Anlagepolitik - Q 1| 2021 Vertrauen - LUKB
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Anlagepolitik Vertrauen Unsere Markteinschätzung Seite 7 Fokusthema: Neustart und Reflationierung sind die Themen 2021 Q 1| 2021 Seite 8
Vertrauen Vertrauen in uns selbst und in andere Menschen und Situationen ist ein wertvolles Gut. Dank Vertrauen gehen wir gelassener durchs Leben, es schenkt uns ein Gefühl von Sicherheit und Zuversicht. Vertrauen macht mutig und setzt Kräfte frei. Vertrauen führt Menschen zusammen und ist eine Grundvoraus- setzung für positiv geprägte Beziehungen. Beziehungen zwischen Menschen oder auch zu Institutionen wie einer Bank. IMPRESSUM: Erscheint vierteljährlich | Erscheinungsdatum: 4. Dezember 2020 | Redaktionsschluss: 30. November 2020 | Gesamtauflage: 2’800 Herausgeber/Redaktion: Luzerner Kantonalbank AG, Finanzanalyse, +41 (0) 844 822 811, anlagepolitik@lukb.ch | Realisation: grip-agency.ch Druck: beagdruck | Titelbild: Grafilu | Porträtillustrationen: Janine Wiget | lukb.ch/anlagepolitik
EDITORIAL Geschätzte Investorin, geschätzter Investor Schaut man sich heute die Renditen seit Jahresbeginn an, kann man sich kaum vorstellen, was für Verwer- fungen die Finanzmärkte durchlaufen haben. So liegt ein ausgewogenes Portfolio in Schweizer Franken leicht im Plus, was nach dem starken Börsenjahr 2019 im Rahmen der Erwartungen vom Jahresanfang liegt. «Der kommende Impfstoff und Björn Eberhardt Leiter Investment Office die lockere Geld- und Fiskalpolitik stimmen uns optimistisch für die Finanzmärkte 2021.» Es ist wie immer auch in diesem Jahr schwierig, Prognosen für die Zukunft zu machen. Wir wagen es trotzdem in unserem Jahresausblick 2021. Unserer treuen Leserschaft ist sicher aufgefallen, dass wir die Aufmachung unserer Anlagepolitik grundlegend neu gestaltet haben. Ich hoffe, dass Sie daran genauso viel Freude haben wie wir. Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei Arno Endres, meinem Vorgänger als INHALT Verantwortlicher für die LUKB Anlagepolitik, bedanken 4 | Highlights und ihm für seinen wohlverdienten Ruhestand alles 6 | Basisszenario Gute wünschen. 7 | Markteinschätzung 8 | Fokus: Jahresausblick 2021 Für die vor uns liegenden Feiertage wünsche ich 12 | Konjunktur und Geldpolitik Ihnen viel Ruhe, Besinnlichkeit und einen guten Start 14 | Festverzinsliche Anlagen ins neue Jahr. Bleiben Sie und Ihre Lieben gesund! 16 | Aktienmärkte 19 | Währungen Ihr Björn Eberhardt 20 | Immobilien 22 | Marktüberblick Leiter Investment Office 23 | Makroprognosen ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 3
HIGHLIGHTS MAKRO- UND RISIKOUMFELD Unsere Indikatoren deuten auf eine gestiegene Risikoneigung der Marktteilnehmer hin. Diese wird von einer anhaltend grosszügigen Liquiditätsversorgung sowie einer laufenden Erholung der Weltwirtschaft gestützt. Die Inflation normalisiert sich langsam, ist aber weiterhin moderat. ¢ 3. Quartal 2020 ¢ 4. Quartal 2020 LIQUIDITÄT RISIKOUMFELD Aufgrund der lockeren Geldpolitik und des Der Risikoappetit nimmt weiter zu, da Anleger tiefen Zinsniveaus bleibt die globale Liquidi- vermehrt damit rechnen, dass die Zentral- tätsversorgung hoch. So werden die Preise banken weiterhin unterstützen und sich die von Vermögenswerten insgesamt unterstützt. Konjunktur verbessert. WACHSTUM INFLATION Wir erwarten eine weitere Erholung der Die Inflationsraten steigen mit der wirtschaft- Weltwirtschaft. Aufgrund des Anstiegs der lichen Erholung und sich normalisierenden Coronavirus-Neuinfektionszahlen dürfte Energiepreisen langsam an. Sie dürften vorerst sich die Dynamik temporär verlangsamen. aber moderat bleiben. UNSERE POSITIONIERUNG Liquidität Festverzinsliche Anlagen Aktienmärkte Nicht-traditionelle Anlagen ¢ stark untergewichtet ¢ leicht untergewichtet ¢ neutral ¢ leicht übergewichtet ¢ stark übergewichtet Vorquartal 4 | ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021
FOKUS: Unser Ausblick für das Jahr 2021 Nach einem aussergewöhnlich turbulenten Jahr 2020 erwarten wir für das nächste Jahr eine Rückkehr zu mehr Normalität und sind recht optimistisch für die Finanzmärkte. Eine Erholung der Konjunktur und ein leichter Anstieg der Inflation machen Realwerte interessant. AKTIEN Die Bewertungen sind im historischen Vergleich erhöht. Verglichen mit der sehr hohen Bewertung von Staatsanleihen bester Bonität erscheinen sie weniger exorbitant. Wir rechnen 2021 mit weiteren Kursgewinnen dank Konjunkturerholung und anhaltend lockerer Geld- und Fiskalpolitik. ANLEIHEN ALTERNATIVE ANLAGEN Staatsanleihen der Hauptmärkte bleiben für uns unattraktiv, da die Der Goldpreis kam zuletzt Renditeniveaus teilweise deutlich angesichts des steigenden im negativen Bereich sind. Zudem Risikoappetits der Anleger besteht das Risiko wieder steigender Renditen aufgrund der erwarteten unter Druck. Für 2021 sind konjunkturellen Erholung. Wir sehen wir dennoch optimistisch, weiterhin Chancen bei Schwellen- da eine wieder steigende länderanleihen. Inflation die Realzinsniveaus weiter senken könnte. IMMOBILIEN Bei den Immobilienanlagen setzen wir vor allem auf den Heimmarkt. Die Agios Schweizer Immobilienfonds sind im historischen Vergleich erhöht, allerdings bleibt die Dividendenrendite im Vergleich zu Staatsanleihen attraktiv. Bei internationalen Immobilienanlagen sehen wir in der Eurozone gute Chancen. ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 5
BASISSZENARIO Die Coronavirus-Pandemie hält die Erholung der Weltwirtschaft in den kommenden Monaten noch zurück, eine erneute Rezession ist aber wenig wahrscheinlich. Die Verfügbarkeit von wirksamen Impfstoffen dürfte im Jahresverlauf 2021 dann einen zunehmend breiter werdenden Aufschwung ermöglichen. Eine expansive Geld- und Fiskalpolitik bleibt zudem als Stütze des Wachstums präsent. Die Inflation dürfte sich vorerst nur in Richtung des Vorkrisenniveaus normalisieren. Erwartete Marktauswirkungen: Unser Basisszenario stützt den mittelfristigen Ausblick von Aktien und Unternehmensanleihen. Staatsanleihen dürften dagegen Gegenwind verspüren. Die Reflationierung der Wirtschaft ist zudem positiv für Rohstoffe, Edelmetalle und Immobilienanlagen. ALTERNATIVSZENARIEN 1. Globale Rezession Ausgelöst z.B. durch eine sich weiter verschlimmernde Welle der Coronavirus- 2. Inflationärer Boom Ausgelöst z.B. durch eine schnellere Verfügbarkeit von Impfstoffen bzw. wirksame Pandemie, eine Eskalation geopolitischer Kon- Behandlungsmethoden bei gleichzeitig stark flikte oder eine neue Schuldenkrise expansiver globaler Geld- und Fiskalpolitik Erwartete Marktauswirkungen: Erwartete Marktauswirkungen: Positiv für Gold, Schweizer Franken, Staats- Positiv für Aktien, Risikoprämien von anleihen der am niedrigsten verschuldeten Unternehmen und Schwellenländern, Gold, Staaten; negativ für Aktien, EUR und Schwel- Rohstoffe, Hartwährungen und inflationsge- lenländer-Vermögenswerte, Rohstoffe schützte Anleihen; negativ für Staatsanleihen Wachstum und Inflation der Industrieländer seit 2008 4 2021 (S) Wachstum in % gegenüber Vorjahr 2 Stand der Weltwirtschaft per Dezember 2020 inkl. 2008 Entwicklung seit 2008 0 Erwarteter Stand der Welt- wirtschaft in 12 Monaten –2 Durchschnittswerte seit 2000 –4 (S) LUKB-Schätzwerte –6 2020 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 Inflation in % gegenüber Vorjahr 6 | ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021
