ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein

Die Seite wird erstellt Nathaniel Heil
 
WEITER LESEN
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
ALPENVEREIN
                                            NEUHOFEN / KREMS

AV-INFO 06 / 2020 (045)                                         Neuhofen/Krems, 04.05.2020

Liebe Bergfreunde,

„Corona“ beschäftigt uns schon seit vielen Wochen, teilweise mit massiven Einschränkungen der
persönlichen Freiheit. Und dieses Corona-Thema wird uns noch sehr, sehr lange beschäftigen.
Doch mit Anfang Mai wurden wieder einige uns auferlegten „Beschränkungen“ aufgehoben -
eine Erleichterung kommt auch uns „Bergsteigern“ zugute. Es ist uns wieder erlaubt, gemeinsam
mit Menschen - die nicht im eigenen Haushalt leben - in die Berge zu gehen. Unser, zurzeit
etwas „diktatorisch“ agierende Bundesregierung, war so großzügig. Diese Erleichterungen sind
natürlich „nicht umsonst“, sondern sind an Regeln gebunden. Die alpinen Vereine Österreichs
haben deshalb für die Bergsportausübung in Zeiten von Corona Empfehlungen ausgearbeitet,
die unser Tun für die nächste Zeit prägen wird.
Nach einem schneearmen Winter hat der Frühling mit bereits überdurchschnittlich hohen
Temperaturen in unserem Land Einzug gehalten. Und falls der uns bevorstehende Sommer
ähnlich ausfällt wie die Letzten, können wir wieder mit einigen Hitzerekorden rechnen. Und im
Zusammenspiel Anstrengung ist diese Hitze im Gebirge eine unterschätzte Gefahr, die den
Körper belastet und sogar ein Gesundheitsrisiko darstellen kann.
Heuer jährt sich der 180. Geburtstag des berühmten Bergpioniers Eduard Whymper. Sein Name
ist untrennbar mit dem Triumph und der Tragödie am Matterhorn verbunden. Doch auch ohne
diese berühmte Erstbesteigung gilt der Engländer als einer der bedeutendsten Bergsteiger der
alpinen Erschließungsgeschichte.
Und noch - dreimal - Corona:
     Von den Bergen träumen ... - ein Beitrag der Abteilung Museum & Archiv des ÖAV
     Mattahornbeleuchtung als Zeichen der Hoffnung - ein Gruß aus Zermatt, Schweiz
     Ein Bergsteiger geht spazieren - ein Artikel aus dem Corona-Tagebuch / Der Standard

Ein herzliches Berg Heil
wünscht euch
das AV-TEAM der Ortsgruppe Neuhofen/Krems

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
Bergsportausübung in Zeiten von Corona
Österreichs alpine Vereine geben Empfehlungen
Wie eine freudvolle Bergsportausübung in Zeiten von COVID-19 ab 1. Mai erfolgen kann,
darüber haben sich Experten des Österreichischen Alpenvereins und der Naturfreunde in
Zusammenarbeit mit dem Verband alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ) intensiv Gedanken
gemacht: Gemeinsam wurden Leitlinien erarbeitet, die altvertraute Sicherheitsvorkehrungen
um zumutbare Maßnahmen erweitern, um so das Infektionsrisiko bei gemeinsamen
Unternehmungen zu minimieren. Im Mittelpunkt stehen sieben Grundregeln, die um
sportartspezifische Empfehlungen für die alpinen Kernsportarten ergänzt werden.

Grundregeln für den Bergsport
1. Risikobereitschaft zurücknehmen
Bei alpinen Unternehmungen deutlich unterhalb der persönlichen Leistungsgrenze bleiben.
Bedenke die coronabedingten Risiken und Erschwernisse bei Rettungseinsätzen, sowie die
zusätzliche Belastung der Spitäler. Mehr denn je gilt: Nur gesund in die Berge!
2. Abstand halten, mind. 2 m
2 Meter, das sind etwas mehr als 2 Armlängen bei einem Erwachsenen. Einen Mund-Nasen-
Schutz verwenden, wenn in Ausnahmefällen der Mindestabstand von 2 m unterschritten werden
muss. Bestimmte Bergsportaktivitäten (z.B.: Mountainbike) können auch größere Abstände
erfordern.
3. Bergsport nur in Kleingruppen
Die konkrete Personenzahl hängt von der jeweiligen Bergsportart ab. Mit 10 Personen ist eine
Obergrenze vorgegeben. Bedenke, dass es mit zunehmender Gruppengröße schwieriger wird,
Abstand zu halten! Stark frequentierte Touren und Plätze meiden.
4. Gewohnte Rituale unterlassen
zB.: Händeschütteln, Umarmungen, Gipfelbussi, Trinkflasche anderen anbieten etc.
5. Mund-Nasen-Schutz (MNS) und Desinfektionsmittel mitnehmen
Neben der allgemeinen Notfallausrüstung gehören Mund-Nasen-Schutz und Desinfektionsmittel
für die nächste Zeit in den Rucksack.
6. Mund-Nasen-Schutz bei Fahrgemeinschaften
Zudem dürfen in jeder Sitzreihe einschließlich dem Lenker nur zwei Personen befördert werden.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bevorzugen.

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
7. Im Notfall wie immer
Als Ersthelfer nach den allgemein üblichen Erste-Hilfe-Richtlinien vorgehen und zusätzlich
einen Mund-Nasen-Schutz verwenden.

Sportartspezifische Empfehlungen
Bergwandern/Bergsteigen/Skitouren/Schneeschuhwandern
   1. Umsetzen der Grundregeln.
Sportklettern (Klettergärten) & Bouldern Outdoor
   1. Umsetzen der Grundregeln.
   2. Regelmäßiges Desinfizieren der Hände.
   3. Das Seil beim Klippen nicht in den Mund nehmen.
   4. Die eigene Ausrüstung verwenden: Expressschlingen, Sicherungsgerät, Seil.
   5. Partnercheck auf Distanz: Die Partner fordern sich gegenseitig zur Überprüfung von
      Knoten, Karabiner, Sicherungsgerät und Gurt auf und beobachten sich dabei gegenseitig.
   6. Spotten mit Mund-Nasen-Schutz und anschließender Desinfektion der Hände.
Klettersteig
   1. Umsetzen der Grundregeln.
   2. Verzicht, wenn bereits mehrere am Steig unterwegs und Staus absehbar sind.
   3. Rücksichtnahme und Abwarten am Einstieg.
   4. Geschwindigkeit so wählen, dass man nicht auf andere Personen aufläuft.
   5. Überholen nur, wo die Abstandsregel eingehalten werden kann und                   kein
       Sicherungsbedarf besteht (Absätze, Bänder).
   6. Ausstiegsbereich nach Beendigung des Klettersteigs rasch verlassen.
   7. Klettersteige nicht in der Gegenrichtung begehen.
   8. Klettersteig-Handschuhe verwenden.
Mehrseillängen/Alpinklettern/Hochtouren
  1. Umsetzen der Grundregeln.
  2. Maximal zwei Personen am Standplatz.
  3. Partnercheck auf Distanz: Die Partner fordern sich gegenseitig zur Überprüfung von
      Knoten, Karabiner, Sicherungsgerät und Gurt auf und beobachten sich dabei gegenseitig.
  4. Hände desinfizieren vor und nach einer Klettertour.
Mountainbike/Tourenrad
  1. Umsetzen der Grundregeln.
  2. Höhere Geschwindigkeiten erfordern größere Abstände beim Hintereinanderfahren: 5 m
     bergauf, 20 m bergab und in der Ebene.
  3. Wenn überholen, dann rasch und nur, wenn der seitliche Mindestabstand von 2 m
     eingehalten werden kann.

