ALPINE LÄSSIGKEIT - W2 Manufaktur
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ALPINE LÄSSIGKEIT „Gute Dinge sind einfach“, sagen Renate und Hubert Oberlader. Im November haben sie das Mama Thresl in Leogang eröffnet. Ein junges, urbanes Hotelkonzept, das tradi- tionelles Handwerk mit modernem Anspruch vereint – durchdacht bis ins letzte Detail. TEXT: BRIT GLOCKE FOTOS: CHRISTIAN SCHÖCH (6), BRIT GLOCKE (1) P aris, Oman, Istanbul. Hubert „Huwi“ Oberlader weiß, wo die besten Hotels der Welt zu finden sind. Und er weiß, was er von ihnen lernen kann. Sei es für das von ihm und seiner Frau Renate betriebene Chalet- tion lässig und aufgeschlossen. Ein Extremsportler-Domizil sei man aber nicht, betont Hotelmanagerin Lisa-Maria Roos. Aktiv werden können die Gäste noch vor dem Check-in: Ein Klettersteig an der Fassade führt von einem fast sieben dorf Priesteregg oder ihr neues Hotel, das Mama Thresl. Meter hohen Fels vor dem Hoteleingang über eine Seilbrücke „Wenn man Input braucht, muss man sich das Beste anschau- zum ersten Stock und dann über die Hauswand und das Dach en, was es gibt“, sagt Oberlader. „Mama Shelter oder Six Sen- entlang auf eine 200 Quadratmeter große Rooftop-Terrasse. ses – was machen die anders? Was ist deren Geheimnis?“ In der Lobby wartet das nächste Highlight: ein Baumstamm, Hubert Oberlader ist ein wacher Geist, ein Naturmensch 12 Meter hoch in die Höhe ragend, daneben ein 12,5 Tonnen und Anpacker. Mit viel Eigeninitiative und Ideen haben er schwerer Fels – beides ebenfalls zum Klettersteig umfunk- und seine Frau das Mama Thresl am Ortseingang von Leo- tioniert. „Damit wollen wir zeigen, dass wir mit Konventio- gang konzipiert und aufgebaut. Setzen sie im Priesteregg vor nen brechen“, sagt Roos. Wer es bis zum Mountain’s Peak allem auf Luxusgäste, sprechen sie mit dem neuen Haus ak- unter dem Dachgiebel schafft, kann dort außerdem ein klei- tive Gäste zwischen 30 bis 50 Jahren an, in der Kommunika- nes Restaurant-Separee für ein Dinner buchen. 20 HOTELDESIGN 1/2015
FASZINATION | MAMA THRESL Urban soul meets the alps – gemäß dem Hotel- motto treffen in der Sitzecke der Lobbylounge Natursteintischplatte, Baumstämme und Felle auf Fatboy-Kissen, modernes Lampendesign und eine Zurück zum Check-in: Beim Betreten des Hotels fällt der Videowand. Blick nicht als erstes auf die Rezeption – die hat der Gast vielmehr im Rücken –, sondern auf die Bar. Sie ist das Herz- stück eines offenen Lobbylounge- und Restaurantbereichs mit DJ-Ecke. Dahinter steckt der Wunsch der Hotelinhaber, Gleiches gilt für einen anderen Tisch im Restaurant, dessen einen Meetingplace zu schaffen, der die Gäste animiert, da- Holzplatte einer alten Weinpresse entstammt. „Unvollkom- ran teilzunehmen. „Ein lebendiges Treiben wie man es in menheit macht Wohlfühlen aus“, sagt Hubert Oberalder. südlichen Ländern im Freien hat, bringt Luftigkeit und Of- „Risse im Holz zeigen, dass es lebt. Wir geben der Natur fenheit ins ganze Haus“, erläutert Oberlader die Idee. Raum zu sein, wie sie ist.