ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
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ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS AV-INFO 06 / 2020 (045) Neuhofen/Krems, 04.05.2020 Liebe Bergfreunde, „Corona“ beschäftigt uns schon seit vielen Wochen, teilweise mit massiven Einschränkungen der persönlichen Freiheit. Und dieses Corona-Thema wird uns noch sehr, sehr lange beschäftigen. Doch mit Anfang Mai wurden wieder einige uns auferlegten „Beschränkungen“ aufgehoben - eine Erleichterung kommt auch uns „Bergsteigern“ zugute. Es ist uns wieder erlaubt, gemeinsam mit Menschen - die nicht im eigenen Haushalt leben - in die Berge zu gehen. Unser, zurzeit etwas „diktatorisch“ agierende Bundesregierung, war so großzügig. Diese Erleichterungen sind natürlich „nicht umsonst“, sondern sind an Regeln gebunden. Die alpinen Vereine Österreichs haben deshalb für die Bergsportausübung in Zeiten von Corona Empfehlungen ausgearbeitet, die unser Tun für die nächste Zeit prägen wird. Nach einem schneearmen Winter hat der Frühling mit bereits überdurchschnittlich hohen Temperaturen in unserem Land Einzug gehalten. Und falls der uns bevorstehende Sommer ähnlich ausfällt wie die Letzten, können wir wieder mit einigen Hitzerekorden rechnen. Und im Zusammenspiel Anstrengung ist diese Hitze im Gebirge eine unterschätzte Gefahr, die den Körper belastet und sogar ein Gesundheitsrisiko darstellen kann. Heuer jährt sich der 180. Geburtstag des berühmten Bergpioniers Eduard Whymper. Sein Name ist untrennbar mit dem Triumph und der Tragödie am Matterhorn verbunden. Doch auch ohne diese berühmte Erstbesteigung gilt der Engländer als einer der bedeutendsten Bergsteiger der alpinen Erschließungsgeschichte. Und noch - dreimal - Corona: Von den Bergen träumen ... - ein Beitrag der Abteilung Museum & Archiv des ÖAV Mattahornbeleuchtung als Zeichen der Hoffnung - ein Gruß aus Zermatt, Schweiz Ein Bergsteiger geht spazieren - ein Artikel aus dem Corona-Tagebuch / Der Standard Ein herzliches Berg Heil wünscht euch das AV-TEAM der Ortsgruppe Neuhofen/Krems Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Bergsportausübung in Zeiten von Corona Österreichs alpine Vereine geben Empfehlungen Wie eine freudvolle Bergsportausübung in Zeiten von COVID-19 ab 1. Mai erfolgen kann, darüber haben sich Experten des Österreichischen Alpenvereins und der Naturfreunde in Zusammenarbeit mit dem Verband alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ) intensiv Gedanken gemacht: Gemeinsam wurden Leitlinien erarbeitet, die altvertraute Sicherheitsvorkehrungen um zumutbare Maßnahmen erweitern, um so das Infektionsrisiko bei gemeinsamen Unternehmungen zu minimieren. Im Mittelpunkt stehen sieben Grundregeln, die um sportartspezifische Empfehlungen für die alpinen Kernsportarten ergänzt werden. Grundregeln für den Bergsport 1. Risikobereitschaft zurücknehmen Bei alpinen Unternehmungen deutlich unterhalb der persönlichen Leistungsgrenze bleiben. Bedenke die coronabedingten Risiken und Erschwernisse bei Rettungseinsätzen, sowie die zusätzliche Belastung der Spitäler. Mehr denn je gilt: Nur gesund in die Berge! 2. Abstand halten, mind. 2 m 2 Meter, das sind etwas mehr als 2 Armlängen bei einem Erwachsenen. Einen Mund-Nasen- Schutz verwenden, wenn in Ausnahmefällen der Mindestabstand von 2 m unterschritten werden muss. Bestimmte Bergsportaktivitäten (z.B.: Mountainbike) können auch größere Abstände erfordern. 3. Bergsport nur in Kleingruppen Die konkrete Personenzahl hängt von der jeweiligen Bergsportart ab. Mit 10 Personen ist eine Obergrenze vorgegeben. Bedenke, dass es mit zunehmender Gruppengröße schwieriger wird, Abstand zu halten! Stark frequentierte Touren und Plätze meiden. 4. Gewohnte Rituale unterlassen zB.: Händeschütteln, Umarmungen, Gipfelbussi, Trinkflasche anderen anbieten etc. 5. Mund-Nasen-Schutz (MNS) und Desinfektionsmittel mitnehmen Neben der allgemeinen Notfallausrüstung gehören Mund-Nasen-Schutz und Desinfektionsmittel für die nächste Zeit in den Rucksack. 6. Mund-Nasen-Schutz bei Fahrgemeinschaften Zudem dürfen in jeder Sitzreihe einschließlich dem Lenker nur zwei Personen befördert werden. Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bevorzugen. Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
7. Im Notfall wie immer Als Ersthelfer nach den allgemein üblichen Erste-Hilfe-Richtlinien vorgehen und zusätzlich einen Mund-Nasen-Schutz verwenden. Sportartspezifische Empfehlungen Bergwandern/Bergsteigen/Skitouren/Schneeschuhwandern 1. Umsetzen der Grundregeln. Sportklettern (Klettergärten) & Bouldern Outdoor 1. Umsetzen der Grundregeln. 2. Regelmäßiges Desinfizieren der Hände. 3. Das Seil beim Klippen nicht in den Mund nehmen. 4. Die eigene Ausrüstung verwenden: Expressschlingen, Sicherungsgerät, Seil. 5. Partnercheck auf Distanz: Die Partner fordern sich gegenseitig zur Überprüfung von Knoten, Karabiner, Sicherungsgerät und Gurt auf und beobachten sich dabei gegenseitig. 6. Spotten mit Mund-Nasen-Schutz und anschließender Desinfektion der Hände. Klettersteig 1. Umsetzen der Grundregeln. 2. Verzicht, wenn bereits mehrere am Steig unterwegs und Staus absehbar sind. 3. Rücksichtnahme und Abwarten am Einstieg. 4. Geschwindigkeit so wählen, dass man nicht auf andere Personen aufläuft. 5. Überholen nur, wo die Abstandsregel eingehalten werden kann und kein Sicherungsbedarf besteht (Absätze, Bänder). 