf der sechs Länder
      werden, um in der EU glaubwürdig zu sein und gleich-                  der Region angehören – einsetzen und die schnel-
      zeitig ein attraktives Ziel für die Eliten der Region in den          le Aufnahme Kosovos in den Europarat vorantrei-
      nächsten Jahren zu definieren. So könnte das gelingen:                ben. Dabei gilt es, die Umsetzung von Urteilen des
                                                                            Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs in der
      •   Es wird ein zweistufiger Beitrittsprozess vorge-                  ganzen Region zu einer zentralen Forderung für die
          schlagen. Das Ziel von Verhandlungen mit allen                    EU-Integration zu machen.
          sechs Staaten der Region bleibt ein Vollbeitritt,
          doch es wird ein neues und konkretes Zwischenziel             •   Dazu sollte die EU wichtige Gerichtsprozesse in
          angeboten: der volle Zugang zum europäischen Bin-                 allen sechs Ländern noch genauer beobachten,
          nenmarkt.                                                         um feststellen zu können, ob die Justiz unabhän-
                                                                            gig agiert. Die Europäische Kommission sollte fun-
      •   In der ersten Stufe soll jedes Landes der Region,                 dierte Antikorruptionsberichte für den Westbalkan
September 2021                                                                                                         101

          BERICHT                                                      Aktionsplan Westlicher Balkan und EU-Nachbarschaft

         erstellen und dabei die gleiche Methodik verwen-            realistisch. Durch die Übernahme der gleichen EU-
         den, die 2014 für Antikorruptionsberichte bei EU-           Regeln würde die Staatsgrenze an Bedeutung ver-
         Mitgliedstaaten verwendet wurde. Alle zwei Jahre            lieren. Vor einem Beitritt zum gemeinsamen Markt
         könnte ein neuer Bericht für Vergleichbarkeit zwi-          müsste Serbien auch die derzeitigen Grenzen des
         schen den Ländern sorgen.                                   Kosovo akzeptieren. Das Ziel wäre es insgesamt,
                                                                     die Grenzen zwischen Balkanländern so unsichtbar
     •   Vor diesem Hintergrund wäre eine Annäherung und             werden zu lassen, wie es die norwegisch-schwedi-
         Normalisierung der Beziehungen zwischen Koso-               sche Grenze heute ist.
         vo und Serbien schon in den nächsten vier Jahren

Der Beitritt zum EU-Binnenmarkt im Rahmen eines EU-            EU-Balkanpolitik durchsetzen. Die Macht Deutschlands
Westbalkan-EWR bis 2030 ist ein ehrgeiziges und doch           auf dem Westbalkan beruhte in den letzten zwei Jahrzehn-
erreichbares Ziel für alle Länder des westlichen Balkans.      ten vor allem auf einer realistischen Utopie: dem glaubhaf-
Eine realistische Aussicht, bereits in wenigen Jahren die      ten Versprechen einer besseren Zukunft durch Integration
vier Freiheiten – für Waren, Kapital, Dienstleistungen und     in eine stabile und wohlhabende EU, die auf dem West-
Arbeit (mit Übergangsfristen, wo die EU dies für nötig hält)   balkan einen ähnlichen Frieden ermöglicht, wie er in den
– zu genießen, würde die gesamte Gesellschaft mobilisie-       vergangenen Jahrzehnten in der EU bestand: „Sicherheit
ren und für neue wirtschaftliche Dynamik sorgen.               durch Transparenz und Transparenz durch Interdepen-
                                                               denz.“ Dieser von Robert Cooper beschriebene „post-mo-
Das Ziel ist eine Region, die mit der EU wirtschaftlich so     derne Frieden“ in der EU machte eine jahrhundertelang ge-
eng verbunden ist wie Norwegen und Island heute. Das           übte Politik des Gleichgewichts der Mächte und Allianzen
Wohlstandsgefälle zum restlichen Europa sollte rasch ver-      überflüssig. EU-Mitglieder, so Cooper, denken nicht daran,
ringert werden, ebenso wie dies Rumänien oder den balti-       sich gegenseitig zu überfallen. Die Herausforderung auf
schen Staaten seit 2000 so spektakulär gelang. Die Rechts-     dem Westbalkan besteht darin, einen ähnlich dauerhaften
staatlichkeit und der Minderheitenschutz sollten gestärkt      Frieden zu erreichen, in dem Grenzen an Bedeutung ver-
werden. Ähnlich wie die EU-Binnengrenzen im Schengen-          lieren, Armeen nicht mehr zur Abschreckung der Nachbarn
System sollten auch die Grenzen zwischen den Balkan-           dienen und Minderheiten überall sicher leben können.
Ländern unsichtbar werden, um den politischen Streit da-
rüber zu entschärfen.
                                                               Bewaffnete Konflikte würden auf dem Westbalkan so un-
Dieses Ziel ist ohne zu großen Aufwand und ohne Risiken        vorstellbar wie heute unter den Mitgliedern der Euro-
für Deutschland und die EU erreichbar. Es wäre ein deut-       päischen Union. Wenn die nächste Bundesregierung hel-
scher und europäischer außenpolitischer Erfolg. Und es         fen kann, eine solche Pax Europeana auf dem Westbalkan
wäre ein Signal an andere Staaten in der Nachbarschaft,        durchzusetzen, schreibt sie eine deutsche und europäische
dass sich gute Beziehungen und das Engagement für eine         Erfolgsgeschichte fort, in der Frieden durch Integration
funktionelle Integration mit der EU politisch auszahlen        und Vernetzung gesichert wird. Und ein Krisenherd wird
und realistisch bleiben.                                       für die nächste Generation zu einer Region der Stabilität.

Deutschlands vielschichtige Interessen in der Region las-
sen sich weiterhin am besten im Rahmen einer kohärenten
September 2021

         BERICHT                                                                                            Impressum

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                                                                    www.dgap.org
                                                                      @dgapev

                                                                    Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige
                                                                    Politik e.V. (DGAP) forscht und berät zu
                                                                    aktuellen Themen der deutschen und euro-
                                                                    päischen Außenpolitik. Dieser Text spiegelt
                                                                    die Meinung der Autorinnen und Autoren
                                                                    wider, nicht die der DGAP.

                                                                    Herausgeber
                                                                    Deutsche Gesellschaft für
                                                                    Auswärtige Politik e.V.

                   Fotos Autorinnen und Autoren                     ISSN 1866-9182

                   Seite 19 (oben)    Unsplash, Massimo Virgilio    Redaktion Bettina Vestring
                   Seite 27 (oben)    IMAGO, Poolfoto
                   Seite 27 (unten)   Malene Lauritsen              Layout & Grafik
                   Seite 39 (oben)    Unsplash, Andrew Coop         Carl-Friedrich Richter
                   Seite 47 (oben)    REUTERS, Aly Song             Studio Friedrichter
                   Seite 57 (oben)    Unsplash, Alexandre Debieve
                   Seite 67 (oben)    Unsplash, Camilo Jimenez      Design Konzept:
                   Seite 75 (oben)    Unsplash, Gustavo Quepon      WeDo
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                   Seite 83 (oben)    Unsplash, Mikhail Serdyukov
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                   Seite 97 (unten)   Francesco Scarpa              Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
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