“ Ein weiterer Hingucker in der Lobbylounge ist zudem eine Mit dem Mama Thresl wollen Renate und Hubert Oberla- sieben Meter lange und fünf Tonnen schwere Tafel aus Natur- der ein Stück alpin-sportliches Zuhause an ihre Gäste wei- stein. Damit die Steinplatte nicht zu wuchtig wirkt, hat man tergeben, aber auch ihre Verwurzelung mit der Region zei- den Tisch tiefer gelegt. Seine Oberfläche, die abends auch gen. Deshalb wurde auch Thresl, die Mutter von Renate Ober- mal zur Tanzfläche wird, wurde rau und uneben belassen. lader, zur Namensgeberin für das 50-Zimmer-Haus. Sie ver- HOTELDESIGN 1/2015 21
FASZINATION | MAMA THRESL Die Tischplatten fürs Restaurant wurden eigens aus Baumstämmen gefertigt. Für gemütliches Flair sorgen Filzblumen, Blumenkis- sen – und ein unverbauter Rundumblick auf die Leoganger Bergwelt. körpert für die Familie tiefe Heimatverbundenheit und den ansprache auch auf amerikanisches Wording.“ Das zeigen Begriff „Hotel Mama“. Mit „Urban soul meets the alps“ ist auch die sechs Zimmerkategorien und ihre Namen: Wooden- das Motto des jung-dynamischen Konzepts überschrieben. style, Woodenstyle Plus, Woodenstyle & Spa, Woodenstyle & „Gewachsene, natürliche Materialien wollten wir hier ebensoSplash, Near to Heaven und Thresl’s One & Only. verwenden wie im Priesteregg, aber in konträrer, urbaner Doch zuerst noch ein Blick aufs Hotelgebäude: Dreistö- Form“, erläutert Hubert Oberlader. „Das soll provozieren ckig wurde es in Beton und Massivholzbauweise vom Archi- und zum Gespräch anregen. Deshalb setzen wir in der Gast- tekturbüro W2 Manufaktur in Leogang auf einer Grund- stücksfläche von rund 2160 Quadratme- tern konzipiert. Die Bauzeit betrug acht Monate, die Investitionssumme 7 Daten & Fakten Mio. Euro. Klare Linien und naturge- bräunte Lärchenholzverschalungen, Eröffnet: 29. November 2014 dazu Glaselemente und ein Sockel aus Inhaber/Bauherr: Renate und Hubert Oberlader General Manager: Lisa-Maria Roos Naturstein – der teils aus dem Rauriser- Planungszeit: 2 Jahre tal, teils aus dem Zentralmassiv der Ho- Bauzeit: 8 Monate hen Tauern stammt – bestimmen die Investition: 7 Mio. Euro Außenfassade. Ein massives Holzportal Architekt: Alfred Waltl, W2 Manufaktur, Leogang mit Fels umrahmt den Hoteleingang. Innenarchitektur: W2 Manufaktur, Leogang Zwei Jahre hat sich das Architektur- Zimmer: 50 in 6 Kategorien, 24 bis 30 m 2 büro von Alfred Waltl intensiv mit dem Preise: Zimmer ab 65 Euro, Suite ab 145 Euro p.P. Konzept beschäftigt. „Das Projekt war Grundstücksgröße: 2160 m 2 eine offene Diskussion vom ersten bis Interior: u.a. Lazis, Lanz Interior Design, Fatboy, zum letzten Tag“, resümiert Waltl, der Hansa, Luis Trenker, Samsung auch schon das Priesteregg und die Adresse: Sonnberg 252 Forsthofalm (Hoteldesign 3/2014) ent- 5771 Leogang/Österreich worfen hat. „Es ging darum, etwas zu www.mama-thresl.com kreieren, das dem Willen, der Seele und den Möglichkeiten von Renate und Hu- 22 HOTELDESIGN 1/2015