6. Ausstiegsbereich nach Beendigung des Klettersteigs rasch verlassen. 7. Klettersteige nicht in der Gegenrichtung begehen. 8. Klettersteig-Handschuhe verwenden. Mehrseillängen/Alpinklettern/Hochtouren 1. Umsetzen der Grundregeln. 2. Maximal zwei Personen am Standplatz. 3. Partnercheck auf Distanz: Die Partner fordern sich gegenseitig zur Überprüfung von Knoten, Karabiner, Sicherungsgerät und Gurt auf und beobachten sich dabei gegenseitig. 4. Hände desinfizieren vor und nach einer Klettertour. Mountainbike/Tourenrad 1. Umsetzen der Grundregeln. 2. Höhere Geschwindigkeiten erfordern größere Abstände beim Hintereinanderfahren: 5 m bergauf, 20 m bergab und in der Ebene. 3. Wenn überholen, dann rasch und nur, wenn der seitliche Mindestabstand von 2 m eingehalten werden kann. Allbekannte Sicherheitsvorkehrungen um neue Regeln erweitert „Die gemeinsame Umsetzung der Leitlinien im Bereich des Bergsports ist wichtig und erfreulich. Mit diesen Grundregeln und sportartspezifischen Empfehlungen wird offenkundig, dass der Verband alpiner Vereine Österreichs ein Dachverband ist, der die Interessen aller Bergsportbegeisterten vertritt und auch in herausfordernden Zeiten gestaltend mitwirkt“, so Gerald Dunkel-Schwarzenberger, Präsident VAVÖ. „COVID-19 ist unerwartet in nahezu alle Bereiche unseres Lebens getreten. Im Bergsport ist es nun wichtig, allbekannte Sicherheitsvorkehrungen um neue Regeln zu erweitern. Ziel unserer Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Leitlinien ist es, das Infektionsrisiko zu minimieren - besonders, wenn Personen gemeinsam unterwegs sind, die nicht in einem Haushalt leben“, betont Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins. „Die alpinen Vereine Österreichs haben ein wirksames und zumutbares Regelsystem für den Bergsport erarbeitet. Es freut mich sehr, dass dies im Schulterschluss mit allen alpinen Vereinen umgesetzt wurde. Nun geht die Phase 2 los, in der gemeinsam an der Schutzhüttenöffnung gearbeitet wird“, ergänzt Andreas Schieder, Vorsitzender der Naturfreunde Österreich. Möglichkeiten eines sicheren Hüttenbetriebes Neben den Leitlinien im Bereich des Bergsports haben Experten des Alpenvereins, der Naturfreunde und des Österreichischen Touristenklubs gemeinsam mit dem VAVÖ und dem DAV auch eine Ideen- und Maßnahmenliste für den künftigen Betrieb der Hütten erstellt und an das zuständige Ministerium übermittelt. Laut kommuniziertem Zeitplan der Bundesregierung sollte es ab 15. Mai erlaubt sein, die Gastronomie zu öffnen, dh.: die Hütten dürfen Getränke und Speisen anbieten, aber noch keine Übernächtigungen annehmen, diese werden erst ab 29. Mai möglich sein - zu beachten sind dann die jeweils geltenden Regelungen. 1. Besuche der Hütten nur in gesundem Zustand! 2. Bringe deinen eigenen Mund-Nasen-Schutz (MNS) mit und halte dich an alle gültigen Hygienevorschriften! 3. Reserviere deinen Übernachtungsplatz - ohne Reservierung kein Schlafplatz! 4. Kein Schlafplatz ohne eigenen Hüttenschlafsack! 5. Nimm deinen Müll wieder mit ins Tal! Beim Betreten der Hütten und beim Bewegen im Gastraum ist ein MNS zu tragen. Beim Sitzen auf seinem zugewiesenen Tisch braucht man keinen MNS tragen. Bitte achtet darauf, dass zu den Mitarbeiter*innen der Hütte (beim Bestellen und Servieren) der 1m Abstand eingehalten wird. Nachsatz Soweit also die offiziell ausgearbeiteten Richtlinien der alpinen Vereine. Beim Besuch einer Hütte solltet ihr euch unbedingt informieren ob sie bereits geöffnet ist. Momentan ist nicht abschätzbar, ob alle Hütten der alpinen Vereine ab 15. Mai öffnen werden. Darüber hinaus bitten wir alle Bergsportler*innen, Touren noch gewissenhaft zu planen (Wetter, Ausrüstung, persönliche Leistungsgrenzen) als sonst und ein erhöhtes Maß an Disziplin und Eigenverantwortung - zum eigenen Schutz und zum Schutze anderer - an den Tag zu legen! Für das AV-Sommerprogramm unsere Ortsgruppe bedeutet dies - unter Berücksichtigung der von den alpinen Vereinen ausgearbeiteten Grundregeln (und wenn keine wiederkehrenden Hinderungsgründe auftreten) kann unser AV-Sommerprogramm 2020 wie geplant durchgeführt werden! Über alle Vorgaben und Neuerungen der Bundesregierung sowie der alpinen Vereine werden wir euch weiterhin zeitnahe informieren und wünschen euch einen guten Start in eure - möglicherweise etwas ungewohnte und gewöhnungsbedürftige - Outdoor-Saison! Euer AV-TEAM der Ortsgruppe Neuhofen/Krems Quelle: www.vavoe.at, www.alpenverein.at, www.naturfreunde.at Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Hitze, eine unterschätzte Gefahr im Gebirge Hitze ist eine ungewöhnlich hohe, zum Teil als unangenehm empfundene Wärme, deren Empfindung zudem stark von der Luftfeuchtigkeit abhängt. Meteorologisch betrachtet spricht man bei Lufttemperaturen über 30°C von einem Hitzetag. Derart hohe Temperaturen haben beträchtliche Auswirkungen auf den Menschen und seine Umgebung. Flüssigkeitshaushalt und Temperaturregulation des Körpers Wasser macht rund 60% unseres Körpergewischtes aus und spielt bei allen Abläufen in unserem Körper eine wichtige Rolle. Insbesondere auch bei der Wärmeregulation, also bei allen Bestrebungen unseres Körpers, die Temperatur im Körperinneren möglichst konstant zu halten (36,0-37,4°C). Diese Konstanz der Körpertemperatur ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass unser Körper richtig funktioniert. Es gibt zwei Möglichkeiten, durch die Körperwärme hauptsächlich entsteht: Durch den Stoffwechsel der inneren Organe und durch Muskelarbeit. Bewegen wir uns, müssen unsere Muskeln arbeiten. Glukose-, Fettsäure- und Eiweißvorräte werden dabei in mechanische Energie umgewandelt - und in Wärme. Leider haben die menschlichen Muskeln nur einen geringen Wirkungsgrat. Nur ca. 30% der verbrannten Energie wird in Bewegung umgesetzt, die restlichen 70% lassen die Körperwärme ansteigen. Die dabei produzierte Wärme muss reguliert werden. Sonst käme es zu einem konstanten Anstieg der Temperatur, bei dem der Mensch irgendwann kollabieren würde. Ein Versagen der Körpertemperaturregulierung kann zum Beispiel bei Überhitzung im Extremfall zum Versagen von einzelnen oder mehreren Organsystemen oder gar zum Hitzetod führen. Regulierung der Körpertemperatur: Thermostat des Menschen Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark messen die Temperatur ständig, um sie konstant zu halten. Über 30.000 Temperaturfühler (Thermorezeptoren) in der Haut unterstützen sie dabei. Als eine Art Thermostat fungiert dabei das vegetative Nervensystem: Die Zellen senden die Signale an das System, das die Produktion von Wärme und den Wärmeaustausch mit der Umgebung reguliert. Dabei wird die Temperatur ständig „gemessen“ und die aktuelle Körpertemperatur (Ist- Wert) mit der idealen Körpertemperatur (Soll-Wert) verglichen. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Luftfeuchtigkeit, denn ab circa 35° Celsius ist die Wärmeabgabe durch Schweißbildung am wichtigsten. Je höher aber die Luftfeuchtigkeit ist (das heißt: je mehr sie bereits mit Wasserdampf gesättigt ist), desto schlechter kann der Schweiß verdunsten und somit Wärme abführen. Deswegen ist weniger die absolute Temperatur als vielmehr der Taupunkt (dann ist die Luft zu 100% gesättigt) für unser Wohlbefinden und die Belastung auf den Körper entscheidend. Aus diesem Grund halten wir es in der trockenen Wüste bei 45° besser aus als im feucht-tropischen Regenwald bei 34° Celsius. Wer sich über einen längeren Zeitraum in heißen Gebieten aufhält, wird einen Gewöhnungseffekt bemerken. Nach 10-14 Tagen wird der Kreislauf weniger belastet und die Leistungsfähigkeit steigt, unter anderem weil der Körper mit einer höheren Schweißbildung reagiert. Schweiß besteht aus Elektrolyten und Wasser. Die Schweißproduktion geht auf Kosten des Blutplasma-Volumens - der Körper kann bei extremer Hitzebelastung zunächst bis zu vier Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Liter Schweiß pro Stunde produzieren, später noch bis zu einem Liter pro Stunde. Das kann dramatische Flüssigkeitsverluste bedeuten! Ähnlich wie beim Höhenbergsteigen empfiehlt sich daher eine langsame Gewöhnung, in unserem Fall: an die Hitze. Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie der Körper eine Überhitzung vermeidet. Mit diesen Mechanismen kann die Temperatur ausbalanciert werden: • Mechanismus 1 – Verdunstungskälte Einer der Hauptmechanismen, um überflüssige Hitze aus dem Körper abzuführen, ist Schwitzen. Durch die Bildung von Schweiß entsteht auf der Hautoberfläche ein Verdunstungseffekt. Dieser führt normalerweise zur Kühlung des Körpers. Durch das Schwitzen verliert der Organismus einerseits Flüssigkeit und andererseits besteht durch die gesteigerte Durchblutung der Haut eine gesteigerte Belastung für das Herz. • Mechanismus 2 – Wärmestrahlung Über die Haut wird Wärme an die Umgebungsluft abgegeben. Der Mensch kann zusätzlich aktiv darauf Einfluss nehmen: Abhängig von den Textilien, die er trägt, kann er passend zur Außentemperatur einen Beitrag zur Regulation leisten. • Mechanismus 3 – Wärmeströmung (Konvektion) Ableitung von Wärme durch Luft: Die Luftschicht, die direkt mit der Haut Kontakt hat, wird erwärmt. Bei einem Abtransport der Luft (Bewegung, Zugluft), geht die Wärme verloren. • Mechanismus 4 – Wärmeleitung (Konduktion) Regulation der Temperatur mit Hilfe der Blutströmungen: Weiten sich die Blutgefäße, gibt der Körper Wärme ab. Im Gegenzug hält der Körper bei einer Gefäßengstellung Wärme zurück. Selbst wenn wir keine Höhenmeter schinden, verliert wir auf diese Weise rund 0,5 Liter am Tag. In der Hitze oder bei großer Anstrengung kann die Menge im Extremfall auf 15 Liter ansteigen. Hitzeschäden Beim Bergsteigen können folgende Hitzeschädigungen auftreten: • Hitzeerschöpfung (Dehydratation) als Folge einer Störung des Wasser-Elektrolyt- Haushaltes. Man fühlt sich zwar ausgelaugt (schwach) und erschöpft, ist auffallend blass aber noch ansprechbar und orientiert. Der Puls ist hoch, aber die Körperkerntemperatur normal. Beginnt man nicht rasch zu trinken, steigt die Gefahr eines Hitzschlags. Auch können Koordinationsprobleme (Absturzgefahr) und Muskelschmerzen auftreten. • Hitzeschlag als Folge einer Störung der Temperaturregulation, oft als Folge einer Dehydratation. Man fühlt sich erschöpft und ist „verwirrt“. Der Puls und die Körperkerntemperatur sind hoch. Wird der Körper nicht rasch aus der Sonne gebracht und abgekühlt, kann er mit Krämpfen und Bewusstlosigkeit reagieren. In letzter Konsequenz kann es zum Herzversagen kommen. Dem „echten“ Hitzschlag geht meist die sogenannte Hitzeerschöpfung voraus. Es gilt: das eigene Verhalten sowie das seiner Bergkameraden aufmerksam beobachten - und lieber zu früh als zu spät reagieren. Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