MARKTEINSCHÄTZUNG Wir empfehlen in gemischten Portfolios eine Überge- Risiko steigender Zinsen. Aktien gewichten wir leicht über wichtung von Liquidität, um auf mögliche Marktopportu- aufgrund des besseren konjunkturellen Ausblicks für die nitäten reagieren zu können. Die bedeutendste Gegenpo- nächsten Quartale. Innerhalb der nicht-traditionellen An- sition dazu ist eine Untergewichtung in festverzinslichen lagen setzen wir Schweizer und Euro-Immobilien, Wan- Anlagen. Sehr niedrige oder negative Renditeniveaus ma- delanleihen und Gold ein. chen diese Anlageklasse unattraktiv. Zudem besteht das Markteinschätzungen und Positionierung per 4. Dezember 2020 Anlageklasse Kommentar Wir halten Liquidität für Marktopportunitäten und anstelle negativ Liquidität verzinster CHF-Anleihen Wir empfehlen eine Untergewichtung festverzinslicher Anlagen aufgrund Festverzinsliche Anlagen der negativen bzw. sehr niedrigen Renditen Aufgrund der negativen Rendite und des Risikos tendenziell steigender CHF Zinsen empfehlen wir eine Untergewichtung Wir reduzieren das Untergewicht marginal, da die Währungsperspektive sich EUR etwas verbessert und der Ausblick anderer Märkte schlechter geworden ist Wir empfehlen, UK-Anleihen aufgrund ungünstiger Währungsperspektiven GBP und des geringeren Renditevorteils neu tiefer zu gewichten Das Übergewicht in USD-Anleihen bauen wir aus Währungsüberlegungen USD und aufgrund des Risikos weiter steigender Renditen ab CNY-Anleihen bieten sowohl von Währungs- als auch Zinsseite gutes CNY Diversifikationspotenzial Die von uns erwartete USD-Schwäche und konjunkturelle Erholung Schwellenländer eröffnen Potenzial für eine Reihe bisher stark gefallener EM-Währungen Trotz der bisherigen Erholung sehen wir mittelfristig Potenzial, kurzfristig Aktienmärkte besteht ein gewisses Rückschlagsrisiko Schweizer Aktien sind derzeit aufgrund des hohen Gewichts defensiver Schweiz Sektoren weniger interessant Als ein sehr zyklischer Aktienmarkt mit Aufholbedarf sehen wir Potenzial Eurozone bei Aktien der Eurozone Aus Bewertungsperspektive ist der UK-Aktienmarkt attraktiv Grossbritannien Der US-Markt ist aus relativer Perspektive einer der höher bewerteten, USA weshalb wir ihn taktisch reduzieren Einer der zyklischen Märkte, die von einer globalen Konjunkturerholung pro- Japan fitieren dürften. Die neue Regierung dürfte die Strukturreformen fortsetzen Wir erachten Aktien der Schwellenländer, insbesondere Asiens, als weiterhin Schwellenländer attraktiv, da sie stark von der Konjunkturerholung profitieren dürften Die Quote der nicht-traditionellen Anlagen belassen wir leicht Nicht-traditionelle Anlagen übergewichtet Trotz einer erhöhten Bewertung sehen wir Schweizer Immobilienfonds Immobilien Schweiz weiterhin als attraktive Alternative zu CHF-Obligationen Der Ausblick für Immobilien in der Eurozone ist bei einer Konjunkturerholung Immobilien Eurozone intakt Wandelanleihen sind aus Gründen der Portfoliodiversifikation weiterhin Wandelanleihen global interessant Nach der jüngsten Korrektur und angesichts von sich langsam aufbauendem Gold Inflationsdruck erhöhen wir unsere Position in Gold ¢ stark untergewichtet ¢ leicht untergewichtet ¢ neutral ¢ leicht übergewichtet ¢ stark übergewichtet Vorquartal ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 7
FOKUS Neustart und Reflationierung sind die Themen 2021 Das Jahr 2020 stellte uns alle vor enorme Herausforderungen. Viele davon sind noch nicht bewältigt. Im kommenden Jahr dürfte aber die Rückkehr zur Normalität beginnen. Björn Eberhardt Leiter Investment Office Das hinter uns liegende Jahr ist in vielerlei Hinsicht Natürlich hatten die Massnahmen ihren Preis: Der bemerkenswert und hebt sich damit sogar noch einmal Teilstillstand der Wirtschaft und der damit verbundene von der vorangegangenen Dekade mit ihren vielen aus- Einkommensausfall wurden durch einen starken An- serordentlichen Ereignissen ab. So brachte die Corona- stieg der Staatsverschuldung und eine deutlich expansi- virus-Pandemie innerhalb erschreckend kurzer Zeit vere Geldpolitik abgefedert. Damit wird ein Teil der enormes menschliches Leid mit sich. Gleichzeitig wurde Last mit den kommenden Generationen geteilt. dadurch ein Aspekt der Globalisierung Realität, den man lange Zeit vor allem aus Science-Fiction-Filmen Wäre aber nichts unternommen worden, hätte die kannte – die Verbreitung des Virus selbst in entlegenste Wucht der Rezession mit hoher Wahrscheinlichkeit Winkel der Erde dank der sehr engen Vernetzung der deutlich mehr Unternehmen die Existenz gekostet, heutigen Welt durch Handels- und Verkehrsströme. und die Zahl der Arbeitslosen wäre wohl wesentlich höher. Auch wenn damit ein grösserer Teil der Last Die Turbulenzen an den Finanzmärkten, die wir im von den heutigen Generationen getragen worden wäre, Frühjahr 2020 durchlebten, haben sich eingereiht in so wären die Auswirkungen wohl dennoch für nach- die Liste der rekordverdächtigen Marktbewegungen: Nie ist der SMI schneller von einem Allzeithoch in einen Bärenmarkt gesunken; nie haben Notenbanker Entwicklung ausgewählter Vermögenswerte und Finanzminister rascher die Geldschleusen und in %, Gesamtrendite in CHF, 01.01. – 30.11.2020 Portemonnaies geöffnet; nie ist die Wirtschaft schärfer 30 eingebrochen als in diesem Frühjahr. 20 10 Wenn wir heute eine – vielleicht noch frühe – erste 0 Bilanz ziehen aus dem, was wir im Jahr 2020 erlebt –10 haben, so kann man wohl sagen, dass die globalen –20 Massnahmen zur Stützung der Weltwirtschaft bisher –30 gut gewirkt haben: Dem Einbruch folgte eine ebenso –40 rasche Erholung von Wirtschaft und Finanzmärkten, SMI Euro Stoxx 50 S&P 500 Nasdaq Composite Aktien Welt Aktien Schwellenländer Staatsanleihen CHF Unternehmensanleihen CHF Staatsanleihen global Unternehmensanleihen global EM-Anleihen Lokalwährung Gold Öl Immobilienfonds Schweiz US-Dollar Euro und der befürchtete massive Anstieg der Arbeitslosig- keit ist glücklicherweise ausgeblieben. 8 | ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021