wi entspricht, das ihre innersten Wünsche widerspiegelt. Am Ende sollte ein Hotel stehen, mit dem sie Erfolg haben.“ Die Anfangsidee eines Budgethotels sei schnell verworfen worden. „Das ist gerade in Mode“, winkt Alfred Waltl ab. Hubert Oberlader ergänzt: „Ferienhotellerie ist ein emotio- nales Thema, da wollten wir den Preis nicht als Marketingtool einsetzen.“ Was also ließ sich aus dem Standort machen – ein relativ kleines Grundstück, gelegen an einer Durchfahrtsstra- ße? „Ich hatte viele Ideen ohne zu wissen, wie ich sie zu- sammenbringen kann“, sagt Oberlader. Aber Architekt Al- fred Waltl hat es geschafft – vom Meetingplace über den Semi- narraum mit Tageslicht, Bike-Tresore, Ski-Spinde, Late- Check-out, Sauna, Balkone bis hin zur Rooftop-Bar ist alles untergebracht. 50 Zimmer gab die Wirtschaftlichkeitsberechnung vor. „Alpenschick mit Hirschgeweih und gefakten Natursteinen ist ein No-go“, verdeutlicht Alfred Waltl seine Einrichtungs- philosophie. Sein Credo: „Material ehrlich in seiner Form verwenden, Produkte gezielt einsetzen – Architektur und Formensprache müssen einander logisch bedingen.“ 24 bis 30 Quadratmeter sind die Zimmer groß. Ihre Ausstattung ist aufs Wesentliche reduziert, zielt auf Emotionen ab: „Dazu gehört ein luxuriöses Waschbecken und das Gefühl, Platz zu Hoch hinaus geht es für Gäste am Indoor-Klettersteig in haben“, sagt Hubert Oberalder. Jedes Zimmer hat einen Bal- der Lobbylounge. Der Baumstamm ist 12 Meter hoch. ANZEIGE Mit der Badkollektion Metropole vereinen selbst kleine Hotelbad Bäder für den anspruchsvollen Hotelgast durchdachte Komfort im Kleinen Perfektion mit einem Hauch von Luxus. Die vielseitigen Bemessungen der VitrA Bad Sanitärkeramiken und Bad- ISH, Messe Frankfurt möbel ermöglichen eine unkomplizierte Ausstattung für Halle 3.1 Stand C49/D31 jede Badgröße. Besuchen Sie uns auf der ISH. vitra-bad.de | vitra-studio.de | facebook.com/vitrastudio HOTELDESIGN 1/2015 23
beim Zeitaufwand fürs Bettenmachen.“ Die Felsen neben der Zimmertür dienen als Garderobe wie als Trennwand zur Dusche. Entsprechend des Baufort- schritts fanden sie ihren Platz: „Erst kam der Fels, dann die Wand, dann die nächste Etage“, berichtet Lisa-Maria Roos. Für die Duschen verbaut wurde Granit, teils gebürstet, teils poliert. Die Interior-Details wie hellblaue Keramik- zahnputzbecher und Kissen, naturfarbe- ne Stoffe und Gardinen haben die Hotel- Die massive Holzrückwand mit Kojen im Ruheraum wurde von Hand heraus- inhaber ausgesucht. Eine automatisch gearbeitet. Dazu gibt’s einen schwebenden Kamin und Bergblick. gesteuerte, permanente Grundraumab- lüftung sorgt zudem geräuschfrei für an- genehme Raumluft. kon, alles ist zu 100 Prozent maßgefertigt – und mit hohem Ein große Rolle spielte das Thema Nachhaltigkeit: Massi- Erinnerungswert. Die Wände sind aus Zirbenholz, der Klei- ves Holz war Renate und Hubert Oberlader wichtig. Ein lang- derschrank aus altem, wettergegerbten Fichtenholz. Als Tür- fristig wertbeständiges Gebäude war das Ziel. Die Energie griff und Kleiderstange fungieren Äste. Die Wand zum Bal- zieht das Hotel von einem Biomasseheizwerk. Das Haus ist kon ist bodentief verglast. Ein verschiebbares Holzpanel ist Mitglied eines Mikro-Netzes, in dem sich alle Hotels aus dem als Sichtschutz einsetzbar und mit einem ausklappbaren Umkreis