Allbekannte Sicherheitsvorkehrungen um neue Regeln erweitert
„Die gemeinsame Umsetzung der Leitlinien im Bereich des Bergsports ist wichtig und
erfreulich. Mit diesen Grundregeln und sportartspezifischen Empfehlungen wird offenkundig,
dass der Verband alpiner Vereine Österreichs ein Dachverband ist, der die Interessen aller
Bergsportbegeisterten vertritt und auch in herausfordernden Zeiten gestaltend mitwirkt“, so
Gerald Dunkel-Schwarzenberger, Präsident VAVÖ.
„COVID-19 ist unerwartet in nahezu alle Bereiche unseres Lebens getreten. Im Bergsport ist es
nun wichtig, allbekannte Sicherheitsvorkehrungen um neue Regeln zu erweitern. Ziel unserer

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
Leitlinien ist es, das Infektionsrisiko zu minimieren - besonders, wenn Personen gemeinsam
unterwegs sind, die nicht in einem Haushalt leben“, betont Andreas Ermacora, Präsident des
Österreichischen Alpenvereins.
„Die alpinen Vereine Österreichs haben ein wirksames und zumutbares Regelsystem für den
Bergsport erarbeitet. Es freut mich sehr, dass dies im Schulterschluss mit allen alpinen Vereinen
umgesetzt wurde. Nun geht die Phase 2 los, in der gemeinsam an der Schutzhüttenöffnung
gearbeitet wird“, ergänzt Andreas Schieder, Vorsitzender der Naturfreunde Österreich.
Möglichkeiten eines sicheren Hüttenbetriebes
Neben den Leitlinien im Bereich des Bergsports haben Experten des Alpenvereins, der
Naturfreunde und des Österreichischen Touristenklubs gemeinsam mit dem VAVÖ und dem
DAV auch eine Ideen- und Maßnahmenliste für den künftigen Betrieb der Hütten erstellt und an
das zuständige Ministerium übermittelt.
Laut kommuniziertem Zeitplan der Bundesregierung sollte es ab 15. Mai erlaubt sein, die
Gastronomie zu öffnen, dh.: die Hütten dürfen Getränke und Speisen anbieten, aber noch keine
Übernächtigungen annehmen, diese werden erst ab 29. Mai möglich sein - zu beachten sind dann
die jeweils geltenden Regelungen.
   1. Besuche der Hütten nur in gesundem Zustand!
   2. Bringe deinen eigenen Mund-Nasen-Schutz (MNS) mit und halte dich an alle gültigen
      Hygienevorschriften!
   3. Reserviere deinen Übernachtungsplatz - ohne Reservierung kein Schlafplatz!
   4. Kein Schlafplatz ohne eigenen Hüttenschlafsack!
   5. Nimm deinen Müll wieder mit ins Tal!
Beim Betreten der Hütten und beim Bewegen im Gastraum ist ein MNS zu tragen. Beim Sitzen
auf seinem zugewiesenen Tisch braucht man keinen MNS tragen. Bitte achtet darauf, dass zu
den Mitarbeiter*innen der Hütte (beim Bestellen und Servieren) der 1m Abstand eingehalten wird.

Nachsatz
Soweit also die offiziell ausgearbeiteten Richtlinien der alpinen Vereine. Beim Besuch einer
Hütte solltet ihr euch unbedingt informieren ob sie bereits geöffnet ist. Momentan ist nicht
abschätzbar, ob alle Hütten der alpinen Vereine ab 15. Mai öffnen werden.
Darüber hinaus bitten wir alle Bergsportler*innen, Touren noch gewissenhaft zu planen (Wetter,
Ausrüstung, persönliche Leistungsgrenzen) als sonst und ein erhöhtes Maß an Disziplin und
Eigenverantwortung - zum eigenen Schutz und zum Schutze anderer - an den Tag zu legen!

              Für das AV-Sommerprogramm unsere Ortsgruppe bedeutet dies -
    unter Berücksichtigung der von den alpinen Vereinen ausgearbeiteten Grundregeln
               (und wenn keine wiederkehrenden Hinderungsgründe auftreten)
        kann unser AV-Sommerprogramm 2020 wie geplant durchgeführt werden!

Über alle Vorgaben und Neuerungen der Bundesregierung sowie der alpinen Vereine werden wir
euch weiterhin zeitnahe informieren und wünschen euch einen guten Start in eure -
möglicherweise etwas ungewohnte und gewöhnungsbedürftige - Outdoor-Saison!