• Sonnenstich als Folge einer Reizung der Hirnhäute durch intensive kontinuierliche Sonneneinstrahlung auf den nicht geschützten Kopf- und Nackenbereich. Man bekommt Kopfschmerzen und einen roten, heißen Kopf, einhergehend mit Unruhe, Übelkeit bis zu Erbrechen und Desorientierung. Werden Kopf und Nacken nicht gekühlt und der Körper aus der Sonne gebracht, drohen Koma und Hirnödem. Prävention - Vorbeugen Unter körperlicher Belastung ist es wichtig, unseren Organismus nicht durch schlechte Vorbereitung zusätzlich zu belasten (z.B.: Wassermangel, zu warme oder nicht atmungsaktive Sportbekleidung). Es gilt, mit einem ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt, angepasster Bekleidung und einer sorgfältigen Planung, ausgerichtet an die eigene Leistungsfähigkeit und die Umgebungseinflüsse, in eine sportliche Aktivität zu starten. Was tun? Es gibt verschiedene Aspekte, die auf die Wärmebelastung des Körpers wirken. Dabei muss zwischen folgenden Faktoren unterschieden werden: • Wetter: Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur, Wind • Mensch: allgemeiner Gesundheitszustand, Fitness, Akklimatisation, Flüssigkeitszufuhr • Tätigkeit: Aktivität/Anstrengung, Bekleidung (Helm, Kappe), Belastung (Rucksack) Davon abhängig empfiehlt es sich bereits präventiv auf die steigende Hitzebelastung zu reagieren: • mehr und längere Pausen als sonst einlegen (Tourenplanung wichtig!) • die körperliche Belastung geringer halten • Touren im Schatten bevorzugen (Tourenplanung wichtig!) • schützende Kleidung tragen • ausreichend trinken Tourenplanung Generell empfiehlt sich im Sommer ein zeitiger Start: Die frühen Morgen- und Vormittagsstunden sind noch verhältnismäßig kühl von der Nacht, was die Tour angenehmer macht. Ist viel Sonne vorhergesagt, lohnt es sich, auf nord- und westseitige Anstiege auszuweichen, die im Schatten liegen und damit von Natur aus kühler sind. Der anstrengendste Teil der Tour sollte idealerweise vor der großen Mittagshitze (gegen 14 Uhr) hinter einem liegen. Bei langen Touren den Mittag nach Möglichkeit außerdem zum Pausieren nutzen. Auch ist die Zeit für mehr und längere Pausen einzukalkulieren. Schützende Kleidung - Kleidung anpassen Von Natur aus kann sich unser Körper recht gut den wechselnden Temperaturen anpassen. Bei Hitze fängt er an zu schwitzen und startet damit die körpereigene „Klimaanlage“. Um den Kreislauf zu entlasten, greift man außerdem am besten auf für den Bergsport konzipierte Bekleidung zurück. Ob Synthetik oder Naturmaterial ist eine Geschmacksfrage - wichtig ist, dass die Bekleidung funktional ist, also insbesondere: Feuchtigkeit ableitet und Temperaturunterschiede ausgleicht/kühlt. Eine Kopfbedeckung hilf Sonnenstich zu vermeiden Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Da am meisten Schweiß über Kopf und Oberkörper abgegeben wird, sollte besonders an diesen Stellen möglichst luftige Kleidung getragen werden, um einen optimalen Wärmeaustausch zu fördern. Übrigens beschleunigt Wind die Verdunstung des Schweißes auf der Haut, was eine kühlende Wirkung hat. Starke Sonneneinstrahlung am Gletscher: Kopf- und Nackenbedeckung sind hier Pflicht, um einen Sonnenstich zu vermeiden. Tipp: An ein Wechselshirt denken und für die Gipfelpause auch an heißen Tagen zumindest einen Windschutz einpacken. Ein Sonnenstich kann durch entsprechende Schutzbekleidung von Kopf und Nacken verhindert werden. Vor allem am Gletscher sind Sonnenhut und hochgestellter Hemdkragen oder Halstuch Pflicht - einige schwören in wüstenähnlichen Gebieten übrigens auch auf einen Sonnenschirm. Hitze im Gebirge: Bergsteiger mit Sonnenschirm im Karakorum - ein effektiver Schutz vor zu viel Sonne! In den Bergen sind wir - mit zunehmender Höhe - der Sonneneinstrahlung besonders ausgesetzt. Daher gilt für alle nicht mit Kleidungsstücken bedeckte Körperteile - ausreichenden Sonnenschutz benutzen und schon vor der Tour sowie währenddessen eincremen. Sollte die Haut dennoch zu viel Sonne abbekommen, nach Möglichkeit frühzeitig luftige, lange Kleidung überziehen. Außerdem an die Sonnenbrille und eine Kopfbedeckung denken. Flüssigkeitszufuhr Wie wichtig das Trinken gerade an heißen Tagen ist, lässt sich wahrscheinlich gar nicht genug betonen - verspüren wir Durst, haben wir eigentlich schon zu lange gewartet. Besser wäre, es gar nicht erst bis zum Durst kommen zu lassen und regelmäßig - in kleinen Mengen - ausreichend Flüssigkeit zuzuführen. Symptome für Flüssigkeitsmangel sind eine Steigerung der Herzfrequenz, der Körpertemperatur, ein starkes Durstgefühl, Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen und Koordinationsstörungen. Ab 10% Flüssigkeitsverlust treten Krämpfe, Koma und schwerwiegende Störungen auf, die auch tödlich enden können. Der tägliche Wasserverbrauch des Menschen ohne körperliche Aktivität und bei normaler Außentemperatur (ohne Schwitzen) liegt bei ca. zwei Liter (reine Flüssigkeit). Bei extremer Anstrengung kann unser Körper durch vermehrtes Atmen und starkes Schwitzen bis zu acht Liter Flüssigkeit verlieren. Dieser Flüssigkeitsverlust gehört ausgeglichen, denn schon kleine Fehlmengen an Flüssigkeit vermindern die Ausdauerleistung sowie die Kraft - Appetitlosigkeit und Müdigkeit sind die Folge. Allerdings, bei der Frage wieviel man trinken soll, scheiden sich die Geister und die Empfehlungen gehen zum Teil weit auseinander. Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Bewährt hat sich: Bereits nach einer Stunde Wanderung die erste Trinkpause einlegen, im Anschluss bestenfalls alle 30 Minuten ein paar kleine Schlucke (etwa 0,2 Liter) zu sich nehmen - auch wenn man gerade keinen Durst hat. Bei - regelmäßig - kleinen Trinkmengen wird der Verdauungstrakt nicht überlastet. Begibt man sich in die Höhe, sollte man nicht deutlich weniger als vier Liter am Tag trinken - denn für die erfolgreiche Akklimatisation und Leistungserhaltung ist die Flüssigkeitszufuhr ausschlaggebend. Doch auch bei hohen Temperaturen oder anstrengenden Anstiegen ist dieser Wert zu empfehlen, ist doch gerade dann der Flüssigkeitsverlust enorm. Insbesondere vor der Tour sollte ausgiebig getrunken werden, mindestens einen halben Liter sollte man zum Frühstück aufnehmen - was übrigens vor jeder Bergtour eine gute Idee ist. Hitze am Berg: Bei hohen Temperaturen muss viel und regelmäßig getrunken werden. Achtung: Man kann auch zu viel trinken. Unser Magendarmtrakt ist mit mehr als einem Liter pro Stunde überfordert. Schüttet man größere Mengen in sich hinein, kann die Wasseransammlung im Bauch zu Übelkeit führen. Gerade bei „durchschüttelnden“ Sportarten kann sich das deshalb schnell rächen. Die notwendigen Elektrolyte - die durch das Schwitzen verlorengehen - werden normalerweise durch eine ausgewogene Ernährung aufgenommen, sodass ergänzende Tabletten nicht notwendig, teilweise sogar kontraproduktiv sind. Denn Forscher fanden heraus, dass unser Schweiß zu 99 Prozent aus Wasser besteht. Salze, Aminosäuren, Harnstoffe und Fette machen nur einen sehr kleinen Anteil aus. Wasser, eventuell gesüßt mit Fruchtsäften (Verhältnis von 1/3 Saft mit 2/3 natriumreichen Mineralwasser gemischt), löscht unseren Durst am besten. Wichtig: auf die Konzentration von Fruchtzucker achten (Fruktose - Etikett der Saftflasche). Mehr als 6 Gramm Fruktose pro 100 Milliliter und andere Zuckerzusätze erschweren die Wasseraufnahme im Darm. Erst bei längeren intensiven Anstrengungen (von mehr als zwei Stunden), sind Getränke mit rund 2-3g Salz/Liter oder eine Kombination von Wasser und salzhaltigen Nahrungsmittel (Suppen) zu bevorzugen - nur in Ausnahmefällen muss auf Elektrolytgetränke zurückgegriffen werden. Und auch der Geschmack ist wichtig - den von dem, was einem nicht schmeckt, trinkt man zu wenig. Alkohol hat im Gegensatz zu Kaffee klar eine dehydrierende Wirkung. Das bedeutet, das dem Körper Flüssigkeit entzogen wird. Daher sollte bei Aktivitäten in der Hitze kein Alkohol, auch nicht im Vorfeld, konsumiert werden. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Alkohol im alpinen Gelände - und nicht nur dort - als Risikofaktor nicht zu unterschätzen ist. Es gilt auch zu beachten, dass viele Medikamente die Belastungsfähigkeit beeinträchtigen können. Hierzu zählen diverse Medikamentengruppen, wie zum Beispiel Kreislauf- und Blutdruckmedikamente (z. B. Leistungsabfall durch Beta-Blocker). Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Erste-Hilfe Maßnahmen Erste-Hilfe Maßnahmen sollten umgehend begonnen werden. Als einfachste Therapie erfolgt das Verbringen in eine kühlere, schattige Umgebung. Wenn Personen in eine Umgebung mit unter 20°C Umgebungstemperatur gebracht werden, kann diese Maßnahme alleine ausreichen. Bekleidung, die eine effektive Wärmeabstrahlung verhindert, sollte entfernt und durch lockere Bekleidung ersetzt werden. Falls der Untergrund stark aufgeheizt ist, sollte auch an eine Abschirmung (Jacken, Rucksack, Isomatte) des Bodens gedacht werden. Flüssigkeitsersatz ist bei Hitzekrankheit essentiell. Solange die Person noch ausreichend bei Bewusstsein ist, kann versucht werden, durch regelmäßige Flüssigkeitsgaben den Wasserhaushalt zu normalisieren. Häufig gelingt dies jedoch aufgrund von Erbrechen, Übelkeit oder Bewusstseinsstörungen nicht mehr. Hitzeerschöpfung vergeht mit Trinken, Essen und Ruhe im Schatten meist von selbst Zur Kühlung des Körpers stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Wichtig ist, eine möglichst große Körperoberfläche zu kühlen. Hierzu können nasse Tücher, Shirts oder andere Kleidungsstücke verwendet werden. Kühlpacks oder kalte Tücher im Nacken, in den Achseln oder Leisten sind nur bedingt effizient. Sollte sich die Möglichkeit ergeben, den Körper des Opfers in kaltes Wasser zu tauchen (z. B. Bach, See), so ist dies eine der effizientesten Möglichkeiten, einen Menschen zu kühlen. Wichtig ist die Person nie alleine zu lassen und darauf zu achten, dass der Kopf nicht untertaucht. Auch die Strömung von alpinen Gewässern ist nicht zu unterschätzen. Studien insbesondere im militärischen Bereich konnten nachweisen, dass dadurch die Sterblichkeit des Hitzschlages auf 0 % reduziert werden kann. Es ist jedoch unklar, ob chronisch kranke und alte Patienten die gleiche Behandlung ebenfalls ohne Beeinträchtigung überstehen. Ist trotz sorgfältiger Prävention und Erste-Hilfe Maßnahmen eine Person durch eine der oben genannten Einwirkungen von Hitze stark beeinträchtigt und bessert sich die Situation nicht, so bleibt dennoch nichts anderes über, als über den Alpinnotruf (Österreich 140, international 112) Hilfskräfte zu verständigen. Bei auftretender Bewusstlosigkeit muss entsprechend des Erste- Hilfe-Schemas vorgegangen werden. Last but not least Spätestens, wenn eine Hitzewelle alles so richtig in der Zange hat, sollte man besonders anstrengende Touren einfach einmal ganz sein lassen - und stattdessen besser an einem See abtauchen. Quelle: www.alpenverein.at, www.alpenverein.de, www.bergwelten.com, www.alpinmesse.info, www.sgsm.ch, www.bergsteiger.de, www.skiinfo.de Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Eduard Whymper Der Kampf ums Matterhorn Heuer jährt sich der 180. Geburtstag des berühmten Bergpioniers Eduard Whymper. Bekanntheit erlangte er insbesondere durch die Erstbesteigung des Matterhorns. Sein Name ist untrennbar mit dem Triumph und der Tragödie am Matterhorn verbunden. Doch auch ohne diese berühmte Erstbesteigung gilt der Engländer als einer der bedeutendsten Bergsteiger der alpinen Erschließungsgeschichte. * 27. April 1840 in London † 16. September 1911 in Chamonix Whymper wurde in ärmlichen Verhältnissen geboren und erlebte eine Jugend ohne große Zukunftsperspektiven. Der Verleger Thomas Longman aus London entdeckte dessen zeichnerische Begabung und schickte ihn als Illustrator in die Alpen. Durch seine Reisen in die Alpen begann Whymper, sich für das Bergsteigen zu interessieren. Er hatte keinerlei Bergsteigererfahrung, verfügte aber über eine ausgezeichnete konditionelle Verfassung. Nebst seinem Ehrgeiz als Erstbesteiger von mehreren Gipfeln in die Geschichtsbücher einzugehen, strebte er mit allen Mitteln eine Aufnahme in den renommierten Whymper als junger Mann (elitären) „Alpine Club“ an, der die besten Bergsteiger in seinen Reihen versammelte. Dort war er nicht Mitglied, denn er gehörte nicht zur britischen Oberschicht. Auch nach mehreren alpinistischen Erfolgen wurde er nicht aufgenommen. Whymper zeichnete sich unter anderem durch seine Verbissenheit und seinen Ehrgeiz aus. Deshalb zählten für ihn ausschließlich Erstbesteigungen. Ein Berg, welcher bereits bezwungen war, interessierte ihn nicht. So kam es zeitweise zu skurrilen Szenen. Denn wenn er auf halber Strecke einer Tour auf einen Hinweis von vorherigen Besteigungen stieß, kehrte er um. Seinen Platz in der Geschichte der Bergsteiger fand er mit der Erstbesteigung des Matterhorns. Kampf ums Matterhorn Ab etwa 1860 geriet das Matterhorn immer mehr in den Mittelpunkt des bergsteigerischen Interesses. Es ist bei weitem nicht der höchste, wohl aber der auffallendste Gipfel in den Walliser Alpen. 1861 erblickte der junge Whymper erstmals diesen kühnen Berg, den viele seiner Zeitgenossen für unbesteigbar hielten. Die scheinbar günstigere Schichtung der Felsen an der Südseite veranlasste ihn, den italienischen Bergführer Jean Antoine Carrel aus Breuil zu verpflichten. Immer wieder berannte Whymper den Berg von Süden, doch immer wieder wurde er zurückgeschlagen. Jede missglückte Besteigung stärkte den Aberglauben der Unnahbarkeit, so dass selbst erfahrene einheimische Bergführer oft großzügige Angebote ausländischer Expeditionsleiter ausschlugen. Doch der Brite glaubte nicht an Bergdämonen, sein Vorhaben war von kühlen Überlegungen geführt. Er hatte die Bücher des Horace Bénédict de Saussure studiert und war zu dem Schluss gekommen, dass der Gipfel nicht vom italienischen Süd-Westen, sondern über den Umweg des Schweizer Nord-Ost-Grates zu besteigen war. Nicht Breuil sei der Ausgangsort, sondern Zermatt! Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Dort, wo man den Mont Cervin Matterhorn nennt. Er versuchte daher, seinen Freund Jean- Antoine Carrel zu einer Besteigung von der Zermatter Seite zu überreden. Dieser beharrte aber darauf, von Italien her aufsteigen zu wollen, denn der kürzlich gegründete Italienische Alpenklub (CAI) machte nämlich die erste Ersteigung des Matterhorns zu einer nationalen Angelegenheit. Whymper fühlte sich getäuscht und eilte nach Zermatt, um dort eine Gruppe für einen sofortigen Versuch über den Hörnligrat zusammenzustellen. Im August 1964 traf Whymper dort mit sechs weiteren Männern zusammen, die ihn bei seinem nunmehr neunten Besteigungsversuch begleiten sollten: dem Bergführer Michel Croz (aus Chamonix), den Touristen Reverend Carles Hudson, Lord Francis Douglas und Robert D. Hadow (alle aus England) sowie den Zermatter Bergführern Peter Taugwalder Vater und Peter Taugwalder Sohn. Mit Ausnahme von Whymper verfügten die meisten seiner Gefährten - außer den Bergführern - kaum über alpine Kenntnisse, besonders der junge Hadow galt als ausgesprochen unerfahren. Am frühen Morgen des 13. Juli verließen die sieben Bergsteiger Zermatt. Der Aufstieg ging zügig vonstatten, denn die Schwierigkeiten, die sich ihnen entgegenstellten, waren geringer als befürchtet. Am 14. Juli 1865 Die Erstbesteigung, betrat Edward Whymper um 13.40 Uhr als Erster den Gipfel des Darstellung von Gustave Doré Matterhorns. Zur gleichen Zeit hatten auch die Italiener zum alles entscheidenden Gipfelsturm angesetzt. Als Whymper und seine Gefährten den höchsten Punkt des Matterhorns betraten, erblickten sie kaum 200 Meter tiefer die italienische Mannschaft, die den Kampf um den Berg nur knapp verloren hatte. Um auf ihren Sieg aufmerksam zu machen, begannen Whymper und seine Begleiter laut zu schreien und Felsblöcke hinunterzuwerfen, worauf sich Carrel weigerte, auch nur einen einzigen Schritt weiter zu gehen, sondern unverzüglich den Abstieg antrat. Erst drei Tage später, als sich seine Enttäuschung ein wenig gelegt hatte, stieg er von Breuil aus über den so genannten „Italienischen Grat“ bis zum Gipfel empor. Die Tragödie am Matterhorn Exemplarisch für Whympers Verbissenheit, als Erster auf dem Gipfel zu sein, stehen auch die Ereignisse vor dem „Gipfelsieg“. An zweiter Stelle der Siebnerseilschaft löst er sich kurz vor