folgende Generationen spürbar geblieben. Wirtschaft Das zu Ende gehende Jahr sieht soweit nach ist in der Regel kein Nullsummenspiel. einem respektablen Jahr für Anleger aus. Was können wir für das kommende Jahr erwarten? Viele Länder Europas sowie die USA durchlaufen in die- Das Jahr 2021 wird aus unserer Sicht ein Jahr des Neu- sen Tagen die zweite Welle der Coronavirus-Pandemie. starts und der Reflationierung werden. Damit meinen Diese ist in ihrem Ausmass deutlich umfassender als die wir, dass die sich abzeichnende Verfügbarkeit eines erste im Frühjahr. Die dadurch nötigen Eindämmungs- Impfstoffs im Jahr 2021 vielen Branchen erlauben wird, massnahmen werden die begonnene konjunkturelle Er- ihre Kapazitäten wieder hochzufahren. Dadurch er- holung erneut abbremsen. Wir gehen aber nicht davon warten wir sehr kräftiges Wachstum, steigende Rohstoff- aus, dass die Wirtschaft wieder so einbrechen wird wie preise und eine Normalisierung der derzeit sehr niedri- im 2. Quartal 2020. Denn die aktuellen Eindämmungs- gen Inflation, was alles in allem mittelfristig für steigende massnahmen werden zielgerichteter und konjunktur- Renditen spricht. Vor diesem Hintergrund raten wir schonender implementiert. Die baldige Verfügbarkeit Anlegern, Staatsanleihen der Industrieländer in einem von COVID-19-Impfstoffen stellt den entscheidenden gemischten Portfolio tiefer zu gewichten. Chancen Unterschied im Ausblick auf das Jahr 2021 dar. bieten sich dagegen vor allem in Aktien, Immobilien, inflationsgeschützten Anleihen, Damit stellt sich uns die Frage, Rohstoffen und Edelmetallen. Bei welche Themen im kommenden Aktien dürften die besonders unter Jahr in den Fokus rücken werden. «Die baldige Ver- den Coronavirus-Einschränkungen Ich habe einige Fragen ausge- leidenden Sektoren über Aufhol- wählt, die mir besonders relevant fügbarkeit von CO- potenzial verfügen. erscheinen, und sie mit Experten VID-19-Impfstoffen aus unserem Asset Management Viele Anleger sind verun- diskutiert. Hier sind meine Fragen stellt den entschei- sichert, ob die Renditeaus- und die Antworten hinsichtlich denden Unterschied sichten der Finanzmärkte des Jahres 2021: angesichts hoher Aktienbe- im Ausblick auf das wertungen und Negativzinsen Wie verändert die kommen- Jahr 2021 dar.» das Risiko rechtfertigen? de Verfügbarkeit eines Impf- Diese Verunsicherung ist ver- stoffs gegen das Coronavirus ständlich. Klar ist, dass die tiefe den Ausblick für 2021? oder sogar negative Verzinsung es Aus unserer Sicht ist dies ein ganz klarer «Game unattraktiv macht, das Ersparte einfach auf dem Konto Changer». Natürlich besteht noch einiges an Unsicher- zu belassen bzw. in Anleihen zu investieren. Da wir heit bezüglich der Impfstoff-Logistik. Dennoch stehen im nächsten Jahr auch in der Schweiz wieder mit einer die Chancen gut, dass wir heute in einem Jahr unser positiven Inflationsrate rechnen, würde das Ersparte Leben wieder weitgehend frei von den derzeitigen auf diese Weise mit der Zeit an Kaufkraft verlieren. Wer Restriktionen leben können. Damit sind die Vorzeichen die Kaufkraft des Vermögens erhalten oder vergrös- für eine kräftige konjunkturelle Erholung sehr gut. sern will, muss ein gewisses Risiko in Kauf nehmen. Gleichzeitig hat der strukturelle Wandel zum Beispiel Am besten tut man dies über intelligent diversifizierte in Richtung Digitalisierung einen enormen Schub Portfolios. Diese bieten unserer Meinung nach auch erfahren. Diese Veränderungen werden natürlich nicht im gegenwärtigen Umfeld Renditeaussichten, die die zurückgestellt, sondern werden uns weiter begleiten. nötigen Risiken dafür rechtfertigen. Dabei sind wir sogar optimistisch, was die Auswir- kungen auf die Produktivität insgesamt anbelangt. Das ist auch deswegen wichtig, da wir derzeit eine Phase enormen demografischen Wandels durchlaufen. ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 9
Wird die stark gestiegene Staatsverschuldung Schaffung einheitlicher Produktstandards sind zwar im Jahr 2021 zu einer Schuldenkrise führen? noch weitgehend aussen vor geblieben. Dennoch ist es Davon gehen wir nicht aus. Sicher ist die Staatsver- das erste Freihandelsabkommen, das China, Südkorea schuldung in den vergangenen Monaten von bereits und Japan umfasst. Auf bilateraler Ebene wären solche sehr hohen Niveaus noch einmal weiter angestiegen. Abkommen aufgrund historischer Animositäten kaum Aber bei den aktuellen Zinsniveaus und angesichts der denkbar gewesen. Klar ist aber auch, dass China die Unterstützung durch die Zentralbanken stellen sich in dominante Nation innerhalb von RCEP ist. Damit dürf- vielen Ländern noch keine Bedenken ein hinsichtlich te es künftig bei der Schaffung von Produktstandards der Tragbarkeit. Wenn Wachstum und Inflation wie in Asien eine grössere Rolle spielen, ohne dass die USA erwartet zurückkehren, verbessert das die Tragbarkeit oder die EU direkte Mitsprachemöglichkeiten haben. zudem. Dennoch ist es wichtig, dass die Staatshaushalte Für die Weltwirtschaft dürften mehr Stabilität, höheres möglichst rasch wieder auf einen nachhaltigen Pfad Wachstum und disinflationäre Effekte aus dem Abbau zurückgeführt werden. Bei Ländern mit einer eigen- von Handelsbarrieren und der damit verbundenen ständigen Geldpolitik ist es dabei häufig die Währung, Kostenreduktion resultieren. die deutlicher unter nicht nachhal- tigen Staatsfinanzen leidet als die Welche langfristigen Trends Staatsanleihen selbst, da die Zen- erachten Sie als besonders tralbank grundsätzlich jederzeit «Wer die Kaufkraft interessant für Anleger? die Anleihen der eigenen Regie- des Vermögens Wir befinden uns in einer sehr rung mit neu geschaffenem Geld spannenden Zeit, in der viele fun- erwerben kann. erhalten oder ver- damentale Transformationsprozes- grössern will, muss se zeitgleich ablaufen und mitein- Die Geldpolitik ist global sehr ander interagieren. So erleben wir locker geworden. Sind daher ein gewisses Risiko rasche technologische Fortschritte, Sorgen vor einem starken An- stieg der Inflation berechtigt? in Kauf nehmen. gleichzeitig stellen sich enorme Herausforderungen. Das Thema Aus unserer Sicht ebenfalls nein. Am besten tut man Klimawandel ist zum Beispiel wohl Die Inflation wird im kommenden die grösste