Euer AV-TEAM der Ortsgruppe Neuhofen/Krems

                                    Quelle: www.vavoe.at, www.alpenverein.at, www.naturfreunde.at

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
Hitze, eine unterschätzte Gefahr im Gebirge
Hitze ist eine ungewöhnlich hohe, zum Teil als unangenehm empfundene Wärme,
deren Empfindung zudem stark von der Luftfeuchtigkeit abhängt. Meteorologisch betrachtet
spricht man bei Lufttemperaturen über 30°C von einem Hitzetag. Derart hohe Temperaturen
haben beträchtliche Auswirkungen auf den Menschen und seine Umgebung.
Flüssigkeitshaushalt und Temperaturregulation des Körpers
Wasser macht rund 60% unseres Körpergewischtes aus und spielt bei allen Abläufen in unserem
Körper eine wichtige Rolle. Insbesondere auch bei der Wärmeregulation, also bei allen
Bestrebungen unseres Körpers, die Temperatur im Körperinneren möglichst konstant zu halten
(36,0-37,4°C). Diese Konstanz der Körpertemperatur ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass
unser Körper richtig funktioniert.
Es gibt zwei Möglichkeiten, durch die Körperwärme hauptsächlich entsteht: Durch den
Stoffwechsel der inneren Organe und durch Muskelarbeit. Bewegen wir uns, müssen unsere
Muskeln arbeiten. Glukose-, Fettsäure- und Eiweißvorräte werden dabei in mechanische Energie
umgewandelt - und in Wärme. Leider haben die menschlichen
Muskeln nur einen geringen Wirkungsgrat. Nur ca. 30% der
verbrannten Energie wird in Bewegung umgesetzt, die
restlichen 70% lassen die Körperwärme ansteigen. Die dabei
produzierte Wärme muss reguliert werden. Sonst käme es zu
einem konstanten Anstieg der Temperatur, bei dem der
Mensch irgendwann kollabieren würde.
                    Ein Versagen der Körpertemperaturregulierung kann
                 zum Beispiel bei Überhitzung im Extremfall zum Versagen
         von einzelnen oder mehreren Organsystemen oder gar zum Hitzetod führen.
Regulierung der Körpertemperatur: Thermostat des Menschen
Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark messen die Temperatur ständig, um sie konstant zu
halten. Über 30.000 Temperaturfühler (Thermorezeptoren) in der Haut unterstützen sie dabei. Als
eine Art Thermostat fungiert dabei das vegetative Nervensystem: Die Zellen senden die Signale
an das System, das die Produktion von Wärme und den Wärmeaustausch mit der Umgebung
reguliert. Dabei wird die Temperatur ständig „gemessen“ und die aktuelle Körpertemperatur (Ist-
Wert) mit der idealen Körpertemperatur (Soll-Wert) verglichen.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Luftfeuchtigkeit, denn ab circa 35° Celsius ist die
Wärmeabgabe durch Schweißbildung am wichtigsten. Je höher aber die Luftfeuchtigkeit ist (das
heißt: je mehr sie bereits mit Wasserdampf gesättigt ist), desto schlechter kann der Schweiß
verdunsten und somit Wärme abführen. Deswegen ist weniger die absolute Temperatur als
vielmehr der Taupunkt (dann ist die Luft zu 100% gesättigt) für unser Wohlbefinden und die
Belastung auf den Körper entscheidend. Aus diesem Grund halten wir es in der trockenen Wüste
bei 45° besser aus als im feucht-tropischen Regenwald bei 34° Celsius.
Wer sich über einen längeren Zeitraum in heißen Gebieten aufhält, wird einen
Gewöhnungseffekt bemerken. Nach 10-14 Tagen wird der Kreislauf weniger belastet und die
Leistungsfähigkeit steigt, unter anderem weil der Körper mit einer höheren Schweißbildung
reagiert. Schweiß besteht aus Elektrolyten und Wasser. Die Schweißproduktion geht auf Kosten
des Blutplasma-Volumens - der Körper kann bei extremer Hitzebelastung zunächst bis zu vier

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
Liter Schweiß pro Stunde produzieren, später noch bis zu einem Liter pro Stunde. Das kann
dramatische Flüssigkeitsverluste bedeuten! Ähnlich wie beim Höhenbergsteigen empfiehlt sich
daher eine langsame Gewöhnung, in unserem Fall: an die Hitze.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie der Körper eine
Überhitzung vermeidet. Mit diesen Mechanismen kann die
Temperatur ausbalanciert werden:
   • Mechanismus 1 – Verdunstungskälte
     Einer der Hauptmechanismen, um überflüssige Hitze aus dem Körper abzuführen, ist
     Schwitzen. Durch die Bildung von Schweiß entsteht auf der Hautoberfläche ein
     Verdunstungseffekt. Dieser führt normalerweise zur Kühlung des Körpers. Durch das
     Schwitzen verliert der Organismus einerseits Flüssigkeit und andererseits besteht durch
     die gesteigerte Durchblutung der Haut eine gesteigerte Belastung für das Herz.
   • Mechanismus 2 – Wärmestrahlung
     Über die Haut wird Wärme an die Umgebungsluft abgegeben. Der Mensch kann
     zusätzlich aktiv darauf Einfluss nehmen: Abhängig von den Textilien, die er trägt, kann
     er passend zur Außentemperatur einen Beitrag zur Regulation leisten.
   • Mechanismus 3 – Wärmeströmung (Konvektion)
     Ableitung von Wärme durch Luft: Die Luftschicht, die direkt mit der Haut Kontakt hat,
     wird erwärmt. Bei einem Abtransport der Luft (Bewegung, Zugluft), geht die Wärme
     verloren.
   • Mechanismus 4 – Wärmeleitung (Konduktion)
     Regulation der Temperatur mit Hilfe der Blutströmungen: Weiten sich die Blutgefäße,
     gibt der Körper Wärme ab. Im Gegenzug hält der Körper bei einer Gefäßengstellung
     Wärme zurück.
Selbst wenn wir keine Höhenmeter schinden, verliert wir auf diese Weise rund 0,5 Liter am Tag.
In der Hitze oder bei großer Anstrengung kann die Menge im Extremfall auf 15 Liter ansteigen.
Hitzeschäden
Beim Bergsteigen können folgende Hitzeschädigungen auftreten:
   • Hitzeerschöpfung (Dehydratation) als Folge einer Störung des Wasser-Elektrolyt-
     Haushaltes. Man fühlt sich zwar ausgelaugt (schwach) und erschöpft, ist auffallend blass
     aber noch ansprechbar und orientiert. Der Puls ist hoch, aber die Körperkerntemperatur
     normal. Beginnt man nicht rasch zu trinken, steigt die Gefahr eines Hitzschlags. Auch
     können Koordinationsprobleme (Absturzgefahr) und Muskelschmerzen auftreten.
   • Hitzeschlag als Folge einer Störung der Temperaturregulation, oft als Folge einer
     Dehydratation. Man fühlt sich erschöpft und ist „verwirrt“. Der Puls und die
     Körperkerntemperatur sind hoch. Wird der Körper nicht rasch aus der Sonne gebracht
     und abgekühlt, kann er mit Krämpfen und Bewusstlosigkeit reagieren. In letzter
     Konsequenz kann es zum Herzversagen kommen. Dem „echten“ Hitzschlag geht meist
     die sogenannte Hitzeerschöpfung voraus. Es gilt: das eigene Verhalten sowie das seiner
     Bergkameraden aufmerksam beobachten - und lieber zu früh als zu spät reagieren.