zusammengeschlossen haben. Damit ist man autark Tisch sowie einem kleinen Fensterelement versehen. Der aufgestellt und die Technikräume fallen weg. Massive Holz- Fernseher verbirgt sich hinter einer Holzklappe. wände und Dreifach-Verglasung sorgen für Wärmedämmung. Natursteinwaschtische aus Schiefergneis – die Hotelinha- Das Kühlsystem führt Abwärme zurück, der Aufzug ist mit ber haben alle 50 Waschbecken eigenhändig poliert – tren- Energierückgewinnung ausgestattet. „Es geht nicht viel nen die offenen Bäder vom Schlaf- und Wohnbereich. Die Energie im Haus verloren“, sagt Waltl. Selbst die Bio-Abfälle Betten sind extra hoch gebaut, damit leere Koffer darunter der Küche landen gehäckselt in einer Methangasanlage. gelagert werden können. „Aber auch das Housekeeping pro- Zum Konzept gehört auch ein Wohlfühlbereich mit fin- fitiert“, sagt Oberalder, „sowohl gesundheitlich wie auch nischer Panoramasauna im Dachgeschoss. Kein Wellnessbe- 5 4 3 Grundriss Zimmer 2 1 Bett 1 2 Balkon 3 Sitzecke 6 7 4 Kleiderschrank 5 WC 6 Dusche 7 Waschtisch 24 HOTELDESIGN 1/2015
1 reich im herkömmlichen Sinne, da hier keine Spa-Anwen- dungen angeboten werden. Aber ein Ort der Ruhe, der sich den gesunden Einfluss von Holz auf den menschlichen Orga- nismus zu Nutze macht. Organisch, geformte Ruhekojen aus massivem Holz wurden dafür in Handarbeit von Holzkünst- ler Peter Langmayer vom Salzburger Naturstammhaus und der Madleinter & Söhne GmbH aus Saalfelden herausgear- beitet. Eine ganz eigene Kraft versprüht zudem eine fünf Meter lange Mineralgesteinswand. Die teils sehr wertvollen Steine stammen aus dem Fundus eines Gesteinssammlers, 1 Die Namens- 2 geberin Mama den Hubert Oberlader aufgekauft hat. Alfred Waltl hat die Thresl ist im Steine hinter Glas gepackt – „das hat Effekt“. Hotel allgegen- Und was waren die größten Kostentreiber beim Bau des wärtig, grüßt selbst Mama Thresl? Zum einen die Rooftop-Terrasse. „Allein die vom Bitte-nicht- Bauphysik“, sagt Alfred Waltl. „Es hat noch niemand eine stören-Schild. 200 Quadratmeter-Plattform auf einen Giebel gesetzt.“ Zum 2 + 3 Die Natur- anderen die individuellen Holzarbeiten. Nicht zuletzt die Re- steinwaschbecken cherchereisen, ergänzt Hubert Oberlader lachend, der längst in den Zimmern neue Ideen hat. Aus seinem Hähnchen-Imbiss an einer Berg- haben die Bauher- station in den Leoganger Steinbergen will er das Mama ren eigenhändig poliert. Für Wohl- Thresl Top machen, ein Bergpanorama-Restaurant mit terras- fühlatmosphäre senförmigen Sitzgelegenheiten und Glaskuppel. Ab Frühjahr sorgen Zirbenholz- wird gebaut, im Winter können Mama-Thresl-Gäste hier dann wände und kusche- auch zum Frühstück einkehren. lige Kissen. Nicht zuletzt lebt das Hotelkonzept von einem jungen, en- gagierten Team. Hotelmanagerin Lisa-Maria Roos war lange bei Robinson, jetzt ist es ihr Job, das Haus mit Leben zu füllen. In der ersten Saison ist das gut gelungen. Im April schließt das Mama Thresl für einen Monat – Betriebsferien. Zeit für ein Resümee und eventuelle Nachbesserungen. 3 HOTELDESIGN 1/2015 25
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