globale Herausforde- Jahr sehr wahrscheinlich anstei- dies über intelli- rung für die Menschheit, an der gen, aber das hat vor allem mit der gent diversifizierte kein Weg vorbeiführt. Entspre- Stabilisierung des Ölpreises zu tun, chend werden sich Unternehmen daneben auch mit der erwarteten Portfolios.» und auch der Finanzsektor noch Konjunkturerholung. Ein nachhal- viel mehr als bisher dieser Thema- tiger Anstieg der Inflation setzt tik annehmen müssen. Aus An- aber eine Preissetzungsmacht der Unternehmen vor- legerperspektive gibt es viele Industriezweige, die von aus, die derzeit in der Breite noch nicht erkennbar ist. diesem Wandel profitieren – etliche bereits seit Jahren, In diesem Zusammenhang ist das Verweisen auf die wie beispielsweise die Bereiche der E-Mobilität oder der sogenannte Vermögenspreisinflation nicht zielführend: sauberen Energieerzeugung. Andere Herausforderun- Inflation stiehlt uns Kaufkraft, steigende Vermögens- gen ergeben sich aus dem demografischen Wandel und werte erhöhen sie. Das Problem steigender Vermögens- der steigenden Lebenserwartung. Auch hier gibt es werte verschärft dagegen Verteilungsprobleme, u.a. Interaktionen, zum Beispiel mit dem Trend zur Digitali- zwischen den Generationen, aber natürlich auch inner- sierung oder den Entwicklungen im Bereich der künst- halb derselben. lichen Intelligenz, die bereits in der Biotechnologie rege genutzt werden. Zu den breiten Anwendungsbeispielen Die Geopolitik wird massgeblich vom Aufstieg zählen u.a. die Diagnostik oder die Entwicklung neuer Chinas geprägt. Was bedeutet das neue asia- Medikamente, wo sich zum Teil revolutionäre Verände- tische Handelsabkommen für Weltwirtschaft rungen ergeben könnten. und Finanzmärkte? Der neue asiatisch-pazifische Handelspakt RCEP ist ein wichtiger Schritt der wirtschaftlichen Integration in Asien. Viele wichtige Punkte wie zum Beispiel die ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 11
Konjunktur und Geldpolitik Die Aussichten für die globale Kon- wicklung von Impfstoffen gegen das Coronavirus. Auf den kurzfristigen Konjunkturverlauf allerdings haben junktur für 2021 und 2022 sind posi- sie noch keinen Einfluss. Mittelfristig wird es sich je- tiv. Die Coronavirus-Pandemie wird doch positiv auf die Wirtschaft auswirken, denn mit weit- zwar die Wirtschaft vorerst noch hin verfügbaren Impfstoffen können die Mobilitäts- und Kontaktbeschränkungen gelockert werden. beeinträchtigen. Jedoch hat deren Widerstandsfähigkeit zugenommen. Wachstumsbasis wird breiter In den letzten Monaten haben sich die Antriebskräfte Die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus der Konjunkturerholung von den konsumnahen Sekto- angesteckt haben und die an COVID-19 verstorben sind, ren hin zur Industrie verschoben. Die Industrie profitiert ist in den letzten Wochen rasant gestiegen – vor allem in u.a. davon, dass die internationalen Lieferketten wieder Europa und den USA. Entsprechend haben die Regierun- funktionieren. Zudem gibt es in einigen Bereichen der gen in vielen Ländern die Massnahmen zur Eindämmung Wirtschaft noch immer grossen Nachholbedarf, bei- des Virus wieder verschärft. Die Kontakt- und Mobilitäts- spielsweise um Lagerbestände wieder aufzufüllen. Gleich- einschränkungen machen dabei vor allem Unternehmen zeitig fragen Länder wie China, dessen Konjunktur sich aus dem Freizeit- und Gastgewerbe sowie aus der Rei- kräftig erholt, wieder vermehrt Güter aus dem Ausland sebranche zu schaffen. Diese Restriktionen werden die nach. Somit ist die Basis des Wirtschaftswachstums brei- Konjunktur daher im 4. Quartal 2020 beeinträchtigen. Wir ter geworden. gehen aber davon aus, dass es sich um eine vorüberge- hende Dämpfung handelt. Fiskalpolitik stützt Konjunktur Auch wenn wir für 2021 mit einem Wachstum der Welt- Globale Konjunktur entwickelt sich heterogener wirtschaft von 5.4 % rechnen, sind wir von einer nach- Insgesamt hat auch die Widerstandsfähigkeit der Welt- haltigen Erholung noch weit entfernt. Zumal die Corona- wirtschaft zugenommen. Das liegt zum Beispiel daran, virus-Pandemie noch nicht überstanden ist. Erst wenn dass sich die Konjunktur regional unterschiedlich ent- ein wirksamer Impfstoff gegen das Virus flächendeckend wickelt. Sie ist damit besser in der Lage, Konjunktur- verfügbar ist, kann sich so etwas wie konjunkturelle Nor- abschwünge in einer Region durch eine robuste Wirt- malität wieder einstellen. Solange bedarf es noch der fis- schaftsentwicklung andernorts abzufedern. Gleichzeitig kalpolitischen Hilfsmassnahmen, um die Wirtschaft zu melden einige Pharmaunternehmen Erfolge bei der Ent- stützen. Hierbei gehen wir für die USA davon aus, dass Wachstum der Weltwirtschaft Ausgewählte Wachstumsprognosen in % gegenüber Vorjahr, inflationsbereinigt in % gegenüber Vorjahr, inflationsbereinigt 6 10 4 5 2 0 0 –5 –2 –4 –10 Schweiz Eurozone USA China 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Realisierte Werte LUKB-Prognose 2020 2021 2022 12 | ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021
sich Demokraten und Republikaner doch noch auf ein Fiskalpaket zur Stimulierung der Konjunktur einigen wer- den. Auch für die Europäische Union (EU) erwarten wir, dass die Gelder aus dem Corona-Wiederaufbaufonds im kommenden Jahr fliessen werden. Die EU wird dabei erst- mals Anleihen emittieren, um das Hilfspaket zu finanzie- ren. Unter dem Strich bleiben die Haushaltssalden damit auch 2021 tief im roten Bereich und die Staatsschulden auf hohen Niveaus. Brian Mandt Inflation bleibt moderat Chefökonom Im Zuge der konjunkturellen Verbesserung wird die In- flation in vielen Ländern steigen. Hierbei handelt es sich vor allem um einen positiven Rückpralleffekt auf die zu- Abwärtsrisiken kurzfristig erhöht vor negative Entwicklung. Das Inflationsumfeld bleibt je- Insgesamt sind die Risiken für die globalen Wachstums- doch 2021 und 2022 angesichts einer noch niedrigen Res- perspektiven kurzfristig abwärtsgerichtet. Grund hier- sourcenauslastung moderat. In diesem Umfeld werden für sind vor allem ein anhaltender Anstieg der Infekti- die Zentralbanken der Schweiz, des Euroraums und der onen mit dem Coronavirus und die damit verbundene USA ihren ultra-expansiven geldpolitischen Kurs fortfüh- Verschärfung der Eindämmungsmassnahmen. Darüber ren. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bereits sig- hinaus besteht die Gefahr, dass es länger als erwartet nalisiert, dass sie im Dezember 2020 geldpolitische An- dauern könnte, bis Impfstoffe weltweit zur Verfügung passungen vornehmen wird, um die Konjunktur weiter stehen. Doch es gibt auch Chancen, dass die globale zu stützen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Leit- Konjunktur kräftiger wächst als in unserem Basissze- zinsen auf Jahressicht unverändert bleiben. nario. Aufwärtschancen sehen wir vor allem darin, dass ein Impfstoff rasch flächendeckend bereitgestellt wird. China wird zur Wachstumslokomotive Zusammen mit den expansiven geld- und fiskalpoliti- Für 2021 erwarten wir, dass sich die Konjunktur welt- schen Massnahmen kann das zu einem schnelleren und weit verbessert. Allerdings unterscheiden sich Tempo stärkeren Konjunkturaufschwung führen. und Stärke der Erholung von Land zu Land. Das hängt sowohl von der Dauer und der Schärfe der Corona-Re- striktionen ab als auch von der Struktur der jeweiligen Wirtschaft. In Spanien und Italien beispielsweise hat der Tourismussektor einen höheren Anteil an der Wert- schöpfung als in der Schweiz und in Deutschland. Der Tourismussektor ist eine der Branchen, die hart unter der Pandemie leiden. Die Schweiz profitiert dagegen davon, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie ei- nen hohen Anteil an der Wirtschaftsleistung hat. Dieser Industriezweig ist gegenüber konjunkturellen Schwan- IN KÜRZE kungen robuster. In der Pandemie werden zudem Ge- Die globale Konjunktur wird sich in den Jahren 2021 sundheitsprodukte stark nachgefragt. Auch Chinas Wirt- und 2022 deutlich erholen schaft hat einen relativ grossen Industriesektor, der sich Kurzfristig bestehen jedoch noch Abwärtsrisiken in den letzten Monaten deutlich erholt hat. Das Reich der aufgrund steigender Neuinfektionszahlen und Mitte wird 2021 mit einem realen Wirtschaftswachstum Verzögerungen beim Fiskalstimulus von 8.3 % die Rolle der globalen Wachstumslokomotive übernehmen. Lockere Geld- und Fiskalpolitik dürfte die Wirtschaft aber grundsätzlich auf absehbare Zeit unterstützen ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 13
Festverzinsliche Anlagen Die Kapitalmarktrenditen dürften 2021 niedrig bleiben. Konjunkturerholung, Inflationsanstieg und hohe Staatsschulden sprechen zwar für einen Anstieg. Doch die Anleihenkäufe der Zentralbanken üben dämpfende Effekte aus. Die Rendite 10-jähriger Schweizer Staatsanleihen hat sich in den letzten Wo- chen auf sehr niedrigem Niveau weitgehend seitwärts bewegt. Ähnliches Brian Mandt gilt für das deutsche Pendant der Bundesanleihen, die als Benchmark für Chefökonom den Euroraum-Rentenmarkt gelten. Zwischenzeitlich hatte sich der Rendite- aufschlag von Schweizer gegenüber deutschen Anleihen auf etwas mehr als 10 Basispunkte ausgeweitet. Mit den Aussichten auf einen Wahlsieg Joe Bidens kletterte die 10-jährige Treasury-Rendite, die Staatsanleihen der USA, bis An- fang November auf knapp 1 %. Seitdem gab es einen leichten Rücksetzer in die Spanne von 0.8 bis 0.9 %. Die Renditen würden Die Staatsanleihenrenditen der Hauptmärkte dürften auch in den kommenden steigen … Monaten auf niedrigem Niveau verharren. Dabei gibt es durchaus Faktoren, die für einen Renditeanstieg sprechen. So gehen wir davon aus, dass sich die Konjunktur in einer Reihe von Indus- triestaaten im kommenden Jahr erholen wird, was für sich allein schon höhe- re Renditen rechtfertigen würde. Die globale Nachfrage nach Rohstoffen wird damit wieder anziehen. Im Schlepptau der konjunkturellen Verbesserung und wieder steigender Kapazitätsauslastung dürfte auch die Inflation zunehmen. Gleichzeitig ist die Staatsverschuldung dieses Jahr deutlich angestiegen. In manchen Regionen und Staaten dürfte sie sogar nochmals ausgeweitet werden – so z.B. in der Europäischen Union (EU). Für die EU sehen wir da- bei gute Chancen, dass das Haushalts- und Finanzpaket im Volumen von Staatsverschuldung in ausgewählten Regionen Leitzins und Rendite 10-j. Staatsanleihen Schweiz in % vom BIP, gepunktete Linien = IWF-Prognosen in % 160 0.50 140 0.25 120 0.00 100 –0.25 80 –0.50 60 –0.75 40 20 –1.00 0 –1.25 2010 2015 2020 2025 2017 2018 2019 2020 2021 USA Eurozone Schweiz 10-jährige Staatsanleihen Leitzins LUKB-Prognosen 14 | ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021
EUR 1.8 Bio. im Dezember verabschiedet wird. Polen und Ungarn haben zwar ihr Veto eingelegt. Doch ein Kompromiss ist wahrscheinlich. Das Hilfs- paket sieht sogar vor, dass die EU selber Anleihen emittieren darf. Dieses weiter steigende Angebot an neuen Staatsanleihen kann Aufwärtsdruck auf die Renditen ausüben. Für die USA gehen wir davon aus, dass sich Demokraten und Republikaner doch noch auf ein Fiskalpaket einigen werden, um die Konjunktur zu stützen. Die Dringlichkeit hat jedenfalls zugenommen, denn etliche bestehende Hilfs- programme laufen Ende dieses Jahres aus. Zudem droht mit dem kräftigen Wiederanstieg der Neuinfektionen Ungemach für die Wirtschaft, was sich auch negativ auf die Finanzmärkte auswirken könnte. Doch wer auf einen kräftigen Renditeanstieg setzt, macht die Rechnung ohne … wären da nicht die die Notenbanken. Mit ihren Anleihenankaufprogrammen werden sie auch im Zentralbanken kommenden Jahr versuchen, die Kapitalmarktrenditen auf niedrigen Niveaus zu halten. Die EZB hat sogar signalisiert, dass sie ihre Geldpolitik im Dezem- ber weiter lockern möchte, um die Konjunktur zu stützen. Mitte 2021 planen die europäischen Währungshüter zudem, die Neuausrichtung ihrer geld- politischen Strategie bekanntzugeben. Hierbei dürften sie den Kollegen der US-Notenbank folgen und künftig längere Phasen eines Überschiessens der Inflation über den Zielwert von 2 % zulassen. Auch die Zentralbanken in den USA und der Schweiz haben mehrfach signalisiert, dass sie Gewehr bei Fuss stehen, um die Liquiditäts- und Kreditversorgung der Wirtschaft zu gewähr- leisten. Leitzinsanhebungen schliessen wir vor diesem Hintergrund für 2021 praktisch aus. Per Saldo rechnen wir damit, dass sich der Krebsgang bei den Staatsanleihen- Renditen dürften nur sehr renditen im kommenden Jahr fortsetzen wird und es nur zu einem sehr leich- wenig steigen ten Anstieg der Renditen über die kommenden Quartale kommen dürfte. Das macht Staatsanleihen aus der Risiko-Ertrags-Perspektive wenig interessant. Bei Unternehmensanleihen sehen wir in den kommenden Monaten nur noch geringes Potenzial dafür, dass sich die Risikoaufschläge weiter verringern. Die Renditedifferenzen gegenüber Benchmarkanleihen hatten sich bereits in IN KÜRZE den letzten Monaten deutlich eingeengt. Dennoch stellen sie weiterhin die Niveau der Staatsanleihenren- wesentliche Alternative zu den Staatsanleihen dar. Ähnliches gilt für Schwel- diten bleibt trotz Konjunktur- lenländeranleihen. Hier hat sich zum einen gezeigt, dass insbesondere chine- erholung auch 2021 wohl niedrig sische Yuan-Anleihen eine gute Realverzinsung und Diversifikation zeigen. Zum anderen bieten aber auch andere Lokalwährungs-Schwellenländeran- Staatsanleihen der Hauptmärkte leihen weiterhin interessante Opportunitäten. Das gilt vor allem, wenn im aus Rendite-Risiko-Perspektive nächsten Jahr wie von uns erwartet eine kräftige globale Konjunkturerho- unattraktiv lung einsetzt und der US-Dollar zur Schwäche neigt. Positive Aussichten für Schwellenländeranleihen CNY-Anleihen auch aus Diversi- fikationsgründen attraktiv ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 15