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
• Sonnenstich als Folge einer Reizung der Hirnhäute durch intensive kontinuierliche
     Sonneneinstrahlung auf den nicht geschützten Kopf- und Nackenbereich. Man bekommt
     Kopfschmerzen und einen roten, heißen Kopf, einhergehend mit Unruhe, Übelkeit bis zu
     Erbrechen und Desorientierung. Werden Kopf und Nacken nicht gekühlt und der Körper
     aus der Sonne gebracht, drohen Koma und Hirnödem.

Prävention - Vorbeugen
Unter körperlicher Belastung ist es wichtig, unseren Organismus nicht durch schlechte
Vorbereitung zusätzlich zu belasten (z.B.: Wassermangel, zu warme oder nicht atmungsaktive
Sportbekleidung). Es gilt, mit einem ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt, angepasster Bekleidung
und einer sorgfältigen Planung, ausgerichtet an die eigene Leistungsfähigkeit und die
Umgebungseinflüsse, in eine sportliche Aktivität zu starten.
Was tun?
Es gibt verschiedene Aspekte, die auf die Wärmebelastung des Körpers wirken. Dabei muss
zwischen folgenden Faktoren unterschieden werden:
   • Wetter: Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur, Wind
   • Mensch: allgemeiner Gesundheitszustand, Fitness, Akklimatisation, Flüssigkeitszufuhr
   • Tätigkeit: Aktivität/Anstrengung, Bekleidung (Helm, Kappe), Belastung (Rucksack)
Davon abhängig empfiehlt es sich bereits präventiv auf die steigende Hitzebelastung zu
reagieren:
   • mehr und längere Pausen als sonst einlegen (Tourenplanung wichtig!)
   • die körperliche Belastung geringer halten
   • Touren im Schatten bevorzugen (Tourenplanung wichtig!)
   • schützende Kleidung tragen
   • ausreichend trinken
Tourenplanung
Generell empfiehlt sich im Sommer ein zeitiger Start: Die frühen Morgen- und
Vormittagsstunden sind noch verhältnismäßig kühl von der Nacht, was die Tour angenehmer
macht. Ist viel Sonne vorhergesagt, lohnt es sich, auf nord- und westseitige Anstiege
auszuweichen, die im Schatten liegen und damit von Natur aus kühler sind.
Der anstrengendste Teil der Tour sollte idealerweise vor der großen Mittagshitze (gegen 14 Uhr)
hinter einem liegen. Bei langen Touren den Mittag nach Möglichkeit außerdem zum Pausieren
nutzen. Auch ist die Zeit für mehr und längere Pausen einzukalkulieren.
Schützende Kleidung - Kleidung anpassen
Von Natur aus kann sich unser Körper recht gut den wechselnden Temperaturen anpassen. Bei
Hitze fängt er an zu schwitzen und startet damit die körpereigene „Klimaanlage“.
Um den Kreislauf zu entlasten, greift man außerdem am
besten auf für den Bergsport konzipierte Bekleidung
zurück. Ob Synthetik oder Naturmaterial ist eine
Geschmacksfrage - wichtig ist, dass die Bekleidung
funktional ist, also insbesondere: Feuchtigkeit ableitet und
Temperaturunterschiede ausgleicht/kühlt.

             Eine Kopfbedeckung hilf Sonnenstich zu vermeiden

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
Da am meisten Schweiß über Kopf und Oberkörper
abgegeben wird, sollte besonders an diesen Stellen
möglichst luftige Kleidung getragen werden, um einen
optimalen Wärmeaustausch zu fördern. Übrigens
beschleunigt Wind die Verdunstung des Schweißes
auf der Haut, was eine kühlende Wirkung hat.
                                                           Starke Sonneneinstrahlung am Gletscher:
                     Kopf- und Nackenbedeckung sind hier Pflicht, um einen Sonnenstich zu vermeiden.

Tipp: An ein Wechselshirt denken und für die Gipfelpause auch an heißen Tagen zumindest
einen Windschutz einpacken.
Ein Sonnenstich kann durch entsprechende Schutzbekleidung von Kopf und Nacken verhindert
werden. Vor allem am Gletscher sind Sonnenhut und hochgestellter Hemdkragen oder Halstuch
Pflicht - einige schwören in wüstenähnlichen Gebieten übrigens auch auf einen Sonnenschirm.

                                               Hitze im Gebirge:
                                               Bergsteiger mit Sonnenschirm im Karakorum -
                                               ein effektiver Schutz vor zu viel Sonne!
In den Bergen sind wir - mit zunehmender Höhe - der Sonneneinstrahlung besonders ausgesetzt.
Daher gilt für alle nicht mit Kleidungsstücken bedeckte Körperteile - ausreichenden
Sonnenschutz benutzen und schon vor der Tour sowie währenddessen eincremen. Sollte die Haut
dennoch zu viel Sonne abbekommen, nach Möglichkeit frühzeitig luftige, lange Kleidung
überziehen. Außerdem an die Sonnenbrille und eine Kopfbedeckung denken.
Flüssigkeitszufuhr
Wie wichtig das Trinken gerade an heißen Tagen ist, lässt sich wahrscheinlich gar nicht genug
betonen - verspüren wir Durst, haben wir eigentlich schon zu lange gewartet. Besser wäre, es gar
nicht erst bis zum Durst kommen zu lassen und regelmäßig - in kleinen Mengen - ausreichend
Flüssigkeit zuzuführen.
Symptome für Flüssigkeitsmangel sind eine Steigerung der Herzfrequenz, der Körpertemperatur,
ein starkes Durstgefühl, Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen und Koordinationsstörungen.
Ab 10% Flüssigkeitsverlust treten Krämpfe, Koma und schwerwiegende Störungen auf, die auch
tödlich enden können.
Der tägliche Wasserverbrauch des Menschen ohne körperliche Aktivität und bei normaler
Außentemperatur (ohne Schwitzen) liegt bei ca. zwei Liter (reine Flüssigkeit). Bei extremer
Anstrengung kann unser Körper durch vermehrtes Atmen und starkes Schwitzen bis zu acht Liter
Flüssigkeit verlieren. Dieser Flüssigkeitsverlust gehört ausgeglichen, denn schon kleine
Fehlmengen an Flüssigkeit vermindern die Ausdauerleistung sowie die Kraft - Appetitlosigkeit
und Müdigkeit sind die Folge. Allerdings, bei der Frage wieviel man trinken soll, scheiden sich
die Geister und die Empfehlungen gehen zum Teil weit auseinander.