dem Gipfel vom Seil, überholt den vor ihm kletternden Michel Croz und stürmt dem Gipfel entgegen. Ob er dabei das Seil durchschnitten oder die Knoten gelöst hat, ist nicht erwiesen. Es spricht jedoch einiges für das Durchtrennen des Seils. So musste beim Abstieg das Seil mit einem viel dünneren Seil zusammengeknotet werden. Dieses riss dann bekanntlich beim Abstieg. Dabei stürzten Croz, Hudson, Douglas und Hadow über die Nordwand in den Tod. Whympers Triumph erlitt durch die Katastrophe, die über seine Gruppe beim Abstieg hereinbrach, einen argen Dämpfer. Nur er und die beiden Taugwalder kehrten lebend nach Zermatt zurück. Die Leichen von Hudson, Hadow und Croz fand man später auf dem Matterhorngletscher und setzte sie in Zermatt bei, die Der Absturz, sterbliche Hülle von Lord Douglas blieb dagegen verschollen. Darstellung von Gustave Doré Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Staatsrat Joseph Anton Clemenz führte die nachfolgende strafrechtliche Untersuchung durch. In der Gerichtsverhandlung, bei welcher es um die Schuldfrage ging, soll sich Whymper arrogant verhalten und jegliche Schuld von sich geschoben haben. Vor allem soll er Peter Taugwalder Senior belastet haben, hinter welchem beim Abstieg das Seil mutmaßlich riss. Das Seil sei beim Unglück nicht gerissen, sondern durch Taugwalder durchschnitten worden, um sich damit selbst zu retten. Zu einer Verurteilung kam es nicht, denn das durchschneiden des Seiles konnte nicht nachgewiesen werden, jedoch litt Taugwalder unter den Anschuldigungen zeitlebens. In der Folgezeit sah sich auch Whymper mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Besonders harte Angriffe kamen von der Londoner Times, doch der Bezwinger des Matterhorns setzte sich zur Wehr. In seinen „Scrambles amongst the Alps in the years 1860 - 1869“, die ins Deutsche und ins Französische übertragen wurden, gab er eine sachliche, seine Gegner entwaffnende Darstellung seiner Matterhornersteigung. Bedeutender Bergsteiger der alpinen Erschließungsgeschichte Auch ohne die erste Ersteigung des Matterhorns müsste man Edward Whymper zu den bedeutendsten Bergsteigern der alpinen Erschließungsgeschichte zählen. Schon als Zwanzigjähriger konnte er an einer Kundfahrt in die Westalpen teilnehmen, deren Ziel die erste Besteigung des Mont Pelvoux (Dauphine) war. Obwohl der Gipfel nicht erreicht werden konnte, war Whymper von den Bergen zutiefst beeindruckt. Er kam kurze Zeit später zurück und bestieg den Mont Pelvoux auf Anhieb. Zwischen 1860 und 1864 erstieg er den Barre des Ecrins, den Mont Dolent, die Aiguille de Trelatete, die Aiguille d'Argentiere, die Grandes Jorasses und die Aiguille Verte. Nach seinem Gipfelsieg am Matterhorn unternahm Whymper im Dienst der Wissenschaft zwei Expeditionen nach Grönland. Schließlich fuhr er nach Südamerika, wo er am 4. Jänner 1880 als Erster den Chimborazo (6.725m) erstieg (gemeinsam mit Jean Antoine Carrel). Eine später auf diesem Berg errichtete Schutzhütte trägt noch heute seinen Namen. Am 3. Juli 1880 stieg er ein zweites Mal auf diesen Vulkan. Im Zuge seines Aufenthalts auf diesem Kontinent gelangen ihm auch noch die Ersteigungen von Cotopaxi (6.431rn), Antisana (6.343m), Pichincha (5.223m) und Cayambe (6.225m). Chimborazo 6725m, Ecuador Whymper verfasste im Laufe seines Lebens zahlreiche Aufsätze alpinen und alpin-geografischen Inhalts, aber auch den Führer „Chamonix and Mont Blanc“, der vor allem von den englischen Bergsteigern sehr geschätzt wurde. 1892 veröffentlichte er unter dem Titel „Travels amongst the Great Andes of the Equator“ seine Erlebnisse in Südamerika. Als begabter Zeichner war er ein gesuchter Illustrator, der nicht nur für seine eigenen Werke, sondern auch für fremde Publikationen packende Abbildungen schuf. Die angebliche Todesvision am Matterhorn, die wohl auf ein so genanntes „Brockengespenst“ zurückzufuhren ist, zählt wohl zu seinen bekanntesten Zeichnungen. Erst 1906, nachdem er sich aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, heiratete er. Die Sommermonate verbrachte er mit seiner Frau und seinem bald darauf geborenen Kind entweder in Zermatt oder in Chamonix. Dort, im Schatten seiner geliebten Aiguilles, ist er 1911 gestorben. Quelle: de.wikipedia.org, www.bergnews.com, www.landderberge.at, www.matterhornparadise.ch, www.1815.ch Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Von den Bergen träumen ... „Wiesbachhorn“ von Edward Theodore Compton Spätestens seit risikoreiche alpine Unternehmungen in den Bergen untersagt sind, spüren nicht nur die Bergsteiger unter uns, dass wir eine Sehnsucht nach ihnen haben. Vermutlich nicht nach den Bergen des Massentourismus und des Ballermanns, sondern eine Sehnsucht nach der zeitlupenartigen Ruhe der unberührten Natur, die sich vor uns Menschen immer mehr in größere Höhen zurückgezogen hat. Jetzt allerdings breitet sich die Stille wieder aus - in der Natur, und bei vielen auch daheim. Der Österreichische Alpenverein möchte euch ein wenig beim Träumen unterstützen. Daher werden wir euch in nächster Zeit besondere Schauobjekte aus unserem Depot vorstellen. Was eignet sich besser zur Eröffnung unseres virtuellen Museums als eines unserer wertvollsten Objekte „Wiesbachhorn“. Das Ölgemälde des aus England gebürtigen Malers Edward Theodore Compton ist ein Meisterwerk aus dem Jahr 1911. Berge waren damals noch nicht Spielwiesen für Massentourismus, aber ihr Reiz bekam zu jener