Aktienmärkte Die Aktien-Rally nach dem Corona-Schock präg- ten Titel von Unternehmen, die zu den Pandemie- Gewinnern zählten. Mit der Aussicht auf einen COVID-19-Impfstoff rücken zyklische Werte wieder in den Fokus. Damit gewinnen die Aktienmärkte, die von günstigen Rahmenbedingungen profitieren, an Breite. Reto Lötscher Leiter Finanzanalyse Ein turbulentes Jahr für Aktien neigt sich dem Ende entgegen. Ein Blick auf die ersten Monate des neuen Jahres lässt erwarten, dass das Umfeld für Aktien attraktiv bleibt. Die steigende Zahl an COVID-19-Neuinfektionen sorgt zwar für neue Eindämmungsmassnahmen. Diesen wird aber durch umfassende fiskalpolitische Interventionen entgegengewirkt. In den USA zum Beispiel erachten wir es als wahrscheinlich, dass sich die Parteien in den kommenden Wochen auf ein weiteres Fiskalpaket zur Stützung der Konjunktur einigen werden. Dank solcher Konjunkturpakete werden die negativen Folgen der Massnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie für die Aktien- märkte abgefedert. Die global expansive Geldpolitik wird vorderhand weitergeführt. Dadurch wer- den die Renditen für Obligationen auf tiefem Niveau verharren. Aktienmarkt- renditen bleiben damit im Vergleich zu Obligationenrenditen attraktiv. Ein Bewertungsmass für Aktien, das die Niveaus der Renditen an den Obligatio- nenmärkten mit einrechnet, ist die Risikoprämie. Je höher die Risikoprämie, desto attraktiver ist ein Aktienmarkt im Vergleich zum Obligationenmarkt. Die Risikoprämie für Schweizer Aktien gegenüber Schweizer Staatsanleihen liegt bei 5.7 % und der langjährige Durchschnittswert bei 5.4 %. Für den US- Aktienmarkt liegen die entsprechenden Werte bei 3.4 % und 3 %. Risikoprämie, CH-Aktien vs. CH-Staatsanleihen Gesamtrendite verschiedener Aktienmärkte in % in % 10 20 10 8 0 6 –10 –20 4 –30 Euro Stoxx 50 SPI FTSE 100 S&P 500 Topix MSCI EM 2 0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Gesamtrendite bis Ende Oktober Gesamtrendite ab November Risikoprämie Schweizer Aktien Durchschnitt seit 2000 Gesamtrendite seit Jahresbeginn 16 | ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021
Bevorzugte Aktiensektoren in einzelnen Regionen Aktienmarkt Bevorzugte Sektoren Schweiz Industrie, Versicherungen, zyklischer Konsum Eurozone Energie, Industrie, Versicherungen UK Energie, Grundstoffe USA Energie, Industrie, zyklischer Konsum Japan Industrie, zyklischer Konsum Schwellenländer Technologie Diese Kennzahlen sind ein Hinweis darauf, dass sowohl der Schweizer Aktien- markt als auch der US-Aktienmarkt im historischen Vergleich fair bewertet sind, obwohl sie sich in der Nähe historischer Kurshöchststände bewegen. Die Risikoprämien verdeutlichen auch, dass ein Vergleich zur Technologie- blase im Jahr 2000 trotz neuer Rekordkurse nicht angebracht ist. Die Rahmen- bedingungen für die Aktienmärkte sind angesichts des Tiefzinsumfeldes heute günstiger. Zudem sind auch die Gewinnmargen der Titel heute im Durch- schnitt stärker. Neue Perspektiven dank Impfstoff Seit Anfang November der erste Durchbruch bei einem COVID-19-Impfstoff vermeldet wurde, haben sich an den Aktienmärkten neue Perspektiven er- öffnet. Märkte, die aufgrund ihrer zyklischen Ausrichtung bis Ende Oktober wenig gefragt waren, finden nun mehr Anklang bei den Investoren. Zu den am besten rentierenden Aktienindizes im November zählten der Euro Stoxx 50 und der FTSE 100. Zyklische Sektoren wie Industrie, Grundstoffe, Energie oder zyklischer Konsum machen in den beiden Märkten 45 % bzw. 40 % aus. Zum Vergleich, im defensiven Schweizer Aktienmarkt haben diese Sektoren einen Anteil von rund 21 %. Rückschläge bei der Impfstoff-Entwicklung könnten die Märkte natürlich wieder in alte Muster zurückwerfen. Zykliker würden dann wieder Abgaben verzeichnen. Beim britischen Aktienmarkt schwingt die Hoffnung auf eine Einigung zwi- schen der EU und Grossbritannien in den Brexit-Verhandlungen mit. Wir erwarten, dass es dazu in letzter Minute kommen wird oder es zumindest ein klares Bekenntnis zur Vermeidung eines ungeordneten Austritts Gross- IN KÜRZE britanniens aus der Freihandelszone geben wird. Beide Ergebnisse haben in Rahmenbedingungen für Aktien unterschiedlicher Ausprägung das Potenzial, den FTSE 100 zu stützen. Die bleiben attraktiv Unsicherheiten bezüglich politischer Prognosen sind wie immer hoch. Impfstoff eröffnet zyklischen Zyklische Sektoren haben Aufholpotenzial Märkten neue Perspektiven Aus Sektorensicht eröffnen sich neue Investitionsgelegenheiten, wenn man Zyklische Sektoren mit Aufhol- wie wir davon ausgeht, dass die COVID-19-Impfstoffe im nächsten Jahr An- potenzial: Industrie, Öl und Gas wendung finden. sowie zyklischer Konsum Zu den Gewinnern dürften Sektoren zählen, die in der Krise von den Investo- Trend zu Digitalisierung setzt ren gemieden wurden. Die Situation wird sich zum Beispiel für Unternehmen sich fort, aber mit etwas lang- aus dem Tourismus- oder Reisesektor entspannen. Auch Unternehmen im Öl- samerer Dynamik als 2020 ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 17