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
Bewährt hat sich: Bereits nach einer Stunde Wanderung die erste Trinkpause einlegen, im
Anschluss bestenfalls alle 30 Minuten ein paar kleine Schlucke (etwa 0,2 Liter) zu sich nehmen -
auch wenn man gerade keinen Durst hat. Bei - regelmäßig - kleinen Trinkmengen wird der
Verdauungstrakt nicht überlastet. Begibt man sich in die Höhe, sollte man nicht deutlich weniger
als vier Liter am Tag trinken - denn für die erfolgreiche Akklimatisation und Leistungserhaltung
ist die Flüssigkeitszufuhr ausschlaggebend. Doch auch bei hohen Temperaturen oder
anstrengenden Anstiegen ist dieser Wert zu empfehlen, ist doch gerade dann der
Flüssigkeitsverlust enorm. Insbesondere vor der Tour sollte ausgiebig getrunken werden,
mindestens einen halben Liter sollte man zum Frühstück aufnehmen - was übrigens vor jeder
Bergtour eine gute Idee ist.

                                           Hitze am Berg:
                                           Bei hohen Temperaturen muss viel und regelmäßig
                                           getrunken werden.
Achtung: Man kann auch zu viel trinken. Unser Magendarmtrakt ist mit mehr als einem Liter pro
Stunde überfordert. Schüttet man größere Mengen in sich hinein, kann die Wasseransammlung
im Bauch zu Übelkeit führen. Gerade bei „durchschüttelnden“ Sportarten kann sich das deshalb
schnell rächen.
Die notwendigen Elektrolyte - die durch das Schwitzen verlorengehen - werden normalerweise
durch eine ausgewogene Ernährung aufgenommen, sodass ergänzende Tabletten nicht
notwendig, teilweise sogar kontraproduktiv sind. Denn Forscher fanden heraus, dass unser
Schweiß zu 99 Prozent aus Wasser besteht. Salze, Aminosäuren, Harnstoffe und Fette machen
nur einen sehr kleinen Anteil aus.
Wasser, eventuell gesüßt mit Fruchtsäften (Verhältnis von
1/3 Saft mit 2/3 natriumreichen Mineralwasser gemischt),
löscht unseren Durst am besten. Wichtig: auf die
Konzentration von Fruchtzucker achten (Fruktose - Etikett
der Saftflasche). Mehr als 6 Gramm Fruktose pro 100
Milliliter und andere Zuckerzusätze erschweren die
Wasseraufnahme im Darm. Erst bei längeren intensiven
Anstrengungen (von mehr als zwei Stunden), sind
Getränke mit rund 2-3g Salz/Liter oder eine Kombination von Wasser und salzhaltigen
Nahrungsmittel (Suppen) zu bevorzugen - nur in Ausnahmefällen muss auf Elektrolytgetränke
zurückgegriffen werden. Und auch der Geschmack ist wichtig - den von dem, was einem nicht
schmeckt, trinkt man zu wenig.
Alkohol hat im Gegensatz zu Kaffee klar eine dehydrierende Wirkung. Das bedeutet, das dem
Körper Flüssigkeit entzogen wird. Daher sollte bei Aktivitäten in der Hitze kein Alkohol, auch
nicht im Vorfeld, konsumiert werden. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Alkohol im alpinen
Gelände - und nicht nur dort - als Risikofaktor nicht zu unterschätzen ist.
Es gilt auch zu beachten, dass viele Medikamente die Belastungsfähigkeit beeinträchtigen
können. Hierzu zählen diverse Medikamentengruppen, wie zum Beispiel Kreislauf- und
Blutdruckmedikamente (z. B. Leistungsabfall durch Beta-Blocker).

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - AV-INFO 06/2020(045) Neuhofen/Krems,04.05.2020 - Österreichischer Alpenverein
Erste-Hilfe Maßnahmen
Erste-Hilfe Maßnahmen sollten umgehend begonnen werden. Als einfachste Therapie erfolgt das
Verbringen in eine kühlere, schattige Umgebung. Wenn Personen in eine Umgebung mit unter
20°C Umgebungstemperatur gebracht werden, kann diese Maßnahme alleine ausreichen.
Bekleidung, die eine effektive Wärmeabstrahlung verhindert, sollte entfernt und durch lockere
Bekleidung ersetzt werden. Falls der Untergrund stark aufgeheizt ist, sollte auch an eine
Abschirmung (Jacken, Rucksack, Isomatte) des Bodens gedacht werden.
Flüssigkeitsersatz ist bei Hitzekrankheit essentiell. Solange die Person noch ausreichend bei
Bewusstsein ist, kann versucht werden, durch regelmäßige Flüssigkeitsgaben den
Wasserhaushalt zu normalisieren. Häufig gelingt dies jedoch aufgrund von Erbrechen, Übelkeit
oder Bewusstseinsstörungen nicht mehr.

                         Hitzeerschöpfung vergeht mit Trinken,
                    Essen und Ruhe im Schatten meist von selbst
Zur Kühlung des Körpers stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Wichtig ist, eine
möglichst große Körperoberfläche zu kühlen. Hierzu können nasse Tücher, Shirts oder andere
Kleidungsstücke verwendet werden. Kühlpacks oder kalte Tücher im Nacken, in den Achseln
oder Leisten sind nur bedingt effizient.
Sollte sich die Möglichkeit ergeben, den Körper des Opfers in kaltes Wasser zu tauchen (z. B.
Bach, See), so ist dies eine der effizientesten Möglichkeiten, einen Menschen zu kühlen. Wichtig
ist die Person nie alleine zu lassen und darauf zu achten, dass der Kopf nicht untertaucht. Auch
die Strömung von alpinen Gewässern ist nicht zu unterschätzen. Studien insbesondere im
militärischen Bereich konnten nachweisen, dass dadurch die Sterblichkeit des Hitzschlages auf 0
% reduziert werden kann. Es ist jedoch unklar, ob chronisch kranke und alte Patienten die
gleiche Behandlung ebenfalls ohne Beeinträchtigung überstehen.
                                             Ist trotz sorgfältiger Prävention und Erste-Hilfe
                                             Maßnahmen eine Person durch eine der oben
                                             genannten Einwirkungen von Hitze stark
                                             beeinträchtigt und bessert sich die Situation nicht,
                                             so bleibt dennoch nichts anderes über, als über den
                                             Alpinnotruf (Österreich 140, international 112)
                                             Hilfskräfte zu verständigen. Bei auftretender
                                             Bewusstlosigkeit muss entsprechend des Erste-
                                             Hilfe-Schemas vorgegangen werden.

Last but not least
              Spätestens, wenn eine Hitzewelle alles so richtig in der Zange hat,
        sollte man besonders anstrengende Touren einfach einmal ganz sein lassen -
                      und stattdessen besser an einem See abtauchen.