Zeit Oberhand über die Furcht. Eine spannende Herausforderung für die Upper Class, die im „bewohnbaren“ Bereich in gewisser Sicherheit lebte und in den Alpen den „Kick“ suchte. Compton wirft einen Blick auf die überwältigende Bergwelt des Glocknergebietes. Trotz seiner realistischen Art der Naturdarstellung mit hoher topografischer Genauigkeit spüren wir die Faszination, die der Künstler beim Anblick der gewaltigen Natur empfunden haben muss: Wir fühlen die kühle Brise, wir hören das ferne Rauschen des Gletscherbaches, wir inhalieren den Duft von feuchtem Gras. Das Bild zieht uns in seinen Bann. Gönnen wir uns ein paar Minuten Zeit, um in diese Naturlandschaft zu versinken und uns daheim weniger gefangen zu fühlen! Quelle: www.alpenverein.at Text: Ingrid Hayek, Vizepräsidentin Österreichischer Alpenverein (Aufgabenbereiche: Kultur, Wissenschaft, ÖAV-Gletschermessdienst, EUMA) Gemälde: „Wiesbachhorn“ von Edward Theodore Compton (© Alpenverein-Museum, OeAV-Kunst 2647) Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Matterhornbeleuchtung als Zeichen der Hoffnung Das Matterhorn steht seit jeher als Symbol der Schweiz sowie als Ort der Kraft und des Halts. Zermatt ist überzeugt: So stark wie das Matterhorn, so stark muss die Gesellschaft nun zusammenstehen, verankert sein und den Sturm vorbeiziehen lassen. In Bezug auf dieses Symbol wurede der Berg vom 24. März bis zum 19. April 2020 täglich beleuchtet - sofern es die Wetterbedingungen zuließ. Hoffnung, Solidarität und Dankbarkeit Zermatt will mit der Beleuchtungs-Aktion den Menschen in dieser schwierigen Zeit der Coronavirus-Pandemie ein Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit vermitteln. Ganz nach dem Motto «Licht ist Hoffnung». Das Dorf zeigt Solidarität mit allen Menschen, die momentan leiden, und ist dankbar allen Menschen gegenüber, die helfen, die Krise zu überstehen. Dazu gehört das medizinische Personal, alle, die die Logistik und die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen, sowie all jene, die aus Rücksicht zuhause bleiben und ihren Tagesablauf und ihre Aufgaben den Umständen anpassen. Foto: Light Art by Gerry Hofstetter / Foto Michael Portmann Österreichische Flagge in der Nacht des 24. Aprils In der Nacht des 24. Aprils wurde das Projekt unter anderem der österreichischen Bevölkerung gewidmet und zwischen 22:40 und 23 Uhr die österreichische Flagge als Sujet auf die über 1.000 Meter hohe Ostwand des Matterhorns projiziert. Die Schweizer wünschen ihren Nachbarn gute und schnelle Erholung von der Krise. Quelle: www.zermatt.ch Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Corona-Tagebuch Ein Bergsteiger geht spazieren Es ist ein Jammer! Feinstes Wetter gepaart mit besten Bedingungen für Frühjahrs- touren - und was ist? Wir sind mit Ausgangsbeschränkungen belegt, Skibergsteigen ist untersagt, einfache Skitouren ebenso. Was in den ersten Tagen der Tourenprohibition auffällt? Obschon mit vielen Egos, Individualisten und Sturschädeln durchsetzt, die Alpinistenszene hält sich beinahe vollständig an die Verbote. Das hat zwar auch etwas mit Immerhin ein „Gipfelkreuz“: Der Heuberg im Nordosten den behördlichen An- der Stadt Salzburg „ersetzt“ die fetten Dreitausender ordnungen zu tun, mehr aber noch mit dem vielen Berglern eigenen Verständnis von Autorität. Alpinisten und Alpinistinnen sind es zwar gewohnt, unmittelbar und eigenverantwortlich zu entscheiden, aber wir akzeptieren Empfehlungen der „eigenen Leute“. Unsere Autoritäten sind die Wetterdienste, die Lawinenwarndienste, ausgewiesene Gebietskenner oder wie im konkreten Fall die Bergrettung. Eine Frage der Zeit Die Botschaft des Österreichischen Bergrettungsdienstes in Sachen Corona war eindeutig: Lasst es sein, wir brauchen im Fall des Falles die medizinischen Kapazitäten derzeit woanders, und wir haben zudem wenig Lust, potenzielle Virenschleudern vom Berg zu holen. Da angesichts von 12.800 aktiven Bergrettungsfrauen und -männern in Österreich so gut wie jeder ambitionierte Bergler hierzulande mindestens einen Bergretter in seinem näheren Umfeld kennt - oder gar selbst bei der Bergrettung dabei ist, ist coronamäßig ein Peergroup-Effekt entstanden (Peergroup - ist eine Gruppe mit großem Einfluss, der sich ein Individuum zugehörig fühlt). Wie lange die in den ersten Tagen gezeigte Disziplin der alpinen Community anhält, ist eine andere Frage. Dass mit zunehmender Dauer der alpinen Ausgangssperre eine immer größere Zahl frühmorgens still und heimlich auf den jeweiligen Hausberg entfleucht, ist zumindest in den Gebirgsregionen höchst wahrscheinlich. 3000 Höhenmeter pro Woche Vorerst aber stecken wir zurück. Und so verzichtet auch der Autor dieses Eintrages in das STANDARD-Corona-Tagebuch auf genussvolle Firnflanken oder spektakuläre Steilrinnen. Stattdessen gibt es täglich einen Morgenspaziergang direkt von der Haustür im Salzburger Stadtteil Gnigl weg über 450 Höhenmeter gefahrlose Spazierwege auf den 899 Meter hohen Heuberg. Umständehalber eine Solo-Begehung. Konsequent umgesetzt wären das etwas mehr als 3000 Höhenmeter in der Woche. Der Hofhund vom Bauern auf halber Höhe hat an der Aktion jedenfalls schon Gefallen gefunden. Sein neu gewonnener Freund hat ja auch immer ein kleines Leckerli im Hosensack dabei. Quelle: www.derstandard.at - Thomas Neuhold, 28.3.2020 Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
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