und Gassektor sowie aus der Industrie könnten davon profitieren, dass sich die volkswirtschaftlichen Aussichten aufhellen. Für viele dieser zyklischen Unternehmen bedeutet dies, dass ein Ende der Nachfrageschwäche absehbar ist. Man muss sich aber dennoch bewusst sein, dass eine flächendeckende Versorgung mit Impfstoffen frühestens im ersten Halbjahr 2021 realistisch ist. Damit werden sich grundlegende Erfolge in den Ergebnissen der Unter- nehmen erst mittelfristig zeigen. Bis dahin wird vor allem Hoffnung einge- preist. Unternehmen, die vor einem beschleunigten Strukturwandel stehen (z.B. Teile des Einzelhandels, Tabakindustrie), werden trotz des Impfstoffs weiterhin schwierigen Zeiten entgegensehen. Das bedeutet aber nicht, dass die Wachstumstitel, die während der COVID-19- Krise profitiert haben, in Zukunft zu den Verlierern zählen. Wir erwarten, dass die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten 2021 an Breite gewinnt. Dies wird durch den «Stay-at-home»-Index Europa der LUKB verdeutlicht. Dieser beinhaltet Titel, die davon profitiert haben, dass die Menschen zu Hause blei- ben mussten. Der Index enthält unter anderem Zalando und Logitech. Seit Mitte des Jahres hat sich der «Stay-at-home»-Index Europa im Vergleich zum breiten Europe Stoxx 600 deutlich besser entwickelt. Die Bekanntgabe der positiven Impfstoffstudien haben im November inner- halb weniger Tage dazu geführt, dass der «Stay-at-home»-Index Europa deut- lich an Boden verlor, während der breite Europe Stoxx 600 klar zulegte. Der negative Trend unseres Index hat sich aber schnell wieder stabilisiert, und wir gehen auch für die Zukunft davon aus, dass der Index seine Aufwärtsbe- wegung fortsetzt. Viele enthaltene Titel profitieren von langfristigen struktu- rellen Trends. Diese haben sich während des Lockdowns beschleunigt (z.B. Online-Shopping oder Homeoffice). Sie sind mit dem Ende der Krise nicht vorbei. Wir erwarten, dass sich dieser Trend langfristig fortsetzt, vermutlich aber mit geringerem Wachstum als in den vergangenen Monaten. Zykliker haben zurzeit das bessere Momentum. Gewinnerwartungen ausgewählter Märkte für 2021 Stay-at-home-Index Europa vs. Stoxx Europe 600 indexiert, Feb 2020 = 100 indexiert, Jul 2020 = 100 105 120 100 115 95 110 90 105 85 100 80 75 95 70 90 Feb 2020 Apr 2020 Jun 2020 Aug 2020 Okt 2020 Jul 2020 Aug 2020 Sep 2020 Okt 2020 Nov 2020 Schweiz Schwellenländer USA Eurozone Grossbritannien Stay-at-home-Index Europa Stoxx Europe 600 Index 18 | ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021
Währungen Der US-Dollar hat in den vergangenen Monaten aufgrund des gesunkenen Zinsvorteils und stei- gender US-Verschuldung bei Investoren deutlich an Attraktivität eingebüsst. Die Währung ist aus unserer Sicht weiterhin überbewertet und dürfte u.a. wegen der lockeren Geldpolitik der Fed auch künftig unter Druck bleiben. Josh Bouchard Investment-Stratege Bis zum Beginn des Jahres 2020 stand der US-Dollar in globalen Portfolios klar im Vordergrund. Die Währung erschien wegen der stärkeren Real- wirtschaft und des höheren Zinsniveaus attraktiver, was Anleger auf der Suche nach höheren Renditen anlockte. Diese Geldzuflüsse über die letzten Realer Aussenwert des USD Jahre bewirkten eine Aufwertung des USD auf überbewertete Niveaus. gegenüber Handelspartnern Über- bzw. Unterbewertung in % Seither hat sich das Umfeld jedoch komplett geändert. Als Reaktion auf 30 die Krise haben die Notenbanken der Welt ihre Geldpolitik stark gelockert. Vor allem die US-Fed hat durch ihre Zinssenkungen und die Umsetzung 20 eines riesigen Anleihenkaufprogramms aussergewöhnlich viel Liquidität in 10 die Wirtschaft gepumpt, um die Konjunktur zu stützen. Die Märkte haben auf den Rückgang des Zinsvorteils reagiert und das Niveau der US-Währung 0 neu bewertet, insbesondere im Vergleich zum Schweizer Franken, aber auch –10 zum Euro. –20 Die Möglichkeit einer «blauen Welle», d.h. einer Kontrolle von Kongress und 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Präsidentschaft durch die Demokraten, liess im Vorfeld der US-Wahlen einen weiteren Rückgang des US-Dollars erwarten. Zwar ist diese nicht ein- Realer Aussenwert des US-Dollars getreten. Dennoch bleibt der Ausblick für den Dollar ungünstig: So könnten die US-Zölle gegenüber China gelockert werden, was tendenziell abschwä- chende Effekte auf den USD hätte. Ein mögliches Ausbleiben eines Fiskal- pakets könnte dazu führen, dass die Fed die Situation entschärfen müsste, was ebenfalls negativ für den USD wäre. Daneben stehen die USA vor gros- IN KÜRZE sen Herausforderungen und enormen Schulden, die wahrscheinlich durch Die Attraktivität des USD als lockere Geldpolitik und tiefere Renditen angegangen werden müssen. Anlagewährung hat abgenom- men, was bereits zu einer Obwohl die Corona-Krise die Konjunktur etlicher Industrieländer in ver- Abwertung führte gleichbarem Ausmass in Mitleidenschaft zog, traf sie die USA in einer Situa- Wir schätzen den USD auch tion einer überbewerteten Währung (Abbildung rechts). Während der auf dem aktuellen Niveau noch US-Dollar bereits etwas abgewertet hat, gehen wir davon aus, dass der als überbewertet ein Abwärtstrend noch länger anhalten dürfte, solange die Geldpolitik so locker und der Ausblick für die Verschuldung so ungünstig bleiben. Währungen Für die kommenden Monate er- von Ländern mit stärkerem Wachstum und/oder einem besseren fiskalpoli- warten wir aufgrund der locke- tischen Ausblick (z.B. China, Teile von Asien, die Schweiz) sollten dagegen ren Fed-Politik und steigenden weiterhin profitieren. US-Staatsverschuldung weiteren Abwertungsdruck beim USD ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 19
Immobilien Schweizer Immobilienfonds sind relativ gut durch die Corona-Krise gekommen und bleiben aufgrund ihrer defensiven Eigenschaften weiterhin interes- sant. Bei gelisteten internationalen Immobilienanla- gen gilt es, Sektoren mit strukturellen Nachteilen zu vermeiden. Schweizer Immobilienfonds sind vergleichsweise gut durch die Corona-Krise Tom Eyer und den dadurch ausgelösten Wirtschaftseinbruch gekommen. Seit Jahres- Analyst Immobilienanlagen anfang notiert der breite Immobilienfondsindex 4.5 % im Plus. Insbesondere Wohnimmobilienfonds verzeichneten deutliche Kursgewinne (+14.2 %), da sie kaum von Mieteinnahmeausfällen betroffen waren und als defensive Anlage gesucht wurden. Auch bei den gemischten Immobilienfonds, welche Wohn- und Gewerbeliegenschaften vermieten, hielten sich die Mieteinnahmeausfälle in Grenzen. Nachfrageüberhang nach Wir gehen weiterhin von einem guten Ausblick vor allem für Schweizer städtischem Wohnraum Wohnimmobilienfonds aus. Zwar hat die Zahl frei stehender Wohnungen im hält an schweizweiten Durchschnitt im Jahr 2020 erneut leicht zugelegt und dürfte auch im nächsten Jahr steigen. Der Nachfrageüberhang nach Wohnraum in den Städten bleibt aber bestehen. Dies hat zur Folge, dass die Leerstandsquote in den Städten unverändert tief bleiben wird und es bei Wiedervermietungen zu Preissteigerungen kommen dürfte. Davon werden insbesondere die Fonds profitieren, die über Immobilien an sehr guten städtischen Standorten verfü- gen. Bei kommerziellen Liegenschaften, welche auch Bürogebäude umfas- sen, sind die negativen Auswirkungen der Pandemie wegen Faktoren wie des Trends zum Homeoffice je nach Sektor noch länger spürbar. Vor dem Hinter- grund, dass die Corona-Pandemie noch nicht vorüber ist und vermutlich auch Perfomance ausgewählter Immobilienanlagen Differenz Ausschüttungsrendite Schweizer Jan 2020 = 100, in Lokalwährung Immobilienfonds vs. Schweizer Staatsanleihen 120 5% 110 4% 100 3% 90 2% 80 70 1% 60 0% 50 –1% –2% Jan 2020 Mär 2020 Mai 2020 Jul 2020 Sep 2020 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Schweizer Wohnimmobilienfonds Schweizer Immobilienfonds Rendite CH-Immobilienfonds Rendite 7–10-jährige Staatsanleihen Europäische REITs US-REITs Rendite-Differenz 20 | ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021