Quelle: www.alpenverein.at, www.alpenverein.de,       www.bergwelten.com,   www.alpinmesse.info,
www.sgsm.ch, www.bergsteiger.de, www.skiinfo.de

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Eduard Whymper                                              Der Kampf ums Matterhorn

Heuer jährt sich der 180. Geburtstag des berühmten Bergpioniers Eduard Whymper. Bekanntheit
erlangte er insbesondere durch die Erstbesteigung des Matterhorns. Sein Name ist untrennbar mit
dem Triumph und der Tragödie am Matterhorn verbunden. Doch auch ohne diese berühmte
Erstbesteigung gilt der Engländer als einer der bedeutendsten Bergsteiger der alpinen
Erschließungsgeschichte.
           * 27. April 1840 in London
           † 16. September 1911 in Chamonix
Whymper wurde in ärmlichen Verhältnissen geboren und erlebte
eine Jugend ohne große Zukunftsperspektiven. Der Verleger
Thomas Longman aus London entdeckte dessen zeichnerische
Begabung und schickte ihn als Illustrator in die Alpen. Durch
seine Reisen in die Alpen begann Whymper, sich für das
Bergsteigen      zu     interessieren.    Er    hatte     keinerlei
Bergsteigererfahrung, verfügte aber über eine ausgezeichnete
konditionelle Verfassung. Nebst seinem Ehrgeiz als Erstbesteiger
von mehreren Gipfeln in die Geschichtsbücher einzugehen,
strebte er mit allen Mitteln eine Aufnahme in den renommierten
                                                                        Whymper als junger Mann
(elitären) „Alpine Club“ an, der die besten Bergsteiger in seinen
Reihen versammelte. Dort war er nicht Mitglied, denn er gehörte nicht zur britischen
Oberschicht. Auch nach mehreren alpinistischen Erfolgen wurde er nicht aufgenommen.
Whymper zeichnete sich unter anderem durch seine Verbissenheit und seinen Ehrgeiz aus.
Deshalb zählten für ihn ausschließlich Erstbesteigungen. Ein Berg, welcher bereits bezwungen
war, interessierte ihn nicht. So kam es zeitweise zu skurrilen Szenen. Denn wenn er auf halber
Strecke einer Tour auf einen Hinweis von vorherigen Besteigungen stieß, kehrte er um. Seinen
Platz in der Geschichte der Bergsteiger fand er mit der Erstbesteigung des Matterhorns.
Kampf ums Matterhorn
Ab etwa 1860 geriet das Matterhorn immer mehr in den Mittelpunkt des bergsteigerischen
Interesses. Es ist bei weitem nicht der höchste, wohl aber der auffallendste Gipfel in den Walliser
Alpen. 1861 erblickte der junge Whymper erstmals diesen kühnen Berg, den viele seiner
Zeitgenossen für unbesteigbar hielten. Die scheinbar günstigere Schichtung der Felsen an der
Südseite veranlasste ihn, den italienischen Bergführer Jean Antoine Carrel aus Breuil zu
verpflichten. Immer wieder berannte Whymper den Berg von Süden, doch immer wieder wurde
er zurückgeschlagen. Jede missglückte Besteigung stärkte den Aberglauben der Unnahbarkeit, so
                                            dass selbst erfahrene einheimische Bergführer oft
                                            großzügige Angebote ausländischer Expeditionsleiter
                                            ausschlugen. Doch der Brite glaubte nicht an
                                            Bergdämonen, sein Vorhaben war von kühlen
                                            Überlegungen geführt. Er hatte die Bücher des
                                            Horace Bénédict de Saussure studiert und war zu
                                            dem Schluss gekommen, dass der Gipfel nicht vom
                                            italienischen Süd-Westen, sondern über den Umweg
                                            des Schweizer Nord-Ost-Grates zu besteigen war.
                                            Nicht Breuil sei der Ausgangsort, sondern Zermatt!

                   Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                  www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Dort, wo man den Mont Cervin Matterhorn nennt. Er versuchte daher, seinen Freund Jean-
Antoine Carrel zu einer Besteigung von der Zermatter Seite zu überreden. Dieser beharrte aber
darauf, von Italien her aufsteigen zu wollen, denn der kürzlich gegründete Italienische Alpenklub
(CAI) machte nämlich die erste Ersteigung des Matterhorns zu einer nationalen Angelegenheit.
Whymper fühlte sich getäuscht und eilte nach Zermatt, um dort eine Gruppe für einen sofortigen
                                Versuch über den Hörnligrat zusammenzustellen.
                                Im August 1964 traf Whymper dort mit sechs weiteren Männern
                                zusammen,      die    ihn   bei    seinem     nunmehr     neunten
                                Besteigungsversuch begleiten sollten: dem Bergführer Michel
                                Croz (aus Chamonix), den Touristen Reverend Carles Hudson, Lord
                                Francis Douglas und Robert D. Hadow (alle aus England) sowie den
                                Zermatter Bergführern Peter Taugwalder Vater und Peter
                                Taugwalder Sohn. Mit Ausnahme von Whymper verfügten die
                                meisten seiner Gefährten - außer den Bergführern - kaum über
                                alpine Kenntnisse, besonders der junge Hadow galt als
                                ausgesprochen unerfahren. Am frühen Morgen des 13. Juli
                                verließen die sieben Bergsteiger Zermatt. Der Aufstieg ging zügig
                                vonstatten, denn die Schwierigkeiten, die sich ihnen
                                entgegenstellten, waren geringer als befürchtet. Am 14. Juli 1865
Die Erstbesteigung,             betrat Edward Whymper um 13.40 Uhr als Erster den Gipfel des
Darstellung von Gustave Doré    Matterhorns.
Zur gleichen Zeit hatten auch die Italiener zum alles entscheidenden Gipfelsturm angesetzt. Als
Whymper und seine Gefährten den höchsten Punkt des Matterhorns betraten, erblickten sie kaum
200 Meter tiefer die italienische Mannschaft, die den Kampf um den Berg nur knapp verloren
hatte. Um auf ihren Sieg aufmerksam zu machen, begannen Whymper und seine Begleiter laut
zu schreien und Felsblöcke hinunterzuwerfen, worauf sich Carrel weigerte, auch nur einen
einzigen Schritt weiter zu gehen, sondern unverzüglich den Abstieg antrat. Erst drei Tage später,
als sich seine Enttäuschung ein wenig gelegt hatte, stieg er von Breuil aus über den so genannten
„Italienischen Grat“ bis zum Gipfel empor.
Die Tragödie am Matterhorn
Exemplarisch für Whympers Verbissenheit, als Erster auf dem
Gipfel zu sein, stehen auch die Ereignisse vor dem „Gipfelsieg“.
An zweiter Stelle der Siebnerseilschaft löst er sich kurz vor dem
Gipfel vom Seil, überholt den vor ihm kletternden Michel Croz
und stürmt dem Gipfel entgegen. Ob er dabei das Seil
durchschnitten oder die Knoten gelöst hat, ist nicht erwiesen. Es
spricht jedoch einiges für das Durchtrennen des Seils. So musste
beim Abstieg das Seil mit einem viel dünneren Seil
zusammengeknotet werden. Dieses riss dann bekanntlich beim
Abstieg. Dabei stürzten Croz, Hudson, Douglas und Hadow
über die Nordwand in den Tod.
Whympers Triumph erlitt durch die Katastrophe, die über seine
Gruppe beim Abstieg hereinbrach, einen argen Dämpfer. Nur er
und die beiden Taugwalder kehrten lebend nach Zermatt zurück.
Die Leichen von Hudson, Hadow und Croz fand man später auf
dem Matterhorngletscher und setzte sie in Zermatt bei, die                           Der Absturz,
sterbliche Hülle von Lord Douglas blieb dagegen verschollen.         Darstellung von Gustave Doré