strukturelle Änderungen bei der Büroflächennachfrage mit sich bringt, emp- fehlen wir weiterhin, Wohnimmobilienfonds und gemischte Immobilienfonds gegenüber kommerziellen Immobilienfonds vorzuziehen. Die stabilen Mieteinnahmen und die damit möglichen Ausschüttungen ma- Schweizer Immobilienfonds chen Schweizer Immobilienfonds bis zu einem gewissen Grad als Substitut bieten attraktive Alternative für CHF-Obligationen guter Bonität interessant, zumal Letztere kaum positive zu CHF-Obligationen Renditen abwerfen. So liegt die Differenz der Ausschüttungsrendite von Immo- bilienfonds zur Rendite von CHF-Obligationen guter Bonität im Durchschnitt bei 3 Prozentpunkten, was unverändert einen attraktiven Wert darstellt. An- gesichts des anhaltenden Anlagenotstands bei defensiven Schweizer Anlagen dürfte die Nachfrage nach Schweizer Immobilienfonds in den kommenden Quartalen hoch bleiben und das Risiko von grösseren Kurskorrekturen ge- ring sein. Dies obwohl die Bewertung der Immobilienfonds je nach Kriteri- um erhöht ist. Vergleicht man beispielsweise die aktuellen Agios (Verhältnis Fondskurs zu Nettoinventarwert) mit ihrem fünfjährigen Mittelwert, so liegt die Bewertung der Immobilienfonds aktuell über dem Durchschnitt, aber nicht massiv. US- und europäische Immobilien-Aktien (Real Estate Investment Trusts, REITs) Klingt die Corona-Krise ab, haben unter der Corona-Krise bzw. dem damit verbundenen Wirtschaftsein- dürften unter Druck geratene bruch stark gelitten. Gerade Immobilienunternehmen, die in Einkaufszentren, Immobiliensektoren Fahrt Hotels, Kongressgebäude usw. investiert sind, bekamen die Auswirkungen aufnehmen der Lockdowns kräftig zu spüren und erlitten heftige Kursverluste. Kaum be- troffen waren dagegen Segmente wie Datenzentren, Logistik oder Infrastruk- tur. Die in diesen Segmenten tätigen Immobilienunternehmen verzeichneten sogar Kurssteigerungen. Die Kurse von Immobilienaktien haben von tiefem Niveau aus kräftig angezogen, nachdem im November positive Studiendaten zu COVID-19-Impfstoffen veröffentlicht wurden. Mit dem Ausblick auf wirk- same Impfstoffe steigt die Wahrscheinlichkeit auf eine Normalisierung der Wirtschaft und des Alltags in den kommenden Quartalen. Von dieser Nor- malisierung profitieren insbesondere Immobiliensegmente wie Einkaufs- zentren, Industrie und Tourismus. Diese sind in der Krise besonders unter IN KÜRZE Druck geraten, weisen nun aber höheres Kurspotenzial auf. Allerdings bleibt CH-Immobilienfonds stellen der strukturelle Gegenwind zum Beispiel aus der Digitalisierung in einigen ein interessantes Substitut zu Segmenten (Einzelhandel, Büroflächen) künftig unverändert bestehen. CHF-Anleihen guter Bonität dar Wohnimmobilienfonds bevorzugen Bei internationalen Immobilien- anlagen besteht weiteres Erholungspotenzial nach Ende der Pandemie Struktureller Wandel als Belastungsfaktor für einzelne Sektoren ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021 | 21
MARKTÜBERBLICK Die Finanzmärkte weisen von Jahresbeginn bis Ende No- märkte (Euro Stoxx 50, FTSE 100) liegen dagegen im Mi- vember 2020 eine insgesamt solide Performance auf. Die nus. Schweizer Immobilienfonds weisen ebenfalls eine meisten Staatsanleihenmärkte konnten erneut eine leicht sehr erfreuliche Entwicklung auf, während internationa- positive Gesamtrendite erzielen. Bei den Aktienmärkten le Immobilienaktien noch unter dem Niveau vom Jahres- stechen vor allem die Märkte mit einem höheren Ge- start liegen. Bei den Rohstoffen konnten Gold und Kupfer wicht der Technologieaktien (zum Beispiel der S&P 500 zulegen, der Ölpreis sank dagegen markant. Der US-Dol- und der chinesische CSI 300) hervor. Zyklische Aktien- lar war von den Hauptwährungen am schwächsten. Performance ausgewählter Finanzmarktindizes Die dargestellten Rendite-Zahlen sowie Erwartungen beziehen sich auf die jeweilige Lokalwährung. Performance–Rückblick Unsere Erwartung 30.11.20 2020 2019 2018 1 Jahr 5 Jahre 10 Jahre 6–9 Monate Geldmarkt CHF 3M Geldmarkt 210.4 –0.4 –0.5 –0.5 –0.5 –2.5 –2.8 n Staatsanleihen Schweiz (CHF) 200.1 1.2 3.9 0.4 –0.4 4.5 27.0 n Eurozone (EUR) 281.5 4.6 6.3 0.9 3.6 14.8 54.0 n Grossbritannien (GBP) 312.8 7.1 7.2 0.5 5.5 27.9 73.8 n USA (USD) 2’524.6 8.2 6.8 0.9 7.6 19.9 36.8 n USA inflationsgeschützt (USD) 348.3 9.7 8.4 –1.3 10.1 25.2 42.4 n China (CNY) 195.7 2.4 5.1 9.5 3.1 20.5 51.7 x Unternehmensanleihen CHF-denominiert 186.2 0.2 2.4 –0.3 –0.3 3.3 21.0 n Global (USD) 303.7 9.0 11.5 –3.6 10.0 32.4 56.5 n EM-Anleihen Hartwährung 460.5 5.3 12.1 –3.0 7.0 35.2 71.8 x Lokalwährung 148.4 2.9 9.5 –3.4 5.7 29.7 30.5 x Aktienindizes SMI 10’476.4 2.1 30.2 –7.0 3.3 38.0 127.1 n SPI 13’003.4 1.3 30.6 –8.6 2.6 40.7 126.4 n S&P 500 (USD) 3’621.6 14.0 31.5 –4.4 17.5 90.4 269.0 n FTSE 100 (GBP) 6’266.2 –14.4 17.3 –8.7 –12.0 19.4 62.2 x Euro Stoxx 50 (EUR) 3’492.5 –4.3 29.3 –11.3 –3.1 19.0 86.4 x TOPIX (JPY) 1’754.9 4.3 18.1 –16.0 5.8 22.8 152.4 n CSI 300 (CNY) 4’960.3 23.6 39.2 –23.6 32.3 53.9 95.0 x MSCI World (USD) 2’583.1 11.7 28.4 –8.2 15.1 70.7 173.7 n MSCI EM (USD) 1’205.1 10.5 18.9 –14.2 18.8 67.2 44.7 x Immobilien Schweizer Immobilienfonds 194.0 4.5 20.7 –5.3 5.7 39.3 83.8 n REITs Global (USD) 138.3 –11.5 22.9 –4.9 –11.0 20.1 83.6 n Rohstoffe Gold (USD) 1’774.4 16.7 18.7 –1.7 21.4 66.5 27.9 x Öl (Brent) (USD) 47.7 –28.1 24.8 –20.2 –23.8 8.2 –45.3 x Kupfer (USD) 7’569.3 23.1 3.4 –17.5 29.5 63.0 –12.5 n Devisen EUR/CHF 1.083 –0.4 –3.5 –3.7 –1.7 –0.8 –17.4 n USD/CHF 0.909 –6.1 –1.4 0.7 –9.1 –11.4 –9.3 n EUR/USD 1.196 6.6 –1.8 –4.8 8.5 12.8 –8.4 n GBP/USD 1.335 0.8 4.0 –5.9 3.2 –11.3 –14.3 n USD/JPY 104.275 –4.0 –0.9 –2.6 –4.8 –15.1 23.8 n USD/CNY 6.574 –5.5 1.2 5.7 –6.5 2.7 –1.3 n ¢ 20% Pfeile für die Markteinschätzung: bei Aktien Abweichung von mehr als ±5 %, bei allen anderen Anlagen: ±3 % 22 | ANLAGEPOLITIK | 1. Quartal 2021
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