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Staatsrat Joseph Anton Clemenz führte die nachfolgende strafrechtliche Untersuchung durch. In
der Gerichtsverhandlung, bei welcher es um die Schuldfrage ging, soll sich Whymper arrogant
verhalten und jegliche Schuld von sich geschoben haben. Vor allem soll er Peter Taugwalder
Senior belastet haben, hinter welchem beim Abstieg das Seil mutmaßlich riss. Das Seil sei beim
Unglück nicht gerissen, sondern durch Taugwalder durchschnitten worden, um sich damit selbst
zu retten. Zu einer Verurteilung kam es nicht, denn das durchschneiden des Seiles konnte nicht
nachgewiesen werden, jedoch litt Taugwalder unter den Anschuldigungen zeitlebens.
In der Folgezeit sah sich auch Whymper mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Besonders harte
Angriffe kamen von der Londoner Times, doch der Bezwinger des Matterhorns setzte sich zur
Wehr. In seinen „Scrambles amongst the Alps in the years 1860 - 1869“, die ins Deutsche und
ins Französische übertragen wurden, gab er eine sachliche, seine Gegner entwaffnende
Darstellung seiner Matterhornersteigung.
Bedeutender Bergsteiger der alpinen Erschließungsgeschichte
Auch ohne die erste Ersteigung des Matterhorns müsste man Edward Whymper zu den
bedeutendsten Bergsteigern der alpinen Erschließungsgeschichte zählen. Schon als
Zwanzigjähriger konnte er an einer Kundfahrt in die Westalpen teilnehmen, deren Ziel die erste
Besteigung des Mont Pelvoux (Dauphine) war. Obwohl der Gipfel nicht erreicht werden konnte,
war Whymper von den Bergen zutiefst beeindruckt. Er kam kurze Zeit später zurück und bestieg
den Mont Pelvoux auf Anhieb. Zwischen 1860 und 1864 erstieg er den Barre des Ecrins, den
Mont Dolent, die Aiguille de Trelatete, die Aiguille d'Argentiere, die Grandes Jorasses und die
Aiguille Verte.
Nach seinem Gipfelsieg am Matterhorn unternahm
Whymper im Dienst der Wissenschaft zwei
Expeditionen nach Grönland. Schließlich fuhr er
nach Südamerika, wo er am 4. Jänner 1880 als Erster
den Chimborazo (6.725m) erstieg (gemeinsam mit Jean
Antoine Carrel). Eine später auf diesem Berg
errichtete Schutzhütte trägt noch heute seinen
Namen. Am 3. Juli 1880 stieg er ein zweites Mal auf
diesen Vulkan. Im Zuge seines Aufenthalts auf
diesem Kontinent gelangen ihm auch noch die
Ersteigungen von Cotopaxi (6.431rn), Antisana
(6.343m), Pichincha (5.223m) und Cayambe (6.225m).                   Chimborazo 6725m, Ecuador

Whymper verfasste im Laufe seines Lebens zahlreiche Aufsätze alpinen und alpin-geografischen
Inhalts, aber auch den Führer „Chamonix and Mont Blanc“, der vor allem von den englischen
Bergsteigern sehr geschätzt wurde. 1892 veröffentlichte er unter dem Titel „Travels amongst the
Great Andes of the Equator“ seine Erlebnisse in Südamerika. Als begabter Zeichner war er ein
gesuchter Illustrator, der nicht nur für seine eigenen Werke, sondern auch für fremde
Publikationen packende Abbildungen schuf. Die angebliche Todesvision am Matterhorn, die
wohl auf ein so genanntes „Brockengespenst“ zurückzufuhren ist, zählt wohl zu seinen
bekanntesten Zeichnungen.
Erst 1906, nachdem er sich aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, heiratete er. Die
Sommermonate verbrachte er mit seiner Frau und seinem bald darauf geborenen Kind entweder
in Zermatt oder in Chamonix. Dort, im Schatten seiner geliebten Aiguilles, ist er 1911 gestorben.

Quelle: de.wikipedia.org, www.bergnews.com, www.landderberge.at, www.matterhornparadise.ch,
www.1815.ch

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Von den Bergen träumen ...

                                                    „Wiesbachhorn“ von Edward Theodore Compton

Spätestens seit risikoreiche alpine Unternehmungen in den Bergen untersagt sind, spüren nicht
nur die Bergsteiger unter uns, dass wir eine Sehnsucht nach ihnen haben. Vermutlich nicht nach
den Bergen des Massentourismus und des Ballermanns, sondern eine Sehnsucht nach der
zeitlupenartigen Ruhe der unberührten Natur, die sich vor uns Menschen immer mehr in größere
Höhen zurückgezogen hat. Jetzt allerdings breitet sich die Stille wieder aus - in der Natur, und
bei vielen auch daheim.
Der Österreichische Alpenverein möchte euch ein wenig beim Träumen unterstützen.
Daher werden wir euch in nächster Zeit besondere Schauobjekte aus unserem Depot
vorstellen.
Was eignet sich besser zur Eröffnung unseres virtuellen Museums als eines unserer wertvollsten
Objekte „Wiesbachhorn“. Das Ölgemälde des aus England gebürtigen Malers Edward
Theodore Compton ist ein Meisterwerk aus dem Jahr 1911. Berge waren damals noch nicht
Spielwiesen für Massentourismus, aber ihr Reiz bekam zu jener Zeit Oberhand über die Furcht.
Eine spannende Herausforderung für die Upper Class, die im „bewohnbaren“ Bereich in
gewisser Sicherheit lebte und in den Alpen den „Kick“ suchte.
Compton wirft einen Blick auf die überwältigende Bergwelt des Glocknergebietes. Trotz seiner
realistischen Art der Naturdarstellung mit hoher topografischer Genauigkeit spüren wir die
Faszination, die der Künstler beim Anblick der gewaltigen Natur empfunden haben muss:
Wir fühlen die kühle Brise, wir hören das ferne Rauschen des Gletscherbaches, wir
inhalieren den Duft von feuchtem Gras. Das Bild zieht uns in seinen Bann. Gönnen wir uns
ein paar Minuten Zeit, um in diese Naturlandschaft zu versinken und uns daheim weniger
gefangen zu fühlen!

Quelle: www.alpenverein.at
Text: Ingrid Hayek, Vizepräsidentin Österreichischer Alpenverein (Aufgabenbereiche: Kultur,
Wissenschaft, ÖAV-Gletschermessdienst, EUMA)
Gemälde: „Wiesbachhorn“ von Edward Theodore Compton (© Alpenverein-Museum, OeAV-Kunst 2647)

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Matterhornbeleuchtung als Zeichen der Hoffnung
Das Matterhorn steht seit jeher als Symbol der Schweiz sowie als Ort der Kraft und des Halts.
Zermatt ist überzeugt: So stark wie das Matterhorn, so stark muss die Gesellschaft nun
zusammenstehen, verankert sein und den Sturm vorbeiziehen lassen. In Bezug auf dieses Symbol
wurede der Berg vom 24. März bis zum 19. April 2020 täglich beleuchtet - sofern es die
Wetterbedingungen zuließ.
Hoffnung, Solidarität und Dankbarkeit
Zermatt will mit der Beleuchtungs-Aktion den Menschen in dieser schwierigen Zeit der
Coronavirus-Pandemie ein Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit vermitteln. Ganz nach dem
Motto «Licht ist Hoffnung». Das Dorf zeigt Solidarität mit allen Menschen, die momentan
leiden, und ist dankbar allen Menschen gegenüber, die helfen, die Krise zu überstehen. Dazu
gehört das medizinische Personal, alle, die die Logistik und die Versorgung der Bevölkerung
sicherstellen, sowie all jene, die aus Rücksicht zuhause bleiben und ihren Tagesablauf und ihre
Aufgaben den Umständen anpassen.

                                  Foto: Light Art by Gerry Hofstetter / Foto Michael Portmann
Österreichische Flagge in der Nacht des 24. Aprils
In der Nacht des 24. Aprils wurde das Projekt unter anderem der österreichischen Bevölkerung
gewidmet und zwischen 22:40 und 23 Uhr die österreichische Flagge als Sujet auf die über 1.000
Meter hohe Ostwand des Matterhorns projiziert. Die Schweizer wünschen ihren Nachbarn gute
und schnelle Erholung von der Krise.
                                                                         Quelle: www.zermatt.ch

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Corona-Tagebuch                           Ein Bergsteiger geht spazieren
Es ist ein Jammer! Feinstes
Wetter gepaart mit besten
Bedingungen für Frühjahrs-
touren - und was ist? Wir sind
mit Ausgangsbeschränkungen
belegt, Skibergsteigen ist
untersagt, einfache Skitouren
ebenso. Was in den ersten
Tagen der Tourenprohibition
auffällt? Obschon mit vielen
Egos, Individualisten und
Sturschädeln durchsetzt, die
Alpinistenszene hält      sich
beinahe vollständig an die
Verbote.
Das hat zwar auch etwas mit
                                          Immerhin ein „Gipfelkreuz“: Der Heuberg im Nordosten
den      behördlichen     An-
                                             der Stadt Salzburg „ersetzt“ die fetten Dreitausender
ordnungen zu tun, mehr aber
noch mit dem vielen Berglern eigenen Verständnis von Autorität. Alpinisten und Alpinistinnen
sind es zwar gewohnt, unmittelbar und eigenverantwortlich zu entscheiden, aber wir akzeptieren
Empfehlungen der „eigenen Leute“. Unsere Autoritäten sind die Wetterdienste, die
Lawinenwarndienste, ausgewiesene Gebietskenner oder wie im konkreten Fall die Bergrettung.
Eine Frage der Zeit
Die Botschaft des Österreichischen Bergrettungsdienstes in Sachen Corona war eindeutig: Lasst
es sein, wir brauchen im Fall des Falles die medizinischen Kapazitäten derzeit woanders, und wir
haben zudem wenig Lust, potenzielle Virenschleudern vom Berg zu holen. Da angesichts von
12.800 aktiven Bergrettungsfrauen und -männern in Österreich so gut wie jeder ambitionierte
Bergler hierzulande mindestens einen Bergretter in seinem näheren Umfeld kennt - oder gar
selbst bei der Bergrettung dabei ist, ist coronamäßig ein Peergroup-Effekt entstanden (Peergroup
- ist eine Gruppe mit großem Einfluss, der sich ein Individuum zugehörig fühlt).
Wie lange die in den ersten Tagen gezeigte Disziplin der alpinen Community anhält, ist eine
andere Frage. Dass mit zunehmender Dauer der alpinen Ausgangssperre eine immer größere
Zahl frühmorgens still und heimlich auf den jeweiligen Hausberg entfleucht, ist zumindest in den
Gebirgsregionen höchst wahrscheinlich.
3000 Höhenmeter pro Woche
Vorerst aber stecken wir zurück. Und so verzichtet auch der Autor dieses Eintrages in das
STANDARD-Corona-Tagebuch auf genussvolle Firnflanken oder spektakuläre Steilrinnen.
Stattdessen gibt es täglich einen Morgenspaziergang direkt von der Haustür im Salzburger
Stadtteil Gnigl weg über 450 Höhenmeter gefahrlose Spazierwege auf den 899 Meter hohen
Heuberg. Umständehalber eine Solo-Begehung.
Konsequent umgesetzt wären das etwas mehr als 3000 Höhenmeter in der Woche. Der Hofhund
vom Bauern auf halber Höhe hat an der Aktion jedenfalls schon Gefallen gefunden. Sein neu
gewonnener Freund hat ja auch immer ein kleines Leckerli im Hosensack dabei.

                                           Quelle: www.derstandard.at - Thomas Neuhold, 28.3.2020

                  Ortsgruppe Neuhofen / Krems
                 www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Sie können auch lesen